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Daten ohne Schutz: Gläserne Belegschaften? Gläserne Betriebe ...

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5. dtb-Forum für Arbeitnehmervertreter 2010<br />

<strong>Daten</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Schutz</strong>:<br />

Gläserne <strong>Belegschaften</strong>?<br />

Gläserne <strong>Betriebe</strong>!<br />

Neue Technik, neues Recht – der Aufbruch in eine neue<br />

Dimension jetzt auch im Arbeitnehmerdatenschutz?<br />

9.–11. November 2010 in Kassel<br />

Gerhart Baum Wolfgang Däubler Thilo Weichert Ulrike Schramm-<br />

De Robertis<br />

Thomas Hoeren Thomas Leif


5. dtb-Forum für Arbeitnehmervertreter 2010<br />

<strong>Daten</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Schutz</strong>:<br />

Gläserne <strong>Belegschaften</strong>?<br />

Gläserne <strong>Betriebe</strong>!<br />

Neue Technik, neues Recht – der Aufbruch in eine neue<br />

Dimension jetzt auch im Arbeitnehmerdatenschutz?<br />

9.–11. November 2010 in Kassel


Inhaltsverzeichnis<br />

Interview<br />

mit Ulrike Schramm-de Robertis .................................................................................................................................. 4<br />

Thilo Weichert:<br />

Freiheit statt Angst – Arbeitnehmerdatenschutz – Klarheit für Unternehmen und Beschäftigte ......... 6<br />

Thilo Weichert:<br />

Stellungnahme des Unabhängigen Landeszentrums für <strong>Daten</strong>schutz Schleswig-Holstein<br />

zum Gesetzesentwurf der Bundesregierung zur Regelung des Beschäftigtendatenschutzes ................... 18<br />

Gerrit Wiegand, Jens Mösinger:<br />

Der Chef surft mit ............................................................................................................................................................. 29<br />

Marie-Theres Tinnefeld · Thomas Petri · Stefan Brink:<br />

Aktuelle Fragen um ein Beschäftigtendatenschutzgesetz ................................................................................. 51<br />

Dr. Eberhard Kiesche · Matthias Wilke<br />

Gemeinsam handeln! Zur Zusammenarbeit von <strong>Daten</strong>schutzbeauftragtem und Betriebsrat .............. 60<br />

Dr. Eberhard Kiesche · Matthias Wilke<br />

SAP-Vereinbarungen am system überprüfen .......................................................................................................... 63<br />

Dr. Eberhard Kiesche · Matthias Wilke<br />

<strong>Daten</strong>schutz durch <strong>Daten</strong>vermeidung und <strong>Daten</strong>sparsamkeit<br />

Die neuen Regelungen im Bundesdatenschutzgesetz ........................................................................................ 69<br />

Dr. Eberhard Kiesche · Matthias Wilke<br />

Der <strong>Daten</strong>schutz-Leitfaden SAP ERP 6.O ................................................................................................................... 77<br />

Gesetzentwurf der Bundesregierung<br />

Entwurf eines Gesetzes zur Regelung des Beschäftigtendatenschutzes ....................................................... 78<br />

Stellungnahme des DGB<br />

zum Entwurf eines Gesetzes zur Regelung des Beschäftigtendatenschutzes ............................................. 132<br />

Stellungnahme des BDA<br />

zum Entwurf eines Gesetzes zur Regelung des Beschäftigtendatenschutzes ............................................. 132<br />

Stellungnahme des Deutschen Richterbundes<br />

zum Referentenentwurf des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales ................................................. 152<br />

Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) 2009 ............................................................................................................................... 155<br />

3


Interview<br />

FRAGE Frau Schramm-de Robertis, es gibt kaum<br />

Betriebsräte bei Lidl, vielmehr hat das Unternehmen<br />

den Ruf, die Gründung von Betriebsräten systematisch<br />

zu verhindern. Sie sind Betriebsrätin und gleichzeitig<br />

Filialleiterin. Wie haben Sie das geschaff t?<br />

ANTWORT Alle 17 Mitarbeiter in der Filiale haben<br />

zusammengehalten und sich solidarisiert, obwohl<br />

wir wussten, was auf uns zukommen kann – nämlich<br />

dass wir alle entlassen werden können. Wir haben uns<br />

aber entschlossen, dass wir nicht mehr unter diesen<br />

Arbeitsbedingungen arbeiten. Ich habe zu meinen<br />

Mitarbeiterinnen gesagt, wir können nicht immer<br />

davonlaufen, wir müssen versuchen, die Situation<br />

an unserem Arbeitsplatz zu ändern. Weil wir hart<br />

geblieben sind, hatte Lidl gar keine andere Wahl als<br />

einzulenken. Schließlich haben wir nur unsere Rechte<br />

wahrgenommen.<br />

FRAGE Hat sich Lidl damit abgefunden oder wurden Sie<br />

in Ihrer Arbeit als Betriebsrätin behindert?<br />

ANTWORT Im Großen und Ganzen funktioniert die<br />

Zusammenarbeit heute gut. Man sucht auch das Gespräch<br />

mit mir. Also ich war noch nicht auf dem Arbeitsgericht<br />

und musste noch kein Beschlussverfahren beantragen.<br />

Ganz am Anfang haben sich meine Vorgesetzten aber<br />

schwer getan, manchmal ist das auch heute noch der Fall.<br />

Denn gibt hin und wieder Entscheidungen, die sie alleine<br />

treff en, obwohl ich Mitspracherechte hätte. Aber das sage<br />

ich ihnen dann. Ich habe keine Angst mehr.<br />

FRAGE Was hat sich dadurch für Sie und Ihre Kolleginnen<br />

in der Filiale geändert?<br />

ANTWORT Dass das Arbeitsgesetz eingehalten wird. Elf<br />

Stunden Ruhepause, keine Schikanen mehr, sondern ein<br />

normaler Umgangston, keine Arbeit mehr auf Abruf, und<br />

dass Überstunden bezahlt werden. Das Wichtigste für uns<br />

war, dass wir <strong>ohne</strong> Angst arbeiten konnten.<br />

FRAGE Lidl ist seit Jahren wegen Missachtung von<br />

Arbeitnehmerrechten und Willkür von Vorgesetzten in der<br />

Kritik. Sie schreiben in Ihrem Buch, dass Sie Lidl früher jede<br />

Sauerei zugetraut haben. Gilt das immer noch?<br />

ANTWORT Nein. Meiner Meinung nach kann sich Lidl<br />

das nicht mehr erlauben, denn der Discounter ist so oft<br />

in der Öff entlichkeit und muss auch wettbewerbsfähig<br />

bleiben. Ich habe den Arbeitgeber drauf aufmerksam<br />

gemacht: So geht man nicht mit den Mitarbeitern um. Das<br />

ist doch nichts Schlimmes. Es kümmert sich ja niemand um<br />

Missstände, es geht immer nur um Gewinn und Umsatz.<br />

4<br />

Das war das Manko bei Lidl. Dabei sind die Mitarbeiter<br />

doch das Herzstück.<br />

FRAGE Das Unternehmen hat schon lange einen<br />

schlechten Ruf und der Skandal um Krankheitsdaten und<br />

die Spitzelaff äre haben noch mehr geschadet. Warum<br />

haben Sie sich bei Lidl beworben und arbeiten immer<br />

noch dort?<br />

ANTWORT Ich war bei Kik und wollte mich verbessern<br />

und wurde über den Tisch gezogen. Man fi ndet ja selten<br />

Familienbetriebe, wo man als Filialleiterin arbeiten<br />

kann, denn Konzerne und Discounter beherrschen den<br />

Einzelhandel. Ich kam durch meine Freundin zu Lidl, die<br />

sagte: „Du musst zwar auch wieder Überstunden machen,<br />

aber die zahlen wenigstens Tarifl ohn.“ Den hatte ich bei<br />

Kik nicht.<br />

FRAGE Lidl hat kurz vor Erscheinen Ihres Buches Ende<br />

Februar einen Vorstoß in Sachen Mindestlohn gemacht.<br />

Glauben Sie, dass das ein Ablenkungsmanöver war, oder<br />

würde Lidl von einem Mindestlohn profi tieren?<br />

ANTWORT Lidl zahlt Tarifl öhne, die höher liegen als<br />

ein Mindestlohn. Ich denke das war ein Vorstoß, um das<br />

Lohndumping zu unterbinden. Tarifl ohn ist super, aber es<br />

kommt darauf an, ob man auch die tarifl ich festgelegte<br />

Arbeitzeit arbeitet oder mehr.<br />

FRAGE Mit einem Korruptionsexperten will Lidl<br />

nun für mehr Off enheit im Unternehmen sorgen.<br />

Alle Mitarbeiter in Deutschland können sich an einen<br />

ehemaligen Staatsanwalt wenden, wenn sie Hinweise<br />

auf Unregelmäßigkeiten oder Korruption haben. Ist das<br />

nur ein Feigenblatt in Sachen Image oder bringt das Ihrer<br />

Meinung nach was?<br />

ANTWORT Das Schreiben habe ich auch bekommen.<br />

Ich als Betriebsrat habe es für unsere Filiale abgelehnt,<br />

dass sich die Mitarbeiter an diesen Korruptionsexperten<br />

wenden, weil ich damit die Ordnung im Betrieb<br />

gefährdet sehe. Ich sehe darin nämlich eine Bespitzelung<br />

untereinander. Jeder bespitzelt jeden, und wir brauchen<br />

wir keine Kameras mehr. Ich will mal ein Beispiel nennen:<br />

Jemand kann den anderen nicht leiden und schwärzt<br />

ihn dann bei dem Korruptionsexperten an, nach dem<br />

Motto, da nimmt einer immer irgendwelche Unterlagen<br />

mit. Für mich ist das ein Desaster, denn jeder kann jeden<br />

anschwärzen und damit ist das Misstrauen noch größer –<br />

auch wenn es von Lidl gut gemeint sein mag.<br />

FRAGE Wurden Sie in Ihrer Filiale auch überwacht?


ANTWORT Nein. Wir hatten ja einen Betriebsrat und<br />

damit Mitbestimmungsrecht. Wir haben die Kameras<br />

abgelehnt und wegen möglicher Inventurdiff erenzen auf<br />

andere Methoden gesetzt.<br />

FRAGE Die Gewerkschaft Verdi hat schon vor Jahren<br />

das Schwarzbuch Lidl herausgegeben – Motto: Billig auf<br />

Kosten der Beschäftigten. Ist das heute noch so?<br />

ANTWORT Zur Zeit nicht. Lidl hat sich gebessert, der<br />

Umgangston hat sich verändert. Man versucht auch, fair<br />

miteinander umzugehen. Davon profi tieren alle.<br />

FRAGE Was müsste Lidl tun, um das Image aufzupolieren?<br />

ANTWORT Wie gesagt, man versucht fair mit den<br />

Mitarbeitern umzugehen. Für mich ist aber entscheidend,<br />

ob das langfristig gelingt, also nachhaltig ist. Es gibt<br />

keine unabhängige Institution bei Lidl. Bei langjährigen<br />

Mitarbeitern kann ich mir es noch vorstellen, denn Sie<br />

haben die schlimmen<br />

Arbeitsbedingungen mitgemacht, wenn man etwas sagt,<br />

hat man mehr Probleme als vorher. Der Vorteil in unserer<br />

Filiale ist, dass wir einen Betriebsrat haben. Die Mitarbeiter<br />

haben Vertrauen, kommen zu mir und ich muss reagieren<br />

und helfen. Ich nehme dafür gerne einen Vergleich: Die<br />

Feuerwehr ist eine ständige Einrichtung – und nicht nur,<br />

wenn es brennt. So sollte es auch im Betrieb sein – es sollte<br />

eine ständige Einrichtung geben, an die sich Mitarbeiter<br />

<strong>ohne</strong> Angst wenden können. Die Möglichkeit dazu gibt es,<br />

indem Betriebsräte gewählt werden.<br />

FRAGE Die sind aber rar. Sie sind eine von weniger als<br />

zehn Betriebsräten in über 3500 Lidl-Filialen. Bald sind<br />

Betriebsratswahlen. Glauben Sie, dass ein Ruck durch die<br />

Belegschaft geht und es bei Lidl bald mehr Betriebsräte gibt?<br />

ANTWORT Nein. Wir wenigen Betriebsräte haben<br />

eigentlich dafür gesorgt, dass es besser wird im<br />

Unternehmen – durch unsere Gründungen und die<br />

Aufmerksamkeit, die wir erreichten. Lidl hat darauf reagiert.<br />

Offi ziell heißt es bei Lidl, dass Betriebsräte gegründet<br />

werden können und jeder wählen kann. Bei den ersten<br />

Betriebsräten gab es aber Repressalien. Manche fragten<br />

sich daraufhin, warum sollte man sich das jetzt antun.<br />

FRAGE Wenn Sie auf ihr Berufsleben zurückblicken<br />

– einschließlich der Zeit bei Kik und Plus – was war die<br />

schlimmste Erfahrung?<br />

ANTWORT Dass man einen Menschen ganz<br />

runterziehen kann, sein Selbstwertgefühl zerstören,<br />

ihm die Würde nehmen. Und das wurde bei mir bei Lidl<br />

gemacht und auch bei meinen Mitarbeitern. Und das<br />

Schlimme war, dass man als Chefi n nicht helfen konnte,<br />

wenn einer gedemütigt wurde.<br />

FRAGE Woher haben Sie die Kraft genommen, sich zu<br />

wehren und für den Betriebsrat zu kandidieren?<br />

ANTWORT Die Kraft habe ich aus meinen Kindern<br />

geschöpft. Ich habe fünf Kinder zu ernähren und musste<br />

arbeiten. Ich war an einem Punkt angelangt, an dem ich<br />

gesagt habe, es geht nicht mehr. Man kann nur versuchen,<br />

die Situation zu ändern, dass wir nicht mehr gedemütigt<br />

und Gesetze eingehalten werden.<br />

FRAGE Gibt es auch Positives?<br />

ANTWORT Wir sind das gallische Dorf. So werden<br />

wir teilweise behandelt. Es haben sich schon mehrere<br />

Mitarbeiter für höhere Positionen oder für andere Märkte<br />

beworben. Von der Regionalgesellschaft gab es dann aber<br />

immer wieder komische Ausreden. Ich denke daher man<br />

hat Angst, dass eine von uns die Mitarbeiter in der neuen<br />

Filiale dazu bewegen könnte, auch einen Betriebsrat zu<br />

wählen.<br />

FRAGE Aber im Alltag lebt es sich ganz gut im gallischen<br />

Dorf - oder?<br />

ANTWORT Ja, aber das haben wir erreicht, weil wir<br />

uns getraut haben, Rechte, die uns zustehen, von Lidl<br />

einzufordern. Wir arbeiten gerne bei Lidl, aber wir möchten<br />

auch von den nächsten Vorgesetzten als Mensch und<br />

Mitarbeiter behandelt werden und nicht als Sklaven – so<br />

wurden wir ja teilweise gehalten.<br />

aus: Stuttgarter Nachrichter, Juni 2010<br />

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18<br />

Stellungnahme des Unabhängigen<br />

Landeszentrums für <strong>Daten</strong>schutz<br />

Schleswig-Holstein<br />

zum Gesetzesentwurf der<br />

Bundesregierung<br />

zur Regelung des<br />

Beschäftigtendatenschutzes<br />

(BR-Drs. 535/10), Stand 12.10.2010<br />

Der durch die Bundesregierung vorgelegte Entwurf eines<br />

Beschäftigtendatenschutzgesetzes als Teil des Bundesdatenschutzgesetzes weist<br />

neben handwerklichen Fehlern gravierende inhaltliche Defizite auf. Es verstößt in<br />

einzelnen Regelungen gegen europarechtliche und gegen verfassungsrechtliche<br />

Vorgaben. Er geht auf die Absichtserklärung des Koalitionsvertrages auf<br />

Bundesebene von CDU, CSU und FDP vom Herbst 2009 zurück, wo es heißt: "Wir<br />

setzen uns für eine Verbesserung des Arbeitnehmerdatenschutzes ein und wollen<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Bespitzelungen an ihrem Arbeitsplatz wirksam<br />

schützen." Diese politische Absichtserklärung, die abgegeben wurde angesichts<br />

einer Vielzahl von <strong>Daten</strong>schutzskandalen im Arbeitsbereich in den Jahren 2008 und<br />

2009, wird mit dem Entwurf leider nicht erreicht. Der Entwurf zielt darauf ab,<br />

Arbeitgebern umfangreiche Eingriffsrechte in die Persönlichkeits- und Freiheitsrechte<br />

der Beschäftigten an die Hand zu geben. Diese führen teilweise zu einer<br />

Legalisierung der in der Vergangenheit als Skandale bekanntgewordenen Praktiken,<br />

also von bisher eindeutig rechtswidrigen und von der öffentlichen Meinung<br />

abgelehnten Kontrollmaßnahmen durch Arbeitgeber.<br />

Mit dem Beschäftigtendatenschutzrecht wird eine spezifische Form des<br />

Arbeitsrechtes normiert. Dem Entwurf gelingt es leider nicht, das <strong>Daten</strong>schutzrecht<br />

und das individuelle wie das kollektive Arbeitsrecht wirksam zusammenzuführen.<br />

Tatsächlich gibt es regelungsbedürftige Gemengelagen, z. B. hinsichtlich von<br />

Verwertungsverboten, kollektiver Regelungs- oder auch Klagemöglichkeiten oder<br />

Transparenzanforderungen.<br />

Der Gesetzesentwurf ist von einem grundsätzlichen Argwohn von Arbeitgebern<br />

gegenüber ihren Beschäftigten geprägt. Das für eine nachhaltige<br />

Beschäftigungsbeziehung erforderliche Vertrauen zwischen den Beteiligten wird<br />

dadurch nicht gefördert. Der Entwurf legalisiert – oft unter Missachtung des<br />

Verhältnismäßigkeitsgrundsatzes – die Überwachung und Kontrolle von<br />

Beschäftigten durch Arbeitgeber. Er kann damit dazu beitragen, eine Atmosphäre<br />

des Misstrauens zu schüren.<br />

Der Entwurf zur Regulierung des Beschäftigtendatenschutzes wählt, anders als<br />

bisher regelmäßig vorgeschlagen, eine Normierung im


Bundesdatenschutzgesetzes. Zwar wird dadurch klar gestellt, dass neben diesen<br />

speziellen Normen auch Regelungen des allgemeinen <strong>Daten</strong>schutzes anwendbar<br />

bleiben. Dieser eher unbedeutende Vorteil wird aber mit einer Vielzahl von<br />

Nachteilen erkauft: Ein separates Beschäftigtendatenschutzgesetz wäre gegenüber<br />

Arbeitgebern und Arbeitnehmern leichter vermittelbar; eine Regulierung im BDSG (§§<br />

32 bis 32l) erleichtert weder die Vermittlung in der Praxis noch deren Anwendung<br />

(z. B. als Aushang für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer). Die Aufnahme von<br />

Spezialmaterien ins BDSG führt zu einer zunehmenden Unübersichtlichkeit und<br />

Unverständlichkeit des Gesamtgesetzes.<br />

Der Gesetzesentwurf lässt ein zentrales und in der Praxis zunehmendes Problem<br />

bewusst ungeregelt (siehe Begründung S. 1): die Übermittlung von<br />

Beschäftigtendaten innerhalb eines Konzerns und im internationalen Kontext. Die<br />

aufsichtsbehördliche Praxis zeigt, dass gerade insofern bei den Unternehmen, im<br />

Mittelstand wie in der Großindustrie, große Unsicherheit herrscht. Es ist<br />

wünschenswert, diese Rechtsunsicherheit zu beenden. Befugnisse zur<br />

<strong>Daten</strong>übermittlung in Konzernen sollten nicht generell im <strong>Daten</strong>schutzrecht<br />

eingeräumt werden, sondern spezifisch, z.B. bzgl. der <strong>Daten</strong> von Beschäftigten,<br />

denen die Konzerneingebundenheit ihres Unternehmens regelmäßig transparent ist.<br />

Der Entwurf lässt viele weitere u. E. regelungsbedürftige Fragen ungeregelt, so<br />

z. B. die Zulassung von kollektivrechtlichen Klagemöglichkeiten, die Durchführung<br />

von Tele- bzw. Heimarbeit, die private Nutzung von<br />

Telekommunikationseinrichtungen oder ein strukturiertes Verfahren des<br />

Whistleblowing. Bei den meisten der genannten Themen geht es um eine Klärung<br />

und Verbesserung der Rechtslage für alle Beteiligten, also Arbeitnehmer- wie<br />

Arbeitgeberschaft.<br />

Rechtlich unklar ist, inwieweit der Entwurf Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst<br />

von Ländern und Kommunen erfassen soll.<br />

Der Entwurf soll Gegenstand der Beratungen des Ausschusses für Innere<br />

Angelegenheiten des Bundesrates voraussichtlich Ende Oktober sein. Das<br />

Unabhängige Landeszentrum für <strong>Daten</strong>schutz Schleswig-Holstein (ULD) schlägt<br />

Änderungen des Gesetzesentwurfes vor. Diese werden im Folgenden dargestellt und<br />

begründet.<br />

Einzelanmerkungen<br />

§ 3 Abs. 12<br />

Die Norm, wonach personenbezogene <strong>Daten</strong> von Beschäftigten „Beschäftigtendaten“<br />

sind, lässt einen Regelungsinhalt vermissen. Eine Bezugnahme und Eingrenzung bei<br />

der Definition des Begriffs „Beschäftigtendaten“ auf <strong>Daten</strong> aus bzw. im<br />

Beschäftigungsverhältnis ist hinsichtlich der Intention des Entwurfes sinnvoll. Nach<br />

der vorliegenden Definition werden – wohl unbeabsichtigt - auch <strong>Daten</strong> eines<br />

Beschäftigten, die offensichtlich nicht zum Zweck der Ausfüllung eines<br />

Beschäftigungsverhältnisses verarbeitet werden, erfasst. Es wird eine<br />

Konkretisierung empfohlen.<br />

§ 4 Abs. 1 i.V.m. Ziff. 7 § 32l Abs. 5<br />

19


20<br />

§ 4 Abs. 1 des Entwurfes stellt klar, dass sich die Rechtmäßigkeit der<br />

<strong>Daten</strong>verarbeitung auch aus Betriebsvereinbarungen ergeben kann. § 32 Abs. 5<br />

verbietet zwar eine Abweichung zu Ungunsten Beschäftigter. Daraus ergibt sich<br />

jedoch nicht zwangsläufig, dass das <strong>Schutz</strong>niveau des BDSG durch eine<br />

Betriebsvereinbarung nicht unterlaufen wird. Der Verweis auf die herrschende<br />

Meinung in der Gesetzesbegründung ist u. E. nicht ausreichend. Vor allem von<br />

Seiten der Arbeitgeber wird diese Rechtsauffassung nicht geteilt. Eine gesetzliche<br />

Klarstellung ist zu empfehlen.<br />

Im Interesse der Rechtsklarheit ist zudem wünschenswert, dass auch Tarifverträge<br />

ausdrücklich erfasst werden.<br />

§ 32l Abs. 5 kann wie folgt formuliert werden:<br />

„Von den Vorschriften dieses Unterabschnittes darf nicht zu Ungunsten der<br />

Beschäftigten abgewichen werden. Dies gilt auch für Rechtsvorschriften gemäß §<br />

4 Abs. 1 Satz 2.“<br />

§ 27 Abs. 3<br />

Die Klarstellung, dass auch Personalakten unter den Anwendungsbereich des<br />

BDSG fallen, ist zu begrüßen.<br />

§ 32 Abs.2<br />

Die Regelung dient einer Einschränkung der Verarbeitung besonders sensibler<br />

<strong>Daten</strong>. Dies ist aber sowohl gesetzestechnisch wie auch inhaltlich nicht geglückt. Die<br />

Verweisung in § 32 Abs. 2 auf § 8 Abs. 1 AGG erfasst auch Vermögensverhältnisse,<br />

Vorstrafen und Ermittlungsverfahren. Diese Merkmale sind jedoch nicht Gegenstand<br />

des § 8 Abs. 1 AGG. § 8 Abs. 1 AGG regelt - entgegen der Begründung - keine<br />

strengen Voraussetzungen der Verarbeitung sensibler <strong>Daten</strong>. Hinsichtlich der<br />

Rechtsfolgen sind die §§ 13 ff. AGG anwendbar. Die Bezugnahme des Verweises<br />

sollte korrigiert bzw. geklärt werden.<br />

Die Erhebung von Angaben zu Vermögensverhältnissen ist in Übereinstimmung<br />

mit der Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichtes (BAG) nur dann zulässig, wenn<br />

dies im Sinne des § 32 Abs. 1 für die spätere auszuübende Tätigkeit des Betroffenen<br />

erforderlich ist. In Betracht kommen aber nur Tätigkeiten, die eine außergewöhnliche<br />

personale Vertrauensstellung begründen (z. B. leitende Angestellte). Allgemeine<br />

finanzielle Risiken dürfen eine Bonitätsprüfung in keinem Fall rechtfertigen und schon<br />

gar keine Erhebung der „Vermögensverhältnisse“. Genau dieses sieht der Entwurf<br />

aber vor. Eine schlechte Bonitätsbewertung ist nicht ansatzweise ein Indiz für zu<br />

erwartende Untreue im Betrieb. Arbeitseinkommen soll Menschen dazu bringen,<br />

finanzielle Engpässe zu überwinden. Die Regelung läuft darauf hinaus, dass<br />

überschuldete Personen es künftig erheblich schwerer haben werden, einkömmliche<br />

Beschäftigungen zu finden. Dies wäre in jeder Hinsicht nicht akzeptabel.<br />

Die Erhebung von Informationen über laufende Ermittlungsverfahren sollte unter<br />

Beachtung des Grundsatzes der Unschuldsvermutung nur dann zulässig sein, wenn<br />

ein überwiegendes berechtigtes Interesse seitens der verantwortlichen Stelle vorliegt.<br />

Grundsätzlich ist von einer Unzulässigkeit der Frage auszugehen. Nur im Falle des<br />

<strong>Schutz</strong>es besonders hochwertiger Rechtsgüter wie z. B. Leben oder sexuelle<br />

Selbstbestimmung ist eine Abweichung von diesem Grundsatz zu rechtfertigen.


Informationen zu Vorstrafen sind nur zulässig, soweit das<br />

Bundeszentralregistergesetz eine Auskunft aus dem Register zulässt. Betriebliche<br />

Praktiken zur Umgehung der Vorgaben des Bundeszentralregistergesetzes<br />

(Einholung einer Eigenauskunft der Betroffenen, Geltendmachung des<br />

datenschutzrechtlichen Auskunftsanspruches gegenüber Strafverfolgungsbehörden)<br />

müssen gesetzlich ausgeschlossen sein.<br />

§ 32 Abs. 6 Satz 2ff.<br />

Die Regelung bemüht sich erfolglos um eine differenzierte Regelung von<br />

Internetrecherchen durch den Arbeitgeber. Eine Überprüfung der Einhaltung der in<br />

§ 32 Abs. 6 S. 2ff. BDSG vorgesehenen Ausnahmen vom Direkterhebungsprinzip ist<br />

in der Praxis nicht durchsetzbar. Eine Abweichung von den allgemeinen Regelungen<br />

ist auch nicht nötig. Daher sollte auf eine Internet-Regelung völlig verzichtet werden.<br />

Die generelle Erhebungsbefugnis aus allgemein zugänglichen Quellen ist nicht zu<br />

rechtfertigen. Es besteht hierfür keine Notwendigkeit. In jedem Fall muss<br />

gewährleistet werden, dass für die Betroffenen Transparenz hergestellt wird, so wie<br />

dies aus § 4 Abs. 2 Nr. 2b BDSG abzuleiten ist. Im Rahmen des<br />

Bewerbungsverfahrens müssen die Betroffenen die Möglichkeit haben, zu aus<br />

allgemeinen Quellen erlangten Erkenntnissen Stellung zu beziehen. In ihrer<br />

Entschließung vom 22.06.2010 hat die Konferenz der <strong>Daten</strong>schutzbeauftragten des<br />

Bundes und der Länder die Erwartung ausgesprochen, dass der Gesetzgeber<br />

<strong>Daten</strong>erhebungen aus allgemein zugänglichen Quellen "untersagt oder zumindest<br />

wirksam begrenzt und die Arbeitgeber dazu verpflichtet, die Betroffenen aktiv - und<br />

nicht erst auf Nachfrage - darüber aufzuklären, woher die verwendeten <strong>Daten</strong><br />

stammen."<br />

In der Praxis ist eine Unterscheidung zwischen Sozialen Netzwerken, die der Pflege<br />

von rein privaten Beziehungen und der Darstellung der beruflichen Qualifikation<br />

dienen, nicht möglich. Ebenso ist eine Unterscheidung zwischen Sozialen<br />

Netzwerken und sonstigen öffentlichen Quellen nicht vornehmbar.<br />

§ 32a Abs. 1<br />

Die Durchführung ärztlicher Untersuchungen soll davon abhängig gemacht<br />

werden, dass der zu untersuchenden Gesundheitszustand eine wesentliche und<br />

entscheidende Anforderung für die Besetzung der Stelle ist. Die Anforderungen<br />

sollten aber nicht individuell, sondern generalisierend, z. B. durch gesetzlich oder<br />

berufsgenossenschaftlich anerkannte Regelungen, definiert worden sein. Der<br />

Entwurf überlässt es dem Arbeitgeber zu entscheiden, welches die Anforderungen<br />

sind. Der Entwurf bedarf insofern einer Konkretisierung.<br />

Der Zeitpunkt der Durchführung der Untersuchung sollte klargestellt werden.<br />

Ärztliche Einstellungsuntersuchungen sind erst vorzunehmen, wenn die<br />

grundsätzliche Entscheidung über die Einstellung des Beschäftigten bereits getroffen<br />

und die Begründung des Beschäftigungsverhältnisses lediglich von der Feststellung<br />

der gesundheitlichen Eignung abhängig ist. Diese Anforderung ergibt sich nicht aus<br />

dem Entwurf.<br />

Die in § 32a Abs. 1 S. 2 erwähnte „Einwilligung“ ist aus datenschutzrechtlicher Sicht<br />

fragwürdig, da diese durch den Beschäftigten nicht bzw. nur beschränkt freiwillig<br />

21


22<br />

abgegeben wird. Ist die Untersuchung notwendiger Bestandteil des Verfahrens, kann<br />

der Beschäftigte nur mit der Folge der Nichtbegründung des<br />

Beschäftigungsverhältnisses die Einwilligung verweigern. Daher sollte das<br />

Einwilligungserfordernis durch eine reine Informationsverpflichtung des Arbeitgebers<br />

ersetzt werden.<br />

§ 32a Abs. 1 kann wie folgt gefasst werden:<br />

Der Arbeitgeber darf nach Feststellung der fachlichen Eignung und Befähigung<br />

des Beschäftigten für das Beschäftigungsverhältnis dessen Begründung von<br />

einer ärztlichen Untersuchung abhängig machen, wenn und soweit die Erfüllung<br />

bestimmter gesundheitlicher Voraussetzungen wegen der Art der auszuübenden<br />

Tätigkeit oder der Bedingungen ihrer Ausübung eine wesentliche und entscheidende<br />

berufliche Anforderung zum Zeitpunkt der Arbeitsaufnahme darstellt. Die<br />

Voraussetzungen der gesundheitlichen Eignung müssen durch gesetzliche<br />

oder berufsgenossenschaftlich anerkannte Regelungen definiert sein. Der<br />

Beschäftigte muss über die Art, den Umfang und den Zweck der Untersuchung<br />

sowie die Weitergabe des Untersuchungsergebnisses an den Arbeitgeber<br />

vorher aufgeklärt werden. Dem Beschäftigten ist das vollständige<br />

Untersuchungsergebnis mitzuteilen. Dem Arbeitgeber darf nur mitgeteilt werden, ob<br />

der Beschäftigte nach dem Untersuchungsergebnis für die vorgesehenen Tätigkeiten<br />

geeignet ist.<br />

§ 32a Abs. 2<br />

Satz 2, 2. Halbsatz ist ersatzlos zu streichen. Die Einschränkung der Anforderung an<br />

die Wissenschaftlichkeit des Eignungstest ließe abstruse derartige Tests zu.<br />

Tests mit zweifelhaftem Aussagegehalt über die Eignung eines Beschäftigten sind<br />

nicht erforderlich für die Einstellungsuntersuchung. Nur Eignungstests mit<br />

wissenschaftlicher Anerkennung in Hinblick auf den Untersuchungsgegenstand<br />

sollten datenschutzrechtlich zulässig sein.<br />

§ 32b Abs. 2<br />

§ 32b Abs. 2, wonach <strong>Daten</strong> im Bewerbungsverfahren genutzt werden dürfen, "wenn<br />

der Beschäftigte die <strong>Daten</strong> dem Arbeitgeber übermittelt hat, <strong>ohne</strong> dass der<br />

Arbeitgeber hierzu Veranlassung gegeben hat", ist nicht normenklar. Erfasst werden<br />

alle <strong>Daten</strong>, die dem Arbeitgeber durch den Beschäftigten unaufgefordert zugesandt<br />

wurden. Dies gilt auch für <strong>Daten</strong>, von denen er nach den Erhebungsvorschriften des<br />

§§ 32, 32a keine Kenntnis haben darf. Die Regelung soll Initiativbewerbungen<br />

erfassen. Der Anwendungsbereich der Norm ist jedoch viel weiter. Es werden auch<br />

Fälle geregelt, in denen z. B. der Beschäftigte vor Begründung des<br />

Beschäftigtenverhältnisses Kunde des Unternehmens war oder versucht hat zu<br />

werden. So könnten Unternehmen nach dieser Vorschrift abgelehnte Kreditanträge,<br />

Kundenbeschwerden oder Ähnliches in den Entscheidungsprozess einbeziehen. Der<br />

Satz sollte daher lauten:<br />

Satz 1 Nummer 2 gilt nicht, wenn der Beschäftigte die <strong>Daten</strong> dem Arbeitgeber zum<br />

Zweck der Begründung eines Beschäftigungsverhältnisses übermittelt hat, <strong>ohne</strong><br />

dass der Arbeitgeber hierzu Veranlassung gegeben hat.<br />

§ 32b Abs. 3 letzter Halbsatz


§ 32 Abs. 3 letzter Halbsatz erfasst die Situation, dass am Ende eines<br />

Einstellungsverfahrens die zu diesem Zweck erhobenen <strong>Daten</strong> gelöscht werden<br />

müssen. Es kann jedoch im Interesse des Beschäftigten und des Arbeitgebers sein,<br />

die <strong>Daten</strong> über diesen Zeitpunkt hinaus aufzubewahren, vor allem, wenn zu einem<br />

späteren Zeitpunkt möglicherweise eine andere Stelle zu besetzen ist. Die<br />

Formulierung sollte die Zweckbestimmung der Einwilligungserteilung präzise<br />

beschreiben, z. B. durch die Formulierung „z. B. in Hinblick auf eine möglich, spätere<br />

Begründung eines Beschäftigungsverhältnisses“ ergänzt werden.<br />

Die derzeitige Formulierung widerspricht der Wertung des AGG. Gemäß § 15 Abs. 4<br />

AGG müssen abgelehnte Bewerber innerhalb von 2 Monaten Ansprüche auf<br />

Schadensersatz wegen eines Verstoßes gegen das Benachteiligungsverbot geltend<br />

machen. Die Frist beginnt im Falle einer Bewerbung oder eines beruflichen Aufstiegs<br />

mit dem Zugang der Ablehnung. § 15 Abs. 4 AGG ist keine gesetzliche<br />

Aufbewahrungsvorschrift i.S.d. § 35 Abs. 3 Nr. 1 BDSG, die einer Löschung der<br />

<strong>Daten</strong> entgegensteht. Die Anwendung des Entwurfes hätte die Vereitelung des<br />

Rechtsschutzes sowohl für die Beschäftigten als auch den Arbeitgeber zur Folge. Für<br />

die Geltendmachung einer unzulässigen Benachteiligung genügt der Nachweis von<br />

Indizien. Der Arbeitgeber kann gemäß § 22 AGG verpflichtet sein, das Gegenteil zu<br />

beweisen. Eine Verpflichtung zur sofortigen Löschung würde die Beweisführung für<br />

den Arbeitgeber erheblich erschweren. In der Praxis der Aufsichtsbehörden wird dem<br />

Arbeitgeber eine verlängerte Frist gewährt. In dieser müssen die <strong>Daten</strong> gesperrt,<br />

jedoch nicht gelöscht werden. Eine explizite Regelung für diese Vorgehensweise<br />

existiert derzeit nicht. Das Problem könnte hier einer Lösung zugeführt werden.<br />

§ 32c Abs. 1<br />

Der Katalog der in § 32c Abs. 1 Satz 2 genannten Zwecke für die Erhebung<br />

personenbezogener <strong>Daten</strong> im Beschäftigungsverhältnis ist abschließend und<br />

erfasst sämtliche möglichen Gründe für eine Erhebung. Es ist nicht erforderlich,<br />

durch die Verwendung des Wortes „insbesondere“ weitere Zwecke zuzulassen. Das<br />

Wort ist zu streichen.<br />

Die pauschale Zulassung von „Leistungs- und Verhaltenskontrollen“ nach Abs. 1<br />

S. 2 Nr. 3, eingeschränkt nur durch das Verhältnismäßigkeitsprinzip (Abs. 4), kehrt<br />

das generell geltende Regel-Ausnahme-Verhältnis in sein Gegenteil.<br />

Satz 3 verweist auf die Erhebungsvorschrift des § 32 Abs. 6 und lässt eine Erhebung<br />

von Beschäftigtendaten im Arbeitsverhältnis auch über das Internet oder soziale<br />

Netzwerke zu. Schon im Bewerbungsverfahren ist die Erhebung aus allgemein<br />

zugänglicher Quellen problematisch; während eines bestehenden<br />

Beschäftigungsverhältnisses gibt es hierfür keine erkennbare Notwendigkeit. Die<br />

Verweisung auf § 32 Abs. 6 ist zu streichen.<br />

§ 32c Abs. 3 bezieht sich auf die Erhebung von <strong>Daten</strong> durch Gesundheits- und<br />

Eignungstest gemäß § 32b. Die vorgeschlagenen Beschränkungen für die<br />

Erhebung von Informationen aus derartigen Test ist auch auf diesen Absatz<br />

anzuwenden. Gerade in einem Beschäftigungsverhältnis sollte zum <strong>Schutz</strong> der<br />

Vertrauensbeziehung auf nicht erforderliche Untersuchungen verzichtet werden.<br />

§ 32d Abs. 3<br />

23


24<br />

§ 32d Abs. 3 legalisiert Maßnahmen zur Compliancekontrolle und<br />

Korruptionsbekämpfung. Die Regelung ist datenschutzrechtlich nicht akzeptabel.<br />

Sie verstößt gegen das Prinzip der <strong>Daten</strong>sparsamkeit und <strong>Daten</strong>vermeidung, gegen<br />

den Erforderlichkeitsgrundsatz und ist zudem unverhältnismäßig. Das Regelungsziel<br />

des derzeit gültigen § 32 Abs. 1 S. 2 BDSG wird in sein Gegenteil verkehrt. Es gibt<br />

bisher keine Hinweise, dass "Rasterfahndungen" eine wirksame Methode zur<br />

Compliancekontrolle sein können. Deren Einsatz bei der Deutschen Bahn AG<br />

brachte keine sinnvollen Erkenntnisse. Die geplante Regel dient der<br />

Beweiserforschung und nicht der Beweiserhebung. Arbeitgeber dürften danach <strong>ohne</strong><br />

konkreten Verdacht und <strong>ohne</strong> Anlass Beschäftigtendaten in pseudonymer oder<br />

anonymer Form automatisiert erheben, verarbeiten und nutzen. Die Beschäftigten<br />

würden jeweils einem Generalverdacht ausgesetzt. Die Regelung ist nicht mit dem<br />

Recht auf informationelle Selbstbestimmung und dem durch das<br />

Bundesverfassungsgericht und dem Bundesarbeitsgericht anerkannten <strong>Schutz</strong> vor<br />

einer Vollüberwachung vereinbar (BVerfG, Urt. v. 15.12.1983, 1 BvR 209/83 u.a., Ziff<br />

148, BAG, Beschl. v. 26.08.2008, 1 ABR 16/07, Ziff. 15).<br />

Der Absatz hat zudem gravierende Regelungsschwächen. Gemäß § 3 Abs. 6 sind<br />

<strong>Daten</strong> nur anonym, wenn sie einer Person nicht mehr oder nur unter<br />

unverhältnismäßig hohem Aufwand zugeordnet werden können. Daher ist eine<br />

Personalisierung anonymisierter <strong>Daten</strong> schon begriffslogisch nicht möglich. Der<br />

Entwurf berücksichtigt nicht den Umstand, dass nach der aktuellen Rechtsprechung<br />

der Arbeitsgerichte Fälle des Diebstahls oder der Unterschlagung von geringwertigen<br />

Sachen als schwerwiegende Pflichtverletzungen angesehen werden.<br />

Rasterfahndungen mit Beschäftigtendaten wären damit voraussetzungslos möglich.<br />

Die bei der Deutschen Bahn AG im Jahr 2009 bekannt gewordenen<br />

<strong>Daten</strong>schutzverstöße, die in der Öffentlichkeit zu berechtigter Empörung und<br />

rechtlich zu einer massiven Ahndung führten, ließen sich über die geplante Regelung<br />

rechtfertigen.<br />

§ 32d Abs. 3 Satz 1 sollte die Straftatbestände, deren Verwirklichung durch die<br />

Maßnahmen der <strong>Daten</strong>rasterung aufgedeckt oder verhindert werden sollen, so<br />

konkret wie möglich und nicht nur beispielhaft nennen. Durch eine Bagatell- bzw.<br />

Relevanzschwelle ist eine unverhältnismäßige Verarbeitung von <strong>Daten</strong> für die<br />

Bekämpfung minimaler und irrelevanter Schäden zu vermeiden.<br />

Die automatisierte Verarbeitung von Beschäftigtendaten zur Einhaltung der<br />

Compliance kann nur aufgrund eines Stufensystems und streng zweckgebunden<br />

zugelassen werden. Ein dauerhaftes, systematisches und automatisiertes Auswerten<br />

personenbezogener <strong>Daten</strong> muss unzulässig bleiben. Gefordert werden muss in<br />

jedem Fall ein konkreter Anlass oder eine konkrete Kontrollnotwendigkeit. Der erste<br />

Schritt einer automatisierten Kontrolle darf nur mit gruppenbezogenen <strong>Daten</strong><br />

erfolgen. Ergibt sich ein erster Verdacht, ist die Gruppe der in Betracht kommenden<br />

Täter in Hinblick auf den Vorwurf einzugrenzen. Eine systematische Überwachung<br />

und Kontrolle dieser Gruppe erfolgt dann mit pseudonymen <strong>Daten</strong>. Konkretisiert oder<br />

bestätigt sich der Verdachtsfall, können die <strong>Daten</strong> personalisiert und bezogen auf<br />

konkrete Einzelpersonen ausgewertet werden. Diese Maßnahmen müssen<br />

ausnahmslos der Vorabkontrolle unterliegen.<br />

Zusätzlich sind Verfahrensgarantien für die personalisierte Auswertung von<br />

Beschäftigtendaten zu etablieren. Neben den bereits in Absatz 3 S. 3 und 4


genannten Bedingungen ist der Arbeitgeber zu verpflichten, die tatsächlichen<br />

Anhaltspunkte für den Verdacht zu dokumentieren.<br />

§ 32e Abs. 2<br />

Die verdeckte Erhebung von Beschäftigtendaten begegnet grundsätzlichen<br />

Bedenken. Die geplante Formulierung des § 32e erlaubt Maßnahmen zur Aufklärung<br />

von Straftaten und schwerwiegenden Pflichtverletzungen, die staatlichen<br />

Vollzugsorganen, die einer intensiveren Aufsicht unterliegen, aus<br />

verfassungsrechtlichen Gründen verwehrt bleiben.<br />

Die heimliche Verarbeitung personenbezogener <strong>Daten</strong> sollte nur dann zulässig sein,<br />

wenn Tatsachen den Verdacht einer Straftat begründen und der Verstoß eine<br />

gewisse Erheblichkeit aufweist. Bagatellfälle sind auszuschließen.<br />

§ 32e Abs. 2 kann wie folgt formuliert werden:<br />

„Der Arbeitgeber darf Beschäftigtendaten <strong>ohne</strong> Kenntnis des Beschäftigten nur<br />

erheben, wenn<br />

1. Tatsachen den dringenden Verdacht begründen, dass der Beschäftigte im<br />

Beschäftigungsverhältnis eine Straftat begangen und<br />

2. die Erhebung erforderlich ist,<br />

um die Straftat aufzudecken oder um damit im Zusammenhang stehende weitere<br />

Straftaten des Beschäftigten zu verhindern.“<br />

§ 32e Abs. 4<br />

Die in § 32e Abs. 4 genannten Zeiträume für verdeckte<br />

Überwachungsmaßnahmen erscheinen willkürlich. Der zeitliche Umfang einer<br />

Überwachung muss sich am Zweck der Maßnahme orientieren. Die Zeitvorgaben<br />

müssen sich im Rahmen des Verhältnismäßigen bewegen.<br />

Nach der Begründung soll die Regelung eine heimliche Videoüberwachung<br />

verbieten (Begr. S. 19). Dies gibt aber der Wortlaut nicht her.<br />

§ 32e Abs. 5<br />

Der Verweis bei verdeckten Maßnahmen auf § 4d Abs. 5, der die Vorabkontrolle<br />

regelt, geht ins Leere, da diese Norm nicht anwendbar ist, wenn die Verarbeitung der<br />

Durchführung eines rechtsgeschäftlichen Schuldverhältnisses dient. Diese<br />

Ausnahme vom Erfordernis einer Vorabkontrolle ist im Arbeitsverhältnis regelmäßig<br />

gegeben. Statt des Verweises sollte daher eine die direkte Verpflichtung zur<br />

Vorabkontrolle vorgesehen werden, über die eine umfassende Beteiligung der oder<br />

des betrieblichen <strong>Daten</strong>schutzschutzbeauftragten gewährleistet werden sollte.<br />

Wünschenswert ist insofern auch eine Einbindung der betrieblichen<br />

Interessenvertretung der Arbeitnehmerschaft.<br />

§ 32e Abs. 7<br />

Das absolute Verbot der <strong>Daten</strong>verarbeitung, wenn der Kernbereich privater<br />

Lebensgestaltung betroffen ist, sollte eine verfassungsrechtliche<br />

Selbstverständlichkeit sein, die nicht nur im Arbeitsrecht gilt. Auf eine Regelung<br />

könnte u. E. verzichtet werden. Unklar ist aber im Regelungsfall, welche<br />

Informationen zu den <strong>Daten</strong> des Kernbereiches privater Lebensgestaltung gehören.<br />

25


26<br />

Das Erhebungsverbot muss sich auf sämtliche Informationen erstrecken, die nicht<br />

unmittelbar mit dem Beschäftigungsverhältnis und der aufzuklärenden Straftat im<br />

Zusammenhang stehen.<br />

§ 32f Abs. 1<br />

§ 32 f Abs. 1 regelt die Zwecke, zu denen eine Videoüberwachung zulässig ist.<br />

Diese Zwecke sind derart weit und unbestimmt formuliert, dass Arbeitgeber jederzeit<br />

und an jedem Ort eine offene Videoüberwachung rechtfertigen können. Daher bedarf<br />

es einer Konkretisierung der Überwachungszwecke. Das angebliche vollständige<br />

Verbot heimlicher Videoüberwachung (s.o.) ist aus <strong>Daten</strong>schutzsicht kein Gewinn,<br />

wenn, wie geplant, eine Totalüberwachung offen erlaubt wird.<br />

Die Weite der Erhebungszwecke hat zur Folge, dass eine mehrfache<br />

Rechtfertigung einer Videoüberwachung möglich wird. Eine Abgrenzung der<br />

unterschiedlichen Zwecke kann so nicht erfolgen. So ist z. B. der Unterschied<br />

zwischen der Zutrittskontrolle und der Wahrnehmung des Hausrechtes nicht klar.<br />

Völlig unbestimmt ist z. B. auch, was unter Qualitätskontrolle zu verstehen ist<br />

(Qualität des Arbeitsplatzes, der Arbeitsleistung, der erzeugten Produkte?).<br />

Es bedarf der gesetzlichen Klarstellung, dass eine Rundum- und<br />

Dauerüberwachung unzulässig ist. Entsprechend der bisherigen Rechtsprechung<br />

sollte eine dauerhafte Überwachung von Beschäftigtenarbeitsplätzen untersagt<br />

werden.<br />

§§ 32f Abs. 1 Nr. 4, 32g Abs. 1 S. 1 Nr. 1<br />

Anstelle des unbestimmten Zwecks der „Sicherheit des Beschäftigten“ sollte der<br />

arbeitsrechtlich etablierte Begriff der Arbeitssicherheit gewählt werden.<br />

§ 32h Abs. 1<br />

Die Erhebung und Verarbeitung biometrischer <strong>Daten</strong> kann einen tiefgreifenden<br />

Eingriff in Persönlichkeitsrechte darstellen. In diesem Absatz fehlt die Abwägung<br />

zwischen den berechtigten Interessen des Arbeitgebers und den schutzwürdigen<br />

Interessen der Arbeitnehmer. Nach der Formulierung könnte jeder Bedarf an<br />

Authentifikation oder Autorisierung eine Verarbeitung biometrischer <strong>Daten</strong><br />

rechtfertigen. Daher sollten hier die überwiegenden sicherheitsrelevanten Gründe<br />

aufgezählt werden, für die die Nutzung biometrischer <strong>Daten</strong> erforderlich ist. Es sollte<br />

ein Verbot des Einsatzes derartiger <strong>Daten</strong> zur Leistungs- und Verhaltenskontrolle<br />

(z. B. Zeiterfassung) aufgenommen werden.<br />

§ 32i<br />

§ 32i Abs. 2 rechtfertigt Eingriffe in das verfassungsrechtlich geschützte<br />

Fernmeldegeheimnis. Diese Eingriffe sind auf die Anwendungsfälle zu<br />

beschränken, bei denen eine gesetzliche Aufzeichnungspflicht besteht oder die<br />

Telefonleistung wesentlicher Bestandteil des Vertrages zwischen dem Beschäftigten<br />

und dem Arbeitgeber und den Anrufern bzw. Angerufenen ist. Das regelmäßige<br />

Mithören und Aufzeichnen zu Zwecken der Qualitätskontrolle oder bei der Markt- und<br />

Meinungsforschung sollte ausdrücklich untersagt werden.


§ 32 Abs. 2 kann wie folgt formuliert werden:<br />

Inhalte einer ausschließlich zu beruflichen oder dienstlichen Zwecken erlaubten<br />

Nutzung von Telefondiensten darf der Arbeitgeber nur erheben, verarbeiten und<br />

nutzen, soweit<br />

1. die erbrachte telefonische Dienstleistung wesentlicher Inhalt der<br />

geschuldeten Arbeitsleistung ist oder<br />

2. gesetzliche Dokumentationspflichten auf Seiten der verantwortlichen Stelle<br />

eine Aufzeichnung der Inhalte erforderlich machen.<br />

Der Beschäftigte und seine Kommunikationspartner sind im Einzelfall vorher<br />

über die Aufzeichnung zu informieren und müssen in diese einwilligen.[…]<br />

In Abs. 4 wird der datenschutzrechtlich völlig neue Begriff der „privaten <strong>Daten</strong>“<br />

verwendet, <strong>ohne</strong> dass erkennbar ist, was hierunter verstanden werden soll. Auch aus<br />

der Begründung ergibt sich nicht, ob hiermit die private Nutzung von<br />

Telekommunikationsanlagen des Arbeitgebers geregelt werden soll, was aus dem<br />

Kontext heraus zu vermuten ist. Hieraus würde folgen, dass die Speicherung und<br />

Auswertung von <strong>Daten</strong> aus der privaten Telekommunikation mit dem Argument der<br />

Wahrung „des ordnungsgemäßen Dienst- und Geschäftsbetriebes“ gerechtfertigt<br />

werden kann. Diese Eingriffe, die nicht einmal eine Abwägung mit den<br />

<strong>Schutz</strong>interessen der Betroffenen vorsieht, sind im Hinblick auf Art. 10 GG viel zu<br />

weit und daher nicht akzeptabel.<br />

§ 32l<br />

Abs. 4, der vor einer Beschwerde bei einer <strong>Daten</strong>schutzbehörde eine Anzeige beim<br />

Arbeitgeber einfordert, verstößt gegen Europarecht und gegen nationales<br />

Verfassungsrecht. Art. 28 Abs. 4 der Europäischen <strong>Daten</strong>schutzrichtlinie (EU-DSRL)<br />

erlaubt ebenso wie Art. 17 Grundgesetz (GG) jeder Person, zum <strong>Schutz</strong> der diese<br />

Person betreffenden Rechte und Freiheiten bei der Verarbeitung personenbezogener<br />

<strong>Daten</strong> sich an die Kontrollstelle mit einer Eingabe zu wenden. Dieses Petititonsrecht<br />

würde beschnitten, wenn vorab die Einhaltung des Dienstweges oder eine<br />

Befassung des Arbeitgebers verpflichtend wäre.<br />

Die aufsichtsbehördliche Praxis zeigt, dass Beschäftigte in hohem Maße ein<br />

Interesse daran haben, nicht gegenüber ihrem Arbeitgeber genannt zu werden.<br />

Häufig befürchten Petenten Sanktionen. Das Vertrauensverhältnis zwischen dem<br />

Arbeitgeber und Beschäftigten ist hier nicht schutzwürdig, da das Vertrauen des<br />

Beschäftigten, der meint, sich an die Aufsichtsbehörde wenden zu müssen, zumeist<br />

erschüttert ist. Aufgabe der Aufsichtsbehörde ist in dieser Situation, den Verstoß zu<br />

untersuchen, ihn abzustellen und dadurch das Vertrauen wieder herzustellen.<br />

Die Regelung demonstriert beispielhaft die Schieflage des gesamten<br />

Gesetzesentwurfes: Dem Arbeitgeber werden umfassende Eingriffsbefugnisse<br />

zugestanden, um sich gegen unredliche und unehrliche Beschäftigte zu schützen.<br />

Den Beschäftigten werden aber keine wirksamen Mittel an die Hand zu geben,<br />

Überwachungsmaßnahmen in Frage zustellen und unabhängig überprüfen zu<br />

lassen.<br />

§ 38 Abs. 1 Satz 7 BDSG gewährt jedermann das Recht, sich an die<br />

Aufsichtsbehörde wenden. Dem gegenüber hält der Absatz den Beschäftigte an, sich<br />

zunächst an den Arbeitgeber zu wenden. Die Regelung hätte zur Folge, dass eine<br />

nicht betroffene nahestehende Person das Recht hätte, direkt die Aufsichtsbehörde<br />

27


28<br />

anzurufen, nicht aber der Betroffene selbst. Vorzugswürdig ist, wenn überhaupt eine<br />

Regelung beabsichtigt ist, ein ausdrückliches Benachteiligungsverbot<br />

aufzunehmen:<br />

„Beschäftigte dürfen wegen einer Eingabe oder Anfrage bei einer Aufsichtsbehörde<br />

durch den Arbeitgeber nicht diskriminiert oder in sonstiger Weise benachteiligt<br />

werden.“<br />

§ 32l sollte außerdem um die Festlegung eines Verwertungsverbotes ergänzt<br />

werden. Die aufsichtsbehördliche Praxis zeigt, dass unzulässige <strong>Daten</strong>erhebungen<br />

und -verarbeitungen genutzt werden, um arbeitsrechtliche Maßnahmen zu<br />

begründen. Vor den Arbeitsgerichten fallen Beweise, die unter Verstoß gegen<br />

datenschutzrechtliche Bestimmungen erlangt wurden, selten oder nie unter das<br />

Beweisverwertungsverbot. Daher ist ein neuer Absatz einzufügen:<br />

„Unzulässig erhobene oder verarbeitete Beschäftigtendaten dürfen für<br />

arbeitsrechtliche Maßnahmen und in arbeitsgerichtlichen Verfahren nicht verwertet<br />

werden.“


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MARIE-THERES TINNEFELD / THOMAS PETRI / STEFAN BRINK<br />

Aktuelle Fragen um ein<br />

Beschäftigtendatenschutzgesetz <strong>Daten</strong>schutzrecht<br />

Eine erste Analyse und Bewertung<br />

Der jüngst vorgelegte Gesetzentwurf der Bundesregierung<br />

zum Beschäftigtendatenschutz verdient eine eingehende<br />

Analyse: Auf der Basis verfassungsrechtlicher Vorüberlegun-<br />

I. Einleitung<br />

Die Entwicklung des Rechts lebt von konkreten Anstößen. So<br />

hat der <strong>Daten</strong>schutz in der zweiten Hälfte des vergangenen<br />

Jahrhunderts von der Angst vor dem Aufkommen des Computers<br />

und der Allgegenwart personbezogener <strong>Daten</strong> profitiert.<br />

Jeder kennt das Problem des „gläsernen Bürgers“, das George<br />

Orwell in seinem Roman „1984“ als Menetekel beschwor. Derselbe<br />

Autor forderte bereits 1946 in einer Artikelserie für die<br />

„Manchester Evening News“ Aufklärung über die sich abzeichnende<br />

Überwachung mit technischen Mitteln: „Die ganze Welt<br />

bewegt sich heute einer strikt kontrollierten Gesellschaftsform<br />

entgegen, in der die Freiheit aufgehoben, die soziale Gleichheit<br />

hingegen keineswegs verwirklicht wird. So wollen es die Massen,<br />

denen eben Sicherheit über alles geht.“ Ziel sei es, so Orwell,<br />

einen Bewusstseinsstatus zu schaffen, in dem der aufgeklärte<br />

Mensch dies erkenne.<br />

Freiheitsgefahren, die jünger sind als das GG, die elektronische<br />

<strong>Daten</strong>verarbeitung oder die zunehmende (unsichtbare) Vernetzung<br />

im Internet, haben das BVerfG veranlasst, den grundrechtlich<br />

fundierten Freiheitsschutz fortzuschreiben. Es hat aus dem<br />

allgemeinen Persönlichkeitsrecht (Art. 2 Abs. 1 und Art. 1 Abs. 1<br />

GG) zwei neue Grundrechte abgeleitet:<br />

das „Grundrecht auf <strong>Daten</strong>schutz“ – Recht auf informationelle<br />

Selbstbestimmung – Recht auf Privatheit (1983) im Kontext<br />

der automatisierten <strong>Daten</strong>verarbeitung; 1<br />

das „IT-Grundrecht“ – Recht auf Gewährleistung der Vertraulichkeit<br />

und Integrität informationstechnischer Systeme<br />

(2008) im Kontext verdeckter Zugriffe auf informationstechnische<br />

Systeme. Das neue Grundrecht bezieht sich auf den <strong>Schutz</strong><br />

der Privatheit. Es betrifft IT-Systeme, die der Einzelne, also auch<br />

der Beschäftigte, als eigene allein oder zusammen mit anderen<br />

nutzt. 2<br />

1 BVerfGE 65, 1 ff. – Volkszählungsurteil.<br />

2 BVerfG MMR 2008, 315 – Online-Durchsuchung.<br />

3 Vgl. Regierungsentwurf unter: http://www.bmi.bund.de/cln_156/SharedDoca/<br />

Downloads/DE/Gesetzestexte/Entwuerfe/Entwurf_Beschaeftigtendatenschutz.html<br />

?nn=109628.<br />

4 Dazu und zu vorangegangenen Referentenentwürfen vgl. die Synopse im<br />

MMR-Forum zum Beschäftigtendatenschutz von Hanloser, abrufbar unter: http://<br />

community.beck.de/gruppen/mmr-forum-zum-beschaeftigtendatenschutz.<br />

5 Vgl. BVerfGE 65, 1, 43.<br />

6 Das folgt bereits aus der grundrechtlichen Befugnis des Betroffenen, selbst zu<br />

entscheiden, wann und innerhalb welcher Grenzen persönliche Lebenssachverhalte<br />

offenbart werden, vgl. BVerfGE 65, 1, 42; bestätigend BVerfG MMR 2008, 315.<br />

7 Vgl. BVerfG NJW 2010, 833, 839, Rdnr. 218 = MMR 2010, 356; BVerfG MMR<br />

2008, 315 unter Verweis auf BVerfGE 65, 1, 42.<br />

8 Vgl. BVerfGE 65, 1, 44.<br />

9 Vgl. BVerfGE 65, 1, 45.<br />

10 Vgl. z.B. BVerfG MMR 2004, 302.<br />

11 Vgl. BVerfGE 65, 1, 46.<br />

gen wird der lang erwartete und nun intensiv diskutierte Gesetzentwurf<br />

einer ersten Prüfung und vorsichtigen Bewertung<br />

unterzogen.<br />

Das Gericht hat mit Anerkennung dieser Grundrechte keineswegs<br />

nur den öffentlichen Bereich angesprochen. Die Tragweite<br />

seiner Aussage, die rechtlichen Grundsätze für den Persönlichkeitsschutz<br />

gelten auch für die alltägliche Praxis im Beschäftigtenverhältnis.<br />

In der politischen Diskussion wird der Begriff des Beschäftigtendatenschutzes<br />

oft synonym mit dem Begriff des Arbeitnehmerdatenschutzes<br />

verwandt. Aus datenschutzrechtlicher Sicht ist der<br />

Begriff „Beschäftigtendatenschutz“ jedoch weiter zu verstehen,<br />

weil er Beschäftigte und Bewerber in der Privatwirtschaft und im<br />

öffentlichen Dienst umfasst (vgl. § 3 Abs. 11 BDSG). Vor dem<br />

Hintergrund allseits bekannter Überwachungsskandale hat der<br />

Bundesgesetzgeber in der 16. Legislaturperiode die langjährige<br />

Forderung nach der Regelung des Beschäftigtendatenschutzes<br />

aufgegriffen und in einem ersten Schritt § 32 BDSG verabschiedet.<br />

Das Bundeskabinett hat am 25.8.2010 einen Regierungsentwurf3<br />

angenommen, wonach diese Vorschrift durch eine<br />

Reihe von Spezialnormen (§§ 32–32l BDSG) ersetzt werden<br />

soll. 4<br />

Im Folgenden werden zunächst grundrechtlich gebotene<br />

Maßstäbe des allgemeinen Persönlichkeitsrechts mit Blick auf<br />

den Beschäftigtendatenschutz dargelegt.<br />

II. Grundrechtliche Prinzipien<br />

Das „Grundrecht auf <strong>Daten</strong>schutz“ umfasst die Befugnis des<br />

Einzelnen, grundsätzlich selbst zu entscheiden, wann und inner-<br />

halb welcher Grenzen er persönliche Lebenssachverhalte offenbaren<br />

will. 5 Es hält dem Einzelnen Bereiche der Privatheit und Intimität<br />

unter dem Aspekt neuer Technologien frei (z.B. der Videoüberwachung<br />

sanitärer Räume). Es gelten insbesondere folgende<br />

Grundsätze:<br />

Eine <strong>Daten</strong>erhebung hat grundsätzlich unmittelbar bei dem<br />

Betroffenen/Beschäftigten zu erfolgen. 6<br />

Unabdingbar ist das Verbot einer Totalerhebung und umfassender<br />

Rasterfahndungen, weil und soweit auf diesem Wege<br />

umfassende Persönlichkeitsbilder der jeweils betroffenen Personen/Beschäftigten<br />

erstellt werden können. 7<br />

Geboten ist die Reduzierung von <strong>Daten</strong>erhebungen auf ein<br />

Mindestmaß. Nur was für die Erfüllung der Aufgaben einer bestimmten<br />

rechtmäßigen Institution/Dienstherr oder Arbeitgeber<br />

für die Erfüllung der Aufgaben erforderlich ist, ist auch datenschutzrechtlich<br />

zulässig (Erforderlichkeitsprinzip). 8<br />

<strong>Daten</strong> dürfen nur zu bestimmten, legitimen Zwecken verwendet<br />

werden (Gebot der Zweckbindung). 9<br />

Der Kernbereich der privaten Lebensgestaltung einer Person<br />

ist strikt zu wahren. 10 Unzumutbare intime Angaben über Beschäftigte<br />

oder gar Selbstbezichtigungen dürfen nicht erhoben<br />

werden. 11<br />

Der Umgang mit personenbezogenen <strong>Daten</strong> hat regelmäßig<br />

offen zu erfolgen (Transparenzgebot). In diesem Zusammen-<br />

BEITRÄGE<br />

51


hang genießen Kontrollrechte (auf Auskunft, Akteneinsicht und<br />

Benachrichtigung) 12 sowie Korrekturrechte des Beschäftigten<br />

(auf Berichtigung, Sperrung oder Löschung) 13 einen grundrechtlichen<br />

Rang.<br />

Wegen der für die Beschäftigten oft undurchsichtigen <strong>Daten</strong>verarbeitungsprozesse<br />

ist es für ihren effektiven Persönlichkeitsschutz<br />

weiterhin von erheblicher Bedeutung, dass sie den „vorgezogenen<br />

Rechtsschutz“ bei rechtlich unabhängigen <strong>Daten</strong>schutzinstanzen<br />

in Anspruch nehmen können. 14<br />

Diese Grundrechtsgarantien werden durch das IT-Grundrecht<br />

erweitert, das vor heimlichen Zugriffen auf IT-Systeme schützt,<br />

die der Beschäftigte als eigene Systeme nutzt und nutzen darf; 15<br />

dabei geht es nicht nur um die Vertraulichkeit abgespeicherter<br />

<strong>Daten</strong>, sondern auch um den <strong>Schutz</strong> der Steuerbarkeit von Ver-<br />

arbeitungsprozessen als solchen. 16<br />

52<br />

Wie andere Grundrechte<br />

auch kann das Persönlichkeitsrecht nach Maßgabe der Verhältnisse<br />

eingeschränkt werden. Dabei sind etwaige grundrechtliche<br />

Belange des Arbeitgebers zu berücksichtigen. Zu nennen<br />

sind z.B. die wirtschaftliche Handlungsfreiheit aus Art. 2 Abs. 1<br />

GG, die Berufsfreiheit aus Art. 12 Abs. 1 GG und die Garantie<br />

des Eigentums aus Art. 14 Abs. 1 GG; ggf. ist i.R.d. sog. mittelbaren<br />

Drittwirkung eine Abwägung der widerstreitenden<br />

<strong>Schutz</strong>güter vorzunehmen. Doch auch bei wichtigen Belangen<br />

des Arbeitgebers, die etwa unter das Stichwort „Compliance“<br />

zu subsumieren sind, muss die Abwägung die vorgenannten<br />

Grundprinzipien des <strong>Daten</strong>schutzes zu Gunsten der Beschäftigten<br />

angemessen berücksichtigen. 17<br />

III. Reformbedarf<br />

„Beschäftigtendatenschutz“<br />

Die Bespitzelungen von Arbeitnehmern bei diversen bekannten<br />

großen Unternehmen18 erwecken den Eindruck, dass der Arbeitnehmer<br />

vielfach „mehr als Risikopartner, denn als Partner<br />

wahrgenommen wird.“ 19 Zahlreiche Überwachungsskandale<br />

im Zusammenhang mit dem Beschäftigtendatenschutz wurden<br />

durch sog. „Whistleblower“ aufgedeckt. 20 Dabei handelt es sich<br />

in der Regel um Beschäftigte, die entweder intern vergeblich<br />

nach Abhilfe gesucht oder extern die Skandale an die Öffentlichkeit<br />

gebracht haben. Viele <strong>Daten</strong>skandale wären <strong>ohne</strong> Whistleblower<br />

nicht öffentlich geworden. Erinnert sei an das Beispiel<br />

der Deutschen Bahn AG, 21 die (mit äußerst dürftigen Erfolgen<br />

für die Compliance) heimlich und nahezu flächendeckend die<br />

Kontonummern ihrer Beschäftigten mit den Kontoverbindungsdaten<br />

ihrer Zulieferer abgeglichen hatte. Bei der Deutschen<br />

Bank soll die elektronische Kommunikation zwischen Aufsichtsratsmitglied,<br />

aber auch einer Vielzahl von Beschäftigen und<br />

einem Dritten ausgewertet worden sein, um Kontakte zu Abgeordneten,<br />

Ärzten und anderen Geheimnisträgern (vgl. § 203<br />

StGB), zu Massenmedien und ihren Mitarbeitern, zu politischen<br />

Parteien und Gewerkschaften zu ermitteln. 22 So sollen diverse<br />

Stellen vor der Einstellung von Beschäftigten flächendeckend und<br />

obligatorisch Drogen- bzw. Bluttests vorgenommen haben. 23<br />

Zahlreiche dieser <strong>Daten</strong>erhebungen erfolgten im Zusammenhang<br />

mit der Umsetzung von Compliance, über die das BDSG<br />

bislang keine näheren Aussagen macht. Der Begriff Compliance<br />

wird häufig als die Gesamtheit der organisatorischen Maßnahmen<br />

verstanden, die erforderlich sind, damit sich ein Unternehmen<br />

im Ganzen rechtskonform verhält. <strong>Schutz</strong>gegenstand von<br />

Compliance ist also nicht nur die Einhaltung von zwingenden<br />

gesetzlichen Vorgaben. Es besteht Anlass genug, sich mit dem<br />

Verhältnis der berechtigten Anliegen von Compliance zum <strong>Daten</strong>schutz<br />

zu befassen und die Klärung durch gesetzliche Regelungen<br />

anzustoßen. 24 Entsprechendes gilt für die lähmende Unsicherheit,<br />

die durch die „wilde“ Überwachung am Arbeitsplatz<br />

entstanden ist, die durch normenklare gesetzliche Regelungen<br />

behoben werden muss. Das gilt umso mehr, als mangels klarer<br />

Regelungen im Arbeitsrecht bislang fast nur richterrechtlich entwickelte<br />

<strong>Daten</strong>schutzstandards gelten. Der Gesetzgeber ist<br />

zwar nicht gehalten, erprobtes Richterrecht gesetzlich zu fassen.<br />

Aber bislang gerichtlich gesichertes <strong>Schutz</strong>niveau im Interesse<br />

des Persönlichkeitsrechts der Beschäftigten sollte bei den<br />

neuen Spezialnormen in Betracht gezogen werden.<br />

IV. Stand der Regelungen<br />

Außerhalb des BDSG gibt es eine Vielzahl von Gesetzen und<br />

Rechtsverordnungen, die den Umgang von Arbeitgebern25 mit<br />

personenbezogenen Beschäftigtendaten26 regeln. 27 Sie werden<br />

durch eine Regelung des Beschäftigtendatenschutzes im BDSG<br />

nicht ersetzt; sie würden andernfalls aus ihrem bereichsspezifischen<br />

Sachzusammenhang gerissen. Insoweit bleibt es bei § 1<br />

Abs. 3 BDSG, wonach dieses Gesetz bereichsspezifische Sonderregelungen<br />

zum Umgang mit personenbezogenen <strong>Daten</strong> unberührt<br />

lässt.<br />

1. Vorgaben im (noch) gültigen § 32 BDSG<br />

Als einen ersten Schritt zur Regelung des Beschäftigtendatenschutzes<br />

hat der Gesetzgeber der 16. Legislaturperiode § 32<br />

BDSG als grundsätzlich abschließende Regelung für den Umgang<br />

mit Beschäftigtendaten in das BDSG eingefügt. Die Regelung<br />

in § 32 Abs. 1 Satz 1 BDSG tritt für Beschäftigungsverhältnisse<br />

an die Stelle des § 28 Abs. 1 Nr. 1 BDSG. Die Regelungen in<br />

den drei Absätzen des § 32 BDSG sind in der Literatur vielfach<br />

und mit unterschiedlichen Ergebnissen analysiert worden. 28 Angesichts<br />

dessen sollen die Kritikpunkte an dieser Stelle nicht vertieft<br />

werden. Im Folgenden wird vielmehr der Versuch unternommen,<br />

Fragen um die neueren Bemühungen zur Weiterentwicklung<br />

des Beschäftigtendatenschutzes im BDSG zu untersuchen.<br />

12 Vgl. BVerfGE 65, 1, 46.<br />

13 Vgl. BVerfGE 65, 1, 46.<br />

14 Vgl. BVerfGE 65, 1, 46.<br />

15 Zu dem Problem, inwieweit Beschäftigte IT-Systeme des Arbeitgebers als eigene<br />

nutzen, vgl. BVerfG MMR 2008, 315, sowie anhand eines Fallbeispiels Petri, in:<br />

Kartmann/Ronellenfitsch (Hrsg.), Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts für eine<br />

zeitgemäße <strong>Daten</strong>schutzkultur in Deutschland, 2009, S. 55 ff.<br />

16 Vgl. BVerfG MMR 2008, 315.<br />

17 Vgl. dazu z.B. Petri, Compliance und <strong>Daten</strong>schutz, in: Schweighofer et al.<br />

(Hrsg.), Globale Sicherheit und proaktiver Staat, 2010, S. 305 ff.<br />

18 Die Presse berichtet in Einzelfällen auch über öffentliche Stellen, die in der Vergangenheit<br />

<strong>Daten</strong>schutzverstöße im Beschäftigtendatenschutz begangen haben<br />

sollen, wobei das Ausmaß deutlich geringer auszufallen scheint; vgl. z.B. Nürnberger<br />

Zeitung v. 21.7.2009, Fürther Schulamt im Visier der <strong>Daten</strong>schützer.<br />

19 Blickpunkt Bundestag Spezial, <strong>Daten</strong>schutz im Informationszeitalter, Oktober<br />

2008, S. 5.<br />

20 Tinnefeld/Rauhofer, DuD 2008, 717 ff. m.w.Nw.<br />

21 Vgl. BlnBDI JB 2010, Kap. 10.1: „Deutsche Bahn stellt Weichen für besseren Arbeitnehmerdatenschutz.<br />

Danach wurden in den Jahren 2002 bis 2005 die Ergebnisse<br />

der anlasslosen Abgleiche gespeichert.“<br />

22 Vgl. z.B. Spiegel 23/2008, S. 20 ff.<br />

23 Vgl. nordbayern.de v. 5.11.2009, Urinproben bei der N-Ergie, Bluttests bei<br />

Daimler.<br />

24 Vgl. Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und FDP der 17. Legislaturperiode,<br />

„Wachstum. Bildung. Zusammenhalt“, S. 106, 132 unter „Arbeitnehmerdatenschutz“.<br />

25 Zum Begriff Arbeitgeber vgl. § 3 Abs. 13 BDSG-E.<br />

26 Zum Begriff Beschäftigtendaten vgl. § 3 Abs. 12 BDSG-E, zum Begriff des Beschäftigten<br />

vgl. den bereits geltenden § 3 Abs.11 BDSG.<br />

27 Solche Verarbeitungsregeln enthalten z.B.: AEntG, AFBG, AGG, AktG, AltZG, AO,<br />

ArbMedV, ArbSchG, ArbSiG, ArbZG, AÜG, AufenthG, AWG, BbiG, BetrVG, BGB,<br />

BildscharbV, BKV, DEÜV, EntgFG, EStG, FeV, FreizügG/EU, GenG, GenDG, GewO,<br />

GGBefG, GefStoffV, HeimarbeitsG, HGB, IfSG, JArbSchG, KUrhG, LadSchlG, Luft-<br />

SiG, SGB 2–7, 9–10, SÜG, StGB, StPO, StVG, TKG, TMG, UrhG, VVG, ZPO.<br />

28 Vgl. statt vieler aus jüngster Zeit: Albrecht/Maisch, DSB 3/2010, S. 11 ff.; Behling,<br />

BB 2010, 892 ff.; Beisenherz/Tinnefeld, DuD 2010, 221 ff.; Forst, RDV 2010,<br />

8ff.;Kamp/Körffer, RDV 2010, 72 ff.; Kramer, DSB 5/2010, 14 ff.; Salvenmoser/<br />

Hauschka, NJW 2010, 331 ff.; vgl. auch die Beiträge von Däubler, Gläserne<strong>Belegschaften</strong>,<br />

5. Aufl., Rdnr. 183; Gola/Wronka, Hdb. zum Arbeitnehmerdatenschutz,<br />

5. Aufl., Rdnr. 847 ff.; Gola, <strong>Daten</strong>schutz und Multimedia am Arbeitsplatz, 3. Aufl.,<br />

Rdnr. 137 ff.


2. Allgemeine und kritische Einzelaspekte im<br />

BDSG-E<br />

Der Gesetzgeber strebt mit dem Gesetz zum Beschäftigtendatenschutz<br />

vor allem Rechtssicherheit für alle Beteiligten an. 29 Sie<br />

kann nur dann gefunden werden, wenn<br />

normenklare, systematisch nachvollziehbare Regelungen getroffen<br />

werden, die grundsätzlich zu keinen Abgrenzungsproblemen<br />

führen (z.B. bei Massendatenabgleichen oder bei der Videoüberwachung);<br />

Maßnahmen des Arbeitgebers/Dienstherrn dem Gebot der<br />

Erforderlichkeit unterworfen werden. Die Erforderlichkeit verweist<br />

auf Strukturen und Zusammenhänge, die regelmäßig empirischer<br />

Natur sind. Sie bringt rechtsrelevante Tatsachen (z.B.<br />

Korruption oder Betrug) und die rechtliche Beurteilung dieser<br />

Tatsachen (datenschutzrechtlich, strafrechtlich usw.) in einen<br />

nachvollziehbaren Zusammenhang.<br />

a) § 4 Abs. 1 Satz 2, § 32l Abs. 1, 5 BDSG-E:<br />

Erlaubnisnormen i.S.d. BDSG<br />

Der Entwurf sieht die Ergänzung des § 4 Abs. 1 durch einen weiteren<br />

Satz ausdrücklich vor, wonach andere Rechtsvorschriften<br />

i.S.d. Gesetzes auch Betriebs- oder Dienstvereinbarungen sein<br />

können. 30<br />

Als Teilkodifikation des Arbeits- und Dienstrechts<br />

können sie eigenständig betriebliche bzw. dienstliche Sachverhalte<br />

wie Fragen der Verhaltens- und Leistungskontrolle, der<br />

Eignungstests und Auswahlrichtlinien oder bei Einführung der<br />

digitalen Personalakte regeln. Solche Regelungen sind allerdings<br />

nur dann zulässig, wenn und soweit sie mit höherrangigem<br />

Recht vereinbar sind. 31 Insbesondere müssen sie<br />

den gebotenen Grundrechtsstandard beachten (z.B. nur<br />

i.R.d. Erforderlichen in das Recht auf informationelle Selbstbestimmung/Recht<br />

auf Privatheit eingreifen) und<br />

vorrangiges EU-Recht (z.B. Normen der <strong>Daten</strong>schutzrichtlinie<br />

95/46/EG) wahren. 32<br />

Nach § 32l Abs. 5 BDSG darf von den Vorschriften der §§ 32–<br />

32l allerdings nicht zu Ungunsten der Beschäftigten abgewichen<br />

werden. Im Grundsatz ist diese Regelung zu begrüßen,<br />

auch wenn hierdurch in Einzelfällen betriebsnahe, sachgerechte<br />

Lösungen ausgeschlossen werden.<br />

Im Zusammenhang mit § 4 Abs. 1 BDSG muss § 32l Abs. 1 eigens<br />

betrachtet werden. Danach ist der Umgang mit personenbezogenen<br />

<strong>Daten</strong> auf Grundlage einer Einwilligung nur zulässig,<br />

wenn der Abschnitt über den Beschäftigtendatenschutz<br />

dies ausdrücklich vorsieht. 33<br />

Die Einwilligung als Rechtsgrundlage für den Umgang mit Beschäftigtendaten<br />

ist im bisherigen Arbeits- und Dienstrecht zu<br />

Recht umstritten. 34 Nach § 4a Abs. 1 Satz 1 BDSG muss die Einwilligung<br />

„auf der freien Entscheidung“ des Betroffenen beruhen.<br />

Indes: Die unterschiedliche Macht der Vertragspartner und<br />

die Angewiesenheit insbesondere des Arbeitnehmers auf den<br />

Erhalt seines Arbeitsplatzes lassen erhebliche Zweifel an der gebotenen<br />

Freiwilligkeit entstehen. 35 Die Einschränkung der Einwilligung<br />

ist auch nach den vorrangigen Regeln der allgemeinen<br />

EG-<strong>Daten</strong>schutzrichtlinie 95/46/EG möglich. Nach Art. 7 lit. a<br />

kann die <strong>Daten</strong>verarbeitung durch eine eindeutige Einwilligung<br />

erlaubt werden, muss es aber nicht.<br />

Grundsätzlich bleibt festzuhalten, dass die Einwilligung nach<br />

gegenwärtiger Rechtslage in den meisten Fällen bereits mangels<br />

Freiwilligkeit offenkundig ausscheiden wird. Das gilt eingeschränkt<br />

für Beamte, Richter und Berufssoldaten, die sich auf<br />

Grund der Stabilität ihres Dienstverhältnisses in mehrfacher Hinsicht<br />

von Arbeitnehmern in der Privatwirtschaft deutlich unterscheiden.<br />

Vor diesem Hintergrund verfolgt § 32l Abs. 1 einen<br />

begrüßenswerten Ansatz, weil er die Zulässigkeit der Einwilligung<br />

eindeutig regelt. Allerdings schießt die Vorschrift über das<br />

Ziel hinaus. In wissenschaftlichen Einrichtungen präsentieren<br />

z.B. Forscher häufig auf der Homepage ihrer Institution ihre Arbeiten,<br />

um im Wissenschaftsbetrieb ihre Kontakte ausbauen zu<br />

können. Warum soll hier eine Einwilligung als Rechtsgrundlage<br />

ausscheiden, wenn die legitimierte <strong>Daten</strong>verarbeitung ausschließlich<br />

Zwecken dient, die für den Beschäftigten günstig<br />

sind?<br />

b) § 27 Abs. 3 BDSG-E: Verzicht auf Dateierfordernis<br />

§ 27 Abs. 3 bildet inhaltlich die noch geltende Vorschrift § 32<br />

Abs. 2 BDSG ab. Damit wird der Beschäftigtendatenschutz<br />

technologieneutral geregelt. In der „digitalen“ Welt ist der Einsatz<br />

von EDV-Anlagen Standard und in irgendeiner Phase der<br />

<strong>Daten</strong>verarbeitung immer zu erwarten. Der sonstige nichtautomatisierte<br />

Umgang mit personenbezogenen <strong>Daten</strong> (der berühmte<br />

„Merkzettel“) wird heute bereits in der Praxis der Aufsichtsbehörden<br />

regelmäßig übergangen. Aus dem Umstand,<br />

dass die EU-<strong>Daten</strong>schutzrichtlinie Vorgaben nur für automatisiert<br />

oder in aus Dateien verarbeiteten <strong>Daten</strong> macht, folgt kein<br />

Verbot an den nationalen Gesetzgeber, weitergehende Regelungen<br />

zu erlassen (vgl. Erwägung 10, Art. 3 der RL).<br />

V. Übersicht der einzelnen Bestimmungen<br />

im BDSG-E<br />

1. <strong>Daten</strong>erhebung vor Begründung des<br />

Beschäftigtenverhältnisses nach § 32 BDSG-E<br />

Die geplante Neuregelung befasst sich mit den konkreten Zwe-<br />

29 Vgl. BR-Drs. 535/10, S. 1 f.<br />

30 Vgl. BR-Drs. 535/10, S. 2.<br />

31 Vgl. z.B. Brandt, DuD 2010, 213 ff.<br />

32 So ist wohl auch Gola (o. Fußn. 28), Rdnr. 349-351 zu verstehen, wonach es den cken, zu denen Bewerberdaten erhoben werden dürfen. Bereits<br />

Betriebsparteien im Ergebnis (nur?) zustehe, den Beschäftigten „mehr“ an <strong>Daten</strong>- der Entwurf des BDatG<br />

schutz zu gewähren, als es der Gesetzgeber vorgesehen habe.<br />

33 Ähnlich bereits § 4 Abs. 1 des Entwurfs eines Beschäftigtendatenschutzgesetzes<br />

– BDatG-E, BT-Drs. 17/69, der von der SPD-Fraktion in den Bundestag eingebracht<br />

wurde.<br />

34 Vgl. dazu bereits Wohlgemuth, <strong>Daten</strong>schutz für Arbeitnehmer, 1988,<br />

Rdnr. 120 ff., sowie Buchner, in: FS für H. Buchner, 2009, S. 159 ff.; Däubler, in:<br />

DKWW, BDSG, § 4a Rdnr. 20 ff., insb. Rdnr. 23; Gola (o. Fußn. 28), Rdnr. 324 ff.<br />

35 Zur Einwilligungsfrage beim Massenscreening Brink/Schmidt, MMR 2010,<br />

592 ff., 593.<br />

36 hatte versucht, die anhand von Einzelfallentscheidungen<br />

entwickelte, umfangreiche arbeitsgerichtliche<br />

Rechtsprechung<br />

36 Vgl. BT-Drs. 17/69.<br />

37 in § 6 Abs. 2 und Abs. 3 zusammenzufassen.<br />

Ganz ähnlich wie § 6 Abs. 2 BDatG-E sieht der vorliegende § 32<br />

in Abs. 1 den Grundsatz der Erforderlichkeit vor, wonach insbesondere<br />

<strong>Daten</strong> über die fachlichen und persönlichen Fähigkei-<br />

37 Vgl. z.B. BAG NJW 2006, 252 ff. u. NJW 1999, 3653 ff. (Vorstrafen); BAG EzA<br />

§ 123 BGB 2002 Nr. 5 und RDV 2003, 86 f. (Stasi-Tätigkeit); BAG BB 2003, 1734 ff.<br />

ten, Kenntnisse und Erfahrungen sowie über die Ausbildung<br />

und den bisherigen beruflichen Werdegang des Beschäftigten<br />

erhoben werden dürfen. Der nach bisherigem Recht <strong>ohne</strong>hin<br />

(Schwangerschaft); NJW 2001, 1885 ff. (Schwerbehinderteneigenschaft).<br />

geltende Grundsatz der Direkterhebung beim Betroffenen38 38 Vgl. § 4 Abs. 2 BDSG.<br />

39 Das BDSG kennt bislang nur das Tatbestandsmerkmal des „unverhältnismäßigen<br />

Aufwands“ als Begrenzung datenschutzrechtlicher Verpflichtung verantwortlicher<br />

Stellen, vgl. z.B. § 3a, § 4 Abs. 2 Nr. 2b BDSG. Ähnlich sieht § 9 Satz 2 BDSG<br />

die Angemessenheit eines technischen und organisatorischen Aufwands vor.<br />

wird in § 32 Abs. 6 der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit in<br />

Abs. 7 noch einmal betont. Mit der Einführung des Verhältnismäßigkeitsprinzips<br />

betritt der Entwurf Neuland. 39 Das Verhältnismäßigkeitsgebot<br />

ersetzt hier die bislang üblichen Vorausset-<br />

53


zungen der datenschutzrechtlichen Erforderlichkeit40 und der<br />

Interessenabwägung. Angesichts des regelmäßig anzutreffenden<br />

Über-/Unterordnungsverhältnisses von Arbeitgeber zu Arbeitnehmer<br />

ist dieser Paradigmenwechsel nachvollziehbar.<br />

Besonders gelagerte Fallgruppen werden in § 32 Abs. 2–5 geregelt:<br />

Diskriminierungsverdächtige <strong>Daten</strong> eines Beschäftigten (Rasse,<br />

ethnische Herkunft, Behinderung, sexuelle Identität, Gesundheit,<br />

Vermögensverhältnisse, Vorstrafen oder laufende Ermittlungsverfahren)<br />

dürfen nur unter den Voraussetzungen des<br />

Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (§ 8 Abs. 1) angesprochen<br />

werden. Unklar: Vermögensverhältnisse, Vorstrafen<br />

und laufende Ermittlungsverfahren werden vom AGG nicht erfasst.<br />

Die Frage nach der Anerkennung als Schwerbehinderter oder<br />

diesem Gleichgestellten (§ 68 SGB IX) war zwar nach alter<br />

Rechtsprechung zulässig. 41 Wenn die Eignung für den Arbeitsplatz<br />

dadurch nicht beeinträchtigt wird, darf sich der Arbeitgeber<br />

jedoch im Vorfeld des Beschäftigungsverhältnisses nicht dafür<br />

interessieren. In Umsetzung der RL 2000/78/EG leistet der<br />

Gesetzentwurf mit dem Verbot der Frage die notwendige Revision<br />

der BAG-Rechtsprechung.<br />

Konfessions- bzw. Weltanschauungsfragen dürfen in einem<br />

Bewerbungsverfahren dann angesprochen werden, wenn es<br />

um eine Beschäftigung bei einer entsprechenden Gemeinschaft<br />

oder ihr zugeordneten Einrichtung oder Vereinigung geht. Die<br />

Fragen müssen allerdings nach der Art der Tätigkeit erforderlich<br />

sein, z.B. Kindergärtnerin im katholischen Kindergarten ja,<br />

Hausmeister nein. 42<br />

Entsprechendes gilt für weitere Tendenzbetriebe wie Gewerkschaften<br />

oder Presseeinrichtungen, deren Tätigkeit unmittelbar<br />

und überwiegend politisch oder koalitionspolitisch ausgerichtet<br />

ist, oder Einrichtungen zum Zwecke der Berichterstattung<br />

oder Meinungsäußerung (Art. 5 Abs. 1 Satz 2 GG).<br />

Wenig erörtert wurde bislang die Frage, welche <strong>Daten</strong> der Arbeitgeber<br />

<strong>ohne</strong> besonderen Aufwand aus allgemein zugänglichen<br />

Informationen etwa über Suchmaschinen im Internet erlangen<br />

kann. Das neue Gesetz will in § 32 Abs. 6 Satz 2 solche<br />

Recherchen regelmäßig zulassen. Anderes soll nur bei überwiegendem<br />

schutzwürdigen Interesse des Beschäftigten gelten. Bei<br />

der Beurteilung, ob solche schutzwürdigen Belange berührt<br />

sind, kommt es weniger darauf an, wie leicht der Arbeitgeber<br />

solche <strong>Daten</strong> „allgemein zugänglich“ findet, sondern ob sie erkennbar<br />

rechtmäßig, gar mit Billigung des Betroffenen dort eingestellt<br />

wurden. Zu beachten ist die Vorgabe von Art. 8 Abs. 2<br />

lit. e) der <strong>Daten</strong>schutzrichtlinie 95/46/EG, wonach die Erhebung<br />

besonderer Arten personenbezogener <strong>Daten</strong> nur zulässig ist,<br />

wenn sie sich auf <strong>Daten</strong> bezieht, die die betroffene Person selbst<br />

offenkundig öffentlich gemacht hat. 43 Deshalb geht Kritik fehl,<br />

dass der Nachweis einer <strong>Daten</strong>erhebung aus allgemein zugänglichen<br />

Quellen nicht zu führen sei. Allerdings ist die Frage zu stellen,<br />

ob § 32 Abs. 6 nicht die Vorgabe des Art. 8 Abs.2 lit. e) der<br />

RL hätte klarer abbilden können.<br />

Personenbezogene <strong>Daten</strong> aus „sozialen Netzwerken“ 44 soll der<br />

Arbeitgeber nach § 32 Abs. 6 Satz 2 grundsätzlich nicht erheben<br />

dürfen, es sei denn, die dort veröffentlichten <strong>Daten</strong> dienen<br />

gerade zur Darstellung der beruflichen Qualifikation des betroffenen<br />

Bewerbers.<br />

Mit Einwilligung des Beschäftigten soll der Arbeitgeber nach<br />

§ 32 Abs. 6 Satz 3 zukünftig auch bei sonstigen45 Dritten personenbezogene<br />

<strong>Daten</strong> des Beschäftigten erheben dürfen und<br />

dem Beschäftigten auf Verlangen Auskunft über den Inhalt der<br />

erhobenen <strong>Daten</strong> erteilen. In keinem Fall dürfen dabei die bisher<br />

durch die Rechtsprechung gezogenen Grenzen des zulässigen<br />

Fragerechts verletzt werden. 46 Die Vorschrift erscheint sachge-<br />

54<br />

recht, weil sie die weithin übliche Praxis der Referenzen berücksichtigt.<br />

2. Ärztliche Untersuchungen und Eignungstests<br />

vor Begründung eines Beschäftigungsverhältnisses<br />

nach § 32a BDSG-E<br />

Nach § 32a Abs. 1 darf der Arbeitgeber den Gesundheitszustand<br />

des Bewerbers etwa durch einen Werksarzt überprüfen<br />

lassen, wenn die Erfüllung bestimmter gesundheitlicher Voraussetzungen<br />

für die in Aussicht genommene Arbeit von wesentlicher<br />

und entscheidender Bedeutung ist. 47 Maßgeblich ist dabei<br />

der Zeitpunkt der Arbeitsaufnahme. Der Arbeitgeber kann Angaben<br />

über eine etwaige Behinderung also nur noch tätigkeitsbezogen<br />

verlangen und <strong>ohne</strong> darauf abzustellen, ob es sich um<br />

eine „einfache“ oder eine „schwere“ Behinderung handelt. 48<br />

Damit sind generelle Untersuchungen des Blutbilds oder von<br />

Urinproben nach der geplanten Regelung jedenfalls unzulässig.<br />

Diese Anforderungen stehen im Einklang mit der jüngeren arbeitsgerichtlichen<br />

Rechtsprechung. 49 Für gendiagnostische Untersuchungen<br />

gelten die spezielleren Vorschriften des GenDG.<br />

Voraussetzung einer Einstellungsuntersuchung soll sein, dass<br />

der Beschäftigte in die Untersuchung nach Aufklärung über deren<br />

Art und Umfang sowie in die Weitergabe des Untersuchungsergebnisses<br />

an den Arbeitgeber eingewilligt hat. Der Beschäftigte<br />

hat den Anspruch auf Mitteilung des Untersuchungsergebnisses;<br />

der Arbeitgeber darf nur erfahren, ob der Beschäftigte<br />

nach dem Untersuchungsergebnis für die vorgesehenen<br />

Tätigkeiten geeignet ist. In die Offenbarung weiterer Angaben<br />

kann der Beschäftigte nicht einwilligen, vgl. § 32l Abs. 1. Hinsichtlich<br />

des Einwilligungserfordernisses nach § 32a Abs. 1<br />

Satz 2 stellt sich die Frage, ob die Einwilligung angesichts der<br />

Situation des Bewerbers sachgerecht ist. Will der Bewerber den<br />

angestrebten Arbeitsplatz erhalten, wird er regelmäßig keine<br />

andere Wahl haben, als in die Untersuchung einzuwilligen. Ähnliche<br />

Anforderungen werden nach Abs. 2 an Eignungstests etwa<br />

durch Psychologen gestellt, die für die Feststellung erforderlich<br />

sind, ob der Beschäftigte zum Zeitpunkt der Arbeitsaufnahme<br />

für die vorgesehenen Tätigkeiten geeignet ist.<br />

3. <strong>Daten</strong>verarbeitung und -nutzung vor<br />

Begründung des Beschäftigtenverhältnisses nach<br />

§ 32b BDSG-E<br />

Die geplante Neuregelung gibt eine Antwort auf die Frage, wie<br />

erhobene <strong>Daten</strong> vor Begründung eines Beschäftigungsverhältnisses<br />

und zu welchen Zwecken sie weiterverwendet werden<br />

dürfen. Hier gilt der Grundsatz, dass nur legal erhobene oder erhaltene<br />

<strong>Daten</strong> vom Arbeitgeber verwendet werden dürfen, die<br />

für diesen konkreten Zweck erforderlich sind. Falls die Bewerbung<br />

scheitert, müssen die <strong>Daten</strong> fristgemäß gelöscht werden.<br />

Der Beschäftigte soll allerdings auch in eine weitere Speicherung<br />

seiner Bewerbungsdaten einwilligen können, etwa um sich weitere<br />

Chancen auf einen (anderen) Arbeitsplatz beim Arbeitgeber<br />

erhalten zu können. Hier ist die Einwilligung sachgerecht.<br />

40 Dazu vgl. z.B. Sokol, in: Simitis, BDSG, § 13 Rdnr. 25 ff.<br />

41 Vgl. dazu BR-Drs. 353/10, S. 28 zu § 32 Abs. 3.<br />

42 Beachtlich ist in diesem Zusammenhang das am 23.9.2010 (Az. 425/03) ergangene<br />

Urteil des EGMR mit Hinweis auf das Erfordernis der Funktionsbezogenheit<br />

ungeachtet des Charakters eines kirchlichen Tendenzbetriebs.<br />

43 Die in Art. 8 Abs. 2 lit. e) genannte zweite Erlaubnis zur <strong>Daten</strong>verarbeitung<br />

scheidet hier aus, sie betrifft die sachgerechte Rechtsverteidigung.<br />

44 Dieser Begriff wird im Gesetzesentwurf nicht definiert.<br />

45 Nach der Gesetzesbegründung stellt die Erhebung aus allgemeinen zugänglichen<br />

Quellen häufig auch eine <strong>Daten</strong>erhebung bei Dritten dar, das soll das Tatbestandsmerkmal<br />

„sonstige Dritte“ verdeutlichen, vgl. BR-Drs. 353/10, S. 30.<br />

46 Das stellt die Begr. zu § 32 Abs. 6 klar, vgl. BR-Drs. 353/10, S. 30.<br />

47 Zu Blutuntersuchungen vor der Einstellung vgl. z.B. Forst, RDV 2010, 8 ff.<br />

48 Vgl. dazu und zum Folgenden auch Bayreuther, NZA 2010, 679 ff.<br />

49 Vgl. BAG NZA 2010, 383 ff.


4. <strong>Daten</strong>erhebung im Beschäftigungsverhältnis<br />

nach § 32c BDSG-E<br />

Die Überwachungsskandale in den vergangenen Jahren betrafen<br />

– wie bei der unzulässigen Beobachtung der Beschäftigten<br />

durch Videokameras – zumeist verdeckte <strong>Daten</strong>erhebungen, im<br />

Übrigen häufig die unzulässige Auswertung von <strong>Daten</strong> (z.B. von<br />

E-Mail-Verkehrsdaten). Die Neuregelung konkretisiert die <strong>Daten</strong>zwecke,<br />

für die der Arbeitgeber <strong>Daten</strong> zulässigerweise offen<br />

erheben kann (z.B. zur Erfüllung gesetzlicher Meldepflichten<br />

oder Zahlungspflichten gegenüber dem Beschäftigten oder zur<br />

Verhaltens- und Leistungskontrolle; im Kontext der Videoüberwachung<br />

vgl. die Spezialregelung in § 32f BDSG-E). Problematisch<br />

auch im laufenden Beschäftigungsverhältnis ist insbesondere<br />

die Forderung einer ärztlichen Untersuchung oder von<br />

Tests, um die (fortbestehende) Eignung des Beschäftigten zu<br />

überprüfen. 50<br />

Da es sich hier um besondere Arten personenbe-<br />

zogener <strong>Daten</strong> handelt, die speziell auch für einen missbräuchlichen<br />

Konkurrenzkampf oder zum Zwecke der „Abschiebung“<br />

etwa wegen einer vorübergehenden schweren Krankheit oder<br />

wegen des Alters durch den Chef zu befürchten sind, müssen<br />

die Anforderungen präzise gestaltet werden. Vor einer Überprüfung<br />

müssen nach § 32c Abs. 3<br />

tatsächliche Anhaltspunkte vorliegen, die Zweifel an der fortdauernden<br />

Eignung des Beschäftigten begründen, oder<br />

muss ein Wechsel seiner Tätigkeit oder seines Arbeitsplatzes<br />

beabsichtigt sein.<br />

Zu einer Dokumentationspflicht der Anordnungsgründe konnte<br />

sich die Bundesregierung nicht durchringen, obwohl eine solche<br />

Verfahrensgestaltung gleichzeitig dem datenschutzrechtlichen<br />

Transparenzgebot dienen würde. Im Übrigen gelten die Bestimmungen<br />

des § 32 Abs. 2–6 weitgehend entsprechend. Warum<br />

§ 32c Abs. 4 gerade das Verhältnismäßigkeitsprinzip ausdrücklich<br />

statuiert, anstatt auf den identisch lautenden § 32 Abs. 7 zu<br />

verweisen, ist nicht klar.<br />

5. <strong>Daten</strong>verarbeitung und -nutzung im<br />

Beschäftigtenverhältnis nach § 32d BDSG-E<br />

Im Zentrum des Regelungsentwurfs stellen sich folgende Fragen:<br />

Zu welchen Zwecken dürfen erhobene <strong>Daten</strong> im Beschäftigungsverhältnis<br />

weiterverarbeitet werden? Ist eine <strong>Daten</strong>verwendung<br />

zu anderen Zwecken zulässig? Die Zweckbestimmung<br />

ist seit dem Volkszählungsurteil das tragende Prinzip des <strong>Daten</strong>schutzrechts.<br />

Sie fördert das Vertrauensverhältnis im Arbeitsund<br />

Dienstverhältnis, da die Beschäftigten dadurch sicher sein<br />

können, dass ihre <strong>Daten</strong> nicht anderweitig und zu zweifelhaften<br />

Zwecken entfremdet werden. Daher gelten für die <strong>Daten</strong>verwendung<br />

die zuvor bereits genannten Maßstäbe. Sie sind auch im Hinblick<br />

auf Konzernunternehmen von besonderem Interesse.<br />

Anders ist die Situation, wenn die vorhandenen <strong>Daten</strong> nach<br />

§ 32d Abs. 3 dafür verwendet werden sollen, um Pflichtverletzungen<br />

oder Straftaten aufzudecken oder zu verhindern. Auch<br />

im Beschäftigungsverhältnis begangene Ordnungswidrigkeiten<br />

können so verfolgt werden, wenn sie schwere Pflichtverletzun-<br />

50 Vgl. z.B. BAG NJW 2000, 604 ff.; BVerwG NJW 1991, 1317, 1318; Bengelsdorf,<br />

in: Bauer u.a. (Hrsg.), FS für H. Buchner, 2009, S. 108 ff.; Mengel, Compliance und<br />

Arbeitsrecht, Kap. 2 Rdnr. 19; vgl. Wedde, in: Sommer u.a. (Hrsg.), Im Netz@work,<br />

2003, S. 55, 60 ff. m.w.Nw.; s.a. HmbBfDI v. 2.7.2010: Bluttests bei Einstellungsuntersuchungen.<br />

51 BR-Drs. 353/10, S. 35.<br />

52 BR-Drs. 353/10, S. 35.<br />

53 Vgl. Presseerklärung des BayLfD v. 26.8.2010: Beschäftigtendatenschutz –<br />

Bundesregierung geht Schritt in die richtige Richtung.<br />

54 Dazu ausf. Brink/Schmidt, MMR 2010, 592 ff.<br />

55 Damit soll die langjährige Speicherung von <strong>Daten</strong> unterbunden werden, wie sie<br />

z.B. bei der Deutschen Bahn AG erfolgte, selbst wenn die Ergebnisse einen Korruptionsverdacht<br />

nicht bestätigten, vgl. BlnBDI JB 2009, Kap. 10.1, S. 138.<br />

gen darstellen. 51 Hier soll der Regelungsentwurf insbesondere<br />

zur Aufdeckung von Straftaten nach §§ 266, 299, 331–334<br />

StGB, allesamt typische Korruptionstatbestände, auch anlasslos<br />

<strong>Daten</strong>abgleiche gestatten.<br />

I.S.d. § 3a BDSG dürfen derartige Abgleiche zunächst nur in<br />

anonymisierter oder pseudonymisierter Form durchgeführt werden.<br />

Erst wenn sich aus den Abgleichergebnissen tatsächliche<br />

(und zu dokumentierende) Anhaltspunkte für bestimmte<br />

Rechtsverstöße ergeben, dürfen die <strong>Daten</strong> im erforderlichem<br />

Umfang personalisiert werden. 52 Nach Maßgabe des Abs. 3 Satz 3<br />

sind die betroffenen Beschäftigten zu unterrichten.<br />

§ 32d Abs. 3 soll anlasslos verdachtsfreie Abgleiche ermöglichen,<br />

soweit hiermit nur hinreichend gewichtige Rechts- oder Pflichtverletzungen<br />

der Beschäftigten verfolgt werden können. Dieser<br />

Ansatz steht in einem merkwürdigen Spannungsverhältnis zu der<br />

Empörung, die im Zusammenhang mit den Massendatenabgleichen<br />

zur Korruptionsbekämpfung seitens der Bahn AG und anderer<br />

Großunternehmen aufbrandete. U.a. diese Massendatenabgleiche<br />

waren der maßgebliche Anlass für die jetzt vorgeschlagenen<br />

Gesetzesänderungen. 53 Dass die Abgleiche zunächst anonymisiert<br />

oder pseudonymisiert erfolgen sollen, ist kein starker<br />

<strong>Schutz</strong> für die Betroffenen. Denn sobald diese datensparsamen<br />

Abgleiche zu greifbaren Ergebnissen führen, soll der Personenbezug<br />

hergestellt werden. Als Fazit kann zu dieser Vorschrift festgehalten<br />

werden, dass der Entwurf zwar mit Klarstellungen auf die<br />

vergangenen missbräuchlichen Massendatenabgleiche reagiert,<br />

aber nicht auf eine Verbesserung der <strong>Daten</strong>schutzrechtslage der<br />

Beschäftigten abzielt. Überzeugender wäre es daher, wenn der<br />

Gesetzentwurf zu den Maximen des § 32 Abs. 1 Satz 2 BDSG zurückkehrte:<br />

Keine anlasslosen Massen-Screenings mit personenbezogenen<br />

<strong>Daten</strong>, solche „Rasterfahndungen“ dürfen nur mit<br />

anonymisierten <strong>Daten</strong> durchgeführt werden. Hinweisen auf Betrug<br />

oder Korruption im Unternehmen kann dann – wie bisher –<br />

die Innenrevision im Wege von Stichproben nachgehen. 54<br />

6. <strong>Daten</strong>erhebung <strong>ohne</strong> Kenntnis des<br />

Beschäftigten zur Aufdeckung und Verhinderung<br />

von Straftaten und Pflichtverletzungen im<br />

Beschäftigtenverhältnis nach § 32e BDSG-E<br />

Ob das Anliegen der Bundesregierung gelungen ist, einen angemessenen<br />

Ausgleich zwischen den Erfordernissen einer effektiven<br />

Compliance und dem <strong>Daten</strong>schutz herzustellen, kann insbesondere<br />

an den Vorschriften zur heimlichen Überwachung<br />

von Beschäftigten beurteilt werden. Die Vorschrift in § 32e erlaubt<br />

im Grundsatz nur die offene Erhebung von Beschäftigtendaten,<br />

Abs.1. Eine heimliche Erhebung von Beschäftigtendaten<br />

ist nach den Abs. 2–7 nur unter strengen Voraussetzungen zugelassen.<br />

Zu beachten ist, dass Abs. 2 auf die Erhebung von Beschäftigtendaten<br />

des einzelnen Beschäftigten abstellt, heimliche<br />

Massendatenerhebungen sind deshalb von vorneherein<br />

unzulässig. § 32e setzt für die heimliche <strong>Daten</strong>erhebung zunächst<br />

voraus, dass Tatsachen den Verdacht einer schwerwiegenden<br />

Pflichtverletzung oder einer im Beschäftigtenverhältnis<br />

begangenen Straftat seitens des überwachten Beschäftigten begründen.<br />

Weiterhin muss sie zur Aufklärung der begangenen<br />

oder Verhinderung künftiger schwerer Verfehlungen erforderlich<br />

sein (Abs. 2) und überdies dem Verhältnismäßigkeitsprinzip genügen<br />

(Abs. 3). Auch der zeitliche Umfang der <strong>Daten</strong>erhebung und<br />

-verwendung wird grundsätzlich eng begrenzt (Abs. 4, Abs. 6). 55<br />

Vor dem Hintergrund der Überwachungsskandale der Vergangenheit<br />

von besonderer Bedeutung ist die nach Abs. 5 bestehende<br />

Pflicht des Arbeitgebers, die den Verdacht begründenden<br />

Tatsachen vor der <strong>Daten</strong>erhebung zu dokumentieren und die<br />

Beschäftigten nachträglich zu unterrichten. Mit der Dokumentationspflicht<br />

reagiert der Entwurf insoweit sachgerecht auf Fälle<br />

55


der heimlichen Beschäftigtenüberwachung, in denen Überwachungsaufträge<br />

mündlich vergeben wurden und deshalb teilweise<br />

nur auf Grund von Rechnungen extern beauftragter Dienstleistungsunternehmen<br />

rekonstruiert werden konnten. Die Dokumentationspflicht<br />

ermöglicht eine nachträgliche Rechtmäßigkeitskontrolle,<br />

die Unterrichtung des Beschäftigten versetzt diesen in die<br />

Lage, eine solche Rechtmäßigkeitskontrolle anzustoßen.<br />

In der Unterrichtungspflicht könnte in der Praxis künftig ein<br />

Hauptvollzugsproblem der Vorschrift liegen, weil die Einhaltung<br />

der Informationspflicht von dem betroffenen Beschäftigten häufig<br />

nicht kontrollierbar sein dürfte. Die in der Literatur vertretene<br />

Konsequenz, die rechtswidrige heimliche <strong>Daten</strong>erhebung mit<br />

einem Verwertungsverbot zu belegen, 56 nimmt der Entwurf nicht<br />

ausdrücklich auf. Angesichts der bisherigen Rechtsprechung zum<br />

Verbot der Verwertbarkeit rechtswidrig heimlich erhobener Da-<br />

ten 57<br />

56<br />

besteht allerdings die Aussicht, dass zumindest in bestimm-<br />

ten Fallgruppen ein Verwertungsverbot de lege lata entstehen<br />

wird. Ob rechtswidrig gewonnene <strong>Daten</strong> künftig zu Vortragsverwertungsverboten<br />

des Arbeitgebers z.B. in Kündigungsschutzprozessen<br />

führen, dürfte allerdings eher unwahrscheinlich sein. 58<br />

Die Vorschrift enthält auch eine Klausel zum <strong>Schutz</strong> des Kernbereichs<br />

privater Lebensgestaltung. Legt man die gefestigte Rechtsprechung<br />

des BVerfG zum Kernbereich privater Lebensgestaltung<br />

zu Grunde, dürfte § 32e Abs. 7 allenfalls selten zur Anwendung<br />

kommen. 59 Untersagt wäre danach z.B. das Abhören von<br />

Äußerungen innerster Gefühle oder bestimmte Ausdrucksformen<br />

der Sexualität. 60 Man wird den <strong>Schutz</strong>bereich der Vorschrift<br />

wohl ähnlich wie den des § 201a StGB auslegen müssen, wobei<br />

die untersagte <strong>Daten</strong>erhebung nicht nur durch Bildaufnahmen<br />

geschehen kann.<br />

So notwendig die tatbestandlichen Begrenzungen der heimlichen<br />

Beschäftigtenüberwachung durch den Entwurf sind: Bei<br />

einer Gesamtbetrachtung der Vorschrift ist gleichwohl die Frage<br />

aufzuwerfen, aus welchen Gründen der Arbeitgeber zur Straftatenverfolgung<br />

befugt sein soll. Der Entwurf ermöglicht damit<br />

den Arbeitgebern in Beschäftigtenverhältnissen, ähnlich wie<br />

Strafverfolgungsbehörden gegen Beschäftigte zu ermitteln, um<br />

begangene Straftaten aufzuklären. Eine heimliche <strong>Daten</strong>erhebung,<br />

die <strong>ohne</strong> schwerwiegenden Anlass (z.B. ein schwerer Betrug<br />

oder Untreue) durchgeführt wird, macht indes den Mitarbeiter<br />

zu einem „Risikopartner“ und gefährdet jedes Vertrauensverhältnis.<br />

Selbstverständlich ist es dem Arbeitgeber nicht<br />

zuzumuten, schwerwiegende Beeinträchtigungen seiner<br />

Rechtsgüter <strong>ohne</strong> Gegenwehr hinzunehmen. Die Verfolgung<br />

begangener Straftaten ist jedoch Sache des Staates.<br />

7. Beobachtung nicht öffentlich zugänglicher<br />

Betriebsstätte mit optisch elektronischen<br />

Einrichtungen (Videoüberwachung) nach § 32f<br />

BDSG-E)<br />

Der Einsatz betrieblicher/dienstlicher Videoüberwachung<br />

nimmt zu. Diese Technik hat eine besonders hohe Eingriffsqualität,<br />

da der Einzelne bildlich in seinen Bewegungen, Stimmungen<br />

usw. erfasst wird. Auch i.R.d. Überwachungsskandale spielten<br />

verdeckte Kameras eine zentrale Rolle, die Beschäftigte bis in die<br />

Intimsphäre hinein (z.B. auf Toiletten) beobachteten.<br />

Bislang sind die Regeln zur Videoüberwachung in § 6b BDSG<br />

auf die Beobachtung öffentlich zugänglicher Räume (Ladenpassagen,<br />

Bankfilialen usw.), nicht aber auf nicht öffentlich zugängliche<br />

Betriebsstätten anwendbar. Bei diesen besteht eine gesetzlich<br />

ungeregelte Situation, die – wie oben bereits angedeutet –<br />

durch richterrechtliche Grundsätze ausgefüllt wird. Die Neuregelung<br />

in § 32f will diesen Zustand ändern und trifft eine Regelung<br />

für abschließend festgelegte Zwecke (zur Zutrittskontrolle,<br />

Wahrnehmung des Hausrechts, zum <strong>Schutz</strong> des Eigentums, zur<br />

Sicherheit des Beschäftigten, zur Sicherung von Anlagen oder<br />

zur Abwehr von Gefahren für die Sicherheit des Betriebs). Liegt<br />

einer dieser Gründe vor, kann die Videoüberwachung unzulässig<br />

sein, wenn schutzwürdige Interessen des Beschäftigten<br />

überwiegen. Eine Überwachung etwa von Sanitär- und Umkleideräumen<br />

ist nach Abs. 2 ganz i.S.d. bisherigen Rechtsprechung61<br />

und im Einklang mit § 201a StGB unzulässig, weil sie<br />

gegen das Recht auf Intimität verstößt.<br />

Die Videokamera und auch eine entsprechende Attrappe, die<br />

eine Überwachung vorgibt, muss kenntlich gemacht werden<br />

(z.B. durch ein Piktogramm), Abs. 1 Satz 2. Wegen der besonderen<br />

Eingriffsschwere ist eine heimliche Videokontrolle strikt untersagt.<br />

Aus datenschutzrechtlicher Sicht ist diese Vorschrift der<br />

mutigste Schritt im Entwurf. 62<br />

Allerdings ist bereits nach geltender Rechtslage eine heimliche<br />

Videoüberwachung nur in äußerst seltenen Ausnahmefällen gestattet.<br />

63 Selbst wenn eine strafbare Handlung eines Beschäftigten<br />

im Raum steht, ist nach gegenwärtiger Rechtslage eine<br />

heimliche Überwachung nicht immer zulässig. Gleichwohl hat<br />

die Praxis vor allem im Bereich des Einzelhandels immer wieder<br />

dieses stark eingeschränkte Recht des Arbeitgebers zur heimlichen<br />

Videoüberwachung häufig zu weit ausgelegt. Mit dem<br />

strikten Verbot wird der Entwurf der grundrechtlichen Pflicht zu<br />

einem effektiven Persönlichkeitsschutz der Beschäftigten gerecht.<br />

64 Unzumutbar für den Arbeitgeber65 ist ein solches striktes<br />

Verbot schon deshalb nicht, weil bei dem konkreten Verdacht<br />

der Straftatenbegehung die Einschaltung von Strafverfolgungsbehörden<br />

jederzeit möglich ist.<br />

Von datenschutzrechtlicher Relevanz nach § 32f Abs. 1 Satz 4 ist<br />

die Frage, welche Rechtspflichten Kameraattrappen auslösen.<br />

Die zivilrechtliche Rechtsprechung behilft sich bislang überwiegend<br />

mit den Vorschriften der §§ 823, 1004 BGB. Wird eine Videokamera<br />

so angebracht, dass die ernsthafte Möglichkeit besteht,<br />

automatisch filmische Aufzeichnungen von Personen zu<br />

machen, begründet der hierdurch erzeugte „Überwachungsdruck“<br />

unabhängig davon, ob tatsächlich Videoaufnahmen gefertigt<br />

werden, eine Beeinträchtigung des allgemeinen Persönlichkeitsrechts<br />

der so „überwachten“ Personen. 66 Aus datenschutzrechtlicher<br />

Sicht löst insbesondere § 6b Abs. 2 BDSG<br />

praktische Schwierigkeiten aus, wonach die Videoüberwachung<br />

und die verantwortliche Stelle kenntlich zu machen sind.<br />

Da keine reale Videoüberwachung stattfindet, löst § 6b Abs. 2<br />

BDSG unmittelbar keine Kennzeichnungspflicht, wohl aber häufig<br />

Eingaben bei den <strong>Daten</strong>schutzbehörden aus. 67 Diese stehen<br />

56 Zur Problematik der Handyortung vgl. Jandt/Schnabel, K&R 2008, 723; Steidle,<br />

MMR 2009, 167; zur Ortung durch GPS vgl. Gola (o. Fußn. 28), Rdnr. 89 ff.<br />

57 Vgl. z.B. BAG NJW 2010, 104 ff. (rechtswidriges Abhören von Telefongesprächen);<br />

zum Thema vgl. auch Lunk, NZA 2009, 457 ff.<br />

58 Die Rspr. ist insoweit sehr zurückhaltend, vgl. etwa BAG NJW 2008, 2732 ff.,<br />

Abs. 24; Nds.LAG NZA-RR 2010, 406 ff.; LAG Halle, NJ 2008, 575 ff.<br />

59 Leider gibt auch die Begr. zu § 32e Abs. 7 wenig her, wie die Vorschrift zu verstehen<br />

sein soll, vgl. S. 38.<br />

60 Vgl. z.B. BVerfG MMR 2004, 302; w. Nw. bei Jarass/Pieroth, GG,20.Aufl.,<br />

Art. 1 Rdnr. 20, Art. 10 Rdnr. 18 und Art. 13 Rdnr. 26.<br />

61 Vgl. z.B. LAG Hamm RDV 2007, 176: Fotografie eines auf der Toilette sitzenden<br />

Beschäftigten.<br />

62 Vgl. dazu auch die Presserklärungen des BfDI v. 25.8.2010 und des BayLfD v.<br />

26.8.2010.<br />

63 Vgl. z.B. BAG RDV 2005, 216 ff.; BAG NJW 2003, 3436 ff.<br />

64 Vgl. Presseerklärung BayLfD v. 26.8.2010.<br />

65 So aber offenbar die Auffassung des HDE, vgl. Stuttgarter Nachrichten v.<br />

25.8.2010: Arbeitgeber wollen weiterhin überwachen.<br />

66 Vgl. BGH MMR 2010, 502 ff.; LG Bonn NJW-RR 2005, 1067 f.; LG Darmstadt<br />

NZM 2000, 360.<br />

67 So zu Recht Gola/Schomerus, BDSG, § 6b Rdnr. 27; Bizer,in:Simitis,BDSG§6b<br />

Rdnr. 39 vertritt die Auffassung, auf Grund des vergleichbaren Überwachungsdrucks<br />

müsse die verantwortliche Stelle gekennzeichnet sein. Demgegenüber rät<br />

Niese, in: Wilde et al., BayDSG, Art. 21a Rdnr. 9 von Hinweisschildern gänzlich ab.


vor der schwierigen Entscheidung, ob sie der „verantwortlichen<br />

Stelle“ empfehlen, mit dem Anbringen von Hinweisschildern<br />

i.S.d. § 6b Abs. 2 zu lügen oder ob sie ihren Petenten <strong>ohne</strong> Offenlegung<br />

der Attrappeneigenschaft vermitteln, warum in dem<br />

konkreten Eingabefall abweichend von den üblichen Standards<br />

keine Hinweispflicht besteht. Der Entwurf setzt sich über etwaige<br />

Bedenken hinweg und setzt auf die pragmatische Lösung,<br />

wonach Attrappen hinsichtlich der Hinweispflicht einer tatsächlichen<br />

Videoüberwachung gleichzusetzen sind.<br />

8. Ortungssysteme nach § 32g BDSG-E<br />

Der Entwurf enthält eine Vorschrift zum Einsatz von Ortungssystemen.<br />

Mit Hilfe von Ortungssystemen (GPS oder Handy-Ortung)<br />

kann der jeweilige geografische Aufenthaltsort des Beschäftigten<br />

jederzeit präzise bestimmt werden, wodurch dieser<br />

zum Objekt einer umfassenden Verhaltens- und Leistungskontrolle<br />

werden kann. Die Ortungsdaten dürfen daher nur zu bestimmten<br />

konkreten Zwecken erhoben und verwendet werden<br />

(zur Sicherheit des Beschäftigten oder zur Koordinierung des<br />

Einsatzes des Beschäftigten). Insoweit sieht der Entwurf in<br />

Abs. 1 Satz 4 eine strikte Zweckbindung vor. Bei der Erhebung<br />

sind nach Abs. 1 Satz 1 die schutzwürdigen Interessen des Beschäftigten<br />

zu beachten; überwiegen diese, hat der Umgang<br />

mit Geolokalisationsdaten zu unterbleiben.<br />

I.S.d. Transparenzgebots muss der Beschäftigte auch über den<br />

Umfang der Aufzeichnungen und evtl. vorgesehene Auswertungen<br />

informiert werden. Hier dürfte in der Praxis ein Hauptproblem<br />

liegen, weil die Einhaltung der Informationspflicht von dem<br />

betroffenen Beschäftigten häufig nicht kontrollierbar sein dürfte.<br />

Das Beispiel von erlaubt privat genutzten PKWs zeigt, dass der<br />

Einsatz von Ortungssystemen auch Lebensbereiche der Beschäftigten<br />

erfassen kann, die ihrer Privatsphäre zuzurechnen sind<br />

und deshalb den Arbeitgeber nichts angehen. Dem versuchen<br />

Abs. 1 Satz 2 und Abs. 2 gerecht zu werden. Nach der ersten<br />

Vorschrift ist die Erhebung von Ortungsdaten nur während der<br />

Arbeitszeit des Beschäftigten gestattet. Die zweite Regelung betrifft<br />

Ortungssysteme zum <strong>Schutz</strong> beweglicher Sachen.<br />

9. Biometrische Verfahren nach § 32h BDSG<br />

In der Praxis wird immer wieder versucht, Beschäftigte mit Hilfe<br />

bestimmter körperlicher Merkmale zu identifizieren (z.B. durch<br />

Fingerabdruck, Iris-Scan, Gesichtskontrolle). In vielen Fällen ergeben<br />

sich dabei überschießende Informationen, etwa höchst<br />

sensible Erkenntnisse über den Gesundheitszustand, also besonders<br />

schützenswerte <strong>Daten</strong> i.S.d. § 3 Abs. 9 BDSG.<br />

68 Auch die Begr. verhält sich hierzu nicht, vgl. BR-Drs. 353/10, S.41.<br />

69 Vgl. dazu BVerfGE 87, 334, 340; BVerfGE 97, 228, 268; BVerfGE 120, 180,<br />

198.<br />

70 Zur heimlichen TK-Überwachung durch den Arbeitgeber vgl. z.B. bereits<br />

BVerfG MMR 2003, 35 ff.; BAG NZA 1996, 218 ff.<br />

71 Man denke z.B. an die zahlreichen Fälle des Downloads von pornografischem<br />

Bildmaterial; vgl. z.B. BAG NJW 2006, 2939 ff., Rdnr. 32; BVerwGE 111, 291 ff.<br />

72 Vgl. dazu z.B. die Gesamtüberblicke bei Gola (o. Fußn. 28); Däubler, Internet<br />

und Arbeitsrecht, 3. Aufl. 2004; ders., Gläserne <strong>Belegschaften</strong>?, 5. Aufl. 2010.<br />

73 Neben dem Fernmeldegeheimnis gelten auch die aus dem allgemeinen Persönlichkeitsrecht<br />

abgeleiteten Grundrechte auf informationelle Selbstbestimmung und<br />

auf Gewährleistung der Vertraulichkeit und Integrität informationstechnischer Systeme.<br />

Gerade Letzteres führt zu erheblichen Unsicherheiten bei der Rechtsanwendung.<br />

Vgl. als Negativbeispiel VGH Kassel MMR 2009, 714, in dem die unterschiedlichen<br />

Rechtsfolgen der Anwendung der beiden Grundrechte verkannt werden.<br />

74 Das ergibt sich im Umkehrschluss aus § 11 Abs. 1 Nr. 1 TMG.<br />

75 Anders als das TMG sieht das TKG keine ausdrückliche Regelung vor; die eingeschränkte<br />

Anwendung des TKG auf nur private Kommunikation wird aus dem Umstand<br />

abgeleitet, dass die Anwendbarkeit des TKG ein Anbieter-Nutzer-Verhältnis<br />

voraussetzt.<br />

76 Vgl. § 14 Abs. 4 BDatGE, BT-Drs. 17/69, S. 7.<br />

77 Noch der Referentenentwurf v. 28.5.2010 sah in § 32i Abs. 4 eine Regelung vor.<br />

Aus diesem Grund sollen nach § 32h BDSG-E nur bestimmte<br />

biometrische Merkmale eines Beschäftigten erhoben und verwendet<br />

werden dürfen und dies auch nur dann, soweit dies aus<br />

betrieblichen Gründen zu Autorisierungs- und Authentifikationszwecken<br />

erforderlich ist. <strong>Schutz</strong>würdige Interessen des Beschäftigten<br />

am Ausschluss der <strong>Daten</strong>erhebung und <strong>Daten</strong>verwendung<br />

überwiegen jedenfalls, wenn besondere Arten personenbezogener<br />

<strong>Daten</strong> miterhoben werden.<br />

Nach Abs. 1 Satz 2 können Arbeitgeber Lichtbilder von Beschäftigten<br />

auch zu anderen Zwecken erheben und verwenden,<br />

wenn die betroffenen Beschäftigten hierin eingewilligt haben.<br />

Die Vorschrift sieht hierzu keine Einschränkungen vor. 68 Hinsichtlich<br />

der Wirksamkeit der Einwilligung gelten die üblichen<br />

Voraussetzungen nach § 4a BDSG. Im Lichte der Bedeutung des<br />

Grundrechts am eigenen Bild69 wird man im Einklang mit der<br />

bisherigen Rechtslage ungeachtet der erteilten Einwilligung zumindest<br />

eine sachliche Notwendigkeit für die Verwendung der<br />

Bilddaten durch den Arbeitgeber verlangen müssen.<br />

<strong>Daten</strong>, die nicht mehr für die vorgesehenen Zwecke erforderlich<br />

sind, müssen nach Abs. 2 unverzüglich gelöscht werden. Dies<br />

gilt i.S.d. Persönlichkeitsschutzes auch dann, wenn schutzwürdige<br />

Interessen des Beschäftigten einer weiteren Speicherung<br />

entgegenstehen. Wie nach bisheriger Rechtslage wird der Arbeitgeber<br />

nach § 9 BDSG bei dem Technikeinsatz ein besonderes<br />

Augenmerk auf Verfahren legen müssen, die einen Missbrauch<br />

der <strong>Daten</strong> ausschließen.<br />

10. Nutzung von TK-Diensten nach § 32i BDSG-E<br />

Wie nicht zuletzt die DTAG-Affäre eindrucksvoll belegte, bietet<br />

die Telekommunikation ein besonderes Potential für eine illegale,<br />

umfassende Überwachung von Beschäftigten. 70 Allerdings<br />

kann umgekehrt die missbräuchliche Nutzung der Telekommunikation<br />

durch Beschäftigte das Ansehen des Arbeitgebers erheblich<br />

schädigen. 71 Die Kontrolle der dienstlichen Telefonie-, E-<br />

Mail- und Internetnutzung stellt nicht zuletzt deshalb einen heiß<br />

umstrittenen Bereich im Beschäftigtendatenschutzrecht dar. 72 Zugleich<br />

ist die Rechtslage nicht nur einfachgesetzlich, sondern auch<br />

verfassungsrechtlich komplex, weil unterschiedliche Grundrechte<br />

mit unterschiedlicher <strong>Schutz</strong>reichweite zu beachten sind. 73<br />

Man darf gespannt sein, ob und inwieweit § 32i zur Rechtssicherheit<br />

und zum Rechtsfrieden beitragen kann. Nach der bisherigen<br />

Gesetzeslage ist danach zu unterscheiden, ob eine ausschließlich<br />

berufliche oder dienstliche Nutzung von TK-Diensten vorliegt oder<br />

der Arbeitgeber eine private Nutzung von TK-Diensten zulässt.<br />

Wird die private Nutzung gestattet, gilt der Arbeitgeber als Diensteanbieter<br />

i.S.d. TMG74 und TKG. 75 Er hat dann das strafrechtlich<br />

bewehrte Fernmeldegeheimnis zu beachten.<br />

Anders als der Entwurf zum BDatG76 und Vorentwürfe77 verzichtet<br />

§ 32i weitgehend auf eine ausdrückliche Regelung der privaten<br />

Nutzung. Das Regelungsvorhaben betrifft mithin ganz überwiegend<br />

die Nutzung von TK-Diensten des Beschäftigten ausschließlich<br />

zu beruflichen oder dienstlichen Zwecken.<br />

Abs. 1 bildet die bereits jetzt weitgehend anerkannten datenschutzrechtlichen<br />

Grundregeln der dienstlich veranlassten Nutzung<br />

der Telekommunikation ab. Der Arbeitgeber/Dienstherr<br />

darf anfallende TK-Verkehrsdaten (i.S.v. § 3 Nr. 30 TKG) nur zu<br />

bestimmten konkreten Zwecken nutzen (zur Gewährleistung<br />

des ordnungsgemäßen Betriebs von TK-Netzen oder TK-Diensten,<br />

einschließlich der <strong>Daten</strong>sicherheit; zu Abrechnungszwecken<br />

oder zu einer stichprobenartigen oder anlassbezogenen<br />

Leistungs- oder Verhaltenskontrolle). Wie bei den übrigen Regelungen<br />

sind die etwaig überwiegenden Interessen und ein Benachrichtigungsrecht<br />

der Beschäftigten zu beachten.<br />

Bei der Erfassung von TK-Inhalten einer zu beruflichen und<br />

dienstlichen Zwecken erlaubten Kommunikation liegt allerdings<br />

57


ein besonders schwerer Eingriff in das Persönlichkeitsrecht des<br />

Beschäftigten vor. Deshalb soll § 32i Abs. 2 einen Eingriff im<br />

Grundsatz nur gestatten, wenn der Beschäftigte und sein Kommunikationspartner<br />

vor der Erhebung und Verwendung im Einzelfall<br />

vorher darüber informiert wurden und in den <strong>Daten</strong>umgang<br />

eingewilligt haben. Z.B. kommt eine derartige Vorgehensweise<br />

bei der Anschulung von neuen Beschäftigten etwa im Servicebereich<br />

in Betracht.<br />

Für den Fall, dass die Nutzung von Telefondiensten zum wesentlichen<br />

Inhalt der geschuldeten Leistung gehört (insbesondere bei<br />

Call-Centern78), gestattet Abs. 2 Satz 2 eine weitergehende Erfassung<br />

von Inhaltsdaten. Auf Grund des TK-Geheimnisses wird zwar<br />

der Gesprächspartner des Beschäftigten im Einzelfall vorab informiert,<br />

nicht jedoch der Beschäftigte selbst. Er soll nur in geeigneter<br />

Weise vorab darüber informiert werden, dass er „in einem eingegrenzten<br />

Zeitraum mit einer Kontrolle zu rechnen hat“. Nach Satz<br />

3 ist er allerdings nachträglich zu unterrichten. Mit dieser Regelung<br />

kommt der Entwurf den Interessen von Markt- und Sozialforschungsinstituten<br />

entgegen. Obwohl eine derartige Vorgehensweise<br />

unstreitig das Recht des Beschäftigten am eigenen Wort erheblich<br />

beeinträchtigt, 79 wird sie von den Verbänden zur Sicherung<br />

der Interviewqualität in ihren Richtlinien empfohlen. 80<br />

Gesondert in Abs. 3 geregelt ist der Umgang mit Inhaltsdaten<br />

bei der beruflichen und dienstlichen Nutzung von anderen TK-<br />

Diensten. Mit „anderen“ Diensten sind alle TK-Dienste gemeint,<br />

die keine Telefondienste sind (z.B. E-Mail, Internet usw.). 81 Im<br />

Zusammenhang mit der Bereitstellung solcher Dienste dürfen<br />

Inhaltsdaten erhoben und verwendet werden, soweit dies für<br />

den ordnungsgemäßen Dienst- oder Geschäftsbetrieb erforderlich<br />

ist. Entsprechend zu Abs. 1 Nr. 3 gestattet Abs. 3 auch die<br />

stichprobenartige oder anlassbezogene Leistungs- und Verhaltenskontrolle.<br />

Regelmäßig sind die betroffenen Beschäftigten vor der <strong>Daten</strong>erhebung<br />

zu informieren. Heimliche Maßnahmen werden nach<br />

Abs. 3 Satz 3 nur unter den Voraussetzungen des § 32e Abs. 2–7<br />

erlaubt. Zumindest hinsichtlich der stichprobenartigen oder anlassbezogenen<br />

Leistungs- und Verhaltenskontrolle hätte es angesichts<br />

der relativ großen Eingriffsintensität allerdings nahe gelegen,<br />

den Arbeitgeber auch bei nicht heimlichen <strong>Daten</strong>erhebungen<br />

zu einer Dokumentation zu verpflichten.<br />

Die Inhalte und Verbindungsdaten einer abgeschlossenen Telekommunikation<br />

eines Beschäftigten, die Entwurfsbegründung<br />

nennt insoweit beispielhaft die auf einem Arbeitsplatzcomputer<br />

eingegangenen E-Mails, 82 dürfen nach den allgemeinen Regeln<br />

der §§ 32c, d erhoben und verwendet werden. Hintergrund dieser<br />

Regelung ist der Umstand, dass der <strong>Schutz</strong> des Fernmeldegeheimnisses<br />

aus Art. 10 Abs. 1 GG mit dem abgeschlossenen<br />

Empfang einer E-Mail endet, weil und soweit der Betroffene die<br />

technische Möglichkeit hat, die empfangenen <strong>Daten</strong> zu verarbeiten,<br />

insbesondere zu löschen. 83<br />

Zur Nutzung von TK-Diensten zu privaten Zwecken verhält sich<br />

§ 32i – anders als Vorentwürfe84 – nicht ausdrücklich. In Abs. 4<br />

Satz 2 ist allerdings vorgesehen, dass der Arbeitgeber private<br />

<strong>Daten</strong> und Inhalte des Beschäftigten nach Abschluss der Telekommunikation<br />

nur erheben und verwenden darf, „wenn dies<br />

zur Durchführung des ordnungsgemäßen Dienst- oder Geschäftsbetriebes<br />

unerlässlich ist und er den Beschäftigten hierauf<br />

schriftlich hingewiesen hat.“ Dies soll vor allem Weiterleitungsfälle<br />

in Abwesenheitszeiten des Beschäftigten betreffen. 85<br />

Diese Vorschrift wirft verfassungsrechtliche Bedenken auf, sofern<br />

der Arbeitgeber die private Nutzung von TK-Diensten gestattet.<br />

In diesem Fall kommt es durchaus in Betracht, dass der<br />

Beschäftigte sich hinsichtlich seines E-Mail-Accounts auf das<br />

Grundrecht auf Gewährleistung der Vertraulichkeit und Integri-<br />

58<br />

tät informationstechnischer Systeme berufen kann. Der verfassungsrechtlich<br />

begründete <strong>Schutz</strong> dieses Grundrechts reicht regelmäßig<br />

mindestens so weit wie das Fernmeldegeheimnis aus<br />

Art. 10 Abs. 1 GG. 86 Es ist fraglich, ob ein vorheriger Hinweis<br />

und die Notwendigkeit des ordnungsgemäßen Dienst- oder Geschäftsbetriebs<br />

als Voraussetzungen für eine <strong>Daten</strong>erhebung<br />

diesem <strong>Schutz</strong>bedarf genügt. I.Ü. schweigt der Entwurf zur privaten<br />

Nutzung von TK-Diensten – und spart so die Beantwortung<br />

der in der Praxis heftig diskutierten Streitfragen aus.<br />

11. Unterrichtungspflichten nach § 32j BDSG-E<br />

Der Unterabschnitt über den Beschäftigtendatenschutz enthält<br />

eine Regelung zu Informationspflichten bei <strong>Daten</strong>schutzpannen.<br />

Die Vorschrift legt dem Arbeitgeber gegenüber seinen Beschäftigten<br />

strengere Informationspflichten auf als der bereits geltende<br />

§ 42a BDSG. 87 Während diese Vorschrift eine Unterrichtungspflicht<br />

vereinfacht ausgedrückt nur für schwerwiegende Fälle begründet,<br />

soll nach dem Entwurf künftig jede rechtswidrige Übermittlung<br />

bzw. Kenntniserlangung durch Dritte eine entsprechende<br />

Pflicht zur Mitteilung an den Beschäftigten auslösen. 88 Die Mitteilung<br />

an die Aufsichtsbehörde hat bei drohenden schwerwiegenden<br />

Beeinträchtigungen von Rechten oder schutzwürdigen Interessen<br />

der Beschäftigten zu erfolgen, <strong>ohne</strong> dass die in § 42a<br />

Satz 1 BDSG aufgezählten <strong>Daten</strong>kategorien betroffen sein müssen.<br />

I.Ü. gelten die Maßstäbe des § 42a BDSG entsprechend.<br />

12. Änderungen nach § 32k BDSG-E<br />

Die Regelung sieht die datenschutzrechtliche (Nachberichts-)<br />

Pflicht des Arbeitgebers vor, Dritten (also auch der Konzernmuttergesellschaft<br />

oder anderen Konzernunternehmen), an die er<br />

Beschäftigtendaten übermittelt hat, die Berichtigung, Löschung<br />

oder Sperrung dieser <strong>Daten</strong> unverzüglich mitzuteilen. Ausnahme<br />

von der Pflicht soll nur dann gegeben sein, wenn die Mitteilung<br />

nicht erforderlich ist, um die schutzwürdigen Interessen der<br />

Beschäftigten zu wahren. Diese Vorschrift entspricht weitgehend<br />

der geltenden Gesetzeslage, vgl. § 35 Abs. 7 BDSG (sog.<br />

„Nachberichtspflicht“). 89<br />

13. Geltung für Dritte, Rechte der Interessenvertretung,<br />

Petitionsrecht nach § 32l BDSG-E<br />

Wenn § 32l Abs. 2 die Vorschriften über den Beschäftigtendatenschutz<br />

auf externe Dienstleister des Arbeitgebers erstreckt,<br />

reagiert der Entwurf auf die weidlich bekannten Fälle der Mitarbeiterüberwachung,<br />

bei denen personenbezogene Beschäftigtendaten<br />

an externe Dienstleistungsunternehmen zu Überwachungszwecken<br />

weitergegeben wurden. Der Regelungsentwurf<br />

verhindert derartige Weitergaben nicht, sofern sie nach den<br />

bereits vorgestellten Bestimmungen zulässig sind. § 32l Abs. 2<br />

bezweckt allerdings, dass der <strong>Schutz</strong>standard durch diese <strong>Daten</strong>weitergaben<br />

nicht abgesenkt wird. Anders als der BDatG-E90 verzichtet<br />

der vorliegende Entwurf auf umfangreiche Regelungen<br />

78 Vgl. BR-Drs. 353/10, S. 43.<br />

79 Vgl. BVerfGE 106, 28 ff.<br />

80 Vgl. ADM Arbeitskreis Deutscher Markt- und Sozialforschungsinstitute e.V., ASI<br />

Arbeitsgemeinschaft Sozialwissenschaftlicher Institute e.V., BVM Berufsverband<br />

Deutscher Markt- und Sozialforscher e.V. und von der DGOF Deutsche Gesellschaft<br />

für Online-Forschung e.V.: Richtlinie für telefonische Befragungen, Stand: Januar<br />

2008, Nr. 7.3.<br />

81 Vgl. BR-Drs. 353/10, S. 44 zu Abs. 3.<br />

82 BR-Drs. 353/10, S. 44 zu Abs. 4.<br />

83 Vgl. dazu z.B. BVerfG MMR 2006, 217; VGH Kassel MMR 2009, 714 ff.<br />

84 Vgl. noch RefE v. 28.6.2010 zu § 32i Abs. 4, der einen Verweis auf das TKG enthält.<br />

85 Vgl. BR-Drs. 353/10, S. 45.<br />

86 Vgl. Petri (o. Fußn. 15), S. 55 ff.<br />

87 Vgl. dazu Eckhart/Schmitz, DuD 2010, 390 ff.; Hanloser, DSB 11/2009, S. 11;<br />

Hornung NJW 2010, 1841 ff.<br />

88 Ganz ähnlich insoweit § 19 Satz 1 BDatG-E, BT-Drs. 17/69, S. 8.<br />

89 Vgl. dazu z.B. Dix, in: Simitis, BDSG, § 35 Rdnr. 63 ff.<br />

90 Vgl. §§ 32 ff. BDatG-E, BT-Drs. 17/69, S. 11.


zur Einbindung von Interessenvertretungen der Beschäftigten.<br />

Stattdessen lässt § 32l Abs. 3 die Rechte dieser Interessenvertretungen<br />

unberührt.<br />

Rechtsstaatlich bedenklich ist die Vorschrift des § 32l Abs. 4, der<br />

das Petitionsrecht von Beschäftigten bei den <strong>Daten</strong>schutzbehörden<br />

regelt. Dem Entwurf zufolge sollen Beschäftigte mutmaßliche<br />

<strong>Daten</strong>schutzverstöße des Arbeitgebers an die zuständige<br />

<strong>Daten</strong>schutzbehörde nur melden dürfen, wenn der Arbeitgeber<br />

einer Beschwerde des Beschäftigten nicht unverzüglich abhilft.<br />

DamitwirdeinesolcheBeschwerdeinderbetrieblichenPraxis<br />

nahezu unmöglich gemacht: Muss der Beschäftigte sich zunächst<br />

an seinen Arbeitgeber wenden, weiß dieser bei einer späteren<br />

Beschwerde stets, wer ihn bei der zuständigen <strong>Daten</strong>schutzinstanz<br />

angezeigt hat. Der Beschäftigte müsste dann erhebliche<br />

Nachteile bis hin zur fristlosen Kündigung befürchten,<br />

selbst wenn er rechtmäßig gehandelt hat.<br />

Gegenüber der geltenden Rechtslage wäre die Einschränkung<br />

eine deutliche Verschlechterung. Nahezu unstreitig darf sich der<br />

Betroffene eines <strong>Daten</strong>schutzverstoßes gegenwärtig stets an<br />

die <strong>Daten</strong>schutzbehörden wenden. 91 In diesem Sinne wurde<br />

bisher auch die europäische <strong>Daten</strong>schutzrichtlinie verstanden,<br />

die das Recht jedes Betroffenen gewährleistet, sich an die staatliche<br />

Kontrollstelle zu wenden.<br />

Die vorgesehene Vorschrift würde eine Verschlechterung der<br />

gegenwärtigen Rechtslage selbst für sog. Whistleblower bedeuten,<br />

die schwerwiegende Missstände in ihrem Arbeitsumfeld<br />

aus primär uneigennützigen Motiven aufdecken. 92 Den wesentlichen<br />

Grundzügen der bisherigen arbeitsgerichtlichen Rechtsprechung<br />

entsprechend muss sich ein Arbeitnehmer93 auf<br />

Grund seiner beschäftigungsvertraglichen Treuepflichten zwar<br />

regelmäßig zunächst um eine innerbetriebliche Klärung des<br />

Sachverhalts bemühen. 94 Heute prüft die fachgerichtliche<br />

Rechtsprechung jedoch in besonderer Weise, inwieweit ein legitimes<br />

Motiv des Beschäftigten besteht, einen tatsächlichen erheblichen<br />

Missstand zu melden. 95 Eine Strafanzeige z.B. ist<br />

dann gerechtfertigt, wenn der Beschäftigte Kenntnis von Straftaten<br />

erhält, durch deren Nichtanzeige er sich selbst einer Strafverfolgung<br />

aussetzen würde. 96 Die Rechtsprechung hat damit<br />

klargestellt, dass der innerbetrieblichen Klärung eines Missstands<br />

nicht generell der Vorrang gebührt. Bedauerlicherweise<br />

greift der Entwurf Vorarbeiten zu Whistleblower-Klauseln aus<br />

der vergangenen Legislaturperiode97 nicht auf.<br />

Als Ergebnis ist festzuhalten, dass der Gesetzgeber hinsichtlich des<br />

§ 32l Abs. 4 jedenfalls in Bezug auf Betroffene in der Nachbesserungspflicht<br />

ist. Geboten wäre also eine hinreichend normenbestimmte<br />

und klare Regelung, ob und unter welchen Bedingungen<br />

Beschäftigte betriebsinterne Missstände an Dritte (insbesondere<br />

an zuständige Behörden) weitergeben dürfen. Aus datenschutzrechtlicher<br />

Sicht sind dabei Vorschriften zum <strong>Schutz</strong> des Meldenden,<br />

aber auch zum <strong>Schutz</strong> etwaiger Dritter erforderlich.<br />

14. Änderungen in § 43 BDSG-E<br />

Bei der Durchsicht des Entwurfs fällt die geringe Zahl der Bußgeldvorschriften<br />

auf, die im Zusammenhang mit dem Beschäf-<br />

91 Vgl. dazu Petri, in: Simitis, BDSG, § 38 Rdnr. 3 m.w.Nw.<br />

92 Vgl. Deutscher Bundestag, Wissenschaftlicher Dienst, Aktueller Begriff: Whistleblower<br />

(21.1.2009).<br />

93 Für Beamte des Bundes sieht § 37 Abs. 2 Nr. 3 BeamtStG nunmehr vor, dass die<br />

beamtenrechtliche Verschwiegenheitspflicht nicht mehr gilt, soweit ein hinreichender<br />

Verdacht einer Korruptionsstraftat nach den §§ 331–337 StGB angezeigt wird.<br />

94 Vgl. BAG NJW 2004, 1547; dazu und zum Folgenden vgl. Deiseroth/Derleder,<br />

ZRP 2008, 248, 249.<br />

95 BAG NJW 2004, 1547; LAG Rheinland-Pfalz, U. v. 24.10.2007 – 7 Sa 451/07.<br />

96 Vgl. BAG NJW 2004, 1547, 1549 f.<br />

97 Vgl. Anhörungsverfahren BT-Ausschuss-Drs. 16(10)850.<br />

tigtendatenschutz aufgenommen wurden. Dieser Umstand<br />

kann noch hingenommen werden, zumal eine inflationäre Aufnahme<br />

neuer Bußgeldtatbestände nicht zwingend zielführend<br />

sein muss. Problematisch ist jedoch dabei die Auswahl der Vorschriften,<br />

bei denen die Verstöße geahndet werden können.<br />

Fast ausnahmslos werden lediglich Verstöße gegen die Unterrichtungspflichten<br />

sanktioniert. Der Entwurf enthält insoweit<br />

schwerwiegende Wertungswidersprüche.<br />

Nur ein Beispiel zur Veranschaulichung sei hier gebracht: Die<br />

heimliche Überwachung nach § 32e dürfte regelmäßig schwerwiegende<br />

Eingriffe in die Persönlichkeitsrechte bedeuten. Nach<br />

§ 43 Abs. 1 Nr. 7c) BDSG-E sollen jedoch nur Verstöße gegen<br />

§ 32e Abs. 5 Satz 5 BDSG-E geahndet werden können, also die<br />

fehlende nachträgliche Unterrichtung. Diese Sanktion ist begründbar,<br />

weil nur mit der Unterrichtung die betroffenen Beschäftigten<br />

in die Lage versetzt werden, die Rechtmäßigkeit der<br />

Maßnahme zu überprüfen. Nicht nachvollziehbar ist demgegenüber,<br />

dass die viel gewichtigeren Beeinträchtigungen durch<br />

eine rechtswidrige heimliche Überwachung (also Verstöße gegen<br />

§ 32e Abs. 1 bzw. Abs. 2–4) oder Verstöße gegen die<br />

Löschpflichten (Verstoß gegen § 32e Abs. 6) nach dem Entwurf<br />

völlig ungeahndet bleiben. Dies gilt für sämtliche Verarbeitungsverstöße,<br />

die nach altem Recht als Verstöße gegen<br />

§ 28 oder § 29 BDSG nach Maßgabe des § 43 Abs. 2 BDSG zu<br />

ahnden waren.<br />

VI. Fazit<br />

Im Wesentlichen bildet der Entwurf der Bundesregierung die bestehende<br />

Rechtslage ab. Teilweise sieht er begrüßenswerte Klarstellungen<br />

vor. Aus datenschutzrechtlicher Sicht positiv hervorzuheben<br />

ist das strikte Verbot der heimlichen Videoüberwachung.<br />

Kritikwürdig sind jedoch die verfassungsrechtlich problematischen<br />

Vorschriften bezüglich des Zugriffs auf private <strong>Daten</strong><br />

nach dem Abschluss von TK-Verhältnissen in § 32i Abs. 4 Satz 2<br />

BDSG-E sowie die Einschränkungen des Eingaberechts für Betroffene<br />

(Whistleblower-Klausel) nach § 32l Abs. 4 BDSG-E. Problematisch<br />

ist auch der anlasslose Massendatenabgleich i.R.v.<br />

Screenings. Aus datenschutzrechtlicher Sicht gänzlich inakzeptabel<br />

ist die Ausgestaltung der Bußgeldvorschriften, die krasse<br />

Wertungswidersprüche enthält. Auffällig ist auch der Umstand,<br />

dass der Entwurf der Bundesregierung bestimmte Regelungsvorschläge<br />

von Vorentwürfen nicht mehr aufgreift.<br />

Als Fazit ist festzuhalten, dass die Bundesregierung (nur) einige<br />

Schritte zu einer „guten“ Regelung des Beschäftigtendatenschutzes<br />

gegangen ist. Weitere Schritte wären erforderlich. Es<br />

ist zu hoffen, dass der Gesetzgeber den noch nicht zurückgelegten<br />

Weg zum Ziel beschreitet.<br />

Prof. Dr. Marie-Theres Tinnefeld<br />

ist Professorin für <strong>Daten</strong>schutz und Wirtschaftsrecht an<br />

der Hochschule München.<br />

Dr. Thomas Petri<br />

ist Bayerischer Landesbeauftragter für den <strong>Daten</strong>schutz.<br />

Dr. Stefan Brink<br />

ist Leiter Privater <strong>Daten</strong>schutz beim Landesbeauftragten<br />

für den <strong>Daten</strong>schutz Rheinland-Pfalz.<br />

59


60<br />

tipps & tricks <strong>Daten</strong>schutzbeauftragter<br />

Gemeinsam handeln!<br />

Zur Zusammenarbeit von<br />

<strong>Daten</strong>schutzbeauftragtem und Betriebsrat<br />

Auch wenn der betriebliche <strong>Daten</strong>schutzbeauftragte und der Betriebsrat unterschiedliche Aufgaben<br />

haben, so sollten sie dennoch zusammenarbeiten – zum Wohle der Beschäftigten und des Betriebs.<br />

Dr. Eberhard Kiesche und Matthias Wilke geben dazu wichtige Informationen und Tipps.<br />

Eigentlich müssten sie sich gut verstehen<br />

– der betriebliche <strong>Daten</strong>schutzbeauftragte<br />

und der Betriebsrat.<br />

Denn die immer leistungsfähigeren<br />

Computer- und Kommunikationssysteme<br />

sind für beide eine große Herausforderung<br />

– für den <strong>Daten</strong>schützer,<br />

der den Sammeleifer der Arbeitgeberseite<br />

dämpfen muss, und für die Interessenvertretung,<br />

die die Kontrollwünsche<br />

des Arbeitgebers zu beschränken<br />

hat.<br />

In der Praxis ist eine Zusammenarbeit<br />

allerdings kaum üblich. Warum eigentlich?<br />

Beide, <strong>Daten</strong>schützer wie Betriebsrat,<br />

haben Interessen, die sie<br />

manchmal besser gemeinsam als auf<br />

getrennten Wegen verwirklichen können.<br />

Außerdem teilen sie ein gemeinsames<br />

Schicksal: Sowohl der <strong>Daten</strong>schutzbeauftragte<br />

als auch der Betriebsrat<br />

werden in vielen Unternehmen<br />

meistens als Kostentreiber betrachtet.<br />

In Wahrheit sind sie Garanten für den Erfolg<br />

des Unternehmens. Ein Unternehmen,<br />

aus dem durchsickert, dass mit<br />

Dr. Eberhard Kiesche (AoB Bremen) und<br />

Matthias Wilke (dtb Kassel) beraten zu<br />

Themen des betrieblichen <strong>Daten</strong>schutzes<br />

www.aob-bremen.de, www.dtb-kassel.de<br />

personenbezogenen <strong>Daten</strong> Schindluder<br />

getrieben wird, hat hingegen deutliche<br />

Einbußen vor allem beim Umsatz und<br />

beim Image zu befürchten. Das haben<br />

die bislang bekannt gewordenen <strong>Daten</strong>schutzskandale<br />

in aller Deutlichkeit gezeigt.<br />

Bestellung des <strong>Daten</strong>schutzbeauftragten<br />

Der betriebliche <strong>Daten</strong>schutzbeauftragte<br />

hat in „nicht-öffentlichen“ Stellen<br />

(= <strong>Betriebe</strong>n) dafür zu sorgen, dass<br />

die Bestimmungen des Bundesdatenschutzgesetzes<br />

(BDSG) umgesetzt und<br />

eingehalten werden. Er ist sowohl für<br />

den Kunden- als auch für den Mitarbeiterdatenschutz<br />

zuständig und neben<br />

dem Betriebsrat das innerbetriebliche<br />

Kontrollorgan. Gemeinsam gewährleisten<br />

sie den Personaldatenschutz.<br />

Die Bestellung des <strong>Daten</strong>schutzbeauftragten<br />

ist in § 4f Abs. 1 BDSG vorgeschrieben.<br />

Betriebsräte müssen<br />

nach § 80 Abs. 1 Nr. 1 BetrVG darüber<br />

wachen, „dass die zugunsten der Arbeitnehmer<br />

geltenden Gesetze, Verordnungen,<br />

Unfallverhütungsvorschriften,<br />

Tarifverträge und Betriebsvereinbarungen<br />

durchgeführt werden“. Dazu zählen<br />

auch das Bundesdatenschutzgesetz<br />

und Betriebsvereinbarungen zu IT-Systemen.<br />

Der Betriebsrat muss deshalb<br />

prüfen, ob ein betrieblicher <strong>Daten</strong>schutzbeauftragter<br />

zu bestellen ist. Immer<br />

dann, wenn mehr als neun Personen<br />

mit der automatisierten Erhebung,<br />

Verarbeitung oder Nutzung von personenbezogenen<br />

<strong>Daten</strong> beschäftigt sind,<br />

muss ein solcher bestellt werden – und<br />

zwar spätestens einen Monat nach Aufnahme<br />

der Tätigkeit.<br />

Mitbestimmung des Betriebsrats<br />

Der Gesetzgeber hat im Betriebsverfassungsgesetz<br />

bislang kein generelles<br />

Mitbestimmungsrecht des Betriebsrats<br />

bei der Bestellung des betrieblichen<br />

<strong>Daten</strong>schutzbeauftragten verankert.<br />

Das jeweilige Unternehmen entscheidet,<br />

ob ein hauptamtlicher, nebenamtlicher<br />

oder externer <strong>Daten</strong>schützer bestellt<br />

werden soll. In allen Fällen hat<br />

der Betriebsrat kein Mitbestimmungsrecht.<br />

Der Betriebsrat kann lediglich im<br />

Rahmen des § 99 BetrVG über die Einstellung<br />

sowie über die Versetzung eines<br />

betrieblichen <strong>Daten</strong>schutzbeauftragten<br />

mitentscheiden.<br />

Bei leitenden Angestellten muss im<br />

Hinblick auf die Mitbestimmungsrechte<br />

des Betriebsrats zwischen der Tätigkeit<br />

als betrieblicher <strong>Daten</strong>schutzbeauftragter<br />

und der bisherigen Aufgabe im<br />

Betrieb unterschieden werden. Bei der<br />

Tätigkeit des leitenden Angestellten als<br />

<strong>Daten</strong>schutzbeauftragter kann der Betriebsrat<br />

mitbestimmen. Dessen Rechte<br />

werden nicht durch §§ 5, 105 BetrVG<br />

eingeschränkt. <strong>Daten</strong>schutzbeauftragte<br />

sind nämlich keine leitenden<br />

Angestellten im Sinne des Betriebsverfassungsgesetzes.<br />

Das Mitbestimmungsrecht des Betriebsrats<br />

nach § 99 BetrVG ist als ein<br />

Zustimmungsverweigerungsrecht ausgestaltet.<br />

Falls bei der Bestellung des<br />

<strong>Daten</strong>schutzbeauftragten gegen das<br />

Bundesdatenschutzgesetz verstoßen<br />

wird, kann der Betriebsrat seine Zu


stimmung unter Verweis auf den Gesetzesverstoß<br />

versagen (vgl. § 99 Abs. 2<br />

Nr. 1 BetrVG). Dies kann etwa dann der<br />

Fall sein, wenn der zu bestellende <strong>Daten</strong>schutzbeauftragte<br />

nicht die Anforderungen<br />

bezüglich seiner Zuverlässigkeit<br />

und/oder der erforderlichen Fachkunde<br />

erfüllt.<br />

Anforderungen an den<br />

<strong>Daten</strong>schutzbeauftragten<br />

Zum betrieblichen <strong>Daten</strong>schutzbeauftragten<br />

darf nur bestellt werden, wer<br />

die erforderliche Fachkunde und Zuverlässigkeit<br />

aufweist. Bei der Bestellung<br />

muss beides vorhanden sein.<br />

> Die Fachkunde umfasst Fachkenntnisse<br />

rechtlicher, organisatorischer und<br />

technischer Art.<br />

> Die Zuverlässigkeit ist dann nicht gegeben,<br />

wenn es zu Interessenkollisionen<br />

kommt. Leiter der Abteilung<br />

Recht, Marketing, Personal, Revision<br />

sowie Vertrieb dürfen nicht <strong>Daten</strong>schutzbeauftragte<br />

werden, da sie sich<br />

selbst kontrollieren müssten und somit<br />

unweigerlich Interessenkonflikte<br />

entstehen würden. Auch Mitarbeiter<br />

dieser Abteilungen dürfen nicht zum<br />

<strong>Daten</strong>schutzbeauftragten ernannt<br />

werden.<br />

Der Betriebsrat kann bei Zweifeln an<br />

der Zulässigkeit der Person die Aufsichtsbehörde<br />

gemäß § 38 Abs. 1<br />

BDSG einschalten und die Abberufung<br />

des <strong>Daten</strong>schutzbeauftragten beantragen.<br />

Er kann ferner zu jeder Zeit die<br />

Notwendigkeit der Bestellung eines <strong>Daten</strong>schutzbeauftragten<br />

durch die zuständige<br />

Aufsichtsbehörde überprüfen<br />

lassen.<br />

Stellung des <strong>Daten</strong>schutzbeauftragten<br />

Der betriebliche <strong>Daten</strong>schutzbeauftragte<br />

darf nicht wegen seiner Funktion<br />

und seiner Tätigkeiten im <strong>Daten</strong>schutz<br />

benachteiligt werden (vgl. § 4f Abs. 3<br />

Satz 3 BDSG). Ob seine Bestellung befristet<br />

werden darf, ist umstritten. Allenfalls<br />

kommt eine Befristung von mindestens<br />

fünf Jahren in Betracht, da eine<br />

kürzere Befristung seine Position im<br />

Betrieb schwächen würde.<br />

In der betrieblichen Praxis ist der <strong>Daten</strong>schutzbeauftragte<br />

nicht wirklich unabhängig,<br />

obwohl ihm das Bundesdatenschutzgesetz<br />

eine Weisungsungebundenheit<br />

hinsichtlich der Beurteilung<br />

datenschutzrechtlicher Fragen zugesteht.<br />

Er ist dem Leiter der nicht-öffentlichen<br />

Stelle (= Betrieb) unmittelbar zu<br />

unterstellen. Die teilweise verbreitete<br />

Unsitte, den bzw. einen Geschäftsführer<br />

als <strong>Daten</strong>schutzbeauftragten zu bestellen,<br />

verstößt gegen das Bundesdatenschutzgesetz.<br />

Der <strong>Daten</strong>schutzbeauftragte hat eine<br />

reine Beratungsfunktion. Denn für die Einhaltung<br />

des Bundesdatenschutzgesetzes<br />

ist grundsätzlich das Unternehmen die<br />

verantwortliche Stelle. Er besitzt daher<br />

weder Entscheidungs- noch Anordnungsbefugnisse<br />

gegenüber den Beschäftigten.<br />

Zu seinem <strong>Schutz</strong> kann seine Abberufung<br />

nur aus wichtigem Grund entsprechend §<br />

626 BGB bzw. im Rahmen des § 38 Abs.<br />

5 Satz 3 BDSG auf Verlangen der Aufsichtsbehörde<br />

hin erfolgen.<br />

Seit 2009 hat der betriebliche <strong>Daten</strong>schutzbeauftragte<br />

einen mit dem Abberufungsschutz<br />

verbundenen Kündi-<br />

<strong>Daten</strong>schutzbeauftragter tipps & trick<br />

Es ist sinnvoll,<br />

den betrieblichen<br />

<strong>Daten</strong>schutzbeauftragten<br />

für eine langfristige<br />

Zusammenarbeit mit<br />

dem Betriebsrat zu<br />

gewinnen.<br />

gungsschutz, der ein Jahr nachwir<br />

(vgl. § 4f Abs. 3 Sätze 5 und 6 BDSG<br />

Eine ordentliche Kündigung ist dam<br />

ausgeschlossen. Zusätzlich hat der b<br />

triebliche <strong>Daten</strong>schutzbeauftragte e<br />

nen Fortbildungsanspruch, der ähnlic<br />

ausgestaltet ist wie der Schulungsa<br />

spruch des Betriebsrats nach § 37 Ab<br />

6 BetrVG (vgl. § 4f Abs. 3 Satz<br />

BDSG). Zudem ist er von der veran<br />

wortlichen Stelle (= Unternehmensle<br />

tung) mit der erforderlichen persone<br />

len und sachlichen Infrastruktur ausz<br />

statten.<br />

Bei dem externen <strong>Daten</strong>schutzbeau<br />

tragten ist ebenfalls der Abberufung<br />

schutz nach § 4f Abs. 3 Satz 4 BDS<br />

gegeben. Ohne dass ein wichtig<br />

Grund nach § 626 BGB vorliegt, kan<br />

der zugrundeliegende Geschäftsbeso<br />

gungsvertrag nicht gekündigt werden<br />

Aufgaben des <strong>Daten</strong>schutzbeauftragten<br />

Der <strong>Daten</strong>schutzbeauftragte hat d<br />

Aufgabe, auf die Einhaltung der Date<br />

schutzbestimmungen im Betrieb „hi<br />

zuwirken“ (vgl. § 4g Abs. 1 Satz<br />

BDSG). Damit sind selbstverständlic<br />

auch <strong>Daten</strong>schutzregelungen in B<br />

triebsvereinbarungen gemeint. Zusät<br />

lich überwacht er die ordnungsgemäß<br />

Anwendung der <strong>Daten</strong>verarbeitung<br />

programme und schult bzw. informie<br />

alle an der <strong>Daten</strong>verarbeitung beteili<br />

ten Personen über die Ziele und A<br />

sichten des <strong>Daten</strong>schutzes. Er ist b<br />

der Neueinführung und bei der Änd<br />

rung bestehender <strong>Daten</strong>verarbeitung<br />

verfahren zu beteiligen.<br />

61


62<br />

tipps & tricks <strong>Daten</strong>schutzbeauftragter<br />

Bei der Planung der Schulungsaktivitäten<br />

hat der <strong>Daten</strong>schutzbeauftragte die<br />

Mitbestimmungsrechte des Betriebsrats<br />

gemäß § 98 BetrVG zu beachten,<br />

da die Vermittlung von <strong>Daten</strong>schutzkenntnissen<br />

zu den sonstigen Bildungsmaßnahmen<br />

zählt.<br />

Die verantwortliche Stelle hat dem<br />

<strong>Daten</strong>schutzbeauftragten ein internes<br />

Verzeichnis über Verfahren der <strong>Daten</strong>verarbeitung<br />

zur Verfügung zu stellen<br />

(vgl. §§ 4e, 4g Abs. 2 Satz 1 BDSG),<br />

das wichtige Informationen auch für<br />

den Betriebsrat enthält. Der <strong>Daten</strong>schutzbeauftragte<br />

hat diese Angaben<br />

auf Anforderung öffentlich zu machen,<br />

auch Außenstehenden gegenüber (Jedermann-Verzeichnis).<br />

Eine besonders wichtige Aufgabe des<br />

<strong>Daten</strong>schutzbeauftragten ist die Vorabkontrolle<br />

nach § 4d Abs. 5 und 6 BDSG,<br />

wenn mit der <strong>Daten</strong>verarbeitung besondere<br />

Risiken für die Beschäftigten<br />

verbunden sind. Bei sensiblen <strong>Daten</strong><br />

(z.B. Gesundheitsdaten) gemäß § 3<br />

Abs. 9 BDSG ist diese Prüfung immer<br />

vor dem Beginn der Verarbeitung<br />

durchzuführen.<br />

Kooperation zwischen Betriebsrat<br />

und <strong>Daten</strong>schutzbeauftragtem<br />

Ohne einen ständigen Austausch mit<br />

dem Betriebsrat kann der <strong>Daten</strong>schutzbeauftragte<br />

kaum seine Aufgaben er-<br />

Tipps für die Betriebsratsarbeit<br />

füllen. Er benötigt den Betriebsrat, wie<br />

auch der Betriebsrat den <strong>Daten</strong>schutzbeauftragten<br />

braucht, um unzulässige<br />

Überschreitungen des informationellen<br />

Selbstbestimmungsrechts der Beschäftigten<br />

in kollektiven Regelungen erkennen<br />

zu können. Die Umsetzung des<br />

Bundesdatenschutzgesetzes im Betrieb<br />

erfordert, dass der <strong>Daten</strong>schutzbeauftragte<br />

mit dem Betriebsrat in allen Fragen<br />

des Personaldatenschutzes zusammenarbeitet.<br />

Da der betriebliche <strong>Daten</strong>schutzbeauftragte<br />

seine Tätigkeit der Aufsichtsbehörde<br />

gegenüber nachweisen muss,<br />

mithin ein betrieblicher Rechenschaftsbericht<br />

existieren sollte, bietet es sich<br />

an, diesen auch dem Betriebsrat zu erläutern<br />

– zumal Letzterer darauf einen<br />

Anspruch hat.<br />

§ 4g BDSG führt zu einer doppelten<br />

Kontrolle im Beschäftigtendatenschutz.<br />

Von daher ist eindeutig von einer Verpflichtung<br />

des <strong>Daten</strong>schutzbeauftragten<br />

auszugehen, den Betriebsrat jederzeit<br />

bei der Kontrolle des Beschäftigtendatenschutzes<br />

zu unterstützen.<br />

Gerade in größeren Unternehmen<br />

kommt es durchaus vor, dass der <strong>Daten</strong>schutzbeauftragte<br />

der interne Sachverständige<br />

nach § 80 Abs. 3 BetrVG<br />

bzw. die Auskunftsperson gemäß § 80<br />

Abs. 2 Satz 3 BetrVG ist. Dies bietet<br />

sich jedoch nur dann an, wenn er über<br />

entsprechende Qualifikationen verfügt,<br />

> Überprüfen Sie, ob der betriebliche <strong>Daten</strong>schutzbeauftragte ordnungsgemäß<br />

bestellt worden ist: Erfüllt er die Anforderungen (Fachkunde und<br />

Zuverlässigkeit) und ist er nicht Leiter der Abteilung Recht, Personal, Marketing,<br />

Revision, IT oder Vertrieb?<br />

> Fragen Sie beim betrieblichen <strong>Daten</strong>schutzbeauftragten nach, ob die<br />

verantwortliche Stelle ihm Übersichten über automatisierte Verfahren<br />

gemäß § 4g Abs. 2 Satz 1 BDSG überlassen hat, und fordern Sie regelmäßig<br />

die internen Verfahrensverzeichnisse für sämtliche <strong>Daten</strong>verarbeitungsverfahren<br />

an.<br />

> Verlangen Sie bei neuen IT-Systemen grundsätzlich die Zulässigkeitsprüfung<br />

durch den betrieblichen <strong>Daten</strong>schutzbeauftragten. Vereinbaren<br />

Sie in einer IT-Rahmenbetriebsvereinbarung die Vorlage einer Zulässigkeitsprüfung<br />

und einer gegebenenfalls erforderlichen Vorabkontrolle an<br />

den Betriebsrat.<br />

> Laden Sie den betrieblichen <strong>Daten</strong>schutzbeauftragten regelmäßig in die<br />

Betriebsratssitzung ein. Diskutieren Sie mit ihm Fragen des Beschäftigtendatenschutzes<br />

und fordern Sie bei neuen Verfahrenseinführungen und<br />

IT-Betriebsvereinbarungen eine intensive Beratung ein.<br />

nicht lediglich eine „Alibifunktion“ hat<br />

und der Betriebsrat bereits besonderes<br />

Vertrauen zu ihm entwickeln konnte.<br />

Der <strong>Daten</strong>schutzbeauftragte darf<br />

den Betriebsrat nicht kontrollieren.<br />

Dieses Verbot gilt so lange, wie kein<br />

echtes Mitbestimmungsrecht bei der<br />

Bestellung des betrieblichen <strong>Daten</strong>schutzbeauftragten<br />

gegeben ist. Dies<br />

hat das Bundesarbeitsgericht bereits<br />

im Jahr 1998 (vgl. Beschluss vom<br />

11.11.1997 – 1 ABR 21/97) so entschieden<br />

– und damit die Kooperationsbereitschaft<br />

auf Seiten der <strong>Daten</strong>schutzbeauftragten<br />

nicht unbedingt erhöht.<br />

Die Einhaltung der Vorschriften<br />

des Bundesdatenschutzgesetzes muss<br />

der Betriebsrat selbst in einer Art freiwilligen<br />

Selbstkontrolle gewährleisten.<br />

Hierzu ist er verpflichtet (siehe auch:<br />

Bundesarbeitsgericht vom 12.08.2009,<br />

dbr 4/2010, Seite 37).<br />

Kontrolle durch den Betriebsrat<br />

ist unerlässlich<br />

Der Betriebsrat muss überwachen, inwieweit<br />

der betriebliche <strong>Daten</strong>schutzbeauftragte<br />

rechtmäßig bestellt ist,<br />

die erforderliche Fachkunde aufweist<br />

und seinen Aufgaben gemäß § 4g<br />

BDSG ordnungsgemäß nachkommt.<br />

Gleichwohl gibt es kein Kontrollmonopol<br />

für den Beschäftigtendatenschutz<br />

(vgl. § 32 BDSG), weder beim Betriebsrat<br />

noch beim <strong>Daten</strong>schutzbeauftragten.<br />

Deshalb ist es sinnvoll,<br />

den betrieblichen <strong>Daten</strong>schutzbeauftragten<br />

für eine langfristige Zusammenarbeit<br />

mit dem Betriebsrat zu gewinnen.<br />

Dabei sollten alle gesetzlichen<br />

und informellen Möglichkeiten<br />

der Zusammenarbeit und gegenseitigen<br />

Information genutzt werden. Allerdings<br />

sollte sorgfältig darauf geachtet<br />

werden, dass die jeweilige Unabhängigkeit<br />

nicht gefährdet wird.<br />

Angesichts der oft vorhandenen Mängel<br />

in der Praxis der betrieblichen <strong>Daten</strong>schützer<br />

und der unzulänglichen<br />

Personalausstattung bei den Aufsichtsbehörden<br />

für die Kontrolle der <strong>Betriebe</strong><br />

sollte der Betriebsrat wissen: Beim Beschäftigtendatenschutz<br />

kommt es vor<br />

allem auf die Kontrolle durch die Arbeitnehmervertretung<br />

an. Der <strong>Daten</strong>schutzbeauftragte<br />

kann dem Arbeitgeber nur<br />

empfehlen, bestimmte Maßnahmen<br />

vorzunehmen oder zu unterlassen. Nur<br />

der Betriebsrat hat die Möglichkeit,<br />

den Beschäftigtendatenschutz notfalls<br />

mithilfe der Arbeitsgerichte umzusetzen.■■


TECHNIK + MITBESTIMMUNG<br />

SAP-Vereinbarungen am<br />

System überprüfen<br />

Matthias Wilke / Eberhard Kiesche<br />

HIER LESEN SIE :<br />

� wie praxisbezogene Voraussetzungen, Methoden und Vorgehensweisen für die Überwachung<br />

von SAP-Vereinbarungen am System aussehen können<br />

� warum beim Erstellen von Betriebs- und Dienstvereinbarungen auch das SAP-Prüfkonzept<br />

bedacht werden muss<br />

SAP wird im Betrieb eingeführt. Belegschaftsvertretungen lassen sich schulen und stellen Forderungen an den<br />

SAP-Einsatz auf. Irgendwann ist der Entwurf einer SAP-Vereinbarung erstellt, langwierig mit dem Arbeitgeber<br />

verhandelt und tritt endlich in Kraft. Aber: Damit fängt die Arbeit der Betriebs- und Personalräte eigentlich erst<br />

an. Die Vereinbarung legt nämlich in der Regel auch fest, dass sie am System prüfen können, ob die enthaltenen<br />

Bestimmungen vom Arbeitgeber auch eingehalten werden – was sich oft als problematisch herausstellt. Im<br />

Folgenden werden deshalb praxisbezogene Überlegungen zu den Voraussetzungen, Methoden und Vorgehensweisen<br />

für die Überwachung von SAP-Vereinbarungen am System dargestellt.<br />

Schon vor Längerem wurde festgestellt,<br />

dass Betriebs- und Dienstvereinbarungen<br />

unsystematisch oder oftmals überhaupt<br />

nicht kontrolliert werden. 1 Es gibt zwar mittlerweile<br />

eine Fülle von praktischen Hinweisen2<br />

und Materialien3 zur Mitbestimmung<br />

und Überprüfung des SAP-Systems, dennoch<br />

werden SAP-Vereinbarungen in der<br />

Regel vor allem abgelegt. Auch der betriebliche<br />

<strong>Daten</strong>schutzbeauftragte (bDSB) muss<br />

sich häufig darauf verlassen, dass schon<br />

alles in Ordnung sein wird. Spätestens bei<br />

<strong>Daten</strong>pannen auch bei der Anwendung<br />

von � SAP ERP stellt sich dann mit Macht<br />

die Frage, wie eine solche Prüfung am System<br />

vorzunehmen ist. 4<br />

Das Problem ist nicht neu: Änderungen<br />

im System werden nicht eingepflegt, die<br />

Anlagen zu <strong>Daten</strong>katalogen, Auswertungen,<br />

Schnittstellen und Zugriffsberechtigungen<br />

werden nicht mehr mitbestimmt und<br />

fortgeschrieben. Wesentliche Änderungen<br />

an den Funktionen und dem vereinbarten<br />

Umfang des ERP-Systems „schleichen“ sich<br />

auf lange Sicht ein. Dadurch kommt es zur<br />

Mitbestimmungspanne. Der eigentliche<br />

Zweck der Vereinbarung, nämlich den Einzelnen<br />

davor zu schützen, dass er durch den<br />

Umgang mit seinen personenbezogenen<br />

<strong>Daten</strong> in seinem Persönlichkeitsrecht beeinträchtigt<br />

wird, ist dann verfehlt.<br />

Wie kann also die Einhaltung von detaillierten<br />

IT-Vereinbarungen überhaupt überwacht<br />

werden? 5<br />

Dies ist für den jeweiligen Betriebs- und<br />

Personalrat keine leichte Aufgabe, denn er<br />

muss stets aufs Neue überprüfen, ob die<br />

enthaltenen Regelungen noch aktuell sind<br />

und die Anlagen das eingesetzte SAP-System<br />

noch richtig abbilden.<br />

Interessenvertretungen müssen effizient<br />

und effektiv am SAP-System prüfen können.<br />

Hierfür brauchen sie gewisse Ressourcen,<br />

die ihnen vom Arbeitgeber zur Verfügung<br />

zu stellen sind. Außerdem benötigen sie<br />

ausreichend Zeit und gezieltes Know-how<br />

zu SAP ERP, Kontrollkonzepten und Berechtigungen/Rollen.<br />

Kontrollmöglichkeiten<br />

am SAP-System<br />

Betriebsräte haben nach § 80 Abs. 1 Nr. 1<br />

BetrVG das Recht und die Pflicht zu überwachen,<br />

ob sämtliche zugunsten der Beschäftigten<br />

geltenden Gesetze, Tarifverträge<br />

und Betriebsvereinbarungen eingehalten<br />

werden.<br />

Daraus leitet sich das Recht auf jederzeitige<br />

anlassunabhängige Kontrolle von SAP-<br />

Systemen ab – auch <strong>ohne</strong> Betriebsvereinbarung.<br />

Der Arbeitgeber ist verpflichtet, den<br />

Betriebsrat bei diesen Kontrollen nach allen<br />

Kräften zu unterstützen. Bei einer Kontrolle<br />

am System kann sich im Einzelfall eine Kooperation<br />

mit dem internen bDSB anbieten.<br />

Außerdem können hierfür auch externe<br />

Sachverständige nach § 80 Abs. 3 BetrVG<br />

hinzugezogen werden. 6 Der Betriebsrat hat<br />

überdies ein Einsichtsrecht in alle bestehenden<br />

Dateien, unter Umständen auch in solche,<br />

in denen personenbezogene <strong>Daten</strong> der<br />

Beschäftigten gespeichert sind.<br />

63


Belegschaftsvertretungen können die<br />

Einführung und die Anwendung von ERP<br />

nach § 87 Abs. 1 Nr. 6 BetrVG und § 75 Abs. 3<br />

Nr. 17 BPersVG in allen Einzelheiten mitbestimmen.<br />

Schließlich ist SAP ERP und insbesondere<br />

die Personalkomponente HR eine<br />

technische Überwachungseinrichtung, die<br />

sich zu Leistungs- und Verhaltenskontrollen<br />

objektiv eignet.<br />

Eine Betriebs- bzw. Dienstvereinbarung<br />

zu SAP ERP ist erzwingbar. Außerdem ist sie<br />

eine andere Rechtsvorschrift, die die Erhebung,<br />

Verarbeitung und Nutzung von personenbezogenen<br />

<strong>Daten</strong> der Beschäftigten<br />

erlaubt. Dabei dürfen selbstverständlich die<br />

Bestimmungen des Bundesdatenschutzgesetzes<br />

(BDSG) nicht unterschritten werden.<br />

Die SAP-Betriebsvereinbarung<br />

Werden im Unternehmen von SAP ERP mehrere<br />

Komponenten wie z. B. Rechnungswesen<br />

und Personal eingesetzt, bietet sich<br />

oftmals der Abschluss einer Rahmenvereinbarung<br />

an. Darin lassen sich grundsätzliche<br />

Themen wie z. B. <strong>Daten</strong>schutz, Ausschluss<br />

von Leistungs- und Verhaltenskontrollen,<br />

Gesundheitsschutz am Bildschirmarbeitsplatz<br />

und Qualifizierung regeln, so dass in<br />

den dann notfalls erforderlichen Einzelvereinbarungen<br />

nicht wieder alles aufs<br />

Neue geregelt werden muss. Oftmals wird<br />

aber auch nur eine Einzelvereinbarung<br />

zu SAP ERP HR abgeschlossen und auf die<br />

Regelung weiterer SAP-Komponenten und<br />

Lösungen verzichtet. Sowohl in einer Rahmen-<br />

als auch in einer Einzelvereinbarung<br />

64<br />

sollten Grundlagen für eine spätere Kontrolle<br />

durch die Interessenvertretung gelegt<br />

werden. Die Vereinbarung ist klar und<br />

systematisch zu strukturieren. 7 Es muss eindeutig<br />

geregelt sein, welche Komponenten<br />

und Lösungen von SAP ERP im eigenen Unternehmen<br />

zum Zeitpunkt des Abschlusses<br />

der Vereinbarung eingesetzt werden. Der<br />

exakte Release stand bzw. die Komponentenversion<br />

von SAP ERP zum Zeitpunkt des<br />

Abschlusses der Vereinbarung muss ebenfalls<br />

bezeichnet werden, damit Versionswechsel<br />

deutlich erkennbar und frühzeitig<br />

mitbestimmt werden können.<br />

Außerdem ist zu dokumentieren, welche<br />

SAP-Systeme auf welcher Hardware wo<br />

eingesetzt werden, damit auf Dauer nachhaltig<br />

kontrolliert werden kann. Auf eine<br />

ausreichende Systemdokumentation (z. B.<br />

Serververbund, Konfigurationsübersicht)<br />

kann keinesfalls verzichtet werden.<br />

Vereinbarung muss alle SAP-Systeme<br />

erfassen<br />

Die jeweilige Systemlandschaft im Unternehmen<br />

ist abzubilden, so sind z. B. immer<br />

Entwicklungs-, Test-, Qualitäts- und Produktivsysteme<br />

zu dokumentieren. In großen<br />

Unternehmen können z. B. 50 SAP-Systeme<br />

und mehr genutzt werden. Auch zum Test-<br />

oder Entwicklungssystem sind erforderliche<br />

Bestimmungen in der Vereinbarung dann<br />

aufzunehmen, wenn dort personenbezogene<br />

<strong>Daten</strong> der Beschäftigten verarbeitet<br />

werden. Im Entwicklungssystem arbeiten<br />

in der Regel externe Berater, die Einblick<br />

TECHNIK + MITBESTIMMUNG<br />

in personenbezogene <strong>Daten</strong> der Beschäftigten<br />

erhalten, wenn dort zu Test- oder<br />

Entwicklungszwecken diese <strong>Daten</strong> genutzt<br />

werden.<br />

Es sollte von daher festgelegt werden,<br />

welche Systeme mit welchen � Mandanten<br />

insgesamt vom Unternehmen genutzt<br />

werden. Auch der Mandant auf einem SAP-<br />

Testsystem kann als Prüfbereich für eine<br />

Kontrolle durch die Arbeitnehmervertretung<br />

durchaus interessant sein.<br />

Mit Positivkatalogen arbeiten<br />

Die SAP-Vereinbarung insgesamt muss eindeutig<br />

dokumentieren, was erlaubt ist.<br />

Es muss stets mit Positivkatalogen (� Infotypen<br />

mit <strong>Daten</strong>feldern und Zweckbestimmungen,<br />

Auswertungen, Berechtigungen,<br />

Schnittstellen, Aufbewahrungsfristen,<br />

Screenshots usw.) gearbeitet werden, die<br />

das Zulässige klar beschreiben. Nur so können<br />

die schier unendlichen Nutzungsmöglichkeiten<br />

von SAP ERP etwas eingegrenzt<br />

werden.<br />

Nicht genutzte <strong>Daten</strong>felder und Subtypen<br />

in den Infotypen (SAP HR) müssen<br />

ausgeblendet werden. Alle Regeln zur Erhebung,<br />

Verarbeitung und Nutzung von personenbezogenen<br />

<strong>Daten</strong> der Beschäftigten<br />

müssen zudem bereits in der Vereinbarung<br />

eindeutig auf Einhaltung überprüfbar formuliert<br />

sein. Alle Einstellungen und Verfahren<br />

in den SAP-Systemen müssen nachvollziehbar<br />

dokumentiert sein. Freie Textfelder<br />

sind zu untersagen bzw. für Suchfunktionen<br />

zu sperren.


TECHNIK + MITBESTIMMUNG<br />

PRÜFFRAGEN IM BEREICH DES BERECHTIGUNGSKONZEPTS<br />

� Welche Rollen gibt es?<br />

� Wie und warum werden die Berechtigungen vergeben?<br />

� Wer hat welche Berechtigungen, die auf besonders schutzwürdige sensible<br />

Infotypen (z.B. § 3 Abs. 9 BDSG) und <strong>Daten</strong>felder zugreifen?<br />

� Welche Rolle hat besonders viele Transaktionen zugeordnet bekommen und<br />

wer hat diese Rolle?<br />

� Gibt es Rollen, die vollumfänglich auf HR-<strong>Daten</strong> und Tabellen zugreifen dürfen? Wer<br />

darf nur lesen oder auch ändern?<br />

� Welche Rollen dürfen SAP-Auswertungen ausführen und warum?<br />

� Wer darf Reporting-Werkzeuge für welche Zwecke nutzen?<br />

� Welche Protokollierungen sind eingeschaltet?<br />

� Wird dazu die Zweckbindung nach § 31 BDSG eingehalten?<br />

� Wer darf Berechtigungsrollen ändern?<br />

VERSION UND KOMPONENTEN VON SAP PRÜFEN<br />

� Prüfhandlung im Menü: � System � Status � Komponentenversion<br />

� Erläuterung: Überprüfen der Versionen von SAP ERP und der eingesetzten<br />

Komponenten<br />

ABBILDUNG DES UNTERNEHMENS IN SAP MIT BERECHTIGUNGEN<br />

T000 vorhandene Mandanten<br />

TSYT vorhandene miteinander verbundene SAP-Systeme<br />

T001 Liste der Buchungskreise pro System<br />

T001P Liste der Personalbereiche (Mandant, Personalbereich, Personal-Teilbereich)<br />

T500P Liste Mandant / Personalbereich / Land / Buchungskreis<br />

SAP Business Workflows<br />

beachten<br />

Betriebs- und Personalräte sollten möglichst<br />

den Einsatz von Workflows in SAP<br />

ERP regeln. Workflows strukturieren und<br />

automatisieren arbeitsteilige und betriebswirtschaftliche<br />

Abläufe, dies wird oftmals<br />

vergessen. Workflows können betriebliche<br />

Eskalationsprozeduren enthalten und dann<br />

bei Konflikten auch für Leistungs- und Verhaltenskontrollen<br />

genutzt werden.<br />

Auch solche Workflows sind nach § 87<br />

Abs. 1 Nr. 6 BetrVG mitbestimmungspflichtig.<br />

Grundsätzlich zu verhindern sind sie<br />

nicht. Aber sie können in ihren Auswirkungen<br />

begrenzt werden. Arbeitsrechtliche<br />

Maßnahmen aufgrund der Auswertung von<br />

Workflow-Abläufen sind unzulässig, entsprechende<br />

Informationen dürfen nicht für<br />

arbeitsrechtliche Maßnahmen verwendet<br />

werden.<br />

Berechtigungskonzept<br />

als Projekt<br />

Das Berechtigungskonzept sollte detailliert<br />

und entsprechend nachvollziehbar ausgearbeitet<br />

werden (siehe Kasten ganz oben).<br />

SAP veröffentlicht dazu entsprechende<br />

<strong>Daten</strong>schutz- und Sicherheitsleitfäden, die<br />

den technisch-organisatorischen Rahmen<br />

für ein Berechtigungskonzept bilden.<br />

Die Umsetzung obliegt in der Regel den<br />

beauftragten Mitarbeitern im Unternehmen<br />

und den Beratern im Projekt. Ohne entsprechende<br />

Arbeiten kann kein vernünftiges<br />

Berechtigungskonzept erstellt und den datenschutzrechtlichen<br />

Anforderungen entsprochen<br />

werden. 8<br />

Kontrolle setzt Zugang zum<br />

System voraus<br />

Betriebspolitisch muss ein Zugang zum<br />

System für ausgewählte Mitglieder des Be-<br />

triebs- bzw. Personalrats durchgesetzt und<br />

vereinbart werden. Hierfür ist die erforderliche<br />

Informationstechnik zur Verfügung<br />

zu stellen. Die zuständige Vertretung muss<br />

einen SAP-Benutzer und eine Kennung für<br />

den Zugang zu den SAP-Systemen mit seinen<br />

Mandanten erhalten. Dazu benötigt<br />

sie ein � SAP GUI. Für die Durchführung<br />

der Prüfungen benötigt sie auch entsprechende<br />

Zugriffsrechte pro System/Mandant.<br />

Diese können ihr über Prüf-Rollen, z. B.<br />

Auditor-Rollen zum <strong>Daten</strong>schutz, zugewiesen<br />

werden.<br />

In diesem Zusammenhang stellt sich<br />

zusätzlich die Frage, ob der Betriebs-/Personalrat<br />

für die Überprüfung von SAP-Vereinbarungen<br />

am System das Audit Information<br />

System (AIS) nutzen oder eine SAP-Prüfsoftware<br />

einsetzen sollte.<br />

Das SAP-Prüfkonzept<br />

Auf das AIS sollte eigentlich nicht mehr gesetzt<br />

werden, da SAP ab R/3 Version 4.6 c<br />

das AIS in seiner bisherigen Form nicht mehr<br />

pflegt und entsprechende Prüfhandlungen<br />

in menübasierte Auditor-Rollen (Transaktions-<br />

und Berechtigungsrollen) zusammengefasst<br />

sind. 9 Die Standard-Auditor-Rollen<br />

müssen immer an die betrieblichen Strukturen<br />

angepasst werden. Eine Mitarbeitervertretung<br />

ist oft nicht in der Lage, mit dem AIS<br />

so zu arbeiten, dass sie damit noch sinnvolle<br />

Kontrollen durchführen könnte. Prüfungen<br />

können und müssen inzwischen auch <strong>ohne</strong><br />

AIS durchgeführt werden (siehe die Kästen<br />

2 und 3 links).<br />

SAP-Prüfsoftware<br />

unerlässlich? 10<br />

Inzwischen existiert eine ganze Reihe automatisierter<br />

Prüftools für SAP ERP, so z. B.<br />

Auditor, mesaforte, SAST oder CheckAud.<br />

Eine Prüfung mit einem dieser Prüftools ist<br />

aufwendig und setzt zudem viele SAP-Vorkenntnisse<br />

voraus. Die Prüfung folgt zudem<br />

oftmals internen Regeln, die immer erst auf<br />

den eigenen betrieblichen Bedarf anzupassen<br />

sind und läuft dann weitgehend automatisiert<br />

ab.<br />

Die Prüfsoftware zu SAP dient nach unserer<br />

Ansicht nicht primär der Unterstützung<br />

des Betriebs-/Personalrats im Sinne<br />

von „Hilfe zur Selbsthilfe“ und vereinfacht<br />

nicht zwingend die Prüfung. Die Regeln,<br />

65


nach der die Software arbeitet, sind für eine<br />

Belegschaftsvertretung, die sich nicht jeden<br />

Tag mit SAP ERP beschäftigt, nur schwierig<br />

zu enträtseln. Die Prüfregeln müssten dann<br />

bei einigen Tools auch selbst eingestellt werden.<br />

Die Frage stellt sich zudem, wie schwer<br />

oder einfach es ist, im Prüftool hinterlegte<br />

Prüfregeln zu modifizieren. Der Einsatz von<br />

SAP-Prüfsoftware erleichtert es nicht unbedingt,<br />

SAP und die damit ablaufenden Prozesse<br />

in erster Linie besser zu verstehen und<br />

nachvollziehen zu können.<br />

Hinzu kommt, dass in bestimmten Branchen,<br />

z. B. im Einzelhandel, der Einsatz solcher<br />

Prüfsoftware oft sehr schwer durchzusetzen<br />

ist. Unabhängig von deren Einsatz ist<br />

in jedem Einzelfall ein modulares, anpassbares<br />

und vom Umfang noch handhabbares<br />

Prüfkonzept zu entwickeln. Eckpunkte<br />

eines prozessorientierten Zugangs zu einer<br />

ständigen und nachhaltigen Kontrolle von<br />

SAP ERP werden im Folgenden dargestellt.<br />

Mit einem einfachen Prüfkonzept<br />

beginnen<br />

Das betriebsbezogene Prüfkonzept sollte<br />

mitwachsen. Am Beginn wird sich die Belegschaftsvertretung<br />

dabei auf das Wesentliche<br />

konzentrieren und nach jeder Prüfung<br />

66<br />

dann das Konzept fortschreiben. Prüfinhalte<br />

und -strategie verändern sich dann über<br />

die Jahre hinweg entsprechend der betrieblichen<br />

Anwendung von SAP ERP.<br />

Ein solches versionsorientiertes betriebsbezogenes<br />

Prüfkonzept sollte zudem<br />

unbedingt von den Vorkenntnissen der<br />

prüfenden Vertretungen ausgehen und je<br />

nach betrieblichen Erfordernissen, Grad der<br />

Gefährdung des Persönlichkeitsrechts, zeitlichen<br />

Kapazitäten, Größe des Unternehmens<br />

und Zielsetzungen unterschiedlich<br />

detailliert ausgestaltet sein. 11<br />

Schrittweise vorgehen<br />

Betriebs- und Personalräte sollten nicht den<br />

Anspruch erheben, alle vereinbarten SAP-<br />

Einstellungen und -Regelungen sofort in<br />

einer Kontrollmaßnahme prüfen zu wollen.<br />

Sie verständigen sich besser zu Beginn<br />

des Kontrollprozesses darauf, schrittweise<br />

vorzugehen und zunächst nur ausgewählte<br />

besonders wichtige Merkmale des Einsatzes<br />

von SAP ERP zu prüfen. Auch hier gilt: Weniger<br />

ist bei der Kontrolle von SAP am System<br />

oft mehr. Es geht im Sinne der Betriebspolitik<br />

vorrangig darum, Kompetenz zu zeigen.<br />

Im Betrieb sollten Interessenvertretungen<br />

also Öffentlichkeit für die Handha-<br />

TECHNIK + MITBESTIMMUNG<br />

bung von SAP ERP schaffen und so insbesondere<br />

bei der Personal- und IT-Abteilung,<br />

anderen SAP-Nutzern und beim bDSB<br />

Aufmerksamkeit für einen datenschutzgerechten<br />

Einsatz von SAP ERP erzeugen.<br />

Betriebs-und Personalräte sollten durch die<br />

Prüfung am System signalisieren, dass sie<br />

sich um den Einsatz von SAP ERP im Betrieb<br />

„kümmern“.<br />

Kontinuierliche Prüfungen<br />

im Verbund<br />

Die in SAP integrierte Prüf-<br />

Software ist nicht in erster<br />

Linie zur Unterstützung von<br />

Betriebs- und Personalräten<br />

gedacht und erleichtert<br />

deren Prüfungsaufgaben<br />

deshalb nicht unbedingt …<br />

Die Kontrolle sollte von Beginn an als ständige<br />

Aufgabe geplant werden Sie kann<br />

monatlich, quartalsweise oder halbjährlich<br />

vorgenommen werden. Zusätzlich sollten<br />

Belegschaftsvertretungen auf besondere<br />

Anlässe reagieren. Wenn sie z. B. von <strong>Daten</strong>schutzpannen<br />

mit SAP oder von einem<br />

bevorstehenden Releasewechsel erfahren,<br />

können sie dies für eine erneute anlassbezogene<br />

Prüfung nutzen.<br />

Sie sollten sich Bündnispartner suchen,<br />

z. B. in der IT-Abteilung, um an alle gewünschten<br />

Informationen über den SAP-<br />

Einsatz jederzeit heranzukommen. Häufig<br />

werden die Kontrollen und der Einblick ins<br />

System paradoxerweise mit dem Hinweis<br />

auf den <strong>Daten</strong>schutz verwehrt. Dies würde


TECHNIK + MITBESTIMMUNG<br />

GRUNDSÄTZLICH WICHTIGE PRÜFFRAGEN<br />

� Welche Systemlandschaften, Mandanten und Buchungskreisläufe und Personalbereiche<br />

sind eingerichtet?<br />

� Welche Notfallbenutzer sind im unternehmenseigenen SAP ERP berechtigt?<br />

Wer hat kritische Berechtigungen wie z. B. SAP* oder SAP_All oder HR-ALL?<br />

� Welche Systemversion und welche Komponenten werden genutzt?<br />

Welche Komponenten von HR werden genutzt?<br />

� Wer startet welche Berichte und Auswertungen (Berechtigungskonzept)?<br />

� Wer hat die Berechtigung, personenbezogene <strong>Daten</strong> z. B. aus HR in Office-<br />

Programme herunterzuladen (Download-Berechtigung)?<br />

� Welche Infotypen mit personenbezogenen <strong>Daten</strong> werden in HR genutzt?<br />

� Welche unternehmenseigenen Transaktionen, Reports und Infotypen werden<br />

genutzt? Sind diese Reports und Infotypen selbsterklärungsfähig beschrieben und<br />

ausreichend geschützt?<br />

� Sind alle Reports aus dem Bereich Personal der entsprechenden Berechtigungsgruppe<br />

zugewiesen?<br />

� Ist für das Aufrufen von Reports die Berechtigungsprüfung eingestellt<br />

(über Berechtigungsgruppen, über Starttransaktionen) und werden Reportstarts<br />

protokolliert?<br />

jedoch den Sinn der Aufgabe, „darüber (zu)<br />

wachen, dass die zugunsten der Arbeitnehmer<br />

geltenden Gesetze“ und somit auch<br />

das BDSG eingehalten werden, völlig auf<br />

den Kopf stellen. Denn gerade aus dieser<br />

Überwachungsaufgabe ergibt sich die Notwendigkeit,<br />

dass die Vertretung Kontrollen<br />

am SAP-System vornimmt. Sie muss wissen,<br />

welche personenbezogenen <strong>Daten</strong> der Arbeitnehmer<br />

gespeichert werden.<br />

Das Bundesarbeitsgericht hat dazu festgestellt,<br />

dass der Arbeitgeber verpflichtet<br />

ist, umfassend über alle Formen der Verarbeitung<br />

personenbezogener <strong>Daten</strong> der<br />

Arbeitnehmer zu unterrichten; denn der<br />

Betriebsrat ist nicht Dritter, sondern Teil der<br />

verantwortlichen Stelle. 12<br />

Schulung für Kontrolle am<br />

SAP-System erforderlich<br />

Für eine informierte Prüfung am System<br />

benötigen Interessenvertretungen Grundlagenwissen<br />

über SAP ERP, das heißt ein<br />

grundlegendes Verständnis von SAP-Lösungen<br />

und -Komponenten, Systemumgebung,<br />

Navigation und Hilfefunktionen,<br />

übergreifende Business-Szenarien, Grundlagen<br />

der Personalwirtschaft und natürlich<br />

auch vom Berechtigungskonzept und von<br />

<strong>Daten</strong>schutzvorkehrungen.<br />

Die Bedeutung und Funktionsweisen einzelner<br />

SAP-Produkte wie z. B. SAP Business<br />

Information Warehouse oder SAP NetWeaver<br />

müssen klar sein.<br />

Auch mit Blick auf das selbst erstellte<br />

Prüfkonzept sollten sie die Begrifflichkeiten<br />

von SAP ERP nachvollziehen können. Allein<br />

mit der Kenntnis der Begriffe aus dem SAP-<br />

Umfeld kann man sich als Belegschaftsvertretung<br />

bereits Respekt und Wissensvorsprung<br />

verschaffen.<br />

Nicht nur am System prüfen<br />

Betriebs-/Personalräte sollten vor einer<br />

Prüfung am System im ersten Schritt die<br />

vorliegenden Anlagen zur Vereinbarung in<br />

Papierform hinzuziehen, entsprechende<br />

Fragen z. B. zum <strong>Daten</strong>katalog oder Schnittstellenverzeichnis<br />

formulieren und erst danach<br />

in einem zweiten Schritt eine Überprüfung<br />

am System vornehmen.<br />

Wichtige Fragen, die auch an die Anlagen<br />

einer SAP-Vereinbarung zu stellen sind,<br />

lassen sich dem SAP-<strong>Daten</strong>schutzleitfaden<br />

aus dem Jahr 2008 entnehmen. 13 Dieser ist<br />

unter Beschäftigtendatenschutzgesichtspunkten<br />

interessant. Er enthält besonders<br />

für Fortgeschrittene in der Prüfung von SAP<br />

am System eine Fülle von Prüfhandlungen<br />

und -ideen, die nach und nach praktisch je<br />

nach betrieblichem Bedarf erprobt werden<br />

können und dies – wo immer möglich – in<br />

Kooperation mit dem bDSB.<br />

Prüfgegenstände in einem<br />

SAP-Prüfkonzept<br />

Ganz entscheidend ist die Frage, wer was<br />

mit welchen personenbezogenen <strong>Daten</strong><br />

machen darf. Das Berechtigungskonzept<br />

regelt genau diese Fragen und ist bereits in<br />

der entsprechenden Anlage zur SAP-Vereinbarung<br />

sorgfältig zu analysieren.<br />

Ein Hinweis dazu: Dem Berechtigungskonzept<br />

sollte schon in der Phase der Erarbeitung<br />

einer Betriebs-/Dienstvereinbarung<br />

eine große Bedeutung zukommen.<br />

Was einmal vereinbart ist, lässt sich in vielen<br />

Praxisfällen nur schwer korrigieren.<br />

Hier bietet es sich an, grundsätzlich das<br />

Berechtigungskonzept in Form einer Excel-<br />

Tabelle als Datei zu vereinbaren, damit es<br />

überhaupt sinnvoll nachvollzogen und<br />

überprüft werden kann.<br />

Wenn es Berechtigungsrollen oder -profile<br />

gibt, die auf sehr viele Transaktionen<br />

zugreifen dürfen, ist zu überprüfen, welche<br />

Inhaber bzw. Träger der Berechtigungen<br />

diese Rollen ausführen können.<br />

SAP_All ist ein kritisches Berechtigungsprofil.<br />

Es wird von SAP bereitgestellt und<br />

erlaubt alle Aktivitäten im System. SAP_ALL<br />

ist aber keinesfalls die einzige umfängliche<br />

Berechtigung. Die Anzahl der Benutzer<br />

mit SAP_ALL sollte auf ein Minimum (zwei<br />

bis drei Mitarbeiter) reduziert sein. Die Erfahrung<br />

zeigt, dass IT-Verantwortliche bei<br />

der Gestaltung von Berechtigungen viel<br />

Phantasie entwickeln, das Thema SAP_ALL<br />

zu umgehen und trotzdem sehr umfangreiche<br />

Berechtigungen für einzelne Nutzer<br />

entwickeln.<br />

Die Einhaltung des Prinzips der „geringsten<br />

Berechtigungen“ kann oftmals schon<br />

durch einfache Fragen an die verantwortlichen<br />

Personen im Unternehmen überprüft<br />

werden. Ebenso kann der interne Prozess<br />

der Berechtigungsvergabe grafisch veranschaulicht<br />

und nachgeprüft werden (Einhaltung<br />

des Vier-Augen-Prinzips).<br />

Elemente des Prüfkonzeptes und<br />

Durchführung der Prüfung<br />

Das betriebsspezifische Prüfkonzept ist<br />

so anzulegen, dass der Betriebsrat mit der<br />

67


Eingabe von Kurzbefehlen (Transaktionen,<br />

Tabellenaufrufe) die entsprechenden Funktionen<br />

von SAP ERP aufrufen kann.<br />

Das betriebliche SAP-Prüfkonzept sollte<br />

zunächst nur die unbedingt erforderlichen<br />

Transaktionen, Tabellen, Reports und<br />

Berechtigungen für einen Einstieg in eine<br />

langfristig angelegte Kontrolle beinhalten,<br />

am Besten nicht mehr als 20 Prüfhandlungen.<br />

Vollständigkeit ist dabei ausdrücklich<br />

nicht anzustreben.<br />

Vorab sollte eine Schwachstellenanalyse<br />

durchgeführt werden, die besondere Risiken<br />

im SAP-ERP-Einsatz aus Arbeitnehmersicht<br />

identifiziert und anschließend müssen<br />

Prioritäten im Sinne einer A-B-C-Analyse<br />

definiert werden. Schwerpunktebereiche<br />

der Kontrolle sind sicherlich das Berechtigungskonzept,<br />

Systemeinstellungen und<br />

die Protokollierung von Administrationstätigkeiten.<br />

Jede Prüfung ist zu dokumentieren und<br />

auszuwerten. Neue sich ergebende Fragen<br />

und Problemfelder sind gegebenenfalls<br />

mit weiteren Prüfhandlungen zu bearbeiten<br />

und das Prüfkonzept fortzuschreiben.<br />

Kooperationsmöglichkeiten mit bDSB, Systemadministratoren<br />

und IT-Sicherheitsbeauftragten<br />

sind, wann immer möglich, zu<br />

nutzen.<br />

Und noch ein Tipp aus der Praxis: Kontrolliert<br />

wird im Sinne des Gesetzes der<br />

„Arbeitgeber“. In der Regel wird für die Kontrollen<br />

am System, wenn die Belegschaftsvertretung<br />

keinen eigenen SAP-Zugang<br />

und keine eigene Rolle hat, die Hilfe der<br />

Kollegen aus der IT- und Personalabteilung<br />

benötigt. Es liegt auf der Hand, dass deren<br />

Auskunftsfreudigkeit sicher nicht gesteigert<br />

wird, wenn sich diese durch den Betriebs-/<br />

Personalrat überwacht fühlen. Meistens<br />

haben diese Anwender selbst ein Interesse<br />

daran, dass alles vorschriftsmäßig und<br />

gesetzeskonform läuft und die geltenden<br />

<strong>Daten</strong>schutzregeln eingehalten werden. Es<br />

ist also etwas Fingerspitzengefühl bei der<br />

Ankündigung und Durchführung von Kontrollen<br />

erforderlich.<br />

Fazit<br />

Betriebs- und Personalräte können die Einführung<br />

und die Anwendung von SAP ERP<br />

mitbestimmen. Schließlich ist SAP ERP und<br />

68<br />

insbesondere die Personalkomponente HR<br />

eine technische Überwachungseinrichtung,<br />

die sich zu Leistungs- und Verhaltenskontrollen<br />

objektiv eignet. Die SAP-Betriebs-/<br />

Dienstvereinbarung ist eine Rechtsvorschrift,<br />

die die Erhebung, Verarbeitung und<br />

Nutzung von personenbezogenen <strong>Daten</strong><br />

der Beschäftigten erlaubt.<br />

Belegschaftsvertretungen haben zudem<br />

das Recht zu überwachen, ob sämtliche zugunsten<br />

der Beschäftigten geltenden Gesetze,<br />

Tarifverträge und Betriebs- bzw. Dienstvereinbarungen<br />

eingehalten werden.<br />

Aus diesem Überwachungsrecht gemäß<br />

§ 80 Abs. 1 Nr. 1 BetrVG und § 68 Abs. 1 Nr.<br />

2 BPersVG leitet sich das Recht (und auch<br />

die Pflicht) ab, jederzeit anlassunabhängig<br />

zu kontrollieren. Für die Vorbereitung<br />

und Durchführung der Überprüfung ist<br />

ein einfaches, modulares, mitwachsendes<br />

und an der betrieblichen Praxis ausgerichtetes<br />

Prüfkonzept zu entwickeln. Darüber<br />

hinaus kann sich im Einzelfall auch eine Kooperation<br />

mit dem internen bDSB und den<br />

Kollegen in der IT- und Personalabteilung<br />

anbieten. Außerdem können hierfür auch<br />

externe Sachverständige hinzu gezogen<br />

werden. 14<br />

Natürlich können nicht alle vereinbarten<br />

SAP-Einstellungen und -Regelungen sofort<br />

und auf einen Schlag geprüft werden. Wichtig<br />

ist, dass der Betriebs- bzw. Personalrat<br />

mit seiner Prüfung am System signalisiert,<br />

dass er sich um den Einsatz von SAP ERP im<br />

Betrieb kümmert, um so bei allen Beteiligten<br />

ein Bewusstsein für einen datenschutzgerechten<br />

Umgang mit Personaldaten zu<br />

entwickeln. Er sollte deshalb von Beginn<br />

an die SAP-Kontrolle als ständige Aufgabe<br />

verstehen und die Einhaltung von SAP-Vereinbarungen<br />

regelmäßig überprüfen.<br />

Autoren<br />

Matthias Wilke, <strong>Daten</strong>schutz- und Technologieberatung<br />

(dtb), Kassel, info@dtb-kassel.de; Dr. Eberhard<br />

Kiesche, Arbeitnehmerorientierte Beratung (AoB),<br />

Bremen, eberhard.kiesche@t-online.de<br />

Die Autoren danken Dipl.-Ing. (FH) Detlev Sachse (Consultant<br />

für SAP-Software) für Hinweise und Ratschläge.<br />

Lexikon:<br />

Enterprise Resource Planning (ERP) � Sammelbegriff<br />

für Software-Systeme, die alle für die Unternehmenssteuerung<br />

wichtigen <strong>Daten</strong>verarbeitungsfunktionen<br />

zusammenfassen<br />

Graphical User Interface (SAP GUI) � Grafische<br />

Benutzeroberfläche zur Kommunikation mit dem<br />

SAP-System<br />

TECHNIK + MITBESTIMMUNG<br />

Infotypen � Personaldaten, die in inhaltlich logisch<br />

zusammengehörigen Gruppen gespeichert werden<br />

Mandant � Der Mandant ist definiert als für sich<br />

handelsrechtlich, organisatorisch und datentechnisch<br />

abgeschlossene Einheit innerhalb eines SAP-Systems.<br />

Das bedeutet, dass alle betriebswirtschaftlichen <strong>Daten</strong><br />

gegenüber anderen Mandanten geschützt sind; eine<br />

ausführliche Erklärung der Fachbegriffe findet sich<br />

unter http://help.sap.com<br />

Fußnoten<br />

1 Vgl. Westheide, „Wie sollen wir das kontrollieren!?“,<br />

in: Zeitschrift der Arbeitskammer des Saarlandes,<br />

2/1993, 51 ff.<br />

2 Vgl. aktuell: Heidemann, Qualifizierung bei der<br />

Einführung und Erweiterung von SAP; Kübeck, Prozessorientierte<br />

Vereinbarung – Änderungen<br />

in SAP mitbestimmen; Just-Hahn/Konrad-Klein,<br />

Was, warum, wie zu SAP mit SAP prüfen? und sämtliche<br />

Beiträge aus dem SAP-Schwerpunktheft in:<br />

CuA 8-9/2009<br />

3 TBS-Netz (Hrsg.), SAP – kennen, gestalten und prüfen,<br />

2007<br />

4 Das aktuelle Produkt, das SAP R/3 abgelöst hat, ist<br />

SAP ECC 6.0, besser bekannt als SAP ERP; SAP steht<br />

für Systeme, Anwendungen und Produkte in der<br />

<strong>Daten</strong>verarbeitung<br />

5 Wilke, EDV-Vereinbarungen überprüfen!, in:<br />

CF (jetzt: CuA) 2/2001, 15 ff.; ders., Kontrolle vereinbarter<br />

Grundsätze und Regeln, in: CF (jetzt: CuA)<br />

7-8/2006, 23 ff.; Rupp, SAP R/3 kontrollieren – aber<br />

wie?, in: CF (jetzt: CuA) 6/2001, 8ff.<br />

6 Für Personalräte vgl. § 68 Abs. 1 Nr. 2 und § 44<br />

BPersVG und entsprechende LPersVGe sowie die<br />

jeweiligen Landesdatenschutzgesetze<br />

7 BV-Muster zu SAP ERP HR z.B. in: dbr 1/2009, 31 ff.<br />

(vgl. www.dtb-kassel.de unter: Veröffentlichungen)<br />

8 Vgl. hierzu auch Bechmann, Berechtigungsvergabe<br />

datenschutz- und compliancekonform gestalten,<br />

in: CuA 8-9/2009, 15 ff. (16)<br />

9 <strong>Daten</strong>schutzleitfaden SAP ERP 6.0, 11 und 112 ff.;<br />

a.A. Just-Hahn/Konrad-Klein, Was, warum, wie zu<br />

SAP mit SAP prüfen?, in: CuA 8-9/2009, 11 ff. (11). An<br />

jeder Stelle der Transaktion SECR wird immer wieder<br />

auf das neue rollenbasierte Konzept von SAP<br />

verwiesen<br />

10 Der <strong>Daten</strong>schutzleitfaden zu SAP ERP 6.0 von 2009<br />

enthält sich jeder Stellungnahme zu SAP-Prüftools<br />

und geht nur auf SAP GRC ein, das auch Tools zur<br />

Zugriffs- und Berechtigungssteuerung enthält<br />

und das betriebliche vorhandene Berechtigungskonzept<br />

auf Risiken und Probleme prüft; zu GRC<br />

vgl. Konrad-Klein, SAP-Prüftools für Betriebs- und<br />

Personalräte, in: CuA 4/2009, 14 ff. (17)<br />

11 Weitere Prüfhandlungen für die Entwicklung eines<br />

eigenen Prüfkonzepts können bei den Autoren<br />

angefordert werden<br />

12 Vgl. BAG vom 17.3.1987, in: AiB 1994, 635 und BAG<br />

vom 11.11.1997, Az.: 1 ABR 21/97<br />

13 Der <strong>Daten</strong>schutzleitfaden „Leitfaden <strong>Daten</strong>schutz<br />

ERP 6.0“, herausgegeben von der DSAG<br />

Arbeitsgruppe <strong>Daten</strong>schutz, 2008, www.dsag.de/<br />

fileadmin/media/Leitfaeden/080909_<strong>Daten</strong>schutz-<br />

Leitfaden.pdf<br />

14 § 80 Abs. 3 BetrVG und § 44 BPersVG


TECHNIK + MITBESTIMMUNG<br />

SCHWERPUNKT: GESETZGEBUNG ALS BETRIEBSGRUNDLAGE<br />

<strong>Daten</strong>schutz durch <strong>Daten</strong>-<br />

vermeidung und -sparsamkeit<br />

Die neuen Regelungen im Bundesdatenschutzgesetz<br />

Matthias Wilke / Eberhard Kiesche<br />

HIER LESEN SIE:<br />

� welche neuen Möglichkeiten Betriebs- und Personalräte durch die Novelle des Bundesdatenschutzgesetzes<br />

zum Beschäftigtendatenschutz haben<br />

� wie eine Vereinbarung dazu beitragen kann, dass <strong>Daten</strong>vermeidung und -sparsamkeit die neue Leitlinie<br />

im Unternehmen wird<br />

� wie die Interessenvertretung den Arbeitgeber zwingen kann, seine <strong>Daten</strong>verarbeitungssysteme<br />

rechtskonform auszugestalten<br />

2001 wurde in das Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) mit dem § 3a eine Vorschrift zur <strong>Daten</strong>vermeidung und<br />

-sparsamkeit eingeführt. Diese Vorschrift führte in der Praxis allerdings nur ein Schattendasein. Betriebsvereinbarungen<br />

verwiesen zwar darauf im Zusammenhang mit der Erforderlichkeit der <strong>Daten</strong>verarbeitung. Die praktische<br />

Umsetzung dieser Vorschrift machte aber erhebliche Probleme. Der zusätzliche Verweis in § 3a BDSG von<br />

2001 auf den Einsatz von Anonymisierung und Pseudonymisierung hat ebenfalls kaum Wirksamkeit entfaltet.<br />

Das Mitführen der völligen Identität der Betroffenen in den <strong>Daten</strong>verarbeitungssystemen sollte dadurch reduziert<br />

werden. Es stellt sich aktuell die Frage, ob mit der vorliegenden BDSG-Novellierung die Situation für einen<br />

umfassenden Beschäftigtendatenschutz besser geworden ist und wie Interessenvertretungen die Umsetzung<br />

des neuen § 3a BDSG realisieren können. Im Folgenden werden die wesentlichen Neuerungen zur <strong>Daten</strong>vermeidung<br />

und -sparsamkeit dargestellt und deren Umsetzung am Beispiel von Kassensystemen erörtert.<br />

Nach dem bisherigen § 3 a BDSG hatten<br />

sich Gestaltung und Auswahl von <strong>Daten</strong>verarbeitungssystemen<br />

an dem Ziel auszurichten,<br />

keine oder so wenig personenbezogene<br />

<strong>Daten</strong> wie möglich zu erheben,<br />

zu verarbeiten oder zu nutzen. In diesem<br />

Zusammenhang sollte insbesondere<br />

von den Möglichkeiten der Anonymisierung<br />

und Pseudonymisierung Gebrauch<br />

gemacht werden, soweit dies möglich ist<br />

und der Aufwand in einem angemessenen<br />

Verhältnis zum angestrebten <strong>Schutz</strong>zweck<br />

steht.<br />

Der Verstoß gegen die Vorschrift nach<br />

dem alten Recht war keine Ordnungswidrigkeit<br />

und damit nicht bußgeldbewehrt.<br />

Ein Verstoß gegen § 3 a BDSG hatte zudem<br />

keine Rechtsfolge bei einer Kontrolle durch<br />

die Aufsichtsbehörde, deren Befugnisse<br />

weitgehend stumpf blieben und die die<br />

Umsetzung der Vorschrift nicht anordnen<br />

konnte.<br />

Dies wurde von Vertretern von <strong>Daten</strong>schutzaufsichtsbehörden<br />

eingeräumt. Nur<br />

Betriebsräte konnten mit ihren Mitbestimmungsrechten<br />

versuchen, in einer Betriebsvereinbarung<br />

auf die Umsetzung dieser Vorschrift<br />

hinzuwirken. Durch die Festlegung<br />

in einer Vereinbarung, welche personenbezogenen<br />

<strong>Daten</strong> der Arbeitnehmer erhoben,<br />

verarbeitet und genutzt werden konnten<br />

und welche Zweckbindung dabei zu beachten<br />

war, konnte zumindest dem „<strong>Daten</strong>hunger“<br />

mancher Arbeitgeber gewisse Gren-<br />

zen gesetzt werden. Dennoch kam es bei<br />

der Einführung von IT-Systemen oftmals<br />

vor, dass durch Betriebsvereinbarung quasi<br />

eine Vollerhebung von personenbezogenen<br />

<strong>Daten</strong> der Arbeitnehmer durch die<br />

technische Kontrolleinrichtung ermöglicht<br />

wurde und nur deren Auswertungs- und<br />

Verarbeitungsmöglichkeiten durch ein mitbestimmtes<br />

Berechtigungskonzept eingeschränkt<br />

wurden. Zumindest in der Präambel<br />

vieler IT-Vereinbarungen fand sich der<br />

Grundsatz der <strong>Daten</strong>sparsamkeit und -vermeidung<br />

wieder, im eigentlichen Text blieb<br />

das dann aber <strong>ohne</strong> allzu weit reichende<br />

inhaltliche Konkretisierung.<br />

Die geringe Wirksamkeit der Bestimmung<br />

zur <strong>Daten</strong>vermeidung und -sparsam-<br />

69


keit in der Praxis wurde indirekt im § 11<br />

<strong>Daten</strong>schutzauditgesetz-Entwurf 1 zugegeben.<br />

Dieser wurde allerdings 2009 wegen<br />

inhaltlicher Kritik zurückgezogen.<br />

Das <strong>Daten</strong>schutzaudit-Gesetz soll jetzt<br />

erst in einem Pilotprojekt getestet werden.<br />

Unternehmen, die künftig ein <strong>Daten</strong>schutz-<br />

Gütesiegel erhalten wollen, sollten nach<br />

dem Auditgesetz-Entwurf zunächst nachweisen,<br />

dass sie die <strong>Daten</strong>schutzvorschriften<br />

nach dem BDSG umsetzen. Zusätzlich<br />

sollten sie die noch vom <strong>Daten</strong>schutzaudit-Ausschuss<br />

zu erlassenden Richtlinien<br />

zur Umsetzung des BDSG 2 einhalten. Die<br />

geplanten Richtlinien sollten sich auf die<br />

in der Praxis sichtbaren Schwachstellen bei<br />

der Umsetzung des <strong>Daten</strong>schutzes in Unternehmen<br />

beziehen. Eine Richtlinie sollte die<br />

betriebliche Umsetzung des § 3 a BDSG zum<br />

Thema haben.<br />

§ 3a BDSG<br />

neu formuliert<br />

Der Gegenstandsbereich der Vorschrift zur<br />

<strong>Daten</strong>vermeidung und -sparsamkeit wird<br />

in der neuen Fassung 2009 präzisiert. Der<br />

Grundsatz der <strong>Daten</strong>sparsamkeit, d. h. so<br />

wenig wie möglich personenbezogene<br />

<strong>Daten</strong> und der Grundsatz der <strong>Daten</strong>vermeidung,<br />

d. h. keine personenbezogene <strong>Daten</strong>,<br />

bezieht sich jetzt nicht nur auf die Auswahl<br />

und Gestaltung von <strong>Daten</strong>verarbeitungssystemen,<br />

sondern zusätzlich auf die Erhebung,<br />

Verarbeitung und Nutzung personenbezogener<br />

<strong>Daten</strong> sowohl innerhalb als<br />

auch außerhalb der automatisierten <strong>Daten</strong>verarbeitung.<br />

Diese Änderungen hängen mit dem<br />

neuen § 32 Abs. 1 und 2 zum Beschäftigtendatenschutz<br />

in Verbindung mit § 28 Abs. 1<br />

BDSG zusammen, der den <strong>Schutz</strong>bereich<br />

auf alle personenbezogenen <strong>Daten</strong> von<br />

Beschäftigten ausweitet, die zur Begründung,<br />

Durchführung und Beendigung eines<br />

Beschäftigungsverhältnisses erforderlich<br />

sind.<br />

Anonymisierung und<br />

Pseudonymisierung<br />

Auch in der neuen Fassung der Vorschrift<br />

wird herausgestellt, dass vor allem personenbezogene<br />

<strong>Daten</strong> dann zu anonymisieren<br />

oder zu pseudonymisieren sind,<br />

70<br />

AUS DEM BUNDESDATENSCHUTZGESETZ<br />

wenn es nach dem Verwendungszweck<br />

möglich ist und keinen im Verhältnis zum<br />

angestrebten <strong>Schutz</strong>zweck unverhältnismäßi<br />

gen Aufwand erfordert.<br />

Bei Maßnahmen der Anonymisierung<br />

von personenbezogenen <strong>Daten</strong> ist eine<br />

Zuordnung von Einzelangaben zu einer<br />

bestimmten Person nicht mehr oder nur<br />

mit einem unverhältnismäßig großen Aufwand<br />

möglich. 3 Bei Maßnahmen der Pseudonymisierung<br />

wird der Name oder andere<br />

Bestimmungsmerkmale durch ein Kennzeichen<br />

ersetzt und damit die Bestimmung des<br />

Betroffenen ausgeschlossen oder wesentlich<br />

erschwert. 4<br />

Erforderlichkeit der personenbezogenen<br />

<strong>Daten</strong><br />

Durch die Neuformulierungen in §§ 3 a und<br />

32 BDSG wird der Grundsatz der <strong>Daten</strong>vermeidung<br />

und -sparsamkeit konkretisiert.<br />

Personenbezogene <strong>Daten</strong> der Beschäftigten<br />

gemäß § 3 Abs. 11 BDSG dürfen für<br />

Zwecke des Beschäftigungsverhältnisses<br />

TECHNIK + MITBESTIMMUNG<br />

§ 3 a BDSG – <strong>Daten</strong>vermeidung und <strong>Daten</strong>sparsamkeit<br />

Die Erhebung, Verarbeitung und Nutzung personenbezogener <strong>Daten</strong> und die Auswahl<br />

und Gestaltung von <strong>Daten</strong>verarbeitungssystemen sind an dem Ziel auszurichten, so<br />

wenig personenbezogene <strong>Daten</strong> wie möglich zu erheben, zu verarbeiten oder zu nutzen.<br />

Insbesondere sind personenbezogene <strong>Daten</strong> zu anonymisieren oder zu pseudonymisieren,<br />

soweit dies nach dem Verwendungszweck möglich ist und keinen im Verhältnis<br />

zu dem angestrebten <strong>Schutz</strong>zweck unverhältnismäßigen Aufwand erfordert.<br />

§ 32 BDSG – <strong>Daten</strong>erhebung, -verarbeitung und -nutzung für Zwecke<br />

des Beschäftigungsverhältnisses<br />

(1) Personenbezogene <strong>Daten</strong> eines Beschäftigten dürfen für Zwecke des Beschäftigungsverhältnisses<br />

erhoben, verarbeitet oder genutzt werden, wenn dies für die Entscheidung<br />

über die Begründung eines Beschäftigungsverhältnisses oder nach Begründung<br />

des Beschäftigungsverhältnisses für dessen Durchführung oder Beendigung<br />

erforderlich ist. Zur Aufdeckung von Straftaten dürfen personenbezogene <strong>Daten</strong> eines<br />

Beschäftigten nur dann erhoben, verarbeitet oder genutzt werden, wenn zu dokumentierende<br />

tatsächliche Anhaltspunkte den Verdacht begründen, dass der Betroffene im<br />

Beschäftigungsverhältnis eine Straftat begangen hat, die Erhebung, Verarbeitung oder<br />

Nutzung zur Aufdeckung erforderlich ist und das schutzwürdige Interesse des Beschäftigten<br />

an dem Ausschluss der Erhebung, Verarbeitung oder Nutzung nicht überwiegt,<br />

insbesondere Art und Ausmaß im Hinblick auf den Anlass nicht unverhältnismäßig sind.<br />

(2) Absatz 1 ist auch anzuwenden, wenn personenbezogene <strong>Daten</strong> erhoben, verarbeitet<br />

oder genutzt werden, <strong>ohne</strong> dass sie automatisiert verarbeitet oder in oder aus einer<br />

nicht automatisierten Datei verarbeitet, genutzt oder für die Verarbeitung oder Nutzung<br />

in einer solchen Datei erhoben werden.<br />

(3) Die Beteiligungsrechte der Interessenvertretungen der Beschäftigten bleiben<br />

unberührt.<br />

erhoben, verarbeitet oder genutzt werden,<br />

aber nur dann, wenn sie für die Entscheidung<br />

über die Begründung eines Beschäftigungsverhältnisses<br />

oder nach Begründung<br />

des Beschäftigungsverhältnisses für<br />

die Durchführung oder Beendigung erforderlich<br />

sind (§ 32 Satz 1 BDSG).<br />

Vorher stand im § 28 Abs. 1 Nr. 1 BDSG<br />

die weichere Formulierung, dass die <strong>Daten</strong><br />

dem Zweck des Arbeitsverhältnisses dienen<br />

mussten. 5 Zudem ist jetzt die Verarbeitung<br />

von <strong>Daten</strong> einbezogen. Bei der Umsetzung<br />

des neuen § 3 a BDSG heißt das im Hinblick<br />

auf § 32 BDSG, dass nunmehr ausdrücklich<br />

für jedes personenbezogene Datum der<br />

Beschäftigten im festzulegenden <strong>Daten</strong>katalog<br />

als Anlage zur Betriebsvereinbarung<br />

die Erforderlichkeit abgeprüft werden muss.<br />

Diese ist vom Arbeitgeber nachzuweisen.<br />

Die Zielvorgabe der <strong>Daten</strong>vermeidung und<br />

-sparsamkeit hat sich in erster Linie an der<br />

Erforderlichkeit und Begrenztheit der <strong>Daten</strong><br />

für einen berechtigten Zweck im Beschäftigungsverhältnis<br />

auszurichten.


TECHNIK + MITBESTIMMUNG<br />

Neue Rechte für<br />

Aufsichts behörden<br />

Leider ist festzustellen: Auch im novellierten<br />

BDSG ist ein Verstoß gegen § 3 a<br />

keine Ordnungswidrigkeit. Die Bußgeldvorschriften<br />

insgesamt sind allerdings erweitert.<br />

In § 38 Abs. 5 sind aber die Befugnisse<br />

der Aufsichtsbehörden erheblich verschärft<br />

worden.<br />

Ab sofort kann die Aufsichtsbehörde<br />

zur Gewährleistung dieses Gesetzes und<br />

anderer Vorschriften über den <strong>Daten</strong>schutz<br />

Maßnahmen zur Beseitigung festgestellter<br />

Verstöße bei der Erhebung, Verarbeitung<br />

oder Nutzung personenbezogener oder<br />

technischer oder organisatorischer Mängel<br />

anordnen. Bei schweren Verstößen mit<br />

besonderen Gefährdungen des Persönlichkeitsrechts<br />

oder bei Nichtbefolgen von<br />

Anordnungen kann die Aufsichtsbehörde<br />

einzelne Verfahren oder die Erhebung, Verarbeitung<br />

und Nutzung personenbezogener<br />

<strong>Daten</strong> untersagen.<br />

Frischer Wind für Arbeitnehmerdatenschutz<br />

Für die Verarbeitung personenbezogener<br />

<strong>Daten</strong> der Beschäftigten in Unternehmen<br />

ist also § 32 BDSG der wesentliche Zulässigkeitstatbestand.<br />

Er ersetzt den § 28 Abs. 1<br />

Nr. 1 BDSG als Rechtsgrundlage für die<br />

rechtmäßige Erhebung, Verarbeitung und<br />

Nutzung der <strong>Daten</strong> von Beschäftigten. Der<br />

neue § 28 Abs. 1 Nr. 1 BDSG findet für den<br />

Beschäftigtendatenschutz keine Anwendung<br />

mehr, § 28 Abs. 1 Nr. 2 BDSG bleibt als<br />

Rechtfertigung für die Verarbeitung von<br />

Beschäftigtendaten. § 32 erfasst jetzt alle<br />

Personen, die in einem Beschäftigungsverhältnis<br />

stehen. 6<br />

§ 32 Satz 1 BDSG legt zudem fest, dass<br />

bezogen auf alle Phasen eines Beschäftigungsverhältnisses<br />

bei der Erhebung,<br />

Verarbeitung und Nutzung von Beschäftigtendaten<br />

deren Erforderlichkeit und<br />

Zweckbindung zwingend sind.<br />

Welche <strong>Daten</strong> der Arbeitgeber im Einzelnen<br />

konkret erheben, verarbeiten oder nutzen<br />

darf, kann auch § 32 BDSG nicht entnommen<br />

werden. Im Einzelfall muss nach wie<br />

vor die Verhältnismäßigkeit geprüft werden,<br />

also eine Abwägung zwischen den objektiven<br />

Informationsinteressen des Arbeitge-<br />

bers mit dem Anspruch der Beschäftigten<br />

auf Persönlichkeitsschutz erfolgen.<br />

Kontrolle von <strong>Daten</strong> zur<br />

Aufdeckung von Straftaten?<br />

§ 32 Abs. 1 Satz 2 BDSG stellt zudem Anforderungen<br />

an den <strong>Daten</strong>schutz, wenn im<br />

Beschäftigungsverhältnis Straftaten wie<br />

Diebstahl oder Korruption aufgedeckt werden<br />

sollen. Dabei dürfen personenbezogene<br />

<strong>Daten</strong> der Betroffenen nur ausnahmsweise<br />

erhoben, verarbeitet oder genutzt<br />

werden, wenn ein konkreter Verdacht vorliegt<br />

und die <strong>Daten</strong> zur Aufdeckung der<br />

Straftat erforderlich sind. Der Arbeitgeber<br />

hat die Anhaltspunkte für den Verdacht<br />

schriftlich zu dokumentieren. Gleichzeitig<br />

muss geprüft werden, ob der Verwendung<br />

der <strong>Daten</strong> überwiegende schutzwürdige<br />

Interessen der Betroffenen entgegenstehen<br />

und ob Art und Ausmaß der Erhebung,<br />

Verarbeitung und Nutzung der <strong>Daten</strong> im<br />

Hinblick auf den Anlass der Kontrolle noch<br />

verhältnismäßig ist. Es muss ein tatsächlich<br />

begründeter Verdacht da sein. Hier wird<br />

bereits deutlich: § 32 Abs. 1 Satz 2 BDSG<br />

kann nicht oder nur in geringem Maße für<br />

die Prävention von Straftaten oder Korruption<br />

als Rechtfertigung benutzt werden. 7 In<br />

§ 32 Abs. 3 BDSG wird bestätigt, dass Mitbestimmungsrechte<br />

unberührt bleiben.<br />

Kassensysteme für Kontrollen und<br />

Betrugsrecherche nutzen?<br />

Was bedeuten die neuen BDSG-Vorschriften<br />

nun für IT-Regelungen in der Praxis für den<br />

Betriebsrat? Dies wird am Beispiel der Registrierkassen,<br />

die im Handel personenbezogene<br />

<strong>Daten</strong> der Beschäftigten zur Aufdeckung<br />

von Straftaten unbegrenzt sammeln,<br />

dargestellt.<br />

Bei der Gestaltung von Betriebsvereinbarungen,<br />

nicht nur zu Kassensystemen,<br />

sollten die Betriebsräte die folgenden drei<br />

Prüfungsschritte vornehmen:<br />

Für die Gestaltung von IT-gestützten<br />

Kassensystemen muss in einem ersten<br />

Schritt überprüft werden, ob sämtliche<br />

vom Arbeitgeber gewünschten <strong>Daten</strong> der<br />

Beschäftigten samt Auswertungen 8 für die<br />

Begründung, Durchführung oder Beendigung<br />

eines Beschäftigungsverhältnisses<br />

tatsächlich erforderlich sind. Eine Vollerhebung<br />

aller personenbezogenen <strong>Daten</strong><br />

an der Kasse für den Zweck der kontinuierlichen<br />

Betrugsrecherche ist nach § 32<br />

Abs. 1 Satz 1 BDSG offensichtlich nicht erforderlich,<br />

verletzt das <strong>Daten</strong>schutzprinzip der<br />

Transparenz 9 und ist zudem nicht verhältnismäßig.<br />

10 Eine Vollerfassung und -überwachung<br />

von personenbezogenen Kassendaten<br />

ist allerdings schon nach dem alten<br />

§ 28 Abs. 1 Nr. 1 BDSG eindeutig unzulässig<br />

und eine Verletzung des informationellen<br />

Selbstbestimmungsrechts der Beschäftigten<br />

gewesen.<br />

In einem zweiten Schritt müssen die<br />

Zweckbestimmung der personenbezogenen<br />

<strong>Daten</strong> festgelegt und grundsätzlich<br />

Leistungs- und Verhaltenskontrollen ausgeschlossen<br />

werden.<br />

Am Beispiel der Kassensysteme im Handel<br />

ist in einem dritten Schritt zu prüfen, ob<br />

alle von der Technik her möglichen <strong>Daten</strong><br />

an den Kassen vom Arbeitgeber zur Aufdeckung<br />

von Inventurdifferenzen, Betrug<br />

und Unterschlagung rechtmäßig erhoben<br />

werden dürfen. Hierfür kann der § 32<br />

Abs. 1 Satz 2 BDSG als Erlaubnistatbestand<br />

in Frage kommen.<br />

Kontrolle/<strong>Daten</strong>haltung<br />

mit Kassensystemen?<br />

Schon allein die Erhebung aber auch die<br />

Verarbeitung und Nutzung derartiger<br />

<strong>Daten</strong> sind nach § 32 Satz 2 BDSG nur dann<br />

im Beschäftigungsverhältnis zulässig, wenn<br />

zu dokumentierende tatsächliche Anhaltspunkte<br />

den konkreten Verdacht begründen,<br />

dass der Betroffene bei der Arbeit eine<br />

Straftat begangen hat. Weiterhin wäre noch<br />

abzuwägen, ob die Erhebung, Verarbeitung<br />

und Nutzung von <strong>Daten</strong> zur Aufdeckung<br />

von Straftaten erforderlich ist, diese <strong>Daten</strong>verarbeitung<br />

noch verhältnismäßig im Hinblick<br />

auf den Anlass der Kontrolle ist und ob<br />

überwiegende schutzwürdige Interessen<br />

des Betroffenen gegeben sind. 11<br />

Die Prüfung ergibt: Präventiv dürfen<br />

nicht alle Beschäftigten an den Kassen mit<br />

dem Kassensystem jederzeit überwacht<br />

werden, da sie keinen Anlass für eine Vollkontrolle<br />

gegeben haben und diese zudem<br />

unverhältnismäßig wäre. Eine Vollkontrolle<br />

heißt: Alle Beschäftigten an der Kasse bleiben<br />

durch die Überwachungsmaßnahme<br />

nicht anonym, alle Aktivitäten am Kassenarbeitsplatz<br />

wie z. B. die eingescannten<br />

71


Artikel pro Minute oder auch Stornos werden<br />

erfasst und alle überwachten Personen<br />

müssen immer mit arbeitsrechtlichen Maßnahmen<br />

wie z. B. Personalgesprächen mit<br />

der Kassenaufsicht, Versetzungen oder<br />

Herabgruppierungen rechnen. Diese sind<br />

gelebte Praxis in vielen Einzelhandelsunternehmen.<br />

Der Einsatz mancher Kassensysteme<br />

führt zur Erstellung von Persönlichkeitsprofilen<br />

und das ist nach BDSG<br />

und Grundgesetz nicht zulässig. 12 Es dürfen<br />

keine allwissenden <strong>Daten</strong>herren entstehen.<br />

13 Hier liegt immer ein Verstoß gegen<br />

§ 75 Abs. 2 BetrVG vor, weil eine freie Entfaltung<br />

der Persönlichkeit im Unternehmen<br />

nicht mehr möglich ist.<br />

Eine Vorratsdatenhaltung von Kassendaten<br />

ist schon deshalb unzulässig, weil es<br />

an der Festlegung des Zwecks gemäß § 28<br />

Abs. 1 Satz 2 BDSG fehlt. Zweckänderungen<br />

lassen sich nur bei Einsatz von konkreten<br />

Mitteln der Anonymisierung und Pseudonymisierung<br />

rechtfertigen.<br />

Eine Verknüpfung von Kassendaten, die<br />

den Personalkauf erfassen, mit anderen personenbezogenen<br />

<strong>Daten</strong> der Beschäftigten<br />

an der Kasse, ist ebenfalls nicht zulässig.<br />

Prüfung der Verhältnismäßigkeit<br />

In analoger Anwendung der klaren Rechtsprechung<br />

des Bundesarbeitsgerichts<br />

(BAG) zur Videoüberwachung wird ebenfalls<br />

deutlich, dass eine dauerhafte Vollerfassung<br />

und Auswertung von Leistung und<br />

Verhalten der Beschäftigten an Kassen und<br />

der Einsatz verdeckter technischer Kontrolleinrichtungen<br />

<strong>ohne</strong> einen konkreten<br />

Anlass mit dem Persönlichkeitsschutz der<br />

Beschäftigten unvereinbar ist. Das BAG<br />

nimmt in seinem Beschluss vom 26. 8. 2008<br />

ausgehend von Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts<br />

eine umfassende Verhältnismäßigkeitsprüfung<br />

vor, die auf den Einsatz<br />

von Kassensystemen zu übertragen ist.<br />

Geheime Kontrollen sind grundsätzlich verboten<br />

und nur unter äußerst restriktiven<br />

Gesichtspunkten zulässig, wenn alle anderen<br />

Möglichkeiten ausscheiden. 14<br />

Vor einer Vollerfassung von personenbezogenen<br />

<strong>Daten</strong> der Beschäftigten an den<br />

Kassen wäre also immer noch zu überprüfen,<br />

ob nicht andere nichttechnische geeignete<br />

Mittel eingesetzt werden können<br />

um Kassenfehlbedienungen, Kassendiffe-<br />

72<br />

TECHNIK + MITBESTIMMUNG<br />

DIE PSEUDONYMISIERUNG AM BEISPIEL EINES KASSENSYSTEMS<br />

Pseudonym (griechisch: „fälschlich so genannt“). Das Pseudonym ist ein fingierter Name,<br />

den besonders Künstler oder Schriftsteller aus unterschiedlichen Gründen verwenden.<br />

In Bezug auf Kassendaten bedeutet Pseudonymisierung, dass es keinen direkten Personenbezug<br />

mehr gibt.<br />

Dafür erfolgt in der sogenannten Black-Box (Pseudonymisierungsserver) automatisiert<br />

eine Veränderung personenbezogener <strong>Daten</strong> (z.B. der Personalnummer) aufgrund<br />

einer Zuordnungsvorschrift (Algorithmus):<br />

12,92<br />

Check-Out-<br />

Kassen<br />

12,92<br />

Revision mit<br />

Auswertungstool<br />

pseudonymisierte Kassendaten<br />

pseudonymisierte<br />

Kassendaten<br />

Kassencontroller<br />

Kassen-<br />

auswertung<br />

Name des<br />

Mitarbeiters<br />

Pseudonymiserungsserver<br />

� Die Zuordnungsvorschrift und ihre Anwendung kann nur von drei Personen eingerichtet<br />

oder geändert werden.<br />

� Der Name und das dazugehörige Pseudonym werden nirgendwo gespeichert.<br />

� Die Umwandlung des Pseudonyms in den Namen des Kassenbedieners erfolgt nur<br />

bei konkretem Betrugsverdacht.<br />

� Der Betriebsrat und der Hausleiter verfügen über jeweils eigene Passwörter um von<br />

der Filiale auf den Pseudonymisierungsserver in der Zentrale zugreifen zu können.<br />

� Ergibt die Auswertung der (pseudonymisierten) Kassendaten, dass bei einem Benutzer<br />

auffällig viele Ereignisse (z.B. Stornos, Retoure, hohe Leergutauszahlung) auftreten,<br />

wird dies anhand von Unterlagen (Auswertungen der Kassenprotokolle) dokumentiert<br />

und der Betriebsrat darüber informiert. Der Hausleiter bzw. die Revision müssen weitere<br />

Verdachtspunkte mitteilen.<br />

� Stimmt der Betriebsrat einer De-Pseudonymisierung zu, wird am Rechner (Kassencontroller)<br />

in der Filiale durch Eingabe der jeweiligen Passwörter durch den Filialleiter<br />

und den Betriebsrat mit dem Server (Black-Box) im Rechenzentrum eine Verbindung<br />

aufgebaut. Gemeinsam (Vier-Augen-Prinzip) wird das Pseudonym eingegeben, der Mitarbeitername<br />

wird aufgedeckt.<br />

� Dem Mitarbeiter ist unmittelbar nach Feststellung, dass tatsächliche Anhaltspunkte<br />

auf einen Missbrauch vorliegen, darüber zu informieren, dass sein Pseudonym gelüftet<br />

wurde. Konnte der Betrugsverdacht ausgeräumt werden, wird für den Mitarbeiter ein<br />

neues Pseudonym generiert.<br />

� Nach jeder De-Pseudonymisierung wird vom System automatisch ein fortlaufend<br />

nummeriertes Protokoll generiert, das dem zuständigen Betriebsrat unverzüglich übergeben<br />

wird um zu überprüfen, dass keine Aufdeckungen <strong>ohne</strong> Betriebsrat stattgefunden<br />

haben (z.B. durch „unbeabsichtigte“ Kenntnis des Betriebsrats-Passworts).<br />

� Stimmt der Betriebsrat der De-Pseudonymiserung nicht zu, findet keine Aufdeckung<br />

des Pseudonyms statt.


TECHNIK + MITBESTIMMUNG<br />

renzen und Kassenmanipulationen vorzubeugen.<br />

Das Mittel mit der geringsten Eingriffstiefe<br />

in das Persönlichkeitsrecht der<br />

Beschäftigten ist zu wählen. Hier bietet sich<br />

z. B. ein täglicher Kassensturz vor und nach<br />

der Kassentätigkeit an.<br />

Ebenso scheidet für Handelsunternehmen<br />

eine gezielte Rasterfahndung nach<br />

bestimmten Kriterien aus, da in der Regel<br />

keine tatsächlich zu dokumentierenden<br />

Anhaltspunkte für eine Straftat vorhanden<br />

sind. Umfassende Bondatenanalyse zur<br />

Betrugsrecherche mit Programmen wie z. B.<br />

LossPrevention oder komplexe Data Mining-<br />

Verfahren 15 lassen sich mit den neuen Vorschriften<br />

des BDSG nicht rechtfertigen, weil<br />

nach § 28 Abs. 1 Nr. 2 BDSG schutzwürdige<br />

Interessen der Beschäftigten an der Kasse<br />

überwiegen.<br />

Auch im Falle von Kassensystemen sind<br />

allenfalls stichprobenartige Kontrollen <strong>ohne</strong><br />

Personenbezug eine geeignete Maßnahme<br />

zur Prävention von Kassenbetrug und<br />

Unterschlagung. Ergeben sich nach anonymisierten<br />

<strong>Daten</strong>erhebungen dann tatsächliche<br />

zu dokumentierende Anhaltspunkte<br />

für einen „begründeten Verdacht“ auf eine<br />

schwere Straftat, sind vertiefende Kontrollen<br />

unter Einhaltung der Mitbestimmung<br />

des Betriebsrats und unter Hinzuziehung<br />

des <strong>Daten</strong>schutzbeauftragten möglich. Ein<br />

Verdacht auf einen Verstoß gegen betriebliche<br />

Anweisungen reicht nicht aus. 16<br />

Was bleibt<br />

den Unternehmen?<br />

Die Verpflichtung in § 3 a BDSG, <strong>Daten</strong>vermeidung<br />

und -sparsamkeit durch Anonymisierung<br />

und Pseudonymisierung zu erreichen,<br />

zeigt nicht nur den Unternehmen im<br />

Handel einen gangbaren Weg auf. Sie müssen<br />

sich um die Art von Technik bemühen,<br />

die keine oder so wenig <strong>Daten</strong> mit Personenbezug<br />

wie möglich erhebt, verarbeitet<br />

oder nutzt. Es ist technisch in Kassensystemen<br />

<strong>ohne</strong> Probleme machbar, den Namen<br />

oder die Personalnummer wegzulassen<br />

und Auswertungen der Kassenjournals faktisch<br />

so zu anonymisieren, dass eine Zuordnung<br />

der <strong>Daten</strong> zu Beschäftigten in der Filiale<br />

nicht mehr möglich ist. Dann entfallen<br />

die Vorschriften des BDSG. Hierbei muss<br />

aber von Betriebsräten zusätzlich überprüft<br />

werden, ob ggf. weitere personenbeziehbare<br />

<strong>Daten</strong> im Betrieb vorhanden sind, die<br />

die gewünschte Anonymisierung wieder<br />

aufheben würde. In dem Fall ist in einem<br />

zweiten Schritt das Mittel der Pseudonymisierung<br />

zu benutzen.<br />

Pseudonymisierung ein Weg für<br />

präventive Maßnahmen<br />

Für den Zweck der Betrugsrecherche bietet<br />

sich zusätzlich noch der Weg an, hierfür<br />

erforderliche personenbezogene <strong>Daten</strong> an<br />

den Kassen zu erheben aber anschließend<br />

den Personenbezug durch Pseudonymisierung<br />

zu ersetzen.<br />

Pseudonymisierung bedeutet, den Personenbezug<br />

im Kassenjournal durch ein<br />

Kennzeichen oder Alias zu ersetzen und<br />

damit die personenbezogenen <strong>Daten</strong> der<br />

Beschäftigten zu pseudonymisieren. Die<br />

Zuordnung von pseudonymisierten Benutzerkennzeichen<br />

und Namensliste z. B. bei<br />

Kassiererinnen erfolgt auf einer gesondert<br />

einzurichtenden Liste. Diese kann im Safe<br />

eines Treuhänders verwahrt bleiben und<br />

Einrichtung, Pflege und Zugriff auf die Pseudonyme<br />

nur nach dem Vier- oder Sechs-<br />

Augen-Prinzip gewährt werden. Wenn tatsächliche<br />

Anhaltspunkte für Betrug und<br />

Unterschlagung am Kassenarbeitsplatz vorliegen,<br />

die dokumentiert worden sind, kann<br />

in die Liste geschaut werden, wer tatsächlich<br />

an der Kasse zum betreffenden Zeitpunkt<br />

gesessen hat. Anschließend hat sofort eine<br />

Unterrichtung des Betroffenen zu erfolgen<br />

und ihm ist eine Gelegenheit zur Stellungnahme<br />

zu geben. Wird der Verdacht ausgeräumt,<br />

müssen unverzüglich alle personenbezogenen<br />

Kassendaten gelöscht werden.<br />

Das novellierte BDSG zwingt also die<br />

Unternehmen viel stärker als bisher die vorhandenen<br />

technischen Möglichkeiten zur<br />

Anonymisierung und Pseudonymisierung<br />

zu nutzen. Gute Erfahrungen mit Pseudonymisierung<br />

sind vor allem im öffentlichen<br />

Dienst oder mit medizinischen Patientenakten<br />

gemacht worden. Der Aufwand für<br />

eine vorzunehmende Pseudonymisierung<br />

auch in Handelsunternehmen wird von<br />

Arbeitgebern überschätzt und ist keinesfalls<br />

unverhältnismäßig. Wenn zur Aufdeckung<br />

von Straftaten noch personenbezogene<br />

Kassendaten präventiv erhoben und<br />

nur im Falle von tatsächlichen Anhaltspunk-<br />

ten verarbeitet und genutzt werden sollen,<br />

brauchen Unternehmen jetzt auf jeden Fall<br />

das konkrete Mittel der Pseudonymisierung,<br />

das konkret aber nur über eine Betriebsvereinbarung<br />

als Erlaubnisvorschrift 17 zu verwirklichen<br />

ist. Ansonsten bleibt den Unternehmen<br />

für die Prävention nur das Mittel<br />

der anonymisierten stichprobenartigen<br />

Kontrollen.<br />

Mitbestimmung und<br />

Betriebsvereinbarung<br />

Interessenvertretungen können die neuen<br />

Vorschriften zum Beschäftigtendatenschutz<br />

nutzen und durch den Abschluss<br />

von Betriebsvereinbarungen mehr als bisher<br />

dazu beitragen, dass <strong>Daten</strong>vermeidung<br />

und -sparsamkeit die neue Leitmaxime<br />

der Unternehmen wird. Sie können<br />

nach § 87 Abs. 1 Nr. 6 BetrVG den Abschluss<br />

einer Betriebsvereinbarung z. B. zu Kassensystemen<br />

oder anderen technischen Kontrolleinrichtungen<br />

zur Mitarbeiterüberwachung<br />

erzwingen. 18 Betriebsräte können<br />

zudem bei IT-Systemen, die im Unternehmen<br />

zwar eingeführt aber bislang nicht<br />

geregelt sind, ebenfalls Betriebsvereinbarungen<br />

durchsetzen.<br />

Eine Betriebsvereinbarung ist eine<br />

Rechtsvorschrift gemäß § 4 Abs. 1 BDSG<br />

und im unklaren Feld des Beschäftigtendatenschutzes<br />

den Unternehmen zur Erfüllung<br />

der datenschutzrechtlichen Anforderungen<br />

dringend zu empfehlen. Die<br />

Betriebsparteien können allerdings den<br />

Standard des neuen BDSG nicht unterschreiten,<br />

auch wenn sich dies Arbeitgeber<br />

jetzt verstärkt wünschen. Eine Schlechterstellung<br />

in der Betriebsvereinbarung<br />

gegenüber den Regelungen des neuen<br />

BDSG wäre ein eindeutiger Verstoß gegen<br />

das Persönlichkeitsrecht der Betroffenen<br />

und liegt nicht in der Regelungsbefugnis<br />

der Betriebsparteien. Das BDSG ist nicht<br />

abdingbar. 19<br />

Kommen Arbeitgeber den berechtigten<br />

Wünschen nach Anonymisierung<br />

und Pseudonymisierung nicht nach, kann<br />

der Betriebsrat die Verhandlungen für<br />

gescheitert erklären und für den Abschluss<br />

einer Betriebsvereinbarung die Einigungsstelle<br />

gemäß § 76 BetrVG einrichten lassen.<br />

Voraussetzung für eine rechtsverträgliche<br />

73


Betriebsvereinbarung ist allerdings die umfassende Information<br />

durch den Arbeitgeber über die technischen Möglichkeiten der<br />

<strong>Daten</strong>verarbeitungssysteme.<br />

Fazit<br />

Betriebsräte haben nach § 80 Abs. 1 Nr. 1 BetrVG das Recht, die Einhaltung<br />

der zugunsten der Arbeitnehmer geltenden Gesetze und<br />

damit auch des BDSG zu überwachen und Informationen nach § 80<br />

Abs. 2 BetrVG vom Arbeitgeber anzufordern, wie z. B. § 3 a und § 32<br />

BDSG für <strong>Daten</strong>erhebungen, -verwendungen und –nutzungen<br />

umgesetzt werden sollen. Sie haben es in der Hand, die Arbeitgeber<br />

zu einer rechtskonformen Ausgestaltung ihrer <strong>Daten</strong>verarbeitungssysteme<br />

zu zwingen. Sie sollten ihre Arbeitgeber an die<br />

<strong>Daten</strong>schutzskandale der letzten Jahre erinnern und verdeutlichen,<br />

wie schnell <strong>Daten</strong>schutzskandale und -pannen einen Imageverlust<br />

der Unternehmen bewirken. Pseudonymisierung ist ein gangbarer<br />

und günstiger Weg um das informationelle Selbstbestimmungsrecht<br />

der Beschäftigten und berechtigte Interessen der Unternehmen,<br />

z. B. im Einzelhandel, in Einklang zu bringen. Notfalls können<br />

Betriebsräte Aufsichtsbehörden einschalten, die jetzt andere und<br />

bessere Sanktionsmittel haben. Die Aufsichtsbehörden sollten personell<br />

besser ausgestattet werden, damit sie die Umsetzung von<br />

BDSG-Vorschriften wie z. B. <strong>Daten</strong>vermeidung und -sparsamkeit<br />

tatsächlich kontrollieren können.<br />

Autoren<br />

Matthias Wilke, <strong>Daten</strong>schutz- und Technologieberatung (dtb), Kassel,<br />

info@dtb-kassel.de; Dr. Eberhard Kiesche, Arbeitnehmerorientierte Beratung<br />

(AoB), Bremen, eberhard.kiesche@t-online.de<br />

Fußnoten<br />

1 Vom September 2007 und 22.10. 2008<br />

2 Vgl. § 11 Abs. 1 Nr. 2 Entwurf <strong>Daten</strong>schutzauditgesetz<br />

3 Vgl. § 3 Abs. 6 BDSG<br />

4 Vgl. § 6 a BDSG<br />

5 Vgl. Thüsing: <strong>Daten</strong>schutz im Arbeitsverhältnis, in: NZA 2009, 865 [866]<br />

6 § 3 Abs. 11 BDSG<br />

7 Vgl. Thüsing, a.a.O. 686<br />

8 Beispiele: Artikel- und Warengruppendaten, Marktabrechnungsdaten, Aktionsmengencontrolling,<br />

Personalrabatteinkäufe und EC-Transaktionen<br />

9 Anhang zur Bildschirmarbeitverordnung Nr. 20: Keine geheimen Kontrollen<br />

zulässig. In Einzelhandelsunternehmen werden die Beschäftigten über Kontrollmöglichkeiten<br />

der Kassensysteme faktisch in der Regel nicht unterrichtet<br />

10 BAG, Beschluss vom 26. 8. 2008, Az.: 1 ABR 16/07, Rn. 17 und insbes. Rn. 26<br />

11 Vgl. auch die Vorschrift in § 100 Abs. 3 Telekommunikationsgesetz (TKG)<br />

12 Däubler: Ein Gesetz über den Arbeitnehmerdatenschutz, in: RDV 1999, 244 [248]<br />

13 Däubler, in: Däubler/Klebe/Wedde/Weichert, Kommentar zum BDSG, 3. Aufl. im<br />

Erscheinen, § 32, Rn. 69<br />

14 BAG, Beschluss vom 27. 3. 2003, NZA 2003, 1193 und BAG, Beschluss vom<br />

26. 8. 2008, Az.: 1 ABR 16/07, NZA 2008, 1187, Rn. 21<br />

15 Wilke: Data Mining – Rasterfahndung im Betrieb, in: AiB 2006, 155 ff.<br />

16 Der Bundesverband Deutscher Arbeitgeberverbände (BDA) läuft Sturm gegen<br />

§ 32 Satz 2 BDSG und will den gesamten § 32 BDSG wieder abschaffen lassen<br />

17 § 4 Abs. 1 BDSG<br />

18 Vgl. Grobys/Steinau-Steinrück, NJW-Spezial 12/2008, 403<br />

19 Trittin/Fischer: <strong>Daten</strong>schutz und Mitbestimmung, in: NZA 2009, 343 [345]<br />

74<br />

TECHNIK + MITBESTIMMUNG<br />

BEISPIEL EINER BETRIEBSVEREINBARUNG<br />

Zwischen der Geschäftsführung der Firma XYZ GmbH,<br />

und dem Betriebsrat der Firma XYZ GmbH,<br />

wird eine Betriebsvereinbarung über die Einführung, Anwendung<br />

und Weiterentwicklung des Kassensystems XXX und des Auswertungstools<br />

YYY vereinbart.<br />

§ 1 – Zielsetzungen<br />

Absicht dieser Betriebsvereinbarung ist sicherzustellen, dass<br />

� eine effiziente Nutzung des Kassensystems XXX und des Auswertungssystems<br />

YYY zur Unterstützung der Ziele des Unternehmens<br />

gewährleistet ist,<br />

� die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter1 vor unzulässiger und<br />

unnötiger Nutzung der über sie erfassten und gespeicherten<br />

<strong>Daten</strong> geschützt werden und<br />

� das informationelle Selbstbestimmungsrecht der Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter gewahrt wird.<br />

§ 2 – Zweckbindung<br />

Die Anwendung des Kassensystems XXX und des Auswertungstools<br />

YYY dient folgenden Zwecken:<br />

� Organisation des reibungslosen betriebswirtschaftlichen<br />

Ablaufs:<br />

– Umsatzerfassung von Artikel- und Warengruppendaten,<br />

– Marktabrechnungsdaten,<br />

– Aktionsmengencontrolling;<br />

� Management von Personalrabatteinkäufen und EC-Transaktionen;<br />

� Unterstützung des Qualitätsmanagements;<br />

� <strong>Schutz</strong> der Firma XYZ GmbH vor Vermögensverlusten;<br />

� Identifizierung von Schwachstellen in Hard- und Software;<br />

� Aufdeckung von Schwachstellen organisatorischer Art;<br />

� Aufdeckung von Inventurdifferenzen aufgrund von<br />

unabsichtlichen Kassenfehlbedienungen und<br />

� Betrugsrecherche und Nachweis von Unterschlagungen.<br />

§ 3 – Gegenstand, Geltungsbereich und Grundsätze<br />

Diese Betriebsvereinbarung gilt für die Einführung, den Einsatz,<br />

die Anwendung, Änderung, Erweiterung und Weiterentwicklung<br />

des Kassensystems XXX und des Auswertungstools YYY.<br />

Die Betriebsvereinbarung gilt für alle Beschäftigten der Firma<br />

XYZ GmbH einschließlich der Aushilfen und der beschäftigten<br />

Leiharbeitnehmer.<br />

Eine Verknüpfung der Kassensystem-<strong>Daten</strong> der Beschäftigten<br />

zum Zweck der Erstellung von Persönlichkeitsprofilen ist nicht<br />

zulässig.<br />

1 Im Folgenden wird aufgrund der besseren Lesbarkeit auf die weibliche Form<br />

verzichtet. Die Formulierung „Arbeitnehmer, Beschäftigter oder Mitarbeiter“<br />

schließt jeweils die weibliche Form mit ein.


TECHNIK + MITBESTIMMUNG<br />

§ 4 – Systemdokumentation<br />

Das eingesetzte Kassensystem XXX, das Auswertungstool YYY<br />

und die Vernetzung werden abschließend in Anlage ## dokumentiert.<br />

Hierzu gehören die Hardware, die Hardwarekonfiguration,<br />

der <strong>Daten</strong>flussplan und die eingesetzten Programme. In Anlage ##<br />

wird die eingesetzte Software abschließend dokumentiert.<br />

Berichte und Auswertungen des Kassensystems XXX und des Auswertungstools<br />

YYY werden in Anlage ## samt Empfängerkreis und<br />

Löschfristen vereinbart und festgeschrieben.<br />

Die Anlagen sind Bestandteil dieser Betriebsvereinbarung.<br />

§ 5 – Leistungs- und Verhaltenskontrollen<br />

Die Erhebung, Verarbeitung, Nutzung, Speicherung oder Veränderung<br />

des Kassensystems XXX und des Auswertungstools YYY zu<br />

Leistungs- und Verhaltenskontrollen ist unzulässig.<br />

Fehler und Mängel bei der Benutzung der Kassen bzw. bei der<br />

Leis tungserbringung der Kassenbediener, die in den Qualitätsmanagement-Berichtsdaten<br />

offenkundig werden, dürfen nicht personenbezogen<br />

oder –beziehbar verarbeitet oder genutzt werden.<br />

Schulungsmaßnahmen aufgrund von festgestellten Qualitätsmängeln<br />

sind ausschließlich für die jeweilige Filiale insgesamt<br />

durchzuführen.<br />

Fehlbedienungsauswertungen sind nur dann zulässig, wenn sie<br />

sich auf eine Grundgesamtheit von mindestens acht Personen<br />

beziehen.<br />

§ 6 – <strong>Daten</strong>vermeidung<br />

Bei der Erhebung von personenbezogenen <strong>Daten</strong> der Beschäftigten<br />

an den Kassen ist § 3a BDSG zu beachten. <strong>Daten</strong>vermeidung<br />

und -sparsamkeit sind für die Anwendung des Kassensystems XXX<br />

und des Auswertungstools YYY durch konkrete Maßnahmen der<br />

Anonymisierung und Pseudonymisierung sichergestellt.<br />

Vor dem Einsatz umfassender Auswertungen, Reports und Statistiken<br />

mit Hilfe des Kassensystems XXX und des Auswertungstools<br />

YYY ist zu prüfen, mit welchen anderen auch nichttechnischen<br />

Mitteln Kassenfehlbedienungen, -differenzen und -manipulationen<br />

vorgebeugt werden können. Es ist ein täglicher Kassensturz<br />

vorher und nachher vorzunehmen. Jährlich ist dem Betriebsrat<br />

eine Bedarfsermittlung vorzulegen, die aufzeigt, welche<br />

Kassen differenzen, -manipulationen und -probleme in der Vergangenheit<br />

aufgetreten sind und ob der Einsatz eines computergestützten<br />

Kassenanalysesystems erforderlich im Sinne des § 32<br />

Abs. 1 Satz 1 und 2 BDSG ist.<br />

Die Kassendaten sind grundsätzlich so zu anonymisieren, dass<br />

eine faktische Zuordnung der erfassten <strong>Daten</strong> zu Personen in der<br />

Filiale nicht mehr möglich ist.<br />

Wird nachgewiesen, dass eine Zuordnung zu Benutzern in der Filiale<br />

möglich sein muss, ist eine Pseudonymisierung vorzunehmen.<br />

§ 7 – Pseudonymisierung<br />

Jeder Benutzer des Kassensystems XXX erhält zur Anmeldung und<br />

Berechtigungsprüfung am System eine Codekarte mit einer pseudonymisierten<br />

Benutzerkennung.<br />

Die Codekarte mit der pseudonymisierten Benutzerkennung wird<br />

zentral erstellt. Die Zuordnungsregel zur Generierung des Pseudonyms<br />

erfolgt mit einer eigenen Hardwarekomponente mit zugehöriger<br />

Software als Black-Box-Lösung (Pseudonymisierungsserver),<br />

die in der Anlage ## beschrieben ist.<br />

Die Einrichtung, die Pflege und der Zugriff auf die Zuordnungsregel<br />

zur Generierung der Benutzerkennung geschieht nach dem<br />

Sechs-Augen-Prinzip. Berechtigt sind dazu gemeinsam der <strong>Daten</strong>schutzbeauftragte,<br />

der System-Administrator und der Betriebsrat.<br />

Die Benutzerkennung und der Name sind im System nicht hinterlegt<br />

und fest zugeordnet.<br />

§ 8 – De-Pseudonymisierung<br />

Die Aufhebung der Pseudonymisierung (De-Pseudonymisierung)<br />

wird nur zur Aufklärung strafbarer Handlungen und zur Unterstützung<br />

hierfür gerechtfertigter betriebsinterner Ermittlungen vorgenommen.<br />

Grundlage hierfür sind folgende Anlässe:<br />

� Dringender, begründeter und dokumentierter Verdacht auf<br />

Betrug oder Unterschlagung am Kassenarbeitsplatz und<br />

� Hinweise Dritter zu Unregelmäßigkeiten, die den Verdacht auf<br />

strafbare Handlungen am Kassenarbeitsplatz rechtfertigen.<br />

Anhaltspunkte und Hinweise sind zu dokumentieren.<br />

Der Hausleiter oder sein Vertreter teilt dem zuständigen Betriebsrat<br />

unter Verpflichtung zur Verschwiegenheit anhand von Unterlagen<br />

die Gründe für die De-Pseudonymisierung mit.<br />

Erhebt der Betriebsrat gegen die De-Pseudonymisierung nach<br />

Abwägung aller Vorgaben in § 32 Abs. 1 Satz 2 BDSG keine Einwände,<br />

kommt es zur kontrollierten Offenlegung und Freigabe<br />

der Identität des Mitarbeiters am Kassenarbeitsplatz.<br />

Die Aufhebung des Pseudonyms erfolgt nach dem Vier-Augen-<br />

Prinzip. Das Verfahren ist in Anlage ## festgeschrieben.<br />

Sobald der Personenbezug hergestellt ist und der Name des<br />

Beschäftigten vorliegt, muss bei Speicherung, Verarbeitung<br />

und Nutzung dieser personenbezogenen <strong>Daten</strong> der betroffene<br />

Beschäftigte unverzüglich benachrichtigt werden. Ihm ist das<br />

Recht auf eine Stellungnahme einzuräumen. Er kann auf Wunsch<br />

ein Mitglied des Betriebsrats hinzuziehen.<br />

Die Speicherung, Nutzung und Verarbeitung der erhobenen Kassendaten<br />

durch die Firma XYZ GmbH ist ausschließlich für eventuelle<br />

Gerichtsverfahren zulässig. Wird der Anfangsverdacht<br />

ausgeräumt, müssen unverzüglich alle diesbezüglichen personenbezogenen<br />

<strong>Daten</strong> der betroffenen Beschäftigten gelöscht werden.<br />

Nach jeder De-Pseudonymisierung wird vom System automatisch<br />

ein fortlaufend nummeriertes Protokoll generiert, das dem<br />

zuständigen Betriebsrat unverzüglich übergeben wird.<br />

§ 9 – <strong>Daten</strong>schutz und Berechtigungskonzept<br />

Das Berechtigungskonzept für die Nutzung des Kassensystems<br />

XXX und des Auswertungstools YYY wird zwischen Geschäftsführung<br />

und Betriebsrat vereinbart und ist als Anlage ## Bestandteil<br />

dieser Betriebsvereinbarung.<br />

75


76<br />

Zugriffe auf die <strong>Daten</strong> und Auswertungen haben nur Mitarbeiter<br />

der Revision/Sicherheitsabteilung und die IT-Systemadministratoren<br />

der Firma XXX GmbH im Rahmen der Auftragsdatenverarbeitung.<br />

Es muss sowohl technisch wie organisatorisch gemäß § 9<br />

BDSG sichergestellt werden, dass ausschließlich die berechtigten<br />

Personen Zugang zu den <strong>Daten</strong> erhalten.<br />

§ 10 – Löschfristen<br />

Die <strong>Daten</strong> des Kassensystems XXX und des Auswertungstools YYY<br />

sind spätestens nach ___ Tagen zu löschen.<br />

§ 11 – Rechte der Beschäftigten<br />

Alle Beschäftigten werden über den Einsatz und die Möglichkeiten<br />

des Kassensystems XXX und des Auswertungstools YYY schriftlich<br />

informiert. Der Erhalt der Information durch den Mitarbeiter ist<br />

schriftlich zu dokumentieren. Die Information erfolgt in verständlicher<br />

Weise über alle wesentlichen Funktionalitäten und Auswirkungen<br />

des Kassensystems und über die bei der Firma XYZ GmbH<br />

vorgenommenen Pseudonymisierungen und Anonymisierungen.<br />

Die Geschäftsführung stellt sicher, dass alle neu eingestellten<br />

Beschäftigten, die an Kassenarbeitsplätzen eingesetzt werden, vor<br />

Beginn ihrer Tätigkeit schriftlich über das Kassensystem XXX und<br />

das Auswertungstool YYY informiert werden. Die Beschäftigten<br />

sind im Rahmen der Unterweisung an den Kassensystemen auch<br />

auf deren Einsatz und die Wirkungsweise zu belehren.<br />

Die Rechte der Beschäftigten auf Benachrichtigung, Auskunft,<br />

Berichtigung, Löschung und Sperrung nach §§ 33 – 35 BDSG bleiben<br />

unberührt.<br />

§ 12 – Beweisverwertungsverbot<br />

Informationen, die unter Verletzung der Bestimmungen dieser<br />

Betriebsvereinbarung gewonnen werden, dürfen nicht verwendet<br />

werden. Auf diesen Informationen basierende arbeitsrechtliche<br />

Maßnahmen sind unwirksam.<br />

Werden Fehler bei der Bedienung der Kasse infolge der De-Pseudonymisierung<br />

personenbezogen oder -beziehbar gemacht, dürfen<br />

die festgestellten Fehler nicht zu Leistungskontrollen und<br />

arbeitsrechtlichen Sanktionen genutzt werden.<br />

§ 13 – Technisch-organisatorische Maßnahmen<br />

des <strong>Daten</strong>schutzes<br />

Die Geschäftsführung der Firma XYZ GmbH gewährleistet, dass<br />

die <strong>Daten</strong> der Beschäftigten umfassend gegen Missbrauch<br />

geschützt werden. Das <strong>Daten</strong>schutzkonzept zum Kassensystem<br />

und dem Auswertungstool gemäß § 9 und Anlage zu § 9 BDSG ist<br />

Bestandteil dieser Betriebsvereinbarung (Anlage ##).<br />

Der betriebliche <strong>Daten</strong>schutzbeauftragte (_____) informiert jährlich<br />

den Betriebsrat über neue Methoden und Erkenntnisse zur<br />

Anonymisierung und Pseudonymisierung.<br />

Alle Benutzeraktivitäten des Kassencontrollers und des Pseudonymisierungsservers<br />

werden protokolliert.<br />

Auf Wunsch werden dem Betriebsrat die Protokolle zur Verfügung<br />

gestellt und erläutert.<br />

TECHNIK + MITBESTIMMUNG<br />

Mitarbeiter der Firma XXX GmbH als Auftragnehmer, IT-Systemadministratoren,<br />

Marktleiter und Mitarbeiter der Revision werden<br />

auf die Einhaltung des <strong>Daten</strong>schutzes gemäß § 5 BDSG verpflichtet.<br />

§ 14 – Mitbestimmung des Betriebsrats<br />

Über Änderungen und Erweiterungen des Kassensystems XXX<br />

und des Auswertungstools YYY wird der Betriebsrat der Firma XYZ<br />

GmbH rechtzeitig und umfassend anhand von Unterlagen nach<br />

§ 80 Abs. 2 BetrVG informiert.<br />

Änderungen und Erweiterungen der Systeme sind mitbestimmungspflichtig.<br />

Hierzu gehören insbesondere Änderungen und<br />

Erweiterungen der Hard- und Software, Ausweitungen des <strong>Daten</strong>katalogs<br />

und der Auswertungen, Änderungen des Zugriffsberechtigungs-<br />

und des <strong>Daten</strong>schutzkonzepts nach § 9 BDSG sowie der<br />

Zweckbestimmung des Systems.<br />

Die Firma XYZ GmbH stellt sicher, dass bei der Auftragsdatenverarbeitung<br />

durch den Auftragnehmer Firma XXX GmbH der Betriebsrat<br />

seine Überwachungsaufgabe gemäß § 80 Abs. 1 Nr. 1 BetrVG<br />

vor Ort beim Auftragnehmer <strong>ohne</strong> Behinderung seiner Betriebsratstätigkeit<br />

wahrnehmen kann. Die Bestimmungen des § 11 BDSG<br />

werden Inhalt des Dienstleistungsvertrags.<br />

Der <strong>Daten</strong>schutzbeauftragte der Firma XYZ GmbH überprüft<br />

regelmäßig die Einhaltung aller <strong>Daten</strong>schutzvorschriften in Bezug<br />

auf die Anwendung der Kassensysteme. Er berichtet zweimal<br />

jährlich dem Betriebsrat. Der <strong>Daten</strong>schutzbeauftragte stellt dem<br />

Betriebsrat die nach § 4 g Abs. 2 BDSG zu führenden Übersichten<br />

und die erforderliche <strong>Daten</strong>schutzzulässigkeitsprüfung des Kassensystems<br />

XXX und des Auswertungstools YYY zur Verfügung.<br />

§ 15 – Meinungsverschiedenheiten<br />

Ergeben sich bei der Anwendung und Auslegung dieser Betriebsvereinbarung<br />

Meinungsverschiedenheiten bzw. Auslegungsstreitigkeiten,<br />

so kann bei Nichteinigung die Einigungsstelle gemäß<br />

§ 76 BetrVG angerufen werden.<br />

§ 16 – Schlussbestimmungen<br />

Diese Betriebsvereinbarung tritt am Tage ihrer Unterzeichnung in<br />

Kraft.<br />

Diese Regelung kann mit einer Frist von vier Monaten von beiden<br />

Seiten frühestens zum __.__.___ gekündigt werden. Einvernehmliche<br />

Änderungen sind jederzeit möglich.<br />

Bis zum Abschluss einer neuen Regelung bleiben alle Bestimmungen<br />

dieser Betriebsvereinbarung in Kraft.<br />

Sollte eine Bestimmung dieser Betriebsvereinbarung unwirksam<br />

sein oder werden, so wird hierdurch die Wirksamkeit der übrigen<br />

Bestimmungen nicht berührt. Die Betriebsparteien verpflichten<br />

sich für einen solchen Fall, eine wirksame Regelung zu treffen, die<br />

dem Zweck der unwirksamen Regelung möglichst nahe kommt.


Die Arbeitsgruppe <strong>Daten</strong>schutz im<br />

DSAG (Deutschsprachige SAP-<br />

Anwendergruppe) hat kürzlich<br />

seinen SAP-<strong>Daten</strong>schutzleitfaden ERP<br />

6.0 vorgestellt. Der Leitfaden soll helfen,<br />

aktuelle rechtliche Anforderungen<br />

im SAP-ERP-System umzusetzen. Die<br />

Autoren sind Mitglieder der Arbeitsgruppe<br />

Revision und langjährig als Berater,<br />

<strong>Daten</strong>schutzbeauftragte sowie<br />

Sachverständige für SAP-Produkte<br />

tätig. Der Leitfaden kann aus dem Internet<br />

kostenlos heruntergeladen und<br />

von Betriebsräten mit seinen Empfehlungen,<br />

Prüfhinweisen sowie Checklisten<br />

als Hilfsmittel bei der Erfüllung<br />

ihrer Überwachungs- und Gestaltungsaufgaben<br />

im Arbeitnehmerdatenschutz<br />

genutzt werden.<br />

Anliegen und Ziele<br />

Die SAP-<strong>Daten</strong>schutzexperten wollen<br />

mit ihrem Leitfaden vor allem Projektleiter,<br />

Unternehmensberater, Betriebsräte<br />

und betriebliche <strong>Daten</strong>schutzbeauftragte<br />

erreichen. Dabei kann der Leitfaden<br />

selbst dann eine Hilfe sein, wenn keine<br />

SAP-Kenntnisse vorhanden sind.<br />

Mit dem Leitfaden sollen praktische<br />

Tipps zur Umsetzung von <strong>Daten</strong>schutzanforderungen<br />

in SAP-Systemen gege-<br />

ben werden – angefangen vom Einführungsprozess<br />

über die Auftragsdatenverarbeitung<br />

bis hin zum konzernweiten<br />

<strong>Daten</strong>austausch. Er berücksichtigt<br />

das Modul HCM, in dem besonders<br />

viele personenbezogene <strong>Daten</strong> der Beschäftigten<br />

verarbeitet werden.<br />

Der Leitfaden verfolgt das Ziel, die in<br />

SAP gespeicherten Mitarbeiterdaten zu<br />

schützen. Seine Empfehlungen haben<br />

keinen Normcharakter und sind daher<br />

nicht rechtsverbindlich. Werden sie<br />

frühzeitig beachtet und umgesetzt,<br />

kann die SAP-Anwendung revisionssicher<br />

und entsprechend des deutschen<br />

sowie europäischen <strong>Daten</strong>schutzrechts<br />

rechtssicher gestaltet werden.<br />

Ein weiteres Ziel des Leitfadens ist<br />

es, in den <strong>Betriebe</strong>n ein Bewusstsein<br />

für die Belange des <strong>Daten</strong>schutzes zu<br />

schaffen.<br />

Nutzen für den <strong>Daten</strong>schutzbeauftragten<br />

Betriebliche <strong>Daten</strong>schutzbeauftragte<br />

erhalten mit dem Leitfaden eine<br />

lückenlose Darstellung ihrer Aufgaben<br />

und der Rechtsgrundlagen nach dem<br />

Bundesdatenschutzgesetz im Falle der<br />

Einführung von SAP ERP. Zusätzlich<br />

werden praktische Tipps für technische,<br />

organisatorische und vertragliche<br />

Regelungen zur Umsetzung des <strong>Daten</strong>schutzes<br />

gegeben.<br />

Nutzen für den Betriebsrat<br />

Betriebsräte können dem Leitfaden für<br />

die Entwicklung von eigenen Kontrollkonzepten<br />

Prüfungshinweise für konkrete<br />

Reports sowie Transaktionen<br />

entnehmen, die unerlässlich für die<br />

Überprüfung der Einhaltung von SAP-<br />

Betriebsvereinbarungen sind (siehe dbr<br />

1/2009, Seite 30).<br />

<strong>Daten</strong>schutz tipps & tricks<br />

Auch für Betriebsräte hilfreich<br />

Der <strong>Daten</strong>schutz-Leitfaden SAP ERP 6.O<br />

Vor kurzem wurde er vorgestellt, der SAP-<strong>Daten</strong>schutzleitfaden ERP 6.0. Matthias Wilke und Dr. Eberhard<br />

Kiesche informieren über die Anliegen und Ziele dieses Leitfadens und zeigen auf, weshalb er auch im<br />

Betriebsratsbüro seinen Platz haben sollte.<br />

Matthias Wilke, dtb Kassel, und Dr. Eberhard Kiesche,<br />

AoB Bremen, beraten und schulen Betriebsräte zu SAP<br />

www.dtb-kassel.de, www.aob-bremen.de<br />

Besonders die konkreten Hinweise und<br />

praktischen Beispiele zu den Aufgaben<br />

des betrieblichen <strong>Daten</strong>schutzbeauftragten<br />

bei der SAP-Einführung können<br />

Betriebsräte nutzen, um mit dem<br />

<strong>Daten</strong>schutzbeauftragten über seine<br />

Aufgaben, Ergebnisse und Vorgehensweisen<br />

ins Gespräch zu kommen. Die<br />

Ausführungen über Verfahrensverzeichnisse,<br />

Vorabkontrollen, Löschfristen,<br />

Zulässigkeitsprüfungen, Kontrollen<br />

am System und Protokollierungen sind<br />

eine große Hilfe für die Betriebsratsarbeit.<br />

Stichwort: Konzerndatenschutz<br />

In dem aktuellen SAP-Leitfaden werden<br />

erstmals Aspekte des Konzerndatenschutzes<br />

erörtert. Das ist sehr zu<br />

begrüßen. Schließlich gehört der Konzerndatenschutz<br />

mit zu den schwierigsten<br />

Kapiteln des Arbeitnehmerdatenschutzes,<br />

was insbesondere bei grenzüberschreitender<br />

<strong>Daten</strong>verarbeitung<br />

der Fall ist.<br />

Praxistipp<br />

Für den Umgang mit dem Leitfaden ist<br />

zu empfehlen, sich entsprechend den<br />

konkreten Fragestellungen die betreffenden<br />

Abschnitte vorzunehmen und<br />

auf das eigene strategische Vorgehen<br />

im Betrieb zu beziehen. Natürlich sollen<br />

und können Betriebsräte zusätzlich<br />

Schulungen gemäß § 37 Abs. 6 BetrVG<br />

besuchen, betriebliche Auskunftspersonen<br />

(z.B. Projektleiter) im Rahmen<br />

des § 80 Abs. 2 Satz 3 BetrVG zur Umsetzung<br />

des <strong>Daten</strong>schutzleitfadens befragen<br />

und mit dem betrieblichen <strong>Daten</strong>schutzbeauftragten<br />

kooperieren.<br />

Übrigens: Der <strong>Daten</strong>schutz-Leitfaden<br />

findet sich unter www.dsag.de und<br />

steht dort als Download bereit.■■<br />

77


78<br />

Gesetzentwurf<br />

der Bundesregierung<br />

Entwurf eines Gesetzes zur Regelung des Beschäftigtendatenschutzes<br />

Vorblatt<br />

A. Problem und Ziel<br />

Mit dem vorliegenden Gesetzentwurf wird die seit Jahrzehnten diskutierte Schaffung<br />

umfassender gesetzlicher Regelungen für den Arbeitnehmerdatenschutz verwirklicht.<br />

Gegenwärtig existieren nur wenige spezifische gesetzliche Vorschriften zum <strong>Schutz</strong><br />

der personenbezogenen <strong>Daten</strong> von Beschäftigten. Für zahlreiche Fragen der Praxis<br />

zum Beschäftigtendatenschutz bestehen keine speziellen gesetzlichen Regelungen.<br />

Teilweise ergibt sich der rechtliche Rahmen für den Beschäftigtendatenschutz aus<br />

verschiedenen allgemeinen Gesetzen wie dem Bundesdatenschutzgesetz und dem<br />

Betriebsverfassungsgesetz. Daneben existiert eine Vielzahl an gerichtlichen Einzelfallentscheidungen,<br />

anhand derer wichtige Grundsätze für den Beschäftigtendatenschutz<br />

entwickelt worden sind. Jedoch sind insbesondere die gerichtlichen Entscheidungen<br />

für die betroffenen Beschäftigten teilweise nur schwer zu erschließen.<br />

Durch klarere gesetzliche Regelungen soll die Rechtssicherheit für Arbeitgeber und<br />

Beschäftigte erhöht werden. So sollen einerseits die Beschäftigten vor der unrechtmäßigen<br />

Erhebung und Verwendung ihrer personenbezogenen <strong>Daten</strong> geschützt<br />

werden, andererseits soll das Informationsinteresse des Arbeitgebers beachtet werden.<br />

Beides dient dazu, ein vertrauensvolles Arbeitsklima zwischen Arbeitgebern und<br />

Beschäftigten am Arbeitsplatz zu unterstützen.<br />

B. Lösung<br />

Es werden praxisgerechte Regelungen für Beschäftigte und Arbeitgeber geschaffen,<br />

die klarstellen, dass nur solche <strong>Daten</strong> erhoben, verarbeitet und genutzt werden dürfen,<br />

die für das Beschäftigungsverhältnis erforderlich sind. Mit den Neuregelungen<br />

werden Beschäftigte an ihrem Arbeitsplatz zudem wirksam vor Bespitzelungen geschützt;<br />

gleichzeitig werden den Arbeitgebern verlässliche Grundlagen für die Durchsetzung<br />

von Compliance-Anforderungen und für den Kampf gegen Korruption an die<br />

Hand gegeben.


C. Alternativen<br />

Keine<br />

- 2 -<br />

D. Finanzielle Auswirkungen auf die öffentlichen Haushalte<br />

Der Gesetzentwurf hat auf die öffentlichen Haushalte keine bezifferbaren Auswirkungen.<br />

E. Sonstige Kosten<br />

Neben den angegebenen Bürokratiekosten entstehen für die Wirtschaft, insbesondere<br />

für mittelständische Unternehmen, keine zusätzlichen Kosten. Auswirkungen auf<br />

Einzelpreise und das Preisniveau, insbesondere auf das Verbraucherpreisniveau,<br />

sind nicht zu erwarten.<br />

F. Bürokratiekosten<br />

Für die privaten und öffentlichen Arbeitgeber werden 18 Informationspflichten gegenüber<br />

ihren Beschäftigten neu eingeführt.<br />

Für die Bürgerinnen und Bürger wird eine Informationspflicht neu eingeführt.<br />

79


80<br />

Entwurf eines<br />

Gesetzes zur Regelung des Beschäftigtendatenschutzes<br />

Vom …<br />

Der Bundestag hat das folgende Gesetz beschlossen:<br />

Artikel 1<br />

Änderung des Bundesdatenschutzgesetzes<br />

Das Bundesdatenschutzgesetz in der Fassung der Bekanntmachung vom 14. Januar<br />

2003 (BGBl. I S. 66), das zuletzt durch Artikel 1 des Gesetzes vom 14. August 2009<br />

(BGBl. I S. 2814) geändert worden ist, wird wie folgt geändert:<br />

1. Die Inhaltsübersicht wird wie folgt geändert:<br />

a) Nach der Angabe zu § 31 wird folgende Angabe eingefügt:<br />

„Zweiter Unterabschnitt<br />

<strong>Daten</strong>erhebung, -verarbeitung und -nutzung für Zwecke des Beschäftigungsverhältnisses“.<br />

b) Die Angabe zu § 32 wird durch die folgenden Angaben ersetzt:<br />

„§ 32 <strong>Daten</strong>erhebung vor Begründung eines Beschäftigungsverhältnisses<br />

§ 32a Ärztliche Untersuchungen und Eignungstests vor Begründung eines<br />

Beschäftigungsverhältnisses<br />

§ 32b <strong>Daten</strong>verarbeitung und -nutzung vor Begründung eines Beschäftigungsverhältnisses<br />

§ 32c <strong>Daten</strong>erhebung im Beschäftigungsverhältnis<br />

§ 32d <strong>Daten</strong>verarbeitung und -nutzung im Beschäftigungsverhältnis<br />

§ 32e <strong>Daten</strong>erhebung <strong>ohne</strong> Kenntnis des Beschäftigten zur Aufdeckung<br />

und Verhinderung von Straftaten und anderen schwerwiegenden<br />

Pflichtverletzungen im Beschäftigungsverhältnis<br />

§ 32f Beobachtung nicht öffentlich zugänglicher Betriebsstätten mit optischelektronischen<br />

Einrichtungen<br />

§ 32g Ortungssysteme<br />

§ 32h Biometrische Verfahren<br />

§ 32i Nutzung von Telekommunikationsdiensten


- 2 -<br />

§ 32j Unterrichtungspflichten<br />

§ 32k Änderungen<br />

§ 32l Einwilligung, Geltung für Dritte, Rechte der Interessenvertretungen,<br />

Beschwerderecht, Unabdingbarkeit“.<br />

c) Nach der Angabe zu § 32l wird die Angabe zum bisherigen zweiten Unterabschnitt<br />

wie folgt gefasst:<br />

„Dritter Unterabschnitt<br />

Rechte des Betroffenen“.<br />

d) Nach der Angabe zu § 35 wird die Angabe zum bisherigen dritten Unterabschnitt<br />

wie folgt gefasst:<br />

„Vierter Unterabschnitt<br />

Aufsichtsbehörde“.<br />

2. Dem § 3 werden die folgenden Absätze 12 und 13 angefügt:<br />

„(12) Beschäftigtendaten sind personenbezogene <strong>Daten</strong> von Beschäftigten.<br />

(13) Arbeitgeber sind öffentliche und nichtöffentliche Stellen, die<br />

1. Personen nach Absatz 11 beschäftigen oder beschäftigten oder<br />

2. beabsichtigen, Personen nach Absatz 11 zu beschäftigen.<br />

Bei in Heimarbeit Beschäftigten und ihnen Gleichgestellten sind Arbeitgeber die<br />

Auftraggeber oder Zwischenmeister im Sinne des Heimarbeitsgesetzes, bei<br />

Beschäftigten, die Dritten zur Arbeitsleistung überlassen werden, auch die Dritten.“<br />

3. Dem § 4 Absatz 1 wird folgender Satz angefügt:<br />

„Andere Rechtsvorschriften im Sinne dieses Gesetzes sind auch Betriebs- und<br />

Dienstvereinbarungen.“<br />

4. In § 12 Absatz 4 werden die Wörter „§ 28 Absatz 2 Nummer 2 und die §§ 32 bis<br />

35“ durch die Wörter „die §§ 32 bis 34 Absatz 1 Satz 1 und 2, § 34 Absatz 6 bis 8<br />

Satz 1 und § 35“ ersetzt.<br />

81


82<br />

- 3 -<br />

5. Dem § 27 wird folgender Absatz 3 angefügt:<br />

„(3) Für das Erheben, Verarbeiten und Nutzen von Beschäftigtendaten durch den Arbeitgeber<br />

für Zwecke eines früheren, bestehenden oder zukünftigen Beschäftigungsverhältnisses<br />

gelten die Vorschriften des zweiten, dritten und vierten Unterabschnitts.<br />

Satz 1 gilt auch, wenn Beschäftigtendaten erhoben, verarbeitet oder genutzt werden,<br />

<strong>ohne</strong> dass sie automatisiert verarbeitet oder in oder aus einer nicht automatisierten<br />

Datei verarbeitet, genutzt oder für die Verarbeitung oder Nutzung in einer<br />

solchen Datei erhoben werden.“<br />

6. Nach § 31 wird folgende Überschrift eingefügt:<br />

„Zweiter Unterabschnitt<br />

<strong>Daten</strong>erhebung, -verarbeitung und -nutzung für Zwecke des Beschäftigungsverhält-<br />

nisses“.<br />

7. § 32 wird durch die folgenden §§ 32 bis 32l ersetzt:<br />

„§ 32 <strong>Daten</strong>erhebung vor Begründung eines Beschäftigungsverhältnisses<br />

(1) Der Arbeitgeber darf den Namen, die Anschrift, die Telefonnummer und die Adresse<br />

der elektronischen Post eines Beschäftigten im Sinne des § 3 Absatz 11<br />

Nummer 7 erste Alternative vor Begründung eines Beschäftigungsverhältnisses erheben.<br />

Weitere personenbezogene <strong>Daten</strong> darf er erheben, soweit die Kenntnis dieser<br />

<strong>Daten</strong> erforderlich ist, um die Eignung des Beschäftigten für die vorgesehenen Tätigkeiten<br />

festzustellen. Er darf zu diesem Zweck insbesondere <strong>Daten</strong> über die fachlichen<br />

und persönlichen Fähigkeiten, Kenntnisse und Erfahrungen sowie über die Ausbildung<br />

und den bisherigen beruflichen Werdegang des Beschäftigten erheben.<br />

(2) <strong>Daten</strong> eines Beschäftigten über die rassische und ethnische Herkunft, die Religion<br />

oder Weltanschauung, eine Behinderung, die sexuelle Identität, die Gesundheit,<br />

die Vermögensverhältnisse, Vorstrafen oder laufende Ermittlungsverfahren dürfen<br />

nur unter den Voraussetzungen erhoben werden, unter denen nach § 8 Absatz 1 des<br />

Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes eine unterschiedliche Behandlung zulässig<br />

ist. Die Vorschriften des Bundeszentralregistergesetzes bleiben unberührt.


- 4 -<br />

(3) Der Arbeitgeber darf von dem Beschäftigten keine Auskunft darüber verlangen, ob<br />

eine Schwerbehinderung oder Gleichstellung mit einer Schwerbehinderung nach § 68<br />

des Neunten Buches Sozialgesetzbuch vorliegt.<br />

(4) Soll eine Beschäftigung bei einer Religionsgemeinschaft, einer ihr zugeordneten<br />

Einrichtung oder bei einer Vereinigung erfolgen, die sich die gemeinschaftliche Pflege<br />

einer Religion oder Weltanschauung zur Aufgabe gemacht hat, darf der Arbeitgeber<br />

auch <strong>Daten</strong> über die religiöse Überzeugung, die Religionszugehörigkeit oder die<br />

Weltanschauung des Beschäftigten erheben, wenn die religiöse Überzeugung, die<br />

Religionszugehörigkeit oder die Weltanschauung unter Beachtung des Selbstverständnisses<br />

der jeweiligen Religionsgemeinschaft oder Vereinigung im Hinblick auf<br />

ihr Selbstbestimmungsrecht oder nach der Art der Tätigkeit eine gerechtfertigte berufliche<br />

Anforderung darstellt.<br />

(5) Ein Arbeitgeber, dessen Tätigkeit unmittelbar und überwiegend politisch oder koalitionspolitisch<br />

ausgerichtet ist oder der Zwecke der Berichterstattung oder Meinungsäußerung<br />

verfolgt, auf die Artikel 5 Absatz 1 Satz 2 des Grundgesetzes anzuwenden<br />

ist, darf auch <strong>Daten</strong> über die politische Meinung und Gewerkschaftszugehörigkeit<br />

des Beschäftigten erheben, soweit die politische Meinung oder die Gewerkschaftszugehörigkeit<br />

im Hinblick auf die Ausrichtung des Arbeitgebers und die Art der<br />

Tätigkeit eine gerechtfertigte berufliche Anforderung darstellt. Ein Arbeitgeber, dessen<br />

Tätigkeit Zwecke der Berichterstattung oder Meinungsäußerung verfolgt, auf die<br />

Artikel 5 Absatz 1 Satz 2 des Grundgesetzes anzuwenden ist, darf <strong>Daten</strong> über die<br />

religiöse Überzeugung, die Religionszugehörigkeit oder die Weltanschauung des Beschäftigten<br />

erheben, soweit die religiöse Überzeugung, die Religionszugehörigkeit<br />

oder die Weltanschauung wegen der Art der auszuübenden Tätigkeit oder der Bedingungen<br />

ihrer Ausübung eine wesentliche und entscheidende berufliche Anforderung<br />

darstellt.<br />

(6) Beschäftigtendaten sind unmittelbar bei dem Beschäftigten zu erheben. Wenn der<br />

Arbeitgeber den Beschäftigten vor der Erhebung hierauf hingewiesen hat, darf der<br />

Arbeitgeber allgemein zugängliche <strong>Daten</strong> <strong>ohne</strong> Mitwirkung des Beschäftigten erheben,<br />

es sei denn, dass das schutzwürdige Interesse des Beschäftigten an dem Ausschluss<br />

der Erhebung das berechtigte Interesse des Arbeitgebers überwiegt. Bei <strong>Daten</strong><br />

aus sozialen Netzwerken, die der elektronischen Kommunikation dienen, überwiegt<br />

das schutzwürdige Interesse des Beschäftigten; dies gilt nicht für soziale Netzwerke,<br />

die zur Darstellung der beruflichen Qualifikation ihrer Mitglieder bestimmt<br />

sind. Mit Einwilligung des Beschäftigten darf der Arbeitgeber auch bei sonstigen Dritten<br />

83


84<br />

- 5 -<br />

personenbezogene <strong>Daten</strong> des Beschäftigten erheben; dem Beschäftigten ist auf Verlangen<br />

über den Inhalt der erhobenen <strong>Daten</strong> Auskunft zu erteilen. Die Absätze 1 bis<br />

5 sowie § 32a bleiben unberührt.<br />

(7) Die <strong>Daten</strong>erhebung ist nur zulässig, wenn Art und Ausmaß im Hinblick auf den<br />

Zweck verhältnismäßig sind.<br />

§ 32a Ärztliche Untersuchungen und Eignungstests vor Begründung eines Beschäftigungsverhältnisses<br />

(1) Der Arbeitgeber darf die Begründung des Beschäftigungsverhältnisses von einer<br />

ärztlichen Untersuchung abhängig machen, wenn und soweit die Erfüllung bestimmter<br />

gesundheitlicher Voraussetzungen wegen der Art der auszuübenden Tätigkeit<br />

oder der Bedingungen ihrer Ausübung eine wesentliche und entscheidende berufliche<br />

Anforderung zum Zeitpunkt der Arbeitsaufnahme darstellt. Der Beschäftigte<br />

muss in die Untersuchung nach Aufklärung über deren Art und Umfang sowie in die<br />

Weitergabe des Untersuchungsergebnisses an den Arbeitgeber eingewilligt haben.<br />

Dem Beschäftigten ist das vollständige Untersuchungsergebnis mitzuteilen. Dem Arbeitgeber<br />

darf nur mitgeteilt werden, ob der Beschäftigte nach dem Untersuchungsergebnis<br />

für die vorgesehenen Tätigkeiten geeignet ist.<br />

(2) Der Arbeitgeber darf die Begründung des Beschäftigungsverhältnisses von einer<br />

sonstigen Untersuchung oder Prüfung abhängig machen, wenn die Untersuchung<br />

oder Prüfung wegen der Art der auszuübenden Tätigkeit oder der Bedingungen ihrer<br />

Ausübung erforderlich ist, um festzustellen, ob der Beschäftigte zum Zeitpunkt der Arbeitsaufnahme<br />

für die vorgesehenen Tätigkeiten geeignet ist (Eignungstest). Der Beschäftigte<br />

muss in den Eignungstest nach Aufklärung über dessen Art und Umfang<br />

sowie in die Weitergabe des Ergebnisses des Eignungstests an den Arbeitgeber eingewilligt<br />

haben. Der Eignungstest ist nach wissenschaftlich anerkannten Methoden<br />

durchzuführen, sofern solche bestehen. Dem Beschäftigten ist das Ergebnis des Eignungstests<br />

mitzuteilen. Sind Eignungstests ganz oder teilweise durch Personen durchzuführen,<br />

die einer beruflichen Schweigepflicht unterliegen, darf dem Arbeitgeber insoweit<br />

nur mitgeteilt werden, ob der Beschäftigte nach dem Ergebnis des Eignungstests<br />

für die vorgesehenen Tätigkeiten geeignet ist


- 6 -<br />

§ 32b <strong>Daten</strong>verarbeitung und -nutzung vor Begründung eines Beschäfti-<br />

gungsverhältnisses<br />

(1) Der Arbeitgeber darf Beschäftigtendaten, die er nach den §§ 32 oder 32a erhoben<br />

hat, verarbeiten und nutzen, soweit dies erforderlich ist, um die Eignung des Beschäftigten<br />

für die vorgesehenen Tätigkeiten festzustellen oder um über die Begründung des<br />

Beschäftigungsverhältnisses zu entscheiden.<br />

(2) Beschäftigtendaten, die der Arbeitgeber <strong>ohne</strong> <strong>Daten</strong>erhebung nach den §§ 32 oder<br />

32a erhalten hat, darf er nur verarbeiten und nutzen, soweit<br />

1. dies erforderlich ist, um die Eignung des Beschäftigten für die vorgesehenen Tätigkeiten<br />

festzustellen oder um über die Begründung des Beschäftigungsverhältnisses zu entscheiden,<br />

und<br />

2. er diese <strong>Daten</strong> nach §§ 32 oder 32a hätte erheben dürfen.<br />

Satz 1 Nummer 2 gilt nicht, wenn der Beschäftigte die <strong>Daten</strong> dem Arbeitgeber übermittelt<br />

hat, <strong>ohne</strong> dass der Arbeitgeber hierzu Veranlassung gegeben hat.<br />

(3) Steht fest, dass ein Beschäftigungsverhältnis nicht begründet wird, sind die Beschäftigtendaten<br />

gemäß § 35 Absatz 2 Satz 2 zu löschen, es sei denn, dass der Beschäftigte<br />

in die weitere Speicherung eingewilligt hat.<br />

§ 32c <strong>Daten</strong>erhebung im Beschäftigungsverhältnis<br />

(1) Beschäftigtendaten dürfen vorbehaltlich der §§ 32e bis 32i erhoben werden, wenn<br />

dies für die Durchführung, Beendigung oder Abwicklung des Beschäftigungsverhältnisses<br />

erforderlich ist. Dies ist insbesondere der Fall, soweit die Kenntnis dieser <strong>Daten</strong><br />

für den Arbeitgeber erforderlich ist, um<br />

1. gesetzliche oder auf Grund eines Gesetzes bestehende Erhebungs-, Melde-,<br />

Auskunfts-, Offenlegungs- oder Zahlungspflichten zu erfüllen,<br />

2. die gegenüber dem Beschäftigten bestehenden Pflichten zu erfüllen oder<br />

3. die gegenüber dem Beschäftigten bestehenden Rechte des Arbeitgebers<br />

einschließlich der Leistungs- und Verhaltenskontrolle wahrzunehmen.<br />

85


86<br />

- 7 -<br />

§ 32 Absatz 2 Satz 2 und Absatz 6 gilt entsprechend.<br />

(2) § 32 Absatz 2 bis 5 gilt entsprechend für die Feststellung, ob der Beschäftigte<br />

fachlich geeignet ist, eine andere oder veränderte Tätigkeit aufzunehmen oder an<br />

einen anderen Arbeitsplatz zu wechseln.<br />

(3) Der Arbeitgeber darf von einem Beschäftigten die Teilnahme an einer ärztlichen<br />

Untersuchung nach Maßgabe des § 32a Absatz 1 sowie die Teilnahme an einem<br />

Eignungstest nach Maßgabe des § 32a Absatz 2 verlangen, soweit dies erforderlich<br />

ist, um die Eignung des Beschäftigten zu überprüfen, wenn<br />

1. tatsächliche Anhaltspunkte vorliegen, die Zweifel an der fortdauernden Eignung des<br />

Beschäftigten begründen, oder<br />

2. ein Wechsel seiner Tätigkeit oder seines Arbeitsplatzes beabsichtigt ist.<br />

(4) Die <strong>Daten</strong>erhebung ist nur zulässig, soweit Art und Ausmaß im Hinblick auf den<br />

Zweck verhältnismäßig sind.<br />

§ 32d <strong>Daten</strong>verarbeitung und -nutzung im Beschäftigungsverhältnis<br />

(1) Der Arbeitgeber darf Beschäftigtendaten verarbeiten und nutzen, soweit<br />

1. sie nach den §§ 32, 32a oder 32c erhoben worden sind,<br />

2. dies erforderlich ist zur Erfüllung der Zwecke, für die die <strong>Daten</strong> erhoben worden<br />

sind, oder zur Erfüllung anderer Zwecke, für die der Arbeitgeber sie nach den Vorschriften<br />

dieses Unterabschnitts hätte erheben dürfen, und<br />

3. dies nach Art und Ausmaß im Hinblick auf den Zweck verhältnismäßig ist.<br />

(2) Beschäftigtendaten, die der Arbeitgeber <strong>ohne</strong> <strong>Daten</strong>erhebung nach den §§ 32,<br />

32a oder 32c erhalten hat, darf er nur verarbeiten und nutzen, soweit<br />

1. dies für die Durchführung, Beendigung oder Abwicklung des Beschäftigungsverhältnisses<br />

erforderlich und nach Art und Ausmaß im Hinblick auf den Zweck verhältnismäßig<br />

ist und<br />

2. er sie nach den §§ 32, 32a oder 32c hätte erheben dürfen.<br />

(3) Der Arbeitgeber darf zur Aufdeckung von Straftaten oder anderen schwerwiegenden<br />

Pflichtverletzungen durch Beschäftigte im Beschäftigungsverhältnis, insbesondere<br />

zur Aufdeckung von Straftaten nach den §§ 266, 299, 331 bis 334 des Strafge-


- 8 -<br />

setzbuchs, einen automatisierten Abgleich von Beschäftigtendaten in anonymisierter<br />

oder pseudonymisierter Form mit von ihm geführten Dateien durchführen. Ergibt sich<br />

ein Verdachtsfall, dürfen die <strong>Daten</strong> personalisiert werden. Der Arbeitgeber hat die<br />

näheren Umstände, die ihn zu einem Abgleich nach Satz 1 veranlassen, zu dokumentieren.<br />

Die Beschäftigten sind über Inhalt, Umfang und Zweck des automatisierten<br />

Abgleichs zu unterrichten, sobald der Zweck durch die Unterrichtung nicht mehr<br />

gefährdet wird.<br />

(4) Ein Dritter, an den Beschäftigtendaten übermittelt worden sind, darf diese nur für<br />

den Zweck verarbeiten und nutzen, zu dessen Erfüllung sie ihm übermittelt wurden.<br />

Der Arbeitgeber hat ihn darauf hinzuweisen.<br />

(5) Der Arbeitgeber darf die nach § 32 Absatz 1 bis 6 sowie nach den §§ 32a und<br />

32c Absatz 1 bis 3 erhobenen Beschäftigtendaten nicht in einer Weise verarbeiten<br />

und nutzen, dass sie durch die automatisierte Zusammenführung einzelner Lebensund<br />

Personaldaten ein Gesamtbild der wesentlichen geistigen und charakterlichen<br />

Eigenschaften oder des Gesundheitszustandes des Beschäftigten ergeben.<br />

§ 32e <strong>Daten</strong>erhebung <strong>ohne</strong> Kenntnis des<br />

Beschäftigten zur Aufdeckung und Verhinderung von Straftaten und anderen<br />

schwerwiegenden Pflichtverletzungen im Beschäftigungsverhältnis<br />

(1) Der Arbeitgeber darf Beschäftigtendaten nur mit Kenntnis des Beschäftigten erheben.<br />

(2) Der Arbeitgeber darf Beschäftigtendaten <strong>ohne</strong> Kenntnis des Beschäftigten nur<br />

erheben, wenn<br />

1. Tatsachen den Verdacht begründen, dass der Beschäftigte im Beschäftigungsverhältnis<br />

eine Straftat oder eine andere schwerwiegende Pflichtverletzung begangen<br />

hat, die den Arbeitgeber bei einem Arbeitnehmer zu einer Kündigung aus wichtigem<br />

Grund berechtigen würde, und<br />

2. die Erhebung erforderlich ist, um<br />

die Straftat oder die andere schwerwiegende Pflichtverletzung aufzudecken oder um<br />

damit im Zusammenhang stehende weitere Straftaten oder schwerwiegende Pflichtverletzungen<br />

des Beschäftigten zu verhindern.<br />

87


88<br />

- 9 -<br />

(3) Die Erhebung nach Absatz 2 muss nach Art und Ausmaß im Hinblick auf den Anlass<br />

verhältnismäßig sein. Sie ist nur zulässig, wenn die Erforschung des Sachverhalts<br />

auf andere Weise erschwert oder weniger erfolgversprechend wäre. Die Erhebung<br />

ist abzubrechen, wenn der Zweck nicht zu erreichen ist; sie ist zu unterbrechen,<br />

wenn der Zweck nur vorübergehend nicht zu erreichen ist. Die Dauer ist auf das Unerlässliche<br />

zu beschränken.<br />

(4) In den Fällen des Absatzes 2 ist die Erhebung von Beschäftigtendaten unzulässig,<br />

wenn sie erfolgt mit Hilfe<br />

1. einer planmäßig angelegten Beobachtung, die länger als 24 Stunden <strong>ohne</strong> Unterbrechung<br />

oder an mehr als vier Tagen stattfinden soll,<br />

2. technischer Mittel zum Abhören oder Aufzeichnen des nicht öffentlich gesprochenen<br />

Wortes oder<br />

3. sonstiger besonderer technischer Mittel, die für Beobachtungszwecke bestimmt<br />

sind.<br />

Satz 1 Nr. 3 gilt nicht für den Einsatz von Ferngläsern und Fotoapparaten.<br />

(5) Der Arbeitgeber darf die nach Absatz 2 erhobenen <strong>Daten</strong> nur für die Zwecke, für<br />

die sie erhoben wurden, verarbeiten und nutzen. Die den Verdacht begründenden<br />

Tatsachen sind vor der <strong>Daten</strong>erhebung zu dokumentieren. Die näheren Umstände<br />

der <strong>Daten</strong>erhebung nach den Absätzen 2 bis 4 sind unverzüglich nach der <strong>Daten</strong>erhebung<br />

zu dokumentieren. § 4d Absatz 5 ist anzuwenden. Der Beschäftigte ist über<br />

die Erhebung, Verarbeitung oder Nutzung zu unterrichten, sobald deren Zweck durch<br />

die Unterrichtung nicht mehr gefährdet wird.<br />

(6) Die <strong>Daten</strong> sind unverzüglich zu löschen, wenn sie zur Erreichung des Zwecks<br />

nicht mehr erforderlich sind oder schutzwürdige Interessen des Beschäftigten einer<br />

weiteren Speicherung entgegenstehen. Der Grund der Speicherung der <strong>Daten</strong> und<br />

die Löschung sind zu dokumentieren. Die Dokumentation darf ausschließlich für<br />

Zwecke der <strong>Daten</strong>schutzkontrolle verwendet werden. Die Dokumentation ist zu löschen,<br />

wenn sie für diese Zwecke nicht mehr erforderlich ist, spätestens jedoch am<br />

Ende des Kalenderjahres, das dem Jahr der Dokumentation folgt.<br />

(7) <strong>Daten</strong>, die den Kernbereich privater Lebensgestaltung betreffen, darf der Arbeitgeber<br />

nicht erheben, verarbeiten oder nutzen. Wurden solche <strong>Daten</strong> entgegen Satz 1<br />

gespeichert, sind sie unverzüglich zu löschen. Absatz 6 Satz 2 bis 4 ist entsprechend<br />

anzuwenden.


- 10 -<br />

§ 32f Beobachtung nicht öffentlich zugänglicher Betriebsstätten mit optisch-<br />

elektronischen Einrichtungen<br />

(1) Die Beobachtung nicht öffentlich zugänglicher Betriebsgelände, Betriebsgebäude<br />

oder Betriebsräume (Betriebsstätten) mit optisch-elektronischen Einrichtungen (Videoüberwachung),<br />

die auch zur Erhebung von Beschäftigtendaten geeignet ist, ist<br />

nur zulässig<br />

1. zur Zutrittskontrolle,<br />

2. zur Wahrnehmung des Hausrechts,<br />

3. zum <strong>Schutz</strong> des Eigentums,<br />

4. zur Sicherheit des Beschäftigten,<br />

5. zur Sicherung von Anlagen,<br />

6. zur Abwehr von Gefahren für die Sicherheit des <strong>Betriebe</strong>s,<br />

7. zur Qualitätskontrolle,<br />

soweit sie zur Wahrung wichtiger betrieblicher Interessen erforderlich ist und wenn<br />

nach Art und Ausmaß der Videoüberwachung keine Anhaltspunkte dafür bestehen,<br />

dass schutzwürdige Interessen der Betroffenen am Ausschluss der <strong>Daten</strong>erhebung<br />

überwiegen. Der Arbeitgeber hat den Umstand der Videoüberwachung durch geeignete<br />

Maßnahmen erkennbar zu machen. § 6b Absatz 3 und 4 gilt entsprechend. Die<br />

Sätze 1 und 2 gelten entsprechend, wenn von einer Einrichtung lediglich der Anschein<br />

einer Videoüberwachung ausgeht.<br />

(2) Eine Videoüberwachung von Teilen von Betriebsstätten, die überwiegend der<br />

privaten Lebensgestaltung des Beschäftigten dienen, ist unzulässig. Dies gilt insbesondere<br />

für Sanitär-, Umkleide- und Schlafräume.<br />

(3) Die <strong>Daten</strong> sind unverzüglich zu löschen, wenn sie zur Erreichung des Speicherungszwecks<br />

nicht mehr erforderlich sind oder schutzwürdige Interessen des Beschäftigten<br />

einer weiteren Speicherung entgegenstehen.<br />

89


90<br />

- 11 -<br />

§ 32g Ortungssysteme<br />

(1) Der Arbeitgeber darf Beschäftigtendaten durch elektronische Einrichtungen zur<br />

Bestimmung eines geografischen Standortes (Ortungssysteme) nur erheben, verarbeiten<br />

und nutzen, soweit dies aus betrieblichen Gründen erforderlich ist<br />

1. zur Sicherheit des Beschäftigten oder<br />

2. zur Koordinierung des Einsatzes des Beschäftigten<br />

und wenn keine Anhaltspunkte bestehen, dass schutzwürdige Interessen des Beschäftigten<br />

am Ausschluss der <strong>Daten</strong>erhebung, -verarbeitung oder -nutzung überwiegen.<br />

Eine Erhebung nach Satz 1 darf nur während der Arbeitszeit des Beschäftigten<br />

erfolgen. Der Arbeitgeber hat den Einsatz des Ortungssystems durch geeignete<br />

Maßnahmen für den Beschäftigten erkennbar zu machen und ihn über den Umfang<br />

der Aufzeichnungen und deren regelmäßige oder im Einzelfall vorgesehene Auswertung<br />

zu informieren. Beschäftigtendaten, die beim Einsatz von Ortungssystemen erhoben<br />

werden, dürfen nicht zu anderen Zwecken als nach Satz 1 verarbeitet oder<br />

genutzt werden.<br />

(2) Der Arbeitgeber darf Ortungssysteme auch zum <strong>Schutz</strong> beweglicher Sachen einsetzen.<br />

In diesem Fall darf eine Ortung des Beschäftigten nicht erfolgen, solange der<br />

Beschäftigte die bewegliche Sache erlaubterweise nutzt oder diese sich erlaubterweise<br />

in seiner Obhut befindet.<br />

(3) Die <strong>Daten</strong> sind unverzüglich zu löschen, wenn sie zur Erreichung des Zwecks der<br />

Speicherung nicht mehr erforderlich sind oder schutzwürdige Interessen des Beschäftigten<br />

einer weiteren Speicherung entgegenstehen.<br />

§ 32h Biometrische Verfahren<br />

(1) Der Arbeitgeber darf biometrische Merkmale eines Beschäftigten nur erheben,<br />

verarbeiten und nutzen, soweit dies aus betrieblichen Gründen zu Autorisierungs- und<br />

Authentifikationszwecken erforderlich ist und keine schutzwürdigen Interessen des Beschäftigten<br />

am Ausschluss der <strong>Daten</strong>erhebung, -verarbeitung und -nutzung überwiegen.<br />

<strong>Daten</strong> in Form von Lichtbildern eines Beschäftigten darf der Arbeitgeber auch zu<br />

anderen Zwecken erheben, verarbeiten und nutzen, soweit der Beschäftigte eingewilligt<br />

hat.


- 12 -<br />

(2) Biometrische <strong>Daten</strong> sind unverzüglich zu löschen, wenn sie zur Erreichung des<br />

Zwecks nicht mehr erforderlich sind oder schutzwürdige Interessen des Beschäftigten<br />

einer weiteren Speicherung entgegenstehen.<br />

§ 32i Nutzung von Telekommunikationsdiensten<br />

(1) Soweit dem Beschäftigten die Nutzung von Telekommunikationsdiensten ausschließlich<br />

zu beruflichen oder dienstlichen Zwecken erlaubt ist, darf der Arbeitgeber<br />

bei dieser Nutzung anfallende <strong>Daten</strong> nur erheben, verarbeiten und nutzen, soweit dies<br />

erforderlich ist<br />

1. zur Gewährleistung des ordnungsgemäßen Betriebs von Telekommunikationsnetzen<br />

oder Telekommunikationsdiensten, einschließlich der <strong>Daten</strong>sicherheit,<br />

2. zu Abrechnungszwecken oder<br />

3. zu einer stichprobenartigen oder anlassbezogenen Leistungs- oder Verhaltenskontrolle<br />

und soweit keine Anhaltspunkte dafür bestehen, dass schutzwürdige Interessen des<br />

Beschäftigten an einem Ausschluss der Erhebung, Verarbeitung oder Nutzung überwiegen.<br />

Werden nach Satz 1 Nummer 3 erhobene <strong>Daten</strong> einem bestimmten Beschäftigten<br />

zugeordnet, ist dieser über eine Verarbeitung und Nutzung zu unterrichten, sobald<br />

der Zweck der Verarbeitung oder Nutzung durch die Unterrichtung nicht mehr gefährdet<br />

wird.<br />

(2) Inhalte einer ausschließlich zu beruflichen oder dienstlichen Zwecken erlaubten<br />

Nutzung von Telefondiensten darf der Arbeitgeber nur erheben, verarbeiten und nutzen,<br />

soweit dies zur Wahrung seiner berechtigten Interessen erforderlich ist und der<br />

Beschäftigte und seine Kommunikationspartner im Einzelfall vorher darüber informiert<br />

worden sind und darin eingewilligt haben. Ist die ausschließlich zu beruflichen oder<br />

dienstlichen Zwecken erbrachte telefonische Dienstleistung wesentlicher Inhalt der<br />

geschuldeten Arbeitsleistung, darf der Arbeitgeber Inhalte dieser Nutzung <strong>ohne</strong> Kenntnis<br />

des Beschäftigten im Einzelfall zu einer stichprobenartigen oder anlassbezogenen<br />

Leistungs- oder Verhaltenskontrolle erheben, verarbeiten und nutzen, wenn<br />

1. der Beschäftigte in geeigneter Weise vorab darüber informiert worden ist, dass er in<br />

einem eingegrenzten Zeitraum mit einer Kontrolle zu rechnen hat, und<br />

2. die Kommunikationspartner des Beschäftigten über die Möglichkeit der Erhebung,<br />

Verarbeitung und Nutzung informiert worden sind und darin eingewilligt haben.<br />

91


92<br />

- 13 -<br />

Der Arbeitgeber hat den Beschäftigten unverzüglich über die Erhebung, Verarbeitung<br />

und Nutzung der Inhaltsdaten nach Satz 2 zu unterrichten.<br />

(3) Inhalte einer ausschließlich zu beruflichen oder dienstlichen Zwecken erlaubten<br />

Nutzung von anderen als in Absatz 2 genannten Telekommunikationsdiensten darf<br />

der Arbeitgeber erheben, verarbeiten und nutzen, soweit dies zu den in Absatz 1<br />

Nummer 1 oder 3 genannten Zwecken erforderlich ist und keine Anhaltspunkte dafür<br />

bestehen, dass das schutzwürdige Interesse des Beschäftigten an dem Ausschluss<br />

der Erhebung, Verarbeitung oder Nutzung überwiegt. Dies gilt auch, soweit es für den<br />

ordnungsgemäßen Dienst- oder Geschäftsbetrieb des Arbeitgebers in den Fällen einer<br />

Versetzung, Abordnung oder Abwesenheit erforderlich ist. Ohne Kenntnis des<br />

Beschäftigten darf eine Erhebung nach Satz 1 in Verbindung mit Absatz 1 Satz 1<br />

Nummer 3 nur nach Maßgabe des § 32e Absatz 2 bis 7 erfolgen.<br />

(4) Nach Abschluss einer Telekommunikation gelten für die Erhebung, Verarbeitung<br />

und Nutzung der <strong>Daten</strong> und Inhalte die §§ 32c und 32d. Der Arbeitgeber<br />

darf private <strong>Daten</strong> und Inhalte nur erheben, verarbeiten und nutzen, wenn dies<br />

zur Durchführung des ordnungsgemäßen Dienst- oder Geschäftsbetriebes unerlässlich<br />

ist und er den Beschäftigten hierauf schriftlich hingewiesen hat.<br />

§ 32j Unterrichtungspflichten<br />

Stellt ein Arbeitgeber fest, dass bei ihm gespeicherte Beschäftigtendaten unrechtmäßig<br />

übermittelt oder auf sonstige Weise Dritten unrechtmäßig zur Kenntnis gelangt<br />

sind, hat er dies unverzüglich den Betroffenen mitzuteilen. Drohen schwerwiegende<br />

Beeinträchtigungen der Rechte oder schutzwürdiger Interessen der Beschäftigten,<br />

hat der Arbeitgeber auch die zuständige Aufsichtsbehörde unverzüglich zu<br />

unterrichten. § 42a Satz 3 bis 4 und 6 gilt entsprechend.<br />

§ 32k Änderungen<br />

Der Arbeitgeber hat Dritten, an die er Beschäftigtendaten übermittelt hat, die Änderung,<br />

Löschung oder Sperrung dieser <strong>Daten</strong> unverzüglich mitzuteilen, es sei denn,<br />

die Mitteilung ist nicht erforderlich, um schutzwürdige Interessen der Beschäftigten<br />

zu wahren.


- 14 -<br />

§ 32l Einwilligung, Geltung für Dritte, Rechte der Interessenvertretungen, Be-<br />

schwerderecht, Unabdingbarkeit<br />

(1) Die Erhebung, Verarbeitung und Nutzung von Beschäftigtendaten durch den<br />

Arbeitgeber auf Grund einer Einwilligung des Beschäftigten ist abweichend von § 4<br />

Absatz 1 nur zulässig, soweit dies in den Vorschriften dieses Unterabschnitts ausdrücklich<br />

vorgesehen ist.<br />

(2) Die Vorschriften dieses Unterabschnitts gelten entsprechend für Dritte, die für den<br />

Arbeitgeber beim Erheben, Verarbeiten und Nutzen von Beschäftigtendaten tätig<br />

werden.<br />

(3) Die Rechte der Interessenvertretungen der Beschäftigten bleiben unberührt.<br />

(4) Bestehen tatsächliche Anhaltspunkte, die den Verdacht begründen, dass der<br />

Arbeitgeber Beschäftigtendaten unbefugt erhebt, verarbeitet oder nutzt, kann sich<br />

der Beschäftigte an die für die <strong>Daten</strong>schutzkontrolle zuständige Behörde wenden,<br />

wenn der Arbeitgeber einer darauf gerichteten Beschwerde des Beschäftigten<br />

nicht unverzüglich abhilft.<br />

(5) Von den Vorschriften dieses Unterabschnitts darf nicht zu Ungunsten der Beschäftigten<br />

abgewichen werden.“<br />

8. Die Überschrift des bisherigen zweiten Unterabschnitts des dritten Abschnitts wird<br />

wie folgt gefasst:<br />

„Dritter Unterabschnitt<br />

Rechte des Betroffenen“.<br />

9. Die Überschrift des bisherigen dritten Unterabschnitts des dritten Abschnitts wird<br />

wie folgt gefasst:<br />

„Vierter Unterabschnitt<br />

Aufsichtsbehörde“.<br />

93


94<br />

- 15 -<br />

10. In § 43 Absatz 1 werden nach Nummer 7b<br />

die folgenden Nummern 7c bis 7g eingefügt:<br />

„7c. entgegen § 32d Absatz 3 Satz 4, § 32e Absatz 5 Satz 5 oder § 32i Absatz<br />

2 Satz 3 den Beschäftigten nicht, nicht richtig oder nicht vollständig oder nicht<br />

rechtzeitig unterrichtet,<br />

7d. entgegen § 32f Absatz 1 Satz 2 den Umstand der Beobachtung nicht erkennbar<br />

macht,<br />

7e. entgegen § 32g Absatz 1 Satz 3 den Einsatz des Ortungssystems nicht erkennbar<br />

macht,<br />

7f. entgegen § 32j Satz 1 oder § 32k eine Mitteilung nicht, nicht richtig, nicht<br />

vollständig oder nicht rechtzeitig macht,<br />

7g. entgegen § 32j Satz 2 die Aufsichtsbehörde nicht, nicht richtig, nicht vollständig<br />

oder nicht rechtzeitig unterrichtet.<br />

Artikel 2<br />

Änderung des Bundesverfassungsschutzgesetzes<br />

§ 27 des Bundesverfassungsschutzgesetzes vom 20. Dezember 1990 (BGBl. I S.<br />

2954, 2970), das zuletzt durch Artikel 1a des Gesetzes vom 31. Juli 2009 (BGBl. I S.<br />

2499) geändert worden ist, wird wie folgt geändert:<br />

1. Im Wortlaut werden die Wörter „nach § 3 durch das Bundesamt für Verfassungs-<br />

schutz“ durch die Wörter „des Bundesamtes für Verfassungsschutz nach diesem Ge-<br />

setz“ ersetzt.<br />

2. Folgender Satz wird angefügt:<br />

„Die Befugnisse des Bundesamtes für Verfassungsschutz zum <strong>Schutz</strong> seiner Mitar-<br />

beiter, Einrichtungen, Gegenstände und Quellen gegen sicherheitsgefährdende oder<br />

geheimdienstliche Tätigkeiten nach dem Zweiten Abschnitt werden durch die an-<br />

wendbaren Vorschriften der §§ 32 bis §32l des Bundesdatenschutzgesetzes nicht<br />

eingeschränkt.“


- 16 -<br />

Artikel 3<br />

Änderung des MAD-Gesetzes<br />

§ 13 des MAD-Gesetzes vom 20. Dezember 1990 (BGBl. I S. 2954, 2977), das zu-<br />

letzt durch Artikel 3 und 10 Absatz 2 des Gesetzes vom 5. Januar 2007 (BGBl. I S. 2)<br />

geändert worden ist, wird wie folgt geändert:<br />

1. Im Wortlaut werden die Wörter „nach § 1 Abs. 1 bis 3, § 2 und § 14“ durch die<br />

Wörter „des Militärischen Abschirmdienstes nach diesem Gesetz“ ersetzt.<br />

2. Folgender Satz wird angefügt:<br />

„Die Befugnisse des Militärischen Abschirmdienstes zum <strong>Schutz</strong> seiner Mitarbeiter,<br />

Einrichtungen, Gegenstände und Quellen gegen sicherheitsgefährdende oder ge-<br />

heimdienstliche Tätigkeiten nach § 5 Nummer 2 werden durch die anwendbaren Vor-<br />

schriften der §§ 32 bis §32l des Bundesdatenschutzgesetzes nicht eingeschränkt.“<br />

Artikel 4<br />

Änderung des BND-Gesetzes<br />

§ 11 des BND-Gesetzes vom 20. Dezember 1990 (BGBl. I S. 2954, 2979), das zu-<br />

letzt durch Artikel 1b des Gesetzes vom 31. Juli 2009 (BGBl. I S. 2499) geändert<br />

worden ist, wird wie folgt gefasst:<br />

㤠11<br />

Geltung des Bundesdatenschutzgesetzes<br />

Bei der Erfüllung der Aufgaben des Bundesnachrichtendienstes sind § 3 Absatz 2<br />

und 8 Satz 1, § 4 Absatz 2 und 3 sowie die §§ 4b, 4c, 10 und 13 bis 20 des Bundes-<br />

datenschutzgesetzes nicht anzuwenden. Die Befugnisse des Bundesnachrichten-<br />

dienstes zum <strong>Schutz</strong> seiner Mitarbeiter, Einrichtungen, Gegenstände und Quellen<br />

gegen sicherheitsgefährdende oder geheimdienstliche Tätigkeiten nach den §§ 2 bis<br />

95


96<br />

- 17 -<br />

6 werden durch die anwendbaren Vorschriften der §§ 32 bis 32l des Bundesdaten-<br />

schutzgesetzes nicht eingeschränkt.“<br />

Artikel 5<br />

Änderung des Bundesbeamtengesetzes<br />

Dem § 106 des Bundesbeamtengesetzes vom 5. Februar 2009 (BGBl. I S. 160),<br />

das zuletzt durch Artikel 11 des Gesetzes vom … Juli 2010 (BGBl. I S. …) geändert<br />

worden ist, wird folgender Absatz 5 angefügt:<br />

„(5) Die §§ 32 bis 32l des Bundesdatenschutzgesetzes gelten nicht für Personalaktendaten.<br />

Für personenbezogene <strong>Daten</strong> von Bewerberinnen und Bewerbern, Beamtinnen<br />

und Beamten sowie ehemaligen Beamtinnen und ehemaligen Beamten, die<br />

nach Absatz 1 Satz 4 bis 6 nicht zur Personalakte gehören, gelten die §§ 32e bis<br />

32l des Bundesdatenschutzgesetzes; die §§ 32b und 32d des Bundesdatenschutzgesetzes<br />

gelten insoweit entsprechend mit der Maßgabe, dass Absatz 4 an die Stelle<br />

der §§ 32, 32a und 32c des Bundesdatenschutzgesetzes tritt.“<br />

Artikel 6<br />

Änderung des Soldatengesetzes<br />

§ 29 Absatz 2 Satz 2 des Soldatengesetzes in der Fassung der Bekanntmachung<br />

vom 30. Mai 2005 (BGBl. I S. 1482), das zuletzt durch Artikel 10 des Gesetzes vom<br />

5. Februar 2009 (BGBl. I S. 160) geändert worden ist, wird durch die folgenden Sätze<br />

ersetzt:<br />

„Die §§ 32 bis 32l des Bundesdatenschutzgesetzes gelten nicht für Personalaktendaten.<br />

Für personenbezogene <strong>Daten</strong> von Bewerbern, Soldaten und früheren Soldaten,<br />

die nach Absatz 1 Satz 3 und 4 nicht zur Personalakte gehören, gelten die §§<br />

32e bis 32l des Bundesdatenschutzgesetzes; die §§ 32b und 32d des Bundesdatenschutzgesetzes<br />

gelten insoweit entsprechend mit der Maßgabe, dass Satz 1 an<br />

die Stelle der §§ 32, 32a und 32c des Bundesdatenschutzgesetzes tritt.“


- 18 -<br />

Artikel 7<br />

Inkrafttreten<br />

Dieses Gesetz tritt am …[einsetzen: Datum des ersten Tages des sechsten auf die<br />

Verkündung folgenden Monats] in Kraft.<br />

97


98<br />

Begründung<br />

A. Allgemeiner Teil<br />

I. Ziel und Inhalt des Entwurfs<br />

Ziel des Gesetzentwurfs ist es, praxisgerechte Regelungen für Beschäftigte im Sinne<br />

des § 3 Absatz 11 BDSG zu schaffen. Es sollen für Zwecke des Beschäftigungsverhältnisses<br />

nur solche <strong>Daten</strong> verarbeitet werden dürfen, die für dieses Verhältnis erforderlich<br />

sind. <strong>Daten</strong>verarbeitungen, die sich beispielsweise auf für das Beschäftigungsverhältnis<br />

nicht relevantes außerdienstliches Verhalten oder auf nicht dienstrelevante<br />

Gesundheitszustände beziehen, sollen (zukünftig) ausgeschlossen sein. Mit<br />

den Neuregelungen sollen Mitarbeiter an ihrem Arbeitsplatz zudem wirksam vor Bespitzelungen<br />

geschützt und gleichzeitig den Arbeitgebern verlässliche Grundlagen für<br />

die Durchsetzung von Compliance-Anforderungen und den Kampf gegen Korruption<br />

an die Hand gegeben werden.<br />

Der Gesetzentwurf enthält daher Regelungen für die Erhebung, Verarbeitung und<br />

Nutzung von Beschäftigtendaten vor und nach Begründung eines Beschäftigungsverhältnisses.<br />

´<br />

Das immer wieder angesprochene Thema der Einräumung von vereinfachten<br />

Übermittlungsmöglichkeiten im Rahmen von Unternehmenszusammenschlüssen<br />

konnte in diesem Gesetzentwurf keiner abschließenden Lösung zugeführt werden,<br />

weil der Schwerpunkt der Fragestellung nicht im Bereich des Beschäftigtendatenschutzes<br />

liegt und die Frage, welche Arten von Unternehmenszusammenschlüssen<br />

hierbei gemeint sein können, weiterer vertiefter Untersuchung bedarf.<br />

Zudem erscheint eine solche Übermittlungserleichterung europarechtlich als<br />

problematisch.<br />

II. Gesetzgebungskompetenz<br />

Für Regelungen des <strong>Daten</strong>schutzes folgt die Gesetzgebungskompetenz des Bundes<br />

als Annex aus der Kompetenz für die geregelte Sachmaterie. Betroffene Sachmaterien<br />

sind vorwiegend das Arbeitsrecht (Artikel 74 Absatz 1 Nummer 12 Grundgesetz)<br />

und das Recht der Wirtschaft (Artikel 74 Absatz 1 Nummer 11 Grundgesetz). Die Berechtigung<br />

des Bundes zur Inanspruchnahme der konkurrierenden Gesetzgebungs-


- 2 -<br />

kompetenz für das Recht der Wirtschaft ergibt sich aus Artikel 72 Absatz 2 Grundgesetz.<br />

Eine bundesgesetzliche Regelung des <strong>Daten</strong>schutzes von Beschäftigten ist zur<br />

Wahrung der Rechtseinheit im Bundesgebiet im gesamtstaatlichen Interesse erforderlich.<br />

Unterschiedliche Regelungen des <strong>Schutz</strong>es der personenbezogenen <strong>Daten</strong><br />

von Beschäftigten innerhalb des Bundesgebietes hätten insbesondere für in verschiedenen<br />

Ländern tätige Arbeitgeber erhebliche Unsicherheiten bei der rechtlichen<br />

Behandlung der bei ihnen bestehenden Beschäftigungsverhältnisse zur Folge. Dies<br />

beträfe sowohl die <strong>Daten</strong>erhebung und -verwendung vor als auch nach Begründung<br />

eines Beschäftigungsverhältnisses. Innerhalb des gleichen Unternehmens müssten<br />

unterschiedliche datenschutzrechtliche Maßstäbe angelegt werden. Dies hätte unzumutbare<br />

Behinderungen für den länderübergreifenden Rechtsverkehr zur Folge.<br />

Für die Änderungen des Bundesverfassungsschutzgesetzes, des MAD-Gesetzes,<br />

des BND-Gesetzes, des Bundesbeamtengesetzes sowie des Soldatengesetzes<br />

ergibt sich die Gesetzgebungskompetenz des Bundes aus Artikel 73 Absatz 1 Nummern<br />

1, 8, 10 Buchstabe b Grundgesetz.<br />

III. Vereinbarkeit mit dem Recht der Europäischen Union<br />

Der Gesetzentwurf ist mit dem Recht der Europäischen Union vereinbar. Er steht<br />

insbesondere im Einklang mit den Regelungen der Richtlinie 95/46/EG (EG-<br />

<strong>Daten</strong>schutzrichtlinie).<br />

IV. Finanzielle Auswirkungen auf die öffentlichen Haushalte<br />

Finanzielle Auswirkungen auf die öffentlichen Haushalte sind durch den Gesetzentwurf<br />

nicht zu erwarten.<br />

V. Kosten<br />

Zusätzliche Kosten für die Wirtschaft und die Verwaltung entstehen neben den angegebenen<br />

Bürokratiekosten nicht. Zusätzliche Kosten entstehen den Unternehmen<br />

auch nicht auf Grund der Vorschriften zur <strong>Daten</strong>löschung (z.B. § 32g Absatz 3 und §<br />

32h Absatz 2), da diese Vorschriften lediglich bereits geltende Regelungen konkretisieren.<br />

Von den Regelungen sind alle Unternehmen betroffen.<br />

Zusätzliche Kosten für die Bürgerinnen und Bürger sind nicht zu erwarten. Auswirkungen<br />

auf Einzelpreise und das allgemeine Preisniveau, insbesondere auf das Verbraucherpreisniveau,<br />

sind ebenfalls nicht zu erwarten.<br />

99


100<br />

VI. Bürokratiekosten<br />

- 3 -<br />

1. Bürokratiebelastungen für die Wirtschaft und die Verwaltung<br />

Mit dem Gesetzentwurf werden 18 Informationspflichten für Arbeitgeber gegenüber<br />

ihren Beschäftigten eingeführt. Von diesen Informationspflichten sind die Wirtschaft<br />

als privater Arbeitgeber und die Verwaltung als öffentlicher Arbeitgeber gleichermaßen<br />

betroffen.<br />

Diese Informationspflichten sind im Einzelnen:<br />

Norm Informationspflicht Jährliche Fall-<br />

§ 32 Absatz 6<br />

Satz 3<br />

§ 32a Absatz<br />

1 Satz 3<br />

§ 32a Absatz<br />

2 Satz 4<br />

§ 32d Absatz<br />

3 Satz 3<br />

§ 32d Absatz<br />

3 Satz 4<br />

§ 32d Absatz<br />

4 Satz 2<br />

§ 32e Absatz<br />

5 Satz 2<br />

Der Beschäftigte ist auf sein<br />

Verlangen über den Inhalt einer<br />

bei einem Dritten über ihn<br />

eingeholten Auskunft zu unterrichten.<br />

Dem Beschäftigten ist das Ergebnis<br />

einer ärztlichen Untersuchung<br />

oder Prüfung mitzuteilen.<br />

Dem Beschäftigten ist das Ergebnis<br />

eines Eignungstests<br />

mitzuteilen.<br />

Dokumentationspflicht des<br />

Arbeitgebers bei einem automatisierten<br />

<strong>Daten</strong>abgleich<br />

Unterrichtungspflicht des Arbeitgebers<br />

bei einem automatisierten<br />

<strong>Daten</strong>abgleich<br />

Hinweispflicht des Arbeitgebers<br />

auf die Zweckbindung<br />

übermittelter <strong>Daten</strong> gegenüber<br />

dem <strong>Daten</strong>empfänger.<br />

Der Arbeitgeber hat die einen<br />

Verdacht begründenden Tatsachen<br />

zu dokumentieren.<br />

Belastung der Wirt-<br />

zahlschaft<br />

in Tsd. Euro<br />

367.500 809<br />

735.000 1.619<br />

735.000 1.619<br />

17.790 477<br />

17.790 40<br />

2.500.000 6.292 (einmalige<br />

Umstellungskosten)<br />

17.790 477


§ 32e Absatz<br />

5 Satz 3<br />

§ 32e Absatz<br />

5 Satz 5<br />

§ 32e Absatz<br />

6 Satz 2-<br />

§ 32f Absatz<br />

1 Satz 2<br />

§ 32f Absatz<br />

1 Satz 3<br />

§ 32g Absatz<br />

1 Satz 2<br />

§ 32g Absatz<br />

1 Satz 2<br />

§ 32i Absatz<br />

2 Satz 1<br />

- 4 -<br />

Der Arbeitgeber hat die näheren<br />

Umstände der <strong>Daten</strong>erhebung<br />

zu dokumentieren.<br />

Unterrichtungspflicht des Arbeitgebers<br />

über die <strong>Daten</strong>erhebung,<br />

-verarbeitung oder<br />

-nutzung.<br />

Der Grund der Speicherung<br />

und die Löschung sind zu dokumentieren.<br />

Der Arbeitgeber hat den Umstand<br />

einer Videobeobachtung<br />

durch geeignete Maßnahmen<br />

kenntlich zu machen.<br />

Benachrichtigungspflicht des<br />

Arbeitgebers bei einer offenen<br />

Videoüberwachung<br />

Der Arbeitgeber hat dem Beschäftigten<br />

den Einsatz eines<br />

Ortungssystems durch geeignete<br />

Maßnahmen erkennbar<br />

zu machen.<br />

Der Arbeitgeber hat den Beschäftigten<br />

beim Einsatz eines<br />

Ortungssystems über den Umfang<br />

der Aufzeichnungen und<br />

deren regelmäßige oder im<br />

Einzelfall vorgesehene Auswertung<br />

zu informieren.<br />

Der Arbeitgeber hat den Beschäftigten<br />

und seine Kommunikationspartner<br />

im konkreten<br />

Einzelfall vorher darüber zu<br />

informieren, ob er Inhalte einer<br />

ausschließlich zu beruflichen<br />

oder dienstlichen Zwecken<br />

erlaubten Nutzung von Telefondiensten<br />

erhebt, verarbeitet<br />

oder nutzt.<br />

17.790 477<br />

17.790 477<br />

17.790 477<br />

300.000 3.020 (einmalige<br />

Umstellungskosten)<br />

6.000 12<br />

2.000.000 503 (einmalige<br />

Umstellungskosten)<br />

2.000.000 503 (einmalige<br />

Umstellungskosten)<br />

5.000.000 1.600<br />

101


102<br />

- 5 -<br />

§ 32i Absatz Der Arbeitgeber hat den Be-<br />

2 Satz 2 schäftigten und seine Kommunikationspartner<br />

über die Möglichkeit<br />

der Erhebung, Verarbeitung<br />

und Nutzung von Inhalten<br />

der Nutzung von Telefondiensten<br />

zu informieren.<br />

§ 32i Absatz Der Arbeitgeber hat den Be-<br />

2 Satz 3 schäftigten über die Erhebung,<br />

Verarbeitung und Nutzung von<br />

Inhaltsdaten nach Satz 2 zu<br />

unterrichten.<br />

§ 32k Satz 1 Der Arbeitgeber hat Dritten, an<br />

die er Beschäftigtendaten<br />

übermittelt hat, die Änderung,<br />

Löschung oder Sperrung dieser<br />

<strong>Daten</strong> unverzüglich mitzuteilen,<br />

es sei denn, dass die<br />

Mitteilung zur Wahrung<br />

schutzwürdiger Interessen der<br />

Beschäftigten nicht erforderlich<br />

ist.<br />

100.000 252<br />

100.000 252<br />

358.000 901<br />

Für die Bundesverwaltung als Dienstherr von Beamtinnen und Beamten werden besondere<br />

Informationspflichten nach den §§ 106 ff BBG durch einige dieser Vorschriften<br />

des Gesetzentwurfs ergänzt, soweit sie spezielle Sachverhalte betreffen, die im<br />

Bundesbeamtengesetz nicht geregelt sind.<br />

Mit den eine Einwilligung zulassenden Regelungen (§ 32 Absatz 6 Satz 4, § 32a Absatz<br />

1 Satz 2, Absatz 2 Satz 2, § 32b Absatz 3, § 32c Absatz 3, 32h Absatz 1 Satz 2,<br />

§ 32i Absatz 2 Satz 1, § 32i Absatz 2 Satz 2) werden gegenüber der geltenden<br />

Rechtslage (§§ 4 und 4a BDSG) keine neuen Informationspflichten begründet.<br />

Mit den neuen Regelungen zum Beschäftigtendatenschutz ist eine Gesamtbelastung<br />

für die Wirtschaftsunternehmen in Höhe von insgesamt 9,49 Mio. € jährlich verbunden.<br />

Zudem wird von einmaligen Umstellungskosten in Höhe von insgesamt 10,3<br />

Mio. € ausgegangen.


- 6 -<br />

2. Bürokratiebelastungen für die Bürgerinnen und Bürger<br />

Für die Bürgerinnen und Bürger wird die folgende Informationspflicht neu eingeführt.<br />

Norm Informationspflicht Jährliche<br />

§ 32 Absatz 6<br />

Satz 3<br />

Der Beschäftigte ist auf sein<br />

Verlangen über den Inhalt der<br />

Auskunft zu unterrichten<br />

Belastung der Bür-<br />

Fallzahl ger in Stunden<br />

367.500 30.625<br />

VII. Auswirkungen von gleichstellungspolitischer Bedeutung<br />

Auswirkungen von gleichstellungspolitischer Bedeutung sind nicht zu erwarten.<br />

VII. Nachhaltigkeit<br />

Das Vorhaben wird auch langfristig zu einer größeren Rechtssicherheit und einem<br />

besseren <strong>Schutz</strong> der personenbezogenen <strong>Daten</strong> von Beschäftigten im Beschäftigungsverhältnis<br />

führen. Die Regelungen sind technikneutral ausgestaltet und bieten<br />

so die Gewähr, zukünftige technische Entwicklungen mit zu umfassen.<br />

103


104<br />

B. Besonderer Teil<br />

Zu Artikel 1<br />

Zu Nummer 1 (Inhaltsübersicht)<br />

- 7 -<br />

Die Inhaltsübersicht ist an die nachfolgend begründeten Gesetzesänderungen anzupassen.<br />

Zu Nummer 2 (§ 3 Absätze 12 und 13)<br />

Mit den Absätzen 12 und 13 werden in § 3 neue Begriffsbestimmungen aufgenommen,<br />

die für dieses Änderungsgesetz von Bedeutung sind.<br />

Absatz 12 stellt klar, dass es sich bei Beschäftigtendaten um personenbezogene <strong>Daten</strong><br />

von Beschäftigten handelt.<br />

Absatz 13 konkretisiert den Begriff des Arbeitgebers für den Bereich des <strong>Daten</strong>schutzrechts.<br />

Zu Nummer 3 (§ 4 Absatz 1 Satz 2)<br />

Mit dem neuen Satz 2 wird klargestellt, dass auch Betriebs- und Dienstvereinbarungen<br />

andere Rechtsvorschriften im Sinne des § 4 Absatz 1 Satz 1 sind. Damit wird die<br />

herrschende Rechtsauffassung in Rechtsprechung und Literatur ausdrücklich gesetzlich<br />

geregelt. Mit dieser Klarstellung erfolgt weder eine Einschränkung noch eine Erweiterung<br />

der Möglichkeiten und Grenzen, durch Betriebs- oder Dienstvereinbarungen<br />

abweichende Regelungen zu treffen, gegenüber der jetzigen, durch die Rechtsprechung<br />

geprägten Rechtslage.<br />

Zu Nummer 4 (§ 12 Absatz 4)<br />

Es handelt sich um redaktionelle Änderungen, die die bestehende Regelung an die<br />

mit diesem Gesetz geänderte Rechtslage anpassen. Spezialgesetzliche Regelungen<br />

der <strong>Daten</strong>erhebung, -verarbeitung und -nutzung in sonstigen Rechtsvorschriften, wie<br />

z.B. im Sicherheitsüberprüfungsgesetz, in § 9 Absatz 1 Nummer 2 BVerfSchG, § 2<br />

Absatz 1 Nummer 1 BNDG, § 5 Absatz 1 Nummer 2 MADG, bleiben unberührt.


Zu Nummer 5 (§ 27 Absatz 3)<br />

- 8 -<br />

Absatz 3 beschreibt den Anwendungsbereich der Regelungen des neuen zweiten<br />

Unterabschnitts des dritten Abschnitts. Die Vorschriften sind anwendbar auf Arbeitgeber<br />

im Sinne von § 3 Absatz 13 (neu). Die Vorschriften gelten nur für die <strong>Daten</strong>erhebung,<br />

-verarbeitung und -nutzung für Zwecke des Beschäftigungsverhältnisses.<br />

Sollen Beschäftigtendaten für andere Zwecke erhoben, verarbeitet oder genutzt werden,<br />

gelten nicht die Vorschriften der §§ 32 bis 32l, sondern die übrigen Bestimmungen<br />

des Bundesdatenschutzgesetzes. Für Dritte im Sinne von § 3 Absatz 8, die, <strong>ohne</strong><br />

Auftragsdatenverarbeiter zu sein, für den Arbeitgeber tätig sind, bestimmt § 32l<br />

Absatz 2 die Anwendbarkeit des zweiten Unterabschnitts.<br />

Übermittlungen von Beschäftigtendaten für außerhalb des Beschäftigungsverhältnisses<br />

bestehende Zwecke sind daher u.a nach § 28 zu beurteilen. Spezialgesetzliche<br />

Regelungen der <strong>Daten</strong>erhebung, -verarbeitung und -nutzung in sonstigen Rechtsvorschriften,<br />

wie z.B. in § 9 Absatz 1 Nummer 2 BVerfSchG, § 2 Absatz 1 Nummer 1<br />

BNDG, § 5 Absatz 1 Nummer 2 MADG, bleiben unberührt.<br />

Der Anwendungsbereich ist zudem nicht auf automatisierte <strong>Daten</strong> beschränkt, sondern<br />

erfasst auch den Umgang mit z.B. papiergebundenen Beschäftigtendaten.<br />

Zu Nummer 6<br />

Es wird ein neuer zweiter Unterabschnitt des dritten Abschnitts eingefügt, in dem die<br />

<strong>Daten</strong>erhebung, -verarbeitung und -nutzung für Zwecke des Beschäftigungsverhältnisses<br />

im Zusammenhang geregelt wird.<br />

Zu Nummer 7 (§§ 32 bis 32l)<br />

Die Regelungen des Unterabschnitts zum Beschäftigtendatenschutz gehen, soweit<br />

sie speziellere Regelungen treffen, den übrigen Bestimmungen des dritten Abschnitts<br />

vor. Insbesondere gehen die Regelungen dem § 28 Absatz 1 Nummer 1 vor. Gleichzeitig<br />

gelten insbesondere die allgemeinen und gemeinsamen Bestimmungen sowie<br />

die Vorschriften über die Rechte der Betroffenen grundsätzlich auch für den Beschäftigtendatenschutz.<br />

Hierzu zählt der Auskunftsanspruch des Betroffenen nach § 34,<br />

wonach dem Betroffenen auf Verlangen unter anderem Auskunft über die zu seiner<br />

Person gespeicherten <strong>Daten</strong>, auch soweit sie sich auf die Herkunft dieser <strong>Daten</strong> beziehen,<br />

zu erteilen ist. Damit wird die erforderliche Transparenz bei der <strong>Daten</strong>verar-<br />

105


106<br />

- 9 -<br />

beitung im Beschäftigungsverhältnis weiterhin sichergestellt. Von den allgemeinen<br />

und gemeinsamen Vorschriften abweichende und damit als speziellere Vorschrift<br />

vorgehende Regelung ist insbesondere § 32l Absatz 1 zur Einwilligung zu beachten.<br />

Ebenso wie für den bisherigen § 32 gilt, dass nach dem Grundsatz des § 1 Absatz 3<br />

die Vorschriften dieses Unterabschnittes keine Anwendung finden, soweit andere<br />

Rechtsvorschriften des Bundes auf personenbezogene <strong>Daten</strong> einschließlich deren<br />

Veröffentlichung anzuwenden sind. Dies gilt beispielsweise für spezielle Befugnisse,<br />

<strong>Daten</strong> zur Abwehr von Gefahren für die Informationstechnik und <strong>Daten</strong>sicherheit zu<br />

erheben, zu verarbeiten und zu nutzen (§ 5 BSIG). Insbesondere trifft dies aber auf<br />

die §§ 106 bis 115 des Bundesbeamtengesetzes (BBG) oder § 29 des Soldatengesetzes<br />

(SG) zu, die eigene Regelungen für den Umgang mit personenbezogenen<br />

<strong>Daten</strong> für Zwecke des Beschäftigungsverhältnisses enthalten. Insoweit wird auf die<br />

Begründung zu Artikel 5 und Artikel 6 verwiesen.<br />

Zu § 32 (<strong>Daten</strong>erhebung vor Begründung eines Beschäftigungsverhältnisses)<br />

Die Vorschrift regelt die <strong>Daten</strong>erhebung in der Anbahnungsphase, insbesondere<br />

durch mündliche und schriftliche Befragung der Bewerber.<br />

Zu Absatz 1<br />

Nach Absatz 1 unterliegt die Erhebung des Namens und der Kontaktdaten des Bewerbers<br />

keinen besonderen Voraussetzungen, da <strong>ohne</strong> diese die Durchführung eines<br />

Bewerbungsverfahrens nicht möglich ist. Die Erhebung weiterer <strong>Daten</strong> ist dagegen<br />

nur zulässig, wenn und soweit deren Kenntnis für die Feststellung der fachlichen<br />

und persönlichen Eignung des Bewerbers für die vorgesehenen Tätigkeiten erforderlich<br />

ist. Welche <strong>Daten</strong> dieses im Einzelfall sein können, richtet sich nach objektiven<br />

beruflichen Kriterien und dem vom Arbeitgeber festgelegten Anforderungsprofil. Die<br />

Regelung entspricht der bisherigen Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts, das<br />

ein Fragerecht des Arbeitgebers bei den Einstellungsverhandlungen nur insoweit anerkennt,<br />

als der Arbeitgeber ein berechtigtes, billigenswertes und schutzwürdiges<br />

Interesse an der Beantwortung seiner Frage im Hinblick auf das Arbeitsverhältnis<br />

hat. Vorgesehene Tätigkeiten im Sinne der Regelung liegen auch dann vor, wenn der<br />

Arbeitgeber verschiedene Stellen in einem Verfahren ausgeschrieben hat und im<br />

Bewerbungsverfahren entscheidet, welcher Bewerber auf welcher Stelle eingesetzt<br />

werden soll.


Zu Absatz 2<br />

- 10 -<br />

Absatz 2 stellt für besonders schutzwürdige <strong>Daten</strong> der Bewerber Sonderregelungen<br />

auf.<br />

Diese <strong>Daten</strong> darf der Arbeitgeber nur unter den strengen Voraussetzungen des § 8<br />

Absatz 1 des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) erheben. Maßgebend<br />

für die Zulässigkeit der Erhebung sind daher die aus objektiver Sicht zu bestimmenden<br />

wesentlichen und entscheidenden beruflichen Anforderungen. Diese können<br />

sich auch aus einem unternehmerischen Konzept ergeben, wenn sie einen engen<br />

Tätigkeitsbezug aufweisen, der den Erfolg der Tätigkeit wesentlich bestimmt. Hinsichtlich<br />

der Frage nach Vorstrafen bleiben gemäß § 1 Absatz 3 Satz 1 die Vorschriften<br />

des Bundeszentralregistergesetzes (BZRG) unberührt. Das bedeutet insbesondere,<br />

dass der Bewerber sich gemäß § 53 Absatz 1 BZRG als unbestraft bezeichnen<br />

darf und den der Verurteilung zugrunde liegenden Sachverhalt nicht zu offenbaren<br />

braucht, wenn die dortigen Voraussetzungen vorliegen. Die Regelung entspricht der<br />

bisherigen Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts, wonach der Arbeitgeber einen<br />

Bewerber nur nach Vorstrafen fragen darf, wenn und soweit die Art des zu besetzenden<br />

Arbeitsplatzes dies erfordert.<br />

Zu Absatz 3<br />

Da die <strong>Daten</strong>erhebung auf das erforderliche Maß zu beschränken ist, besteht nach<br />

dieser Regelung vor Begründung des Beschäftigungsverhältnisses kein Fragerecht<br />

nach der Schwerbehinderten- oder Gleichstellungseigenschaft. Die entgegenstehende<br />

Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts aus der Zeit vor Inkrafttreten der<br />

Richtlinie 2000/78/EG sowie des Neunten Buches Sozialgesetzbuch (SGB IX) und<br />

des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes ist durch die dort aufgestellten Diskriminierungsverbote<br />

überholt. Die Einstellung eines Bewerbers darf aus Gründen der<br />

Gleichbehandlung nicht wegen der Schwerbehinderten- oder Gleichstellungseigenschaft<br />

verweigert werden, wenn die zu Grunde liegende Behinderung der Eignung<br />

nicht entgegensteht. Zur Erfüllung der sich aus dem Neunten Buch des Sozialgesetzbuches<br />

ergebenden Pflichten des Arbeitgebers und Rechte der schwerbehinderten<br />

und diesen gleichgestellten behinderten Menschen bedarf es des Fragerechts<br />

nach der Schwerbehinderten- oder Gleichstellungseigenschaft vor Begründung des<br />

Beschäftigungsverhältnisses nicht. Will der Arbeitgeber der Pflicht zur Beschäftigung<br />

schwerbehinderter oder gleichgestellter Menschen gemäß § 71 SGB IX nachkommen,<br />

kann er dieses Ziel z. B. durch einen entsprechenden Hinweis in der Stellenausschreibung<br />

erreichen. Das Gleiche gilt für den öffentlichen Arbeitgeber hinsicht-<br />

107


108<br />

- 11 -<br />

lich der Verpflichtung gemäß § 82 Satz 2 SBG IX, schwerbehinderte und gleichgestellte<br />

Bewerber zum Vorstellungsgespräch einzuladen. Damit bleibt es den Bewerbern<br />

überlassen, ob sie dieses Datum offenlegen.<br />

Zu Absatz 4<br />

Diese Regelung trägt dem Selbstverständnis und dem verfassungsrechtlich garantierten<br />

Selbstbestimmungsrecht der Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften<br />

Rechnung. Als Konsequenz aus der Zulässigkeit der unterschiedlichen Behandlung<br />

wegen der Religion oder Weltanschauung nach § 9 Abs. 1 Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz<br />

steht diesen Arbeitgebern ein Fragerecht unter denselben, gegenüber<br />

Absatz 2 Satz 1 erleichterten, Voraussetzungen zu.<br />

Zu Absatz 5<br />

Diese Ausnahmeregelung betrifft insbesondere Parteien (politisch), Gewerkschaften<br />

und Arbeitgeberverbände (koalitionspolitisch) sowie Pressebetriebe und Rundfunkund<br />

Fernsehanstalten (Berichterstattung oder Meinungsäußerung). Die durch die<br />

Artikel 5 Abs. 1, 9 Abs. 3 und 21 des Grundgesetzes geschützten Freiheiten gewährleisten<br />

ihnen das Recht, ihre geistig-ideelle Ausrichtung festzulegen. Um die Verwirklichung<br />

dieser Ausrichtung zu erreichen und zu erhalten, muss der Arbeitgeber die<br />

Möglichkeit haben, durch Befragung der Bewerber festzustellen, ob ihre persönliche<br />

Einstellung dieser Ausrichtung entspricht, wenn die Art der zukünftigen Tätigkeit diese<br />

Anforderung rechtfertigt. Dabei ist die Frage nach der Religion oder Weltanschauung<br />

nur unter den gleichen strengeren Voraussetzungen zulässig, unter denen eine<br />

unterschiedliche Behandlung nach § 8 Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz (AGG)<br />

wegen der Religion oder Weltanschauung zulässig ist. Es handelt sich nämlich hier –<br />

anders als in Absatz 6 und § 9 AGG - nicht um eine Beschäftigung bei einer Religions-<br />

oder Weltanschauungsgemeinschaft, so dass die im Hinblick auf deren Selbstverständnis<br />

und verfassungsrechtlich garantierten Selbstbestimmungsrecht in Absatz<br />

6 und § 9 AGG aufgestellten erleichterten Voraussetzungen für ein Fragerecht hier<br />

nicht genügen.<br />

Durch das Abstellen auf die Art der Tätigkeit wird das Fragerecht des Arbeitgebers<br />

auf die Bewerber beschränkt, für deren zukünftige Tätigkeit die genannten Merkmale<br />

von Bedeutung sind, was z. B. bei einem Pförtner oder Hausmeister nicht der Fall ist.<br />

Zu Absatz 6<br />

Satz 1 enthält den Grundsatz der Direkterhebung. Satz 2 regelt eine Ausnahme hier-


- 12 -<br />

von hinsichtlich allgemein zugänglicher <strong>Daten</strong> des Bewerbers. Der Arbeitgeber hat<br />

den Beschäftigten auf die mögliche Erhebung von allgemein zugänglichen <strong>Daten</strong><br />

über ihn hinzuweisen. Ein solcher Hinweis kann z. B. in der Stellenausschreibung<br />

erfolgen. Wenn der Arbeitgeber diese <strong>Daten</strong> elektronisch oder in Papierform speichert,<br />

muss er den Beschäftigten nach § 33 hierüber benachrichtigen. Allgemein zugänglich<br />

sind <strong>Daten</strong> z. B. dann, wenn sie der Presse oder dem Rundfunk zu entnehmen<br />

sind. Auch im Internet bei bestimmungsgemäßer Nutzung für jeden abrufbare<br />

<strong>Daten</strong> sind grundsätzlich allgemein zugänglich, insbesondere, wenn die <strong>Daten</strong> über<br />

eine allgemeine Suchmaschine auffindbar sind. Sind die eingestellten <strong>Daten</strong> dagegen<br />

nur einem beschränkten Personenkreis zugänglich, z. B. ausgewählten Freunden,<br />

liegt eine allgemeine Zugänglichkeit nicht vor. Die Erhebung allgemein zugänglicher<br />

<strong>Daten</strong> ist nicht zulässig, wenn das schutzwürdige Interesse des Beschäftigten<br />

an dem Ausschluss der Erhebung gegenüber dem berechtigten Interesse des Arbeitgebers<br />

überwiegt. Einen solchen Fall regelt ausdrücklich Satz 2 letzter Halbsatz<br />

im Hinblick auf soziale Netzwerke im Internet, die der elektronischen Kommunikation<br />

dienen. Die dort eingestellten <strong>Daten</strong> dürfen vom Arbeitgeber grundsätzlich nicht erhoben<br />

werden; eine Ausnahme hiervon gilt nur für soziale Netzwerke im Internet, die<br />

gerade zur eigenen Präsentation gegenüber potentiellen Arbeitgebern genutzt werden.<br />

Überwiegende schutzwürdige Interessen des Beschäftigten können sich im Übrigen<br />

daraus ergeben, wie alt die Veröffentlichung der <strong>Daten</strong> im Internet ist, in welchem<br />

Kontext sie erfolgt und ob der Beschäftigte nach den erkennbaren Umständen<br />

noch die Herrschaft über die Veröffentlichung hat. Bei der Abwägung ist auch zu berücksichtigen,<br />

ob der Arbeitgeber durch die Erhebung der <strong>Daten</strong> zu Zwecken des<br />

Beschäftigungsverhältnisses gegen allgemeine Geschäftsbedingungen desjenigen,<br />

der die Informationen bzw. die Plattform für diese zur Verfügung stellt, verstoßen<br />

würde. In diesem Fall ist die Erhebung der <strong>Daten</strong> ebenfalls in der Regel wegen eines<br />

überwiegenden Interesses des Arbeitnehmers unzulässig. Die Erhebung von <strong>Daten</strong><br />

aus allgemein zugänglichen Quellen stellt in der Regel eine <strong>Daten</strong>erhebung bei einem<br />

Dritten dar. Satz 3 beschränkt vor diesem Hintergrund die <strong>Daten</strong>erhebung bei<br />

sonstigen Dritten (z. B. einem früheren Arbeitgeber) auf den Fall der Einwilligung des<br />

Beschäftigten. Dem Transparenzgebot folgend, gibt der 2. Halbsatz des Satzes 3<br />

dem Beschäftigten einen Anspruch auf Information über die bei dem sonstigen Dritten,<br />

der keine allgemein zugängliche Quelle darstellt, erhobenen <strong>Daten</strong>. Satz 4 stellt<br />

klar, dass Absatz 6 nur festlegt, aus welchen Quellen Beschäftigtendaten erhoben<br />

werden dürfen, dass er jedoch nicht Inhalt und Umfang der <strong>Daten</strong>erhebung erfasst.<br />

Diese richten sich in jedem Fall nach den Absätzen 1 bis 5 und § 32a. Die dort gesetzten<br />

Grenzen werden durch Absatz 6 nicht erweitert. Auch durch die Einwilligung<br />

werden diese Grenzen nicht verändert. Sie legitimiert lediglich die <strong>Daten</strong>erhebung bei<br />

dem sonstigen Dritten, nicht aber ein über die Absätze 1 bis 5 und § 32a hinaus ge-<br />

109


110<br />

- 13 -<br />

hendes Fragerecht des Arbeitgebers, auch nicht etwa in Form einer Aufforderung zur<br />

Vorlage einer unbeschränkten Selbstauskunft nach den §§ 19, 34.<br />

Absatz 6 stellt keine den § 4 ausschließende, sondern eine diesen ergänzende Regelung<br />

dar.<br />

Zu Absatz 7<br />

Absatz 7 weist auf den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit hin, der Art und Ausmaß<br />

jeder <strong>Daten</strong>erhebung im Hinblick auf den Zweck begrenzt. Die Erhebung muss daher<br />

zur Erfüllung des festgelegten Zwecks geeignet und erforderlich sein und in einem<br />

angemessenen Verhältnis zu den betroffenen Rechten des Bewerbers stehen.<br />

Zu § 32a (Ärztliche Untersuchungen und Eignungstests vor Begründung eines<br />

Beschäftigungsverhältnisses)<br />

Zu Absatz 1<br />

Absatz 1 regelt die Voraussetzungen für eine ärztliche Untersuchung zur Feststellung<br />

der Eignung des Bewerbers für die vorgesehenen Tätigkeiten sowie den Umgang mit<br />

dem dabei ermittelten Ergebnis. Der Gesundheitszustand muss zum Zeitpunkt der<br />

Arbeitsaufnahme eine wesentliche und entscheidende berufliche Anforderung darstellen.<br />

Das bedeutet, dass die Untersuchung sich auch auf zukünftige Tätigkeiten<br />

beziehen kann, wenn sie zu diesem Zeitpunkt bereits vorgesehen sind. So kann z. B.<br />

die Tropentauglichkeit des Bewerbers geprüft werden, wenn ein späterer Einsatz in<br />

den Tropen zu den vorgesehenen Tätigkeiten gehört. Für gendiagnostische Untersuchungen<br />

gelten die spezielleren Vorschriften des Gendiagnostikgesetzes.<br />

Zu Absatz 2<br />

Neben der ärztlichen Untersuchung nach Absatz 1 kommen auch sonstige Untersuchungen<br />

oder Prüfungen (Eignungstests) in Betracht. Die Voraussetzung der Erforderlichkeit<br />

für die Eignungsfeststellung schließt die Erhebung von <strong>Daten</strong>, die für die<br />

vorgesehene Tätigkeit <strong>ohne</strong> Bedeutung sind, aus. Art und Umfang der Untersuchung<br />

oder Prüfung hängen daher entscheidend von der zukünftigen Tätigkeit ab. So sind<br />

z. B. Belastungs- oder Reaktionstests nur zulässig, wenn und soweit diesbezüglich<br />

besondere berufliche Anforderungen bestehen. Der Eignungstest muss nach wissenschaftlich<br />

anerkannten Methoden durchgeführt werden, wenn solche bestehen.<br />

Wenn Untersuchungen oder Prüfungen von Personen, die einer beruflichen Verschwiegenheitspflicht<br />

unterliegen (z.B. Berufspsychologen), durchgeführt werden,


- 14 -<br />

darf dem Arbeitgeber, anders als dem Bewerber selbst, nicht das konkrete Ergebnis<br />

der Untersuchung oder Prüfung, sondern nur die Eignung oder fehlende Eignung für<br />

die angestrebte Tätigkeit mitgeteilt werden.<br />

Zu § 32b (<strong>Daten</strong>verarbeitung und -nutzung vor Begründung eines Beschäfti-<br />

gungsverhältnisses)<br />

Zu Absatz 1<br />

Absatz 1 knüpft die Zulässigkeit der Verarbeitung und Nutzung von Beschäftigtendaten<br />

durch den Arbeitgeber an die <strong>Daten</strong>erhebung nach den §§ 32 oder 32a und die<br />

Erforderlichkeit der <strong>Daten</strong> für die Feststellung der Eignung des Beschäftigten sowie<br />

für die Entscheidung über die Begründung eines Beschäftigungsverhältnisses.<br />

Zu Absatz 2<br />

Absatz 2 bestimmt, dass der Arbeitgeber auch solche Beschäftigtendaten, die er<br />

nicht erhoben, d. h. nicht zielgerichtet beschafft hat, sondern, die ihm auf andere<br />

Weise zugetragen worden oder zur Kenntnis gelangt sind, nicht uneingeschränkt<br />

verarbeiten und nutzen darf. Vielmehr muss dies für die Feststellung der Eignung des<br />

Beschäftigten für die vorgesehenen Tätigkeiten oder für die Entscheidung über die<br />

Begründung des Beschäftigungsverhältnisses erforderlich sein Darüber hinaus setzt<br />

die Verarbeitung und Nutzung voraus, dass der Arbeitgeber die <strong>Daten</strong> nach den §§<br />

32 oder 32a hätte erheben dürfen; eine Ausnahme hiervon gilt nur, wenn er sie von<br />

dem Beschäftigten selbst erhalten hat, <strong>ohne</strong> dass er hierzu Veranlassung gegeben<br />

hat.<br />

Sobald eine Speicherung dieser <strong>Daten</strong> erfolgt ist, ist der Beschäftigte nach § 33 zu<br />

benachrichtigen.<br />

Zu Absatz 3<br />

Die Vorschrift verweist im ersten Halbsatz deklaratorisch auf die Löschungspflicht<br />

nach § 35 Absatz 2 Satz 2 für den Fall, dass das Beschäftigungsverhältnis nicht begründet<br />

wird. Der zweite Halbsatz enthält eine Ausnahme von der Löschungspflicht<br />

bei Einwilligung des Bewerbers in die weitere Speicherung, z. B. im Hinblick auf eine<br />

mögliche spätere Einstellung. Die Vorschrift bezieht sich sowohl auf vom Bewerber<br />

eingereichte <strong>Daten</strong>, als auch auf eigene Aufzeichnungen des Arbeitgebers über den<br />

Bewerber, die er etwa während des Bewerbungsverfahrens angelegt hat.<br />

111


112<br />

- 15 -<br />

Zu § 32 c (<strong>Daten</strong>erhebung im Beschäftigungsverhältnis)<br />

Zu Absatz 1<br />

Absatz 1 ist die Grundnorm für die Erhebung von Beschäftigtendaten im Beschäftigungsverhältnis<br />

für seine Zwecke. Die <strong>Daten</strong>erhebung ist zulässig, soweit sie für die<br />

Durchführung, Beendigung, Abwicklung und die Folgen des Beschäftigungsverhältnisses<br />

erforderlich ist. Die spezielleren Regelungen in den §§ 32e bis 32i gehen vor.<br />

Bei den in den Nummern 1 bis 3 genannten Regelbeispielen ist vom Vorliegen der<br />

Voraussetzungen des Satzes 1 auszugehen.<br />

Gesetzliche (Nummer 1) oder gegenüber dem Beschäftigten bestehende vertragliche<br />

und gesetzliche (Nummer 2) Pflichten können beispielsweise im Rahmen der Personalverwaltung<br />

oder der Lohn- und Gehaltsabrechnung bestehen. Nummer 3 knüpft<br />

eine zulässige Erhebung von Beschäftigtendaten an die im Beschäftigungsverhältnis<br />

bestehenden Arbeitgeberrechte. Dabei kann es sich um die Ausübung des Weisungsrechts<br />

oder die Leistungs- oder Verhaltenskontrolle des Beschäftigten sowie<br />

um die Personal- oder Organisationsplanung handeln.<br />

Die entsprechende Geltung des § 32 Absatz 6 betont die Grundsätze der Direkterhebung<br />

und der Transparenz auch für das bestehende Beschäftigungsverhältnis. Der<br />

Verweis auf § 32 Absatz 2 Satz 2 stellt klar, dass auch im bestehenden Beschäftigungsverhältnis<br />

die Vorschriften des BZRG unberührt bleiben.<br />

Neben den in Absatz 1 genannten sind die Voraussetzungen des Absatzes 4 zu berücksichtigen.<br />

Zu Absatz 2<br />

Absatz 2 stellt klar, dass die Voraussetzungen des § 32 Absatz 2bis 5 auch bei der<br />

Feststellung der fachlichen Eignung für eine Veränderung der zu leistenden Tätigkeit<br />

oder des Arbeitsplatzes hinsichtlich der hierfür erstmals zu erhebenden <strong>Daten</strong> entsprechend<br />

anzuwenden ist.<br />

Zu Absatz 3<br />

Absatz 3 begrenzt die Zulässigkeit von ärztlichen Untersuchungen und Eignungstests<br />

eines Beschäftigten auf Verlangen des Arbeitgebers. Sie sind nach Maßgabe<br />

des § 32a zulässig, soweit sie zur Eignungsprüfung des Beschäftigten erforderlich<br />

sind, d. h. die Eignung nicht auf andere, weniger belastende Weise festgestellt werden<br />

kann. Die Eignungsüberprüfung darf nur bei Zweifeln an der fortdauernden Eignung<br />

oder anlässlich eines beabsichtigten Wechsels der Tätigkeit des Beschäftigten


- 16 -<br />

oder seines Arbeitsplatzes erfolgen., Arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen<br />

bleiben von Absatz 3 unberührt und richten sich nach der Verordnung zur arbeitsmedizinischen<br />

Vorsorge.<br />

Zu Absatz 4<br />

Absatz 4 ist identisch mit § 32 Absatz 7.<br />

Zu § 32d (<strong>Daten</strong>verarbeitung und -nutzung im Beschäftigungsverhältnis)<br />

Zu Absatz 1<br />

Absatz 1 bestimmt unter welchen Voraussetzungen der Arbeitgeber Beschäftigtendaten<br />

im Beschäftigungsverhältnis verarbeiten und nutzen darf. Die <strong>Daten</strong> müssen<br />

nach § 32, § 32a oder § 32c erhoben worden und weiterhin für die Erfüllung des konkreten<br />

Erhebungszwecks oder eines anderen nach diesem Unterabschnitt zulässigen<br />

Zwecks im Rahmen des Beschäftigungsverhältnisses erforderlich sein. Die Verarbeitung<br />

und Nutzung der Beschäftigtendaten muss darüber hinaus verhältnismäßig<br />

sein. Die Vorschrift erspart es dem Arbeitgeber, die gleichen Beschäftigtendaten<br />

mehrfach für unterschiedliche Zwecke des Beschäftigungsverhältnisses zu erheben.<br />

Zu Absatz 2<br />

Absatz 2 stellt – wie auch § 32b Absatz 1 Nummer 2, 2. Alternative - klar, dass der<br />

Arbeitgeber auch solche Beschäftigtendaten, die er, <strong>ohne</strong> danach zu fragen, von<br />

dem Beschäftigten selbst erhält oder die ihm auf andere Weise zugetragen werden<br />

oder zur Kenntnis gelangen, <strong>ohne</strong> dass er sie beschafft hat, im Beschäftigungsverhältnis<br />

nicht uneingeschränkt verarbeiten und nutzen darf. Vielmehr ist das Verarbeiten<br />

und Nutzen nur zulässig, soweit der Arbeitgeber die <strong>Daten</strong> nach den §§ 32, 32a<br />

oder 32c hätte erheben dürfen, und die Verarbeitung oder Nutzung für die Durchführung,<br />

Beendigung oder Abwicklung des Beschäftigungsverhältnisses erforderlich sowie<br />

nach Art und Ausmaß im Hinblick auf den Zweck verhältnismäßig ist. Sobald eine<br />

Speicherung dieser <strong>Daten</strong> erfolgt ist, ist der Beschäftigte nach § 33 zu benachrichtigen.<br />

Zu Absatz 3<br />

Absatz 3 regelt, für welche Zwecke und in welcher Form der Arbeitgeber einen automatisierten<br />

Abgleich von für andere Zwecke des Beschäftigungsverhältnisses erho-<br />

113


114<br />

- 17 -<br />

benen, mithin bei ihm vorhandenen Beschäftigtendaten, mit von ihm geführten Dateien<br />

durchführen darf. Der Abgleich ist nur zulässig zur Aufdeckung von Straftaten<br />

oder anderen schwerwiegenden Pflichtverletzungen durch den Beschäftigten im Beschäftigungsverhältnis.<br />

Eine schwerwiegende Pflichtverletzung kann auch z. B. die<br />

Begehung einer Ordnungswidrigkeit im Beschäftigungsverhältnis sein, wenn diese<br />

von entsprechender Erheblichkeit ist. Die Regelbeispiele machen deutlich, dass Absatz<br />

3 eine Grundlage für die Korruptionsbekämpfung und die Durchsetzung von<br />

Compliance-Anforderungen darstellt. Compliance bedeutet in diesem Zusammenhang<br />

die Einhaltung aller relevanten Gesetze, Verordnungen, Richtlinien und Selbstverpflichtungen<br />

durch ein Unternehmen als Ganzes. Entsprechende Anforderungen<br />

ergeben sich z.B. für die Kreditwirtschaft unter anderem aus dem Kreditwesengesetz<br />

und dem Geldwäschegesetz. Der <strong>Daten</strong>abgleich ist nicht zur Aufdeckung jeder, sondern<br />

nur einer schwerwiegenden Pflichtverletzung, die in ihrer Gewichtigkeit den Regelbeispielen<br />

nahe kommt, gerechtfertigt. Dieser Maßstab gilt auch für die Straftaten.<br />

Diese müssen zudem, wie die Pflichtverletzung, im Zusammenhang mit dem Beschäftigungsverhältnis<br />

begangen worden sein. Im Sinne des in § 3a normierten<br />

Grundsatzes der <strong>Daten</strong>vermeidung und <strong>Daten</strong>sparsamkeit dürfen die Beschäftigtendaten<br />

zunächst nur in anonymisierter oder pseudonymisierter Form für den Abgleich<br />

genutzt werden. Erst wenn sich aus dem Abgleich ein Verdacht ergibt, dürfen die<br />

hiervon betroffenen <strong>Daten</strong> personalisiert werden. Dem Transparenzgebot wird durch<br />

die Dokumentations- und Unterrichtungspflicht des Arbeitgebers Rechnung getragen.<br />

Zu Absatz 4<br />

Das Übermitteln von Beschäftigtendaten an Dritte unterliegt nach Absatz 4 einer auf<br />

das Beschäftigungsverhältnis beschränkten Zweckbindung.<br />

Das Verarbeiten oder Nutzen von Beschäftigtendaten für Zwecke, die außerhalb des<br />

Beschäftigungsverhältnisses liegen, richtet sich nach den Vorschriften außerhalb des<br />

zweiten Unterabschnittes des dritten Abschnitts. Hierzu zählen insbesondere zweckändernde<br />

Übermittlungen.<br />

Zu Absatz 5<br />

Absatz 5 stellt eine zum <strong>Schutz</strong> des Rechts auf informationelle Selbstbestimmung<br />

der Beschäftigten erforderliche Flankierung der Regelungen über die Erhebung und<br />

Verwendung von Beschäftigtendaten dar.


- 18 -<br />

Zu § 32e (<strong>Daten</strong>erhebung <strong>ohne</strong> Kenntnis des Beschäftigten zur Aufdeckung<br />

und Verhinderung von Straftaten und anderen schwerwiegenden Pflichtverletzungen<br />

im Beschäftigungsverhältnis)<br />

Zu Absatz 1<br />

Absatz 1 regelt den Grundsatz, dass der Arbeitgeber Beschäftigtendaten nur mit<br />

Kenntnis des Beschäftigten erheben darf. Dieser Grundsatz ergänzt für den Beschäftigtendatenschutz<br />

die in § 4 getroffenen allgemeinen Regelungen zur Zulässigkeit<br />

der <strong>Daten</strong>erhebung, -verarbeitung und -nutzung. Ohne Kenntnis des Beschäftigten<br />

darf der Arbeitgeber somit nur in den besonders geregelten Fällen personenbezogene<br />

<strong>Daten</strong> des Beschäftigten erheben.<br />

Zu Absatz 2<br />

Zur Aufdeckung von Straftaten und anderen schwerwiegenden Pflichtverletzungen<br />

im Beschäftigungsverhältnis darf der Arbeitgeber <strong>ohne</strong> Kenntnis des Beschäftigten<br />

personenbezogene <strong>Daten</strong> nur nach dieser Vorschrift erheben, sofern keine spezielleren<br />

Regelungen bestehen (z.B. zur Videoüberwachung). Unter schwerwiegenden<br />

Pflichtverletzungen sind solche zu verstehen, die den Arbeitgeber bei einem Arbeitnehmer<br />

zu einer Kündigung aus wichtigem Grund nach § 626 BGB berechtigen würden.<br />

Darunter kann auch z. B. die Begehung einer Ordnungswidrigkeit im Beschäftigungsverhältnis<br />

fallen, wenn sie von entsprechender Erheblichkeit ist. Voraussetzung<br />

für eine <strong>Daten</strong>erhebung <strong>ohne</strong> Kenntnis des Beschäftigten ist zudem, dass Tatsachen<br />

vorliegen, die einen Verdacht gegen einen oder mehrere Beschäftigte begründen.<br />

Der Verdacht muss sich nicht auf einen bestimmten Beschäftigten beziehen, sondern<br />

kann sich auch gegen eine Gruppe von Beschäftigten richten. In diesem Fall ist jeder,<br />

der zu der Gruppe gehört, betroffen. Die Erhebung muss zur Aufdeckung der<br />

Straftaten oder anderen schwerwiegenden Pflichtverletzungen, auf die sich der Verdacht<br />

bezieht oder zur Verhinderung weiterer damit im Zusammenhang stehender<br />

Straftaten oder schwerwiegender Pflichtverletzungen des Beschäftigten erforderlich<br />

sein. Zur Verhinderung kann die <strong>Daten</strong>erhebung z. B. erforderlich sein, um systematische<br />

Strukturen, auf deren Grundlage breit angelegte Korruption betrieben bzw.<br />

abgewickelt wird (etwa ein Geflecht von Gesellschaften, über die versteckte Zahlungen<br />

erfolgen), aufzubrechen und damit diesen Weg für weitere Taten zu versperren.<br />

115


116<br />

Zu Absatz 3<br />

- 19 -<br />

Absatz 3 differenziert für den Fall der <strong>Daten</strong>erhebung <strong>ohne</strong> Kenntnis des Beschäftigten<br />

den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit näher aus. Nach der Subsidiaritätsklausel<br />

des Satzes 2 ist die Erhebung nach Absatz 2 nur zulässig, wenn die Erforschung des<br />

Sachverhalts auf andere Weise weniger erfolgversprechend oder erschwert wäre. Ist<br />

erkennbar, dass der verfolgte Zweck nicht erreicht werden kann, ist die <strong>Daten</strong>erhebung<br />

zu beenden; kann der Zweck vorübergehend nicht erreicht werden, muss die<br />

<strong>Daten</strong>erhebung unterbrochen werden. Auch in zeitlicher Hinsicht darf die <strong>Daten</strong>erhebung<br />

nach Absatz 2 das unbedingt nötige Maß nicht überschreiten. Die Vorschrift<br />

betrifft auch <strong>Daten</strong>erhebungen, für die sich der Arbeitgeber Dritter bedient (z.B. Privatdetektiv).<br />

Zu Absatz 4<br />

Absatz 4 schränkt das zeitliche Ausmaß sowie die Mittel der <strong>Daten</strong>erhebung nach<br />

Absatz 2 ein. Eine planmäßig angelegte Beobachtung darf, unabhängig von den eingesetzten<br />

Mitteln, nicht länger als 24 Stunden <strong>ohne</strong> Unterbrechung oder an mehr als<br />

4 Tagen, bezogen auf die konkrete Maßnahme, stattfinden. Unabhängig von dem<br />

zeitlichen Ausmaß dürfen technische Mittel zum Abhören oder Aufzeichnen des nicht<br />

öffentlich gesprochenen Wortes oder sonstige besondere, zur Beobachtung bestimmte<br />

technische Mittel nicht eingesetzt werden. Hiervon ausgenommen sind<br />

Ferngläser und Fotoapparate; das bedeutet, dass z.B. Videokameras nicht eingesetzt<br />

werden dürfen. Eine heimliche Videoüberwachung ist daher unzulässig.<br />

Zu Absatz 5<br />

Satz 1 regelt die Zweckbindung der nach Absatz 2 erhobenen <strong>Daten</strong>. Darüber hinaus<br />

sind die den Verdacht begründenden Tatsachen vor Beginn der <strong>Daten</strong>erhebung und<br />

die näheren Umstände der <strong>Daten</strong>erhebung unverzüglich danach schriftlich festzuhalten.<br />

Wenn eine automatisierte Verarbeitung der <strong>Daten</strong> erfolgen soll, unterliegt diese<br />

der vorherigen Kontrolle des betrieblichen <strong>Daten</strong>schutzbeauftragten nach § 4d Absatz<br />

5. Satz 4 stellt eine deklaratorische Rechtsgrundverweisung dar. Der Arbeitgeber<br />

hat den Beschäftigten über eine <strong>ohne</strong> dessen Kenntnis erfolgte <strong>Daten</strong>erhebung<br />

nach Absatz 2 sowie über eine Verarbeitung und Nutzung dieser <strong>Daten</strong> zu unterrichten,<br />

sobald die Unterrichtung den Zweck (z.B. Aufdeckung einer Straftat) nicht mehr<br />

gefährdet.


Zu Absatz 6<br />

- 20 -<br />

Die in Absatz 6 geregelte Löschung der durch <strong>ohne</strong> Kenntnis des Beschäftigten erhobenen<br />

<strong>Daten</strong> ist davon abhängig, ob sie zur Erreichung des Zwecks noch erforderlich<br />

ist und ob schutzwürdige Interessen der Beschäftigten einer weiteren Speicherung<br />

entgegenstehen. Zum Zweck der Speicherung kann im Einzelfall auch eine spätere<br />

arbeitsgerichtliche Auseinandersetzung zählen. Darüber hinaus begründen die<br />

Sätze 2 bis 4 eine Dokumentationspflicht hinsichtlich des Grundes der Speicherung<br />

und der Löschung, eine Zweckbindung der Verwendung der Dokumentation sowie<br />

eine Löschungspflicht.<br />

Zu Absatz 7<br />

Absatz 7 enthält eine <strong>Schutz</strong>vorschrift für den Kernbereich der privaten Lebensgestaltung<br />

der Beschäftigten. Die diesen Kernbereich betreffenden <strong>Daten</strong> dürfen nicht<br />

erhoben, verarbeitet oder genutzt werden. Für den Fall, dass dies dennoch erfolgt,<br />

sind sie unverzüglich zu löschen.<br />

Zu § 32f (Beobachtung nicht öffentlich zugänglicher Betriebsstätten mit optisch-elektronischen<br />

Einrichtungen)<br />

Die Beobachtung mit optisch-elektronischen Einrichtungen in nicht öffentlich zugänglichen<br />

Bereichen des Betriebs erhält eine eigenständige gesetzliche Grundlage, die<br />

der Wahrung des allgemeinen Persönlichkeitsrechts des Beschäftigten und dem<br />

Recht am eigenen Bild im Verhältnis zum Arbeitgeberinteresse Rechnung trägt. Nicht<br />

öffentlich zugängliche Betriebsstätten sind solche, die nach dem erkennbaren Willen<br />

des Berechtigten nicht von jedermann betreten oder genutzt werden können. Nach<br />

dem Grundsatz des § 1 Absatz 3 gehen andere bereichsspezifische Regelungen zu<br />

Videoüberwachungen den hier getroffenen Regelungen vor, auch wenn Beschäftigtendaten<br />

betroffen werden.<br />

Zu Absatz 1<br />

Absatz 1 Satz 1 normiert in Abgrenzung zu § 6b, der die Videoüberwachung in öffentlich<br />

zugänglichen Räumen regelt, ausschließlich die Beobachtung in nicht öffentlich<br />

zugänglichen Betriebsgeländen, Betriebsgebäuden oder Betriebsräumen, wobei<br />

in diesem Zusammenhang Beschäftigtendaten gezielt oder zufällig mit erfasst werden<br />

können. Zum <strong>Schutz</strong> der Beschäftigten ist die Videobeobachtung jedoch nur im<br />

Zusammenhang mit dem Vorliegen von wichtigen betrieblichen Interessen und einer<br />

117


118<br />

- 21 -<br />

darüber hinaus gehenden Interessenabwägung zulässig. <strong>Schutz</strong>würdige Interessen<br />

der Betroffenen stehen einer Videoüberwachung in Betriebsräumen der Interessenvertretungen<br />

regelmäßig entgegen. Wichtige betriebliche Interessen sind nur in den<br />

genannten Fällen anzunehmen. Nummer 3 bezieht sich auf das Eigentum sowohl<br />

des Arbeitgebers, von Beschäftigten als auch Dritter, z. B. Kunden oder Vertragspartner<br />

des Arbeitgebers.<br />

Hinsichtlich der Verarbeitung und Nutzung der erhobenen <strong>Daten</strong> sowie der Benachrichtigung<br />

von Betroffenen gelten die Regelungen des § 6b Absätze 3 und 4 entsprechend.<br />

Der Arbeitgeber hat aus Gründen der Transparenz für die Beschäftigten die Beobachtung<br />

durch geeignete Maßnahmen wie beispielsweise deutlich sichtbare Hinweisschilder<br />

erkennbar zu machen.<br />

Da bereits eine nicht funktionsfähige oder ausgeschaltete Kamera sowie eine Einrichtung,<br />

die nur wie eine Kamera aussieht, zu Verhaltensänderungen der Beschäftigten<br />

führen können, gelten die oben genannten Voraussetzungen auch für Einrichtungen,<br />

die für die Videoüberwachung geeignet erscheinen.<br />

Zu Absatz 2<br />

Absatz 2 stellt klar, dass Betriebsräume, die einem Beschäftigten als privater Rückzugsraum<br />

zur Verfügung gestellt werden, nicht überwacht werden dürfen. Dies gilt<br />

insbesondere für Sanitär-, Umkleide- und Schlafräume. Ein Raucherzimmer, das von<br />

einer Vielzahl von Beschäftigten genutzt werden kann, wird von der Vorschrift nicht<br />

erfasst, da es insofern an der Vergleichbarkeit mit einem individuellen Rückzugsraum<br />

eines Beschäftigten mangelt.<br />

Zu Absatz 3<br />

Die Speicherung bzw. das Löschen der durch die Videoüberwachung erhobenen <strong>Daten</strong><br />

regelt Absatz 3 und ist davon abhängig, ob die Speicherung zur Erreichung des<br />

Zwecks noch erforderlich ist und ob schutzwürdige Interessen des Beschäftigten einer<br />

weiteren Speicherung entgegenstehen. Zum Zweck der Speicherung kann im<br />

Einzelfall auch eine spätere arbeitsgerichtliche Auseinandersetzung zählen.


Zu § 32g (Ortungssysteme)<br />

Zu Absatz 1<br />

- 22 -<br />

Absatz 1 regelt die Erhebung, Verarbeitung und Nutzung von Beschäftigtendaten<br />

durch Ortungssysteme, mit deren Hilfe der geographische Standort eines Beschäftigten<br />

bestimmt werden kann, zum Beispiel über das Global Positioning System (GPS).<br />

Ortungen sind technisch über Handys und in Fahrzeuge eingebaute Sender möglich.<br />

Die Ortung ist nur zulässig, wenn sie aus betrieblichen Gründen zur Sicherheit des<br />

Beschäftigten oder zur Koordinierung seines Einsatzes erforderlich ist und schutzwürdige<br />

Interessen des Beschäftigten am Ausschluss der <strong>Daten</strong>erhebung, -<br />

verarbeitung oder -nutzung nicht überwiegen. Arbeitgebern ist die Ortung von Beschäftigten<br />

nach der Vorschrift nur während der Arbeits- oder Bereitschaftszeiten,<br />

d.h. nicht während der Freizeit oder im Urlaub erlaubt. Ist dem Beschäftigten etwa die<br />

private Nutzung seines Dienstwagens gestattet, darf eine Ortung über ein im Fahrzeug<br />

eingebautes Ortungssystem während der privaten Nutzung nicht erfolgen.<br />

Eine heimliche Ortung von Beschäftigten ist nicht zulässig. Um die erforderliche<br />

Transparenz für die Beschäftigten herzustellen, hat der Arbeitgeber den Einsatz eines<br />

Ortungssystems durch geeignete Maßnahmen erkennbar zu machen und die<br />

Beschäftigten darüber zu informieren, wie er die Ortungsdaten nutzt. Die erhobenen<br />

Beschäftigtendaten unterliegen einer strengen Zweckbindung.<br />

Nach dem Grundsatz des § 1 Absatz 3 gehen andere bereichsspezifische Regelungen<br />

zum Einsatz von Ortungssystemen, wie etwa solche, die der Navigation und Kollisionsvermeidung<br />

oder der Mauterhebung dienen, den hier getroffenen Regelungen<br />

vor, auch wenn sie zugleich Beschäftigtendaten betreffen.<br />

Zu Absatz 2<br />

Nach Absatz 2 darf der Arbeitgeber Ortungssysteme auch zum <strong>Schutz</strong> der Arbeitsmittel<br />

und der sonstigen beweglichen Sachen, die sich in der Obhut des Beschäftigten<br />

befinden, z. B. der Fracht, einsetzen. In diesem Fall sind nicht die Voraussetzungen<br />

des Absatzes 1 zu erfüllen, da vorrangig Sachwerte geschützt werden sollen.<br />

Allerdings darf keine personenbezogene Ortung erfolgen, während der Beschäftigte<br />

die Sache ordnungsgemäß nutzt oder sie sich in seiner Obhut befindet. Ein typischer<br />

Anwendungsfall könnte der Diebstahlsschutz von Baumaschinen oder Lastkraftwagen<br />

sein.<br />

119


120<br />

Zu Absatz 3<br />

- 23 -<br />

Absatz 3 regelt die Löschung der nach den Absätzen 1 und 2 erhobenen Beschäftigtendaten.<br />

Zu § 32h (Biometrische Verfahren)<br />

Zu Absatz 1<br />

Die Vorschrift regelt, dass die elektronische Erhebung, Verarbeitung und Nutzung<br />

biometrischer Merkmale eines Beschäftigten nur aus betrieblichen Gründen zu Autorisierungs-<br />

und Authentifikationszwecken zulässig ist.<br />

Biometrische Merkmale im Sinne der Vorschrift sind u.a. Fingerabdruck (Fingerlinienbild),<br />

Handgeometrie, Iris (Regenbogenhaut des Auges), Retina (Netzhaut), Gesichtsgeometrie,<br />

Stimmmerkmale.<br />

Autorisierung bedeutet zum Beispiel in der Informationstechnologie die Zuweisung<br />

und Überprüfung von Zugriffsrechten auf <strong>Daten</strong> und Dienste an den Nutzer des Systems.<br />

Häufig erfolgt eine Autorisierung nach einer erfolgreichen Authentifizierung.<br />

Die Authentifizierung ist der Nachweis einer bestimmten Eigenschaft, etwa ein bestimmter<br />

Beschäftigter zu sein. Durch die Authentifizierung wird die Identität einer<br />

Person festgestellt.<br />

Eine Zweckänderung erhobener biometrischer <strong>Daten</strong> ist nur im Hinblick auf Lichtbilder<br />

und auch dann nur mit Einwilligung des Beschäftigten zulässig.<br />

Zu Absatz 2<br />

Absatz 2 regelt die Löschung der nach Absatz 1 erhobenen Beschäftigtendaten.<br />

Zu § 32i (Nutzung von Telekommunikationsdiensten)<br />

Zu Absatz 1<br />

Absatz 1 regelt den Umgang mit den <strong>Daten</strong> der Nutzung von Telekommunikationsdiensten<br />

durch den Beschäftigten wenn diese Nutzung nur zu beruflichen oder<br />

dienstlichen Zwecken erlaubt ist. Es handelt sich um <strong>Daten</strong>, die bei der Erbringung<br />

eines Telekommunikationsdienstes im Sinne des § 3 Nummer 30 Telekommunikationsgesetz<br />

erhoben, verarbeitet oder genutzt werden. Hierzu zählen zum Beispiel die<br />

Nummer oder Kennung der beteiligten Anschlüsse, der Beginn und das Ende der


- 24 -<br />

jeweiligen Verbindung nach Datum und Uhrzeit, sowie die übermittelten <strong>Daten</strong>mengen.<br />

Der Arbeitgeber darf diese <strong>Daten</strong> nur erheben, verarbeiten und nutzen, soweit<br />

keine Anhaltspunkte dafür bestehen, dass schutzwürdige Interessen des Beschäftigten<br />

am Ausschluss der Erhebung, Verarbeitung oder Nutzung überwiegen. Solche<br />

schutzwürdigen Interessen können etwa dann vorliegen, wenn der Arbeitgeber bereits<br />

anhand der <strong>Daten</strong> Sachverhalte erkennen kann, die einer berufsbezogenen<br />

oder sonstigen gesetzlichen Schweigepflicht unterfallen. Dies kann zum Beispiel der<br />

Fall sein, wenn bestimmte Anschlüsse für eine unternehmensinterne psychologische<br />

Beratungen genutzt werden und anhand der erhobenen <strong>Daten</strong> dieses Anschlusses<br />

erkennbar wird, welche Beschäftigten psychologische Hilfe in Anspruch nehmen.<br />

<strong>Schutz</strong>würdige Belange des Beschäftigten am Ausschluss der Kenntnisnahme des<br />

Inhalts seiner Kommunikationsnutzung durch den Arbeitgeber können auch dann<br />

bestehen, wenn es sich erkennbar um private Inhalte handelt. <strong>Schutz</strong>würdige Interessen<br />

des Beschäftigten überwiegen regelmäßig bei der Kommunikation der Beschäftigten<br />

mit ihren Interessenvertretungen wie z.B. dem Betriebsrat, dem Personalrat,<br />

der Jugend- und Auszubildenenvertretung, der Schwerbehindertenvertretung<br />

oder Gleichstellungsbeauftragten.<br />

Die Erhebung, Verarbeitung und Nutzung der <strong>Daten</strong>, muss darüber hinaus erforderlich<br />

sein, um einem der unter den Nummern 1 bis 3 genannten Zwecke zu dienen.<br />

Nummer 1 betrifft die Sicherstellung des ordnungsgemäßen technischen Betriebs<br />

von Telekommunikationsnetzen oder Telekommunikationsdiensten, einschließlich<br />

der <strong>Daten</strong>sicherheit. Die Kenntnis der <strong>Daten</strong> kann den Arbeitgeber in die Lage versetzen,<br />

Schäden von seinen Anlagen abzuhalten und die Sicherheit der darin verarbeiteten<br />

<strong>Daten</strong> zu gewährleisten.<br />

Nummer 2 betrifft insbesondere den Fall, dass die <strong>Daten</strong> erforderlich sind, um angefallene<br />

Entgelte bestimmten Anschlüssen oder Beschäftigten zuordnen zu können.<br />

Nummer 3 stellt klar, dass der Arbeitgeber die <strong>Daten</strong> auch auswerten darf, um zum<br />

Beispiel feststellen zu können, ob Telefonate tatsächlich nur zu beruflichen oder<br />

dienstlichen Zwecken erfolgt sind. Die Überprüfung der <strong>Daten</strong> kann auch ein taugliches<br />

Mittel für den Arbeitgeber sein, um Vertragsverletzungen zu seinen Lasten,<br />

Ordnungswidrigkeiten oder Straftaten zu verhindern oder aufzuklären.<br />

Sofern <strong>Daten</strong> zu einer stichprobenartigen oder anlassbezogenen Leistungs- oder<br />

Verhaltenskontrolle (Nummer 3) erhoben und einem bestimmten Beschäftigten zugeordnet<br />

werden, ist dieser durch den Arbeitgeber über die Verarbeitung und Nutzung<br />

der <strong>Daten</strong> zu unterrichten, sobald die Leistungs- oder Verhaltenskontrolle dadurch<br />

nicht mehr gefährdet wird.<br />

121


122<br />

Zu Absatz 2<br />

- 25 -<br />

Absatz 2 befasst sich mit der Erhebung, Verarbeitung und Nutzung von Inhalten einer<br />

nur zu beruflichen oder dienstlichen Zwecken erlaubten Nutzung von Telefondiensten.<br />

Telefondienste im Sinne dieser Vorschrift sind Dienste für das Führen von<br />

Inlands- und Auslandsgesprächen (vgl. § 3 Nummer 17 Telekommunikationsgesetz).<br />

Erfasst wird nicht nur die Nutzung von Telefonnetzen, sondern auch die Nutzung anderer<br />

sprachgestützter Kommunikationsangebote, wie Telefonieren über das Internet<br />

(Voice over Internet Protocol - VoIP). Inhalte einer sprachlichen Kommunikation werden<br />

wegen ihrer erhöhten <strong>Schutz</strong>bedürftigkeit anders als die Inhalte schriftbasierter<br />

Arten der Telekommunikation behandelt. Erfasst wird durch Absatz 2 allein der Inhalt<br />

eines laufenden Kommunikationsvorgangs, nicht aber dessen nähere Umstände.<br />

Der Arbeitgeber darf die Inhalte einer nach Satz 1 erlaubten Nutzung von Telefondiensten<br />

nur erheben, verarbeiten und nutzen, sofern er hierzu ein berechtigtes Interesse<br />

hat – hierzu gehört auch die Gewährleistung des ordnungsgemäßen Betriebs<br />

von Telekommunikationsnetzen und Telekommunikationsdiensten, einschließlich der<br />

<strong>Daten</strong>sicherheit - und sowohl der Beschäftigte als auch seine Kommunikationspartner<br />

vorher in die <strong>Daten</strong>erhebung, -verarbeitung oder -nutzung durch den Arbeitgeber<br />

eingewilligt haben und über das Tätigwerden des Arbeitgebers auch konkret unterrichtet<br />

worden sind. Ein berechtigtes Interesse des Arbeitgebers liegt regelmäßig<br />

nicht vor bei Gesprächen der Beschäftigten mit ihren Interessenvertretungen. Eine<br />

Einwilligung des Kommunikationspartners liegt vor, wenn er nach der Unterrichtung<br />

das Telefonat fortsetzt. Ein heimliches Mithören von Telefonaten ist dem Arbeitgeber<br />

damit in den Fällen des Satzes 1 untersagt.<br />

Satz 2 betrifft den Sonderfall, dass die Nutzung von Telefondiensten wesentlicher<br />

Inhalt der geschuldeten Arbeitsleistung des Beschäftigten ist (z.B. Callcenter). Es<br />

erscheint sachgerecht, dass der Arbeitgeber in solchen Fällen die Möglichkeit hat,<br />

die Arbeitsleistung seines Beschäftigten <strong>ohne</strong> dessen konkretes Wissen im Einzelfall<br />

stichprobenhaft oder anlassbezogen authentisch zur Kenntnis nehmen zu können.<br />

Da lediglich eine stichprobenartige oder anlassbezogene Erhebung, Verarbeitung<br />

und Nutzung der Inhaltsdaten zulässig ist, ist eine lückenlose Kontrolle des Beschäftigten<br />

ausgeschlossen. Der Beschäftigte muss nach Satz 2 zudem vorab über die<br />

Möglichkeit z.B. des Mithörens durch den Arbeitgeber in einem eingegrenzten Zeitraum<br />

informiert sein. Gleiches gilt für seine Kommunikationspartner, die darüber hinaus<br />

darin eingewilligt haben müssen.


- 26 -<br />

Macht der Arbeitgeber von der Befugnis nach Satz 2 Gebrauch, hat er den Beschäftigten<br />

unverzüglich, d. h. <strong>ohne</strong> schuldhaftes Zögern, nachträglich darüber zu unterrichten,<br />

Eine stichprobenartige oder anlassbezogene Leistungs- oder Verhaltenskontrolle<br />

ist nicht möglich bei Gesprächen der Beschäftigten mit ihren Interessenvertretungen.<br />

Inhalte dieser Gespräche dürfen auf der Grundlage des Satzes 2 nicht erhoben<br />

werden.<br />

Zu Absatz 3<br />

Absatz 3 betrifft Inhalte einer ausschließlich zu beruflichen oder dienstlichen Zwecken<br />

erlaubten Nutzung von Telekommunikationsdiensten, die keine Telefondienste<br />

sind. Inhalte einer solchen Kommunikation darf der Arbeitgeber erheben, verarbeiten<br />

und nutzen, sofern es zur Gewährleistung des ordnungsgemäßen Betriebs von Telekommunikationsnetzen<br />

oder Telekommunikationsdiensten, einschließlich der <strong>Daten</strong>sicherheit<br />

oder für eine stichprobenartige oder anlassbezogene Leistungs- oder Verhaltenskontrolle<br />

erforderlich ist und schutzwürdige Interessen des Beschäftigten am<br />

Ausschluss der Erhebung, Verarbeitung oder Nutzung nicht überwiegen (vgl. insoweit<br />

die Begründung zu Absatz 1).<br />

Mit Satz 2 wird klargestellt, dass der Arbeitgeber die in Satz 1 genannten <strong>Daten</strong> auch<br />

dann erheben, verarbeiten und nutzen darf, wenn dies für den ordnungsgemäßen<br />

Geschäftsbetrieb des Arbeitgebers in den Fällen einer Versetzung, Abordnung oder<br />

Abwesenheit erforderlich ist, sofern keine schutzwürdigen Interessen des Beschäftigten<br />

am Ausschluss der Erhebung, Verarbeitung oder Nutzung überwiegen. Sofern<br />

der Arbeitgeber <strong>ohne</strong> Kenntnis des Beschäftigten <strong>Daten</strong> erhebt, verarbeitet oder<br />

nutzt, um eine stichprobenartige oder anlassbezogene Verhaltens- oder Leistungskontrolle<br />

durchzuführen, darf er dies nur nach den Maßgaben des § 32e.<br />

Zu Absatz 4<br />

Während die Absätze 1 bis 3 den andauernden Telekommunikationsvorgang betreffen,<br />

betrifft Absatz 4 den Umgang mit den <strong>Daten</strong> und Inhalten einer abgeschlossenen<br />

Telekommunikation. Die Unterscheidung zu den Absätzen 1 bis 3 ist erforderlich, da<br />

mit Telekommunikation nach § 3 Nummer 22 des Telekommunikationsgesetzes der<br />

technische Vorgang des Aussendens, Übermittelns und Empfangens von Signalen<br />

mittels Telekommunikationsanlagen bezeichnet wird. Die Telekommunikation ist somit<br />

mit dem Empfang der übermittelten Signale abgeschlossen. Die Inhalte und Verbindungsdaten<br />

der abgeschlossenen Telekommunikation eines Beschäftigten, etwa<br />

die auf dem Arbeitsplatzcomputer eingegangenen E-Mails, dürfen nach Absatz 4<br />

vom Arbeitgeber gemäß den §§ 32c und 32d erhoben, verarbeitet und genutzt wer-<br />

123


124<br />

- 27 -<br />

den. Das bedeutet, dass die Erhebung erforderlich sein muss für die Durchführung,<br />

Beendigung oder Abwicklung des Beschäftigungsverhältnisses. Dieses ist z. B. der<br />

Fall, wenn wegen der Abwesenheit des Beschäftigten die dienstlichen oder beruflichen<br />

E-Mails von dem Vertreter des Beschäftigten oder dem Arbeitgeber selbst weiter<br />

bearbeitet werden müssen. Der Arbeitgeber darf die Inhalte und weiteren <strong>Daten</strong><br />

der abgeschlossenen Telekommunikation allerdings nur erheben, verarbeiten und<br />

nutzen, und somit zur Kenntnis nehmen, sofern es sich nicht um erkennbar private<br />

Inhalte handelt. Die Erhebung, Verarbeitung und Nutzung privater Inhalte und <strong>Daten</strong><br />

der abgeschlossenen Kommunikation eines Beschäftigten ist nur zulässig, wenn dies<br />

zur Durchführung des ordnungsgemäßen Geschäftsbetriebes unerlässlich ist. Das ist<br />

z. B der Fall, wenn bei Erkrankung des Beschäftigten seine elektronische Post<br />

zwecks weiterer Bearbeitung der dienstlichen E-Mails gesichtet werden muss.<br />

Weitere Voraussetzung ist, dass der Arbeitgeber den Beschäftigten hierauf schriftlich<br />

hingewiesen hat. Die Kenntnisnahme der Kommunikationsinhalte der Beschäftigten<br />

mit ihren Interessenvertretungen ist auf der Grundlage des Absatzes 4 nicht zulässig,<br />

weil dies zur Durchführung des ordnungsgemäßen Geschäftsbetriebes nicht<br />

notwendig ist.<br />

Zu § 32j (Unterrichtungspflichten)<br />

Die Vorschrift regelt die Benachrichtigungspflicht des Arbeitgebers bei <strong>Daten</strong>pannen.<br />

Satz 1 verpflichtet den Arbeitgeber zur unverzüglichen Mitteilung an die Betroffenen.<br />

Nach Satz 2 ist auch die zuständige Aufsichtsbehörde unverzüglich zu unterrichten,<br />

wenn schwerwiegende Beeinträchtigungen der Rechte oder schutzwürdigen Interessen<br />

der Beschäftigten drohen. Satz 3 bestimmt die entsprechende Geltung des § 42a<br />

Sätze 3 bis 4 und 6.<br />

§ 32k (Änderungen)<br />

Die Vorschrift verpflichtet den Arbeitgeber grundsätzlich, Dritten, an die er Beschäftigtendaten<br />

übermittelt hat, die Änderung, Löschung oder Sperrung dieser <strong>Daten</strong> unverzüglich<br />

mitzuteilen. Diese Pflicht besteht ausnahmsweise nicht, wenn die Mitteilung<br />

zur Wahrung der schutzwürdigen Interessen der Beschäftigten nicht erforderlich<br />

ist


- 28 -<br />

§ 32l (Einwilligung, Geltung für Dritte, Rechte der Interessenvertretungen,<br />

Beschwerderecht)<br />

Zu Absatz 1<br />

Mit dieser Regelung wird den Besonderheiten des Beschäftigungsverhältnisses und<br />

der Situation der Beschäftigten Rechnung getragen. Abweichend von § 4 Abs. 1<br />

kann die Einwilligung des Beschäftigten nicht generell, sondern nur in den in diesem<br />

Unterabschnitt ausdrücklich bestimmten Fällen die Zulässigkeit der Erhebung, Verarbeitung<br />

oder Nutzung der Beschäftigtendaten begründen.<br />

Zu Absatz 2<br />

Die Regelungen dieses Unterabschnitts gelten auch für Dritte im Sinne von § 3 Absatz<br />

8, die, <strong>ohne</strong> Auftragsdatenverarbeiter zu sein, für den Arbeitgeber tätig sind. Der<br />

Dritte ist für die Einhaltung der datenschutzrechtlichen Vorschriften selbst verantwortlich.<br />

Für Auftragsdatenverarbeiter gilt weiterhin § 11.<br />

Zu Absatz 3<br />

Absatz 3 stellt klar, dass die Rechte der Interessenvertretungen der Beschäftigten<br />

durch die Neuregelungen nicht beeinträchtigt werden. Die Ausübung der Rechte der<br />

Interessenvertretungen bleibt umfassend geschützt. Im Hinblick auf die in den §§ 32<br />

bis 32l enthaltenen Regelungen bleiben die Beteiligungsrechte der Interessenvertretungen<br />

unberührt, insbesondere das Mitbestimmungsrecht des Betriebsrates bei der<br />

Einführung und Anwendung von technischen Einrichtungen, die dazu bestimmt sind,<br />

das Verhalten oder die Leistung der Beschäftigten zu überwachen (§ 87 Absatz 1<br />

Nummer 6 Betriebsverfassungsgesetz). Nicht berührt werden zudem die Erhebung,<br />

Verarbeitung und Nutzung aller für die Ausübung von Beteiligungsrechten der Interessenvertretungen<br />

erforderlichen <strong>Daten</strong> wie zum Beispiel bei Einstellungen und<br />

Kündigungen nach den §§ 99 und 102 Betriebsverfassungsgesetz. Die unbeeinflusste<br />

Wahrnehmung der Rechte der Interessenvertretungen wird durch die Änderungen<br />

des BDSG nicht tangiert.<br />

Andere das Beschäftigungsverhältnis betreffende Verbote der <strong>Daten</strong>erhebung, -<br />

verarbeitung oder -nutzung werden von den Regelungen des zweiten Unterabschnitts<br />

nicht verdrängt. Das BDSG hebt insofern keine anderen <strong>Schutz</strong>rechte auf.<br />

125


126<br />

Zu Absatz 4<br />

- 29 -<br />

Absatz 4 betrifft das Beschwerderecht des Beschäftigten, wenn dieser auf Grund<br />

tatsächlicher Anhaltspunkte den Verdacht hat, dass der Arbeitgeber Beschäftigtendaten<br />

unbefugt erhebt, verarbeitet oder nutzt. In einem solchen Fall hat sich der Beschäftigte<br />

zunächst an den Arbeitgeber selbst zu wenden. Hilft der Arbeitgeber der<br />

Beschwerde nicht <strong>ohne</strong> schuldhaftes Zögern ab, kann sich der Beschäftigte an die<br />

<strong>Daten</strong>schutzaufsichtsbehörde wenden. Durch die Ausübung des Beschwerderechts<br />

dürfen dem Beschäftigten aufgrund des arbeitsrechtlichen Maßregelungsverbots (§<br />

612a BGB) keine Nachteile entstehen.<br />

Zu Absatz 5<br />

Absatz 5 verbietet die Abweichung von den Regelungen des zweiten Unterabschnitts<br />

zu Ungunsten der Beschäftigten. Das Verbot gewährleistet, dass der mit den gesetzlichen<br />

Vorschriften geschaffene <strong>Daten</strong>schutzstandard für Beschäftigte nicht unterschritten<br />

wird. Damit wird nicht ausgeschlossen, dass Tarifverträge, Betriebs- oder<br />

Dienstvereinbarungen die gesetzlichen Regelungen konkretisieren oder Alternativen<br />

gestalten, um jeweiligen betrieblichen Besonderheiten Rechnung zu tragen. Solche<br />

Vereinbarungen sind zulässig, soweit sie von den gesetzlichen Regelungen nicht<br />

zum Nachteil der Beschäftigten abweichen.<br />

Zu Nummer 8<br />

Redaktionelle Änderung.<br />

Zu Nummer 9<br />

Redaktionelle Änderung.<br />

Zu Nummer 10<br />

Mit den Änderungen werden in § 43 die erforderlichen Bußgeldvorschriften eingefügt.<br />

Zu Artikel 2 (Änderung des Bundesverfassungsschutzgesetzes)<br />

Die Änderung in § 27 übernimmt die Formulierung des § 11 BNDG und erfolgt, um<br />

einen Gleichklang zwischen den Dienstegesetzen zu erreichen.


- 30 -<br />

Artikel 2 trägt dem besonderen Sicherheitsbedürfnis des Bundesamtes für Verfassungsschutz<br />

Rechnung, indem <strong>Daten</strong> zum <strong>Schutz</strong> seiner Mitarbeiter, Einrichtungen,<br />

Gegenstände und Quellen gegen sicherheitsgefährdende oder geheimdienstliche<br />

Tätigkeiten, also zur Eigensicherung, erhoben werden dürfen (§ 9 Absatz 1 Satz 1 in<br />

Verbindung mit § 8 Absatz2 Bundesverfassungsschutzgesetz). Die anzuwendenden<br />

Vorschriften des Bundesdatenschutzgesetzes ergeben sich aus § 27 Bundesverfassungsschutzgesetz.<br />

Die neuen Bestimmungen des Beschäftigtendatenschutzes finden grundsätzlich<br />

auch für das Bundesamt für Verfassungsschutz Anwendung.<br />

Die Regelung in dem neuen Satz 2 verfolgt das Ziel, einerseits zwar das Bundesamt<br />

für Verfassungsschutz als Arbeitgeber nicht schlechter zu stellen als andere Arbeitgeber,<br />

und die bestehenden Befugnisse des Bundesamtes für Verfassungsschutz im<br />

Bereich der Eigensicherung zu bewahren, andererseits aber ihm zugleich als Sicherheitsbehörde<br />

keine neuen Befugnisse zu verleihen. Das Bundesamt für Verfassungsschutz<br />

darf daher weiterhin im Bereich der Eigensicherung <strong>Daten</strong> so erheben<br />

und verarbeiten, wie es dies schon bisher nach seinen Rechtsgrundlagen darf und<br />

wird darin durch die neuen Regelungen des Bundesdatenschutzgesetzes nicht eingeschränkt.<br />

Zu Artikel 3 (Änderung des MAD-Gesetzes)<br />

Die Änderung in § 13 übernimmt die Formulierung des § 11 BND-Gesetz und erfolgt,<br />

um einen Gleichklang zwischen den Dienstegesetzen zu erreichen.<br />

Die Formulierung zur Änderung des § 13 MAD-Gesetz in Artikel 3 lehnt sich eng an<br />

die Regelungen zur Änderung des BND-Gesetz in Artikel 4 bzw. zur Änderung des<br />

Bundesverfassungsschutzgesetzes in Artikel 2 an.<br />

Die neuen Bestimmungen des Beschäftigtendatenschutzes finden damit grundsätzlich<br />

auch für den Militärischen Abschirmdienst Anwendung.<br />

Die Regelung in dem neuen Satz 2 verfolgt das Ziel, einerseits zwar den Militärischen<br />

Abschirmdienst als Arbeitgeber nicht schlechter zu stellen, als andere Arbeitgeber,<br />

und die bestehenden Befugnisse des Militärischen Abschirmdienstes im Bereich<br />

der Eigensicherung zu bewahren, andererseits aber ihm zugleich als Sicherheitsbehörde<br />

keine neuen Befugnisse zu verleihen. Der Militärische Abschirmdienst<br />

darf daher weiterhin im Bereich der Eigensicherung <strong>Daten</strong> so erheben und verarbeiten,<br />

wie er es bisher nach seinen Rechtsgrundlagen darf und wird darin durch die<br />

127


128<br />

- 31 -<br />

neuen Regelungen des Bundesdatenschutzgesetzes nicht eingeschränkt.<br />

Zu Artikel 4 (Änderung des BND-Gesetzes)<br />

Artikel 4 trägt dem besonderen Bedürfnis des Bundesnachrichtendienstes (BND)<br />

Rechnung, <strong>Daten</strong> zum <strong>Schutz</strong> seiner Mitarbeiter, Einrichtungen, Gegenstände und<br />

Quellen gegen sicherheitsgefährdende oder geheimdienstliche Tätigkeiten, also zur<br />

Eigensicherung zu erheben, zu verarbeiten und zu nutzen (§ 2 Absatz 1 Nummer 1<br />

BND-Gesetz). Die Befugnis steht unter der grundsätzlichen gesetzlichen Maßgabe,<br />

dass die anzuwendenden Bestimmungen des Bundesdatenschutzgesetzes nicht<br />

entgegenstehen. Die anzuwendenden Bestimmungen des Bundesdatenschutzgesetzes<br />

ergeben sich aus § 11 BND-Gesetz.<br />

So finden nach § 11 BND-Gesetz bislang unter anderem die §§ 13 bis 20 des Bundesdatenschutzgesetzes,<br />

die die <strong>Daten</strong>verarbeitung personenbezogener <strong>Daten</strong> für<br />

öffentliche Stellen regeln, keine Anwendung. Die Nichtanwendbarkeit dieser datenschutzrechtlichen<br />

Regelungen gründet sich auf die besonderen geheimhaltungsbezogenen<br />

Anforderungen der Eigensicherung des Bundesnachrichtendienstes als<br />

Nachrichtendienst. Als Auslandsnachrichtendienst steht er im besonderen Aufklärungsfokus<br />

ausländischer Geheimdienste. Die Geheimhaltung seines Wissens und<br />

seiner Methodik und der <strong>Schutz</strong> seiner Mitarbeiter ist unabdingbare Voraussetzung<br />

seiner Funktionsfähigkeit. Diese Besonderheiten wurden vom historischen Gesetzgeber<br />

in § 11 BND-Gesetz berücksichtigt. Sie besitzen unverändert Gültigkeit.<br />

Die Regelungen zum Beschäftigtendatenschutz nach diesem Gesetz finden grundsätzlich<br />

auch für die Mitarbeiter des Bundesnachrichtendienstes Anwendung. Wird<br />

der Bundesnachrichtendienst zum Zwecke der Eigensicherung tätig, finden die bestehenden<br />

Befugnisse des BND-Gesetzes Anwendung.<br />

Die Regelung in Satz 2 verfolgt das Ziel, einerseits zwar den Bundesnachrichtendienst<br />

als Arbeitgeber nicht schlechter zu stellen, als andere Arbeitgeber, und seine<br />

bestehenden Befugnisse im Bereich der Eigensicherung zu bewahren, andererseits<br />

aber ihm zugleich als Sicherheitsbehörden keine neuen Befugnisse zu verleihen. Der<br />

Bundesnachrichtendienst darf daher weiterhin im Bereich der Eigensicherung <strong>Daten</strong><br />

so erheben und verarbeiten, wie er es schon bisher nach seinen Rechtsgrundlagen<br />

darf und wird darin durch die neuen Regelungen des Bundesdatenschutzgesetzes<br />

nicht eingeschränkt.


- 32 -<br />

Zu Artikel 5 (Änderung des Bundesbeamtengesetzes)<br />

Die §§ 106 bis 115 des Bundesbeamtengesetzes (BBG) enthalten bereichsspezifische<br />

Regelungen für den Umgang mit personenbezogenen <strong>Daten</strong> von Beamtinnen<br />

und Beamten des Bundes. Für den Umgang mit Personalaktendaten im Sinne von<br />

§ 106 Absatz 1 Satz 4 des Bundesbeamtengesetzes soll es zunächst bei der geltenden<br />

Rechtslage bleiben, nach der die eben genannten Vorschriften des Bundesbeamtengesetzes<br />

den entsprechenden Regelungen des Bundesdatenschutzgesetzes<br />

vorgehen. Soweit personenbezogene <strong>Daten</strong> von Beamtinnen und Beamten des Bundes<br />

dagegen nicht zur Personalakte gehören (Sachaktendaten), sollen für den Umgang<br />

mit diesen <strong>Daten</strong> die neuen §§ 32e bis 32l des Bundesdatenschutzgesetzes<br />

gelten. Ob die datenschutzrechtlichen Bestimmungen des Bundesbeamtengesetzes<br />

darüber hinaus an die neuen Bestimmungen zum Beschäftigtendatenschutz im Bundesdatenschutzgesetz<br />

angepasst werden müssen, wird die Bundesregierung in einem<br />

nächsten Schritt prüfen.<br />

Nach § 50 des Beamtenstatusgesetzes (BeamtStG) sind auch für Beamtinnen und<br />

Beamte der Länder Personalakten zu führen. Über § 50 BeamtStG hinausgehende<br />

bundesgesetzliche Vorgaben für die Erhebung und Verwendung personenbezogener<br />

<strong>Daten</strong> von Beamtinnen und Beamten der Länder sind nicht erforderlich.<br />

Zu § 106 Absatz 5 Satz 1<br />

Satz 1 bestimmt, dass für die Erhebung und Verwendung derjenigen personenbezogenen<br />

<strong>Daten</strong> von Beamtinnen und Beamten, die nach § 106 Absatz 1 Satz 4 bis 6<br />

des Bundesbeamtengesetzes materiell Bestandteil der Personalakte sind, ausschließlich<br />

die entsprechenden beamtenrechtlichen Bestimmungen (insbesondere<br />

die §§ 106 bis 115 des Bundesbeamtengesetzes sowie Vorschriften des Bundesdisziplinargesetzes)<br />

anzuwenden sind.<br />

Zu § 106 Absatz 5 Satz 2<br />

Anders als § 106 Absatz 1 bis 3, die §§ 107 bis 109, 110 Absatz 1 bis 3 sowie die §§<br />

111 bis 114 des Bundesbeamtengesetzes sind § 106 Absatz 4 (Erhebung personenbezogener<br />

<strong>Daten</strong>) und § 110 Absatz 4 des Bundesbeamtengesetzes (Einsichtsrecht)<br />

nicht auf Personalaktendaten im Sinne des § 106 Absatz 1 Satz 4 bis 6 des Bundesbeamtengesetzes<br />

beschränkt. Sie gelten auch für personenbezogene <strong>Daten</strong>, die<br />

nicht zu den materiellen Personalaktendaten gehören, sondern Sachaktendaten sind.<br />

Das sind <strong>Daten</strong>, die trotz ihres Bezuges zur Person und dem Dienstverhältnis besonderen,<br />

von der Person und dem Dienstverhältnis sachlich zu trennenden Zwecken<br />

dienen (neben den in § 106 Absatz 1 Satz 6 des Bundesbeamtengesetzes genann-<br />

129


130<br />

- 33 -<br />

ten Prüfungs-, Sicherheits- und Kindergeldakten z. B. Vorgänge zu Stellenbesetzungsverfahren,<br />

zur Ausgabe von Dienstausweisen oder die täglich anfallenden <strong>Daten</strong><br />

im Rahmen der Arbeitszeiterfassung). Für die Verwendung von nach § 106 Absatz<br />

4 des Bundesbeamtengesetzes erhobenen personenbezogenen <strong>Daten</strong> in Sachakten<br />

galten auch bisher schon die Vorschriften des Bundesdatenschutzgesetzesüber<br />

die <strong>Daten</strong>verarbeitung der öffentlichen Stellen, weil das Bundesbeamtengesetz<br />

insoweit keine bereichsspezifischen Regelungen enthält. Für den Umgang mit personenbezogenen<br />

<strong>Daten</strong> von Beamtinnen und Beamten, die keine Personalaktendaten<br />

sind, gelten nunmehr neben § 106 Absatz 4 des Bundesbeamtengesetzes die §§ 32<br />

b, 32d bis 32l des Bundesdatenschutzgesetzes, soweit der Tatbestand des § 12 Absatz<br />

4 des Bundesdatenschutzgesetzes erfüllt ist. Diese Vorschriften sind deshalb<br />

unbeschränkt auch für Beamtinnen und Beamte des Bundes sowie wegen der Verweisung<br />

in § 46 des Deutschen Richtergesetzes auch für die Richterinnen und Richter<br />

des Bundes anwendbar.<br />

Von den in § 106 Absatz 5 Satz 2 in Bezug genommen Vorschriften setzen die §§<br />

32b und 32d des Bundesdatenschutzgesetzes allerdings eine <strong>Daten</strong>erhebung nach<br />

§§ 32, 32a bzw. 32c des Bundesdatenschutzgesetzes voraus. Da bei der Erhebung<br />

personenbezogener <strong>Daten</strong> von Bewerberinnen, Bewerbern, Beamtinnen und Beamten<br />

sowie ehemaliger Beamtinnen und ehemaliger Beamter der § 106 Absatz 4 des<br />

Bundesbeamtengesetzes nach dem Grundsatz des § 1 Absatz 3 des Bundesdatenschutzgesetzes<br />

diesen Vorschriften vorgeht, ordnet § 106 Absatz 5 Satz 2 zweiter<br />

Halbsatz an, dass bei der Anwendung der §§ 32b und 32d des Bundesdatenschutzgesetzes<br />

eine <strong>Daten</strong>erhebung nach § 106 Absatz 4 des Bundesbeamtengesetzes an<br />

die Stelle der §§ 32, 32a oder 32c des Bundesdatenschutzgesetzes tritt.<br />

Zu Artikel 6 (Änderung des Soldatengesetzes)<br />

Der bisherige Satz 2 entfällt in Angleichung an eine entsprechende Änderung des<br />

Bundesbeamtengesetzes durch Artikel 1 des Dienstrechtsneuordnungsgesetzes vom<br />

5. Februar 2009 (BGBl. I S. 160).<br />

Die neuen Sätze 2 und 3 stellen eine Folgeänderung zu Artikel 5 dar. Für das Verhältnis<br />

zwischen Soldatengesetz und Bundesdatenschutzgesetz gelten die Ausführungen<br />

in der Begründung zu Artikel 5 entsprechend.


Zu Artikel 7<br />

- 34 -<br />

Die Vorschrift regelt das Inkrafttreten des Gesetzes.<br />

Dokument: GE Beschäftigtendatenschutz.doc<br />

Stand: 24.08.2010, 09:47 Uhr, BMI-0-15-7<br />

131


132<br />

Stellungnahme<br />

Deutscher<br />

Gewerkschaftsbund<br />

Bundesvorstand<br />

Abteilung Recht<br />

03.09.10<br />

Zum Entwurf eines Gesetzes<br />

zur Regelung des Beschäftigtendatenschutzes


Vorbemerkung:<br />

Die Bundesregierung hat am 25.8. 2010 den Entwurf eines Gesetzes zur Regelung des Beschäftigtendatenschutzes<br />

beschlossen. Damit sollen entsprechend dem Koalitionsvertrag mit umfassenden<br />

allgemeingültigen Regelungen für den <strong>Daten</strong>schutz am Arbeitsplatz mehr Rechtssicherheit erreicht<br />

werden.<br />

Dieser Ansatz ist durchaus zu begrüßen. Der Entwurf bleibt aber deutlich hinter dem zurück, was<br />

im Koalitionsvertrag vereinbart war. Dort heißt es: „Wir setzen uns für eine Verbesserung des<br />

Arbeitnehmerdatenschutzes ein und wollen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Bespitzelungen<br />

an ihrem Arbeitsplatz wirksam schützen.“<br />

Diesen Anforderungen wird der Entwurf nicht gerecht. Erforderlich wären klare Begrenzungen<br />

durch gesetzliche Verbote der Erhebung, Verarbeitung und Nutzung von Beschäftigtendaten. Außerdem<br />

fehlen in dem Entwurf Regelungen zu Schadensersatz- und Entschädigungsansprüchen<br />

und ausdrückliche Verwertungsverbote. Richtigerweise hätte dieser Bereich in einem eigenständigen<br />

Gesetz geregelt werden müssen. Durch den vorliegenden Entwurf wird kein effektiver <strong>Daten</strong>schutz<br />

im Beschäftigtenverhältnis gewährleistet werden können. Es fehlt jegliche Transparenz,<br />

denn das BDSG gehört nicht einmal zu den aushangpflichtigen Gesetzen.<br />

Der DGB hat bereits im Dezember 2008 Eckpunkte zu den notwendigen gesetzlichen Regelungen<br />

zum Arbeitnehmerdatenschutz beschlossen. Danach muss Zweck des <strong>Daten</strong>schutzes sein, den<br />

Einzelnen davor zu schützen, dass durch Missbrauch seiner <strong>Daten</strong> eine Beeinträchtigung seines<br />

grundrechtlich geschützten Persönlichkeitsrechts erfolgt. Insbesondere muss die gezielte Beobachtung<br />

und Überwachung von Beschäftigten am Arbeitsplatz, aber auch im privaten Umfeld ausdrücklich<br />

verboten werden. Dazu gehört z.B. auch der Einsatz von Detektiven und sog. Testkäufern. Der<br />

Begriff der Überwachung ist dabei weit zu verstehen, d. h., sowohl Video- und Tonaufnahmen, direktes<br />

Ausspähen, Abgleichen von <strong>Daten</strong> (insbesondere dem persönlichen Bereich zurechenbaren<br />

wie Kontonummer, Postverkehr u. ä.), Kontrolle von Telefongesprächen und bei der Verwendung<br />

moderner Kommunikationsmittel wie E-Mail und Internet, Scannen und das Erstellen von Bewegungsprofilen<br />

mit Hilfe vor Ortungssystemen müssen erfasst werden. Ausnahmen von diesem<br />

grundsätzlichen Verbot dürfen nur für gesetzlich ausdrücklich geregelte Fälle, wenn eine andere<br />

Möglichkeit der Aufklärung, insbesondere die Einschaltung von Polizei und Staatsanwaltschaft<br />

nicht möglich ist, z.B. bei begründetem Verdacht einer strafbaren Handlung oder schwerwiegender<br />

Schädigung des Arbeitgebers oder Gefährdung zugelassen werden. Ebenso muss für diese Fälle<br />

ein Verfahren gesetzlich geregelt werden, das das Zustimmungserfordernis der betrieblichen Interessenvertretung<br />

und, falls diese nicht vorhanden ist, die Einbeziehung einer neutralen Stelle, z. B.<br />

den Landesdatenschutzbeauftragten, sowie Dokumentationspflichten und die Pflicht zum geringstmöglichen<br />

Eingriff festlegt.<br />

Der Grundansatz der Bundesregierung geht in eine völlig andere Richtung. Vorgesehen ist, den<br />

<strong>Daten</strong>schutz vor allem dem Interesse der Unternehmen an Korruptionsbekämpfung und zur Einhaltung<br />

von Compliance-Anforderungen unterzuordnen. Dies führt nicht zu mehr, sondern zu weniger<br />

<strong>Daten</strong>schutz. Dieser Ansatz eröffnet die Möglichkeit, weitgehend den <strong>Daten</strong>schutz auszuhebeln mit<br />

der Begründung, pflichtwidriges Verhalten aufdecken zu wollen. Damit wird das bestehende<br />

<strong>Schutz</strong>niveau erheblich unterschritten. Dies entspricht exakt den Forderungen, die die Arbeitgeberverbände<br />

seit Jahren in der Diskussion um den <strong>Daten</strong>schutz immer wieder erheben. Hinzu kommt,<br />

dass der Begriff Compliance nicht gesetzlich definiert ist und sehr weitgehende Möglichkeiten des<br />

133


134<br />

Arbeitgebers beinhaltet, „Wohlverhalten“ der Beschäftigten zu fordern – und mit den geplanten<br />

Neuregelungen auch zu überwachen. Zusammen mit den unbestimmten Rechtsbegriffen „Erforderlichkeit“<br />

und „Verhältnismäßigkeit“ sind damit der Willkür Tor und Tür geöffnet. Denn mit der Begründung,<br />

die Einhaltung von Compliance-Anforderungen kontrollieren zu müssen, setzt der Arbeitgeber<br />

selbst den Maßstab der Erforderlichkeit und die Bedingungen der Verhältnismäßigkeit.<br />

Das entspricht weder dem Prinzip der Rechtssicherheit, noch ist es transparent.<br />

Sinnvollerweise kann „Compliance“ nur die Einhaltung des geltenden Rechts bedeuten. Dazu gehören<br />

aber gerade auch das informationelle Selbstbestimmungsrecht der Arbeitnehmer und der<br />

Beschäftigtendatenschutz. Es gibt keine Rechtfertigung dafür, unter den Aspekten von Compliance<br />

und Korruptionsbekämpfung neue Einschränkungen des <strong>Daten</strong>schutzes vorzunehmen und damit<br />

einen „Freibrief“ für Ausforschung auszustellen. Die fehlende Rechtfertigung für Eingriffe in Beschäftigtengrundrechte<br />

kann durch schwammige Begriffe höchstens überdeckt, aber nicht ersetzt<br />

werden.<br />

Der Entwurf enthält keine klaren, eindeutigen Vorschriften zur wirksamen Begrenzungen der Erhebung,<br />

Verarbeitung und Nutzung von Beschäftigtendaten und zum <strong>Schutz</strong> des Persönlichkeitsrechts.<br />

Die vorgeschlagenen Regelungen enthalten dagegen wachsweiche, dehnbare Formulierungen,<br />

die den Arbeitgebern viele Möglichkeiten eröffnen können, die gesetzlich zur Verfügung<br />

gestellten Instrumente zum „Ausspionieren“ zu nutzen. Es wird infolge des Gesetzes zu Auseinandersetzungen<br />

in den <strong>Betriebe</strong>n und Unternehmen über die Zulässigkeit von z.B. der Nutzung und<br />

Verwendung biometrischer Merkmale von Beschäftigten kommen, mit denen sich dann die Gerichte<br />

befassen müssen, weil die vorgeschlagenen Regelungen Spielräume in Auslegung und Anwendung<br />

offen lassen. Die unbestimmten Begriffe „betriebliche Gründe“ und „schutzwürdige Belange/Interessen<br />

des Beschäftigten“ ziehen sich wie ein roter Faden durch den Gesetzentwurf und<br />

gelten sowohl vor als auch während des Beschäftigungsverhältnisses Im Übrigen fehlt es an Regelungen<br />

zum Gebot der <strong>Daten</strong>sparsamkeit. Dies müsste ausdrücklich als Grundsatz festgehalten<br />

werden.<br />

Problematisch ist vor allem auch der versteckte und verschachtelt gestaltete Einwilligungsvorbehalt<br />

„zu Gunsten“ der Beschäftigten, den das Gesetz an verschiedenen Stellen vorsieht. Das Beschäftigungsverhältnis<br />

ist keine gleichrangige Beziehung. Es besteht eine Abhängigkeit der ArbeitnehmerInnen,<br />

die es dem Arbeitgeber im Zweifel möglich macht, eine Generaleinwilligung zur <strong>Daten</strong>erhebung<br />

schon bei Aufnahme des Arbeitsverhältnisses zu erhalten. Die Freiwilligkeit der Einwilligung<br />

ist deshalb sehr zweifelhaft<br />

Selbst die „Verbesserungen“ gegenüber dem Vorentwurf des BMI ändern an dieser Bewertung<br />

nichts. Denn als einzige wesentliche Änderung in diese Richtung ist die Beschränkung der heimlichen<br />

Videoüberwachung zu werten. Die hätte aber einer verfassungsrechtlichen Überprüfung sowieso<br />

nicht standgehalten. Da gleichzeitig die Möglichkeiten zur Anordnung von Gesundheitsuntersuchungen<br />

erheblich ausgeweitet werden, erscheint der Entwurf in der Gesamtbewertung eher<br />

noch negativer als der Vorentwurf. Das auch von Arbeitgeberseite Kritik geübt wird, liegt in der Natur<br />

der Sache, da sie immer ein Interesse daran hat, <strong>Schutz</strong>rechte so weit wie möglich einzuschränken.<br />

Ein Indiz für die Ausgewogenheit der Regelung ist das nicht.<br />

Ein Gesetz, das keinen politischen Mehrwert im Sinne von mehr Arbeitnehmerschutz darstellt und<br />

sogar noch hinter dem Status Quo, den die Rechtsprechung gesetzt hat, zurückbleibt, wird von den


Gewerkschaften ausdrücklich abgelehnt. Das Gesetz schafft Rechtsgrundlagen, die das Ausspionieren<br />

von Beschäftigten ausdrücklich ermöglichen.<br />

Das System des elektronischen Entgeltnachweises ELENA hat viel Widerstand ausgelöst. Wenn<br />

aber schon die Sammlung von <strong>Daten</strong> zur Gewährung von Leistungen der Sozialversicherungsträger<br />

im Hinblick auf die Rechtsprechung des BVerfG zur Vorratsdatenspeicherung verfassungsrechtlich<br />

bedenklich ist, um wie viel problematischer ist die Eröffnung von fast unbeschränkten<br />

Möglichkeiten für den Arbeitgeber, <strong>Daten</strong> zu sammeln und aufzubewahren und sie zur Überwachung<br />

seiner Beschäftigten zu nutzen?<br />

Zu den Regelungen im Einzelnen<br />

Zu Art. 1 Nr. 3:<br />

Die Regelung bedarf der Klarstellung. Es ist sicherlich nicht Sinn der Neuregelung, den <strong>Daten</strong>schutz<br />

unter den Vorbehalt einer Betriebsvereinbarung zu stellen. Dies ist auch nach der bisherigen<br />

Rechtsprechung nicht möglich. Diese stellt vielmehr inhaltliche Anforderungen an eine Betriebsvereinbarung.<br />

Diese sind gesetzlich zu definieren. Darüber hinaus ist gesetzlich klarzustellen,<br />

für welche konkret bezeichneten Regelungen eine Betriebsvereinbarung in Frage kommt. Insbesondere<br />

die Übermittlung personenbezogener <strong>Daten</strong> an Dritte kann nicht allein auf eine Betriebsvereinbarung<br />

gestützt werden, wenn die persönliche Einwilligung des Betroffenen nicht vorliegt.<br />

Zu Art. 1 Nr. 5: § 27 Abs. 3 Anwendungsbereich:<br />

Der Anwendungsbereich ist weit gefasst. Sowohl der sachliche als auch der personelle Anwendungsbereich<br />

soll umfassend sein. Dies wird grundsätzlich begrüßt.<br />

Zu Art. 1 Nr. 7: § 32 <strong>Daten</strong>erhebung vor Begründung eines Beschäftigungsverhältnisses:<br />

Zu Abs. 1:<br />

Vorgesehen ist, dass der Arbeitgeber Beschäftigtendaten erfragen darf, die er benötigt, um die<br />

Eignung des Bewerbers für eine in Betracht kommende Tätigkeit festzustellen. Dabei wird nicht nur<br />

auf die fachliche Eignung abgestellt, sondern es wird ganz allgemein von Eignung gesprochen und<br />

dann ausdrücklich auf die persönlichen Fähigkeiten, Kenntnisse und Erfahrungen zurückgegriffen.<br />

Damit wird dem Arbeitgeber ein erheblicher Spielraum eingeräumt, da er selbst definieren kann,<br />

welche persönlichen Voraussetzungen er für notwendig hält und welche nicht. Eine objektive Feststellung<br />

der Erforderlichkeit ist damit von vorneherein erheblich eingeschränkt, da der Arbeitgeber<br />

einerseits die Kriterien für die Eignung aufstellt und dann selbst darüber entscheidet, was zur Feststellung<br />

dieser Kriterien erforderlich ist. Um diese Voraussetzungen feststellen zu können, wird die<br />

Erhebung aller nur denkbaren <strong>Daten</strong> möglich sein. Das Persönlichkeitsrecht kann nur dann wirksam<br />

geschützt werden, wenn nur rein objektive, auf die fachliche Eignung bezogene Kriterien zugelassen<br />

werden. Nur auf diese fachlich bezogenen Kriterien dürfen sich Fragen oder andere <strong>Daten</strong>ermittlungen<br />

beziehen. Denn nur so kann festgestellt werden, welche <strong>Daten</strong> tatsächlich erforderlich<br />

sind.<br />

135


136<br />

Zu Abs. 2:<br />

Darüber hinaus soll die <strong>Daten</strong>erhebung nach Abs. 2 in Bezug auf rassische und ethnische Herkunft,<br />

Behinderung, Gesundheit, sexuelle Identität, Vermögensverhältnisse, Vorstrafen oder laufende<br />

Ermittlungsverfahren dann erfolgen können, wenn die Voraussetzungen von § 8 Abs. 1 AGG<br />

vorliegen. Das ist dann der Fall, wenn diese Angaben wegen der Art der auszuübenden Tätigkeit<br />

oder den Bedingungen ihrer Ausübung wesentliche und entscheidende berufliche Anforderungen<br />

darstellt sind. Teilweise entspricht diese Regelung der ebenfalls unzureichenden Regelung im<br />

AGG.<br />

Bereits in der Stellungnahme des Deutschen Gewerkschaftsbundes zum AGG-Gesetzentwurf ist<br />

darauf hingewiesen worden, dass hier nicht die Art der auszuübenden Tätigkeit oder die Bedingungen<br />

ihrer Ausübung wesentliche und entscheidende berufliche Anforderungen sein können,<br />

sondern es muss sich um eine Sowohl-als-auch-Regelung handeln, d. h., sowohl die Art der auszuübenden<br />

Tätigkeit als auch die Bedingungen ihrer Ausübung müssen bestimmte Fragen rechtfertigen,<br />

ansonsten wird in das Persönlichkeitsrecht zu weit eingegriffen. „Oder“ müsste also durch<br />

„und“ ersetzt werden.<br />

Völlig inakzeptabel ist es, die Frage nach der Gesundheit zuzulassen. Einerseits regelt Abs. 3,<br />

dass von Beschäftigten keine Auskunft darüber verlangt werden kann, ob eine Schwerbehinderung<br />

oder Gleichstellung mit einem Schwerbehinderten vorliegt, andererseits sollen Fragen nach der<br />

Gesundheit aber zulässig sein. Dies ist vollkommen widersprüchlich. Darüber hinaus ist die Frage<br />

insbesondere dann äußerst problematisch, wenn man es bei der bisherigen Formulierung belässt<br />

und die Bedingungen der Ausübung als alleiniges Kriterium zulässt. Die Bedingungen der Ausübung<br />

können nämlich einseitig vom Arbeitgeber bestimmt werden, und unterliegen keinem objektiven<br />

Prüfungsmaßstab.<br />

Die Frage nach den Vermögensverhältnissen ist ebenfalls durch nichts zu rechtfertigen, da keine<br />

Konstellation denkbar ist, in der die privaten Vermögensverhältnisse in irgendeinem Zusammenhang<br />

eine wesentliche oder entscheidende berufliche Anforderung sein könnten. Gerade die Vermögensverhältnisse<br />

sind ebenso wie z.B. die Familienplanung eine ausschließlich private Angelegenheit<br />

– sie gehen den Arbeitgeber schlicht nichts an.<br />

Wir schlagen – im Sinne von Transparenz und Rechtsklarheit- vor, einen Katalog mit unerlaubten<br />

Fragebereichen – wie etwa Schwangerschaft, Familienplanung oder Gewerkschaftszugehörigkeit –<br />

ausdrücklich in das Gesetz aufzunehmen. Sowohl vom BAG als auch vom EuGH gibt es dazu eine<br />

differenzierte Rechtsprechung.<br />

Zu Abs. 3:<br />

Diese Regelung dient der Klarstellung und ist daher zu begrüßen.<br />

Zu Abs. 4:<br />

Die Regelung entspricht § 9 Abs. 1 AGG, die ihrerseits aber wegen der Verletzung des Art. 4<br />

Abs. 2 der Richtlinie 2000/78/EG europarechtswidrig ist. Danach ist die Frage nach der Zugehörigkeit<br />

zu einer Religionsgemeinschaft oder Weltanschauungsgemeinschaft nur dann zulässig, wenn<br />

unter Beachtung des Selbstverständnisses der jeweiligen Religionsgemeinschaft im Hinblick auf ihr<br />

Selbstbestimmungsrecht und (und eben nicht „oder“) nach der Art der Tätigkeit diese Zugehörigkeit<br />

eine gerechtfertigte berufliche Anforderung darstellt. Dies muss klargestellt werden. Denn sonst<br />

wäre auch die Frage nach der Religionszugehörigkeit bei Tätigkeiten zulässig, die mit dem Verkündungsbereich<br />

nichts zu tun haben, z. B. bei einer Reinigungskraft. Die wäre aber mit der Richtlinie


nicht zu vereinbaren und ginge auch deutlich über die berechtigten Interessen von Religionsgemeinschaften<br />

hinaus.<br />

Zu Abs. 5:<br />

Die Regelung stellt eine Verbesserung gegenüber dem ursprünglichen Entwurf dar, ist aber immer<br />

noch nicht klar. In der vorliegenden Form könnte sie so gelesen werden, dass ein Arbeitgeber, der<br />

Zwecke der Berichterstattung oder Meinungsäußerung verfolgt, also z. B. ein Verlag, pauschal <strong>Daten</strong><br />

über die politische Meinung und Gewerkschaftszugehörigkeit der Beschäftigten erheben dürfte.<br />

Das ist sicherlich nicht gemeint, muss aber ausdrücklich ausgeschlossen werden.<br />

Zu Abs. 6:<br />

Mit der Regelung, dass Beschäftigtendaten, die allgemein zugänglich sind, auch erhoben und genutzt<br />

werden dürfen, und lediglich ein vorheriger Hinweis notwendig ist, werden Vorgehensweisen<br />

wie z. B. sog. Scorrings (Detekteien werden beauftragt, im privaten Umfeld des Bewerbers nach<br />

Auffälligkeiten zu suchen; z. B. wird kontrolliert, ob auffällig viele Alkoholflaschen im Abfall sind,<br />

welche Zeitungen gelesen werden, wie das Freizeitverhalten ist usw.) und Internetrecherchen weiterhin<br />

möglich sein. Informationen, deren Wahrheitsgehalt nicht überprüft wird und auch nicht überprüft<br />

werden kann, werden damit personelle Entscheidungen beeinflussen können. Berücksichtigt<br />

man dabei, dass es jede Menge Informationen auf frei zugänglichen Plattformen gibt, die <strong>ohne</strong> Wissen<br />

und erst recht <strong>ohne</strong> Zustimmung derjenigen, über die Informationen eingestellt werden, wird<br />

deutlich, dass hier Informationen erhoben werden können, die auch im Interesse der Arbeitgeber<br />

keinesfalls zur Eignungsfeststellung genutzt werden sollten. .Denn <strong>ohne</strong> dass damit sinnvoll eine<br />

Entscheidung getroffen werden kann, verletzt eine solche Ermittlung das Persönlichkeitsrecht der<br />

Betroffenen.<br />

Ebenso ist es falsch, eine <strong>Daten</strong>erhebung bei Dritten zuzulassen, wenn der Bewerber einwilligt.<br />

Denn diese Einwilligung wird im Zweifel erteilt werden müssen, soll die Bewerbung erfolgreich sein.<br />

Ebenso ist es unzureichend, den Bewerber nur auf Verlangen über den Inhalt der erhobenen <strong>Daten</strong><br />

zu unterrichten. Denn im Zweifel wird dieses Verlangen nicht geäußert, um die weiteren Chancen<br />

nicht zu verbauen. Deshalb muss der Bewerber über alle über ihn erhobenen <strong>Daten</strong> informiert werden,<br />

und zwar <strong>ohne</strong> konkrete Aufforderung.<br />

Nach der Begründung des Entwurfs (Bes. Teil, S. 13) stellt diese Bestimmung keine den § 4 BDSG<br />

ausschließende, sondern eine diesen „ergänzende“ Regelung dar. Das schafft eine intransparente,<br />

unklare und konturlose Ermächtigung für den Arbeitgeber, die in der Praxis zu Ausweitung und<br />

Missbrauch geradezu einlädt.<br />

Zu Abs. 7:<br />

In Abs. 7 wird festgelegt, dass die <strong>Daten</strong>erhebung an den Maßstab der Verhältnismäßigkeit geknüpft<br />

ist.<br />

Das sollte zur Klarstellung der Beweislast in positiver Fassung geschehen und indem klargestellt<br />

wird, dass es sich um eine zusätzliche Hürde für <strong>Daten</strong>erhebungen handelt. Diese dürfen also unter<br />

Beachtung aller übrigen Rechtmäßigkeitsvoraussetzungen nur dann durchgeführt werden, wenn<br />

sie verhältnismäßig sind. Aus Gründen der Transparenz sollte die Methode der Verhältnismäßigkeitsprüfung<br />

im Text selbst beschrieben werden.<br />

137


138<br />

Zu § 32a: Ärztliche Untersuchungen und Eignungstests vor Begründung eines Beschäftigungsverhältnisses<br />

Zu Abs. 1:<br />

Satz 1 erster Teil wird akzeptiert. Nicht akzeptiert wird die Alternative, dass die Bedingungen der<br />

Arbeitsausübung ausreichen, um <strong>Daten</strong> durch Untersuchungen zu erheben. Hier gilt das zur Frage<br />

nach der Gesundheit in § 32 Abs. 2 Gesagte entsprechend. Nur dann, wenn der Arbeitgeber alles<br />

ihm Mögliche getan hat, um eine Gesundheitsgefährdung am konkreten Arbeitsplatz auszuschließen,<br />

kann überhaupt eine gesundheitliche Untersuchung zulässig sein. Die Fälle müssen ausdrücklich<br />

gesetzlich geregelt werden und dürfen nicht der Entscheidungsbefugnis des einzelnen<br />

Arbeitgebers überlassen bleiben.<br />

Die ärztliche Untersuchung und Weitergabe des Ergebnisses durch den Vorbehalt der Einwilligung<br />

des Arbeitnehmers rechtfertigen zu wollen, ist praxisfern. Eine datenschutzrechtlich relevante Einwilligung<br />

setzt die Freiwilligkeit der Entscheidung voraus. Insbesondere im Bewerbungsverfahren<br />

wird aber im Zweifel kein Bewerber eine Einwilligung zu einer gesundheitlichen Untersuchung verweigern,<br />

wenn der Arbeitgeber sie einfordert, weil er ansonsten nicht weiter für die Einstellung in<br />

Betracht kommt.<br />

Die Einwilligung sollte im Übrigen wegen der im Interesse des Bewerbers gebotenen Warnfunktion<br />

an die Schriftform gebunden sein.<br />

Zu Abs. 2:<br />

Durch die Regelung in Abs. 2 wird dem Arbeitgeber jede Möglichkeit gegeben, durch weitere Untersuchungen<br />

und Prüfungen, die nicht weiter spezifiziert sind, den Bewerber umfassend auszuforschen.<br />

Weder ist näher beschrieben, was unter Untersuchungen zu verstehen ist, noch sind Prüfungen<br />

(außer durch die Umschreibung „Eignungstest“) in irgendeiner Art eingegrenzt. Darüber<br />

hinaus gilt auch hier das zu § 32 Abs. 2 gesagte: die Notwendigkeit der Prüfung an die Art der Tätigkeit<br />

oder die Bedingungen ihrer Ausübung zu knüpfen überlässt es dem Arbeitgeber, die Bedingungen<br />

der Ausübung festzulegen und damit die Rechtfertigung für bestimmt Untersuchungen und<br />

Prüfungen anzuordnen. Objektive Notwendigkeit wird nicht gefordert – subjektive Wünsche des<br />

Arbeitgebers genügen. Völlig ad absurdum geführt wird die Regelung dadurch, dass der Eignungstest<br />

nach wissenschaftlich anerkannten Methoden durchzuführen ist, sofern solche bestehen.<br />

Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass dann, wenn keine Fachkunde besteht, die Tests trotzdem<br />

durchgeführt werden dürfen. Damit ist jeder noch so obskure Test zulässig.<br />

Letzter Satz klärt die Schweigepflicht nur für Personen, die <strong>ohne</strong>hin einer Schweigepflicht unterliegen.<br />

Nach unserer Ansicht ist die Schweigepflicht ausnahmslos auf alle mit der Untersuchung befassten<br />

Personen auszuweiten.<br />

Der Absatz muss ersatzlos gestrichen werden, wenn im Einstellungsverfahren keine umfassende<br />

Durchleuchtung der Bewerber gewollt ist.


Zu § 32b: <strong>Daten</strong>verarbeitung und -nutzung vor Begründung des<br />

Beschäftigungsverhältnisses<br />

Zu Abs. 1:<br />

Wir verweisen auf die Kritik zu § 32a Abs. 1. Durch das Abstellen ausschließlich auf die allgemeine<br />

Eignung des Bewerbers ist dem Arbeitgeber ein ausufernder Spielraum überlassen, welche <strong>Daten</strong><br />

er zur Feststellung dieser Eignung für notwendig hält, da er selbst die Kriterien der Eignung festlegen<br />

kann.<br />

Außerdem fehlt bei der letzten Alternative („oder für die Entscheidung über die Begründung des<br />

Beschäftigungsverhältnisses erforderlich“) jeder eingrenzende Maßstab. Klar ist nur, dass es noch<br />

sonstige Parameter außer der Eignung geben soll. Welche anderen Umstände gemeint sind, von<br />

denen die Einstellungsentscheidung abhängig gemacht werden soll, wird nicht einmal in der Entwurfsbegründung<br />

angedeutet.<br />

Zu Abs. 2:<br />

Es ist inakzeptabel, dass der Arbeitgeber, <strong>Daten</strong>, die er, auf welchem Weg auch immer, erhalten<br />

hat, mit der Begründung, sie seien für seine Entscheidung zur Begründung des Beschäftigungsverhältnisses<br />

notwendig, verarbeiten und nutzen kann. Noch gesteigert wird dies, wenn der Beschäftigte<br />

ihm „unverlangt“ <strong>Daten</strong> übermittelt. Die Kräfteverhältnisse im Arbeitsverhältnis und insbesondere<br />

im Bewerbungsverhältnis ermöglichen so dem Arbeitgeber immer den Zugang. Er kann immer<br />

mehr oder weniger deutlich machen, dass er erwartet, dass ihm bestimmte Informationen „unverlangt“<br />

zur Verfügung gestellt werden. Mit einer tatsächlichen Freiwilligkeit hat dies in dieser Abhängigkeitssituation<br />

überhaupt nichts zu tun.<br />

Darüber hinaus fördert die Regelung innerbetriebliches „Denunziantentum“; bezeichnend die Begründung,<br />

S. 14: „ihm auf andere Weise zugetragen“. Der gesamte Abs. 2 sollte deshalb gestrichen<br />

werden.<br />

Zu § 32c: <strong>Daten</strong>erhebung im Beschäftigungsverhältnis<br />

Zu Abs. 1:<br />

Es ist unklar, welche Beschäftigtendaten überhaupt erforderlich sind zur Beendigung des Arbeitsverhältnisses.<br />

Klar ist, dass bestimmte <strong>Daten</strong> zur Durchführung und zur Abwicklung des Beschäftigungsverhältnisses<br />

und natürlich auch zur Begründung des Beschäftigungsverhältnisses notwendig<br />

sind. Welche <strong>Daten</strong> aber zur Beendigung des Beschäftigungsverhältnisses notwendig sein<br />

könnten, ergibt sich weder aus dem Gesetz noch aus der Begründung. Hier ist eine Klarstellung<br />

erforderlich. Abzulehnen und klar auszuschließen ist jedenfalls eine allgemeine Erlaubnis von <strong>Daten</strong>erhebungen<br />

zur Vorbereitung von Kündigungen und einer „Munitionssammlung“ für künftige<br />

Kündigungsschutzprozesse.<br />

Zu Abs. 2:<br />

Hier wird auf die Ausführung zu § 32a verwiesen.<br />

Zu Abs. 3:<br />

Grundsätzlich sollten nur die gesetzlich ausdrücklich vorgeschriebenen Untersuchungen zulässig<br />

sein, wie z.B. nach Arbeitsmedizinverordnung. Mit der Berechtigung, Untersuchungen oder Tests<br />

139


140<br />

über die gesetzlich vorgeschriebenen Untersuchungen hinaus anordnen zu können, wenn der Arbeitgeber<br />

sie für erforderlich hält, erhält der Arbeitgeber einen Freibrief, krankheitsbedingte Kündigungen<br />

oder Kündigungen wegen Leistungsmängeln sowie Versetzungen und Änderungskündigungen<br />

vorzubereiten. Damit verschlechtert der Gesetzentwurf Arbeitnehmerrechte eklatant. Der<br />

Arbeitnehmer kann sich kaum gegen die Anordnung einer solchen Untersuchung wehren, auch<br />

wenn er sie für noch so unberechtigt hält. Denn eine Weigerung im Beschäftigtenverhältnis ist in<br />

der Regel mit Konsequenzen verbunden, und diese können häufig nicht als Benachteiligung nachgewiesen<br />

werden.<br />

Werden die Ergebnisse der arbeitsmedizinischen Untersuchungen missbräuchlich genutzt, können<br />

unliebsame oder leistungsschwächere Beschäftigte zukünftig stark unter Druck gesetzt werden.<br />

Außerdem besteht bei obligatorischen Gesundheitstests die Gefahr der Diskriminierung. Deshalb<br />

wird beispielsweise die obligatorische Testung auf HIV durch die IAO-Empfehlung 200 (Recommendation<br />

concerning HIV and AIDS and the World of Work) abgelehnt, die auch von der Bundesregierung<br />

mit Unterstützung der Arbeitgeberverbände und der Gewerkschaften beschlossen worden<br />

ist. Auch wenn argumentiert werden könnte, dass solche <strong>Daten</strong> für das Gesundheitsmanagement<br />

benötigt werden, um bessere Prävention leisten zu können bestehen bei der <strong>Daten</strong>erhebung<br />

Zielkonflikte zwischen besserer Prävention und dem <strong>Schutz</strong> individueller <strong>Daten</strong> (zum Bsp. auch bei<br />

der Gefährdungsbeurteilung oder im Rahmen des Betrieblichen Eingliederungsmanagements).<br />

Generell werden deshalb Eignungsuntersuchungen von den meisten Experten sehr kritisch gesehen.<br />

Der DGB und seine Mitgliedsgewerkschaften lehnen die Regelung nachdrücklich ab. Die Bedingungen<br />

der Ausübung können nämlich einseitig vom Arbeitgeber bestimmt werden, und unterliegen<br />

keinem objektiven Prüfungsmaßstab. Darüber hinaus müssen dann, wenn die Bedingungen<br />

der Ausübung eine konkrete gesundheitliche Gefährdung darstellen können, zunächst alle Maßnahmen<br />

unternommen werden, um die gesundheitliche Gefährdung auszuschließen (vgl. z. B. § 4<br />

ArbSchG: Gefahren sind an ihrer Quelle zu bekämpfen und individuelle Maßnahmen nachrangig).<br />

Zu § 32d: <strong>Daten</strong>verarbeitung und -nutzung im Beschäftigungsverhältnis<br />

Zu Abs. 1 und 2:<br />

Hier wird auf das bereits Gesagte zur Erforderlichkeit und Verhältnismäßigkeit verwiesen. Es bleibt<br />

allein in der Hand des Arbeitgebers, nach welchen Kriterien er seine Entscheidungen treffen will.<br />

Ein Arbeitnehmer wird während des Arbeitsverhältnisses dagegen nicht klagen – will er nicht seinen<br />

Arbeitsplatz verlieren.<br />

Zu Abs. 1 Nr. 2:<br />

Der damit frei erlaubte Austausch von Zwecken ist abzulehnen. Damit ist eine unkontrollierbare<br />

Lockerung der Zweckbindung der erhobenen <strong>Daten</strong> verbunden („Gelegenheitsfunde“).<br />

Zu Abs. 2:<br />

Vgl. Anm. zu § 32b Abs. 2 und zu § 32 c Abs. 1.<br />

Zu Abs. 3:<br />

Diese Regelung stellt das Kernstück der Neuregelung dar. Sie ist geeignet, sogar den <strong>Schutz</strong> der,<br />

wie dargestellt unzureichend durch die übrigen Neuregelungen geschaffen wird, ins Gegenteil umzukehren.<br />

Nach dieser Regelung darf der Arbeitgeber Beschäftigtendaten, die er rechtmäßig erworben<br />

hat, immer verwenden, wenn er die Begehung von Pflichtverletzungen zu seinen Lasten<br />

oder Straftaten durch den Beschäftigen aufdecken will. Es gibt keinerlei Vorschriften darüber, wel-


che Voraussetzungen dafür vorliegen müssen, ob z. B. ein konkreter Verdacht oder irgendwie geartete<br />

Anhaltspunkte für tatsächliche Vertragsverletzungen vorliegen müssen, oder ob eine abstrakte<br />

Gefahr im Sinne des Polizeirechts oder darüber hinaus ausreichen soll. Immerhin ist gegenüber<br />

dem Referentenentwurf des BMI der <strong>Daten</strong>abgleichung zur Verhinderung von Straftaten oder<br />

Pflichtverletzungen nicht mehr vorgesehen und es muss sich außerdem um schwerwiegende<br />

Pflichtverletzungen handeln. Durch die fehlende Definition, wann die Voraussetzungen vorliegen,<br />

<strong>Daten</strong> zur Aufdeckung verwenden zu dürfen, wird diese Verbesserung jedoch sehr relativiert. Denn<br />

die Regelung, dass im Verdachtsfall die <strong>Daten</strong> personalisiert werden dürfen, legt den Schluss nahe,<br />

dass der automatisierte Abgleich auch <strong>ohne</strong> konkreten Verdacht erfolgen darf. Dann würde<br />

aber der Begriff „aufdecken“ zwangläufig auch die Prävention einschließen – es bleibt also in der<br />

Wirkung bei der früheren Fassung. Positiv ist, dass durch die beispielhafte Inbezugnahme der<br />

§§ 266, 299,331 und 334 StGB der Begriff der schwerwiegenden Vertragsverletzung näher definieret<br />

wird. Allerdings berücksichtigt auch die Neufassung in keiner Weise das Strafverfolgungsmonopol<br />

des Staates, sondern der Arbeitgeber wird durch diese Regelung zu einer Art Betriebspolizei,<br />

die selbst ermittelt und zu einer Betriebsstaatsanwaltschaft, die selbst Anklagen erhebt. Dies alles<br />

aber, <strong>ohne</strong> dass die Einschränkungen staatlicher Ermittlungen bei Straftaten oder Ordnungswidrigkeiten<br />

vorliegen müssen. Damit und weil insbesondere ungeklärt ist, ab wann der Arbeitgeber „aufdecken“<br />

darf, sind die Ausforschungsmöglichkeiten nach diesem Teil des Entwurfs eher noch weitergehender.<br />

Hier werden die Vorgänge bei der Deutschen Bahn im Nachhinein legalisiert und gerechtfertigt.<br />

Schließlich ist noch darauf hinzuweisen, dass es keinerlei Verfahrensvorschriften gibt,<br />

wie anonymisiert und pseudonymisiert werden soll. Denn tatsächlich könnte das wirksam nur erfolgen,<br />

wenn ein unabhängiger Dritter mit dem Abgleich beauftragt würde. Im Betrieb selber ist es<br />

dagegen kaum möglich die Anonymität zu gewährleisten.<br />

Die Regelung wird insgesamt strikt abgelehnt und muss ersatzlos gestrichen werden.<br />

Zu Abs. 4:<br />

Es ist ungenügend, dass der Arbeitgeber lediglich den Dritten, den er ja selber mit der <strong>Daten</strong>verarbeitung<br />

beauftragt hat bzw. durch den er die Nutzung zulässt, nur darauf hinweisen muss, dass er<br />

<strong>Daten</strong> nur für den Zweck verarbeiten und nutzen darf, zu dessen Erfüllung sie ihm übermittelt wurden.<br />

Es muss vielmehr vorgesehen werden, dass dann, wenn der Dritte, dessen Dienste sich der<br />

Arbeitgeber bedient, gegen diese Verpflichtung verstößt, der Arbeitgeber dafür in Anspruch genommen<br />

werden kann. Außerdem muss festgelegt werden, dass nach Auftragende die <strong>Daten</strong> unverzüglich<br />

zu löschen sind.<br />

Zu Abs. 5:<br />

Die Regelung ist geeignet, die Persönlichkeitsrechte zu stärken und wird deshalb begrüßt – durch<br />

die weitgehenden Befugnisse, die der Arbeitgeber aber ansonsten erhält, wird sie entwertet.<br />

Zu § 32e: <strong>Daten</strong>erhebung, -verarbeitung und -nutzung <strong>ohne</strong> Kenntnis des Beschäftigten zur<br />

Verhinderung und Aufdeckung von Straftaten und anderen schwerwiegenden Pflichtverletzungen<br />

im Beschäftigungsverhältnis<br />

In diesem Paragraphen setzt sich die in § 32d Abs. 3 vorgenommene Verschiebung des Schwerpunkts<br />

der Neuregelung vom <strong>Schutz</strong> von Beschäftigtendaten und der grundgesetzlich garantierten<br />

Persönlichkeitsrechte von Beschäftigten hin zur Berechtigung des Arbeitgebers zur weitgehenden<br />

weiteren <strong>Daten</strong>erhebung und -nutzung mit der Begründung, z.B. Korruption bekämpfen zu wollen,<br />

weiter fort.<br />

141


142<br />

Zu Abs. 2:<br />

Es ist kritisch zu sehen, dass überhaupt Beschäftigtendaten <strong>ohne</strong> Wissen der Betroffenen erhoben<br />

werden dürfen. Voraussetzung ist zwar, dass Tatsachen den Verdacht begründen müssen, dass<br />

eine schwerwiegende Vertragsverletzung zu Lasten des Arbeitgebers, die den Arbeitgeber zu einer<br />

fristlosen Kündigung berechtigen würde, oder eine Straftat vorliegt. Welche Anforderungen an Tatsachen<br />

und Verdacht gestellt werden ist jedoch offen. Richtigerweise müssten Tatsachen einen<br />

hinreichenden Tatverdacht begründen um Rechtssicherheit herzustellen. Auch fehlt es an jeder<br />

Abgrenzung zum Ermittlungsmonopol des Staates bei Straftaten. Die Tatsache, dass nach Nr. 2<br />

auch die Verhinderung von Pflichtverletzungen und Straftaten ausreicht, um die <strong>Daten</strong>erhebung zu<br />

legitimieren wirft außerdem die Frage auf, welche Anforderungen für diesen Fall vorgesehen sind.<br />

Denn die Anforderung, dass Tatsachen den Verdacht begründen müssen ist ausdrücklich nur für<br />

Nr. 1 vorgesehen. Nr. 2 knüpft nur an die Erforderlichkeit an, die vom Arbeitgeber zunächst <strong>ohne</strong><br />

weitere Überprüfung, etwa durch den <strong>Daten</strong>schutzbeauftragten, festgesetzt wird. Der Beschäftigte<br />

kann diese Erforderlichkeit nicht einmal überprüfen lassen, weil er ja gerade keine Kenntnis von der<br />

<strong>Daten</strong>erhebung hat.<br />

Zwar wird in diesem Absatz die Verwendung von <strong>Daten</strong> nicht ausdrücklich geregelt – sie scheint<br />

aber immanent erlaubt zu sein. Denn <strong>ohne</strong> Verwendung kann die Erhebung allein nicht zur Aufdeckung<br />

oder Verhinderung von Straftaten oder Pflichtwidrigkeiten führen. Außerdem müsste klargestellt<br />

werden, auf welche konkrete Gruppe oder Person sich die <strong>Daten</strong>erhebung beziehen soll.<br />

Dabei ist die entsprechende Regelung nicht auf Korruptionsbekämpfung beschränkt, sondern gilt<br />

für Straftaten ganz allgemein. Auch der Diebstahl von Bagatellgegenständen ist eine Straftat.<br />

Selbst wenn nur ein diesbezüglicher Verdacht besteht, ist es nach dem Entwurf dem Arbeitgeber<br />

erlaubt, heimlich <strong>Daten</strong> zu erheben. Damit wird der Verdachtskündigung Vorschub geleistet.<br />

Zu Abs. 3:<br />

Das zur Frage der Erforderlichkeit in Abs. 2 ausgeführte gilt in gleicher Weise für die<br />

Verhältnismäßigkeitsprüfung: sie ist erst möglich, wenn die Verletzung des Persönlichkeitsrechts<br />

bereits erfolgt ist. . Damit wird aber keinerlei Transparenz hergestellt..<br />

Zu Abs. 4:<br />

Die Regelung geht in die richtige Richtung sollte aber unter Nr. 1 bezüglich des zeitlichen Umfangs<br />

einschränkender sein, da die vorgesehene Regelung missbrauchsanfällig ist.<br />

Zu Abs. 5:<br />

Es fehlen Regelungen, wie und bei wem die Dokumentation zu erfolgen hat sowie<br />

Sanktionsregelungen bei unterlassener Dokumentation.<br />

Darüber hinaus ist keinerlei vorherige Information beispielsweise der betrieblichen Interessenvertretung<br />

oder des <strong>Daten</strong>schutzbeauftragten vorgesehen, ebenso wenig wie eine Kontrolle durch<br />

diese Gremien. Hier muss ein eigenständiges Mitbestimmungsrecht konstituiert werden.<br />

Um einen angemessenen Ausgleich zwischen den Interessen des Arbeitgebers und denen der<br />

Beschäftigten zu erreichen, müsste zumindest vorgesehen werden, dass Ausmaß, Ziel und Methode<br />

der <strong>Daten</strong>erhebung, -verarbeitung und -nutzung vorab festgelegt und dokumentiert werden,<br />

dass vor Einleitung der Maßnahmen der betriebliche <strong>Daten</strong>schutzbeauftragte und die betriebliche<br />

Interessenvertretung und, soweit eine dieser Institutionen oder beide nicht vorhanden sind, eine<br />

unabhängige Stelle, z. B. beim Landesbeauftragten für den <strong>Daten</strong>schutz, beteiligt wird.


Zu Abs. 7:<br />

Die Regelung wird begrüßt, wobei allerdings nicht klar ist, worin die Notwendigkeit der Inbezugnahme<br />

von Abs. 6 S. 2-4 liegt, da es sich um ein absolutes Verbot und eine uneingeschränkte<br />

Löschungsvorschrift handelt – für eine Dokumentation des Grundes der Speicherung oder Löschung,<br />

oder die Löschung spätestens am Ende des Kalenderjahres ist also eigentlich kein Raum.<br />

Zu § 32f: Beobachtung nicht öffentlich zugänglicher Betriebsstätten mit optischelektronischen<br />

Einrichtungen<br />

Es fehlen Regelungen gegen den Einsatz von Detektiven und Systemen zur Mitteilung von Korruptionsverdächtigungen<br />

von Beschäftigten („internes Whistleblowing“).<br />

Zu Abs. 1:<br />

Auch mit dieser Neuregelung werden die betrieblichen Interessen über das informationelle Selbstbestimmungsrecht<br />

der Beschäftigten gestellt. Mit dem Insbesonderenkatalog werden die Zutrittskontrolle,<br />

die Wahrnehmung des Hausrechts, der <strong>Schutz</strong> des Eigentums und Qualitätskontrollen<br />

auf eine Stufe mit besonderen Sicherheitsinteressen auch für die Beschäftigten oder der Gefahrenabwehr<br />

gestellt. Damit ist die Definition der wichtigen betrieblichen Interessen auf einer sehr niedrigen<br />

Schwelle angesiedelt und lässt es zu, dass beispielsweise eine Videoüberwachung, die bei Lidl<br />

erhebliche Empörung ausgelöst hat, zukünftig zulässig sein wird. Denn dort war es gerade der<br />

<strong>Schutz</strong> des Eigentums und die Verhinderung von Ladendiebstählen, die Lidl als Begründung dafür<br />

angeführt hat, dass die Überwachungen durchgeführt worden sind. Deshalb ist es notwendig, dass<br />

der Insbesonderenkatalog beschränkt wird auf die Fälle, in denen ein besonderes Sicherheitsinteresse<br />

aufgrund der Besonderheiten der jeweiligen Arbeitsstätte besteht.<br />

Nicht akzeptabel ist aber, dass nach dem Entwurf demnächst in jedem Betrieb die offene Videoüberwachung<br />

zur Grundausstattung gehören wird. Diese wird dann zusätzlich noch zur Verhaltens-<br />

und Leistungskontrolle eingesetzt werden. Nach der Rechtsprechung des BAG sind der Videoüberwachung<br />

strenge Grenzen gezogen worden. Hiervon ist dem Gesetzentwurf nichts zu erkennen.<br />

Schließlich ist die notwendige Transparenz immer noch nicht hergestellt. Ziel ist der generelle<br />

Ausschluss der heimlichen Videoüberwachung. Ein allgemeiner Hinweis auf den bloßen „Umstand“<br />

der Videoüberwachung reicht dazu nicht. Hier ist eine Konkretisierung erforderlich, damit deutlich<br />

wird, wie, an welcher Stelle und wann die Videoüberwachung erfolgt. Fehlen diese Voraussetzungen<br />

erhält der Arbeitgeber vom Gesetzgeber die Handhabe, jederzeit eine Videoüberwachung im<br />

Betrieb einzusetzen, nachdem sie dies vorher (wo auch immer) kenntlich gemacht haben.<br />

.<br />

Zu Abs. 2:<br />

Die Regelung wird grundsätzlich begrüßt, müsste aber dahingehend geändert werden, dass Betriebsstätten,<br />

die auch zur privaten Lebensgestaltung des Beschäftigten dienen, nicht per Video<br />

überwacht werden dürfen. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Privatsphäre von Beschäftigten<br />

auch am Arbeitsplatz ausreichend geschützt wird. Außerdem sollte klargestellt werden, dass<br />

dort generell jede Überwachung unzulässig ist. Auch ist der kollektive und kommunikative und nicht<br />

nur der individuelle Rückzugsraum entgegen der Begründung, S., schutzwürdig (Pausen- und Raucherräume).<br />

143


144<br />

Zu § 32g: Ortungssysteme<br />

Zu Abs. 1:<br />

Die Nutzung von Ortungssystemen zur Sicherheit der Beschäftigten ist grundsätzlich nicht zu beanstanden.<br />

Es müsste jedoch gesetzlich geregelt werden, in welchen konkreten Fällen Ortungssysteme<br />

überhaupt zur Sicherheit der Beschäftigten eingesetzt werden dürfen. Überdies ist für den<br />

jeweiligen Einsatz eine schriftliche Einverständniserklärung nach ausreichender Information erforderlich.<br />

Inwieweit zur Koordinierung des Einsatzes von Beschäftigten eine Nutzung von Ortungssystemen<br />

zulässig sein soll, ist nicht erkennbar. Insbesondere ist nicht erkennbar, welche Fallgruppen<br />

hier erfasst werden sollen. Wenn es beispielsweise darum geht, den Einsatz von Berufskraftfahrern<br />

bei einer Spedition oder einem Taxiunternehmen zu koordinieren, ist die Verwendung von<br />

Ortungssystemen überflüssig, da ein eventuell notwendig werdender neuer Einsatz dem jeweiligen<br />

Beschäftigten sowieso mündlich übermittelt werden muss. Vorher ihn dann auch noch zu orten, ist<br />

überflüssig. Die Zulässigkeit einer solchen Ortung beinhaltet vielmehr die Gefahr, dass durch eine<br />

solche Ortung die Fahrer unter ständiger Beobachtung gestellt werden. Insofern bietet zwar der<br />

letzte Satz von Abs. 1 eine gewisse Sicherheit, besser wäre es jedoch, grundsätzlich die Verwendung<br />

zur Koordinierung des Einsatzes auszuschließen.<br />

Unklar ist, wie die Ortung auf die Arbeitszeit beschränkt werden kann. Nach der Begründung sind<br />

offenbar Pausenzeiten und Ähnliches der Arbeitszeit zugerechnet worden.<br />

Zu Abs. 2 und 3:<br />

Die Regelungen sind grundsätzlich nicht zu beanstanden.<br />

Zu § 32h: Biometrische Verfahren<br />

Zu Abs. 1:<br />

Dass die Verwendung biometrischer Merkmale, außer die in Form von Lichtbildern <strong>ohne</strong> Einwilligung<br />

der Betroffenen zulässig sein soll, ist nicht einsichtig. Tatsächlich sollte auch hier eine schriftliche<br />

Einwilligung notwendig sein. Mit der Regelung, dass betriebliche Gründe zu Autorisierungs-<br />

und Authentifikationszwecken ausreichen, um die Verwendung biometrischer Merkmale erforderlich<br />

zu machen, wird dem Arbeitgeber ein Alleinentscheidungsrecht übertragen, biometrische Merkmale<br />

zu erheben und zu verwenden. Die Einschränkung zur Autorisierungs- und Authentifikationszwecken<br />

hilft dabei nicht. Es ist eine grundsätzliche Frage, ob zu diesen Zwecken biometrische Merkmale<br />

und damit ganz grundlegende Bereiche der Privatsphäre vom Arbeitgeber erhoben werden<br />

dürfen. Zwingend muss nach unserer Auffassung eine Einschränkung auf sicherheitsrelevante Bereiche<br />

erfolgen. Dass jeder Arbeitgeber zukünftig Fingerabdrücke oder Irisaufnahmen für den Zugang<br />

zu allen Betriebsstätten verwenden darf, ist viel zu weitgehend und daher abzulehnen.<br />

S. 2 enthält zwar ein Einwilligungserfordernis, lässt dafür aber jede Eingrenzung der zulässigen<br />

Ziele vermissen. Das ist angesichts der begrenzten Aussagekraft von Einwilligungen des Beschäftigten<br />

im Arbeitsverhältnis abzulehnen.


Zu § 32i: Nutzung von Telekommunikationsdiensten<br />

Zu Abs. 1:<br />

Die Regelung in Abs. 1 ist abgesehen von Nr. 3 angemessen. Bezüglich der Regelung in Nr. 3 wird<br />

auf die Ausführungen zu § 32d Abs. 3 verwiesen.<br />

Die Regelung dient nur dem Zwecke der Verhaltens- und Leistungskontrolle.<br />

Zu Abs. 2:<br />

Bei dieser Regelung wird der einschränkende Charakter der Nutzungserlaubnis von Telekommunikationsdaten<br />

in § 32i ausgehebelt. Wie bereits mehrfach gesagt, ist angesichts des Kräfteverhältnisses<br />

im Arbeitsverhältnis die Einwilligung des Beschäftigten kein angemessenes Regulativ bezüglich<br />

des Missbrauchs von Arbeitnehmerdaten. Ebenso wenig sind die berechtigten Interessen<br />

des Arbeitgebers eine Einschränkung, denn nach der gesamten Anlage der Neuregelung geht die<br />

Wertung des Gesetzgebers dahin, dass die berechtigten Interessen auf einer sehr niedrigen<br />

Schwelle vorliegen. Die Sonderregelungen für die Arbeit in Callcentern nach Satz 2 und 3 sind ebenfalls<br />

völlig unangemessen. Sie geben dem Arbeitgeber ein weitgehendes Recht, die berufliche<br />

Tätigkeit der Mitarbeiter dauerhaft aufzuzeichnen. Dies entspräche an anderen Arbeitsplätzen einer<br />

Dauerbeobachtung durch Video. Dass hier außerdem eine bloße Benachrichtigung, aber nicht<br />

einmal eine vorherige Einwilligung des Beschäftigten, so unzureichend sie auch sein mag, vorgesehen<br />

ist, setzt die Beschäftigten in Callcentern einem erheblichen Überwachungsdruck aus. Ebenso<br />

wenig ist die Einwilligung der Kommunikationspartner ein einschränkendes Kriterium, als<br />

sich an der bisherigen völlig unbefriedigenden Praxis nichts ändert.<br />

Es sollte klargestellt werden, dass eine schriftliche Einwilligung des Arbeitnehmers (nicht vorab im<br />

Arbeitsvertrag) und eine ausdrückliche Erklärung des Kommunikationspartners erforderlich ist.<br />

Zu Abs. 3:<br />

Es wird auf die Ausführung zu Abs. 1 verwiesen.<br />

Zu § 32j: Unterrichtungspflichten<br />

Zu Abs. 1:<br />

Die Regelung ist nicht weitgehend genug. Es ist nicht ausreichend, dass der Arbeitgeber bei unrechtmäßiger<br />

Übermittlung oder Kenntniserlangung bei Dritten dies dem Arbeitnehmer mitteilt. Er<br />

hat vielmehr alles ihm Zumutbare zu tun, um daraus entstehende Schäden auszuschließen und auf<br />

den Dritten einzuwirken, dass die <strong>Daten</strong> unverzüglich gelöscht werden.<br />

Zu § 32 l: Einwilligung, Geltung für Dritte, Rechte der Interessenvertretung, Beschwerderecht,<br />

Unabdingbarkeit<br />

Zu Abs. 4:<br />

Es ist praxisfern, das Recht der Beschäftigten, Verstöße gegen die unbefugte <strong>Daten</strong>erhebung, -<br />

verwendung oder –nutzung bei der zuständigen Behörde erst zuzulassen, wenn Vorab einer Beschwerde<br />

im Betrieb nicht abgeholfen wurde. Gerade in schweren Fällen, in denen der Beschäftigte<br />

davon ausgehen muss, dass der Rechtsverstoß mit voller Absicht erfolgt ist, wird er durch die<br />

Notwendigkeit, zunächst eine interne Beschwerde vorzunehmen. einem erheblichen Druck ausge-<br />

145


146<br />

setzt. Er wird in diesen Fällen immer mit Repressalien rechnen müssen – und im Zweifel die Beschwerde<br />

unterlassen. Im Übrigen konterkariert die Regelung die Rechtsprechung des BAG zu<br />

whistleblowing, die gerade dann, wenn der Arbeitgeber der „Täter“ ist, keine interne Beschwerde<br />

verlangt, weil sie unverhältnismäßig ist. Im Übrigen dürfte eine solche Beschränkung auch gegen<br />

die EU <strong>Daten</strong>schutzrichtlinie verstoßen. Denn nach Artikel 28 Absatz 4 der EU-<br />

<strong>Daten</strong>schutzrichtlinie 95/46 steht jedermann, das Recht zu, sich bei Verdacht auf Verstöße gegen<br />

<strong>Daten</strong>schutzbestimmungen direkt an unabhängige Kontrollbehörden zu wenden. Eine Einschränkung<br />

ist gerade nicht vorgesehen.<br />

Zu Nr. 10 Ergänzung von § 43:<br />

Die Vorschriften des § 43 lediglich und unvollständig zu ergänzen, wird den Bedürfnissen nach<br />

wirksamen und abschreckenden Sanktionen nicht gerecht. Zum einen werden nicht einmal alle<br />

Verstöße gegen die Pflichten des Arbeitgebers aus den Neuregelungen in den Bußgeldkatalog<br />

aufgenommen (z. B. fehlt die Erlangung von <strong>Daten</strong> von Dritten <strong>ohne</strong> Einwilligung nach § 32a Nr. 8),<br />

zum anderen müssten aber besonders schwere Verstöße auch strafbewehrt sein. Darüber hinaus<br />

fehlt die Regelung zu einem Entschädigungsanspruch des Beschäftigten bei Verletzung seines<br />

Persönlichkeitsrechts und ein Schadensersatzanspruch, wenn z. B. ein Bewerber aufgrund unrechtmäßig<br />

erlangter <strong>Daten</strong> im Bewerbungsverfahren die Stelle nicht erhält.<br />

Zusammenfassung<br />

Der Gesetzesentwurf verdient nicht den Namen, der ihm gegeben wurde. Es handelt sich nicht um<br />

den Entwurf eines Gesetzes zur Regelung des Beschäftigtendatenschutzes, sondern um einen<br />

Entwurf zur Regelung der Erlaubnis des Arbeitgebers zur Nutzung von Beschäftigtendaten. Die<br />

vorgesehenen Regelungen gehen viel zu weit und greifen in die Rechte der Beschäftigten, insbesondere<br />

in deren Recht auf informationelle Selbstbestimmung in nicht zu rechtfertigender Weise<br />

ein. Es ist fraglich, ob mit diesem Entwurf die Grenzen, die das Bundesverfassungsgericht für Eingriffe<br />

in das allgemeine Persönlichkeitsrecht in seinen datenschutzrechtlich relevanten Ausprägungen<br />

gesetzt hat, auch nur ansatzweise eingehalten werden. Es darf beim <strong>Daten</strong>schutz nicht darum<br />

gehen, Persönlichkeitsrechte auf denselben Rang wie das Recht der Unternehmer an ihrer wirtschaftlichen<br />

Betätigung zu stellen. Persönlichkeitsrechte müssen Vorrang haben und sind unverzichtbar.


<strong>Daten</strong>schutz im Arbeitsverhältnis ausgewogen und<br />

rechtssicher gestalten<br />

Balance zwischen <strong>Daten</strong>schutz und Compliance sicherstellen<br />

Februar 2010<br />

Ansprechpartner:<br />

Abteilung Arbeitsrecht<br />

T +49 30 2033-1200<br />

arbeitsrecht@arbeitgeber.de<br />

BDA | Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände<br />

147


148<br />

Zusammenfassung<br />

Deutschland verfügt über ein im internationalen<br />

Vergleich sehr hohes <strong>Daten</strong>schutzniveau. Dies<br />

gilt im Verhältnis des Bürgers zum Staat, es gilt<br />

ebenso für das Verhältnis der Bürger untereinander,<br />

insbesondere auch für das Arbeitsverhältnis.<br />

Vor dem Hintergrund des hohen Niveaus des <strong>Daten</strong>schutzes<br />

innerhalb der Mitgliedsstaaten haben<br />

auch Kommission und Rat der Europäischen Union<br />

ihr Vorhaben aufgegeben, eine eigenständige<br />

Richtlinie für den Arbeitnehmerdatenschutz zu<br />

entwickeln.<br />

Ein ausgewogener <strong>Daten</strong>schutz im Arbeitsverhältnis<br />

ist sinnvoll. Ein solcher <strong>Daten</strong>schutz muss<br />

die Vertraulichkeit der <strong>Daten</strong> und Geschäftsgeheimnisse<br />

von Arbeitgebern und Arbeitnehmern<br />

wahren. Ein ausgewogener <strong>Daten</strong>schutz muss<br />

gleichzeitig sicherstellen, dass Korruptionen und<br />

Kriminalität in den <strong>Betriebe</strong>n wirkungsvoll bekämpft<br />

werden können.<br />

Im Einzelnen<br />

I. Grundsatzregelung § 32 BDSG<br />

Die in das Bundesdatenschutzgesetz aufgenommene<br />

Grundsatzregelung zum Arbeitnehmerdatenschutz<br />

in einem neuen § 32 BDSG war überflüssig<br />

und macht das <strong>Daten</strong>schutzrecht nicht<br />

transparenter. Sie ändert aber an der bestehenden<br />

Struktur des <strong>Daten</strong>schutzes im Arbeitsverhältnis<br />

nichts. Vielmehr soll sie das geltende<br />

Recht wiedergeben.<br />

1. Struktur des § 32 BDSG<br />

In § 32 Abs. 1 BDSG werden im Wesentlichen<br />

zwei Fälle unterschieden. Nach Satz 1 dürfen für<br />

Zwecke des Beschäftigungsverhältnisses <strong>Daten</strong><br />

des Beschäftigten erhoben, verarbeitet oder genutzt<br />

werden, wenn dies für die Entscheidung<br />

über die Begründung eines Beschäftigungsverhältnisses<br />

oder nach Begründung des Beschäftigungsverhältnisses<br />

für dessen Durchführung oder<br />

Beendigung erforderlich ist.<br />

Zur Aufdeckung von begangenen Straftaten dürfen<br />

personenbezogene <strong>Daten</strong> eines Beschäftigten<br />

nach Satz 2 dann erhoben, verarbeitet oder<br />

genutzt werden, wenn zu dokumentierende tatsächliche<br />

Anhaltspunkte den Verdacht begrün-<br />

den, dass der Betroffene im Beschäftigungsverhältnis<br />

eine Straftat begangen hat, die <strong>Daten</strong> zur<br />

Aufdeckung erforderlich sind und das schutzwürdige<br />

Interesse des Beschäftigten an dem Ausschluss<br />

der <strong>Daten</strong>erhebung, -verarbeitung oder -<br />

nutzung nicht überwiegt, insbesondere die <strong>Daten</strong>nutzung<br />

nicht unverhältnismäßig ist.<br />

a. Zweck des Beschäftigungsverhältnisses<br />

Ausweislich der Begründung beschränkt sich<br />

§ 32 BDSG darauf, § 28 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1<br />

BDSG zu konkretisieren und Satz 2 desselben<br />

Absatzes überflüssig zu machen, wenn die <strong>Daten</strong><br />

zum Zweck des Beschäftigungsverhältnisses erhoben<br />

werden. Danach sollen die von der Rechtsprechung<br />

erarbeiteten Grundsätze des <strong>Daten</strong>schutzes<br />

im Beschäftigungsverhältnis nicht geändert,<br />

sondern lediglich zusammengefasst werden.<br />

Die <strong>Daten</strong>erhebung nach anderen Vorschriften<br />

des Bundesdatenschutzgesetzes oder anderer<br />

Gesetze (genannt werden ausdrücklich § 4a<br />

BDSG und § 22 Kunsturhebergesetz) soll möglich<br />

bleiben. Entsprechendes soll ausweislich der<br />

Gesetzesbegründung auch für § 28 Abs. 1 Satz 1<br />

Nr. 2 und 3 BDSG gelten, soweit die <strong>Daten</strong>nutzung<br />

nicht zu Zwecken des Beschäftigungsverhältnisses<br />

stattfindet. Danach soll es möglich<br />

sein, zum Beispiel Maßnahmen zur Korruptionsbekämpfung<br />

auch präventiv zu ergreifen.<br />

b. Aufdeckung von Straftaten<br />

Satz 2 soll nur für begangene Straftaten bzw. deren<br />

Aufdeckung gelten. Entweder sind Maßnahmen<br />

zur Bekämpfung von Korruption mit dem<br />

Zweck des Beschäftigungsverhältnisses verbunden<br />

und wären demnach gem. § 32 S. 1 BDSG<br />

zulässig oder sie dienen nicht unmittelbar dem<br />

Zweck der Durchführung des Beschäftigungsverhältnisses;<br />

dann können entsprechende Maßnahmen<br />

auf § 28 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 und ggf. 3<br />

BDSG gestützt werden. Die Verhinderung von<br />

Straftaten bleibt nach der Begründung gestützt<br />

auf § 28 Abs. 1 Nr. 2 und 3 BDSG oder gestützt<br />

auf § 32 n. F. BDSG möglich.<br />

c. Begriff der Datei<br />

In Abs. 2 wird klargestellt werden, was unter Erhebung,<br />

Verarbeitung und Nutzung von <strong>Daten</strong> zu


verstehen ist. Die Vorschrift ist vor dem Hintergrund<br />

von § 3 Abs. 2 BDSG überflüssig.<br />

d. Beteiligungsrecht der Interessenvertretung<br />

Die Rechte des Betriebsrates bleiben nach § 32<br />

Abs. 3 BDSG unberührt. Dies bestätigt eine<br />

Selbstverständlichkeit. Mit der Einfügung des §<br />

32 BDSG ist keine Ausweitung des Mitbestimmungsrechts<br />

des Betriebsrats, insbesondere<br />

nicht des Mitbestimmungsrechts nach § 87 Abs.<br />

1 Nr. 6 BetrVG verbunden.<br />

2. Bewertung<br />

Die BDA hat auf die nun vorgenommene Klarstellung<br />

in der Gesetzesbegründung gedrängt, dass<br />

mit der Aufnahme des § 32 BDSG die bisherige<br />

Rechtslage nicht geändert wird. Eine solche Veränderung<br />

war auch vor dem Hintergrund des Kabinettsbeschlusses<br />

vom 18. Februar 2009 nicht<br />

beabsichtigt.<br />

Es handelt sich lediglich um eine Zusammenfassung<br />

der bestehenden Rechtslage und Rechtsprechung<br />

und ebenfalls ausweislich der Gesetzesbegründung<br />

soll kein Präjudiz für mögliche<br />

weitere gesetzliche Modifizierungen geschaffen<br />

werden.<br />

Trotzdem ist die Zusammenfassung bestehender<br />

Grundsätze in der konkreten Form kritisch zu<br />

würdigen. Die Erfahrung mit der Rechtsprechung<br />

zu gesetzlichen Regelungen im Zusammenhang<br />

mit der <strong>Daten</strong>erfassung in den letzten Jahren gebietet<br />

besondere Wachsamkeit. Trotz der ausdrücklichen<br />

Betonung, dass es sich lediglich um<br />

eine Klarstellung handelt, bleiben Risiken, die<br />

sich aus jeder intransparenten Neuregelung ergeben.<br />

So hat beispielsweise das BAG sogar vor dem<br />

klaren Wortlaut des § 87 Abs. 1 Nr. 6 BetrVG, in<br />

dem es heißt "Der Betriebsrat hat (...) in folgenden<br />

Angelegenheiten mitzubestimmen: 6. Einführung<br />

und Anwendung von technischen Einrichtungen,<br />

die dazu bestimmt sind, das Verhalten<br />

oder die Leistungen des Arbeitnehmers zu überwachen;<br />

(...) " in sehr weitgehender "Rechtsfortbildung"<br />

diese Formulierung „dazu bestimmt" uminterpretiert<br />

in die Formulierung, „die dazu geeignet<br />

sind".<br />

Eine entsprechende Interpretation halten wir auf<br />

Grund der Gesetzesbegründung hinsichtlich des<br />

§ 32 BDSG nicht für zulässig. Klar muss sein:<br />

Überall dort, wo der Zweck der <strong>Daten</strong>nutzung ein<br />

anderer ist, als die Begründung, Durchführung<br />

oder Beendigung des Beschäftigungsverhältnisses,<br />

greift wie bisher unter anderem § 28 BDSG.<br />

Steht die Verhinderung von Rechtsverstößen im<br />

Vordergrund, gilt nicht der strenge Maßstab des §<br />

32 S. 2 BDSG, sondern die Zulässigkeit richtet<br />

sich nach den §§ 32 S. 1, 28 Abs. 1 BDSG oder<br />

weiteren Spezialvorschriften. Dies sollte im Falle<br />

weiterer Modifikationen des <strong>Daten</strong>schutzrechts<br />

ausdrücklich klargestellt werden.<br />

Kritisch zu würdigen ist außerdem die sehr enge<br />

Regelung zur <strong>Daten</strong>nutzung zur Aufdeckung von<br />

Straftaten. Hier muss zukünftig klargestellt werden,<br />

dass beispielsweise auch verdachtsunabhängige<br />

Kontrollen im Zusammenhang mit möglichen<br />

Ordnungswidrigkeiten und Vertragsverletzungen<br />

durchgeführt werden dürfen. Das Risiko<br />

einer unzulässigen <strong>Daten</strong>verarbeitung trägt der<br />

Arbeitgeber, er hat daher ein berechtigtes Interesse<br />

daran, dieses Risiko zu minimieren bzw.<br />

auszuschließen.<br />

II. Änderungen der Regelung zur Auftragsdatenverarbeitung<br />

Mit den aktuellen Änderungen des Bundesdatenschutzgesetzes<br />

wurde neben der Einfügung des<br />

§ 32 BDSG und der überflüssigen Regelung eines<br />

Sonderkündigungsschutzes des betrieblichen<br />

<strong>Daten</strong>schutzbeauftragten auch die Regelung des<br />

§ 11 BDSG zur Auftragsdatenverarbeitung verkompliziert.<br />

Gemäß des bisherigen § 11 BDSG war der Auftraggeber<br />

bereits für die Einhaltung der Vorschriften<br />

des BDSG und anderer Vorschriften über den<br />

<strong>Daten</strong>schutz verantwortlich, wenn personenbezogene<br />

<strong>Daten</strong> in seinem Auftrag durch andere<br />

Stellen erhoben, verarbeitet oder genutzt wurden.<br />

Durch die Neuregelung im BDSG werden den<br />

Unternehmen nun detaillierte Vorgaben gemacht,<br />

welche Bereiche im Vertrag mit dem Auftragnehmer<br />

zu regeln sind. Gleichzeitig werden den<br />

Unternehmern umfangreiche - bürokratische -<br />

Kontrollpflichten auferlegt.<br />

Es sollte zukünftig klargestellt werden, dass für<br />

den Fall der sorgfältigen Auswahl des Auftrag-<br />

149


150<br />

nehmers durch den Arbeitgeber eine Exkulpationsmöglichkeit<br />

des Arbeitgebers bei Pflichtverletzungen<br />

durch den Auftragnehmer besteht. Außerdem<br />

sollte die Möglichkeit geschaffen werden,<br />

auch vertraglich eine Übernahme der Gewährleistung/Haftung<br />

durch den Auftragnehmer zu regeln.<br />

Insbesondere die Entgeltabrechnung oder<br />

Pensionsabwicklung durch Dritte muss durch eine<br />

Vereinfachung des § 11 BDSG erleichtert<br />

werden.<br />

III. Für einen überschaubaren <strong>Daten</strong>schutz<br />

Die Entscheidung der Regierungskoalition mögliche<br />

weitere Modifikationen des <strong>Daten</strong>schutzrechts<br />

im Zusammenhang mit dem Arbeitsverhältnis<br />

in das geltende Bundesdatenschutzgesetz<br />

zu integrieren, ist richtig. Ein separates Arbeitnehmerdatenschutzgesetz<br />

ist nicht erforderlich.<br />

Solche Änderungen müssen sich auf datenschutzrechtliche<br />

Fragestellungen beschränken.<br />

Es gibt z.B. Anpassungsbedarf betreffend einiger<br />

Regelungen zur Verwendung von <strong>Daten</strong> im Konzern<br />

oder zur Nutzung moderner Kommunikationstechnologien<br />

auf arbeitgeberseitig gestelltem<br />

Arbeitsmaterial durch Arbeitnehmer.<br />

Inhaltliche Verbesserungen hinsichtlich Rechtsklarheit<br />

und -sicherheit sind hinsichtlich folgender<br />

Themenbereiche denkbar:<br />

� Die effektive Kriminalitätsbekämpfung und<br />

die Bekämpfung von Korruption sind von<br />

herausragender Bedeutung für die Unternehmen.<br />

Im Zuge einer Novellierung des<br />

Bundesdatenschutzgesetzes muss daher<br />

klargestellt werden, dass zum Beispiel gegenüber<br />

einer konkreten Gruppe von Arbeitnehmern,<br />

unter denen es Verdachtsfälle gibt,<br />

ein so genanntes Screening, also ein Abgleich<br />

vorhandener <strong>Daten</strong>, möglich ist.<br />

� Die Vertraulichkeit von Unternehmensdaten<br />

muss gewährleistet werden. Diese müssen<br />

wirkungsvoll vor dem Zugriff Unbefugter geschützt<br />

werden.<br />

� Vertragsverletzungen und strafrechtlich relevantes<br />

Verhalten im Zusammenhang mit der<br />

Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien<br />

am Arbeitsplatz müssen<br />

ausgeschlossen und ein effizientes Risikomanagement<br />

betrieben werden können. Da-<br />

zu gehört, wie das Beispiel Finnland zeigt,<br />

auch die Möglichkeit, E-Mails zu überprüfen.<br />

� Das Mitbestimmungsrecht des Betriebsrates<br />

kann diesen in eine kritische Lage bringen,<br />

wenn er bei der Überwachung durch moderne<br />

Informations- und Kommunikationseinrichtungen<br />

einbezogen werden muss. Es ist<br />

daher zu überlegen, die Zustimmungsnotwendigkeit<br />

partiell durch eine nachträgliche<br />

Informationspflicht zu ersetzen.<br />

� Der <strong>Daten</strong>austausch im Konzern muss –<br />

auch über nationale Grenzen hinweg – erleichtert<br />

werden. Diese Forderung betrifft<br />

auch das europäische Recht. Bereits auf nationaler<br />

Ebene kann aber klargestellt werden,<br />

dass die Funktionsübertragung im Konzernverbund<br />

ebenso wie die Auftragsdatenverarbeitung<br />

möglich ist, <strong>ohne</strong> die Einzeleinwilligung<br />

der betroffenen Arbeitnehmer einholen<br />

zu müssen. Insbesondere sollte klargestellt<br />

werden, dass Konzernunternehmen<br />

nicht als „Dritte“ im Sinne des <strong>Daten</strong>schutzrechts<br />

gelten.<br />

� Auch die Frage der Geltung des Fernmeldegeheimnisses<br />

bei der Nutzung betrieblicher<br />

Kommunikationsmittel durch die Arbeitnehmer<br />

ist gesetzgeberisch wenig überzeugend<br />

gelöst. Die Auffassung, dass der Arbeitgeber<br />

Anbieter im Sinne des Telekommunikationsrechts<br />

ist, sollte aufgegeben werden. Notwendig<br />

sind Regelungen, die einen an die<br />

Besonderheiten des Arbeitsverhältnisses<br />

angepassten Ausgleich zwischen dem Persönlichkeitsrecht<br />

des Arbeitnehmers und<br />

dem berechtigten Kontrollinteresse des Arbeitgebers<br />

ermöglichen. Die derzeitige<br />

Rechtslage führt dazu, dass sich Arbeitgeber<br />

bei der Kontrolle - selbst bei offensichtlichen<br />

Missbrauchsfällen - in einer rechtlichen<br />

Grauzone befinden.<br />

� Es muss sichergestellt werden, dass Betriebsvereinbarungen<br />

als Rechtsvorschriften<br />

– entsprechend der bestehenden Rechtslage<br />

– anerkannt sind, so dass eine <strong>Daten</strong>erhebung<br />

und –verarbeitung auch auf die Regelung<br />

in einer Betriebsvereinbarung gestützt<br />

werden kann.


� Für die Erhebung und Verarbeitung von Gesundheitsdaten<br />

darf es keinen gesetzlichen<br />

Wertungswiderspruch geben. Dies gilt insbesondere<br />

für gesetzlich vorgeschriebene Untersuchungen,<br />

bei der Durchführung eines<br />

betrieblichen Eingliederungsmanagements<br />

oder auch bei Untersuchungen, die aufgrund<br />

der Fürsorgepflicht notwendig werden. In<br />

diesen Fällen muss der Betriebsarzt entsprechend<br />

den Regeln der ärztlichen Diagnostik<br />

die erforderlichen Untersuchungen<br />

veranlassen können.<br />

IV. <strong>Daten</strong>schutz, Korruptionsbekämpfung und<br />

Compliance<br />

Der verantwortungsvolle Umgang mit persönlichen<br />

<strong>Daten</strong> im Rahmen des Arbeitsverhältnisses<br />

ist für die Arbeitgeber eine Selbstverständlichkeit.<br />

Gleichzeitig tragen die Unternehmen die Verantwortung<br />

für eine zuverlässige Anwendung der<br />

Gesetze (Compliance). So sind sie beispielsweise<br />

zu einer effizienten Korruptionsbekämpfung<br />

verpflichtet.<br />

Um sicherzustellen, dass die Gesetze und internen<br />

Regelungen des Unternehmens eingehalten<br />

werden, ist Kontrolle notwendig. – auch die des<br />

einzelnen Arbeitnehmers. Die Möglichkeit des<br />

Einsatzes moderner Informations- und Kommunikationstechnik<br />

in diesem Bereich darf nicht zu<br />

Lasten einer wirksamen Compliance eingeschränkt<br />

werden.<br />

151


152<br />

Stellungnahme des Deutschen Richterbundes zum Referentenentwurf des Bundesministeriums für<br />

Arbeit und Soziales für ein Gesetz zur Ermittlung von Regelbedarfen und zur Änderung des Zweiten<br />

und Zwölften Buches Sozialgesetzbuch<br />

40/10<br />

Oktober 2010<br />

Der Deutsche Richterbund (DRB) nimmt zum Referentenentwurf des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales für ein Gesetz zur Ermittlung<br />

von Regelbedarfen und zur Änderung des Zweiten und Zwölften Buches Sozialgesetzbuch vom 20.09.2010 wie folgt Stellung:<br />

1. Die folgende Stellungnahme beschränkt sich auf diejenigen Aspekte der vorliegenden Regelungsentwürfe, die Auswirkungen auf das<br />

sozialgerichtliche Verfahren ha-ben können. Eine sozialpolitische Bewertung gehört hingegen nicht zu den Aufgaben des DRB als Berufsverband<br />

der Richterinnen, Richter, Staatsanwältinnen und Staatsanwälte. Auch eine verfassungsrechtliche Bewertung des vorliegenden Gesetzentwurfs<br />

erfolgt mit der folgenden Stellungnahme nicht.<br />

2. Der Arbeitsanfall in der Sozialgerichtsbarkeit war in früheren Jahren stets konjunkturell bedingten Schwankungen unterworfen. Seit nunmehr<br />

rund 15 Jahren - und damit bereits lange vor Einführung von SGB II und SGB XII - ist vor den Sozialgerichten allerdings ein stetiger Anstieg der<br />

Streitverfahren zu verzeichnen. Diese Entwicklung hat sich seit 2005 dramatisch verschärft. In vielen Bundesländern kommen inzwischen die<br />

Hälfte, teilweise sogar über die Hälfte der Verfahren allein aus dem Bereich der Grundsicherung für Arbeitsuchende (SGB II) und der Sozialhilfe<br />

(SGB XII). Dies hat selbst die sehr leistungsstarke Sozialgerichtsbarkeit an ihre Belastungsgrenzen geführt. Obwohl es sich bei der<br />

Sozialgerichtsbarkeit um einen überaus effektiv und engagiert arbeitenden Gerichtszweig handelt, mussten die Richterzahlen z. T. deutlich<br />

aufgestockt werden. Trotzdem kann man von einer echten Entspannung der Situation noch nicht sprechen. Neben einer nachhaltigen Personalpolitik<br />

müssen daher vor allem auch alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, die gesetzlichen Regelungen im Hinblick auf die praktische Handhabung zu<br />

reformieren. Zu Recht setzt daher der vorliegende Gesetzentwurf (GE) auch hier an. Folgende Punkte sollten indes im weiteren<br />

Gesetzgebungsverfahren berücksichtigt werden:<br />

3. Die in § 19 SGB II-E angelegte und in der Begründung zu § 22 SGB II (S. 83) unterstrichene Vereinheitlichung zu einem einheitlichen<br />

Arbeitslosengeld II, dessen "integraler Bestandteil" auch die Kosten der Unterkunft und Heizung "als nicht mehr abtrennbarer Teil" sein sollen,<br />

weitet den gerichtlichen Überprüfungsrahmen unsach-gemäß aus und belastet die Gerichte mit einem unnötigen Überprüfungsaufwand, <strong>ohne</strong> dass<br />

den Verfahrensbeteiligten daraus ein Mehrwert entstehen würde. Nach bisherigen Rechtsprechung des Bundessozialgerichts (z. B. BSG, Urteil vom<br />

07.11.2006 - B 7b AS 8/06 R -, SozR 4-4200 § 22 Nr. 1) handelt es sich bei den Kos-ten der Unterkunft und Heizung (KdU) um einen von den<br />

übrigen Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts (z. B. Regelleistung, Mehrbedarfe und Zuschlag nach § 24 SGB II) abtrennbaren<br />

Streitgegenstand, auf den die Beteiligten den Rechtsstreit begrenzen können. Dies entspricht insbesondere dem Interesse der Leistungsempfänger,<br />

die Einwendungen nur gegen die Höhe der KdU (oder etwa nur gegen die Höhe der Regelleistung) erheben wollen. Sollten die KdU aber integraler<br />

- nicht mehr abtrennbarer - Teil eines einheitlichen Arbeitslosengelds II werden, könnte hieran nicht mehr festgehalten werden. Nach dem für die<br />

Sozialgerichtsbarkeit geltenden Amtsermittlungsgrundsatz müssten künftig - unter Berücksichtigung der Rechtsprechung des BSG - auch dann<br />

Feststellungen zur Höhe einzelner Anspruchselemente dieser dann einheitlichen Leistung getroffen werden, wenn die Beteiligten hierüber gar nicht<br />

streiten. Z. B. müssten die Voraussetzungen eines Mehrbedarfs oder der Anrechnung von Einkommen (ggf. unter Heranziehung der Beteiligten zu<br />

bestimmten Mitteilungen) auch dann aufgeklärt werden, wenn sich der Leistungsempfänger ausschließlich gegen die Höhe der KdU wenden<br />

möchte. Hält ein Kläger etwa nur die Regelleistung für verfassungswidrig und möchte dagegen vorgehen, erscheint es nicht sachgerecht, auch noch<br />

die Höhe der KdU mit zu überprüfen, gegen die er sich gar nicht wenden möchte. Dies hätte eine unangemessene Ausweitung des Streitgegenstands<br />

gerichtlicher Verfahren zur Folge, die diese Verfahren - insbesondere auch zulasten der rechtsuchenden Bürger - weiter belasten und vor allem<br />

verzögern würde.<br />

Wir regen daher dringend an, im Gesetz klarzustellen, dass die einzelnen, abgrenzbaren Anspruchselemente, nämlich die Kosten der Unterkunft und<br />

Heizung, die Regeleistung und die Mehrbedarfe als eigenständige Streitgegenstände isoliert gerichtlich überprüft werden können. Andernfalls<br />

würden die geplanten Regelungen zu einer zusätzlichen starken Belastung der gerichtlichen Verfahren führen, <strong>ohne</strong> dass den Verfahrensbeteiligen<br />

hieraus ein Mehrwert erwachsen würde.<br />

4. Der DRB begrüßt die Intention des Gesetzgebers, die Regelungen über Sanktionen nach § 31 SGB II zu vereinfachen und damit für die<br />

behördliche und gerichtliche Praxis handhabbarer zu machen. Unklar ist allerdings welche Voraussetzungen an die positive Kenntnis als Alternative<br />

zur schriftlichen Belehrung über die Rechtsfolgen nach § 31 Abs. 1 Satz 1 SGB II-E gestellt werden sollen. Denn eine unrichtige Belehrung über<br />

die Rechtsfolgen dürfte positive Kenntnis über die Rechtsfolgen ausschließen, wenn man nicht vom Leistungsempfänger erwarten wollte, klüger als<br />

die Rechtsfolgenbelehrung zu sein. Es liegt daher näher, auf die Systematik des § 48 Abs. 1 Satz 2 Nr. 4 SGB X zurückzugreifen: Eine<br />

Rechtsfolgenbelehrung würde es dann - wie in anderen sozialrechtlichen Bereichen - weiterhin geben, um die grobe Fahrlässigkeit herbeizuführen;<br />

daneben könnte man so aber auch den Kenntnissen im Einzelfall gerecht werden.<br />

5. § 37 SGB II-E sollte dahingehend erweitert werden, dass auch Leistungen nach § 21 SGB II (Mehrbedarfe) eines gesonderten Antrags bedürfen.<br />

Nach der Rechtsprechung des BSG umfasst ein Antrag auf Leistungen nach dem SGB II bislang sämtliche Bedarfe, die innerhalb eines


Bewilligungszeitraums auftreten - auch nach Erlass des Bewilligungsbescheids -, unabhängig davon, ob der Leistungsträger Kenntnis davon hat.<br />

Insbesondere im Hinblick auf die Bestimmung des § 21 Abs. 6 SGB II (im Einzelfall unabweisbarer, laufender Bedarf) sollte aber ein<br />

Antragserfordernis bestehen. Ansonsten müssten der Leistungsträger und das Sozialgericht in jedem Fall, in dem die Höhe der Leistung streitig ist,<br />

von Amts wegen Feststellungen dazu treffen, ob ein Mehrbedarf vorliegt.<br />

6. Der Verkürzung der Frist nach § 44 Abs. 4 SGB X für Leistungen nach dem SGB II (§ 40 Abs. 1 SGB II-E) und dem SGB XII (§ 116 a SGB XII<br />

-E) auf ein Jahr stehen aus Sicht des DRB keine grundlegenden Bedenken entgegen, da die betreffenden Leistungen der aktuellen Bedarfsdeckung<br />

dienen. Im Hinblick auf übliche Ansparzeiten für größere Anschaffungen aus der Regelleistung könnte indes auch an eine Verkürzung der Frist auf<br />

zwei Jahren gedacht werden. Die in der Begründung angeführten Argumente für die Verkürzung der Präklusionsfrist gelten allerdings auch für<br />

Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz. Auch für diesen Bereich sollte daher das gleiche Verfahrensrecht gelten.<br />

7. Nach § 11 Abs. 1 Satz 2, Abs. 2 und § 11 b Abs. 2 SGB II-E sollen für die Berück-sichtigung von Darlehen als Einkommen neue<br />

Sonderregelungen gelten. Entsprechende Änderungen des SGB XII sind im GE nicht enthalten, <strong>ohne</strong> dass hierfür ein sachlicher Grund ersichtlich<br />

wäre. Auch hier sollten im SGB II und im SGB XII gleiche Regelungen gelten.<br />

Unklar ist im Übrigen, welchen Zweck die generelle Absetzbarkeit von Tilgungsbei-trägen und Zinsen vom (als Einkommen angerechneten)<br />

Darlehen nach § 11 b Abs. 2 SGB II-E verfolgt: Es ist zu befürchten, dass hierdurch die Regelungen über die Berücksichtigung der Darlehen als<br />

Einkommen - insbesondere bei kurzfristigen Darlehen - leerlaufen; hierdurch würde ein unnötiger Bürokratie- und Verfahrensaufwand <strong>ohne</strong><br />

erkennbaren Nutzen verursacht.<br />

8. Zur Einführung einer Satzungsermächtigung zur Regelung der angemessenen Kos-ten der Unterkunft und Heizung:<br />

Mit den §§ 22 a ff. SGB II-E soll den Ländern die Möglichkeit eingeräumt werden, die Kommunen zu ermächtigen, durch Satzung zu bestimmen,<br />

welche Aufwendungen für Unterkunft und Heizung in ihrem Gebiet angemessen sind. Nach der Begründung des GE soll den Ländern und<br />

Kommunen hierdurch die Möglichkeit eröffnet werden, den Basisbedarf für Unterkunft und Heizung transparent und rechtssicher auszugestalten.<br />

Diese Intention des Gesetzgebers begrüßt der DRB. Die gerichtliche Praxis ist mit einer Vielzahl von Verfahren befasst, in denen um die Höhe der<br />

im Einzelfall angemessenen Kosten der Unterkunft und Heizung gestritten wird. Das Bundessozial-gericht (BSG) hat inzwischen in mehreren<br />

Entscheidungen detaillierte Kriterien entwickelt, die ein von den kommunalen Trägern nach § 6 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 SGB II zur Konkretisierung des<br />

Begriffs der "Angemessenheit" nach § 22 Abs. 1 Satz 1 SGB II entwickeltes "schlüssiges Konzept" zu berücksichtigen hat.<br />

Die vorliegenden Regelungsentwürfe enthalten demgegenüber in § 22 c SGB II-E nur sehr allgemeine Anhaltspunkte, welche Kriterien die<br />

Kommunen beim Erlass der Satzungen zu berücksichtigen haben. Insbesondere ist unklar, inwieweit die vom BSG entwickelten Kriterien auch<br />

weiterhin maßgeblich sein sollen. Dies geht zu Las-ten der Rechtssicherheit; es ist daher mit vermehrten Gerichtsverfahren zu der Frage zu rechnen,<br />

welche Kriterien die Satzungsgeber zu beachten haben.<br />

Der DRB plädiert daher dafür, die Grundsätze, nach denen die Ermittlung der angemessenen Kosten der Unterkunft und Heizung vor Ort durch<br />

Satzung zu erfolgen hat, im Gesetz konkreter zu regeln. Zumindest sollte der Bundesgesetzgeber hierfür die Möglichkeit erhalten, entsprechende<br />

Regelungen durch Rechtsverordnung nach § 27 SGB II zu treffen. § 27 SGB II sollte daher nicht aufgehoben werden.<br />

In welchem Umfang von der Satzungsermächtigung Gebrauch gemacht werden wird, kann derzeit nicht abgesehen werden. Es sollten daher auch<br />

Regelungen zu den Grundsätzen der Ermittlung der Angemessenheitswerte für die Fälle getroffen wer-den, in denen entweder keine Satzung<br />

erlassen worden ist, oder diese im Rahmen des Normenkontrollverfahrens nach § 55 a SGG-E für ungültig erklärt worden ist.<br />

9. Zur Einführung eines Normenkontrollverfahrens nach § 55 a SGG-E:<br />

Ziel der Einführung eines Normenkontrollverfahrens zur Überprüfung der Gültigkeit der Satzungen nach § 22 a ff. SGB II ist es, für alle Beteiligten<br />

durch Konzentration der Rechtsstreite auf wenige zentrale Verfahren möglichst zeitnah Rechtssicherheit zu schaffen. Diese Intention des<br />

Gesetzgebers begrüßt der DRB. Derzeit ist die Frage, ob die Leistungen für Unterkunft und Heizung nach § 22 SGB II (KdU) vom jeweiligen<br />

Leistungsträger im Einzelfall in angemessener Höhe bewilligt worden sind, Gegenstand zahlreicher Gerichtsverfahren. Diese sind teilweise mit<br />

einem erheblichen Aufwand verbunden, da ggf. umfangreiches Zahlenmaterial ausgewertet werden muss. Von der künftig möglichen prinzipiellen<br />

Überprüfung von Satzungen der Kommunen zu den angemessenen Kosten der Unterkunft und Heizung ist daher eine Konzentration der<br />

gerichtlichen Überprüfung und damit Entlastung der Gerichtsverfahren zumindest in der ersten Instanz zu erwarten. Die vermehrt zu erwartenden<br />

Normenkontrollverfahren dürften allerdings zu einer Mehrbelastung der Landessozialgerichte führen, die nur durch eine entsprechende personelle<br />

Ausstattung bewältigt werden kann.<br />

Um das mit der Einführung der Satzungslösung mit Normenkontrollverfahren verfolge Ziel zu erreichen, sollten indes noch folgende Punkte<br />

berücksichtigt werden:<br />

a) Die Antragsbefugnis für natürliche Personen sollte auf den Kreis derjenigen Personen begrenzt werden,<br />

aa) deren tatsächliche Kosten der Unterkunft und Heizung wegen Überschreitens der durch die Satzung festgelegten Angemessenheitsgrenzen nicht<br />

voll übernommen werden und die gegen die entsprechenden Bewilligungsbescheide fristgerecht die möglichen Rechtsmittel ergriffen haben oder<br />

bb) die eine Kostensenkungsaufforderung erhalten haben.<br />

Denn nur dieser Personenkreis hat ein schutzwürdiges Interesse an der Überprü-fung der Satzung. Ein Rechtsschutzbedürfnis derjenigen<br />

Leistungsempfänger, die gegen die Bewilligung von abgesenkten KdU kein Rechtmittel ergriffen haben, ist nicht erkennbar. Auch für den von § 22<br />

Abs. 1 Satz 4 SGB II-E erfassten Perso-nenkreis (bei dem eine Absenkung der nach § 22 Abs. 1 Satz 1 SGB II unangemessenen Aufwendungen<br />

nicht gefordert werden muss, wenn diese unter Berücksichtigung der bei einem Wohnungswechsel zu erbringenden Leistungen unwirtschaftlich<br />

wäre) ist kein Rechtsschutzbedürfnis zu erkennen. Erst wenn der Leistungsträger intern in einem konkreten Leistungsfall den Entschluss gefasst hat,<br />

§ 22 Abs. 1 Satz 4 SGB II nicht zu Gunsten des Leistungsempfängers anzuwenden, kann eine konkrete Betroffenheit des Leistungsempfängers<br />

angenommen werden.<br />

Die Ausweitung der Antragsbefugnis auf Personen, die (noch) gar nicht im Leistungsbezug stehen oder von den Regelungen der Satzung gar nicht<br />

betroffen sind, würde zu einer unübersehbaren Ausweitung gerichtlicher Verfahren führen, <strong>ohne</strong> dass hierfür ein sachlicher Grund erkennbar wäre.<br />

b) Die in der Begründung zu Artikel 4 Nummer 4 (§ 55 a SGG) Absatz 2 genannte Ausschlussfrist für die antragsberechtigten Vereinigungen von<br />

153


154<br />

einem Jahr ist dem Gesetzestext nicht zu entnehmen. Im Übrigen sollte diese Frist im Interesse der Rechtssicherheit auf höchstens zwei Monate<br />

nach Bekanntmachung der Satzung verkürzt werden. Im Hinblick darauf, dass die Satzungen nach § 22 c Abs. 2 SGB II-E <strong>ohne</strong>hin nur eine<br />

Gültigkeitsdauer von einem Jahr (Kosten der Heizung) bzw. zwei Jahren (Kosten der Unterkunft) haben, liefe die Frist ansonsten leer. Den<br />

antragsberechtigten Vereinigungen sollte es möglich sein, in diesem zeitlichen Rahmen zu überprüfen, ob sie ein Normenkontrollverfahren nach §<br />

55 a SGG durchführen wollen.<br />

c) Ebenso sollte für natürliche Personen eine kürzere Frist gelten: Verwaltungsakte, mit denen den Leistungsempfängern die KdU bewilligt werden,<br />

können (nur) in-nerhalb eines Monats angefochten werden. Auch für Normenkontrollanträge, mit denen die den Verwaltungsakten zu Grunde<br />

liegenden Satzungen zur Überprüfung gestellt werden, sollten daher auf einen Monat nach Bekanntgabe des auf der Satzung beruhenden<br />

belastenden Verwaltungsakts oder Zugang der auf die Bestimmungen der Satzung beruhenden Kostensenkungsaufforderung befristet werden. Nach<br />

Bestandskraft eines vom Leistungsträgers erlassenen Verwaltungsakts betreffend die KdU ist kein Rechtsschutzinteresse des Leistungsempfängers<br />

an der Überprüfung der dem Verwaltungsakt zu Grunde liegenden Satzung mehr zu erkennen.<br />

d) § 55 a SGG-E ist stark an § 47 VwGO orientiert. Wir weisen darauf hin, dass die Normenkontrollverfahren nach § 55a SGG-E nicht in allen<br />

Punkten den Normen-kontrollverfahren nach § 47 VwGO entsprechen. § 47 VwGO betrifft im Wesentli-chen die Bauleitplanung. Dieser liegt ein<br />

"statischer Prozess" zu Grunde. Die Folge eines Normenkontrollverfahrens ist entweder endgültige Rechtssicherheit über die Geltung der Satzung<br />

für ein bestimmtes Gebiet oder die Verwerfung der Satzung mit der Folge der Nichtbeplanung des Gebiets. Satzungen nach § 22 a SGB II würden<br />

demgegenüber einen "dynamischen Prozess" gestalten: Die dort festgesetzten Werte wären fortlaufend zu überprüfen (§ 22 c Abs. 2 SGB II-E) und<br />

dann - wohl durch eine erneut anfechtbare Satzung - neu festzusetzen. Angesichts der bereits oben angesprochenen langen Anfechtungsfristen<br />

wüssten die Betroffenen - rechnet man die zu erwartende Verfahrensdauer hinzu - erst nach weit über einem Jahr, ob sie eine Wohnung zu<br />

angemessenen Unterkunfts- oder Heizkosten bewohnt haben. Durch die gerichtliche Entscheidung über den Normenkontrollantrag kann damit<br />

keine endgültige Rechtssicherheit geschaffen werden, da die Geltungsdauer der in der Satzung geregelten Werte nach § 22 Abs. 2 SGB II-E in der<br />

Zwischenzeit, d. h. bereits nach einem Jahr (Heizung) bzw. zwei Jahren (Unterkunft), wieder angepasst werden mussten. Dies würde ein erneutes<br />

Normenkontrollverfahren erfordern. Bei Anfechtungsfristen von einem Jahr käme es in der Praxis nie zu einer endgültigen Rechtssicherheit. Die so<br />

im Gesetz an-gelegte fortlaufende Ungewissheit über die Angemessenheit der konkreten KdU ist weder für die Leistungsempfänger, noch für die<br />

Kommunen hinnehmbar.<br />

e) Der GE sieht vor, dass das Gericht die Verhandlung bis zur Erledigung des Antragsverfahrens nach § 55 a aussetzen kann (§ 114 Abs. 2 a SGB II<br />

-E). Eine entsprechende Regelung sollte auch für Widerspruchsverfahren gegen die Bewilligung von abgesenkten KdU (die ausschließlich auf die<br />

Rechtswidrigkeit der Satzung gestützt werden) aufgenommen werden. Denn nach § 88 Abs. 2 SGG wäre der Leistungsträger ansonsten verpflichtet<br />

innerhalb von drei Monaten über einen Widerspruch zu entscheiden. Die Leistungsempfänger sind im Hinblick auf die Verkürzung der<br />

Präklusionsfrist nach § 44 Abs. 4 SGB X auf ein Jahr und der zu erwartenden Dauer der Verfahren nach § 55 a SGG jedenfalls gehalten, gegen die<br />

KdU absenkende Bescheide Widerspruch einzulegen.<br />

f) Im Hinblick auf die Komplexität der Normenkontrollverfahren sollte für diese ein Anwaltszwang eingeführt werden, wie er auch für Verfahren<br />

nach § 47 VwGO gilt, denen das Verfahren nach § 55 a SGG-E nachgebildet ist. Dies würde die mit dem GE verfolgte Zielsetzung nach einer<br />

prinzipiellen und grundsätzlichen Überprüfung der Satzungsregelungen in einem zentralen Normenkontrollverfahren unterstützen. Des Weitren<br />

sollte erwogen werden, abweichend von § 92 SGG einen Begründungszwang für das Antragsverfahren nach § 55 a SGG nebst Ausschlussfrist für<br />

den Eingang der Begründung einzuführen. Dies würde zur Be-schleunigung der Verfahren beitragen und den Beteiligten zügig Rechtssicherheit<br />

über die Gültigkeit der Satzungen gewähren.<br />

g) Die Ergänzung des § 31 SGG-E um die Worte "und für Antragsverfahren nach § 55 a SGG" lässt die Besetzung des Senats betreffend die<br />

ehrenamtlichen Richter offen. Mit der Verweisungsnorm des § 33 SGG (auf § 12 SGG) wird man hier nicht arbeiten können, da das<br />

Landessozialgericht für Verfahren nach § 55 a SGG-E Eingangsinstanz ist. Die Senate für die Normenkotrollverfahren nach § 55 a SGG sollten ggf.<br />

mit einem Vertreter der Kommunen und einem Vertreter der nach § 55 a Abs. 2 Satz 2 und Abs. 3 SGG antragsbefugten Verbände besetzt werden.<br />

Dies würde dem für das Vertragsarztrecht in § 12 Abs. 3 SGG niedergelegten Sachkundegedanken entsprechen.<br />

h) Unklar ist bislang, nach welchen materiell-rechtlichen Kriterien die Angemessenheit auf KdU beurteilt werden sollen, wenn die Satzung durch<br />

das Landessozialgericht für ungültig erklärt worden ist (oder gar keine Satzung erlassen wurde). Auf die in § 22 c SGB II niedergelegten Kriterien<br />

könnte in diesen Fällen wohl nicht zurückgegriffen werden, da diese nur für die Satzung selbst gelten. Hier fehlt - insbesondere auch im<br />

Unterschied zur Bauleitplanung - eine gesetzliche Regelung. Diese Lücke sollte geschlossen werden.<br />

10. Zum Auseinanderfallen der Regeln über die Festsetzung der Angemessenheitsgren-zen für Kosten der Unterkunft und Heizung von SGB II und<br />

SGB XII:<br />

Bislang galten für die KdU in SGB II und SGB XII einheitliche Kriterien (BSG, Urteil vom 23.03.2010 - B 8 SO 24/08 R). Hinsichtlich der KdU<br />

im SGB XII sieht der GE indes keine Satzungsermächtigung vor. Es besteht daher die Gefahr - auf unterschiedliche Grundsätze der Bemessung der<br />

jeweiligen Werte gestützter - widersprüchlicher Entscheidungen zu den in Satzungen festgelegten Angemessenheitswerten im SGB II und im SGB<br />

XII. Die KdU müssten dann für beide Bereiche nach unterschiedlichen Maßstäben festgesetzt werden. Insbesondere bei sog. gemischten<br />

Bedarfsgemeinschaften würde dies zu sachwidrigen Ergebnissen führen. Es sollte daher eine einheitliche Regelung zu den KdU in SGB II und SGB<br />

XII erfolgen.<br />

gez. Dr. Bernhard Joachim Scholz, Mitglied des Präsidiums


Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

BDSG<br />

Ausfertigungsdatum: 20.12.1990<br />

Vollzitat:<br />

Bundesdatenschutzgesetz (BDSG)<br />

"Bundesdatenschutzgesetz in der Fassung der Bekanntmachung vom 14. Januar 2003 (BGBl. I S. 66), das zuletzt<br />

durch Artikel 1 des Gesetzes vom 14. August 2009 (BGBl. I S. 2814) geändert worden ist"<br />

Stand: Neugefasst durch Bek. v. 14.1.2003 I 66;<br />

Zuletzt geändert durch Art. 1 G v. 14.8.2009 I 2814<br />

Näheres zur Standangabe finden Sie im Menü unter Hinweise<br />

Fußnote<br />

Textnachweis ab: 1.6.1991<br />

Das G wurde als Art. 1 des G v. 20.12.1990 I 2954 vom Bundestag mit Zustimmung des Bundesrates beschlossen; § 10 Abs.<br />

4 Satz 3 und 4 ist am ersten Tage des vierundzwanzigsten auf die Verkündung folgenden Kalendermonats, im übrigen am<br />

ersten Tage des sechsten auf die Verkündung folgenden Kalendermonats gem. Art. 6 Abs. 2 Satz 1 u. 2 G v. 20.12.1990 I<br />

2954 in Kraft getreten. Das G wurde am 29.12.1990 verkündet.<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

Inhaltsübersicht<br />

Erster Abschnitt<br />

Allgemeine und gemeinsame Bestimmungen<br />

§ 1 Zweck und Anwendungsbereich des Gesetzes<br />

§ 2 Öffentliche und nicht öffentliche Stellen<br />

§ 3 Weitere Begriffsbestimmungen<br />

§ 3a <strong>Daten</strong>vermeidung und <strong>Daten</strong>sparsamkeit<br />

§ 4 Zulässigkeit der <strong>Daten</strong>erhebung, -verarbeitung und -nutzung<br />

§ 4a Einwilligung<br />

§ 4b Übermittlung personenbezogener <strong>Daten</strong> ins Ausland sowie an über- und zwischenstaatliche Stellen<br />

§ 4c Ausnahmen<br />

§ 4d Meldepflicht<br />

§ 4e Inhalt der Meldepflicht<br />

§ 4f Beauftragter für den <strong>Daten</strong>schutz<br />

§ 4g Aufgaben des Beauftragten für den <strong>Daten</strong>schutz<br />

§ 5 <strong>Daten</strong>geheimnis<br />

§ 6 Rechte des Betroffenen<br />

§ 6a Automatisierte Einzelentscheidung<br />

§ 6b Beobachtung öffentlich zugänglicher Räume mit optisch-elektronischen Einrichtungen<br />

§ 6c Mobile personenbezogene Speicher- und Verarbeitungsmedien<br />

§ 7 Schadensersatz<br />

§ 8 Schadensersatz bei automatisierter <strong>Daten</strong>verarbeitung durch öffentliche Stellen<br />

§ 9 Technische und organisatorische Maßnahmen<br />

§ 9a <strong>Daten</strong>schutzaudit<br />

§ 10 Einrichtung automatisierter Abrufverfahren<br />

§ 11 Erhebung, Verarbeitung oder Nutzung personenbezogener <strong>Daten</strong> im Auftrag<br />

Zweiter Abschnitt<br />

<strong>Daten</strong>verarbeitung der öffentlichen Stellen<br />

Erster Unterabschnitt<br />

Rechtsgrundlagen der <strong>Daten</strong>verarbeitung<br />

§ 12 Anwendungsbereich<br />

155


156<br />

§ 13 <strong>Daten</strong>erhebung<br />

§ 14 <strong>Daten</strong>speicherung, -veränderung und -nutzung<br />

§ 15 <strong>Daten</strong>übermittlung an öffentliche Stellen<br />

§ 16 <strong>Daten</strong>übermittlung an nicht öffentliche Stellen<br />

§ 17 (weggefallen)<br />

§ 18 Durchführung des <strong>Daten</strong>schutzes in der Bundesverwaltung<br />

Zweiter Unterabschnitt<br />

Rechte des Betroffenen<br />

§ 19 Auskunft an den Betroffenen<br />

§ 19a Benachrichtigung<br />

§ 20 Berichtigung, Löschung und Sperrung von <strong>Daten</strong>; Widerspruchsrecht<br />

§ 21 Anrufung des Bundesbeauftragten für den <strong>Daten</strong>schutz und die Informationsfreiheit<br />

Dritter Unterabschnitt<br />

Bundesbeauftragter für den <strong>Daten</strong>schutz und die Informationsfreiheit<br />

§ 22 Wahl des Bundesbeauftragten für den <strong>Daten</strong>schutz und die Informationsfreiheit<br />

§ 23 Rechtsstellung des Bundesbeauftragten für den <strong>Daten</strong>schutz und die Informationsfreiheit<br />

§ 24 Kontrolle durch den Bundesbeauftragten für den <strong>Daten</strong>schutz und die Informationsfreiheit<br />

§ 25 Beanstandungen durch den Bundesbeauftragten für den <strong>Daten</strong>schutz und die Informationsfreiheit<br />

§ 26 Weitere Aufgaben des Bundesbeauftragten für den <strong>Daten</strong>schutz und die Informationsfreiheit<br />

Dritter Abschnitt<br />

<strong>Daten</strong>verarbeitung nicht-öffentlicher Stellen und öffentlich-rechtlicher Wettbewerbsunternehmen<br />

Erster Unterabschnitt<br />

Rechtsgrundlagen der <strong>Daten</strong>verarbeitung<br />

§ 27 Anwendungsbereich<br />

§ 28 <strong>Daten</strong>erhebung und -speicherung für eigene Geschäftszwecke<br />

§ 28a <strong>Daten</strong>übermittlung an Auskunfteien<br />

§ 28b Scoring<br />

§ 29 Geschäftsmäßige <strong>Daten</strong>erhebung und -speicherung zum Zweck der Übermittlung<br />

§ 30 Geschäftsmäßige <strong>Daten</strong>erhebung und -speicherung zum Zweck der Übermittlung in anonymisierter<br />

Form<br />

§ 30a Geschäftsmäßige <strong>Daten</strong>erhebung und -speicherung für Zwecke der Markt- oder Meinungsforschung<br />

§ 31 Besondere Zweckbindung<br />

§ 32 <strong>Daten</strong>erhebung, -verarbeitung und -nutzung für Zwecke des Beschäftigungsverhältnisses<br />

Zweiter Unterabschnitt<br />

Rechte des Betroffenen<br />

§ 33 Benachrichtigung des Betroffenen<br />

§ 34 Auskunft an den Betroffenen<br />

§ 35 Berichtigung, Löschung und Sperrung von <strong>Daten</strong><br />

Dritter Unterabschnitt<br />

Aufsichtsbehörde<br />

§§ 36 und 37 (weggefallen)<br />

§ 38 Aufsichtsbehörde<br />

§ 38a Verhaltensregeln zur Förderung der Durchführung datenschutzrechtlicher Regelungen<br />

Vierter Abschnitt<br />

Sondervorschriften<br />

§ 39 Zweckbindung bei personenbezogenen <strong>Daten</strong>, die einem Berufs- oder besonderen Amtsgeheimnis<br />

unterliegen<br />

§ 40 Verarbeitung und Nutzung personenbezogener <strong>Daten</strong> durch Forschungseinrichtungen<br />

§ 41 Erhebung, Verarbeitung und Nutzung personenbezogener <strong>Daten</strong> durch die Medien<br />

§ 42 <strong>Daten</strong>schutzbeauftragter der Deutschen Welle<br />

§ 42a Informationspflicht bei unrechtmäßiger Kenntniserlangung von <strong>Daten</strong><br />

Fünfter Abschnitt<br />

Schlussvorschriften<br />

§ 43 Bußgeldvorschriften<br />

§ 44 Strafvorschriften<br />

Sechster Abschnitt<br />

Übergangsvorschriften<br />

§ 45 Laufende Verwendungen<br />

§ 46 Weitergeltung von Begriffsbestimmungen<br />

§ 47 Übergangsregelung<br />

§ 48 Bericht der Bundesregierung<br />

Anlage (zu § 9 Satz 1)


Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

(1) Zweck dieses Gesetzes ist es, den Einzelnen davor zu schützen, dass er durch den Umgang mit seinen<br />

personenbezogenen <strong>Daten</strong> in seinem Persönlichkeitsrecht beeinträchtigt wird.<br />

(2) Dieses Gesetz gilt für die Erhebung, Verarbeitung und Nutzung personenbezogener <strong>Daten</strong> durch<br />

1. öffentliche Stellen des Bundes,<br />

2. öffentliche Stellen der Länder, soweit der <strong>Daten</strong>schutz nicht durch Landesgesetz geregelt ist und soweit sie<br />

a) Bundesrecht ausführen oder<br />

b) als Organe der Rechtspflege tätig werden und es sich nicht um Verwaltungsangelegenheiten handelt,<br />

3. nicht-öffentliche Stellen, soweit sie die <strong>Daten</strong> unter Einsatz von <strong>Daten</strong>verarbeitungsanlagen verarbeiten,<br />

nutzen oder dafür erheben oder die <strong>Daten</strong> in oder aus nicht automatisierten Dateien verarbeiten, nutzen oder<br />

dafür erheben, es sei denn, die Erhebung, Verarbeitung oder Nutzung der <strong>Daten</strong> erfolgt ausschließlich für<br />

persönliche oder familiäre Tätigkeiten.<br />

(3) Soweit andere Rechtsvorschriften des Bundes auf personenbezogene <strong>Daten</strong> einschließlich deren Veröffentlichung<br />

anzuwenden sind, gehen sie den Vorschriften dieses Gesetzes vor. Die Verpflichtung zur Wahrung gesetzlicher<br />

Geheimhaltungspflichten oder von Berufs- oder besonderen Amtsgeheimnissen, die nicht auf gesetzlichen Vorschriften<br />

beruhen, bleibt unberührt.<br />

(4) Die Vorschriften dieses Gesetzes gehen denen des Verwaltungsverfahrensgesetzes vor, soweit bei der Ermittlung<br />

des Sachverhalts personenbezogene <strong>Daten</strong> verarbeitet werden.<br />

(5) Dieses Gesetz findet keine Anwendung, sofern eine in einem anderen Mitgliedstaat der Europäischen Union oder in<br />

einem anderen Vertragsstaat des Abkommens über den Europäischen Wirtschaftsraum belegene verantwortliche Stelle<br />

personenbezogene <strong>Daten</strong> im Inland erhebt, verarbeitet oder nutzt, es sei denn, dies erfolgt durch eine Niederlassung<br />

im Inland. Dieses Gesetz findet Anwendung, sofern eine verantwortliche Stelle, die nicht in einem Mitgliedstaat der<br />

Europäischen Union oder in einem anderen Vertragsstaat des Abkommens über den Europäischen Wirtschaftsraum<br />

belegen ist, personenbezogene <strong>Daten</strong> im Inland erhebt, verarbeitet oder nutzt. Soweit die verantwortliche Stelle nach<br />

diesem Gesetz zu nennen ist, sind auch Angaben über im Inland ansässige Vertreter zu machen. Die Sätze 2 und 3<br />

gelten nicht, sofern <strong>Daten</strong>träger nur zum Zweck des Transits durch das Inland eingesetzt werden. § 38 Abs. 1 Satz 1<br />

bleibt unberührt.<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

1. sie über den Bereich eines Landes hinaus tätig werden oder<br />

2. dem Bund die absolute Mehrheit der Anteile gehört oder die absolute Mehrheit der Stimmen zusteht.<br />

Andernfalls gelten sie als öffentliche Stellen der Länder.<br />

(4) Nicht-öffentliche Stellen sind natürliche und juristische Personen, Gesellschaften und andere<br />

Personenvereinigungen des privaten Rechts, soweit sie nicht unter die Absätze 1 bis 3 fallen. Nimmt eine nichtöffentliche<br />

Stelle hoheitliche Aufgaben der öffentlichen Verwaltung wahr, ist sie insoweit öffentliche Stelle im Sinne<br />

dieses Gesetzes.<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

1.<br />

Erster Abschnitt<br />

Allgemeine und gemeinsame Bestimmungen<br />

§ 1 Zweck und Anwendungsbereich des Gesetzes<br />

§ 2 Öffentliche und nicht-öffentliche Stellen<br />

(1) Öffentliche Stellen des Bundes sind die Behörden, die Organe der Rechtspflege und andere öffentlich-rechtlich<br />

organisierte Einrichtungen des Bundes, der bundesunmittelbaren Körperschaften, Anstalten und Stiftungen des<br />

öffentlichen Rechts sowie deren Vereinigungen ungeachtet ihrer Rechtsform. Als öffentliche Stellen gelten die aus dem<br />

Sondervermögen Deutsche Bundespost durch Gesetz hervorgegangenen Unternehmen, solange ihnen ein<br />

ausschließliches Recht nach dem Postgesetz zusteht.<br />

(2) Öffentliche Stellen der Länder sind die Behörden, die Organe der Rechtspflege und andere öffentlich-rechtlich<br />

organisierte Einrichtungen eines Landes, einer Gemeinde, eines Gemeindeverbandes und sonstiger der Aufsicht des<br />

Landes unterstehender juristischer Personen des öffentlichen Rechts sowie deren Vereinigungen ungeachtet ihrer<br />

Rechtsform.<br />

(3) Vereinigungen des privaten Rechts von öffentlichen Stellen des Bundes und der Länder, die Aufgaben der<br />

öffentlichen Verwaltung wahrnehmen, gelten ungeachtet der Beteiligung nicht-öffentlicher Stellen als öffentliche Stellen<br />

des Bundes, wenn<br />

§ 3 Weitere Begriffsbestimmungen<br />

(1) Personenbezogene <strong>Daten</strong> sind Einzelangaben über persönliche oder sachliche Verhältnisse einer bestimmten oder<br />

bestimmbaren natürlichen Person (Betroffener).<br />

(2) Automatisierte Verarbeitung ist die Erhebung, Verarbeitung oder Nutzung personenbezogener <strong>Daten</strong> unter Einsatz<br />

von <strong>Daten</strong>verarbeitungsanlagen. Eine nicht automatisierte Datei ist jede nicht automatisierte Sammlung<br />

personenbezogener <strong>Daten</strong>, die gleichartig aufgebaut ist und nach bestimmten Merkmalen zugänglich ist und<br />

ausgewertet werden kann.<br />

(3) Erheben ist das Beschaffen von <strong>Daten</strong> über den Betroffenen.<br />

(4) Verarbeiten ist das Speichern, Verändern, Übermitteln, Sperren und Löschen personenbezogener <strong>Daten</strong>. Im<br />

Einzelnen ist, ungeachtet der dabei angewendeten Verfahren:<br />

157


158<br />

Speichern das Erfassen, Aufnehmen oder Aufbewahren personenbezogener <strong>Daten</strong> auf einem <strong>Daten</strong>träger<br />

zum Zwecke ihrer weiteren Verarbeitung oder Nutzung,<br />

2. Verändern das inhaltliche Umgestalten gespeicherter personenbezogener <strong>Daten</strong>,<br />

3. Übermitteln das Bekanntgeben gespeicherter oder durch <strong>Daten</strong>verarbeitung gewonnener personenbezogener<br />

<strong>Daten</strong> an einen Dritten in der Weise, dass<br />

a) die <strong>Daten</strong> an den Dritten weitergegeben werden oder<br />

b) der Dritte zur Einsicht oder zum Abruf bereitgehaltene <strong>Daten</strong> einsieht oder abruft,<br />

4. Sperren das Kennzeichnen gespeicherter personenbezogener <strong>Daten</strong>, um ihre weitere Verarbeitung oder<br />

Nutzung einzuschränken,<br />

5. Löschen das Unkenntlichmachen gespeicherter personenbezogener <strong>Daten</strong>.<br />

(5) Nutzen ist jede Verwendung personenbezogener <strong>Daten</strong>, soweit es sich nicht um Verarbeitung handelt.<br />

(6) Anonymisieren ist das Verändern personenbezogener <strong>Daten</strong> derart, dass die Einzelangaben über persönliche oder<br />

sachliche Verhältnisse nicht mehr oder nur mit einem unverhältnismäßig großen Aufwand an Zeit, Kosten und<br />

Arbeitskraft einer bestimmten oder bestimmbaren natürlichen Person zugeordnet werden können.<br />

(6a) Pseudonymisieren ist das Ersetzen des Namens und anderer Identifikationsmerkmale durch ein Kennzeichen zu<br />

dem Zweck, die Bestimmung des Betroffenen auszuschließen oder wesentlich zu erschweren.<br />

(7) Verantwortliche Stelle ist jede Person oder Stelle, die personenbezogene <strong>Daten</strong> für sich selbst erhebt, verarbeitet<br />

oder nutzt oder dies durch andere im Auftrag vornehmen lässt.<br />

(8) Empfänger ist jede Person oder Stelle, die <strong>Daten</strong> erhält. Dritter ist jede Person oder Stelle außerhalb der<br />

verantwortlichen Stelle. Dritte sind nicht der Betroffene sowie Personen und Stellen, die im Inland, in einem anderen<br />

Mitgliedstaat der Europäischen Union oder in einem anderen Vertragsstaat des Abkommens über den Europäischen<br />

Wirtschaftsraum personenbezogene <strong>Daten</strong> im Auftrag erheben, verarbeiten oder nutzen.<br />

(9) Besondere Arten personenbezogener <strong>Daten</strong> sind Angaben über die rassische und ethnische Herkunft, politische<br />

Meinungen, religiöse oder philosophische Überzeugungen, Gewerkschaftszugehörigkeit, Gesundheit oder Sexualleben.<br />

(10) Mobile personenbezogene Speicher- und Verarbeitungsmedien sind <strong>Daten</strong>träger,<br />

1. die an den Betroffenen ausgegeben werden,<br />

2. auf denen personenbezogene <strong>Daten</strong> über die Speicherung hinaus durch die ausgebende oder eine andere<br />

Stelle automatisiert verarbeitet werden können und<br />

3. bei denen der Betroffene diese Verarbeitung nur durch den Gebrauch des Mediums beeinflussen kann.<br />

(11) Beschäftigte sind:<br />

1. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer,<br />

2. zu ihrer Berufsbildung Beschäftigte,<br />

3. Teilnehmerinnen und Teilnehmer an Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben sowie an Abklärungen der<br />

beruflichen Eignung oder Arbeitserprobung (Rehabilitandinnen und Rehabilitanden),<br />

4. in anerkannten Werkstätten für behinderte Menschen Beschäftigte,<br />

5. nach dem Jugendfreiwilligendienstegesetz Beschäftigte,<br />

6. Personen, die wegen ihrer wirtschaftlichen Unselbständigkeit als arbeitnehmerähnliche Personen anzusehen<br />

sind; zu diesen gehören auch die in Heimarbeit Beschäftigten und die ihnen Gleichgestellten,<br />

7. Bewerberinnen und Bewerber für ein Beschäftigungsverhältnis sowie Personen, deren<br />

Beschäftigungsverhältnis beendet ist,<br />

8. Beamtinnen, Beamte, Richterinnen und Richter des Bundes, Soldatinnen und Soldaten sowie<br />

Zivildienstleistende.<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

§ 3a <strong>Daten</strong>vermeidung und <strong>Daten</strong>sparsamkeit<br />

Die Erhebung, Verarbeitung und Nutzung personenbezogener <strong>Daten</strong> und die Auswahl und Gestaltung von<br />

<strong>Daten</strong>verarbeitungssystemen sind an dem Ziel auszurichten, so wenig personenbezogene <strong>Daten</strong> wie möglich zu<br />

erheben, zu verarbeiten oder zu nutzen. Insbesondere sind personenbezogene <strong>Daten</strong> zu anonymisieren oder zu<br />

pseudonymisieren, soweit dies nach dem Verwendungszweck möglich ist und keinen im Verhältnis zu dem<br />

angestrebten <strong>Schutz</strong>zweck unverhältnismäßigen Aufwand erfordert.<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

§ 4 Zulässigkeit der <strong>Daten</strong>erhebung, -verarbeitung und -nutzung<br />

(1) Die Erhebung, Verarbeitung und Nutzung personenbezogener <strong>Daten</strong> sind nur zulässig, soweit dieses Gesetz oder<br />

eine andere Rechtsvorschrift dies erlaubt oder anordnet oder der Betroffene eingewilligt hat.<br />

(2) Personenbezogene <strong>Daten</strong> sind beim Betroffenen zu erheben. Ohne seine Mitwirkung dürfen sie nur erhoben<br />

werden, wenn<br />

1. eine Rechtsvorschrift dies vorsieht oder zwingend voraussetzt oder<br />

2. a) die zu erfüllende Verwaltungsaufgabe ihrer Art nach oder der Geschäftszweck eine Erhebung bei<br />

anderen Personen oder Stellen erforderlich macht oder<br />

b) die Erhebung beim Betroffenen einen unverhältnismäßigen Aufwand erfordern würde


und keine Anhaltspunkte dafür bestehen, dass überwiegende schutzwürdige Interessen des Betroffenen<br />

beeinträchtigt werden.<br />

(3) Werden personenbezogene <strong>Daten</strong> beim Betroffenen erhoben, so ist er, sofern er nicht bereits auf andere Weise<br />

Kenntnis erlangt hat, von der verantwortlichen Stelle über<br />

1. die Identität der verantwortlichen Stelle,<br />

2. die Zweckbestimmungen der Erhebung, Verarbeitung oder Nutzung und<br />

3. die Kategorien von Empfängern nur, soweit der Betroffene nach den Umständen des Einzelfalles nicht mit der<br />

Übermittlung an diese rechnen muss,<br />

zu unterrichten. Werden personenbezogene <strong>Daten</strong> beim Betroffenen aufgrund einer Rechtsvorschrift erhoben, die zur<br />

Auskunft verpflichtet, oder ist die Erteilung der Auskunft Voraussetzung für die Gewährung von Rechtsvorteilen, so ist<br />

der Betroffene hierauf, sonst auf die Freiwilligkeit seiner Angaben hinzuweisen. Soweit nach den Umständen des<br />

Einzelfalles erforderlich oder auf Verlangen, ist er über die Rechtsvorschrift und über die Folgen der Verweigerung von<br />

Angaben aufzuklären.<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

§ 4a Einwilligung<br />

(1) Die Einwilligung ist nur wirksam, wenn sie auf der freien Entscheidung des Betroffenen beruht. Er ist auf den<br />

vorgesehenen Zweck der Erhebung, Verarbeitung oder Nutzung sowie, soweit nach den Umständen des Einzelfalles<br />

erforderlich oder auf Verlangen, auf die Folgen der Verweigerung der Einwilligung hinzuweisen. Die Einwilligung bedarf<br />

der Schriftform, soweit nicht wegen besonderer Umstände eine andere Form angemessen ist. Soll die Einwilligung<br />

zusammen mit anderen Erklärungen schriftlich erteilt werden, ist sie besonders hervorzuheben.<br />

(2) Im Bereich der wissenschaftlichen Forschung liegt ein besonderer Umstand im Sinne von Absatz 1 Satz 3 auch<br />

dann vor, wenn durch die Schriftform der bestimmte Forschungszweck erheblich beeinträchtigt würde. In diesem Fall<br />

sind der Hinweis nach Absatz 1 Satz 2 und die Gründe, aus denen sich die erhebliche Beeinträchtigung des<br />

bestimmten Forschungszwecks ergibt, schriftlich festzuhalten.<br />

(3) Soweit besondere Arten personenbezogener <strong>Daten</strong> (§ 3 Abs. 9) erhoben, verarbeitet oder genutzt werden, muss<br />

sich die Einwilligung darüber hinaus ausdrücklich auf diese <strong>Daten</strong> beziehen.<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

§ 4b Übermittlung personenbezogener <strong>Daten</strong> ins Ausland sowie an über- oder zwischenstaatliche Stellen<br />

(1) Für die Übermittlung personenbezogener <strong>Daten</strong> an Stellen<br />

1. in anderen Mitgliedstaaten der Europäischen Union,<br />

2. in anderen Vertragsstaaten des Abkommens über den Europäischen Wirtschaftsraum oder<br />

3. der Organe und Einrichtungen der Europäischen Gemeinschaften<br />

gelten § 15 Abs. 1, § 16 Abs. 1 und §§ 28 bis 30a nach Maßgabe der für diese Übermittlung geltenden Gesetze und<br />

Vereinbarungen, soweit die Übermittlung im Rahmen von Tätigkeiten erfolgt, die ganz oder teilweise in den<br />

Anwendungsbereich des Rechts der Europäischen Gemeinschaften fallen.<br />

(2) Für die Übermittlung personenbezogener <strong>Daten</strong> an Stellen nach Absatz 1, die nicht im Rahmen von Tätigkeiten<br />

erfolgt, die ganz oder teilweise in den Anwendungsbereich des Rechts der Europäischen Gemeinschaften fallen, sowie<br />

an sonstige ausländische oder über- oder zwischenstaatliche Stellen gilt Absatz 1 entsprechend. Die Übermittlung<br />

unterbleibt, soweit der Betroffene ein schutzwürdiges Interesse an dem Ausschluss der Übermittlung hat, insbesondere<br />

wenn bei den in Satz 1 genannten Stellen ein angemessenes <strong>Daten</strong>schutzniveau nicht gewährleistet ist. Satz 2 gilt<br />

nicht, wenn die Übermittlung zur Erfüllung eigener Aufgaben einer öffentlichen Stelle des Bundes aus zwingenden<br />

Gründen der Verteidigung oder der Erfüllung über- oder zwischenstaatlicher Verpflichtungen auf dem Gebiet der<br />

Krisenbewältigung oder Konfliktverhinderung oder für humanitäre Maßnahmen erforderlich ist.<br />

(3) Die Angemessenheit des <strong>Schutz</strong>niveaus wird unter Berücksichtigung aller Umstände beurteilt, die bei einer<br />

<strong>Daten</strong>übermittlung oder einer Kategorie von <strong>Daten</strong>übermittlungen von Bedeutung sind; insbesondere können die Art<br />

der <strong>Daten</strong>, die Zweckbestimmung, die Dauer der geplanten Verarbeitung, das Herkunfts- und das<br />

Endbestimmungsland, die für den betreffenden Empfänger geltenden Rechtsnormen sowie die für ihn geltenden<br />

Standesregeln und Sicherheitsmaßnahmen herangezogen werden.<br />

(4) In den Fällen des § 16 Abs. 1 Nr. 2 unterrichtet die übermittelnde Stelle den Betroffenen von der Übermittlung seiner<br />

<strong>Daten</strong>. Dies gilt nicht, wenn damit zu rechnen ist, dass er davon auf andere Weise Kenntnis erlangt, oder wenn die<br />

Unterrichtung die öffentliche Sicherheit gefährden oder sonst dem Wohl des Bundes oder eines Landes Nachteile<br />

bereiten würde.<br />

(5) Die Verantwortung für die Zulässigkeit der Übermittlung trägt die übermittelnde Stelle.<br />

(6) Die Stelle, an die die <strong>Daten</strong> übermittelt werden, ist auf den Zweck hinzuweisen, zu dessen Erfüllung die <strong>Daten</strong><br />

übermittelt werden.<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

§ 4c Ausnahmen<br />

(1) Im Rahmen von Tätigkeiten, die ganz oder teilweise in den Anwendungsbereich des Rechts der Europäischen<br />

Gemeinschaften fallen, ist eine Übermittlung personenbezogener <strong>Daten</strong> an andere als die in § 4b Abs. 1 genannten<br />

Stellen, auch wenn bei ihnen ein angemessenes <strong>Daten</strong>schutzniveau nicht gewährleistet ist, zulässig, sofern<br />

1. der Betroffene seine Einwilligung gegeben hat,<br />

2.<br />

159


160<br />

die Übermittlung für die Erfüllung eines Vertrags zwischen dem Betroffenen und der verantwortlichen Stelle<br />

oder zur Durchführung von vorvertraglichen Maßnahmen, die auf Veranlassung des Betroffenen getroffen<br />

worden sind, erforderlich ist,<br />

3. die Übermittlung zum Abschluss oder zur Erfüllung eines Vertrags erforderlich ist, der im Interesse des<br />

Betroffenen von der verantwortlichen Stelle mit einem Dritten geschlossen wurde oder geschlossen werden<br />

soll,<br />

4. die Übermittlung für die Wahrung eines wichtigen öffentlichen Interesses oder zur Geltendmachung, Ausübung<br />

oder Verteidigung von Rechtsansprüchen vor Gericht erforderlich ist,<br />

5. die Übermittlung für die Wahrung lebenswichtiger Interessen des Betroffenen erforderlich ist oder<br />

6. die Übermittlung aus einem Register erfolgt, das zur Information der Öffentlichkeit bestimmt ist und entweder<br />

der gesamten Öffentlichkeit oder allen Personen, die ein berechtigtes Interesse nachweisen können, zur<br />

Einsichtnahme offen steht, soweit die gesetzlichen Voraussetzungen im Einzelfall gegeben sind.<br />

Die Stelle, an die die <strong>Daten</strong> übermittelt werden, ist darauf hinzuweisen, dass die übermittelten <strong>Daten</strong> nur zu dem Zweck<br />

verarbeitet oder genutzt werden dürfen, zu dessen Erfüllung sie übermittelt werden.<br />

(2) Unbeschadet des Absatzes 1 Satz 1 kann die zuständige Aufsichtsbehörde einzelne Übermittlungen oder<br />

bestimmte Arten von Übermittlungen personenbezogener <strong>Daten</strong> an andere als die in § 4b Abs. 1 genannten Stellen<br />

genehmigen, wenn die verantwortliche Stelle ausreichende Garantien hinsichtlich des <strong>Schutz</strong>es des<br />

Persönlichkeitsrechts und der Ausübung der damit verbundenen Rechte vorweist; die Garantien können sich<br />

insbesondere aus Vertragsklauseln oder verbindlichen Unternehmensregelungen ergeben. Bei den Post- und<br />

Telekommunikationsunternehmen ist der Bundesbeauftragte für den <strong>Daten</strong>schutz und die Informationsfreiheit<br />

zuständig. Sofern die Übermittlung durch öffentliche Stellen erfolgen soll, nehmen diese die Prüfung nach Satz 1 vor.<br />

(3) Die Länder teilen dem Bund die nach Absatz 2 Satz 1 ergangenen Entscheidungen mit.<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

§ 4d Meldepflicht<br />

(1) Verfahren automatisierter Verarbeitungen sind vor ihrer Inbetriebnahme von nicht-öffentlichen verantwortlichen<br />

Stellen der zuständigen Aufsichtsbehörde und von öffentlichen verantwortlichen Stellen des Bundes sowie von den<br />

Post- und Telekommunikationsunternehmen dem Bundesbeauftragten für den <strong>Daten</strong>schutz und die Informationsfreiheit<br />

nach Maßgabe von § 4e zu melden.<br />

(2) Die Meldepflicht entfällt, wenn die verantwortliche Stelle einen Beauftragten für den <strong>Daten</strong>schutz bestellt hat.<br />

(3) Die Meldepflicht entfällt ferner, wenn die verantwortliche Stelle personenbezogene <strong>Daten</strong> für eigene Zwecke erhebt,<br />

verarbeitet oder nutzt, hierbei in der Regel höchstens neun Personen ständig mit der Erhebung, Verarbeitung oder<br />

Nutzung personenbezogener <strong>Daten</strong> beschäftigt und entweder eine Einwilligung des Betroffenen vorliegt oder die<br />

Erhebung, Verarbeitung oder Nutzung für die Begründung, Durchführung oder Beendigung eines rechtsgeschäftlichen<br />

oder rechtsgeschäftsähnlichen Schuldverhältnisses mit dem Betroffenen erforderlich ist.<br />

(4) Die Absätze 2 und 3 gelten nicht, wenn es sich um automatisierte Verarbeitungen handelt, in denen geschäftsmäßig<br />

personenbezogene <strong>Daten</strong> von der jeweiligen Stelle<br />

1. zum Zweck der Übermittlung,<br />

2. zum Zweck der anonymisierten Übermittlung oder<br />

3. für Zwecke der Markt- oder Meinungsforschung<br />

gespeichert werden.<br />

(5) Soweit automatisierte Verarbeitungen besondere Risiken für die Rechte und Freiheiten der Betroffenen aufweisen,<br />

unterliegen sie der Prüfung vor Beginn der Verarbeitung (Vorabkontrolle). Eine Vorabkontrolle ist insbesondere<br />

durchzuführen, wenn<br />

1. besondere Arten personenbezogener <strong>Daten</strong> (§ 3 Abs. 9) verarbeitet werden oder<br />

2. die Verarbeitung personenbezogener <strong>Daten</strong> dazu bestimmt ist, die Persönlichkeit des Betroffenen zu bewerten<br />

einschließlich seiner Fähigkeiten, seiner Leistung oder seines Verhaltens,<br />

es sei denn, dass eine gesetzliche Verpflichtung oder eine Einwilligung des Betroffenen vorliegt oder die Erhebung,<br />

Verarbeitung oder Nutzung für die Begründung, Durchführung oder Beendigung eines rechtsgeschäftlichen oder<br />

rechtsgeschäftsähnlichen Schuldverhältnisses mit dem Betroffenen erforderlich ist.<br />

(6) Zuständig für die Vorabkontrolle ist der Beauftragte für den <strong>Daten</strong>schutz. Dieser nimmt die Vorabkontrolle nach<br />

Empfang der Übersicht nach § 4g Abs. 2 Satz 1 vor. Er hat sich in Zweifelsfällen an die Aufsichtsbehörde oder bei den<br />

Post- und Telekommunikationsunternehmen an den Bundesbeauftragten für den <strong>Daten</strong>schutz und die<br />

Informationsfreiheit zu wenden.<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

§ 4e Inhalt der Meldepflicht<br />

Sofern Verfahren automatisierter Verarbeitungen meldepflichtig sind, sind folgende Angaben zu machen:<br />

1. Name oder Firma der verantwortlichen Stelle,<br />

2. Inhaber, Vorstände, Geschäftsführer oder sonstige gesetzliche oder nach der Verfassung des Unternehmens<br />

berufene Leiter und die mit der Leitung der <strong>Daten</strong>verarbeitung beauftragten Personen,<br />

3. Anschrift der verantwortlichen Stelle,<br />

4. Zweckbestimmungen der <strong>Daten</strong>erhebung, -verarbeitung oder -nutzung,<br />

5. eine Beschreibung der betroffenen Personengruppen und der diesbezüglichen <strong>Daten</strong> oder <strong>Daten</strong>kategorien,


6.<br />

7.<br />

8.<br />

9.<br />

Empfänger oder Kategorien von Empfängern, denen die <strong>Daten</strong> mitgeteilt werden können,<br />

Regelfristen für die Löschung der <strong>Daten</strong>,<br />

eine geplante <strong>Daten</strong>übermittlung in Drittstaaten,<br />

eine allgemeine Beschreibung, die es ermöglicht, vorläufig zu beurteilen, ob die Maßnahmen nach § 9 zur<br />

Gewährleistung der Sicherheit der Verarbeitung angemessen sind.<br />

§ 4d Abs. 1 und 4 gilt für die Änderung der nach Satz 1 mitgeteilten Angaben sowie für den Zeitpunkt der Aufnahme<br />

und der Beendigung der meldepflichtigen Tätigkeit entsprechend.<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

§ 4f Beauftragter für den <strong>Daten</strong>schutz<br />

(1) Öffentliche und nicht öffentliche Stellen, die personenbezogene <strong>Daten</strong> automatisiert verarbeiten, haben einen<br />

Beauftragten für den <strong>Daten</strong>schutz schriftlich zu bestellen. Nicht-öffentliche Stellen sind hierzu spätestens innerhalb<br />

eines Monats nach Aufnahme ihrer Tätigkeit verpflichtet. Das Gleiche gilt, wenn personenbezogene <strong>Daten</strong> auf andere<br />

Weise erhoben, verarbeitet oder genutzt werden und damit in der Regel mindestens 20 Personen beschäftigt sind. Die<br />

Sätze 1 und 2 gelten nicht für die nichtöffentlichen Stellen, die in der Regel höchstens neun Personen ständig mit der<br />

automatisierten Verarbeitung personenbezogener <strong>Daten</strong> beschäftigen. Soweit aufgrund der Struktur einer öffentlichen<br />

Stelle erforderlich, genügt die Bestellung eines Beauftragten für den <strong>Daten</strong>schutz für mehrere Bereiche. Soweit nichtöffentliche<br />

Stellen automatisierte Verarbeitungen vornehmen, die einer Vorabkontrolle unterliegen, oder<br />

personenbezogene <strong>Daten</strong> geschäftsmäßig zum Zweck der Übermittlung, der anonymisierten Übermittlung oder für<br />

Zwecke der Markt- oder Meinungsforschung automatisiert verarbeiten, haben sie unabhängig von der Anzahl der mit<br />

der automatisierten Verarbeitung beschäftigten Personen einen Beauftragten für den <strong>Daten</strong>schutz zu bestellen.<br />

(2) Zum Beauftragten für den <strong>Daten</strong>schutz darf nur bestellt werden, wer die zur Erfüllung seiner Aufgaben erforderliche<br />

Fachkunde und Zuverlässigkeit besitzt. Das Maß der erforderlichen Fachkunde bestimmt sich insbesondere nach dem<br />

Umfang der <strong>Daten</strong>verarbeitung der verantwortlichen Stelle und dem <strong>Schutz</strong>bedarf der personenbezogenen <strong>Daten</strong>, die<br />

die verantwortliche Stelle erhebt oder verwendet. Zum Beauftragten für den <strong>Daten</strong>schutz kann auch eine Person<br />

außerhalb der verantwortlichen Stelle bestellt werden; die Kontrolle erstreckt sich auch auf personenbezogene <strong>Daten</strong>,<br />

die einem Berufs- oder besonderen Amtsgeheimnis, insbesondere dem Steuergeheimnis nach § 30 der<br />

Abgabenordnung, unterliegen. Öffentliche Stellen können mit Zustimmung ihrer Aufsichtsbehörde einen Bediensteten<br />

aus einer anderen öffentlichen Stelle zum Beauftragten für den <strong>Daten</strong>schutz bestellen.<br />

(3) Der Beauftragte für den <strong>Daten</strong>schutz ist dem Leiter der öffentlichen oder nicht-öffentlichen Stelle unmittelbar zu<br />

unterstellen. Er ist in Ausübung seiner Fachkunde auf dem Gebiet des <strong>Daten</strong>schutzes weisungsfrei. Er darf wegen der<br />

Erfüllung seiner Aufgaben nicht benachteiligt werden. Die Bestellung zum Beauftragten für den <strong>Daten</strong>schutz kann in<br />

entsprechender Anwendung von § 626 des Bürgerlichen Gesetzbuches, bei nicht-öffentlichen Stellen auch auf<br />

Verlangen der Aufsichtsbehörde, widerrufen werden. Ist nach Absatz 1 ein Beauftragter für den <strong>Daten</strong>schutz zu<br />

bestellen, so ist die Kündigung des Arbeitsverhältnisses unzulässig, es sei denn, dass Tatsachen vorliegen, welche die<br />

verantwortliche Stelle zur Kündigung aus wichtigem Grund <strong>ohne</strong> Einhaltung einer Kündigungsfrist berechtigen. Nach<br />

der Abberufung als Beauftragter für den <strong>Daten</strong>schutz ist die Kündigung innerhalb eines Jahres nach der Beendigung<br />

der Bestellung unzulässig, es sei denn, dass die verantwortliche Stelle zur Kündigung aus wichtigem Grund <strong>ohne</strong><br />

Einhaltung einer Kündigungsfrist berechtigt ist. Zur Erhaltung der zur Erfüllung seiner Aufgaben erforderlichen<br />

Fachkunde hat die verantwortliche Stelle dem Beauftragten für den <strong>Daten</strong>schutz die Teilnahme an Fort- und<br />

Weiterbildungsveranstaltungen zu ermöglichen und deren Kosten zu übernehmen.<br />

(4) Der Beauftragte für den <strong>Daten</strong>schutz ist zur Verschwiegenheit über die Identität des Betroffenen sowie über<br />

Umstände, die Rückschlüsse auf den Betroffenen zulassen, verpflichtet, soweit er nicht davon durch den Betroffenen<br />

befreit wird.<br />

(4a) Soweit der Beauftragte für den <strong>Daten</strong>schutz bei seiner Tätigkeit Kenntnis von <strong>Daten</strong> erhält, für die dem Leiter oder<br />

einer bei der öffentlichen oder nichtöffentlichen Stelle beschäftigten Person aus beruflichen Gründen ein<br />

Zeugnisverweigerungsrecht zusteht, steht dieses Recht auch dem Beauftragten für den <strong>Daten</strong>schutz und dessen<br />

Hilfspersonal zu. Über die Ausübung dieses Rechts entscheidet die Person, der das Zeugnisverweigerungsrecht aus<br />

beruflichen Gründen zusteht, es sei denn, dass diese Entscheidung in absehbarer Zeit nicht herbeigeführt werden<br />

kann. Soweit das Zeugnisverweigerungsrecht des Beauftragten für den <strong>Daten</strong>schutz reicht, unterliegen seine Akten<br />

und andere Schriftstücke einem Beschlagnahmeverbot.<br />

(5) Die öffentlichen und nicht-öffentlichen Stellen haben den Beauftragten für den <strong>Daten</strong>schutz bei der Erfüllung seiner<br />

Aufgaben zu unterstützen und ihm insbesondere, soweit dies zur Erfüllung seiner Aufgaben erforderlich ist,<br />

Hilfspersonal sowie Räume, Einrichtungen, Geräte und Mittel zur Verfügung zu stellen. Betroffene können sich jederzeit<br />

an den Beauftragten für den <strong>Daten</strong>schutz wenden.<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

§ 4g Aufgaben des Beauftragten für den <strong>Daten</strong>schutz<br />

(1) Der Beauftragte für den <strong>Daten</strong>schutz wirkt auf die Einhaltung dieses Gesetzes und anderer Vorschriften über den<br />

<strong>Daten</strong>schutz hin. Zu diesem Zweck kann sich der Beauftragte für den <strong>Daten</strong>schutz in Zweifelsfällen an die für die<br />

<strong>Daten</strong>schutzkontrolle bei der verantwortlichen Stelle zuständige Behörde wenden. Er kann die Beratung nach § 38 Abs.<br />

1 Satz 2 in Anspruch nehmen. Er hat insbesondere<br />

1. die ordnungsgemäße Anwendung der <strong>Daten</strong>verarbeitungsprogramme, mit deren Hilfe personenbezogene<br />

<strong>Daten</strong> verarbeitet werden sollen, zu überwachen; zu diesem Zweck ist er über Vorhaben der automatisierten<br />

Verarbeitung personenbezogener <strong>Daten</strong> rechtzeitig zu unterrichten,<br />

2. die bei der Verarbeitung personenbezogener <strong>Daten</strong> tätigen Personen durch geeignete Maßnahmen mit den<br />

Vorschriften dieses Gesetzes sowie anderen Vorschriften über den <strong>Daten</strong>schutz und mit den jeweiligen<br />

besonderen Erfordernissen des <strong>Daten</strong>schutzes vertraut zu machen.<br />

161


162<br />

(2) Dem Beauftragten für den <strong>Daten</strong>schutz ist von der verantwortlichen Stelle eine Übersicht über die in § 4e Satz 1<br />

genannten Angaben sowie über zugriffsberechtigte Personen zur Verfügung zu stellen. Der Beauftragte für den<br />

<strong>Daten</strong>schutz macht die Angaben nach § 4e Satz 1 Nr. 1 bis 8 auf Antrag jedermann in geeigneter Weise verfügbar.<br />

(2a) Soweit bei einer nichtöffentlichen Stelle keine Verpflichtung zur Bestellung eines Beauftragten für den <strong>Daten</strong>schutz<br />

besteht, hat der Leiter der nichtöffentlichen Stelle die Erfüllung der Aufgaben nach den Absätzen 1 und 2 in anderer<br />

Weise sicherzustellen.<br />

(3) Auf die in § 6 Abs. 2 Satz 4 genannten Behörden findet Absatz 2 Satz 2 keine Anwendung. Absatz 1 Satz 2 findet<br />

mit der Maßgabe Anwendung, dass der behördliche Beauftragte für den <strong>Daten</strong>schutz das Benehmen mit dem<br />

Behördenleiter herstellt; bei Unstimmigkeiten zwischen dem behördlichen Beauftragten für den <strong>Daten</strong>schutz und dem<br />

Behördenleiter entscheidet die oberste Bundesbehörde.<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

§ 5 <strong>Daten</strong>geheimnis<br />

Den bei der <strong>Daten</strong>verarbeitung beschäftigten Personen ist untersagt, personenbezogene <strong>Daten</strong> unbefugt zu erheben,<br />

zu verarbeiten oder zu nutzen (<strong>Daten</strong>geheimnis). Diese Personen sind, soweit sie bei nicht-öffentlichen Stellen<br />

beschäftigt werden, bei der Aufnahme ihrer Tätigkeit auf das <strong>Daten</strong>geheimnis zu verpflichten. Das <strong>Daten</strong>geheimnis<br />

besteht auch nach Beendigung ihrer Tätigkeit fort.<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

§ 6 Rechte des Betroffenen<br />

(1) Die Rechte des Betroffenen auf Auskunft (§§ 19, 34) und auf Berichtigung, Löschung oder Sperrung (§§ 20, 35)<br />

können nicht durch Rechtsgeschäft ausgeschlossen oder beschränkt werden.<br />

(2) Sind die <strong>Daten</strong> des Betroffenen automatisiert in der Weise gespeichert, dass mehrere Stellen<br />

speicherungsberechtigt sind, und ist der Betroffene nicht in der Lage festzustellen, welche Stelle die <strong>Daten</strong> gespeichert<br />

hat, so kann er sich an jede dieser Stellen wenden. Diese ist verpflichtet, das Vorbringen des Betroffenen an die Stelle,<br />

die die <strong>Daten</strong> gespeichert hat, weiterzuleiten. Der Betroffene ist über die Weiterleitung und jene Stelle zu unterrichten.<br />

Die in § 19 Abs. 3 genannten Stellen, die Behörden der Staatsanwaltschaft und der Polizei sowie öffentliche Stellen der<br />

Finanzverwaltung, soweit sie personenbezogene <strong>Daten</strong> in Erfüllung ihrer gesetzlichen Aufgaben im<br />

Anwendungsbereich der Abgabenordnung zur Überwachung und Prüfung speichern, können statt des Betroffenen den<br />

Bundesbeauftragten für den <strong>Daten</strong>schutz und die Informationsfreiheit unterrichten. In diesem Fall richtet sich das<br />

weitere Verfahren nach § 19 Abs. 6.<br />

(3) Personenbezogene <strong>Daten</strong> über die Ausübung eines Rechts des Betroffenen, das sich aus diesem Gesetz oder aus<br />

einer anderen Vorschrift über den <strong>Daten</strong>schutz ergibt, dürfen nur zur Erfüllung der sich aus der Ausübung des Rechts<br />

ergebenden Pflichten der verantwortlichen Stelle verwendet werden.<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

§ 6a Automatisierte Einzelentscheidung<br />

(1) Entscheidungen, die für den Betroffenen eine rechtliche Folge nach sich ziehen oder ihn erheblich beeinträchtigen,<br />

dürfen nicht ausschließlich auf eine automatisierte Verarbeitung personenbezogener <strong>Daten</strong> gestützt werden, die der<br />

Bewertung einzelner Persönlichkeitsmerkmale dienen. Eine ausschließlich auf eine automatisierte Verarbeitung<br />

gestützte Entscheidung liegt insbesondere dann vor, wenn keine inhaltliche Bewertung und darauf gestützte<br />

Entscheidung durch eine natürliche Person stattgefunden hat.<br />

(2) Dies gilt nicht, wenn<br />

1. die Entscheidung im Rahmen des Abschlusses oder der Erfüllung eines Vertragsverhältnisses oder eines<br />

sonstigen Rechtsverhältnisses ergeht und dem Begehren des Betroffenen stattgegeben wurde oder<br />

2. die Wahrung der berechtigten Interessen des Betroffenen durch geeignete Maßnahmen gewährleistet ist und<br />

die verantwortliche Stelle dem Betroffenen die Tatsache des Vorliegens einer Entscheidung im Sinne des<br />

Absatzes 1 mitteilt sowie auf Verlangen die wesentlichen Gründe dieser Entscheidung mitteilt und erläutert.<br />

(3) Das Recht des Betroffenen auf Auskunft nach den §§ 19 und 34 erstreckt sich auch auf den logischen Aufbau der<br />

automatisierten Verarbeitung der ihn betreffenden <strong>Daten</strong>.<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

§ 6b Beobachtung öffentlich zugänglicher Räume mit optisch-elektronischen Einrichtungen<br />

(1) Die Beobachtung öffentlich zugänglicher Räume mit optisch-elektronischen Einrichtungen (Videoüberwachung) ist<br />

nur zulässig, soweit sie<br />

1. zur Aufgabenerfüllung öffentlicher Stellen,<br />

2. zur Wahrnehmung des Hausrechts oder<br />

3. zur Wahrnehmung berechtigter Interessen für konkret festgelegte Zwecke<br />

erforderlich ist und keine Anhaltspunkte bestehen, dass schutzwürdige Interessen der Betroffenen überwiegen.<br />

(2) Der Umstand der Beobachtung und die verantwortliche Stelle sind durch geeignete Maßnahmen erkennbar zu<br />

machen.<br />

(3) Die Verarbeitung oder Nutzung von nach Absatz 1 erhobenen <strong>Daten</strong> ist zulässig, wenn sie zum Erreichen des<br />

verfolgten Zwecks erforderlich ist und keine Anhaltspunkte bestehen, dass schutzwürdige Interessen der Betroffenen<br />

überwiegen. Für einen anderen Zweck dürfen sie nur verarbeitet oder genutzt werden, soweit dies zur Abwehr von<br />

Gefahren für die staatliche und öffentliche Sicherheit sowie zur Verfolgung von Straftaten erforderlich ist.<br />

(4) Werden durch Videoüberwachung erhobene <strong>Daten</strong> einer bestimmten Person zugeordnet, ist diese über eine<br />

Verarbeitung oder Nutzung entsprechend den §§ 19a und 33 zu benachrichtigen.


(5) Die <strong>Daten</strong> sind unverzüglich zu löschen, wenn sie zur Erreichung des Zwecks nicht mehr erforderlich sind oder<br />

schutzwürdige Interessen der Betroffenen einer weiteren Speicherung entgegenstehen.<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

§ 6c Mobile personenbezogene Speicher- und Verarbeitungsmedien<br />

(1) Die Stelle, die ein mobiles personenbezogenes Speicher- und Verarbeitungsmedium ausgibt oder ein Verfahren zur<br />

automatisierten Verarbeitung personenbezogener <strong>Daten</strong>, das ganz oder teilweise auf einem solchen Medium abläuft,<br />

auf das Medium aufbringt, ändert oder hierzu bereithält, muss den Betroffenen<br />

1. über ihre Identität und Anschrift,<br />

2. in allgemein verständlicher Form über die Funktionsweise des Mediums einschließlich der Art der zu<br />

verarbeitenden personenbezogenen <strong>Daten</strong>,<br />

3. darüber, wie er seine Rechte nach den §§ 19, 20, 34 und 35 ausüben kann, und<br />

4. über die bei Verlust oder Zerstörung des Mediums zu treffenden Maßnahmen<br />

unterrichten, soweit der Betroffene nicht bereits Kenntnis erlangt hat.<br />

(2) Die nach Absatz 1 verpflichtete Stelle hat dafür Sorge zu tragen, dass die zur Wahrnehmung des Auskunftsrechts<br />

erforderlichen Geräte oder Einrichtungen in angemessenem Umfang zum unentgeltlichen Gebrauch zur Verfügung<br />

stehen.<br />

(3) Kommunikationsvorgänge, die auf dem Medium eine <strong>Daten</strong>verarbeitung auslösen, müssen für den Betroffenen<br />

eindeutig erkennbar sein.<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

§ 7 Schadensersatz<br />

Fügt eine verantwortliche Stelle dem Betroffenen durch eine nach diesem Gesetz oder nach anderen Vorschriften über<br />

den <strong>Daten</strong>schutz unzulässige oder unrichtige Erhebung, Verarbeitung oder Nutzung seiner personenbezogenen <strong>Daten</strong><br />

einen Schaden zu, ist sie oder ihr Träger dem Betroffenen zum Schadensersatz verpflichtet. Die Ersatzpflicht entfällt,<br />

soweit die verantwortliche Stelle die nach den Umständen des Falles gebotene Sorgfalt beachtet hat.<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

§ 8 Schadensersatz bei automatisierter <strong>Daten</strong>verarbeitung durch öffentliche Stellen<br />

(1) Fügt eine verantwortliche öffentliche Stelle dem Betroffenen durch eine nach diesem Gesetz oder nach anderen<br />

Vorschriften über den <strong>Daten</strong>schutz unzulässige oder unrichtige automatisierte Erhebung, Verarbeitung oder Nutzung<br />

seiner personenbezogenen <strong>Daten</strong> einen Schaden zu, ist ihr Träger dem Betroffenen unabhängig von einem<br />

Verschulden zum Schadensersatz verpflichtet.<br />

(2) Bei einer schweren Verletzung des Persönlichkeitsrechts ist dem Betroffenen der Schaden, der nicht<br />

Vermögensschaden ist, angemessen in Geld zu ersetzen.<br />

(3) Die Ansprüche nach den Absätzen 1 und 2 sind insgesamt auf einen Betrag von 130.000 Euro begrenzt. Ist auf<br />

Grund desselben Ereignisses an mehrere Personen Schadensersatz zu leisten, der insgesamt den Höchstbetrag von<br />

130.000 Euro übersteigt, so verringern sich die einzelnen Schadensersatzleistungen in dem Verhältnis, in dem ihr<br />

Gesamtbetrag zu dem Höchstbetrag steht.<br />

(4) Sind bei einer automatisierten Verarbeitung mehrere Stellen speicherungsberechtigt und ist der Geschädigte nicht in<br />

der Lage, die speichernde Stelle festzustellen, so haftet jede dieser Stellen.<br />

(5) Hat bei der Entstehung des Schadens ein Verschulden des Betroffenen mitgewirkt, gilt § 254 des Bürgerlichen<br />

Gesetzbuchs.<br />

(6) Auf die Verjährung finden die für unerlaubte Handlungen geltenden Verjährungsvorschriften des Bürgerlichen<br />

Gesetzbuchs entsprechende Anwendung.<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

§ 9 Technische und organisatorische Maßnahmen<br />

Öffentliche und nicht-öffentliche Stellen, die selbst oder im Auftrag personenbezogene <strong>Daten</strong> erheben, verarbeiten oder<br />

nutzen, haben die technischen und organisatorischen Maßnahmen zu treffen, die erforderlich sind, um die Ausführung<br />

der Vorschriften dieses Gesetzes, insbesondere die in der Anlage zu diesem Gesetz genannten Anforderungen, zu<br />

gewährleisten. Erforderlich sind Maßnahmen nur, wenn ihr Aufwand in einem angemessenen Verhältnis zu dem<br />

angestrebten <strong>Schutz</strong>zweck steht.<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

§ 9a <strong>Daten</strong>schutzaudit<br />

Zur Verbesserung des <strong>Daten</strong>schutzes und der <strong>Daten</strong>sicherheit können Anbieter von <strong>Daten</strong>verarbeitungssystemen und<br />

-programmen und datenverarbeitende Stellen ihr <strong>Daten</strong>schutzkonzept sowie ihre technischen Einrichtungen durch<br />

unabhängige und zugelassene Gutachter prüfen und bewerten lassen sowie das Ergebnis der Prüfung veröffentlichen.<br />

Die näheren Anforderungen an die Prüfung und Bewertung, das Verfahren sowie die Auswahl und Zulassung der<br />

Gutachter werden durch besonderes Gesetz geregelt.<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

§ 10 Einrichtung automatisierter Abrufverfahren<br />

(1) Die Einrichtung eines automatisierten Verfahrens, das die Übermittlung personenbezogener <strong>Daten</strong> durch Abruf<br />

ermöglicht, ist zulässig, soweit dieses Verfahren unter Berücksichtigung der schutzwürdigen Interessen der Betroffenen<br />

163


164<br />

und der Aufgaben oder Geschäftszwecke der beteiligten Stellen angemessen ist. Die Vorschriften über die Zulässigkeit<br />

des einzelnen Abrufs bleiben unberührt.<br />

(2) Die beteiligten Stellen haben zu gewährleisten, dass die Zulässigkeit des Abrufverfahrens kontrolliert werden kann.<br />

Hierzu haben sie schriftlich festzulegen:<br />

1. Anlass und Zweck des Abrufverfahrens,<br />

2. Dritte, an die übermittelt wird,<br />

3. Art der zu übermittelnden <strong>Daten</strong>,<br />

4. nach § 9 erforderliche technische und organisatorische Maßnahmen.<br />

Im öffentlichen Bereich können die erforderlichen Festlegungen auch durch die Fachaufsichtsbehörden getroffen<br />

werden.<br />

(3) Über die Einrichtung von Abrufverfahren ist in Fällen, in denen die in § 12 Abs. 1 genannten Stellen beteiligt sind,<br />

der Bundesbeauftragte für den <strong>Daten</strong>schutz und die Informationsfreiheit unter Mitteilung der Festlegungen nach Absatz<br />

2 zu unterrichten. Die Einrichtung von Abrufverfahren, bei denen die in § 6 Abs. 2 und in § 19 Abs. 3 genannten Stellen<br />

beteiligt sind, ist nur zulässig, wenn das für die speichernde und die abrufende Stelle jeweils zuständige Bundes- oder<br />

Landesministerium zugestimmt hat.<br />

(4) Die Verantwortung für die Zulässigkeit des einzelnen Abrufs trägt der Dritte, an den übermittelt wird. Die<br />

speichernde Stelle prüft die Zulässigkeit der Abrufe nur, wenn dazu Anlass besteht. Die speichernde Stelle hat zu<br />

gewährleisten, dass die Übermittlung personenbezogener <strong>Daten</strong> zumindest durch geeignete Stichprobenverfahren<br />

festgestellt und überprüft werden kann. Wird ein Gesamtbestand personenbezogener <strong>Daten</strong> abgerufen oder übermittelt<br />

(Stapelverarbeitung), so bezieht sich die Gewährleistung der Feststellung und Überprüfung nur auf die Zulässigkeit des<br />

Abrufes oder der Übermittlung des Gesamtbestandes.<br />

(5) Die Absätze 1 bis 4 gelten nicht für den Abruf allgemein zugänglicher <strong>Daten</strong>. Allgemein zugänglich sind <strong>Daten</strong>, die<br />

jedermann, sei es <strong>ohne</strong> oder nach vorheriger Anmeldung Zulassung oder Entrichtung eines Entgelts, nutzen kann.<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

§ 11 Erhebung, Verarbeitung oder Nutzung personenbezogener <strong>Daten</strong> im Auftrag<br />

(1) Werden personenbezogene <strong>Daten</strong> im Auftrag durch andere Stellen erhoben, verarbeitet oder genutzt, ist der<br />

Auftraggeber für die Einhaltung der Vorschriften dieses Gesetzes und anderer Vorschriften über den <strong>Daten</strong>schutz<br />

verantwortlich. Die in den §§ 6, 7 und 8 genannten Rechte sind ihm gegenüber geltend zu machen.<br />

(2) Der Auftragnehmer ist unter besonderer Berücksichtigung der Eignung der von ihm getroffenen technischen und<br />

organisatorischen Maßnahmen sorgfältig auszuwählen. Der Auftrag ist schriftlich zu erteilen, wobei insbesondere im<br />

Einzelnen festzulegen sind:<br />

1. der Gegenstand und die Dauer des Auftrags,<br />

2. der Umfang, die Art und der Zweck der vorgesehenen Erhebung, Verarbeitung oder Nutzung von <strong>Daten</strong>, die<br />

Art der <strong>Daten</strong> und der Kreis der Betroffenen,<br />

3. die nach § 9 zu treffenden technischen und organisatorischen Maßnahmen,<br />

4. die Berichtigung, Löschung und Sperrung von <strong>Daten</strong>,<br />

5. die nach Absatz 4 bestehenden Pflichten des Auftragnehmers, insbesondere die von ihm vorzunehmenden<br />

Kontrollen,<br />

6. die etwaige Berechtigung zur Begründung von Unterauftragsverhältnissen,<br />

7. die Kontrollrechte des Auftraggebers und die entsprechenden Duldungs- und Mitwirkungspflichten des<br />

Auftragnehmers,<br />

8. mitzuteilende Verstöße des Auftragnehmers oder der bei ihm beschäftigten Personen gegen Vorschriften zum<br />

<strong>Schutz</strong> personenbezogener <strong>Daten</strong> oder gegen die im Auftrag getroffenen Festlegungen,<br />

9. der Umfang der Weisungsbefugnisse, die sich der Auftraggeber gegenüber dem Auftragnehmer vorbehält,<br />

10. die Rückgabe überlassener <strong>Daten</strong>träger und die Löschung beim Auftragnehmer gespeicherter <strong>Daten</strong> nach<br />

Beendigung des Auftrags.<br />

Er kann bei öffentlichen Stellen auch durch die Fachaufsichtsbehörde erteilt werden. Der Auftraggeber hat sich vor<br />

Beginn der <strong>Daten</strong>verarbeitung und sodann regelmäßig von der Einhaltung der beim Auftragnehmer getroffenen<br />

technischen und organisatorischen Maßnahmen zu überzeugen. Das Ergebnis ist zu dokumentieren.<br />

(3) Der Auftragnehmer darf die <strong>Daten</strong> nur im Rahmen der Weisungen des Auftraggebers erheben, verarbeiten oder<br />

nutzen. Ist er der Ansicht, dass eine Weisung des Auftraggebers gegen dieses Gesetz oder andere Vorschriften über<br />

den <strong>Daten</strong>schutz verstößt, hat er den Auftraggeber unverzüglich darauf hinzuweisen.<br />

(4) Für den Auftragnehmer gelten neben den §§ 5, 9, 43 Abs. 1 Nr. 2, 10 und 11, Abs. 2 Nr. 1 bis 3 und Abs. 3 sowie §<br />

44 nur die Vorschriften über die <strong>Daten</strong>schutzkontrolle oder die Aufsicht, und zwar für<br />

1. a) öffentliche Stellen,<br />

b) nicht-öffentliche Stellen, bei denen der öffentlichen Hand die Mehrheit der Anteile gehört oder die<br />

Mehrheit der Stimmen zusteht und der Auftraggeber eine öffentliche Stelle ist,<br />

2.<br />

die §§ 18, 24 bis 26 oder die entsprechenden Vorschriften der <strong>Daten</strong>schutzgesetze der Länder,<br />

die übrigen nicht-öffentlichen Stellen, soweit sie personenbezogene <strong>Daten</strong> im Auftrag als<br />

Dienstleistungsunternehmen geschäftsmäßig erheben, verarbeiten oder nutzen, die §§ 4f, 4g und 38.<br />

(5) Die Absätze 1 bis 4 gelten entsprechend, wenn die Prüfung oder Wartung automatisierter Verfahren oder von<br />

<strong>Daten</strong>verarbeitungsanlagen durch andere Stellen im Auftrag vorgenommen wird und dabei ein Zugriff auf<br />

personenbezogene <strong>Daten</strong> nicht ausgeschlossen werden kann.


Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

Zweiter Abschnitt<br />

<strong>Daten</strong>verarbeitung der öffentlichen Stellen<br />

Erster Unterabschnitt<br />

Rechtsgrundlagen der <strong>Daten</strong>verarbeitung<br />

§ 12 Anwendungsbereich<br />

(1) Die Vorschriften dieses Abschnittes gelten für öffentliche Stellen des Bundes, soweit sie nicht als öffentlichrechtliche<br />

Unternehmen am Wettbewerb teilnehmen.<br />

(2) Soweit der <strong>Daten</strong>schutz nicht durch Landesgesetz geregelt ist, gelten die §§ 12 bis 16, 19 bis 20 auch für die<br />

öffentlichen Stellen der Länder, soweit sie<br />

1. Bundesrecht ausführen und nicht als öffentlich-rechtliche Unternehmen am Wettbewerb teilnehmen oder<br />

2. als Organe der Rechtspflege tätig werden und es sich nicht um Verwaltungsangelegenheiten handelt.<br />

(3) Für Landesbeauftragte für den <strong>Daten</strong>schutz gilt § 23 Abs. 4 entsprechend.<br />

(4) Werden personenbezogene <strong>Daten</strong> für frühere, bestehende oder zukünftige Beschäftigungsverhältnisse erhoben,<br />

verarbeitet oder genutzt, gelten § 28 Absatz 2 Nummer 2 und die §§ 32 bis 35 anstelle der §§ 13 bis 16 und 19 bis 20.<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

§ 13 <strong>Daten</strong>erhebung<br />

(1) Das Erheben personenbezogener <strong>Daten</strong> ist zulässig, wenn ihre Kenntnis zur Erfüllung der Aufgaben der<br />

verantwortlichen Stelle erforderlich ist.<br />

(1a) Werden personenbezogene <strong>Daten</strong> statt beim Betroffenen bei einer nicht-öffentlichen Stelle erhoben, so ist die<br />

Stelle auf die Rechtsvorschrift, die zur Auskunft verpflichtet, sonst auf die Freiwilligkeit ihrer Angaben hinzuweisen.<br />

(2) Das Erheben besonderer Arten personenbezogener <strong>Daten</strong> (§ 3 Abs. 9) ist nur zulässig, soweit<br />

1. eine Rechtsvorschrift dies vorsieht oder aus Gründen eines wichtigen öffentlichen Interesses zwingend<br />

erfordert,<br />

2. der Betroffene nach Maßgabe des § 4a Abs. 3 eingewilligt hat,<br />

3. dies zum <strong>Schutz</strong> lebenswichtiger Interessen des Betroffenen oder eines Dritten erforderlich ist, sofern der<br />

Betroffene aus physischen oder rechtlichen Gründen außerstande ist, seine Einwilligung zu geben,<br />

4. es sich um <strong>Daten</strong> handelt, die der Betroffene offenkundig öffentlich gemacht hat,<br />

5. dies zur Abwehr einer erheblichen Gefahr für die öffentliche Sicherheit erforderlich ist,<br />

6. dies zur Abwehr erheblicher Nachteile für das Gemeinwohl oder zur Wahrung erheblicher Belange des<br />

Gemeinwohls zwingend erforderlich ist,<br />

7. dies zum Zweck der Gesundheitsvorsorge, der medizinischen Diagnostik, der Gesundheitsversorgung oder<br />

Behandlung oder für die Verwaltung von Gesundheitsdiensten erforderlich ist und die Verarbeitung dieser<br />

<strong>Daten</strong> durch ärztliches Personal oder durch sonstige Personen erfolgt, die einer entsprechenden<br />

Geheimhaltungspflicht unterliegen,<br />

8. dies zur Durchführung wissenschaftlicher Forschung erforderlich ist, das wissenschaftliche Interesse an der<br />

Durchführung des Forschungsvorhabens das Interesse des Betroffenen an dem Ausschluss der Erhebung<br />

erheblich überwiegt und der Zweck der Forschung auf andere Weise nicht oder nur mit unverhältnismäßigem<br />

Aufwand erreicht werden kann oder<br />

9. dies aus zwingenden Gründen der Verteidigung oder der Erfüllung über- oder zwischenstaatlicher<br />

Verpflichtungen einer öffentlichen Stelle des Bundes auf dem Gebiet der Krisenbewältigung oder<br />

Konfliktverhinderung oder für humanitäre Maßnahmen erforderlich ist.<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

§ 14 <strong>Daten</strong>speicherung, -veränderung und -nutzung<br />

(1) Das Speichern, Verändern oder Nutzen personenbezogener <strong>Daten</strong> ist zulässig, wenn es zur Erfüllung der in der<br />

Zuständigkeit der verantwortlichen Stelle liegenden Aufgaben erforderlich ist und es für die Zwecke erfolgt, für die die<br />

<strong>Daten</strong> erhoben worden sind. Ist keine Erhebung vorausgegangen, dürfen die <strong>Daten</strong> nur für die Zwecke geändert oder<br />

genutzt werden, für die sie gespeichert worden sind.<br />

(2) Das Speichern, Verändern oder Nutzen für andere Zwecke ist nur zulässig, wenn<br />

1. eine Rechtsvorschrift dies vorsieht oder zwingend voraussetzt,<br />

2. der Betroffene eingewilligt hat,<br />

3. offensichtlich ist, dass es im Interesse des Betroffenen liegt, und kein Grund zu der Annahme besteht, dass er<br />

in Kenntnis des anderen Zwecks seine Einwilligung verweigern würde,<br />

4. Angaben des Betroffenen überprüft werden müssen, weil tatsächliche Anhaltspunkte für deren Unrichtigkeit<br />

bestehen,<br />

5. die <strong>Daten</strong> allgemein zugänglich sind oder die verantwortliche Stelle sie veröffentlichen dürfte, es sei denn,<br />

dass das schutzwürdige Interesse des Betroffenen an dem Ausschluss der Zweckänderung offensichtlich<br />

überwiegt,<br />

165


166<br />

6. es zur Abwehr erheblicher Nachteile für das Gemeinwohl oder einer Gefahr für die öffentliche Sicherheit oder<br />

zur Wahrung erheblicher Belange des Gemeinwohls erforderlich ist,<br />

7. es zur Verfolgung von Straftaten oder Ordnungswidrigkeiten, zur Vollstreckung oder zum Vollzug von Strafen<br />

oder Maßnahmen im Sinne des § 11 Abs. 1 Nr. 8 des Strafgesetzbuchs oder von Erziehungsmaßregeln oder<br />

Zuchtmitteln im Sinne des Jugendgerichtsgesetzes oder zur Vollstreckung von Bußgeldentscheidungen<br />

erforderlich ist,<br />

8. es zur Abwehr einer schwerwiegenden Beeinträchtigung der Rechte einer anderen Person erforderlich ist oder<br />

9. es zur Durchführung wissenschaftlicher Forschung erforderlich ist, das wissenschaftliche Interesse an der<br />

Durchführung des Forschungsvorhabens das Interesse des Betroffenen an dem Ausschluss der<br />

Zweckänderung erheblich überwiegt und der Zweck der Forschung auf andere Weise nicht oder nur mit<br />

unverhältnismäßigem Aufwand erreicht werden kann.<br />

(3) Eine Verarbeitung oder Nutzung für andere Zwecke liegt nicht vor, wenn sie der Wahrnehmung von Aufsichts- und<br />

Kontrollbefugnissen, der Rechnungsprüfung oder der Durchführung von Organisationsuntersuchungen für die<br />

verantwortliche Stelle dient. Das gilt auch für die Verarbeitung oder Nutzung zu Ausbildungs- und Prüfungszwecken<br />

durch die verantwortliche Stelle, soweit nicht überwiegende schutzwürdige Interessen des Betroffenen entgegenstehen.<br />

(4) Personenbezogene <strong>Daten</strong>, die ausschließlich zu Zwecken der <strong>Daten</strong>schutzkontrolle, der <strong>Daten</strong>sicherung oder zur<br />

Sicherstellung eines ordnungsgemäßen <strong>Betriebe</strong>s einer <strong>Daten</strong>verarbeitungsanlage gespeichert werden, dürfen nur für<br />

diese Zwecke verwendet werden.<br />

(5) Das Speichern, Verändern oder Nutzen von besonderen Arten personenbezogener <strong>Daten</strong> (§ 3 Abs. 9) für andere<br />

Zwecke ist nur zulässig, wenn<br />

1. die Voraussetzungen vorliegen, die eine Erhebung nach § 13 Abs. 2 Nr. 1 bis 6 oder 9 zulassen würden oder<br />

2. dies zur Durchführung wissenschaftlicher Forschung erforderlich ist, das öffentliche Interesse an der<br />

Durchführung des Forschungsvorhabens das Interesse des Betroffenen an dem Ausschluss der<br />

Zweckänderung erheblich überwiegt und der Zweck der Forschung auf andere Weise nicht oder nur mit<br />

unverhältnismäßigem Aufwand erreicht werden kann.<br />

Bei der Abwägung nach Satz 1 Nr. 2 ist im Rahmen des öffentlichen Interesses das wissenschaftliche Interesse an dem<br />

Forschungsvorhaben besonders zu berücksichtigen.<br />

(6) Die Speicherung, Veränderung oder Nutzung von besonderen Arten personenbezogener <strong>Daten</strong> (§ 3 Abs. 9) zu den<br />

in § 13 Abs. 2 Nr. 7 genannten Zwecken richtet sich nach den für die in § 13 Abs. 2 Nr. 7 genannten Personen<br />

geltenden Geheimhaltungspflichten.<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

§ 15 <strong>Daten</strong>übermittlung an öffentliche Stellen<br />

(1) Die Übermittlung personenbezogener <strong>Daten</strong> an öffentliche Stellen ist zulässig, wenn<br />

1. sie zur Erfüllung der in der Zuständigkeit der übermittelnden Stelle oder des Dritten, an den die <strong>Daten</strong><br />

übermittelt werden, liegenden Aufgaben erforderlich ist und<br />

2. die Voraussetzungen vorliegen, die eine Nutzung nach § 14 zulassen würden.<br />

(2) Die Verantwortung für die Zulässigkeit der Übermittlung trägt die übermittelnde Stelle. Erfolgt die Übermittlung auf<br />

Ersuchen des Dritten, an den die <strong>Daten</strong> übermittelt werden, trägt dieser die Verantwortung. In diesem Fall prüft die<br />

übermittelnde Stelle nur, ob das Übermittlungsersuchen im Rahmen der Aufgaben des Dritten, an den die <strong>Daten</strong><br />

übermittelt werden, liegt, es sei denn, dass besonderer Anlass zur Prüfung der Zulässigkeit der Übermittlung besteht. §<br />

10 Abs. 4 bleibt unberührt.<br />

(3) Der Dritte, an den die <strong>Daten</strong> übermittelt werden, darf diese für den Zweck verarbeiten oder nutzen, zu dessen<br />

Erfüllung sie ihm übermittelt werden. Eine Verarbeitung oder Nutzung für andere Zwecke ist nur unter den<br />

Voraussetzungen des § 14 Abs. 2 zulässig.<br />

(4) Für die Übermittlung personenbezogener <strong>Daten</strong> an Stellen der öffentlich-rechtlichen Religionsgesellschaften gelten<br />

die Absätze 1 bis 3 entsprechend, sofern sichergestellt ist, dass bei diesen ausreichende <strong>Daten</strong>schutzmaßnahmen<br />

getroffen werden.<br />

(5) Sind mit personenbezogenen <strong>Daten</strong>, die nach Absatz 1 übermittelt werden dürfen, weitere personenbezogene<br />

<strong>Daten</strong> des Betroffenen oder eines Dritten so verbunden, dass eine Trennung nicht oder nur mit unvertretbarem<br />

Aufwand möglich ist, so ist die Übermittlung auch dieser <strong>Daten</strong> zulässig, soweit nicht berechtigte Interessen des<br />

Betroffenen oder eines Dritten an deren Geheimhaltung offensichtlich überwiegen; eine Nutzung dieser <strong>Daten</strong> ist<br />

unzulässig.<br />

(6) Absatz 5 gilt entsprechend, wenn personenbezogene <strong>Daten</strong> innerhalb einer öffentlichen Stelle weitergegeben<br />

werden.<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

§ 16 <strong>Daten</strong>übermittlung an nicht-öffentliche Stellen<br />

(1) Die Übermittlung personenbezogener <strong>Daten</strong> an nicht-öffentliche Stellen ist zulässig, wenn<br />

1. sie zur Erfüllung der in der Zuständigkeit der übermittelnden Stelle liegenden Aufgaben erforderlich ist und die<br />

Voraussetzungen vorliegen, die eine Nutzung nach § 14 zulassen würden, oder<br />

2. der Dritte, an den die <strong>Daten</strong> übermittelt werden, ein berechtigtes Interesse an der Kenntnis der zu<br />

übermittelnden <strong>Daten</strong> glaubhaft darlegt und der Betroffene kein schutzwürdiges Interesse an dem Ausschluss<br />

der Übermittlung hat. Das Übermitteln von besonderen Arten personenbezogener <strong>Daten</strong> (§ 3 Abs. 9) ist<br />

abweichend von Satz 1 Nr. 2 nur zulässig, wenn die Voraussetzungen vorliegen, die eine Nutzung nach § 14<br />

Abs. 5 und 6 zulassen würden oder soweit dies zur Geltendmachung, Ausübung oder Verteidigung rechtlicher<br />

Ansprüche erforderlich ist.


(2) Die Verantwortung für die Zulässigkeit der Übermittlung trägt die übermittelnde Stelle.<br />

(3) In den Fällen der Übermittlung nach Absatz 1 Nr. 2 unterrichtet die übermittelnde Stelle den Betroffenen von der<br />

Übermittlung seiner <strong>Daten</strong>. Dies gilt nicht, wenn damit zu rechnen ist, dass er davon auf andere Weise Kenntnis<br />

erlangt, oder wenn die Unterrichtung die öffentliche Sicherheit gefährden oder sonst dem Wohle des Bundes oder eines<br />

Landes Nachteile bereiten würde.<br />

(4) Der Dritte, an den die <strong>Daten</strong> übermittelt werden, darf diese nur für den Zweck verarbeiten oder nutzen, zu dessen<br />

Erfüllung sie ihm übermittelt werden. Die übermittelnde Stelle hat ihn darauf hinzuweisen. Eine Verarbeitung oder<br />

Nutzung für andere Zwecke ist zulässig, wenn eine Übermittlung nach Absatz 1 zulässig wäre und die übermittelnde<br />

Stelle zugestimmt hat.<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

(weggefallen)<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

§ 17<br />

§ 18 Durchführung des <strong>Daten</strong>schutzes in der Bundesverwaltung<br />

(1) Die obersten Bundesbehörden, der Präsident des Bundeseisenbahnvermögens sowie die bundesunmittelbaren<br />

Körperschaften, Anstalten und Stiftungen des öffentlichen Rechts, über die von der Bundesregierung oder einer<br />

obersten Bundesbehörde lediglich die Rechtsaufsicht ausgeübt wird, haben für ihren Geschäftsbereich die Ausführung<br />

dieses Gesetzes sowie anderer Rechtsvorschriften über den <strong>Daten</strong>schutz sicherzustellen. Das Gleiche gilt für die<br />

Vorstände der aus dem Sondervermögen Deutsche Bundespost durch Gesetz hervorgegangenen Unternehmen,<br />

solange diesen ein ausschließliches Recht nach dem Postgesetz zusteht.<br />

(2) Die öffentlichen Stellen führen ein Verzeichnis der eingesetzten <strong>Daten</strong>verarbeitungsanlagen. Für ihre<br />

automatisierten Verarbeitungen haben sie die Angaben nach § 4e sowie die Rechtsgrundlage der Verarbeitung<br />

schriftlich festzulegen. Bei allgemeinen Verwaltungszwecken dienenden automatisierten Verarbeitungen, bei welchen<br />

das Auskunftsrecht des Betroffenen nicht nach § 19 Abs. 3 oder 4 eingeschränkt wird, kann hiervon abgesehen<br />

werden. Für automatisierte Verarbeitungen, die in gleicher oder ähnlicher Weise mehrfach geführt werden, können die<br />

Festlegungen zusammengefasst werden.<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

Zweiter Unterabschnitt<br />

Rechte des Betroffenen<br />

§ 19 Auskunft an den Betroffenen<br />

(1) Dem Betroffenen ist auf Antrag Auskunft zu erteilen über<br />

1. die zu seiner Person gespeicherten <strong>Daten</strong>, auch soweit sie sich auf die Herkunft dieser <strong>Daten</strong> beziehen,<br />

2. die Empfänger oder Kategorien von Empfängern, an die die <strong>Daten</strong> weitergegeben werden, und<br />

3. den Zweck der Speicherung.<br />

In dem Antrag soll die Art der personenbezogenen <strong>Daten</strong>, über die Auskunft erteilt werden soll, näher bezeichnet<br />

werden. Sind die personenbezogenen <strong>Daten</strong> weder automatisiert noch in nicht automatisierten Dateien gespeichert,<br />

wird die Auskunft nur erteilt, soweit der Betroffene Angaben macht, die das Auffinden der <strong>Daten</strong> ermöglichen, und der<br />

für die Erteilung der Auskunft erforderliche Aufwand nicht außer Verhältnis zu dem vom Betroffenen geltend gemachten<br />

Informationsinteresse steht. Die verantwortliche Stelle bestimmt das Verfahren, insbesondere die Form der<br />

Auskunftserteilung, nach pflichtgemäßem Ermessen.<br />

(2) Absatz 1 gilt nicht für personenbezogene <strong>Daten</strong>, die nur deshalb gespeichert sind, weil sie aufgrund gesetzlicher,<br />

satzungsmäßiger oder vertraglicher Aufbewahrungsvorschriften nicht gelöscht werden dürfen, oder ausschließlich<br />

Zwecken der <strong>Daten</strong>sicherung oder der <strong>Daten</strong>schutzkontrolle dienen und eine Auskunftserteilung einen<br />

unverhältnismäßigen Aufwand erfordern würde.<br />

(3) Bezieht sich die Auskunftserteilung auf die Übermittlung personenbezogener <strong>Daten</strong> an<br />

Verfassungsschutzbehörden, den Bundesnachrichtendienst, den Militärischen Abschirmdienst und, soweit die<br />

Sicherheit des Bundes berührt wird, andere Behörden des Bundesministeriums der Verteidigung, ist sie nur mit<br />

Zustimmung dieser Stellen zulässig.<br />

(4) Die Auskunftserteilung unterbleibt, soweit<br />

1. die Auskunft die ordnungsgemäße Erfüllung der in der Zuständigkeit der verantwortlichen Stelle liegenden<br />

Aufgaben gefährden würde,<br />

2. die Auskunft die öffentliche Sicherheit oder Ordnung gefährden oder sonst dem Wohle des Bundes oder eines<br />

Landes Nachteile bereiten würde oder<br />

3. die <strong>Daten</strong> oder die Tatsache ihrer Speicherung nach einer Rechtsvorschrift oder ihrem Wesen nach,<br />

insbesondere wegen der überwiegenden berechtigten Interessen eines Dritten, geheim gehalten werden<br />

müssen<br />

und deswegen das Interesse des Betroffenen an der Auskunftserteilung zurücktreten muss.<br />

(5) Die Ablehnung der Auskunftserteilung bedarf einer Begründung nicht, soweit durch die Mitteilung der tatsächlichen<br />

und rechtlichen Gründe, auf die die Entscheidung gestützt wird, der mit der Auskunftsverweigerung verfolgte Zweck<br />

gefährdet würde. In diesem Fall ist der Betroffene darauf hinzuweisen, dass er sich an den Bundesbeauftragten für den<br />

<strong>Daten</strong>schutz und die Informationsfreiheit wenden kann.<br />

(6) Wird dem Betroffenen keine Auskunft erteilt, so ist sie auf sein Verlangen dem Bundesbeauftragten für den<br />

<strong>Daten</strong>schutz und die Informationsfreiheit zu erteilen, soweit nicht die jeweils zuständige oberste Bundesbehörde im<br />

167


168<br />

Einzelfall feststellt, dass dadurch die Sicherheit des Bundes oder eines Landes gefährdet würde. Die Mitteilung des<br />

Bundesbeauftragten an den Betroffenen darf keine Rückschlüsse auf den Erkenntnisstand der verantwortlichen Stelle<br />

zulassen, sofern diese nicht einer weitergehenden Auskunft zustimmt.<br />

(7) Die Auskunft ist unentgeltlich.<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

§ 19a Benachrichtigung<br />

(1) Werden <strong>Daten</strong> <strong>ohne</strong> Kenntnis des Betroffenen erhoben, so ist er von der Speicherung, der Identität der<br />

verantwortlichen Stelle sowie über die Zweckbestimmungen der Erhebung, Verarbeitung oder Nutzung zu unterrichten.<br />

Der Betroffene ist auch über die Empfänger oder Kategorien von Empfängern von <strong>Daten</strong> zu unterrichten, soweit er nicht<br />

mit der Übermittlung an diese rechnen muss. Sofern eine Übermittlung vorgesehen ist, hat die Unterrichtung spätestens<br />

bei der ersten Übermittlung zu erfolgen.<br />

(2) Eine Pflicht zur Benachrichtigung besteht nicht, wenn<br />

1. der Betroffene auf andere Weise Kenntnis von der Speicherung oder der Übermittlung erlangt hat,<br />

2. die Unterrichtung des Betroffenen einen unverhältnismäßigen Aufwand erfordert oder<br />

3. die Speicherung oder Übermittlung der personenbezogenen <strong>Daten</strong> durch Gesetz ausdrücklich vorgesehen ist.<br />

Die verantwortliche Stelle legt schriftlich fest, unter welchen Voraussetzungen von einer Benachrichtigung nach<br />

Nummer 2 oder 3 abgesehen wird.<br />

(3) § 19 Abs. 2 bis 4 gilt entsprechend.<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

§ 20 Berichtigung, Löschung und Sperrung von <strong>Daten</strong>; Widerspruchsrecht<br />

(1) Personenbezogene <strong>Daten</strong> sind zu berichtigen, wenn sie unrichtig sind. Wird festgestellt, dass personenbezogene<br />

<strong>Daten</strong>, die weder automatisiert verarbeitet noch in nicht automatisierten Dateien gespeichert sind, unrichtig sind, oder<br />

wird ihre Richtigkeit von dem Betroffenen bestritten, so ist dies in geeigneter Weise festzuhalten.<br />

(2) Personenbezogene <strong>Daten</strong>, die automatisiert verarbeitet oder in nicht automatisierten Dateien gespeichert sind, sind<br />

zu löschen, wenn<br />

1. ihre Speicherung unzulässig ist oder<br />

2. ihre Kenntnis für die verantwortliche Stelle zur Erfüllung der in ihrer Zuständigkeit liegenden Aufgaben nicht<br />

mehr erforderlich ist.<br />

(3) An die Stelle einer Löschung tritt eine Sperrung, soweit<br />

1. einer Löschung gesetzliche, satzungsmäßige oder vertragliche Aufbewahrungsfristen entgegenstehen,<br />

2. Grund zu der Annahme besteht, dass durch eine Löschung schutzwürdige Interessen des Betroffenen<br />

beeinträchtigt würden, oder<br />

3. eine Löschung wegen der besonderen Art der Speicherung nicht oder nur mit unverhältnismäßig hohem<br />

Aufwand möglich ist.<br />

(4) Personenbezogene <strong>Daten</strong>, die automatisiert verarbeitet oder in nicht automatisierten Dateien gespeichert sind, sind<br />

ferner zu sperren, soweit ihre Richtigkeit vom Betroffenen bestritten wird und sich weder die Richtigkeit noch die<br />

Unrichtigkeit feststellen lässt.<br />

(5) Personenbezogene <strong>Daten</strong> dürfen nicht für eine automatisierte Verarbeitung oder Verarbeitung in nicht<br />

automatisierten Dateien erhoben, verarbeitet oder genutzt werden, soweit der Betroffene dieser bei der<br />

verantwortlichen Stelle widerspricht und eine Prüfung ergibt, dass das schutzwürdige Interesse des Betroffenen wegen<br />

seiner besonderen persönlichen Situation das Interesse der verantwortlichen Stelle an dieser Erhebung, Verarbeitung<br />

oder Nutzung überwiegt. Satz 1 gilt nicht, wenn eine Rechtsvorschrift zur Erhebung, Verarbeitung oder Nutzung<br />

verpflichtet.<br />

(6) Personenbezogene <strong>Daten</strong>, die weder automatisiert verarbeitet noch in einer nicht automatisierten Datei gespeichert<br />

sind, sind zu sperren, wenn die Behörde im Einzelfall feststellt, dass <strong>ohne</strong> die Sperrung schutzwürdige Interessen des<br />

Betroffenen beeinträchtigt würden und die <strong>Daten</strong> für die Aufgabenerfüllung der Behörde nicht mehr erforderlich sind.<br />

(7) Gesperrte <strong>Daten</strong> dürfen <strong>ohne</strong> Einwilligung des Betroffenen nur übermittelt oder genutzt werden, wenn<br />

1. es zu wissenschaftlichen Zwecken, zur Behebung einer bestehenden Beweisnot oder aus sonstigen im<br />

überwiegenden Interesse der verantwortlichen Stelle oder eines Dritten liegenden Gründen unerlässlich ist und<br />

2. die <strong>Daten</strong> hierfür übermittelt oder genutzt werden dürften, wenn sie nicht gesperrt wären.<br />

(8) Von der Berichtigung unrichtiger <strong>Daten</strong>, der Sperrung bestrittener <strong>Daten</strong> sowie der Löschung oder Sperrung wegen<br />

Unzulässigkeit der Speicherung sind die Stellen zu verständigen, denen im Rahmen einer <strong>Daten</strong>übermittlung diese<br />

<strong>Daten</strong> zur Speicherung weitergegeben wurden, wenn dies keinen unverhältnismäßigen Aufwand erfordert und<br />

schutzwürdige Interessen des Betroffenen nicht entgegenstehen.<br />

(9) § 2 Abs. 1 bis 6, 8 und 9 des Bundesarchivgesetzes ist anzuwenden.<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

§ 21 Anrufung des Bundesbeauftragten für den <strong>Daten</strong>schutz und die Informationsfreiheit<br />

Jedermann kann sich an den Bundesbeauftragten für den <strong>Daten</strong>schutz und die Informationsfreiheit wenden, wenn er<br />

der Ansicht ist, bei der Erhebung, Verarbeitung oder Nutzung seiner personenbezogenen <strong>Daten</strong> durch öffentliche<br />

Stellen des Bundes in seinen Rechten verletzt worden zu sein. Für die Erhebung, Verarbeitung oder Nutzung von<br />

personenbezogenen <strong>Daten</strong> durch Gerichte des Bundes gilt dies nur, soweit diese in Verwaltungsangelegenheiten tätig<br />

werden.


Dritter Unterabschnitt<br />

Bundesbeauftragter für den <strong>Daten</strong>schutz und die Informationsfreiheit<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

§ 22 Wahl des Bundesbeauftragten für den <strong>Daten</strong>schutz und die Informationsfreiheit<br />

(1) Der Deutsche Bundestag wählt auf Vorschlag der Bundesregierung den Bundesbeauftragten für den <strong>Daten</strong>schutz<br />

und die Informationsfreiheit mit mehr als der Hälfte der gesetzlichen Zahl seiner Mitglieder. Der Bundesbeauftragte<br />

muss bei seiner Wahl das 35. Lebensjahr vollendet haben. Der Gewählte ist vom Bundespräsidenten zu ernennen.<br />

(2) Der Bundesbeauftragte leistet vor dem Bundesminister des Innern folgenden Eid:<br />

"Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren,<br />

Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine<br />

Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. So wahr mir Gott helfe."<br />

Der Eid kann auch <strong>ohne</strong> religiöse Beteuerung geleistet werden.<br />

(3) Die Amtszeit des Bundesbeauftragten beträgt fünf Jahre. Einmalige Wiederwahl ist zulässig.<br />

(4) Der Bundesbeauftragte steht nach Maßgabe dieses Gesetzes zum Bund in einem öffentlich-rechtlichen<br />

Amtsverhältnis. Er ist in Ausübung seines Amtes unabhängig und nur dem Gesetz unterworfen. Er untersteht der<br />

Rechtsaufsicht der Bundesregierung.<br />

(5) Der Bundesbeauftragte wird beim Bundesministerium des Innern eingerichtet. Er untersteht der Dienstaufsicht des<br />

Bundesministeriums des Innern. Dem Bundesbeauftragten ist die für die Erfüllung seiner Aufgaben notwendige<br />

Personal- und Sachausstattung zur Verfügung zu stellen; sie ist im Einzelplan des Bundesministers des Innern in einem<br />

eigenen Kapitel auszuweisen. Die Stellen sind im Einvernehmen mit dem Bundesbeauftragten zu besetzen. Die<br />

Mitarbeiter können, falls sie mit der beabsichtigten Maßnahme nicht einverstanden sind, nur im Einvernehmen mit ihm<br />

versetzt, abgeordnet oder umgesetzt werden.<br />

(6) Ist der Bundesbeauftragte vorübergehend an der Ausübung seines Amtes verhindert, kann der Bundesminister des<br />

Innern einen Vertreter mit der Wahrnehmung der Geschäfte beauftragen. Der Bundesbeauftragte soll dazu gehört<br />

werden.<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

§ 23 Rechtsstellung des Bundesbeauftragten für den <strong>Daten</strong>schutz und die Informationsfreiheit<br />

(1) Das Amtsverhältnis des Bundesbeauftragten für den <strong>Daten</strong>schutz und die Informationsfreiheit beginnt mit der<br />

Aushändigung der Ernennungsurkunde. Es endet<br />

1. mit Ablauf der Amtszeit,<br />

2. mit der Entlassung.<br />

Der Bundespräsident entläßt den Bundesbeauftragten, wenn dieser es verlangt oder auf Vorschlag der<br />

Bundesregierung, wenn Gründe vorliegen, die bei einem Richter auf Lebenszeit die Entlassung aus dem Dienst<br />

rechtfertigen. Im Falle der Beendigung des Amtsverhältnisses erhält der Bundesbeauftragte eine vom<br />

Bundespräsidenten vollzogene Urkunde. Eine Entlassung wird mit der Aushändigung der Urkunde wirksam. Auf<br />

Ersuchen des Bundesministers des Innern ist der Bundesbeauftragte verpflichtet, die Geschäfte bis zur Ernennung<br />

seines Nachfolgers weiterzuführen.<br />

(2) Der Bundesbeauftragte darf neben seinem Amt kein anderes besoldetes Amt, kein Gewerbe und keinen Beruf<br />

ausüben und weder der Leitung oder dem Aufsichtsrat oder Verwaltungsrat eines auf Erwerb gerichteten<br />

Unternehmens noch einer Regierung oder einer gesetzgebenden Körperschaft des Bundes oder eines Landes<br />

angehören. Er darf nicht gegen Entgelt außergerichtliche Gutachten abgeben.<br />

(3) Der Bundesbeauftragte hat dem Bundesministerium des Innern Mitteilung über Geschenke zu machen, die er in<br />

bezug auf sein Amt erhält. Das Bundesministerium des Innern entscheidet über die Verwendung der Geschenke.<br />

(4) Der Bundesbeauftragte ist berechtigt, über Personen, die ihm in seiner Eigenschaft als Bundesbeauftragter<br />

Tatsachen anvertraut haben, sowie über diese Tatsachen selbst das Zeugnis zu verweigern. Dies gilt auch für die<br />

Mitarbeiter des Bundesbeauftragten mit der Maßgabe, daß über die Ausübung dieses Rechts der Bundesbeauftragte<br />

entscheidet. Soweit das Zeugnisverweigerungsrecht des Bundesbeauftragten reicht, darf die Vorlegung oder<br />

Auslieferung von Akten oder anderen Schriftstücken von ihm nicht gefordert werden.<br />

(5) Der Bundesbeauftragte ist, auch nach Beendigung seines Amtsverhältnisses, verpflichtet, über die ihm amtlich<br />

bekanntgewordenen Angelegenheiten Verschwiegenheit zu bewahren. Dies gilt nicht für Mitteilungen im dienstlichen<br />

Verkehr oder über Tatsachen, die offenkundig sind oder ihrer Bedeutung nach keiner Geheimhaltung bedürfen. Der<br />

Bundesbeauftragte darf, auch wenn er nicht mehr im Amt ist, über solche Angelegenheiten <strong>ohne</strong> Genehmigung des<br />

Bundesministeriums des Innern weder vor Gericht noch außergerichtlich aussagen oder Erklärungen abgeben.<br />

Unberührt bleibt die gesetzlich begründete Pflicht, Straftaten anzuzeigen und bei Gefährdung der freiheitlichen<br />

demokratischen Grundordnung für deren Erhaltung einzutreten. Für den Bundesbeauftragten und seine Mitarbeiter<br />

gelten die §§ 93, 97, 105 Abs. 1, § 111 Abs. 5 in Verbindung mit § 105 Abs. 1 sowie § 116 Abs. 1 der Abgabenordnung<br />

nicht. Satz 5 findet keine Anwendung, soweit die Finanzbehörden die Kenntnis für die Durchführung eines Verfahrens<br />

wegen einer Steuerstraftat sowie eines damit zusammenhängenden Steuerverfahrens benötigen, an deren Verfolgung<br />

ein zwingendes öffentliches Interesse besteht, oder soweit es sich um vorsätzlich falsche Angaben des<br />

Auskunftspflichtigen oder der für ihn tätigen Personen handelt. Stellt der Bundesbeauftragte einen <strong>Daten</strong>schutzverstoß<br />

fest, ist er befugt, diesen anzuzeigen und den Betroffenen hierüber zu informieren.<br />

(6) Die Genehmigung, als Zeuge auszusagen, soll nur versagt werden, wenn die Aussage dem Wohle des Bundes<br />

oder eines deutschen Landes Nachteile bereiten oder die Erfüllung öffentlicher Aufgaben ernstlich gefährden oder<br />

erheblich erschweren würde. Die Genehmigung, ein Gutachten zu erstatten, kann versagt werden, wenn die Erstattung<br />

den dienstlichen Interessen Nachteile bereiten würde. § 28 des Bundesverfassungsgerichtsgesetzes bleibt unberührt.<br />

(7) Der Bundesbeauftragte erhält vom Beginn des Kalendermonats an, in dem das Amtsverhältnis beginnt, bis zum<br />

Schluß des Kalendermonats, in dem das Amtsverhältnis endet, im Falle des Absatzes 1 Satz 6 bis zum Ende des<br />

169


170<br />

Monats, in dem die Geschäftsführung endet, Amtsbezüge in Höhe der einem Bundesbeamten der Besoldungsgruppe B<br />

9 zustehenden Besoldung. Das Bundesreisekostengesetz und das Bundesumzugskostengesetz sind entsprechend<br />

anzuwenden. Im Übrigen sind § 12 Abs 6 sowie die §§ 13 bis 20 und 21a Abs. 5 des Bundesministergesetzes mit den<br />

Maßgaben anzuwenden, dass an die Stelle der vierjährigen Amtszeit in § 15 Abs. 1 des Bundesministergesetzes eine<br />

Amtszeit von fünf Jahren und an die Stelle der Besoldungsgruppe B 11 in § 21a Abs. 5 des Bundesministergesetzes<br />

die Besoldungsgruppe B 9 tritt. Abweichend von Satz 3 in Verbindung mit den §§ 15 bis 17 und 21a Abs. 5 des<br />

Bundesministergesetzes berechnet sich das Ruhegehalt des Bundesbeauftragten unter Hinzurechnung der Amtszeit<br />

als ruhegehaltsfähige Dienstzeit in entsprechender Anwendung des Beamtenversorgungsgesetzes, wenn dies<br />

günstiger ist und der Bundesbeauftragte sich unmittelbar vor seiner Wahl zum Bundesbeauftragten als Beamter oder<br />

Richter mindestens in dem letzten gewöhnlich vor Erreichen der Besoldungsgruppe B 9 zu durchlaufenden Amt<br />

befunden hat.<br />

(8) Absatz 5 Satz 5 bis 7 gilt entsprechend für die öffentlichen Stellen, die für die Kontrolle der Einhaltung der<br />

Vorschriften über den <strong>Daten</strong>schutz in den Ländern zuständig sind.<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

§ 24 Kontrolle durch den Bundesbeauftragten für den <strong>Daten</strong>schutz und die Informationsfreiheit<br />

(1) Der Bundesbeauftragte für den <strong>Daten</strong>schutz und die Informationsfreiheit kontrolliert bei den öffentlichen Stellen des<br />

Bundes die Einhaltung der Vorschriften dieses Gesetzes und anderer Vorschriften über den <strong>Daten</strong>schutz.<br />

(2) Die Kontrolle des Bundesbeauftragten erstreckt sich auch auf<br />

1. von öffentlichen Stellen des Bundes erlangte personenbezogene <strong>Daten</strong> über den Inhalt und die näheren<br />

Umstände des Brief-, Post- und Fernmeldeverkehrs, und<br />

2. personenbezogene <strong>Daten</strong>, die einem Berufs- oder besonderen Amtsgeheimnis, insbesondere dem<br />

Steuergeheimnis nach § 30 der Abgabenordnung, unterliegen.<br />

Das Grundrecht des Brief-, Post- und Fernmeldegeheimnisses des Artikels 10 des Grundgesetzes wird insoweit<br />

eingeschränkt. Personenbezogene <strong>Daten</strong>, die der Kontrolle durch die Kommission nach § 15 des Artikel 10-Gesetzes<br />

unterliegen, unterliegen nicht der Kontrolle durch den Bundesbeauftragten, es sei denn, die Kommission ersucht den<br />

Bundesbeauftragten, die Einhaltung der Vorschriften über den <strong>Daten</strong>schutz bei bestimmten Vorgängen oder in<br />

bestimmten Bereichen zu kontrollieren und ausschließlich ihr darüber zu berichten. Der Kontrolle durch den<br />

Bundesbeauftragten unterliegen auch nicht personenbezogene <strong>Daten</strong> in Akten über die Sicherheitsüberprüfung, wenn<br />

der Betroffene der Kontrolle der auf ihn bezogenen <strong>Daten</strong> im Einzelfall gegenüber dem Bundesbeauftragten<br />

widerspricht.<br />

(3) Die Bundesgerichte unterliegen der Kontrolle des Bundesbeauftragten nur, soweit sie in<br />

Verwaltungsangelegenheiten tätig werden.<br />

(4) Die öffentlichen Stellen des Bundes sind verpflichtet, den Bundesbeauftragten und seine Beauftragten bei der<br />

Erfüllung ihrer Aufgaben zu unterstützen. Ihnen ist dabei insbesondere<br />

1. Auskunft zu ihren Fragen sowie Einsicht in alle Unterlagen, insbesondere in die gespeicherten <strong>Daten</strong> und in<br />

die <strong>Daten</strong>verarbeitungsprogramme, zu gewähren, die im Zusammenhang mit der Kontrolle nach Absatz 1<br />

stehen,<br />

2. jederzeit Zutritt in alle Diensträume zu gewähren.<br />

Die in § 6 Abs. 2 und § 19 Abs. 3 genannten Behörden gewähren die Unterstützung nur dem Bundesbeauftragten<br />

selbst und den von ihm schriftlich besonders Beauftragten. Satz 2 gilt für diese Behörden nicht, soweit die oberste<br />

Bundesbehörde im Einzelfall feststellt, dass die Auskunft oder Einsicht die Sicherheit des Bundes oder eines Landes<br />

gefährden würde.<br />

(5) Der Bundesbeauftragte teilt das Ergebnis seiner Kontrolle der öffentlichen Stelle mit. Damit kann er Vorschläge zur<br />

Verbesserung des <strong>Daten</strong>schutzes, insbesondere zur Beseitigung von festgestellten Mängeln bei der Verarbeitung oder<br />

Nutzung personenbezogener <strong>Daten</strong>, verbinden. § 25 bleibt unberührt.<br />

(6) Absatz 2 gilt entsprechend für die öffentlichen Stellen, die für die Kontrolle der Einhaltung der Vorschriften über den<br />

<strong>Daten</strong>schutz in den Ländern zuständig sind.<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

§ 25 Beanstandungen durch den Bundesbeauftragten für den <strong>Daten</strong>schutz und die Informationsfreiheit<br />

(1) Stellt der Bundesbeauftragte für den <strong>Daten</strong>schutz und die Informationsfreiheit Verstöße gegen die Vorschriften<br />

dieses Gesetzes oder gegen andere Vorschriften über den <strong>Daten</strong>schutz oder sonstige Mängel bei der Verarbeitung<br />

oder Nutzung personenbezogener <strong>Daten</strong> fest, so beanstandet er dies<br />

1. bei der Bundesverwaltung gegenüber der zuständigen obersten Bundesbehörde,<br />

2. beim Bundeseisenbahnvermögen gegenüber dem Präsidenten,<br />

3. bei den aus dem Sondervermögen Deutsche Bundespost durch Gesetz hervorgegangenen Unternehmen,<br />

solange ihnen ein ausschließliches Recht nach dem Postgesetz zusteht, gegenüber deren Vorständen,<br />

4. bei den bundesunmittelbaren Körperschaften, Anstalten und Stiftungen des öffentlichen Rechts sowie bei<br />

Vereinigungen solcher Körperschaften, Anstalten und Stiftungen gegenüber dem Vorstand oder dem sonst<br />

vertretungsberechtigten Organ<br />

und fordert zur Stellungnahme innerhalb einer von ihm zu bestimmenden Frist auf. In den Fällen von Satz 1 Nr. 4<br />

unterrichtet der Bundesbeauftragte gleichzeitig die zuständige Aufsichtsbehörde.<br />

(2) Der Bundesbeauftragte kann von einer Beanstandung absehen oder auf eine Stellungnahme der betroffenen Stelle<br />

verzichten, insbesondere wenn es sich um unerhebliche oder inzwischen beseitigte Mängel handelt.


(3) Die Stellungnahme soll auch eine Darstellung der Maßnahmen enthalten, die aufgrund der Beanstandung des<br />

Bundesbeauftragten getroffen worden sind. Die in Absatz 1 Satz 1 Nr. 4 genannten Stellen leiten der zuständigen<br />

Aufsichtsbehörde gleichzeitig eine Abschrift ihrer Stellungnahme an den Bundesbeauftragten zu.<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

§ 26 Weitere Aufgaben des Bundesbeauftragten für den <strong>Daten</strong>schutz und die Informationsfreiheit<br />

(1) Der Bundesbeauftragte für den <strong>Daten</strong>schutz und die Informationsfreiheit erstattet dem Deutschen Bundestag alle<br />

zwei Jahre einen Tätigkeitsbericht. Er unterrichtet den Deutschen Bundestag und die Öffentlichkeit über wesentliche<br />

Entwicklungen des <strong>Daten</strong>schutzes.<br />

(2) Auf Anforderung des Deutschen Bundestages oder der Bundesregierung hat der Bundesbeauftragte Gutachten zu<br />

erstellen und Berichte zu erstatten. Auf Ersuchen des Deutschen Bundestages, des Petitionsausschusses, des<br />

Innenausschusses oder der Bundesregierung geht der Bundesbeauftragte ferner Hinweisen auf Angelegenheiten und<br />

Vorgänge des <strong>Daten</strong>schutzes bei den öffentlichen Stellen des Bundes nach. Der Bundesbeauftragte kann sich jederzeit<br />

an den Deutschen Bundestag wenden.<br />

(3) Der Bundesbeauftragte kann der Bundesregierung und den in § 12 Abs. 1 genannten Stellen des Bundes<br />

Empfehlungen zur Verbesserung des <strong>Daten</strong>schutzes geben und sie in Fragen des <strong>Daten</strong>schutzes beraten. Die in § 25<br />

Abs. 1 Nr. 1 bis 4 genannten Stellen sind durch den Bundesbeauftragten zu unterrichten, wenn die Empfehlung oder<br />

Beratung sie nicht unmittelbar betrifft.<br />

(4) Der Bundesbeauftragte wirkt auf die Zusammenarbeit mit den öffentlichen Stellen, die für die Kontrolle der<br />

Einhaltung der Vorschriften über den <strong>Daten</strong>schutz in den Ländern zuständig sind, sowie mit den Aufsichtsbehörden<br />

nach § 38 hin. § 38 Abs. 1 Satz 4 und 5 gilt entsprechend.<br />

Dritter Abschnitt<br />

<strong>Daten</strong>verarbeitung nicht-öffentlicher Stellen und öffentlich-rechtlicher<br />

Wettbewerbsunternehmen<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

Erster Unterabschnitt<br />

Rechtsgrundlagen der <strong>Daten</strong>verarbeitung<br />

§ 27 Anwendungsbereich<br />

(1) Die Vorschriften dieses Abschnittes finden Anwendung, soweit personenbezogene <strong>Daten</strong> unter Einsatz von<br />

<strong>Daten</strong>verarbeitungsanlagen verarbeitet, genutzt oder dafür erhoben werden oder die <strong>Daten</strong> in oder aus nicht<br />

automatisierten Dateien verarbeitet, genutzt oder dafür erhoben werden durch<br />

1. nicht-öffentliche Stellen,<br />

2. a) öffentliche Stellen des Bundes, soweit sie als öffentlich-rechtliche Unternehmen am Wettbewerb<br />

teilnehmen,<br />

b) öffentliche Stellen der Länder, soweit sie als öffentlich-rechtliche Unternehmen am Wettbewerb<br />

teilnehmen, Bundesrecht ausführen und der <strong>Daten</strong>schutz nicht durch Landesgesetz geregelt ist.<br />

Dies gilt nicht, wenn die Erhebung, Verarbeitung oder Nutzung der <strong>Daten</strong> ausschließlich für persönliche oder familiäre<br />

Tätigkeiten erfolgt. In den Fällen der Nummer 2 Buchstabe a gelten anstelle des § 38 die §§ 18, 21 und 24 bis 26.<br />

(2) Die Vorschriften dieses Abschnittes gelten nicht für die Verarbeitung und Nutzung personenbezogener <strong>Daten</strong><br />

außerhalb von nicht automatisierten Dateien, soweit es sich nicht um personenbezogene <strong>Daten</strong> handelt, die<br />

offensichtlich aus einer automatisierten Verarbeitung entnommen worden sind.<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

§ 28 <strong>Daten</strong>erhebung und -speicherung für eigene Geschäftszwecke<br />

(1) Das Erheben, Speichern, Verändern oder Übermitteln personenbezogener <strong>Daten</strong> oder ihre Nutzung als Mittel für die<br />

Erfüllung eigener Geschäftszwecke ist zulässig<br />

1. wenn es für die Begründung, Durchführung oder Beendigung eines rechtsgeschäftlichen oder<br />

rechtsgeschäftsähnlichen Schuldverhältnisses mit dem Betroffenen erforderlich ist,<br />

2. soweit es zur Wahrung berechtigter Interessen der verantwortlichen Stelle erforderlich ist und kein Grund zu<br />

der Annahme besteht, dass das schutzwürdige Interesse des Betroffenen an dem Ausschluss der<br />

Verarbeitung oder Nutzung überwiegt, oder<br />

3. wenn die <strong>Daten</strong> allgemein zugänglich sind oder die verantwortliche Stelle sie veröffentlichen dürfte, es sei<br />

denn, dass das schutzwürdige Interesse des Betroffenen an dem Ausschluss der Verarbeitung oder Nutzung<br />

gegenüber dem berechtigten Interesse der verantwortlichen Stelle offensichtlich überwiegt.<br />

Bei der Erhebung personenbezogener <strong>Daten</strong> sind die Zwecke, für die die <strong>Daten</strong> verarbeitet oder genutzt werden sollen,<br />

konkret festzulegen.<br />

(2) Die Übermittlung oder Nutzung für einen anderen Zweck ist zulässig<br />

1. unter den Voraussetzungen des Absatzes 1 Satz 1 Nummer 2 oder Nummer 3,<br />

2. soweit es erforderlich ist,<br />

a) zur Wahrung berechtigter Interessen eines Dritten oder<br />

b)<br />

171


172<br />

zur Abwehr von Gefahren für die staatliche oder öffentliche Sicherheit oder zur Verfolgung von<br />

Straftaten<br />

und kein Grund zu der Annahme besteht, dass der Betroffene ein schutzwürdiges Interesse an dem<br />

Ausschluss der Übermittlung oder Nutzung hat, oder<br />

3. wenn es im Interesse einer Forschungseinrichtung zur Durchführung wissenschaftlicher Forschung erforderlich<br />

ist, das wissenschaftliche Interesse an der Durchführung des Forschungsvorhabens das Interesse des<br />

Betroffenen an dem Ausschluss der Zweckänderung erheblich überwiegt und der Zweck der Forschung auf<br />

andere Weise nicht oder nur mit unverhältnismäßigem Aufwand erreicht werden kann.<br />

(3) Die Verarbeitung oder Nutzung personenbezogener <strong>Daten</strong> für Zwecke des Adresshandels oder der Werbung ist<br />

zulässig, soweit der Betroffene eingewilligt hat und im Falle einer nicht schriftlich erteilten Einwilligung die<br />

verantwortliche Stelle nach Absatz 3a verfährt. Darüber hinaus ist die Verarbeitung oder Nutzung personenbezogener<br />

<strong>Daten</strong> zulässig, soweit es sich um listenmäßig oder sonst zusammengefasste <strong>Daten</strong> über Angehörige einer<br />

Personengruppe handelt, die sich auf die Zugehörigkeit des Betroffenen zu dieser Personengruppe, seine Berufs-,<br />

Branchen- oder Geschäftsbezeichnung, seinen Namen, Titel, akademischen Grad, seine Anschrift und sein Geburtsjahr<br />

beschränken, und die Verarbeitung oder Nutzung erforderlich ist<br />

1. für Zwecke der Werbung für eigene Angebote der verantwortlichen Stelle, die diese <strong>Daten</strong> mit Ausnahme der<br />

Angaben zur Gruppenzugehörigkeit beim Betroffenen nach Absatz 1 Satz 1 Nummer 1 oder aus allgemein<br />

zugänglichen Adress-, Rufnummern-, Branchen- oder vergleichbaren Verzeichnissen erhoben hat,<br />

2. für Zwecke der Werbung im Hinblick auf die berufliche Tätigkeit des Betroffenen und unter seiner beruflichen<br />

Anschrift oder<br />

3. für Zwecke der Werbung für Spenden, die nach § 10b Absatz 1 und § 34g des Einkommensteuergesetzes<br />

steuerbegünstigt sind.<br />

Für Zwecke nach Satz 2 Nummer 1 darf die verantwortliche Stelle zu den dort genannten <strong>Daten</strong> weitere <strong>Daten</strong><br />

hinzuspeichern. Zusammengefasste personenbezogene <strong>Daten</strong> nach Satz 2 dürfen auch dann für Zwecke der Werbung<br />

übermittelt werden, wenn die Übermittlung nach Maßgabe des § 34 Absatz 1a Satz 1 gespeichert wird; in diesem Fall<br />

muss die Stelle, die die <strong>Daten</strong> erstmalig erhoben hat, aus der Werbung eindeutig hervorgehen. Unabhängig vom<br />

Vorliegen der Voraussetzungen des Satzes 2 dürfen personenbezogene <strong>Daten</strong> für Zwecke der Werbung für fremde<br />

Angebote genutzt werden, wenn für den Betroffenen bei der Ansprache zum Zwecke der Werbung die für die Nutzung<br />

der <strong>Daten</strong> verantwortliche Stelle eindeutig erkennbar ist. Eine Verarbeitung oder Nutzung nach den Sätzen 2 bis 4 ist<br />

nur zulässig, soweit schutzwürdige Interessen des Betroffenen nicht entgegenstehen. Nach den Sätzen 1, 2 und 4<br />

übermittelte <strong>Daten</strong> dürfen nur für den Zweck verarbeitet oder genutzt werden, für den sie übermittelt worden sind.<br />

(3a) Wird die Einwilligung nach § 4a Absatz 1 Satz 3 in anderer Form als der Schriftform erteilt, hat die verantwortliche<br />

Stelle dem Betroffenen den Inhalt der Einwilligung schriftlich zu bestätigen, es sei denn, dass die Einwilligung<br />

elektronisch erklärt wird und die verantwortliche Stelle sicherstellt, dass die Einwilligung protokolliert wird und der<br />

Betroffene deren Inhalt jederzeit abrufen und die Einwilligung jederzeit mit Wirkung für die Zukunft widerrufen kann. Soll<br />

die Einwilligung zusammen mit anderen Erklärungen schriftlich erteilt werden, ist sie in drucktechnisch deutlicher<br />

Gestaltung besonders hervorzuheben.<br />

(3b) Die verantwortliche Stelle darf den Abschluss eines Vertrags nicht von einer Einwilligung des Betroffenen nach<br />

Absatz 3 Satz 1 abhängig machen, wenn dem Betroffenen ein anderer Zugang zu gleichwertigen vertraglichen<br />

Leistungen <strong>ohne</strong> die Einwilligung nicht oder nicht in zumutbarer Weise möglich ist. Eine unter solchen Umständen<br />

erteilte Einwilligung ist unwirksam.<br />

(4) Widerspricht der Betroffene bei der verantwortlichen Stelle der Verarbeitung oder Nutzung seiner <strong>Daten</strong> für Zwecke<br />

der Werbung oder der Markt- oder Meinungsforschung, ist eine Verarbeitung oder Nutzung für diese Zwecke<br />

unzulässig. Der Betroffene ist bei der Ansprache zum Zweck der Werbung oder der Markt- oder Meinungsforschung<br />

und in den Fällen des Absatzes 1 Satz 1 Nummer 1 auch bei Begründung des rechtsgeschäftlichen oder<br />

rechtsgeschäftsähnlichen Schuldverhältnisses über die verantwortliche Stelle sowie über das Widerspruchsrecht nach<br />

Satz 1 zu unterrichten; soweit der Ansprechende personenbezogene <strong>Daten</strong> des Betroffenen nutzt, die bei einer ihm<br />

nicht bekannten Stelle gespeichert sind, hat er auch sicherzustellen, dass der Betroffene Kenntnis über die Herkunft<br />

der <strong>Daten</strong> erhalten kann. Widerspricht der Betroffene bei dem Dritten, dem die <strong>Daten</strong> im Rahmen der Zwecke nach<br />

Absatz 3 übermittelt worden sind, der Verarbeitung oder Nutzung für Zwecke der Werbung oder der Markt- oder<br />

Meinungsforschung, hat dieser die <strong>Daten</strong> für diese Zwecke zu sperren. In den Fällen des Absatzes 1 Satz 1 Nummer 1<br />

darf für den Widerspruch keine strengere Form verlangt werden als für die Begründung des rechtsgeschäftlichen oder<br />

rechtsgeschäftsähnlichen Schuldverhältnisses.<br />

(5) Der Dritte, dem die <strong>Daten</strong> übermittelt worden sind, darf diese nur für den Zweck verarbeiten oder nutzen, zu dessen<br />

Erfüllung sie ihm übermittelt werden. Eine Verarbeitung oder Nutzung für andere Zwecke ist nicht-öffentlichen Stellen<br />

nur unter den Voraussetzungen der Absätze 2 und 3 und öffentlichen Stellen nur unter den Voraussetzungen des § 14<br />

Abs. 2 erlaubt. Die übermittelnde Stelle hat ihn darauf hinzuweisen.<br />

(6) Das Erheben, Verarbeiten und Nutzen von besonderen Arten personenbezogener <strong>Daten</strong> (§ 3 Abs. 9) für eigene<br />

Geschäftszwecke ist zulässig, soweit nicht der Betroffene nach Maßgabe des § 4a Abs. 3 eingewilligt hat, wenn<br />

1. dies zum <strong>Schutz</strong> lebenswichtiger Interessen des Betroffenen oder eines Dritten erforderlich ist, sofern der<br />

Betroffene aus physischen oder rechtlichen Gründen außerstande ist, seine Einwilligung zu geben,<br />

2. es sich um <strong>Daten</strong> handelt, die der Betroffene offenkundig öffentlich gemacht hat,<br />

3. dies zur Geltendmachung, Ausübung oder Verteidigung rechtlicher Ansprüche erforderlich ist und kein Grund<br />

zu der Annahme besteht, dass das schutzwürdige Interesse des Betroffenen an dem Ausschluss der<br />

Erhebung, Verarbeitung oder Nutzung überwiegt, oder<br />

4. dies zur Durchführung wissenschaftlicher Forschung erforderlich ist, das wissenschaftliche Interesse an der<br />

Durchführung des Forschungsvorhabens das Interesse des Betroffenen an dem Ausschluss der Erhebung,<br />

Verarbeitung und Nutzung erheblich überwiegt und der Zweck der Forschung auf andere Weise nicht oder nur<br />

mit unverhältnismäßigem Aufwand erreicht werden kann.


(7) Das Erheben von besonderen Arten personenbezogener <strong>Daten</strong> (§ 3 Abs. 9) ist ferner zulässig, wenn dies zum<br />

Zweck der Gesundheitsvorsorge, der medizinischen Diagnostik, der Gesundheitsversorgung oder Behandlung oder für<br />

die Verwaltung von Gesundheitsdiensten erforderlich ist und die Verarbeitung dieser <strong>Daten</strong> durch ärztliches Personal<br />

oder durch sonstige Personen erfolgt, die einer entsprechenden Geheimhaltungspflicht unterliegen. Die Verarbeitung<br />

und Nutzung von <strong>Daten</strong> zu den in Satz 1 genannten Zwecken richtet sich nach den für die in Satz 1 genannten<br />

Personen geltenden Geheimhaltungspflichten. Werden zu einem in Satz 1 genannten Zweck <strong>Daten</strong> über die<br />

Gesundheit von Personen durch Angehörige eines anderen als in § 203 Abs. 1 und 3 des Strafgesetzbuches<br />

genannten Berufes, dessen Ausübung die Feststellung, Heilung oder Linderung von Krankheiten oder die Herstellung<br />

oder den Vertrieb von Hilfsmitteln mit sich bringt, erhoben, verarbeitet oder genutzt, ist dies nur unter den<br />

Voraussetzungen zulässig, unter denen ein Arzt selbst hierzu befugt wäre.<br />

(8) Für einen anderen Zweck dürfen die besonderen Arten personenbezogener <strong>Daten</strong> (§ 3 Abs. 9) nur unter den<br />

Voraussetzungen des Absatzes 6 Nr. 1 bis 4 oder des Absatzes 7 Satz 1 übermittelt oder genutzt werden. Eine<br />

Übermittlung oder Nutzung ist auch zulässig, wenn dies zur Abwehr von erheblichen Gefahren für die staatliche und<br />

öffentliche Sicherheit sowie zur Verfolgung von Straftaten von erheblicher Bedeutung erforderlich ist.<br />

(9) Organisationen, die politisch, philosophisch, religiös oder gewerkschaftlich ausgerichtet sind und keinen<br />

Erwerbszweck verfolgen, dürfen besondere Arten personenbezogener <strong>Daten</strong> (§ 3 Abs. 9) erheben, verarbeiten oder<br />

nutzen, soweit dies für die Tätigkeit der Organisation erforderlich ist. Dies gilt nur für personenbezogene <strong>Daten</strong> ihrer<br />

Mitglieder oder von Personen, die im Zusammenhang mit deren Tätigkeitszweck regelmäßig Kontakte mit ihr<br />

unterhalten. Die Übermittlung dieser personenbezogenen <strong>Daten</strong> an Personen oder Stellen außerhalb der Organisation<br />

ist nur unter den Voraussetzungen des § 4a Abs. 3 zulässig. Absatz 2 Nummer 2 Buchstabe b gilt entsprechend.<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

§ 28a <strong>Daten</strong>übermittlung an Auskunfteien<br />

(1) Die Übermittlung personenbezogener <strong>Daten</strong> über eine Forderung an Auskunfteien ist nur zulässig, soweit die<br />

geschuldete Leistung trotz Fälligkeit nicht erbracht worden ist, die Übermittlung zur Wahrung berechtigter Interessen<br />

der verantwortlichen Stelle oder eines Dritten erforderlich ist und<br />

1. die Forderung durch ein rechtskräftiges oder für vorläufig vollstreckbar erklärtes Urteil festgestellt worden ist<br />

oder ein Schuldtitel nach § 794 der Zivilprozessordnung vorliegt,<br />

2. die Forderung nach § 178 der Insolvenzordnung festgestellt und nicht vom Schuldner im Prüfungstermin<br />

bestritten worden ist,<br />

3. der Betroffene die Forderung ausdrücklich anerkannt hat,<br />

4. a) der Betroffene nach Eintritt der Fälligkeit der Forderung mindestens zweimal schriftlich gemahnt<br />

worden ist,<br />

b) zwischen der ersten Mahnung und der Übermittlung mindestens vier Wochen liegen,<br />

c) die verantwortliche Stelle den Betroffenen rechtzeitig vor der Übermittlung der Angaben, jedoch<br />

frühestens bei der ersten Mahnung über die bevorstehende Übermittlung unterrichtet hat und<br />

d) der Betroffene die Forderung nicht bestritten hat oder<br />

5. das der Forderung zugrunde liegende Vertragsverhältnis aufgrund von Zahlungsrückständen fristlos gekündigt<br />

werden kann und die verantwortliche Stelle den Betroffenen über die bevorstehende Übermittlung unterrichtet<br />

hat.<br />

Satz 1 gilt entsprechend, wenn die verantwortliche Stelle selbst die <strong>Daten</strong> nach § 29 verwendet.<br />

(2) Zur zukünftigen Übermittlung nach § 29 Abs. 2 dürfen Kreditinstitute personenbezogene <strong>Daten</strong> über die<br />

Begründung, ordnungsgemäße Durchführung und Beendigung eines Vertragsverhältnisses betreffend ein<br />

Bankgeschäft nach § 1 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2, 8 oder Nr. 9 des Kreditwesengesetzes an Auskunfteien übermitteln, es sei<br />

denn, dass das schutzwürdige Interesse des Betroffenen an dem Ausschluss der Übermittlung gegenüber dem<br />

Interesse der Auskunftei an der Kenntnis der <strong>Daten</strong> offensichtlich überwiegt. Der Betroffene ist vor Abschluss des<br />

Vertrages hierüber zu unterrichten. Satz 1 gilt nicht für Giroverträge, die die Einrichtung eines Kontos <strong>ohne</strong><br />

Überziehungsmöglichkeit zum Gegenstand haben. Zur zukünftigen Übermittlung nach § 29 Abs. 2 ist die Übermittlung<br />

von <strong>Daten</strong> über Verhaltensweisen des Betroffenen, die im Rahmen eines vorvertraglichen Vertrauensverhältnisses der<br />

Herstellung von Markttransparenz dienen, an Auskunfteien auch mit Einwilligung des Betroffenen unzulässig.<br />

(3) Nachträgliche Änderungen der einer Übermittlung nach Absatz 1 oder Absatz 2 zugrunde liegenden Tatsachen hat<br />

die verantwortliche Stelle der Auskunftei innerhalb von einem Monat nach Kenntniserlangung mitzuteilen, solange die<br />

ursprünglich übermittelten <strong>Daten</strong> bei der Auskunftei gespeichert sind. Die Auskunftei hat die übermittelnde Stelle über<br />

die Löschung der ursprünglich übermittelten <strong>Daten</strong> zu unterrichten.<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

§ 28b Scoring<br />

Zum Zweck der Entscheidung über die Begründung, Durchführung oder Beendigung eines Vertragsverhältnisses mit<br />

dem Betroffenen darf ein Wahrscheinlichkeitswert für ein bestimmtes zukünftiges Verhalten des Betroffenen erhoben<br />

oder verwendet werden, wenn<br />

1. die zur Berechnung des Wahrscheinlichkeitswerts genutzten <strong>Daten</strong> unter Zugrundelegung eines<br />

wissenschaftlich anerkannten mathematisch-statistischen Verfahrens nachweisbar für die Berechnung der<br />

Wahrscheinlichkeit des bestimmten Verhaltens erheblich sind,<br />

2. im Fall der Berechnung des Wahrscheinlichkeitswerts durch eine Auskunftei die Voraussetzungen für eine<br />

Übermittlung der genutzten <strong>Daten</strong> nach § 29 und in allen anderen Fällen die Voraussetzungen einer<br />

zulässigen Nutzung der <strong>Daten</strong> nach § 28 vorliegen,<br />

3. für die Berechnung des Wahrscheinlichkeitswerts nicht ausschließlich Anschriftendaten genutzt werden,<br />

173


174<br />

4. im Fall der Nutzung von Anschriftendaten der Betroffene vor Berechnung des Wahrscheinlichkeitswerts über<br />

die vorgesehene Nutzung dieser <strong>Daten</strong> unterrichtet worden ist; die Unterrichtung ist zu dokumentieren.<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

1.<br />

§ 29 Geschäftsmäßige <strong>Daten</strong>erhebung und -speicherung zum Zweck der Übermittlung<br />

(1) Das geschäftsmäßige Erheben, Speichern, Verändern oder Nutzen personenbezogener <strong>Daten</strong> zum Zweck der<br />

Übermittlung, insbesondere wenn dies der Werbung, der Tätigkeit von Auskunfteien oder dem Adresshandel dient, ist<br />

zulässig, wenn<br />

1. kein Grund zu der Annahme besteht, dass der Betroffene ein schutzwürdiges Interesse an dem Ausschluss<br />

der Erhebung, Speicherung oder Veränderung hat,<br />

2. die <strong>Daten</strong> aus allgemein zugänglichen Quellen entnommen werden können oder die verantwortliche Stelle sie<br />

veröffentlichen dürfte, es sei denn, dass das schutzwürdige Interesse des Betroffenen an dem Ausschluss der<br />

Erhebung, Speicherung oder Veränderung offensichtlich überwiegt, oder<br />

3. die Voraussetzungen des § 28a Abs. 1 oder Abs. 2 erfüllt sind; <strong>Daten</strong> im Sinne von § 28a Abs. 2 Satz 4 dürfen<br />

nicht erhoben oder gespeichert werden.<br />

§ 28 Absatz 1 Satz 2 und Absatz 3 bis 3b ist anzuwenden.<br />

(2) Die Übermittlung im Rahmen der Zwecke nach Absatz 1 ist zulässig, wenn<br />

1. der Dritte, dem die <strong>Daten</strong> übermittelt werden, ein berechtigtes Interesse an ihrer Kenntnis glaubhaft dargelegt<br />

hat und<br />

2. kein Grund zu der Annahme besteht, dass der Betroffene ein schutzwürdiges Interesse an dem Ausschluss<br />

der Übermittlung hat.<br />

§ 28 Absatz 3 bis 3b gilt entsprechend. Bei der Übermittlung nach Satz 1 Nr. 1 sind die Gründe für das Vorliegen eines<br />

berechtigten Interesses und die Art und Weise ihrer glaubhaften Darlegung von der übermittelnden Stelle<br />

aufzuzeichnen. Bei der Übermittlung im automatisierten Abrufverfahren obliegt die Aufzeichnungspflicht dem Dritten,<br />

dem die <strong>Daten</strong> übermittelt werden. Die übermittelnde Stelle hat Stichprobenverfahren nach § 10 Abs. 4 Satz 3<br />

durchzuführen und dabei auch das Vorliegen eines berechtigten Interesses einzelfallbezogen festzustellen und zu<br />

überprüfen.<br />

(3) Die Aufnahme personenbezogener <strong>Daten</strong> in elektronische oder gedruckte Adress-, Rufnummern-, Branchen- oder<br />

vergleichbare Verzeichnisse hat zu unterbleiben, wenn der entgegenstehende Wille des Betroffenen aus dem zugrunde<br />

liegenden elektronischen oder gedruckten Verzeichnis oder Register ersichtlich ist. Der Empfänger der <strong>Daten</strong> hat<br />

sicherzustellen, dass Kennzeichnungen aus elektronischen oder gedruckten Verzeichnissen oder Registern bei der<br />

Übernahme in Verzeichnisse oder Register übernommen werden.<br />

(4) Für die Verarbeitung oder Nutzung der übermittelten <strong>Daten</strong> gilt § 28 Abs. 4 und 5.<br />

(5) § 28 Abs. 6 bis 9 gilt entsprechend.<br />

(6) Eine Stelle, die geschäftsmäßig personenbezogene <strong>Daten</strong>, die zur Bewertung der Kreditwürdigkeit von<br />

Verbrauchern genutzt werden dürfen, zum Zweck der Übermittlung erhebt, speichert oder verändert, hat<br />

Auskunftsverlangen von Darlehensgebern aus anderen Mitgliedstaaten der Europäischen Union oder anderen<br />

Vertragsstaaten des Abkommens über den Europäischen Wirtschaftsraum genauso zu behandeln wie<br />

Auskunftsverlangen inländischer Darlehensgeber.<br />

(7) Wer den Abschluss eines Verbraucherdarlehensvertrags oder eines Vertrags über eine entgeltliche<br />

Finanzierungshilfe mit einem Verbraucher infolge einer Auskunft einer Stelle im Sinne des Absatzes 6 ablehnt, hat den<br />

Verbraucher unverzüglich hierüber sowie über die erhaltene Auskunft zu unterrichten. Die Unterrichtung unterbleibt,<br />

soweit hierdurch die öffentliche Sicherheit oder Ordnung gefährdet würde. § 6a bleibt unberührt.<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

§ 30 Geschäftsmäßige <strong>Daten</strong>erhebung und -speicherung zum Zweck der Übermittlung in anonymisierter Form<br />

(1) Werden personenbezogene <strong>Daten</strong> geschäftsmäßig erhoben und gespeichert, um sie in anonymisierter Form zu<br />

übermitteln, sind die Merkmale gesondert zu speichern, mit denen Einzelangaben über persönliche oder sachliche<br />

Verhältnisse einer bestimmten oder bestimmbaren natürlichen Person zugeordnet werden können. Diese Merkmale<br />

dürfen mit den Einzelangaben nur zusammengeführt werden, soweit dies für die Erfüllung des Zwecks der Speicherung<br />

oder zu wissenschaftlichen Zwecken erforderlich ist.<br />

(2) Die Veränderung personenbezogener <strong>Daten</strong> ist zulässig, wenn<br />

1. kein Grund zu der Annahme besteht, dass der Betroffene ein schutzwürdiges Interesse an dem Ausschluss<br />

der Veränderung hat, oder<br />

2. die <strong>Daten</strong> aus allgemein zugänglichen Quellen entnommen werden können oder die verantwortliche Stelle sie<br />

veröffentlichen dürfte, soweit nicht das schutzwürdige Interesse des Betroffenen an dem Ausschluss der<br />

Veränderung offensichtlich überwiegt.<br />

(3) Die personenbezogenen <strong>Daten</strong> sind zu löschen, wenn ihre Speicherung unzulässig ist.<br />

(4) § 29 gilt nicht.<br />

(5) § 28 Abs. 6 bis 9 gilt entsprechend.<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

§ 30a Geschäftsmäßige <strong>Daten</strong>erhebung und -speicherung für Zwecke der Markt- oder Meinungsforschung<br />

(1) Das geschäftsmäßige Erheben, Verarbeiten oder Nutzen personenbezogener <strong>Daten</strong> für Zwecke der Markt- oder<br />

Meinungsforschung ist zulässig, wenn


kein Grund zu der Annahme besteht, dass der Betroffene ein schutzwürdiges Interesse an dem Ausschluss<br />

der Erhebung, Verarbeitung oder Nutzung hat, oder<br />

2. die <strong>Daten</strong> aus allgemein zugänglichen Quellen entnommen werden können oder die verantwortliche Stelle sie<br />

veröffentlichen dürfte und das schutzwürdige Interesse des Betroffenen an dem Ausschluss der Erhebung,<br />

Verarbeitung oder Nutzung gegenüber dem Interesse der verantwortlichen Stelle nicht offensichtlich überwiegt.<br />

Besondere Arten personenbezogener <strong>Daten</strong> (§ 3 Absatz 9) dürfen nur für ein bestimmtes Forschungsvorhaben<br />

erhoben, verarbeitet oder genutzt werden.<br />

(2) Für Zwecke der Markt- oder Meinungsforschung erhobene oder gespeicherte personenbezogene <strong>Daten</strong> dürfen nur<br />

für diese Zwecke verarbeitet oder genutzt werden. <strong>Daten</strong>, die nicht aus allgemein zugänglichen Quellen entnommen<br />

worden sind und die die verantwortliche Stelle auch nicht veröffentlichen darf, dürfen nur für das Forschungsvorhaben<br />

verarbeitet oder genutzt werden, für das sie erhoben worden sind. Für einen anderen Zweck dürfen sie nur verarbeitet<br />

oder genutzt werden, wenn sie zuvor so anonymisiert werden, dass ein Personenbezug nicht mehr hergestellt werden<br />

kann.<br />

(3) Die personenbezogenen <strong>Daten</strong> sind zu anonymisieren, sobald dies nach dem Zweck des Forschungsvorhabens, für<br />

das die <strong>Daten</strong> erhoben worden sind, möglich ist. Bis dahin sind die Merkmale gesondert zu speichern, mit denen<br />

Einzelangaben über persönliche oder sachliche Verhältnisse einer bestimmten oder bestimmbaren Person zugeordnet<br />

werden können. Diese Merkmale dürfen mit den Einzelangaben nur zusammengeführt werden, soweit dies nach dem<br />

Zweck des Forschungsvorhabens erforderlich ist.<br />

(4) § 29 gilt nicht.<br />

(5) § 28 Absatz 4 und 6 bis 9 gilt entsprechend.<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

§ 31 Besondere Zweckbindung<br />

Personenbezogene <strong>Daten</strong>, die ausschließlich zu Zwecken der <strong>Daten</strong>schutzkontrolle, der <strong>Daten</strong>sicherung oder zur<br />

Sicherstellung eines ordnungsgemäßen <strong>Betriebe</strong>s einer <strong>Daten</strong>verarbeitungsanlage gespeichert werden, dürfen nur für<br />

diese Zwecke verwendet werden.<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

§ 32 <strong>Daten</strong>erhebung, -verarbeitung und -nutzung für Zwecke des Beschäftigungsverhältnisses<br />

(1) Personenbezogene <strong>Daten</strong> eines Beschäftigten dürfen für Zwecke des Beschäftigungsverhältnisses erhoben,<br />

verarbeitet oder genutzt werden, wenn dies für die Entscheidung über die Begründung eines<br />

Beschäftigungsverhältnisses oder nach Begründung des Beschäftigungsverhältnisses für dessen Durchführung oder<br />

Beendigung erforderlich ist. Zur Aufdeckung von Straftaten dürfen personenbezogene <strong>Daten</strong> eines Beschäftigten nur<br />

dann erhoben, verarbeitet oder genutzt werden, wenn zu dokumentierende tatsächliche Anhaltspunkte den Verdacht<br />

begründen, dass der Betroffene im Beschäftigungsverhältnis eine Straftat begangen hat, die Erhebung, Verarbeitung<br />

oder Nutzung zur Aufdeckung erforderlich ist und das schutzwürdige Interesse des Beschäftigten an dem Ausschluss<br />

der Erhebung, Verarbeitung oder Nutzung nicht überwiegt, insbesondere Art und Ausmaß im Hinblick auf den Anlass<br />

nicht unverhältnismäßig sind.<br />

(2) Absatz 1 ist auch anzuwenden, wenn personenbezogene <strong>Daten</strong> erhoben, verarbeitet oder genutzt werden, <strong>ohne</strong><br />

dass sie automatisiert verarbeitet oder in oder aus einer nicht automatisierten Datei verarbeitet, genutzt oder für die<br />

Verarbeitung oder Nutzung in einer solchen Datei erhoben werden.<br />

(3) Die Beteiligungsrechte der Interessenvertretungen der Beschäftigten bleiben unberührt.<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

Zweiter Unterabschnitt<br />

Rechte des Betroffenen<br />

§ 33 Benachrichtigung des Betroffenen<br />

(1) Werden erstmals personenbezogene <strong>Daten</strong> für eigene Zwecke <strong>ohne</strong> Kenntnis des Betroffenen gespeichert, ist der<br />

Betroffene von der Speicherung, der Art der <strong>Daten</strong>, der Zweckbestimmung der Erhebung, Verarbeitung oder Nutzung<br />

und der Identität der verantwortlichen Stelle zu benachrichtigen. Werden personenbezogene <strong>Daten</strong> geschäftsmäßig<br />

zum Zweck der Übermittlung <strong>ohne</strong> Kenntnis des Betroffenen gespeichert, ist der Betroffene von der erstmaligen<br />

Übermittlung und der Art der übermittelten <strong>Daten</strong> zu benachrichtigen. Der Betroffene ist in den Fällen der Sätze 1 und 2<br />

auch über die Kategorien von Empfängern zu unterrichten, soweit er nach den Umständen des Einzelfalles nicht mit der<br />

Übermittlung an diese rechnen muss.<br />

(2) Eine Pflicht zur Benachrichtigung besteht nicht, wenn<br />

1. der Betroffene auf andere Weise Kenntnis von der Speicherung oder der Übermittlung erlangt hat,<br />

2. die <strong>Daten</strong> nur deshalb gespeichert sind, weil sie aufgrund gesetzlicher, satzungsmäßiger oder vertraglicher<br />

Aufbewahrungsvorschriften nicht gelöscht werden dürfen oder ausschließlich der <strong>Daten</strong>sicherung oder der<br />

<strong>Daten</strong>schutzkontrolle dienen und eine Benachrichtigung einen unverhältnismäßigen Aufwand erfordern würde,<br />

3. die <strong>Daten</strong> nach einer Rechtsvorschrift oder ihrem Wesen nach, namentlich wegen des überwiegenden<br />

rechtlichen Interesses eines Dritten, geheimgehalten werden müssen,<br />

4. die Speicherung oder Übermittlung durch Gesetz ausdrücklich vorgesehen ist,<br />

5. die Speicherung oder Übermittlung für Zwecke der wissenschaftlichen Forschung erforderlich ist und eine<br />

Benachrichtigung einen unverhältnismäßigen Aufwand erfordern würde,<br />

6.<br />

175


176<br />

die zuständige öffentliche Stelle gegenüber der verantwortlichen Stelle festgestellt hat, dass das<br />

Bekanntwerden der <strong>Daten</strong> die öffentliche Sicherheit oder Ordnung gefährden oder sonst dem Wohle des<br />

Bundes oder eines Landes Nachteile bereiten würde,<br />

7. die <strong>Daten</strong> für eigene Zwecke gespeichert sind und<br />

a) aus allgemein zugänglichen Quellen entnommen sind und eine Benachrichtigung wegen der Vielzahl<br />

der betroffenen Fälle unverhältnismäßig ist, oder<br />

b) die Benachrichtigung die Geschäftszwecke der verantwortlichen Stelle erheblich gefährden würde, es<br />

sei denn, dass das Interesse an der Benachrichtigung die Gefährdung überwiegt,<br />

8. die <strong>Daten</strong> geschäftsmäßig zum Zweck der Übermittlung gespeichert sind und<br />

a) aus allgemein zugänglichen Quellen entnommen sind, soweit sie sich auf diejenigen Personen<br />

beziehen, die diese <strong>Daten</strong> veröffentlicht haben, oder<br />

b) es sich um listenmäßig oder sonst zusammengefasste <strong>Daten</strong> handelt (§ 29 Absatz 2 Satz 2)<br />

und eine Benachrichtigung wegen der Vielzahl der betroffenen Fälle unverhältnismäßig ist,<br />

9. aus allgemein zugänglichen Quellen entnommene <strong>Daten</strong> geschäftsmäßig für Zwecke der Markt- oder<br />

Meinungsforschung gespeichert sind und eine Benachrichtigung wegen der Vielzahl der betroffenen Fälle<br />

unverhältnismäßig ist.<br />

Die verantwortliche Stelle legt schriftlich fest, unter welchen Voraussetzungen von einer Benachrichtigung nach Satz 1<br />

Nr. 2 bis 7 abgesehen wird.<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

§ 34 Auskunft an den Betroffenen<br />

(1) Die verantwortliche Stelle hat dem Betroffenen auf Verlangen Auskunft zu erteilen über<br />

1. die zu seiner Person gespeicherten <strong>Daten</strong>, auch soweit sie sich auf die Herkunft dieser <strong>Daten</strong> beziehen,<br />

2. den Empfänger oder die Kategorien von Empfängern, an die <strong>Daten</strong> weitergegeben werden, und<br />

3. den Zweck der Speicherung.<br />

Der Betroffene soll die Art der personenbezogenen <strong>Daten</strong>, über die Auskunft erteilt werden soll, näher bezeichnen.<br />

Werden die personenbezogenen <strong>Daten</strong> geschäftsmäßig zum Zweck der Übermittlung gespeichert, ist Auskunft über die<br />

Herkunft und die Empfänger auch dann zu erteilen, wenn diese Angaben nicht gespeichert sind. Die Auskunft über die<br />

Herkunft und die Empfänger kann verweigert werden, soweit das Interesse an der Wahrung des<br />

Geschäftsgeheimnisses gegenüber dem Informationsinteresse des Betroffenen überwiegt.<br />

(1a) Im Fall des § 28 Absatz 3 Satz 4 hat die übermittelnde Stelle die Herkunft der <strong>Daten</strong> und den Empfänger für die<br />

Dauer von zwei Jahren nach der Übermittlung zu speichern und dem Betroffenen auf Verlangen Auskunft über die<br />

Herkunft der <strong>Daten</strong> und den Empfänger zu erteilen. Satz 1 gilt entsprechend für den Empfänger.<br />

(2) Im Fall des § 28b hat die für die Entscheidung verantwortliche Stelle dem Betroffenen auf Verlangen Auskunft zu<br />

erteilen über<br />

1. die innerhalb der letzten sechs Monate vor dem Zugang des Auskunftsverlangens erhobenen oder erstmalig<br />

gespeicherten Wahrscheinlichkeitswerte,<br />

2. die zur Berechnung der Wahrscheinlichkeitswerte genutzten <strong>Daten</strong>arten und<br />

3. das Zustandekommen und die Bedeutung der Wahrscheinlichkeitswerte einzelfallbezogen und nachvollziehbar<br />

in allgemein verständlicher Form.<br />

Satz 1 gilt entsprechend, wenn die für die Entscheidung verantwortliche Stelle<br />

1. die zur Berechnung der Wahrscheinlichkeitswerte genutzten <strong>Daten</strong> <strong>ohne</strong> Personenbezug speichert, den<br />

Personenbezug aber bei der Berechnung herstellt oder<br />

2. bei einer anderen Stelle gespeicherte <strong>Daten</strong> nutzt.<br />

Hat eine andere als die für die Entscheidung verantwortliche Stelle<br />

1. den Wahrscheinlichkeitswert oder<br />

2. einen Bestandteil des Wahrscheinlichkeitswerts<br />

berechnet, hat sie die insoweit zur Erfüllung der Auskunftsansprüche nach den Sätzen 1 und 2 erforderlichen Angaben<br />

auf Verlangen der für die Entscheidung verantwortlichen Stelle an diese zu übermitteln. Im Fall des Satzes 3 Nr. 1 hat<br />

die für die Entscheidung verantwortliche Stelle den Betroffenen zur Geltendmachung seiner Auskunftsansprüche unter<br />

Angabe des Namens und der Anschrift der anderen Stelle sowie der zur Bezeichnung des Einzelfalls notwendigen<br />

Angaben unverzüglich an diese zu verweisen, soweit sie die Auskunft nicht selbst erteilt. In diesem Fall hat die andere<br />

Stelle, die den Wahrscheinlichkeitswert berechnet hat, die Auskunftsansprüche nach den Sätzen 1 und 2 gegenüber<br />

dem Betroffenen unentgeltlich zu erfüllen. Die Pflicht der für die Berechnung des Wahrscheinlichkeitswerts<br />

verantwortlichen Stelle nach Satz 3 entfällt, soweit die für die Entscheidung verantwortliche Stelle von ihrem Recht<br />

nach Satz 4 Gebrauch macht.<br />

(3) Eine Stelle, die geschäftsmäßig personenbezogene <strong>Daten</strong> zum Zweck der Übermittlung speichert, hat dem<br />

Betroffenen auf Verlangen Auskunft über die zu seiner Person gespeicherten <strong>Daten</strong> zu erteilen, auch wenn sie weder<br />

automatisiert verarbeitet werden noch in einer nicht automatisierten Datei gespeichert sind. Dem Betroffenen ist auch<br />

Auskunft zu erteilen über <strong>Daten</strong>, die<br />

1. gegenwärtig noch keinen Personenbezug aufweisen, bei denen ein solcher aber im Zusammenhang mit der<br />

Auskunftserteilung von der verantwortlichen Stelle hergestellt werden soll,


2. die verantwortliche Stelle nicht speichert, aber zum Zweck der Auskunftserteilung nutzt.<br />

Die Auskunft über die Herkunft und die Empfänger kann verweigert werden, soweit das Interesse an der Wahrung des<br />

Geschäftsgeheimnisses gegenüber dem Informationsinteresse des Betroffenen überwiegt.<br />

(4) Eine Stelle, die geschäftsmäßig personenbezogene <strong>Daten</strong> zum Zweck der Übermittlung erhebt, speichert oder<br />

verändert, hat dem Betroffenen auf Verlangen Auskunft zu erteilen über<br />

1. die innerhalb der letzten zwölf Monate vor dem Zugang des Auskunftsverlangens übermittelten<br />

Wahrscheinlichkeitswerte für ein bestimmtes zukünftiges Verhalten des Betroffenen sowie die Namen und<br />

letztbekannten Anschriften der Dritten, an die die Werte übermittelt worden sind,<br />

2. die Wahrscheinlichkeitswerte, die sich zum Zeitpunkt des Auskunftsverlangens nach den von der Stelle zur<br />

Berechnung angewandten Verfahren ergeben,<br />

3. die zur Berechnung der Wahrscheinlichkeitswerte nach den Nummern 1 und 2 genutzten <strong>Daten</strong>arten sowie<br />

4. das Zustandekommen und die Bedeutung der Wahrscheinlichkeitswerte einzelfallbezogen und nachvollziehbar<br />

in allgemein verständlicher Form.<br />

Satz 1 gilt entsprechend, wenn die verantwortliche Stelle<br />

1. die zur Berechnung des Wahrscheinlichkeitswerts genutzten <strong>Daten</strong> <strong>ohne</strong> Personenbezug speichert, den<br />

Personenbezug aber bei der Berechnung herstellt oder<br />

2. bei einer anderen Stelle gespeicherte <strong>Daten</strong> nutzt.<br />

(5) Die nach den Absätzen 1a bis 4 zum Zweck der Auskunftserteilung an den Betroffenen gespeicherten <strong>Daten</strong> dürfen<br />

nur für diesen Zweck sowie für Zwecke der <strong>Daten</strong>schutzkontrolle verwendet werden; für andere Zwecke sind sie zu<br />

sperren.<br />

(6) Die Auskunft ist auf Verlangen in Textform zu erteilen, soweit nicht wegen der besonderen Umstände eine andere<br />

Form der Auskunftserteilung angemessen ist.<br />

(7) Eine Pflicht zur Auskunftserteilung besteht nicht, wenn der Betroffene nach § 33 Abs. 2 Satz 1 Nr. 2, 3 und 5 bis 7<br />

nicht zu benachrichtigen ist.<br />

(8) Die Auskunft ist unentgeltlich. Werden die personenbezogenen <strong>Daten</strong> geschäftsmäßig zum Zweck der Übermittlung<br />

gespeichert, kann der Betroffene einmal je Kalenderjahr eine unentgeltliche Auskunft in Textform verlangen. Für jede<br />

weitere Auskunft kann ein Entgelt verlangt werden, wenn der Betroffene die Auskunft gegenüber Dritten zu<br />

wirtschaftlichen Zwecken nutzen kann. Das Entgelt darf über die durch die Auskunftserteilung entstandenen unmittelbar<br />

zurechenbaren Kosten nicht hinausgehen. Ein Entgelt kann nicht verlangt werden, wenn<br />

1. besondere Umstände die Annahme rechtfertigen, dass <strong>Daten</strong> unrichtig oder unzulässig gespeichert werden,<br />

oder<br />

2. die Auskunft ergibt, dass die <strong>Daten</strong> nach § 35 Abs. 1 zu berichtigen oder nach § 35 Abs. 2 Satz 2 Nr. 1 zu<br />

löschen sind.<br />

(9) Ist die Auskunftserteilung nicht unentgeltlich, ist dem Betroffenen die Möglichkeit zu geben, sich im Rahmen seines<br />

Auskunftsanspruchs persönlich Kenntnis über die ihn betreffenden <strong>Daten</strong> zu verschaffen. Er ist hierauf hinzuweisen.<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

§ 35 Berichtigung, Löschung und Sperrung von <strong>Daten</strong><br />

(1) Personenbezogene <strong>Daten</strong> sind zu berichtigen, wenn sie unrichtig sind. Geschätzte <strong>Daten</strong> sind als solche deutlich zu<br />

kennzeichnen.<br />

(2) Personenbezogene <strong>Daten</strong> können außer in den Fällen des Absatzes 3 Nr. 1 und 2 jederzeit gelöscht werden.<br />

Personenbezogene <strong>Daten</strong> sind zu löschen, wenn<br />

1. ihre Speicherung unzulässig ist,<br />

2. es sich um <strong>Daten</strong> über die rassische oder ethnische Herkunft, politische Meinungen, religiöse oder<br />

philosophische Überzeugungen, Gewerkschaftszugehörigkeit, Gesundheit, Sexualleben, strafbare Handlungen<br />

oder Ordnungswidrigkeiten handelt und ihre Richtigkeit von der verantwortlichen Stelle nicht bewiesen werden<br />

kann,<br />

3. sie für eigene Zwecke verarbeitet werden, sobald ihre Kenntnis für die Erfüllung des Zwecks der Speicherung<br />

nicht mehr erforderlich ist, oder<br />

4. sie geschäftsmäßig zum Zweck der Übermittlung verarbeitet werden und eine Prüfung jeweils am Ende des<br />

vierten, soweit es sich um <strong>Daten</strong> über erledigte Sachverhalte handelt und der Betroffene der Löschung nicht<br />

widerspricht, am Ende des dritten Kalenderjahres beginnend mit dem Kalenderjahr, das der erstmaligen<br />

Speicherung folgt, ergibt, dass eine längerwährende Speicherung nicht erforderlich ist.<br />

Personenbezogene <strong>Daten</strong>, die auf der Grundlage von § 28a Abs. 2 Satz 1 oder § 29 Abs. 1 Satz 1 Nr. 3 gespeichert<br />

werden, sind nach Beendigung des Vertrages auch zu löschen, wenn der Betroffene dies verlangt.<br />

(3) An die Stelle einer Löschung tritt eine Sperrung, soweit<br />

1. im Fall des Absatzes 2 Satz 2 Nr. 3 einer Löschung gesetzliche, satzungsmäßige oder vertragliche<br />

Aufbewahrungsfristen entgegenstehen,<br />

2. Grund zu der Annahme besteht, dass durch eine Löschung schutzwürdige Interessen des Betroffenen<br />

beeinträchtigt würden, oder<br />

3. eine Löschung wegen der besonderen Art der Speicherung nicht oder nur mit unverhältnismäßig hohem<br />

Aufwand möglich ist.<br />

(4) Personenbezogene <strong>Daten</strong> sind ferner zu sperren, soweit ihre Richtigkeit vom Betroffenen bestritten wird und sich<br />

weder die Richtigkeit noch die Unrichtigkeit feststellen lässt.<br />

177


178<br />

(4a) Die Tatsache der Sperrung darf nicht übermittelt werden.<br />

(5) Personenbezogene <strong>Daten</strong> dürfen nicht für eine automatisierte Verarbeitung oder Verarbeitung in nicht<br />

automatisierten Dateien erhoben, verarbeitet oder genutzt werden, soweit der Betroffene dieser bei der<br />

verantwortlichen Stelle widerspricht und eine Prüfung ergibt, dass das schutzwürdige Interesse des Betroffenen wegen<br />

seiner besonderen persönlichen Situation das Interesse der verantwortlichen Stelle an dieser Erhebung, Verarbeitung<br />

oder Nutzung überwiegt. Satz 1 gilt nicht, wenn eine Rechtsvorschrift zur Erhebung, Verarbeitung oder Nutzung<br />

verpflichtet.<br />

(6) Personenbezogene <strong>Daten</strong>, die unrichtig sind oder deren Richtigkeit bestritten wird, müssen bei der<br />

geschäftsmäßigen <strong>Daten</strong>speicherung zum Zweck der Übermittlung außer in den Fällen des Absatzes 2 Nr. 2 nicht<br />

berichtigt, gesperrt oder gelöscht werden, wenn sie aus allgemein zugänglichen Quellen entnommen und zu<br />

Dokumentationszwecken gespeichert sind. Auf Verlangen des Betroffenen ist diesen <strong>Daten</strong> für die Dauer der<br />

Speicherung seine Gegendarstellung beizufügen. Die <strong>Daten</strong> dürfen nicht <strong>ohne</strong> diese Gegendarstellung übermittelt<br />

werden.<br />

(7) Von der Berichtigung unrichtiger <strong>Daten</strong>, der Sperrung bestrittener <strong>Daten</strong> sowie der Löschung oder Sperrung wegen<br />

Unzulässigkeit der Speicherung sind die Stellen zu verständigen, denen im Rahmen einer <strong>Daten</strong>übermittlung diese<br />

<strong>Daten</strong> zur Speicherung weitergegeben wurden, wenn dies keinen unverhältnismäßigen Aufwand erfordert und<br />

schutzwürdige Interessen des Betroffenen nicht entgegenstehen.<br />

(8) Gesperrte <strong>Daten</strong> dürfen <strong>ohne</strong> Einwilligung des Betroffenen nur übermittelt oder genutzt werden, wenn<br />

1. es zu wissenschaftlichen Zwecken, zur Behebung einer bestehenden Beweisnot oder aus sonstigen im<br />

überwiegenden Interesse der verantwortlichen Stelle oder eines Dritten liegenden Gründen unerläßlich ist und<br />

2. die <strong>Daten</strong> hierfür übermittelt oder genutzt werden dürften, wenn sie nicht gesperrt wären.<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

(weggefallen)<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

Dritter Unterabschnitt<br />

Aufsichtsbehörde<br />

§§ 36 und 37<br />

§ 38 Aufsichtsbehörde<br />

(1) Die Aufsichtsbehörde kontrolliert die Ausführung dieses Gesetzes sowie anderer Vorschriften über den<br />

<strong>Daten</strong>schutz, soweit diese die automatisierte Verarbeitung personenbezogener <strong>Daten</strong> oder die Verarbeitung oder<br />

Nutzung personenbezogener <strong>Daten</strong> in oder aus nicht automatisierten Dateien regeln einschließlich des Rechts der<br />

Mitgliedstaaten in den Fällen des § 1 Abs. 5. Sie berät und unterstützt die Beauftragten für den <strong>Daten</strong>schutz und die<br />

verantwortlichen Stellen mit Rücksicht auf deren typische Bedürfnisse. Die Aufsichtsbehörde darf die von ihr<br />

gespeicherten <strong>Daten</strong> nur für Zwecke der Aufsicht verarbeiten und nutzen; § 14 Abs. 2 Nr. 1 bis 3, 6 und 7 gilt<br />

entsprechend. Insbesondere darf die Aufsichtsbehörde zum Zweck der Aufsicht <strong>Daten</strong> an andere Aufsichtsbehörden<br />

übermitteln. Sie leistet den Aufsichtsbehörden anderer Mitgliedstaaten der Europäischen Union auf Ersuchen<br />

ergänzende Hilfe (Amtshilfe). Stellt die Aufsichtsbehörde einen Verstoß gegen dieses Gesetz oder andere Vorschriften<br />

über den <strong>Daten</strong>schutz fest, so ist sie befugt, die Betroffenen hierüber zu unterrichten, den Verstoß bei den für die<br />

Verfolgung oder Ahndung zuständigen Stellen anzuzeigen sowie bei schwerwiegenden Verstößen die<br />

Gewerbeaufsichtsbehörde zur Durchführung gewerberechtlicher Maßnahmen zu unterrichten. Sie veröffentlicht<br />

regelmäßig, spätestens alle zwei Jahre, einen Tätigkeitsbericht. § 21 Satz 1 und § 23 Abs. 5 Satz 4 bis 7 gelten<br />

entsprechend.<br />

(2) Die Aufsichtsbehörde führt ein Register der nach § 4d meldepflichtigen automatisierten Verarbeitungen mit den<br />

Angaben nach § 4e Satz 1. Das Register kann von jedem eingesehen werden. Das Einsichtsrecht erstreckt sich nicht<br />

auf die Angaben nach § 4e Satz 1 Nr. 9 sowie auf die Angabe der zugriffsberechtigten Personen.<br />

(3) Die der Kontrolle unterliegenden Stellen sowie die mit deren Leitung beauftragten Personen haben der<br />

Aufsichtsbehörde auf Verlangen die für die Erfüllung ihrer Aufgaben erforderlichen Auskünfte unverzüglich zu erteilen.<br />

Der Auskunftspflichtige kann die Auskunft auf solche Fragen verweigern, deren Beantwortung ihn selbst oder einen der<br />

in § 383 Abs. 1 Nr. 1 bis 3 der Zivilprozessordnung bezeichneten Angehörigen der Gefahr strafgerichtlicher Verfolgung<br />

oder eines Verfahrens nach dem Gesetz über Ordnungswidrigkeiten aussetzen würde. Der Auskunftspflichtige ist<br />

darauf hinzuweisen.<br />

(4) Die von der Aufsichtsbehörde mit der Kontrolle beauftragten Personen sind befugt, soweit es zur Erfüllung der der<br />

Aufsichtsbehörde übertragenen Aufgaben erforderlich ist, während der Betriebs- und Geschäftszeiten Grundstücke und<br />

Geschäftsräume der Stelle zu betreten und dort Prüfungen und Besichtigungen vorzunehmen. Sie können<br />

geschäftliche Unterlagen, insbesondere die Übersicht nach § 4g Abs. 2 Satz 1 sowie die gespeicherten<br />

personenbezogenen <strong>Daten</strong> und die <strong>Daten</strong>verarbeitungsprogramme, einsehen. § 24 Abs. 6 gilt entsprechend. Der<br />

Auskunftspflichtige hat diese Maßnahmen zu dulden.<br />

(5) Zur Gewährleistung der Einhaltung dieses Gesetzes und anderer Vorschriften über den <strong>Daten</strong>schutz kann die<br />

Aufsichtsbehörde Maßnahmen zur Beseitigung festgestellter Verstöße bei der Erhebung, Verarbeitung oder Nutzung<br />

personenbezogener <strong>Daten</strong> oder technischer oder organisatorischer Mängel anordnen. Bei schwerwiegenden<br />

Verstößen oder Mängeln, insbesondere solchen, die mit einer besonderen Gefährdung des Persönlichkeitsrechts<br />

verbunden sind, kann sie die Erhebung, Verarbeitung oder Nutzung oder den Einsatz einzelner Verfahren untersagen,<br />

wenn die Verstöße oder Mängel entgegen der Anordnung nach Satz 1 und trotz der Verhängung eines Zwangsgeldes<br />

nicht in angemessener Zeit beseitigt werden. Sie kann die Abberufung des Beauftragten für den <strong>Daten</strong>schutz<br />

verlangen, wenn er die zur Erfüllung seiner Aufgaben erforderliche Fachkunde und Zuverlässigkeit nicht besitzt.<br />

(6) Die Landesregierungen oder die von ihnen ermächtigten Stellen bestimmen die für die Kontrolle der Durchführung<br />

des <strong>Daten</strong>schutzes im Anwendungsbereich dieses Abschnittes zuständigen Aufsichtsbehörden.


(7) Die Anwendung der Gewerbeordnung auf die den Vorschriften dieses Abschnittes unterliegenden Gewerbebetriebe<br />

bleibt unberührt.<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

§ 38a Verhaltensregeln zur Förderung der Durchführung datenschutzrechtlicher Regelungen<br />

(1) Berufsverbände und andere Vereinigungen, die bestimmte Gruppen von verantwortlichen Stellen vertreten, können<br />

Entwürfe für Verhaltensregeln zur Förderung der Durchführung von datenschutzrechtlichen Regelungen der<br />

zuständigen Aufsichtsbehörde unterbreiten.<br />

(2) Die Aufsichtsbehörde überprüft die Vereinbarkeit der ihr unterbreiteten Entwürfe mit dem geltenden<br />

<strong>Daten</strong>schutzrecht.<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

Vierter Abschnitt<br />

Sondervorschriften<br />

§ 39 Zweckbindung bei personenbezogenen <strong>Daten</strong>, die einem Berufs- oder besonderen Amtsgeheimnis<br />

unterliegen<br />

(1) Personenbezogene <strong>Daten</strong>, die einem Berufs- oder besonderen Amtsgeheimnis unterliegen und die von der zur<br />

Verschwiegenheit verpflichteten Stelle in Ausübung ihrer Berufs- oder Amtspflicht zur Verfügung gestellt worden sind,<br />

dürfen von der verantwortlichen Stelle nur für den Zweck verarbeitet oder genutzt werden, für den sie sie erhalten hat.<br />

In die Übermittlung an eine nicht-öffentliche Stelle muss die zur Verschwiegenheit verpflichtete Stelle einwilligen.<br />

(2) Für einen anderen Zweck dürfen die <strong>Daten</strong> nur verarbeitet oder genutzt werden, wenn die Änderung des Zwecks<br />

durch besonderes Gesetz zugelassen ist.<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

§ 40 Verarbeitung und Nutzung personenbezogener <strong>Daten</strong> durch Forschungseinrichtungen<br />

(1) Für Zwecke der wissenschaftlichen Forschung erhobene oder gespeicherte personenbezogene <strong>Daten</strong> dürfen nur für<br />

Zwecke der wissenschaftlichen Forschung verarbeitet oder genutzt werden.<br />

(2) Die personenbezogenen <strong>Daten</strong> sind zu anonymisieren, sobald dies nach dem Forschungszweck möglich ist. Bis<br />

dahin sind die Merkmale gesondert zu speichern, mit denen Einzelangaben über persönliche oder sachliche<br />

Verhältnisse einer bestimmten oder bestimmbaren Person zugeordnet werden können. Sie dürfen mit den<br />

Einzelangaben nur zusammengeführt werden, soweit der Forschungszweck dies erfordert.<br />

(3) Die wissenschaftliche Forschung betreibenden Stellen dürfen personenbezogene <strong>Daten</strong> nur veröffentlichen, wenn<br />

1. der Betroffene eingewilligt hat oder<br />

2. dies für die Darstellung von Forschungsergebnissen über Ereignisse der Zeitgeschichte unerlässlich ist.<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

§ 41 Erhebung, Verarbeitung und Nutzung personenbezogener <strong>Daten</strong> durch die Medien<br />

(1) Die Länder haben in ihrer Gesetzgebung vorzusehen, dass für die Erhebung, Verarbeitung und Nutzung<br />

personenbezogener <strong>Daten</strong> von Unternehmen und Hilfsunternehmen der Presse ausschließlich zu eigenen<br />

journalistisch-redaktionellen oder literarischen Zwecken den Vorschriften der §§ 5, 9 und 38a entsprechende<br />

Regelungen einschließlich einer hierauf bezogenen Haftungsregelung entsprechend § 7 zur Anwendung kommen.<br />

(2) Führt die journalistisch-redaktionelle Erhebung, Verarbeitung oder Nutzung personenbezogener <strong>Daten</strong> durch die<br />

Deutsche Welle zur Veröffentlichung von Gegendarstellungen des Betroffenen, so sind diese Gegendarstellungen zu<br />

den gespeicherten <strong>Daten</strong> zu nehmen und für dieselbe Zeitdauer aufzubewahren wie die <strong>Daten</strong> selbst.<br />

(3) Wird jemand durch eine Berichterstattung der Deutschen Welle in seinem Persönlichkeitsrecht beeinträchtigt, so<br />

kann er Auskunft über die der Berichterstattung zugrunde liegenden, zu seiner Person gespeicherten <strong>Daten</strong> verlangen.<br />

Die Auskunft kann nach Abwägung der schutzwürdigen Interessen der Beteiligten verweigert werden, soweit<br />

1. aus den <strong>Daten</strong> auf Personen, die bei der Vorbereitung, Herstellung oder Verbreitung von Rundfunksendungen<br />

berufsmäßig journalistisch mitwirken oder mitgewirkt haben, geschlossen werden kann,<br />

2. aus den <strong>Daten</strong> auf die Person des Einsenders oder des Gewährsträgers von Beiträgen, Unterlagen und<br />

Mitteilungen für den redaktionellen Teil geschlossen werden kann,<br />

3. durch die Mitteilung der recherchierten oder sonst erlangten <strong>Daten</strong> die journalistische Aufgabe der Deutschen<br />

Welle durch Ausforschung des Informationsbestandes beeinträchtigt würde.<br />

Der Betroffene kann die Berichtigung unrichtiger <strong>Daten</strong> verlangen.<br />

(4) Im Übrigen gelten für die Deutsche Welle von den Vorschriften dieses Gesetzes die §§ 5, 7, 9 und 38a. Anstelle der<br />

§§ 24 bis 26 gilt § 42, auch soweit es sich um Verwaltungsangelegenheiten handelt.<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

§ 42 <strong>Daten</strong>schutzbeauftragter der Deutschen Welle<br />

(1) Die Deutsche Welle bestellt einen Beauftragten für den <strong>Daten</strong>schutz, der an die Stelle des Bundesbeauftragten für<br />

den <strong>Daten</strong>schutz und die Informationsfreiheit tritt. Die Bestellung erfolgt auf Vorschlag des Intendanten durch den<br />

Verwaltungsrat für die Dauer von vier Jahren, wobei Wiederbestellungen zulässig sind. Das Amt eines Beauftragten für<br />

den <strong>Daten</strong>schutz kann neben anderen Aufgaben innerhalb der Rundfunkanstalt wahrgenommen werden.<br />

179


180<br />

(2) Der Beauftragte für den <strong>Daten</strong>schutz kontrolliert die Einhaltung der Vorschriften dieses Gesetzes sowie anderer<br />

Vorschriften über den <strong>Daten</strong>schutz. Er ist in Ausübung dieses Amtes unabhängig und nur dem Gesetz unterworfen. Im<br />

Übrigen untersteht er der Dienst- und Rechtsaufsicht des Verwaltungsrates.<br />

(3) Jedermann kann sich entsprechend § 21 Satz 1 an den Beauftragten für den <strong>Daten</strong>schutz wenden.<br />

(4) Der Beauftragte für den <strong>Daten</strong>schutz erstattet den Organen der Deutschen Welle alle zwei Jahre, erstmals zum 1.<br />

Januar 1994 einen Tätigkeitsbericht. Er erstattet darüber hinaus besondere Berichte auf Beschluss eines Organes der<br />

Deutschen Welle. Die Tätigkeitsberichte übermittelt der Beauftragte auch an den Bundesbeauftragten für den<br />

<strong>Daten</strong>schutz und die Informationsfreiheit.<br />

(5) Weitere Regelungen entsprechend den §§ 23 bis 26 trifft die Deutsche Welle für ihren Bereich. Die §§ 4f und 4g<br />

bleiben unberührt.<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

§ 42a Informationspflicht bei unrechtmäßiger Kenntniserlangung von <strong>Daten</strong><br />

Stellt eine nichtöffentliche Stelle im Sinne des § 2 Absatz 4 oder eine öffentliche Stelle nach § 27 Absatz 1 Satz 1<br />

Nummer 2 fest, dass bei ihr gespeicherte<br />

1. besondere Arten personenbezogener <strong>Daten</strong> (§ 3 Absatz 9),<br />

2. personenbezogene <strong>Daten</strong>, die einem Berufsgeheimnis unterliegen,<br />

3. personenbezogene <strong>Daten</strong>, die sich auf strafbare Handlungen oder Ordnungswidrigkeiten oder den Verdacht<br />

strafbarer Handlungen oder Ordnungswidrigkeiten beziehen, oder<br />

4. personenbezogene <strong>Daten</strong> zu Bank- oder Kreditkartenkonten<br />

unrechtmäßig übermittelt oder auf sonstige Weise Dritten unrechtmäßig zur Kenntnis gelangt sind, und drohen<br />

schwerwiegende Beeinträchtigungen für die Rechte oder schutzwürdigen Interessen der Betroffenen, hat sie dies nach<br />

den Sätzen 2 bis 5 unverzüglich der zuständigen Aufsichtsbehörde sowie den Betroffenen mitzuteilen. Die<br />

Benachrichtigung des Betroffenen muss unverzüglich erfolgen, sobald angemessene Maßnahmen zur Sicherung der<br />

<strong>Daten</strong> ergriffen worden oder nicht unverzüglich erfolgt sind und die Strafverfolgung nicht mehr gefährdet wird. Die<br />

Benachrichtigung der Betroffenen muss eine Darlegung der Art der unrechtmäßigen Kenntniserlangung und<br />

Empfehlungen für Maßnahmen zur Minderung möglicher nachteiliger Folgen enthalten. Die Benachrichtigung der<br />

zuständigen Aufsichtsbehörde muss zusätzlich eine Darlegung möglicher nachteiliger Folgen der unrechtmäßigen<br />

Kenntniserlangung und der von der Stelle daraufhin ergriffenen Maßnahmen enthalten. Soweit die Benachrichtigung<br />

der Betroffenen einen unverhältnismäßigen Aufwand erfordern würde, insbesondere aufgrund der Vielzahl der<br />

betroffenen Fälle, tritt an ihre Stelle die Information der Öffentlichkeit durch Anzeigen, die mindestens eine halbe Seite<br />

umfassen, in mindestens zwei bundesweit erscheinenden Tageszeitungen oder durch eine andere, in ihrer Wirksamkeit<br />

hinsichtlich der Information der Betroffenen gleich geeignete Maßnahme. Eine Benachrichtigung, die der<br />

Benachrichtigungspflichtige erteilt hat, darf in einem Strafverfahren oder in einem Verfahren nach dem Gesetz über<br />

Ordnungswidrigkeiten gegen ihn oder einen in § 52 Absatz 1 der Strafprozessordnung bezeichneten Angehörigen des<br />

Benachrichtigungspflichtigen nur mit Zustimmung des Benachrichtigungspflichtigen verwendet werden.<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

Fünfter Abschnitt<br />

Schlussvorschriften<br />

§ 43 Bußgeldvorschriften<br />

(1) Ordnungswidrig handelt, wer vorsätzlich oder fahrlässig<br />

1. entgegen § 4d Abs. 1, auch in Verbindung mit § 4e Satz 2, eine Meldung nicht, nicht richtig, nicht vollständig<br />

oder nicht rechtzeitig macht,<br />

2. entgegen § 4f Abs. 1 Satz 1 oder 2, jeweils auch in Verbindung mit Satz 3 und 6, einen Beauftragten für den<br />

<strong>Daten</strong>schutz nicht, nicht in der vorgeschriebenen Weise oder nicht rechtzeitig bestellt,<br />

2a. entgegen § 10 Absatz 4 Satz 3 nicht gewährleistet, dass die <strong>Daten</strong>übermittlung festgestellt und überprüft<br />

werden kann,<br />

2b. entgegen § 11 Absatz 2 Satz 2 einen Auftrag nicht richtig, nicht vollständig oder nicht in der vorgeschriebenen<br />

Weise erteilt oder entgegen § 11 Absatz 2 Satz 4 sich nicht vor Beginn der <strong>Daten</strong>verarbeitung von der<br />

Einhaltung der beim Auftragnehmer getroffenen technischen und organisatorischen Maßnahmen überzeugt,<br />

3. entgegen § 28 Abs. 4 Satz 2 den Betroffenen nicht, nicht richtig oder nicht rechtzeitig unterrichtet oder nicht<br />

sicherstellt, dass der Betroffene Kenntnis erhalten kann,<br />

3a. entgegen § 28 Absatz 4 Satz 4 eine strengere Form verlangt,<br />

4. entgegen § 28 Abs. 5 Satz 2 personenbezogene <strong>Daten</strong> übermittelt oder nutzt,<br />

4a. entgegen § 28a Abs. 3 Satz 1 eine Mitteilung nicht, nicht richtig, nicht vollständig oder nicht rechtzeitig macht,<br />

5. entgegen § 29 Abs. 2 Satz 3 oder 4 die dort bezeichneten Gründe oder die Art und Weise ihrer glaubhaften<br />

Darlegung nicht aufzeichnet,<br />

6. entgegen § 29 Abs. 3 Satz 1 personenbezogene <strong>Daten</strong> in elektronische oder gedruckte Adress-, Rufnummern-<br />

, Branchen- oder vergleichbare Verzeichnisse aufnimmt,<br />

7. entgegen § 29 Abs. 3 Satz 2 die Übernahme von Kennzeichnungen nicht sicherstellt,<br />

7a. entgegen § 29 Abs. 6 ein Auskunftsverlangen nicht richtig behandelt,


7b. entgegen § 29 Abs. 7 Satz 1 einen Verbraucher nicht, nicht richtig, nicht vollständig oder nicht rechtzeitig<br />

unterrichtet,<br />

8. entgegen § 33 Abs. 1 den Betroffenen nicht, nicht richtig oder nicht vollständig benachrichtigt,<br />

8a. entgegen § 34 Absatz 1 Satz 1, auch in Verbindung mit Satz 3, entgegen § 34 Absatz 1a, entgegen § 34<br />

Absatz 2 Satz 1, auch in Verbindung mit Satz 2, oder entgegen § 34 Absatz 2 Satz 5, Absatz 3 Satz 1 oder<br />

Satz 2 oder Absatz 4 Satz 1, auch in Verbindung mit Satz 2, eine Auskunft nicht, nicht richtig, nicht vollständig<br />

oder nicht rechtzeitig erteilt oder entgegen § 34 Absatz 1a <strong>Daten</strong> nicht speichert,<br />

8b. entgegen § 34 Abs. 2 Satz 3 Angaben nicht, nicht richtig, nicht vollständig oder nicht rechtzeitig übermittelt,<br />

8c. entgegen § 34 Abs. 2 Satz 4 den Betroffenen nicht oder nicht rechtzeitig an die andere Stelle verweist,<br />

9. entgegen § 35 Abs. 6 Satz 3 <strong>Daten</strong> <strong>ohne</strong> Gegendarstellung übermittelt,<br />

10. entgegen § 38 Abs. 3 Satz 1 oder Abs. 4 Satz 1 eine Auskunft nicht, nicht richtig, nicht vollständig oder nicht<br />

rechtzeitig erteilt oder eine Maßnahme nicht duldet oder<br />

11. einer vollziehbaren Anordnung nach § 38 Abs. 5 Satz 1 zuwiderhandelt.<br />

(2) Ordnungswidrig handelt, wer vorsätzlich oder fahrlässig<br />

1. unbefugt personenbezogene <strong>Daten</strong>, die nicht allgemein zugänglich sind, erhebt oder verarbeitet,<br />

2. unbefugt personenbezogene <strong>Daten</strong>, die nicht allgemein zugänglich sind, zum Abruf mittels automatisierten<br />

Verfahrens bereithält,<br />

3. unbefugt personenbezogene <strong>Daten</strong>, die nicht allgemein zugänglich sind, abruft oder sich oder einem anderen<br />

aus automatisierten Verarbeitungen oder nicht automatisierten Dateien verschafft,<br />

4. die Übermittlung von personenbezogenen <strong>Daten</strong>, die nicht allgemein zugänglich sind, durch unrichtige<br />

Angaben erschleicht,<br />

5. entgegen § 16 Abs. 4 Satz 1, § 28 Abs. 5 Satz 1, auch in Verbindung mit § 29 Abs. 4, § 39 Abs. 1 Satz 1 oder<br />

§ 40 Abs. 1, die übermittelten <strong>Daten</strong> für andere Zwecke nutzt,<br />

5a. entgegen § 28 Absatz 3b den Abschluss eines Vertrages von der Einwilligung des Betroffenen abhängig<br />

macht,<br />

5b. entgegen § 28 Absatz 4 Satz 1 <strong>Daten</strong> für Zwecke der Werbung oder der Markt- oder Meinungsforschung<br />

verarbeitet oder nutzt,<br />

6. entgegen § 30 Absatz 1 Satz 2, § 30a Absatz 3 Satz 3 oder § 40 Absatz 2 Satz 3 ein dort genanntes Merkmal<br />

mit einer Einzelangabe zusammenführt oder<br />

7. entgegen § 42a Satz 1 eine Mitteilung nicht, nicht richtig, nicht vollständig oder nicht rechtzeitig macht.<br />

(3) Die Ordnungswidrigkeit kann im Fall des Absatzes 1 mit einer Geldbuße bis zu fünfzigtausend Euro, in den Fällen<br />

des Absatzes 2 mit einer Geldbuße bis zu dreihunderttausend Euro geahndet werden. Die Geldbuße soll den<br />

wirtschaftlichen Vorteil, den der Täter aus der Ordnungswidrigkeit gezogen hat, übersteigen. Reichen die in Satz 1<br />

genannten Beträge hierfür nicht aus, so können sie überschritten werden.<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

§ 44 Strafvorschriften<br />

(1) Wer eine in § 43 Abs. 2 bezeichnete vorsätzliche Handlung gegen Entgelt oder in der Absicht, sich oder einen<br />

anderen zu bereichern oder einen anderen zu schädigen, begeht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit<br />

Geldstrafe bestraft.<br />

(2) Die Tat wird nur auf Antrag verfolgt. Antragsberechtigt sind der Betroffene, die verantwortliche Stelle, der<br />

Bundesbeauftragte für den <strong>Daten</strong>schutz und die Informationsfreiheit und die Aufsichtsbehörde.<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

Sechster Abschnitt<br />

Übergangsvorschriften<br />

§ 45 Laufende Verwendungen<br />

Erhebungen, Verarbeitungen oder Nutzungen personenbezogener <strong>Daten</strong>, die am 23. Mai 2001 bereits begonnen<br />

haben, sind binnen drei Jahren nach diesem Zeitpunkt mit den Vorschriften dieses Gesetzes in Übereinstimmung zu<br />

bringen. Soweit Vorschriften dieses Gesetzes in Rechtsvorschriften außerhalb des Anwendungsbereichs der Richtlinie<br />

95/46/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 24. Oktober 1995 zum <strong>Schutz</strong> natürlicher Personen bei<br />

der Verarbeitung personenbezogener <strong>Daten</strong> und zum freien <strong>Daten</strong>verkehr zur Anwendung gelangen, sind Erhebungen,<br />

Verarbeitungen oder Nutzungen personenbezogener <strong>Daten</strong>, die am 23. Mai 2001 bereits begonnen haben, binnen fünf<br />

Jahren nach diesem Zeitpunkt mit den Vorschriften dieses Gesetzes in Übereinstimmung zu bringen.<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

§ 46 Weitergeltung von Begriffsbestimmungen<br />

(1) Wird in besonderen Rechtsvorschriften des Bundes der Begriff Datei verwendet, ist Datei<br />

1. eine Sammlung personenbezogener <strong>Daten</strong>, die durch automatisierte Verfahren nach bestimmten Merkmalen<br />

ausgewertet werden kann (automatisierte Datei), oder<br />

181


182<br />

2. jede sonstige Sammlung personenbezogener <strong>Daten</strong>, die gleichartig aufgebaut ist und nach bestimmten<br />

Merkmalen geordnet, umgeordnet und ausgewertet werden kann (nicht automatisierte Datei).<br />

Nicht hierzu gehören Akten und Aktensammlungen, es sei denn, dass sie durch automatisierte Verfahren umgeordnet<br />

und ausgewertet werden können.<br />

(2) Wird in besonderen Rechtsvorschriften des Bundes der Begriff Akte verwendet, ist Akte jede amtlichen oder<br />

dienstlichen Zwecken dienende Unterlage, die nicht dem Dateibegriff des Absatzes 1 unterfällt; dazu zählen auch Bildund<br />

Tonträger. Nicht hierunter fallen Vorentwürfe und Notizen, die nicht Bestandteil eines Vorgangs werden sollen.<br />

(3) Wird in besonderen Rechtsvorschriften des Bundes der Begriff Empfänger verwendet, ist Empfänger jede Person<br />

oder Stelle außerhalb der verantwortlichen Stelle. Empfänger sind nicht der Betroffene sowie Personen und Stellen, die<br />

im Inland, in einem anderen Mitgliedstaat der Europäischen Union oder in einem anderen Vertragsstaat des<br />

Abkommens über den Europäischen Wirtschaftsraum personenbezogene <strong>Daten</strong> im Auftrag erheben, verarbeiten oder<br />

nutzen.<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

§ 47 Übergangsregelung<br />

Für die Verarbeitung und Nutzung vor dem 1. September 2009 erhobener oder gespeicherter <strong>Daten</strong> ist § 28 in der bis<br />

dahin geltenden Fassung weiter anzuwenden<br />

1. für Zwecke der Markt- oder Meinungsforschung bis zum 31. August 2010,<br />

2. für Zwecke der Werbung bis zum 31. August 2012.<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

Die Bundesregierung berichtet dem Bundestag<br />

§ 48 Bericht der Bundesregierung<br />

1. bis zum 31. Dezember 2012 über die Auswirkungen der §§ 30a und 42a,<br />

2. bis zum 31. Dezember 2014 über die Auswirkungen der Änderungen der §§ 28 und 29.<br />

Sofern sich aus Sicht der Bundesregierung gesetzgeberische Maßnahmen empfehlen, soll der Bericht einen Vorschlag<br />

enthalten.<br />

Nichtamtliches Inhaltsverzeichnis<br />

Anlage (zu § 9 Satz 1)<br />

(Fundstelle des Originaltextes: BGBl. I 2003, 88;<br />

bzgl. der einzelnen Änderungen vgl. Fußnote)<br />

Werden personenbezogene <strong>Daten</strong> automatisiert verarbeitet oder genutzt, ist die innerbehördliche oder innerbetriebliche<br />

Organisation so zu gestalten, dass sie den besonderen Anforderungen des <strong>Daten</strong>schutzes gerecht wird. Dabei sind<br />

insbesondere Maßnahmen zu treffen, die je nach der Art der zu schützenden personenbezogenen <strong>Daten</strong> oder<br />

<strong>Daten</strong>kategorien geeignet sind,<br />

1. Unbefugten den Zutritt zu <strong>Daten</strong>verarbeitungsanlagen, mit denen personenbezogene <strong>Daten</strong> verarbeitet oder<br />

genutzt werden, zu verwehren (Zutrittskontrolle),<br />

2. zu verhindern, dass <strong>Daten</strong>verarbeitungssysteme von Unbefugten genutzt werden können (Zugangskontrolle),<br />

3. zu gewährleisten, dass die zur Benutzung eines <strong>Daten</strong>verarbeitungssystems Berechtigten ausschließlich auf<br />

die ihrer Zugriffsberechtigung unterliegenden <strong>Daten</strong> zugreifen können, und dass personenbezogene <strong>Daten</strong> bei<br />

der Verarbeitung, Nutzung und nach der Speicherung nicht unbefugt gelesen, kopiert, verändert oder entfernt<br />

werden können (Zugriffskontrolle),<br />

4. zu gewährleisten, dass personenbezogene <strong>Daten</strong> bei der elektronischen Übertragung oder während ihres<br />

Transports oder ihrer Speicherung auf <strong>Daten</strong>träger nicht unbefugt gelesen, kopiert, verändert oder entfernt<br />

werden können, und dass überprüft und festgestellt werden kann, an welche Stellen eine Übermittlung<br />

personenbezogener <strong>Daten</strong> durch Einrichtungen zur <strong>Daten</strong>übertragung vorgesehen ist (Weitergabekontrolle),<br />

5. zu gewährleisten, dass nachträglich überprüft und festgestellt werden kann, ob und von wem<br />

personenbezogene <strong>Daten</strong> in <strong>Daten</strong>verarbeitungssysteme eingegeben, verändert oder entfernt worden sind<br />

(Eingabekontrolle),<br />

6. zu gewährleisten, dass personenbezogene <strong>Daten</strong>, die im Auftrag verarbeitet werden, nur entsprechend den<br />

Weisungen des Auftraggebers verarbeitet werden können (Auftragskontrolle),<br />

7. zu gewährleisten, dass personenbezogene <strong>Daten</strong> gegen zufällige Zerstörung oder Verlust geschützt sind<br />

(Verfügbarkeitskontrolle),<br />

8. zu gewährleisten, dass zu unterschiedlichen Zwecken erhobene <strong>Daten</strong> getrennt verarbeitet werden können.<br />

Eine Maßnahme nach Satz 2 Nummer 2 bis 4 ist insbesondere die Verwendung von dem Stand der Technik<br />

entsprechenden Verschlüsselungsverfahren.<br />

zum Seitenanfang <strong>Daten</strong>schutz<br />

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