casanostra - hausverein.ch
casanostra - hausverein.ch
casanostra - hausverein.ch
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Foto_zvg<br />
20__ratgeber<br />
«Altersheime<br />
sind ein Auslaufmodell»<br />
Wel<strong>ch</strong>en Stellenwert wird altersgere<strong>ch</strong>tes Wohnen in den nä<strong>ch</strong>sten<br />
Jahren einnehmen? Hubert Wagner, dipl. Ar<strong>ch</strong>itekt ETH und ehemaliger<br />
Leiter der Fa<strong>ch</strong>stelle Wohnberatung / Wohnanpassung von<br />
Pro Senectute Kanton Züri<strong>ch</strong>, über neue Tendenzen im Alterswohnen.<br />
ALTERSGERECHT WOHNEN IN ZUKUNFT<br />
Hubert Wagner<br />
Wie wohnen alte Mens<strong>ch</strong>en in Zukunft?<br />
Sie wüns<strong>ch</strong>en si<strong>ch</strong> eine altersgere<strong>ch</strong>te Wohnung,<br />
eher weniger in einem speziell dafür erri<strong>ch</strong>teten Gebäude,<br />
sondern in ihrer angestammten Umgebung.<br />
Dabei wollen sie auf ein Netz von Dienstleistungen<br />
zurückgreifen können.<br />
Hat das Altersheim ausgedient?<br />
Für die nä<strong>ch</strong>ste Generation wird das klassis<strong>ch</strong>e<br />
Heim wohl keine Alternative mehr sein, da die alten<br />
Leute – wenn überhaupt – direkt von zu Hause ins<br />
Pflegeheim we<strong>ch</strong>seln. Laut dem Altersleitbild des<br />
Kantons Luzern wird es im Jahr 2010 und au<strong>ch</strong> 2020<br />
nur no<strong>ch</strong> Pflegeheime, aber keine Altersheime mehr<br />
geben. Für die heutige Generation ist das Altersheim<br />
eine Option, die eher akzeptiert als gewüns<strong>ch</strong>t wird.<br />
Umgekehrt äussern Bewohner von Alterseinri<strong>ch</strong>tungen<br />
oft eine hohe Wohnzufriedenheit. Man sei weniger<br />
einsam. man werde in der Regel rund um die Uhr<br />
betreut. Klar, das vermittelt Si<strong>ch</strong>erheit, allerdings zu<br />
einem hohen Preis.<br />
Wird es in Zukunft demna<strong>ch</strong> mehr altersgere<strong>ch</strong>te Wohnungen<br />
geben, damit die Mens<strong>ch</strong>en länger zu Hause<br />
bleiben können?<br />
Ja, denn die neu erstellten Bauten haben oft gute Zugänge,<br />
viele verfügen über einen Lift. Treppen stellen<br />
häufig ein Hindernis dar und sind oft der Hauptgrund,<br />
dass die Leute ins Heim we<strong>ch</strong>seln müssen. Die<br />
meisten anderen Probleme lassen si<strong>ch</strong> mit bauli<strong>ch</strong>en<br />
Massnahmen oder ges<strong>ch</strong>ickter Möblierung lösen.<br />
«Statt neue Altersheime zu bauen,<br />
besser die bestehenden Wohnungen<br />
an Altersbedürfnisse anpassen.»<br />
Wel<strong>ch</strong>e Alternativen zum Altersheim haben Ältere heute?<br />
Immer no<strong>ch</strong> wenige. Jedo<strong>ch</strong> ist mittelfristig mit<br />
einer Angebotserweiterung und -verbreiterung zu<br />
re<strong>ch</strong>nen. Gemeint sind selbstverwaltete Wohn- oder<br />
Hausgemeins<strong>ch</strong>aften, kombinierte Wohn- und Betreuungsangebote;<br />
Wohnen mit Serviceleistungen,<br />
private Seniorenresidenzen und kommunale Altersund<br />
Pflegeeinri<strong>ch</strong>tungen.<br />
Sind diese Modelle geeignet für das Gros der alten<br />
Mens<strong>ch</strong>en?<br />
Aus meiner Si<strong>ch</strong>t eher ni<strong>ch</strong>t, aber es handelt si<strong>ch</strong><br />
um interessante Experimente, ni<strong>ch</strong>t zuletzt, weil sie<br />
auf die unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>sten Bedürfnisse eingehen<br />
können und neue Wege au<strong>ch</strong> für das individuelle<br />
Wohnen aufzeigen. Alterswohngemeins<strong>ch</strong>aften zum<br />
Beispiel werden kaum eine Lösung werden für die Allgemeinheit.<br />
Ebenso wenig wie Altersresidenzen. Das<br />
Problem liegt darin, dass wir in Zukunft kaum für<br />
alle alten Leute spezielle Wohnungen bauen können.<br />
Das ist zu teuer, zudem ist der Platz an den guten<br />
Lagen knapp.<br />
Was s<strong>ch</strong>lagen Sie vor?<br />
Man muss die bestehenden Wohnungen an die Bedürfnisse<br />
anpassen. Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> ist das vielfa<strong>ch</strong> kein<br />
Problem. Das hat den Vorteil, dass die Leute länger in<br />
ihren eigenen vier Wänden bleiben können. Viele Gemeinden<br />
stecken aber viel Geld in teure Altersheime.<br />
Dieses Geld könnte man zum Beispiel alternativ den<br />
Einzelpersonen zur Verfügung stellen, die ihre Wohnung<br />
verändern müssen, oder no<strong>ch</strong> stärker in ein<br />
breites kommunales Dienstleistungsangebot stecken.<br />
Interessante Lösungen sind au<strong>ch</strong> Quartierprojekte.<br />
Dabei vernetzen spezielle Anbieter oder Heime<br />
individuelle bestehende Haushalte im Quartier und<br />
bieten den Bewohnern vers<strong>ch</strong>iedenste Dienstleistungen<br />
wie Haushalthilfe, Essensdienst oder Spitex.<br />
Setzen si<strong>ch</strong> die Leute überhaupt mit altersgere<strong>ch</strong>tem<br />
Wohnen auseinander?<br />
Ja, das tun sie. Das heisst aber ni<strong>ch</strong>t, dass sie au<strong>ch</strong><br />
handeln!<br />
Warum ni<strong>ch</strong>t?<br />
Die Leute sind viellei<strong>ch</strong>t zu bequem, finden keine<br />
passende neue Wohnung, s<strong>ch</strong>euen das Gesprä<strong>ch</strong> mit<br />
ihrem Vermieter, haben kein Geld oder wollen kei-<br />
<strong>casanostra</strong>_85/2007