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Markus Beier<br />
Berit Edlich<br />
Die Zusammenarbeit von<br />
Hochschulen und Unternehmen<br />
auf regionaler Ebene<br />
am Beispiel Sachsens<br />
DAS PROJEKT WIRD MITFINANZIERT<br />
DURCH DIE EUROPÄISCHE UNION
Vorwort<br />
Der hier vorliegende Bericht zur „Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf<br />
regionaler Ebene am Beispiel Sachsens“ richtet sich besonders an sächsische Projektträger,<br />
Projektpartner, Politiker sowie Mitarbeiter von Hochschulen und Universitäten, die an der<br />
Schnittstelle Hochschule-Wirtschaft arbeiten. Er umfasst eine ausführliche Recherche und<br />
Analyse zu Wissenschafts-Wirtschafts-Kooperationen im Freistaat Sachsen.<br />
Die Veröffentlichung ist das Ergebnis des INTERREG IIIC-Projektes RUISNET, einem<br />
Netzwerk zur Förderung der regionalen Zusammenarbeit im Bereich Hochschule -<br />
Wirtschaft. Europäische Technologiezentren, Weiterbildungsinstitutionen und regionale<br />
Fördereinrichtungen aus zehn europäischen Ländern erarbeiteten über drei Jahre<br />
gemeinsam Strategien, Methoden und Kriterien zur Bewertung der Zusammenarbeit von<br />
Akteuren, Projekten, Netzwerken und Initiativen.<br />
Das LEONARDO-BÜRO PART SACHSEN war im Auftrag der <strong>Technische</strong>n Universität<br />
Dresden Partner im europäischen Projekt RUISNET. In enger Zusammenarbeit mit<br />
sächsischen Initiativen, Organisationen und Partnern war es unser Ziel, die Ergebnisse des<br />
Projekts in der Region Sachsen zu verbreiten und umzusetzen.<br />
Seit 1995 ist die Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und<br />
Unternehmen das Credo des LEONARDO-BÜRO PART SACHSEN. Mit Sitz an der<br />
<strong>Technische</strong>n Universität Dresden ist unser Büro Servicestelle für 15 sächsische<br />
Hochschulen und Universitäten. Durch die Koordination zahlreicher EU-Projekte haben wir<br />
uns als Erfahrungsträger und Kooperationspartner für die Umsetzung von Pilot- und<br />
Mobilitätsprojekten im Hochschul- und Unternehmensbereich in der Region und innerhalb<br />
Europas etabliert. Gefördert und unterstützt werden wir dabei vom Sächsischen<br />
Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst und von den sächsischen Hochschulen.<br />
Wir h<strong>of</strong>fen sehr, dass dieser Bericht ein hilfreiches Instrument sein wird, bestehende<br />
Kooperationen zu unterstützen und auszubauen und weitere Initiativen in Sachsen<br />
anzuregen.<br />
Ausdrücklich bedanken möchten wir uns bei den beiden Autoren, Frau Berit Edlich und Herrn<br />
Markus Beier sowie bei allen Mitarbeitern, Projektpartnern, Förderern und Organisationen,<br />
die uns bei der erfolgreichen Umsetzung und Verbreitung der Inhalte und Ergebnisse des<br />
RUISNET-Projektes unterstützt und geholfen haben.<br />
Wir freuen uns bereits auf die weitere Zusammenarbeit.<br />
Katharina Gabel-Stransky<br />
Büroleiterin LEONARDO-BÜRO PART SACHSEN<br />
René Danz<br />
EU-Projektmanagement
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
2
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
1 Hintergrund und Ziel der Studie ........................................................................................4<br />
1.1 Wissenschaft-Wirtschaft-Kooperation in den Regionalwissenschaften ...........................4<br />
1.2 Ziel der Studie und methodisches Vorgehen ...................................................................5<br />
2 Wissenschaft-Wirtschaft-Kooperation im Freistaat Sachsen ............................................7<br />
2.1 Akteure der Wissenschaft-Wirtschaft-Kooperation ..........................................................8<br />
2.1.1 Universitäten und Forschungseinrichtungen ......................................................8<br />
2.1.2 Universitäten und Forschungseinrichtungen in benachbarten Regionen .........16<br />
2.1.3 Regionale Wirtschaft in Sachsen und den benachbarten Regionen ................18<br />
2.2 Technologiepolitik zur Förderung von Wissenschaft-Wirtschaft-Kooperationen ............23<br />
2.3 Öffentliche Programme zur Innovationsförderung .........................................................28<br />
2.3.1 Bundesprogramme zur Innovationsförderung ..................................................28<br />
2.3.2 Netzwerkstrategie der sächsischen Staatsregierung........................................31<br />
2.3.3 KMU, Innovation, Territorium............................................................................35<br />
2.3.4 Entrepreneurship und technologiebasierte Unternehmen ................................40<br />
2.4 Technologietransfer in Sachsen: Instrumente, Strukturen und Maßnahmen.................47<br />
2.4.1 Technologietransfer - Einrichtungen.................................................................47<br />
2.4.2 Patentanmeldungen..........................................................................................48<br />
2.4.3 Stiftungspr<strong>of</strong>essuren.........................................................................................49<br />
3 Kooperationsanreize und –hemmnisse...........................................................................51<br />
3.1 Einflussfaktoren auf den Erfolg von Wissenstransfer ....................................................51<br />
3.2 Kooperationsanreize der Akteure ..................................................................................53<br />
3.3 Kooperationshemmnisse der Akteure............................................................................55<br />
4 Demographischer Wandel – Qualifizierung und Arbeitsmarkt ........................................58<br />
4.1 Demographischer Wandel in der Region .......................................................................58<br />
4.2 Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt ..............................................................................64<br />
4.3 Maßnahmen ..................................................................................................................68<br />
Literatur<br />
Internetquellen<br />
3
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
1 Hintergrund und Ziel der Studie<br />
1.1 Wissenschaft-Wirtschaft-Kooperation in den Regionalwissenschaften<br />
In den Regionalwissenschaften herrscht seit einigen Jahren ein breiter Konsens, dass die<br />
Wettbewerbsfähigkeit von Regionen in starkem Maße von ihrer Fähigkeit abhängt,<br />
Innovationen zu generieren. Innovationen werden dabei als das Ergebnis kollektiver<br />
Lernprozesse aufgefasst. Innovative Regionen zeichnen sich daher durch intensive<br />
Kooperationen zwischen den regionalen Akteuren aus.<br />
ASHEIM und ISAKSEN (2000) heben die Bedeutung des Wissenstransfers in regionalen<br />
Innovationsnetzwerken hervor: Entscheidend für die Entstehung von Innovationen ist<br />
demnach der Austausch zwischen privaten und öffentlichen Akteuren. Die Wettbewerbsfähigkeit<br />
einer Region korreliert mit der Erzeugung von „neuem“ Wissen. In diesem<br />
Zusammenhang kommt sowohl Hochschulen als auch Forschungs- und<br />
Entwicklungseinrichtungen (FuE) eine große Bedeutung zu.<br />
Hochschulen nehmen nach FRITSCH (2000) unterschiedliche Rollen im Innovationsprozess<br />
ein. Als „Stätten der Forschung“ sind sie die Orte, in denen wissenschaftliche (Grundlagen-)<br />
Forschung, überwiegend in Bereichen, die nicht durch private FuE-Einrichtungen abgedeckt<br />
werden, betrieben wird. Sie stellen ein „Wissensreservoir“ bereit, das aus eigener<br />
Forschungsleistung und durch die Zusammenarbeit mit anderen privaten und öffentlichen<br />
Einrichtungen entsteht. Letztlich sind Hochschulen auch „Bildungseinrichtungen“, wobei die<br />
Aus- und Weiterbildung einen wesentlichen Teil ihrer Transferaktivitäten ausmacht. FRITSCH<br />
und SCHWIRTEN charakterisieren öffentliche Forschungseinrichtungen daher auch als<br />
„Antennen“: „… by absorbing knowledge from research institutions and firms in o<strong>the</strong>r regions<br />
and making it available to innovation processes in <strong>the</strong>ir region”. 1<br />
Die Bedeutung der soziokulturellen Rahmenbedingungen einer Region für die Herausbildung<br />
von Vertrauen und damit die Entstehung von Kooperation und Vernetzung wird durch die<br />
Ergebnisse der Forschung zum innovativen Milieu (CAMAGNI 1991; MAILLAT 1991, 1998)<br />
hervorgehoben. Intraregionale Kooperationen und soziokulturelle “embeddedness”<br />
(GRANOVETTER) werden als die entscheidenden Faktoren für die Entstehung von<br />
Innovationen angesehen. Darüber hinaus betonen wissenschaftliche Untersuchungen zu<br />
“lernenden Regionen” (MORGAN 1997) und “Regionalen Innovationssystemen” (BRACZYK,<br />
COOKE, HEIDENREICH 1998) die räumliche Nähe für kollektive Lernprozesse und<br />
Wissenstransfer, besonders in Bezug auf räumlich immobiles “tacit knowledge”. Räumliche<br />
Nähe trägt dazu bei, Unsicherheiten zu reduzieren und garantiert den Zugang zu innovativen<br />
Impulsen.<br />
Auf ihrem Gipfel in Lissabon im Jahr 2000 hat sich die Europäische Kommission das Ziel<br />
gesetzt, die Europäische Union bis zum Jahr 2010 zum „wettbewerbsfähigsten und<br />
dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum der Welt zu machen“. Die entscheidende<br />
Voraussetzung hierfür ist die Schaffung eines einzigartigen Innovations-, Bildungs- und<br />
Forschungsraumes. Um diesen zu erreichen, sind gut funktionierende Wissenschaft-<br />
Wirtschaft-Kooperationen essentiell.<br />
1 FRITSCH, SCHWIRTEN 1999, S.81<br />
4
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
Im Jahr 2005 zog die Europäische Kommission Halbzeitbilanz zu ihrer so genannten<br />
Lissabon-Strategie und kam zu einem uneinheitlichen Schluss. Viele Maßnahmen zur<br />
Zielerreichung waren in den Mitgliedsstaaten noch nicht ansatzweise in der Umsetzung<br />
begriffen. Wiederholt wurde betont, dass es Wissen und Innovationen zu fördern gilt und<br />
deshalb verstärkt in den Bereich der Forschung und Entwicklung zu investieren sei. 2<br />
Vor diesem Hintergrund ist es das Ziel des RUISNET-Projektes, die Zusammenarbeit im<br />
Bereich Hochschule und Wirtschaft in den beteiligten Regionen zu stimulieren.<br />
Zusammenarbeit in diesem Bereich findet bereits jetzt in jeder der Partnerregionen statt.<br />
RUISNET möchte erfolgreiche Beispiele von Zusammenarbeit im Bereich Hochschule-<br />
Wirtschaft identifizieren und mögliche Hindernisse einer intensiveren Zusammenarbeit<br />
erfassen.<br />
1.2 Ziel der Studie und methodisches Vorgehen<br />
Ziel der Studie ist es, die regionale Dimension der Zusammenarbeit im Bereich Wissenschaft<br />
und Wirtschaft im Freistaat Sachsen sowie den angrenzenden Regionen Mitteldeutschlands<br />
(Halle und Jena) zu erfassen und zu beschreiben. Das übergreifende Ziel des RUISNET-<br />
Projektes besteht darin, erfolgreiche Beispiele dieser Zusammenarbeit in den Regionen der<br />
jeweiligen Partner zu identifizieren. Der Report möchte darüber hinaus die regionalen<br />
Auswirkungen dieser Zusammenarbeit analysieren und auf die zukünftige<br />
Bevölkerungsentwicklung und die damit einhergehende Fachkräftesituation in der Region<br />
aufmerksam machen.<br />
Die Beschreibung regionaler Auswirkungen von Wissenschaft-Wirtschaft-Kooperationen ist<br />
eine große Herausforderung. So ist es in den Regionalwissenschaften generell sehr<br />
schwierig, kausale Zusammenhänge zwischen der Entwicklung einer Region (z. B.<br />
Schaffung neuer Arbeitsplätze, sinkende Arbeitslosenquote) und einzelnen regionalpolitischen<br />
Programmen und Maßnahmen herzustellen. Es ist praktisch ausgeschlossen,<br />
einzelne beobachtbare Wirkungen auf ein spezielles Programm oder eine bestimmte<br />
Maßnahme zurückzuführen. Ebenfalls ist es nicht möglich, zu sagen, was ohne diese<br />
Programme bzw. diese Maßnahmen passiert wäre. Aus diesem Grund wird sich die<br />
Beschreibung von Wirkungen auf vorliegende Studien sowie Programmdokumenten<br />
konzentrieren und nicht versuchen, die beobachteten Auswirkungen mittels allgemeiner<br />
statistischer Daten nachzuweisen.<br />
Die erste überblicksartige Erfassung der vorhandenen Wissenschaft-Wirtschaft-<br />
Kooperationen im Freistaat Sachsen brachte eine Vielzahl an unterschiedlichen Projekten,<br />
Initiativen und Programmen auf diesem Gebiet hervor. Die Studie wird sich bei der<br />
Auswertung auf einige wenige, aber viel versprechende Beispiele konzentrieren. Diese<br />
Beispiele sollen zugleich einen Überblick über das breite Spektrum der Zusammenarbeit im<br />
Bereich Hochschule-Wirtschaft in der Betrachtungsregion geben.<br />
Die öffentlichen und weitläufigen Diskussionen um die Effekte des so genannten demographischen<br />
Wandels in verschiedenen Lebensbereichen machen deutlich, dass dieses<br />
Thema derzeit einen hohen Stellenwert besitzt. Die Studie will diesem nicht nachstehen und<br />
<strong>the</strong>matisiert in ihrer Auflage von 2007 den regionalen Dialog um die Ausstattung der<br />
Unternehmen mit Fachkräften, heute und in der Zukunft.<br />
2 europa.eu/scadplus/leg/de/cha/c11325.htm, 13.09.2007<br />
5
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
Der vorliegende Report ist eine Aktualisierung des ersten <strong>State</strong>-<strong>of</strong>-<strong>the</strong>-<strong>Art</strong> <strong>Reports</strong>, der im<br />
Rahmen des RUISNET-Projektes im März 2006 erstellt wurde. Die Struktur des Textes<br />
wurde im Weitesten beibehalten und um die aktuellen Entwicklungen ergänzt. Zudem<br />
wurden sämtliche Daten und Zahlen auf ihre Aktualität geprüft und gegebenenfalls<br />
angepasst.<br />
Die Studie beruht zu einem großen Teil auf Berichten, Auswertungen, Dokumentationen<br />
usw., die im Internet/ in der Biblio<strong>the</strong>k recherchiert bzw. in direktem Kontakt mit den<br />
eingebundenen Akteuren gewonnen wurden.<br />
6
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
2 Wissenschaft-Wirtschaft-Kooperation im Freistaat Sachsen<br />
Sachsen hat eine lange industrielle Tradition. Es ist eine der „Wiegen“ der Industrialisierung<br />
Deutschlands im 19. Jahrhundert und behielt seine wirtschaftliche Bedeutung auch nach<br />
1945 bei. Die Transformation von der Plan- zur Markwirtschaft im Zuge der deutschen<br />
Wiedervereinigung im Jahr 1990 führte zunächst zu einem Zusammenbruch der<br />
bestehenden wirtschaftlichen Verhältnisse. Der Konkurs vieler Unternehmen und eine hohe<br />
Arbeitslosenzahl waren die Folgen dieser Entwicklung. Nichtsdestotrotz: Die Wiedervereinigung<br />
schuf zugleich neue Möglichkeiten zur strukturellen Veränderung und zu neuen<br />
wirtschaftlichen Entwicklungen.<br />
Wissenschaft und Forschung trugen stets zur erfolgreichen wirtschaftlichen Entwicklung<br />
Sachsens bei. Dies ist auch noch heute so: Sachsen beheimatet einige der ältesten<br />
Hochschulen Deutschlands, zum Beispiel die TU Bergakademie Freiberg – die älteste<br />
technische Universität Deutschlands. Traditionell bestehen enge Verbindungen zwischen<br />
den sächsischen Hochschulen und der regionalen Wirtschaft.<br />
In den letzten 15 Jahren fanden tief greifende Veränderungen in der sächsischen<br />
Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft statt. Eine Folge dieses Prozesses ist die Aufteilung<br />
der wissenschaftlichen Forschungen auf unterschiedliche Institutionen (Hochschulen sowie<br />
private und öffentliche Institutionen). Darüber hinaus ist eine starke regionale Spezialisierung<br />
sowohl in der Wissenschaft als auch der Wirtschaft für Sachsen charakteristisch. Dies ist bei<br />
der Analyse der Zusammenarbeit im Bereich Hochschule-Wirtschaft zu bedenken.<br />
Wissenschaft und Forschung sind die Grundsteine für die (wirtschaftliche) Entwicklung des<br />
Freistaates Sachsen. Der Freistaat unterhält fünf Universitäten und fünf Fachhochschulen in<br />
verschiedenen Städten (siehe Abb. 1).<br />
Abb. 1: Hochschulstandorte in Sachsen<br />
Quelle: www.smwk.<strong>sachsen</strong>.de/de/bw/studieren/1186.htm, 15.11.2005<br />
7
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
Trotz umfangreicher Veränderungen in den letzten Jahren blieben stets enge Verbindungen<br />
von Akteuren im Bereich Hochschule-Wirtschaft erhalten. Das folgende Kapitel beschreibt<br />
die Zusammenarbeit in diesem Bereich in Sachsen.<br />
Neben den sächsischen Wissenschaft-Wirtschaft-Kooperationen soll der Blick auch auf die<br />
Landesgrenzenüberschreitenden Kooperationen gerichtet werden. Dabei beschränken sich<br />
die Autoren jedoch auf die – nur aus sächsischer Sicht – relevanten Kooperationen.<br />
Zunächst folgt eine Beschreibung der wichtigsten Akteure von Wissenschaft-Wirtschaft-<br />
Kooperation, gefolgt von einer Darstellung der Technologiepolitik in den Ländern des<br />
Betrachtungsgebietes, als auch der öffentlichen Förderprogramme und -instrumente.<br />
2.1 Akteure der Wissenschaft-Wirtschaft-Kooperation<br />
Die Hauptakteure der Wissenschaft-Wirtschaft-Kooperation sind Universitäten und<br />
Forschungseinrichtungen auf der einen Seite sowie die regionale Wirtschaft – vertreten<br />
durch Unternehmen und Wirtschaftsverbände (Industrie- und Handelskammern,<br />
Handwerkskammern, Unternehmerverbände) – auf der anderen Seite. Darüber hinaus<br />
spielen Technologietransfer-Einrichtungen eine wichtige „Mittlerrolle“ für die Entstehung und<br />
Dauerhaftigkeit der Zusammenarbeit. Schließlich beeinflussen Bundes- und Landesbehörden<br />
(insbesondere Ministerien), als Rahmen gebende Einrichtungen, Wissenschaft-<br />
Wirtschaft-Kooperationen, beispielsweise in Form von Gesetzen, Programmen und<br />
Förderungen.<br />
In diesem Kapitel werden ausschließlich die Hauptakteure, das heißt die Universitäten und<br />
Forschungseinrichtungen sowie die regionale Wirtschaft behandelt. Die Rolle und die<br />
Aufgaben von Transfereinrichtungen und Ministerien werden in Zusammenhang mit<br />
einzelnen Programmen und Instrumenten in den nachfolgenden Unterkapiteln dargestellt.<br />
2.1.1 Universitäten und Forschungseinrichtungen<br />
Hochschulen und Forschungseinrichtungen kommt eine „Antennenfunktion“ in regionalen<br />
Innovationsprozessen zu: Als Partner in regionalen Netzwerken stellen sie einerseits Wissen<br />
für Lern- und Innovationsprozesse bereit, andererseits unterstützen sie den Know-How-<br />
Transfer zwischen den beteiligten Partnern.<br />
Mit der Vorstellung der wichtigsten Hochschulen und Forschungseinrichtungen im Freistaat<br />
Sachsen, Halle und Jena sollen deren Potenzial für die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft<br />
der Region verdeutlicht werden. Im Mittelpunkt der Ausführungen stehen dabei die<br />
Forschungspr<strong>of</strong>ile der Einrichtungen, da diese als Anknüpfungspunkte für Kooperationen mit<br />
der Wirtschaft angesehen werden können. Da die Zusammenarbeit in erster Linie auf die<br />
regionale Wirtschaft ausgerichtet ist, wird eine teilräumliche Darstellung gewählt.<br />
Region Dresden<br />
Die Region Dresden beschreibt das Gebiet der Stadt Dresden mit den umliegenden Städten<br />
und Gemeinden. Sie ist sowohl in quantitativer als auch qualitativer Hinsicht das<br />
wissenschaftliche Zentrum Sachsens und beeinflusst ebenso andere Regionen. In Dresden<br />
gibt es zehn Hochschulen mit knapp 40.000 Studenten 3 , so dass Dresden nach Berlin (16<br />
3 vgl. Faktum Dresden, 31.12.2006<br />
8
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
Hochschulen, 140.000 Studenten) der zweitwichtigste Hochschulstandort Ostdeutschlands<br />
ist 4 .<br />
Abb. 2: Wichtige Wissenschaft- und Forschungseinrichtungen in der Region Dresden<br />
- <strong>Technische</strong> Universität Dresden<br />
- Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden (FH)<br />
- Fraunh<strong>of</strong>er Anwendungszentrum für Verarbeitungsmaschinen und Verpackungstechnik AVV<br />
des Fraunh<strong>of</strong>er Instituts für Verfahrenstechnik und Verpackung ICC<br />
- Fraunh<strong>of</strong>er-Institut für Elektronenstrahl- und Plasmatechnik FEP<br />
- Fraunh<strong>of</strong>er-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung IFAM Außenstelle<br />
für Pulvermetallurgie und Verbundwerkst<strong>of</strong>fe EPW<br />
- Fraunh<strong>of</strong>er-Institut für Informations- und Datenverarbeitung IITB – Teilinstitut für Verkehrs- und<br />
Infrastruktursysteme IITB-IVI<br />
- Fraunh<strong>of</strong>er-Institut für Keramische Technologien und Sinterwerkst<strong>of</strong>fe IKTS<br />
- Fraunh<strong>of</strong>er-Institut für Mikroelektronische Schaltungen und Systeme IMS<br />
- Fraunh<strong>of</strong>er-Institut für Werkst<strong>of</strong>f- und Strahltechnik IWS<br />
- Fraunh<strong>of</strong>er-Institut für Zerstörungsfreie Prüfverfahren IZFP Außenstelle für Akustische<br />
Diagnose und Qualitätssicherung EADQ<br />
- Institut für Polymerforschung, Dresden<br />
- Leibniz-Institut für Festkörper- und Werkst<strong>of</strong>fforschung, Dresden<br />
- Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung, Dresden<br />
- Forschungszentrum Rossendorf, Dresden<br />
- Max-Planck-Institut für chemische Physik fester St<strong>of</strong>fe<br />
- Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik<br />
- Max-Planck-Institut für Physik komplexer Systeme<br />
Quelle: REGIONOMICA 2005, S.132-144<br />
Die <strong>Technische</strong> Universität Dresden (TU Dresden) ist mit 35.000 Studenten und knapp<br />
4.200 Angestellten die größte Universität Sachsens. Nach der politischen Wende 1989/90<br />
wurde sie zu einer „Volluniversität“ mit einem breiten Fächerspektrum ausgebaut, auch wenn<br />
weiterhin natur- und ingenieurwissenschaftliche Fächer dominieren. Im Umfeld der TU<br />
Dresden sind in den letzten Jahren zahlreiche öffentliche, halböffentliche und private<br />
Forschungseinrichtungen entstanden. Die Zahl der Wissenschaftseinrichtungen in der<br />
Region Dresden (vgl. Abb. 2) bietet ein großes Potenzial für Kooperationen mit der<br />
Wirtschaft.<br />
Dazu trägt insbesondere die TU Dresden mit ihrem Forschungspr<strong>of</strong>il bei, das durch folgende<br />
Schwerpunkte gekennzeichnet ist:<br />
− Regenerative Medizin und molekulares Bioengineering,<br />
− Materialwissenschaft, Biomaterialien und Nanotechnologie,<br />
− Informationssystemtechnik,<br />
4 vgl. REGIONOMICA 2005, S.132<br />
9
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
− Bevölkerung, Infrastruktur und Verkehr,<br />
− Wasser, Energie, Umwelt. 5<br />
Bei den Forschungspr<strong>of</strong>illinien ist eine hohe Übereinstimmung mit der regionalen<br />
Branchenstruktur festzustellen, weshalb die TU Dresden in zahlreiche Kooperationen mit der<br />
Wirtschaft eingebunden ist. Aufgrund der anhaltenden Konzentration der Halbleiterbranche<br />
in der Region Dresden („Silicon Saxony“) besitzen insbesondere die Bereiche Elektrotechnik,<br />
Elektronik und Informatik eine herausragende Bedeutung bei der Bereitstellung qualifizierter<br />
Absolventen 6 .<br />
Ein wichtiger Indikator für die Anwendungsorientierung der Forschungsleistung ist die<br />
Auftragsforschung, die sich in der Akquisition von Drittmitteln ausdrückt. Im Jahr 2003 hat die<br />
TU Dresden erstmals mehr als 100 Mio. Euro an Drittmitteln eingeworben; 2006 waren es<br />
immerhin schon 113 Mio. Euro 7 . Die Mittel stammen in erster Linie von öffentlichen<br />
Geldgebern, insbesondere dem Bundesforschungsministerium, der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />
(DFG) und der Europäischen Union. Darüber hinaus gewinnen Fördermittel<br />
von Seiten der Industrie zunehmend an Bedeutung.<br />
Die engen Kontakte zwischen Unternehmen, Pr<strong>of</strong>essoren und Studenten bilden eine<br />
wichtige Voraussetzung für die Herausbildung von Kooperationen, ohne die zahlreiche der<br />
erfolgreichen Unternehmensansiedlungen in Dresden in den letzten Jahren nicht denkbar<br />
gewesen wären. Zu denken ist beispielsweise an die Ansiedlung von Unternehmen wie<br />
Infineon, AMD und Volkswagen sowie zahlreicher Zuliefer- und Dienstleistungsunternehmen.<br />
Die TU Dresden Aktiengesellschaft (TUDAG) wurde im Jahr 2000 von der Gesellschaft der<br />
Freunde und Förderer der TU Dresden e.V. gegründet. Als universitätsnahe Firmengruppe<br />
besteht ihre Aufgabe darin, den Transfer von Wissen aus Forschung und Bildung in den<br />
kommerziellen Markt zu unterstützen. 8<br />
Region Leipzig<br />
In einer Studie des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) ist zu lesen, dass die Stadt<br />
Leipzig insbesondere in der außeruniversitären Forschung gut positioniert ist. In den letzten<br />
Jahren sind zahlreiche neue Forschungseinrichtungen in Leipzig gegründet worden. Eine der<br />
jüngsten Gründungen ist das Fraunh<strong>of</strong>er-Institut für Zell<strong>the</strong>rapie und Immunologie (IZI). Die<br />
Max-Planck-Gesellschaft hat ihr Institut für Psychologie in Leipzig durch die Verlagerung von<br />
Kapazitäten aus München deutlich erweitert. 9<br />
Leipzig ist mit sieben Hochschulen und 36.000 Studenten der drittgrößte Hochschulstandort<br />
in Ostdeutschland. Wichtige Hochschulen sind:<br />
− Universität Leipzig,<br />
− Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK),<br />
5 http://tu-dresden.de/forschung, 13.09.2007<br />
6 REGIONOMICA 2005, S.135<br />
7 http://tu-dresden.de/die_tu_dresden/portrait/zahlen_und_fakten/index_html#drittmittel, 13.09.2007<br />
8 www.tudag.de, 15.12.2005<br />
9 vgl. IWH, 2004<br />
10
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
− Hochschule für Grafik und Buchkunst,<br />
− Hochschule für Musik und Theater,<br />
− Fachhochschule der Deutschen Telekom,<br />
− Handelshochschule Leipzig.<br />
Darüber hinaus ist Leipzig Sitz der Sächsischen Akademie für Wissenschaften und des<br />
Helmholtz Zentrum für Umweltforschung (UFZ) Leipzig-Halle GmbH, von drei Max-Planck-<br />
Instituten (Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften, Max-Planck-Institut<br />
für Ma<strong>the</strong>matik in den Naturwissenschaften, Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie)<br />
sowie von drei Instituten der Leibniz-Gemeinschaft (Leibniz-Institut für Länderkunde,<br />
Leibniz-Institut für Troposphärenforschung, Leibniz-Institut für Oberflächenmodifizierung).<br />
An der Universität Leipzig dominieren geisteswissenschaftliche Fächer. Im Gegensatz zu<br />
den anderen sächsischen Universitäten in Chemnitz, Dresden und Freiberg gibt es an der<br />
Universität Leipzig keine ingenieurwissenschaftliche Ausbildung. Dies kann als Nachteil in<br />
Bezug auf die Bildung von Kooperationen mit der Wirtschaft angesehen werden. Die<br />
Universität Leipzig konzentriert sich weitestgehend auf die Grundlagenforschung.<br />
Ausgelöst durch die BMBF-Initiative „Spitzenuniversitäten für Deutschland – Initiative für<br />
Exzellenzwettbewerb“ begann die Universität Leipzig im Jahr 2002, ihr Forschungspr<strong>of</strong>il neu<br />
auszurichten. Auf dem „Leipziger Forschungsgipfel“ im Februar 2004 wurden die fünf neuen<br />
Kompetenzfelder vorgestellt. Mittlerweile weist die Universität Leipzig sechs Pr<strong>of</strong>il bildende<br />
Forschungsbereiche auf, welche sich im Vergleich zu denen im Jahr 2004 definierten<br />
teilweise unterscheiden:<br />
- Von Molekülen und Nano-Objekten zu multifunktionalen Materialien und Prozessen,<br />
- Ma<strong>the</strong>matik und ihre Anwendungen in den Naturwissenschaften,<br />
- Molekulare und zelluläre Kommunikation: Biotechnologie, Bioinformatik und Biomedizin<br />
in Therapie und Diagnostik,<br />
- Gehirn, Kognition und Sprache,<br />
- Riskante Ordnungen<br />
- Veränderte Umwelt und Krankheit 10 .<br />
In diesen Bereichen arbeiten die Wissenschaftler der Universität Leipzig eng mit den<br />
außeruniversitären Forschungsbereichen zusammen. Bei der Vorstellung der Kompetenzfelder<br />
wurde hervorgehoben, dass die vollständige wissenschaftliche Exzellenz an der<br />
Universität Leipzig nicht in fünf Clustern erfasst werden kann. Diese finden vielmehr ihre<br />
Ergänzung in der die Universität Leipzig auszeichnenden wissenschaftlichen Vielfalt<br />
kleinerer, international herausragender Disziplinen, vor allem in den Geistes- und<br />
Sozialwissenschaften 11 .<br />
10 www.uni-leipzig.de/pr<strong>of</strong>il/index.php, 13.09.2007<br />
11 UNIVERSITÄT LEIPZIG 2004, S.15<br />
11
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
Region Chemnitz-Zwickau<br />
Die Region Chemnitz-Zwickau ist traditionell durch die Textilindustrie – die Textilherstellung<br />
ebenso wie den Textilmaschinenbau – gekennzeichnet. Aufgrund des wachsenden globalen<br />
Wettbewerbs und des seit einigen Jahren stattfindenden Strukturwandels in der Branche,<br />
setzt die Textilindustrie im Raum Chemnitz-Zwickau auf neue technische Textilien sowie die<br />
Textilforschung. Weitere wichtige regionale Branchen sind die Kraftfahrzeugtechnik, das<br />
Maschinenbauwesen, das Bauwesen und die Elektronik.<br />
Die <strong>Technische</strong> Universität Chemnitz (TU Chemnitz) ist geprägt durch ihre technische und<br />
ingenieurwissenschaftliche Ausrichtung, die enge Verbindungen zur regionalen Wirtschaft<br />
ermöglicht. Es gibt zahlreiche Partnerschaften und Kooperationen zwischen der Universität<br />
und lokalen Unternehmen. Die Zusammenführung von Technik und Sozialwissenschaften<br />
wird auch als „Chemnitzer Modell“ bezeichnet.<br />
Die TU Chemnitz hat ein zukunftsorientiertes Entwicklungskonzept erarbeitet, das auf den<br />
Stärken aufbaut und ein unverwechselbares Pr<strong>of</strong>il hervorbringen soll. Kernpunkt ist die<br />
fakultätsübergreifende Stärkung der Forschungsstrukturen. Sechs Forschungspr<strong>of</strong>ile sind<br />
Ausdruck der Interdisziplinarität der universitären Forschung:<br />
− Neue Materialien und neue Werkst<strong>of</strong>fe,<br />
− ganzheitliche Produktion,<br />
− Mikroelektronik und Mikrosystemtechnik,<br />
− kundenorientierte Gestaltung von vernetzten Wertschöpfungsketten,<br />
− Kommunikation, Medien, Technik,<br />
− Modellierung, Simulation, Hochleistungsrechnen.<br />
Neben der TU Chemnitz gibt es nur zwei weitere öffentliche Forschungseinrichtungen der<br />
Fraunh<strong>of</strong>er-Gesellschaft: Das Fraunh<strong>of</strong>er-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik<br />
(IWU) und das Fraunh<strong>of</strong>er-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration (IZM).<br />
Allerdings gibt es im Raum Chemnitz zahlreiche private Forschungseinrichtungen (Unternehmen<br />
oder Vereine), die aus ehemaligen Kombinaten entstanden sind (unter anderem):<br />
Das Sächsische Textilforschungsinstitut e.V. (STFI), die Cetex Chemnitzer Textilmaschinenentwicklung<br />
gGmbH, und die Elektrische Automatisierungs- und Antriebs-Technik EAAT<br />
GmbH.<br />
Darüber hinaus verfügt die TU Chemnitz über enge Kontakte mit den Hochschulen in<br />
Freiberg und Zwickau. Die Westsächsische Hochschule in Zwickau ist eine<br />
Fachhochschule mit Schwerpunkt auf technischen Studiengängen, Elektroingenieurwesen<br />
und Wirtschaft.<br />
Die TU Bergakademie Freiberg ist mit 4.600 Studenten die kleinste der <strong>Technische</strong>n<br />
Universitäten im Freistaat Sachsen. Sie wurde 1765 gegründet und weist eine lange<br />
wissenschaftliche Tradition auf.<br />
Das Forschungspr<strong>of</strong>il der TU Bergakademie Freiberg umfasst die folgenden Bereiche:<br />
− Rohst<strong>of</strong>ferkundung, -gewinnung und Ressourcenökonomik,<br />
− Energieträger und Energietechnik,<br />
12
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
− Entwicklung, Erzeugung und Verarbeitung von Werkst<strong>of</strong>fen und Baumaterialien,<br />
Werkst<strong>of</strong>fveredlung und -einsatz,<br />
− Elektronikwerkst<strong>of</strong>fe, Sensorik und Automatisierungstechnik,<br />
− Werkst<strong>of</strong>f- und Abfallrecycling, St<strong>of</strong>fkreisläufe und Kreislaufwirtschaft,<br />
− Partikeltechnologie, mechanische und <strong>the</strong>rmische Verfahrenstechnik,<br />
− Angewandte Ma<strong>the</strong>matik, Stochastik und praktische Informatik,<br />
− Innovationsforschung, wirtschaftliche Transformation, Projektmanagement 12 .<br />
Hervorzuheben ist, dass die TU-Freiberg seit 2007 über eine mehrere Millionen Euro<br />
umfassende Stiftung zur Förderung praxis- und anwendungsbezogener Wissenschaft und<br />
Forschung verfügen kann und beauftragt ist „… solche Projekte umzusetzen, die auch der<br />
regionalen Wirtschaft zu Gute kommen" 13 . Diese wurde ihr aus einem Privatvermögen zur<br />
Verfügung gestellt und ermöglicht der TU Bergakademie Freiberg einen Mitteleinsatz, der die<br />
Mittel der Exzellenzinitiative von Bund und Ländern für die ausgewählten Hochschulen<br />
übertrifft.<br />
Region Lausitz<br />
Als fünfte und jüngste sächsische Hochschule soll schließlich noch die Hochschule Zittau-<br />
Görlitz (FH) – University <strong>of</strong> Applied Sciences erwähnt werden. Sie wurde erst im Jahr<br />
1992 gegründet. Mit 3.800 Studenten ist sie zudem die kleinste sächsische Hochschule. Die<br />
FH Zittau-Görlitz zeichnet sich durch ein breites Studienangebot aus, das sich auf sechs<br />
Kompetenzfelder erstreckt:<br />
− Information und Kommunikation,<br />
− Energie- und Systemtechnik,<br />
− Angewandte Lebenswissenschaften,<br />
− Soziale Transformationsprozesse,<br />
− Gebäude- und Infrastruktur,<br />
− Unternehmerisches Handeln.<br />
Die FH Zittau-Görlitz zeichnet sich durch ihre anwendungsorientierte Forschung aus. Mit vier<br />
Millionen Euro Drittmittel-Förderung gehört sie nach eigener Aussage zu den erfolgreichsten<br />
Fachhochschulen Deutschlands.<br />
Ein weiterer Indikator für die Nähe zur regionalen Wirtschaft ist, dass die FH Zittau/Görlitz in<br />
den Netzwerken Energie und Umwelt, Oberflächentechnologien sowie Information und<br />
Kommunikation im Rahmen der InnoLausitz Initiative mitarbeitet (vgl. Exkurs), wodurch<br />
zahlreiche neue Arbeitsplätze geschaffen werden konnten. So gab es einige<br />
Existenzgründungen aus der Universität heraus.<br />
Es kann festgehalten werden, dass die sächsischen Hochschulen in den letzten Jahren ihre<br />
Forschungsschwerpunkte neu definiert haben. In allen beschriebenen Fällen ist eine<br />
12 www.tu-freiberg.de/zuv/forschung/forschungspr<strong>of</strong>il.html, 13.09.2007<br />
13 www.uni-protokolle.de/nachrichten/id/129759/, 13.09.2007<br />
13
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
Konzentration auf ausgewählte Schwerpunkte zu erkennen. Dies kann unter anderem auf die<br />
zunehmende Knappheit der öffentlichen Mittel sowie den wachsenden Konkurrenzdruck<br />
zwischen den Hochschulen (auch im europäischen Kontext) zurückgeführt werden.<br />
Des Weiteren lassen die Forschungsschwerpunkte einen Bezug zur regionalen<br />
Wirtschaftsstruktur erkennen. Dies ist gerade unter dem Aspekt der Zusammenarbeit mit der<br />
regionalen Wirtschaft vorteilhaft, da sich auf diese Weise Kooperationen leichter<br />
herbeiführen lassen.<br />
Befragungen bei verschiedenen sächsischen Technologietransferstellen haben bestätigt,<br />
dass sich die Wissenschaft- und Forschungseinrichtungen ihre Partner aus diesem Bereich<br />
nach dem jeweiligen Forschungsgegenstand aussuchen. Jedoch spielt dabei die Entfernung<br />
vom eigenen Standort nur eine untergeordnete Rolle. Gleichzeitig ist es für die Institutionen<br />
ähnlicher Forschungsausrichtung, welche sich in enger räumlicher Nähe zueinander<br />
befinden (selbes Gebäude, selber Campus), wichtig und förderlich, in Kooperationen<br />
zusammen zu kommen.<br />
14
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
Exkurs: InnoLausitz-Initiative<br />
Die Initiative „InnoLausitz“ ist eine Bundesländer übergreifende<br />
Initiative zur Förderung innovativer KMU-Netzwerke, die das Ziel<br />
hat, Arbeitsplätze in der Region zu erhalten und zu schaffen. Die<br />
Initiative geht auf den BMBF-Wettbewerb „InnoRegio“ zurück, um<br />
deren Teilnahme sie sich beworben hatte. Sie war zwar mit ihrem<br />
Antrag nicht erfolgreich, hatte aber unter Zuhilfenahme anderer<br />
Fördermittel des Bundes und der Länder eigenständig<br />
weitergemacht. Neben KMU wirken auch Hochschulen (z.B. FH<br />
Zittau-Görlitz), Gebietskörperschaften sowie weitere regionale<br />
Akteure (Industrie- und Handelskammern, Handwerkskammern,<br />
Wirtschaftsförderungsgesellschaften) mit.<br />
Aktuell verbindet InnoLausitz 15 Wirtschaftsnetzwerke (Cluster),<br />
die länderübergreifend in der brandenburgischen Niederlausitz<br />
und in der sächsischen Oberlausitz lokalisiert sind.<br />
Die Ziele der Netzwerke sind: Räumliche Abgrenzung „InnoLausitz“ 14<br />
− Kooperationen in Vertrieb, Beschaffung und Service,<br />
− Forschung und Entwicklung,<br />
− Innovative Produktentwicklungen,<br />
− Markteinführung,<br />
− Euroregionale Zusammenarbeit,<br />
− Innen- und Außenmarketing,<br />
− Personalentwicklung sowie<br />
− Bestandsentwicklung.<br />
Die Ziele decken sich somit mit den Interessenschwerpunkten, die für Sachsen insgesamt identifiziert<br />
wurden.<br />
Die spezifischen Merkmale von InnoLausitz sind 15 :<br />
− die Komplexität durch die länderübergreifende Zusammenarbeit Sachsen-Brandenburg (Region<br />
Lausitz von Cottbus bis Zittau),<br />
− der Verbund aller Hochschulen der Region und Vernetzung mit KMU und regionalen Partnern,<br />
− Entwicklung der regionalen Branchenkompetenz,<br />
− Einzelprojekte mit hohem Innovationsgehalt und Marktrelevanz,<br />
− Innovatives Leitbild für die Zukunft der Region.<br />
Die Strategie für die Lausitz besteht darin, einerseits traditionelle Industriezweige (z.B.<br />
Energietechnik, Metall- und Elektroindustrie) zu stärken, andererseits neue Branchen wie die<br />
Oberflächentechnik, die Luft- und Raumfahrttechnologie und die Biotechnologie zu etablieren. Dies<br />
erfolgt durch zahlreiche durchgeführte Innovationsforen sowie Projekte im Bereich<br />
Netzwerkmanagement Ost, Innovative Wachstumskerne BioResponse, InnoRegio-Wettbewerb.<br />
14 www.nwp.fh-lausitz.de/cgi-bin/innolausitz_top.pl?rubrik=12, 18.12.2005<br />
15 www.lausitz.de/Wirtschaft/de/Unternehmensnetzwerke.html, 13.09.2007<br />
15
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
2.1.2 Universitäten und Forschungseinrichtungen in benachbarten Regionen<br />
Hinsichtlich der Belange der Wissenschaftseinrichtungen und der Wirtschaft im Land<br />
Sachsen zählen zu den weiteren wichtigen Wissenschaftsstandorten die Institutionen in der<br />
Stadt Halle (Sachsen-Anhalt) sowie die in Jena (Thüringen). Dies wurde in mehreren<br />
Expertengesprächen, welche im Rahmen einer Diplomarbeit an der TU-Dresden 16 geführt<br />
wurden, eruiert. Angesichts dieser Tatsache sollen im Folgenden beide Standorte vorgestellt<br />
werden:<br />
Region Halle<br />
Die Martin-Lu<strong>the</strong>r-Universität Halle-Wittenberg (MLU) dominiert die Forschungslandschaft in<br />
der Stadt. An ihr sind ca. 18.700 Studierende (Stand Wintersemester 2005/06) eingeschrieben.<br />
Aus ihrer Historie heraus liegen die Schwerpunkte der Universität im Bereich der<br />
Naturwissenschaften und der Geisteswissenschaften. Verbunden mit den wirtschaftlichen<br />
Entwicklungen im Umkreis der Stadt (chemische Industrie, Landwirtschaft) dominieren unter<br />
den Naturwissenschaften die Forschungsbereiche der Chemie, Biotechnologie/ Biochemie<br />
und Pharmazie. Im Umfeld der Universität haben sich in den letzten Jahren weitere<br />
öffentliche Forschungseinrichtungen angesiedelt. Die Max-Plank-Gesellschaft knüpfte nach<br />
1990 an die Forschungen der Hallenser Biochemiker an und gründete die Forschungsgruppe<br />
„Enzymologie der Proteinfaltung“ und das Institut für Mikrostrukturphysik, welches aus dem<br />
Institut für Festkörperphysik und Elektronenmikroskopie der Akademie der Wissenschaften<br />
der DDR hervorging. Die Fraunh<strong>of</strong>er-Gesellschaft übernahm ebenfalls eine<br />
Forschungsgruppe des Instituts für Festkörperphysik und Elektronenmikroskopie und<br />
gliederte sie in das Fraunh<strong>of</strong>er-Institut für Werkst<strong>of</strong>fmechanik Freiburg ein, das hierdurch<br />
einen Zweitsitz in Halle bekam.<br />
Weitere Forschungseinrichtungen in Halle sind:<br />
- Institut für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa<br />
- Institut für Wirtschaftsforschung, Halle<br />
- Leibniz-Institut für Pflanzenbiochemie, Halle<br />
- Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung<br />
- Max-Planck-Institut für Mikrostrukturphysik 17 .<br />
Region Jena<br />
Die Friedrich-Schiller-Universität in Jena sagt von sich selbst, dass sie sich und die Stadt<br />
binnen weniger Jahre nach der politischen Wende in Ostdeutschland von einer kleinen<br />
thüringischen Universitätsstadt Jena wieder zu einem Wissenschaftszentrum von<br />
internationalem Rang gemausert hat. Heute machen die Studenten mit einer Anzahl von<br />
25.000 bald ein Viertel der Einwohner Jenas aus. Im Lehrpr<strong>of</strong>il knüpfte man an alte<br />
Traditionen an: Etwa in der stark ausdifferenzierten Philosophischen Fakultät, in der auch<br />
scheinbar ,exotische' Gebiete wie Rumänistik, Altorientalistik und Indogermanistik einen<br />
16 Wissenschaft und Forschung am Beispiel der Metropolregion Sachsendreieck, Diplomarbeit der<br />
Autorin an der TU-Dresden 2005<br />
17 vgl. IWH 2004<br />
16
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
Platz haben. Daneben sind die Bereiche der Physik, Biowissenschaften sowie die<br />
Psychologie auch für die Region prägend. Die Kompetenznetze der Region, Netzwerke der<br />
Wissenschaft und Wirtschaft spiegeln dieses Bild wider:<br />
- Das Kompetenznetz OPTONET, welches die Interessen von mehr als 60<br />
Industrieunternehmen, Forschungs- und Bildungsinstitutionen sowie Einrichtungen des<br />
Technologietransfers, Kapitalgebern und regionale Institutionen bündelt,<br />
- "ultra optics" - Zentrum für Innovationskompetenz, welches sich auf optische<br />
Forschungen konzentriert,<br />
- Verbund Biomedizinische Forschung (VBMF) vereint biomedizinische Forschergruppen<br />
in Jena sowie<br />
- Das Jena Centre for Bioinformatics (JCB). An diesem sind zahlreiche Wissenschaftseinrichtungen<br />
der Region beteiligt: Friedrich-Schiller-Universität Jena, Fachhochschule<br />
Jena, Institut für Molekulare Biotechnologie Jena, Leibniz-Institut für Naturst<strong>of</strong>f-<br />
Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut, Max-Planck-Institut für<br />
Chemische Ökologie, BioControl Jena GmbH, ClonDiag Chip Technologies GmbH,<br />
Jenapharm GmbH & Co. KG.<br />
Kurze Wege und ein eng geknüpftes Forschungsnetzwerk bieten optimale Voraussetzungen<br />
für den Wissenstransfer in der Stadt. Über die Stadtgrenzen hinaus pflegt die Jenaer<br />
Universität einen Hochschulverbund mit Halle und Leipzig und ist in zahlreichen<br />
internationalen Kooperationen aktiv 18 .<br />
Der Hochschulverbund „Die Drei“<br />
Eine der bekanntesten Verbindung zwischen den Wissenschaftseinrichtungen ist der<br />
Universitätsverbund Halle-Jena-Leipzig, den es seit 1994 gibt. Neben vielen Vereinfachungen<br />
(etwa die Anerkennung aller Studienleistungen an den drei Universitäten) bietet<br />
der Verbund eine Plattform für gemeinsame Forschungsprojekte. So gibt es einen<br />
gemeinsamen Sonderforschungsbereich zwischen den Hochschulen Halle und Leipzig auf<br />
dem Gebiet der Biotechnologie. Weiterhin konnten die Universitäten in Jena und Halle einen<br />
Sonderforschungsbereich in der Transformationsforschung und Pharmazie gründen.<br />
Zu seinem 10jährigem Bestehen zog der Verbund über seine Arbeit Bilanz. Es stellt sich<br />
heraus, dass die Potenziale, welche diese Plattform für Mitteldeutschland bietet, noch nicht<br />
in jeder Hinsicht optimal ausgenutzt werden. Zwar konnte man verschiedene Kooperationen<br />
im Bereich der Forschung anstoßen und realisieren, jedoch im Bereich der studentischen<br />
Zusammenarbeit die gesetzten Ziele nicht erreichen.<br />
Dennoch arbeitet man weiter an der Verstetigung der Kooperation vor allem im Bereich der<br />
Internationalisierung, bei der Drittmitteleinwerbung und –betreuung, beim Universitätsmanagement,<br />
wie auch bei der engeren Abstimmung in der Lehre und Weiterbildung 19 .<br />
18 www.uni-jena.de/Geschichte.html, 13.09.2007<br />
19 www.univerbund.de/aktuelles/index.htm, 13.09.2007<br />
17
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
2.1.3 Regionale Wirtschaft in Sachsen und den benachbarten Regionen<br />
Für die Einordnung der Wissenschaftseinrichtungen in den regionalen Wirtschaftsstandorten<br />
ist es zweckmäßig, einen Überblick über die Konzentration der Branchen zu geben. Dabei<br />
soll sich zunächst auf die drei großen Stadt-Regionen in Sachsen konzentriert werden.<br />
Zu den Kompetenzfeldern der Stadt-Region Dresden zählen:<br />
- Die Mikroelektronik, Informations- und Kommunikationstechnologie,<br />
- Die Neuen Werkst<strong>of</strong>fe/ Nanotechnologie,<br />
- Life Science/ Biotechnologie 20 .<br />
Die Zweige der ansässigen Industrie sind sehr technologieintensiv. Insbesondere tritt die<br />
Elektronik neben der Datenverarbeitungstechnik, dem Maschinenbau und der chemischen<br />
Industrie hervor. Bereits während der Zeit der DDR wurde Dresden zu einem Standort der<br />
Mikroelektronik ausgebaut und entwickelte sich zu einem führenden Forschungs-,<br />
Entwicklungs- und Produktionszentrum, worauf die neuen Ansiedlungen (z. B. Infineon und<br />
AMD) nach 1989 bauen konnten. Über das Netzwerk Silicon Saxony e.V. haben sich<br />
effektive Kooperationen zwischen den Unternehmen der Region etabliert. Ein weiterer<br />
wichtiger Wirtschaftszweig ist die Medizin- und Messtechnik. Hauptsächlich auf dem Gebiet<br />
der Medizintechnik und der Biomedizin sind Potenziale für eine günstige Entwicklung<br />
vorhanden. Im Zusammenhang mit den Möglichkeiten der chemischen Industrie, speziell der<br />
Pharmaindustrie (als traditionelle Branche), kann sich die Region als Biotechnologiestandort<br />
aufstellen. Im Rahmen der sächsischen Initiative „biosaxony“ forscht und arbeitet das<br />
BioInnovationsZentrum Dresden an Molekular- und Zellbiologie und dessen Integration bzw.<br />
Verknüpfung in anderen Wissenschaften. Als weiterer Schwerpunkt der Wirtschaft kann der<br />
Maschinenbau genannt werden. Darunter zählen der Werkzeugmaschinenbau, Energie- und<br />
Kältetechnikmaschinenbau sowie der Maschinen- und Anlagebau.<br />
Die Wirtschaftsunternehmen der Stadt-Region Leipzig kooperieren im gesamten Raum<br />
Halle/Leipzig miteinander und mit den darin ansässigen Wissenschaftseinrichtungen. Für die<br />
Darstellung des komplexen Geflechts an Kooperationsmöglichkeiten in diesem Ländergrenzenüberschreitenden<br />
Raum sollen neben den Leipziger Wirtschaftsschwerpunkten auch<br />
die der Region Mitteldeutschland bzw. der Stadt Halle Erwähnung finden.<br />
Die Stadt Leipzig hat für ihre Wirtschaftsförderpolitik folgenden Cluster ausgemacht:<br />
- Automobil- und Zulieferindustrie,<br />
- Medien- und Kommunikationstechnik (IT),<br />
- Gesundheit, Biotechnologie und Medizintechnik, Life Science,<br />
- Energie- und Umwelttechnik,<br />
- Querschnittstechnologien und Dienstleistungen 21 .<br />
Im Vergleich dazu sieht das Institut für Wirtschaftsforschung Halle für die Stadt Leipzig und<br />
die Raumordungsregion West<strong>sachsen</strong> folgende ökonomische Entwicklungskerne 22 : Druck-<br />
20 www.dresden.de/de/07/c_021.php, 13.09.2007<br />
21 www.leipzig.de, 13.09.2007<br />
18
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
und Verlagsgewerbe, Medienwirtschaft, Unternehmensdienstleistungen, Datenverarbeitung,<br />
Elektrotechnik und Maschinenbau sowie das Bauwesen West<strong>sachsen</strong>-Leipzig und die<br />
Medizintechnik-Biomedizin Leipzig-Halle 23 .<br />
Laut eigenen Aussagen bringt die verwaltungseigen Wirtschaftsförderung Halle großes<br />
Engagement auf, die Bedingungen für die dominierenden Wissenschaftszweige zu<br />
begünstigen und somit auch Möglichkeiten für ein Gründerklima in der Stadt zu schaffen.<br />
Neben dem Marketing der Saalestadt als Standort für Biotechnologie, Materialtechnologie,<br />
Werkst<strong>of</strong>fwissenschaften und Nanotechnologie werden ganz praktische Voraussetzungen für<br />
eine günstige Entwicklung geschaffen. Seit Beginn der 90er Jahre wurde in der Nähe des<br />
naturwissenschaftlichen Campus der MLU, der sich am Rande der Innenstadt befindet, ein<br />
Wissenschafts- und Innovationspark (wip) aufgebaut. Im Umkreis der universitären Institute<br />
siedelten sich weitere Forschungseinrichtungen an, und es wurden Technologie- und<br />
Gründerzentren (TGZ) errichtet. Zunächst stand das TGZ für jede Branche <strong>of</strong>fen; mit dem<br />
Neubau des TGZ II fokussierte man die Ansiedlung von Unternehmen der Bio- und<br />
Medizintechnologie. Das neu entstandene TGZ III steht vornehmlich Gründern aus dem<br />
Bereich der Bio- und Nanotechnologie zur Verfügung.<br />
Vor den Toren der Stadt findet sich nach wie vor die Chemieindustrie. Dazu zählen heute<br />
neben kleineren Unternehmen die Niederlassungen der Konzerne TotalElfFina am<br />
Raffineriestandort Leuna und das amerikanische Unternehmen Dow Chemical. Dieses<br />
konzentriert sich auf die Modernisierung der Chlorchemie, der Errichtung neuer<br />
Produktionsanlagen für weitere Chemiezweige und der weiteren Betreibung verschiedener<br />
etablierter Geschäftsfelder in Schkopau 24 . Laut Statistik werden durch das IWH weitere<br />
Branchen der Region in und um Halle aufgezählt: Die Metallbranche, das Ernährungsgewerbe<br />
und der Fahrzeugbau (z. B. die ansässigen Firma Bombardier Transportation und<br />
das DWA Werk Ammendorf). Auf diesen Gebieten sind aber nur wenige Innovationen<br />
auszumachen. Dem Bereich der Medienwirtschaft im Umfeld der Hörfunkzentrale des<br />
Mitteldeutschen Rundfunks rechnet das IWH Chancen einer erfolgreichen Entwicklung aus.<br />
In unmittelbarer Nachbarschaft zum MDR-Sitz wurde ein Multi-Media-Zentrum errichtet, in<br />
dem sich innovative Anbieter der Medienbranche ansiedeln sollen.<br />
An dieser Stelle sollte die Wirtschaftsinitiative Mitteldeutschland 25 Erwähnung finden.<br />
Durch die enge wirtschaftliche Verbindung der Region hat man sich in den 1990er Jahren<br />
entschlossen, diese Initiative auf den Weg zu bringen. Mit gezielten Marketingmaßnahmen<br />
und Clusterprozessen ist sie unter anderem beauftragt, die Wirtschaft und Wissenschaftseinrichtungen<br />
zusammenzubringen und die Unternehmen zu unterstützen, für diese<br />
und die Region Marketing zu betreiben. Zunächst fokussierte die Initiative ihre Arbeit auf den<br />
Raum zwischen Halle, Dessau, Leipzig und Jena. Sie ist heute bestrebt im gesamten Gebiet<br />
der drei Bundesländer aktiv zu sein, um die „kritische Masse“ an Unternehmensbestand und<br />
den entsprechenden Wissenschaftseinrichtungen aufzuweisen. Im besagten Clusterprozess<br />
22 Ökonomische Entwicklungskerne: setzen sich zusammen aus der Beurteilung von: regionalen<br />
Branchenschwerpunkte, regionalen Netzwerkbeziehungen, regionale Innovationstätigkeit (gemessen<br />
an Patentanmeldungen)<br />
23 vgl. IWH 2004, S.206<br />
24 vgl. OELKE 1998, S.398<br />
25 www.mitteldeutschland.com, 13.09.2007<br />
19
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
bemüht sich die Initiative Wirtschaftsunternehmen gleicher Branchen aus der Region<br />
zusammenzubringen und dieses so entstehende Netzwerk mit den entsprechenden<br />
Wissenschaftszweigen zu ergänzen. Ziel ist es, damit Innovationen in der Region zu fördern<br />
und auf diese Weise die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen. Bis heute wurden mit<br />
Unterstützung der Wirtschaftsinitiative fünf Cluster für Mitteldeutschland auf den Weg<br />
gebracht. Dabei handelt es sich um die Branchen Automotive, Biotechnologie – Life<br />
Sciences, Chemie/ Kunstst<strong>of</strong>fe sowie Ernährungswirtschaft. 26<br />
Um die wirtschaftliche Entwicklung der Region Chemnitz und Zwickau zu begünstigen,<br />
entschloss man sich zur Gründung einer gemeinsamen Wirtschaftsregion Chemnitz-<br />
Zwickau. Die Region bietet Potentiale in den traditionellen und modernen Industrien. Zu den<br />
besonders technologieintensiven Branchen zählen die Automobilindustrie und der<br />
Maschinenbau. Eine Reihe von Automobilzulieferern hat ihren Sitz in der Region, angezogen<br />
vom VW-Werk in Zwickau. Auf Initiative des Freistaats hat sich die Zulieferindustrie des<br />
Automobilbaus in einer Verbundinitiative „Automobilzulieferer Sachsen“ (AMZ)<br />
zusammengeschlossen und ist als Netzwerk auch über die Grenzen der Region hinaus<br />
erfolgreich tätig. Traditionell sind die Bereiche des Textilgewerbes und der Bekleidungsindustrie.<br />
Insbesondere im Umland von Chemnitz findet man die Standorte der Branche. Hier<br />
konnten sich Textilmarken wie „bruno bannani“ und Unternehmen für die Produktion<br />
technischer Textilien entwickeln 27 .<br />
Die Stadt und die Region setzen für die zukünftige Entwicklung auf Wirtschaftzweige wie<br />
Automobil-, Textil- und die Biotechnologie. Das IWH geht für die Region von folgenden<br />
Ökonomischen Entwicklungskernen aus:<br />
- Textilwirtschaft Mittel<strong>sachsen</strong>,<br />
- Kraftfahrzeugtechnik Chemnitz-Erzgebirge,<br />
- Maschinenbauwesen Chemnitz-Erzgebirge,<br />
- Bauwesen Chemnitz-Erzgebirge,<br />
- Elektronik Chemnitz-Freiberg 28 .<br />
Prinzipiell sind alle Initiativen und Wirtschaftsförderungen darauf bedacht, die Kooperation<br />
zwischen der Forschung und den Unternehmen zu fördern, um somit neues Wissen zu<br />
generieren und damit Innovationen auf den Weg zu bringen. Für den Erfolg mit<br />
verantwortlich sind auch die Forschungspotenziale der Wirtschaft selber. Laut der aktuellen<br />
Veröffentlichung der Euronorm GmbH, im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und<br />
Technologie, erhöhte sich im Jahr 2006 die Anzahl des FuE Personals im Freistaat Sachsen<br />
auf 9.110 Personen, was ein Zuwachs von 5,3 % bedeutet.<br />
Über die zahlenmäßig stärksten Forschungspotenziale verfügen der Maschinenbau, die<br />
Dienstleistungsbranche, Forschung und Entwicklung, die Rundfunk-, Fernseh- und Nachrichtentechnik<br />
sowie der Fahrzeugbau. Zwei Drittel der Forscher sind in Unternehmen mit<br />
weniger als 250 Mitarbeitern tätig, was in erster Linie mit der Unternehmensstruktur in<br />
26 www.mitteldeutschland.com/cluster_netzwerke_cluster.html#ziele, 13.09.2007<br />
27 vgl. IWH 2004, S.220<br />
28 vgl. IWH 2004, S. 220 f<br />
20
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
Sachsen zusammenhängt. Drei Viertel der Forschung und Entwicklung betreibenden<br />
Unternehmen pflegen im Rahmen ihrer Forschungsarbeiten Kooperationsbeziehungen zu<br />
Unternehmen, wissenschaftlichen Einrichtungen und weiteren Partnern. Fast ein Drittel ihrer<br />
Umsätze erwirtschaften die FuE-betreibenden Unternehmen durch Exporte 29 . Für die<br />
Forschung und Entwicklung gaben die Unternehmer in Sachsen im Jahr 2006 etwa 1.001<br />
Mio. Euro aus. Das entspricht 23,2 % der ostdeutschen Gesamtausgaben an FuE. 30<br />
Industrieforschungseinrichtungen<br />
Die Statistik Sachsens weist 32 externe Industrieforschungseinrichtungen, darunter 12<br />
gemeinnützige und 20 gewerbliche Einrichtungen, zumeist in Form einer Forschungs-GmbH<br />
auf. 31 Diese arbeiten an der Schnittstelle zwischen Grundlagenforschung und industrieller<br />
Anwendung. Mit Unterstützung des sächsischen Wirtschaftsministeriums haben sich diese<br />
Einrichtungen zu Kompetenzzentren entwickelt, sind FuE-Unterstützer und innovative Unternehmen<br />
für unterschiedliche wirtschaftliche Sektoren. Zu den wichtigsten Einrichtungen<br />
zählen im Regierungsbezirk Dresden:<br />
- FER-Mont Produktionssysteme GmbH, Dresden<br />
- Gesellschaft für Verpackungstechnik und -logistik mbH, Dresden<br />
- IBN GmbH Gesellschaft für industrielle Forschung und Entwicklung, Dresden<br />
- IMA Dresden Materialforschung und Anwendungstechnik GmbH, Dresden<br />
- Ingenieur<strong>büro</strong> für Verpackung, Dresden<br />
- Institut für Holztechnologie Dresden gGmbH<br />
- Institut für Luft- und Kältetechnik gGmbH, Dresden<br />
- Institut für Medizintechnik Dresden im Förderverein IMT Dresden e.V., Radebeul<br />
- KI Keramik-Institut GmbH, Meißen<br />
- Papiertechnische Stiftung Institut für Zellst<strong>of</strong>f und Papier, Heidenau<br />
- VAD Video-Audio-Design GmbH, Dresden<br />
- Von Ardenne Anlagentechnik GmbH, Dresden<br />
- Von Ardenne Institut für Angewandte Medizinische Forschung GmbH, Dresden<br />
Im Regierungsbezirk Leipzig:<br />
- Egenolf Prüftechnik Leipzig GmbH<br />
- HFB Engineering GmbH, Leipzig<br />
- IFF Engineering & Consulting GmbH, Leipzig<br />
29<br />
vgl. EURONORM GMBH 2003<br />
30<br />
vgl. EURONORM GMBH 2007<br />
31<br />
www.smwa.<strong>sachsen</strong>.de/de/Technologie__Forschung/Infrastruktur/17512.html, 14.09.2007<br />
21
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
- IFG Institut für Gebirgsmechanik GmbH Untersuchung-Prüfung-Beratung-Begutachtung,<br />
Leipzig<br />
- IGT emus GmbH Forschung Entwicklung Automatisierung Fertigung, Leipzig<br />
- Institut für Energetik und Umwelt gGmbH, Leipzig<br />
- Institut für Stahlbau Leipzig GmbH<br />
- Kunstst<strong>of</strong>f-Zentrum in Leipzig gGmbH<br />
- SID Sächsisches Institut für die Druckindustrie GmbH Institut des Vereins POLYGRAPH<br />
e.V., Leipzig<br />
- SINUS Messtechnik GmbH, Leipzig<br />
- TZO Technologie-Zentrum Oberflächentechnik und Umweltschutz Leipzig GmbH<br />
Im Regierungsbezirk Chemnitz:<br />
- CETEX Chemnitzer Textilmaschinenentwicklung gGmbH<br />
- Forschungsinstitut für Leder- und Kunstst<strong>of</strong>ftechnologie - FILK, Freiberg<br />
- CeWOTec Chemnitzer Werkst<strong>of</strong>f- und Oberflächentechnik gGmbH<br />
- IBExU Institut für Sicherheitstechnik GmbH, An-Institut an der TU Bergakademie Freiberg<br />
- ifm Institut für Musikinstrumentenbau Vogtländischer Förderverein für<br />
Musikinstrumentenbau und Innovation e.V.<br />
- SLG mbH-Ingenieurtechnik, Chemnitz<br />
- stfi Sächsisches Textilforschungsinstitut e.V., Chemnitz<br />
- H&T Produktionstechnologie, Crimmitschau<br />
- Zentrum für Material- und Umwelttechnik GmbH, Gemeinnütziges Unternehmen im FNE<br />
- Forschungsinstitut für Nichteisen-Metalle Freiberg<br />
Anhand der Aufzählung wird ersichtlich, dass über die Hochschulen hinaus ein spezialisiertes<br />
Angebot an unternehmensbezogenen Forschungseinrichtungen in Sachsen besteht.<br />
22
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
2.2 Technologiepolitik zur Förderung von Wissenschaft-Wirtschaft-Kooperationen<br />
Wissenschaft-Wirtschaft-Kooperationen können grundsätzlich auf zwei <strong>Art</strong>en entstehen:<br />
Entweder „von unten“ durch direkte Kontakte zwischen Akteuren beider Bereiche oder durch<br />
Initiierung und Förderung von administrativen übergeordneten Ebenen (EU, Bund, Land). Je<br />
nach Ursprung können die Inhalte der Zusammenarbeit variieren. So werden „von unten“<br />
gewachsene Kooperationen maßgeblich von den individuellen Interessen der beteiligten<br />
Akteure bestimmt. Durch übergeordnete Ebenen initiierte Kooperationen dienen hingegen<br />
primär der Verwirklichung politischer Ziele.<br />
Im Hinblick auf die Beschäftigung mit Wissenschaft-Wirtschaft-Kooperationen und ihrer<br />
Bedeutung für die Regionalentwicklung ist insbesondere der zweite Fall von Interesse. In<br />
diesem können Wissenschaft-Wirtschaft-Kooperationen einen Ansatz zur Verbesserung der<br />
regionalen Wettbewerbsfähigkeit und zur Schaffung von Arbeitsplätzen darstellen. Es ist<br />
darauf hinzuweisen, dass bei der Initiierung von Kooperationen durch Dritte diesen eine<br />
große Schubkraft zu Teil wird, jedoch die Langfristigkeit der Verbindungen vom Engagement<br />
und den Möglichkeiten der Kooperationspartner abhängt.<br />
Im Folgenden wird eine kurze Darstellung der staatlichen Technologiepolitik eingeschoben,<br />
bevor anschließend die inhaltlichen Schwerpunkte von Wissenschaft-Wirtschaft-<br />
Kooperationen im Freistaat Sachsen und dem angrenzenden Betrachtungsgebiet beschrieben<br />
werden.<br />
Staatliche Technologiepolitik<br />
Aufgabe der staatlichen Technologiepolitik 32 ist es, Forschung und Entwicklung zu fördern<br />
und die Anwendung neuer Techniken in der Wirtschaft zu unterstützen, vor allem dann,<br />
wenn Neuerungen für den Markt weniger rentabel erscheinen. Technologiepolitik ist somit<br />
eine Querschnittsaufgabe, in der traditionelle Politikbereiche wie die Wirtschafts-, Industrie-<br />
und Forschungspolitik verschmelzen. Neben dem eigentlichen Entstehungsprozess neuer<br />
Techniken, ergänzt durch Technologietransfer und die Unterstützung der Diffusion dieser<br />
Techniken hat sich seit einigen Jahren der Blick auf das Innovationsumfeld erweitert. 33<br />
Dieses schließt unter anderem die Organisation der Produktion, die Qualifikation der<br />
Beschäftigten, Aus- und Weiterbildung, Wagniskapital, aber auch die enge Verbindung von<br />
gesellschaftlichen Problemen (z. B. Verkehr, Gesundheit, Umwelt) sowie technische,<br />
organisatorische und soziale Innovationen ein.<br />
Trotz der europäischen Förderung hat in Deutschland immer noch die nationalstaatliche<br />
Innovationspolitik den größten Einfluss. Die Bundesländer ergänzen die Maßnahmen der<br />
Bundesregierung und passen ihre Fördermaßnahmen den Innovationsengpässen an. 34<br />
32 Die Begriffe „Technologiepolitik“, „Forschungspolitik“ und „Innovationspolitik“ werden teilweise<br />
synonym verwendet.<br />
33 vgl. MEYER-KRAHMER 2005, S.13<br />
34 vgl. KOSCHATZKY 2001, S.310<br />
23
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
Abb. 3: Innovationsförderung des Bundes und der Länder<br />
Quelle: KOSCHATZKY und LO 2005 in: SCHMALHOLZ 2005, S.20<br />
Die Innovations- bzw. Technologieförderung des Bundes zielt auf drei Schwerpunkte: Die<br />
Stärkung der industriellen Forschungsleistung, die Vernetzung von Wirtschaft und<br />
Wissenschaft sowie die Unterstützung innovativer Unternehmen, von Existenzgründungen<br />
und des Zugangs zum Kapitalmarkt (vgl. Abb. 3). Wissenschaft-Wirtschaft-Kooperationen<br />
stehen somit im Fokus der staatlichen Innovationspolitik. Dies wird durch die Anzahl der<br />
entsprechenden Förderprogramme unterstrichen. Die Unterstützung von regionalen<br />
Netzwerken in Ostdeutschland besitzt dabei einen besonderen Stellenwert. In diesem<br />
Zusammenhang ist insbesondere die Innovationsinitiative „Unternehmen Region“ des BMBF<br />
hervorzuheben, zu der bis 2006 auch das Einzelprogramm „InnoRegio“ gehörte. Derzeit<br />
weißt das Programm fünf unterschiedliche Einzelförderungen aus, denen allen gemein ist:<br />
Regionen mit wettbewerbsfähigen Pr<strong>of</strong>ilen für Wirtschaft und Wissenschaft zu entwickeln,<br />
attraktive Entwicklungschancen für einen talentierten wissenschaftlichen Nachwuchs zu<br />
24
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
schaffen, die Abwanderung junger Fachkräfte stoppen und erfolgreiche Gründungen<br />
innovativer Unternehmen zu forcieren. 35<br />
Die Grundzüge der sächsischen Technologiepolitik sind in den „Leitlinien zur<br />
Technologiepolitik“ (SMWA 1992) festgelegt. Abgesehen von graduellen Anpassungen sind<br />
die aus dem Jahr 1992 stammenden Leitlinien bis heute gültig.<br />
Anfang der 1990er Jahre stand das technologiepolitische Handeln der sächsischen<br />
Staatsregierung im Zeichen einer Erneuerung der Hochschulen und des Wissenschaftssystems.<br />
Diese Modernisierung wurde in relativ kurzer Zeit vollzogen. Da es jedoch nicht<br />
gelang, eine breite sich selbst tragende Wirtschaftsstruktur aufzubauen, verschob sich in den<br />
folgenden Jahren der Schwerpunkt auf die Unternehmensförderung. Dennoch bestand von<br />
Anfang an die enge Verknüpfung zwischen der Forschung in zukunftsrelevanten<br />
Forschungsschwerpunkten, dem Technologietransfer und der <strong>of</strong>fensiven Nutzung neuer<br />
Technologien durch kleine und mittlere Unternehmen.<br />
Dieser Paradigmenwechsel kommt in der Neuausrichtung des Förderschwerpunktes zum<br />
Ausdruck: Während Anfang der 1990er Jahre die Unterstützung von Forschungs-GmbH im<br />
Mittelpunkt stand, sind in der Zwischenzeit einzelbetriebliche Projekte und die Verbundförderung<br />
in den Vordergrund getreten. Ihre Finanzierungsanteile betrugen 2004 zusammen<br />
62 % gegenüber 27 % im Jahr 1992. 36<br />
Die Leitlinien (siehe Abb. 4) definieren die technologiepolitischen Ziele für den Freistaat<br />
Sachsen. Das übergeordnete Ziel der sächsischen Technologiepolitik ist die Steigerung der<br />
Wachstumsdynamik im Freistaat. Hierzu sollen die Leistungsfähigkeit und Wettbewerbskraft<br />
der Wirtschaftsunternehmen gestärkt, zukunftssichere Arbeitsplätze geschaffen und die<br />
Anziehungskraft Sachsens als Wirtschaftsstandort für in- und ausländische Investoren<br />
erhöht werden.<br />
Die Umsetzung dieses Zielsystems erfolgt durch ein Strategiebündel, bestehend aus der<br />
Festlegung primärer Schlüsseltechnologien, der effizienten Gestaltung der FuE-Infrastruktur<br />
sowie der Erschließung bzw. Steigerung der Innovationsfähigkeit kleiner und mittlerer<br />
Unternehmen.<br />
Von der Konzentration der Förderung auf die Schlüsseltechnologien erh<strong>of</strong>ft sich das<br />
sächsische Wirtschaftsministerium eine größere Effizienz. Gleichzeitig sollen daraus<br />
Impulswirkungen auf die sächsische Wirtschaft insgesamt entstehen. Mit Hilfe von<br />
Förderprogrammen wird die Umsetzung von einzelnen Maßnahmen unterstützt. Hierbei<br />
gelten das Subsidiaritätsprinzip und der Grundsatz der Hilfe zur Selbsthilfe.<br />
Insbesondere die Branchen der Biotechnologie, der Nanotechnologie und der Informations-,<br />
Kommunikations- und Medientechnologie (IKM) 37 werden als Technologiebereiche mit<br />
besonderem Entwicklungsbedarf ausgewiesen. Hier betreibt der Freistaat gezielte<br />
Förderung.<br />
35 www.unternehmen-region.de/de/54.php, 14.09.2007<br />
36 vgl. SCHMALHOLZ 2005, S.23<br />
37 www.smwa.<strong>sachsen</strong>.de/de/Technologie__Forschung, 14.09.2007<br />
25
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
Abb. 4: Ziellogik der Leitlinien sächsischer Technologiepolitik<br />
Quelle: RIEDEL 2003, S.148 in: SCHMALHOLZ 2005, S.21<br />
Am Beispiel der Biotechnologiebranche soll die sächsische Technologiepolitik im Kapitel<br />
2.3.3 erläutert werden. Dieser Bereich eignet sich zudem für die Beschäftigung mit Kooperationen<br />
zwischen Wissenschafts- und Wirtschaftseinrichtungen.<br />
Ebenfalls wie in den Kapiteln zuvor, geht an dieser Stelle der Blick über die Landesgrenzen,<br />
da die Verbindungen der Wissenschaft als auch der Wirtschaft von Sachsen nach Sachsen-<br />
Anhalt und nach Thüringen von Bedeutung sind.<br />
Das Land Sachsen-Anhalt beteiligt sich finanziell an einzelnen Technologieprojekten,<br />
unterstützt aber auch den Technologietransfer durch die Bereitstellung von Infrastrukturen,<br />
wie Technologiezentren oder auch den Aufbau von Datenbanken. Mit der Unterstützung im<br />
Aufbau so genannter Innovationsnetze, welche sich nach eigenen Angaben immer mehr zu<br />
Kompetenzzentren entwickeln, hat die Landespolitik einen Weg gefunden, die typischen<br />
Nachteile der kleinen und mittleren Unternehmen auszugleichen und gleichzeitig die<br />
26
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
Möglichkeit zu schaffen, unterschiedliche Kapazitäten in einem Innovationsfeld zu bündeln. 38<br />
Daneben spielen die Netzwerkinitiativen des Bundes eine wichtige Rolle. So konnten mit<br />
dem Bundeswettbewerb InnoRegio fünf Netzwerke/ Initiativen unterstützt werden. Darunter<br />
waren die Branchen der:<br />
- Pflanzenbiotechnologie,<br />
- Phytopharmaka/ Nahrungsmittelergänzungsmittel,<br />
- Naturst<strong>of</strong>f Innovationsnetzwerk,<br />
- Automotive - Automobilzulieferer,<br />
- Neuromedizintechnik. 39<br />
Die Thüringer Forschungs- und Technologiepolitik konzentriert sich auf die Schlüsseltechnologien<br />
der Mess-, Steuer- und Regelungstechnik, Informations- und Kommunikationstechnik,<br />
neue Werkst<strong>of</strong>fe so wie Optik und Optoelektronik. Die Politik weist zudem Wachstumsfelder<br />
der Produktions- und Verfahrenstechnik, Mikrosystemtechnik, Biotechnologie und<br />
S<strong>of</strong>twaretechnologie auf. Der Freistaat Thüringen begleitet den Technologietransfer ins<strong>of</strong>ern,<br />
als dass er die Schaffung und Sicherung einer international konkurrenzfähigen Hochschul-<br />
und Forschungsinfrastruktur unterstützt, die Zusammenarbeit von KMU und<br />
wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen im Rahmen von Verbundvorhaben fördert und<br />
– ebenfalls wie es in Sachsen-Anhalt üblich ist – einzelbetriebliche Förderung von Forschung<br />
und Entwicklung vorsieht.<br />
Großes Gewicht misst die Landesregierung auch der gezielten Unterstützung technologieorientierter<br />
und wissensbasierter Unternehmensgründungen bei. So wurde 2002 die aus der<br />
EXIST-Initiative des BMBF erfolgreich hervorgegangene thüringer Existenzgründerinitiative<br />
GET UP mit der thüringer Existenzgründerinitiative THEI zur „GET UP Thüringer Existenzgründer<br />
Initiative“ zusammengeführt. Damit wird eine umfassende und nachhaltige Existenzgründerbetreuung<br />
an allen Hochschulstandorten Thüringens aus einer Hand angeboten. Das<br />
Existenzgründungsklima in Thüringen soll somit weiter verbessert und an den thüringer<br />
Hochschulen eine „Kultur der unternehmerischen Selbstständigkeit“ etabliert werden. 40<br />
38 www.<strong>sachsen</strong>-anhalt.de/LPSA/index.php?id=582, 14.09.2007<br />
39 www.<strong>sachsen</strong>-anhalt.de/LPSA/index.php?id=pggo0ebi393j, 14.09.2007<br />
40 www.thueringen.de/imperia/md/content/tkm/forschung, 14.09.2007<br />
27
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
2.3 Öffentliche Programme zur Innovationsförderung<br />
Anhand der bisherigen Ausführungen wurde bereits ersichtlich, dass zahlreiche Wissenschaft-Wirtschaft-Kooperationen<br />
durch externe Anreize bzw. Impulsgeber entstanden sind. In<br />
diesem Kapitel wird daher die Bedeutung von öffentlichen Programmen für die Innovationsförderung<br />
behandelt. Hierzu wird zunächst der Einfluss von Bundesprogrammen am Beispiel<br />
der bereits zuvor erwähnten Initiative „Unternehmen Region“ verdeutlicht, bevor der Bezug<br />
zur sächsischen Technologiepolitik vorgenommen wird.<br />
2.3.1 Bundesprogramme zur Innovationsförderung<br />
Das InnoRegio-Programm des Bundesforschungsministeriums spielt in Bezug auf die<br />
Verknüpfung von technologiepolitischen und regionalpolitischen Zielen eine herausragende<br />
Rolle. So ist eine wesentliche Voraussetzung für die Gewährung von Fördermitteln die<br />
Bildung von regionalen Netzwerken.<br />
Mit der InnoRegio-Initiative leitete das Bundesforschungsministerium Ende der 1990er Jahre<br />
eine neue Phase der Innovationspolitik in Ostdeutschland ein. Über die Förderung von<br />
regionalen Netzwerken sollen die vorhandenen Potenziale genutzt und für eine positive<br />
wirtschaftliche Entwicklung eingesetzt werden. Dieses Konzept konnte schnell erste Erfolge<br />
vorweisen, so dass in der Zwischenzeit eine Reihe von Folgeprogrammen (auch durch<br />
andere Bundesministerien) aufgelegt wurde, die die Grundidee von InnoRegio aufgegriffen<br />
und weitergeführt haben. InnoRegio selbst wurde mit weiteren BMBF-Initiativen zur<br />
Programmfamilie „Unternehmen Region“ zusammengefasst (BMBF 2004b) 41<br />
„Unternehmen Region“ besteht aus den Programmlinien (vgl. Abb. 5):<br />
− InnoRegio (1999-2006),<br />
− Innovative regionale Wachstumskerne (seit 2001), mit Modul WK Potenzial (seit 2007),<br />
− Zentren für Innovationskompetenz (seit 2002),<br />
− Innovationsforen (seit 2001),<br />
− ForMaT (seit 2007)<br />
− InnoPr<strong>of</strong>ile (seit 2005).<br />
Die Programme haben die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen, die Pr<strong>of</strong>ilierung von<br />
Regionen, die Gründung innovativer Unternehmen, die Reduzierung der Abwanderung<br />
junger Arbeitskräfte und die Schaffung von attraktiven Entwicklungsmöglichkeiten für<br />
Nachwuchswissenschaftler zum Ziel. Hierfür standen im Zeitraum 1999 bis 2007 über 500<br />
Mio. Euro zur Verfügung.<br />
41 www.unternehmen-region.de/en, 14.09.2007<br />
28
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
Abb. 5: Unternehmen Region – InnoRegio<br />
Quelle: www.unternehmen-region.de, 14.09.2007<br />
Alle Programme vertreten die Grundsätze der BMBF-Innovationsförderung und damit von<br />
"Unternehmen Region": Querdenken, kooperieren, strategisch planen und unternehmerisch<br />
handeln. Der Anspruch der Programme basiert auf der Erkenntnis, dass die innovativsten<br />
Produkte und Verfahren fast ausnahmslos das Ergebnis hoch spezialisierten und sich<br />
ergänzenden Wissens sind, das aus vielen Quellen, Köpfen und Organisationen<br />
unterschiedlichster Herkunft und Ausrichtung stammt. Diese Erkenntnis ist bei "Unternehmen<br />
Region" eng mit einem unternehmerischen Ansatz verknüpft. 42<br />
InnoRegio-Programm<br />
Am Beispiel der InnoRegio-Initiative werden im Folgenden die Programmstruktur und die<br />
Arbeitsweise dieser Netzwerkprogramme erläutert.<br />
InnoRegio zielt auf die Erschließung von Innovationspotenzialen, um auf diesem Wege die<br />
Wettbewerbsfähigkeit, Wertschöpfung und Beschäftigung in Ostdeutschland nachhaltig zu<br />
verbessern. Die Grundlage hierfür bilden regionale Innovationsnetzwerke („InnoRegios“), in<br />
denen die wichtigsten regionalen Akteure vereint sind. 43<br />
42 www.unternehmen-region.de/de/36.php, 14.09.2007<br />
43 vgl. BMBF 1999<br />
29
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
Die Förderrichtlinie des Wettbewerbs wurde bewusst <strong>of</strong>fen gehalten. Weder wurden spezielle<br />
Akteursgruppen angesprochen noch Vorgaben hinsichtlich der räumlichen Abgrenzung oder<br />
Organisation der Region gemacht. Die Regionsabgrenzung sollte anhand räumlicher und<br />
funktionaler Zusammenhänge erfolgen; ganze Bundesländer waren ausdrücklich keine<br />
Region im Sinne von InnoRegio.<br />
Angestrebt wurden somit Netzwerke, in denen sich unterschiedliche Personen und<br />
Einrichtungen (vgl. beispielsweise die Darstellung des BioMeT-Netzwerks in Kap. 2.3.3) mit<br />
dem Ziel zusammenschließen, technische, wirtschaftliche und soziale Neuerungen zu<br />
entwickeln. Hierzu wurden zunächst die bestehenden Innovationshemmnisse ergründet, um<br />
Ansätze für deren Abbau zu identifizieren.<br />
Voraussetzung für die Förderung war die Selbstorganisation der Regionen. Die Hauptanreize<br />
für die Teilnehmer waren dabei:<br />
− der Imagegewinn als innovative Region,<br />
− die Bildung strategischer Allianzen in regional bedeutsamen Wirtschaftsbereichen und<br />
− ein Gesamtfördervolumen von ca. 250 Mio. Euro.<br />
InnoRegio ist kein Programm, das auf eine dauerhafte Förderung angelegt ist; es setzt<br />
vielmehr auf die Unterstützung selbsttragender Eigeninitiativen „vor Ort“ (BMBF 2000). Dies<br />
bedeutet, dass InnoRegio als Impuls verstanden wird, die in den Regionen vorhandenen<br />
Potenziale für innovative Ideen und Konzepte zu nutzen, um auf diesem Wege eine positive<br />
regionale Entwicklung einzuleiten und zu befördern.<br />
Im Rahmen des InnoRegio-Programms wurden bis Ende 2006 insgesamt 23 InnoRegio-<br />
Netzwerke gefördert, die in einem zweistufigen Verfahren ausgewählt wurden (vgl. Abb.10).<br />
In der „Qualifizierungsphase“ (April bis Oktober 1999) konnten sich interessierte Regionen<br />
für eine Teilnahme im Wettbewerb bewerben. Von den eingereichten 444 Anträgen wurden<br />
durch eine Jury 25 Initiativen (InnoRegios) ausgewählt. Diese 25 InnoRegios hatten in der<br />
von November 1999 bis Oktober 2000 dauernden „Entwicklungsphase“ die Möglichkeit, die<br />
regionalen Netzwerkstrukturen zu erweitern und zu stabilisieren sowie ihre Konzepte zu<br />
konkretisieren. Dabei mussten sie sich mit ihren weiter entwickelten Förderkonzepten erneut<br />
der Jury stellen. 23 InnoRegios konnten die Jury mit ihren Konzepten überzeugen. Für die<br />
Umsetzung ihrer Konzepte und Projekte erhalten sie finanzielle Unterstützungen in Höhe von<br />
vier bis zwanzig Mio. Euro. Es handelte sich um ein breites Spektrum regionaler Netzwerke<br />
von privat getragenen Unternehmensnetzwerken bis hin zu öffentlich getragenen<br />
Politiknetzwerken.<br />
Abb. 6: Phasen der Umsetzung des Programms InnoRegio<br />
Quelle: BMBF 2005, S.12<br />
30
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
Hervorzuheben ist, dass im Rahmen von InnoRegio ausschließlich die Umsetzung von<br />
vorwettbewerblichen Maßnahmen und Projekten unterstützt wird (vgl. Förderrichtlinie Punkt<br />
2 Abs. 4), das heißt Vorhaben<br />
− zum Informationsaustausch über Innovationsmöglichkeiten und die Pr<strong>of</strong>ilierung der<br />
Region,<br />
− zum Auf- und Ausbau regionaler Innovationsnetzwerke und Kommunikationsplattformen,<br />
− zur Begleitung von Innovationsprozessen in der Region,<br />
− zur vorwettbewerblichen Forschung und Entwicklung für neue Produkte,<br />
Fertigungsverfahren und Dienstleistungen,<br />
− zur Adaption der Aus- und Weiterbildung sowie des Forschungspr<strong>of</strong>ils an die speziellen<br />
Bedürfnisse der Region,<br />
− zur Erstellung von Konzepten für die Entwicklung einer Innovationsprozesse<br />
begünstigenden Personalstruktur in den Unternehmen, Forschungs- und Bildungseinrichtungen<br />
der Region,<br />
− zur Entwicklung und Umsetzung einer Strategie für das Regionalmarketing sowie<br />
− zur Entwicklung innovativer Kooperations-, Transfer- und Kommunikationsmodelle<br />
zwischen Unternehmen, Bildungs- und Forschungseinrichtungen der Region.<br />
Nicht förderungsfähig waren somit investive Maßnahmen; hier mussten die InnoRegios auf<br />
alternative Fördermöglichkeiten zurückgreifen.<br />
Der überwiegende Teil der Vorhaben (63 %) wurde von Unternehmen getragen. Institute an<br />
Hochschulen und öffentlichen Forschungseinrichtungen bearbeiteten 15 % bzw. 8 % der<br />
Vorhaben, sonstige Einrichtungen (Vereine, andere gemeinnützige Einrichtungen usw.)<br />
13 %. 44<br />
2.3.2 Netzwerkstrategie der sächsischen Staatsregierung<br />
Die Verwirklichung der technologiepolitischen Ziele (siehe oben) wird auf der Maßnahmenebene<br />
durch institutionelle und Projektförderungen unterstützt. Gefördert werden sowohl<br />
Einzel- als auch Verbundprojekte. Die Unterstützung von Netzwerken – einerseits zwischen<br />
Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette, andererseits zwischen Akteuren<br />
unterschiedlicher Bereiche (z. B. zwischen Unternehmen und Hochschulen) – ist ein<br />
wesentliches Element der sächsischen Technologiepolitik.<br />
Die Netzwerkförderung ist ein grundlegendes Merkmal verschiedener Politikfelder im<br />
Freistaat. Innerhalb der Staatsregierung bedienen sich unterschiedliche Referate des<br />
Netzwerkinstruments, um ihre spezifischen Ziele und Zielgruppen zu erreichen. So unter<br />
anderem: die Industrie-, die Mittelstands- und die Technologiepolitik, aber auch die Aus- und<br />
Weiterbildung. Zudem werden Netzwerke zu regionalpolitischen Zwecken eingesetzt. Eine<br />
übergreifende Zielstellung für die Netzwerkförderung in Sachsen liegt jedoch nicht vor. Jedes<br />
Politikfeld definiert spezifische Schwerpunkte, so dass sich auch das zugrunde liegende<br />
44 BMBF 2005, S. 6<br />
31
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
Netzwerk-Verständnis unterscheidet und die Instrumente der Netzwerkförderung variieren.<br />
Im Folgenden wird die Netzwerkstrategie in einigen Politikfeldern vorgestellt.<br />
Die sächsische Mittelstandspolitik bedient sich der Netzwerkförderung, um größenbedingte<br />
Nachteile insbesondere von kleinen und mittleren Unternehmen auszugleichen. Die<br />
Unternehmensstruktur in Sachsen wird zu 99 % von KMU bestimmt, die aufgrund ihrer<br />
Kapazitäten Wettbewerbsnachteile aufweisen. Diese Nachteile sollen durch Netzwerke und<br />
Kooperationen überwunden werden.<br />
Neben dem Einstieg in bestehende Märkte sollen KMU-Netzwerken dazu beitragen,<br />
„Zukunftsmärkte und -technologien von hervorgehobener Bedeutung“ zu erschließen. Denn<br />
in kleinen Unternehmen fehlt es zumeist sowohl an personellen als auch an finanziellen<br />
Möglichkeiten für eigene Forschung und Entwicklung. KMU sind daher in besonderem Maße<br />
auf einen „funktionierenden Technologietransfer und die Zusammenarbeit mit leistungsfähigen<br />
externen Forschungseinrichtungen“ angewiesen. 45<br />
Der Ansatz der Verbundinitiativen (siehe oben) in der Industriepolitik (z. B. Automobilzulieferer<br />
Sachsen AMZ) unterstützt in erster Linie die Gründungs- und Entwicklungsphase<br />
von Netzwerken. Die beteiligten Unternehmen erhalten durch den Projektträger der<br />
Verbundinitiative zunächst auf strategischer Ebene Unterstützung bei der Netzwerkbildung<br />
und -entwicklung. Sobald sich die Kooperationspartner gefunden und zusammengeschlossen<br />
haben, und es um operationelle Kooperations- und Netzwerkarbeit geht, zieht<br />
sich der Projektträger zurück. Die weitere Unterstützung erfolgt im Rahmen der<br />
Mittelstandsrichtlinie, der Verbundprojektförderung oder anderer Förderprogramme.<br />
Die öffentliche Förderung zielt somit auf branchenspezifische Verbünde. Im Vordergrund<br />
stehen insbesondere Netzwerke, die durch ihre strategische Ausrichtung (insbesondere<br />
Zukunftsbranchen) und Langfristigkeit gekennzeichnet sind. Dennoch gibt es entsprechend<br />
der unterschiedlichen Ausrichtung spezifische Zielsetzungen, die mit der Netzwerkförderung<br />
von den jeweiligen Referaten im SMWA verfolgt werden.<br />
Während in der Mittelstands- und Industriepolitik in erster Linie branchenspezifische<br />
Netzwerke gefördert werden, spielt die Kooperation von FuE-Verbundvorhaben mit<br />
Forschungseinrichtungen in der technologiepolitischen Förderung eine zentrale Rolle.<br />
Aufgrund der sächsischen Situation mit dem hohen Besatz an kleinen Unternehmen wird seit<br />
1992 auf Verbundprojekte von Unternehmen mit Forschungseinrichtungen zum Technologietransfer<br />
gesetzt (vgl. Abb. 7). Entsprechend der Förderrichtlinie des SMWA zur FuE-<br />
Verbundförderung 46 soll damit ein Anreiz zur Entwicklung neuer oder neuartiger Produkte<br />
und Verfahren geschaffen werden, indem das häufig überdurchschnittlich hohe wirtschaftliche<br />
und technische Risiko der Entwicklung gemindert wird. Diese Verbünde sollen zielgerichtetes<br />
und arbeitsteiliges Zusammenwirken der Partner ermöglichen, damit verfügbares<br />
Forschungs- und Entwicklungspotenzial effektiv ausgeschöpft werden kann, der Technologietransfer<br />
verbessert und eine problemorientierte Forschung und Entwicklung sichergestellt<br />
wird.<br />
45 SMWA 2003<br />
46 Förderrichtlinie des Sächsischen Staatsministeriums für Wirtschaft und Arbeit über die Gewährung<br />
von Zuwendungen für innovative technologieorientierte Verbundprojekte auf dem Gebiet der<br />
Zukunftstechnologien im Freistaat Sachsen (FuE-Verbundprojektförderung) vom 7. Februar 2001.<br />
32
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
Die Netzwerkförderung zielt auf die Herausbildung langfristig orientierter Netzwerke. Es<br />
werden daher auch FuE-Vorhaben größerer, als Kristallisationskerne in der<br />
Forschungsinfrastruktur fungierender Unternehmen gefördert. Seit Beginn der FuE-<br />
Förderung wurden für 1.043 Einzelprojekte insgesamt 439 Mio. Euro und für 579 Verbundprojekte<br />
insgesamt 316 Mio. Euro bereitgestellt (BMBF 2004a).<br />
Abb. 7: <strong>Art</strong> der Netzwerkmitglieder<br />
Quelle: ISI, TOP 2004, S.97<br />
Das Konzept der branchenbezogenen Schlüsseltechnologien wird zunehmend durch die<br />
projektspezifische Bündelung von Technologien und unternehmerischen Funktionsbereichen<br />
ersetzt. Das sächsische Wirtschaftsministerium fungiert dabei als Initiator, Finanzier und<br />
Moderator der Prozesse. Es übernimmt damit nicht selten eine Steuerungsfunktion, auch<br />
wenn es diese (teilweise oder später) an nachgelagerte Einrichtungen überträgt. Beispiele<br />
hierfür sind die Biotechnologie-Offensive Sachsen, das Netzwerk BioMeT Dresden, die<br />
BioPolis Dresden, Silicon Saxony oder das Innovationsnetzwerk Textil e.V. 47<br />
Die Förderung von Netzwerken gehört mittlerweile zu den zentralen Elementen der<br />
Technologieförderung im Freistaat Sachsen. Dieser liegen Erkenntnisse der neueren<br />
wirtschaftsgeographischen Forschung zugrunde. Demnach besteht der große Vorteil von<br />
Netzwerken darin, Akteure aus unterschiedlichen Bereichen (Wirtschaft, Wissenschaft,<br />
Forschung, Verwaltung, Politik) vergleichsweise einfach zusammenzuführen, um<br />
gemeinsame Ziele zu erreichen. Ein Kennzeichen von Netzwerken ist, dass die beteiligten<br />
Akteure ihr spezifisches Know-How einbringen, aus denen Innovationen entstehen können.<br />
Eine wesentliche Voraussetzung dafür ist eine Vertrauensbasis zwischen den Akteuren.<br />
Vertrauen entsteht nicht von Heute auf Morgen, sondern benötigt Zeit. Deshalb sollte die<br />
Entstehung von Netzwerken als ein längerer Prozess aufgefasst werden. Hat sich ein<br />
Vertrauensverhältnis erst einmal herausgebildet, bieten Netzwerke weitere Potenziale, aus<br />
denen sich neue zusätzliche Ideen entwickeln können.<br />
Die politischen Verantwortlichen sollten sich dies bewusst machen. Häufig werden<br />
Netzwerke als „Allheilmittel“ für die Regionalentwicklung angesehen. Netzwerke lassen sich<br />
jedoch nicht aus dem „Nichts“ fördern. Sie müssen aus sich selbst heraus entstehen. Die<br />
47 vgl. SCHMALHOLZ 2005, S.25<br />
33
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
Rolle staatlicher Akteure besteht in diesem Prozess darin, die geeigneten Rahmenbedingungen<br />
und Anreize für die Entstehung von Netzwerken zu schaffen.<br />
Eine Studie der TU Chemnitz zu KMU-Netzwerken in Sachsen hat als Erfolgspotenziale<br />
identifiziert:<br />
− Gemeinsame Interessenvertretung und neue Kontakte durch Aufbau von Beziehungen<br />
und Verbindungen zu neuen Geschäftspartnern, Kunden, sonstigen Persönlichkeiten,<br />
− Kapazitäts- und Kompetenzerweiterung durch die Anzahl und das Know-How der<br />
Netzwerkpartner, damit unmittelbare positive Auswirkungen auf die betriebswirtschaftlichen<br />
Ergebnisse der Netzwerkpartner,<br />
− Nutzung der Vorzüge durch Arbeitsteilung und Spezialisierung, indem sich auf jeweils<br />
betriebswirtschaftlich attraktive Kerngeschäfte konzentriert wird,<br />
− Vergrößerung des unternehmerischen Wirkungsbereiches durch regionale, Bundesland<br />
übergreifende und transnationale sowie branchenübergreifende Netzwerke, damit<br />
unmittelbar positive Auswirkungen auf die Erweiterung von Markt und Absatz,<br />
− Einbeziehung von Forschungseinrichtungen in KMU-Netzwerke zur Stärkung der<br />
Innovationskraft, unter anderem bei der Personal-, Produkt-, Technologie- und<br />
Organisationsentwicklung der Netzwerkpartner,<br />
− Erhöhung der Marketingpräsenz durch Nutzung moderner Informations-,<br />
Kommunikations- und Multimediatechnologien,<br />
− Anwendung neuer Formen des Wissensmanagements im Netzwerk. 48<br />
Insbesondere die Bedeutung der Einbeziehung von Forschungs- sowie von Aus- und<br />
Weiterbildungseinrichtungen und Schulen in die Netzwerke wird hervorgehoben. Dadurch<br />
wird ein enger Bezug zum Forschungsbereich und zur beruflichen Weiterbildung hergestellt.<br />
Sowohl für die Netzwerkstrategie im Freistaat Sachsen als auch die Bundesprogramme zur<br />
Innovationsförderung kann zusammenfassend festgehalten werden, dass seit einigen Jahren<br />
ein Paradigmenwechsel in der Förderpolitik stattgefunden hat. Im Fokus der Förderpolitik<br />
stehen der Aufbau und die Entwicklung von (regionalen) Netzwerken. In diesen Netzwerken<br />
sollen sich Akteure aus Unternehmen, Bildungs- und Forschungseinrichtungen, Politik,<br />
Verwaltung, Vereinen und Verbänden sowie der Sozialpartner zusammenschließen und<br />
gemeinsam innovative Entwicklungskonzepte entwickeln. Die für die Generierung von<br />
Innovationen wichtigen Voraussetzungen wie Motivation, Kreativität und Kompetenz können<br />
sich in enger Zusammenarbeit unterschiedlichster Akteure besonders gut entfalten. Vor<br />
allem die regionale Ebene ist für solche Zusammenschlüsse von Akteuren geeignet, da hier<br />
ein schneller und effektiver Informationsaustausch sowie gemeinsames Lernen möglich sind.<br />
Ein weiteres Novum der Innovationsförderung auf Bundesebene ist, dass die Auswahl der zu<br />
fördernden Regionen in einem mehrstufigen Verfahren erfolgt. Dies gilt im Übrigen für<br />
sämtliche fünf Subprogramme des Programms „Unternehmen Region“, - wird darüber hinaus<br />
auch in Programmen anderer Bundesministerien ähnlich angewendet. Regionen, die eine<br />
Förderung erhalten möchten, müssen sich mit ihren Konzepten „bewerben“ und eine Jury<br />
überzeugen.<br />
48 TU CHEMNITZ 2002, S.7f<br />
34
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
Dieses Wettbewerbsverfahren hat zu einem Paradigmenwechsel in der bundesdeutschen<br />
Innovationsförderung geführt. Es wird nicht mehr jede Region, jede Initiative gefördert.<br />
Vielmehr erfolgt eine Konzentration auf die überzeugendsten Konzepte und erfolgreichsten<br />
Regionen. Auch wenn dieses Vorgehen durchaus Erfolge zeigt, und von Experten<br />
befürwortet wird, so besteht aus regionalpolitischer Hinsicht die Gefahr, dass dadurch ein<br />
weiteres Auseinanderdriften einzelner Regionen zu befürchten ist. Es zeigt sich, dass einige<br />
Regionen erfolgreicher im Hinblick auf die Teilnahme in diesen Wettbewerben sind als<br />
andere. Dies hängt nicht zuletzt vom Vorhandensein qualifizierter Akteure ab, die die<br />
Wettbewerbsanforderungen am besten bewältigen können.<br />
2.3.3 KMU, Innovation, Territorium<br />
Die Unternehmensstruktur Sachsens ist durch kleine und mittelständische Unternehmen<br />
(KMU) 49 geprägt. So sind 99,7 % der 145.561 sächsischen Unternehmen dieser Kategorie<br />
zuzurechnen, wovon wiederum 128.471 Kleinstunternehmen weniger als zehn Beschäftigten<br />
besitzen. 14.019 Unternehmen haben 10 bis 49, 2.651 Unternehmen 50 bis 249<br />
Mitarbeiter. 50<br />
KMU bilden somit das „Rückgrat“ der sächsischen Wirtschaft. Ökonomisches Wachstum und<br />
Beschäftigung beruhen zu einem Großteil auf diesen Unternehmen. Gleichzeitig besitzen<br />
diese Unternehmen, insbesondere jene mit weniger als zehn Mitarbeitern, aufgrund ihrer<br />
beschränkten personellen und finanziellen Ressourcen einen strategischen Nachteil auf dem<br />
Markt. Dies bezieht sich vor allem auf den Zugang zu FuE-Ergebnissen.<br />
Von Seiten des SMWA wurde die Bedeutung der Einbindung von KMU in Netzwerken<br />
erkannt: „[…] Die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) müssen deshalb ihre Kräfte in<br />
Kooperationen und Netzwerken bündeln. Dem einzelnen Unternehmen eröffnen sich durch<br />
unternehmensübergreifende Zusammenarbeit interessante Perspektiven, wie Ressourcenbündelung<br />
sowie daraus resultierende stärkere Marktmacht bis hin zur Erschließung neuer<br />
Märkte. […]“ 51 . Zielgruppe der Netzwerkförderung sind daher vor allem kleine und mittlere<br />
produzierende Unternehmen und Dienstleister, die mit der industriellen Produktion<br />
verbunden sind, sowie relevante Forschungseinrichtungen. Ziel ist es, die FuE-Förderung<br />
auf KMU zu konzentrieren, da Großunternehmen mit ausgeprägter FuE – von wenigen<br />
Ausnahmen abgesehen – fehlen.<br />
Neben der „Masse“ der KMU gibt es aber auch so genannte „Leuchttürme“ wie<br />
beispielsweise AMD, Infineon, VW oder BMW, die den Ruf Sachsens als dynamische und<br />
erfolgreiche Wirtschaftsregion im nationalen und internationalen Kontext begründen. Von<br />
diesen großen Unternehmen geht eine „Sogwirkung“ auf die regionale Wirtschaft aus. Sie<br />
bilden die Kristallisationskerne für zahlreiche Zulieferbetriebe.<br />
Am Beispiel der Automobilindustrie in Sachsen lässt sich dies verdeutlichen (vgl. Abb. 5): Die<br />
Automobil- und KfZ-Zulieferindustrie beschäftigt in Sachsen ca. 60.000 Personen in rund 450<br />
49 According to <strong>the</strong> classification <strong>of</strong> <strong>the</strong> EU Commission companies with up to 250 employees and a<br />
maximum annual turnover <strong>of</strong> about 50 million euros are considered small and medium-sized<br />
enterprises.<br />
50 vgl. SMWA 2004, S.61-62<br />
51 www.<strong>sachsen</strong>.de/de/wu/smwa/wirtschaft/industrie/netzwerke/index.html, 14.12.2005<br />
35
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
Unternehmen. Allein die Volkswagen AG zählt an ihren Standorten Zwickau, Chemnitz und<br />
Dresden heute rund 7.300 Mitarbeiter, die direkt für den Konzern tätig sind. In dem neuen<br />
Werk von BMW in Leipzig sind rund 5.500 Arbeitsplätze entstanden, in etwa dieselbe Zahl<br />
soll noch einmal durch Zulieferer im Umfeld entstanden sein. 52<br />
Das Sächsische Wirtschaftsministerium unterstützt seit 1999 die Verbundinitiative Automobilzulieferer<br />
Sachsen, die die Entstehung und Weiterentwicklung von Netzwerken in der<br />
Automobilindustrie zum Ziel hat. AMZ soll dazu beitragen, die Wettbewerbsfähigkeit der<br />
sächsischen Automobilindustrie zu erhöhen und die zahlreichen Dienstleister zu stärken.<br />
Aufgabe der ersten Phase bis Ende 2002 war es, durch die Bildung von Netzwerken<br />
Innovationen in Produkt und Prozess zu erzielen. Im Zeitraum 1999 bis 2002 wurden<br />
insgesamt 87 Projekte mit 307 beteiligten Unternehmen initiiert und begleitet. Dadurch<br />
gelang es, die Zahl der Beschäftigten auf mehr als 60.000 zu erhöhen und ein Umsatzplus<br />
von 1,9 Mrd. Euro bei den Zulieferern zu erzielen. Die zweite Phase bis 2006 sollte dazu<br />
beitragen, die vorhandenen Kompetenzen in strategischen Entwicklungsfeldern zu<br />
verknüpfen. Als Schwerpunkte der weiteren Netzwerkentwicklung werden Innovation,<br />
Prozess- und Lieferfähigkeit sowie der Aufbau grenzüberschreitender Kooperationen,<br />
insbesondere nach Polen gesehen. 53<br />
Abb. 8: Autoland Sachsen<br />
Quelle: www.amz-<strong>sachsen</strong>.de, 13.3.2006<br />
Im Jahr 2003 folgte die zweite Verbundinitiative: Maschinenbau Sachsen (VEMAS). VEMAS<br />
richtet sich an sächsische Maschinen- und Anlagenbauer sowie deren Zulieferer und<br />
produktionsnahe Dienstleister. Zu den Aufgaben von VEMAS zählen die Intensivierung und<br />
der Ausbau von Kooperationen innerhalb der Branche sowie mit wichtigen Kunden, die<br />
52 www.<strong>sachsen</strong>.de/de/wu/wirtschaftsfoerderung/netzwerke/autoland/index.html, 13.3.2006<br />
53 www.amz-<strong>sachsen</strong>.de, 13.3.2006, 18.09.2007<br />
36
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
Unterstützung der Unternehmen bei der Erschließung neuer Geschäftsfelder sowie beim<br />
Innovationsmanagement und der Technologieentwicklung. 54<br />
Mit den Zielen:<br />
- Die Größennachteile der sächsischen Unternehmen – also die kleinbetrieblichen<br />
Strukturen – zu überwinden,<br />
- Die Entwicklung kompletter Wertschöpfungsketten mit Entwicklungskompetenz in den<br />
Kernbranchen der sächsischen Industrie nachhaltig zu unterstützen und<br />
- Durch eine länderübergreifende Vernetzung der Unternehmen und der Netzwerke,<br />
besonders mit den Staaten Mittel- und Osteuropas, Impulse zu geben." 55<br />
wurden zum Jahresbeginn 2006 zwei weitere Verbundinitiativen ins Leben gerufen:<br />
„Bahntechnik Sachsen“ und „<strong>Technische</strong> Textilien“. Der Freistaat Sachsen fördert im<br />
Rahmen der vier Verbundinitiativen somit den Aufbau von strategischen Netzwerken in<br />
ausgewählten Branchen.<br />
Die Netzwerkförderung im Freistaat Sachsen beruht auf Erkenntnissen der neueren<br />
wirtschaftsgeographischen und regionalökonomischen Forschung. Kooperation und<br />
Kommunikation der im Netzwerk beteiligten Akteure sollen die Entstehung von Innovationen<br />
voran bringen. Die räumliche Nähe (territoriale Dimension) zwischen den Akteuren<br />
begünstigt den Austausch zwischen ihnen und damit die Entstehung von Innovationen.<br />
Das Beispiel der Biotechnologie<br />
Die Biotechnologiebranche gehört zu den Schlüsseltechnologien in Sachsen (s. o.). Der<br />
Ausgangspunkt für die Entwicklung der Biotechnologiebranche in den letzten Jahren war die<br />
BioRegio-Initiative des Bundesforschungsministeriums. Zwar war ein Antrag aus Leipzig<br />
nicht in die Förderung durch die BioRegio-Initiative gelangt, die Antragsteller und Partner,<br />
Institute der Materialwissenschaften der TU Dresden und der Umwelttechnik in Leipzig,<br />
stellten ihre Ideen jedoch dem sächsischen Wirtschaftsminister vor. Ein Positionspapier<br />
führte 1998 zur Biotechnologieinitiative biosaxony. Durch einen Kabinettsbeschluss wurde<br />
die Bereitstellung von 210 Mio. Euro Anschubfinanzierung bewilligt. 56 Der Umfang der bereit<br />
gestellten Mittel macht biosaxony zu einem der größten Programme dieser <strong>Art</strong> in<br />
Deutschland.<br />
Im Rahmen von biosaxony werden der Aufbau der Biotechnologie-Infrastruktur sowie<br />
forschungs- und anwendungsorientierte Entwicklung unterstützt. So wurden beispielsweise<br />
40 Mio. Euro für die Gründung von zwölf Biotechnologie-Lehrstühlen in Dresden und Leipzig<br />
bereitgestellt; weitere 60 Mio. Euro stehen für Forschungsvorhaben zur Verfügung.<br />
biosaxony ist Bestandteil der übergreifenden „Biotechnologie-Offensive Sachsen“, mit der<br />
Sachsen mittelfristig eine international wettbewerbsfähige und längerfristig sogar führende<br />
Position in dieser Schlüsseltechnologie einnehmen will. Dazu sollen insbesondere<br />
vorhandene Stärken in den Bereichen Biomedizin, molekulare Biotechnologie, Biomaterialwissenschaften<br />
und Umweltbiotechnologie ausgebaut werden. In den Bioinnovations-<br />
54 www.vemas-<strong>sachsen</strong>.de, 13.3.2006<br />
55 www.smwa.<strong>sachsen</strong>.de, 14.09.2007<br />
56 vgl. SCHMALHOLZ 2005, S.23<br />
37
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
zentren in Dresden und Leipzig, die mit staatlicher Förderung errichtet wurden, sind derzeit<br />
insgesamt mehr als 50 Biotechnologie-Firmen und jeweils sechs wissenschaftliche<br />
Arbeitsgruppen der <strong>Technische</strong>n Universität Dresden bzw. der Universität Leipzig<br />
angesiedelt. Im Jahr 2006 gab es in Sachsen 62 Kernunternehmen der Biotechnologie. 57<br />
Mehr als die Hälfte der Unternehmen wurde in den vergangenen vier Jahren gegründet, was<br />
wiederum Ausdruck der Dynamik der Biotechnologiebranche in Sachsen ist.<br />
Am Beispiel des BioInnovationsZentrums (BIOZ) Dresden soll die Arbeits- und<br />
Wirkungsweise dieser Einrichtungen verdeutlicht werden: Das BIOZ wirbt mit dem Motto<br />
„Forschung und Wirtschaft unter einem Dach“. Es ist ein Gründerzentrum, das die<br />
Vernetzung von Einrichtungen der Wirtschaft, der Hochschulen und außeruniversitärer<br />
Forschungseinrichtungen zum Ziel hat. Das BioInnovationsZentrum der TU Dresden<br />
(BIOTEC) 58 betreibt Forschung auf den Feldern Nanotechnologie, Biotechnologie und an der<br />
Schnittstelle zu den Ingenieurwissenschaften. Die Wissenschaftler sind in interdisziplinären<br />
Forschergruppen zusammengeschlossen.<br />
Des Weiteren bietet es einen internationalen Masterstudiengang im Fach Molekulare<br />
Bioingenieurwissenschaften an.<br />
Im BIOTEC-Zentrum arbeiten mehr als 80 Wissenschaftler aus einem Dutzend Ländern<br />
Europas, Asiens, Amerikas und Australien. Die Interdisziplinarität der Forschenden zeigt sich<br />
darin, dass die Forscher aus der Biologie, Medizin, Physik, Chemie, Computer- und<br />
Ingenieurwissenschaften stammen.<br />
BIOTEC hat mehr als fünf Mio. Euro Forschungsgelder in den letzten zwei Jahren eingeworben,<br />
unter anderem von BMBF, DFG, EFRE, EU, HFSP und der Volkswagen Stiftung.<br />
BIOZ Dresden bietet Unternehmen und Unternehmensgründern der Biotechnologiebranche<br />
Räumlichkeiten und Labors an. Darüber hinaus stehen den BIOZ-Unternehmen Serviceeinrichtungen<br />
zur Verfügung. Neben einem umfassenden Pool an Geräten ermöglichen<br />
zentral angebotene Dienstleistungen wie eine DNA-Sequencing-Einheit, Protein Expression,<br />
Massenspektrometrie, Bioinformatik oder Licht- und Elektronenmikroskopie den Unternehmensgründern,<br />
erhebliche zeitliche und finanzielle Einsparmöglichkeiten. 59<br />
Ein weiterer Standortvorteil des BioInnovationsZentrums ist die räumliche Nähe zum Max-<br />
Planck-Institut für Zellbiologie und Genetik (MPI-CBG) sowie zu weiteren Universitätseinrichtungen.<br />
Die engen Kontakte zwischen Unternehmen, Hochschulen und außeruniversitären<br />
Forschungseinrichtungen im Raum Dresden hat zu weiteren Kooperationen<br />
und Netzwerken geführt. So wurde eine erfolgreiche Initiative im Rahmen der InnoRegio-<br />
Initiative des BMBF gestartet, das Netzwerk BioMeT Dresden.<br />
Das Netzwerk BioMeT Dresden 60 gehörte zu den erfolgreichen Teilnehmern im Wettbewerb<br />
InnoRegio. BioMeT entstand in Zusammenhang mit der BMBF-Initiative. Gleichwohl gab es<br />
bereits vorher Kooperationen und Kontakte zwischen den beteiligten Akteuren, welche die<br />
relativ rasche Bildung des Netzwerkes erst ermöglicht haben.<br />
57 www.biosaxony.com/, 14.09.2007<br />
58 www.biotec.tu-dresden.de, 6.1.2006<br />
59 www.bioz-dresden.de, 6.1.2006<br />
60 www.biomet-netzwerk.de, 13.3.2006<br />
38
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
Im Jahr 2007 vereint das BioMeT-Netzwerk 212 Partner aus unterschiedlichen Bereichen.<br />
Den größten Anteil stellt mit 93 Mitgliedern die Unternehmensseite; fünf Universitäten und<br />
Hochschulen sowie 24 außeruniversitäre Forschungseinrichtungen stehen für die<br />
Wissenschafts- und Forschungspartner. Mit insgesamt 47 Partnern stellt die Gruppe der<br />
Finanzdienstleister (17) und der Rechts-, Steuer- und Wirtschaftsberater (30) eine<br />
vergleichsweise große Gruppe. In Zusammenhang mit neuen Produkten, Verfahren und den<br />
damit zusammenhängenden Patent- und Rechtsfragen wird diese relativ große Anzahl<br />
jedoch verständlich. Schließlich sind auch öffentliche Akteure (Bund, Freistaat, Kommunen)<br />
sowie Stiftungen, Verbände und Vereine Mitglieder des BioMeT-Netzwerks.<br />
An den 36 Fördervorhaben mit 76 Teilvorhaben sind beteiligt: 39 Unternehmen, 17 Institute<br />
der TU Dresden und der TU Bergakademie Freiberg, sechs außeruniversitäre Forschungseinrichtungen,<br />
das MPI-CBG sowie zwei Stiftungen.<br />
Das übergeordnete Ziel des BioMet-Netzwerks ist es, die Biotechnologie in der Region<br />
Dresden zum zweiten Standbein neben der Mikroelektronik zu etablieren. Im Einzelnen geht<br />
es um die:<br />
− Erhaltung und Schaffung von Arbeitsplätzen,<br />
− Verknüpfung zwischen Naturwissenschaften, Ingenieurwissenschaften, Informatik und<br />
Medizin,<br />
− Entwicklung zu einem weltweit führenden Ausbildungs-, Forschungs- und<br />
Wirtschaftsstandort in den zukunftsträchtigen Biotechnologiebereichen (Nano-<br />
Biotechnologie, Engineering und funktionelle Pharmagenomik).<br />
Die Strategie des BioMeT-Netzwerkes sieht vor, vorhandene Innovationspotenziale durch die<br />
Zusammenarbeit von Unternehmen und Wissenschaftseinrichtungen auszuschöpfen,<br />
Existenzgründungen aus den Reihen der Wissenschaft gezielt zu fördern sowie die<br />
Ansiedlung von Unternehmen zu unterstützen. 61 Die Vision des BioMeT-Netzwerkes sah vor,<br />
bis zum Ende des Förderzeitraumes im Jahr 2006 25 Unternehmensgründungen, zehn<br />
Unternehmensansiedlungen sowie die Schaffung von 2.500 Arbeitsplätzen zu erreichen.<br />
Die Zwischenbilanz im November 2004 brachte folgendes Ergebnis hervor: sechzehn<br />
Unternehmen wurden gegründet, vier weitere angesiedelt. Knapp 1.100 Arbeitsplätze<br />
konnten geschaffen werden, darunter 583 in Unternehmen und 512 in Forschungseinrichtungen.<br />
Hinzu kommen weitere – wenn auch nur schwer zu erfassende – sekundär<br />
entstandene bzw. gesicherte Arbeitsplätze. Die Bilanz des BioMeT-Netzwerkes kann sich<br />
somit – trotz der sehr ambitionierten Ziele – sehen lassen. Darüber hinaus wurde ein<br />
Biotechnologie-Netzwerk mit mehr als 200 Partnern in der Region Dresden etabliert. Die<br />
Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen konnte mit Hilfe der InnoRegio-Förderung und damit<br />
die Gesamtentwicklung der Region deutlich gesteigert werden. 62<br />
61 vgl. BMBF 2000, S.77<br />
62 vgl. GWT 2005<br />
39
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
2.3.4 Entrepreneurship und technologiebasierte Unternehmen<br />
Regionalpolitisches Handeln umfasst neben der Bestandspflege vorhandener Unternehmen<br />
die Ansiedlung und die Gründung neuer Unternehmen. Dabei kommt der Unterstützung von<br />
Unternehmensgründungen eine immer größere Bedeutung zu.<br />
Der Unternehmensbestand in Sachsen ist durch eine hohe Dynamik gekennzeichnet: Täglich<br />
werden neue Unternehmen gegründet, während bestehende aufgegeben werden müssen.<br />
Im Jahr 2003 verzeichnete die sächsische Gewerbestatistik 41.952 Gewerbeanmeldungen,<br />
davon 37.543 Neuerrichtungen, und 32.600 Gewerbeabmeldungen, davon 27.999<br />
Aufgaben. 63 Die meisten Gewerbeanmeldungen (10.809) gab es im Handel, allerdings<br />
fanden dort auch die meisten Abmeldungen (9.765) statt.<br />
Im Vergleich zu den Vorjahren war im Jahr 2003 ein deutlich höherer Zuwachs im<br />
Gewerbebestand zu verzeichnen. Der Saldo aus An- und Abmeldungen von 9.347 übertraf<br />
das Ergebnis des Jahres 2002 (+750) um mehr als das Zehnfache. Ein ähnlich kräftiger<br />
Zuwachs wie 2003 war in Sachsen zuletzt 1996 zu verzeichnen. Sei<strong>the</strong>r näherte sich die<br />
Zahl der Gewerbean- und -abmeldungen immer weiter an. 64<br />
In Zusammenhang mit der Gründung von neuen Unternehmen gewinnen die Hochschulen,<br />
aber auch Wissenschaftseinrichtungen im Allgemeinen eine zunehmend wichtige Rolle. Im<br />
Folgenden werden daher Initiativen zur Unterstützung von Gründungen aus diesen<br />
Institutionen vorgestellt.<br />
Dresden exists<br />
Eine Untersuchung der Universität Köln hat ergeben, dass die Gründungsdynamik in der<br />
Region Oberes Elbtal/ Osterzgebirge unterdurchschnittlich ausgeprägt ist. Im bundesweiten<br />
Vergleich belegt die Region nur Platz 89 unter den 97 Raumordnungsregionen. 65 An diesem<br />
Defizit setzt die Initiative „Dresden exists“ im Rahmen des Programms EXIST an.<br />
Die Initiative „EXIST – Existenzgründer aus Hochschulen“ des Bundesforschungsministeriums<br />
wurde im Dezember 1997 gestartet. Heute wird die Gründungsinitiative durch<br />
das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi), den Freistaat Sachsen und<br />
den Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert. 66 EXIST möchte das Gründungsklima an<br />
deutschen Hochschulen verbessern und das Thema „Unternehmerische Selbständigkeit“ in<br />
der akademischen Ausbildung verankern. Ziel ist es, die Zahl von Unternehmensgründungen<br />
aus akademischen Einrichtungen zu steigern. Hierzu sollen regionale Kooperationen<br />
zwischen Universitäten, Hochschulen, der Wirtschaft und weiteren Partnern geschaffen<br />
werden. 67 Mit Hilfe von EXIST werden vier Teilziele verfolgt:<br />
63 SMWA 2004, S. 63<br />
64 SMWA 2004, S. 64; Es muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass auch statistische Effekte zu<br />
diesem erheblich höheren Saldo bei den Gewerbean- und -abmeldungen beigetragen haben.<br />
65 vgl. UNIVERSITÄT KÖLN 2005<br />
66 www.dresden-exists.de, 15.09.2007<br />
67 BMBF 2002; KOSCHATZKY 2001<br />
40
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
− The permanent creation <strong>of</strong> a „Culture <strong>of</strong> Entrepreneurship“ in teaching, research and<br />
administration at higher-education institutions targeting at students, university personnel<br />
and graduates;<br />
− increasing knowledge spill over into economic value added;<br />
− <strong>the</strong> goal-directed promotion <strong>of</strong> <strong>the</strong> large potential for business ideas and entrepreneurs at<br />
higher-education institutions and research establishments;<br />
− a significant increase in <strong>the</strong> number <strong>of</strong> innovative start-ups and <strong>the</strong> resulting creation <strong>of</strong><br />
new and secure jobs. 68<br />
Im August 1998 wurden aus der Gesamtzahl der 109 eingereichten Konzepte fünf EXIST-<br />
Netzwerke ausgewählt, die seit Ende 1998 an der Umsetzung ihrer Konzepte arbeiten. In der<br />
ersten Förderperiode bis Anfang 2002 wurde die Umsetzung mit gut 15 Mio. Euro<br />
unterstützt. Nach Ablauf der ersten Förderperiode erhielten die Netzwerke eine<br />
Anschlussfinanzierung für weitere drei Jahre, um die aufgebauten Netzwerkstrukturen zu<br />
stabilisieren und ihre Erfahrungen in andere Gründungsnetzwerke zu transferieren.<br />
Im Jahr 2006 ist vom BMWi das dritte Förderprogramm „EXIST III - Förderung der<br />
unternehmerischen Selbstständigkeit an Hochschulen und Forschungseinrichtungen“ in Kraft<br />
getreten. Es soll Lücken im Qualifizierungs- und Unterstützungsangebot schließen. Neben<br />
Hochschulen werden nun auch außeruniversitäre öffentliche Forschungseinrichtungen<br />
gefördert. EXIST III konzentriert sich auf klar definierte und abgegrenzte Projekte, die<br />
gemeinsam mit Partnern durchgeführt werden. 69<br />
Diese Entwicklung erlaubt den Schluss, dass sich dieser Weg der Förderung im<br />
Bundesgebiet bewährt hat und auch in Dresden, durch „Dresden exists“ etabliert ist.<br />
Entsprechend den Programmvorgaben wurde „Dresden exists“ relativ stark von der TU<br />
Dresden geprägt. In der laufenden Förderperiode ist man angehalten, in das Netzwerk<br />
verstärkt weitere regionale Partner einzubinden, die gemeinsam Gründungen aus der<br />
Hochschule/ Wissenschaftseinrichtungen fördern wollen. In einzelnen Elementen von<br />
„Dresden exists“ spielen Wirtschaftsakteure eine wichtige Rolle, beispielsweise in<br />
Zusammenhang mit Finanzierungs- und Organisationsfragen.<br />
Ausgewählte Maßnahmen von „Dresden exists“ sind (vgl. BMBF 2002):<br />
− Gründerfoyer: In Zusammenarbeit mit den Netzwerkpartnern bietet das Gründerfoyer als<br />
öffentliches Forum eine Plattform für alle an Gründungen Interessierte aus der Region.<br />
Im vierteljährlichen Rhythmus treffen sich gründungswillige Hochschulangehörige,<br />
Jungunternehmer und Netzwerkpartner zum Erfahrungsaustausch und zum Knüpfen von<br />
Kontakten. Ähnlich einer Messe haben die Teilnehmer die Gelegenheit, auf ihre Ideen,<br />
Produkte und Leistungen aufmerksam zu machen. Über Finanzierungs- und<br />
Beratungsangebote informieren verschiedene Aussteller; Dresdner Wissenschaftler<br />
präsentieren innovative Produkte und Dienstleistungen, die in Forschungsprojekten<br />
entwickelt wurden.<br />
68 KOSCHATZKY 2001,S.8<br />
69 www.exist.de/exist/1998_2006, 15.09.2007<br />
41
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
− Dreiphasiges Ausbildungsprogramm: Die Ausbildung vom Studenten zum Unternehmer<br />
ist kein S<strong>of</strong>ortprogramm, sondern ein sich über einen längeren Zeitraum erstreckender<br />
Prozess. „Dresden exists“ hat sich bewusst dem gesamten Prozess verschrieben und<br />
gewährt damit eine umfassende Betreuung und Unterstützung der Gründer. In der ersten<br />
Phase werden Studenten auf die Unternehmensgründung neugierig gemacht. In der<br />
zweiten Phase beginnt die Unternehmerausbildung, indem in Lehrveranstaltungen<br />
spezielle Kenntnisse (z. B. Entwicklung einer Geschäftsidee) vermittelt werden. In der<br />
letzten Phase startet der Gründungsprozess. Die Gründer erhalten durch „Dresden<br />
exists“ Unterstützung bei organisatorischen und planerischen Aufgaben.<br />
− Gründertreff an der TU Dresden: Der Gründertreff ist als Kommunikationsplattform und<br />
Treffpunkt für potenzielle Gründer gedacht. Neben fachspezifischen Vorträgen von<br />
Praktikern besteht die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen und individuelle Beratung zu<br />
erhalten.<br />
− Fakultätsübergreifende Businessplanseminare an der TU Dresden: Hier erarbeiten die<br />
Teilnehmer Businesspläne für konkrete Innovations-/ Gründungsideen in gemischten<br />
Teams aus den Wirtschaftswissenschaften und Ingenieur-/ Naturwissenschaften. Das<br />
Seminar wird von Instituten der TU Dresden in Kooperation mit Partnern aus der Praxis<br />
(Regionale Beteiligungsgesellschaft) getragen und gesponsert.<br />
− Zum Thema Unternehmensnachfolge als eine Alternative zur Neugründung bietet das<br />
Team von „Dresden exists“ in der neuen Förderperiode Informationsveranstaltungen und<br />
Unterstützung an.<br />
Es gibt keine exakten Zahlen zu Gründungen von Absolventen der TU Dresden. Allerdings<br />
lassen sich aus dem Gründungsgeschehen im Rahmen von „Dresden exists“ erste<br />
Anhaltspunkte abschätzen: Zwischen 1998 und 2003 sind aus dem Projekt ca. 100<br />
Gründungen mit 150 Gründern hervorgegangen. Im Vergleich zu den anderen vier EXIST-<br />
Regionen weist Dresden damit das höchste Gründergeschehen auf. 70 Gleichwohl schätzt<br />
„Dresden exists“ die Zahl potenzieller Gründer im Raum Dresden auf rund 3.900.<br />
Gründungsinteressiert sollen sogar 17.000 Personen sein.<br />
UGB Leipzig<br />
Das Unternehmensgründer<strong>büro</strong> ugb Leipzig unterstützt Existenzgründungen in der<br />
Vorbereitungs-, Gründungs- und Einführungsphase. Die Schwerpunkte von ugb Leipzig sind:<br />
− Das Bereitstellen individueller Informationsmaterialien,<br />
− Die Beratung zum betriebswirtschaftlichen Konzept,<br />
− Ein Angebot von Seminaren und fachspezifischer Beratungen,<br />
− Die Beratung für eine richtige Absicherung,<br />
− Die Vermittlung von Gewerbeflächen,<br />
− Lotsendienste durch die Verwaltung,<br />
− Netzwerktätigkeiten mit den Hochschulen Leipzigs, als Verbindung zwischen<br />
Wissenschaft und Praxis.<br />
70 vgl. REGIONOMICA 2005,S.161-162<br />
42
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
Das ugb Leipzig ist eine Gemeinschaftsinitiative folgender Partner:<br />
− Sparkasse Leipzig: Die Sparkasse Leipzig unterstützt Unternehmensgründer in allen<br />
Fragen der Finanzierung von der Planung bis zur Umsetzung. Die Unternehmensbeteiligungsgesellschaft<br />
GmbH der Sparkasse Leipzig bietet direkte und stille<br />
Beteiligungen an innovativen und arbeitsplatzschaffenden Unternehmen in der Region<br />
an.<br />
− Die Stadt Leipzig bekennt sich zur Innovationsförderung; Unternehmensgründungen<br />
werden in Leipzig intensiv und vielfältig unterstützt.<br />
− Landkreis Leipziger Land: Der Landkreis Leipzig unterstützt junge Gründer in der Region.<br />
Mit dem Technologiezentrum Campus Espenhain wurde ein Innovationsstandort<br />
geschaffen, der Gründern Know-How und Bür<strong>of</strong>lächen bietet.<br />
− IHK Leipzig: Die Industrie- und Handelskammer zu Leipzig bietet regelmäßige<br />
Existenzgründungsseminare an. Sie berät umfassend bei den ersten Gründungsschritten<br />
und hilft, „Stolpersteine“ zu überwinden.<br />
− HWK Leipzig: Die Handwerkskammer zu Leipzig bietet ein breitgefächertes<br />
Beratungsangebot für Existenzgründer im Handwerk.<br />
− BIC Leipzig: Das Business & Innovation Centre Leipzig (BIC) dient als zentrale<br />
Anlaufstelle für alle Belange rund um die Existenzgründung und Innovationen.<br />
− Bio-City Leipzig: Mit der Bio-City Leipzig wird das bislang bedeutendste Biotechnologievorhaben<br />
Leipzigs realisiert und geht im Jahr 2007 mit Erfolg in eine, auch bauliche,<br />
Erweiterung. 71<br />
Anhand der Liste der beteiligten Partner wird deutlich, dass die Förderung von<br />
Unternehmensgründungen eine gemeinschaftliche Initiative von kommunalen und<br />
wirtschaftlichen Partnern ist. Dies trägt wesentlich zum Erfolg der Initiative und bei den<br />
Existenzgründungen bei.<br />
SAXEED<br />
In der Region Südwest<strong>sachsen</strong> stehen interessierten Gründern umfassende Beratungsangebote<br />
zur Verfügung, beispielsweise zu Fragen der Rechtsformwahl, Gründungsformalitäten,<br />
Finanzierung/ finanzielle Förderung, Schlüsseltechnologien oder Marketing für<br />
Existenzgründer.<br />
Gleichzeitig stehen etablierte Unternehmen den Existenzgründern mit Rat und Tat zur Seite.<br />
Zur Unterstützung der Jungunternehmer aus eben dieser Unternehmer-Perspektive bietet<br />
SAXEED sein Know-How und sein Handwerkszeug an.<br />
SAXEED ist das Gründernetzwerk der vier südwestsächsischen Hochschulen: der TU<br />
Chemnitz, der TU Bergakademie Freiberg, der Hochschule Mittweida und der Westsächsischen<br />
Hochschule Zwickau. Es wurde Ende 2002 an der TU Chemnitz gemeinsam mit<br />
Hochschullehrern der Fachhochschulen Mittweida und Zwickau ins Leben gerufen.<br />
Bis Anfang 2006 wurde das Gründernetzwerk mit Mitteln des Bundesministeriums für<br />
Bildung und Forschung aus dem Förderprogramm EXIST Transfer finanziert. Mit Auslaufen<br />
71 www.ugb-leipzig.de, 15.09.2007<br />
43
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
der Förderung gelang es, Fördermittel der Europäischen Union aus dem Europäischen<br />
Sozialfonds und des Freistaates Sachsen einzuwerben. Damit war auch eine Erweiterung<br />
des Netzwerks auf den Standort Freiberg möglich.<br />
Die beteiligten Hochschulen und Forschungseinrichtungen können auf eine langjährige<br />
Tätigkeit und auf Know-How im ingenieurwissenschaftlichen Bereich insbesondere im<br />
Maschinenbau und der Elektrotechnik für die Automobil-, Automobilzulieferer- und die<br />
Elektronikindustrie zurückblicken.<br />
Die regionale Wirtschaft ist ebenfalls durch diese Branchen geprägt. Die in den letzten zehn<br />
Jahren verstärkt getätigten Investitionen schufen eine moderne und auch international<br />
konkurrenzfähige FuE-Infrastruktur. Stetig wachsende Studentenzahlen bestätigen die hohe<br />
Attraktivität der Hochschulen.<br />
Seit Projektstart im September 2002 erfüllt SAXEED die folgenden Aufgaben:<br />
− Begleitung und Coaching konkreter Gründungs- und Wachstumsvorhaben,<br />
− Sensibilisierung und Motivierung mittels vielseitiger Öffentlichkeitsarbeit,<br />
− Unterstützung bei der Generierung von Geschäftsideen mittels Veranstaltungen,<br />
Workshops und Zusammenarbeit/ Austausch mit ARGE-Patent,<br />
− Aus- und Weiterbildung von Gründungsinteressierten mittels organisierter Gründerkollegs,<br />
regelmäßigen Lehrveranstaltungen und Vermittlung vorhandener Bildungsangebote,<br />
− Gewinnung und Qualifizierung von Lehrpersonal aus Forschung und Praxis,<br />
− Projektmanagement.<br />
Aus der Sicht der Initiative, können sich die Ergebnisse der Arbeit des Netzwerkes sehen<br />
lassen. Aus ca. 100 Gründungsideen entstanden 56 – bis Ende 2005 noch aktive –<br />
Unternehmen, die bis dahin schon über 110 Vollzeitarbeitsplätze geschaffen hatten. 72<br />
Betrachtet man die wirtschaftliche Entwicklung und Gründungsaktivität der Region, so sollte<br />
der Blick abermals zu den angrenzenden Universitätstandorten in Halle wie auch in Jena<br />
gehen. In beiden Ländern Sachsen-Anhalt und Thüringen haben sich die Hochschulen an<br />
der Initiative EXIST beteiligt und sind in verschiedenen Phasen des Förderprogramms<br />
erfolgreich gewesen.<br />
In der gegenwärtigen Phase III der Förderung versteht sich die Initiative „Scidea – Innovative<br />
Gründungen aus der Wissenschaft“ an der Martin-Lu<strong>the</strong>r-Universität Halle-Wittenberg<br />
darauf, die Lücke in der schnellen Verwertung von innovativen und wachstumsorientierten<br />
Forschungsergebnissen zu schließen. Anders als in den vorgestellten Gründer<strong>büro</strong>s in<br />
Sachsen wird hier zunächst an einer Datenbank gearbeitet, welche die Arbeitsschwerpunkte<br />
und Patente der Forschung an den Hochschulen und außeruniversitären<br />
Forschungseinrichtungen sammelt. Auf der anderen Seite wird eine ähnliche Datenerhebung<br />
durch die Unternehmen durchgeführt, um dann gezielt deren Probleme diskutieren und<br />
72 www.saxeed.net, 15.09.2007<br />
44
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
Lösungsansätze finden zu können, für welche Kompetenzfelder in der Universitäten<br />
existieren. 73<br />
Die Friedrich-Schiller-Universität Jena und die benachbarte Bauhaus-Universität Weimar<br />
verbindet durch die III. Phase der EXIST Förderung der Gründer- und Innovationscampus<br />
Jena – Weimar. Da beide Universitäten bereits Strukturen der Gründerunterstützung in der<br />
Vergangenheit geschaffen haben, kann mit dem Gründer- und Innovationscampus das<br />
Angebotsspektrum im Bereich Existenzgründung für beide Hochschulen erweitert und die<br />
Betreuung der Gründer intensiviert werden. Die unterschiedlichen Forschungsschwerpunkte<br />
und Studienangebote der beiden Universitäten sind dabei das Besondere der<br />
ungewöhnlichen Arbeitsgemeinschaft: Während an der Bauhaus-Universität Weimar die<br />
Studiengänge Medien und Gestaltung sowie Architektur und Bauingenieurwesen dominieren,<br />
steht die Friedrich-Schiller-Universität Jena für Naturwissenschaften, Ma<strong>the</strong>matik und<br />
Informatik, Medizin und Wirtschaftswissenschaften. Im Urteil der Macher ist das die beste<br />
Mischung (Kreativität trifft Rationalität) für erfolgreiche Gründungen. 74<br />
Zusammenfassend lässt sich somit festhalten, dass den Hochschulen und<br />
Wissenschaftseinrichtungen eine große Bedeutung bei der Unterstützung von Gründungen<br />
zukommt. Viele neue Unternehmensideen (Produkte, Prozesse) haben ihren Ursprung in der<br />
anwendungsorientierten Forschung. Um diese Ideen zur Marktreife zu bringen bzw. in<br />
konkrete Geschäftsideen zu überführen, sind zwei Wege denkbar: Zum einen über die<br />
Zusammenarbeit mit Unternehmen in regionalen Netzwerken, indem die wissenschaftlichen<br />
Ergebnisse Unternehmen zur Verfügung gestellt werden. Zum anderen in Form von<br />
Gründungen aus den Hochschulen heraus. Beide Wege sind in Sachsen verbreitet, auch<br />
wenn die Hochschulen erst in den letzten Jahren ihre Rolle und Aufgaben verstärkt<br />
wahrnehmen. Dies wird daran ersichtlich, dass die vorgestellten Initiativen erst in den letzten<br />
Jahren entstanden sind.<br />
Die Rolle und Aufgaben der Hochschulen sind dabei unterschiedlich. Eine wesentliche<br />
Aufgabe besteht darin, dass sie den Kontakt zu relevanten Unternehmen aber auch<br />
Experten für Rechts- und Finanzfragen herstellen und somit quasi eine Vermittlerrolle<br />
einnehmen. Darüber hinaus bilden sie aber auch eine Plattform für die Gründungswilligen,<br />
indem sie Räumlichkeiten und Ausstattung (z.B. Labors, DV-Verarbeitung), Know-how (über<br />
die angestellten Wissenschaftler und Mitarbeiter) und gegebenenfalls finanzielle<br />
Unterstützung bereitstellen. Im Fall des ugb Leipzig wird deutlich, dass auch die Kommunen<br />
diese Vermittlungsaufgabe als wichtig erachten und Kapazitäten zur Verfügung stellen,<br />
letztlich auch, um gut ausgebildeten Absolventen nach ihrem Abschluss am Ort zu halten<br />
und eine Perspektive zu geben.<br />
Als regionale Akteure verfügen die Hochschulen zudem über Kontakte zu anderen wichtigen<br />
Akteuren (Kommunen, Sparkassen, Kammern), die ebenfalls für Gründungen bedeutsam<br />
sind. Hierzu gehört unter anderem, dass sie bereits während der Ausbildung von Studenten<br />
Kontakte zu Unternehmen herstellen können, so dass sich ein langjähriger Kontakt zwischen<br />
Unternehmen und Hochschulen / Studenten entwickeln kann, aus dem später eine fachliche<br />
Zusammenarbeit möglich wird. Gleichzeitig können die Studenten zum Beispiel durch<br />
73 www.exist.de/exist3/projekte, 15.07.2007<br />
74 www.exist.de/exist3/projekte, 15.07.2007<br />
45
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
Praktika während ihres Studiums Know-how aus den Unternehmen in die Hochschulen<br />
transferieren.<br />
46
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
2.4 Technologietransfer in Sachsen: Instrumente, Strukturen und Maßnahmen<br />
Unter dem Begriff Technologietransfer wird überwiegend der Weg verstanden, Technologien<br />
und Entwicklung aus der Forschung in wirtschaftliche Anwendung zu bringen. Dies wird wie<br />
bereits bei den oben beschriebenen Gründungsinitiativen von Politik auf Bundes- wie auch<br />
Landesebene, insbesondere der kommunalen Ebene unterstützt. Zur Verdeutlichung dieses<br />
Spektrums werden weitere Instrumente und Maßnahmen vorgestellt:<br />
Technologietransfereinrichtungen, Patentmeldungen sowie Stiftungspr<strong>of</strong>essuren.<br />
2.4.1 Technologietransfer - Einrichtungen<br />
Die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen hängt zu einem großen Teil von ihrer Fähigkeit<br />
zur Generierung von Innovationen ab, das heißt, der Fähigkeit, neues Wissen für<br />
Innovationsprozesse zu nutzen (siehe oben). Insbesondere KMU verfügen häufig nicht über<br />
ausreichend eigene FuE-Kapazitäten (personeller und finanzieller <strong>Art</strong>) und sind daher auf<br />
externes Wissen angewiesen. Um den Technologietransfer zwischen Forschungseinrichtungen<br />
und Anwendern zu beschleunigen, hat der Freistaat Sachsen in den zurück<br />
liegenden Jahren den Aufbau und die Pr<strong>of</strong>ilierung eines landesweiten Netzes von<br />
Transfereinrichtungen unterstützt.<br />
Aufgabe dieser Einrichtungen ist es, durch Beratung, Moderation und aktive Kontakt- und<br />
Informationsvermittlung vor allem kleinen und mittleren Unternehmen den Zugang zu<br />
technologischem Know-how zu erleichtern. 75 Das Sächsische Wirtschaftsministerium fördert<br />
die Tätigkeit dieser Einrichtungen über bedarfs- und ergebnisorientierte Projekte, die eine<br />
Aktivierung, Beschleunigung oder Verbesserung des Technologietransfers und des<br />
technologieorientierten Gründungsgeschehens zum Ziel haben.<br />
Das Netzwerk umfasst 42 Technologiezentren, die für Technologieberatung, Technologievermittlung<br />
und technologieorientierte Existenzgründungsbetreuung zuständig sind. Zum<br />
Technologietransfer-Netzwerk in Sachsen gehören:<br />
− Zwei Patentinformationszentren an den Universitäten Chemnitz und Dresden,<br />
− Vier Technologieberatungszentren (Technologieagenturen) mit Sitz in Chemnitz,<br />
Dresden, Görlitz und Leipzig,<br />
− Fünfzehn Technologietransferzentren mit spezifischen Ausrichtungen,<br />
− Einundzwanzig Technologie- und Gründerzentren (TGZ).<br />
Die Technologie- und Gründerzentren bieten neben Beratung und Serviceleistungen vor<br />
allem Räumlichkeiten für die Gründung von jungen, innovativen Unternehmen. Ende des<br />
Jahres 2006 waren 744 Firmen mit mehr als 4.500 Beschäftigten in den TGZ angesiedelt. In<br />
den vergangenen 15 Jahren wurden an den Standorten über 2.030 neue Unternehmen<br />
gegründet, in denen ca. 17.400 zukunftsfähige Arbeitsplätze entstanden sind. Hinzu kommen<br />
etwa 4.800 Folgearbeitsplätze im Umfeld dieser jungen Technologieunternehmen. Nach<br />
Angaben der Arbeitsgemeinschaft sächsischer Technologie- und Gründerzentren (AG TZ-S)<br />
liegt die Erfolgsquote der Gründungen bei über 90 %.<br />
75 vgl. SMWA 2004, S.77<br />
47
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
Für die folgenden Jahre nehmen sich die Gründerzenten vor, das Gründungsgeschehen<br />
durch neue, attraktive Angebote zu forcieren und den Technologietransfer noch intensiver zu<br />
organisieren. 76 Die Bereitstellung von branchenspezifizierter Infrastruktur, wie beispielsweise<br />
bereits in den Biotechnologiezentren Leipzig und Dresden geschehen, wird für die Zukunft<br />
als erfolgsversprechend angesehen.<br />
Konform zu den Entwicklungsideen im ADT (Bundesverband Deutscher Innovations-,<br />
Technologie- und Gründerzentren e.V.), priorisiert auch das sächsische Netzwerk, die aktive<br />
Zusammenarbeit mit Schulen und die Qualitätsbewertung von Innovationszentren. 77<br />
Die TU Dresden verfügt über eine eigene Technologietransfer-Einrichtung, die Gesellschaft<br />
für Wissens- und Technologietransfer der TU Dresden mbH (GWT). Die GWT führt im<br />
Auftrag von Unternehmen und der öffentlichen Hand Forschungsvorhaben durch, entwickelt<br />
neue Produkte und Technologien und bietet einen umfangreichen Innovationsservice an.<br />
Eine Hauptaufgabe des Unternehmens ist es, die sächsischen Hochschulen und<br />
Universitäten bei der Bearbeitung ihrer Patente zu unterstützen. Damit ist sie als sächsische<br />
Patentverwertungsagentur etabliert. Die GWT wurde 1996 gegründet und beschäftigt im<br />
Jubiläumsjahr 2006 rund 1.920 Mitarbeiter sowie 240 Wissenschaftler und Ingenieure<br />
verschiedenster Fachgebiete in freier Mitarbeit. Die Gesamtleistung betrug im Jahr 2006<br />
16,6 Mio. Euro. 78<br />
2.4.2 Patentanmeldungen<br />
Innovationen bedürfen insbesondere in der Anfangsphase des rechtlichen Schutzes<br />
gegenüber Mitkonkurrenten, um eine erfolgreiche Markteinführung zu gewährleisten. Aus<br />
diesem Grund können die Patentinformationszentren an den Universitäten Chemnitz und<br />
Dresden als weitere Bausteine in Wissenschaft-Wirtschaft-Kooperationen angesehen<br />
werden. Die Patentinformationszentren sind erste Ansprechpartner in Fragen des<br />
gewerblichen Rechtsschutzes gegenüber der Öffentlichkeit. Sie unterstützen Forscher mit<br />
Informationen zum „Stand der Technik“, zu Schutzrechtsverletzungen, Designschutz,<br />
eingetragenen Marken und Dienstleistungen sowie Klassifikationen. Weiterhin sind sie<br />
behilflich, Recherchestrategien zu erarbeiten und nehmen Schutzrechtsanmeldungen<br />
entgegen. 79 Im Hinblick auf den rechtlichen Schutz von „Erfindungen“ sowie den Transfer<br />
von universitärem Wissen in die unternehmerische Umsetzung kommt den<br />
Patentinformationszentren daher eine wichtige Rolle zu.<br />
Um die anwendungsorientierte Forschung in den Ingenieurwissenschaften abzubilden, führt<br />
das CENTRUM FÜR HOCHSCHULENTWICKLUNG (CHE), mit Sitz in Hannover, im Rahmen seines<br />
Forschungsrankings auch eine Patentanalyse in diesen Fächern durch. Dazu wird ermittelt,<br />
wie viele Patente jeder Pr<strong>of</strong>essor in den letzten drei Jahren angemeldet hat. Dies erfolgt über<br />
eine namentliche Abfrage in der Patentdatenbank des Deutschen Patentamtes (PATDPA) in<br />
München.<br />
76 tzsdbs.<strong>sachsen</strong>.de/tzs/, 15.09.2007<br />
77 ebenda<br />
78 www.gwtonline.de, 15.09.2007<br />
79 www.biblio<strong>the</strong>k.tu-chemnitz.de, 17.12.2005<br />
48
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
Entsprechend der neuesten Erhebung des CHE wurden in der Elektro- und<br />
Informationstechnik von Pr<strong>of</strong>essoren der TU Dresden zehn und von Pr<strong>of</strong>essoren der TU<br />
Chemnitz sechs Patente pro Jahr angemeldet. Dies sind 1,6 bzw. 1,4 Patente je Pr<strong>of</strong>essor<br />
über einen Vierjahres-Zeitraum. 80 Die beiden Universitäten liegen damit im Mittelfeld der<br />
<strong>Technische</strong>n Universitäten in Deutschland.<br />
2.4.3 Stiftungspr<strong>of</strong>essuren<br />
Schließlich können auch Stiftungspr<strong>of</strong>essuren als eine Form von Wissenschaft-Wirtschaft-<br />
Kooperation aufgefasst werden. Eine Stiftung kann unterschiedliche Ursprünge haben, als<br />
Stifter tritt jedoch häufig die regionale Wirtschaft auf. Mit ihrer Stiftung erkennen die Stifter<br />
die jeweilige Hochschule als kompetenten Partner an. Gleichzeitig erh<strong>of</strong>ft sich der Stifter mit<br />
seiner Stiftung einen direkten Nutzen, insbesondere den unmittelbaren Zugang zu neuem<br />
Forschungswissen. Die Stiftungspr<strong>of</strong>essur wird über ein reguläres Berufungsverfahren<br />
dauerhaft besetzt. In der Regel umfasst die Stiftungsdauer fünf Jahre, danach wird die<br />
Stiftungspr<strong>of</strong>essur aus Landesmitteln weiter finanziert.<br />
Beispiele für Stiftungspr<strong>of</strong>essuren an der TU Dresden sind:<br />
− Mobile Nachrichtensysteme,<br />
− Halbleiterphysik,<br />
− Systems Engineering,<br />
− Jean Monnet Lehrstuhl für das Recht der Europäischen Integration und<br />
Rechtsvergleichung unter besonderer Berücksichtigung Mittel- und Osteuropas,<br />
− SAP-Stiftungslehrstuhl für Entrepreneurship und Innovation,<br />
− Stadtumbau und Stadtforschung,<br />
− Energiewirtschaft,<br />
− Klinisch-<strong>the</strong>rapeutische Grundlagen der tagklinischen Behandlung von Ess-Störungen,<br />
− Stammzellentransplantation,<br />
− Dresdner Chamisso-Poetikdozentur,<br />
− Innere Medizin mit dem Schwerpunkt Diabetologie und Endokrinologie.<br />
Stiftungspr<strong>of</strong>essuren sind ein relativ kleines Element im Zusammenhang mit Wissenschaft-<br />
Wirtschaft-Kooperationen. Im Hinblick auf eine umfassende Wirkung auf die regionalen<br />
Effekte kommt ihnen für sich genommen, keine große Bedeutung zu. Jedoch eröffnen sie der<br />
Universität im „gestifteten“ Fachbereich einen weiten Zugang zu Netzwerken außerhalb<br />
Universität, welchen das eingesetzte Personal im besten Fall mitbringen sollte. Die Wissens-<br />
und Technologietransferstellen der sächsischen Universitäten schätzen diese <strong>Art</strong> der<br />
Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft als besonders effektiv ein. In<br />
Zusammenhang mit anderen Instrumenten und Initiativen können sie Baustein einer<br />
umfassenden Zusammenarbeit sein.<br />
80 vgl.CHE 2005, S G-9<br />
49
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
Fazit<br />
Wissenschaft-Wirtschaft-Kooperationen finden in vielfältiger <strong>Art</strong> und Weise statt. Im Rahmen<br />
der vorliegenden Studie konnte nur ein kleiner Ausschnitt der Wissenschaft-Wirtschaft-<br />
Kooperationen im Freistaat Sachsen sowie der benachbarten Regionen in Sachsen-Anhalt<br />
und Thüringen behandelt werden. Dennoch wurde versucht, einen Eindruck der<br />
unterschiedlichen Formen und Inhalte der Zusammenarbeit zu vermitteln. Der Transfer<br />
zwischen Wissenschaft und Unternehmen kann im Einzelfall vergleichsweise überschaubar<br />
sein bzw. lässt sich auch nicht jede <strong>Art</strong> der Kooperation, vor allem der nicht informalisierten,<br />
erfassen. Im Hinblick auf die Bedeutung für die regionale Entwicklung sind jedoch die<br />
größeren Kooperationen von Interesse, da von diesen eine ausgeprägtere Wirkung auf die<br />
regionale Entwicklung zu erwarten ist.<br />
Der Anlass zur Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Wissenschaft- und<br />
Forschungseinrichtungen kann im Einzelfall spezielle Gründe haben. In regionalpolitischer<br />
Sicht werden Netzwerke seit einigen Jahren verstärkt als Instrument eingesetzt und von<br />
staatlicher Seite unterstützt. Hierzu werden Anreize zur Kooperation gesetzt. Diese Anreize<br />
können materieller oder immaterieller (z.B. organisatorische Unterstützung von<br />
Kooperationen) Natur sein. Am Beispiel der BMBF-Initiative „Unternehmen Region“ wird<br />
deutlich, dass mit Hilfe eines vergleichsweise großen finanziellen Aufwandes (über 500 Mio.<br />
Euro) Aufbau und Entwicklung von regionalen Netzwerken gefördert wird. Gleichwohl wird<br />
diese Unterstützung nur als Anschubfinanzierung angesehen, aus der selbsttragende<br />
Strukturen und Kooperationen entstehen sollen, die über den Förderzeitraum hinaus<br />
Bestand haben und im besten Fall Investitionen nach sich ziehen. Dabei lässt eine III.<br />
Auflage des Programms mutmaßen, dass man mit den bisher erzielten Ergebnissen der<br />
Netzwerkarbeit auf Bundesebene durchaus zufrieden ist.<br />
Aus dem Resümee der jahrelangen Erfahrungen staatlicher Kooperationsunterstützungen<br />
auf Bundes-, Landes- oder kommunaler Ebene lässt sich für erfolgreiche Aktivitäten in der<br />
Zukunft festhalten, dass diese sehr spezifisch auf die Anforderungen der Branche<br />
zugeschnitten sein müssen, und die „Netzwerker“ aktiv auf die Akteure in der Wissenschaft<br />
und in der Wirtschaft zugehen müssen. An dieser Stelle ist weiterhin öffentliches<br />
Engagement gefragt, dem z.B. das aktuelle Programm Mitteleuropa 2007-2013 der Ziel 3<br />
Initiative (auch INTERREG IV) der Europäischen Union in seinen Zielstellungen zur<br />
Förderung von Einzelprojekten entspricht.<br />
50
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
3 Kooperationsanreize und –hemmnisse<br />
3.1 Einflussfaktoren auf den Erfolg von Wissenstransfer<br />
Der Erfolg von Wissenstransferprozessen ist von verschiedenen Einflussfaktoren abhängig.<br />
Einige der möglichen Faktoren sollen kurz beschrieben werden, um dann konkreter auf<br />
Anreize und Hemmnisse zu Wissenschaft-Wirtschaft-Kooperation einzugehen. Allgemein<br />
können diese Faktoren jedoch nicht unabhängig voneinander betrachtet werden; sie stehen<br />
vielmehr in Beziehung zueinander.<br />
Motivation der am Wissenstransfer Beteiligten<br />
Sind alle beteiligten Personen an einem Transfer von Wissen hinreichend interessiert, ist<br />
dieser unproblematisch realisierbar. Ist jemand nicht gewillt, Wissen mit anderen zu teilen<br />
bzw. aufzunehmen, kommt es zu Behinderungen und schließlich zum Stillstand des<br />
Prozesses. Gründe für die Motivationslosigkeit seitens der Wissensquelle können darin<br />
liegen, dass diejenigen Personen Angst haben, durch Weitergabe ihres Wissens ihre<br />
privilegierte Stellung aufs Spiel zu setzen o.ä.. Mangelnde Motivation auf Seiten des<br />
Wissensempfängers kann eventuell darauf zurückgeführt werden, dass die Person nicht<br />
bereit ist, Wissen von Personen, die nicht aus ihrem unmittelbaren Umfeld stammen, zu<br />
akzeptieren. Die Motivation auf beiden Seiten ist natürlich auch immer durch Vorerfahrungen<br />
geprägt, die mit der Weitergabe bzw. der Aufnahme von Wissen gemacht worden sind. 81<br />
Vertrauen<br />
Verrauen zwischen den beteiligten Personen ist eine wesentliche Grundlage des<br />
Transferprozesses. Mangelndes Vertrauen kann dazu führen, dass die Wissensgeber<br />
Informationen zurückhalten, oder dass die Wissensempfänger den Wahrheitsgehalt des<br />
transferierten Wissens anzweifeln. Wissen wird nur dann gern geteilt, wenn Vertrauen<br />
besteht, dass der Empfänger es bestmöglich einsetzt. Vertrauen wird nur langsam<br />
aufgebaut, durch Interaktion mit anderen Personen. Durch negative Erfahrungen kann es<br />
schnell wieder zerstört werden. 82<br />
Organisationskultur<br />
Im Allgemeinen sollte Wissenstransfer immer in einem sozialen und physischen Kontext<br />
stattfinden, da sich ein organisationeller Kontext auf den Transfer auswirkt. Ist die<br />
Organisationskultur allerdings stark individualistisch geprägt, kann sie den Transfer von<br />
Wissen behindern. In einer Organisationskultur, in der persönliches Wissen als die Basis von<br />
Macht angesehen wird, kann Wissenstransfer nur schwerlich durchgeführt werden. Nur wenn<br />
sie von guter Zusammenarbeit geprägt ist, kann effektiver Wissenstransfer stattfinden. Die<br />
Organisationskultur wirkt darüber hinaus auch auf andere Faktoren wie z.B. die Motivation<br />
der am Wissenstransfer beteiligten Personen und das Vertrauen. Sie ist aber immer im<br />
kulturellen Kontext zu betrachten. 83<br />
81 Hagen, M., S.130<br />
82 ebenda<br />
83 Hagen, M., S.131f<br />
51
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
Wissensbasis des Wissensempfängers<br />
Die Aufnahme von neuem Wissen ist immer von der Wissensbasis des Empfängers<br />
abhängig. Das neu aufzunehmende Wissen muss mit einem Teil der Wissensbasis<br />
kompatibel sein, um wirklich aufgenommen und verstanden werden zu können. Je breiter die<br />
vorhandene Wissensbasis ist, umso wahrscheinlicher ist es, dass das neu aufgenommene<br />
Wissen zu einem Teil des schon bestehenden Wissens passt und daran angeknüpft werden<br />
kann. 84<br />
Die Wahl des „Interaktionskanals“<br />
Wissenstransfer kann durch unterschiedliche Methoden bzw. „Interaktionskanäle“ erfolgen,<br />
z.B. durch ein persönliches Gespräch, über Telefon oder das Internet. Jede dieser Methoden<br />
hat Vor- und Nachteile und muss daher situationsabhängig ausgewählt werden. So zeichnen<br />
sich die Methoden durch eine unterschiedliche Reichhaltigkeit und Informationsbandbreite<br />
aus, was Einfluss auf die Quantität und Geschwindigkeit des Wissenstransfers hat. 85<br />
Organisationsstruktur<br />
Traditionelle Organisationsstrukturen sind für den Transfer von Wissen <strong>of</strong>t eher hinderlich, da<br />
sie meist hierarchisch geprägt und damit starr und unflexibel sind. Im Gegensatz dazu üben<br />
teamorientierte Organisationsstrukturen einen fördernden Einfluss auf die Generierung und<br />
den Transfer von Wissen aus. 86<br />
Wissenstransferkultur<br />
Es gibt zahlreiche kulturelle Faktoren, die den Wissenstransfer behindern. Friktionen<br />
verzögern oder verhindern den Transfer von Wissen und haben meist zur Folge, dass ein<br />
Teil des Wissens bei der Weiterleitung durch die Organisation abhanden kommt. In der<br />
folgenden Tabelle werden Friktionen und mögliche Lösungen gegenübergestellt. Der direkte,<br />
persönliche Kontakt ist von außerordentlicher Bedeutung, um eine gute Beziehung<br />
aufzubauen und einer als grundlegend erkannten Friktion vorzubeugen. Ein Mangel an<br />
Vertrauen behindert effektiven Wissenstransfer. 87<br />
84 ebenda<br />
85 ebenda<br />
86 ebenda<br />
87 ebenda<br />
52
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
Abb. 9: Gegenüberstellung von Friktionen und möglichen Lösungen<br />
Friktion Lösungsmöglichkeiten<br />
Mangel an Vertrauen Aufbau von Beziehungen und Vertrauen<br />
durch persönliche Begegnungen<br />
Unterschiedliche Kultur,<br />
Sprachgewohnheiten, Bezugsrahmen<br />
Zeitmangel und Fehlen von<br />
Begegnungsstätten; enge Auffassung von<br />
produktiver Arbeit<br />
Statusgewinn und Belohnung für<br />
Wissensträger<br />
Mangel an Aufnahmefähigkeit seitens der<br />
Empfänger<br />
Einstellung, dass Wissen bestimmten<br />
Gruppen vorbehalten ist; Syndrom „ist nicht<br />
von uns“<br />
Intoleranz gegenüber Fehlern und<br />
Hilfsbedürftigkeit<br />
Quelle: Hagen, M., S.132<br />
3.2 Kooperationsanreize der Akteure<br />
53<br />
Schaffung einer gemeinsamen Grundlage<br />
durch Ausbildung, Diskussionen,<br />
Veröffentlichungen, Teambildung,<br />
systematischer Arbeitswechsel<br />
Bereitstellung zeitlicher und räumlicher<br />
Möglichkeiten für den Wissenstransfer:<br />
Messen, „Talk Rooms“, Konferenzberichte<br />
Leistungsbeurteilung und Schaffung von<br />
Anreizen auf Basis der Weitergabe von<br />
Wissen<br />
Schulung der Mitarbeiter zur Flexibilität;<br />
Bereitstellung zeitlicher Möglichkeiten zum<br />
Lernen; Einstellung von Kandidaten, die sich<br />
für neue Ideen aufgeschlossen zeigen<br />
Förderung eines nicht hierarchischen<br />
Umgangs mit Wissen; Qualität der Idee<br />
wichtiger als Status der Wissensquelle<br />
Akzeptanz und Belohnung kreativer Irrtümer;<br />
Kooperationsprojekte; kein Statusverlust,<br />
wenn man nicht alles weiß<br />
Für die Unternehmen erfüllen die Wissenschaftler eine <strong>Art</strong> „Antennenfunktion“, indem sie<br />
auf globaler Ebene den wissenschaftlich technischen Forschritt und die Weiterentwicklung<br />
der Technologiegrenze beobachten und den aktuellen Stand weitergeben können. 88 Damit<br />
können diese einige Vorteile aus einer Kooperation mit der Wissenschaft ziehen:<br />
- Überwindung von FuE-Engpässen,<br />
- Suchen und Finden von potentiellen Mitarbeitern,<br />
- Kostenersparnis auf Grund niedriger Personalkosten an Forschungseinrichtungen,<br />
- direkte Vorteile im (FuE) Wettbewerb,<br />
- Ausnutzung von Verbundvorteilen in den Forschungseinrichtungen.<br />
88 vgl. SCHWIRTEN 2003, S. 58
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
Ein besonderer Anreiz einer Kooperation mit wissenschaftlichen Partnern liegt für<br />
Unternehmen darin, direkten Zugang zu neuen wissenschaftlichen und Forschungsergebnissen<br />
zu erhalten. Auf der einen Seite können Unternehmen darauf hinwirken, dass<br />
für sie relevante Themen beforscht werden, auf der anderen Seite haben sie direkten<br />
Zugang zu den neuesten Ergebnissen, die sie in neue Produkte bzw. Prozesse einfließen<br />
lassen können. Dieser unmittelbare Zugang zu neuesten Forschungsergebnissen kann bei<br />
den beteiligten Unternehmen zu einem Wissensvorsprung führen, und damit die<br />
Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen verbessern helfen.<br />
Innerhalb eines Forschungsauftrags können Wissenschaftseinrichtungen das Wissen häufig<br />
zu einem günstigeren Preis anbieten, als ein am Markt tätiges Unternehmen. 89 Diese<br />
Tatsache kann natürlich in der Praxis wiederum Konflikte verursachen, da öffentliche<br />
Einrichtungen darauf bedacht sein sollten, keinem privaten Anbieter die Aufträge zu<br />
entziehen. So wird laut Angaben der Technologietransferstellen sächsischer Hochschulen<br />
nach einer Anfrage eines Unternehmens zunächst erst einmal geprüft, ob nicht private<br />
Anbieter in der Region den Auftrag ebenfalls ausführen können (z. B., wenn es sich um die<br />
Bereitstellung von Messtechnik handelt).<br />
Das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) hat im Rahmen der Studie „Die Vernetzung<br />
zwischen Wissenschaft und Wirtschaft“ eine Unternehmensbefragung in Sachsen-Anhalt<br />
durchgeführt, um u.a. Ausstrahlungseffekte von Forschungseinrichtungen auf<br />
wissensbasierte Unternehmen unterschiedlicher Branchen zu ermitteln. Im Ergebnis besitzen<br />
lediglich zwei Variablen signifikanten Einfluss auf das Vorhandensein von<br />
Wissenschaftskontakten.<br />
1. Der Standort des Unternehmens: Befinden sich die Unternehmen in Ballungsräumen, also<br />
in Regionen mit einer hohen Dichte an Hochschulen und Forschungseinrichtungen, so steigt<br />
die Wahrscheinlichkeit, dass Kontakte zu Wissenschaftseinrichtungen bestehen.<br />
2. Die Herkunft der Unternehmer: War der Unternehmer vor seiner Tätigkeit im Unternehmen<br />
an einer Hochschule oder Forschungseinrichtung tätig, steigt die Wahrscheinlichkeit von<br />
Wissenschaftskontakten sogar um das 3,6fache. Die Unternehmensgröße verliert ihren<br />
signifikanten Einfluss auf das Vorhandensein von Wissenschaftskontakten. Die räumliche<br />
Nähe kann in Abhängigkeit von der <strong>Art</strong> des Kooperationspartners und der<br />
Kooperationsinhalte jedoch von unterschiedlicher Bedeutung sein. Bei den Fachhochschulen<br />
ist die räumliche Nähe besonders wichtig. Mehr als 70 Prozent aller genannten<br />
Einrichtungen liegen weniger als 50 km entfernt. Eine Kooperation mit Fachhochschulen in<br />
einer Entfernung von mehr als 150 km gilt als Ausnahmefall. 90<br />
Kooperationsanreize für Hochschulen: Anwendungsforschungen können um ihrer selbst<br />
Willen betrieben werden. Sie können aber zusätzlich auch von außen motiviert sein. Die<br />
Forschungs- und Lehrtätigkeit dient zum Beispiel dem Aufbau von Reputation und der<br />
sozialen Anerkennung der erbrachten Leistungen durch andere Personen. Daran gebunden<br />
ist letztlich die persönliche Karriere im Wissenschaftssystem. SCHWIRTEN bezeichnet gerade<br />
diesen Umstand als eine wesentliche Motivation auch zur Kooperation mit Unternehmen<br />
89 ebenda, S.57f<br />
90 vgl. Infodienst der Sächsischen Landesanstalt für Landwirtschaft 10/2006, S.7<br />
54
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
oder Forschungspartnern. Die so genannte intrinsische Motivation eines Akteurs im<br />
Wissenschaftssystem kann auch in alle folgenden Gründe für eine Kooperation einfließen. 91<br />
Anwendungsorientierte Forschung ist aber auch auf einen engen Kontakt zu den Nutzern der<br />
Forschungsergebnisse angewiesen. Dies gilt insbesondere für natur- und<br />
ingenieurwissenschaftliche Forschungs- und Wissenschaftseinrichtungen. Das Renommee<br />
einer Hochschule bzw. Forschungseinrichtung hängt unter anderem vom Innovationsgehalt<br />
der Forschungsergebnisse ab. Aus diesem Grund besteht durchaus ein großer Anreiz darin,<br />
eng mit Unternehmen zusammenzuarbeiten, damit die Forschungsergebnisse auch<br />
nachgefragt werden. Dies hat wiederum Relevanz für die Einwerbung von Drittmitteln.<br />
Forschergruppen werden von öffentlicher als auch privater Seite finanziell unterstützt, s<strong>of</strong>ern<br />
die zu erwartenden Ergebnisse auch nachgefragt werden. Nicht zuletzt stellt die Einwerbung<br />
von Drittmitteln einen wichtigen Indikator bei der Bewertung von Hochschulen, Instituten und<br />
einzelnen Lehrstühlen dar. Gerade in Zeiten knapper werdender öffentlicher Haushalte<br />
werden sich engagierte und innovative Wissenschaftler behaupten können.<br />
Durch den Blick über die Hochschule hinaus eröffnen Kooperationen die Möglichkeit der<br />
Orientierung an der Praxis und die Anpassung der Lehr<strong>the</strong>men an dieser. Weitere<br />
Kooperationsmotive können die Durchführung industrieller Referenzobjekte für die<br />
Einwerbung öffentlicher Mittel, die Steigerung der Zahl der Publikationen und Innovationen<br />
oder der Aufbau von Netzwerken sein.<br />
Untersuchungen haben, auch in Sachsen, gezeigt, dass Kooperationen von Wissenschaftseinrichtungen<br />
hautsächlich zusätzliche Forschungsgelder der öffentlichen Haushalte (z. B. in<br />
Form von Projektförderungen) den Wissenschaftseinrichtungen einen Anreiz für die<br />
Zusammenarbeit bieten. Da diese Mittel aktuell vor allem in technologieintensive<br />
Forschungen investiert werden, steht allen anderen Wissenschaftsbereichen nur ein<br />
geringes Budget zur Verfügung. Somit sind es hauptsächlich intrinsische Motive der<br />
Forscher, die eine Kooperation ermöglichen.<br />
3.3 Kooperationshemmnisse der Akteure<br />
Wie bereits unter Kapitel 3.1 allgemein beschrieben wurde, stehen Wissenschaft-Wirtschaft-<br />
Kooperationen auch Hemmnisse entgegen. Diese liegen in erster Linie in der Knappheit der<br />
vorhandenen Kapazitäten, und zwar sowohl in personeller als auch finanzieller Hinsicht.<br />
Es wurde bereits darauf hingewiesen, dass die sächsische Unternehmensstruktur<br />
maßgeblich durch kleine und mittlere Unternehmen geprägt ist, die nur über eingeschränkte<br />
Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen verfügen. Sie sind somit grundsätzlich auf<br />
externes Know-how angewiesen. Allerdings verfügen gerade die kleinen Unternehmen<br />
praktisch nicht über ausreichend Möglichkeiten, sich in umfangreichen Wissenschaft-<br />
Wirtschaft-Kooperationen zu engagieren.<br />
Für den Aufbau einer FuE-Abteilung fehlt es den Betrieben wiederum an Eigenkapital. Da es<br />
für eine Kooperation zwischen der Wissenschaft und den einzelnen Unternehmen auf beiden<br />
Seiten kompetenter Ansprechpartner bedarf, sind Transferprozesse nur selten möglich,<br />
wenn einer der Partner diese Bedingung nicht erfüllt.<br />
91 vgl. SCHWIRTEN 2003, S. 57<br />
55
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
Vergleichbares gilt auch für Lehrstühle an Universitäten. Einige Lehrstühle sind personell<br />
nicht umfangreich ausgestattet. Gegenüber größeren Forschungseinrichtungen – öffentlich<br />
wie privat – besitzen sie den Nachteil, dass sie über geringere personelle Kapazitäten<br />
verfügen. Im Verbund mit anderen Hochschulinstituten und Forschungseinrichtungen können<br />
sie jedoch ihr Know-how einbringen.<br />
Die Technologietransferverantwortlichen an den Hochschulen in Sachsen schätzen ein, dass<br />
das Potential für weitere Kooperation zwischen den Wissenschaftseinrichtungen noch nicht<br />
erschöpft ist. 92 Als Gründe für die ungenutzten Möglichkeiten werden vor allem Hindernisse<br />
im internen Aufbau und den damit verbundenen (meist langsamen) Abläufen in den<br />
Hochschulen gesehen.<br />
Zusätzlich beziehen sich die Vorbehalte der Zusammenarbeit der Unternehmen mit<br />
Wissenschaftseinrichtungen auf ein unterschiedliches Verständnis in der Herangehensweise<br />
und Bearbeitungsdauer angetragener Forschungsfragen.<br />
Ein Nachteil der den Unternehmen bei einer Kooperation immer bleibt, ist die Angst vor<br />
ungewolltem und unkontrolliertem Abfluss von Wissen. 93<br />
Ein Hinderungsgrund der Wissenschaftseinrichtungen zur Kooperation wären<br />
Einschränkungen der Publikationsmöglichkeiten zu nennen. Wegen des erwünschten<br />
Konkurrenzvorsprungs im Produktwettbewerb der Unternehmen ist es möglicherweise<br />
untersagt, betriebsinternes Wissen zu veröffentlichen. 94<br />
Fazit<br />
Einerseits gilt: Je intensiver und stabiler sich Beziehungen zu Institutionen in der Region<br />
entwickeln, um so eher werden die Voraussetzungen für die Entstehung innovativer Cluster<br />
bzw. Netzwerke geschaffen. Eine regional konzentrierte Zusammenarbeit bzw. räumliche<br />
Nähe der Partner ermöglicht face-to-face-Kontakte, welche letztendlich den Austausch von<br />
Wissen ermöglichen. Auf der anderen Seite ist vor allem die Zusammenarbeit mit<br />
Wissenschaftseinrichtungen so speziell, dass nicht räumliche sondern inhaltliche Kriterien<br />
die Wahl des Kooperationspartners bestimmen. Der Grund für diese Tatsache ist, dass sich<br />
die Unternehmen wegen der hohen Spezifität bei forschungsorientierter Zusammenarbeit<br />
den fachlich geeignetsten Partner suchen, wobei die räumliche Entfernung in den<br />
Hintergrund rückt. Für die Unternehmer ist weniger die Nähe zu den Bildungs-, Technologie-<br />
und Forschungseinrichtungen wichtig als vielmehr deren Qualität. 95<br />
Eine Einschätzung der GWT verdeutlicht die derzeitige Situation des Technologietransfers,<br />
speziell auch der Verwertung von Wissen, in Sachsen:<br />
Die GWT geht davon aus, dass für die Vermarktung von Forschungsleistungen ein<br />
Forschungspotential in entsprechender Größe verfügbar sein muss. Weiterhin ist es einer<br />
kommerziellen Gesellschaft im Vergleich zu einer öffentlichen Einrichtung eher möglich,<br />
Wissens- und Technologietransfer zu betreiben. Für die praktische Umsetzung dieser<br />
Erkenntnisse wäre es nötig, die Verantwortung aller Technologietransferfragen des<br />
92 Interviews in 2005<br />
93 vgl. SCHWIRTEN 2003, S.58<br />
94 Ebenda, S..58f<br />
95 vgl. Infodienst der Sächsischen Landesanstalt für Landwirtschaft 10/2006, S.7f<br />
56
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
gesamten mitteldeutschen Raumes – dieser umfasst dabei nahezu die drei Bundesländer<br />
Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen – einer Gesellschaft zu übergeben. Nur mit dieser<br />
räumlichen Ausdehnung stände das nötige Forschungspotential für eine erfolgreiche<br />
Vermarktung zur Verfügung. Die GWT ist bestrebt, ihre Arbeit auf den beschriebenen Raum<br />
auszudehnen und orientiert sich dabei an erfolgreichen deutschen Beispielen wie der<br />
„Steinbeis-Gesellschaft“ in Baden- Württemberg und dem Modell in Hamburg-Harburg.<br />
Außerdem würde eine Konzentration einzelner Forschungsbereiche innerhalb der drei<br />
Mitteldeutschen Bundesländer die Arbeitsweise derer effektiver werden lassen und ihnen<br />
eine gute Position im Wettbewerb zu anderen Regionen verschaffen. Dies gilt z. B. für die<br />
Forschung auf dem Gebiet der Biotechnologie.<br />
Die Landesgrenze zwischen Halle und Leipzig wirkt sich hinderlich auf grenzübergreifende<br />
Kooperationen, in Fragen der Zuständigkeiten und der finanziellen Förderung aus.<br />
Landesmittel werden für gewöhnlich nicht über die Landesgrenzen hinaus ausgegeben.<br />
Mittel des Bundes hingegen bieten sich zur Unterstützung einer länderübergreifenden<br />
Zusammenarbeit an und werden zunehmend genutzt. Eine Abstimmung der<br />
Fördermittelprogramme auf Länderebene wäre den Kooperationen von Wirtschaft und<br />
Wissenschaft förderlich. Weiterer Verbesserungsbedarf wird sowohl auf der Seite der<br />
Wirtschaft wie der Wissenschaft in der Förderungsdauer und -abwicklung gesehen.<br />
Gewöhnlich wird die anwendungsorientierte Forschung (in Form einer Zusammenarbeit von<br />
Unternehmen und Forschungseinrichtungen) finanziell unterstützt. Die darauf folgende<br />
Pilotphase erhält dagegen keine bzw. keine ausreichende Förderung, die allerdings für die<br />
Unternehmen zwingend notwendig ist. Die Finanzierungslücke birgt für die Betriebe große<br />
Unsicherheiten, die sie von Innovationen absehen lassen.<br />
Insgesamt fordern beide Seiten bessere Rahmenbedingungen für betriebliche Forschung<br />
und Entwicklung. Damit würden auch die nicht-monetären Unterstützungsleistungen der<br />
Kommunen und Länder (z. B. Vortragsreihen, Diskussionsrunden, Datenbanken) einen<br />
größeren Zuspruch bei den Unternehmern finden.<br />
Die Bedeutsamkeit von Forschung und Entwicklung für das wirtschaftliche Fortkommen des<br />
Landes und somit auch für die Gesellschaft des Landes wird durch die Bevölkerung nicht<br />
entsprechend wahrgenommen, so Vertreter der Sächsischen Wirtschaft und Wissenschaft.<br />
Damit fehlt die nötige Akzeptanz der Forschung insgesamt; einer höheren finanziellen<br />
Unterstützung steht man in Politik und Gesellschaft wenig aufgeschlossen gegenüber.<br />
Veranstaltungen, die einen breiten öffentlichen Zugang zu Themen der Wissenschaft<br />
ermöglichen (z. B. die Lange Nacht der Wissenschaften in Dresden), sollten deshalb in der<br />
Zukunft verstärkt für Aufmerksamkeit in der Bevölkerung sorgen.<br />
57
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
4 Demographischer Wandel – Qualifizierung und Arbeitsmarkt<br />
Der wirtschaftliche Erfolg von Unternehmen – und damit letztlich auch von Regionen – hängt<br />
unter anderem von der Verfügbarkeit qualifizierten Fachkräften ab. Die Diskussion über den<br />
Mangel an qualifizierten Fachkräften wird seit einigen Jahren im Freistaat Sachsen mit<br />
zunehmender Intensität geführt. 96 Das Thema des Demographischen Wandels, der<br />
zurückgehenden Anzahl von Personen im erwerbsfähigen Alter, beherrscht 2007 nicht mehr<br />
nur die Fachpublikationen, sondern ist auf einer breiten Basis in Politik und Gesellschaft<br />
angekommen. So wird mittel- bis langfristig für immer mehr Branchen eine Lücke zwischen<br />
Fachkräfteangebot und -nachfrage vorhergesagt, wobei diese Lücke vor allem qualitativer<br />
<strong>Art</strong> ist. 97 In einige Branchen und Regionen ist bereits heute ein Defizit an qualifizierten<br />
Fachkräften festzustellen: Es fehlen beispielsweise der IT-Branche Fachkräfte und in der<br />
Automobilindustrie fehlen Dreher und Fräser. Aufgrund der anhaltenden Abwanderung und<br />
der alterstrukturellen Veränderungen wird in den kommenden Jahren für weitere Branchen<br />
und Regionen ein Mangel an qualifizierten Arbeitskräften erwartet. Es gilt nun, mit dem<br />
Bewusstsein über die Problematik, Wege zu finden und Maßnahmen zu kreieren, die<br />
gewünschte Anzahl an ausgebildeten Arbeitskräften zur Verfügung zu stellen.<br />
In den folgenden drei Unterkapiteln wird zunächst auf die prognostizierte Bevölkerungsentwicklung<br />
im Betrachtungsgebiet eingegangen, um dann Schlüsse auf die Entwicklung am<br />
Arbeitsmarkt zu ziehen. Abschließend werden Maßnahmen vorgestellt, wie den<br />
Verschiebungen auf dem Arbeitsmarkt aktuell begegnet wird.<br />
4.1 Demographischer Wandel in der Region<br />
Die Bertelmann Stiftung hat in ihrem „Wegweiser Demographie“ 98 den deutschen Kommunen<br />
ein Internetportal bereitgestellt, mit dessen Hilfe sie die zukünftigen<br />
Bevölkerungsentwicklungen und deren Auswirkungen auf die Gemeinde ablesen können.<br />
Hier sind die Statistiken jeder Kommune ab 5000 Einwohner einzeln abrufbar und es stehen<br />
darüber hinaus Analysen sowie Empfehlungen, wie unterschiedlichen Entwicklungen<br />
begegnet werden kann, zur Verfügung.<br />
Die Expertenkommission „Demographischer Wandel in Sachsen“, einberufen durch die<br />
Staatskanzlei des Freistaats Sachsen, hat im Jahr 2004, eine Bericht über die zukünftige<br />
Entwicklung der Bevölkerung im Freistaat veröffentlicht. Hierin werden zum einen die<br />
Herausforderungen aufgezeigt und ebenfalls Handlungsempfehlungen, in den unterschiedlichen<br />
Politikfeldern, bezogen auf das Land Sachsens gegeben. Beide Quellen sind für die<br />
folgenden Ausführungen Datengrundalge.<br />
Das Statistische Landesamt des Freistaates prognostiziert für die Bevölkerungsentwicklung<br />
Sachsens zwischen 2005 und 2020 einen Rückgang in verschiedenen Größenordnungen,<br />
die sich in der Abbildung 10 je Kreis ablesen lassen:<br />
Abb. 10 Bevölkerungsentwicklung im Freistaat Sachsen nach Kreisen, 2005-2020.<br />
96 vgl. z.B. KRALINSKI, NOLLE 2002<br />
97 REGIONOMICA 2004<br />
98 www.wegweiserdemographie.de, 20.09.2007<br />
58
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
Quelle: Expertenkommission „Demographischer Wandel in Sachsen“, S.3<br />
Die Schrumpfung an Bevölkerung wird weiterhin nicht homogen, für alle Kreise gleich,<br />
vorhergesagt, sondern es lassen sich deutliche Unterschiede, vor allem zu den Städten<br />
Dresden und Leipzig, erkennen.<br />
Abb. 11 Entwicklung der Altersstruktur in Sachsen, 1990-2020<br />
Quelle: Expertenkommission „Demographischer Wandel in Sachsen“, S.4<br />
Abbildung 11 zeigt, dass die sächsische Bevölkerung nicht nur schrumpft, sondern auch<br />
altert. Der Anteil der Bevölkerung bis unter 20 Jahre nimmt von heute 16,9 % auf 14,9 % im<br />
Jahr 2020 ab. Spiegelbildlich nimmt der Anteil der Bevölkerung über 60 Jahre von<br />
59
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
gegenwärtig 28,9 % auf 36,3 % zu. Das Durchschnittsalter ist seit 1990 bereits von 39,4<br />
Jahren auf 44,4 Jahre gestiegen und wird sich bis 2020 auf 48,8 Jahre erhöhen.<br />
Ganz ähnlich sind die Analysen der Bertelsmann Stiftung, auf Gemeindeebene. Ausgehend<br />
von ihren Erkenntnissen clustert die Stiftung, unterschieden nach Kommunen und<br />
Großstädte (ab 100.000 Einwohner), in unterschiedliche charakteristische Demographietypen.<br />
Im Betrachtungsgebiet (bis Halle und Jena) lassen sich demzufolge sechs<br />
unterschiedliche Demographietypen identifizieren:<br />
1. Aufstrebende ostdeutsche Großstädte mit Wachstumspotenzial. Dazu zählen, die<br />
Städte Dresden, Leipzig, Jena. (Sie sein in Abb.11 mit „stabil“ gekennzeichnet.)<br />
2. Schrumpfende und alternde ostdeutsche Großstädte. Hierzu werden Chemnitz und<br />
Halle auf Grund ihrer prognostizierten Bevölkerungsentwicklung gerechnet. (Abb.11:<br />
„sehr stark abnehmend“)<br />
3. Schrumpfende und alternde Städte und Gemeinden mit hoher Abwanderung. (Von 473<br />
Kommunen in Ostdeutschland, liegen in dieser Kategorie 332. Auch die überwiegende<br />
Anzahl der Kommunen im Betrachtungsraum ordnet sich dem Cluster zu. In Abb.11<br />
ebenfalls gekennzeichnet als „sehr stark abnehmend“)<br />
4. Suburbane Wohnorte mit hohen Wachstumserwartungen. Kommunen, welche<br />
unmittelbar in Nachbarschaft zu den Großstädten liegen, können zumeist von<br />
Abwanderungen aus diesen pr<strong>of</strong>itieren. Sie gelten daher als Kommunen mit leicht oder<br />
stark zunehmender Bevölkerung.<br />
5. Städte und Gemeinden im ländlichen Raum mit geringer Dynamik. Dies betrifft einige<br />
Gemeinden im Betrachtungsgebiet, welche in der Abb.11 als „stark abnehmend“<br />
gekennzeichnet sind.<br />
6. Prosperierende Städte und Gemeinden im ländlichen Raum. Im Betrachtungsgebiet<br />
treffen diese Aspekte auf nur wenige Kommunen zu.<br />
Die Mehrzahl der Kommunen (inklusive der Großstädte) gehört, nach den Ausführungen der<br />
Bertelsmannstiftung, den, unter Punkt 1 bis 3, beschrieben Clustern an. Für alle drei soll eine<br />
detaillierte Situations- und Entwicklungsbeschreibung folgen. Zusätzlich werden<br />
Ausführungen zur Bevölkerungsentwicklung in dem Bevölkerungscluster: Suburbane<br />
Wohnorte mit hohen Wachstumserwartungen, aufgeführt unter Punkt 4, getätigt. Die<br />
Entwicklungen, erläutert unter diesem Cluster, sind vor allem für die Umlandkommunen der<br />
Städte Leipzig, Dresden und Halle charakteristisch.<br />
60
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
Abb. 12 Bevölkerungsentwicklung 2003 bis 2020 in den Landkreisen und Kreisfreien Städten (in %)<br />
Quelle: www.wegweiserdemographie.de/handlungskonz/demotypen/jsp/demotypen.jsp, 20.09.2007<br />
Die Städte Dresden, Leipzig und Jena konnten in den vergangen Jahren ihre<br />
Bevölkerungszahlen stabilisieren. In den beiden sächsischen Städten kann bereits die<br />
Umkehr der demographische Entwicklung von der Schrumpfung zu geringfügigem<br />
Wachstum – trotz einer sehr niedrigen Geburtenrate und einem geringen Anteil von Kindern<br />
und Jugendlichen – beobachtet werden, was für Jena ebenfalls prognostiziert wird. Die<br />
zunehmende Stabilisierung bzw. die wachsende Dynamik in der Entwicklung, ist auf die<br />
Zuwanderung junger Erwachsener und die weitgehend moderate Abwanderung der<br />
Erwachsenen mittleren Alters bzw. von Familien in den suburbanen Raum, zurückzuführen.<br />
Natürliche Bevölkerungsentwicklungen (insbesondere Geburten- und Sterberaten) spielen in<br />
den letzten Jahren eine eher untergeordnete Rolle für die gesamte Entwicklung, werden<br />
allerdings in Zukunft wichtiger. In den letzten Jahren konnten bereits hohe Wanderungsgewinne<br />
bei den 18- bis 24-Jährigen ausgemacht werden. Die Städte demonstrieren damit<br />
ihre Attraktivität für Bildungswanderer und Berufseinsteiger. 99<br />
In der Analyse der Bertelsmann Stiftung heißt es weiterhin, dass die Geburtenrate in den<br />
genannten Städten sehr gering ist (im Vergleich zu anderen Großstädten Deutschlands) und<br />
der Anteil an Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren sich auf niedrigem Niveau verhält.<br />
Vergleichsweise werden die Großstädte dieser Kategorie jung bleiben. Bis zum Jahr 2020<br />
wird der Anteil der 80-Jährigen etwa acht Prozent betragen. 100<br />
Der zweite aufgeführte Demographietyp, schrumpfender und alternder ostdeutscher<br />
Großstädte, trifft für die Städte Halle und Chemnitz zu. Charakteristisch sind in diesen<br />
Kommunen die stark rückläufigen Bevölkerungszahlen, bestimmt durch hohe Wanderungsverluste<br />
in allen Altersgruppen. Ein hoher und weiter stark wachsender Anteil älterer<br />
Menschen geht dabei einher mit sehr hohen Arbeitslosenquoten und einem geringen<br />
99 vgl. NEUMANN,I; WIECHMANN, TH. (2006), Demographietyp G6, S.2f<br />
100 vgl. NEUMANN,I; WIECHMANN, TH. (2006), Demographietyp G6, S.2f<br />
61
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
Einkommensniveau in der Bevölkerung sowie sehr kleinen finanziellen Spielräumen der<br />
Kommune. Die beiden Städte haben bereits Bevölkerungsverluste zwischen 10 und 14<br />
Prozent in der Vergangenheit in Kauf nehmen müssen. Dennoch rechnet man für den<br />
Zeitraum zwischen 2003 und 2020 wird mit einem weiteren Rückgang um durchschnittlich 17<br />
Prozent. In erster Linie handelt es sich um Abwanderungsverlust. Ausnahme bildet die Stadt<br />
Halle, sie konnte in den letzten Jahren bei der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen<br />
hinzugewinnen, sicherlich ein Resultat einer attraktiven Ausbildungslandschaft. 101<br />
Ein weiteres Merkmal der beiden Großstädte sind die stattfindenden Alterungsprozesse. Der<br />
Anteil an Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren wird bis zum Jahr 2020 nur leicht<br />
zurückgehen (von 13,8 auf 13,2 Prozent). Hingegen wächst der Anteil der über 60-Jährigen<br />
Menschen deutlich um zehn auf 38 Prozent an. Familienhaushalte mit Kindern werden dann<br />
leicht unterrepräsentiert sein. Dieses Muster korrespondiert mit einer niedrigen Geburtenrate<br />
und einem geringen Anteil junger Frauen. 102<br />
Der überwiegende Anteil der Kommunen im Betrachtungsgebiet sind solche mit<br />
schrumpfender und alternder Bevölkerung. Die Entwicklung ergibt sich aus den Effekten<br />
heraus, dass es zu einer selektiven Abwanderung der jungen Bevölkerung kommt bzw.<br />
bereits gekommen ist (vor allem betrifft das die Gruppe der Frauen im gebärfähigen Alter).<br />
Aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit und der geringen wirtschaftlichen Potentiale werden der<br />
Alterungs- und der Abwanderungsprozess der besonders gut ausgebildeten Fachkräfte und<br />
Akademiker anhalten. Die Kommunen der Betrachtungsregion werden sich aber nur in den<br />
seltensten Fällen ähnlich entwickeln. Wachstum und Schrumpfung liegen hier sehr dicht<br />
beieinander. Verbunden mit der Schrumpfung sind Prozesse der Alterung. Bis 2020 altert die<br />
Gesellschaft in den betreffenden Kommunen, um durchschnittlich weitere 10 Jahre und<br />
erreicht damit ein Durchschnittsalter von 53 Jahren. Die Schere zwischen Jung und Alt wird<br />
auch in Zukunft überproportional auseinander gehen. Der Anteil der über 60-Jährigen wächst<br />
bis 2020 auf knapp 40 Prozent. Während dann jede/r Zehnte älter als 80 Jahre alt ist, wird<br />
jede/r Achte noch nicht volljährig sein. 103<br />
Eine wichtige Ursache für den Alterungsprozess ist abermals die selektive Abwanderung von<br />
vor allem der 18-bis 24-Jährigen. Auch die Abwanderung der 20- bis 34-Jährigen ist<br />
überdurchschnittlich hoch. Dass Frauen im gebärfähigen Alter die Region verlassen – dies<br />
begann bereits in den 1990er Jahren -, hat nicht nur zur Folge, dass ihre Kinder nun in<br />
anderen Gebieten zur Welt kommen; es zeichnet sich auch eine sprunghafte<br />
Geburtenabnahme um das Jahr 2010 ab. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die<br />
Bevölkerungsentwicklung der Kommunen äußerst heterogen ist und sich auch im Zeitraum<br />
bis 2020 ändert kann. Einige schrumpfende Kommunen liegen sogar unmittelbar neben<br />
Städten und Gemeinden mit hohen Wachstumserwartungen. 104<br />
Die suburbanen Wohnorten mit hohen Wachstumserwartungen, aufgeführt unter Punkt<br />
4, sind insbesondere für Familien attraktiv, während die 18- bis 24- Jährigen größtenteils<br />
abwandern. Die heutigen Wanderungsgewinne von Familien können allerdings in Zukunft<br />
101 vgl. NEUMANN,I; WIECHMANN, TH. (2006), Demographietyp G3, S.2f<br />
102 ebenda<br />
103 ebenda<br />
104 vgl. WIECHMANN, TH. (2005), Demographietyp 4, S.2f<br />
62
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
den Alterungsprozess beschleunigen. Diese suburbanen Gemeinden pr<strong>of</strong>itieren stark von<br />
ihrer räumlichen Nähe zu den Wirtschafszentren der Großstädte. Dabei wird davon<br />
ausgegangen, dass insbesondere die aufstrebenden Großstädte Dresden und Leipzig, hohe<br />
Wachstumspotentiale besitzen. Der Wanderungsgewinn bei den Familien – d.h. bei den<br />
unter 18-Jährigen und den 30- bis 49-Jährigen – liegt in diesen Gemeinden deutlich über<br />
allen anderen Clustern. Er ist auf die starke Nachfrage nach Wohnraum insbesondere bei<br />
Ein- und Zweifamilienhäusern Anfang der 1990er Jahre zurückzuführen. So attraktiv diese<br />
Gemeinden für Familien sind, so uninteressant sind sie tendenziell für die potenziellen<br />
Ersthaushaltsgründer (18- bis 24-Jährige). Nahezu 80 Prozent der Gemeinden verloren<br />
Bewohner in dieser Altersgruppe durch Abwanderung. Auffallend ist, dass der Anteil von<br />
Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren ebenso wie der Anteil der über 60-Jährigen<br />
jeweils relativ klein ist, während die 35- bis 60-Jährigen aufgrund der homogenen<br />
Zuwanderung der Familien überproportional stark vertreten sind. Dies geht konform mit der<br />
niedrige Geburtenrate in den Gemeinden. Bei anhaltend niedrigen Geburtenraten und auch<br />
künftig niedrigen Anteilen an Kindern und Jugendlichen hätte dies zur Folge, dass sich der<br />
aktuell abgeschwächte Alterungsprozess beschleunigen würde. Bis 2020 wird dann nämlich<br />
die homogene Gruppe der zugewanderten Familien in die Gruppe der „jungen Alten“<br />
hineingewachsen sein. 105<br />
105 vgl. WIECHMANN, TH. (2005), Demographietyp 2, S.1f<br />
63
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
4.2 Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt<br />
Die Expertenkommission „Demographischer Wandel Sachsen“ tituliert unter dem Thema<br />
Wirtschaft und Arbeit: Das Angebot an Arbeitskräften geht dramatisch zurück! Nach<br />
Angaben des statistischen Landesamtes Sachsens und diese Angaben können für das<br />
gesamte Betrachtungsgebiet angenommen werden, wird das Erwerbspotential in Sachsen<br />
zwischen 2004 und 2020 um rund 22 Prozent und damit deutlich stärker als die Bevölkerung<br />
insgesamt (-12 Prozent) zurückgehen. Die Folge ist nicht nur eine Schrumpfung des<br />
Arbeitsangebots, sondern auch eine Verschlechterung des Verhältnisses von Erwerbstätigen<br />
zu Nichterwerbstätigen. Unter ansonsten gleichen Bedingungen führt dies wegen der<br />
zusätzlichen Belastung der öffentlichen Haushalte zu einer ungünstigeren Bilanz für das<br />
Wirtschaftswachstum. Wenn sich die altersspezifische Erwerbsbeteiligung (vgl. Abb.13) nicht<br />
ändert, sinkt das Arbeitsangebot prozentual sogar stärker als die erwerbsfähige<br />
Bevölkerung. Denn ein immer größerer Teil der Bevölkerung erreicht ein Alter, bei dem –<br />
unter anderem wegen Frühverrentungen – die Erwerbsquoten absinken. Dennoch findet kein<br />
„automatischer“ Abbau der hohen Arbeitslosigkeit statt. Bei den Geringqualifizierten wird sich<br />
durch den Bevölkerungsrückgang die hohe Arbeitslosigkeit nicht wesentlich reduzieren,<br />
während es in Teilarbeitsmärkten zu einem Arbeitskräftemangel kommen wird. Bereits jetzt<br />
sind Hochqualifizierte in vielen Bereichen knapp.<br />
Abb. 13 Erwerbspersonenpotential, 1990-2020<br />
Quelle: Expertenkommission „Demographischer Wandel in Sachsen“, S.21<br />
Die Anzahl 18- bis 25-Jähriger wird sich bis 2020 nahezu halbieren, ohne Gegenmaßnahmen<br />
gehen die Absolventenzahlen in der Berufsausbildung und an den Hochschulen<br />
drastisch zurück. Mittel- bis langfristig kann auch die derzeit noch zu verzeichnende<br />
Zuwanderung von Studienanfängern aus anderen Ländern keinen Ausgleich schaffen, da ein<br />
großer Teil von ihnen aus Ländern mit ähnlichen demografischen Problemen stammen wird.<br />
Bereits ab 2010 wird die Zahl der Berufseinsteiger die Zahl der Berufsaustritte nicht mehr<br />
kompensieren können. Die Folge ist, dass verfügbare Qualifikationen knapper und damit<br />
vermutlich auch teurer werden, was sich ohne gegensteuernde Maßnahmen negativ auf die<br />
Attraktivität der Standorte auswirken kann. 106<br />
106<br />
vgl. Expertenkommission „Demographischer Wandel in Sachsen“, S.21f<br />
64
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
Von Ausnahmen abgesehen verfügen die Unternehmen derzeit noch nicht über ein<br />
demografiebewusstes, langfristiges Kompetenzmanagement. Dies ist jedoch insbesondere<br />
für die Unternehmen unabdingbar, da sie einen erheblichen „Altersbuckel“ im Bereich der<br />
mittleren und höheren Qualifikationen aufweisen. So konzentrieren sich beispielsweise<br />
Ingenieursqualifikationen zunehmend auf die Altersgruppen 50+. Die Unternehmen stehen<br />
damit in wenigen Jahren genau dann vor einem erheblichen personal- und<br />
qualifikationsbezogenen Erneuerungsbedarf, wenn ihn die Arbeitsmärkte in Sachsen und<br />
den entsprechenden Einpendlerregionen (Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Thüringen) am<br />
wenigsten decken können. 107<br />
Der fehlende Nachwuchs ist insbesondere für jene Wirtschaftszweige und Unternehmen eine<br />
Gefahr, die ihre Innovationskompetenzen vor allem durch Fluktuation sichern. Das betrifft vor<br />
allem weite Teile des Handwerks und der kleinen und mittleren Unternehmen, in denen<br />
ältere, in Ruhestand gehende Mitarbeiter durch jüngere mit „frischem“ Technologie- und<br />
Anwendungswissen ersetzt werden. Diese Unternehmen sehen sich einem wachsenden<br />
regionalen Wettbewerb um junge Fach- und Führungskräfte ausgesetzt, der auch Auswirkungen<br />
auf die Lohn- und Arbeitskosten haben wird. Tangiert wird hiervon auch die Frage,<br />
ob in Zukunft eine ausreichende Zahl von Betriebsnachfolgern für die Betriebe vorhanden ist,<br />
deren Eigentümer altersbedingt ausscheiden. Altersstrukturbedingt dürfte auch die Zahl der<br />
Existenzgründungen deutlich stärker zurückgehen als die Bevölkerung insgesamt, denn das<br />
Gründungsgeschehen konzentriert sich bisher auf die Altersgruppen bis zu 40 Jahren. Mit<br />
einem überproportionalen Rückgang der Existenzgründungen muss also gerechnet werden,<br />
wenn sich das Gründungsgeschehen nicht stärker auf die Über-40-Jährigen verlagert. Da<br />
Existenzgründungen ein zentraler Innovationsträger sind, kann auch das<br />
Innovationsgeschehen von diesem Altersstruktureffekt negativ beeinflusst werden. 108<br />
Folge des Rückgangs des Erwerbspersonenpotenzials und des Alterungseffekts könnte<br />
insgesamt eine Abschwächung der Wachstumskräfte sein, wenn es der Politik nicht gelingt,<br />
rechtzeitig Weichenstellungen hin zu einer Erhöhung des qualifizierten Arbeitsangebotes<br />
vorzunehmen. Hierzu zählen auch die Fragen der Zuwanderung qualifizierter bzw.<br />
qualifikationsfähiger Personen aus dem Ausland sowie die Förderung des lebenslangen<br />
Lernens. 109<br />
Für die Städte Dresden, Leipzig und Jena wird, seitens der Bertelsmann Stiftung, ein<br />
dynamischer wirtschaftlicher Strukturwandel mit hohem Wachstumspotenzial prognostiziert.<br />
Derzeit stecken diese Städte noch immer in einem sehr dynamischen wirtschaftlichen<br />
Umstrukturierungsprozess und weisen deutliche strukturelle Schwächen auf. Die drückt sich<br />
auch in der Arbeitslosenstatistik aus. Die Arbeitsplatzentwicklung der letzten Jahre verlief für<br />
die Stadt Leipzig wenig positiv, als das für Dresden und Jena der Fall war, wo die Zahlen<br />
zwischen 1998 und 2003 weitgehende stabil blieben. Gekennzeichnet sind alle drei Städte<br />
durch einen hohen Anteil des Dienstleistungssektors von 80 Prozent (zurückzuführen auf<br />
den massiven Verlust an Arbeitsplätzen im verarbeitenden Gewerbe). In den letzten Jahren<br />
konnten die Großstädte ihre negativen ökonomischen Strukturdaten vielfach verbessern und<br />
deutlich an wirtschaftlicher Leistungskraft aufholen. Die drei aufstrebenden Städte des<br />
107 vgl. Expertenkommission „Demographischer Wandel in Sachsen“, S.22f<br />
108 ebenda<br />
109 ebenda<br />
65
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
Betrachtungsgebietes gelten mit ihrem Wachstumspotenzial als Entwicklungszentren und<br />
Wachstumsmotoren, wo auch in der Zukunft hohe Wachstumsraten möglich scheinen.<br />
Unterstützt wird diese Behauptung durch die Tatsache, dass ein überdurchschnittlicher<br />
Anteil (17 zu durchschnittlich 11 Prozent) an hoch qualifizierten Beschäftigten in diesen<br />
Städten lebt.<br />
Im weiteren Verlauf der aktuellen Entwicklung wird es in der Zukunft für die Kommunen<br />
wichtig sein, neue Arbeitsplätze zu schaffen und insbesondere die wissensbasierten<br />
produzierenden Zukunftsbranchen auszubauen. Es wird empfohlen vor allem die<br />
bestehenden Wissenschaft-Wirtschaft-Kooperationen zu intensivieren und neue zu<br />
generieren. 110<br />
Handlungsempfehlungen für die Städte Dresden, Leipzig, Jena:<br />
- Regionale Branchenschwerpunkte als Wachstumsmotoren fördern,<br />
- Regionale Vernetzungen unterstützen (Kommunen agieren als Impulsgeber und Moderator,<br />
Förderung der Bewusstseinsbildung, Anreize und Unterstützung für Kooperationen,<br />
Organisation von Plattformen),<br />
- Aktivierung endogener Potenziale durch die lose institutionelle Verkopplung von<br />
Wissenschaft, Politik und Wirtschaft,<br />
- Weiterentwicklung und Diversifizierung der Netzwerkstruktur. 111<br />
Chemnitz sowie Halle sind, trotz ihrer beträchtlichen Arbeitsplatzverluste, nach wie vor<br />
regionale Arbeitsplatzzentren mit einem hohen Einpendlerüberschuss von Berufstätigen.<br />
Ebenfalls wie die Städte Leipzig, Dresden, Jena halten sie einen hohen Anteil an<br />
Arbeitsplätzen in den Dienstleistungsbranchen vor. Der Anteil des produzierenden Gewerbes<br />
ist ebenfalls mit 17 Prozent sehr gering, verglichen mit dem Durchschnittswert aller Städte<br />
über 100.000 Einwohner.<br />
Die anhaltende Abwanderung erodiert die ökonomische Basis der Kommunen. Aufgrund der<br />
Abwanderungsverluste der Hochqualifizierten und der Bildungswanderer und<br />
Berufseinsteiger müssen sich die Großstädte auf einen deutlichen Fachkräftemangel<br />
einstellen. Ein erfolgreicher Umstrukturierungsprozess und die Schaffung neuer Arbeitsplätze<br />
werden somit grundlegend davon abhängen, ob es gelingt, die Abwanderung junger<br />
und qualifizierter Arbeitskräfte zu stoppen und umzukehren. Hierfür bedarf es eines<br />
attraktiven Lebensumfeldes für junge Erwachsene welches auch zu Existenzgründungen<br />
ermutigt und dem Ausbildungsplätze geschaffen werden. Gleichzeitig sollten auch junge<br />
Senioren qualifiziert und länger in den Arbeitsmarkt einbezogen werden. 112<br />
Handlungsempfehlungen für die Städte Chemnitz und Halle:<br />
- Regionale Branchenschwerpunkte und endogene Potenziale des Mittelstandes fördern<br />
110 vgl. NEUMANN,I; WIECHMANN, TH. (2006), Demographietyp G6, S.6f<br />
111 ebenda<br />
112 vgl. NEUMANN,I; WIECHMANN, TH. (2006), Demographietyp G3, S.4f<br />
66
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
- Regionale Vernetzungen unterstützen (Kommunen agieren als Impulsgeber und Moderator,<br />
Förderung der Bewusstseinsbildung, Anreize und Unterstützung für Kooperationen,<br />
Organisation von Plattformen),<br />
- Aktivierung endogener Potenziale durch die lose institutionelle Verkopplung von<br />
Wissenschaft, Politik und Wirtschaft,<br />
- Netzwerkstrukturen weiterentwickeln und diversifizieren,<br />
- Bildungsmöglichkeiten im Alter fördern (Bildungsberatung älterer Menschen, Qualifizierungsangebote<br />
für Senioren). 113<br />
Kommunen mit hoher Abwanderung und somit schrumpfender und alternder<br />
Bevölkerung weisen in Folge dessen ein äußerst schwaches wirtschaftliches Potential aus.<br />
Das betrifft in jedem Fall die kommunalen Finanzen, ist aber auch in ihrer Ausstattung an<br />
Unternehmen sichtbar. Die Arbeitsplätze sind zu über 60 Prozent im Dienstleistungssektor<br />
angesiedelt; das verarbeitende Gewerbe ist mit einem Anteil von 34 Prozent schwach<br />
vertreten, während der Primärsektor (Landwirtschaft, Forsten, Bergbau, Energie) mit 3,5<br />
Prozent der Arbeitsplätze relativ ausgeprägt ist. Erhebliche Arbeitsplatzverluste<br />
kennzeichnen die Entwicklung der letzten Jahre. In über 80 Prozent der Kommunen ging die<br />
Zahl der Arbeitsplätze zwischen 1998 und 203 zurück, meist um mehr als 10 Prozent. Die<br />
Arbeitslosenquote in diesen Kommunen ist vergleichsweise hoch und kann im<br />
Betrachtungsgebiet zwischen 25 und 35 Prozent liegen. Mit dem negativen Wanderungssaldo<br />
junger Bevölkerungsschichten wird es in einigen Städten und Gemeinden zu einem<br />
dramatischen Fachkräftemangel kommen. Dieser Umstand ist bereits heute vielerorts<br />
spürbar und wird weiterhin anhalten. 114<br />
113 ebenda<br />
114 vgl. WIECHMANN, TH. (2005), Demographietyp 4, S.8f<br />
67
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
Handlungsempfehlungen für die Kommunen mit schrumpfender und alternder Bevölkerung:<br />
Bei den Kommunen mit diesen Herausforderungen besteht größter Handlungsbedarf. Als<br />
oberstes Ziel aller kommunalen Anpassungsstrategien gilt es hier Lösungen für tragfähige<br />
Strukturen der kommunalen Entwicklung zu finden. Mittel bis langfristiges Ziel sollte es sein eine<br />
Optimierung der Situation zu erreichen und eine Stabilisierung der Bevölkerungszahlen<br />
anzustreben. Schrumpfungsprozesse sind in aller Regel Ausdruck einer krisenhaften<br />
ökonomischen Entwicklung, wie sie nach 1990 zu beobachten war. Für die Kommunen ist es<br />
wichtig ihre Rolle in der regionalen Wirtschaft neu zu definieren, dabei auf vorhandene Stärken<br />
zu setzen und gezielt Nischen zu suchen. Es muss darum gehen, Prioritäten zu setzen und diese<br />
dann konsequent zu verfolgen.<br />
Gerade in weiten Teilen des Betrachtungsraums (Verdichtungsraum in Sachsen) finden sich<br />
vergleichsweise günstige Standortfaktoren für die Ansiedlung von Unternehmen: gut ausgebildete<br />
Fachkräfte, relativ niedrige Löhne, eine gut ausgebaute Infrastruktur und hohe staatliche<br />
Beihilfen. Letztlich ist für eine Entwicklung in den Regionen die Zusammenarbeit aller<br />
Verwaltungs- und Politikbereiche sowie Kreativität und Mut zu Visionen gefragt. 115<br />
Die Erwerbstätigen aus den suburbanen Wohnorten mit hohen Wachstumserwartungen<br />
pendeln überwiegend in die Großstadt oder in andere Arbeitszentren innerhalb des<br />
Verdichtungsraums. Typisch für suburbane Räume ist die dominierende Wohnfunktion. Nur<br />
wenige Kommunen haben deutliche Einpendler-Überschüsse und damit eine regionale<br />
Bedeutung als Wirtschaftszentrum. Die Arbeitsplätze sind zu zwei Dritteln im<br />
Dienstleistungssektor und zu knapp 30 Prozent im verarbeitenden Gewerbe angesiedelt. Der<br />
primäre Sektor deckt mit insgesamt 4 Prozent relativ viele Arbeitsplätze ab. 116<br />
4.3 Maßnahmen<br />
Die Expertenkommission „Demographischer Wandel in Sachsen“ gibt in ihrem Bericht unter<br />
der Rubrik „Wirtschaft und Arbeit“ und „Bildung“ Empfehlungen an die Regierung und die<br />
Bürger des Freistaates Sachsen aus, mit denen die Auswirkungen des demographischen<br />
Wandels auf die regionale Wirtschaft kompensiert werden können. Die empfohlenen<br />
Maßnahmen haben nicht nur bis zur sächsischen Landesgrenzen ihre Gültigkeit sondern<br />
können genau so gut auf die erweiterte Region (Betrachtungsgebiet) bezogen werden.<br />
Politik auf Steigerung der Produktivität ausrichten<br />
Als Faustformel kann gelten, dass die demografische Entwicklung in Deutschland etwa ein<br />
Drittel des langjährigen durchschnittlichen Produktivitätszuwachses von etwa 1,5 % kostet.<br />
Daraus folgt als grundlegender Ansatzpunkt, dass die Politik auf die Steigerung der<br />
Produktivität je Erwerbstätigem auszurichten ist. Wenn der Anteil der Erwerbspersonen an<br />
der Gesamtbevölkerung abnimmt, müssen diese Erwerbspersonen umso produktiver sein,<br />
um den Lebensstandard aller abzusichern. Aus der empirischen Wachstumsforschung<br />
lassen sich die Treiber von Wachstumsprozessen gut identifizieren: Danach kann<br />
wirtschaftliches Wachstum durch zunehmende staatliche und private Investitionen, eine<br />
verbesserte Humankapitalbildung und durch eine verringerte Abgabenbelastung, ein<br />
geringeres staatliches Defizit sowie eine verminderte strukturelle Arbeitslosigkeit gesteigert<br />
werden. Auch wenn es sich bei der Produktivitätssteigerung um langfristig wirkende<br />
115 vgl. WIECHMANN, TH. (2005), Demographietyp 4, S.8f<br />
116 vgl. WIECHMANN, TH. (2005), Demographietyp 2, S.4f<br />
68
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
Maßnahmen handelt, sollten die genannten Wachstumsfaktoren systematisch als Kompass<br />
für eine demografische Vorsorgepolitik angesehen werden. Die Ausrichtung an<br />
Humankapitalbildung und Produktivitätssteigerung entspricht der europäischen Lissabon-<br />
Strategie und sollte bei der Ausgestaltung der Ziele und Maßnahmen der operationellen<br />
Programme der Strukturfonds stark berücksichtigt und konsequent durchgesetzt werden. 117<br />
Lücke bei qualifizierten Arbeitskräften schließen<br />
Um eine demografiebedingte Belastung des sächsischen Wirtschafts- und Innovationssystems<br />
zu verhindern, muss durch die weitere Verbesserung des sächsischen Bildungssystems<br />
den drohenden Lücken beim Angebot qualifizierter Arbeitskräfte entgegengewirkt<br />
und Sachsen als Magnet für junge Fach- und Führungskräfte und deren Familien etabliert<br />
werden. Dieser Magneteffekt wird sich aufgrund der notwendigen internationalen<br />
Wahrnehmbarkeit und Reputation nicht generell, sondern nur bezogen auf Kernkompetenzen<br />
ausgewählter Regionen entwickeln lassen. Deshalb ist eine Konzentration der<br />
Mittel der Struktur- und Technologiepolitik auf einige wenige Kompetenzfelder sinnvoll, für<br />
die der Freistaat günstige Voraussetzungen schaffen kann.<br />
Voraussetzung für eine auf die Stärken der Regionen bezogene Fachkräftepolitik ist eine<br />
belastbare, sektoral und regional differenzierte Prognose des zukünftigen Bedarfes an<br />
Facharbeitern, Experten und Führungskräften (Frühwarnsystem). Sie muss in Beziehung<br />
gesetzt werden zu den staatlichen und privaten Bildungs- und Ausbildungskapazitäten. Ein<br />
regelmäßiges Monitoring ist sinnvoll. Es werden zudem Informationen über das Verhältnis<br />
von Bildungsinvestitionen in Sachsen und die Abwanderung von qualifizierten Menschen<br />
gebraucht (Wissensinvestitionsbilanz): Welcher Teil der erwerbsfähigen Bevölkerung bleibt<br />
künftig produktivitätswirksam im Land und wie kann er gehalten werden?<br />
Sachsen muss sich in jedem Fall noch stärker auf eine „Brain Gain“- Politik (Zuzug und<br />
Bleiben von ausgebildeten Arbeitskräften) konzentrieren. Dies umfasst im Kern die<br />
Schaffung günstiger Lern- und Lebensbedingungen für junge Menschen. Eine eigenständige<br />
Migrationspolitik ist einem Bundesland zwar nicht möglich, aber durch die Freizügigkeit im<br />
Rahmen der EU-Osterweiterung ergeben sich neue Chancen zur Gewinnung hoch<br />
qualifizierter Arbeitskräfte aus den Beitrittsländern im Rahmen kleinräumiger Migration.<br />
Insbesondere hoch qualifizierte Zuwanderer weisen eine günstige Fiskalbilanz für das<br />
Zuwanderungsland auf.<br />
Die Anwerbung von Fachkräften muss daher als wirtschaftspolitische Querschnittsaufgabe<br />
angegangen werden. Voraussetzung für eine Anwerbungs<strong>of</strong>fensive insbesondere für<br />
technisch-naturwissenschaftlichen Nachwuchs, ist ein entsprechendes Anwerbungskonzept,<br />
das kurzfristig erstellt und in Kooperation mit Hochschulen und Unternehmen umgesetzt<br />
werden sollte. Dieses Konzept muss mit Bezug auf das Fachkräfte-Monitoring Informationen<br />
darüber liefern, wo die benötigten Nachwuchstalente zu finden sind, welche<br />
Bildungsinstitutionen in Nachbarländern entsprechend ausbilden, wie Zielgruppen<br />
angesprochen werden können – und vor allem welche Anreize (z.B. Stipendien) in<br />
Kooperation mit den Hochschulen, Kommunen und Unternehmen angeboten werden<br />
müssen, um vorbeugend erkennbare Lücken zu schließen. Dazu gehört auch eine<br />
dauerhafte Bleibe-Perspektive verbunden mit entsprechenden beruflichen Übernahmeangeboten<br />
(z. B. Betriebsstipendien plus Anschlussvertrag). Unter anderem kann und muss<br />
117 vgl. Expertenkommission „Demographischer Wandel in Sachsen“, S.49f<br />
69
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
im Verwaltungsvollzug beispielsweise ausländischen Studenten der Verbleib erleichtert<br />
werden.<br />
Augenmerk verdient in diesem Zusammenhang auch das Thema Unternehmensnachfolge,<br />
die bisher vielfach an fehlendem Nachwuchs scheitert und im Vergleich zur<br />
Existenzgründung – einer Daueraufgabe der Wirtschaftspolitik – weniger anspruchsvoll ist.<br />
Prinzipiell kommt der Verkauf von Unternehmen als Ganzes oder in Teilen an ein anderes<br />
Unternehmen, an Investmentgesellschaften, an bisherige Führungskräfte, an Unternehmerpersönlichkeiten,<br />
die eine Selbstständigkeit anstreben oder an potenzielle Nachfolger aus<br />
den neuen EU-Staaten in Frage. Die Landerregierungen können hier zusammen mit den<br />
Kammern vor allem eine werbende und informierende Funktion übernehmen.<br />
Der Verlängerung der Lebensarbeitszeiten ist Priorität einzuräumen, auch wenn der direkte<br />
Einfluss der Landespolitik auf diese Größen begrenzt ist. Für alle anderen Beschäftigten<br />
unterliegt die Arbeitszeitpolitik im Wesentlichen der Aushandlung der Tarifparteien, doch<br />
kann die Landespolitik direkt oder indirekt Anreize zur Vergrößerung des Arbeitsvolumens<br />
bieten, etwa durch die Förderung von Lebensarbeitszeitkonten. 118<br />
Regionale Stärken fördern<br />
Bei der Förderung neuer Cluster muss auf regionale Stärken geachtet werden. Wichtig mit<br />
Blick auf die Steigerung der Produktivität sind vor allem Forschungseinrichtungen und<br />
Hochschulen, die mit den Unternehmen zusammenarbeiten. Die Technologieauswahl muss<br />
jedoch den Unternehmen überlassen bleiben. In peripheren Regionen ohne entsprechende<br />
Voraussetzungen (Unternehmen, FuE-Institute, qualifizierte Kräfte) sind die Chancen gering,<br />
durch Innovations- und Investitionsförderung künstlich Cluster zu schaffen. Die geforderte<br />
Clusterförderung wird jedoch auf Akzeptanzprobleme stoßen und ist höchst<br />
abstimmungsbedürftig (Kommunen, Land, Bund, EU), wenn sie wirksam werden soll.<br />
Die Pionierfunktion, die Sachsen im demografischen Wandel einnimmt, könnte der<br />
sächsischen Wirtschaft auch helfen, den demografischen Wandel selbst als neues<br />
Kompetenzfeld zu entdecken. Unternehmen werden in Sachsen viel früher als in den<br />
meisten anderen Regionen mit den Fragen der Alterung und des Bevölkerungsrückgangs<br />
konfrontiert. Viele Produkte müssen altersgerecht gestaltet werden und die Leistungen der<br />
Firmen (z. B. Filialnetz der Banken) müssen in immer dünner besiedelten Regionen an den<br />
Kunden gebracht werden. Bei intensiver Auseinandersetzung mit der Thematik werden sie<br />
daher auch eher in der Lage sein, maßgeschneiderte Lösungen anzubieten. Der<br />
demografische Wandel bietet hier also durchaus die Chance, eine neue und eigenständige<br />
regionale Stärke zu entwickeln. 119<br />
Lebenszyklusorientierte Personalpolitik fördern<br />
Zur Abmilderung des demografisch bedingten drohenden Fachkräftemangels wird es für<br />
Unternehmen unerlässlich sein, das Potenzial aller Altersgruppen auszuschöpfen. Das<br />
bedeutet zum einen, die Älteren länger zu beschäftigen, in ihre Weiterbildung zu investieren<br />
und vor ihrem Ausstieg für einen geeigneten Wissenstransfer zu sorgen. Zum anderen muss<br />
das Potenzial des zahlenmäßig drastisch sinkenden Angebots an jungen Arbeitskräften<br />
besser genutzt werden.<br />
118 vgl. Expertenkommission „Demographischer Wandel in Sachsen“, S.50f<br />
70
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
Dazu ist es erforderlich, im Dialog mit den Kammern die Chancen einer Modularisierung von<br />
Ausbildungsgängen auszuschöpfen. Die Länder der Betrachtungsregion sollten ihre<br />
Anstrengungen verstärken, junge Menschen für technische und naturwissenschaftliche<br />
Berufe zu gewinnen. Notwendig ist insgesamt eine lebenszyklusorientierte Personalarbeit,<br />
die flexible und längere Arbeitszeiten, lebenslanges Lernen und Maßnahmen zur besseren<br />
Vereinbarkeit von Familie und Beruf fördert. Die Länder sollten Unternehmen, die ihre<br />
Demografiefestigkeit prüfen und entwickeln wollen, gezielt fördern, um die öffentliche<br />
Aufmerksamkeit für das Thema zu erhöhen.<br />
Im Bereich der Weiterbildung herrschen komplexe Anbieter- und Anreizstrukturen, während<br />
die Länder selbst nur begrenzte Steuerungsmöglichkeiten haben. Die Landesregierungen<br />
können aber diesen Prozess, der in erster Linie in der Verantwortung der Betriebe,<br />
Arbeitnehmer und Sozialpartner liegt, durch geeignete Maßnahmen flankieren. Es gibt<br />
inzwischen eine ganze Reihe von erprobten Werkzeugen und guten Praktiken, die im<br />
Rahmen einer breiten Öffentlichkeitsarbeit bekannt gemacht werden können. In diesem<br />
Zusammenhang sollte eine Strukturanalyse durchgeführt und eine Neuausrichtung des<br />
Weiterbildungssystems in Kooperation mit Anbietern, Unternehmen, Kammern und<br />
Verbänden vorangetrieben werden. Alle Maßnahmen, die geeignet sind, die<br />
lebenszyklusorientierte Personalpolitik zu fördern, tragen auch dazu bei, qualifizierte<br />
Arbeitskräfte länger im Erwerbsleben zu halten und so die Lebensarbeitszeit zu erhöhen.<br />
Geringqualifizierte beschäftigen<br />
Besonderes Augenmerk verdienen bildungsbedingte Problemgruppen. Geringqualifizierte<br />
und Langzeitarbeitslose werden trotz der demografischen Entwicklung eine besondere<br />
Problemgruppe des Arbeitsmarktes bleiben. Eine Erhöhung ihrer Erwerbstätigenquote ist mit<br />
Blick auf die ungünstiger werdenden Belastungsrelationen vordringlich. Deshalb ist ein neuer<br />
Anlauf zu einem tragfähigen Kombi-Einkommens-Modell wünschenswert. Ein<br />
ordnungspolitisch korrekter und praktikabler Weg wäre die Aufstockung niedriger<br />
Einkommen im Rahmen des Steuersystems. Um das Existenzminimum zu sichern, wird das<br />
Arbeitseinkommen von Geringverdienern durch eine Steuergutschrift aufgestockt.<br />
International sind solche Modelle bereits bekannt und positiv evaluiert. Sie bieten zudem<br />
einen Anreiz für längere Arbeitszeiten, weil sie einen gleitenden Übergang in die<br />
Vollzeitbeschäftigung ermöglichen. 120<br />
Ausbildungsschwache fordern und fördern<br />
Das Problem mangelnder Ausbildungsreife von Schulabgängern ist kurzfristig nicht zu<br />
beheben. Das System der beruflichen Bildung übernimmt häufig eine kurative Funktion,<br />
indem es in der dualen Berufsausbildung auch lernschwächere Schüler aufnimmt und zu<br />
einem qualifizierten Abschluss zu führen versucht. Zur Unterstützung dieser Funktion ist die<br />
Ausbildungsschwelle für Unternehmen durch flexiblere Ausbildungsvergütungen zu senken.<br />
Zur Unterstützung sind auch die Ausbildungsberufe zu modernisieren, zu differenzieren und<br />
zu individualisieren, damit die Belange von leistungsschwächeren Jugendlichen stärker<br />
berücksichtigt werden können. Die Ausbildungsabbrecherquote ist durch erhöhte<br />
Anforderungen an die Ausbildungsbereitschaft von jugendlichen ALG II-Beziehern zu<br />
119 vgl. Expertenkommission „Demographischer Wandel in Sachsen“, S.51ff<br />
120 vgl. Expertenkommission „Demographischer Wandel in Sachsen“, S.53f<br />
71
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
vermindern. Der internationale Vergleich zeigt, dass bisher ausschließlich solche Modelle<br />
aktiver Arbeitsmarktintegration erfolgreich waren, die die Ausweichtaktik unmotivierter<br />
Jugendlicher nicht tolerierten. Insbesondere wird die Umsetzung und Förderung<br />
produktionsschulorientierter Modelle empfohlen. 121<br />
Weiterbildung national und international ausbauen<br />
Die Bildungspolitik muss zusätzlich zu ihren originären Aufgaben zukünftig auch die<br />
berufliche und allgemeine Weiterbildung umfassen. Die Entwicklung von Kreativität und<br />
Innovation ist in allen Bildungseinrichtungen als Schlüsselqualifikation zu fördern. Der Export<br />
und die internationale Kooperation auf dem Gebiet der Weiterbildung sind auszubauen.<br />
Die Bürger, insbesondere ältere Arbeitnehmer, als Nachfrager von Weiterbildungsangeboten<br />
müssen deutlicher erkennen, welche Vorteile sich ihnen aus der Beteiligung am<br />
lebenslangen Lernen bieten. Die persönliche Bereitschaft, Motivation und Eigenverantwortung<br />
für das lebenslange Lernen können durch ideelle und materielle Anreize<br />
stimuliert werden. Für finanziell schwache Bevölkerungsschichten können z.B.<br />
personenbezogene „Bildungsgutscheine“ vergeben werden. Darüber hinaus müssen die<br />
deutschen Unternehmen als die zentralen Akteure beruflicher Weiterbildung in Zukunft<br />
wesentlich stärker angesprochen und eingebunden werden. So können z.B. Unternehmen,<br />
die ihre Mitarbeitenden weiterbilden, mit öffentlichen Preisen gewürdigt werden. Das<br />
lebenslange Lernen könnte auch durch eine ressort- und bildungsebenenübergreifende<br />
Zusammenarbeit gefördert und weiterentwickelt werden, z.B. durch Bildungsberatung,<br />
selbstorganisiertes Lernen mit Medienunterstützung sowie durch die Gestaltung von<br />
Bildungsevents („Lernfeste“) für jedermann. Jenseits der Auszeichnung von „Best Practice“-<br />
Beispielen und des Appells an alle Beteiligten ist der Einfluss der Landespolitik auf die<br />
Nachfrageseite jedoch beschränkt.<br />
Auf der Anbieterseite können die Landerregierungen dagegen direkt in die qualitative und<br />
quantitative Verbesserung des Weiterbildungsangebotes eingreifen. Dazu müssen die<br />
Anreize für Hochschulen und andere öffentlichrechtliche Bildungseinrichtungen erhöht<br />
werden, sich im Bereich der Weiterbildung zu engagieren. So sollten beispielsweise die<br />
Einnahmen aus modularisierten Angeboten der Weiterbildung bei den Hochschulen<br />
verbleiben oder Weiterbildungsleistungen an den Hochschulen den Leistungen im<br />
grundständigen Studium gleichgestellt werden.<br />
Eine stärkere Bedeutung kommt in Zukunft der Entwicklung praktikabler Lern- und<br />
Bildungskonzepte, der Gestaltung der Übergänge zwischen den Bildungsebenen (bzw.<br />
Lernphasen) und der Abstimmung der Weiterbildungseinrichtungen untereinander zu. Eine<br />
Anpassung an die Bedürfnisse derjenigen, die von den Bildungsangeboten pr<strong>of</strong>itieren sollen<br />
und wollen, ist dazu unerlässlich. Es muss gewährleistet sein, dass die Bildungsinhalte den<br />
sich ständig ändernden Rahmenbedingungen angeglichen werden. 122<br />
Für einige der erläuterten Maßnahmen und Empfehlungen gibt es bereits einige Beispiele,<br />
die an dieser Stelle Erwähnung finden sollen und das Kapitel damit auch schließen:<br />
121 vgl. Expertenkommission „Demographischer Wandel in Sachsen“, S.54f<br />
122 vgl. Expertenkommission „Demographischer Wandel in Sachsen“, S.47ff<br />
72
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
Zum eine handelt es sich um das Programm „Lernende Regionen – Förderung von<br />
Netzwerken“, das durch das Bundesforschungsministerium in Kooperation mit den<br />
Bundesländern und unterstützt durch den Europäischen Sozialfonds durchgeführt wird. Es<br />
geht darum, die Bildung von regionalen Lernnetzwerken zu fördern. Im Einzelnen verfolgt<br />
das Programm folgende Ziele: 123<br />
− Streng<strong>the</strong>ning <strong>the</strong> learner’s personal responsibility and self-management<br />
− Motivating disadvantaged groups that are currently less involved in education<br />
− Streng<strong>the</strong>ning relations between all educational sectors<br />
− Co-operation <strong>of</strong> educational providers and users<br />
− Improving <strong>the</strong> quality, quantity, and structure <strong>of</strong> <strong>of</strong>fers, in order to promote userorientation<br />
in particular.<br />
Bundesweit gibt es 72 Netzwerke, die durch die BMBF-Initiative gefördert werden, darunter<br />
fünf im Freistaat Sachsen: Bildungsmanagement in der Lernenden Region Zwickau,<br />
Lernende Region „Bildungsforum Südwest<strong>sachsen</strong>“, Leipzig lernt – eine Region im Umbruch,<br />
Regionales Lernforum im Wirtschaftsraum zwischen Elbe und Elster sowie PONTES –<br />
Lernen in und für Europa. Brücken bauen in der Euregio Neiße. Für den erweiterten<br />
Betrachtungsraum – bis Halle und Jena – werden die Initiativen durch zwei weitere ergänzt:<br />
die MIA - Mitteldeutsche Industrieregion im Aufbruch - Lernende Region Sachsen-Anhalt und<br />
JenRegioNet- Lernende Region Jena/Saale-Holzland-Kreis 124<br />
Die Förderdauer der Netzwerke und Initiativen ist im Jahr 2007 ausgelaufen. Einige, wie das<br />
„Bildungsforum Südwest<strong>sachsen</strong>“, sind in andere Trägerschaften und Finanzierungsmodelle<br />
übergegangen und werden trotz dem Ende der Förderperiode weitergeführt, was als Erfolg<br />
verstanden werden kann.<br />
LEONARDO-BÜRO PART SACHSEN<br />
In die Prozesse des lebenslangen Lernens sind auch die Aktivitäten der sächsischen<br />
Hochschulen bei der Umsetzung des europäischen Berufsbildungsprogramms LEONARDO<br />
DA VINCI einzuordnen. Seit 1995 hat sich das LEONARDO-BÜRO PART SACHSEN als<br />
Service<strong>büro</strong> für inzwischen 13 sächsische Universitäten und Hochschulen für die<br />
gemeinsame Umsetzung dieses Programms an der Schnittstelle Hochschule-Wirtschaft<br />
etabliert. Durch das Büro wurden seit dem zwölf Mobilitätsprojekte zur Vermittlung von<br />
Studierenden oder Hochschulpersonal zu Praktika in die Wirtschaft und fünf Pilotprojekte im<br />
Bereich der Aus- und Weiterbildung koordiniert. Darüber hinaus hat das Büro an<br />
drei europäischen Pilotprojekten als Partner teilgenommen. Ziel aller Projekte ist es, dass<br />
sächsische und europäische Hochschulen und Unternehmen zusammenarbeiten, um einen<br />
Beitrag zur Steigerung der Qualität der Aus- und Weiterbildung junger Menschen zu leisten<br />
123 vgl. BMBF 2004c, S.6<br />
124 www.lernende-regionen.info, 29.09.2007<br />
73
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
und damit die Einstiegschancen in den Arbeitsmarkt bzw. die Weiterentwicklung im Beruf<br />
nachhaltig zu verbessern. 125<br />
Mit unterschiedlichen Initiativen versuchen, auch die Kammern und Verbände, aktuellen und<br />
zukünftigen Entwicklungen auf dem Arbeitskräftemarkt zu begegnen. So hat die IHK<br />
Sachsen zusammen mit der Agentur für Arbeit, den staatlichen Verwaltungen und den<br />
Kreisen / Kommunen eine Homepage geschaltet, über die sich Fachkräfte als Neu-Sachsen<br />
oder Rückkehrer vornehmlich über ihrer beruflichen Möglichkeiten und das Leben in der<br />
Oberlausitz informieren können. 126<br />
125 www.leo.tu-dresden.de/, 27.09.2007<br />
126 www.sachsekommzurueck.de, 27.09.2007<br />
74
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
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www.smwa.<strong>sachsen</strong>.de, 14.09.2007<br />
77
Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen auf regionaler Ebene am Beispiel Sachsens<br />
www.smwa.<strong>sachsen</strong>.de/de/Technologie__Forschung/Infrastruktur/17512.html, 14.09.2007<br />
www.smwa.<strong>sachsen</strong>.de/de/Technologie__Forschung, 14.09.2007<br />
www.smwk.<strong>sachsen</strong>.de/de/bw/studieren/1186.htm, 15.11.2005<br />
www.tudag.de, 15.12.2005<br />
tu-dresden.de/forschung, 13.09.2007<br />
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www.thueringen.de/imperia/md/content/tkm/forschung, 14.09.2007<br />
www.tu-freiberg.de/zuv/forschung/forschungspr<strong>of</strong>il.html, 13.09.2007<br />
tzsdbs.<strong>sachsen</strong>.de/tzs/, 15.09.2007<br />
www.<strong>sachsen</strong>.de/de/wu/wirtschaftsfoerderung/netzwerke/autoland/index.html, 13.3.2006<br />
www.<strong>sachsen</strong>.de/de/wu/smwa/wirtschaft/industrie/netzwerke/index.html, 14.12.2005<br />
www.ugb-leipzig.de, 15.09.2007<br />
www.uni-jena.de/Geschichte.html, 13.09.2007<br />
www.uni-leipzig.de/pr<strong>of</strong>il/index.php, 13.09.2007<br />
www.uni-protokolle.de/nachrichten/id/129759/, 13.09.2007<br />
www.univerbund.de/aktuelles/index.htm, 13.09.2007<br />
www.unternehmen-region.de/de/36.php, 14.09.2007<br />
www.unternehmen-region.de/de/54.php, 14.09.2007<br />
www.unternehmen-region.de/en, 14.09.2007<br />
www.vemas-<strong>sachsen</strong>.de, 13.3.2006<br />
www.wegweiserdemographie.de, 20.09.2007<br />
78
Kontakt:<br />
LEONARDO-BÜRO PART SACHSEN<br />
<strong>Technische</strong> Universität Dresden<br />
D-01062 Dresden<br />
Katharina Gabel-Stransky<br />
Büroleiterin<br />
Tel.: 0351-463-32219<br />
Fax: 0351-463-37156<br />
E-Mail: k.gabel-stransky@leo.tu-dresden.de<br />
René Danz<br />
EU-Projektmanagement<br />
Tel.: 0351-463-37688<br />
Fax: 0351-463-37156<br />
E-Mail: r.danz@leo.tu-dresden.de