POSITION REPORT No. 200 - AOPA Switzerland
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<strong>AOPA</strong> <strong>Switzerland</strong> 15 Position Report <strong>200</strong><br />
mag auf den ersten Blick harmlos erscheinen.<br />
Bei einem Rechenbeispiel wird er<br />
indes schon viel greifbarer. Der erste Motor<br />
eines zweimotorigen Motorflugzeug entwickelt<br />
eine Schallintensität von 90 dB. Beim<br />
Starten des zweiten Motors, der dann bei<br />
gleicher Drehzahl mit M2 = 90 dB hinzukommt,<br />
ergibt sich der neue Gesamtschallpegel<br />
von 93 dB. Das «operational limit»<br />
des Gehörs nimmt zwischen 90 und 93 dB<br />
um die Hälfte ab. Während wir den Lärm<br />
Schleiereule hört am besten<br />
Kein anderes Lebenwesen dieser Erde<br />
hört besser als die Schleiereule. Sie<br />
kann den Flügelschlag einer Motte noch<br />
in einer Entfernung von einem halben<br />
Kilometer wahrnehmen.<br />
von Triebwerk 1 noch während fast zwei<br />
Stunden ohne nennenswerte Schädigung<br />
überstehen, träten beim Hinzukommen von<br />
Triebwerk 2 schon nach einer Stunde ungeschützter<br />
Lärmbelastung Schädigungen<br />
des Gehörs auf. Und 93 dB sind ja beileibe<br />
noch kein aussergewöhnlicher Lärm. Eine<br />
PA-28 bringt es im Cockpit bei 75% Power-<br />
Setting auf satte 95 Dezibel. Hier liegen wir<br />
bei ungeschützter Exposition schon nach<br />
einer knappen Stunde im Schädigungsbereich.<br />
Bei 110 dB liegt das «operational<br />
Effektivität von Lärmschutzmaßnahmen<br />
SNR = Single Number Rating (frequenzbezogener Durchschnittswert)<br />
Offenes ANR-Headset SNR ca. 10 dB(A) von 400-1000 Hz<br />
ANR-Headset mit geschlossener Schale SNR bis ca. 40 dB(A) je nach Hersteller<br />
«Passives» Headset SNR bis ca. 40 dB(A) beschrieben<br />
Schaumstoffohrstöpsel SNR ca. 28 - 36 dB(A) je nach Hersteller<br />
Angepaßte Ohrstöpsel mit Linearfilter SNR 8 – 28 dB je nach Filter und Hersteller<br />
limit» gerade noch bei einer Minute und<br />
darüber – zum Beispiel im Bereich des<br />
120dB-Presslufthammers – sind es gerade<br />
noch ein paar Sekunden. Ein Segelflugzeug<br />
mit Klapptriebwerk bringt es bei 100%<br />
Power-Setting locker auf 117 dB.<br />
Die dabei entstehenden Schäden betreffen<br />
in der Regel das Innenohr, wobei entweder<br />
eine mechanische Schädigung oder aber<br />
eine Durchblutungs- oder Stoffwechselstörung<br />
als Ursache anzusehen sind. Wir Piloten<br />
sind vorwiegend der Gefahr des «Chronischen<br />
Schalltraumas» ausgesetzt. Und<br />
gegen diese Traumen gibt es keine Therapie,<br />
sondern einzig die rechtzeitige Vorsorge.<br />
Laute Triebwerkgeräusche ausserhalb<br />
des Flugzeuges und startende Flugzeuge in<br />
unmittelbarer Nähe sind die hauptsächlichste<br />
Gefahrenquelle für Gehörschädigungen.<br />
Das Gehör kumuliert die Schädigungen,<br />
seine Regenerationsfähigkeit ist sehr<br />
beschränkt. Nur wenn wir uns ständig<br />
genügend schützen, entgehen wir drohender<br />
Schwerhörigkeit im Bereich hoher<br />
Töne. NASA-Ohrstöpsel und Schallschutz-<br />
Kopfhörer sind also nicht ein von Lust und<br />
Laune abhängiges «Kann», sondern ein<br />
absolutes «Muss».<br />
Dieser Beitrag ist mit freundlicher Unterstützung<br />
des Flugmediziners Dr. Robert<br />
Betz aus Füssen/D entstanden. Ihm verdanken<br />
wir auch die beiden Grafiken in diesem<br />
Beitrag.