Maikäfer, bleib! Maikäfer, bleib! - Rheinkiesel
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Ein seltener Gast<br />
<strong>Maikäfer</strong>, <strong>bleib</strong>!<br />
Sprichwörter<br />
Wenn stolze Oskars sich verfranzen<br />
Natur<br />
Dicke Brummer – die Hirschkäfer<br />
14 Seiten Veranstaltungstips<br />
• Bonn • Königswinter • Oberpleis • Bad Honnef<br />
• Rheinbreitbach • Unkel • Erpel • Linz<br />
Bad Honnef<br />
Vom Zauber der Musik<br />
Kieselchen<br />
Hör mal, was da klingt!<br />
05<br />
Mai 2009<br />
13. Jahrgang
Leihgebühr:<br />
Mo bis Do tägl. € 30,<br />
Fr, Sa oder So € 50<br />
incl. MWSt.,<br />
bei Selbstabholung<br />
und eigenem Betrieb.<br />
Gebühr für mehrere<br />
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Information, Beratung und Verkauf: Ralf Joswig • Im Sand 62 • 53619 Rheinbreitbach<br />
Telefon: 0 22 24 / 96 18 37 • E-Mail: ralf.joswig@gmx.de • Mobil: 0177 / 456 66 35
Liebe Leserin und<br />
lieber Leser,<br />
wen es im Wonnemonat Mai<br />
nicht hinauszieht in die erwachende<br />
Natur, dem ist wahrlich<br />
nicht mehr zu helfen: Gibt es<br />
etwas Schöneres, als das junge,<br />
frische Grün von Wiesen und<br />
Wäldern zu bewundern, den Duft<br />
blühender Obstbäume einzuatmen<br />
und dabei die oft schon<br />
sommerlich warmen Sonnenstrahlen<br />
auf der Haut zu spüren?<br />
Ein Frühlingsspaziergang im<br />
Siebengebirge sollte in diesem<br />
Monat daher unbedingt in Ihrem<br />
Terminkalender stehen. Wenn Sie<br />
unsere Region fernab der großen<br />
touristischen Pfade erkunden wollen,<br />
droht bekanntlich die Gefahr,<br />
daß Sie sich „verfranzen“. Wissen<br />
Sie eigentlich, woher dieser Ausdruck<br />
stammt? Die Ursprünge<br />
dieser und anderer Redensarten,<br />
die auf Vor- oder Nachnamen zurückgehen,<br />
hat Bettina Schmitt<br />
für Sie ausfindig gemacht: Wenn<br />
stolze Oskars sich verfranzen<br />
(Seite 4 bis 5).<br />
Falls Sie sich doch einmal verlaufen,<br />
sollten Sie die Augen aufhalten.<br />
Mit etwas Glück stoßen<br />
Sie vielleicht auf einen Hirschkäfer,<br />
die größte europäische<br />
Käferart. Mehr über die Dicken<br />
Brummer in der Nacht weiß<br />
Ulrich Sander auf den Seiten 6<br />
bis 8 zu berichten.<br />
In diesen schönen Maitagen blickt<br />
eine ganz besondere Musikervereinigung<br />
auf ihr 60-jähriges Bestehen<br />
zurück: Das Collegium<br />
musicum in Bad Honnef. Deshalb<br />
stellen wir dieses in der Region<br />
allenthalben bekannte Orchester<br />
auf Seite 9 vor: Zauber der<br />
Musik.<br />
Zurück zu den Käfern: Einst<br />
waren sie eine gefürchtete Plage,<br />
und auch heute noch blickt so<br />
mancher Förster sorgenvoll, wenn<br />
er gleich mehrere Exemplare sichtet.<br />
Kinder hingegen haben einst<br />
wie heute ihre helle Freude an<br />
<strong>Maikäfer</strong>n – und hoffentlich auch<br />
Sie, liebe Leser, an der Erzählung<br />
<strong>Maikäfer</strong>, <strong>bleib</strong>! von Ann-Isabell<br />
Thielen auf den Seiten 10 bis 12.<br />
Früher streiften vor allem Jungen<br />
auf der Suche nach Käfern, Kröten<br />
und anderem Getier durch Wald<br />
und Flur. Heutzutage spielen sie<br />
häufig auf der Straße – nicht<br />
ganz ungefährlich. Rechtsanwalt<br />
Christof Ankele klärt über die<br />
Rechtslage „Kinder im Straßenverkehr“<br />
auf: Beschränkte (Ein-)<br />
Sicht auf Seite 13.<br />
Viele rheinkiesel-Leser erwarten<br />
alljährlich mit besonderer Spannung<br />
die Aprilausgabe unseres<br />
Magazins, wissen sie doch, daß wir<br />
sie in diesem Monat traditionell<br />
mit einem besonderen Lese-<br />
Editorial<br />
vergnügen verwöhnen. Haben Sie<br />
unseren diesjährigen Aprilscherz<br />
entlarvt? Falls nein, verraten wir<br />
Ihnen auf Seite 14 im Kaleidoskop<br />
unter der Überschrift „Zurück in<br />
die Wüste geschickt“, was es mit<br />
unserer Titelgeschichte im Vormonat<br />
auf sich hatte.<br />
Passend zu den mitunter schon<br />
recht lauten Zwitscherkonzerten<br />
unserer Singvögel am Morgen<br />
bietet unser Kieselchen in diesem<br />
Monat Einblicke in die faszinierende<br />
Welt der Akustik: Hör mal,<br />
was da klingt! (Seiten 16 und 17)<br />
Viel Spaß im Mai wünscht Ihnen<br />
Impressum<br />
Titelbild: Fotolia/Anni Sommer<br />
Erscheinungsweise:<br />
monatlich, jeweils zum Monatsende<br />
Redaktions- und<br />
Anzeigenschlußtermin:<br />
15. des Vormonats<br />
Verteilte Auflage:<br />
15.000 Exemplare<br />
Druckunterlagen:<br />
nach Absprache (auch als pdf-,<br />
eps-, tif- oder jpg-Datei)<br />
Herausgeber: Verlag, Vertrieb und Anzeigenverwaltung<br />
Quartett-Verlag Erwin Bidder,<br />
Im Sand 56, 53619 Rheinbreitbach,<br />
Tel. 0 22 24 / 7 64 82, Fax 0 22 24 / 90 02 92,<br />
E-Mail info@rheinkiesel.de<br />
Redaktion: RA Christof Ankele, Erwin Bidder (verantwortlich),<br />
Julia Bidder, Paulus Hinz, Ulrich G. Sander, Bettina<br />
Schmitt, Ann-Isabell Thielen<br />
Gestaltung: DesignBüro Blümling, Köln, mail@bluemlingdesign.de<br />
Illustrationen: Erwin Bidder, Collegium Musicum, CREATIV PICTURE /<br />
H.W. Lamberz/ © by Stadtentwicklungs- und Touristikgesellschaft<br />
Linz am Rhein mbH, Fotolia/Paul Kaps/<br />
Elisabeth Rawald, Pantheon, Pixelio/Ingo Döring/Katalogmacher/Kora/Jutta<br />
Rotter/Monika-Torloxten, Ulrich<br />
Sander, Verkehrs- und Verschönerungsverein für das<br />
Siebengebirge, Wikipedia<br />
Anzeigen: Erwin Bidder (Verlag), Tel.: (0 22 24) 7 64 82<br />
Abonnements: Jahresbezugspreis € 25,- (Zustellung per Post),<br />
Bestellungen sind an den Verlag zu richten<br />
Druck: SZ-Druck Schallowetz GmbH, St. Augustin<br />
Internet: www.rheinkiesel.de, erstellt von<br />
Rhein@Net Ansgar Federhen<br />
Beilagenhinweis: Arbeitnehmerzentrum Königswinter (Teilbeilage)<br />
Mai 2009 3
Sprichwörter<br />
Wenn stolze<br />
Oskars sich<br />
verfranzen<br />
„Ein Name ist nichts Geringes“, wußte schon Johann<br />
Wolfgang von Goethe im Jahr 1829. Dieser Spruch hat seine<br />
Aktualität nicht verloren – ein Kreditkartenunternehmen<br />
wirbt mit dem Slogan: „Bezahlen Sie einfach mit Ihrem<br />
guten Namen.“ Bis heute halten sich in unserem Sprachgebrauch<br />
viele Redensarten, die sich um einen Namen drehen.<br />
So ist vom „wahren Jakob“ die<br />
Rede, wenn nach mühsamer<br />
Suche endlich ein Wunschkandidat,<br />
ein geeignetes Mittel oder<br />
eine gewünschte Sache gefunden<br />
sind. Der Ursprung dieser Redensart<br />
findet sich im spanischen<br />
Santiago de Compostela. Der<br />
weltberühmte Wallfahrtsort beherbergt<br />
die Reliquien des Heiligen<br />
Jakob (Jakobus (hebräisch) =<br />
Gott möge schützen). Dieser<br />
Schutzheilige Spaniens ist seit dem<br />
Mittelalter Ziel vieler Wallfahrten.<br />
Nun gibt es aber mehr als einen<br />
Heiligen namens Jakob, was reisefaulen<br />
Pilgern schon früh die<br />
attraktive Möglichkeit eröffnete,<br />
einem leichter zu erreichenden<br />
Jakobsgrab einen Besuch abzustatten.<br />
Der Preis für die weniger beschwerliche<br />
Pilgerreise war allerdings<br />
die Verachtung der „echten“<br />
Jakobspilger: Für sie zählt nur der<br />
4 Mai 2009<br />
Besuch des Grabes in Santiago de<br />
Compostela, des einzigen „wahren<br />
Jakobs“.<br />
Andere „Jakobusse“ wurden als<br />
Abwertung des Originals gewertet.<br />
Sie waren quasi nur eine „Verballhornung“.<br />
Für diese Redensart<br />
stand ein Lübecker Buchdrucker<br />
namens Jakob, pardon, Johann<br />
Ballhorn (1528 bis 1603) Pate. Er<br />
war dafür bekannt, ihm überlassene<br />
Handschriften eigenmächtig<br />
zu ändern oder durch – meist<br />
unsinnige – Zusätze zu ergänzen.<br />
Heutzutage würde man von „verschlimmbessern“<br />
reden. Ballhorn<br />
verbarg seine Täterschaft nicht<br />
etwa: Auf den Titelseiten der von<br />
ihm gedruckten Werke prangten<br />
die Worte: „Vermehrt und verbessert<br />
durch Johann Ballhorn.“<br />
Ob er durch diese Aktionen in<br />
Verruf geriet oder die Leser gar<br />
seine Druckerzeugnisse boykottierten,<br />
ist nicht überliefert – wohl<br />
Die Grabeskirche des „wahren“ Heiligen Jakob<br />
aber die Herkunft des Ausdruckes<br />
„den Boykott über jemanden verhängen“<br />
oder „jemanden boykottieren“.<br />
Es bedeutet, daß jemand<br />
eine Person oder eine Institution<br />
schneidet oder ächtet, oder, daß<br />
jemand geschäftliche Beziehungen<br />
mit einer bestimmten Absicht<br />
unterbricht. So ging es im Jahre<br />
1880 dem Verwalter James Boycott.<br />
Aufgrund unehrlichen Verhaltens<br />
geriet er bei der irischen<br />
Landliga in Verruf. Die 1879<br />
gegründete Institution setzte sich<br />
gegen Zwangsvertreibungen, hohe<br />
Pachtzahlungen und Unterdrückung<br />
durch die Landbesitzer zur<br />
Wehr. Sie erstrebte die Rückgabe<br />
des irischen Landes an die Iren.<br />
Boycott untergrub diese Kampagne<br />
– und wurde deshalb von<br />
der Landliga boykottiert: Man<br />
verkehrte nicht mehr mit ihm.<br />
Es ist anzunehmen, daß Boycotts<br />
schlechter Ruf ihm von da an vorauseilte<br />
– wie ein „Kassandra-
Ruf“. Dieser wiederum warnt vor<br />
einer drohenden Gefahr oder<br />
einer unheilvollen Entwicklung.<br />
Dem Kassandra-Ruf ist allerdings<br />
eigen, daß er meist unbeachtet<br />
verhallt. Die Namenspatronin<br />
dieser Redensart, Kassandra, begegnet<br />
uns in der griechischen<br />
Mythologie. Apoll beschenkte sie<br />
als Zeichen seiner Verehrung mit<br />
der Gabe der Weissagung. Trotz<br />
dieser Aufmerksamkeit zeigte sich<br />
Kassandra uninteressiert, weshalb<br />
der Zurückgewiesene ihre Gabe<br />
mit einem Fluch belegte: Welch<br />
Unheil sie auch immer vorhersagte,<br />
ihren Warnungen sollte niemand<br />
Glauben schenken. Mein<br />
lieber Herr Gesangsverein, da<br />
hatte er (Apoll) sie (Kassandra)<br />
aber zur Minna gemacht!<br />
Der in der Kaiserzeit beliebte<br />
Vorname Wilhelmine wurde oft<br />
zu „Minna“ verkürzt. Natürlich<br />
hörten auch Dienstmädchen auf<br />
diesen schönen Namen. Doch<br />
wenn die Dienstherrin mit der<br />
Leistung von „Wilhelmine“ nicht<br />
zufrieden war, machte sie sie<br />
sprichwörtlich „zur Minna“, rügte<br />
sie also.<br />
So manche Magd hieß Minna und<br />
so mancher Knecht Franz. Der<br />
wurde zwar nicht zur Minna<br />
gemacht, lief aber Gefahr, sich in<br />
den mitunter weitläufigen Herrschaftsanwesen<br />
zu verfranzen, also<br />
zu verirren. Ver-franz-en kommt<br />
aus der Fliegersprache des 1. Weltkrieges.<br />
„Franz“ hieß damals der<br />
Beobachter eines Flugzeuges. Sein<br />
Pilot hieß „Emil“. Hatte „Emil“<br />
sich verflogen, weil ihm „Franz“<br />
einen falschen Kurs angegeben<br />
Am verkaufsoffenen<br />
Sonntag, 17. Mai,<br />
Catering mit Elke Schnell,<br />
Designermode und<br />
Kaffee im Hinterhof.<br />
Der Abakus, eine der ältesten Rechenhilfen<br />
hatte, so hatten sich die tollkühnen<br />
Luftakrobaten eben verfranzt.<br />
Ein solches Malheur war nicht<br />
gerade ein Anlaß, um „stolz wie<br />
Auflösung des Rätsels aus dem April-Heft:<br />
In die Lücken waren Begriffe einzusetzen, die<br />
das Wort „Hand“ enthalten: mit leeren Händen,<br />
von der Hand in den Mund, überhand nehmen,<br />
handgreiflich werden, Hand in Hand arbeiten, etc.<br />
Rätselhaftes im Monat Mai:<br />
Die folgenden Redewendungen beinhalten alle<br />
denselben deutschen Vornamen. Dazu folgende<br />
Tips: Der gesuchte Name stand bis 1950 an der<br />
Spitze der deutschen Namenshitparade. Er kommt<br />
sowohl im Deutschen als auch im Schwedischen<br />
vor und bedeutet übersetzt „Gott ist gnädig“ oder<br />
auch „Gott hat Gnade erwiesen“.<br />
Handgefertigte<br />
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Oskar“ in den heimischen Hangar<br />
zurückzukehren. Frech (oder in<br />
abgemilderter Form auch stolz)<br />
wie Oskar ist einer, der sich unverschämt,<br />
dreist, manchmal gar an-<br />
Neues aus der Rätselecke<br />
Sprichwörter<br />
maßend verhält. Im Jiddischen<br />
bedeutet ossik so viel wie frech.<br />
Ein Ossoker ist demnach ein<br />
Frecher.<br />
Den Abschluß soll heute „ein ganz<br />
Großer“ bilden: Ein heute noch<br />
allseits bekannter fränkischer<br />
Rechenmeister (1492 bis 1559)<br />
wird dann zitiert, wenn es gilt, die<br />
Korrektheit einer Rechnung zu<br />
betonen. Sie haben es längst erraten:<br />
Es handelt sich um Adam<br />
Riese. Dieser hieß übrigens gar<br />
nicht Riese, sondern Ries. Wenn<br />
er zitiert wird „Das macht nach<br />
Adam Riese genau 702,10 Euro“,<br />
handelt es sich um den – nach<br />
dem Wörtchen „nach“ verlangten<br />
– Dativ. Zu Ries´ Zeiten wurden<br />
Personennamen dekliniert – im<br />
Fall des Dativ wurde an den<br />
Namen ein „e“ angehängt. So<br />
wurde aus Ries der Riese. Riesig,<br />
oder? •<br />
Bettina Schmitt<br />
1) Dieser „verqualmt“ unbekümmert und<br />
schwungvoll sämtliche Seitensträßchen.<br />
2) Dieser kommt in einem Märchen der<br />
Gebrüder Grimm vor und ist das Gegenteil<br />
eines Pechvogels.<br />
3) Dieser wird im Norddeutschen als Synonym<br />
für den Tod benutzt – allerdings nur, wenn er<br />
schön glänzt.<br />
4) Dieser stammt aus dem Struwelpeter von<br />
Heinrich Hoffmann (1844) und hält seinen<br />
Blick stets nach oben gerichtet.<br />
5) Dieser ist der Bruder des dummen August und<br />
wird in Kombination mit einem herzhaften<br />
Brotbelag genannt.<br />
Mai 2009 5
Natur<br />
Dicke Brummer<br />
in der Nacht<br />
Fast jeder kennt seinen Namen, und dem ein oder anderen<br />
flößen seine Größe und seine Wehrhaftigkeit Respekt oder<br />
sogar Angst ein: der Hirschkäfer, der Gigant unter unseren<br />
einheimischen Käfern.<br />
Gemessen an seinen tropischen<br />
Verwandten, die je nach Art länger<br />
als 20 Zentimeter werden können,<br />
nimmt sich unser einheimischer<br />
Hirschkäfer allerdings geradezu<br />
zierlich aus. Dennoch ist er mit bis<br />
zu acht Zentimetern der größte<br />
Käfer in ganz Europa.<br />
Bekannt ist er wegen seiner geweihartigen<br />
und namensgebenden<br />
großen Zangen. Diese trägt aber<br />
nur das Männchen, während das<br />
Weibchen wesentlich schlichter<br />
daherkommt. Dennoch, als klein<br />
kann man auch sie nicht gerade<br />
bezeichnen.<br />
Riesenkiefer für<br />
den Schaukampf<br />
Das Geweih der Männchen ist –<br />
ganz anders als beim wirklichen<br />
Hirsch oder dem verwandten,<br />
ebenfalls bekannten Nashornkäfer<br />
– kein fixierter Kopfaufsatz, sondern<br />
besteht aus den stark vergrößerten<br />
Oberkieferzangen, den<br />
6 Mai 2009<br />
sogenannten Mandibeln. Normalerweise<br />
zerkleinern Insekten<br />
mit diesen Mundwerkzeugen ihre<br />
Nahrung – und zwar, je nach Art<br />
und Nahrung, schneidend, kauend<br />
oder saugend.<br />
Beim Hirschkäfer-Männchen sind<br />
die riesigen, rot überlaufenen<br />
Kiefer dafür allerdings nicht zu<br />
gebrauchen. Stattdessen setzen<br />
rivalisierende Männchen sie im<br />
Kampf um ein Weibchen oder um<br />
einen günstigen Platz ein. Treffen<br />
zwei der auch Feuerschröter genannten<br />
Artgenossen aufeinander,<br />
spreizen sie imponierend ihre<br />
Zangen, richten den Oberkörper<br />
auf und versuchen, sich gegenseitig<br />
zu ergreifen, hochzuheben und<br />
vom Geäst zu werfen. Es ist – abgesehen<br />
von ihrer Körpergröße<br />
und den massiven Zangen – nicht<br />
minder respekteinflößend, wenn<br />
einer den anderen zu packen bekommt<br />
und mit scheinbarer<br />
Leichtigkeit hochstemmt. Das<br />
Schauspiel erinnert an einen<br />
olympischen Ringkampf. In der<br />
Tat verletzen sich die Tiere normalerweise<br />
nicht, sondern versuchen<br />
nur, sich gegenseitig quasi<br />
„aus dem Ring zu werfen“. Mag<br />
sein, daß der ein oder andere Verlierer<br />
etwas hart auf dem Boden<br />
aufschlägt und im schlimmsten<br />
Fall auf den von der Natur nicht<br />
vorgesehenen Asphalt prallt. Dies<br />
geschieht mit einem weithin hörbaren<br />
Knacken, so daß man unwillkürlich<br />
davon ausgeht, der<br />
Käfer müsse nun wie eine Nuß<br />
zersprungen sein. Doch die Panzer<br />
der Tiere sind so robust und ihre<br />
Gliedmaßen so flexibel, daß die<br />
„harten Männer“ in der Regel<br />
keinen Schaden nehmen. Im Eifer<br />
des Gefechts packen die Rivalen<br />
auch schon mal ein Weibchen und<br />
werfen es – höchst uncharmant –<br />
hinunter.<br />
Der Stärkste macht<br />
das Rennen<br />
Solche Vergleichskämpfe findet<br />
man auch bei manchen Schlangen-<br />
und Vogelarten. Aus biologischer<br />
Sicht sind diese sogenannten<br />
„Kommentkämpfe“ sinnvoll: Sie<br />
dienen dazu, herauszufinden, welches<br />
Tier das geschicktere, schnellere<br />
und stärkere ist. Die überlegenen<br />
Exemplare machen zunächst<br />
das Rennen und haben größere<br />
Fortpflanzungschancen. Die unterlegenen,<br />
aber unversehrten<br />
Tiere stehen der Population den-<br />
Lucanus cervus lautet der lateinische Name des Hirschkäfers
noch zur Verfügung. Möglicherweise<br />
kommen sie ein anderes Mal<br />
zum Zuge, wenn es gilt, Nachwuchs<br />
zu zeugen – frei nach dem<br />
Motto: „Neues Spiel – neues<br />
Glück“.<br />
Vorsicht, zwickende<br />
Weibchen<br />
Wer einmal das Glück hat, mehrere<br />
Hirschkäfer auf einmal zu beobachten,<br />
wird feststellen, daß die<br />
Männchen unterschiedlich groß<br />
sind. Es gibt immer wieder<br />
schmächtige Tiere, die wie die<br />
Weibchen „nur“ vier Zentimeter<br />
erreichen oder noch kleiner sind.<br />
Aber egal wie klein oder groß, die<br />
imposanten Zangen der Tiere<br />
können weder Feinden noch uns<br />
Menschen etwas anhaben. Ein<br />
bißchen pieksen und zwacken ist<br />
alles, was die mancherorts Hornschröter<br />
genannten Käfer können.<br />
Ausgerechnet die kleineren Weibchen<br />
sind dagegen wehrhafter,<br />
auch wenn man es nicht vermuten<br />
würde. Doch da ihre Kiefer tatsächlich<br />
noch Werkzeuge zur Zerkleinerung<br />
sind, werden aus den<br />
Hornschrötern schnell einmal<br />
„Hornhautschredder“, denn sie<br />
können immerhin unsere Oberhaut<br />
leicht anschneiden, wenn<br />
man sie in die Hand nimmt.<br />
Natürlich haben die Weibchen<br />
anderes im Sinn. Das leitet zu<br />
der spannenden Frage über, wo-<br />
Wehrhafte Zangen, das Markenzeichen des Hirschkäfers<br />
von sich die Hirschkäfer eigentlich<br />
ernähren. Mit ihren Mundwerkzeugen<br />
bearbeiten die Weibchen<br />
die Rinde von Laubbäumen, um<br />
anschließend den austretenden,<br />
nährstoffreichen Saft aufzulecken<br />
Die Verdauungsreste verkleckern<br />
sie großzügig als Duftmarken, die<br />
aus größerer Entfernung Männchen<br />
anlocken. Diese finden praktischerweise<br />
nicht nur ein Weib-<br />
chen, sondern bekommen zugleich<br />
ihre Lieblingsspeise aufgetischt.<br />
Sie lecken in trauter Zweisamkeit<br />
mit dem Weibchen an<br />
der Saftquelle. Ansonsten sind die<br />
bei der Nahrungsbeschaffung eher<br />
unbeholfenen Männchen auf<br />
Bäume mit Verletzungen angewiesen,<br />
sei es durch Windbruch,<br />
Spechte oder Großsäuger. Wie<br />
man sich denken kann, funk-<br />
Natur<br />
tioniert das nur in natürlichen<br />
Lebensräumen. In Nadelwaldforsten<br />
und „aufgeräumten“ Waldgebieten,<br />
wo nur junge, gerade,<br />
gesunde und starke Bäume stehen,<br />
leben kaum noch Hirschkäfer.<br />
Vermutlich ist der Gigant unter<br />
den Käfern auch deshalb so selten,<br />
weil Hirschkäfer-Larven hungrige<br />
Feinschmecker sind und für ihre<br />
Entwicklung mehrere Jahre benö-<br />
Mai 2009 7
Natur<br />
tigen. Hier kann man gut nochmals<br />
Bezug auf den Namen<br />
„Hornschröter“ nehmen, denn in<br />
der Tat zerschroten die Käferlarven<br />
höchst effektiv altes Holz,<br />
bevorzugt von Wurzelstöcken und<br />
Baumstümpfen. Lieblingsbaumart<br />
ist die Eiche, die engerlingsartigen<br />
Larven nehmen aber, wenn auch<br />
begrenzt, andere Laubbaumarten<br />
und Obstbäume an. Interessanterweise<br />
fressen sie auch zweckentfremdete<br />
Eisenbahnschwellen,<br />
selbst wenn sie mit giftigem Teer<br />
und Holzschutzmitteln impräg<br />
niert sind.<br />
Acht Jahre als Larve<br />
Die Larven fressen sich bis zu acht<br />
Jahre lang dick und dicker, bis sie<br />
schließlich zehn Zentimeter oder<br />
sogar noch länger messen. Bereits<br />
8 Mai 2009<br />
Redaktionstip<br />
Freitag, 19. Juni<br />
im 5. Jahr vertilgt ein Tier bis zu<br />
250 Kubikzentimeter Holzmulm<br />
pro Monat! Mit anderen Worten:<br />
Nur vier Käferlarven benötigen<br />
sage und schreibe einen ganzen<br />
Liter verrottendes Holz – pro<br />
Monat wohlgemerkt.<br />
Hirschkäfer spielen eine wichtige<br />
Rolle beim Zersetzen von Totholz<br />
und somit im natürlichen Recycling-Kreislauf<br />
des Waldes. Spätestens<br />
jetzt wird deutlich, daß die<br />
wenigen brüchigen Eichen und<br />
die geringen Altholzanteile in<br />
unserer Landschaft dem Hirschkäfer<br />
ein Auskommen schwer<br />
machen.<br />
Als bedrohte Art und Symbol für<br />
natürliche Laubwälder in klimatisch<br />
begünstigten Lagen, also von<br />
Ebenen bis zum Mittelgebirge in<br />
Europa, wurde der Hirschkäfer als<br />
eine von wenigen Käferarten in<br />
Die Biologische Station Bonn bietet im Rahmen<br />
des Veranstaltungsprogramms „Naturerlebnis<br />
in Bonn und Umgebung“ am Freitag, 19. Juni<br />
eine naturkundliche Abend-/Nachtwanderung<br />
im Ennert an, bei der mit Glück auch Hirschkäfer<br />
beobachtet werden können.<br />
Auskunft und Anmeldung unter<br />
Tel. 0228/2495-799 bzw. info@biostation-bonn.de.<br />
Unter www.biostation-bonn.de gibt es neben<br />
dem gesamten Veranstaltungsprogramm weitere<br />
interessante Informationen zum regionalen<br />
Hirschkäfer-Projekt.<br />
Am 10. Mai ist Muttertag<br />
Laß Blumen sprechen!<br />
Inhaber: Thomas Steinmann · Linzer Str. 117 · 53604 Bad Honnef<br />
Telefon 02224 - 33 48 · Fax 02224 - 96 16 57<br />
Hirschkäfer<br />
Systematik<br />
Unterklasse: Insekten<br />
(Insecta)<br />
Ordnung: Käfer<br />
(Coleoptera)<br />
Familie: Schröter<br />
(Lucanidae)<br />
Gattung: Lucanus<br />
Wissenschaftlicher Name:<br />
Lucanus cervus<br />
die Liste weiträumig gefährdeter,<br />
streng zu schützender Arten mit<br />
Bedeutung für die ganze Europäische<br />
Union aufgenommen.<br />
Nach den geltenden Bestimmungen<br />
ist nicht nur der Käfer selbst,<br />
sondern auch seine Lebensräume<br />
zu schützen.<br />
Hirschkäfer im<br />
Rheintal<br />
Im Siebengebirge kommt der<br />
große Käfer lokal noch vor.<br />
Auffälligerweise häufen sich die<br />
Beobachtungen in den Randbereichen<br />
zum Rheintal hin. Es hat<br />
den Anschein, als finde die Art in<br />
den warmen Hängen mit teils aufgegebenem<br />
Obstbaumbestand,<br />
verwilderten Gärten und Hangwäldern<br />
noch geeignete Lebensbedingungen<br />
vor. Auch in Ortschaften<br />
fühlt sich der Hirschkäfer<br />
offenbar wohl. In Kürze, etwa<br />
Ende Mai, beginnt die Flugzeit<br />
der Brummer. Diese ist mit zwei<br />
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Edgar Schröter, Fliesenlegermeister<br />
Monaten relativ kurz. Im August<br />
sind allenfalls noch zähe Einzeltiere<br />
unterwegs. Trotz ihrer Größe<br />
und ihres Gewichts sind die Käfer<br />
recht gute Flieger und ihr Flug<br />
beeindruckend. In Ruhestellung<br />
bilden ihre Flügeldecken den<br />
Panzer. Im Flug stellen die Tiere<br />
sie weit auf. Darunter kommen<br />
die häutigen Hinterflügel zum<br />
Vorschein, die mit schnellem<br />
Schlag und lautem Brummen für<br />
den Vor- und Auftrieb sorgen. In<br />
der Luft können die Großinsekten<br />
kreisen, Spiralen und Kurven und<br />
auf der Stelle auf und ab fliegen.<br />
Sie vermögen auch, leicht hin und<br />
her zu pendeln.<br />
Flieger in der<br />
Dämmerung<br />
Voraussetzung sind warme Abende<br />
und Nächte, denn Hirschkäfer<br />
sind nachtaktiv und legen bei<br />
Einbruch der Dämmerung gegen<br />
21 Uhr los. Zwar können wir<br />
Menschen sie im Zwielicht nur<br />
schwerlich beobachten. Die Tiere<br />
dagegen können sich auch in<br />
der Dämmerung noch hervorragend<br />
orientieren und steuern gerichtet<br />
ihr Ziel an. Lediglich die<br />
Landung macht stets einen etwas<br />
ungeschickten Eindruck. Wegen<br />
der Trägheit der Masse und der<br />
nicht beliebig reduzierbaren<br />
Fluggeschwindigkeit erreicht der<br />
Hirschkäfer sein angepeiltes Objekt<br />
meist mit einem hörbaren<br />
Aufschlag. Aber welcher korpulente<br />
Ringer mit Geweih am Kopf<br />
kann sonst überhaupt fliegen? •<br />
Ulrich Sander<br />
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Vom Zauber<br />
der Musik<br />
Es ist später Abend. Auf dem Rheingoldweg in Bad Honnef<br />
<strong>bleib</strong>en überrascht Passanten stehen. Verzückt lauschen sie<br />
den Tönen, die durch die hell erleuchteten Fenster der<br />
Konrad-Adenauer-Schule dringen: wundervolle, klassische<br />
Musik. Ist das nicht …? Richtig! Das sind Joseph Haydns<br />
„Jahreszeiten“! Abrupt bricht die Musik ab, um kurz darauf<br />
erneut einzusetzen.<br />
Drinnen blicken 30 Musiker<br />
voller Konzentration auf Rolf<br />
Beitzel, den Dirigenten des<br />
Honnefer Laienorchesters „Collegium<br />
musicum“. Es ist Montag.<br />
Kurz vor 20 Uhr finden sich hier<br />
Musikliebhaber jeglichen Alters<br />
zur wöchentlichen Probe ein.<br />
Wie ist es eigentlich um den musikalischen<br />
Nachwuchs des Ensembles<br />
bestellt? Zwar hat man<br />
mit Rolf Beitzel, dem Leiter der<br />
Honnefer Musikschule, eine<br />
glückliche Verbindung zur Talentschmiede<br />
für junge Musiker gefunden.<br />
Doch auch für die weit<br />
über Bad Honnef hinaus beliebten<br />
Laienmusiker ist und <strong>bleib</strong>t die<br />
Nachwuchsfrage ein schwieriges<br />
Terrain.<br />
Immerhin bestreitet die Orchestervereinigung<br />
– inklusive Gastkonzerten<br />
– jährlich zwei bis vier<br />
Aufführungen. Dafür sind intensive<br />
Proben erforderlich. Das ist<br />
sicherlich nicht jedermanns Sache,<br />
zumal viele Jugendliche heutzutage<br />
lieber Musik konsumieren, als<br />
selbst welche zu machen.<br />
Dennoch kennzeichnen glanzvolle<br />
Ereignisse den musikalischen Weg<br />
der Honnefer. Zugegeben: manche<br />
der spektakulären Auftritte<br />
liegen schon einige Zeit zurück.<br />
So gastierte der Chor im Herbst<br />
1952 in der Weltstadt Paris. Doch<br />
nicht nur die französischen<br />
Musikliebhaber profitierten von<br />
dem Auftritt, denn das Konzert<br />
ging europaweit als Radiosendung<br />
über den Äther. Ein viel beachtetes<br />
„Geburtstagskonzert“ gaben die<br />
Honnefer dem 1. Kanzler unserer<br />
Kontakt: Dr. Adelheid aufm Kampe,<br />
Tel. 0 22 24 / 65 76, Email: A.a.kampe@t-online.de,<br />
Internet: www.collegium-musicum-bad-honnef.de<br />
Republik, Dr. Konrad Adenauer,<br />
am 9. Januar 1966, als er seinen<br />
90. Geburtstag feierte.<br />
Einen bemerkenswerten Auftritt<br />
hatte das Orchester im März 1984<br />
in der Beethovenhalle in Bonn.<br />
Der Rundfunk- und Fernseh-<br />
Kinderchor von Radio Moskau<br />
weilte damals in Deutschland und<br />
gastierte unter anderem in Bonn.<br />
Das Orchester hatte man zur in-<br />
Jubiläumskonzert Kursaal Bad Honnef<br />
Sonntag, 10. Mai, 17.00 Uhr<br />
Ludwig van Beethoven<br />
Ouvertüre zum Ballett „Die Geschöpfe des Prometheus“ op. 43,<br />
4. Klavierkonzert G-Dur op. 58<br />
1. Sinfonie C-Dur op. 21<br />
Ausführende:<br />
Eintritt: € 12/erm. 8<br />
Thomas Solzbacher, Klavier<br />
Vvk: Zigarrenhaus Joest,<br />
Collegium musicum Bad Honnef<br />
Buchhandlung Werber,<br />
Leitung:<br />
Stadtinformation,<br />
Rolf Beitzel<br />
alle Bad Honnef<br />
Bad Honnef<br />
strumentalen Umrahmung eingeladen.<br />
Dem „Festival der Freude“<br />
lauschten seinerzeit der damalige<br />
Bundespräsident Walter Scheel<br />
und der russische Botschafter.<br />
Publikum und Presse zeigten sich<br />
begeistert.<br />
Fast 60 Jahre im Dienste der<br />
Musik wären nicht denkbar, wenn<br />
das Orchester nicht über einen<br />
Stamm treuer und hervorragender<br />
Mitwirkender verfügt hätte –<br />
und heute noch verfügt. Es ist bemerkenswert,<br />
daß das Orchester<br />
hauptsächlich aus Honnefer<br />
Bürgern bestehen. Schon seit langer<br />
Zeit wissen nicht nur die<br />
Musikfreunde im „Rheinischen<br />
Nizza“ Chor- und Orchestermusik,<br />
dargeboten von „Honnefer<br />
Gewächsen“ zu schätzen. Zahlreiche<br />
Liebhaber der Musik aus<br />
der Region zählen zu den regelmäßigen<br />
Gästen bei den Konzerten.<br />
•<br />
Erwin Bidder<br />
Mai 2009 9
Erzählung<br />
<strong>Maikäfer</strong>,<br />
<strong>bleib</strong>!<br />
„Alles Liebe zum Muttertag!“ Mit strahlenden Augen<br />
präsentierte Anton seiner Mama eine Zigarrenkiste.<br />
Liebevoll hatte er seinen größten Schatz auf Rosenblätter<br />
gebettet. „Danke, lieber Anton. Da bin ich aber mal<br />
gespannt, was du da drin hast!“<br />
Vorsichtig öffnete Hanne das<br />
Kistchen. „Oh nein, Hilfe!“<br />
kreischte sie und klappte den<br />
Deckel rasch wieder zu. Sie war<br />
kreidebleich, und auf ihren Armen<br />
hatte sie eine Gänsehaut. Hanne<br />
kniete sich zu ihrem Sohn und sah<br />
ihm in die Augen. „Anton, ich<br />
weiß, daß du das ganz lieb gemeint<br />
hast. Aber dieses Tierchen<br />
gehört unbedingt in den Wald,<br />
nicht zu uns nach Hause. Bitte<br />
bring es wieder dorthin – sofort,<br />
hörst du! Und wenn du wieder<br />
reinkommst, wäschst du dir die<br />
Hände, und zwar gründlich!“ Enttäuscht<br />
nahm Anton das Zigarrenkistchen<br />
wieder in Empfang. Mit<br />
hängenden Schultern drehte er<br />
sich um und strebte zur Haustür.<br />
Hanne schüttelte sich. „Muß er<br />
immer so ein Viehzeug anschleppen?“<br />
seufzte sie. Manfred, Antons<br />
Vater, grinste breit. „Ach Hanne,<br />
ausgerechnet ein <strong>Maikäfer</strong>. Weißt<br />
du noch, damals …!“ Hanne ver-<br />
10 Mai 2009<br />
drehte die Augen.<br />
Währenddessen saß Anton traurig<br />
auf dem Treppenabsatz vor der<br />
Kirche und ließ die Beine baumeln.<br />
Schade, daß Mama sich<br />
nicht über sein Geschenk gefreut<br />
hatte. Gedankenverloren betrachtete<br />
er seine Schatzkiste, als er<br />
plötzlich einen Schatten bemerkte.<br />
Er gehörte zu einem älteren Mann<br />
mit Hut, der sich gerade über ihn<br />
beugte. „Na, Junge, was hast du<br />
denn da in Deiner Kiste? Ich<br />
wette, es hat sechs Beine und zwei<br />
Fühler“, brummte er freundlich.<br />
„Ähm, keine Ahnung, wie viel<br />
Beine“, antwortete Anton. „Wollen<br />
wir mal nachzählen“, fragte der<br />
Alte neugierig und lächelte dem<br />
Jungen aufmunternd zu. Vorsichtig<br />
öffnete Anton die Kiste.<br />
„Hab ich es mir doch gedacht,<br />
Melolontha melolontha“, murmelte<br />
der, „das ist ein lustiges<br />
Wort, was bedeutet das?“ wollte<br />
Anton sofort wissen. „Das heißt<br />
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Manchen Menschen ein Greuel: der <strong>Maikäfer</strong><br />
<strong>Maikäfer</strong> auf Lateinisch. Das ist<br />
die Sprache, in der Entomologen<br />
Käfer benennen.“ „Noch ein lustiges<br />
Wort“, lachte Anton. „Was ist<br />
das, ein Entomologe?“ „Insektenkundler,<br />
also Menschen, die sich<br />
mit Insekten beschäftigen.“<br />
„Meine Mutter haßt Insekten“,<br />
sagte Anton. „Das ist aber schade“,<br />
fand der Mann. „Wenn man sich<br />
die Welt dieser Tiere mal genauer<br />
betrachtet, bemerkt man, daß sie<br />
äußerst faszinierend sind. Guck<br />
mal, dieser <strong>Maikäfer</strong> hat sechs<br />
Beine – wie alle Käfer. Und zwei<br />
Fühler. Damit können sie riechen!<br />
Möchtest du sie dir mal näher ansehen?“<br />
Anton nickte. Der Mann<br />
zog aus seiner Westentasche eine<br />
kleine Lupe hervor. „Schau mal
hindurch“, ermunterte er den<br />
Jungen. Anton sah hindurch.<br />
„Cool, der hat ja Haare auf den<br />
Beinen!“ „Es ist eine sie“, stellte<br />
der Mann richtig. „<strong>Maikäfer</strong> kann<br />
man an ihren Fühlern unterscheiden,<br />
und hierbei handelt es sich<br />
Erzählung<br />
eindeutig um ein Mädchen.“<br />
„Dann nenn ich sie Melli <strong>Maikäfer</strong>“,<br />
überlegte Anton. „Woher<br />
wissen Sie so viel über <strong>Maikäfer</strong>?“<br />
„Ich war früher ein Insektenforscher.<br />
Aber wenn man einmal<br />
die faszinierende Welt der In-<br />
<strong>Maikäfer</strong>fest in Oberkassel<br />
Samstag, 16. Mai<br />
Drei auf einen Streich vereinigen erstmals die Oberkasseler<br />
Werbegemeinschaft und die Junggesellen-<br />
Schützen-Bruderschaft: <strong>Maikäfer</strong>fest, Kirmes und das<br />
Kinder- und Maifest werden zu einem großen, gemeinsamen<br />
Fest.<br />
Aus diesem Anlaß wird die Königswinterer Straße von der Jacobstraße<br />
bis zur Langemarckstraße gesperrt, damit das Bunte Treiben<br />
von Autos ungefährdet <strong>bleib</strong>t. Die beteiligten Geschäftsleute haben<br />
sich viele Angebote, besonders auch für Kinder, einfallen lassen. So<br />
steht die Königswinterer Straße von der Jacobstraße bis zum<br />
Postparkplatz ganz unter dem Motto „Karibik“. Für das richtige<br />
Feeling sorgen hier unter anderem die Steel-Band, Cocktails und exotische<br />
Köstlichkeiten.<br />
Auf dem Marktplatz steht eine Bühne für Aktionen wie „Haareschneiden<br />
um die Wette – Frisörsalon gegen Hundesalon“, eine<br />
Modenschau für die Kleinsten und eine Kleiderschau für die Großen.<br />
Physikalische, akustische und optische Experimente werden die Zuschauer<br />
verblüffen – das gelingt auch sicherlich der Zirkusschule<br />
Corelli, die ebenfalls ihr Kommen zugesagt hat. Schließlich werden<br />
vielfältige musikalische Darbietungen erfolgen, zum Beispiel durch<br />
das Oberkasseler Gitarrenstudio, verschiedene Chöre und dem<br />
Zupforchester.<br />
Die Käferstraße mit einem ganzen Käferschwarm vor dem Café<br />
Breuer lädt zum Bewundern und Kaufen ein: Der Erlös ist für einen<br />
guten Zweck bestimmt.<br />
Von 13.00 bis 16.00 Uhr spielt vor und gesponsert von House &<br />
Living die Rock Company. Den Gaumen erfreuen hier besonders<br />
frisch zubereitete Grillspezialitäten. Zur kostenlosen Weinprobe lädt<br />
die Weinhandlung Kreutzberg von 14.00 bis 18.00 Uhr ein.<br />
Besonderer Clou für Kinder: Es gibt einen Kutschenservice vom<br />
<strong>Maikäfer</strong>fest zum Kinderfest, das um 15.00 Uhr im Bürgerpark startet.<br />
Auf die Kinder warten dort einige Geschicklichkeitsspiele und<br />
weitere Attraktionen. Auch hier ist für das leibliche Wohl gesorgt.<br />
Samstag, 16. Mai, 13 bis 18 Uhr<br />
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12 Mai 2009<br />
Zum <strong>Maikäfer</strong>fest<br />
sind auch wir<br />
für Sie da!<br />
Erzählung<br />
<strong>Maikäfer</strong> sind pelzige Zeitgenossen<br />
sekten kennengelernt hat, läßt sie<br />
einen nicht mehr los, egal, wie alt<br />
oder wie jung jemand ist. Und<br />
<strong>Maikäfer</strong>, die waren schon immer<br />
mein Spezialgebiet. Soll ich dir<br />
noch mehr über sie erzählen? „Au<br />
ja“, freute sich Anton.<br />
„Aber ich denke, deine Mutter<br />
sollte davon wissen. Am besten<br />
gehst du nach Hause und fragst<br />
sie, ob du mal ein Stündchen zum<br />
Herrn Doktor Wilberg gehen<br />
darfst. Der Doktor Wilberg, das<br />
bin übrigens ich“, sagte er und zog<br />
seinen Hut. „Ich bin der Anton“,<br />
sagte Anton. „Ich weiß“, sagte<br />
Herr Wilberg. „Deine Mutter<br />
Hanne kannte ich schon, als sie<br />
noch in die Schule ging. Und<br />
Insekten, weißt du – Insekten<br />
konnte deine Mutter noch nie<br />
leiden. Das muß daran liegen, daß<br />
die frechen Jungs aus der Nachbarschaft<br />
ihr damals einige <strong>Maikäfer</strong><br />
in den Kragen ihres Kleides<br />
gesteckt haben. Dein Vater war<br />
übrigens auch dabei. Ach ja, und<br />
deine kleine Melli <strong>Maikäfer</strong> – die<br />
laß mal ruhig bei mir. Ich paß<br />
schon auf sie auf und füttere sie.<br />
Und morgen treffen wir uns<br />
wieder hier und ich erzähle Dir,<br />
wie man Männchen und Weibchen<br />
unterscheiden kann.“ Begeistert<br />
von dieser Aussicht sauste<br />
Anton nach Hause.<br />
Ein Jahr später, wiederum im Mai,<br />
rief die Lehrerin Hanne und<br />
Manfred zu sich. „Ihr Sohn hat<br />
einer Schülerin drei <strong>Maikäfer</strong> in<br />
den Pullover gesteckt. Das arme<br />
Kind war zu Tode erschrocken –<br />
von den Tierchen mal ganz abgesehen.<br />
Wie kommt der Junge nur<br />
auf solche Ideen?“ Manfred und<br />
Hanne sahen sich an. Hanne lief<br />
puterrot an. Manfred räusperte<br />
sich. „Ja, das weiß ich auch nicht,<br />
aber so sind Jungs nun mal gelegentlich,<br />
oder?“ Und schickte<br />
flugs ein Stoßgebet zum Himmel,<br />
daß die Lehrerin niemals Dr.<br />
Wilberg treffen würde – oder<br />
einen der Nachbarjungs, die ihr<br />
erzählen könnten, woher Anton<br />
diese Idee wirklich hatte. •<br />
Ann-Isabell Thielen
Beschränkte<br />
(Ein-)Sicht<br />
Egal, ob Fahrrad, Roller, Skateboard oder Inline-Skates –<br />
heutzutage sind Kinder häufig auf fahrbaren Untersätzen<br />
unterwegs. Leider hält ihr Reaktionsvermögen und ihr<br />
Bewußtsein für Gefahren nicht immer Schritt mit ihrem<br />
rasanten Tempo.<br />
Aus diesem Grund hatte sich<br />
der Gesetzgeber entschlossen, die<br />
Haftung von Minderjährigen<br />
für Unfälle im Straßenverkehr<br />
zu beschränken. Während sonst<br />
Kinder ab dem siebten Geburtstag<br />
für Schäden grundsätzlich verantwortlich<br />
sind, welche sie anderen<br />
zufügen, gilt dies seit einer entsprechenden<br />
Änderung des § 828<br />
BGB im Jahre 2002 nicht, wenn<br />
der Schaden bei einem Unfall<br />
mit einem Kraftfahrzeug, einer<br />
Schienenbahn oder einer Schwebebahn<br />
auftritt. Dann haftet ein<br />
Kind erst, wenn es das zehnte<br />
Lebensjahr vollendet hat (§ 828<br />
Abs. II S. 1 BGB).<br />
Diese Haftungsbefreiung für<br />
ältere Minderjährige gilt zum<br />
einen nur bei „Kontakten“ mit<br />
dem motorisierten Straßenverkehr.<br />
Bei Unfällen zum Beispiel<br />
mit Fahrrädern oder Inline-Skates<br />
sind Kinder über sechs Jahren verantwortlich.<br />
Diese Verantwortung<br />
wird jedoch dadurch eingeschränkt,<br />
daß das Kind beziehungsweise<br />
der Jugendliche (bis zu<br />
seinem 18. Geburtstag) zum Zeitpunkt<br />
des Geschehens die erforderliche<br />
Einsichtsfähigkeit besitzen<br />
muß: Es muß nach seinen persönlichen<br />
intellektuellen Fähigkeiten<br />
dazu in der Lage sein, die<br />
Gefährlichkeit seiner Handlung<br />
zu begreifen und seine Verantwortung<br />
für deren Folgen zu sehen.<br />
Dabei sind nicht allein das Alter<br />
des Kindes, sondern auch dessen<br />
Entwicklungsstand und Charakter<br />
zu berücksichtigen.<br />
In manchen Fällen wurde die<br />
Haftung eines unter zehn Jahre<br />
alten Kindes im Straßenverkehr<br />
damit begründet, daß sich der Unfall<br />
zwar mit einem motorisierten<br />
Fahrzeug ereignet hat, sich<br />
dieses jedoch zum Unfallzeitpunkt<br />
gerade nicht bewegte. Typischerweise<br />
können Kinder die Geschwindigkeit<br />
von Fahrzeugen<br />
nicht richtig einschätzen. Das gilt<br />
jedoch nicht, wenn ein Wagen<br />
Für Unfälle noch nicht haftbar<br />
parkt – zumindest, sofern das Auto<br />
ordnungsgemäß abgestellt wurde.<br />
So entschied zumindest der Bundesgerichtshof<br />
– BGH –, etwa in<br />
einer Entscheidung aus dem Jahr<br />
2004 (Aktenzeichen VI ZR 276/03).<br />
Später hob der BGH diese<br />
Unterscheidung zwischen ruhendem<br />
und fließendem Verkehr teilweise<br />
wieder auf. So lehnte er es<br />
ab, eine achtjährige Radlerin dafür<br />
haftbar zu machen, daß sie<br />
gegen die geöffnete Tür eines<br />
parkenden PKW gefahren war<br />
und sich die Insassen des Fahrzeuges<br />
noch an den Türen aufhielten<br />
(BGH VI ZR 75/07).<br />
Auch das verkehrsbedingte Halten<br />
eines motorisierten Fahrzeugs im<br />
fließenden Verkehr, etwa bei Rotlicht<br />
oder im Stau, soll eine<br />
Ihr Recht<br />
Haftung des Minderjährigen nicht<br />
begründen (so BGH, NJW 2007,<br />
2113).<br />
Der § 828 Abs. II S. 1 gilt jedoch<br />
nicht, wenn der Minderjährige<br />
vorsätzlich handelt. Und für den<br />
Fall, daß keine Haftpflichtversicherung<br />
zugunsten des Kindes<br />
besteht, fällt es dem Geschädigten<br />
meist schwer, den Anspruch gegen<br />
das Kind durchzusetzen. Falls es<br />
überhaupt gelingt, dann erst viele<br />
Jahre später, da das Kind in aller<br />
Regel weder über Einkommen<br />
noch über Vermögen verfügt.<br />
Auch unter diesem Gesichtspunkt<br />
wäre die Inanspruchnahme des<br />
Erziehungsberechtigten des Minderjährigen<br />
für den Geschädigten<br />
vorteilhafter. Dies setzt jedoch<br />
voraus, dass der Erziehungsbe-<br />
rechtigte seine Aufsichtspflicht<br />
über das Kind verletzt hat und es<br />
dadurch zu dem Schaden gekommen<br />
ist.<br />
Da sich das minderjährige Kind<br />
insbesondere auch an die Gefahren<br />
des Straßenverkehrs gewöhnen<br />
muß, ist eine vollständige, dauernde<br />
Kontrolle des Kindes allerdings<br />
weder gefordert noch erwünscht.<br />
Mit der Einführung einer solchen<br />
Haftungsprivilegierung für Minderjährige<br />
sollten nicht gleichzeitig<br />
die Anforderungen an die<br />
Erziehungsberechtigten hinsichtlich<br />
ihrer Aufsichtspflicht verschärft<br />
werden. •<br />
Rechtsanwalt Christof Ankele<br />
www.sunda-rechtsanwaeltebad-honnef.de<br />
Mai 2009 13
Kaleidoskop<br />
Zurück in die<br />
Wüste geschickt<br />
Bedauerlich, aber wahr: Letzten Meldungen unserer Korrespondentin<br />
V.I. El-Vergnügen zufolge wird das in unserer<br />
April-Ausgabe 2009 beschriebene Projekt „Dromedar-<br />
Expreß am Drachenfels“ nun leider doch nicht verwirklicht.<br />
Dabei habe es sich – so unsere<br />
langjährige Mitarbeiterin – offenbar<br />
von Anfang an um eine sogenannte<br />
„Zeitungsente“ und damit um<br />
eine Falschmeldung gehandelt.<br />
Wie wir vertraulich aus zuverlässigen<br />
Kreisen erfahren haben, hat<br />
es zum 1. April 2009 eine massive<br />
Anhäufung derartiger Falschmeldungen<br />
in vielen Medien gegeben.<br />
Konkurrenz aus Fernost: das Dromedar<br />
14 Mai 2009<br />
Fans der traditionellen Grautiere<br />
können also aufatmen: Die Esel<br />
<strong>bleib</strong>en in Königswinter – und die<br />
Dromedare in der Wüste.<br />
Dabei war die Initiative des<br />
Oberkasseler Unternehmers Elegius<br />
Irrmtal in der hiesigen Bevölkerung<br />
auf lebhaftes Interesse<br />
gestoßen: In der rheinkiesel-<br />
Redaktion stand das Telefon nicht<br />
Herbe Kritik<br />
Mit steigendem Unmut las ich Ihren offensichtlich befürwortenden<br />
Artikel zu der überspannten Idee, Dromedare als Reittiere im<br />
Siebengebirge einzusetzen.<br />
Ich halte es für eine ausgemachte Eselei, im ältesten Naturschutzgebiet<br />
Deutschlands ohne Rücksicht auf die einheimische<br />
Fauna solche völlig artfremden Tiere anzusiedeln! Es geht nicht<br />
nur um die Dromedare selbst, diese sind vermutlich auch noch<br />
von Sandflöhen besiedelt, die Krankheiten auf unsere naturgeschützten<br />
eingeborenen Tiere übertragen könnten. Möchten Sie<br />
erleben, daß putzige Eichhörnchen, von orientalischen Flöhen<br />
zerstochen, tot von den Bäumen fallen? Passen unmelodisch<br />
blökende Kamele in unsere stillen Wälder? Ob deren Dung<br />
unseren Reben gut bekommt, ist auch äußerst fraglich. Wie soll<br />
denn eine Drachenblut-Beerenauslese schmecken, deren samtiges<br />
Bukett mit leicht rheinischem Schieferton von Gourmets jetzt<br />
noch gepriesen wird? Das Urteil würde dann vielleicht lauten:<br />
Erdig und ölig klebrig auf der Zunge, im Abgang leicht kötteliges<br />
Aroma! Die Bacchusse von Königswinter und Rhöndorf<br />
könnten direkt abdanken! Als Gerätewart des Wanderclubs „Joot<br />
zo Fooß“ bin ich außerdem entschieden dagegen, in unserem<br />
von Mountainbikern genügend geplagten künftigem Naturpark<br />
auch noch Rennpisten für Kamele auszuweisen!<br />
Alle diese Probleme sind zu vermeiden, wenn man die pflegeleichten<br />
einheimischen Esel am Drachenfels entsprechend vermehrt.<br />
Zum Tragen adipöser Zeitgenossen kann man ja Sitze entwickeln,<br />
die von zwei Eseln gemeinsam getragen werden.<br />
Übrigens: In unserem Land mangelt es keineswegs an Eseln! Nach<br />
Auskunft der Schulverwaltung stehen Nachwuchsesel der<br />
Gattung „homo pisanis“ in völlig ausreichender Zahl zur<br />
Verfügung.<br />
Mit freundlichem Gruß<br />
Franz Schiffers, Bad Honnef<br />
mehr still, so viele Leserinnen und<br />
Lesern bewarben sich um einen<br />
der fünf Proberitte auf einem<br />
Dromedare. Daraus wird nun<br />
leider nichts werden. Herbe Kritik<br />
am Projekt „Dromedar-Expreß“<br />
äußerte dagegen ein Honnefer<br />
Bürger in einem Leserbrief (siehe<br />
Kasten oben).<br />
Allen Leserinnen und Lesern, die<br />
sich an unserer Dromedar-Proberitt-Aktion<br />
beteiligt haben, dan-
ken wir herzlich. Zumindest für<br />
fünf von ihnen wird sich die<br />
Beteilung dennoch lohnen:<br />
Als „Trostpreis“<br />
verlosten wir<br />
5 x 2 Freifahrten<br />
mit der Drachenfelsbahn, die uns<br />
die Firma Bergbahnen im Siebengebirge<br />
AG freundlicherweise<br />
gestiftet hat.<br />
Des Rätsels Lösung<br />
Hier sind die Gewinner:<br />
• Hildegard Bosch, Rheinbreitbach<br />
• Hildegard Hank, Königswinter<br />
• Egon Kleinow, Unkel<br />
• Nathalie Rothe, Königswinter<br />
• Elisabeth Trommelschläger,<br />
Bad Honnef<br />
Allen rheinkiesel-Fans zum Trost:<br />
Der nächste 1. April kommt ganz<br />
bestimmt! •<br />
Paulus Hinz<br />
!<br />
Fast alle Einsendungen nannten die richtigen Lösungsworte:<br />
Ausgesprochen groß war die Zahl der Zuschriften<br />
zu unserem Rätselspaß in Heft 4/2009, „Auf rätselhaften<br />
Pfaden“.<br />
• Ludwig van Beethoven<br />
• Gefängnisturm<br />
• Unkel<br />
Jetzt hat Fortuna sich entschieden. Auf ein Überraschungsmenü<br />
mit Begrüßungstrunk im Weinhaus und -Restaurant<br />
„Zur Traube“ in Unkel am Rhein können sich freuen:<br />
Tardis und Hans-Peter Jäger,<br />
Bad Honnef<br />
Den Gewinnern einen herzlichen Glückwunsch und „Guten<br />
Appetit“; allen Einsenderinnen und Einsendern herzlichen<br />
Dank fürs Mitmachen.<br />
In der Juni-Ausgabe setzen wir unsere Rätselserie fort.<br />
täglich ab 16.00 Uhr: Tanz mit bekannten Alleinunterhaltern<br />
– ausgenommen Sommerferien NRW –<br />
Familie Lanz Telefon (0 22 24) 33 15 – Fax (0 22 24) 7 33 62<br />
Lühlingsgasse 5 – 53572 Unkel<br />
Bitte vormerken:<br />
30. April – Tanz in den Mai!<br />
www.traubeunkel.de<br />
Kaleidoskop<br />
MAI BIS OKTOBER<br />
Unkel am Rhein<br />
täglich ab 11.00 Uhr geöffnet – Mittagstisch, Kaffee<br />
und Kuchen, Vesperkarte, Abendkarte – gutbürgerliche<br />
und feine Küche – ganzjährig: Außer-Haus-Menüservice<br />
Dienstag Ruhetag<br />
BIS OKTOBER<br />
WEINHAUS & RESTAURANT<br />
Glasüberdeckter Rebengarten – Altdeutsche Weinstuben – Mittagstisch – Kaffee<br />
und Kuchen – Vesperkarte – Abendkarte – gutbürgerliche und feine Küche<br />
Mai 2009 15
Kieselchen<br />
Hör mal, was<br />
da klingt!<br />
Werdet Ihr jetzt auch manchmal morgens ganz früh wach,<br />
weil die Vögel so schön singen? Manchmal sind die kleinen<br />
Federtiere richtig laut! Aber wie kommt es eigentlich, daß<br />
wir ihr Gezwitscher – und alles andere – hören können?<br />
Unsere Ohren sind ein wahres<br />
Wunderwerk: Vom leisesten<br />
Rauschen der Blätter im Wald bis<br />
hin zum lauten Dröhnen eines<br />
Flugzeugmotors hören wir andauernd<br />
viele Geräusche. Selbst im<br />
Schlaf hat unser Gehör keine<br />
Pause.<br />
Aber was hören wir eigentlich?<br />
Egal, ob Musik, ein Geräusch oder<br />
Sprache, alles, was wir hören,<br />
beruht auf sogenannten Schall-<br />
Der Aufbau unseres Ohres<br />
16 Mai 2009<br />
wellen. Habt Ihr mal einen Stein<br />
in eine Pfütze geworfen? Dann<br />
seht Ihr kleine Wellen, die sich<br />
rings um den Stein ausbreiten.<br />
Ähnlich muß man sich Schallwellen<br />
vorstellen – nur, daß man<br />
sie in der Luft nicht sehen kann.<br />
Wenn irgendwo sehr laute Musik<br />
ist, zum Beispiel in einer Disko,<br />
kann man die Bässe jedoch spüren.<br />
Vor großen Lautsprechern<br />
vibriert der Boden dann richtig.<br />
Das könnt Ihr auch zu Hause einmal<br />
ausprobieren, vorausgesetzt,<br />
Eure Eltern haben eine gute<br />
Stereoanlage. Bittet sie, die Bässe<br />
voll aufzudrehen. Kleiner Tip:<br />
Der Versuch klappt besonders gut<br />
mit Rockmusik oder „Carmina<br />
Burana“ von Carl Orff. Legt ein<br />
Blatt Papier auf die Box. Es wird<br />
sich mit jedem starken Baßton bewegen!<br />
Das schwingende<br />
Trommelfell<br />
Unsere Ohrmuschel ist geformt<br />
wie ein kleiner Trichter, damit<br />
möglichst viele dieser Schallwellen<br />
hineingelangen. Sie mündet in<br />
den Gehörgang. Dahinter liegt<br />
eine geniale Erfindung der Natur,<br />
die allerdings äußerst empfindlich<br />
ist: Unser Trommelfell! Seinen<br />
Namen hat es, weil es genau wie<br />
Der Klassiker<br />
Am Saynschen Hof · Hauptstr. 82 · 53604 Bad Honnef · Tel: 02224 / 2 47 1 www.walkembach.de<br />
Das singende Lineal<br />
Das brauchst Du: Ein möglichst langes Lineal, am besten aus<br />
Holz, einen Tisch, ein dickes Buch.<br />
Und so funktioniert es: Lege das Lineal so auf den Tisch, daß<br />
eine möglichst lange Seite über den Tischrand hinausragt, und<br />
beschwere das kurze Ende, das auf dem Tisch liegt, mit einem<br />
dicken Buch. Tippe jetzt das Lineal leicht an. Du hörst einen Ton.<br />
Wie klingt es, wenn Du das Lineal weiter auf den Tisch schiebst,<br />
so daß das freie Ende kürzer wird?<br />
die Haut auf einer Trommel<br />
gespannt ist. Wenn man auf die<br />
gespannte Haut einer Pauke<br />
schlägt, erzeugt das einen Ton.<br />
Beim Trommelfell ist das anders:<br />
Es dient dazu, Töne wahrzunehmen,<br />
und es schwingt hin und her,<br />
wenn es von Schallwellen getroffen<br />
wird.<br />
Hinter dem Trommelfell liegen<br />
drei kleine Knöchelchen, die sich<br />
mitbewegen, wenn das Trommelfell<br />
hin- und herschwingt. Sie<br />
heißen Hammer, Amboß und<br />
Steigbügel und übertragen die<br />
Schwingungen des Trommelfells<br />
auf eine zweite Membran. Hinter<br />
dieser liegt das Innenohr, Cochlea<br />
genannt. Das ist Latein und bedeutet<br />
„Schnecke“ – kein Wunder,<br />
denn die Cochlea ist schneckenförmig<br />
aufgerollt.<br />
Haare fürs<br />
Hören<br />
In der Cochlea sitzen feine Haare<br />
in einer speziellen Flüssigkeit.<br />
Schwingt die zweite Membran<br />
hinter dem Trommelfell, bewegen<br />
sich diese Haare ebenfalls hin- und<br />
her – wie Seegras unter Wasser,<br />
wenn die Wellen darüber streichen.<br />
An die Hörhärchen sind<br />
Nervenzellen gekoppelt, die auf<br />
diese Bewegungen reagieren und<br />
die Signale direkt ins Gehirn „funken“.<br />
Dort nimmt unser Bewußtsein<br />
die Geräusche wahr –<br />
und verarbeitet diese Reize weiter,<br />
versteht zum Beispiel Sprache.
Zu laute Töne sind<br />
gefährlich<br />
Ganz schön kompliziert? Stimmt!<br />
Deshalb ist es auch noch keinem<br />
Forscher gelungen, ein Ohr nachzubauen.<br />
Selbst die teuersten Hörgeräte<br />
können das Gehör nicht<br />
wirklich ersetzen. Meist verstärken<br />
sie den Schall nur, wirken also wie<br />
kleine Lautsprecher, die leise<br />
Geräusche lauter machen, damit<br />
auch schwerhörige Menschen sie<br />
wahrnehmen können. Schwerhörig<br />
wird man übrigens dann,<br />
wenn die feinen Hörhärchen in<br />
der Schnecke kaputtgehen. Das<br />
passiert, wenn jemand älter wird.<br />
Guck mal, wie man hört<br />
Kieselchen<br />
Aber auch schon Kinder und<br />
Jugendliche können schwerhörig<br />
werden – nämlich dann, wenn sie<br />
andauernd viel zu laute Töne<br />
hören, zum Beispiel Musik in der<br />
Disko oder über Kopfhörer.<br />
„Reparieren“ kann man die kaputten<br />
Härchen nicht, und sie wachsen<br />
auch nicht nach. Betroffenen<br />
<strong>bleib</strong>t also nur, ein Hörgerät zu<br />
tragen – und darauf habt Ihr<br />
doch sicher noch keine Lust, oder?<br />
Gebt also fein Acht auf Eure<br />
Ohren – damit Ihr noch möglichst<br />
lang das Zwitschern der<br />
Vögel hört. •<br />
Euer Kieselchen<br />
Komische Sache, diese Schallwellen: Man kann sie nicht sehen,<br />
aber hören. Mit einem kleinen Trick kann man Schallwellen aber<br />
doch sehen. Wie das funktioniert, und elf weitere kleine Experimente<br />
zum Thema Schall, erklärt dieser Mini-Experimentierkasten<br />
für kleine Entdecker ab fünf Jahren. Alle Versuche sind<br />
so aufgebaut, daß Nachwuchsforscher<br />
auf eigene Faust damit<br />
experimentieren können, selbst<br />
wenn sie noch nicht lesen<br />
können. Allerdings ist etwas<br />
Hilfe von Erwachsenen durchaus<br />
hilfreich.<br />
Art.-Nr. 60 21 54<br />
Inka Kiefert<br />
Erste Experimente Akustik<br />
Kosmos Verlag, 8,45 €<br />
Kinderhörzentrum – CI-Partner – Audiotherapie<br />
Mai 2009 17