Ausgabe lesen - rheinkiesel
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06<br />
Juni 2013<br />
17. Jahrgang<br />
Königswinter<br />
Das Erbe der Nibelungen<br />
14 Seiten Veranstaltungstips<br />
• Bonn • Königswinter • Oberpleis • Bad Honnef<br />
• Rheinbreitbach • Unkel • Erpel • Linz<br />
Unkel<br />
Das Geheimnis des guten Weines<br />
Natur<br />
Mystisches Teufelsauge<br />
Bad Honnef<br />
Carmina Burana im Kurhaus<br />
Ihr Geld<br />
Aktiengewinne richtig versteuern
Liebe Leserin<br />
und lieber Leser,<br />
Editorial<br />
La Ville en Rose<br />
im Siebengebirge begleitet uns die<br />
weltberühmte Siegfriedsage auf<br />
Schritt und Tritt. Wo ist es nur ge -<br />
blieben, das mystische Rheingold?<br />
Mag manch erwachsener Ein -<br />
heimi scher nur die Achseln zukken<br />
angesichts dieses „Kultes“ –<br />
nach wie vor zieht das Nibe lun gen -<br />
lied zahlreiche Touristen aus aller<br />
Welt und vor allem Kinder in<br />
seinen Bann. In diesen Wochen<br />
lohnt ein Ausflug in die Nibe lun -<br />
genhalle auf halber Höhe zum<br />
Drachenfels besonders, denn das<br />
mo numentale Gebäude begeht<br />
seinen 100. Geburtstag. Grund ge -<br />
nug für Erwin Bidder, die Götter -<br />
dämmerung am Drachen fels<br />
ein mal genauer unter die Lupe zu<br />
nehmen (S. 4 bis 7).<br />
Musikalisch geht es weiter mit<br />
einem Veranstaltungstip der be -<br />
sonderen Art: Die weltberühmte<br />
„Carmina Burana“ kann man am<br />
Sonntag, 23. Juni, im Bad Hon ne -<br />
fer Kursaal erleben. Paulus Hinz<br />
erläutert auf Seite 8/9 Wissens -<br />
wertes zu dieser Ode an die<br />
Schicksalsgöttin, die Sie auf keinen<br />
Fall verpassen dürfen!<br />
Wein aus Unkel? Der edle Rebsaft<br />
aus dem Rotweinstädtchen mundet<br />
nicht nur Kennern. Winzer<br />
Jörg Belz erklärt, warum ausgerechnet<br />
am nördlichsten Rand des<br />
europäischen Weinanbaugebiets<br />
optimale Faktoren für den Wein -<br />
bau zusammentreffen: Die Rot -<br />
weinstadt ist halt Von der Natur<br />
verwöhnt (Seite 10/11). Wetten,<br />
daß Sie nach der Lektüre Lust auf<br />
ein Glas Riesling vom Heisterberg<br />
oder einen Schoppen roten Panta -<br />
leon bekommen?<br />
In die wunderschöne, oft einzigartige<br />
Natur unsere Region führt<br />
uns Ulrich Sander in seiner beliebten<br />
Kolumne Natur. Wie verhext<br />
verhält es sich mit der Einbeere,<br />
einem Kraut, dem einst sowohl<br />
heil same Kräfte als auch enorme<br />
Giftigkeit nachgesagt wurde. Bei des<br />
war wohl stark übertrieben, wie<br />
Sie auf den Seiten 14/15 selbst<br />
nach<strong>lesen</strong> können.<br />
Weiter geht es mit vermischten<br />
Meldungen in unserem Kaleidos -<br />
kop (Seite 18/19). Im Anschluß<br />
widmet sich das Kieselchen ganz<br />
stilecht dem Thema Steine und<br />
präsentiert auch einige Spielvor -<br />
schläge rund um Steinharte Zeit -<br />
genossen (Seite 20/21). Zu guter<br />
Letzt informiert Rechtsanwalt<br />
Christof Ankele Sie noch über die<br />
Kapi tal ertrags steuer und ihre<br />
Tücken: Das Kapital und sein<br />
Ertrag. Dann entlassen wir Sie<br />
mit einem um fang reichen Veran -<br />
staltungskalender in den Juni:<br />
Ob Unkeler Garten tage, Johanni-<br />
Kirmes in Erpel, Linzer Musik -<br />
sommer, Rosen fest in Bad Honnef,<br />
Carl-Loewe-Musik tage in Unkel<br />
oder eine Nacht wanderung rund<br />
um den Weil berg: Wetten, daß<br />
auch für Sie etwas dabei ist?<br />
Einen sonnigen, sommerlichen<br />
Juni wünscht Ihnen und Ihren<br />
Lieben<br />
Impressum<br />
Titelbild: Archiv Nibelungenhalle,<br />
Königswinter (Die Aufnahme zeigt<br />
die Vorderansicht der Halle mit<br />
dem Eingangsbereich)<br />
Erscheinungsweise:<br />
monatlich, jeweils zum Monatsende<br />
Redaktions- und Anzeigen -<br />
schlußtermin: 15. des Vormonats<br />
Verteilte Auflage:<br />
15.000 Exemplare<br />
Druckunterlagen: nach<br />
Absprache (auch als pdf-,<br />
eps-, tif- oder jpg-Datei)<br />
Herausgeber: Verlag, Vertrieb und Anzeigenverwaltung<br />
Quartett-Verlag, Erwin Bidder, Im Sand 56,<br />
53619 Rheinbreitbach, Tel. 0 22 24 / 7 64 82,<br />
Fax 0 22 24 / 90 02 92, info@<strong>rheinkiesel</strong>.de<br />
Redaktion: Erwin Bidder (verantwortlich), Julia Bidder,<br />
RA Christof Ankele, Paulus Hinz, Thomas Napp,<br />
Ulrich Sander<br />
Gestaltung: DesignBüro Blümling, Köln<br />
Fotos: Erwin Bidder, Julia Bidder, Heinz Werner Lamberz,<br />
Nibelungenhalle Königswinter, Pixelio/erysipel/jena/<br />
Michael Staudinger/Stephanie Hofschlaeger/Gabi<br />
Eder/www.hamburg-fotos-bilder.de/Benjamin<br />
Thorn/Gerd Altmann/Rainer Sturm/cook/Ich,<br />
Sven von Loga, Tambour-Corps Erpel 1963 e. V.,<br />
Theaterfestival „Westwind 2013“, Wolfgang Weimer,<br />
Wikipedia, Wikimedia Commons<br />
Anzeigen: Erwin Bidder (Verlag), Tel.: (0 22 24) 7 64 82<br />
Druck: SZ Offset-Druck Schallowetz GmbH, St. Augustin<br />
Internet: www.<strong>rheinkiesel</strong>.de, Rhein@Net Ansgar Federhen<br />
um Rosenfest<br />
am 8. + 9. Juni<br />
halten wir<br />
interessante<br />
Angebote für<br />
Sie bereit –<br />
natürlich auch<br />
mit Rosen!<br />
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Alles. Besonders. Schön.<br />
E. Retz GmbH u. Co. KG<br />
53604 Bad Honnef<br />
Hauptstr. 60 a<br />
Tel. 0 22 24 – 7 10 90<br />
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Juni 2013 3
Königswinter<br />
Götterdämmerung<br />
am Drachenfels<br />
Hunderttausende erklimmen jährlich den meistbestiegenen Berg Deutschlands – und wenn<br />
es nur die letzten Meter des beschwerlichen Weges von der Haltestelle der Drachenfels -<br />
bahn bis hoch zur Bergfried-Ruine sind. Ein Drittel aller Besucher nimmt den ganzen Auf -<br />
stieg in Kauf – und passiert dabei die berühmte Nibelungenhalle.<br />
Marlies Blumenthal sieht sie seit<br />
Jahrzehnten in Scharen vorüberziehen,<br />
denn die Besitzerin der<br />
berühmten Nibelungenhalle hat<br />
schon ihre Kindheit auf dem Berg<br />
verbracht. Hier kennt sie jeden<br />
Stein, jeden Baum. Die etwa auf<br />
halber Höhe gelegene Halle zieht<br />
schon durch ihre eigenwillige<br />
Gestalt, die auf den ersten Blick<br />
den Eindruck eines sakralen Ge -<br />
bäudes macht, die Blicke der Be -<br />
sucher auf sich. Das wiederum lag<br />
durchaus in der Absicht des Ini -<br />
tiators Hermann Hendrich (1854-<br />
1931). Der Kunstmaler und seinerzeit<br />
namhafteste Inter pret wagnerscher<br />
Werke stand einem pseudogermanischem<br />
Kult nahe, dem<br />
sogenannten Werd andibund. Er<br />
gilt als Schöp fer weiterer Gedenk -<br />
hallen dieser Art: der Walpurgis -<br />
halle am He xen tanzplatz in Thale,<br />
der Sagenhalle in Schreiberhau<br />
und der Halle Deutscher Sagen -<br />
ring in Burg an der Wupper.<br />
Hermann Hendrich gelang es, die<br />
Berliner Richard-Wagner-Gesell -<br />
schaft für dieses Projekt zu begeis -<br />
tern, sodaß diese die Finan zie rung<br />
größenteils übernahm. Die architektonische<br />
Lei tung lag bei Hans<br />
Meier und Werner Berendt. Dem<br />
Andenken Hendrichs und der För -<br />
derung seiner Werke widmet sich<br />
übrigens der 2011 in Biller beck<br />
gegründete „Nibelungenhort – Förderverein<br />
des Malers Her mann<br />
Hendrich e.V.“.<br />
Nibelungenhallen kennt man<br />
selbst verständlich auch andernorts:<br />
Passau, Lorsch, Grasellen bach im<br />
Odenwald, Großmehring und<br />
München etwa warten mit Bauten<br />
dieses Namens auf. Meist jedoch<br />
handelt es sich dabei um Stadtbeziehungsweise<br />
Sporthallen. Die<br />
Nibelungenhalle am Drachenfels<br />
ist anders: Sie wurde am 28. Juni<br />
1913 verspätet eingeweiht. Ur -<br />
sprüng lich war der 22. Mai 1913<br />
vor gesehen, an dem Richard Wag -<br />
ner seinen 100. Geburtstag gefeiert<br />
hätte. Leider war die Halle zu<br />
diesem Zeitpunkt noch nicht fertig.<br />
Und sie trägt nicht nur den<br />
Namen Nibelungenhalle, sondern<br />
stellt auch ein einzigartiges Denk -<br />
mal dar.<br />
Sagenhaftes<br />
Siebengebirge<br />
Heldenepos zum Begehen: die sagenhafte Nibelungenhalle<br />
Daß die Nibelungenhalle seit<br />
mittlerweile 100 Jahren stilecht in<br />
der Drachenfelsstadt steht und<br />
nicht etwa in Leipzig, der Ge burts -<br />
stadt Richard Wagners, des Kom -<br />
4 Juni 2013
Königswinter<br />
Von außen sieht die Nibelungenhalle aus wie ein Tempel<br />
po nisten des Opernzyklus „Ring<br />
der Nibelungen“, verdankt sie der<br />
Siegfriedsage. Hier, in den Höhen<br />
des Siebengebirges, soll der kühne<br />
Recke im harten Kampf den<br />
Drachen Fafnir besiegt und getötet<br />
haben. Damit war der Weg frei<br />
zum Schatz der Nibelungen, den<br />
das Untier bewachte. Wo allerdings<br />
der begehrte Schatz der Ni be lun -<br />
gen, das Rheingold, verblieben ist,<br />
darüber gehen die Mei nungen weit<br />
auseinander. Ge funden kon nte er<br />
bisher noch nicht.<br />
Schon der Platz vor dem Eingang<br />
zur Drachenfelser Nibelungen -<br />
halle soll offenbar den Charakter<br />
einer stilvollen Weihestätte betonen.<br />
Beim Näherkommen fällt die<br />
ungewöhnlich prächtige, doppelflügelige<br />
Eingangstür aus massivem<br />
Eichenholz auf, die unter<br />
anderem eine Vielzahl von germanischen<br />
Zeichen ziert. Die In -<br />
schriften sind ein Gemisch aus<br />
echten Runenzeichen und Pseudo -<br />
runen. Dem Kundigen verraten sie,<br />
was ihn im Inneren der Halle er -<br />
wartet. Zwei symbolträchtige Dar -<br />
stellungen prägen nachdrücklich<br />
den Eingang: Siegfrieds Schwert<br />
„Nothung“ mit dem Schwert -<br />
knauf im Mittelfeld der Tür und<br />
darüber der Speer Wotans.<br />
Die gesamte Gestaltung der Tür<br />
läßt bei kritischen Betrachtern<br />
vielleicht eine gewisse Nähe zur<br />
NS-Zeit vermuten. Ein Beispiel<br />
Apsis mit Wagner-Gedenkstein und Gemälden aus seiner Oper „Parzival“<br />
Juni 2013 5
Königswinter<br />
Viel besungen: Siegfried und der Drache Fafnir<br />
da für sind die altgermanischen<br />
Sonnenräder, jeweils rechts und<br />
links über dem Eingang placiert.<br />
Dieses Symbol wurde bekanntlich<br />
später von den Nationalsozialisten<br />
zum Hakenkreuz umstilisiert. Das<br />
Ganze ist zweifellos Ausdruck<br />
einer romantisierenden germanischen<br />
Mythologie. Dazu stellt<br />
Marlies Blumenthal richtig: „Dies<br />
alles stammt deutlich aus einer<br />
Zeit, die Jahrzehnte vor ihrer Ausund<br />
Aufwertung durch nationalsozialistischen<br />
Ideologie gelegen<br />
hat.“ Immerhin ist die Nibe lun -<br />
gen halle schon Jahrzehnte vor der<br />
Herrschaft der „Braunen“ ihrer<br />
Bestimmung übergeben worden.<br />
• Genießen Sie den Blick auf das Rheintal vom höchsten<br />
der sieben Berge.<br />
• Reichhaltige Speisekarte (Spezialität sind Wildgerichte)<br />
und wechselnde Wochenkarten mit saisonalen<br />
Ge richten und eine gepflegte Weinauswahl erwarten Sie.<br />
• In gemütlicher Atmosphäre Frühstück, Mittagessen, rustikale<br />
Vesper, Kaffee & hausgemachter Kuchen, Abendessen.<br />
• Gerne arrangieren wir Festlichkeiten aller Art.<br />
Montag Ruhetag<br />
Dienstag – Freitag: ab 10 Uhr<br />
Samstag-Sonntag-Feiertage: ab 9 Uhr geöffnet<br />
Abends je nach Wetter oder auf Vorbestellung geöffnet<br />
Mauern aus<br />
Drachenstein<br />
Der Baustil der Gedächtnishalle<br />
zeigt deutliche Züge des Über -<br />
gangs vom Jugendstil zur Art deco.<br />
Selbstverständlich verwendete man<br />
für den Bau der Außen mauern<br />
stil gerecht Trachytgestein vom<br />
Drachen fels. Das Baumaterial<br />
schafften – wie schon zuvor beim<br />
Bau von Schloß Drachenburg –<br />
zahlreiche Esel herbei.<br />
Wer die in mystisches Halbdunkel<br />
gehüllte Halle am Fuße des<br />
Drachenfelses betritt, wird von<br />
einer eigenartigen Stimmung ge -<br />
fangen genommen, zu der nicht<br />
zuletzt auch die Musik Wagners<br />
beiträgt, die unaufdringlich den<br />
Raum erfüllt. Über der beeindrukkenden<br />
Halle wölbt sich in zwölf<br />
Metern Höhe die gewaltige<br />
Kuppel. Sie sollte ursprünglich<br />
mit Kupfer verkleidet werden,<br />
doch ging dem damaligen Bau -<br />
herrn, der Berliner Richard-<br />
Wagner-Gesellschaft, rasch das<br />
Geld aus.<br />
Hendrich plante bestimmte Licht -<br />
verhältnisse ein, die er genau be -<br />
rechnete und die von größtmöglicher<br />
Helligkeit im Bereich des<br />
Wagner-Gedenksteins in der Mitte<br />
der Halle zum Halbdunkel bei seinen<br />
Gemälden führten. In zwölf<br />
großformatigen Gemälden zeigt er<br />
das wohl berühmteste Werk<br />
Richard Wagners: Den Ring der<br />
Nibelungen. Sie folgen dem<br />
Zyklus von Wagners Oper „Der<br />
Ring der Nibelungen“ und entsprechen<br />
dem Tryptichon: Rhein -<br />
gold, Walküre, Siegfried und<br />
Götterdämmerung. Das Betrach -<br />
ten der Bilder setzt allerdings recht<br />
profunde Kenntnis des Inhaltes<br />
des jeweiligen Teilstückes der<br />
Oper voraus.<br />
Vierteiliger<br />
Bilderzyklus<br />
Links beginnend sieht man in<br />
einer der insgesamt vier Nischen<br />
Szenen aus der Oper „Rheingold“:<br />
Wallhalle, Freyas Garten und<br />
Nibelheim. In den Boden davor<br />
eingelassen ist das Symbol für das<br />
Element Luft.<br />
Die zweite Nische stellt Szenen<br />
aus der Oper „Walküre“ dar, unter<br />
anderem „Die Schlafende Brün -<br />
hilde“, wo man unter anderem die<br />
Silhouette des Siebengebirges mit<br />
Petersberg und Ölberg erkennen<br />
Klein, aber oho!<br />
Auf 64 Seiten stellt diese Schrift<br />
im Postkartenformat allerlei Wis -<br />
sens wertes über die Nibelun gen -<br />
halle, die Nibelungensage, den Re -<br />
p tilienzoo und die Drachen höhle<br />
vor. Sie beinhaltet ungewöhnlich<br />
gute Fotos und sehr in for mative<br />
Texte – und das zu einem un -<br />
schlagbaren Preis!<br />
Rudolf van Nahl<br />
Die Nibelungenhalle<br />
am Drachenfels<br />
64 Seiten, broschiert, mit vielen<br />
farbigen Abbildungen, Verlag<br />
Janos Stekovics (2007), ISBN<br />
978-3-89923-153-3, Preis € 3,90<br />
Erhältlich in der Nibelungenhalle<br />
6 Juni 2013
Königswinter<br />
kann. Auf dem Boden findet sich<br />
das Symbol für das Element Erde.<br />
Die nächste Nische zeigt Bilder<br />
zur Oper „Siegfried“, darunter die<br />
berühmte Darstellung „Siegfrieds<br />
Kampf mit dem Drachen“ (siehe<br />
Abbildung auf Seite 6). Davor das<br />
Symbol für Wasser.<br />
Die letzte abschließende Nische<br />
birgt schließlich Bilder aus der<br />
„Götterdämmerung“. Zunächst<br />
sehen wir „Die Nornen an der<br />
Weltesche“, sodann „Siegfrieds<br />
Tod“ und schließlich das große<br />
Finale: „Die Götterdämmerung“,<br />
nämlich Wotan vor der brennenden<br />
Götterburg Walhalla. Seine<br />
Lanze ist zerbrochen, ihn umfliegen<br />
seine beiden Raben. Der<br />
Boden zeigt das Symbol für Feuer.<br />
Mythos Rheingold<br />
Trotz aller Ehrung Richard Wag -<br />
ners als Tonkünstler geht es in der<br />
Nibelungenhalle im Kern nicht<br />
um seine Musik, sondern um den<br />
Text, den er seinen Kompositio nen<br />
zu Grunde legte. Wagner bezieht<br />
sich auf das wieder entdeckte<br />
Heldenepos „Nibelungenlied“ und<br />
schuf davon eine selbst getextete<br />
Version. Das in seiner ursprünglichen<br />
Fassung aus dem 12. Jahr -<br />
hundert stammende Nibelungen -<br />
lied mit seiner ausgeprägten mittelalterlichen<br />
Minne und seinem<br />
höfischen Gepränge ist allerdings<br />
nur teilweise ein Thema in Wag -<br />
ners „Der Ring des Nibelungen“.<br />
Startschuß für<br />
Sanierung<br />
Mittlerweile ist das Bauwerk je -<br />
doch „in die Jahre gekommen“<br />
und – letztlich auch durch im<br />
Zweiten Weltkrieg entstandene<br />
Schäden – längst sanierungsbedürftig.<br />
Noch in diesem Jahr soll<br />
eine umfassende Sanierung beginnen.<br />
Der erste Bauabschnitt um -<br />
faßt die undichte Kuppe. Das wird<br />
immerhin vermutlich fünf Mo -<br />
nate in Anspruch nehmen. Dank<br />
der Zusagen der Bundesrepublik<br />
Deutschland, des Landes Nord -<br />
rhein-Westfalen, der Deutschen<br />
Stiftung Denkmalschutz und der<br />
Stadt Königswinter kann Marlies<br />
Blumenthal gelassen in die Zu -<br />
Heinrich, der Alligator<br />
Zum Ensemble der Nibelungenhalle gehört neben der sogenannten<br />
„Drachenhöhle“ mit einer fünfzehn Meter langen Nachbildung eines<br />
Drachens – geschaffen vom Königswinterer Bildhauer Franz Josef<br />
Krings – auch ein 1958 eingerichteter sehenswerter Reptilienzoo. Neben<br />
Heinrich und seiner Liebsten Alice erwartet die Besucher eine Vielzahl<br />
von Reptilien wie Kaimane, Krokodile, Echsen und Riesenschlangen.<br />
Unter anderem sind mehrere Arten Abgottschlangen, Pytons, bis zu fünf<br />
Meter lange Anakondas und Regenbogenboas zu bewundern. In mehr<br />
als 40 Terrarien werden um die 100 lebende Reptilien aus Nord- und<br />
Südamerika, Australien, Indien, Indonesien, Afrika, Madagaskar, Papua<br />
Neuguinea und den Salomonen gezeigt.<br />
Nibelungenhalle<br />
Drachenfelsstr. 107, 53639 Königswinter<br />
Tel. 0 22 23 / 2 41 50, Fax 0 22 23 / 90 84 93<br />
E-Mail info@nibelungenhalle.de<br />
Eintrittspreise:<br />
Erwachsene € 5,00, Kinder € 3,00, Gruppenpreise ab 15 Personen<br />
(Erwachsene € 4,00, Kinder € 2,50)<br />
Schüler ab 14 Jahre, Studenten und Schwerbehinderte € 4,00<br />
Öffnungszeiten:<br />
15. März bis 1. November: täglich geöffnet von 10-18 Uhr<br />
2. November bis 14. März: wochentags geschlossen! Geöffnet: Samstags,<br />
sonntags, Feiertage + Weihnachtsferien (NRW) von 11-16 Uhr<br />
kunft blicken – auch wenn ihr,<br />
bedingt durch die monatelangen<br />
Bauarbeiten noch manches Kopf -<br />
zerbrechen bereiten wird – zumal<br />
ein zweiter Bauabschnitt folgen<br />
wird.<br />
Doch zuvor freut sich die gebürtige<br />
Königswinterin auf den 28. Juni<br />
2013: Dann starten die Feier lich -<br />
keiten zum 100. Geburtstag der<br />
Nibelungenhalle mit einem um -<br />
fangreichen Festprogramm (Ein zel -<br />
heiten dazu finden Sie im Ver an -<br />
staltungskalender auf Seite 33). •<br />
Erwin Bidder<br />
Juni 2013 7
Bad Honnef<br />
Ode an die<br />
Schicksalsgöttin<br />
Ein musikalischer Leckerbissen der besonderen Art erwartet<br />
am Sonntag, dem 23. Juni die Musikfreunde in Honnefs<br />
Kursaal, der „Guten Stube“ der Stadt: Aus Anlaß des 40-<br />
jährigen Bestehens der Honnefer Musikschule wird mit<br />
einem Großaufgebot an Mitwirkenden Carl Orffs „Carmina<br />
Burana“ aufgeführt.<br />
Ohne Zweifel zählt diese ungewöhnliche<br />
Komposition zu den<br />
meistgespielten Chorwerken der<br />
Welt. Dabei weist sie sogar Georg<br />
Friedrich Händels weltberühmten<br />
„Messias“ in die Schranken. Als das<br />
Werk 1937 uraufgeführt wur de,<br />
gaben ihm einige Experten aller -<br />
dings „wegen der Unverständ lich -<br />
keit der Sprache“ wenig Chan cen,<br />
zu einem Durchbruch zu kom men.<br />
Wie man sich doch täuschen kann!<br />
Bis heute rätselt allerdings die<br />
Musik welt, was denn den großen<br />
Erfolg dieses Werkes eigentlich<br />
aus macht. Ist es die ungewöhnliche<br />
Komposition mit ihren ungemein<br />
überraschenden Einfällen,<br />
ist es die Sprache, die zwischen<br />
Mittelhochdeutsch, Latein und<br />
Kunstformen schwankt oder gar<br />
die außergewöhnliche Instrumen -<br />
tierung?<br />
Zufallsfund<br />
im Antiquariat<br />
„Fortuna hatte es mit mir gut ge -<br />
meint, als sie mir einen Würz bur ger<br />
Antiquitätenkatalog in die Hän de<br />
spielte, in dem ich einen Titel fand,<br />
der mich mit magischer Gewalt<br />
an zog: „Carmina Burana – La tei -<br />
ni sche und deutsche Lieder und<br />
Gedichte einer Handschrift aus<br />
Benediktbeuern herausgegeben<br />
von J. A. Schmeller.“ So beschreibt<br />
Carl Orff (1895-1982) seinen<br />
Zufallsfund. Zu dieser Zeit war<br />
der Komponist aus München<br />
noch weitgehend unbekannt. Die<br />
nach ihrem Fundort Kloster Bene -<br />
diktbeuern benannten „Carmina<br />
Burana“ aus dem 13. Jahrhundert<br />
inspirierten den 38-jährigen<br />
Komponisten zu einem Werk, das<br />
durch sein stilistisches Wirkungs -<br />
vermögen eine grundlegende Zä -<br />
sur seines Schaffens bedeutete.<br />
„An dem für mich denkwürdigen<br />
Gründonnerstag 1934 erhielt ich<br />
das Buch. Beim Aufschlagen fand<br />
ich gleich auf der ersten Seite die<br />
längst berühmt gewordene Ab bil -<br />
dung der „Fortuna mit dem Rad“,<br />
darunter die Zeilen „0 Fortuna ve -<br />
lut luna statu variabilis ...“. Bild<br />
und Wort überfielen mich ...“.<br />
Rolf Beitzel, u.a. Leiter der Musik schule Bad Honnef, dirigiert<br />
die Aufführung im Honnefer Kurhaus<br />
Feuerwerk der Musik<br />
„Carmina Burana“ (lateinisch für<br />
Beurer Lieder oder Lieder aus<br />
Bene diktbeuern) nannte der bis<br />
dato eher für Schulmusik und die<br />
nach ihm benannten „Orffschen<br />
Instrumente“ bekannte Künstler<br />
seine „szenische Kantate“. Pure<br />
Lebenslust kennzeichnet das Ende<br />
des ersten Teils des nur einstündigen<br />
Werkes mit „Were diu werlt<br />
alle min“. Ungleich spannender<br />
er scheint manchem Musikfreund<br />
allerdings der zweite Teil, denn der<br />
wendet sich ausschweifenderen<br />
Ge nüssen zu. „ln Taberna“ be -<br />
ginnt „innerlich glühend“ mit<br />
dem Bekenntnis zu Laster und<br />
Woll ust, alle Sorge um das<br />
Seelenheil verdrängend. Ein ge -<br />
bra tener Schwan singt in An leh -<br />
nung an mittelalterliche Klage ge -<br />
sänge vor seinem Verzehrt werden<br />
den jammernden und qualvollen<br />
Abschiedsgesang „Einst schwamm<br />
KRANKENGYMNASTIK-PRAXIS<br />
1985<br />
Stephan Elster<br />
Theodor-Waechter-Straße 22<br />
53604 Bad Honnef<br />
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28<br />
JAHRE<br />
2013<br />
Unser Therapieangebot<br />
Krankengymnastik/Physiotherapie<br />
Krankengymnastik auf neurophysiologischer<br />
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Manuelle Therapie<br />
Psychomotorik<br />
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Sportphysiotherapie<br />
med. Trainingstherapie<br />
orth. Rückenschule<br />
Wärmeanwendung (Heißluft)<br />
Eisanwendung (Natureis, cool pak)<br />
Hausbesuche<br />
8 Juni 2013
ich auf den Seen“. In einer exaltierten<br />
Freß- und Saufszene parodiert<br />
der Männerchor rauschhaft<br />
gesteigert kirchliche Würden und<br />
Hierarchien.<br />
Hervorbrechende<br />
Erotik<br />
„Ich bin der Abt der Kukanier,<br />
und meinen Konvent halte ich mit<br />
den Trinkbrüdern ...“ Der Mittel -<br />
teil endet mit einem maßlosen Be -<br />
säufnis, bei dem das Wissen um<br />
die „irdische Vergänglichkeit“ mit<br />
einem tiefen Blick ins Glas er -<br />
tränkt wird. Dominiert im zweiten<br />
Abschnitt die lebensfrohe Ge -<br />
selligkeit, so entwickelt sich im<br />
dritten das subtil gezeichnete Bild<br />
von Liebe und Leidenschaft. Die<br />
von Solo-Sopran und Bariton zärtlich<br />
besungene Liebe und Wer -<br />
bung steigert sich in Nr. 19 „Si<br />
puer cum puellula“ (Wenn ein<br />
Knabe mit einem Mädchen) zum<br />
Wendepunkt des letzten Teiles, in<br />
dem die bis dahin unterdrückte<br />
Erotik hervorbricht. die in den<br />
schmeichelnd lockenden Doppel -<br />
chor „Veni, veni, venias“ (Komm,<br />
komm, komm doch) mündet.<br />
Bad Honnef<br />
Dem wunderschönen, lieblich-ari -<br />
osen Sopran-Solo „ln trutina“, in<br />
dem die widerstreitenden Gefühle<br />
des jungen Mädchens zwischen<br />
„lustvoller Liebe und Scham haf -<br />
tig keit“ besungen werden, folgt<br />
zum Beispiel ein geradezu orgiastischer<br />
Tanz der Lebensfreude und<br />
des Liebestaumels. Die Schluß -<br />
phase leitet ein Jubelchor auf<br />
Helena ein, der die Schönheits -<br />
königin der Antike preist:<br />
BLANZIFLOR UND HELENA<br />
Heil dir, schönste, köstliche Perle!<br />
Heil dir, Zierde der Frauen!<br />
Jungfrau, hochgelobt!<br />
Heil dir, Leuchte der Welt!<br />
Heil dir, Rose der Welt!<br />
Blanziflor und Helena!<br />
Venus generosa!<br />
Eingerahmt wird das Werk von<br />
einem mächtigen Schlußchor zu<br />
Ehren der Schicksalsgöttin For tuna<br />
(„Fortuna Imperatrix Mundi“), die<br />
das Schicksal der Menschen letztlich<br />
bestimmen soll. •<br />
Paulus Hinz<br />
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Ausführende:<br />
Susanne König (Sopran),<br />
Jens Lauterbach (Tenor),<br />
Stefan Mosemann (Bariton),<br />
die Kinderchöre der Städt. Musikschule und<br />
des Sieben gebirgsgymnasiums Bad Honnef,<br />
der Kirchenchor an Sankt Marien, Rhöndorf,<br />
der Carl- Orff-Projektchor,<br />
Kordian Wiecek/Frank Hoppe, Klavier,<br />
ein Percussionsensemble,<br />
Koordination Ulrich Poth.<br />
Leitung: Rolf Beitzel<br />
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Eintritt: € 15/erm. 10<br />
Veranstalter: Musikschule Bad Honnef in Zusammenarbeit<br />
mit der Engelbert-Humperdinck-Stiftung und der Engelbert-<br />
Humperdinck-Musikschule Siegburg<br />
Juni 2013 9
Unkel<br />
Von der Natur<br />
verwöhnt<br />
Je südlicher der Weinberg, desto süßer die Trauben und desto<br />
süffiger der Wein? Weit gefehlt: Am nördlichsten Rand des<br />
Weinbaugebiets, in Unkel, treffen alle günstigen Standort -<br />
bedingungen für den Weinanbau zusammen.<br />
Ursprünglich ist die Weinrebe eine<br />
wilde Rankpflanze der dichten<br />
Wälder der Stromtalauen. Als<br />
einer der ältesten Kulturbegleiter<br />
des Menschen wurde sie seit Jahr -<br />
tausenden gepflegt und züchterisch<br />
in zahllosen Sorten weiterentwickelt.<br />
Die Rebe ist eine sehr<br />
vitale Pflanze. Dank ihrer Anpas -<br />
sungsfähigkeit und ihrem leistungsfähigen<br />
Wurzelwerk fühlt<br />
sie sich grundsätzlich auf sehr vielen<br />
Standorten wohl. Ein guter<br />
Wein läßt sich allerdings nur aus<br />
reifen, süßen Trauben gewinnen.<br />
Diese wiederum benötigen für<br />
ihre volle Ausreifung ein warmes,<br />
sonniges Klima; darüber hinaus<br />
sind ihrer Güte bestimmte Böden<br />
sehr zuträglich. Das sind die entscheidenden<br />
Gründe, warum sich<br />
der qualitätsbewußte Reb- und<br />
Weinbau einst wie jetzt nur auf die<br />
Regionen konzentriert, in denen<br />
diese Voraussetzungen beide zu -<br />
ver lässig gegeben sind.<br />
Auf den ersten Blick liegt Unkel<br />
an der Nordgrenze der europäischen<br />
Weinbaugebiete. Für den<br />
oberflächlichen Betrachter folgt<br />
daraus der rasche Schluß, daß es<br />
mit der Reife der hiesigen Trauben<br />
wohl nicht so weit her sein kann,<br />
der Wein vermutlich hart und<br />
sauer schmeckt. Er wird einen weiten<br />
Bogen um den Unkeler Wein<br />
machen und ungläubig bis kopfschüttelnd<br />
zur Kenntnis nehmen,<br />
daß Unkel heute auf eine weit<br />
über 1.000 Jahre alte, ununterbrochene<br />
Weinbaukultur zurückblikken<br />
kann.<br />
Ernsthaft betrachtet: Wenn sich<br />
eine Weinbautradition über Jahr -<br />
hunderte wechselvoller Geschichte<br />
mit all ihren Höhen und Tiefen<br />
hinweg kontinuierlich erhält und<br />
darüber hinaus bis in die jüngere<br />
Vergangenheit sogar als wichtigster<br />
örtlicher Wirtschaftszweig<br />
fungiert, so ist dieses nur aufgrund<br />
außergewöhnlich günstiger weinbaulicher<br />
Voraussetzungen erklärlich.<br />
Neben dem „menschlichen<br />
Faktor“, das heißt dem Fleiß und<br />
den besonderen Fertigkeiten der<br />
Einwohner, der seit jeher guten<br />
Ver kehrsanbindung der Stadt im<br />
Rheintal, den nahegelegenen be -<br />
deutenden Absatzmärkten Bonn,<br />
Köln und Rhein-Ruhr-Raum so wie<br />
dem Vermarktungsvorteil Fremdenverkehr,<br />
gehören dazu vor allem<br />
die Klimagunst und die für die Er -<br />
Unsere Empfehlung<br />
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10 Juni 2013<br />
zeugung hochwertiger Weine erstklassigen<br />
Böden in Unkel und seiner<br />
unmittelbaren Umgebung.<br />
Vom Wetter<br />
begünstigt<br />
Ein Schatz fürs Weinglas: Unkeler Wein<br />
Bekannt ist, daß das Rheintal ein<br />
sehr mildes Klima aufweist, hier<br />
gibt es weniger Frost und Schnee,<br />
die Sommer sind wärmer als in<br />
anderen Teilen Deutschlands.<br />
Diese grundsätzliche Klimagunst<br />
wird in unserem Raum noch zu -<br />
sätzlich variiert: Die meisten Un -<br />
keler wissen, daß es hier im Ver -<br />
gleich zur Umgebung weniger regnet<br />
und die Sonne öfter scheint.<br />
Wenn man beispielsweise in strömendem<br />
Regen von Bonn heranfährt,<br />
erlebt man häufig genug,<br />
daß die Wolken ab Bad Honnef<br />
lichter werden und spätestens auf<br />
der Höhe von Rheinbreitbach<br />
kein Tropfen mehr fällt. Jeder<br />
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kennt außerdem das Phänomen<br />
des Unkeler Wetterleuchtens: In<br />
gewittrigen Sommernächten wird<br />
der Himmel im Süden und Osten<br />
von Blitzen erhellt und Donner<br />
schallt herüber, aber die Gewitter<br />
schlagen einen Bogen um Unkel<br />
und toben sich über Linz oder<br />
Kalenborn aus. Das geschieht nicht<br />
immer zum reinen Ver gnügen der<br />
Gartenfreunde, die hier öfter zu<br />
Schlauch und Gießkanne greifen<br />
müssen als anderswo; ist aber tatsächlich<br />
ein auch in Zahlen belegbares<br />
Faktum: Niederschlags mes -<br />
sungen mit geeichtem Gerät ergaben<br />
beispielsweise im nur acht<br />
Kilo meter entfernten Oberdollen -<br />
dorf im Jahr 1996 eine Nieder -<br />
schlags menge von 651 Liter pro<br />
Quadratmeter, in Unkel fielen in<br />
diesem Zeitraum lediglich 545<br />
Liter pro Quadratmeter, das heißt<br />
also rund 15 Prozent weniger!<br />
Grund für diese besondere klimatische<br />
Situation ist die Lage im<br />
Schutze der umliegenden Höhen -<br />
züge, die in dieser Form nur Unkel<br />
und seine unmittelbare Umge -<br />
bung bevorzugt.<br />
Vom Niederrhein und der Kölner<br />
Bucht heranströmende feuchtkühle<br />
Wetterfronten werden linksrheinisch<br />
vom Eifelrand und<br />
rechtsrheinisch vom Siebengebirge<br />
und dem Pleiser Hügelland zum<br />
Teil gebremst oder abgeschwächt.<br />
Die Berge der Eifel, insbesondere<br />
der Hohen Acht, bewirken von<br />
Westen her einen merklichen<br />
Regen schatteneffekt für unseren<br />
Raum.
Unkel<br />
hergestellt, hat er einen ganz un -<br />
lagen von Stuxberg, Leidenberg dem kurzen hiesigen Rheintalab -<br />
Jahre alt sind. Damals befand sich<br />
Erhältlich in der Buchhandlung<br />
hier ein flaches Küstenmeer, das in<br />
Werber (Bad Honnef),<br />
seinem Randbereich ähnlich der<br />
Heel-Bücher (Königswinter)<br />
heutigen Nordseeküste gestaltet<br />
und Stuxhof (Unkel ) war. Im Rahmen von geologischen<br />
und der Hohenunkeler Höhe. Da -<br />
mit gab es Weinbau auf drei unterschiedlichen<br />
Bodenfamilien: Den<br />
Schwemmland- und Auenböden<br />
der Talaue, den Böden aus mit<br />
Löß- und Flugsandanteilen vermischten<br />
lehmigen Kiesel schot tern<br />
schnitt (bis etwa Bad Hönningen)<br />
und im unteren Ahrtal. Zum<br />
anderen ist in Unkel das Verhältnis<br />
der „guten“ Tonschiefer zu den<br />
„schlechteren“ Grauwacken be son -<br />
ders günstig und bietet somit<br />
ideale Bedingungen für das Re ben -<br />
ver wechselbaren Charakter – bei<br />
den Weißweinen ein klares, ausgeprägtes<br />
Aroma, Eleganz gepaart<br />
mit mineralischer Würze und niemals<br />
aufdringlicher zarter Säure,<br />
bei den Rotweinen Weichheit und<br />
nachhaltige Geschmacksfülle. Un -<br />
der Höhenlagen und den Urge - wachstum.<br />
kel ist eine kleine, aber feine Insel<br />
stein-Verwitterungsböden der Tal - Ohne Übertreibung: Die Natur im deutschen Rebenmeer. •<br />
hänge. Von diesen konzentriert hat es gut gemeint mit dem Un ke -<br />
sich der heutige Weinbau ausschließlich<br />
auf die letztgenannten,<br />
die für die Weinqualität auch den<br />
Adalbert Fuchs (Hrsg.)<br />
höchsten Wert aufweisen.<br />
Der Weinbau in und um Bruch - Diese Böden entstanden durch<br />
hausen – damals und heute Ver witterung aus Grauwackeler<br />
Wein. Von kundigen Win zern<br />
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128 Seiten, gebunden,<br />
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Geschichtsverein Bruchhausen<br />
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Sandsteinen und Tonschiefern, die<br />
der Geologe den sogenannten<br />
Siegener Schichten des Devon zu -<br />
ordnet, welche über 400 Millio nen<br />
Prozessen sanken diese Sedimente<br />
zunächst in die Tiefen der Erde ab,<br />
um sich anschließend wieder herauszuheben.<br />
Dabei entstanden aus<br />
den nährstoffreichen, feinerdereichen<br />
Watten Tonschieferlagen, aus<br />
sandigeren Meeressedimenten, die<br />
Sandsteine. Der Rhein schnitt sich<br />
in diese Gesteinslagen ein. Durch<br />
Sonne, Wasser und Wind verwitterten<br />
die hierdurch freigelegten<br />
Partien allmählich zu den heutigen<br />
steinigen Weinbergsböden.<br />
Im Süden können die Rheintal -<br />
ver schwenkung ab Linz und der<br />
Basaltklotz der Erpeler Ley einen<br />
ablenkenden Effekt für aus dem<br />
Ahrtal heranziehende Gewitter -<br />
zellen ausüben.<br />
In Unkel selbst schaffen die nach<br />
Südwesten gerichteten Steilhänge,<br />
allen voran die ca. 60 Meter hohe,<br />
nahezu senkrecht aufragende Fels -<br />
wand des Stuxberges und der<br />
Heisterer Ley mit ihren leicht er -<br />
wärmbaren dunklen Gesteinen ein<br />
extremes Mikroklima, in welchem<br />
an Sommertagen leicht Tempera -<br />
tu ren von 50° C und mehr er -<br />
reicht werden.<br />
Bei diesen Klimavoraussetzungen<br />
wird klar, warum die Reifegrade<br />
von Unkeler Trauben in ihrer Höhe<br />
ohne weiteres mit weit südlicher<br />
liegenden Regionen, beispielsweise<br />
dem Rheingau oder Rheinhessen,<br />
konkurrieren können.<br />
Neben dem Klima beeinflußt der<br />
Boden entscheidend die Güte und<br />
die geschmackliche Charakteristik<br />
des Weines, von dem der Wein -<br />
stock seine Trauben ernährt. Die<br />
Unkeler Weinbergsgemar kung<br />
(ein schließend Heister und Scheu -<br />
ren) erstreckte sich ehedem vom<br />
unmittelbaren Rheinufer bis auf<br />
die obersten Hang- und Kuppen -<br />
Wärmespeicher<br />
am Hang<br />
Im Gegensatz zu den Grauwacke-<br />
Sandsteinen sind die Tonschiefer<br />
der Siegener Schichten aus weinbaulicher<br />
Sicht von ganz besonderer<br />
Qualität: Sie enthalten nämlich<br />
außerordentlich viele wertvolle<br />
Mi neralien, sind sehr weich, verwittern<br />
leicht, sind durch starke<br />
Zerspleißung und Zersplitterung<br />
zum Teil sogar durchsicker- und<br />
durchwurzelbar und durch ihre<br />
dunkle Farbe gute Wärme speicher.<br />
Auch in dieser Hinsicht besteht in<br />
Unkel und Umgebung eine in<br />
zwei facher Hinsicht besondere<br />
Situation: Zum einen gibt es die<br />
Siegener Schichten in der deutschen<br />
Weinbaulandschaft nur in<br />
Juni 2013 11
Augenblick mal!<br />
Großspuriger Geist<br />
In diesem Monat gesucht: Ein Aufschneider mit historisch<br />
vorweisbaren Erfolgen, der einen bekannten Platz ziert.<br />
„Er ist schwatzhaft und neigt zu<br />
Über treibungen“ – so wird es je -<br />
den falls behauptet. Und dennoch<br />
hat man ihm gewissermaßen ein<br />
Denkmal gesetzt. Angeblich soll<br />
der gesuchte großspurige Geist<br />
sich mit einer geradezu abenteuerlichen<br />
Idee im Mittelalter einmal<br />
erfolgreich bewiesen haben. Nun<br />
ja, die Sache ging jedenfalls gut<br />
aus. Voller Dankbarkeit haben die<br />
Bewohner seines Städtchens sogar<br />
eine „geistvolle Flüssigkeit“ nach<br />
ihm benannt. In seiner Nähe ge -<br />
nießen Besucher heute gern in<br />
aller Gemütsruhe einen romantischen<br />
Platz. Bei einer Tasse Kaffee<br />
und einem Stück Torte oder<br />
einem guten Glas Wein läßt es<br />
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12 Juni 2013
Des Rätsels Lösung aus der Mai-<strong>Ausgabe</strong><br />
Es geschah vor mehr<br />
als sechs Jahrzehnten …<br />
… aber noch heute ziehen sie alljährlich Scharen von Tou -<br />
risten an, die Türme der Brücke von Remagen, Namens geber<br />
für den gleichnamigen US-Kriegsfilm aus dem Jahr 1969<br />
über den legendären ersten Rheinübergang durch Verbände<br />
der United States Army.<br />
Die Filmhandlung lehnt sich<br />
dabei an den historischen Hinter -<br />
grund an, schildert aber nicht die<br />
tatsächlichen Geschehnisse im<br />
März 1945. Die Erinnerung an die<br />
schicksalhaften Tage hält auch der<br />
Erpeler Kulturverein „ad erpelle“<br />
Die richtigen<br />
Antworten lauten:<br />
Was ist hier zu sehen?<br />
Detail eines Brückenpfeilers<br />
der Brücke von Remagen<br />
(auf der Erpeler Rheinseite)<br />
Nach wem wurde die Gesamt -<br />
anlage benannt?<br />
Nach dem deutschen General<br />
Erich Friedrich Wilhelm<br />
Ludendorff (1865-1937)<br />
Als was hat sie Berühmtheit<br />
erlangt?<br />
Durch den amerikanischen<br />
Kriegsfilm von 1969<br />
„Die Brücke von Remagen“<br />
mit Theatervorstellungen im Tun -<br />
nel der Brücke wach. Darsteller der<br />
Landesbühne Rheinland-Pfalz las -<br />
sen die Zuschauer im Schauspiel<br />
„Die Brücke“ am Original schau -<br />
platz die Geschehnisse miterleben,<br />
wie sie sich damals tatsächlich ab -<br />
spielten. Der dokumentarische Ro -<br />
man von Rolf Palm „Die Brücke<br />
von Remagen“ aus dem Jahre<br />
1985 bildet die Grundlage dieser<br />
Inszenierung.<br />
Auf der anderen Rheinseite hat die<br />
Gemeinde Remagen in einem der<br />
Türme ein sogenanntes „Friedens -<br />
museum“ eingerichtet. •<br />
Und das sind<br />
die Gewinner:<br />
Auf den 1. Preis, zwei hochwertige<br />
Bettwäschegarnituren<br />
der Firma Doris Meyer,<br />
fliederfarben, Mako-Jersey,<br />
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FACTORY OUTLET; Bad<br />
Honnef, kann sich freuen<br />
Johanna Ennenbach,<br />
Unkel<br />
Jeweils zwei Freikarten für<br />
eine Hin- und Rückfahrt mit<br />
der Drachenfelsbahn haben<br />
gewonnen:<br />
Hültgnen, Helene,<br />
St. Katharinen<br />
Lorenz, Andrea, Linz<br />
Mertens, Hedi,<br />
Königswinter<br />
Schrahn, Anita, Erpel<br />
Wintjes, Lothar,<br />
Bad Honnef<br />
Gestiftet wurden die Karten<br />
von der Drachenfelsbahn AG,<br />
Königswinter<br />
Die Gewinner werden<br />
schriftlich benachrichtigt.<br />
Allen, die mitgemacht haben,<br />
ein herzliches Dankeschön!<br />
Juni 2013 13
Natur<br />
Wie verhext!<br />
Einst sollte sie Rheuma heilen, vor bösem Zauber schützen<br />
und sogar die Pest kurieren. Ob Teufel oder Hexen wirklich<br />
ihre Hände im Spiel mit der Einbeere haben, darf jedoch be -<br />
zweifelt werden.<br />
Das 20 bis 30 Zentimeter hohe<br />
Gewächs fällt vor allem durch eine<br />
einzige, zentrale Blüte auf. Sie bildet<br />
den Abschluß des Stengels, der<br />
einem unterirdisch kriechenden<br />
Sproßabschnitt entspringt. Dieser<br />
wurzelartige Ausläufer, Rhizom<br />
genannt, bleibt auch im Winter<br />
im Boden und wächst über die<br />
Jahre weiter. Wie Fahnenstangen<br />
in einer Reihe treiben dann aus<br />
diesem Muttersproß die Ein -<br />
beeren-Triebe hervor. Das eigentliche<br />
Alter der Pflanzen sieht man<br />
ihnen daher nicht an. Die ältesten<br />
Rhizome sind immerhin mehr als<br />
15 Jahre alt.<br />
Das, was wir im Frühjahr von<br />
April bis Mai blühend aus dem<br />
Boden sprießen sehen, ist dagegen<br />
vergänglich und in mancher Hin -<br />
sicht mysteriös. Darauf weisen<br />
schon die vielen Namen hin, welche<br />
die Lilienverwandte im Laufe<br />
der Zeit erhielt. Abgesehen davon,<br />
daß sie im Mittelalter ebenfalls<br />
den Namen des hochgiftigen<br />
Eisenhuts trug, war sie (und ist es<br />
regional noch heute) unter Wolfs -<br />
beere, Teufelsbeere, Hexenkraut,<br />
Fuchs-, Teufels-, Krähen- oder<br />
Sau auge sowie Schwarzperle oder<br />
Vierblatt bekannt.<br />
Einsame Beere<br />
Die „Schwarzperle“ tritt schließlich<br />
umso auffälliger und geradezu<br />
verführerisch hervor, als in der<br />
Reifezeit zwischen Juni und Sep -<br />
tember die Blüte verwelkt und die<br />
Kelchblätter am Ende unter der<br />
Beere schlaff herunterhängen.<br />
Auch das Bild, welches die schwarze<br />
Beere zuvor abgibt, hat Anlaß<br />
für Mythen, Phantasien und<br />
Ängste gegeben: Das teuflische<br />
Auge liegt inmitten einer Krone,<br />
die von den aufragenden, schmalen<br />
Blüten- und Staubblättern ge -<br />
bildet wird. Diese wiederum be -<br />
findet sich auf dem Präsentierteller<br />
So stellte Jacob Sturm die Einbeere schon 1796 dar<br />
vier breiterer Kronblätter. Das<br />
ma gische Auge erinnert in Form<br />
und Farbe an eine große Heidel -<br />
beere.<br />
Wenige Zentimeter darunter be -<br />
finden sich die namensgebenden<br />
vier (selten auch drei oder fünf)<br />
großen Laubblätter. Mit ihnen<br />
sind zwei ungewöhnliche Phäno -<br />
mene verbunden: Ein feines „Ner -<br />
ven netz“ durchzieht ihre Blätter –<br />
für einkeimblättrige Pflanzen ein<br />
ungewöhnliches Phänomen: Tul -<br />
pen, Orchideen oder Gräser, die<br />
allesamt ebenfalls zu den Ein keim -<br />
blättrigen zählen, haben in der<br />
Regel lange, parallel verlaufende<br />
Blatt linien. Außerdem unterstreicht<br />
das Blätter-Quartett die ma gische<br />
Vierzähligkeit der Pflan ze: Vier<br />
Blätter, vier Blüten narben, vierfächerige<br />
Frucht, vierkantiger Sten -<br />
gel, vier innere und vier äußere<br />
Kronblätter …<br />
14 Juni 2013
Natur<br />
Ein Kraut der<br />
Zwietracht?<br />
Der wissenschaftliche Name Paris<br />
quadrifolia nimmt direkt Bezug<br />
auf diese geheimnisvolle Konstel -<br />
lation. Während die Artbezeichnung<br />
quadrifolia „vierblättrig“<br />
bedeutet, läßt der eigens eingerichtete<br />
Gattungsname „Paris“<br />
zwei Interpretationsmöglichkeiten<br />
zu: Zum einen ist eine Bezug -<br />
nahme auf die Gleichzähligkeit,<br />
lateinisch par = gleich, möglich.<br />
An dererseits – und das ist die<br />
span nendere Variante – könnte<br />
da mit auch der Jüngling Paris aus<br />
der griechischen Mythologie ge -<br />
meint sein: Zur Hochzeit von<br />
Peleus und Thetis sind alle versammelt,<br />
nur Eris, die Göttin der<br />
Zwietracht, war nicht geladen.<br />
Beleidigt wirft sie von außen einen<br />
goldenen Apfel mit der Aufschrift<br />
„der Schönsten“ in die göttliche<br />
Gesellschaft, die darauf in ein allzu<br />
menschliches Gezänk verfällt.<br />
Aphro dite, Athene und Hera streiten<br />
sich um den Schönheitstitel,<br />
ausgelöst durch den „Erisapfel“.<br />
Dieser fand unter dem Namen<br />
„Zankapfel“ Eingang in unsere<br />
Alltagssprache. Die verführerische,<br />
gekrönte Beere könnte diesen<br />
symbolisieren. Die Vierzähligkeit<br />
der Einbeere steht für die drei<br />
Göt tinnen und den schönen,<br />
sterb lichen Königssohn Paris aus<br />
Troja, der die pikante Entschei -<br />
dung treffen soll.<br />
So hat es der oberste Gott Zeus in<br />
seiner Weisheit bestimmt, weil er<br />
wohl ahnte, daß man sich damit<br />
nur in die Nesseln setzen kann.<br />
Jede der Göttinnen versuchte<br />
durch Tricks und Intrigen, die<br />
Sache für sich zu entscheiden, was<br />
schließlich zum Raub der schönen<br />
und ebenfalls sterblichen Helena<br />
führte – aber das ist bekanntlich<br />
schon eine andere Geschichte.<br />
Magisches Heilmittel<br />
Geizt mit Blüten wie mit Früchten: Einbeere in der Blüte<br />
Tödliches Gift spielte dabei im -<br />
mer hin keine Rolle, auch wenn<br />
die Teufelsbeere giftig ist. Ihre<br />
Wir kung wurde aber in der Ver -<br />
gangenheit mystifiziert und bis<br />
heute stellen die Schriften, auch<br />
der aktuellen Gelehrten, unterschiedliche<br />
Behauptungen auf.<br />
Ursprünglich soll das Vierblatt zu<br />
den giftigsten heimischen Pflan -<br />
zen gezählt haben und als Pfeilgift<br />
verwendet worden sein.<br />
Dioscurides, ein griechischer Arzt<br />
und der berühmteste Arznei kund -<br />
ler seiner Epoche, schrieb etwa 50<br />
nach Christus über die Einbeere:<br />
Sie „tödtet die Panther Thier, Säu,<br />
Wölff und andere Thier, in Fleisch<br />
gefült und denen zu essen für<br />
geworffen“.<br />
Noch im 19. Jahrhundert sah man<br />
die Pflanze als „giftig genug“ an,<br />
um sie als Gegenmittel bei Tollwut<br />
einzusetzen. Dazwischen, im Mit -<br />
telalter, behandelte man Pest und<br />
weitere Infektionskrankheiten mit<br />
der „Pestbeere“ beziehungsweise<br />
dem „Hexen- und Teufelskraut“,<br />
dem besondere Kräfte inne wohnen<br />
sollten – ja, mußten! Tat säch -<br />
lich steckt das Gift in allen Pflan -<br />
Juni 2013 15
Natur<br />
zen teilen. Mit den Blättern, Pflan -<br />
zensaft oder der Wurzel versuchten<br />
Kräuterkundige beziehungsweise<br />
Hexen Rheuma, Gicht und<br />
Augenleiden zu kurieren.<br />
Giftigkeit, Infektionen, Gestalt,<br />
Ge rüchte und (Zahlen-) Mystik<br />
führten dazu, daß die Bevölkerung<br />
Respekt oder gar Angst vor der<br />
Einbeere hatte. Nicht zuletzt sollten<br />
sie „verzauberte Menschen“<br />
ent zaubern können. In die Klei -<br />
dung eingenähte Beeren sollten<br />
gegen Unbill schützen. Gleich -<br />
zeitig munkelte man, daß zwar<br />
eine kundige Anwendung für<br />
einen angenehmen Schlaf und<br />
will kommene Heilung sorgen<br />
könne, aber ein klein wenig zuviel<br />
des Guten einen für immer entschlafen<br />
läßt!<br />
Aus all diesen Gründen fand die<br />
Einbeere keinen Eingang in die<br />
Volksmedizin. In der Homö opathie<br />
gibt es jedoch eine Verwendung<br />
für sie: In starker Verdünnung<br />
kommt die Droge „Einbeeren -<br />
kraut“ bei zuckenden Augen li -<br />
dern, Kopf- und Gesichts schmer -<br />
zen oder Augen- und Kehlkopf -<br />
beschwerden zum Einsatz.<br />
Übertriebene<br />
Giftigkeit<br />
Die Wirkung der uralten Ge -<br />
rüchte über Giftigkeit und Zau -<br />
berkraft hält dagegen bis heute an,<br />
denn noch immer liest man in<br />
unterschiedlichen Quellen, wie<br />
schlimm giftig das Gewächs sei.<br />
Pharmakologische Werke stufen<br />
die Pflanze jedoch nur als schwach<br />
bis normal giftig ein und betonen,<br />
Vorsicht, giftig: Die Einbeere sieht der Heidelbeere ähnlich<br />
daß in neuerer Zeit keine tödlichen<br />
Vergiftungen bekannt ge wor -<br />
den seien. Gleichwohl verwechseln<br />
vor allem Kinder selten die<br />
Früchte mit Heidelbeeren. Doch<br />
selbst wenn mehrere Beeren im<br />
Magen landen, folgen in erster<br />
Linie Übelkeit, Durchfall, Koliken<br />
oder Schwindelanfälle.<br />
In unserer Region kommt die<br />
Einbeere eher selten, zerstreut und<br />
nur lokal vor. Sie bevorzugt feuchte,<br />
teilweise sogar von Wasser<br />
durchzogene Standorte. Typische<br />
Lebensräume sind Au- und<br />
Schluchtwälder, feuchte Laub -<br />
wälder oder Erlenbrüche, bisweilen<br />
auch Gebüsche und Hecken.<br />
Im nördlichen, eher waldarmen<br />
Rheinland kommt die Pflanze,<br />
deren Verbreitungsgebiet grob von<br />
Island bis Japan reicht, fast gar<br />
nicht vor.<br />
In dem sehr kleinen „Einfluß -<br />
bereich“, den die Hexenpflanze<br />
bei uns hat, treibt sie tatsächlich<br />
im Kleinen ihr Unwesen. Sie vermag<br />
sehr wohl zu verzaubern be -<br />
ziehungsweise zu täuschen, wenn<br />
auch nur Insekten. Der große,<br />
glänzend-schwarze Frucht knoten,<br />
der zentral in der Blüte auffällt,<br />
lockt kleine Aasfliegen an. Dieser<br />
Typ einer Täuschblume suggeriert<br />
Fleisch, Feuchtigkeit und Aas.<br />
Davon finden die Fliegen aber<br />
wenig vor. Doch die so behexten<br />
Insekten irren zwischen den Staub -<br />
blättern herum und tragen auf<br />
diese Weise zur Bestäubung der<br />
Zauberpflanze bei. •<br />
Ulrich Sander<br />
16 Juni 2013
Ihr Geld<br />
Das Kapital<br />
und sein Ertrag<br />
Die Aktienkurse steigen weiter, während die Sparbuch -<br />
zinsen gegen Null tendieren. Zwischen diesen Extremen<br />
laviert der gemeine Steuerzahler, falls er nicht zufällig wie<br />
der ein oder andere Prominente über diverse Auslands -<br />
konten verfügt. Läßt der Staat ihm noch etwas übrig, wenn<br />
er sein Geld in legalen und attraktiveren Anlageformen<br />
unterbringt?<br />
Wer Einkünfte aus Kapitalver -<br />
mögen erzielt, wird vom Fiskus im<br />
Regelfall besser gestellt als derjenige,<br />
der auf andere Art sein Geld<br />
ver dient. Zur Berechnung der Ka -<br />
pitalertragsteuer wird ein pauschaler<br />
Steuersatz von 25 Prozent an -<br />
gesetzt, der sich auch bei steigender<br />
Höhe der entsprechenden<br />
Ein künfte nicht verändert. Be -<br />
rück sichtigt man, daß bei der individuellen<br />
Besteuerung aktuell bis<br />
zu 45 Prozent Einkommensteuer<br />
anfallen, ist die Kapitaler trags -<br />
steuer also ein richtig gutes An -<br />
gebot. Wessen Steuersatz aufgrund<br />
der Höhe seiner Einkünfte niedriger<br />
ist als 25 Prozent, kann im<br />
Rahmen der Steuererklärung einen<br />
Antrag auf Günstiger prüfung stellen.<br />
Dann unterliegen auch die<br />
Kapitaleinkünfte dem niedrigeren<br />
individuellen Steuersatz.<br />
Hinzu kommt der Solidaritäts -<br />
zuschlag („Soli“) von 5,5 Prozent<br />
und individuell die Kirchensteuer<br />
von acht bis neun Prozent. In län -<br />
dische Kreditinstitute, Versiche -<br />
run gen etc. ziehen von den Ka pi -<br />
talerträgen vor der Auszahlung be -<br />
reits Kapitalertragssteuer, Soli und<br />
gegebenenfalls auch die Kirchen -<br />
steuer ab. Ausländische Banken<br />
und Kapitalgesellschaften behalten<br />
diese Steuern nicht automatisch<br />
ein. Wer über derartige Ein künfte<br />
verfügt, muß sie in seiner Steuer -<br />
erklärung angeben.<br />
Stichtag für Steuern<br />
Wer Aktien und andere Wert pa -<br />
piere nach dem 31. Dezember 2008<br />
gekauft hat und sie heute mit Ge -<br />
winn verkauft, muß dafür Kapi tal -<br />
ertragssteuer zahlen. Nur für Pa -<br />
piere, die sich schon länger im<br />
Portfolio befinden, fällt diese<br />
Steuer nicht an. Keine solche Steu -<br />
erbefreiung gibt es übrigens mehr<br />
für den Erlös aus Aktien, die erst<br />
verkauft werden, wenn sie mehr als<br />
ein Jahr im eigenen Depot lagen.<br />
Wer möchte, daß ihm die Zins -<br />
erträge ohne Steuererklärung mög -<br />
lichst ungeschmälert zufließen,<br />
kann bei seiner Bank einen Frei -<br />
stellungsauftrag einreichen. Dann<br />
wird der sogenannte Sparer -<br />
pausch betrag von jährlich 801<br />
Euro (1.602 Euro für Verhei ra -<br />
tete), der steuerfrei bleibt, direkt<br />
be rücksichtigt. Für Gewinne<br />
unterhalb dieser Marke zieht die<br />
Bank keine Kapitalertragssteuer<br />
ab. Wer über kleinere Kapital ein -<br />
Der Fiskus hält auch bei Aktiengewinnen die Hand auf<br />
künfte bei mehreren Kredit insti -<br />
tuten verfügt, kann den Betrag<br />
auch auf mehrere Freistellungs -<br />
aufträge aufteilen.<br />
Liegt nach Abzug von Sonder aus -<br />
gaben und Pauschbeträgen das<br />
ins gesamt zu versteuernde Ein -<br />
kommen eines Steuerpflichtigen<br />
unter 8.004 Euro (16.008 Euro<br />
für Verheiratete), kann man an -<br />
stelle des Freistellungsauftrages<br />
beim örtlich zuständigen Finanz -<br />
amt eine Nichtveranlagungs-Be -<br />
scheinigung beantragen und der<br />
Bank vorlegen. Unabhängig von<br />
der Höhe der Kapitaleinkünfte<br />
wird dann keine Kapitaler trags -<br />
steuer fällig. Übrigens: Ab diesem<br />
Jahr müssen die Banken die steuer -<br />
freien Kapitaleinkünfte an das<br />
Bundeszentralamt für Steuern melden,<br />
welches wiederum die Da ten<br />
an die Finanzämter weitergibt.<br />
Keine Werbungs -<br />
kosten<br />
<strong>Ausgabe</strong>n wie Depotgebühren,<br />
Kreditzinsen oder Ähnliches kann<br />
man nicht mehr als Werbungs -<br />
kosten geltend machen. Gegen<br />
diese Regelung in § 20 des Ein -<br />
kom menssteuergesetzes laufen<br />
der zeit drei Verfahren vor Finanz -<br />
gerichten in Baden-Württemberg,<br />
Münster und Köln. Entsprech en -<br />
de Entscheidungen fallen vorrausichtlich<br />
noch dieses Jahr.<br />
Ausgenommen von dem gesetzlichen<br />
Abzugsverbot sind bestimmte<br />
Transaktionskosten bei der<br />
Veräußerung von Wertpapieren.<br />
Wer bei Kapitalgeschäften Ver luste<br />
erleidet, kann diese nicht dazu be -<br />
nutzen, um seine steuerpflichtigen<br />
Einkünfte aus anderen Ein kunfts -<br />
arten zu mindern. Es ist nur möglich,<br />
diese Verluste mit Kapitaleinkünften<br />
aus dem laufendem oder<br />
dem Vorjahr zu verrechnen oder<br />
für das nächste Jahr vorzutragen. •<br />
Rechtsanwalt Christof Ankele<br />
www.sunda-rechtsanwaeltebad-honnef.de<br />
Juni 2013 17
Kaleidoskop<br />
Noch dichter am Kunden<br />
Tolle Zeitschrift<br />
Endlich möchten wir Ihnen einmal<br />
ein besonderes Lob für Ihre Zeit schrift<br />
aussprechen.<br />
Sie ist wirklich toll, man hat viel zu<br />
<strong>lesen</strong>, Veranstaltungen usw.<br />
Unsere Toch ter wohnt in einem an -<br />
deren Stadtteil von Bonn.<br />
Auch sie freut sich jeden Monat auf<br />
das Heft. Machen Sie weiter so und<br />
alles Gute.<br />
Ihre treuen Leser<br />
Peter und Roswitha Dorn<br />
aus Bonn<br />
In repräsentativen Räumen präsentiert<br />
sich Immobilien Werning<br />
nunmehr auch in Bad Honnef. Im<br />
Zentrum der Badestadt existiert<br />
seit Mitte Mai eine Depen dance<br />
des Unternehmens, das seinen<br />
Hauptsitz in Königswinter-<br />
Oberdollendorf hat. Dem Trend<br />
der Zeit folgend haben sich Eva<br />
und Rolf Werning auf die Region<br />
Siebengebirge spezialisiert und<br />
bieten mit einem umfangreichen<br />
Katalog eine Fülle von Leistungen<br />
für Immobilien-Käufer und -verkäufer.<br />
Und selbstverständlich zieht<br />
man alle Register des offensiven<br />
Marketings.<br />
Immobilien Werning<br />
Hauptstraße 38f<br />
Bad Honnef<br />
Tel. 022 24 / 98 98 760<br />
www.immobilien-werning.de<br />
info@immobilien-werning.de<br />
Öffnungszeiten: Mo.-Fr. 10-18<br />
Uhr und Sa. 10-13 Uhr und<br />
nach Vereinbarung!<br />
Fundsache<br />
Leser Bernhard Wierig aus Rhein -<br />
breitbach machte sich – angeregt<br />
durch den <strong>rheinkiesel</strong>-Beitrag<br />
„Mein Freund der Kieselstein“ in<br />
der diesjährigen Februar-<strong>Ausgabe</strong><br />
des <strong>rheinkiesel</strong> auf die Suche und<br />
wurde prompt fündig: An den Ge -<br />
staden des Rheins machte er einen<br />
bemerkenswerten Fund, den wir<br />
Ihnen hier im Foto vorstellen.<br />
Frau Dr. Renate Schumacher,<br />
Leiterin des Mineralogischen Ins -<br />
tituts der Universität Bonn war<br />
sich schnell sicher: Dies ist zwar<br />
kein klassischer Kieselstein, aber<br />
dennoch ein bemerkenswertes Ge -<br />
stein. Es handelt sich um einen<br />
Granitpegmatit (eine Art Granit).<br />
Fachleute nennen es „Pegmatit“.<br />
Solch grobkörnigen Gesteine entstehen<br />
aus der „Restschmelze“<br />
wenn ein Magma fast vollständig<br />
erkaltet und auskristallisiert ist. Zu<br />
den Bestandteilen: weiß glänzend:<br />
Quarz; weiß, matt (mit rosa<br />
Überzug): vermutlich Feldspat.<br />
Bei den roten und bräunlichen<br />
Farben wird es sich um oberflächliche<br />
Ausscheidungen aus einer<br />
eisenreichen Lösung handeln<br />
(„Rost“). Bei dem schuppig, silber -<br />
farbig glitzernden Mineral könnte<br />
es sich um den Hell glim mer<br />
namens Muskovit handeln. Wenn<br />
es schwarz ist, handelt es sich um<br />
den Dunkelglimmer „Biotit“.<br />
Weil der Stein nicht gerundet ist,<br />
also keine Abnutzungserscheinungen<br />
zeigt, ist er möglicherweise gar<br />
nicht vom Rhein transportiert<br />
wor den. Vermutlich ist er irgendwo<br />
abgebrochen.<br />
Wer die Heimat kennt<br />
Wenn man einen Preis gewinnt – in<br />
meinem Fall das Buch „Tages aus -<br />
flüge NRW“ – ist die Freude groß.<br />
Man nimmt nicht mehr an jedem<br />
Rätsel teil, aber an Rätseln, die mit<br />
der Heimat verbunden sind, umso<br />
mehr. Und dann kommt auch noch<br />
die Bestätigung in Form des Ge -<br />
winns, daß man die Heimat doch<br />
noch kennt. Wie gesagt, die Freude<br />
ist groß. Ich möchte mich bei Ihnen<br />
auf das Herzlichste bedanken.<br />
Wilfried Skupch, Königswinter<br />
Bitte beachten Sie unseren Hin weis<br />
auf die Schlußveranstaltung der<br />
Aus stellung „Mein Freund, der<br />
Kiesel stein“, die am 8. Juni in Bonn<br />
stattfindet. Einzelheiten da zu finden<br />
Sie auf Seite 20.<br />
Andrea Niering<br />
Klaus Niering<br />
18 Juni 2013
Kaleidoskop<br />
Tafeln wie ein Schloßherr<br />
Königswinterer Str. 693<br />
53227 Bonn Oberkassel<br />
Tel. 0228 / 44 39 93<br />
www.KruegerRaum.de<br />
Festliche Tage verlangen nach<br />
einem besonderen Rahmen.<br />
Schloß Arenfels, hoch über dem<br />
Rheintal gelegen, bietet dafür ein<br />
vorzügliches Ambiente.<br />
In einem Gemäuer, das so viele<br />
Fens ter besitzt wie das Jahr an Ta -<br />
gen hat, haben Sie Ausblick auf<br />
eine unvergeßliche Feier, einen Tag,<br />
an den Sie sich auch nach Jahren<br />
noch immer wieder gerne zurück -<br />
erinnern werden.<br />
Dazu gehört eine vorzügliche<br />
Küche, ein aufmerksamer, perfekter<br />
Service ebenso wie ein prächtig<br />
gefüllter Weinkeller, der keine<br />
Wünsche offen läßt.<br />
Festliche Räume in unterschied -<br />
lichen Grö ßen (ab 30 Personen)<br />
stehen zur Verfügung – aber selbst -<br />
verständlich ist auch Candle-light-<br />
Dinner für zwei Personen ebenfalls<br />
denkbar.<br />
Nattermann’s Fine Dining<br />
Tel. 0 26 45 / 9 73 10<br />
oder Christian Runkel<br />
Tel. 0 26 35 / 92 41 60<br />
oder 0171 / 5 41 67 83<br />
info@schloss-arenfels.de<br />
Tiefes Blech zum Anfassen<br />
Ein tiefes Brummen war am 10.<br />
April ab 11:00 Uhr in der Bür ger -<br />
meister-Castenholtz-Schule in Linz<br />
am Rhein zu hören. Die Grund -<br />
schüler der Klasse 4c mit ihrer<br />
Grundschullehrerin Frau Krentscher<br />
probierten fasziniert die<br />
Blechblasinstrumente Tenorhorn,<br />
Tuba und Posaune aus.<br />
Vorab hatte ihnen Thomas Napp<br />
von den Burgbläsern Rheinbreit -<br />
bach im Rahmen des vereinseigenen<br />
Instrumentalpädagogik pro -<br />
gramms die Instrumente erklärt<br />
und den Kindern kleinere Lied -<br />
stücke auf den Instrumenten vorgespielt.<br />
„Einfach nur das Pupsgeräusch<br />
machen.“, erinnerte Napp ein<br />
Kind noch einmal an die einge -<br />
übte Lippenstellung, bevor dieses<br />
dann leicht grinsend in das<br />
Mundstück pustete und im besten<br />
Falle ein tiefes Brummen ertönte.<br />
„Wir finden es super, daß von<br />
einem Musikverein ein solches<br />
Programm angeboten wird. Ein<br />
An ruf genügte und der Termin für<br />
die Instrumentalpädagogik stand.<br />
Ich kann das Programm nur empfehlen,<br />
vor allem da es kostenfrei<br />
ist.“, äußerte sich die Grund schul -<br />
lehrerin Frau Krentscher lobend<br />
über das Programm.<br />
Burgbläser Rheinbreitbach e.V.<br />
Thomas Napp<br />
thomas.napp@burgblaeser.de<br />
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Handwerk mit Ideen<br />
www.fliesenschroeter.de<br />
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Mitglied der Handwerkerkooperation<br />
Rheinwerker www.rheinwerker.de<br />
Ihr persönlicher Ansprechpartner:<br />
Edgar Schröter, Fliesenlegermeister<br />
<br />
<br />
<br />
25<br />
Jahre<br />
Juni 2013 19
Kieselchen<br />
Steinharte<br />
Zeitgenossen<br />
Rund geschliffen oder kantig und spitz, riesig oder klein,<br />
langweilig grau oder faszinierend bunt: Steine begleiten<br />
unser ganzes Leben.<br />
Über uns, unter uns, neben uns –<br />
überall gibt es Steine! Auf dem<br />
Weg zur Schule oder zum Fuß -<br />
ballverein, in der Turnhalle oder<br />
im Urlaub in den Bergen: Steine<br />
begleiten uns auf Schritt und Tritt.<br />
Aktionstag im Bonner Museum<br />
Wir alle wohnen zum Beispiel in<br />
Häusern aus Stein. Die Wände,<br />
der Boden und das Dach schützen<br />
uns vor Regen, Kälte, Hitze, Wind<br />
und zu viel Sonne. Vielleicht um -<br />
gibt auch eine schützende Mauer<br />
Am Sonntag, 9. Juni 2013, dreht sich im Mineralogisch-Geo lo -<br />
gischen Museum im Poppelsdorfer Schloß von 11 bis 17 Uhr alles<br />
rund um den Kieselstein.<br />
Kinder und Erwachsene können sich an der Kunst des Kieselstein-<br />
Malens versuchen, Kieselsteine bestimmen oder beim Kieselstein-<br />
Goldwaschen ihr Glück versuchen. Vorträge und Führungen runden<br />
das Programm ab.<br />
Mineralogisches Museum<br />
Poppelsdorfer Schloß,<br />
Meckenheimer Allee 169<br />
53115 Bonn, Tel. 0228/ 73-2761<br />
Eintritt für Kinder und Erwachsene: 4 Euro<br />
(inklusive aller Programmpunkte)<br />
Euren Garten? In jedem Fall ist<br />
der Gehweg mit Steinen gepflastert.<br />
Wenn wir auf die Löwen -<br />
burg oder den Drachenfels wandern,<br />
gehen wir auf steinernen<br />
Pfaden. Am Rheinufer können wir<br />
wunderschöne, glatte Kiesel steine<br />
bewundern. Vielleicht ist in Eurer<br />
Nähe oder Eurer Garagen auffahrt<br />
ein Schotterweg. Und unsere ganze<br />
Erde besteht größtenteils aus<br />
Gestein.<br />
Schwimmende Steine<br />
Als „Steine“ bezeichnen wir im<br />
All gemeinen alle festen Bestand -<br />
teile der Erdkruste – ausgenommen<br />
natürlich Eis. Geologen, also<br />
die Wissenschaftler, die sich mit<br />
Steinen beschäftigen, nennen sie<br />
„Gesteine“. Sie bestehen meist aus<br />
mehreren verschiedenen Minera -<br />
lien. Wir kennen Gesteine nur fest,<br />
doch im Kern unserer Erde ist es<br />
so heiß, daß sogar Steine schmel -<br />
zen. Bricht ein Vulkan aus, tritt<br />
geschmolzenes Gestein – Magma<br />
ge nannt – an die Oberfläche.<br />
Wenn es abkühlt und erstarrt, entstehen<br />
die sogenannten vulkanischen<br />
Gesteine. Viele von ihnen<br />
enthalten so viele Mini-Bläschen<br />
mit Luft, daß sie sogar auf Wasser<br />
schwimmen können, zum Beispiel<br />
Bimsstein.<br />
Steine auf Reisen<br />
Neben dem Vulkangestein gibt es<br />
so genanntes Sedimentgestein.<br />
Die Kieselsteine am Rheinufer<br />
gehören dazu. Sediment bedeutet<br />
Ablagerung: Die Gesteine haben<br />
Ein Kiesel mit einem X:<br />
Steine mit solchen<br />
Zeichnungen sucht das<br />
Mineralogische Museum<br />
ABC der Kiesel -<br />
steine<br />
In den nächsten Tagen lohnt<br />
sich ein Spaziergang am Rhein -<br />
ufer doppelt: Wer mit aufmerksamen<br />
Augen die Kiesel steine<br />
anschaut, findet vielleicht<br />
Steine, die von feinen Linien<br />
durch zogen werden. Manch -<br />
mal bilden diese Linien zufällig<br />
ein Muster, das wie ein Buch -<br />
stabe oder eine Zahl aussieht.<br />
Wer so einen Kieselstein findet<br />
und ihn bis zum 8. Juni ins<br />
Mineralogische Museum schickt<br />
oder vorbeibringt, kann eine<br />
tolle Überraschung gewinnen.<br />
Nach dem 9. Juni können die<br />
Steine wieder im Museum ab -<br />
geholt werden.<br />
Die Adresse des Museums findet<br />
Ihr im großen Kasten.<br />
sich im Laufe von Jahrmillionen<br />
irgendwo abgelagert. Die Kiesel -<br />
steine, die wir am Rheinufer finden,<br />
lagen vor vielen Jahren noch<br />
weit oben im Gebirge. Dort geht<br />
es heute noch rasant voran: Wo<br />
Flüsse entspringen, reißen sie den<br />
einen oder anderen Gesteins -<br />
brocken mit sich. Erst sind sie<br />
spitz, doch während ihrer Reise im<br />
Wasser stoßen sie immer wieder<br />
gegen andere Steine und schleifen<br />
sich nach und nach ab, bis sie so<br />
schön rund sind, wie wir die<br />
Steine am Rheinufer kennen. Auf<br />
ihre Reise ins Meer schleifen sie<br />
sich übrigen stark ab, bis davon<br />
nicht mehr übrig bleibt als<br />
Sandkörner: Sandkörner bestehen<br />
aus demselben Material wie<br />
20 Juni 2013
Kieselchen<br />
besonderen Steine Glück bringen<br />
und Krankheiten fernhalten. Des -<br />
halb zog man eine Schnur durch<br />
das Loch und hing sich den Stein<br />
wie eine Kette als Glücksbringer<br />
um den Hals. Und wie kommt das<br />
Loch in den Stein? Im Feuerstein<br />
befand sich ein Hohlraum, in dem<br />
sich ein anderes Gestein, zum<br />
Beispiel Kreide, abgelagert hatte.<br />
Weil sich Kreide relativ schnell in<br />
Wasser auflöst, blieb im harten<br />
Feuerstein ein Loch zurück. •<br />
Euer Kieselchen<br />
Ein Wackelturm aus Steinen sieht schön aus und macht Spaß: Wer<br />
schafft den höchsten Turm?<br />
Kieselsteine – sie sind also Mini-<br />
Mini-Steinchen.<br />
Übrigens: Manchmal findet Ihr<br />
auch am Rheinufer alte Scherben,<br />
deren scharfe Kanten von der<br />
Reise im Wasser schon ganz<br />
stumpf geworden sind. Irgend -<br />
wann sind sie auch so schön rund<br />
geschliffen wie „echte“ Kiesel -<br />
steine“!<br />
man früher Feuer machte. Feuer -<br />
stein war aber auch sehr begehrt,<br />
weil man Klingen daraus herstellen<br />
konnte, die fast so gut schnitten<br />
wie ein Messer aus Metall.<br />
Ein Feuerstein mit einem Loch in<br />
der Mitte heißt „Hühnergott“.<br />
Früher dachte man, daß solche<br />
Spiele mit Steinen<br />
Hüpfende Steine<br />
Ihr braucht möglichst flache Kieselsteine und ein Gewässer. Das Spiel<br />
könnt Ihr am besten am Rheinufer spielen. Werft die Kiesel so flach<br />
auf die Wasseroberfläche, daß sie ein Stückchen weiterhüpfen. Wer<br />
die meisten Steinhüpfer schafft, hat gewonnen.<br />
Steineschießen<br />
Als Erstes schichtet Ihr viele Kieselsteine aufeinander zu einem<br />
Steine-Turm. Dann zieht Ihr eine Linie, von der aus die Türme abgeschossen<br />
werden muß.<br />
Eine Handvoll Steine<br />
Für dieses Spiel benötigt Ihr fünf bis zehn kleine Steine, etwa so groß<br />
wie Murmeln. Legt die Steine in Euren Handteller und werft sie<br />
hoch. Versucht nun, möglichst viele Steine mit dem Hand rücken<br />
aufzufangen. Wer die meisten Steine gefangen hat, hat ge wonnen.<br />
Wie lackiert<br />
Viele Kieselsteine verändern ihre<br />
Farbe übrigens, wenn sie naß sind.<br />
Probiert es einmal aus: So mancher<br />
Stein, der am Ufer langweilig<br />
aussieht, glänzt im Wasser wie lakkiert.<br />
Besonders schön glänzt übrigens<br />
auch Feuerstein, den man<br />
häufig auf Helgoland oder auf<br />
Rügen finden kann. Schlägt man<br />
mit Feuerstein auf Stahl oder auf<br />
Pyrit (auch „Katzengold“ ge nannt)<br />
sprühen Funken, mit deren Hilfe<br />
Juni 2013 21