13.01.2013 Aufrufe

J A K O B S W E G - Evangelische Landeskirche in Baden

J A K O B S W E G - Evangelische Landeskirche in Baden

J A K O B S W E G - Evangelische Landeskirche in Baden

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

LISA BAUER UND ANGELA SINNER<br />

J A K O B S W E G<br />

„DER<br />

WEG<br />

IST<br />

DAS<br />

ZIEL“<br />

1


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

Vorwort<br />

„... das Wichtigste ist der Weg, den man zurückgelegt hat, die Reise, die man<br />

gemacht hat, wenn e<strong>in</strong>em bewusst wird, dass man die Betrachtung verlängert, dann<br />

beobachtet man nur sich selbst, oder schlimmer noch, man wartet darauf, dass man<br />

beobachtet wird.“ José Saramago<br />

Diese Erfahrung, die José Saramago beschreibt, machen immer mehr Menschen <strong>in</strong><br />

unserer heutigen Zeit. Jedes Jahr wandern viele tausend Pilger aus aller Welt zum<br />

Wallfahrtsort nach Santiago de Compostela. Zwar unterscheiden sich alle Pilger <strong>in</strong><br />

Alter, Fortbewegungsmittel, Beruf und Beweggründen, dennoch haben sie alle das<br />

gleiche Ziel: den Weg nach Galicien, zum Grab des Heiligen Jakobus.<br />

Jeder verlässt se<strong>in</strong> Zuhause, ändert se<strong>in</strong>e alltäglichen Gewohnheiten und begibt sich<br />

auf e<strong>in</strong>en unbekannten Weg, wo Fremde zu Gefährten und Freunden werden.<br />

„Gleichgültig ob jemand aus spirituellen Motiven, aus Abenteuerlust, aus<br />

kunstgeschichtlichem Interesse oder als sportliche Herausforderung den Jakobsweg<br />

geht – <strong>in</strong> Santiago kommen alle als Pilger an.“ (1), e<strong>in</strong> Spruch unter Pilgern, der<br />

zeigt, dass sich alle durch diese Erfahrung <strong>in</strong>nerlich verändern. Während der Reise<br />

kann der Pilger nur das Nötigste bei sich tragen, ist frei von den Reizen der<br />

modernen Welt und bes<strong>in</strong>nt sich so ganz auf Geist und Seele. Die mittelalterlichen<br />

Bauten und die E<strong>in</strong>drücke der schlichten Natur tragen zusätzlich dazu bei.<br />

Gedanken, die e<strong>in</strong>en im alltäglichen Leben beschäftigen, werden nebensächlich und<br />

man setzt sich mit Verdrängtem und Neuem ause<strong>in</strong>ander.<br />

„Der Weg stellt jedem nur e<strong>in</strong>e Frage: Wer bist du?“ (2)<br />

Das Pilgerwesen begann bereits im 9.Jahrhundert und dauert bis heute an. Neben<br />

Rom und Jerusalem ist Santiago de Compostela seit dem 13.Jahrhundert e<strong>in</strong>e der<br />

wichtigsten christlichen Pilgerstädte. Die Grabentdeckung des Apostels Jakobus war<br />

der Beg<strong>in</strong>n dieser Pilgerbewegung. Im Mittelalter war für die Menschen nur das Ziel<br />

von Bedeutung. Sie strebten dem Erreichen der Heiligen Stätte, der Vergebung ihrer<br />

Sünden und der Erlösung von Krankheit und Leid entgegen. Doch heute steht mehr<br />

die Durchführung und das Festhalten am e<strong>in</strong>mal gefassten Entschluss im<br />

Vordergrund: „Der Weg ist das Ziel“ (3).<br />

Auf dem Weg nach Santiago de Compostela sieht man am Straßenrand, an Pfeilern<br />

und ste<strong>in</strong>ernen Leitpfosten, immer wieder e<strong>in</strong>e Muschel, die als Wegweiser der<br />

Jakobspilger dienen soll. Sie schildert alle Routen aus und ist e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitliches<br />

Zeichen aller Pilger. Im Mittelalter erhielten die Menschen am Ziel ihrer Reise e<strong>in</strong>e<br />

Muschel, die ihnen bei der Rückkehr <strong>in</strong> die Heimat Anerkennung verschaffte...<br />

Was bewegt Menschen, aus dem modernen Alltag auszubrechen, sich auf die lange<br />

Reise zu machen um Pilger zu werden? Welcher geschichtliche Ursprung und<br />

welche Legenden stecken h<strong>in</strong>ter der Entstehung der Pilgerfahrt nach Santiago de<br />

Compostela? Wie gestaltet sich der Alltag der Pilger und welche Probleme treten auf<br />

der langen Reise auf? Was s<strong>in</strong>d wichtige Stationen, die jeder Pilger besucht haben<br />

sollte und wie verstehen sich unterschiedlichste Charaktere aus aller Welt?<br />

Mit all diesen Fragen wollen wir uns auf den folgenden Seiten ause<strong>in</strong>andersetzen<br />

und uns vor allem auch selbst im Pilgerdase<strong>in</strong>, durch e<strong>in</strong>en eigene Wanderung<br />

erproben, um praktisch zu erfahren, womit wir uns theoretisch im ersten Teil der<br />

Dokumentation beschäftigen.<br />

2


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

3


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

INHALTSVERZEICHNIS<br />

1 Allgeme<strong>in</strong>e Daten<br />

4<br />

1.1 Informationen zum Jakobsweg 6<br />

2 Geschichte<br />

2.1 Legende des Jakobus 10<br />

2.2 Def<strong>in</strong>ition des Pilgerns 12<br />

2.3 Geschichtliche Entwicklungen seit dem Mittelalter 13<br />

2.3.1 Reconquista 19<br />

3 Die Wege 22<br />

3.1 Cam<strong>in</strong>o Francés 23<br />

3.1.1 Burgos 24<br />

3.1.2 Léon 26<br />

3.1.3 Santiago de Compostela 29<br />

3.1.4 Kap F<strong>in</strong>isterre 32<br />

4 Vollzug und Praxis des Pilgerns<br />

4.1 Ausrüstung<br />

4.1.1 Ausrüstung damals 34<br />

4.1.2 Ausrüstung heute 35<br />

4.2 Pilgerzeichen 38<br />

5 Eigene Wanderung<br />

5.1 von Schwäbisch Hall nach Murrhardt (geschrieben von Lisa) 42<br />

5.2 von Murrhardt nach Ste<strong>in</strong>bach; W<strong>in</strong>nenden (geschrieben von Angela) 53<br />

6 Schlusswort 68<br />

7 Anmerkungen 69<br />

8 Quellenangabe 70


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

5


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

6<br />

„Der Anfang ist die Hälfte des Ganzen.“<br />

Aristoteles


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

1 Allgeme<strong>in</strong>e Daten<br />

1.1 Informationen zum Jakobsweg<br />

Geografische Lage<br />

Das Ziel des Jakobsweges ist die Stadt Santiago de Compostela. Als die<br />

Weltbevölkerung noch glaubte, die Erde sei e<strong>in</strong>e Scheibe, reisten viele noch e<strong>in</strong>e<br />

Station weiter, bis nach F<strong>in</strong>isterre, was damals als das Ende der Welt galt.<br />

Santiago de Compostela liegt im Norden von Spanien und ist die Hauptstadt der<br />

Region Galicien. Die Stadt bef<strong>in</strong>det sich 260 m über dem Meeresspiegel. Ähnlich wie<br />

unsere Heimatstadt Backnang, welche 271 m über dem Meeresspiegel liegt. Dank<br />

der bee<strong>in</strong>druckenden Kathedrale, <strong>in</strong> der, der Überlieferung nach, Reliquien des<br />

Apostels Jakobus liegen, gehört Santiago zum UNESCO-Weltkulturerbe. Der<br />

Hauptweg, beg<strong>in</strong>nend <strong>in</strong> Sa<strong>in</strong>t-Jean-Pied-de-Port, an welchem sich auch drei der vier<br />

wichtigsten aus Frankreich kommenden Wege zusammenschließen, nach Santiago,<br />

führt die Pilger über die Pyrenäen.<br />

Die 4 Hauptwege, die sich <strong>in</strong> Puente la Re<strong>in</strong>a zu e<strong>in</strong>em Weg zusammenschließen<br />

Der Pilgerweg über die Berge, ist e<strong>in</strong> sehr beschwerlicher und mühevoller Weg. Das<br />

ständige bergauf und bergab Gehen, macht es den Pilgern schwer, den Weg nicht<br />

frühzeitig abzubrechen. Sehr bee<strong>in</strong>druckend beschreibt Hape Kerkel<strong>in</strong>g diese<br />

Anstrengung <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Buch „Ich b<strong>in</strong> dann mal weg“ (4).<br />

7


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

Er selbst ist diesen Weg vom 9.Juni bis 20.Juli 2001 von Sa<strong>in</strong>t-Jean-Pied-de-Port bis<br />

nach Santiago de Compostela gepilgert. Schonungslos und mit viel Humor berichtet<br />

er von den Qualen, die er erlitten hatte, aber auch von den vielen wertvollen<br />

Begegnungen mit Pilgern aus unterschiedlichen Ländern und Kulturen, die er<br />

erfahren durfte.<br />

Der schwerste Teil des Jakobusweges, der „Cam<strong>in</strong>o Duro“, der harte Weg, bef<strong>in</strong>det<br />

sich auf der Strecke von Villafranca del Bierzo über Trabadelo nach Vega de<br />

Valcarce. Hier wird den Pilgern angeboten, dass e<strong>in</strong> Fahrer e<strong>in</strong>es Kle<strong>in</strong>busses ihnen<br />

ihr Gepäck abnehmen und e<strong>in</strong> steiles Stück dem Ziel näher br<strong>in</strong>gen soll. Für viele<br />

Pilger endet der Weg, nur noch wenige Kilometer vor dem Ziel, an diesem Ort. Das<br />

zeigt sehr deutlich, wie sehr der Jakobsweg an den Kräften und Nerven jedes<br />

E<strong>in</strong>zelnen zehrt.<br />

(In Kapitel 6 gibt es nähere Informationen zu den Wegen, den vier aus Frankreich<br />

kommenden Routen und den Städten und Dörfern, die an dem Hauptweg liegen.)<br />

8<br />

Der „Cam<strong>in</strong>o Duro“ (gelbe Markierung)<br />

Es gibt zwei Wege, diese Strecke des „Cam<strong>in</strong>o Duro“ zu meistern. Der e<strong>in</strong>e führt an<br />

der N6, e<strong>in</strong>er viel befahrenen Straße vorbei, und der andere geht durch die steilen<br />

Berge. An der N6 ist es sehr gefährlich, da viele Auto- und LKW-Fahrer die Pilger<br />

vom Weg abdrängen, und der Pilger oft nur noch davonrennen kann. Man darf jetzt<br />

aber nicht denken, dass der Weg über die Berge e<strong>in</strong>facher wäre. In dem Buch von<br />

Hape Kerkel<strong>in</strong>g kann man nachlesen, dass Bullen und Kühe den Pilgern über die<br />

Berge h<strong>in</strong>terher rennen. Egal welchen Weg man wählt, ke<strong>in</strong>er von beiden ist e<strong>in</strong>fach.<br />

Wie schwer die Situation an diesem Ort wirklich ist, kann man an Passagen aus dem<br />

Buch erkennen.<br />

„Um den vielen Schwertransporten auszuweichen, bleiben mir manchmal nur knapp<br />

zwanzig Zentimeter Platz und ich quetsche mich mit den Oberschenkeln gegen die<br />

hüfthohe Blechabsperrung und blicke starr vor Schreck <strong>in</strong> das wilde, laut brodelnde<br />

Wasser. […]<br />

In den zahllosen unübersichtlichen Kurven wird es mörderisch gefährlich und ich<br />

kann nur noch rennen, um e<strong>in</strong>er Kollision auszuweichen.“ (5)<br />

„ […] Das sei mit Abstand die ‚most fuck<strong>in</strong>g’ Wanderung auf dem ganzen Cam<strong>in</strong>o<br />

gewesen, denn, so erzählt sie (e<strong>in</strong>e Mitpilger<strong>in</strong>) rot vor Wut weiter, sie sei ohne<br />

Vorwarnung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Bergsprengung h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>geraten und habe sich zu Tode<br />

erschrocken und musste danach an e<strong>in</strong>er aufgescheuchten Herde junger Bullen<br />

vorbeimarschieren, die sich e<strong>in</strong>en Spaß daraus gemacht hätten, sie aufs Blut zu<br />

ärgern, und e<strong>in</strong>e dieser männlichen Kühe sei ihr im Schwe<strong>in</strong>sgalopp h<strong>in</strong>terher gejagt<br />

und sie sei nur mit Mühe entkommen.“ (6)


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

9


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

10<br />

„Erst wenn wir aus unserer Herkunft<br />

heraustreten, können wir sie als solche<br />

erkennen und fühlen.“<br />

Karl Otto Hondrich


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

2 Geschichte<br />

2.1 Legende des Jakobus<br />

Bereits im Mittelalter verehrten viele Menschen das Grab des Apostels Jakobus.<br />

Doch wie gelang Jakobus zu solch e<strong>in</strong>er Berühmtheit? Was wissen wir über<br />

Jakobus?<br />

In der Bibel können wir nachlesen, dass Jakobus der älteste Sohn von Zebedäus<br />

und Salome war. Der Name „Jakobus“ kommt aus dem Hebräischen und bedeutet<br />

„Überlister“. Mit se<strong>in</strong>em jüngeren Bruder Johannes, dem Evangelisten, waren beide<br />

zwei der zwölf Apostel, die Jesus gefolgt s<strong>in</strong>d. Jakobus hatte den gleichen Beruf wie<br />

se<strong>in</strong> Vater erlernt und war Fischer (Vgl. Mt 4,21; Lk 5,10). Zusammen mit se<strong>in</strong>er<br />

Familie lebte er <strong>in</strong> Betsaida, am See Genezareth. Als Jesus ihn <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Dienst<br />

gerufen hatte, gab er se<strong>in</strong>en Fischerberuf auf und war e<strong>in</strong>e der Personen, die Jesus<br />

besonders nahe standen (Vgl. Mt 17,1; 26,37; Lk 8,51). Zu diesen gehörten nur noch<br />

Petrus und se<strong>in</strong> Bruder Johannes. Die Mutter von Jakobus war wahrsche<strong>in</strong>lich die<br />

Schwester von Maria, der Mutter Jesu. Somit waren Jesus und Jakobus Vetter (Vgl.<br />

Mt 27,56 mit Mk 15,40; 16,1 und Joh 19,25). Von Jesus bekamen die Brüder<br />

Jakobus und Johannes den Be<strong>in</strong>amen „Boanerges“ („Donnersöhne“), weil beide sehr<br />

aufbrausend und eifrig waren. Im Neuen Testament können wir nachlesen, dass<br />

Jakobus e<strong>in</strong>en Missionsauftrag bekam, dieser war jedoch nicht sehr erfolgreich,<br />

sodass er wieder nach Jerusalem zurückkehrte. „Da er sah, dass er nichts ausrichten<br />

konnte, […] ließ er zwei Jünger zurück […] und kehrte wieder gen Judäa.“<br />

Jakobus, dargestellt als Pilger<br />

In der Bibel wird berichtet, dass Agrippa Jakobus im<br />

Jahre 44 n. Chr. h<strong>in</strong>richten ließ (Vgl. Apg 12,1f). Es<br />

wird auch vermutet, dass Jakobus, nach Stephanus,<br />

der zweite Christ war, der geste<strong>in</strong>igt wurde und den<br />

Märtyrertod sterben musste. An der Stelle <strong>in</strong><br />

Jerusalem, an der Jakobus h<strong>in</strong>gerichtet wurde, steht<br />

die Jakobskirche, die heute noch e<strong>in</strong>e der wichtigsten<br />

Sehenswürdigkeiten im armenischen Teil der Stadt<br />

ist.<br />

Hier ist die Geschichte des Apostels Jakobus <strong>in</strong> der<br />

Bibel zu Ende. Die Heilige Schrift berichtet uns nur<br />

sehr wenig darüber, wo Jakobus gewirkt hat und ob<br />

se<strong>in</strong>e Missionierung Erfolg hatte. Wenn man mehr<br />

über das Handeln des Apostels erfahren möchte,<br />

bekommt man ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige und e<strong>in</strong>zig richtige<br />

Antwort darauf zu f<strong>in</strong>den. Die Legenden um das<br />

Wirken des Jakobus s<strong>in</strong>d vielfältig und unterscheiden<br />

sich.<br />

E<strong>in</strong>e Legende des Jacobus de Vorag<strong>in</strong>e berichtet davon, dass Jakobus nach dem<br />

Tod Jesu und dessen Auferstehung von Jerusalem nach Spanien gereist se<strong>in</strong> soll,<br />

um dort zu missionieren.<br />

Se<strong>in</strong>e Erfolge <strong>in</strong> Spanien waren jedoch sehr karg. Er konnte nur neun oder zehn<br />

Leute für das Christentum werben. Enttäuscht ist er wieder nach Paläst<strong>in</strong>a<br />

11


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

zurückgekehrt. Als er wieder <strong>in</strong> Paläst<strong>in</strong>a ankam, gelang es ihm, den dortigen<br />

Zauberer Hermogenes zu bekämpfen. Damit nahm er den Zorn der E<strong>in</strong>wohner und<br />

den des Königs <strong>in</strong> Kauf. Das Volk fesselte Jakobus und führte ihn zu König Agrippa.<br />

Dieser verurteilte ihn und ließ ihn hängen. Kurz vor der H<strong>in</strong>richtung heilte Jakobus<br />

e<strong>in</strong>en Lahmen, der ihn am Wegrand anflehte und um Hilfe bat. Se<strong>in</strong> Bitten wurde<br />

erhöht und er konnte wieder laufen. Als e<strong>in</strong>er der Schriftgelehrten namens Josia<br />

dieses Wunder gesehen hatte, fiel er Jakobus zu Füßen und bat um Vergebung und<br />

wollte Christ werden.<br />

Dies war den anderen Schriftgelehrten und Pharisäern e<strong>in</strong> Dorn im Auge, da sie mit<br />

allen Mitteln versuchten, die Christen zu bekämpfen.<br />

So musste Josia mit Jakobus den gleichen Tod über sich ergehen lassen. Der Zorn<br />

der Juden war auf Jakobus so groß, dass sie se<strong>in</strong>en Leichnam auf e<strong>in</strong> freies Feld<br />

warfen und den Hunden und anderem Getier zum Fraß gaben. Im Schutz der Nacht<br />

konnten die Anhänger von Jakobus jedoch se<strong>in</strong>en toten Körper bergen und ihn an<br />

die Meeresküste br<strong>in</strong>gen. Dort kam e<strong>in</strong> Schiff vorbei, dem die Jünger den Leichnam<br />

mitgaben. E<strong>in</strong> Engel beförderte Jakobus dann nach Galicien, wo er dann begraben<br />

wurde und bis heute noch liegen soll.<br />

E<strong>in</strong>e andere Legende, zu der Vera und Hellmut Hell<br />

sehr viele Details und Thesen zusammengetragen<br />

haben besagt, dass Jakobus zuerst am Berg S<strong>in</strong>ai<br />

begraben wurde, was jedoch sehr schnell zu gefährlich<br />

wurde, weil Plünderer durch das Land zogen. Deshalb<br />

brachten fromme Mönche den Leichnam nach<br />

Ägypten. Aber auch da gab es Unruhen und<br />

schließlich wurde das Grab im Jahre 614 nach<br />

Spanien verlegt, wo es dann auch blieb und <strong>in</strong><br />

Vergessenheit geriet. Der Legende nach soll Jakobus´<br />

Leichnam mit Muscheln übersät an der Küste von<br />

Galicien angekommen se<strong>in</strong>.<br />

Zu Beg<strong>in</strong>n des 9. Jahrhunderts wurde das Grab<br />

wiederentdeckt. E<strong>in</strong> leuchtender Stern soll Bischof<br />

Theodomir die Stelle des Grabes gezeigt haben.<br />

12<br />

Ikonendarstellung des Jakobus<br />

In späterer Zeit wurde Jakobus nicht nur von den Pilgern verehrt. Auch fand er große<br />

Anerkennung bei den Soldaten, die gegen die Mauren kämpften. So bekam er den<br />

Be<strong>in</strong>amen „Maurentöter“. Der Gedenktag für Jakobus ist der 25. Juli. Wenn dieser<br />

Tag auf e<strong>in</strong>en Sonntag fällt, wird dieses Jahr als das Heilige Jahr bezeichnet. Zu<br />

Entstehung dieses „Heiligen Jahres“ werden wir später mehr dazu lesen.<br />

Alle Überlieferungen über Jakobus und den Weg s<strong>in</strong>d Legenden, ke<strong>in</strong>e historischen<br />

Fakten. Emile Male hat schon <strong>in</strong> früher Zeit e<strong>in</strong>en schönen Satz dazu formuliert, den<br />

Bott<strong>in</strong>eau <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Buch aufgegriffen hat.<br />

"Diese Legenden, die manchmal ebenso poetisch s<strong>in</strong>d wie die epischen Dichtungen<br />

(...), bilden den Ursprung von Pilgerfahrten; sie ließen Kirchen aus dem Boden<br />

wachsen, sie bevölkerten diese mit Kunstwerken, sie setzten Millionen Menschen <strong>in</strong><br />

Bewegung; sie waren zahllosen Seelen Trost und Hoffnung, erlaubten ihnen, schon<br />

auf dieser Welt e<strong>in</strong>en Blick <strong>in</strong> das Reich Gottes zu erhaschen.“ (8)


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

2.2 Def<strong>in</strong>ition des Pilgerns<br />

Pilgern lässt sich vom late<strong>in</strong>ischen „peregr<strong>in</strong>atio“ („Pilgerschaft“) ableiten.<br />

„Per agrum“ bedeutet „querfelde<strong>in</strong>“. Damit soll ausgedrückt werden, dass der<br />

Pilgerweg oft beschwerlich und hart ist.<br />

Pilger auf dem Jakobsweg<br />

Man kann das Pilgerwesen auch mit e<strong>in</strong>em arabischen Wort übersetzen. „Hajdsch“<br />

bedeutet „auf etwas zugehen“. Wenn man nun die late<strong>in</strong>ische und die arabische<br />

Übersetzung zusammenmischt, dann entdeckt man, dass das anstrengende pilgern<br />

(„per agrum“) mit e<strong>in</strong>em Ziel („hajdsch“) verbunden ist. Im Mittelalter reisten viele zu<br />

Gräbern von Märtyrern, wobei es e<strong>in</strong>e Hierarchie gab. Die Gräber von Petrus und<br />

Paulus <strong>in</strong> Rom wurden viel häufiger besucht als Gräber von weniger bekannten<br />

Christen. Sehr beliebt war auch Jerusalem, da an diesem Ort viele biblische<br />

Geschichten spielen.<br />

Die Muschel ist heute wie früher das Erkennungszeichen der Jakobspilger.<br />

Man kann sie <strong>in</strong> unserer Zeit <strong>in</strong> allen Formen und Farben auf Bildern und an<br />

Wegrändern entlang des Jakobsweges f<strong>in</strong>den.<br />

In unseren modernen Welt, verstehen viele den Begriff „pilgern“ nicht mehr. Im<br />

Mittelalter dagegen war den Menschen klar, dass ihnen durch e<strong>in</strong>e Pilgerreise ihre<br />

Sünden von Gott erlassen werden. Weitere Motivationen für e<strong>in</strong>e Pilgerreise im<br />

Mittelalter erklären wir im nächsten Kapitel, <strong>in</strong> dem wir auch die geschichtliche<br />

Entwicklung des Pilgerkultes erläutern.<br />

13


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

2.3 Geschichtliche Entwicklungen seit dem Mittelalter<br />

Allgeme<strong>in</strong>es<br />

Jede Religion hat ihre Pilgerziele. Muslime zieht es nach Mekka oder Kerbale,<br />

H<strong>in</strong>dus reisen nach Benares und Buddhisten nach Lhasa. Für die Christen gab es<br />

früher drei heilige Stätten: Rom, Jerusalem und Santiago, die auch noch heute von<br />

vielen Menschen aufgesucht werden. In unserer heutigen Welt werden manche<br />

Leute zu Pilgern, weil sie auf der Suche nach sich selbst oder nach Gott s<strong>in</strong>d. Andere<br />

wagen den langen Weg aus sportlichem Ehrgeiz und wollen sich selbst und anderen<br />

etwas beweisen. Doch welche Menschen suchten im Mittelalter die Pilgerstätten auf?<br />

Was waren ihre Motive?<br />

Um diese Fragen zu klären, benötigt man<br />

H<strong>in</strong>tergrund<strong>in</strong>formationen über die gesellschaftliche<br />

Ordnung ab dem 8. Jahrhundert nach Christus und<br />

über die Veränderungen <strong>in</strong> den darauf folgenden<br />

Jahrhunderten. Nach dem Untergang des Römischen<br />

Reiches gab es viele Grundherren, denen Leibeigene<br />

unterstellt waren. Diese Leibeigenen waren an ihre<br />

Scholle gebunden. Somit war es ihnen auch nicht<br />

möglich zu reisen. Das Privileg zu reisen genossen<br />

zum Beispiel Geistliche und Händler. Als im<br />

11. Jahrhundert die Bevölkerung stark zu wachsen<br />

begann und immer mehr Städte entstanden, änderten<br />

sich auch die Grundherrschaft und die Menschen<br />

wurden mobiler und bekamen auch die Möglichkeit an<br />

Orte zu reisen, von denen sie früher nicht e<strong>in</strong>mal<br />

gewagt zu träumen hätten.<br />

14<br />

Pilger, auf dem Weg nach Santiago de Compostela<br />

Bereits im 12. Jahrhundert wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Pilgerführer niedergeschrieben, dass<br />

Gläubige aus aller Welt und allen Schichten am Grab des Apostels Jakobus <strong>in</strong><br />

Santiago de Compostela beten.<br />

Es waren nicht nur Männer, die an diesen Wallfahrten teilnahmen. 40% der<br />

Reisenden waren Frauen und K<strong>in</strong>der. Die Zahl der Pilger nach Santiago wird im<br />

Spätmittelalter auf etwa 500 000 Pilger pro Jahr geschätzt.<br />

Entwicklung<br />

Im 8. und 9.Jahrhundert entstand auf dem europäischen Kont<strong>in</strong>ent e<strong>in</strong> regelrechter<br />

Reliquienkult. Für den Nordwesten der Iberischen Halb<strong>in</strong>sel war dies sehr<br />

bedeutend, da dort das Grab des Apostels Jakobus gefunden worden se<strong>in</strong> soll. Laut<br />

e<strong>in</strong>er Legende, soll e<strong>in</strong> Eremit das Grab des Apostels durch e<strong>in</strong>e göttliche E<strong>in</strong>gebung<br />

entdeckt haben. Diese Nachricht breitete sich sehr schnell im late<strong>in</strong>ischen Westen<br />

aus. Gegen Ende des 9. Jahrhunderts traf diese Neuigkeit sogar auch die<br />

Bodenseeregion.<br />

711 wurde Spanien von Muslimen erobert und stand seitdem unter ihrer Herrschaft.<br />

Und nur e<strong>in</strong>e Region Asturien, konnten das Christentum noch beibehalten. Dort


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

ließen sich die tapferen und gläubigen Bewohner nicht von den Muslimen<br />

unterdrücken, sondern kämpften für ihr Gebiet und ihren Glauben. Diese<br />

Bemühungen wurden auch belohnt, da die Muslime diese Region nie besetzten und<br />

von da an der Widerstand sich auf das umliegende Land ausbreitete, welches bereits<br />

von den Mauren, wie die Christen die Muslime auch nannten, e<strong>in</strong>genommen worden<br />

war.<br />

Die christliche Bevölkerung strebte nach religiöser und nach territorialer<br />

Unabhängigkeit von den Muslimen. In diesem Zusammenhang kam auch die<br />

Missionierung des Apostels Jakobus <strong>in</strong> Spanien zur Sprache. Bereits <strong>in</strong> der Bibel<br />

kann man <strong>in</strong> der Apostelgeschichte nachlesen, dass die Jünger ausgeschickt<br />

wurden, um den Heiden die Botschaft Jesu zu überbr<strong>in</strong>gen. Wie wir bereits wissen,<br />

soll Jakobus der Legende nach den Auftrag bekommen haben, <strong>in</strong> Spanien zu<br />

missionieren, wo er jedoch nicht sehr erfolgreich war. Enttäuscht soll er nach<br />

Paläst<strong>in</strong>a zurückgekehrt se<strong>in</strong>, dann aber nach se<strong>in</strong>em Tod wieder nach Galicien,<br />

genauer nach Santiago, per Schiff befördert worden se<strong>in</strong>, wo er heute noch liegen<br />

soll. Zu Beg<strong>in</strong>n pilgerten nur Interessierte und Gläubige aus der Region Galicien, zu<br />

der Heiligen Stätte nach Santiago. Doch <strong>in</strong> den folgenden Jahrhunderten breitete<br />

sich die Herkunft der Pilger immer weiter aus. Wie viele Pilger wirklich auf dem Weg<br />

nach Santiago waren, wird deutlich wenn wir lesen, was der Gesandte des<br />

Almoraviden-Emirs Ali ben Jusuf se<strong>in</strong>em Herrn zu sagen hatte: “Die Menge der<br />

christlichen Pilger, die nach Santiago de Compostela gehen und wieder<br />

zurückkommen, ist so groß, dass sie kaum den Weg nach Westen offenlassen.“ (9)<br />

Im 12. Jahrhundert glaubten die Menschen, dass ihnen durch gute Taten oder durch<br />

e<strong>in</strong>e Wallfahrt die Sünden vergeben werden. Dieser Tatsache war es zu verdanken,<br />

dass das Pilgern für viele Menschen so begehrenswert war. Heute kann man sagen,<br />

dass im Hoch- und Spätmittelalter so gut wieder jeder, e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Leben zu<br />

e<strong>in</strong>em Wallfahrtsort gepilgert war. Da die Kreuzzüge gescheitert waren, versprach<br />

Papst Bonifaz VIII. im Jahr 1300 den Erlass der Sünden, wenn man den langen Weg<br />

nach Rom auf sich nahm, um an dem Grab von Petrus und Paulus zu se<strong>in</strong>. Die Pilger<br />

sorgten für e<strong>in</strong>e bessere Infrastruktur, welche dem Papst sehr entgegenkam. Bereits<br />

e<strong>in</strong>ige Jahre später begann der Jakobuskult <strong>in</strong> Santiago de Compostela. Diese<br />

Pilgerbewegung bekam ihren Durchbruch durch die Reconquista, bei der Spanien<br />

wieder christlich und von den Muslimen befreit wurde. Wie die Reconquista vor sich<br />

g<strong>in</strong>g und was Jakobus damit zu tun hat, werden wir im nächsten Kapitel<br />

„Reconquista“ nachlesen.<br />

Propaganda für das neue Pilgerziel<br />

Doch wie wurde das Wallfahrtsziel weiterverbreitet? Die ersten Funde, die gemacht<br />

wurde, stammten von Schriften, die man <strong>in</strong> Klöstern fand. In der damaligen Zeit<br />

existierten bereits Kalender, <strong>in</strong> denen die Namen der Heiligen standen und wo man<br />

diese verehren konnte. So konnte man beispielsweise herausf<strong>in</strong>den, dass das Grab<br />

des Apostels Jakobus <strong>in</strong> Santiago de Compostela sei und man sich auf den Weg<br />

machen konnte um ihn zu verehren. Viele Pilger machen sich nicht nur auf den<br />

langen und schweren Weg, um dem Heiligen ihre Verehrung zukommen zu lassen,<br />

sie erhofften sich auch Heilung von seelischen und von körperlichen Leiden. Wenn<br />

15


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

man die Spuren der Weiterverbreitung der Pilgerstätte Santiago de Compostela<br />

zurückverfolgen will, dann landet man im 10. Jahrhundert. Zu dieser Zeit wurden die<br />

ersten Aufschriebe gemacht, die auch später wieder gefunden wurden. Man darf<br />

jedoch nicht davon ausgehen, dass das meiste schriftlich überliefert wurde. Viele<br />

Legenden und Geschichten um den heiligen Jakobus wurden von Mund zu Mund<br />

überliefert, e<strong>in</strong>ige wurden auch aufgeschrieben, jedoch kann vieles davon nicht<br />

historisch belegt und überprüft werden. Bereits <strong>in</strong> den Anfängen der Pilgergeschichte<br />

von Santiago de Compostela s<strong>in</strong>d prom<strong>in</strong>ente Menschen zu diesem Ort gepilgert.<br />

Der erste namentlich bezeugte Pilger, der <strong>in</strong> den Jahren 950/51 auf der Reise nach<br />

Santiago war, ist Godeschalk von Le Puy. Zu dieser Zeit waren es meist Kleriker<br />

oder Adlige, die sich auf den Weg nach Santiago machten. Für das e<strong>in</strong>fache Volk<br />

war dieser Pilgerweg nicht möglich, da viele Bauern und Leibeigene waren und ihren<br />

Hof und Herren nicht verlassen konnten, um sich auf die Reise zu e<strong>in</strong>er<br />

Wallfahrtsstätte zu machen. Was viele Menschen dazu bewegte, war die Reiselust<br />

und das Fernweh, aber auch der Gedanke, bis an das damalige Ende der Welt, nach<br />

F<strong>in</strong>isterre, was e<strong>in</strong>ige Kilometer von Santiago entfernt liegt, zu pilgern. Jedoch<br />

spielten auch spirituelle Gründe e<strong>in</strong>e Rolle, dass Menschen diese beschwerliche und<br />

lange Reise zu Fuß, mit dem Esel oder seltener mit dem Pferd, auf sich nahmen. Im<br />

11. und 12. Jahrhundert entstand e<strong>in</strong> weltweiter Reliquienkult. Den Reliquien e<strong>in</strong>es<br />

Heiligen wurden unermessliche Kräfte zugesagt, die angeblich Wunder vollbr<strong>in</strong>gen<br />

konnten und zum Beispiel Kranke von ihren Gebrechen befreien konnten.<br />

Maurentöter<br />

16<br />

Die Reconquista, die „Rückeroberung“ der von<br />

den Mauren besetzten Gebiete brachte e<strong>in</strong>e<br />

Wende <strong>in</strong> der Geschichte der Pilgerfahrt zu der<br />

Heiligen Stätte des Apostels Jakobus. Den<br />

Reconquista-Kämpfern wurde der Ablass<br />

zugesagt. Die Reconquista kann als Heiliger<br />

Krieg bezeichnet werden, da der Papst den<br />

Kämpfern den Ablass versprach. Der heilige<br />

Jakobus war bei diesen Kämpfen der<br />

Schutzpatron der Kämpfer für die Iberische<br />

Halb<strong>in</strong>sel. Jakobus wurde als „Metamoros“<br />

(„Maurentöter“) bezeichnet. Jeder Kämpfer kam<br />

e<strong>in</strong>mal an dem Grab von Jakobus vorbei, um<br />

ihm zu danken.<br />

Wie bereits erwähnt, wurde die Stadt Santiago erst durch die Entdeckung des<br />

Grabes von Jakobus bekannt und bekam mehr Ansehen. Um noch wichtiger zu<br />

werden, wollte der dortige Bischof, Diego II. Gemírez, er lebte von 1098/99 bis 1140,<br />

dass Santiago de Compostela e<strong>in</strong>e Erhöhung zum Erzbistum bekommen sollte.<br />

Diego erreichte dieses Ziel nicht, jedoch erreichte Kalixt II. im Jahre 1124 das<br />

Erzbistum für Santiago.


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

Durch die steigende Beliebtheit von Santiago entstanden die frühesten Reiseführer<br />

im Mittelalter, der „Liber Sancti Jacobi“, beziehungsweise der „Codex Calixt<strong>in</strong>us“,<br />

welche den Weg beschrieben und auch die Leute, die <strong>in</strong> den Dörfern an dem Weg<br />

lebten, charakterisierten. Ebenso konnte man <strong>in</strong> den Reiseführern nachlesen, was<br />

man als Pilger bei sich zu führen hat und man konnte nützliche Ratschläge<br />

nachschlagen. Die Reiseführer wurde nun im Lauf der Zeit nicht nur für Reiche und<br />

Geistliche wichtig, auch das e<strong>in</strong>fach Volk bekam immer mehr die Möglichkeit e<strong>in</strong>e<br />

Pilgerstätte aufzusuchen, um dort den Ablass zu bekommen oder von Krankheit<br />

geheilt zu werden. Damals schon klagten viele über unehrliche und betrügerische<br />

Wirte, über Straßenräuber und über heuchlerische Geistliche.<br />

Unterwegs zum Ziel<br />

Die nächste Frage, mit der wir uns näher befassen wollen, ist die Art und Weise, wie<br />

die Pilger im Mittelalter unterwegs waren. Bevor e<strong>in</strong> Pilger sich damals auf die Reise<br />

machte, musste er se<strong>in</strong>e persönlichen D<strong>in</strong>ge regeln. Er musste für se<strong>in</strong> seelisches<br />

Heil sorgen, da die Pilgerfahrten im Mittelalter nicht ungefährlich waren und man<br />

auch schnell sterben konnte, somit musste man auch se<strong>in</strong> eigenes Testament<br />

verfassen. Auch konnten die mutigen Leute nicht e<strong>in</strong>fach lospilgern, so wie man das<br />

heute machen kann. Zuerst mussten der Priester, die Frau und andere wichtige<br />

Personen um Erlaubnis gebeten werden. Zur Ausstattung gehörten e<strong>in</strong> Mantel, e<strong>in</strong><br />

Hut, der charakteristische Stab und e<strong>in</strong>e Tasche. Mit dem Stab konnte der Pilger sich<br />

gegen mögliche Gefahren durch Tiere wehren und <strong>in</strong> der Tasche verwahrte er se<strong>in</strong>e<br />

wichtigen Habseeligkeiten. Heute reisen viele Menschen alle<strong>in</strong>e auf dem Jakobsweg.<br />

Früher war dieses Vorhaben sehr gefährlich. Aus diesem Grund pilgerten meist nur<br />

Gruppen auf diesem Weg. Die Pilger benutzten ke<strong>in</strong>e unbefestigten und verlassenen<br />

Wege, sie wanderten auf den Wegen, die Handels- und Kaufleute schon zuvor<br />

benutzten.<br />

Der Jakobsweg ist mit vielen Riten und Traditionen verbunden. Wenn die Pilger auf<br />

dem Puerto de Cisere an der Crux Caroli vorbeig<strong>in</strong>gen, knieten sie sich nieder<br />

Richtung Galicien, beteten und richteten e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Kreuz auf, so wie es Jahre zuvor<br />

Karl der Große getan haben soll.<br />

Crux Caroli<br />

Es gibt auch Mythen und Geschichten an anderen Orten des Jakobsweges, die im<br />

Laufe der Jahre entstanden s<strong>in</strong>d. Man kann es glauben oder auch nicht. Das bleibt<br />

e<strong>in</strong>em selbst überlassen. Solch e<strong>in</strong> Mythos soll sich <strong>in</strong> Santo Dom<strong>in</strong>go de la Calzada<br />

zugetragen haben. E<strong>in</strong>e Frau soll mit ihrem Sohn während ihrer Reise auf dem<br />

Jakobsweg e<strong>in</strong>e Rast <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Wirtshaus gemacht haben. In diesem Haus soll der<br />

Wirt dem Jungen e<strong>in</strong>en goldenen Becher <strong>in</strong> das Gepäck geschmuggelt haben. Nach<br />

den Anschuldigungen wurde der Junge gehängt und se<strong>in</strong>e Mutter zog alle<strong>in</strong>e weiter<br />

bis nach Santiago. Dort begegnete sie dem Apostel Jakobus, welcher ihr die<br />

Botschaft überbrachte, dass ihr Sohn zwar gehängt, aber nicht tot sei. Als die Mutter<br />

zurückkehrte, fand sie ihren Sohn lebend vor.<br />

17


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

E<strong>in</strong>e andere Version der Legende berichtet von dem Richter, der das Urteil über den<br />

Jungen gesprochen hat. Als die Mutter zurückgekommen war, g<strong>in</strong>g sie zu dem<br />

Richter und erzählte ihm, dass ihr Sohn leben würde. Der Richter lachte sie aus und<br />

me<strong>in</strong>te, dass ihr Sohn genauso wenig lebe wie das tote Hühnchen, das bei ihm auf<br />

dem Tisch lag, um verspeist zu werden. In dem Moment als er diesen Satz<br />

ausgesprochen hatte, flog das Hühnchen von se<strong>in</strong>em Teller davon.<br />

Wenn man als Pilger schließlich an se<strong>in</strong>em Ziel angekommen war, musste man<br />

zuerst Buße tun und beten. Die erste Nacht verbrachte jeder Pilger <strong>in</strong> der Kathedrale,<br />

<strong>in</strong> der Lobgesänge zu Ehren von Jakobus angestimmt wurden. In e<strong>in</strong>er Predigt wird<br />

die Stimmung beschrieben.<br />

„Mit übermäßiger Freude bewundert man die Pilgerscharen, die beim ehrwürdigen<br />

Altar des heiligen Jakobus Nachtwache halten: Die Deutschen weilen auf der e<strong>in</strong>en<br />

Seite, die Franken auf der anderen, die Italer schließlich auf der dritten; sie stehen <strong>in</strong><br />

Gruppen und halten brennende Kerzen <strong>in</strong> den Händen, so daß die ganze Kirche wie<br />

durch die Sonnen an e<strong>in</strong>em hellen Tag erstrahlt. Nur mit se<strong>in</strong>en Landsleuten vollzieht<br />

jeder die Nachtwache. Manchen spielen Leier, Lyra, Pauke, Quer- und Blockflöte,<br />

Posauen, Harfe, Fiedel, britische oder gallische Rotta (altes Zupf<strong>in</strong>strument), andere<br />

spielen Psalterien (Zither oder Griffbrett); manche s<strong>in</strong>gen – von verschiedenen<br />

Musik<strong>in</strong>strumenten begleitet – während der Nachtwache;<br />

manche bedauern ihre Sünden, lesen Psalmen oder geben den Bl<strong>in</strong>den Almosen.<br />

Man hört dort die verschiedensten Sprachen, verschiedene Stimmen <strong>in</strong> fremden<br />

Sprachen, Gespräche und Lieder der Deutschen, Engländer, Griechen und der<br />

anderen Stämme und Völker auf dem gesamten Erdkreis. Es gibt weder Worte noch<br />

Sprachen, <strong>in</strong> denen ihre Stimme nicht erschallt. Die Vigil (Nachtwache) wird auf diese<br />

Art nachdrücklich gefeiert, manche kommen, manche gehen und opfern<br />

verschiedene Gaben. Wer traurig herkommt, zieht froh zurück. Dort werden die<br />

Feierlichkeiten ununterbrochen begangen, das Fest vorbereitet, die berühmten Riten<br />

Tag und Nacht vollzogen; Lob, Jubel, Freude und Preis beständig gesungen. Alle<br />

Tage und Nächte gleichen e<strong>in</strong>em ununterbrochenen Fest <strong>in</strong> steter Freude zur Ehre<br />

des Herrn und des Apostels. Die Türen dieser Basilika bleiben Tag und Nacht<br />

unverriegelt, und die Dunkelheit kehrt doch niemals e<strong>in</strong>, weil sie durch das helle Licht<br />

der Kerzen und Fackeln wie am Mittag leuchtet. Dorth<strong>in</strong> begeben sich Arme, Reiche,<br />

Räuber, Reiter, Fußgänger, Fürsten, Bl<strong>in</strong>de, Gelähmte, Wohlhabende, Adlige,<br />

Herren, Vornehme, Bischöfe, Äbte, manche barfuß, manche mittellos, andere zur<br />

Buße mit Ketten gefesselt.“ (10)<br />

Wie bereits erwähnt wurde, betet der Pilger bei se<strong>in</strong>er Ankunft <strong>in</strong> Santiago und bittet<br />

um Vergebung. Das nächste Ritual, welches vollzogen wird, ist das Küssen der<br />

Basilika, des Schre<strong>in</strong>s und des Altars <strong>in</strong> der Kathedrale. Viele Pilger brachten auch<br />

Gaben auf den Altar. Diese bekamen größtenteils die Kanoniker der Kathedrale.<br />

Doch nicht nur diese bereicherten sich an den Gaben. Auch die ganze Stadt<br />

Santiago mit der Kathedrale und den Herbergen bekam e<strong>in</strong>en Teil der Spenden.<br />

Wenn man die lange Reise überstanden hat und <strong>in</strong> Santiago angekommen ist, erhielt<br />

man e<strong>in</strong>e Muschel, die man sich entweder an den Hut oder an den Mantel steckte.<br />

Damit verdiente man sich auch die Anerkennung und den Respekt se<strong>in</strong>er<br />

Mitmenschen.<br />

18


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

Pilgerfahrten und wirtschaftliche Entwicklung<br />

Es gibt viele E<strong>in</strong>tragungen über verkaufte Pilgerutensilien, wie der Jakobsmuschel<br />

und dem Stab. Dieser Verkauf trug zum wirtschaftlichen Fortschritt bei. Die<br />

Kathedrale von Santiago hatte sehr viele E<strong>in</strong>nahmen durch Spenden von Pilgern.<br />

Nicht zuletzt war es auch den Gaben dieser Leute zu verdanken, dass Santiago de<br />

Compostela zum Erzbistum erhoben wurde. E<strong>in</strong>en Beleg für diese Annahme gibt der<br />

Fund von unterschiedlichen Münzen aus verschiedenen Ländern und Regionen.<br />

Münzen aus verschiedenen Ländern und Regionen<br />

Der Jakobsweg oder der Sternenweg, wie er auch genannt wird, hat Europa, wie ke<strong>in</strong><br />

Weg zuvor, zu e<strong>in</strong>er beg<strong>in</strong>nenden E<strong>in</strong>heit geformt. Zu der Pilgerstätte kamen nicht<br />

nur Bewohner aus Frankreich und Spanien. Ne<strong>in</strong>, es gab auch viele Pilger aus<br />

Deutschland, Italien, Skand<strong>in</strong>avien, aus den Niederlanden, Griechenland und<br />

England. Erstmals <strong>in</strong> der Geschichte Europas kamen so viele verschiede Nationen<br />

an e<strong>in</strong>em Ort friedlich zusammen.<br />

am Jakobsweg<br />

19


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

2.3.1 Reconquista<br />

„Reconquista“ lässt sich vom Spanischen ableiten und bedeutet „Rückeroberung“<br />

und bezieht sich auf die Kämpfe auf der Iberischen Halb<strong>in</strong>sel. Jedoch nennen nur die<br />

Christen es Rückeroberung, die Muslime bezeichnen diese Zeit als „Conquista“, was<br />

mit „Eroberung“ übersetzt werden kann.<br />

Im frühen 8. Jahrhundert verdrängten muslimisch-arabische Eroberer aus Nordafrika<br />

die Christen aus ihrer Region. Die „Mauren“ übernahmen die Herrschaft auf der<br />

ganzen Iberischen Halb<strong>in</strong>sel, bis auf das Reich Asturien, welches christliche blieb.<br />

Der regierende Fürst Pelayo gewann e<strong>in</strong>e Schlacht im Jahre 722 und sicherte<br />

se<strong>in</strong>em Reich die Unabhängigkeit. Dieser Sieg über die Araber, gilt heute als Beg<strong>in</strong>n<br />

der Reconquista. Im gleichen Jahr wurden auch alle Juden vertrieben, die nicht zum<br />

Christentum konvertierten.<br />

Im Hochmittelalter (von der Mitte des 11. Jahrhunderts bis zur Mitte des<br />

13. Jahrhundertes) wurde der Kampf gegen die Muslime als „Heiliger Krieg“<br />

bezeichnet. Ganz Europa wurde dazu aufgefordert,<br />

sich gegen die Muslime zu stellen und diese aus<br />

den ehemaligen christlichen Gebieten zu vertreiben.<br />

Von e<strong>in</strong>em „Heiligen Krieg“, spricht man, wenn den<br />

Kriegern der Ablass versprochen wird und wenn<br />

e<strong>in</strong>e amtliche Kirche, <strong>in</strong> diesem Fall der Papst, den<br />

Krieg anerkennt und unterstützt. Somit kann die<br />

Reconquista seit dem 11. Jahrhundert mit den<br />

Kreuzzügen gleichgesetzt werden. Auf der<br />

christlichen Seite entstanden unterschiedliche<br />

Orden, die die Tempelritter als Vorbild hatten. E<strong>in</strong>er<br />

dieser Orden war z.B. der Santiagoorden. Jakobus<br />

galt während diesen Kämpfen als Helfer und war<br />

jetzt der Santiago „Matamorus“ oder als<br />

„Maurentöter“ bekannt. E<strong>in</strong>e Legende besagt, dass<br />

Jakobus 844 <strong>in</strong> der Schlacht von Clavigo auf dem<br />

Pferd vorangestürmt sei, um mit se<strong>in</strong>en Mitstreitern<br />

die Mauren zu besiegen.<br />

E<strong>in</strong> Reconquista-Kämpfer auf e<strong>in</strong>em Pferd,<br />

der se<strong>in</strong> Land von den Mauren befreien will.<br />

Auf der christlichen Seite gab es nicht nur Erfolge gegen die Muslime. E<strong>in</strong>e der<br />

größten Niederlagen mussten sie ausgerechnet <strong>in</strong> Santiago e<strong>in</strong>stecken, <strong>in</strong> der die<br />

Reliquie des heiligen Jakobus lag. 997 eroberten die Muslime die Stadt und<br />

zerstörten sie. Die Reliquie ließen sie jedoch unberührt und achteten sie. 40 Jahre<br />

später gelang es den Reconquista-Kämpfern, Santiago wieder für sich zu gew<strong>in</strong>nen.<br />

Dies war das eigentliche Datum, an dem die Reconquista richtig begann. Nach und<br />

nach wurden alle Gebiete wieder christlich.<br />

Am 2.Januar 1492 fand die letzte Schlacht statt und der Führer der Muslime<br />

kapitulierte. Nun waren es wieder christliche Führer, die die Herrschaft hatten. Zu<br />

Beg<strong>in</strong>n wurden die Juden und die muslimischen Bürger geduldet, jedoch nicht sehr<br />

lange. Noch im 15. Jahrhundert wurden die ersten Juden und Mauren entweder<br />

vertrieben oder umgebracht.<br />

20


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

21


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

22<br />

„Die Entfernung ist unwichtig. Nur der<br />

erste Schritt ist schwierig.“<br />

Marquise du Deffand


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

3 Die Wege<br />

Wege <strong>in</strong> Europa<br />

23


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

Je weiter man sich vom Pilgerziel Santiago de Compostela entfernt,<br />

desto zahlreicher werden die Wege und ihre Abzweigungen (deutlich erkennbar <strong>in</strong><br />

der Grafik oben).<br />

Sie erstrecken sich nahezu über ganz Europa und über die Seewege auch <strong>in</strong> andere<br />

Kont<strong>in</strong>ente (überwiegend Südamerika).<br />

Am weitesten verbreitet s<strong>in</strong>d die Wege <strong>in</strong> Frankreich, Italien, Deutschland, Belgien,<br />

den Niederlanden, England, Skand<strong>in</strong>avien, Polen, Österreich und der Schweiz.<br />

Die meisten Wege münden <strong>in</strong> die vier Hauptrouten, welche <strong>in</strong> Frankreich beg<strong>in</strong>nen.<br />

Die am westlichsten gelegene ist die Via Touronensis, dann folgen nach Osten h<strong>in</strong><br />

die Via Lemovicensis, die Via Podensis und die Via Tolosana.<br />

Alle Routen, außer der Via Tolosana, treffen sich <strong>in</strong> Sa<strong>in</strong>t-Jean-Pied-de-Port (<strong>in</strong><br />

Grafik unten: 2,19 km südlich von Ostabat gelegen).<br />

24<br />

Hauptrouten <strong>in</strong> Frankreich und Spanien<br />

Alle vier münden dann letztendlich, <strong>in</strong> Puente la Re<strong>in</strong>a (<strong>in</strong> Grafik oben, der<br />

Schnittpunkt östlich von Burgos), <strong>in</strong> den eigentlichen Jakobsweg, den Cam<strong>in</strong>o<br />

Francés, der von den Pyrenäen bis zum Grab des heiligen Jakobus <strong>in</strong> Santiago de<br />

Compostela reicht.<br />

3.1 Cam<strong>in</strong>o Francés<br />

Die Länge des Cam<strong>in</strong>o Francés beträgt von Sa<strong>in</strong>t-Jean-Pied-de-Port 774 km und<br />

besteht <strong>in</strong> dieser Form seit dem 11.Jahrhundert, was auch der Codex Calixt<strong>in</strong>us, e<strong>in</strong><br />

mittelalterlicher Pilgerführer, bezeugt.<br />

Namensgebungen von Kirchen und Straßen, wie z.B. „Calle del Cam<strong>in</strong>o“ („Straße<br />

des Pilgerweges“) oder „Iglesia de Santiago“ („Jakobskirche“), wie auch die<br />

Entstehung von Hospitälern und Kirchen entlang des Weges, zeigen heute immer<br />

noch, dass der Jakobsweg schon im Mittelalter von großer Bedeutung war. Seit 1993<br />

gehört der Cam<strong>in</strong>o Francés, auch der „klassische Jakobsweg“ genannt, zum<br />

UNESCO-Weltkulturerbe.<br />

Damals verband er die Königsstädte Jaca, Pamplona, Estella, Burgos und León,<br />

welche auch heute noch wichtige Anlaufstellen für die Jakobspilger s<strong>in</strong>d.<br />

Vor allem Burgos und León s<strong>in</strong>d die Hauptstationen auf dem Weg nach Santiago.


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

3.1.1 Burgos<br />

Burgos liegt <strong>in</strong> der spanischen autonomen Region Kastilien-León und hat ca.<br />

170 000 E<strong>in</strong>wohner. Geographisch betrachtet, bef<strong>in</strong>det sich Burgos an der direkten<br />

Verb<strong>in</strong>dungsl<strong>in</strong>ie zwischen Madrid und Frankreich. Sowohl diese Lage, wie auch jene<br />

am Jakobsweg lassen jedes Jahr zahlreiche Touristen die Stadt besuchen.<br />

Burgos (Im Vordergrund: Kathedrale Santa Maria)<br />

Burgos wurde 884 gegründet und diente als wichtiges Bollwerk im Kampf gegen die<br />

Mauren. Im 11. Jahrhundert wurde Burgos zur Krönungsstadt der Könige von<br />

Kastilien und wuchs daher an Bedeutung. Von 1073 bis 1492 war sie Hauptstadt des<br />

vere<strong>in</strong>igten Königreichs Kastilien und León (danach nahm Valladolid diese Position<br />

e<strong>in</strong>) und erlangte Wohlstand durch den Wollhandel im 15. und 16. Jahrhundert.<br />

1937, während des Bürgerkrieges <strong>in</strong> Spanien, richtete Franco (der spätere Diktator),<br />

<strong>in</strong> dieser Stadt das Hauptquartier se<strong>in</strong>er nationalistischen Regierung e<strong>in</strong>.<br />

Heute gilt sie als wirtschaftliches und kulturelles Zentrum der Region.<br />

Aus der Gegend nördlich von Burgos stammt der spanische<br />

Nationalheld Rodrigo Díaz de Vivar (1043-99), welcher im<br />

Volksmund wegen se<strong>in</strong>er Heldenhaftigkeit auch El Cid (vom<br />

arabischen „sidi“ „Herr“) genannt wird.<br />

Zur Zeit der Reconquista kämpfte er zuerst für die Mauren<br />

und wechselte dann die Seiten und eroberte 1094 für die<br />

Christen Valencia.<br />

El Cid liegt mit se<strong>in</strong>er Frau Jimena <strong>in</strong> der Kathedrale von<br />

Burgos begraben.<br />

Santa Maria, die Kathedrale von Burgos, (der Jungfrau Maria geweiht), ist e<strong>in</strong><br />

prächtiges, gotisches Kirchengebäude, welches seit 1984 zum UNESCO-<br />

Weltkulturerbe gehört und nach Sevilla und Toledo die drittgrößte Kathedrale<br />

Spaniens darstellt.<br />

Die Kathedrale wurde ab 1221 unter dem Auftrag Fernando III. errichtet. Der Bau<br />

dauerte über drei Jahrhunderte h<strong>in</strong>weg an und somit wirkten Generationen von<br />

bedeutenden europäischen Künstlern und Baumeistern an der Entstehung des<br />

gotischen Bauwerks mit.<br />

25


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

Sie hat e<strong>in</strong>en kreuzförmigen Grundriss mit breiten Seitenschiffen und <strong>in</strong>sgesamt<br />

15 Kapellen (u.a. auch e<strong>in</strong>e Jakobus- bzw.<br />

Santiagokapelle).<br />

Die schlanken Haupttürme der Kathedrale erstrecken sich<br />

über drei Stockwerke und s<strong>in</strong>d 58 Meter hoch. Sie<br />

enthalten <strong>in</strong>sgesamt 15 Glocken und dienen als<br />

Orientierungshilfe, da man sie aufgrund ihrer Höhe von<br />

fast jedem Ort der Stadt aus sehen kann<br />

Auch außerhalb der Stadt gibt es lohnenswerte Sehenswürdigkeiten: die Klöster Real<br />

Monasterio de las Huelgas und Cartuja de Miraflores.<br />

Real Monasterio de las Huelgas<br />

Cartuja de Miraflores<br />

26<br />

Real Monasterio de las Huelgas wurde 1187<br />

von Alfonso VIII gegründet und war e<strong>in</strong><br />

Zisterzienserkonvent, welches von Anfang an<br />

reich ausgestattet war und nur Nonnen aus den<br />

höchsten Kreisen aufnahm. Dieser Status ist<br />

auch an der Ausstattung durch zahlreiche<br />

Königsgräber, e<strong>in</strong>er Bibliothek und e<strong>in</strong>em<br />

eigenen Museum, Museo de Ricas Telas,<br />

welches kostbare mittelalterliche Textilien<br />

enthält, deutlich erkennbar.<br />

Cartuja de Miraflores ist e<strong>in</strong> Kartäuserkloster,<br />

das im 15. Jahrhundert entstand und <strong>in</strong> dessen<br />

Kirche Juan II., Isabel von Portugal und Pr<strong>in</strong>z<br />

Alfonso beigesetzt s<strong>in</strong>d. Angeblich soll <strong>in</strong> dem<br />

Altarbild dieser Kirche das erste Gold, das<br />

spanische Eroberer aus der Neuen Welt<br />

mitgebracht hatten, verarbeitet se<strong>in</strong>. Auch <strong>in</strong><br />

diesem Kloster gibt es e<strong>in</strong>e Kapelle zu Ehren<br />

des heiligen Jakobus.<br />

In jener bef<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong>e Holzfigur des<br />

Apostels, welche bewegliche Arme hat und <strong>in</strong> der e<strong>in</strong>en Hand e<strong>in</strong> Schwert hält, mit<br />

welchem kastilische Pr<strong>in</strong>zen zum Ritter geschlagen wurden.


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

Pilgert man von Burgos aus weiter Richtung León, treten die Kulturdenkmäler eher <strong>in</strong><br />

den H<strong>in</strong>tergrund. Dafür wird man mit endlosen Weiten konfrontiert, ohne e<strong>in</strong>e<br />

Menschenseele zu begegnen (außer natürlich den Mitpilgern). Riesengroße Felder<br />

mit Mohn, Sonnenblumen und Weizen, wie auch verfallene Dörfer und kahle Hügel<br />

prägen das Landschaftsbild. Am Wegesrand s<strong>in</strong>d Thymian, Wacholder und Rosmar<strong>in</strong><br />

so ziemlich die e<strong>in</strong>zigen Zeichen der fahlen Vegetation. Auf diese Weise gestalten<br />

sich die 220 km von Burgos nach León, mit der Ausnahme von kle<strong>in</strong>en Dörfern, die<br />

nicht selten nur aus e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Kirche oder Kapelle und e<strong>in</strong>er Herberge für die<br />

Jakobspilger bestehen.<br />

Doch gerade diese Gegebenheiten machen ja den Reiz für den Pilger aus. Die kahle<br />

Landschaft, ohne jegliche Zivilisation und die Bes<strong>in</strong>nung auf die Natur und vor allem<br />

auf sich selbst. Nicht nur die Bes<strong>in</strong>nung sondern auch die Entbehrung spielt e<strong>in</strong>e<br />

wichtige Rolle auf dieser Reise. Verzicht auf den alltäglichen Luxus und die meist<br />

ungewohnten körperlichen Anstrengungen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e weitere Facette des<br />

Pilgerdase<strong>in</strong>s.<br />

3.1.2 León<br />

Nach dieser Etappe erreichen die Pilger die nächste größere Stadt León. Sie liegt,<br />

wie der Name schon vermuten lässt, ebenfalls noch <strong>in</strong> Kastilien-León und hat<br />

ca. 139 000 E<strong>in</strong>wohner.<br />

León wurde 68 n. Chr. vom römischen Kaiser Galba gegründet, der dort e<strong>in</strong> Lager für<br />

die VII. römische Legion erbaut hatte. Daher auch der Ursprung des Namens León,<br />

vom late<strong>in</strong>ischen „legio“ („Legion“).<br />

Nach dem Ende der römischen Herrschaft eroberten erst die Westgoten und 712<br />

dann die Mauren León. 856 wurde die Stadt dann unter dem König von Asturien<br />

zurückerobert und zur Hauptstadt vom gleichnamigen Königreich ernannt, wodurch<br />

sie e<strong>in</strong>e wichtige Rolle <strong>in</strong> der Reconquista spielte. 987 wurde die Stadt durch<br />

Almansor zerstört, jedoch kurz darauf unter Alfonso V wieder aufgebaut.<br />

Während des Mittelalters hatte die Stadt durch Viehhandel Wohlstand erlangt, dem<br />

jedoch zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert e<strong>in</strong>e schlechte wirtschaftliche Lage mit<br />

dadurch ausgelöstem Bevölkerungsrückgang folgte.<br />

Erst 1960, als die ländliche Bevölkerung <strong>in</strong> die Stadt zog, erfuhr León wieder neuen<br />

Aufschwung.<br />

27


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

Auch sie stand auf der Seite des Franco-Regimes während des Spanischen<br />

Bürgerkriegs und fordert heute Selbständigkeit und Trennung von Kastilien.<br />

Kathedrale Santa María<br />

Hostal de San Marcos<br />

28<br />

Die Kathedrale wurde zwischen 1255 und 1302<br />

errichtet und drohte im 19. Jahrhundert e<strong>in</strong>zustürzen.<br />

Daraufh<strong>in</strong> wurde sie über 40 Jahre h<strong>in</strong>weg restauriert.<br />

Sie beherbergt fünf Kapellen und ihre zwei mächtigen<br />

Haupttürme erstrecken sich 90 Meter <strong>in</strong> die Höhe. Die<br />

Kirche ist auch berühmt für ihre zahlreiche<br />

Glasfenster, 125 an der Zahl, die teilweise 12 Meter<br />

hoch s<strong>in</strong>d und <strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong>e Fläche von 1800 m²<br />

bedecken. Heutzutage ist die Fassade durch<br />

Umweltgifte gefährdet, welche den Ste<strong>in</strong>, der bereits<br />

sieben Jahrhunderte überstand, angreifen.<br />

Zu deutsch bedeutet Hostal de San Marcos<br />

„Herberge des San Marcos“ und lässt<br />

daher schon die ursprüngliche Funktion<br />

des Gebäudes erkennen. Es wurde im 12.<br />

Jahrhundert erbaut und diente als<br />

Pilgerhospiz auf dem Weg nach Santiago<br />

de Compostela. 1513 wurde es dann neu<br />

errichtet und zum Sitz der Ritter von<br />

Santiago umfunktioniert. Der Bau dauerte<br />

bis <strong>in</strong>s 18. Jahrhundert, mit dem Abschluss<br />

der prachtvollen, mit Jakobsmuscheln<br />

geschmückten Fassade. Heute bef<strong>in</strong>det sich das Museo de León und e<strong>in</strong> Parador <strong>in</strong><br />

diesem Bau.<br />

E<strong>in</strong> Parador (spanisch „Rasthaus“) ist das alte spanische Wort für e<strong>in</strong>en Ort, welcher<br />

Reisenden von hohem Stand als Unterkunft diente. Auch heute s<strong>in</strong>d Paradors noch<br />

luxuriöse Unterkünfte, die 3-5-Sterne Hotels gleichkommen. In den 20er Jahren<br />

wurde e<strong>in</strong>e Kette von staatlich betriebenen Hotels unter diesem Namen gegründet.<br />

Dafür wurden alte Burgen, Festungen, Schlösser, Paläste und Klöster an historisch<br />

bedeutenden Orten umgerüstet. Mit ihrem hohem Komfort und Restaurants mit<br />

regional üblichen Speisen s<strong>in</strong>d die Paradors <strong>in</strong> Städten wie Granada, Toledo,<br />

Salamanca, León und Santiago de Compostela attraktive Residenzen für<br />

(gutgestellte) Touristen.<br />

Semana Santa<br />

Auch <strong>in</strong> León werden wie <strong>in</strong> ganz Spanien die traditionellen Prozessionen <strong>in</strong> der<br />

Semana Santa, der Karwoche, gefeiert. Vom Palmsonntag bis zum Karfreitag f<strong>in</strong>den<br />

große Umzüge im ganzen Ort statt, an denen mehrere hundert bis zu über tausend<br />

Personen teilnehmen. Die Prozessionen werden von Brüderschaften der e<strong>in</strong>zelnen


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

Kirchengeme<strong>in</strong>den organisiert und setzen sich aus Büßern, Pasos, Trägern,<br />

Begleitern, Musikkapellen und Trommlergruppen zusammen. Die Pasos s<strong>in</strong>d<br />

tischförmige Konstruktionen, die e<strong>in</strong>e Szene des Kreuzwegs mit e<strong>in</strong>er Jesusstatue<br />

oder e<strong>in</strong> Marienabbild darstellen. Sie s<strong>in</strong>d mit Blumen geschmückt und die Figuren<br />

tragen kostbare Gewänder. Die Pasos werden von vermummten Gestalten mit<br />

festlichen, spitzhütigen Roben auf den Schultern getragen. Diese Träger, wie auch<br />

die anderen Teilnehmer und Begleiter der Prozessionen tun auf ihrem Weg Buße<br />

und s<strong>in</strong>d aus diesem Grund verhüllt und gehen meist barfuss. Die Strecke, die für die<br />

Umzüge festgelegt wird, soll als Weg dienen, um den Bußeakt auszuführen. Die<br />

Prozessionen starten <strong>in</strong> der Kirche der Heimatgeme<strong>in</strong>de, führen dann <strong>in</strong> die Stadt, <strong>in</strong><br />

der die Feierlichkeiten stattf<strong>in</strong>den, hier oftmals <strong>in</strong> den Ortskern, über den Markt- oder<br />

Rathausplatz, durch e<strong>in</strong>e Kathedrale und dann wieder zurück zur Ausgangskirche.<br />

E<strong>in</strong>e weitere bedeutende Sehenswürdigkeit ist die Basilica de San Isidoro.<br />

Die Kirche wurde zwischen dem 10. und 12. Jahrhundert gegründet und trägt ihren<br />

Namen zu Ehren des heiligen Isidoro, der Erzbischof von Sevilla war und als<br />

wichtiger Kirchenlehrer galt. Sie enthält dessen Reliquien und ist zugleich<br />

Krönungskirche und Grabstätte von rund mehr als 20 Monarchen des ehemaligen<br />

Königreichs Kastilien-León. Die königliche Grabkammer „Panteón Real“ ist reich<br />

geschmückt mit kunstvollen Fresken und Malereien, welche biblische und mythische<br />

Themen be<strong>in</strong>halten und alltägliche Szenen des Mittelalters darstellen. Auch <strong>in</strong> dieser<br />

Kirche s<strong>in</strong>d Spuren der römischen Herrschaft deutlich zu sehen, welche man durch<br />

die Integration e<strong>in</strong>es römischen Walls <strong>in</strong> das Bauwerk erkennen kann.<br />

Die Reise geht weiter und somit liegt das Ziel immer näher. Von León s<strong>in</strong>d es jetzt<br />

„nur“ noch 355 km bis zur heiligen Stätte. Die Landschaft verändert sich hier wieder.<br />

Den Wegrand säumen immer mehr Maisfelder und Pappelwälder. Auch die Steigung<br />

nimmt stark zu und gestaltet das Vorankommen ziemlich beschwerlich. Auf dieser<br />

Etappe sieht man viele armselige Dörfer, deren Häuser nur mit Stroh bedeckte<br />

Dächer haben und oftmals verlassen s<strong>in</strong>d. Die Hügel s<strong>in</strong>d mit Heidekraut bewachsen<br />

und von e<strong>in</strong>zelnen P<strong>in</strong>ien umgeben. Außer diesen Naturersche<strong>in</strong>ungen und e<strong>in</strong>igen<br />

kle<strong>in</strong>en Dörfern erblickt man nichts anderes, bis zum nächsten wichtigen Anlaufpunkt<br />

der Pilger, dem Cruz de Ferro.<br />

29


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

Das Cruz de Ferro ist e<strong>in</strong> auf 1500 Höhenmeter gelegenes Eisenkreuz, das auf<br />

e<strong>in</strong>em Holzmast angebracht ist. An diesem Ort legt jeder Pilger, am Fuße des<br />

Kreuzes, e<strong>in</strong>en Ste<strong>in</strong> nieder, den er von zu Hause mit gebracht hat. Dieses Ritual<br />

trägt die Symbolik <strong>in</strong> sich, dass man e<strong>in</strong> persönliches Anliegen, welches man mit sich<br />

gebracht hat, hier abgibt und sich dann für immer davon trennt. Die Pilger legen nicht<br />

nur Ste<strong>in</strong>e ab, um sich von ihren irdischen Lasten zu befreien, sondern auch Schuhe,<br />

Kleidungsstücke, Tr<strong>in</strong>kflaschen und andere Gegenstände, die sie mit sich tragen.<br />

Pilger aus allen Nationen treffen sich hier, um e<strong>in</strong>en Moment zur Ruhe zu kommen<br />

und um Kraft zu sammeln. Sie legen ihre Mitbr<strong>in</strong>gsel mit guten Wünschen und<br />

Gebeten für Freunde und Verwandte nieder und schöpfen Hoffnung daraus.<br />

3.1.3 Santiago de Compostela<br />

Die letzten Kilometer s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e ständige Berg- und Talfahrt, doch lohnen sich diese<br />

Strapazen, denn endlich ist es soweit, das Ziel Santiago de Compostela ist erreicht.<br />

Aufgrund der zahlreichen Überlieferungen und Legenden, dass hier der Ort sei, an<br />

dem der Leichnam des heiligen Jakobus (span. Santiago) unter e<strong>in</strong>er<br />

Lichtersche<strong>in</strong>ung (span. „compostela“ „Sternenfeld“) gestrandet sei, entstand im 10.<br />

Jahrhundert n. Chr. genau dort e<strong>in</strong>e Stadt, mit dem Namen Santiago de Compostela.<br />

30


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

Im Jahr 997 wurde die Stadt mit ihrer Kathedrale durch Almansor zerstört und dann<br />

zwischen 1075 und 1078 unter Alfonso VI. wieder neu errichtet. Während dieser Zeit<br />

wurde Santiago de Compostela zum wichtigsten christlichen Wallfahrtsort, neben<br />

Rom und Jerusalem. Sie ist die Hauptstadt der Autonomen Geme<strong>in</strong>schaft Galizien<br />

und hat 93 000 E<strong>in</strong>wohner (2005).Seit 1985 gehört auch Santiago de Compostela<br />

zum UNESCO-Welterbe.<br />

Das Zentrum der Stadt ist die Altstadt, die mit ihren zahlreichen Klöstern und<br />

Kirchen, e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges Denkmal für den heiligen Jakobus darstellt.<br />

Die wichtigste Sehenswürdigkeit der Stadt und das eigentliche Pilgerziel ist jedoch<br />

die Kathedrale von Santiago de Compostela, welche auch auf der Rückseite der<br />

spanischen 1ct- bis 5ct-Stücke zu sehen ist.<br />

Auch die Kathedrale wurde unter<br />

Alfonso VI. im Jahr 1977 neu errichtet.<br />

Der Bau steht über der Grabstätte, die<br />

dem heiligen Jakobus zugesprochen<br />

wird.<br />

Die Kathedrale erstreckt sich über<br />

e<strong>in</strong>e Fläche von 23 000 m 2 .<br />

Die großen Zwill<strong>in</strong>gstürme an der<br />

Westfassade (siehe l<strong>in</strong>ks), die erst im<br />

18. Jahrhundert h<strong>in</strong>zu kam, überragen<br />

mit ihren 74 Metern alle anderen<br />

Türme der Kathedrale.<br />

Diese Seite der Kathedrale stellt den<br />

Haupte<strong>in</strong>gang für alle Pilger und<br />

Besucher dar und das Portal wird<br />

auch „Obradoiro“<br />

(„Goldschmiedewerk“) genannt, da es<br />

so kunstvoll und detailliert von<br />

Ste<strong>in</strong>metzen gefertigt wurde.<br />

E<strong>in</strong> bedeutendes Element des Obradoiro ist die ste<strong>in</strong>erne Statue des heiligen<br />

Jakobus, welche die Pilger bereits am E<strong>in</strong>gang als e<strong>in</strong>e Art Türsteher empfängt.<br />

(siehe Pfeil im oberen Bild). An jenem Pfeiler, an dem die Figur angebracht ist, legen<br />

die Pilger ihre Hand auf und sprechen e<strong>in</strong> Gebet nach all ihren Strapazen und<br />

Entbehrungen. Seit über 1000 Jahren legten die Menschen ihre Hand an dieselbe<br />

Stelle und so entstand dort e<strong>in</strong> Abdruck <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er Hand.<br />

Der Praza de Obradoiro ist e<strong>in</strong><br />

majestätischer Platz, e<strong>in</strong>er der schönsten<br />

der Welt. In ihn münden alle Wege der<br />

Stadt und er ist der Treffpunkt für alle<br />

ankommenden Pilger (Bild l<strong>in</strong>ks).<br />

31


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

32<br />

Im Inneren der Kathedrale erwartet<br />

die Besucher der prunkvolle Altar, der<br />

Altar Mayor, über dem e<strong>in</strong><br />

vergoldeter Baldach<strong>in</strong> errichtet ist. Im<br />

Zentrum des Altars ist e<strong>in</strong>e übergroße<br />

Silberbüste des Apostels Jakobus<br />

angebracht. H<strong>in</strong>ter dem Altar führt<br />

e<strong>in</strong>e Treppe zur Statue, welche viele<br />

Pilger nutzen, um im Zeichen der<br />

Ehrerbietung den heiligen Jakobus zu<br />

küssen und zu umarmen.<br />

Unter dem Altar bef<strong>in</strong>det sich die<br />

Krypta, welche die Grabkammer des<br />

heiligen Jakobus und zwei weiteren<br />

Jüngern, Athanasius und Theodorus,<br />

darstellt. Deren Reliquien ruhen <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er silbernen Urne, mit e<strong>in</strong>em<br />

Christusmonogramm auf dem Deckel<br />

und Abbildungen der Apostel und<br />

Jesu mit Symbolen der Evangelisten<br />

auf der Vorderseite.<br />

Die Pilger stehen lange Schlange um<br />

das Grab zu Gesicht zu bekommen<br />

und vor ihm zu beten. Diese Tat hat<br />

den Status e<strong>in</strong>es christlichen<br />

Glaubensbekenntnisses.<br />

E<strong>in</strong>e weitere Besonderheit der Kathedrale ist e<strong>in</strong><br />

übergroßes Weihrauchfass, das Botafumeiro.<br />

Es ist 1,60 m groß und hängt an e<strong>in</strong>em über<br />

30 m langen Seil. Es benötigt m<strong>in</strong>destens acht<br />

Männer, um <strong>in</strong> Bewegung gesetzt und fast bis<br />

unter die Decke geschwungen zu werden.<br />

Die großen Weihrauchschwaden dienten<br />

ursprünglich dazu, die starken Körpergerüche<br />

der Pilger, welche oftmals nächtelang betend<br />

und wachend <strong>in</strong> der Kathedrale verbrachten, zu<br />

überdecken.<br />

Heutzutage wird das Fass nur noch selten<br />

geschwenkt und stellt e<strong>in</strong> Spektakel dar,<br />

welchem man nur mit viel Glück beiwohnen<br />

kann.


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

3.1.4 Kap F<strong>in</strong>isterre<br />

Kap F<strong>in</strong>isterre mit Leuchtturm, neben dem e<strong>in</strong> Kilometerste<strong>in</strong> mit Entfernungsangabe steht:<br />

0,00km ☺<br />

Für die meisten Pilger die Reise jedoch endet nicht <strong>in</strong> Santiago de Compostela.<br />

Das offizielle und ultimative Ende des Jakobswegs bef<strong>in</strong>det sich am Kap F<strong>in</strong>isterre,<br />

galicisch: Cabo F<strong>in</strong>isterra.<br />

Das Kap F<strong>in</strong>isterre liegt auf e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Halb<strong>in</strong>sel, 60km von der Pilgerstadt<br />

entfernt. Dort bef<strong>in</strong>det sich das westliche Ende des spanischen Festlandes, jedoch<br />

nicht, wie oft missverstanden wird, das westliche Ende Europas (dies bef<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong><br />

Portugal).<br />

Übersetzt bedeutet der Name aus dem Late<strong>in</strong>ischen „f<strong>in</strong>is terrae“ („Ende der Welt“).<br />

Viele Jakobspilger gehen nach Santiago de Compostela weiter, um hier am Kap<br />

F<strong>in</strong>isterre ihre Pilgerfahrt endgültig abzuschließen. Viele kommen nach der<br />

anstrengenden Reise mit dem Bus hierher, doch nur jene, die zu Fuß, per Fahrrad<br />

oder Pferd hier ankommen s<strong>in</strong>d, erhalten e<strong>in</strong>en Übernachtungsplatz <strong>in</strong> der<br />

Pilgerherberge.<br />

Symbolisch werden hier an e<strong>in</strong>em urigen Denkmal, e<strong>in</strong>em Schuh aus Bronze, alte<br />

Kleider, die von der Reise verschlissen und kaputt waren, verbrannt.<br />

33


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

34<br />

„Am Ziel de<strong>in</strong>er Wünsche wirst du<br />

jedenfalls e<strong>in</strong>es vermissen: de<strong>in</strong> Wandern<br />

zum Ziel.“<br />

Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

4 Vollzug und Praxis des Pilgerns<br />

4.1 Ausrüstung<br />

4.1.1 Ausrüstung damals<br />

Bereits im Codex Calixt<strong>in</strong>us/Calixtus, e<strong>in</strong>er Sammlung mittelalterlicher Schriften aus<br />

dem 12. Jahrhundert, welche Predigten, Wunderberichte, liturgische Texte und e<strong>in</strong>en<br />

Pilgerführer enthält, werden die Pilgerzeichen erwähnt.<br />

Laut diesem Bericht besteht die ursprüngliche Ausstattung e<strong>in</strong>es Pilgers aus e<strong>in</strong>em<br />

Stab und e<strong>in</strong>er Tasche. Jedoch entwickelte sich mit der Zeit auch noch e<strong>in</strong>e typische<br />

Kleidung und viele Pilger trugen e<strong>in</strong>e Pilgerflasche an ihrem Stab.<br />

A) Der Stab<br />

Der Pilgerstab war aus Holz, unterschiedlich lang, hatte oben<br />

e<strong>in</strong>en Knauf mit e<strong>in</strong>em Haken, an dem man e<strong>in</strong>en Sack<br />

befestigen konnte und an der Spitze war e<strong>in</strong>e Verkleidung aus<br />

Eisen. Er diente zur Wehr gegen Hunde und Wölfe und als<br />

Stütze auf bergigen Wegstrecken. Rundum sollte er zur<br />

Erleichterung des Pilgerns dienen und wurde so im Codex<br />

Calixt<strong>in</strong>us auch als „dritter Fuß“ bezeichnet. Des Weiteren<br />

sollte er die Dreifaltigkeit symbolisieren, welche dem Pilger<br />

stets im Gedächtnis bleiben sollte. Der Stab sollte auch den<br />

Glauben stärken und vor Irreführungen des Teufels bewahren.<br />

B) Die Tasche<br />

Die Pilgertasche war e<strong>in</strong> Beutel, der aus Tierleder gefertigt wurde. Er war relativ kle<strong>in</strong><br />

und eng und nach oben h<strong>in</strong>, ohne e<strong>in</strong>e Schnürung, geöffnet. Dies hatte den S<strong>in</strong>n,<br />

dass der Pilger ke<strong>in</strong>e großen Schätze und Reichtümer mitführen sollte, sondern<br />

lediglich das Nötigste - wie etwa Nahrung - bei sich tragen sollte. Die Öffnung der<br />

Tasche sollte symbolisieren, dass der Pilger gerne gibt, se<strong>in</strong> Weniges mit den Armen<br />

teilt, aber auch gerne von anderen etwas annimmt.<br />

C) Kleidung<br />

Der Pilger benötigte natürlich festes und vor allem<br />

gemütliches Schuhwerk. Die Kleidung war zu Beg<strong>in</strong>n nicht<br />

kennzeichnend für e<strong>in</strong>en Pilger. Sie musste wetterresistent<br />

se<strong>in</strong> und sollte beim Gehen nicht beh<strong>in</strong>dern. Meist trugen die<br />

Pilger e<strong>in</strong>e Peler<strong>in</strong>e – e<strong>in</strong>en kurzen Schulterumhang, der<br />

Arme und Schultern bedeckte - und e<strong>in</strong>en breitkrempigen<br />

Filzhut, der vor Sonne, Regen und Kälte schützte. Der Hut<br />

war oft mit der Jakobsmuschel geschmückt. Anstatt der<br />

Peler<strong>in</strong>e wurden im Laufe der Zeit auch längere Mäntel<br />

getragen.<br />

35


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

D) Die Flasche<br />

Die Flasche war oftmals e<strong>in</strong> hohler Kürbis, den die Pilger an ihrem Gürtel oder an<br />

ihrem Stab befestigten. Diese Gefäße wurden ihnen oft von Hospitälern mitgegeben<br />

oder sie konnten sie dort und <strong>in</strong> den Herbergen auf dem Weg auffüllen, zumeist mit<br />

We<strong>in</strong>.<br />

Durch all diese Utensilien entwickelte sich das „typische Ersche<strong>in</strong>ungsbild“ der Pilger<br />

und wurde zur festen Tracht. Diese diente den Pilgern auch als Geleitbrief, um<br />

Unterkunft <strong>in</strong> Hospizen zu f<strong>in</strong>den.<br />

Vorbereitung<br />

Vor der Abreise musste der Pilger e<strong>in</strong>ige Vorbereitungen treffen. Er benötigte die<br />

Reiseerlaubnis se<strong>in</strong>er Frau und des Pfarrers, musste se<strong>in</strong> Testament verfassen und<br />

im Falle se<strong>in</strong>es Todes Vorkehrungen zur Versorgung se<strong>in</strong>er Familie treffen.<br />

Auch konnte sich der Pilger e<strong>in</strong>en Ausweis ausstellen lassen, der ihm als Geleitbrief<br />

auf se<strong>in</strong>er Wanderschaft diente.<br />

Durch e<strong>in</strong> kirchliches Ritual wurde der Pilger dann verabschiedet. Er musste die<br />

Beichte ablegen und vor den Altar knien, wo er dann mit Bußpsalmen besungen<br />

wurde und Gebete gesprochen wurden. Darauf wurden ihm Pilgerstab und<br />

Pilgertasche unter e<strong>in</strong>em Segensritus überreicht:<br />

„Im Namen unseres Herrn Jesus Christus. Nimm diese Tasche als Zeichen de<strong>in</strong>er<br />

Pilgerschaft, damit du geläutert und befreit zum Grab des hl.Jakobus gelangen mögest, zu<br />

dem du aufbrechen willst, und kehre nach Vollendung de<strong>in</strong>es Weges unversehrt mit Freude<br />

zu uns durch die Hilfe Gottes zurück, der lebt und herrscht von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“<br />

„Nimm diesen Stab zur Unterstützung de<strong>in</strong>er Reise und de<strong>in</strong>er Mühe für de<strong>in</strong>en Pilgerweg,<br />

damit du alle Fe<strong>in</strong>desscharen besiegen kannst, sicher zum Grab des hl.Jakobus gelangest<br />

und nach Vollendung de<strong>in</strong>er Fahrt zu uns mit Freude zurückkehrest. Dies gewähre Gott<br />

selbst, der lebt und herrscht von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“ (11)<br />

4.1.2 Ausrüstung heute<br />

Vom Pr<strong>in</strong>zip her s<strong>in</strong>d es heutzutage immer noch dieselben Gegenstände, nur <strong>in</strong><br />

modernerer Ausführung. Wetterfeste Kleidung, e<strong>in</strong>e Kopfbedeckung, gutes<br />

Schuhwerk und e<strong>in</strong> großer Wanderrucksack, s<strong>in</strong>d die übliche Ausstattung aller Pilger.<br />

Auch heute gilt noch der Vorsatz, so wenig als möglich mitzunehmen, um Gewicht zu<br />

sparen und ke<strong>in</strong>e Gegenstände mit sich zu führen, die e<strong>in</strong>en vom Pilgern ablenken<br />

könnten.<br />

Hier nun e<strong>in</strong> Beispiel e<strong>in</strong>er möglichen Packliste.<br />

Diese Liste ist als Anregung, nicht als Vorschrift, gedacht. Sie muss <strong>in</strong>dividuell<br />

angepasst werden. In Fachkreisen wird gesagt, dass das Gepäck nicht mehr als<br />

10-15% des eigenen Körpergewichtes betragen sollte. Rucksackgröße ca. 35 Liter.<br />

Wäsche kann unterwegs von Hand gewaschen werden. (12)<br />

36


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

Wanderschuhe, resp. feste Schuhe (leicht, wasserdicht)<br />

Regen- und Sonnenhut<br />

Wasserflasche (z.B. PET-Flasche 0.5 bis 1.5 Liter)<br />

leichte W<strong>in</strong>djacke<br />

leichter Schlafsack (evtl. Le<strong>in</strong>tuchschlafsack)<br />

Regenpeler<strong>in</strong>e oder Regenkleidung oder/und kl. Schirm<br />

Pullover / Faserpelzjacke<br />

1 kurze Hose<br />

1 leichte Wanderhose, evtl. mit abnehmbaren Be<strong>in</strong>stößen<br />

2 Paar Wandersocken (Zahlen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>dividuell anzupassen)<br />

2 Garnituren Unterwäsche<br />

2 Hemden / 1 T-Shirt<br />

leichte Hausschuhe oder Sandalen<br />

Sonnenbrille<br />

Badehose<br />

Sonnencreme<br />

Taschenmesser<br />

leichtes Handtuch<br />

Taschentücher<br />

Toilettentasche kle<strong>in</strong><br />

Brillenputztüchle<strong>in</strong><br />

Reisepass oder Identitätskarte<br />

Pilgerpass<br />

Pilgerbuch - Reiseführer<br />

Persönliche Medikamente und Pflaster (vor allem gutes Blasenpflaster, z.B.<br />

compeed)<br />

Zettelchen mit mediz<strong>in</strong>ischen Angaben im Portemonnaie (Blutgruppe, Telefon des<br />

Hausarztes, notwendige Medikamente)<br />

Europäische Krankenversicherungskarte (Kreditkartenformat)<br />

Kredit- resp. EC-Karte (wenig Bargeld tragen)<br />

¼ Rolle WC-Papier<br />

Waschpulver <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Briefchen (z.B. ‚Woolight Express’ <strong>in</strong> Drogerien)<br />

3-4 Wäscheklammern oder Sicherheitsnadeln<br />

Schnur 3-5 m (als Wäschele<strong>in</strong>e)<br />

kle<strong>in</strong>e, leichte Taschenlampe<br />

Schreibzeug und Tagebuch, Malstifte<br />

Plastiksack/-säcke: z.B. um Kleider im Rucksack vor Nässe zu schützen<br />

Ste<strong>in</strong> für ‚Cruz de Ferro’<br />

Adressen und Telefonnummern, die wichtigsten<br />

evtl. Fotoapparat<br />

evtl. Stock/Stöcke<br />

evtl. Pyjama<br />

evtl. Packriemen<br />

Zuhause lassen:<br />

Handy, wenn möglich. Sonst auch Netzgerät mitnehmen<br />

Discman, MP3-Player<br />

37


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

Vorbereitung<br />

Auch heute ist es wichtig, e<strong>in</strong>ige Vorkehrungen vor der Abreise zu treffen. Vor allem<br />

bei e<strong>in</strong>er länger geplanten Wanderung, sollte man vorher noch mal e<strong>in</strong>ige<br />

Arztbesuche tätigen (Zahn- & Hausarzt) und die nötigen Medikamente e<strong>in</strong>packen.<br />

Auch genügend Geld, bzw. e<strong>in</strong>e Kreditkarte, wie wichtige Dokumente und Papiere<br />

(Reisepass, Krankensche<strong>in</strong>, etc.) s<strong>in</strong>d mitzuführen. Die Wanderung sollte gut geplant<br />

se<strong>in</strong> und e<strong>in</strong> Reiseführer mit den wichtigsten Informationen über den Weg und die<br />

e<strong>in</strong>zelnen Stationen sollten vorhanden se<strong>in</strong>.<br />

Nicht zw<strong>in</strong>gend notwendig, jedoch von großem Vorteil ist es, vor der Reise viel zu<br />

wandern, um diese Fortbewegungsart und die Ausdauer zu tra<strong>in</strong>ieren.<br />

Bei verschiedenen Jakobsgesellschaften kann man gegen e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en<br />

Unkostenbeitrag e<strong>in</strong>en Pilgerausweis anfordern. Dieser ist vor allem <strong>in</strong> Frankreich<br />

und Spanien unablässig. Er ermöglicht e<strong>in</strong>em Pilger die Unterkunft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Herberge<br />

(span. „refugi“), <strong>in</strong>sofern er zu Fuß, per Fahrrad oder zu Pferd unterwegs ist. Dort<br />

wird die Anwesenheit des Pilgers dann jeweils mit e<strong>in</strong>em Stempel <strong>in</strong> den Ausweis<br />

dokumentiert. Es ist ihm erlaubt, e<strong>in</strong>e Nacht zu bleiben, bei Krankheit auch länger.<br />

Dafür gibt der Pilger e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Spende zwischen 1,50 € - 4 €. Private und dann<br />

auch etwas komfortablere Herbergen kosten zwischen 5 € und 10 €. Es gibt auch<br />

zahlreiche Pensionen und Hotels am Wegesrand, <strong>in</strong> denen man für ca. 10 € pro<br />

Nacht e<strong>in</strong> Quartier f<strong>in</strong>den kann.<br />

38<br />

Dies ist e<strong>in</strong> Bild e<strong>in</strong>es<br />

Pilgerausweises mit<br />

Stempeln der e<strong>in</strong>zelnen<br />

Herbergen auf dem Weg.<br />

Der Pilger muss Name und<br />

Anschrift e<strong>in</strong>tragen, den<br />

Tag und Ort des<br />

Reisebeg<strong>in</strong>ns angeben,<br />

wie auch se<strong>in</strong><br />

Fortbewegungsmittel<br />

(siehe l<strong>in</strong>ke Seite des<br />

Ausweises).<br />

Bei Vorlage dieses Ausweises <strong>in</strong> Santiago de Compostela empfängt jeder Pilger, der<br />

m<strong>in</strong>destens die letzten 100 km bis zu heiligen Stätte zu Fuß oder per Pferd<br />

zurückgelegt hat (per Fahrrad die letzten 200 km), e<strong>in</strong>e Urkunde, die sogenannte<br />

„Compostela“.


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

4.2 Das Pilgerzeichen<br />

Das Bild l<strong>in</strong>ks zeigt die „Compostela“, der<br />

Orig<strong>in</strong>altext ist <strong>in</strong> Late<strong>in</strong> und der deutsche Text<br />

der Pilgerurkunde lautet:<br />

"Das Kapitel dieser Heiligen Apostolischen<br />

Erzbischöflichen Compostelanischen Kathedrale,<br />

Besitzer des Siegels des Altars des Apostels St.<br />

Jakobus, bestätigt allen Gläubigen und Pilgern, die<br />

von überall her kommend, mit Andacht oder auf<br />

Grund e<strong>in</strong>es Gelübdes vor dem Apostel Jakobus, der<br />

ebenfalls der Schutzpatrons Spaniens ist,<br />

niederfallen, wird beurkundet, im Beise<strong>in</strong> aller, die<br />

diese Urkunde lesen möchten, dass:<br />

Herr.................... mit Andacht und mit e<strong>in</strong>er<br />

christlichen Motivation (pietatis causa) diese<br />

hochheilige Kirche besuchte.<br />

Aus diesem Grunde überreiche ich ihm diese<br />

Urkunde, die mit dem Siegel dieser Heiligen Kirche<br />

bekräftigt ist.<br />

Überreicht <strong>in</strong> Santiago de Compostela am .........<br />

(Monat) .............. Anno Dom<strong>in</strong>i .........<br />

Der Domkapitelsekretär (13)<br />

Die berühmte Jakobsmuschel ist das Pilgerzeichen der Jakobspilger und dient<br />

sowohl als Erkennungszeichen, wie auch als Wegweiser.<br />

Den Ursprung hat die Jakobsmuschel wahrsche<strong>in</strong>lich <strong>in</strong> der Legende des heiligen<br />

Jakobs. E<strong>in</strong> portugiesischer Ritter, der auf e<strong>in</strong>em Pferd am Strand stand,<br />

beobachtete, wie der heilige Jakobus von Bord e<strong>in</strong>es Schiffes ans Ufer gebracht<br />

wurde. In diesem Moment kam es zu e<strong>in</strong>er hellen Lichtersche<strong>in</strong>ung, welche das<br />

Pferd erschreckte. Daraufh<strong>in</strong> sprang es <strong>in</strong>s Meer und riss se<strong>in</strong>en Reiter mit <strong>in</strong> die<br />

Tiefen.<br />

Als die Jünger des Jakobus den Ritter aus dem Wasser zogen, war er mit Muscheln<br />

übersät. So entstand die Jakobsmuschel und wurde Kult für alle Pilger.<br />

Ab dem 12. Jahrhundert begannen die Pilger sie <strong>in</strong> Form von metallenen Güssen,<br />

Ansteckern, Broschen, Aufnähern oder als echte Muschel bei sich zu tragen. Sie<br />

schmückten ihre Hüte, Mäntel und Taschen mit diesem Abzeichen.<br />

Sie trägt vielerlei Bedeutungen <strong>in</strong> sich. Zum e<strong>in</strong>en ist sie die Er<strong>in</strong>nerung an die<br />

Wallfahrt bzw. Reise, und zum anderen br<strong>in</strong>gt sie zu Hause als mitgebrachte<br />

Gegenstand, Verehrung und Anerkennung.<br />

Andere Pilger wiederum sehen sie nicht nur als Pilgerabzeichen, sondern schreiben<br />

der Muschel an sich heilige Eigenschaften zu. Sie glauben, dass alle<strong>in</strong> durch die<br />

Berührung e<strong>in</strong>er Muschel, die <strong>in</strong> der heiligen Stätte erworben wurde, Wunder<br />

geschehen und Menschen geheilt werden können.<br />

39


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

Im religiösen S<strong>in</strong>ne gibt es e<strong>in</strong>e weitere Symbolik:<br />

„Im christlichen Glauben gilt die Muschel als Symbol für die Empfängnis des<br />

Gottessohnes durch die Jungfrau Maria. Christus entsteht als Perle aus der Hochzeit<br />

von Himmel und Erde. Die Muschel steht somit für das Verschmelzen des Pilgers mit<br />

dem Himmlischen.“ (14)<br />

Für den Pilger hatte die Muschel früher vor allem e<strong>in</strong>e sehr praktische Bedeutung.<br />

Sie diente zum Wasser schöpfen, als Tr<strong>in</strong>k- und Essschale und mit ihrer rauen und<br />

festen Kanten auch als Schneidemesser.<br />

Aufgrund ihrer großen Bedeutung wurde die Jakobsmuschel auch als Wegweiser des<br />

Pilgerwegs gewählt. Zumeist ist dieses Zeichen e<strong>in</strong>e gelbe Muschel auf blauem<br />

H<strong>in</strong>tergrund. Kle<strong>in</strong>e Tafeln mit diesem Bild s<strong>in</strong>d am Wegesrand an Pfeilern, Pfosten,<br />

Bäumen und Straßenlaternen befestigt. Auch sieht man oft Schilder mit<br />

Entfernungsangaben und Kilometerste<strong>in</strong>e, die mit diesem Zeichen markiert s<strong>in</strong>d. Der<br />

Weg wird immer <strong>in</strong> Richtung Santiago de Compostela gegangen und die Bündelung<br />

der Muschelstrahlen gibt die Richtung an. Es gibt viele unterschiedliche Varianten<br />

der Grafik, jedoch ist bei allen deutlich, dass sie den Jakobsweg kennzeichnen.<br />

Meistens kommen sie der ursprünglichen Jakobsmuschel im Aussehen sehr nahe.<br />

Hier e<strong>in</strong>ige Beispiele:<br />

40<br />

Dieses Zeichen sieht man meist <strong>in</strong> Spanien, aber auch <strong>in</strong><br />

Deutschland zwischen Rothenburg o. d. T. und Rottenburg a. N.,<br />

Hohenzollern und Bayern.<br />

Hier beispielsweise zeigt die Muschel nach l<strong>in</strong>ks. Doch <strong>in</strong> Spanien<br />

kann man sich nicht auf diese Regel verlassen, die für Deutschland<br />

gilt (siehe oben). Dort gelten auch die Strahlen als Richtungsweiser.<br />

Zusätzlich, oder auch ersetzend, sieht man <strong>in</strong> Spanien auch noch<br />

e<strong>in</strong>en gelben Richtungspfeil, der oftmals nur auf Ste<strong>in</strong>e oder Wege<br />

gemalt ist.<br />

Dieses Zeichen ist üblich <strong>in</strong> der Schweiz,<br />

dieses im K<strong>in</strong>zigtal und im Schwarzwald,<br />

dieses <strong>in</strong> Franken<br />

und dieses <strong>in</strong> der Pfalz.


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

41


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

42<br />

„Der Langsame sieht mehr.“<br />

Sten Nadolny


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

5 Eigene Wanderung<br />

5.1 von Schwäbisch Hall nach Murrhardt (geschrieben von Lisa)<br />

Vor der Reise<br />

Nachdem wir jetzt monatelang alles rund um den Jakobsweg erfahren und etliche<br />

Informationen gesammelt haben, ist es für uns an der Zeit, der Theorie e<strong>in</strong> Ende zu<br />

machen.<br />

Mit unserem H<strong>in</strong>tergrundwissen wollen wir uns nun aufmachen und selbst das<br />

Pilgerdase<strong>in</strong> antreten. Wir entscheiden uns, e<strong>in</strong>e regionale Etappe zu wählen.<br />

Angelas Wohnort ist Ste<strong>in</strong>bach und me<strong>in</strong>er Oppenweiler. So entschließen wir uns<br />

von Schwäbisch Hall bis Ste<strong>in</strong>bach zu wandern. In unserem Freundes- und<br />

Familienkreis wird unser Vorhaben schnell bekannt und dann darauf auch<br />

unterschiedlich reagiert. E<strong>in</strong>ige begegnen dieser Unternehmung sehr verwundert und<br />

erstaunt entgegen und geben zu, dass sie solch e<strong>in</strong>e Wanderung wahrsche<strong>in</strong>lich<br />

selbst nicht machen würden. Doch andere s<strong>in</strong>d sehr <strong>in</strong>teressiert und möchten<br />

erfahren, um was für e<strong>in</strong>en Weg es sich handelt, woh<strong>in</strong> er führt und warum man<br />

pilgert. Dieses Interesse freut uns natürlich sehr und wir versuchen unseren<br />

Freunden und Familien so gut wie möglich Auskunft zu geben. Die Reaktion unseres<br />

Umfelds br<strong>in</strong>gt uns auf die Idee, unsere Bekannten zu fragen, ob sie denn nicht auch<br />

Lust hätten, uns auf der Pilgerreise zu begleiten. E<strong>in</strong>ige s<strong>in</strong>d gleich motiviert, als der<br />

endgültige Term<strong>in</strong> jedoch feststeht, spr<strong>in</strong>gen fast alle ab und nur unser Bekannter<br />

Kev<strong>in</strong> aus Oppenweiler sagt sehr spontan noch zu.<br />

Noch während der Schulzeit fangen wir an, unsere Wanderung zu planen. Wir<br />

recherchieren im Internet nach e<strong>in</strong>em geeigneten Pilgerführer und stoßen auf den<br />

Führer „ Der Jakobsweg von Rothenburg ob der Tauber bis Rottenburg am Neckar“<br />

von Hans-Jörg Bahmüller und Renate Florl. Unser Lehrer Herr Wenn<strong>in</strong>ger besorgt<br />

uns diesen Pilgerführer, der sich als e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es, handliches Büchle<strong>in</strong>, mit<br />

Wegbeschreibungen, hilfreichen Illustrationen, praktischen H<strong>in</strong>weisen und<br />

Auskünften als sehr geeignet herausstellt. Wir planen unsere Route und beschließen<br />

auf halbem Weg <strong>in</strong> Murrhardt <strong>in</strong> der Jugendherberge zu übernachten. Wir erkundigen<br />

uns dort über Öffnungszeiten und Reservierung, welche jedoch, wie wir erfahren,<br />

nicht nötig ist. Da es auf unserem Weg auch e<strong>in</strong>ige Kirchen zu besichtigen geben<br />

wird, setzen wir uns mit deren Ansprechpartner <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung, um die jeweiligen<br />

Besichtigungszeiten <strong>in</strong> Erfahrung zu br<strong>in</strong>gen oder um e<strong>in</strong>e Adresse zu erhalten, bei<br />

der wir e<strong>in</strong>en Schlüssel für die Kirchen bekommen können. Den Beg<strong>in</strong>n unserer<br />

Wanderung haben wir auf den ersten Ferientag <strong>in</strong> den Sommerferien festgelegt. Mit<br />

diesem fixen Datum können wir nun noch die Zugverb<strong>in</strong>dungen nach Schwäbisch<br />

Hall heraussuchen. So s<strong>in</strong>d alle Vorbereitungen getroffen und am Tag vor der<br />

Abreise müssen wir nur noch unsere Rucksäcke packen. Mithilfe e<strong>in</strong>er Packliste <strong>in</strong><br />

unserem Pilgerführer und eigenen Überlegungen füllen sich unsere Rucksäcke dann<br />

mit e<strong>in</strong>em Vesper, genügend zu tr<strong>in</strong>ken, Ersatzkleidung, Regenjacke, Sonnencreme,<br />

Sonnenbrille, Kopfbedeckung, Taschentücher, Fotoapparat, kle<strong>in</strong>em Handtuch,<br />

Zahnbürste, Zahnpasta und Geld.<br />

43


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

Die Reise beg<strong>in</strong>nt...<br />

Nur das Nötigste e<strong>in</strong>gepackt und mit Wanderstiefeln oder gemütlichen Turnschuhen<br />

ausgerüstet, treffen wir uns dann <strong>in</strong> aller Frühe am nächsten Tag am Bahnhof <strong>in</strong><br />

Oppenweiler. E<strong>in</strong> wenig verschlafen, aber trotzdem motiviert und gespannt begrüßen<br />

wir uns um 6:00 Uhr auf dem Bahnsteig. Wir lösen e<strong>in</strong>e Netzgruppenkarte und<br />

steigen um 6:15 Uhr <strong>in</strong> den Regionalexpress nach Schwäbisch Hall. Die Fahrt<br />

verläuft schweigend, da wir alle um diese Uhrzeit noch sehr müde s<strong>in</strong>d. Aber auch<br />

vielleicht weil es den anderen auch wie mir ergeht und sie sich Gedanken über die<br />

nächsten Tage machen. Jeder von uns war schon öfters und auch über mehrere<br />

Tage alle<strong>in</strong> von zu Hause weg, auf Studienfahrten, Exkursionen, Freizeiten oder im<br />

Urlaub mit Freunden. Auch da war man weit weg von den Eltern und mehr oder<br />

weniger auf sich selbst gestellt. Doch meist gab es bei all diesen Unternehmungen<br />

andere, die die Organisation und Verantwortung übernahmen. Meist Erwachsene,<br />

Lehrer, oder zum<strong>in</strong>dest ältere Jugendliche. Doch jetzt war es an uns, diese Rolle<br />

e<strong>in</strong>zunehmen. Wir müssen selbst sehen, wie wir klar kommen und woh<strong>in</strong> wir als<br />

nächstes gehen. Das bisher Organisierte lässt mich e<strong>in</strong>e gewisse Ruhe und<br />

Gewissheit haben, aber es würde auch noch viel Unerwartetes und nicht Geplantes<br />

auf uns zu kommen. Dies erfüllt mich doch etwas mit Angst. Aber ich weiß ja, dass<br />

ich nicht alle<strong>in</strong>e b<strong>in</strong>, sondern Freunde bei mir habe. In diesem Moment empf<strong>in</strong>de ich<br />

hohe Achtung vor den Pilgern, die alle<strong>in</strong> und auch noch im Ausland ihre Pilgerschaft<br />

antreten.<br />

Me<strong>in</strong>e Bedenken und Ängste spreche ich auch bei Angela und Kev<strong>in</strong> an. Wir s<strong>in</strong>d<br />

uns alle e<strong>in</strong>ig, dass es für uns e<strong>in</strong> außergewöhnliches Vorhaben ist und wir nicht<br />

wissen, wie alles verlaufen wird und ob wir die jeweiligen Etappen <strong>in</strong> der<br />

e<strong>in</strong>geplanten Zeit schaffen können. Unsere größte Angst ist jedoch, dass wir heute<br />

Abend nicht rechtzeitig <strong>in</strong> Murrhardt ankommen und vor der verschlossenen Tür der<br />

Jugendherberge stehen. Doch dies muss schnell verworfen werden, da gerade der<br />

Schaffner vorübergeht und unsere Fahrsche<strong>in</strong>e kontrollieren möchte. Wir strecken<br />

ihm unser zuvor gelöstes Ticket entgegen und stellen uns schon auf e<strong>in</strong>e<br />

angenehme Weiterfahrt e<strong>in</strong>, als der Schaffner fragt, wo wir denn h<strong>in</strong> möchten. Wir<br />

entgegnen ihm, dass unser Ziel Schwäbisch Hall sei und er me<strong>in</strong>t darauf, dass dieser<br />

Fahrsche<strong>in</strong> jedoch nur bis Fichtenberg gültig sei. Das Netz sei dort zu Ende.<br />

Verärgert, dass wir im Zug ke<strong>in</strong>en weiteren Fahrsche<strong>in</strong> bis Schwäbisch Hall<br />

erwerben können und wir uns nicht genügend <strong>in</strong>formiert haben, wo das Netz genau<br />

endet, müssen wir <strong>in</strong> Fichtenberg den Zug verlassen. Nur noch e<strong>in</strong>e Station wäre es<br />

bis nach Schwäbisch Hall gewesen, sehr ärgerlich, doch jetzt müssen wir uns mit der<br />

Situation abf<strong>in</strong>den. Am Bahnhof suchen wir e<strong>in</strong>en Fahrplan und stellen fest, dass der<br />

nächste Zug erst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Stunde kommt. Uns ist sehr kalt, wie wir jetzt so im Freien<br />

stehen und s<strong>in</strong>d sehr frustriert jetzt noch e<strong>in</strong>e Stunde warten zu müssen. Wir setzten<br />

uns auf e<strong>in</strong>e Bank <strong>in</strong> der Nähe und entdecken, dass wir uns an e<strong>in</strong>er Bushaltestelle<br />

niedergelassen haben.<br />

44


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

Angela & Kev<strong>in</strong> an der Bushaltestelle (oben)<br />

Lisa & Kev<strong>in</strong> an der Bushaltestelle (unten)<br />

Dies br<strong>in</strong>gt uns auf die Idee nachzusehen, ob denn nicht auch e<strong>in</strong> Bus nach<br />

Schwäbisch Hall fährt. Gesagt, getan. Schon 15 M<strong>in</strong>uten später sitzen wir im<br />

nächsten Bus und s<strong>in</strong>d sehr erfreut und dankbar, jetzt doch nicht so lange <strong>in</strong> der<br />

Kälte verharren zu müssen. Dass dieser nach Schwäbisch Hall dann letztendlich e<strong>in</strong>e<br />

halbe Stunde braucht und der Zug wahrsche<strong>in</strong>lich bloß zehn M<strong>in</strong>uten benötigt hätte,<br />

ist uns dann egal. Hauptsache, wir können nun<br />

im Warmen sitzen. Die meisten Fahrgäste s<strong>in</strong>d<br />

gerade auf dem Weg zu Arbeit. Sie sitzen mit<br />

Anzug und Aktenkoffer still <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Ecke oder<br />

unterhalten sich mit Bekannten. In unserer<br />

Aufmachung mit Wanderstiefeln und großen<br />

Rucksäcken werden wir von vielen gemustert und<br />

wir denken uns, dass sie sich bestimmt fragen,<br />

woh<strong>in</strong> Jugendliche <strong>in</strong> diesem Aufzug und um<br />

diese Uhrzeit <strong>in</strong> den Ferien wohl h<strong>in</strong>wollen.<br />

Bestimmt würden sie nicht darauf kommen, dass<br />

wir pilgern. Die Wärme im Bus lässt uns immer<br />

müder werden und schließlich nicken wir e<strong>in</strong>.<br />

Kurz vor Schwäbisch Hall raffen wir uns wieder<br />

auf. Der Busfahrer erklärt uns noch, wie wir zum<br />

Bahnhof gelangen, denn von dort startet <strong>in</strong><br />

unserem Büchle<strong>in</strong> die Etappe nach Murrhardt, die<br />

wir heute zu bewältigen haben. Kaum aus dem<br />

Bus ausgestiegen, entdecken wir schon das<br />

Pilgerzeichen, die gelbe Muschel auf blauem<br />

H<strong>in</strong>tergrund, an e<strong>in</strong>er Straßenlaterne. Dieser<br />

Anblick erfreut uns und macht uns Hoffnung,<br />

dass wir auf dem richtigen Weg s<strong>in</strong>d. Hier hat<br />

man dann so das erste Mal das Gefühl, wirklich<br />

e<strong>in</strong> Pilger zu se<strong>in</strong>.<br />

45


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

Schon nach e<strong>in</strong>igen Metern taucht neben uns e<strong>in</strong>e große Kirche auf, die ebenfalls<br />

auf den Jakobsweg h<strong>in</strong>weist. Vor ihr ist e<strong>in</strong>e Ste<strong>in</strong>metzarbeit der Freiburger<br />

Gewerbeschule mit den Motiven der Jakobsmuschel und dem Pilger angebracht.<br />

Nach oben gefahren, führt e<strong>in</strong>e<br />

stählerne Brücke weiter h<strong>in</strong>über zum Bahnhof.<br />

46<br />

Von der Kirche aus gehen wir weiter Richtung Bahnhof<br />

und müssen dabei e<strong>in</strong>en Treppenturm mit Aufzug<br />

passieren.<br />

Wir müssen schmunzeln, als wir sehen, dass das<br />

Pilgerzeichen sogar den Weg mit dem Aufzug nach<br />

oben weist. So steht der Pilgerweg auch im<br />

Zusammenhang mit moderner Technik und nicht nur mit<br />

der Natur.<br />

Nachdem wir diesen<br />

passiert<br />

haben, führt e<strong>in</strong>e<br />

Fußgängerbrücke<br />

über die Gleise <strong>in</strong> den<br />

Wald. Nun<br />

gehen wir e<strong>in</strong> langes<br />

Stück durch<br />

den Wald, der oberhalb von<br />

Schwäbisch Hall verläuft und von<br />

wo man e<strong>in</strong>en tollen Blick über die<br />

Stadt genießen kann.


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

Schwäbisch Hall liegt im Kochertal an e<strong>in</strong>er<br />

Salzquelle. Die Stadt umfasst e<strong>in</strong>e Fläche von<br />

104,24 km² und hat 36 665 E<strong>in</strong>wohner (Stand<br />

2006). Der Ursprung des Namens Hall kommt<br />

wahrsche<strong>in</strong>lich aus dem Keltischen und<br />

bedeutet Salz. Es könnte auch aus dem<br />

Westgermanischen stammen und “unter<br />

Hitzee<strong>in</strong>wirkung austrocknen” heißen. Beides<br />

stellt e<strong>in</strong>en Bezug zur Salzgew<strong>in</strong>nung dar.<br />

Die Stadt gehörte früher nicht zum Herzogtum<br />

Schwaben, sondern zum Herzogtum (Ost-)<br />

Franken. Sie fiel damals <strong>in</strong> den<br />

Herrschaftsbereich der Staufer. E<strong>in</strong> Mitglied<br />

dieser Dynastie stammte aus dem Herzogtum<br />

Schwaben und so könnte das „Schwäbisch“ <strong>in</strong><br />

die Namensgebung e<strong>in</strong>geflossen se<strong>in</strong>.<br />

Schwäbisch Hall entstand während des<br />

12. Jahrhunderts und war vom 13. bis <strong>in</strong>s 19. Jahrhundert e<strong>in</strong>e unabhängige Stadt.<br />

Adlige und akademisch gebildete Familien regierten im Rat über die Stadt und hatten<br />

dort hohes Ansehen. Erst 1802 wurde sie von Württemberg besetzt und verlor so ihre<br />

Selbstständigkeit.<br />

Die Zeit des 30-jährigen Krieges überstand die Stadt<br />

mehr oder weniger unbeschadet, litt jedoch stark an der<br />

Pest, Thyphus und Hunger. Im 18. Jahrhundert brannte<br />

e<strong>in</strong> Teil der Kern- und Vorstadt ab, unter anderem auch<br />

die Jakobskirche, an deren Stelle heute das Rathaus<br />

steht.<br />

Die Salzgew<strong>in</strong>nung wurde stets <strong>in</strong> Schwäbisch Hall<br />

betrieben und war vor allem im 19. Jahrhundert das wirtschaftliche Standbe<strong>in</strong> der<br />

Stadt. Das “weiße Gold” wurde zu Beg<strong>in</strong>n durch Erhitzen von salzhaltigem Wasser <strong>in</strong><br />

Eisenpfannen gewonnen, später gab es natürlich technische Verbesserungen.<br />

Trotzdem lief die Industrialisierung nicht gut an und viele Haller wanderten <strong>in</strong> die USA<br />

aus.<br />

Im 20. Jahrhundert vergrößerte sich die Stadt durch<br />

Siedlungen, die übers Tal h<strong>in</strong>aus reichten. Sie wurde<br />

Dienstleistungszentrum, Behördenstandort; e<strong>in</strong>e<br />

Diakonissenanstalt wurde gegründet und die<br />

Bausparkasse angesiedelt. Durch die Gründung der<br />

Freilichtspiele 1925 wurde Hall im kulturellen Bereich<br />

noch <strong>in</strong>teressanter für die Region.<br />

1944 wurde am Bahnhof der Stadt e<strong>in</strong><br />

Konzentrationslager errichtet. Durch den Zweiten<br />

Weltkrieg und durch die Besetzung von US-Truppen trug<br />

Schwäbisch Hall ke<strong>in</strong>e größeren Schäden davon.<br />

Die Stadt erfuhr 1945 Bevölkerungszuwachs durch<br />

vertriebene Flüchtl<strong>in</strong>ge, für die die “Heimbachsiedlung”<br />

gegründet wurde.<br />

1960 wurde Schwäbsich Hall der Status “größere<br />

47


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

Kreisstadt” zugeschrieben.<br />

Unser Weg führt lange Zeit noch durch den Wald, bis es<br />

schließlich über e<strong>in</strong>en Trampelpfad steil h<strong>in</strong>untergeht<br />

und dieser an e<strong>in</strong>er Straße endet. Wir überqueren die<br />

Straße und entdecken hier auch schon den nächsten<br />

Ort: Tullau<br />

Tullau ist kle<strong>in</strong> und beschaulich. Schöne alte Gebäude<br />

und ländliche Atmosphäre prägen den Ort.<br />

E<strong>in</strong> uriger Gasthof, die Dorfkirche und das Tullauer Schlösschen s<strong>in</strong>d die e<strong>in</strong>zigen<br />

markanten Punkte hier, doch trotzdem genießen wir diese Begebenheiten.<br />

Durch e<strong>in</strong> Tor führt uns der Weg weiter, stets mit der Jakobsmuschel<br />

gekennzeichnet, raus aus dem Dorf auf e<strong>in</strong>en Feldweg. Mittlerweile ist von der Kälte<br />

am Morgen nichts mehr zu spüren. Im Gegenteil, die Sonne strahlt vom wolkenlosen<br />

Himmel und br<strong>in</strong>gt uns zum Schwitzen. So beschließen wir kurzer Hand, h<strong>in</strong>ter e<strong>in</strong><br />

Gebüsch zu gehen, um uns leichtere Kleidung anzuziehen.<br />

Danach fühlen wir uns schon gleich befreiter,<br />

auch wenn der Rucksack nun wieder schwerer<br />

geworden ist. Der Weg geht weiter auf e<strong>in</strong>e<br />

Anhöhe zu. Vorbei an e<strong>in</strong>er Abzweigung, die zu e<strong>in</strong>em<br />

Friedhof führt, steht uns nun der Anstieg bevor. Wir<br />

beratschlagen, ob wir schon e<strong>in</strong>e Pause e<strong>in</strong>legen,<br />

beschließen jedoch, dass wir diese erst oben auf dem<br />

Hügel machen, als „Belohnung“ sozusagen.<br />

Über diese Entscheidung s<strong>in</strong>d wir dann auch froh. Oben<br />

angekommen, lassen wir uns auf e<strong>in</strong>er Bank nieder,<br />

packen unser Vesper aus und genießen den Ausblick auf<br />

die Burg Comburg. Nach dieser Stärkung gehen wir<br />

weiter, den nächsten Stopp, Uttenhofen, im Blick. Die<br />

Strecke bis dorth<strong>in</strong> ist Natur pur. Ewig lange<br />

Getreidefelder und Wiesen schmücken die Landschaft.<br />

Dieses Bild er<strong>in</strong>nert mich an die Landschaft <strong>in</strong><br />

Spanien, die uns durch die Recherchen bekannt<br />

geworden ist. Endlose Felder und Weiten.<br />

E<strong>in</strong>samkeit. Ke<strong>in</strong>e Menschenseele begegnet uns.<br />

Wenn dieser Zustand der Natur so andauern<br />

würde, wäre man wirklich nur noch mit sich selbst<br />

und se<strong>in</strong>en Mitpilgern konfrontiert.<br />

Ich stelle mir dies sehr schwer, jedoch auch sehr<br />

<strong>in</strong>teressant vor. Diese Schlichtheit, fernab von jeder<br />

Zivilisation.<br />

Schließlich erreichen wir Uttenhofen, welches sich auch als e<strong>in</strong> sehr altes und uriges<br />

Dörfchen herausstellt. Viele Bauernhäuser, Oldtimer und e<strong>in</strong>e Gedenkstätte für die<br />

Opfer des Zweiten Weltkriegs bekommen wir hier zu sehen.<br />

E<strong>in</strong> E<strong>in</strong>wohner des Dorfes spricht uns an, ob wir Jakobspilger wären und als wir ihm<br />

dies bestätigen, me<strong>in</strong>t er, es sei nicht mehr weit, nur noch 17 km bis nach Murrhardt.<br />

Wir bedanken uns und s<strong>in</strong>d sehr erfreut über ihre offene Art und diese nette<br />

Begegnung.<br />

48


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

17 km von 26 km liegen jetzt noch vor uns. Mehr als<br />

die Hälfte. Nicht gerade wenig, aber wir führen uns<br />

vor Augen, was wir schon alles geschafft haben und<br />

s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> wenig stolz auf uns. Der Weg verlässt das<br />

Dorf mal wieder über e<strong>in</strong>en Feldweg. Wir Gehen<br />

weiter, das Getreide am Wegesrand weht im W<strong>in</strong>d.<br />

Das Gehen wird durch die Mittagshitze immer<br />

beschwerlicher, es ist nahezu unerträglich heiß. Doch<br />

wir sehen von weitem schon die nächste Ortschaft.<br />

Rieden liegt vor uns.<br />

Auch dies ist e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Dorf, jedoch mit e<strong>in</strong>er riesigen<br />

Kirche, die im Verhältnis zur Größe des Ortes den<br />

Rahmen sprengt. Im Pfarramt holen wir den Schlüssel für<br />

die Marienkirche und ruhen e<strong>in</strong>en Moment <strong>in</strong> dem kühlen<br />

Gebäude aus. Diese Gelegenheit nutzen wir dann<br />

natürlich auch, um Fotos vom Inneren der Kirche zu<br />

machen. Die Marienkirche wurde im 9. Jahrhundert<br />

gegründet und war e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong>e wichtige Wallfahrtskirche.<br />

Sie enthält e<strong>in</strong>en schönen gotischen Altar und e<strong>in</strong>e riesige<br />

Christophorus-Darstellung (heutiger Schutzpatron für<br />

Autofahrer).<br />

Beim Verlassen von Rieden ist für uns das Feuerwehrgerätehaus noch e<strong>in</strong><br />

H<strong>in</strong>gucker. Kev<strong>in</strong> und auch viele andere aus unserem Freundeskreis s<strong>in</strong>d selbst <strong>in</strong><br />

der Feuerwehr aktiv und so stellt dieses Gebäude für uns e<strong>in</strong>en persönlichen Bezug<br />

dar und der „Fachmann“ muss natürlich mal se<strong>in</strong>e Kameraden bzw. zum<strong>in</strong>dest deren<br />

Geräte <strong>in</strong> Rieden begutachten.<br />

49


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

Wir verlassen Rieden und kommen,<br />

wie soll es auch anders se<strong>in</strong>,<br />

wieder auf e<strong>in</strong>en Feldweg. Hier<br />

begegnet uns auch e<strong>in</strong> Pärchen,<br />

welches nach Wanderern aussieht.<br />

Wir vermuten, es könnten auch<br />

Pilger se<strong>in</strong>, da sie ja denselben<br />

Weg gehen. Wir sehen sie jedoch<br />

nur aus der Ferne, sodass ke<strong>in</strong><br />

Gespräch zu Stande kommen kann.<br />

Die Hitze und das lange Gehen<br />

nagen an unserer Kondition. Die<br />

Be<strong>in</strong>e schmerzen und wir haben etliche Blasen. Doch nun ist nicht die Zeit<br />

aufzugeben. Murrhardt muss bis zum Abend noch erreicht werden. Vorbei an e<strong>in</strong>em<br />

Tümpel führt der Weg weiter h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Wald. In den tiefsten Wald. Ke<strong>in</strong> richtiger<br />

Pfad ist mehr zu erkennen, nur noch Gestrüpp und Dornen überall. Zum e<strong>in</strong>en<br />

müssen wir aufpassen, dass wir uns mit den kurzen Hosen nicht die Be<strong>in</strong>e<br />

aufkratzen und zum anderen müssen wir immer das Pilgerzeichen im Blick behalten,<br />

um nicht vom Weg abzukommen. Dies ist oft nicht so e<strong>in</strong>fach. Plötzlich f<strong>in</strong>den wir<br />

nirgends mehr e<strong>in</strong>e gelbe Muschel auf blauem H<strong>in</strong>tergrund, die uns weiterleitet.<br />

Daraufh<strong>in</strong> machen wir erst e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>e Pause.<br />

Die Stimmung ist ziemlich schlecht, wir s<strong>in</strong>d<br />

alle müde und kaputt, haben Schmerzen und<br />

wissen nicht, wie weiter. Doch nach e<strong>in</strong>er<br />

kle<strong>in</strong>en Weile kommt das Pärchen von vorh<strong>in</strong><br />

vorbei. Es geht an unserem Rastplatz vorbei<br />

und wir beschließen, ihnen nachzufolgen, <strong>in</strong><br />

der Hoffnung sie gehen den richtigen Weg.<br />

Nach weiterem, uns ewig ersche<strong>in</strong>endem<br />

Wandern durch den Wald, führt der Weg <strong>in</strong>s<br />

Helle und wir erblicken e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Bauerndorf.<br />

Der Weg führte an die Hauptstraße, durch den<br />

Ort und das Pilgerzeichen weißt uns den Weg<br />

h<strong>in</strong>aus aus dem Dorf. An e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en<br />

Bauernhof am Straßenrand unterhalten sich<br />

gerade e<strong>in</strong>e Bäuer<strong>in</strong> und e<strong>in</strong> alter Mann, als<br />

wir vorbeilaufen. Sie sehen uns an und die<br />

Bäuer<strong>in</strong> fragt, ob wir Jakobspilger seien und<br />

ob wir denn noch genügend zu tr<strong>in</strong>ken hätten.<br />

Wir sagen, dass wir gut versorgt s<strong>in</strong>d und<br />

bedanken uns herzlich. Rückblickend b<strong>in</strong> ich<br />

und ich denke auch die anderen beiden, sehr<br />

dankbar für die Begegnung mit dem Pärchen und der besorgten Bäuer<strong>in</strong>. In<br />

Momenten der Frustration wurde uns der Weg gewiesen und Wasser angeboten, als<br />

die Sonne unerträglich schien. Kle<strong>in</strong>e Stützen am Rande, möglicherweise Zeichen<br />

und Hilfe von oben.<br />

Weiter an der Hauptstraße entlang, gelangen wir dann an e<strong>in</strong>en idyllischen Grillplatz,<br />

der an e<strong>in</strong>er alten, außer Funktion gesetzten Schleuse liegt. E<strong>in</strong> Bach plätschert<br />

ruhig durch das teilweise ausgetrocknete Flussbett. Alte Bote liegen dar<strong>in</strong>, Bäume<br />

s<strong>in</strong>d entwurzelt. Es sche<strong>in</strong>t, als ob die Zeit hier stehen geblieben ist. E<strong>in</strong> sehr schöner<br />

50


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

Anblick. Wir beschließen, hier zu rasten und<br />

klettern <strong>in</strong> das Flussbett h<strong>in</strong>unter, an e<strong>in</strong>er<br />

Stelle, an der es ausgetrocknet ist. Nicht weit<br />

entfernt fließt der kle<strong>in</strong>e Bach um die Kurve.<br />

Wir befreien uns von Schuhwerk und<br />

Strümpfen und kühlen unsere Füße im<br />

eiskalten Wasser. Dies ist sehr wohltuend,<br />

da die Sohlen heiß waren und vom vielen<br />

Laufen pochen. Wir essen unseren letzten<br />

Proviant und machen uns auf, das letzte<br />

Stück durch den Wald zu gehen, bevor wie endlich Murrhardt erreichen. Mit unserer<br />

Kraft fast am Ende müssen wir nun dem Wegverlauf folgen, welcher bergauf zur<br />

Ebersberger Sägemühle führt.<br />

Diese ist auch e<strong>in</strong> Ferienhaus und Gästehaus. Wie schön wäre es doch hier schon<br />

übernachten zu können.<br />

Stetig geht es bergauf an Feldern vorbei und lange Zeit trotten wir wieder<br />

durch den Wald. Immer wieder erfreut es uns drei, die Jakobsmuschel am<br />

Wegesrand zu erblicken, sie ist uns auf dem bisherigen Weg immer wichtiger<br />

geworden. Sie stellt unsere Sicherheit dar. Vergleichbar, f<strong>in</strong>de ich auch, mit dem<br />

Glauben. Pilgerwege werden im Namen Gottes und unter se<strong>in</strong>em Schutz gegangen.<br />

Auch er ist für Gläubige e<strong>in</strong>e Sicherheit, e<strong>in</strong> Wegweiser. Und dies nicht nur für e<strong>in</strong>e<br />

Reise, sondern für das ganze Leben und auch noch danach. E<strong>in</strong> guter Gedanke, der<br />

für mich vielleicht auch den S<strong>in</strong>n des Pilgerns ausmacht. Zu sich selbst und zu Gott<br />

zu gelangen. Feststellen, wie er im eigenen Leben Mensch wird (<strong>in</strong> unseren<br />

vorherigen Begegnungen) und uns zum Nachdenken anregt. Das Pilgern gibt mir<br />

solche Denkanstöße, was mich fasz<strong>in</strong>iert. Im Alltag s<strong>in</strong>d solche Situationen sicherlich<br />

auch vorhanden, bloß bemerkt man sie nicht. Immer abgelenkt von se<strong>in</strong>er Umwelt,<br />

den Medien und der eigenen Ignoranz. Es wäre vielleicht e<strong>in</strong> guter Vorsatz für mich<br />

persönlich, alle S<strong>in</strong>ne bewusster zu „öffnen“ und genauer me<strong>in</strong>e Umwelt und mich<br />

selbst zu beobachten. Auch wenn das mit Sicherheit nicht e<strong>in</strong>fach ist. Denn wie<br />

schnell verfällt man wieder <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en alten Trott, die Bequemlichkeit...<br />

Der Wald endet, wir treffen mal wieder das Pilgerpärchen und jetzt auch noch zwei<br />

andere Wanderer (oder Pilger?). Seit e<strong>in</strong>er Weile grüßen wir uns und lächeln, wenn<br />

wir e<strong>in</strong>ander begegnen.<br />

51


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

Siegelsberg ist erreicht. E<strong>in</strong> Dorf mit vielen<br />

Fachwerkhäusern und e<strong>in</strong>em Monument, das<br />

den Limesweg kennzeichnet. Bis zum Ortsende<br />

verläuft dieser identisch mit dem Jakobsweg.<br />

Wir kommen an e<strong>in</strong>em Haus vorbei, das mit<br />

e<strong>in</strong>em Spruchband bemalt ist. Darauf steht:<br />

„Befiehl dem Herrn de<strong>in</strong>e Wege und hoffe auf<br />

ihn. Er wird’s wohl machen“. Dieser Vers passt<br />

genau <strong>in</strong> unsere Situation. Alles ist gut<br />

gegangen. In Kürze erreichen wir Murrhardt, Stunden vor Herbergenschluss. Unsere<br />

Befürchtungen und Ängste s<strong>in</strong>d wie weggeblasen. „Gott sei Dank!“ bleibt uns da nur<br />

zu sagen.<br />

Wenige M<strong>in</strong>uten nun nur noch und wir entdecken das „errettende Schild“,<br />

JUGENDHERBERGE.<br />

Es zeigt den Hang nach oben h<strong>in</strong>auf. Auch das noch,<br />

aber es wird der letzte Berg für heute se<strong>in</strong>. Wir<br />

steigen h<strong>in</strong>auf und erreichen endlich unser Quartier<br />

für die Nacht. E<strong>in</strong> freundlicher Herbergsvater begrüßt<br />

uns und wir melden uns an. Dabei stellen wir fest, dass wir e<strong>in</strong>en Herbergsausweis<br />

benötigen, um <strong>in</strong> deutschen Jugendherbergen übernachten zu können. Doch der<br />

Herbergsvater drückt e<strong>in</strong> Auge zu als wir ihm erzählen, von wo wir kommen. Ich<br />

denke, wir haben auf ihn auch e<strong>in</strong>en sehr erschöpften E<strong>in</strong>druck gemacht. So<br />

beziehen wir e<strong>in</strong> Zimmer mit zwei Stockbetten und ruhen uns erst e<strong>in</strong>mal für e<strong>in</strong>en<br />

Moment aus. Die E<strong>in</strong>richtung ist bescheiden, aber genügt. Genau das Richtige für<br />

e<strong>in</strong>en Pilger und mit Sicherheit komfortabler als manche Refugios <strong>in</strong> Spanien. Unsere<br />

Körper s<strong>in</strong>d ausgelaugt und müde und Rücken und Be<strong>in</strong>e schmerzen sehr. Alle<br />

haben Blasen bekommen und wollen eigentlich heute ke<strong>in</strong>en Schritt mehr gehen.<br />

Doch unser Magen knurrt, da wir den ganzen Tag nur unser mitgenommenes Vesper<br />

verzehrt und viel Energie benötigt hatten. So beschließen wir doch noch mal die<br />

Herberge zu verlassen, um uns <strong>in</strong> Murrhardt noch etwas zu Essen zu kaufen. Da wir<br />

uns nicht mehr <strong>in</strong> die Wanderschuhe zwängen können, gehen wir barfuss oder mit<br />

leichten Schlappen <strong>in</strong> die Stadt. Mit Pizza gestärkt gehen wir noch zur Tankstelle und<br />

kaufen uns e<strong>in</strong> Shampoo, denn wir haben alle das sehnlichste Bedürfnis nach e<strong>in</strong>er<br />

Dusche. Vor Reisebeg<strong>in</strong>n hatten wir jedoch nichts, außer Zahnpasta, an<br />

Hygieneartikeln e<strong>in</strong>gepackt, da wir dachten, dass wir auch zwei Tage ohne Duschen<br />

überstehen. Doch der Tag war sehr heiß und das Wandern anstrengend. Doch wie<br />

gut, dass es Tankstellen gibt, die auch noch am späten Abend alles zur Verfügung<br />

haben (wenn auch etwas überteuert, doch das spielt dann ke<strong>in</strong>e Rolle). Am Cam<strong>in</strong>o<br />

52


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

Francés hätten wir den Abend wohl ungeduscht überstehen müssen. Frisch geduscht<br />

und gesättigt, fallen wir dann todmüde <strong>in</strong>s Bett und schlafen felsenfest. Am nächsten<br />

Morgen erwartet uns e<strong>in</strong> reichlich gedeckter Frühstückstisch. Wir stärken uns und<br />

verlassen die Herberge dann. Im Ortskern Murrhardts angekommen, entdecken wir,<br />

dass gerade Wochenmarkt ist. Diese Möglichkeit ergreifen wir, um uns noch etwas<br />

Obst und Getränke für den weiteren Weg zu kaufen.<br />

Auch hier sorgt unser Aussehen für e<strong>in</strong>ige neugierige Blicke. Wir folgen weiter den<br />

Zeichen hier <strong>in</strong> der Innenstadt und kommen schließlich zur evangelischen<br />

Stadtkirche St. Januarius, wo Jakobspilger schon willkommen geheißen werden und<br />

Kontakte für sie angeboten werden.<br />

53


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

5.2 von Murrhardt nach Ste<strong>in</strong>bach; W<strong>in</strong>nenden<br />

(geschrieben von Angela)<br />

Lisa und ich, als wir Murrhardt gerade verlassen<br />

54<br />

Nachdem wir uns die schöne Kirche <strong>in</strong> Murrhardt<br />

angeschaut haben und uns dort noch e<strong>in</strong> letztes Mal<br />

h<strong>in</strong>gesetzt haben, geht es für uns wieder aus der<br />

Stadt Murrhardt heraus und <strong>in</strong> den Wald h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>. Bis<br />

zum Eschelhof geht es immer bergauf. Wir s<strong>in</strong>d noch<br />

sehr erschöpft vom Vortag und beg<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

gemächlichen Tempo zu laufen. Jeder von uns<br />

jammert, was ihm alles schmerzt. Mal tut dem e<strong>in</strong>en<br />

se<strong>in</strong> Knie weh, dann dem anderen der Rücken und<br />

wieder dem anderen die Oberschenkel. Wir<br />

überlegten es uns sogar schon, mit dem Bus bis nach<br />

Oppenweiler zu fahren, so sehr s<strong>in</strong>d wir mit den<br />

Kräften am Ende. Doch unser Wille ist stärker und wir<br />

wollen es auch uns selbst und den Anderen beweisen,<br />

dass wir e<strong>in</strong> starkes Durchhaltevermögen besitzen<br />

und es schaffen werden. Und so beißen wir unsere<br />

Zähne zusammen und laufen tapfer weiter.<br />

Nach und nach laufen wir immer schneller. Wir nehmen uns auch vor, weniger<br />

Pausen zu machen, um schneller am Ziel anzukommen. Wir schaffen es wirklich, uns<br />

daran zu halten. Völlig erschöpft und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Rekordzeit, kommen wir schließlich am<br />

Wanderheim Eschelhof an. Da gerade ke<strong>in</strong> Wochenende ist, gibt es auch ke<strong>in</strong>e<br />

Bewirtschaftung. Das wussten wir aber zum Glück schon vorher und haben uns e<strong>in</strong><br />

Vesper mitgenommen. Dieses essen wir jetzt genüsslich. Jeder e<strong>in</strong>zelne von uns ist<br />

sehr stolz auf sich selbst.<br />

Ich habe me<strong>in</strong>en Körper noch nie <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Leben zuvor so sehr angestrengt.<br />

Natürlich b<strong>in</strong> ich völlig kaputt, aber mir g<strong>in</strong>g und geht es selten so gut wie auf diesem<br />

Weg. Als wir am Tag zuvor <strong>in</strong> Murrhardt angekommen waren, da hatte ich so e<strong>in</strong><br />

schönes, befreiendes Gefühl und ich war stolz auf mich. Wir drei, Lisa, Kev<strong>in</strong> und ich,<br />

haben die letzten Stunden nur <strong>in</strong> der Natur verbracht und s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e sehr lange<br />

Strecke mit unseren Füßen gelaufen. Dazu muss man noch sagen, dass wir alle<br />

nicht gerade sportlich s<strong>in</strong>d. In unserem Freundeskreis s<strong>in</strong>d wir diejenigen, die sich<br />

vor dem Laufen sonst immer drücken. Doch dieser Tag gestern war ke<strong>in</strong>e


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

gewöhnliche Wanderung. Man ist doch immer wieder mit dem Gedanken gelaufen,<br />

dass man nicht irgende<strong>in</strong>en Weg läuft, sondern e<strong>in</strong>en Pilgerweg, den schon Leute im<br />

12. Jahrhundert, <strong>in</strong> unserer Region, gelaufen s<strong>in</strong>d.<br />

Beim Sitzen am Eschelhof spürt man, dass es heute deutlich kühler geworden ist als<br />

gestern. Und so ziehen wir unsere Jacken an. In der Pause unterhalten wir uns über<br />

die zurückgelegte Strecke und was unsere Freunde und Bekannte dazu sagen<br />

werden. Viele haben uns im Voraus schon für verrückt gehalten, zwei Etappen auf<br />

dem Jakobsweg zu laufen. Aber davon haben wir uns nicht unterkriegen lassen.<br />

Andere waren zunächst von der Idee begeistert und fanden es mutig, s<strong>in</strong>d dann aber<br />

doch abgesprungen.<br />

Ke<strong>in</strong>er von uns will jetzt aufstehen. So lange man läuft, tragen die Be<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>en schon<br />

fast von alle<strong>in</strong>e, manchmal <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em schnelleren, manchmal <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em langsameren<br />

Tempo. Aber sobald man sich h<strong>in</strong>setzt, fällt es e<strong>in</strong>em enorm schwer, wieder<br />

aufzustehen. Dieses Gefühl ist sehr schwer zu beschreiben, man muss es e<strong>in</strong>fach<br />

erlebt haben, damit man es versteht.<br />

Als jeder m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>mal gesagt hatte: „So, jetzt stehen wir auf!“, haben wir<br />

diesen Satz auch wahrgenommen. In e<strong>in</strong>em gemütlichen Tempo geht es dann immer<br />

bergab, bis nach Oppenweiler.<br />

In Oppenweiler machen wir e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Umweg,<br />

welcher ebenfalls von den Muscheln gut ausgeschildert<br />

ist, um an der Jakobus-Kirche (l<strong>in</strong>ks auf dem Bild) e<strong>in</strong>e<br />

kurze E<strong>in</strong>kehr zu halten. Als die Kirche erbaut wurde,<br />

war Gerhard Bischof von Speyer der zuständige Bischof<br />

für die Geme<strong>in</strong>de Oppenweiler.<br />

Bis zum 16. Jahrhundert war die Kirche katholisch,<br />

danach wurde sie evangelisch und ist es auch bis heute<br />

geblieben.<br />

Von 1973 bis 1975 wurde die Kirche schließlich erneuert<br />

und restauriert. So wurde aus der alten Dorfkirche e<strong>in</strong>e<br />

wunderschöne Kirche, mit e<strong>in</strong>er schönen Gedenkstätte<br />

an die Freiherren von Sturmfeder, die <strong>in</strong> Oppenweiler<br />

Geschichte geschrieben haben. Schriftliche Dokumente<br />

besagen, dass bereits 1124 e<strong>in</strong>e Pilgerherberge <strong>in</strong> Oppenweiler existierte. Somit war<br />

Oppenweiler schon zu Beg<strong>in</strong>n der Geschichte des Jakobsweges e<strong>in</strong>e wichtige<br />

Station.<br />

Erste schriftliche Funde über die Gründung der Kirche<br />

besagen, dass die Kirche <strong>in</strong> den Jahren 1460-1511<br />

erbaut wurde. Das Südportal (rechts auf dem Bild) deutet<br />

jedoch auf e<strong>in</strong> früheres Entstehen der Kirche h<strong>in</strong>, so etwa<br />

auf das Jahr 1354. Besonders das Hochrelief weist auf<br />

e<strong>in</strong>e Entstehung im 14. Jahrhundert h<strong>in</strong>. Es wird<br />

geschätzt, dass die Jakobuskirche bereits 1354 erbaut<br />

wurde. Somit hätte die Kirche ke<strong>in</strong>en spätgotischen,<br />

sondern e<strong>in</strong>en romanischen Ursprung gehabt.<br />

55


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

56<br />

Wenn man die Kirche durch den Haupte<strong>in</strong>gang betritt, sieht man<br />

zu se<strong>in</strong>er Rechten gleich e<strong>in</strong> Ste<strong>in</strong>grabmal. Insgesamt gibt es<br />

12 Grabste<strong>in</strong>e zu betrachten. Diese ließen die Freiherren von<br />

Sturmfeder errichten, um ihre Macht zu symbolisieren. Auf dem<br />

Bild l<strong>in</strong>ks sehen wir Burkhard II Sturmfeder, welcher 1365 starb.<br />

Dieses Monument ist das Älteste, welches es <strong>in</strong> der Jakobus-<br />

Kirche gibt.<br />

Schaut man sich weiter <strong>in</strong> der Kirche um, dann sieht<br />

man den bee<strong>in</strong>druckenden spätgotischen Hochaltar.<br />

Dieser wird der Ulmer Schule zugeschrieben und ist<br />

etwa 1470 entstanden. Die geöffneten Tafeln zeigen<br />

die „Volkstümliche Frömmigkeit“. In der Mitte des<br />

geöffneten Hochaltars sehen wir die Apostel und<br />

Heiligen als Märtyrer abgebildet.<br />

Rechts auf dem oberen Bild sehen wir den heiligen<br />

Veit, Maria, die Mutter Jesu, den gekreuzigten<br />

Christus, Johannes mit dem Evangeliumsbuch und<br />

Jakobus, mit der Pilgermuschel auf dem Kopf. E<strong>in</strong>en<br />

größeren Ausschnitt von Jakobus sehen wir unten auf<br />

der rechten Seite.<br />

An dieser Abbildung ist die Darstellung von der<br />

„Schwanger-Werdung“ sehr <strong>in</strong>teressant. L<strong>in</strong>ks auf<br />

dem Bild kann man sehen, dass Maria e<strong>in</strong>en<br />

Heiligensche<strong>in</strong> besitzt und über ihr e<strong>in</strong>e Taube als<br />

Symbol des Heiligen Geistes fliegt. Vom Himmel<br />

führt e<strong>in</strong> Schweif zu der Taube, wo der kle<strong>in</strong>e Jesus<br />

herkommt. Damit wird verdeutlicht, dass Maria nur<br />

durch Gottes Heiligen Geist schwanger wurde.<br />

Auf der geschlossenen Tafel sehen wir die<br />

„Marienfrömmigkeit“. Hier wird die Geschichte der<br />

Jungfrau Maria erzählt.<br />

Das Zeichen der Freiherrn von Sturmfeder war die<br />

Sturmfeder. Auf der Decke der Kirche, auf dem Hochalter<br />

und auf e<strong>in</strong>em der Ste<strong>in</strong>grabmale ist es vorzuf<strong>in</strong>den, wenn<br />

man genau h<strong>in</strong>schaut.<br />

In der Jakobuskirche bekommen wir e<strong>in</strong>e persönliche<br />

Führung von Herrn Pfarrer Lampadius. Er erzählt uns e<strong>in</strong>e<br />

<strong>in</strong>teressante Geschichte von der Familie Sturmfeder. Oben


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

habe ich diese Familie schon erwähnt. Die Familie ist im 14. Jahrhundert, gleichzeitig<br />

mit dem Markgrafen von Württemberg, welcher sich <strong>in</strong> Backnang ansiedelte, nach<br />

Oppenweiler gekommen. Von da an schrieb diese Familie hier Geschichte. E<strong>in</strong>e<br />

<strong>in</strong>teressante Geschichte gibt es von e<strong>in</strong>em Sohn mit se<strong>in</strong>em Vater. Eberhardt III war<br />

der Sohn von Burkhard VIII. Als die Mutter von Eberhardt starb, hatte se<strong>in</strong> Vater e<strong>in</strong>e<br />

neue Frau. Diese Frau gefiel auch se<strong>in</strong>em Sohn. Und so kam es, dass er sie se<strong>in</strong>em<br />

Vater ausspannte. Doch hatte der Sohn nicht viel davon, da er kurze Zeit darauf dem<br />

Bauernkrieg zum Opfer fiel (†1525). Burkhard schenkte se<strong>in</strong>em Sohn e<strong>in</strong><br />

Grabdenkmal, obwohl dieser ihm se<strong>in</strong>e neue Frau ausgespannt hatte. Der Vater von<br />

Eberhardt überlebte ihn um neun Jahre und verlor se<strong>in</strong> Leben auch während des<br />

Bauernkrieges. Die Monumente der beiden s<strong>in</strong>d immer noch <strong>in</strong> der Kirche erhalten.<br />

l<strong>in</strong>ks:<br />

Eberhardt III<br />

(Sohn)<br />

rechts:<br />

Burkhard VIII<br />

(Vater)<br />

Nun verlassen wir die Kirche und laufen e<strong>in</strong>ige<br />

Meter weiter, da sehen wir e<strong>in</strong> Schlösschen.<br />

Dieses ist schön anzusehen ist auch das<br />

ehemalige Schlösschen, welches im Jahre<br />

1782 ebenfalls von den Freiherren von<br />

Sturmfeder erbaut wurde. Man kann sehr<br />

deutlich erkennen, dass diese Familie über<br />

Generationen h<strong>in</strong>weg sehr viel E<strong>in</strong>fluss <strong>in</strong><br />

Oppenweiler und der Umgebung hatte und<br />

auch sehr bekannt war. Dieses achteckige<br />

Wasserschloss, welches im klassizistischen<br />

Stil erbaut worden ist, war der ehemalige Sitz dieser Familie. Heute bef<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong><br />

diesem wunderschönen Gebäude das Rathaus von Oppenweiler, <strong>in</strong> welchem auch<br />

Trauungen vollzogen werden.<br />

Umgeben ist dieser idyllische Ort von e<strong>in</strong>em Park, <strong>in</strong> welchem wir uns <strong>in</strong> die Wiese<br />

legen und uns von den Strapazen des Weges etwas erholen. Die Führung durch die<br />

Kirche und der Anblick des Schlösschens lassen uns für e<strong>in</strong>ige Momente die<br />

Anstrengungen des Weges vergessen. Längere Zeit sitzen wir nur nebene<strong>in</strong>ander<br />

und schweigen uns an. Das Sprechen ist anstrengend geworden, so dass jeder<br />

se<strong>in</strong>e Gedanken lieber für sich behält. Jeder lässt sich noch e<strong>in</strong>mal die zurückgelegte<br />

Strecke durch den Kopf gehen.<br />

57


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

Mir ist aufgefallen, dass es auch bei uns wunderschöne Orte und Plätze <strong>in</strong> der Natur<br />

gibt. Aber wir nehmen sie im Alltag nicht wahr,<br />

weil wir uns nicht bewusst Zeit dafür nehmen.<br />

Während des Pilgerns hat man viel Zeit, sich<br />

umzuschauen und dankbar zu se<strong>in</strong>, was wir<br />

doch für e<strong>in</strong>e schöne Welt haben und wie gut<br />

es uns geht. Ich genieße die E<strong>in</strong>samkeit<br />

während des Pilgerns. Natürlich begegnen<br />

e<strong>in</strong>em Bewohner von kle<strong>in</strong>en Dörfern und<br />

Städten, aber die meiste Zeit bef<strong>in</strong>det man sich<br />

auf Feldwegen und Waldwegen und begegnet<br />

niemandem.<br />

Nach der Pause laufen wir weiter Richtung Bahnhof und durchqueren nun die Dörfer<br />

Aichelbach und Zell. In Zell wohnt die Familie Hermann, die Pilger bei sich<br />

aufnimmt, wenn diese e<strong>in</strong>e Schlafmöglichkeit benötigen. Frau Hermann hat sich dazu<br />

bereiterklärt, für uns e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Erfahrungsbericht zu verfassen, <strong>in</strong> dem sie<br />

erzählt, wie sie dazu kam, Pilger aufzunehmen und welche Erfahrung sie mit ihnen<br />

geteilt hat.<br />

Erfahrungsbericht von Annemarie Hermann aus Oppenweiler<br />

Oppenweiler liegt an e<strong>in</strong>em der unzähligen Pilgerwege nach Santiago de<br />

Compostela. Die Jakobuskirche ist e<strong>in</strong> Anziehungspunkt und zeigt gleichzeitig, auf<br />

welche lange Pilgertradition man hier zurückblickt.<br />

Als ich als Quartiergeber<strong>in</strong> für Pilger von der Kirchengeme<strong>in</strong>de angefragt wurde, war<br />

ich zunächst unschlüssig. Wie würde wohl der Rest me<strong>in</strong>er Familie wildfremde<br />

Menschen aufnehmen? Konnte ich den Pilgern wirklich trauen?<br />

Nach e<strong>in</strong>igen Überlegungen sagte ich zu. Folgende Gründe bewogen mich zu dieser<br />

Zusage.<br />

Ich stellte mir vor, wie es mir wohl als Pilger<strong>in</strong> selber g<strong>in</strong>ge, nach e<strong>in</strong>er<br />

anstrengenden Etappe auf dem Pilgerweg.<br />

Freunde von mir, die sich ihrerseits auf den Pilgerweg gemacht hatten, berichteten<br />

so farbig und <strong>in</strong>teressant, dass mir e<strong>in</strong>e eigene Begegnung mit Pilgern zu e<strong>in</strong>er<br />

spannenden Angelegenheit wurde.<br />

Die Räumlichkeiten <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Haus bieten sich für e<strong>in</strong>e unkomplizierte und separate<br />

Unterbr<strong>in</strong>gung der Pilger an.<br />

In der Zwischenzeit s<strong>in</strong>d E<strong>in</strong>zelwanderer und kle<strong>in</strong>e Gruppen bei mir zu Gast<br />

gewesen. Immer wieder ergaben sich <strong>in</strong>teressante Gesprächsthemen, bis h<strong>in</strong> zu<br />

Gegene<strong>in</strong>ladungen.<br />

Me<strong>in</strong> Vertrauen <strong>in</strong> die Pilger wurde bisher nie enttäuscht.<br />

E<strong>in</strong>en Unkostenbeitrag für Übernachtung und Frühstück stelle ich meistens <strong>in</strong> ihr<br />

eigenes Ermessen, “reich“ wird man zwar dabei nicht, aber die Begegnung an sich<br />

bereichert e<strong>in</strong>en sehr.<br />

Als „Pilgersonderservice“ biete ich unterdessen auch an, die verschwitzte Wäsche zu<br />

waschen, wovon die Pilger gerne Gebrauch machen.<br />

Auch me<strong>in</strong>e Idee mit dem Pilgergästebuch wird gerne aufgegriffen. Der letzte E<strong>in</strong>trag<br />

dar<strong>in</strong> ist von e<strong>in</strong>em 20-jährigen der hier nächtigte und nach se<strong>in</strong>em Abitur von<br />

58


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

Nürnberg aus losgewandert ist: “Dem Geduldigen laufen die D<strong>in</strong>ge zu, dem Eiligen<br />

laufen sie davon.“ (asiat. Weisheit)<br />

Die nächste Anfrage für e<strong>in</strong> Quartier besteht schon. Diesmal von e<strong>in</strong>em<br />

Rechtsanwalt aus der Ludwigsburger Gegend.<br />

Auch auf diese völlig andere Begegnung b<strong>in</strong> ich gespannt.<br />

Es lohnt sich, Pilgergastgeber<strong>in</strong> zu se<strong>in</strong>.<br />

Fortsetzung der Pilgerwanderung…<br />

Nachdem wir Zell verlassen haben, folgen wir dem Weg entlang dem Plattenwald<br />

Richtung Ste<strong>in</strong>bach. Diese Strecke verläuft parallel zur Landstraße. Jeder von uns ist<br />

diesen Weg selbst schon mit dem Fahrrad gefahren oder mit dem Auto auf der<br />

Landstraße. Es ist aber etwas anderes, wenn man auf diesem Weg läuft. Alles zieht<br />

langsamer an e<strong>in</strong>em vorbei. Man nimmt die Bank am Wegrand viel bewusster wahr<br />

und rast nicht nur an ihr vorbei. Wir haben mit dem Gedanken gespielt, wieder e<strong>in</strong>e<br />

kurze Rast zu machen, aber wir lassen es. Sich nach e<strong>in</strong>er Pause zum Weiterlaufen<br />

zu motivieren ist sehr viel schwieriger, als wenn man e<strong>in</strong>fach weiter läuft, ohne sich<br />

h<strong>in</strong>zusetzen.<br />

Nun verläuft unser Weg, welcher sehr idyllisch ist, durch e<strong>in</strong>e Wiese, entlang der<br />

Murr. Langsam nähern wir uns dem Dorf Ste<strong>in</strong>bach. Als wir <strong>in</strong> Ste<strong>in</strong>bach ankommen,<br />

machen wir e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Umweg und besuchen Petra Hohl. Sie selbst nimmt Pilger<br />

auf, wenn diese e<strong>in</strong>e Unterkunft brauchen. Sie hat uns mit offenen Armen<br />

empfangen und hat uns über die unterschiedlichen Pilger etwas erzählt, die bei ihr<br />

schon übernachtet haben. Sie hat es bisher nicht bereut, den Entschluss gefasst zu<br />

haben, Pilger bei sich aufzunehmen. Nach diesem netten Besuch laufen wir weiter<br />

auf dem Jakobsweg und betrachten uns die Kirche. Da ich sonntags den<br />

Mesnerdienst <strong>in</strong> der Stephanuskirche <strong>in</strong> Ste<strong>in</strong>bach mache, war es überhaupt ke<strong>in</strong><br />

Problem, auch <strong>in</strong>nen <strong>in</strong> die Kirche zu schauen. Hier ist der Pilgerweg für uns zu<br />

Ende.<br />

Kev<strong>in</strong> hat es sich nicht nehmen lassen, e<strong>in</strong>en Bericht darüber zu verfassen, wie es<br />

ihm auf dem Jakobsweg ergangen ist. Er beschreibt nicht nur den Weg, sondern<br />

auch die Gedanken und Zweifel, die ihm auf dem Weg aufkamen.<br />

Gedanken von Kev<strong>in</strong><br />

Warum? Warum laufen jedes Jahr so viele Menschen den Jakobsweg? Was suchen<br />

sie? Und wor<strong>in</strong> liegt ihr Ziel? Diese Fragen stelle ich mir nicht nur e<strong>in</strong>mal, als wir<br />

morgens so gegen 7 Uhr <strong>in</strong> Schwäbisch Hall ankommen. Dort beg<strong>in</strong>nt nämlich für<br />

uns der Jakobsweg.<br />

Als wir morgens <strong>in</strong> Schwäbisch Hall aus dem Bus aussteigen und gleich zur<br />

evangelischen Kirche gehen, ist uns das Ausmaß unserer Reise noch nicht bekannt.<br />

Von dem Zwang getrieben, herauszuf<strong>in</strong>den, was die anderen Jakobspilger genau auf<br />

diesen Weg trieb, laufen wir an dem durch Jakobsmuscheln gekennzeichneten Weg<br />

Richtung Bahnhof, entlang. Dort angekommen, verweist uns die Muschel auf e<strong>in</strong>en<br />

schon ziemlich abgelegenen Fußweg, durch e<strong>in</strong>en Wald h<strong>in</strong>durch und geradewegs<br />

auf e<strong>in</strong>e Straße, die uns zum ersten kle<strong>in</strong>eren Dorf führt, namens Tullau. Durch die<br />

Schönheit der Gebäude geblendet, folgten wir weiter der Muschel, um nicht vom<br />

Weg abzukommen. Kaum aus dem Dorf heraus, führt uns die Muschel wieder auf<br />

e<strong>in</strong>e Straße, <strong>in</strong> der Richtung e<strong>in</strong>es Friedhofs. An diesem vorbei, macht der Weg e<strong>in</strong>e<br />

59


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

Kurve <strong>in</strong> die Prärie, bzw. auf e<strong>in</strong>en Feldweg, der die meiste Zeit geradeaus verläuft.<br />

Wieder diese Fragen. Warum dieser Weg? Hilft uns der Weg, unsere Sünden zu<br />

vergeben? Oder ist das alles umsonst? Die Antwort ist mir zu diesem Zeitpunkt noch<br />

nicht bekannt und deshalb will ich weiter, weiter auf diesem Weg laufen, vielleicht<br />

würde er uns die Antworten irgendwann auf dem Silbertablett servieren, vielleicht<br />

bleiben sie auch unbeantwortet, aber das will ich nicht wahr haben. Der nächste Ort<br />

hat sicher e<strong>in</strong>e Antwort auf e<strong>in</strong>e me<strong>in</strong>er Fragen, denn dort s<strong>in</strong>d wir mittlerweile<br />

angekommen. Uttenhofen, e<strong>in</strong> durch die Landwirtschaft geprägtes Dorf mit e<strong>in</strong>er<br />

kle<strong>in</strong>en Gedenkstädte für die Opfer des 2. Weltkrieges und vielen restaurierten<br />

Oldtimern. Was ist die Aussage dieses Dorfes? Warum führte uns der Weg hierher?<br />

Will er uns etwas zeigen? Vielleicht, ehre de<strong>in</strong>e alten Freunde oder freue dich auch<br />

über Kle<strong>in</strong>igkeiten, aber die Antwort ist dies sicher nicht. Dieses Dorf beherbergt viele<br />

schöne D<strong>in</strong>ge, wie zum Beispiel mehrere restaurierte Transporter und Motorräder.<br />

Die Stimmung des Dorfes ist mehr verschlafen als aufgeweckt, ok, es ist erst kurz vor<br />

Zehn, aber wir s<strong>in</strong>d ja schließlich auch schon wach.<br />

Die Muschel führt uns aus diesem Dorf heraus, direkt, wie zu erwarten ist, auf e<strong>in</strong>en<br />

Feldweg, der uns sicher <strong>in</strong> die nächste Ortschaft lenkt. In Rieden angekommen, von<br />

der Muschel geleitet, laufen wir direkt zur Kirche. Die Größe dieser Kirche ist<br />

gewaltig, dass e<strong>in</strong> so kle<strong>in</strong>es Örtchen wie Rieden so e<strong>in</strong>e große Kirche hat, ist sehr<br />

ungewöhnlich. Deshalb wollen wir sie besichtigen und lassen uns deshalb vom<br />

Pfarrer die Kirche aufschließen. In der Kirche machen me<strong>in</strong>e zwei Wegbegleiter<strong>in</strong>nen<br />

etliche Fotos von den Gemälden an der Wand, vom Altar, etc..<br />

Solche Kirchen machen mir immer Angst, weil ich nicht wahr haben will und kann,<br />

dass dies alles nur aus Glaube entstand. Menschen haben sich dafür geopfert, nur<br />

damit diese gewaltigen Bauwerke entstehen, um danach dar<strong>in</strong> ihren Gott anbeten zu<br />

können. Naja wieder e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> Beweis dafür, dass Glaube manchmal Berge<br />

versetzen kann, <strong>in</strong> diesem Fall waren es nun mal Ste<strong>in</strong>e, ne<strong>in</strong>, fast schon<br />

Felsbrocken. Ist dies vielleicht e<strong>in</strong>e Botschaft des Weges? Will er de<strong>in</strong>en Glauben<br />

festigen oder sogar stärken? E<strong>in</strong>s ist sicher, die Menschen damals hatten e<strong>in</strong>en<br />

starken und festen Glauben, denn sonst würde heute diese Kirche hier nicht stehen.<br />

Für mich leider noch zu wenig, damit der Glaube an Gott, der aus tiefstem Herzen<br />

kommen sollte, <strong>in</strong> mir entbrennt.<br />

Rieden hatte sonst leider nichts Interessantes mehr, außer e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en<br />

Feuerwehrgerätehaus, das kurz me<strong>in</strong>e Aufmerksamkeit und die me<strong>in</strong>er Gefährt<strong>in</strong>nen<br />

<strong>in</strong> Anspruch nimmt. Die Muschel schickt uns wieder h<strong>in</strong>aus auf e<strong>in</strong>en Feldweg, der<br />

uns an e<strong>in</strong>em Spielplatz vorbei <strong>in</strong> den Schwäbischen Wald schickt.<br />

Jetzt wird es ungemütlich, der Weg will uns auf den Arm nehmen und lenkt uns auf<br />

e<strong>in</strong>en Trampelpfad durch den tiefsten Wald. Was soll das denn jetzt? Wie soll man<br />

hier zu sich selbst f<strong>in</strong>den, wenn man die ganze Zeit aufpassen muss, dass man sich<br />

nirgends aufschneidet? Denn überall s<strong>in</strong>d Dornen, an denen man sich verletzen<br />

kann. Der Weg wird’s schon richten, oder die Muschel?<br />

Nach mehreren Kilometern durch den Wald verläuft der Weg durch e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es<br />

Bauerndörfchen wieder auf e<strong>in</strong>e Landstraße, die uns dann zu e<strong>in</strong>em Grillplatz führt,<br />

der nur über e<strong>in</strong>e Brücke zu erreichen ist, weil rechts e<strong>in</strong> Fluss verläuft und l<strong>in</strong>ks e<strong>in</strong><br />

ausgetrocknetes Bachbett mit e<strong>in</strong>er Schleuse ist. Dieser Platz hat uns gerade dazu<br />

e<strong>in</strong>geladen, e<strong>in</strong>e Pause zu machen. Vielleicht will der Weg es so, denn alles sche<strong>in</strong>t<br />

hier e<strong>in</strong>e Pause zu machen. Der Grillplatz ist leicht verwildert, die Schleuse ist<br />

heruntergekommen und die Boote, die überall herumliegen, s<strong>in</strong>d auch nicht mehr die<br />

Neuesten.<br />

Nach e<strong>in</strong>iger Zeit der Entspannung geht für uns die Reise weiter und wie es zu<br />

erwarten ist, kurz nachdem wir die Sägemühle Ebersberg passiert haben, wieder <strong>in</strong><br />

60


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

den Wald. Warum schon wieder Wald? Was sollen wir denn bitte hier f<strong>in</strong>den? Hier ist<br />

es zwar leise und man kann gut nachdenken, aber was soll das e<strong>in</strong>em selbst<br />

br<strong>in</strong>gen, wenn man überhaupt nicht weiß, was der Weg e<strong>in</strong>em sagen will? Nur e<strong>in</strong>s<br />

steht fest, dort wo wir uns zu der Zeit bef<strong>in</strong>den, s<strong>in</strong>d die Muscheln rar. Jede neue<br />

Muschel bestätigt den Weg und stimmt uns alle fröhlich.<br />

In Wolfenbrück angekommen, machen wir wieder e<strong>in</strong>e Pause, denn der Weg nagt an<br />

unseren Kräften und man fragt sich immer wieder: Wozu das alles? Welchen S<strong>in</strong>n<br />

haben diese Anstrengungen und Schmerzen <strong>in</strong> den Gliedern? Aber jetzt ist es zu<br />

spät, denn den „po<strong>in</strong>t of no return“ haben wir schon heute Morgen h<strong>in</strong>ter uns<br />

gelassen, als wir unsere Häuser verlassen haben. Die Pause darf nicht lange<br />

währen, weil wir nicht allzu spät <strong>in</strong> Murrhardt ankommen wollen und uns die Muschel<br />

wieder <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Wald schickt, der wegen se<strong>in</strong>em unwegsamen Gelände e<strong>in</strong>ige Zeit <strong>in</strong><br />

Anspruch nimmt.<br />

Kurz nachdem wir den Wald h<strong>in</strong>ter uns lassen, erblicken wir schon die Dächer von<br />

Siegelsberg, das letzte Dorf zwischen uns und Murrhardt, dem Ende unserer Etappe.<br />

Siegelsberg ist e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>de, <strong>in</strong> der e<strong>in</strong>iges auf den Jakobsweg h<strong>in</strong>weist.<br />

Wie zum Beispiel Bilder an Hauswänden, Sprüchen auf Fachwerkhäusern, und<br />

vielem mehr. E<strong>in</strong>er dieser Sprüche ist: “Befiehl dem Herrn de<strong>in</strong>e Wege und hoffe auf<br />

ihn. Er wird’s wohl machen.“ Hat dieser Satz Aussagekraft? Wenn ja, was will er uns<br />

sagen? E<strong>in</strong>s ist wiederum sicher, der Weg hat uns fertig gemacht. Wir spüren jedes<br />

Glied an unserem Körper und unsere Be<strong>in</strong>e schmerzen jämmerlich. Aber die<br />

Muschel schickt uns weiter Richtung Murrhardt, wo wir dann auch bald darauf<br />

ankommen. Wir suchen die Jugendherberge auf und quartieren uns dort e<strong>in</strong>.<br />

Am nächsten Tag machen wir uns wieder auf den Weg. Wir spielen morgens noch<br />

mit dem Gedanken, nach Hause zu gehen, aber ich glaube der Wille hat gesiegt und<br />

wir wollen uns damit auch selber etwas beweisen, deshalb müssen wir weiter dem<br />

Weg entlang, auch wenn uns klar ist, dass wir nur ca. 1/3 der neuen Etappe laufen<br />

werden.<br />

Wir machen uns auf zur Kirche von Murrhardt, denn diese wollen wir auch noch<br />

begehen. Als wir dann e<strong>in</strong> paar Bilder von Innen und Außen geschossen haben,<br />

machen wir uns auf den Weg Richtung Eschelhof. Dies ist e<strong>in</strong>e beschwerliche<br />

Etappe, denn es geht die meiste Zeit bergauf. Warum denn dieser Weg? Was ist hier<br />

so besonders? Ich schaue mich um und sehe ke<strong>in</strong>e Antwort auf me<strong>in</strong>e Fragen, aber<br />

eigentlich sollten die Antworten auf me<strong>in</strong>e Fragen hier auf dem Weg liegen, aber aus<br />

irgendwelchen unersichtlichen Gründen bleiben sie mir verwehrt. Vielleicht werden<br />

sie an anderer Stelle beantwortet, wer weiß, wer weiß.<br />

Am Eschelhof angekommen, geht es wieder den Berg h<strong>in</strong>ab, Richtung Oppenweiler<br />

und Ste<strong>in</strong>bach, unserem Ziel. Dort angekommen b<strong>in</strong> ich zwar körperlich fertig aber<br />

leider nicht erleuchtet, denn me<strong>in</strong>e Fragen bleiben unbeantwortet und den S<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er<br />

solchen Reise sehe ich zu me<strong>in</strong>em Bedauern auch nicht. Vielleicht liegt die Antwort<br />

auf me<strong>in</strong>e Fragen nicht hier auf dem Teil des Weges sondern woanders, ich werde<br />

weiter suchen bis ich gefunden habe, was ich suche. Vielleicht werde ich irgendwann<br />

<strong>in</strong> die Stadt am Ende des Weges gehen, Santiago de Compostela, vielleicht ist dort<br />

die Antwort zu f<strong>in</strong>den.<br />

61


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

Fortsetzung des Pilgerweges <strong>in</strong> W<strong>in</strong>nenden…<br />

An e<strong>in</strong>em anderen Tag fahren Lisa und ich mit dem Zug nach W<strong>in</strong>nenden. Vom<br />

Bahnhof aus folgen wir dann wieder den Muscheln.<br />

In der Fußgängerzone des Ortskerns machen wir dann unsere Umfrage.<br />

Überraschend viele Passanten machen dabei mit, egal ob jung oder alt. Die<br />

Jüngsten, die die Umfrage ausgefüllt haben, s<strong>in</strong>d 17 und die Ältesten über 70 Jahre.<br />

Somit haben wir e<strong>in</strong>e breite Altersspanne. Natürlich gibt es auch negative Reaktionen<br />

auf die Umfrage, dies war jedoch zum Glück die M<strong>in</strong>derheit. E<strong>in</strong>e Frau, die bei der<br />

Umfrage mitgemacht hat, ist den Weg von Rothenburg bis Rottenburg selbst schon<br />

gelaufen und ist sehr begeistert davon, dass junge Menschen sich für das Pilgern<br />

und den Jakobsweg <strong>in</strong>teressieren. Die Auswertung der Umfrage wird am Ende<br />

dieses Kapitels aufgeführt.<br />

Da es während der Umfrage etwas nieselt und kühl ist, gönnen wir uns e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e<br />

Stärkung im naheliegenden Café. Da wir nicht zusammen bei e<strong>in</strong>er Person stehen,<br />

wenn diese den Umfragebogen ausfüllt, sondern jeder alle<strong>in</strong>e jemanden befragt,<br />

können wir uns im Café über die unterschiedlichen Erfahrungen austauschen. Wir<br />

unterhalten uns darüber, dass man schon vom äußeren optischen E<strong>in</strong>druck<br />

erkennen kann, ob jemand sich dazu bereit erklärt, bei der Umfrage mitzumachen<br />

oder nicht. Und oft ist dieser E<strong>in</strong>druck auch richtig, nur <strong>in</strong> Ausnahmefällen täuschen<br />

wir uns.<br />

62<br />

Nachdem wir uns wieder etwas aufgewärmt haben,<br />

folgen wir nun wieder dem Jakobsweg, der uns zur<br />

Schlosskirche St. Jakobus führte. Diese Kirche wurde im<br />

14. Jahrhundert von dem Deutschritterorden erbaut.<br />

Vorher gab es an diesem Ort auch schon mehrere<br />

Kirchen, die aber immer wieder abgerissen und neu<br />

gebaut wurden. In der Kirche bef<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong> sehr<br />

berühmter Jakobus-Schnitzaltar aus dem Jahre 1520.<br />

Daran erkennt man, wie wichtig W<strong>in</strong>nenden schon <strong>in</strong><br />

früher Zeit für die Pilger war. Aus diesem Grund hat die<br />

Stadt auch e<strong>in</strong>e Partnerstadt <strong>in</strong> Frankreich, die auf dem<br />

Cam<strong>in</strong>o Francés liegt, die Stadt Santo Dom<strong>in</strong>go de la<br />

Calzada (bef<strong>in</strong>det sich zwischen den großen Städten<br />

Logrono und Burgos).


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

Sehr schön anzusehen ist neben der<br />

Kirche auch das Schilderkunstwerk der<br />

„Jakobusl<strong>in</strong>de“ (rechts auf dem Bild). Hier<br />

kann man verschiedene Entfernungen von<br />

W<strong>in</strong>nenden bis zu e<strong>in</strong>er anderen Stadt auf<br />

dem Jakobsweg nachlesen. Von hier aus<br />

s<strong>in</strong>d es bis nach Santiago de Compostela<br />

noch 2345 km.<br />

Was ich erstaunlich f<strong>in</strong>de, ist die Tatsache,<br />

dass es wirklich Pilger gibt, die solch e<strong>in</strong>e<br />

lange Strecke auf sich nehmen. Natürlich<br />

benötigt man dafür sehr viel Zeit, aber auch<br />

viel Mut, Überw<strong>in</strong>dung,<br />

Durchhaltevermögen und Kraft. Wenn man<br />

nicht selbst e<strong>in</strong>en Teil dieses Weges<br />

gelaufen ist, kann man die Anstrengung<br />

und Mühe gar nicht nachvollziehen. Wir<br />

s<strong>in</strong>d nur wenige Kilometer auf dem langen<br />

Weg gelaufen, aber diese kurze Strecke<br />

hat uns schon sehr viel Nerven und Kraft<br />

gekostet. Aber so spürt man am ganzen<br />

Körper, dass wirklich noch alles daran lebt,<br />

da jeder e<strong>in</strong>zelne Muskel und jedes<br />

e<strong>in</strong>zelne Gelenk schmerzen.<br />

Dieser Hochaltar <strong>in</strong> der Schlosskirche<br />

erzählt die Geschichte des<br />

Hähnchenwunders, welches zuvor<br />

schon im Kapitel Geschichte<br />

aufgeschrieben wurde.<br />

Wie oben schon erwähnt wurde, haben wir unsere Umfrage <strong>in</strong> W<strong>in</strong>nenden<br />

durchgeführt. Da wir bereits wussten, dass uns nicht viele Jugendliche über den Weg<br />

laufen würden, die dazu bereit s<strong>in</strong>d, die Umfrage mitzumachen, haben wir <strong>in</strong> unserer<br />

Schule schon 20 Mitschüler befragt. In W<strong>in</strong>nenden haben wir dann nochmals<br />

60 Passanten befragt, so dass wir auf e<strong>in</strong>e Gesamtzahl von 80 Befragten kommen.<br />

Zuerst e<strong>in</strong>mal möchten wir die Statistik zeigen, um sie dann etwas näher zu<br />

erläutern.<br />

63


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

64<br />

41,20%<br />

52%<br />

Geschlecht<br />

weiblich<br />

männlich<br />

59,80%<br />

Konfession<br />

4%<br />

2%<br />

2%<br />

40%<br />

ev<br />

kath<br />

Muslim<br />

andere<br />

nichts<br />

19,20%<br />

25%<br />

7,70%<br />

Alter<br />

9,60%<br />

38,50%<br />

Wie lang ist der Jakobsweg von Sa<strong>in</strong>t-Jean-Pied-de-Port bis zum Ziel?<br />

10-50km 50-100km 100-200km 200-800km 800-1200km<br />

2% 4% 2% 50% 42%<br />

Wie viele Pilger waren 2006 auf dem Jakobsweg?<br />

100 - 300 300 - 1 000 1 000 - 5 000 5 000 - 20 000 20 000 - 110 000<br />

1,90% 5,60% 20,40% 40,70% 31,40%<br />

Wo führt der Jakobsweg h<strong>in</strong>?<br />

Rom Santiago Jerusalem<br />

5,70% 88,60% 5,70%<br />

Seit wann pilgern Menschen zu der heiligen Stätte?<br />

1.Jh n. Chr. 9.Jh n .Chr. 12.Jh n. Chr. 18.Jh n .Chr.<br />

18,80% 54,20% 20,80% 6,20%<br />

Wer war Jakobus?<br />

Engel Prophet Apostel Messias<br />

2% 33,30% 58,80% 5,90%<br />

unter 18<br />

18-25<br />

25-45<br />

45-65<br />

über 65


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

Glauben Sie an Gott?<br />

Ja Ne<strong>in</strong><br />

93,60% 6,40%<br />

Haben Sie <strong>in</strong> der Vergangenheit e<strong>in</strong>e Pilgerreise unternommen? (Wenn ja, woh<strong>in</strong>?)<br />

Ja Ne<strong>in</strong> Taizé, Untermarchtal, Rothenburg, Tüb<strong>in</strong>gen<br />

9,60% 90,40%<br />

Kennen Sie den Jakobsweg? (Wenn ja, woher?)<br />

Ja Ne<strong>in</strong> Film, Literatur (Hape Kerkel<strong>in</strong>g, Paulo Coelho), Kirche,<br />

80,80% 19,20% Werbung, Religionsunterricht, Konfirmandenunterricht<br />

Ist Pilgern heut noch zeitgemäß? (mit Begründung!)<br />

Ja Ne<strong>in</strong> Ja: Kraft, Hoffnung, zu sich selbst f<strong>in</strong>den, Beziehung zu Gott<br />

81,60% 18,40% verbessern, dient als Stütze<br />

Ne<strong>in</strong>: zu anstrengend, ke<strong>in</strong>e Zeit, Angst<br />

Erlässt Gott den Menschen die Sünden durch e<strong>in</strong>e Pilgerreise?<br />

Ja Ne<strong>in</strong><br />

11,50% 88,50%<br />

Würden Sie es wagen, e<strong>in</strong>e spirituelle Reise auf dem Jakobsweg zu starten? (Begründung)<br />

Ja Ne<strong>in</strong> Ja: Herausforderung, <strong>in</strong>teressiert mich<br />

52% 48% Ne<strong>in</strong>: Angst, zu viel Leistung, s<strong>in</strong>nlos<br />

Die Passanten, die wir befragt haben, waren vom Alter bunt zusammengemischt. Die<br />

am stärksten vertretene Altersgruppe s<strong>in</strong>d die 18- bis 25 -jährigen. Ebenfalls e<strong>in</strong>en<br />

großen Teil machen die 45- bis 65 -jährigen aus. Für uns war es sehr schwer,<br />

Freiwillige im Alter von 25 bis 45 zu f<strong>in</strong>den, da viele davon ke<strong>in</strong>e Zeit hatten oder bei<br />

dem Wort „Umfrage“ sofort weggerannt s<strong>in</strong>d. Wie wir alle wissen, gibt es <strong>in</strong> Nord-<br />

Württemberg überwiegend evangelische Bürger. Das verdeutlicht die Statistik auch<br />

sehr deutlich. Über 50% der Befragten s<strong>in</strong>d evangelisch.<br />

Die Fragen E<strong>in</strong>s bis Fünf s<strong>in</strong>d Schätzungs- und Wissensfragen. Hier wollten wir<br />

wissen, ob die Menschen den Jakobsweg überhaupt kennen oder wer Jakobus<br />

65


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

überhaupt war. Die richtigen Antworten s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Statistik e<strong>in</strong>gerahmt und farblich<br />

hervorgehoben. Bei der zweiten Frage lagen die Passanten ziemlich falsch. Sie<br />

haben die Zahl der Pilger sehr niedrig e<strong>in</strong>geschätzt. 40,7% dachten, dass gerade<br />

e<strong>in</strong>mal 5 000 bis 10 000 Pilger 2006 nach Santiago liefen. Dabei waren es 100 377,<br />

wie man aus e<strong>in</strong>er Statistik auf der Seite http://www.jakobus-<strong>in</strong>fo.de/ entnehmen<br />

kann. Die Fragen Drei, Vier und Fünf wurden von der Mehrheit richtig gelöst. Man<br />

muss bedenken, dass wir die Umfrage <strong>in</strong> W<strong>in</strong>nenden durchgeführt haben. Genau<br />

durch die Innenstadt verläuft auch der Jakobsweg. An vielen Stellen f<strong>in</strong>det man die<br />

Jakobsmuschel vor. Während der Umfragen haben wir uns auch mit den Menschen<br />

unterhalten und mit ihnen diskutiert. E<strong>in</strong> Mann wollte zuerst gar nicht bei der Umfrage<br />

mitmachen, da er me<strong>in</strong>te, er hätte noch nie etwas vom Jakobsweg gehört oder<br />

gesehen. Wir haben ihm dann etwas auf die Sprünge geholfen und gefragt, ob er<br />

denn noch nie die gelben Muscheln auf dem blauen H<strong>in</strong>tergrund gesehen hätte.<br />

Natürlich hätte er diese gesehen, er wüsste aber nicht was sie bedeuten. So geht es<br />

e<strong>in</strong>igen Bewohnern <strong>in</strong> W<strong>in</strong>nenden. Sie kennen das Zeichen, da man es an vielen<br />

Stellen sieht, sie können es aber nicht e<strong>in</strong>ordnen.<br />

Sehr überrascht waren wir von dem Ergebnis der sechsten Frage. Man liest es <strong>in</strong> der<br />

Zeitung, hört es <strong>in</strong> den Medien und bekommt es auch <strong>in</strong> der Schule mit, dass immer<br />

weniger Menschen an Gott glauben und aus der Kirche austreten. Umso<br />

erstaunlicher ist es, das über 90% der Befragten an Gott glauben. E<strong>in</strong>ige davon<br />

me<strong>in</strong>ten, sie hätten aber auch Zweifel an der Existenz Gottes. Aber s<strong>in</strong>d wir mal<br />

ehrlich, wer hat diese denn nicht? Bei der achten Frage, ob die Passanten den<br />

Jakobsweg kennen würden, kam bei e<strong>in</strong>igen gleich der Satz: “Ach, das war doch der<br />

Hape Kerkel<strong>in</strong>g, der diesen Weg gelaufen ist.“ Der Jakobsweg erlebt gerade wieder<br />

e<strong>in</strong>e Renaissance. E<strong>in</strong>e Frau will selbst auch nach Santiago pilgern, erzählt sie uns,<br />

aber im Moment sei ihr da e<strong>in</strong>fach zu viel los, da es der neueste Kult sei, auf diesem<br />

Weg zu pilgern. Sie f<strong>in</strong>det es s<strong>in</strong>nvoll, wenn man dort se<strong>in</strong>e Ruhe hat und nicht <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Strom von Pilgern laufen muss.<br />

Den Kult vom Pilgern belegt auch die Frage Neun, da über 90% angeben, dass das<br />

Pilgern nicht veraltet sei, sondern helfen kann, besser über die Beziehung zu Gott<br />

nachzudenken und diese auch zu verbessern. Die Meisten gaben jedoch an, dass<br />

das Pilgern e<strong>in</strong>em helfen kann, über sich selbst nachzudenken und zu sich zu f<strong>in</strong>den.<br />

Die letzte Frage, auf die wir e<strong>in</strong>gehen möchten, ist die Frage Zehn. Im Mittelalter<br />

glaubten die Menschen daran, dass Gott ihnen die Sünden vergibt, wenn sie e<strong>in</strong>e<br />

Pilgerreise unternahmen. Selbst <strong>in</strong> unserer modernen Welt glauben fast 12%, dass<br />

man durch das Pilgern, von se<strong>in</strong>en Sünden befreit ist.<br />

Allgeme<strong>in</strong>es, geme<strong>in</strong>sames Fazit<br />

Rückblickend auf unsere Wanderung, s<strong>in</strong>d wir froh über den Entschluss, die Reise<br />

angetreten zu haben. Wir haben e<strong>in</strong> Gefühl für das Pilgerdase<strong>in</strong> bekommen. Es ist<br />

geprägt von E<strong>in</strong>samkeit, abseits jeglicher Zivilisation, Bes<strong>in</strong>nung auf die Natur, sich<br />

selbst und Gott. Neben diesen geistigen Erfahrungen, begegnet man Mitpilgern, lebt<br />

<strong>in</strong> Entbehrung und ohne jeglichen Luxus und besichtigt kulturelle und historische<br />

Bauten. Wir denken, dass man diese E<strong>in</strong>drücke nur erhalten kann, wenn man sich<br />

vom Alltag lossagt und <strong>in</strong>s Ungewisse aufbricht. Trotz aller Schmerzen und Qualen<br />

würden wir am liebsten morgen schon wieder unseren Rucksack packen und den<br />

Weg bis ans Ziel, Santiago de Compostela, gehen.<br />

66


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

67


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

68<br />

„Der Weg durch die Wüste ist ke<strong>in</strong><br />

Umweg. Wer nicht das Leere erlitt,<br />

bändigt auch nicht die Fülle; wer nie die<br />

Straße verlor, würdigt den Wegweiser<br />

nicht.“<br />

Friedrich Schwanek


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

6 Schlusswort<br />

„Der Weg ist das Ziel.“ (15)<br />

Während der Arbeit an unserer Dokumentation ist uns dies auch deutlich geworden.<br />

Nicht nur das Erreichen des Wallfahrtsortes, Santiago de Compostela, ist das Ziel<br />

der Pilger, sondern auch der Weg dorth<strong>in</strong>, auf dem man durch viele Erfahrungen<br />

bereichert wird.<br />

Zu Beg<strong>in</strong>n hatten wir das Ziel, so viel wie möglich über den Jakobsweg<br />

herauszuf<strong>in</strong>den und die Dokumentation fertig zu stellen. Doch während der<br />

Recherchen und vor allem während unserer eigenen Wanderung, haben wir<br />

persönlich dazugelernt und neue Perspektiven gewonnen. Wir haben gemerkt, wie<br />

viel Diszipl<strong>in</strong> und Ausdauer es erfordert, e<strong>in</strong> Ziel konsequent zu verfolgen, sei es die<br />

Wanderung, wie auch die Erstellung der Dokumentation. Körperliche Entbehrungen<br />

und die „S<strong>in</strong>n-Frage“ des Pilgerns nagten während der Wanderung an uns. Oft<br />

spielten wir mit dem Gedanken, umzukehren, oder auf dem schnellsten Weg nach<br />

Hause zu fahren, da wir an unsere Grenzen stießen. Doch jedes Erreichen e<strong>in</strong>es<br />

neuen Ortes erfüllte uns mit Freude und die vielen Kilometer, die schon h<strong>in</strong>ter uns<br />

lagen, mit Stolz. Daraus schöpften wir neue Kraft und es motivierte uns,<br />

weiterzupilgern. Da wir uns fest vorgenommen hatten, unser Ziel zu erreichen,<br />

wollten wir auch alles daran setzen, nicht aufgeben zu müssen. Wir hatten Angst vor<br />

dem Missl<strong>in</strong>gen unseres Vorhabens und leichtem Spott unseres Umfeldes. Doch im<br />

Nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> haben wir es ke<strong>in</strong>esfalls bereut, sondern Gefallen am Pilgern gefunden.<br />

Wären die körperlichen Schmerzen nicht gewesen, hätten wir unseren Weg bestimmt<br />

bis nach W<strong>in</strong>nenden noch fortgesetzt.<br />

Auch die Dokumentation war e<strong>in</strong>e hohe Anforderung für uns. Bei der<br />

Informationssuche stießen wir auf fast zu viele Materialien und es fiel uns schwer, die<br />

wichtigsten Informationen herauszufiltern. Auch die richtigen Formulierungen und<br />

Illustrationen auszuwählen, erschien uns oftmals problematisch. Des Weiteren<br />

bestätigte sich das Sprichwort „Frauen und Technik“ bei unserer Arbeit. Hierbei<br />

standen uns die Computer- und Informatikexperten aus unserem Freundeskreis<br />

tatkräftig zur Seite. Doch der Druck, alles <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Form zu br<strong>in</strong>gen und dem Leser die<br />

richtige Auskunft über den Jakobsweg zu vermitteln, trieb uns das Jahr über ständig<br />

voran. Durch die Unterstützung aus unserem Umfeld, vor allem durch Familie und<br />

Freunde, wurden wir fortlaufend motiviert.<br />

Der Wettbewerb „Christentum und Kultur“ stellte für uns e<strong>in</strong>e gute Möglichkeit dar, im<br />

selbstständigen Arbeiten Diszipl<strong>in</strong> und Zeitdruck zu erproben. Auch wenn damit viele<br />

Anstrengungen verbunden waren, haben wir schlussendlich unser Ziel erreicht und<br />

auf dem Weg dah<strong>in</strong>, positive Erfahrungen gemacht.<br />

Abschließend s<strong>in</strong>d wir <strong>in</strong> der Hoffnung, dass unsere Dokumentation für Sie e<strong>in</strong>e<br />

<strong>in</strong>teressante und lehrreiche Arbeit darstellt und wir eventuell auch bei Ihnen das<br />

Interesse für das Pilgern geweckt haben.<br />

Mit freundlichen Grüßen,<br />

Lisa Bauer und Angela S<strong>in</strong>ner<br />

69


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

7 Anmerkungen<br />

(1) Spruch unter Pilgern, unbekannte Autorenschaft aus dem Buch: Ulrich<br />

Hagenmeyer: Der Weg ist das Ziel - Auf dem Jakobsweg nach Santiago de<br />

Compostela, Kreuz Verlag, 2003, S. 9, ISBN 3-8289-4985-1<br />

(2) unbekannte Autorenschaft aus dem Buch: Ulrich Hagenmeyer: Der Weg ist<br />

das Ziel - Auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela, Kreuz Verlag,<br />

2003, ISBN 3-8289-4985-1<br />

(3) Konfuzius, allgeme<strong>in</strong> bekanntes Sprichwort<br />

(4) Hape Kerkel<strong>in</strong>g, Ich b<strong>in</strong> dann mal weg. Me<strong>in</strong>e Reise auf dem Jakobsweg,<br />

Malik, 2006, ISBN 3890293123<br />

(5) Hape Kerkel<strong>in</strong>g, Ich b<strong>in</strong> dann mal weg. Me<strong>in</strong>e Reise auf dem Jakobsweg,<br />

Malik, 2006, S. 294, ISBN 3890293123<br />

(6) Hape Kerkel<strong>in</strong>g, Ich b<strong>in</strong> dann mal weg. Me<strong>in</strong>e Reise auf dem Jakobsweg,<br />

Malik, 2006, S. 298, ISBN 3890293123<br />

(7) Wegner, Ulrich: Der spanische Jakobsweg, Köln 1992, S. 34.<br />

(8) Yves Bott<strong>in</strong>eau, Der Weg der Jakobspilger, 5., Lübbe, 1992,<br />

ISBN 3404641116<br />

(9) http://www.kath.de/quodlibe/santiago/santiago.htm; E<strong>in</strong>leitung und<br />

zusammenfassender Überblick<br />

(10) Klaus Herbers, Norbert Ohler, Bernhard Schimmelpfennig, Bernhard<br />

Schneider, Peter Thorau, Pilgerwege im Mittelalter (DAMALS, Das Magaz<strong>in</strong><br />

für Geschichte und Kultur), Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt,<br />

2005, S. 81+82<br />

(11) http://www.jakobus-<strong>in</strong>fo.de/jakobuspilger/gast.htm;Pilgerstab-Pilgertasche-<br />

Pilgermuschel, Die Pilgerfahrt<br />

(12) http://www.pilgern.ch/jakobsweg.htm; Josef Schönauer: Jakobsweg –<br />

Jakobusweg – Jakobswege, Ausrüstung heute<br />

http://www.pilgern.ch/images/pdf_dokumente/packliste.pdf<br />

(13) http://www.jakobus-<strong>in</strong>fo.de/jakobuspilger/urkunde.htm; La Compostela<br />

(14) http://www.auswander.com/Der_Jakobsweg_-<br />

_Routen_<strong>in</strong>_Spanien___Galizien.1481.0.html; Die Jakobsmuschel<br />

(15) Konfuzius, allgeme<strong>in</strong> bekanntes Sprichwort<br />

70


Wettbewerb „Christentum und Kultur“ 2006/2007 „Jakobsweg – Der Weg ist das Ziel“<br />

8 Quellenangabe<br />

Internetseiten<br />

- http://www.s-l<strong>in</strong>e.de/homepages/jakobsweg/<br />

- http://www.urlaub.de/jakobsweg.0.html<br />

- http://www.jakobsweg.<strong>in</strong>fo/<br />

- http://www.kath.de/quodlibe/santiago/santiago.htm<br />

- http://www.occa.de/<br />

- http://www.jakobus-<strong>in</strong>fo.de/<br />

- http://www.heiligenlexikon.de/BiographienJ/Jakobus_der_Aeltere_der_Grosse.htm<br />

- http://www.geschichte.attendorn.de/pilger/pizeich-bedeutung.htm<br />

- http://www.bautz.de/bbkl/j/Jakobus_d_ae_a.shtml<br />

- http://www.bigoid.de/conquista/lexikon/reconquista.htm<br />

- http://home.arcor.de/schaefer.sac/rwf/sdc/LEGENDEN.PDF<br />

- http://www.jakobs-weg.com/tvid_die_jakobuslegende_4Pj/content.standard.html<br />

- http://www.pilgern.ch/<br />

- http://sungaya.de/schwarz/christen/stjuli/jakobus2507.htm<br />

- http://www.burgen-web.de/oppenweiler.pdf<br />

- http://www.oppenweiler.de/php/<strong>in</strong>dex.php<br />

- http://www.jakobsweg-coach<strong>in</strong>g.de/<br />

- http://www.spiegel.de/reise/europa/0,1518,242951,00.html<br />

- http://www.avenz.de/def<strong>in</strong>ition_j/jakobsweg.htm<br />

- http://www.neustadt.de/swittmann/jakobsweg.htm<br />

- http://www.sanisidoro.de/deutsch/e<strong>in</strong>fuehrung/<strong>in</strong>dex.html<br />

- http://www.auswandern.com/Der_Jakobsweg_-<br />

_Routen_<strong>in</strong>_Spanien___Galizien.1481.0.html<br />

- http://www.focus.de/reisen/reisefuehrer/jakobsweg-spanien/route/flashgrafik_aid_22186.html<br />

Bücher<br />

Ulrich Hagenmeyer, Das Ziel ist der Weg. Auf dem Jakobsweg nach Santiago de<br />

Compostela, Kreuz Verlag, 2003, ISBN 3-8289-4985-1<br />

Berthold Burkhardt, Renate Florl, Der Jakobsweg. von Rothenburg ob der Taube bis<br />

Rottenburg am Necker, Centa Schmid, Selbstverlag, ISBN 978-3-00-014351-9<br />

Hape Kerkel<strong>in</strong>g, Ich b<strong>in</strong> dann mal weg. Me<strong>in</strong>e Reise auf dem Jakobsweg, Malik, 2006, ISBN<br />

3890293123<br />

Europäische Identität. Historische Wurzeln europäischer Identitätsf<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> Deutschland &<br />

Europa. Landeszentrale für politische Bildung <strong>Baden</strong>-Württemberg, Heft 52, 2006, S. 24-29<br />

Klaus Herbers, Norbert Ohler, Bernhard Schimmelpfennig, Bernhard Schneider, Peter<br />

Thorau, Pilgerwege im Mittelalter (DAMALS, Das Magaz<strong>in</strong> für Geschichte und Kultur),<br />

Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt, 2005, S. 75-100<br />

Club-Reiseführer Spanien, Dorl<strong>in</strong>g K<strong>in</strong>dersley Verlag GmbH München, 2001, S. 78-79; 85-<br />

89; 335-337; 352-355; 534<br />

71

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!