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Menschenhandel und Arbeitsausbeutung in Deutschland (PDF, 368 ...

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Kontrollen ist es erforderlich, die Arbeitgeber, die “wahren Täter”, festzunehmen. E<strong>in</strong><br />

Arbeitsmarkt<strong>in</strong>spekteur sagte: “Letztendlich s<strong>in</strong>d Arbeitnehmer eben austauschbar<br />

<strong>und</strong> es geht darum, <strong>und</strong> so betrachten wir auch unsere Arbeit, letztendlich den<br />

Arbeitgeber zu erwischen. Denn der hat den f<strong>in</strong>anziellen Vorteil davon. Und er ist<br />

auch derjenige, der me<strong>in</strong>er Auffassung nach dann eben den Arbeitsmarkt negativ<br />

bee<strong>in</strong>flusst [...]. Denn dieser Arbeitgeber hätte ohne Weiteres auch weitere deutsche<br />

Arbeitnehmer e<strong>in</strong>stellen können. Und was letztendlich dann dranhängt an<br />

Sozialversicherungsabgaben, an Steuern etc., - der spart dann eben erheblich” (zitiert<br />

<strong>in</strong> Cyrus <strong>und</strong> Vogel, 2001: S. 47).<br />

Kontrollen am Arbeitsplatz beg<strong>in</strong>nen mit der Überprüfung der Arbeitnehmer, die im<br />

Allgeme<strong>in</strong>en nicht zur Zusammenarbeit bereit s<strong>in</strong>d. Sie werden von ihren Arbeitgebern<br />

angewiesen, ‚ordentliche’ Antworten zu geben. E<strong>in</strong> Inspekteur vom Arbeitsamt erklärte<br />

se<strong>in</strong>e berufliche <strong>und</strong> persönliche Sorge: “Im Vordergr<strong>und</strong> steht, an die Arbeitgeber<br />

heranzukommen, das ist für uns die Hauptaufgabe. Der Arbeitnehmer dient uns nur<br />

als Zeuge, aber dann kommt das Problem h<strong>in</strong>zu, dass der ausländische Arbeitnehmer<br />

nichts sagt oder lügt.... Es ist bekannt, dass der Arbeitnehmer schamlos ausgenutzt<br />

wird, aber es gibt Rechtsnormen, die müssen von allen e<strong>in</strong>gehalten werden.... Was<br />

mich an der Arbeit wirklich zufrieden macht, ist, wenn es gegen Arbeitgeber geht <strong>und</strong><br />

man alle Papiere zusammen hat <strong>und</strong> es zu e<strong>in</strong>er Verurteilung kommt” (zitiert <strong>in</strong> Cyrus<br />

<strong>und</strong> Vogel, 2001: S. 47).<br />

Entdeckte irreguläre Arbeitnehmer werden dem Ausländeramt gemeldet <strong>und</strong> dann<br />

ausgewiesen. Nach dem früher geltenden Gesetz wurden Arbeitgeber im Allgeme<strong>in</strong>en<br />

mit e<strong>in</strong>er bescheidenen Geldstrafe bestraft. Migranten ohne die erforderliche<br />

Aufenthaltsgenehmigung <strong>und</strong> Arbeitserlaubnis sehen sich härteren Strafmaßnahmen<br />

gegenüber. E<strong>in</strong> Mitarbeiter e<strong>in</strong>es Arbeitsamtes wies auf diese Ungleichheit h<strong>in</strong>. Die<br />

ausländischen Migranten werden ausgewiesen oder abgeschoben <strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong> des<br />

illegalen Aufenthalts, der als Straftat gewertet wird, wird e<strong>in</strong> lebenslanges<br />

E<strong>in</strong>reiseverbot verhängt: “Und wenn dann im Gegenzug dazu der Arbeitgeber mit<br />

e<strong>in</strong>er Ordnungswidrigkeit wegkommt, dann empf<strong>in</strong>det man das zum<strong>in</strong>dest als frag-<br />

würdig” (zitiert <strong>in</strong> Cyrus <strong>und</strong> Vogel, 2002a).<br />

Die Polizeigewerkschaft (GdP) steht der Konzentration auf Kontrollen von<br />

Arbeitsplätzen <strong>und</strong> Arbeitnehmern ebenfalls kritisch gegenüber. E<strong>in</strong>e GdP-<br />

Arbeitsgruppe zur Verwaltungsreform der Arbeitsmarkt<strong>in</strong>spektion antwortete auf die<br />

Ankündigung durch das B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für F<strong>in</strong>anzen, dass die<br />

Arbeitsmarkt<strong>in</strong>spektion branchenspezifische Schwerpunktprüfungen alle vier bis sechs<br />

Wochen durchführen werde, wie folgt:<br />

“Mit der Ankündigung, alle 4-6 Wochen branchenspezifische Schwerpunktprüfungen<br />

durchzuführen, werden mehr die BillBZ (FKS) erschreckt, als die “Branchen”. Es stellt<br />

sich die Frage, wer durchgeführte Aufgriffe noch bearbeiten soll. Alle Dienststellen<br />

s<strong>in</strong>d derzeit mehr als ausgelastet <strong>und</strong> nicht mehr <strong>in</strong> der Lage, allen Anzeigen<br />

entsprechend nachzugehen oder Prüfungen aus eigener Veranlassung vorzunehmen.<br />

Alle<strong>in</strong> für die Durchführung der Schwerpunktprüfungen ist zahlreiches Personal<br />

erforderlich. Für die sich häufig anschließende Sachbearbeitung ist weiterer Aufwand<br />

<strong>Menschenhandel</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>

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