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Bienen in der Stadt - WDR 5

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Sendedatum: 21. August 2009<br />

<strong>Bienen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong><br />

von Ra<strong>in</strong>er B. Langen<br />

Sprecher:<br />

Dortmund, <strong>Stadt</strong>teil Marten. Ich b<strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em dicht bebauten Straßenzug unterwegs<br />

zu e<strong>in</strong>em Imker, aber hier gibt es nichts Blühendes. Mitten zwischen zwei<br />

Bahntrassen verläuft die Straße. Haus steht an Haus, ke<strong>in</strong>e Vorgärten. Ich laufe auf<br />

e<strong>in</strong>en asphaltierten Hof zu. Immer noch: Mauern und Häuser r<strong>in</strong>gsum und Asphalt<br />

am Boden. Die <strong>Bienen</strong>kästen stehen auf dem Dach e<strong>in</strong>es Garagengebäudes – auf<br />

Bitumen statt <strong>in</strong> Blüten. Aber diese Umgebung sche<strong>in</strong>t die <strong>Bienen</strong> nicht zu stören. An<br />

den Fluglöchern <strong>der</strong> Kästen da oben auf dem Dach herrscht reger Betrieb.<br />

Wie er darauf gekommen ist, ausgerechnet hier <strong>Bienen</strong> zu halten, frage ich Imker<br />

Fedor Thadeusz:<br />

Sprecher:<br />

O-Ton Thadeusz:<br />

„Ich wollte das schon lange machen, <strong>Bienen</strong> halten ... und dann hat mir vor<br />

vier Jahren jemand das ganze Equipment zur Verfügung gestellt und ich hab<br />

dann e<strong>in</strong>fach mal den Versuch unternommen, das hier <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong><br />

aufzubauen und, wie man sieht, klappt es ganz gut.“<br />

Die Völker br<strong>in</strong>gen dem Hobbyimker gute Erträge.<br />

O-Ton Thadeusz:<br />

„Ich hab hier den letzten Jahren vier Wirtschaftsvölker gehabt, also Völker,<br />

die überw<strong>in</strong>tert waren und die auch relativ stark entwickelt waren und ich<br />

habe im Schnitt immer so um die 120 bis 150 Kilo Honig gehabt die letzten<br />

Jahre. In diesem Jahr ist es e<strong>in</strong> bisschen weniger, weil ich mit Jungvölkern<br />

wie<strong>der</strong> neu anfangen musste, aber ich b<strong>in</strong> mit dem Ertrag auch sehr<br />

zufrieden.“<br />

© Westdeutscher Rundfunk Köln 2009<br />

Dieses Manuskript e<strong>in</strong>schließlich aller se<strong>in</strong>er Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb <strong>der</strong> engen<br />

Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des <strong>WDR</strong> unzulässig. Insbeson<strong>der</strong>e darf das Manuskript we<strong>der</strong><br />

vervielfältigt, verbreitet noch öffentlich wie<strong>der</strong>gegeben (z.B. gesendet o<strong>der</strong> öffentlich zugänglich gemacht) werden.<br />

1


Sprecher:<br />

Futter f<strong>in</strong>den die <strong>Bienen</strong> hier also offenbar genug. Dafür müssen ihre Kästen nicht <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Blütenmeer stehen.<br />

Sprecher:<br />

O-Ton Thadeusz:<br />

„Die Biene hat natürlich den Vorteil, dass die fliegen kann. Die hat ungefähr<br />

e<strong>in</strong>en Radius von bis zu fünf Kilometer und mehr, den sie absucht nach<br />

Nahrungsquellen und wir s<strong>in</strong>d hier <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Vorort von Dortmund und hier<br />

gibt es viele kle<strong>in</strong>e Grünbrachen; es gibt an den Bahndämmen ganz viele<br />

Brombeervorkommen; wir haben viele L<strong>in</strong>den hier, es gibt e<strong>in</strong>e ganze Menge<br />

auch an an<strong>der</strong>en Trachtpflanzen, die hier noch blühen. Also für die <strong>Bienen</strong> ist<br />

es ke<strong>in</strong> Problem. Wir s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tat von den <strong>Bienen</strong>beständen hier <strong>in</strong><br />

Dortmund noch unterbesetzt, würde ich mal sagen. es ist noch Platz für e<strong>in</strong><br />

paar mehr Imker und noch mehr <strong>Bienen</strong>völker.“<br />

Und dann gibt es noch Hausgärten, Schrebergärten, Friedhöfe und Parks, wo die<br />

<strong>Bienen</strong> Blüten mit Nektar f<strong>in</strong>den. Alle<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Dortmund s<strong>in</strong>d mehr als 200 Imker <strong>in</strong><br />

Vere<strong>in</strong>en organisiert. Dazu kommen noch e<strong>in</strong>mal 100 bis 150 Imker ohne Vere<strong>in</strong>.<br />

Viele Pflanzen könnten sich ohne Bestäuber wie die <strong>Bienen</strong> hier gar nicht<br />

vermehren. Und <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> s<strong>in</strong>d <strong>Bienen</strong> oft sogar besser aufgehoben als auf dem<br />

Land, erläutert <strong>der</strong> Berufsimker Ralf Schmidt, Vorsitzen<strong>der</strong> des Dortmun<strong>der</strong><br />

Kreisimkervere<strong>in</strong>s:<br />

Sprecher:<br />

O-Ton Schmidt:<br />

„Für die <strong>Bienen</strong> ist die <strong>Stadt</strong> gut. In <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> gibt es mehr unbewirtschaftetes<br />

Land wie auf dem Land. Die <strong>Bienen</strong> f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> eher was wie auf dem<br />

Land, vor allem jetzt im Sommer.“<br />

Da haben es die <strong>Bienen</strong> <strong>in</strong> vielen Monokulturen auf dem Land schwer, Blüten zu<br />

f<strong>in</strong>den. Etwa auf e<strong>in</strong>em Getreideacker.<br />

O-Ton Schmidt:<br />

„Diese Fel<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Wüste für die <strong>Bienen</strong>. da ist Getreide und nichts<br />

© Westdeutscher Rundfunk Köln 2009<br />

Dieses Manuskript e<strong>in</strong>schließlich aller se<strong>in</strong>er Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb <strong>der</strong> engen<br />

Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des <strong>WDR</strong> unzulässig. Insbeson<strong>der</strong>e darf das Manuskript we<strong>der</strong><br />

vervielfältigt, verbreitet noch öffentlich wie<strong>der</strong>gegeben (z.B. gesendet o<strong>der</strong> öffentlich zugänglich gemacht) werden.<br />

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Sprecher:<br />

an<strong>der</strong>es. Und im Getreide f<strong>in</strong>den sie nichts. Und, wenn dann irgendwo was<br />

blüht, wird es weggespritzt.“<br />

Das passiert <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> nur <strong>in</strong> Ausnahmefällen. Und auch die Qualität des Honigs<br />

aus <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> ist gut.<br />

Sprecher:<br />

O-Ton Schmidt:<br />

„Ich weiß nicht, wie's zusammenhängt, aber wir geben ja immer vom<br />

Imkervere<strong>in</strong> Honig zu so e<strong>in</strong>er Untersuchung, <strong>der</strong> Imkervere<strong>in</strong> organisiert da<br />

so e<strong>in</strong>e Honigprämierung und da ist unter an<strong>der</strong>em <strong>der</strong> beste Honig aus<br />

Dortmund gewesen, <strong>der</strong> also auch auf Schadstoffe und alles untersucht<br />

worden ist und <strong>der</strong> Kollege, <strong>der</strong> den abgegeben hat, hat e<strong>in</strong>e dicke Plakette<br />

vom Landwirtschaftsm<strong>in</strong>ister dafür gewonnen.“<br />

Fedor Thadeusz ist Musiker. Für ihn ist die Imkerei e<strong>in</strong> Hobby. Er hat sich vieles, was<br />

er über <strong>Bienen</strong> weiß, selbst beigebracht und viel Unterstützung beim örtlichen<br />

Imkervere<strong>in</strong> gefunden. Der will die Imkerei <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> noch weiter för<strong>der</strong>n. Er<br />

organisiert Kurse und verleiht <strong>Bienen</strong>kästen mit <strong>Bienen</strong> an Leute, die die<br />

<strong>Bienen</strong>haltung mal ausprobieren wollen. Wissen und Können s<strong>in</strong>d wichtige<br />

Voraussetzungen für die Imkerei. Aber gerade <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> gibt es noch e<strong>in</strong>en sehr<br />

wichtigen Faktor. Die Nachbarn:<br />

O-Ton Thadeusz:<br />

„Die Nachbarn waren natürlich <strong>in</strong> <strong>der</strong> ersten Zeit e<strong>in</strong> bisschen verstört und<br />

haben dann auch sofort, nachdem ich die <strong>Bienen</strong> hier angeschleppt habe,<br />

ihre Fenster dichtgemacht mit Fliegengittern. Und ich wurde dann aber nach<br />

den ersten zwei Wochen gefragt, warum denn noch ke<strong>in</strong>er gestochen<br />

worden sei. Und dann konnte ich den Leuten erst mal erklären, dass die<br />

<strong>Bienen</strong> im Endeffekt nicht so gefährlich s<strong>in</strong>d. Viele Menschen verwechseln<br />

die auch mit Wespen und haben deswegen vor diesen Flug<strong>in</strong>sekten Angst<br />

und, wenn man aber e<strong>in</strong>ige gewisse Grundregeln e<strong>in</strong>hält, dann kann e<strong>in</strong>em<br />

nicht viel passieren.“<br />

© Westdeutscher Rundfunk Köln 2009<br />

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Sprecher:<br />

Der Nachbar aus dem ersten Stock bestätigt das:<br />

Sprecher:<br />

O-Ton Nachbar:<br />

„Ich hab mit den <strong>Bienen</strong> überhaupt ke<strong>in</strong>e Probleme. Mich stören sie nicht.<br />

Solange es se<strong>in</strong> Hobby ist - und sie s<strong>in</strong>d ja nicht aggressiv - soll er's ruhig<br />

machen.“<br />

Und die junge Mutter von nebenan mit dem Baby auf dem Arm?<br />

Sprecher:<br />

O-Ton Nachbar<strong>in</strong>:<br />

„Wie f<strong>in</strong>d’ ich das? Ganz normal. Die K<strong>in</strong><strong>der</strong> haben e<strong>in</strong> bisschen Angst davor,<br />

aber bis jetzt hat uns noch ke<strong>in</strong>er gestochen. Wir achten darauf, dass die<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> nicht h<strong>in</strong>gehen. Ansonsten: Der Honig, <strong>der</strong> schmeckt.“<br />

Um diese Zeit im Jahr ist die Saison <strong>der</strong> ertragreichen Blüten für die <strong>Bienen</strong> schon<br />

mehr o<strong>der</strong> weniger vorbei. Aber im Hof nebenan macht mich Fedor Thadeusz auf<br />

e<strong>in</strong>en <strong>Bienen</strong>stock aufmerksam. Da fliegen auffallend viele <strong>Bienen</strong> h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> und<br />

heraus. Der Imker sagt, das ist e<strong>in</strong> Zeichen, dass sie doch noch e<strong>in</strong>e ergiebige<br />

Nektarquelle aus vielen Blüten gefunden haben, irgendwo <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>.<br />

© Westdeutscher Rundfunk Köln 2009<br />

Dieses Manuskript e<strong>in</strong>schließlich aller se<strong>in</strong>er Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb <strong>der</strong> engen<br />

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