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Wie nachhaltig ist die MSC-Zertifizierung? (PDF-Download ... - WDR 5

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2Krabbenfischer entlang der Wattenmeerküste zwischen den Niederlanden undDänemark.Atmo: Hafenatmosphäre mit kreischenden MöwenSprecher:Garnelenfischer Gerold Conradi aus dem ostfriesischen Greetsiel zweifelt nichtdaran, dass er <strong>nachhaltig</strong>, also ressourcenschonend, arbeitet. Die Tradition belegedas doch. Sonst hätten <strong>die</strong> Fischerfamilien doch nicht über Jahrzehnte tonnenweiseKrabben aus dem Meer ziehen können. Und das <strong>MSC</strong>-Siegel würde das dann auchbeweisen.O-Ton:„Der Endverbraucher, der fragt auch nach <strong>MSC</strong>-zertifizierten Produkten. Diewollen das kaufen, was wirklich <strong>nachhaltig</strong> produziert worden <strong>ist</strong>. Und dannmüssen wir halt liefern, und zwar <strong>nachhaltig</strong>e Produkte.“Sprecher:Das blau-weiße <strong>MSC</strong>-Siegel für <strong>die</strong> schmucklos beigefarbene Sandgarnele Crangoncrangon: Zwei lange Fühler, zehn Beine, maximal zehn Zentimeter lang - wobei sichdas Fleisch erst nach einem Bad in siedend-heißem Salzwasser kräftig rosarot färbt.Die Fischer fangen reichlich Krabben. Doch der Weg zum begehrten <strong>MSC</strong>-Siegelliegt in weiter Ferne.O-Ton:„Der <strong>MSC</strong>-Standard fußt auf drei Säulen. Das erste <strong>ist</strong> <strong>die</strong> Zielart, derZustand der Zielart. Das zweite sind <strong>die</strong> Umweltauswirkungen und hierinsbesondere <strong>die</strong> Beifänge, <strong>die</strong> unerwünschten Beifänge in der Fischerei.Und das dritte <strong>ist</strong> das Managementsystem an sich. Bei all <strong>die</strong>sen dreiPunkten haben wir Probleme.“© Westdeutscher Rundfunk Köln 2013Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile <strong>ist</strong> urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engenGrenzen des Urheberrechtsgesetzes <strong>ist</strong> ohne Zustimmung des <strong>WDR</strong> unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript wedervervielfältigt, verbreitet noch öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden.


4O-Ton:„Sie müssen auf Schwankungen des Bestandes reagieren können, egal ob eswahrscheinlich oder unwahrscheinlich <strong>ist</strong>. Die Wissenschaft sagt, es <strong>ist</strong> sehrunwahrscheinlich, dass der Krabbenbestand tatsächlich malzusammenbrechen würde.“Sprecherin:Der Fischereibiologe Philipp Oberdörffer versucht als Geschäftsführer derErzeugergemeinschaft der deutschen Krabbenfischer, <strong>die</strong> <strong>MSC</strong>-<strong>Zertifizierung</strong> voranzu bringen.O-Ton:„Sie müssen <strong>die</strong> Möglichkeit haben, auf derartige Schwankungen reagierenzu können. Und wenn Sie das nicht vorweisen können, dann passen Sieeinfach nicht in den Standard und da der Standard sich nicht derKrabbenfischerei anpassen wird, muss <strong>die</strong> Krabbenfischerei sich nun demStandard anpassen und eben <strong>die</strong>ses Bestandsmanagement entwickeln.“Sprecherin:Der Weg zum blauen <strong>MSC</strong>-Siegel <strong>ist</strong> beschwerlich. Davon wissen spanischeMuschelfischer an der Nordwestküste von Galizien ein Lied zu singen, <strong>die</strong> nacheinem Jahre dauernden Antragsverfahren im Sommer endlich zertifiziert wurden -ebenso wie etwa <strong>die</strong> Seelachsfischer von den Faröer-Inseln; kanadischeHeilbuttfänger, <strong>die</strong> im Nordwestatlantik unterwegs sind oder auch eine russischeErzeugergemeinschaft, <strong>die</strong> in der eisigen Barentsee Kabeljau und Schellfisch fängt.So verschieden <strong>die</strong> unterschiedlichen Fischereien sein mögen - <strong>die</strong> gefordertenStandards müssen weltweit gleich sein, betont Chr<strong>ist</strong>opher Zimmermann. Dertechnische Berater des <strong>MSC</strong> skizziert, was <strong>die</strong> Forschung über <strong>die</strong> Nordseegarnelealles wissen muss, bevor es zu einer <strong>Zertifizierung</strong> kommen kann.O-Ton:„Wir würden über <strong>die</strong> Populationsdynamik, also über <strong>die</strong> Wachstumsratenund Vermehrungsgeschwindigkeiten und so was gerne deutlich mehr wissen.Wir würden auch gerne beantwortet haben, wie hoch <strong>die</strong> Beifangraten sind.Das <strong>ist</strong> das nächste große Problem. <strong>Wie</strong> hoch <strong>die</strong> Überlebensraten <strong>die</strong>serBeifänge sind. Denn <strong>die</strong> sind mit Sicherheit höher als in der Kabeljau-© Westdeutscher Rundfunk Köln 2013Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile <strong>ist</strong> urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engenGrenzen des Urheberrechtsgesetzes <strong>ist</strong> ohne Zustimmung des <strong>WDR</strong> unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript wedervervielfältigt, verbreitet noch öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden.


5Fischerei oder in der Heringsfischerei. Das alles wollen wir gernequantifizieren.“Sprecherin:Beifang <strong>ist</strong> das, was im Netz landet und der Fischer nicht fangen will oder nichtfangen darf. Das können Krabben sein, <strong>die</strong> noch zu klein sind. Oder Fische, <strong>die</strong>eigentlich nicht in sein Garnelennetz gehören - Kabeljau oder Seezunge zumBeispiel.Atmo: Geräuschkulisse an Deck des KrabbenkuttersSprecher:Die „Nordstrom 1“ hat jetzt vor Norderney ihren ersten Fangstopp eingelegt.Gemächlich schaukelt der Kutter mit grasgrünem Rumpf im Auf und Ab der sanftenDünung. Zuvor hatte <strong>die</strong> Nordstrom ihre „Schwingen“ ausgefahren: Knapp zehnMeter lange Ausleger zu beiden Seiten, an denen <strong>die</strong> Fangnetze seitlich ins Wassertauchen und über den Meeresgrund gleiten. Naturschützer kritisieren, dass <strong>die</strong>Kufen, auf denen so ein Fanggeschirr über den Meeresboden rumpelt, alleskaputtmachten, was da unten kreucht und fleucht. Dafür könne es doch kein <strong>MSC</strong>-Siegel geben. Fischer Gerold Conradi wehrt sich: Von wegen Kufen!O-Ton:„Wir haben ein Rollengeschirr, das geht ganz sanft über den Meeresboden.Wir dringen überhaupt nicht in den Meeresboden ein. Und viele Schiffe habenjetzt auch schon angefangen, <strong>die</strong> Kufen umzubauen auf Rollen. Das heißt,wir reduzieren da auch <strong>die</strong> Bodenberührung um über 80 Prozent. Da habenwir schon wissenschaftliche Berichte drüber. Das belgischeForschungsinstitut hat da einen Report gemacht, der liegt auch vor und <strong>die</strong>Bodenberührung haben wir um über 80 Prozent zurückgefahren.“Sprecher:Das Fanggeschirr beim Krabbenfang <strong>ist</strong> anders gestrickt als bei der Jagd nachSeezunge und Scholle. Hier prügeln zusätzlich schwere Metallketten auf den Bodenein, um <strong>die</strong> Plattfische aufzuscheuchen, <strong>die</strong> sich um so tiefer einbuddeln, je näher© Westdeutscher Rundfunk Köln 2013Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile <strong>ist</strong> urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engenGrenzen des Urheberrechtsgesetzes <strong>ist</strong> ohne Zustimmung des <strong>WDR</strong> unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript wedervervielfältigt, verbreitet noch öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden.


6der Feind kommt. Die arttypische Fluchtreaktion der Krabben geht in <strong>die</strong> andereRichtung: Die springen hoch - und landen so im Netz. An Bord hat CarstenNoormann damit begonnen, <strong>die</strong> frisch gefangenen Krabben in einer Trommel zusortieren. Die Kleinen will er nicht, <strong>die</strong> Großen verschwinden im mattsilberschimmernden Kocher.O-Ton:„Ja, dadurch werden sie ja haltbarer gemacht und <strong>die</strong> müssen ja auchgekrümmt sein; <strong>die</strong> werden ja in kochendem Wasser ruckzuck gekocht, daher<strong>die</strong> Krümmung, und auch wegen der Haltbarkeit, ne. Und dann werden sienoch mal nach Größen sortiert und zuletzt von Hand noch mal ausgelesen;kleine Muscheln und so was, <strong>die</strong> dazwischen sind und dann sind sieeigentlich zum Verzehr fertig. Die Qualität <strong>ist</strong> sehr gut. Schöne, großeKrabben, so wollen wir <strong>die</strong> haben.“Sprecher:Die Suche nach Beifang <strong>ist</strong> beschwerlich: etliche Krabben, <strong>die</strong> zu klein waren, hatCarsten Noormann noch vor dem Kochen aussortiert und wieder über Bordgeworfen. Der Fischer <strong>ist</strong> überzeugt, dass sie überleben - aber genau weiß dasniemand. Und dann sind da noch ein paar briefmarkengroße Plattfische zu sehen -Baby-Schollen. Aber große Fische sind keine dabei. Gerold Conradi weiß, warum.O-Ton:„Krabbennetze sind engmaschige Netze. Jetzt haben wir in <strong>die</strong>senengmaschigen Netzen noch wieder ein anderes Netz als Trichter eingebaut,was ein bisschen gröber <strong>ist</strong>. Die Krabben gehen durch, aber alle Fischewerden durch <strong>die</strong>ses zweite Netz gefiltert und unter Wasser durch einenAusgang wieder in <strong>die</strong> Freiheit entlassen.“Atmo: Geräuschkulisse an Deck des KrabbenkuttersSprecherin:Daniel Stepputtis kann <strong>die</strong> Ausführungen des Fischers nur bedingt bestätigen. DerFangtechnik-Experte vom Thünen-Insitut für Ostseefischerei in Rostock gibt zubedenken, dass auch <strong>die</strong> neuen Siebnetze unter Wasser nicht immer gutunterscheiden zwischen Krabben und Fischen.© Westdeutscher Rundfunk Köln 2013Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile <strong>ist</strong> urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engenGrenzen des Urheberrechtsgesetzes <strong>ist</strong> ohne Zustimmung des <strong>WDR</strong> unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript wedervervielfältigt, verbreitet noch öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden.


7O-Ton:„Das klappt gut für große Schollen, für große Kabeljaue, für große Wittlinge -klappt natürlich um so schlechter, je mehr sich <strong>die</strong> Form und <strong>die</strong> Größe derunerwünschten Beifänge denen der Krabben - <strong>die</strong> man haben möchte -annähert; denn dann wird es schwierig mit dem Auseinanderhalten.“Sprecherin:Es geht also um den Nachwuchs von Kabeljau, Seezunge und Scholle, <strong>die</strong> später alserwachsene Tiere besonders begehrt sind.O-Ton:„Also, der Herbst <strong>ist</strong> zum Beispiel eine Jahreszeit, in dem <strong>die</strong> im Frühjahrgeborenen Schollen just <strong>die</strong> Größe haben, dass sie so <strong>die</strong> Eurostück- oderBriefmarkengröße erreicht haben und dann auch im Netz hängenbleiben. Diesind also ähnlich groß wie <strong>die</strong> Krabben und dann werden beide zusammengefangen.“Sprecherin:Eine knappe Milliarde junger Schollen sollen Schätzungen zufolge jedes Jahr dereuropäischen Garnelenfischerei zum Opfer fallen. Wenn <strong>die</strong>se Baby-Schollenaufwachsen dürften, könnten <strong>die</strong> Fischer bis zu 12.000 Tonnen Schollen zusätzlichan Land ziehen - jedes Jahr aufs Neue. Millionenfacher Schollentod im Garnelennetz- dennoch für den <strong>MSC</strong> kein K.O.-Kriterium. Man glaubt es kaum, aber das <strong>ist</strong> so,bestätigt Chr<strong>ist</strong>opher Zimmermann, Leiter des technischen Beratergremiums des<strong>MSC</strong>.O-Ton:„Dem Schollenbestand in der Nordsee geht es zur Zeit sehr, sehr gut. Derwächst und wächst. Also, trotz <strong>die</strong>ser zu bestimmten Zeiten hohen Beifängevon jungen Schollen wächst der Bestand weiter. Der Einfluss auf denGesamtbestand <strong>ist</strong> also eher gering. Das heißt, <strong>die</strong> Schollenbeifänge werdenin <strong>die</strong>ser <strong>Zertifizierung</strong> keinen wesentlichen Einfluss auf <strong>die</strong><strong>Zertifizierung</strong>smöglichkeiten haben. Anders sieht es bei Kabeljau, Wittling,Schellfisch-Beifängen aus.“© Westdeutscher Rundfunk Köln 2013Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile <strong>ist</strong> urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engenGrenzen des Urheberrechtsgesetzes <strong>ist</strong> ohne Zustimmung des <strong>WDR</strong> unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript wedervervielfältigt, verbreitet noch öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden.


8Sprecherin:Denn auch deren briefmarkengroße Jungfische können im Garnelennetz landen. Unddas <strong>ist</strong> der Unterschied: Dem Kabeljau in der Nordsee geht es sehr schlecht.Deshalb kann <strong>die</strong>ser Beifang ein Problem für <strong>die</strong> Garnelenfischer sein, wenn esdarum geht, das <strong>MSC</strong>-Zertifikat zu bekommen. Die Miesmuschelfischer imniedersächsischen Wattenmeer sind da viel weiter. Sie haben inzwischen das blauweißeGütesiegel erhalten - was Naturschützer heftig kritisieren: Die Muschel- undKrabbenfischerei in den Gewässern der Wattenmeernationalparke laufe den hohenSchutzzielen zuwider. Sie bemängeln, dass zum Beispiel Krabbenkutter sogar in <strong>die</strong>Kernzonen der Nationalparke vordringen dürften und dabei auch vor Robben- undVogelschutzgebieten nicht Halt machten - mit naturverträglicher Fischerei habe <strong>die</strong>sdoch nichts zu tun. Chr<strong>ist</strong>opher Zimmermann verwe<strong>ist</strong> jedoch auf <strong>die</strong> weltweitgültigen Standards des <strong>MSC</strong>. Demnach reiche es aus, wenn sich <strong>die</strong> Fischerjederzeit an Recht und Gesetz halten. Und das tun Krabben- und Muschelfischer,solange <strong>die</strong> Nationalparkverordnungen <strong>die</strong> Fischerei zulassen.O-Ton:„Genau. Und das hatte seinen Grund, dass man natürlich eine bisherigeNutzung, <strong>die</strong> eine sehr, sehr lange Tradition hat und wichtig auch <strong>ist</strong> für <strong>die</strong>Küstenregion, dass man <strong>die</strong> nicht aussperren wollte mit der Implementierungdes Nationalparks. Trotzdem kann <strong>die</strong> Politik natürlich jetzt sagen: Wir wollen<strong>die</strong> nutzungsfreien Zonen gerne ausweiten. Wenn sie das tut und <strong>die</strong>s in eineGesetzesvorlage packt und das dann am Ende Gesetz <strong>ist</strong>, dann muss sich<strong>die</strong> Fischerei natürlich daran halten, sonst kann sie nicht zertifiziert werden.“Sprecherin:Insbesondere in Schleswig-Holstein <strong>ist</strong> der grüne Umweltmin<strong>ist</strong>er Robert Habeckentschlossen, <strong>die</strong> nutzungsfreien Zonen in den Nationalparkgewässern entlang derKüste von Dithmarschen und Nordfriesland auszuweiten. Bislang umfassen <strong>die</strong>seBereiche gut ein Drittel der Nationalparkfläche. Die Vorgaben desBundesnaturschutzgesetzes sehen jedoch vor, mindestens <strong>die</strong> Hälfte der Flächenutzungsfrei zu halten - eine Ausweitung ginge dann zu Lasten der Muschel- undKrabbenfischer. Bleibt das Bestandsmanagement. <strong>Wie</strong> wollen <strong>die</strong> Garnelenfischerihre Fänge an mögliche Bestandsschwankungen anpassen, wenn <strong>die</strong> Forschung© Westdeutscher Rundfunk Köln 2013Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile <strong>ist</strong> urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engenGrenzen des Urheberrechtsgesetzes <strong>ist</strong> ohne Zustimmung des <strong>WDR</strong> unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript wedervervielfältigt, verbreitet noch öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden.


9nicht berechnen kann, wie gut oder schlecht sich <strong>die</strong> Krabben vermehren werden?Fischereibiologe Philipp Oberdörffer von der Erzeugergemeinschaft derKrabbenfischer sieht einen Ausweg aus <strong>die</strong>sem Dilemma.O-Ton:„Also, wir haben ja Daten. Unsere Betriebe sind alle logbuchpflichtig. Dasheißt, sie haben Aufzeichnungen über <strong>die</strong> Fänge <strong>die</strong>ser Fahrzeuge, über <strong>die</strong>Zeitpunkte, wann gefischt wurde usw. Und das sind klassische Parameter,<strong>die</strong> man eigentlich benutzt, um den Zustand eines Bestandes dann auchabschätzen zu können. Angedacht <strong>ist</strong> im Moment, ein System zu wählen, wasüber <strong>die</strong> Fänge pro Stunde geht. Und über <strong>die</strong>sen Wert des Stundenfanges -wie viele Krabben pro Stunde im Netz landen - kann man abschätzen:Entwickelt sich der Bestand positiv oder negativ? Und wenn Sie einmal mehrund einmal weniger fangen, dann <strong>ist</strong> das immer ein Indiz dafür, dass <strong>die</strong>Dichte des Bestandes zu- oder abgenommen hat.“Sprecherin:Diese Zahlen lassen sich Monat für Monat auswerten und als Grundlage für einBestandsmanagement nutzen. Dennoch <strong>ist</strong> es üblich, dass auchfischereiunabhängige Daten in <strong>die</strong> Berechnung einfließen, <strong>die</strong> von Fischereibiologenauf Forschungsfahrten gewonnen werden. Doch <strong>die</strong>se Daten gibt es nicht. ImGrunde haben <strong>die</strong> Wissenschaftler in den vergangenen Jahrzehnten eine derwichtigsten Ressourcen der heimischen Fischerei ignoriert. Chr<strong>ist</strong>opher Zimmermannvom Thünen-Institut in Rostock weiß das.O-Ton:„Das <strong>ist</strong> für <strong>die</strong> Fischerei, <strong>die</strong> sich in <strong>die</strong> <strong>Zertifizierung</strong> begeben hat und dafürviel Geld ausgibt, natürlich sehr unbefriedigend. Die wollen möglichstnächstes Jahr ihr Zertifikat haben und reagieren mit viel Unverständnis, wennwir sagen: Wir müssen leider erstmal fünf oder sechs Jahre Daten sammeln,bevor wir einen geeigneten Management-Plan entwickeln können.“Atmo: Hafenatmosphäre mit kreischenden MöwenSprecher:Das Dilemma der Garnelenfischer an der Nordseeküste <strong>ist</strong> offensichtlich: Unter demKiel ihrer Kutter <strong>ist</strong> das Meer voller Krabben, dennoch scheint das begehrte <strong>MSC</strong>-Siegel in weiter Ferne. Gerold Conradi steht in seinem Heimathafen im ostfriesischenGreetsiel und genießt <strong>die</strong> Postkartenidylle am Pier. Aufgereiht wie bunte Perlen auf© Westdeutscher Rundfunk Köln 2013Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile <strong>ist</strong> urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engenGrenzen des Urheberrechtsgesetzes <strong>ist</strong> ohne Zustimmung des <strong>WDR</strong> unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript wedervervielfältigt, verbreitet noch öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden.


10einer Kette liegen dort <strong>die</strong> schmucken Krabbenkutter - das Fanggeschirr emporgereckt, <strong>die</strong> Masten stolz in den blitzblauen Himmel ragend. <strong>Wie</strong> eine trotzige, kleineArmada symbolisieren sie eine Jahrhunderte alte Tradition - und zugleich den Weg in<strong>die</strong> Zukunft. Und <strong>die</strong>, so hofft der Garnelenfischer, trägt ein blau-weißes Siegel.O-Ton:„Wir bezahlen eine <strong>MSC</strong>-Abgabe für jedes Kilo Krabben, was wir anlanden.Und das schon seit zwei Jahren. Und mit <strong>die</strong>ser <strong>MSC</strong>-Abgabe finanzieren wir<strong>die</strong> ganze Sache. Weil <strong>MSC</strong> <strong>ist</strong> nicht umsonst. Wir haben es noch nicht, wirwissen noch nicht, ob wir es bekommen! Wir müssen schon in Vorle<strong>ist</strong>unggehen. Arbeitstechnisch, aber auch finanziell.“Atmo: Hafenatmosphäre mit kreischenden Möwen© Westdeutscher Rundfunk Köln 2013Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile <strong>ist</strong> urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engenGrenzen des Urheberrechtsgesetzes <strong>ist</strong> ohne Zustimmung des <strong>WDR</strong> unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript wedervervielfältigt, verbreitet noch öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden.

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