Stamford Hill. Die Welt der ultra-orthodoxen Juden von ... - WDR 5
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DOK 5 – Das Feature: 20./21.10.2013<br />
<strong>Stamford</strong> <strong>Hill</strong><br />
<strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>der</strong> <strong>ultra</strong>-<strong>orthodoxen</strong> <strong>Juden</strong> <strong>von</strong> Nord-London<br />
O-Ton Untergrundbahn<br />
Autor<br />
Ich bin unterwegs zu einem Treffen mit einem Unbekannten. Er will unbedingt<br />
anonym bleiben. Unser Treffpunkt ist ein Restaurant im Londoner Stadtteil St. John’s<br />
Wood. St. John’s Wood – schick, reich, weltlich - ist einige Kilometer und zugleich<br />
<strong>Welt</strong>en entfernt <strong>von</strong> <strong>der</strong> Gemeinschaft <strong>ultra</strong>-orthodoxer <strong>Juden</strong> in <strong>Stamford</strong> <strong>Hill</strong>, Nord-<br />
London, <strong>der</strong> größten Europas. Keine schwarzen Hüte, keine Kaftane, keine langen<br />
Röcke, keine Großfamilien mit acht Kin<strong>der</strong>n. Der Unbekannte hat am Telefon sehr<br />
geheimnisvoll getan. Ich könnte ihn nur sprechen, wenn ich seinen Name nicht<br />
nenne und seine Stimme verfremdet wird. Seinen wirklichen Namen kenne ich<br />
ohnehin nicht. Was ich weiß, ist: Der Unbekannte ist ein Aussteiger, sein Vater ein<br />
prominenter Rabbiner; er unterhält eine Internetseite, die diskret und anonym<br />
Menschen Hilfe anbietet, die die <strong>ultra</strong>-orthodoxe Gemeinschaft verlassen wollen. Es<br />
hat mich viel Mühe gekostet, ihn zu diesem Gespräch zu bewegen. Er hat unter <strong>der</strong><br />
Bedingung zugestimmt, dass ich ihn noch vor meinem ersten Besuch in <strong>Stamford</strong> <strong>Hill</strong><br />
treffe. Alles, was ich dort hören werde, seien Lügen.<br />
Ansage<br />
<strong>Stamford</strong> <strong>Hill</strong><br />
<strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>der</strong> <strong>ultra</strong>-<strong>orthodoxen</strong> <strong>Juden</strong> <strong>von</strong> Nord-London<br />
Ein Feature <strong>von</strong> Daniel Cil Brecher<br />
Autor<br />
Warum sollte es so schwierig sein, die 20.000 Seelen große jüdische Gemeinschaft<br />
<strong>von</strong> <strong>Stamford</strong> <strong>Hill</strong> zu verlassen, frage ich mich. Wir sind mitten in London und wir<br />
zählen das Jahr 2013.<br />
O-Ton David<br />
[Atmo Restaurant] Well, for a boy to leave the community is very very difficult … they<br />
are completely alone.<br />
Sprecher 1<br />
Für einen jungen Mann ist es sehr, sehr schwer, die Gemeinschaft zu verlassen. Es<br />
kommt nur selten vor. <strong>Die</strong> es schaffen, kommen meist wie<strong>der</strong> zurück. Sie haben<br />
kaum Chancen in <strong>der</strong> Außenwelt. Sie haben keine Ausbildung, sie sprechen meist<br />
kein Englisch, auch wenn sie mitten in London aufgewachsen sind. Sie sprechen<br />
Jiddisch, ein bisschen Hebräisch und ein wenig Aramäisch. <strong>Die</strong> schulische Bildung,<br />
die sie genossen haben, wird draußen nicht anerkannt. Sie heiraten mit 19 o<strong>der</strong> 20<br />
und haben gleich viele Kin<strong>der</strong>. Wenn jemand mit 25 weg will, hat er schon eine große<br />
Familie und keinerlei Erfahrung im Arbeitsleben. Wenn er einen Arbeitsplatz<br />
innerhalb <strong>der</strong> Gemeinschaft hat, wird er ihn verlieren. Er hat keine Kontakte in <strong>der</strong><br />
Außenwelt, und er kennt die Kultur nicht. Wenn er weg will, ist er völlig auf sich selbst<br />
gestellt.<br />
© Westdeutscher Rundfunk Köln 2013<br />
<strong>Die</strong>ses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb <strong>der</strong><br />
engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des <strong>WDR</strong> unzulässig. Insbeson<strong>der</strong>e darf das<br />
Manuskript we<strong>der</strong> vervielfältigt, verbreitet o<strong>der</strong> öffentlich wie<strong>der</strong>gegeben (z.B. gesendet o<strong>der</strong> öffentlich<br />
zugänglich gemacht ) werden..<br />
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DOK 5 – Das Feature: 20./21.10.2013<br />
<strong>Stamford</strong> <strong>Hill</strong><br />
<strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>der</strong> <strong>ultra</strong>-<strong>orthodoxen</strong> <strong>Juden</strong> <strong>von</strong> Nord-London<br />
Autor<br />
David soll ich den Aussteiger nennen. Ich will wissen, wie er es trotzdem geschafft<br />
hat, <strong>Stamford</strong> <strong>Hill</strong> zu verlassen. Er bittet mich, das Aufnahmegerät abzuschalten. Er<br />
hat Angst, durch Details seine Identität preiszugeben. Als er mit 17 aus <strong>Stamford</strong> <strong>Hill</strong><br />
weglief, hatte er nichts. Seine Eltern ließen ihn mit Privatdetektiven suchen. Zur<br />
Polizei wollten sie nicht gehen. David wendete sich an das Sozialamt, erhielt Hilfe,<br />
konnte die Schule besuchen, studieren. Heute ist er ein erfolgreicher und<br />
angesehener Wirtschaftswissenschaftler. David hat explizit die Lage <strong>von</strong> jungen<br />
Männern in <strong>Stamford</strong> <strong>Hill</strong> skizziert. Wie aber steht es mit jungen Frauen dort<br />
O-Ton David<br />
Girls in this community have an interesting position … the education stops at 18.<br />
Sprecher 1<br />
Junge Frauen haben in dieser Gemeinschaft eine interessante Position, an<strong>der</strong>s als<br />
das, was man erwarten würde, auch wenn sie im Vergleich zu Männern schlechter<br />
gestellt sind. Sie genießen besseren Unterricht, sprechen Englisch, gehen bis 16<br />
o<strong>der</strong> 18 zur Schule. Aber die Bildung, die sie erhalten, wird nicht genutzt. Sie werden<br />
früh verheiratet, haben viele Kin<strong>der</strong> und arbeiten, wenn überhaupt, innerhalb <strong>der</strong><br />
Gemeinschaft in schlecht bezahlten Jobs als Sekretärinnen, in Kin<strong>der</strong>gärten o<strong>der</strong><br />
Schulen. Mit 18 ist ihre Ausbildung zuende.<br />
Autor<br />
In Davids Augen dient die bessere Bildung <strong>der</strong> Frauen einfach dazu, sie bis zur<br />
Hochzeit beschäftigt zu halten. Früher gab es überhaupt keine Schulen für Mädchen<br />
bei den Haredim, den strenggläubigen ‚ Gottesfürchtigen‘. <strong>Die</strong> Mädchen hätten sich<br />
herumgetrieben.<br />
O-Ton David<br />
Boy education is completely focused on religious scripture … all sorts of issues<br />
between them.<br />
Sprecher 1<br />
<strong>Die</strong> Ausbildung <strong>der</strong> Jungen ist ganz auf das Studium religiöser Texte beschränkt.<br />
Den Mädchen ist das nicht erlaubt, o<strong>der</strong> nur in ganz beschränktem Maße. Mädchen<br />
und Jungen dürfen auch nicht miteinan<strong>der</strong> umgehen. Sie werden völlig separat<br />
erzogen. <strong>Die</strong> Sorge ist, dass sich sonst alle möglichen Probleme ergeben.<br />
Autor<br />
<strong>Die</strong> Beschwernisse, die <strong>der</strong> <strong>ultra</strong>-orthodoxe Lebensstil mit sich bringt, sind Legende.<br />
Von <strong>der</strong> Kleidung bis zum Essen, vom Aufstehen bis zum Schlafengehen, alles ist bis<br />
ins Kleinste geregelt. <strong>Die</strong> <strong>Juden</strong> <strong>von</strong> <strong>Stamford</strong> <strong>Hill</strong> haben sich bewusst abgeson<strong>der</strong>t,<br />
<strong>von</strong> <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen <strong>Welt</strong>, <strong>der</strong> nicht-jüdischen Umgebung und <strong>von</strong> <strong>der</strong> Mehrheit <strong>der</strong><br />
200.000 <strong>Juden</strong> in London. <strong>Die</strong> chassidischen Sekten, die hier wohnen, sind im<br />
späten 18. Jahrhun<strong>der</strong>t in Osteuropa entstanden. Wie schaffen sie es überhaupt, ihre<br />
Lebensweise ins 21. Jahrhun<strong>der</strong>t hinüber zu retten<br />
© Westdeutscher Rundfunk Köln 2013<br />
<strong>Die</strong>ses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb <strong>der</strong><br />
engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des <strong>WDR</strong> unzulässig. Insbeson<strong>der</strong>e darf das<br />
Manuskript we<strong>der</strong> vervielfältigt, verbreitet o<strong>der</strong> öffentlich wie<strong>der</strong>gegeben (z.B. gesendet o<strong>der</strong> öffentlich<br />
zugänglich gemacht ) werden..<br />
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DOK 5 – Das Feature: 20./21.10.2013<br />
<strong>Stamford</strong> <strong>Hill</strong><br />
<strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>der</strong> <strong>ultra</strong>-<strong>orthodoxen</strong> <strong>Juden</strong> <strong>von</strong> Nord-London<br />
O-Ton David<br />
Very, very interesting question … they fear it.<br />
Sprecher 1<br />
Eine sehr interessante Frage. Denn alles spricht dagegen. Ich glaube, dass es<br />
hauptsächlich einen Grund hat: Es ist sehr schwer, die Gemeinschaft zu verlassen.<br />
Wenn du in diese Gemeinschaft hineingeboren bist, bist du praktisch gefangen. Es<br />
herrscht auch große Angst vor <strong>der</strong> Außenwelt, vor den Goyim, wie man dort sagt.<br />
Dafür gibt es zum Teil Ursachen. <strong>Stamford</strong> <strong>Hill</strong> liegt im Stadtbezirk Hackney, einer<br />
<strong>der</strong> ärmsten Gegenden des Landes mit hoher Kriminalität. Dem entsprechend wird<br />
die Außenwelt wahrgenommen, gerade unter Jugendlichen, die noch nichts <strong>von</strong> <strong>der</strong><br />
Außenwelt wissen. Sie haben Angst vor ihr.<br />
Autor<br />
David hat offiziell seinen Namen än<strong>der</strong>n lassen. Warum hat er solche Angst, dass er<br />
erkannt werden könnte Er will seiner Familie, die noch in <strong>Stamford</strong> <strong>Hill</strong> wohnt, nicht<br />
schaden, sagt er. Je<strong>der</strong> kenne jeden, und je<strong>der</strong> stehe unter Beobachtung.<br />
O-Ton David<br />
You don’t always know who is going to report you … say something about it.<br />
Sprecher 1<br />
Du weißt nie, wer Dich verraten wird. In gewisser Weise ist es wie in Sowjetrussland.<br />
Da gab es auch Leute, die das System ablehnten und sich über Verbote<br />
hinwegsetzten. <strong>Die</strong> wussten auch nicht, welcher Nachbar sie denunzieren würde.<br />
O-Ton David<br />
People in the community are often very scared … exposure to the outside world.<br />
Sprecher 1<br />
Leute haben oft Angst, erwischt zu werden an Orten, an denen sie nicht sein dürfen,<br />
in einem Nachtclub, einem Internetcafé o<strong>der</strong> einfach an Orten, an denen sie sich zu<br />
viel mit <strong>der</strong> Außenwelt einlassen könnten.<br />
Autor<br />
Aber ist die Angst erwischt zu werden wirklich realistisch in einer Stadt mit 8 Millionen<br />
Einwohnern Und was wären die Folgen<br />
O-Ton David<br />
They would have to be a bit scared … deal in their own way.<br />
Sprecher 1<br />
Es gibt schon Gründe für die Angst. Sollten sie erwischt werden, werden die<br />
Rabbiner o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e benachrichtigt und dann folgen Drohungen. Seit Neuestem<br />
gibt es auch ein „Komitee für die Reinheit unserer Gemeinschaft“. Das ist eine<br />
Telefonnummer, unter <strong>der</strong> jemand anonym denunziert werden kann, jemand, <strong>der</strong> an<br />
verbotenen Orten gesehen wurde, o<strong>der</strong> eine Frau, die nicht keusch genug gekleidet<br />
ist. Und dann werden Rabbiner o<strong>der</strong> führende Persönlichkeiten in <strong>der</strong> Gemeinschaft<br />
sich um diese Leute kümmern.<br />
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DOK 5 – Das Feature: 20./21.10.2013<br />
<strong>Stamford</strong> <strong>Hill</strong><br />
<strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>der</strong> <strong>ultra</strong>-<strong>orthodoxen</strong> <strong>Juden</strong> <strong>von</strong> Nord-London<br />
Autor<br />
Nach Davids Ansicht hat sich die <strong>ultra</strong>-orthodoxe jüdische Gemeinschaft in den<br />
letzten Jahrzehnten radikalisiert. Früher sei es liberaler zugegangen.<br />
Auch mir war in an<strong>der</strong>en Haredim-Gemeinschaften, in New York und Jerusalem,<br />
aufgefallen, dass die Kleidungsvorschriften seit einiger Zeit viel strenger gehandhabt<br />
werden.<br />
O-Ton David<br />
Yes, that’s very true … more radical in or<strong>der</strong> to survive.<br />
Sprecher 1<br />
Ja, das ist sehr wahr. Man braucht sich nur alte Fotos anzuschauen. Haredim haben<br />
begriffen, dass die einzige Methode des Überlebens die Nicht-Integration ist. Sie tun<br />
alles, um an<strong>der</strong>s auszusehen. Sie lassen ihre Kin<strong>der</strong> nicht studieren, sie halten sich<br />
an die überkommenen Kleidungsvorschriften und tragen die Bärte länger. Sie tun<br />
alles, um sich <strong>von</strong> <strong>der</strong> Umgebung zu unterscheiden, und sind dabei sehr erfolgreich.<br />
Sie mussten strenger und radikaler werden, um zu überleben.<br />
Atmo Untergrundbahn<br />
Autor<br />
Das Treffen mit David hat mich ein wenig verwirrt. Ist die Gemeinschaft <strong>von</strong> <strong>Stamford</strong><br />
<strong>Hill</strong> wirklich ein Gefängnis Sowjetrussland <strong>Die</strong> Haredim sind - offen und versteckt -<br />
Gegenstand vieler Vorurteile und Mythen, unter Nichtjuden wie unter <strong>Juden</strong>. Obwohl<br />
diese Sekten weniger als zehn Prozent <strong>der</strong> jüdischen <strong>Welt</strong>bevölkerung ausmachen,<br />
bestimmt ihre auffallende Erscheinung für viele das Bild, das sie sich <strong>von</strong> allen <strong>Juden</strong><br />
machen. Doch unter nichtreligiösen <strong>Juden</strong> in Israel gelten Ultra-Orthodoxe als<br />
verachtungswürdige Reste einer längst abgelegten Ghetto-Vergangenheit. Sie<br />
passten nicht zum Selbstbild des mo<strong>der</strong>nen Israel. Deshalb bin ich gegenüber<br />
generalisierenden Aussagen über diese Gruppen meist skeptisch. Aber Davids<br />
Erfahrungen und Meinungen muss ich ernst nehmen. Vielleicht hat er ja auch ein<br />
wenig übertrieben. David ist ganz offensichtlich ein äußerst begabter und<br />
ambitionierter junger Mann, den das Leben in <strong>der</strong> Enge dieser Gemeinschaft ganz<br />
beson<strong>der</strong>s frustriert haben muss.<br />
Atmo Autofahrt<br />
O-Ton Dudi [Autofahrt]<br />
Interestingly, we are passing now a … and never a single incident.<br />
Sprecher 2<br />
Wir kommen jetzt an einer <strong>der</strong> nichtjüdischen Schulen in <strong>Stamford</strong> <strong>Hill</strong> vorbei. Es gibt<br />
zwei riesige Schulen hier, aber nie Zwischenfälle. Es gibt hier eine Straße mit einer<br />
zionistischen Schule, einer anti-zionistischen Schule, einer chassidischen Yeshive<br />
und einer moslemischen Madrassa und nie einen einzigen Zwischenfall.<br />
© Westdeutscher Rundfunk Köln 2013<br />
<strong>Die</strong>ses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb <strong>der</strong><br />
engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des <strong>WDR</strong> unzulässig. Insbeson<strong>der</strong>e darf das<br />
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DOK 5 – Das Feature: 20./21.10.2013<br />
<strong>Stamford</strong> <strong>Hill</strong><br />
<strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>der</strong> <strong>ultra</strong>-<strong>orthodoxen</strong> <strong>Juden</strong> <strong>von</strong> Nord-London<br />
Autor<br />
Dudi. Dudi hat mich mit seinem Auto <strong>von</strong> <strong>der</strong> U-Bahnstation in <strong>Stamford</strong> <strong>Hill</strong><br />
abgeholt, um mir das Viertel, sein Viertel, zu zeigen. Er ist hier geboren, ist hier mit 4<br />
Jahren ins Che<strong>der</strong> gegangen, in die religiöse Schule für Jungen, dann in die Yeshive,<br />
wo er Talmud und Torah gelernt hat. Nach seiner Hochzeit, ganz jung, musste er<br />
seine religiöse Ausbildung fortsetzen, in einem „Kollel“, wo Männer zu Rabbinern und<br />
Lehrern ausgebildet werden. Dudi ist schließlich Fotograph geworden, ein Beruf, den<br />
er sich selbst hat beibringen müssen. Heute fotografiert er das Leben im Viertel, mit<br />
viel Liebe und Hingabe. Für ihn stellen die Menschen hier die letzten Reste einer<br />
großen osteuropäisch-jüdischen Tradition dar: Sie werde bald völlig verschwunden<br />
sein, meint er.<br />
O-Ton Dudi [Autofahrt]<br />
Yes, this is the High Road of <strong>Stamford</strong> <strong>Hill</strong> … would be like every other area.<br />
Sprecher 2<br />
Das ist die Umgehungsstraße und das Zentrum <strong>von</strong> <strong>Stamford</strong> <strong>Hill</strong>, das sich bis<br />
Finsbury Park erstreckt. <strong>Die</strong> Leute ziehen jetzt an die Rän<strong>der</strong> des Viertels, weil die<br />
Wohnungspreise steigen. <strong>Die</strong> Preise steigen, weil wir hier zusammen wohnen wollen<br />
und es mehr Wettbewerb um Wohnraum gibt. Wenn Chassidim nicht zusammen<br />
wohnen wollten, dann wäre es hier so billig wie in an<strong>der</strong>en Vierteln <strong>der</strong> Gegend.<br />
Autor<br />
<strong>Stamford</strong> <strong>Hill</strong> ist erstaunlich gemischt. Neben den Ultra-Orthodoxen, die Teile des<br />
Viertels mit ihrer schwarzen Kleidung dominieren, sind im Straßenbild ebenso viele<br />
Menschen an<strong>der</strong>er Herkunft und Kulturen zu sehen: Einwan<strong>der</strong>er aus Asien, aus<br />
Afrika, aus <strong>der</strong> Karibik. Alle mit ihren eigenen Moden und Kopfbedeckungen. Was mir<br />
auch sofort auffällt: hier wohnen arme und reiche <strong>Juden</strong> Tür an Tür.<br />
Im Vergleich zu den Männern im Kaftan und mit breitkrempigem Hut, mit<br />
Schläfenlocken und wildem Bart, ist Dudi ein mo<strong>der</strong>ner Frommer. Sein Bart ist<br />
gestutzt, und er hat keine Schläfenlocken. Er trägt auch keinen Kaftan o<strong>der</strong><br />
schwarzen Anzug, son<strong>der</strong>n graue Hosen, einen grauen Pullover und ein weißes<br />
Hemd. Auf dem Kopf hat er eine einfache schwarze Kippa. Was die Kleidung<br />
anlangt, ist er hier im Viertel offensichtlich ein Außenseiter. Er folgt zwar den Regeln<br />
<strong>der</strong> Zni’ut, <strong>der</strong> <strong>orthodoxen</strong> Schicklichkeit, aber er sagt mit seiner Kleidung auch etwas<br />
an<strong>der</strong>es aus: ich gehöre zwar dazu, aber nicht ganz. Er ist Satmarer Chassid - und<br />
Sozialist.<br />
O-Ton Dudi [Autofahrt]<br />
There are about three million people in Hackney … every five years ore seven years.<br />
Sprecher 2<br />
Es leben etwas 3 Millionen Menschen im Stadtteil Hackney, und wir sind etwa<br />
25.000. Wie viel Prozent sind das Aber wir wachsen schnell. <strong>Die</strong> Wachstumsrate ist<br />
phänomenal. Wir werden uns alle 5 bis 7 Jahre verdoppeln.<br />
© Westdeutscher Rundfunk Köln 2013<br />
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DOK 5 – Das Feature: 20./21.10.2013<br />
<strong>Stamford</strong> <strong>Hill</strong><br />
<strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>der</strong> <strong>ultra</strong>-<strong>orthodoxen</strong> <strong>Juden</strong> <strong>von</strong> Nord-London<br />
Autor<br />
Dudi erzählt mir, dass die Kin<strong>der</strong> <strong>der</strong> Haredim ständig zur Vorsicht im Umgang mit<br />
den an<strong>der</strong>en Gruppen im Viertel ermahnt werden. <strong>Die</strong> Toleranz, die heute in dieser<br />
kulturell und ethnisch gemischten <strong>Welt</strong>stadt vorherrscht, war hier, sagt er, nicht<br />
immer selbstverständlich.<br />
O-Ton Dudi Park [Autofahrt]<br />
When I was younger we were a much smaller … much safer and much calmer.<br />
Sprecher 2<br />
In meiner Kindheit waren wir eine viel kleinere Min<strong>der</strong>heit. Wenn wir in den Park<br />
spielen gingen, waren wir nicht allein. Da waren an<strong>der</strong>e Min<strong>der</strong>heiten. Manche<br />
mochten uns nicht. Jetzt sind wir mehr, und das gibt uns ein Gefühl <strong>der</strong> Sicherheit.<br />
Autor<br />
Ultra-orthodoxe <strong>Juden</strong> ließen sich hier zuerst während des Zweiten <strong>Welt</strong>kriegs<br />
nie<strong>der</strong>, als das jüdische East End Londons <strong>von</strong> deutschen Bomben getroffen wurde.<br />
Nach 1945 kamen die Überlebenden <strong>der</strong> Konzentrationslager, dann 1956 die<br />
Flüchtlinge aus Ungarn, später Ultra-Orthodoxe aus Nordafrika, aus dem Iran, dem<br />
Irak und Jemen. Sie alle waren Flüchtlinge. <strong>Die</strong> meisten Chassidim gehören den<br />
Dynastien Satmar, Beltz und Ger an. So bedeutend ist inzwischen die Enklave <strong>von</strong><br />
<strong>Stamford</strong> <strong>Hill</strong>, dass sich auch Einwan<strong>der</strong>er aus Israel hier nie<strong>der</strong>lassen. In Israel<br />
haben es Ultra-Orthodoxe inzwischen schwerer als früher, in politischer wie in<br />
wirtschaftlicher Hinsicht.<br />
O-Ton Dudi [Autofahrt]<br />
When I grew up … it wouldn’t surprise me the least.<br />
Sprecher 2<br />
Früher galt eine Gruppe als groß, wenn sie ihre Synagoge mit 50 Mann füllen konnte.<br />
Heute wäre das winzig. Es würde mich nicht überraschen, wenn es inzwischen mehr<br />
als hun<strong>der</strong>t Synagogen und Betstuben im Viertel gibt.<br />
O-Ton/Atmo <strong>Stamford</strong> <strong>Hill</strong><br />
Autor<br />
Wir sind am Straßenrand stehen geblieben und beobachten die Passanten. Obwohl<br />
Dudi als Fotograf im Viertel bekannt ist und seine Arbeit geduldet wird, muss er<br />
aufpassen. Als ich im Gespräch mit einem führenden Rabbiner <strong>von</strong> <strong>Stamford</strong> <strong>Hill</strong><br />
seinen Namen nannte, wurde ich gleich gewarnt. Dudi sei ein Außenseiter. Auch<br />
Dudi hatte mir zu Verstehen gegeben, dass er mit mir, einem <strong>Juden</strong> ohne jede<br />
Kopfbedeckung, nicht gesehen werden möchte.<br />
Nur aus dem Auto heraus können wir das Treiben draußen ungestört studieren. Mir<br />
fälltauf, dass Frauen sich innerhalb <strong>der</strong> Grenzen des Zulässigen mo<strong>der</strong>n und<br />
modisch kleiden. Knie, Ellbogen und Schlüsselbein müssen bedeckt sein, und das<br />
eigene Haar wird unter einer Perücke versteckt.<br />
© Westdeutscher Rundfunk Köln 2013<br />
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<strong>Stamford</strong> <strong>Hill</strong><br />
<strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>der</strong> <strong>ultra</strong>-<strong>orthodoxen</strong> <strong>Juden</strong> <strong>von</strong> Nord-London<br />
O-Ton Dudi<br />
Her husband could be … aware of quality and of standards.<br />
Sprecher 2<br />
Der Ehemann kann völlig im Studium <strong>der</strong> Heiligen Schriften aufgehen, während die<br />
Frau sich viel bewusster mit ihrer Erscheinung beschäftigt. Der Chassid sieht aus wie<br />
ein polnischer Handelsmann des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts, während seine Gattin sich kleidet<br />
wie eine Geschäftsfrau des 20.Jahrhun<strong>der</strong>ts. Wie ist das möglich Der Ehemann<br />
gehört irgendwo in die Periode 1800 bis 1940, und sie ist ganz Teil <strong>der</strong> Gegenwart.<br />
Autor<br />
Wenn Dudi vom Verschwinden <strong>der</strong> osteuropäisch-chassidischen Kultur spricht, meint<br />
er den subtilen Prozess <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>nisierung, <strong>der</strong> sich nicht unbedingt im Religiösen<br />
ausdrückt, son<strong>der</strong>n in den kleineren, sekundären Aspekten des <strong>ultra</strong>-<strong>orthodoxen</strong><br />
Lebensstils. Unter Haredim galten und gelten ostentativer Konsum, Interesse für das<br />
Äußerliche und unbescheidenes Auftreten als Tabu.<br />
O-Ton Dudi<br />
That’s why, in my work I try to focus … very well aware of health.<br />
Sprecher 2<br />
Deshalb konzentriere ich mich in meiner Arbeit auf die letzten Reste <strong>der</strong> alten<br />
Ordnung. Während wir zusehen, wird alles in hohem Tempo aufpoliert, schöner und<br />
sauberer gemacht. Einige <strong>der</strong> Häuser im Viertel sind sehr schön. Das wäre vor<br />
zwanzig Jahren unakzeptabel gewesen. Kin<strong>der</strong> sind gut angezogen und haben kein<br />
Übergewicht mehr. Ich bin zu dick und werde inzwischen als altmodischer Chassid<br />
ausgelacht. Übergewicht gilt inzwischen als schlecht und ungesund.<br />
Autor<br />
Dudi lacht. Früher war <strong>der</strong> dicke Bauch das Kennzeichen des echten Chassid, <strong>der</strong><br />
nichts um das Äußerliche gibt, dem nur das Spirituelle etwas bedeutet. Das<br />
Materielle spielt auch bei Dudis Arbeit kaum eine Rolle. Er verkauft zwar seine Fotos,<br />
aber am wichtigsten ist ihm, das Leben hier festzuhalten.<br />
Fühlt Dudi sich im Gefängnis, will ich noch wissen. Hatte er die Wahl, auch<br />
außerhalb <strong>der</strong> Gemeinschaft zu leben, einen Beruf zu erlernen<br />
O-Ton Dudi<br />
I can only imagine outside of the community … how can they put up with it<br />
Sprecher 2<br />
Ich habe nie außerhalb <strong>der</strong> Gemeinschaft gelebt und kann mir das deshalb nur in <strong>der</strong><br />
Phantasie ausmalen. Ich kenne höhere Schulen nur <strong>von</strong> außen. Ich stelle mir vor,<br />
dass Leute draußen einen Berufswunsch haben und dann einer entsprechenden<br />
Ausbildung folgen. Bei uns geht das an<strong>der</strong>s. Wir landen zufällig in einem Beruf. Ein<br />
Bekannter hat ein Geschäft, da gehst du dann in die Lehre, und wenn es dir gefällt,<br />
bleibst du dabei. Was mich als Fotograf fasziniert, ist dass Menschen bereit sind, auf<br />
so vieles zu verzichten, um dieses Leben führen zu können. Sie lieben dieses Leben.<br />
Das erstaunt mich immer wie<strong>der</strong>, und das versuche ich mit meiner Kamera<br />
festzuhalten. <strong>Die</strong> Menschen haben es sehr schwer. Das Leben ist äußerst strikt und<br />
© Westdeutscher Rundfunk Köln 2013<br />
<strong>Die</strong>ses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb <strong>der</strong><br />
engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des <strong>WDR</strong> unzulässig. Insbeson<strong>der</strong>e darf das<br />
Manuskript we<strong>der</strong> vervielfältigt, verbreitet o<strong>der</strong> öffentlich wie<strong>der</strong>gegeben (z.B. gesendet o<strong>der</strong> öffentlich<br />
zugänglich gemacht ) werden..<br />
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DOK 5 – Das Feature: 20./21.10.2013<br />
<strong>Stamford</strong> <strong>Hill</strong><br />
<strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>der</strong> <strong>ultra</strong>-<strong>orthodoxen</strong> <strong>Juden</strong> <strong>von</strong> Nord-London<br />
reglementiert. Und es geht in <strong>der</strong> <strong>orthodoxen</strong> Gemeinschaft immer nur um eines: Wie<br />
überleben wir Wie kann man ein so schweres Leben freiwillig auf sich nehmen<br />
O-Ton Gaby<br />
The power that you want to be a Jew … want to be a Jew Why for God’s sake<br />
Sprecher 3<br />
Dass du Jude sein willst, das kommt <strong>von</strong> Gott. Warum würdest du sonst Jude sein<br />
wollen Wir können das <strong>Juden</strong>tum abschaffen, und dann gäbe es überhaupt keine<br />
Probleme mehr. Alle könnten sich vereinigen. <strong>Die</strong>ser Starrsinn, das ist <strong>der</strong> innere<br />
Punkt des Jude- Seins. Warum um Himmels Willen will jemand sonst Jude sein<br />
Warum<br />
Autor<br />
Gaby. Gaby ist Rabbiner, Lehrer und ein Chassid alten Stils. Er gehört <strong>der</strong> Gur-<br />
Dynastie an. <strong>Die</strong> Gur-Dynastie geht, wie alle chassidischen Dynastien, auf einen <strong>der</strong><br />
Schüler des Baal Shem Tov zurück, einem Mystiker des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts, <strong>der</strong> als<br />
Grün<strong>der</strong> des Chassidismus gilt. Chassidim streben ein ekstatisches Erleben des<br />
Glaubens an und sind an den rationalistischen Denkweisen des konventionellen<br />
<strong>Juden</strong>tums wenig interessiert. Gaby und seine Frau Tikvah haben mich nach langen<br />
telefonischen Verhandlungen zu sich nach Hause eingeladen. Im Gegensatz zu<br />
einigen führenden Rabbinern <strong>der</strong> Enklave, mit denen ich nur informell sprechen<br />
durfte, wollten sie zulassen, dass ich unser Gespräch aufnehme. Zuerst wurden dann<br />
Tee und Kekse aufgefahren, schließlich die schweren Geschütze, um mich <strong>von</strong> <strong>der</strong><br />
Richtigkeit ihres Weges zu überzeugen. Gaby gebraucht die traditionelle, diskursive<br />
Sprechweise, die aus rhetorischen Fragen und Antworten besteht.<br />
O-Ton Gaby<br />
Why do so many Jewish people make a brit … is pushing them towards it.<br />
Sprecher 3<br />
Warum lassen so viel <strong>Juden</strong> ihre Kin<strong>der</strong> beschneiden Warum will eine Person, die<br />
Schweinfleisch und Unkoscheres isst, weiter Jude sein Warum fastest du am Jom<br />
Kippur Warum Etwas muss dich doch dazu treiben Eine übernatürliche Kraft ist<br />
es, die die Leute dazu bringt.<br />
Autor<br />
Gaby und Tikvah wohnen in einem <strong>der</strong> tausenden, kleinen, fast identischen<br />
Reihenhäuser des Viertels. Unten Küche und Wohnzimmer, oben zwei kleine<br />
Schlafzimmer. Alles ist einfach und bescheiden, so wie es <strong>der</strong> chassidische Anstand<br />
verlangt. Gaby träg einen wilden Bart und Schläfenlocken, seine Frau eine Perücke<br />
und ein Kleid, das alles bedeckt. Ich muss mich beim Zuhören sehr konzentrieren,<br />
denn sie sprechen fünf Sprachen durcheinan<strong>der</strong>. Alles in einem atemberaubenden<br />
Tempo: Jiddisch, Englisch, Hebräisch, Deutsch und Nie<strong>der</strong>ländisch. An <strong>der</strong> Wand im<br />
winzigen Wohnzimmer hängen Fotos ihrer Eltern, ihrer Kin<strong>der</strong> und Enkelkin<strong>der</strong>, und<br />
<strong>von</strong> ihrem Rebbe, dem Gerrer Rebbe. Der „Hof“, <strong>der</strong> Wohnsitz des amtierenden<br />
Rebbes, wurde aus Polen nach Jerusalem verlegt, nachdem die meisten Gerrer<br />
Chassidim im Holocaust ermordet worden waren.<br />
© Westdeutscher Rundfunk Köln 2013<br />
<strong>Die</strong>ses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb <strong>der</strong><br />
engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des <strong>WDR</strong> unzulässig. Insbeson<strong>der</strong>e darf das<br />
Manuskript we<strong>der</strong> vervielfältigt, verbreitet o<strong>der</strong> öffentlich wie<strong>der</strong>gegeben (z.B. gesendet o<strong>der</strong> öffentlich<br />
zugänglich gemacht ) werden..<br />
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DOK 5 – Das Feature: 20./21.10.2013<br />
<strong>Stamford</strong> <strong>Hill</strong><br />
<strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>der</strong> <strong>ultra</strong>-<strong>orthodoxen</strong> <strong>Juden</strong> <strong>von</strong> Nord-London<br />
Gabys Vater stammt aus Deutschland, seine Mutter aus Polen. Sie konnten<br />
rechtzeitig nach Palästina fliehen. Gaby wurde in Jerusalem geboren. Der Vater<br />
seiner Frau Tikvah entstammt einer bekannten nie<strong>der</strong>ländischen Rabbinerfamilie. Er<br />
überlebte Auschwitz. Tikvah kam in Rotterdam zu <strong>Welt</strong>. Gaby und Tikvah lernten sich<br />
in London kennen, am Abend vor ihrer Hochzeit. <strong>Die</strong> Ehe war arrangiert. Wie lebt<br />
man zusammen, frage ich sie, wenn man sich noch gar nicht kennt und dann am<br />
nächsten Tag gleich heiraten und zusammen leben muss.<br />
O-Ton Gaby<br />
We live normally together … have you practiced Yiddishkeit No, you haven’t.<br />
Sprecher 3<br />
Wir leben ganz normal zusammen. Und wir gebrauchen keine Laken. Leute erzählen<br />
sich einen riesen Unsinn über uns! Sie wissen gar nichts. Sie wissen nicht, dass es<br />
einen Segensspruch gibt: Gib mir Liebe, Harmonie, Frieden und Freundschaft. Das<br />
ist einer <strong>der</strong> Segensprüche unter dem Baldachin. Wir bitten Gott um Liebe, um<br />
Zufriedenheit, um Freundschaft. Wir bitten, dass er uns zusammen führt. Und was<br />
sagen die Leute: Sie haben Sex mit einem Bettlaken, eingerollt in ein Bettlaken. Sie<br />
machen sich lustig über uns. Warum fragen sie nicht, ob es wahr ist Es ist reiner<br />
Unsinn! Sie sagen: Ihr wisst nichts vom Leben. Wir gehen vorher aus, wir gehen<br />
tanzen. Und was haben sie da<strong>von</strong>, frage ich Praktizieren sie Jiddischkeit Nein.<br />
Autor<br />
Gaby ist seit einigen Jahren pensioniert. Aber <strong>der</strong> <strong>ultra</strong>-orthodoxe Lebensstil beschert<br />
einem strenggläubigen Mann wie ihm auch jetzt keinen gemütlichen Rentneralltag.<br />
O-Ton Gaby<br />
Every day I go to the morning prayers … is pushing them towards it.<br />
Sprecher 3<br />
Ich gehe jeden Tag zum Morgen-, Mittag- und Abendgebet. Ich halte mich an die 618<br />
Gebote; ich sage die Segensprüche, wenn ich etwas esse. Ich tue sehr viel. Ich sitze<br />
tägliche viele Stunden und lerne die Gebote. Manchmal kann ich noch nicht alles<br />
ganz perfekt. Mein Ziel ist, ein perfekter religiöser Jude zu sein. Das heißt, die<br />
Religion so zu praktizieren, wie es im Shulchan Aruch steht, so wie es Josef Caro<br />
aufgeschrieben hat.<br />
Autor<br />
Der Shulchan Aruch, wörtlich: ‚Der Gedeckte Tisch‘, erschien zuerst im Jahre 1565<br />
und enthält den für fromme <strong>Juden</strong> bindenden Codex jüdischen Rechts: die Regeln<br />
für Gebete, Gottesdienst und Feiertage, die Speisegesetze, die Gesetze über Heirat,<br />
Scheidung und Konversion, die Regeln für den Umgang zwischen den<br />
Geschlechtern, für Handel und Gerichtsbarkeit. Im Shulchan Aruch werden auch die<br />
„39 Arbeiten“ diskutiert, die am Schabbat verboten sind und die für <strong>ultra</strong>-orthodoxe<br />
<strong>Juden</strong> den Samstag zu einem geradezu drakonisch reglementierten Ruhetag<br />
machen.<br />
© Westdeutscher Rundfunk Köln 2013<br />
<strong>Die</strong>ses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb <strong>der</strong><br />
engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des <strong>WDR</strong> unzulässig. Insbeson<strong>der</strong>e darf das<br />
Manuskript we<strong>der</strong> vervielfältigt, verbreitet o<strong>der</strong> öffentlich wie<strong>der</strong>gegeben (z.B. gesendet o<strong>der</strong> öffentlich<br />
zugänglich gemacht ) werden..<br />
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DOK 5 – Das Feature: 20./21.10.2013<br />
<strong>Stamford</strong> <strong>Hill</strong><br />
<strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>der</strong> <strong>ultra</strong>-<strong>orthodoxen</strong> <strong>Juden</strong> <strong>von</strong> Nord-London<br />
Das Bedürfnis, auch die entfernteste Möglichkeit eines Übertretens göttlicher Gebote<br />
zu vermeiden, und <strong>der</strong> Wunsch, diesen Tag doch noch einigermaßen lebbar zu<br />
halten, haben zu einem System beson<strong>der</strong>er Techniken geführt. <strong>Die</strong>se Techniken<br />
beziehen sich auf das Kochen <strong>von</strong> Speisen, auf den Gebrauch <strong>von</strong> Verkehrsmitteln,<br />
das Einschalten <strong>von</strong> Licht und das Tragen <strong>von</strong> Lasten außerhalb des Hauses, auf<br />
Lasten, die so klein und leicht sein können wie das Taschentuch in <strong>der</strong> eigenen<br />
Hosentasche, auf die Milchflasche für ein Baby, o<strong>der</strong> das Baby selbst.<br />
O-Ton Tikvah<br />
The gas gets covered and you put the warm food … yes, that’s the Blech.<br />
Sprecherin 1<br />
Du legst eine Platte auf den Gasherd und darauf kommt das warme Essen, das du<br />
vorbereitet hast. So bleibt es die ganze Zeit warm. Das ist das „Blech“.<br />
Autor<br />
So weit ich weiß, darf man einen Topf nur für wenige Sekunden <strong>von</strong> diesem Blech<br />
nehmen, damit er nicht abkühlt, denn es ist verboten, ihn später wie<strong>der</strong><br />
aufzuwärmen.<br />
O-Ton Tikvah<br />
That’s right … that’s not direct on the flame.<br />
Sprecherin 1<br />
Ja, das stimmt. Manchmal essen wir Suppe am Freitagabend und wollen sie dann<br />
am nächsten Tag wie<strong>der</strong> essen. Mein Mann muss dann den Topf aufheben und<br />
festhalten, weil er ihn nicht absetzten darf. Wenn er ihn absetzt, darf er ihn nicht<br />
mehr auf das Blech zurückstellen. Das ist die Regel. Wenn wir nur zu zweit sind, ist<br />
das einfach. Aber wenn wir viele Gäste haben und <strong>der</strong> Topf schwer ist, wird es<br />
unmöglich. Man kann Speisen auch auf dem Heißwasserspen<strong>der</strong> warm halten. Vom<br />
Heißwasserspen<strong>der</strong> aus kann man Speisen herunter holen und wie<strong>der</strong> zurücksetzen.<br />
Sie stehen nicht direkt auf einer Flamme.<br />
Autor<br />
Tikvah und Gaby haben keinen Fernseher, aber Internetanschluss und einen<br />
Computer, den nur Gaby gebraucht, um sich über das Geschehen in den <strong>ultra</strong><strong>orthodoxen</strong><br />
Enklaven in den USA, Israel und Europa auf dem Laufenden zu halten.<br />
<strong>Die</strong> meisten Haredim haben das Internet verbannt. Wegen des Anblicks unbedeckter<br />
Körper, dem man selbst ungewollt ausgesetzt werden könnte, zum Beispiel durch die<br />
Werbung. Eine an<strong>der</strong>e Regel, <strong>der</strong>en präventive Einhaltung weitreichende Folgen hat,<br />
ist das Verbot für Männer, eine Frau singen zu hören, die nicht zur Familie gehört.<br />
<strong>Die</strong> Stimme könnte verführerisch sein. Damit sind selbst Besuche in einem<br />
Restaurant o<strong>der</strong> Café ausgeschlossen, weil dort Musik gespielt werden könnte.<br />
Das Leben am Samstag ist auch durch das Verbot des „Tragens“ außerhalb des<br />
eigenen Grundstücks stark eingeschränkt. Mütter mit jungen Kin<strong>der</strong>n bleiben deshalb<br />
am Samstag zuhause. Ein Kind zu tragen, es aufzuheben, wenn es gefallen ist o<strong>der</strong><br />
einen Kin<strong>der</strong>wagen zu schieben – all das ist verboten. Tikvah ist Mutter <strong>von</strong> zwei<br />
© Westdeutscher Rundfunk Köln 2013<br />
<strong>Die</strong>ses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb <strong>der</strong><br />
engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des <strong>WDR</strong> unzulässig. Insbeson<strong>der</strong>e darf das<br />
Manuskript we<strong>der</strong> vervielfältigt, verbreitet o<strong>der</strong> öffentlich wie<strong>der</strong>gegeben (z.B. gesendet o<strong>der</strong> öffentlich<br />
zugänglich gemacht ) werden..<br />
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DOK 5 – Das Feature: 20./21.10.2013<br />
<strong>Stamford</strong> <strong>Hill</strong><br />
<strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>der</strong> <strong>ultra</strong>-<strong>orthodoxen</strong> <strong>Juden</strong> <strong>von</strong> Nord-London<br />
Kin<strong>der</strong>n, die inzwischen erwachsen sind. Hat sie diese Verbote nicht als große Last<br />
empfunden, frage ich. Nein, sie sei dankbar gewesen, zuhause bleiben zu dürfen.<br />
Gaby erzählt <strong>von</strong> einem Vorfall, <strong>der</strong> zu einer Diskussion über das „Tragen“ mit einem<br />
Nachbarn geführt hat, einem Nachbarn, <strong>der</strong> zu einer an<strong>der</strong>en, weniger strikten<br />
chassidischen Sekte gehört.<br />
O-Ton Gaby<br />
Somebody, a neighbor came to me … in help situations or something like that.<br />
Sprecher 3<br />
Ein Nachbar kam und wollte eine Flasche Milch – am Schabbat. Er trägt einen<br />
Streimel und weiße Socken. Du kannst gerne eine Flasche haben, sage ich, aber wie<br />
kann ich sie an Dich weitergeben Stell sie auf die Mauer zwischen unsere<br />
Vorgärten, antwortet er. Nein, das geht nicht, sagte ich. <strong>Die</strong> Mauer gehört zu meinem<br />
Grundstück. Wenn du die Flasche <strong>von</strong> <strong>der</strong> Mauer herunternimmst, brichst du das<br />
Gesetz. Er hat keine Ahnung. Er läuft in weißen Socken herum, aber er hat keine<br />
Ahnung. Okay, sagt er. Ich werde einen Nichtjuden bitten, die Flasche herunter zu<br />
nehmen. Nein, antworte ich. Du darfst einen Nichtjuden nicht darum bitten. Das gilt<br />
nur für Notfälle.<br />
Autor<br />
Gaby, <strong>der</strong> Gerrer Chassid, ist <strong>von</strong> <strong>der</strong> in seinen Augen weniger bescheidenen<br />
Männermode <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Dynastien nicht begeistert. <strong>Die</strong> Chassiden an<strong>der</strong>er Sekten<br />
tragen am Samstag und an Feiertagen Streimel, den traditionellen Pelzhut,<br />
beson<strong>der</strong>e Kittel o<strong>der</strong> Mäntel mit weißen Socken, die entwe<strong>der</strong> unter o<strong>der</strong> über den<br />
Dreiviertelhosen getragen werden. Auch wenn er das feiertägliche Herausputzen<br />
eigentlich ablehnt, hat diese Kleidung doch auch für Gaby einen Vorteil. Wie David,<br />
<strong>der</strong> Aussteiger, sieht er ihre Funktion vor allem darin, die eigene Identität zu wahren.<br />
O-Ton Gaby<br />
Look what happened to orthodox Jewry … why do you want to be Jewish<br />
Sprecher 3<br />
Schau, was mit dem <strong>orthodoxen</strong> <strong>Juden</strong>tum geschehen ist. Aus deiner Sicht, und aus<br />
meiner, hätte die Orthodoxie längst ausgestorben sein müssen. Schau, wie viele<br />
Leute heute mit einem Streimel herumlaufen. Mehr als je zuvor. Wie viele Mädchen<br />
wollen nur einen Jungen heiraten, <strong>der</strong> Streimel trägt. Ich selbst trage keinen Streimel.<br />
Ich habe einen, aber ich trage ihn nur, wenn ich in Israel beim Rebben bin. Schau dir<br />
alle diese Streimel an. <strong>Die</strong> Leute wollen sich identifizieren. Und die Frage ist: warum<br />
Ich frage dich als Reform-<strong>Juden</strong>, als Nicht-Orthodoxen: Warum willst du Jude sein<br />
Autor<br />
<strong>Die</strong> hohe Geburtenrate unter Haredim hat sicher auch zu dem wachsenden<br />
Selbstbewusstsein beigetragen. Ein orthodoxes Paar hat 6-8 Kin<strong>der</strong>, und 75% aller<br />
Neugeborenen in britisch-jüdischen Familien haben <strong>ultra</strong>-orthodoxe Eltern. Während<br />
an<strong>der</strong>e Gruppen innerhalb <strong>der</strong> britisch-jüdischen Gemeinschaft ständig kleiner<br />
werden, nimmt die Zahl <strong>der</strong> Haredim stetig zu.<br />
© Westdeutscher Rundfunk Köln 2013<br />
<strong>Die</strong>ses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb <strong>der</strong><br />
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zugänglich gemacht ) werden..<br />
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DOK 5 – Das Feature: 20./21.10.2013<br />
<strong>Stamford</strong> <strong>Hill</strong><br />
<strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>der</strong> <strong>ultra</strong>-<strong>orthodoxen</strong> <strong>Juden</strong> <strong>von</strong> Nord-London<br />
O-Ton Gaby<br />
The more they tried to suppress the religious… you know what I mean<br />
Sprecher 3<br />
Je stärker die Religiösen und Orthodoxen genötigt werden, ihr <strong>Juden</strong>tum nicht so<br />
offen zu zeigen, desto ... hartnäckiger werden sie. Wenn ich als Kind mit meinem<br />
Vater zum Arzt ging, hat er seinen Hut abgenommen. Selbst wenn <strong>der</strong> Arzt Jude war.<br />
Heute würde das niemand mehr tun. Niemand, <strong>der</strong> heute zum Arzt geht o<strong>der</strong> in ein<br />
Krankenhaus, o<strong>der</strong> im Parlament sitzt, würde überhaupt erwägen, die Kippa<br />
abzunehmen.<br />
Autor<br />
Einige heikle Fragen habe ich mir bis zum Schluss aufgehoben. Warum wird jungen<br />
Leuten so wenig Wahlmöglichkeit für ihre berufliche Ausbildung geboten, will ich<br />
wissen. Gaby lässt mich gar nicht erst ausreden:<br />
O-Ton Gaby<br />
Que sera sera is the answer [singt] … God wants us to survive<br />
Sprecher 3<br />
Das ist die Antwort. Das ist ein wichtiges Lied. Wir machen einen Fehler, wenn wir<br />
glauben, das Leben planen zu können. Wir sehen doch, dass wir überleben. Wir<br />
überleben, Israel überlebt. Das ist ein Wun<strong>der</strong>. Gott will, dass wir überleben.<br />
Autor<br />
Und wie steht es mit den jungen Leuten, die dann keine an<strong>der</strong>e Alternative sehen als<br />
wegzulaufen, o<strong>der</strong> mit denen, die in <strong>der</strong> nichtjüdischen Gesellschaft leben wollen<br />
O-Ton Gaby<br />
It happens very rarely … and that’s what you have to remember.<br />
Sprecher 3<br />
Das passiert nur sehr selten. Darüber wurde gerade im Internet diskutiert. Das sind<br />
Kin<strong>der</strong>, die man eingesperrt hält, denen man nichts über die Außenwelt erzählt,<br />
denen man nicht sagt, dass dort Goyim sind, die ganz an<strong>der</strong>s leben. Sie müssen sich<br />
beherrschen lernen. Wenn ich Frauen kennenlerne, muss ich auch nicht gleich hinter<br />
ihnen herlaufen. So ist es auch mit den Goyim. Du musst nicht hinter ihnen her<br />
laufen. Du musst lernen, dich zu beherrschen. Ich kann Zeit mit ihnen verbringen,<br />
aber ich bin kein Goy, ich bin ein Jude. Ich bin Jude und will Jude bleiben.<br />
Autor<br />
In <strong>der</strong> strenggläubigen Gemeinschaft herrscht große Armut. Einige Schätzungen<br />
sprechen da<strong>von</strong>, dass 70% <strong>der</strong> <strong>Juden</strong> in <strong>Stamford</strong> <strong>Hill</strong> unterhalb <strong>der</strong> Armutsgrenze<br />
leben. Gibt es keinen Kompromiss zwischen <strong>der</strong> Wahrung <strong>der</strong> eigenen Identität und<br />
<strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen <strong>Welt</strong><br />
O-Ton Gaby<br />
Is the poverty the same as it was in Poland … you can’t become a goy.<br />
© Westdeutscher Rundfunk Köln 2013<br />
<strong>Die</strong>ses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb <strong>der</strong><br />
engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des <strong>WDR</strong> unzulässig. Insbeson<strong>der</strong>e darf das<br />
Manuskript we<strong>der</strong> vervielfältigt, verbreitet o<strong>der</strong> öffentlich wie<strong>der</strong>gegeben (z.B. gesendet o<strong>der</strong> öffentlich<br />
zugänglich gemacht ) werden..<br />
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DOK 5 – Das Feature: 20./21.10.2013<br />
<strong>Stamford</strong> <strong>Hill</strong><br />
<strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>der</strong> <strong>ultra</strong>-<strong>orthodoxen</strong> <strong>Juden</strong> <strong>von</strong> Nord-London<br />
Sprecher 3<br />
Ist die Armut so groß wie früher in Polen So wie vor dem Krieg Laufen die Leute<br />
mit zerrissenen Hosen herum und ohne Schuhe Nein. Das jüdische Volk hat<br />
tausende Jahre überlebt – weil die Nichtjuden uns hassen. Weil du kein Goy werden<br />
kannst. So sehr du es auch willst, du kannst kein Goy werden.<br />
Atmo Hauptstraße <strong>Stamford</strong> <strong>Hill</strong><br />
O-Ton Chaya<br />
Poverty and economic hardship is on the up … a top-up in means-tested benefits.<br />
Sprecherin 2<br />
Armut und wirtschaftliche Not steigen. <strong>Die</strong> Statistik weist aus, dass die Haredi-<br />
Gemeinschaft etwa im gleichen Maße <strong>von</strong> Sozialhilfe abhängig ist wie die<br />
Bevölkerung des Stadtteils Hackney insgesamt, in einem Maße typisch für städtische<br />
Armutsgebiete. Worin sich die Gemeinschaft unterscheidet, ist die Art <strong>der</strong> Beihilfen.<br />
Während es generell mehr um Arbeitslosigkeit geht, finden wir in <strong>der</strong> Haredi-<br />
Bevölkerung mehr Armut in Familien, in denen ein Erwachsener arbeitet, aber nicht<br />
genug Einkommen hat, und die Beihilfen das Einkommen auffüllen müssen.<br />
Autor<br />
Chaya. Chaya ist Direktorin <strong>der</strong> Stiftung Interlink, einer Einrichtung <strong>der</strong> <strong>ultra</strong><strong>orthodoxen</strong><br />
Gemeinschaft, die die Wohn- und Lebenssituation, die Arbeits- und<br />
Ausbildungschancen <strong>der</strong> Gemeinschaft verbessern will. Chaya und Interlink<br />
repräsentieren den mo<strong>der</strong>nsten Teil dieser so konservativen Gemeinschaft. Hier wird<br />
an einer Zukunft gearbeitet, die sich nicht allein auf die abstoßende Wirkung <strong>der</strong><br />
nichtjüdischen Außenwelt und die Anziehungskraft <strong>von</strong> Pelzhüten verlassen will.<br />
Chaya gehört zu den drei o<strong>der</strong> vier Frauen in <strong>Stamford</strong> <strong>Hill</strong>, die in führenden<br />
Positionen sitzen. Sie hat jung Kin<strong>der</strong> bekommen – ihr älteste Tochter ist zwanzig –<br />
dann Abitur gemacht und im Abendstudium Betriebswirtschaft studiert. Chaya ist<br />
mo<strong>der</strong>n <strong>ultra</strong>-orthodox gekleidet und hat einen typischen Londoner Akzent. Das<br />
Jiddisch, mit dem sie aufgewachsen ist, ist ihrem Englisch nicht mehr anzuhören.<br />
Fast 70% <strong>der</strong> <strong>Juden</strong> <strong>von</strong> <strong>Stamford</strong> <strong>Hill</strong> leben unter <strong>der</strong> Armutsgrenze, berichtet sie.<br />
O-Ton Chaya<br />
Poverty may hit people less … material things.<br />
Sprecherin 2<br />
<strong>Die</strong> Wirkung <strong>der</strong> Armut ist möglicherwiese geringer, wenn dein Leben auf Spiritualität<br />
und Jiddischkeit ausgerichtet ist. Materielle Dinge spielen eine weniger große Rolle.<br />
<strong>Die</strong> Leute geben weniger Geld für Freizeit aus o<strong>der</strong> für ein tolles Auto.<br />
Autor<br />
Etwa 50% <strong>der</strong> Haredim haben nicht genug Geld, ein Familienfest zu bezahlen, für<br />
eine Ferienreise o<strong>der</strong> für eine neue Waschmaschine, wenn die alte kaputt ist. Etwa<br />
10% haben nicht genug Essen auf dem Tisch. Sie bekommen wöchentlich<br />
Lebensmittel o<strong>der</strong> Geld <strong>von</strong> einer <strong>der</strong> vielen privaten Hilfsorganisatoren geschickt,<br />
die in <strong>Stamford</strong> <strong>Hill</strong> aktiv sind. Gerade weil hier Arm und Reich Tür an Tür wohnen,<br />
© Westdeutscher Rundfunk Köln 2013<br />
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engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des <strong>WDR</strong> unzulässig. Insbeson<strong>der</strong>e darf das<br />
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zugänglich gemacht ) werden..<br />
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DOK 5 – Das Feature: 20./21.10.2013<br />
<strong>Stamford</strong> <strong>Hill</strong><br />
<strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>der</strong> <strong>ultra</strong>-<strong>orthodoxen</strong> <strong>Juden</strong> <strong>von</strong> Nord-London<br />
kann Armut, trotz <strong>der</strong> so hoch geschätzten Spiritualität, ein großes Stigma bedeuten.<br />
Interlink hat sich zum Ziel gesetzt, die wirtschaftliche Infrastruktur dieser Gruppe zu<br />
verbessern. Und wie steht es um Ausbildung und Beschäftigung in <strong>Stamford</strong> <strong>Hill</strong>, will<br />
ich <strong>von</strong> Chaya wissen:<br />
O-Ton Chaya<br />
There is a heavy focus on the study … within a non-Haredi setting.<br />
Sprecherin 2<br />
Der Schwerpunkt liegt auf dem Studium <strong>der</strong> Heiligen Schriften. Für die<br />
Qualifikationen, die nötig sind, um den Lebensunterhalt zu verdienen, wird wenig<br />
o<strong>der</strong> nichts getan. <strong>Die</strong> Leute hier sind entwe<strong>der</strong> Geschäftsleute o<strong>der</strong> haben<br />
Kleinbetriebe innerhalb <strong>der</strong> Gemeinschaft, o<strong>der</strong> sie arbeiten für einen dieser<br />
Geschäftsleute o<strong>der</strong> Kleinbetriebe o<strong>der</strong> für eine Haredi-Schule - innerhalb <strong>der</strong><br />
Gemeinschaft. Was es nicht gibt, ist eine Tradition, eine Geschichte o<strong>der</strong> Kultur <strong>der</strong><br />
Lohnarbeit außerhalb <strong>der</strong> Gemeinschaft.<br />
Autor<br />
Aber nicht nur die fehlenden Ausbildungschancen und die Scheu vor <strong>der</strong> Außenwelt<br />
erschweren den Weg vom Torah-Studium zum Arbeitsplatz:<br />
O-Ton Chaya<br />
When my grandparents came here… that used to be prevalent.<br />
Sprecherin 2<br />
Als meine Großeltern als Flüchtlinge aus Polen hier ankamen, eröffnete mein<br />
Großvater eine kleine Perücken-Fabrik. Damit konnte er damals den Lebensunterhalt<br />
verdienen. Heute existieren diese Art Kleinbetriebe fast nicht mehr. <strong>Die</strong>se Produkte<br />
werden heute in Asien hergestellt. Mein Vater war im Gold- und Diamantenhandel.<br />
<strong>Die</strong>ser Markt hat sich inzwischen auch völlig verän<strong>der</strong>t. Wir leben jetzt in einer<br />
Wissens- und <strong>Die</strong>nstleistungsökonomie. Hinzu kommt, dass die Gemeinschaft so<br />
stark gewachsen ist, dass traditionelle Kleinunternehmen nicht mehr genug<br />
Beschäftigung bieten.<br />
Autor<br />
In <strong>Stamford</strong> <strong>Hill</strong> gibt es viele kleine Lebensmittelgeschäfte, Metzger und Bäcker mit<br />
Waren, die den beson<strong>der</strong>s strikten <strong>ultra</strong>-<strong>orthodoxen</strong> Speisegesetzen entsprechen.<br />
<strong>Die</strong> Gemeinschaft hat eine eigene Zertifizierung für koschere Lebensmittel, weil das<br />
Siegel des britischen Oberrabbinats nicht als koscher genug gilt. Viele Lebensmittel<br />
werden in <strong>Stamford</strong> <strong>Hill</strong> selbst hergestellt. Aber auch hier gibt es inzwischen<br />
Konkurrenz aus Asien. Jeden Tag landet auf dem Flughafen Heathrow ein Fracht-<br />
Jet, <strong>der</strong> Waren aus <strong>ultra</strong>orthodoxer Herstellung aus Israel einfliegt. Bei den Filialen<br />
<strong>der</strong> großen Supermarktketten in <strong>Stamford</strong> <strong>Hill</strong> liegen diese Waren dann aus.<br />
Was mir in diesen Supermärkten zudem auffiel: <strong>Die</strong> Kunden sind zwar <strong>ultra</strong>-orthodox,<br />
aber nicht das Personal. Haredim arbeiten nicht bei nichtjüdischen Arbeitgebern,<br />
selbst nicht innerhalb ihres Viertel.<br />
© Westdeutscher Rundfunk Köln 2013<br />
<strong>Die</strong>ses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb <strong>der</strong><br />
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DOK 5 – Das Feature: 20./21.10.2013<br />
<strong>Stamford</strong> <strong>Hill</strong><br />
<strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>der</strong> <strong>ultra</strong>-<strong>orthodoxen</strong> <strong>Juden</strong> <strong>von</strong> Nord-London<br />
O-Ton Chaya<br />
From the Haredi jobs seeker’s point of view … it is quite insolated.<br />
Sprecherin 2<br />
Ein <strong>ultra</strong>-orthodoxer Arbeitssuchen<strong>der</strong> kennt niemanden, <strong>der</strong> dort arbeitet. Er muss<br />
unterstützt und ermutig werden. Er muss möglicherweise einen Kursus mitmachen, in<br />
dem er sich die sozialen und kulturellen Normen <strong>der</strong> Außenwelt aneignet. Wir sind<br />
eine sehr abgeschlossene Gemeinschaft.<br />
Autor<br />
<strong>Die</strong> kulturelle Vermittlungsaufgabe, die sich Interlink gestellt hat, schließt auch den<br />
potentiellen Arbeitgeber ein.<br />
O-Ton Chaya<br />
I think employers need to be persuaded … a place I really want to work.<br />
Sprecherin 2<br />
Arbeitgeber müssen überredet werden, eine passende Arbeitsumgebung für Haredim<br />
zu schaffen. Es wäre sehr hilfreich, wenn mehr als ein <strong>ultra</strong>-orthodoxer Angestellter<br />
beschäftigt wird. Es wäre auch hilfreich, wenn ein Arbeitgeber ein wenig vom<br />
religiösen Hintergrund begreift o<strong>der</strong> warum sich ein Ultra-Orthodoxer auf bestimmte<br />
Weise verhält o<strong>der</strong> kleidet. Es muss darum gehen, dass ich mich als Ultra-<br />
Orthodoxer hier willkommen fühle und hier gerne arbeiten will.<br />
Autor<br />
In israelischen und US-amerikanisch-jüdischen Zeitungen war in jüngster Zeit viel<br />
über Initiativen zu lesen, die zu einer besseren Integration <strong>der</strong> Ultra-Orthodoxen in<br />
den allgemeinen Arbeitsmarkt führen sollen. Welche Berufe o<strong>der</strong> Erwerbszweige<br />
eignen sich zum Beispiel am besten für das Erfor<strong>der</strong>nis, die Arbeitswelt <strong>von</strong> Mann<br />
und Frau getrennt zu halten. <strong>Die</strong> Hoffnung ist, diese Arbeitsbedingungen in<br />
zukunftsorientierten Branchen zu finden – zum Beispiel in <strong>der</strong><br />
Informationstechnologie. Allen Initiativen ist gemein, dass sie Armut nicht mehr mit<br />
den traditionellen Mitteln <strong>der</strong> Wohltätigkeit bekämpfen wollen, son<strong>der</strong>n mit kulturellem<br />
Wandel. Seit 1945, seitdem diese chassidischen Sekten aus Osteuropa in die am<br />
weitesten entwickelten Ökonomien des Westens verpflanzt wurden, wird nun zum<br />
ersten Mal auf diese Weise darüber nachgedacht. <strong>Stamford</strong> <strong>Hill</strong> gehört nicht, wie<br />
Chaya einräumt, zu den Pionieren dieser Entwicklung. Es gibt offensichtlich noch<br />
viele Tabuzonen. Als ich mit ihr darüber sprach, dass bei <strong>der</strong> schulischen Bildung<br />
<strong>von</strong> Mädchen schon heute säkulare Fächer eine größere Rolle spielen, unterbrach<br />
Chaya mich.<br />
O-Ton Chaya<br />
You said that, I didn’t say that … but I haven’t said that.<br />
Sprecherin 2<br />
Das hast du gesagt, nicht ich. Es ist wahr, aber ich habe das nicht gesagt.<br />
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DOK 5 – Das Feature: 20./21.10.2013<br />
<strong>Stamford</strong> <strong>Hill</strong><br />
<strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>der</strong> <strong>ultra</strong>-<strong>orthodoxen</strong> <strong>Juden</strong> <strong>von</strong> Nord-London<br />
Autor<br />
Während unserer Unterhaltung ging alle drei Minuten die Tür zum Sitzungssaal auf,<br />
in dem ich unser Gespräch aufzeichnete. Ständig steckte eine Frau den Kopf ins<br />
Zimmer. Beim zehnten Mal fiel bei mir <strong>der</strong> Groschen. Das Zusammensein <strong>von</strong><br />
Männern und Frauen, die nicht verwandt o<strong>der</strong> verheiratet sind, muss durch einen<br />
„Schoimer“ überwacht werden, damit kein Gerede entsteht. In <strong>Stamford</strong> <strong>Hill</strong> sind<br />
durch das starke Wachstum <strong>der</strong> Gruppe die Immobilien- und Mietpreise explodiert.<br />
Da die Synagogen, Schulen und koscheren Geschäfte leicht erreichbar bleiben<br />
müssen, am Samstag und Feiertagen zu Fuß, gibt es für das Wohnungsproblem<br />
keine einfache Lösung.<br />
O-Ton Chaya<br />
There have been initiatives … quite hostile to such moves.<br />
Sprecherin 2<br />
Es gab Initiativen, eine Satelliten-Gemeinschaft zu gründen, um <strong>von</strong> den günstigeren<br />
Preisen außerhalb <strong>der</strong> Stadt zu profitieren. Das ist am Wi<strong>der</strong>stand <strong>der</strong> Kommunen<br />
gescheitert, die eine solche Satelliten-Gemeinschaft hätten aufnehmen sollen. <strong>Die</strong><br />
lokale Bevölkerung, und die Lokalpolitiker standen solchen Projekten sehr feindlich<br />
gegenüber.<br />
Autor<br />
In den letzten Jahren gab es Berichte, dass sich Ultra-Orthodoxe gegenüber<br />
Nichtjuden im Viertel feindlich o<strong>der</strong> gehässig verhalten haben sollen. Eine<br />
Journalistin <strong>der</strong> Tageszeitung The Independent warf den Haredim Rassismus vor.<br />
O-Ton Chaya<br />
We are so cohesive internally … that this is broadly fair.<br />
Sprecherin 2<br />
In je<strong>der</strong> Gemeinschaft gibt es einzelne, die sich problematisch verhalten. Aber als<br />
Aussage über die gesamte Gemeinschaft ist diese Kritik nicht fair.<br />
O-Ton Untergrundbahn<br />
Autor<br />
Eine Woche lang Gespräche in <strong>Stamford</strong> <strong>Hill</strong> zu führen, das war sehr anstrengend für<br />
mich. Mit jedem Wort, mit jedem Schritt lief ich Gefahr, in ein Fettnäpfchen zu treten<br />
o<strong>der</strong> eine unsichtbare Grenze zu überschreiten. Der strenge Glaube, die strikte<br />
Auslegung <strong>der</strong> Religionsgesetze und die Jahrhun<strong>der</strong>te alten Verhaltensregeln, all<br />
das macht den Umgang schwer. Trotzdem haben mich viele <strong>der</strong> Begegnungen<br />
berührt. Dass dieses Stück alter osteuropäisch-jüdischer Kultur trotz allem bis in das<br />
21. Jahrhun<strong>der</strong>t hinein überlebt hat, gleicht einem Wun<strong>der</strong>.<br />
Absage<br />
<strong>Stamford</strong> <strong>Hill</strong><br />
<strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>der</strong> <strong>ultra</strong>-<strong>orthodoxen</strong> <strong>Juden</strong> <strong>von</strong> Nord-London<br />
Ein Feature <strong>von</strong> Daniel Cil Brecher<br />
© Westdeutscher Rundfunk Köln 2013<br />
<strong>Die</strong>ses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb <strong>der</strong><br />
engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des <strong>WDR</strong> unzulässig. Insbeson<strong>der</strong>e darf das<br />
Manuskript we<strong>der</strong> vervielfältigt, verbreitet o<strong>der</strong> öffentlich wie<strong>der</strong>gegeben (z.B. gesendet o<strong>der</strong> öffentlich<br />
zugänglich gemacht ) werden..<br />
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DOK 5 – Das Feature: 20./21.10.2013<br />
<strong>Stamford</strong> <strong>Hill</strong><br />
<strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>der</strong> <strong>ultra</strong>-<strong>orthodoxen</strong> <strong>Juden</strong> <strong>von</strong> Nord-London<br />
Sie hörten eine Produktion des Deutschlandfunks 2013<br />
Es sprachen: Gerd Wameling, Jonas Baeck, Bruno Winzen, Axel Gottschick, Claudia<br />
Mischke und Susanne Pätzold<br />
Ton und Technik: Wolfgang Rixius und Angelika Brochhaus<br />
Regie: Thomas Wolfertz<br />
Redaktion: Karin Beindorff<br />
Musikausklang<br />
© Westdeutscher Rundfunk Köln 2013<br />
<strong>Die</strong>ses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb <strong>der</strong><br />
engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des <strong>WDR</strong> unzulässig. Insbeson<strong>der</strong>e darf das<br />
Manuskript we<strong>der</strong> vervielfältigt, verbreitet o<strong>der</strong> öffentlich wie<strong>der</strong>gegeben (z.B. gesendet o<strong>der</strong> öffentlich<br />
zugänglich gemacht ) werden..<br />
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