Stamford Hill. Die Welt der ultra-orthodoxen Juden von ... - WDR 5
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DOK 5 – Das Feature: 20./21.10.2013<br />
<strong>Stamford</strong> <strong>Hill</strong><br />
<strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>der</strong> <strong>ultra</strong>-<strong>orthodoxen</strong> <strong>Juden</strong> <strong>von</strong> Nord-London<br />
kann Armut, trotz <strong>der</strong> so hoch geschätzten Spiritualität, ein großes Stigma bedeuten.<br />
Interlink hat sich zum Ziel gesetzt, die wirtschaftliche Infrastruktur dieser Gruppe zu<br />
verbessern. Und wie steht es um Ausbildung und Beschäftigung in <strong>Stamford</strong> <strong>Hill</strong>, will<br />
ich <strong>von</strong> Chaya wissen:<br />
O-Ton Chaya<br />
There is a heavy focus on the study … within a non-Haredi setting.<br />
Sprecherin 2<br />
Der Schwerpunkt liegt auf dem Studium <strong>der</strong> Heiligen Schriften. Für die<br />
Qualifikationen, die nötig sind, um den Lebensunterhalt zu verdienen, wird wenig<br />
o<strong>der</strong> nichts getan. <strong>Die</strong> Leute hier sind entwe<strong>der</strong> Geschäftsleute o<strong>der</strong> haben<br />
Kleinbetriebe innerhalb <strong>der</strong> Gemeinschaft, o<strong>der</strong> sie arbeiten für einen dieser<br />
Geschäftsleute o<strong>der</strong> Kleinbetriebe o<strong>der</strong> für eine Haredi-Schule - innerhalb <strong>der</strong><br />
Gemeinschaft. Was es nicht gibt, ist eine Tradition, eine Geschichte o<strong>der</strong> Kultur <strong>der</strong><br />
Lohnarbeit außerhalb <strong>der</strong> Gemeinschaft.<br />
Autor<br />
Aber nicht nur die fehlenden Ausbildungschancen und die Scheu vor <strong>der</strong> Außenwelt<br />
erschweren den Weg vom Torah-Studium zum Arbeitsplatz:<br />
O-Ton Chaya<br />
When my grandparents came here… that used to be prevalent.<br />
Sprecherin 2<br />
Als meine Großeltern als Flüchtlinge aus Polen hier ankamen, eröffnete mein<br />
Großvater eine kleine Perücken-Fabrik. Damit konnte er damals den Lebensunterhalt<br />
verdienen. Heute existieren diese Art Kleinbetriebe fast nicht mehr. <strong>Die</strong>se Produkte<br />
werden heute in Asien hergestellt. Mein Vater war im Gold- und Diamantenhandel.<br />
<strong>Die</strong>ser Markt hat sich inzwischen auch völlig verän<strong>der</strong>t. Wir leben jetzt in einer<br />
Wissens- und <strong>Die</strong>nstleistungsökonomie. Hinzu kommt, dass die Gemeinschaft so<br />
stark gewachsen ist, dass traditionelle Kleinunternehmen nicht mehr genug<br />
Beschäftigung bieten.<br />
Autor<br />
In <strong>Stamford</strong> <strong>Hill</strong> gibt es viele kleine Lebensmittelgeschäfte, Metzger und Bäcker mit<br />
Waren, die den beson<strong>der</strong>s strikten <strong>ultra</strong>-<strong>orthodoxen</strong> Speisegesetzen entsprechen.<br />
<strong>Die</strong> Gemeinschaft hat eine eigene Zertifizierung für koschere Lebensmittel, weil das<br />
Siegel des britischen Oberrabbinats nicht als koscher genug gilt. Viele Lebensmittel<br />
werden in <strong>Stamford</strong> <strong>Hill</strong> selbst hergestellt. Aber auch hier gibt es inzwischen<br />
Konkurrenz aus Asien. Jeden Tag landet auf dem Flughafen Heathrow ein Fracht-<br />
Jet, <strong>der</strong> Waren aus <strong>ultra</strong>orthodoxer Herstellung aus Israel einfliegt. Bei den Filialen<br />
<strong>der</strong> großen Supermarktketten in <strong>Stamford</strong> <strong>Hill</strong> liegen diese Waren dann aus.<br />
Was mir in diesen Supermärkten zudem auffiel: <strong>Die</strong> Kunden sind zwar <strong>ultra</strong>-orthodox,<br />
aber nicht das Personal. Haredim arbeiten nicht bei nichtjüdischen Arbeitgebern,<br />
selbst nicht innerhalb ihres Viertel.<br />
© Westdeutscher Rundfunk Köln 2013<br />
<strong>Die</strong>ses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb <strong>der</strong><br />
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Manuskript we<strong>der</strong> vervielfältigt, verbreitet o<strong>der</strong> öffentlich wie<strong>der</strong>gegeben (z.B. gesendet o<strong>der</strong> öffentlich<br />
zugänglich gemacht ) werden..<br />
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