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Stamford Hill. Die Welt der ultra-orthodoxen Juden von ... - WDR 5

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DOK 5 – Das Feature: 20./21.10.2013<br />

<strong>Stamford</strong> <strong>Hill</strong><br />

<strong>Die</strong> <strong>Welt</strong> <strong>der</strong> <strong>ultra</strong>-<strong>orthodoxen</strong> <strong>Juden</strong> <strong>von</strong> Nord-London<br />

reglementiert. Und es geht in <strong>der</strong> <strong>orthodoxen</strong> Gemeinschaft immer nur um eines: Wie<br />

überleben wir Wie kann man ein so schweres Leben freiwillig auf sich nehmen<br />

O-Ton Gaby<br />

The power that you want to be a Jew … want to be a Jew Why for God’s sake<br />

Sprecher 3<br />

Dass du Jude sein willst, das kommt <strong>von</strong> Gott. Warum würdest du sonst Jude sein<br />

wollen Wir können das <strong>Juden</strong>tum abschaffen, und dann gäbe es überhaupt keine<br />

Probleme mehr. Alle könnten sich vereinigen. <strong>Die</strong>ser Starrsinn, das ist <strong>der</strong> innere<br />

Punkt des Jude- Seins. Warum um Himmels Willen will jemand sonst Jude sein<br />

Warum<br />

Autor<br />

Gaby. Gaby ist Rabbiner, Lehrer und ein Chassid alten Stils. Er gehört <strong>der</strong> Gur-<br />

Dynastie an. <strong>Die</strong> Gur-Dynastie geht, wie alle chassidischen Dynastien, auf einen <strong>der</strong><br />

Schüler des Baal Shem Tov zurück, einem Mystiker des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts, <strong>der</strong> als<br />

Grün<strong>der</strong> des Chassidismus gilt. Chassidim streben ein ekstatisches Erleben des<br />

Glaubens an und sind an den rationalistischen Denkweisen des konventionellen<br />

<strong>Juden</strong>tums wenig interessiert. Gaby und seine Frau Tikvah haben mich nach langen<br />

telefonischen Verhandlungen zu sich nach Hause eingeladen. Im Gegensatz zu<br />

einigen führenden Rabbinern <strong>der</strong> Enklave, mit denen ich nur informell sprechen<br />

durfte, wollten sie zulassen, dass ich unser Gespräch aufnehme. Zuerst wurden dann<br />

Tee und Kekse aufgefahren, schließlich die schweren Geschütze, um mich <strong>von</strong> <strong>der</strong><br />

Richtigkeit ihres Weges zu überzeugen. Gaby gebraucht die traditionelle, diskursive<br />

Sprechweise, die aus rhetorischen Fragen und Antworten besteht.<br />

O-Ton Gaby<br />

Why do so many Jewish people make a brit … is pushing them towards it.<br />

Sprecher 3<br />

Warum lassen so viel <strong>Juden</strong> ihre Kin<strong>der</strong> beschneiden Warum will eine Person, die<br />

Schweinfleisch und Unkoscheres isst, weiter Jude sein Warum fastest du am Jom<br />

Kippur Warum Etwas muss dich doch dazu treiben Eine übernatürliche Kraft ist<br />

es, die die Leute dazu bringt.<br />

Autor<br />

Gaby und Tikvah wohnen in einem <strong>der</strong> tausenden, kleinen, fast identischen<br />

Reihenhäuser des Viertels. Unten Küche und Wohnzimmer, oben zwei kleine<br />

Schlafzimmer. Alles ist einfach und bescheiden, so wie es <strong>der</strong> chassidische Anstand<br />

verlangt. Gaby träg einen wilden Bart und Schläfenlocken, seine Frau eine Perücke<br />

und ein Kleid, das alles bedeckt. Ich muss mich beim Zuhören sehr konzentrieren,<br />

denn sie sprechen fünf Sprachen durcheinan<strong>der</strong>. Alles in einem atemberaubenden<br />

Tempo: Jiddisch, Englisch, Hebräisch, Deutsch und Nie<strong>der</strong>ländisch. An <strong>der</strong> Wand im<br />

winzigen Wohnzimmer hängen Fotos ihrer Eltern, ihrer Kin<strong>der</strong> und Enkelkin<strong>der</strong>, und<br />

<strong>von</strong> ihrem Rebbe, dem Gerrer Rebbe. Der „Hof“, <strong>der</strong> Wohnsitz des amtierenden<br />

Rebbes, wurde aus Polen nach Jerusalem verlegt, nachdem die meisten Gerrer<br />

Chassidim im Holocaust ermordet worden waren.<br />

© Westdeutscher Rundfunk Köln 2013<br />

<strong>Die</strong>ses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb <strong>der</strong><br />

engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des <strong>WDR</strong> unzulässig. Insbeson<strong>der</strong>e darf das<br />

Manuskript we<strong>der</strong> vervielfältigt, verbreitet o<strong>der</strong> öffentlich wie<strong>der</strong>gegeben (z.B. gesendet o<strong>der</strong> öffentlich<br />

zugänglich gemacht ) werden..<br />

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