PFARRBRIEF SAALFELDEN - Pfarre Saalfelden
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Liebe Pfarrgemeinde von<br />
<strong>Saalfelden</strong>!<br />
Die Vorgänge in der Kirche sind in<br />
der Öffentlichkeit immer wieder ein<br />
Thema. Wer sein Kirchenbild ausschließlich<br />
aus Zeitungsartikeln,<br />
Fernsehdiskussionen und Meinungsumfragen<br />
zusammensetzt,<br />
könnte meinen, es gehe nur um<br />
die Problemkreise Zölibat, Frauenpriestertum,<br />
<strong>Pfarre</strong>rmangel und<br />
Skandale. Das sind Strukturfragen,<br />
die vor dem Hintergrund unseres<br />
zeitgenössischen Lebensverständnisses<br />
die gegenwärtige – oft als<br />
unzeitgemäß empfundene - Verfassung<br />
der Kirche widerspiegeln.<br />
In der Praxis der seelsorglichen<br />
Arbeit liegt der Schwerpunkt auf<br />
anderen Themen. Da kommt die<br />
Kirche mit der Innenseite des Menschen<br />
in Berührung. Das sind jene<br />
oft verborgenen Stellen im Menschen,<br />
an denen Freude und Trauer,<br />
Hoffnungen und Ängste, Überzeugungen<br />
und Zweifel, Glaubensprägung<br />
und Wissensdrang, Konflikt<br />
und Versöhnung, Sehnsucht und<br />
Enttäuschung, Sinnerfüllung und<br />
Leere u. ä. angesiedelt sind. Der<br />
konkrete Ort für die Auseinandersetzung<br />
mit diesen Bereichen ist<br />
die <strong>Pfarre</strong>. Darum kann man wohl<br />
feststellen – ohne dem Eigenlob zu<br />
verfallen:<br />
Gut dass es die <strong>Pfarre</strong> gibt.<br />
Gerade in unsicheren Zeiten, von<br />
denen die Kirche nicht ausgenommen<br />
ist, gilt es darüber nachzuden-<br />
ken: Wozu braucht es die <strong>Pfarre</strong>?<br />
Wo liegen ihre Kernaufgaben?<br />
Mit einem Wort: in der LEBENS-<br />
HILFE:<br />
Die <strong>Pfarre</strong> bietet<br />
LEBENSHILFE als STÜTZE in<br />
schwierigen Situationen:<br />
Das Leben verläuft nicht immer<br />
glatt, in jedem Menschenleben<br />
gibt es Brüche; manche Bruchstellen<br />
sind öffentlich sichtbar, manche<br />
bleiben verborgen. Das reicht<br />
von Unzufriedenheit, Krankheit,<br />
Misserfolg, Enttäuschung bis zum<br />
Scheitern in Beruf oder Beziehungen<br />
oder in psychischen Zusammenbrüchen.<br />
Auch Gemeinschaften<br />
und Systeme erfahren Zusammenbrüche.<br />
Selbst die Kirche ist<br />
davon nicht ausgenommen…<br />
Ermutigen, Aufrichten, Trösten<br />
gehört zu den Aufgaben der <strong>Pfarre</strong>.<br />
Jesus hat sich besonders den<br />
Bedürftigen, Gebrochenen, Ausgestoßenen<br />
gewidmet. Und noch<br />
heute gilt: „Kommt alle zu mir, die<br />
ihr mühselig und beladen seid.“(Mt<br />
11,28) Diese Aufforderung soll<br />
und darf in den <strong>Pfarre</strong>n konkret<br />
werden. Dafür gibt es glaubende,<br />
mitfühlende und engagierte Menschen,<br />
die sich im Geiste Christi<br />
darum mühen und sich von seinem<br />
Wort immer wieder dafür stärken<br />
lassen.<br />
Die <strong>Pfarre</strong> leistet<br />
LEBENSHILFE durch Vermittlung<br />
von HOFFNUNG und SINN:<br />
Die Lebenserwartung der Menschen<br />
steigt ständig. Man sagt,<br />
wer heute geboren wird, kann damit<br />
rechnen, dass er 100 Jahre alt<br />
wird (Krankheit und Unfall ausgenommen).<br />
Und doch gerät der Lebensgang<br />
des heutigen Menschen<br />
immer mehr in Stress. Denn die<br />
Lebensperspektive unserer Zeit<br />
beschränkt sich auf diese 100 Jahre.<br />
Alles, was man vom Leben erwartet,<br />
muss in diesem Zeitraum<br />
untergebracht werden können. In<br />
früheren Zeiten der Volksfrömmigkeit<br />
hat man eine Lebens-Er-<br />
2<br />
wartung von 40 Jahren plus die<br />
Ewigkeit gehabt, heute 90 plus<br />
nichts (wie Paul Zulehner treffend<br />
bemerkt). Um diese beschränkte<br />
Lebens-Erwartung zu öffnen, ist<br />
der Kirche aufgetragen, die hoffnungsvolle<br />
Botschaft Jesu in die<br />
Herzen der Menschen einzupflanzen<br />
und so ihren Sinnhorizont auszuweiten.<br />
Unser brüchiges Leben<br />
ist eingebettet in die umfangende<br />
und umfassende Zuwendung Gottes,<br />
im Vertrauen auf ihn brauchen<br />
wir keine Angst zu haben, etwas zu<br />
versäumen.<br />
So wird die verengte Sicht unseres<br />
Lebens verknüpft mit dem Schatz<br />
des Glaubens. Dies wird Wirklichkeit<br />
in den sakramentalen Zeichen,<br />
vor allem bei den Lebenswenden<br />
wie Geburt, Reife, Eheschließung,<br />
Tod...<br />
Die <strong>Pfarre</strong> bietet<br />
LEBENSHILFE durch<br />
BEHEIMATUNG in einer Gemeinschaft:<br />
Jeder Mensch braucht ein Plätzchen,<br />
an dem er einfach sein kann –<br />
ohne Voraussetzungen, Leistungen<br />
und Vorgaben. Das ist nicht nur ein<br />
topographischer Ort, sondern mehr<br />
noch ein Platz im Herzen von Mitmenschen.<br />
„Kirche“ bedeutet eigentlich „die<br />
zum Herrn Gehörige“. Das ist in<br />
der Gemeinschaft der <strong>Pfarre</strong> Erfahrung,<br />
aber auch Auftrag. Die<br />
<strong>Pfarre</strong> möchte diese Gemeinschaftlichkeit<br />
auf Gott hin und auf den<br />
Mitmenschen hin öffnen und erfahrbar<br />
machen. Um eine gedeihliche<br />
Atmosphäre dafür zu schaffen<br />
und das Verständnis füreinander zu<br />
fördern, bedarf es des geduldigen<br />
Zusammenwirkens aller, die zum<br />
Aufbau der Gemeinde beitragen<br />
wollen. Dafür betet sie täglich und<br />
sucht regelmäßig die hingebende<br />
Begegnung mit dem Vermächtnis<br />
Christi in der Eucharistie.<br />
In den nächsten Monaten wird in<br />
einer Aktion der Öffentlichkeitsarbeit<br />
der Erzdiözese auf die Ak-