Baltische Studien. - Digitalisierte Bestände der UB Greifswald

Kenntniß durch ihre weiteste Verbreitung recht fruchtbar
und zum Eigenthum des Volks «) zu machen/
sollte daher der Historiker sireben, sollte jeder Bernsene
als seine Aufgabe ansehen. Denn kein besseres
Mittel giebt es zur Verständigung mit seiner Zeit,
als die Kunde der Geschichte. Nur wer die Vergangenheit,
sowohl die ferner als naher liegende, kennt,
weiß die Gegenwart zu würdigen; und dämm handelt
es sich doch vorzüglich. c
Wie belohnend es daher auch seyn-mag, die Vergangenheit
mit ihren abgestorbenen Formen von neuem
zu verjüngen, dem Dunkeln Klarheit und Farbe,vdem
Ungewissen Haltung und Bestimmtheit zu geben; .es
wird dies wenig frommen, wenn ^s nickt ntit steter
Beziehung auf die Gegenwart geschieht. Ihr'gehört
der Historiker an, jhr soll er seine Kräfte weihe«,
für welche er auch keinen bessern Wirkungstreis finden
kann. Nur dem Pedanten wird der Staub der
') Welleicht entsprytsg aus einer ähnlichen Ansicht der Vorschlag
des Herrn Schubert (a. a. O.), die vaterlandische Geschichte
unter die Lehr-Gegenstände in den Schulen aufzunehmen, und znm
in der Art zu behandeln, daß sich an dieselbe Votträge über die
Geschichte des Mittelalters und ier neuern Zeit, anschlössen, für
welche sie den Mittelpunkt abgäbe. Ueber diese genetische Fortführung
und Erweiterung des Schul-Unterrichts, wie sie Herr
Schubert für alle Theile desselben fordert, wodurch dieser bestimmte
Mittelpunkte erhält, aus denen alles Folgende nur wie eine weitere
Entwickelung hervorgeht, und auf welche jeder Punkt der durch die
kreisförmige Bewegung beschriebenen Peripherie zurückweist, so wie
über die Möglichkeit der Ausführung des obigen Vorschlages, werden
unsere Pädagogen entscheiden, deren Urtheile hier nicht vofgegriffen
werden soll. Die Absicht, den jugendlichen, bildsamen Gemüthern
durch solchen Unterricht schon früh eine Vorliebe für das
Vaterland einzuflößen, und eine patriotische Gesinnung in ihnen zu
wecken, ließe sich gewiß auf diesem Wege erreichen.