Berufsprofil Physiotherapie - Physio Austria
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10 | Interdisziplinäre Zusammenarbeit<br />
(39,5 Prozent) und Sanitätshilfsdiensten (35,3<br />
Prozent) gemeinsam in einem Team. Mit Krankenpflegepersonal,<br />
Logopäden und MTF wird zu<br />
jeweils runde 30 Prozent zusammengearbeitet.<br />
Auch mit anderen Professionen, wie u. a mit<br />
Psychotherapeuten, Psychologen, Sozialarbeiter,<br />
Orthopädietechniker, wird gemeinsam ein Team<br />
gebildet, wenn auch in geringerem Ausmaße .<br />
Es wird auch außerhalb des Teams mit anderen<br />
Berufsgruppen kooperiert. So gaben 86,7<br />
Prozent der Befragten an, mit Ärzten, anderen<br />
MTD sowie weiteren Gesundheitsberufen zusammenzuarbeiten,<br />
ohne ein festes Arbeitsteam<br />
zu bilden. 39 Ausschließlich allein arbeiten 11,1<br />
Prozent der befragten Diplomierten PT.<br />
Schlüsselt man die unterschiedlichen<br />
Kooperationsformen nach dem Erwerbstatus<br />
auf, so zeigt sich ein interessanter Aspekt, als<br />
die angestellt erwerbstätigen Diplomierten PT<br />
hoch vernetzt agieren, das heißt sowohl interne<br />
(innerhalb eines Teams) als auch externe (außerhalb<br />
eines Teams) Zusammenarbeit mit anderen<br />
Professionen betreiben (93,4 Prozent). Demgegenüber<br />
arbeiten freiberufliche Diplomierte<br />
PT mehrheitlich mit anderen Berufsgruppen<br />
zusammen, ohne mit diesen ein festes Team<br />
zu bilden (48,7 Prozent); runde 16 Prozent der<br />
Freiberuflichen arbeiten ausschließlich allein,<br />
das heißt ohne interne oder externe Netzwerke<br />
(siehe Abbildung 10.2). Wird – insbesondere<br />
interprofessionelle – Kooperation als Beitrag zur<br />
Qualitätssicherung und -verbesserung verstanden<br />
(Maus 1996), dann sind für diese Gruppe<br />
spezielle Maßnahmen zur Förderung der Kooperation<br />
zu setzen.<br />
Die Zusammenarbeit mit anderen Personen<br />
verläuft nicht ganz spannungsfrei. Zu Problemen<br />
äußerten sich 63,6 Prozent der Befragten,<br />
rund ein Drittel davon (30,5 Prozent) verortet<br />
unklare Kompetenz- und Aufgabenverteilungen<br />
als vorrangiges Problemfeld. Es gibt, so die<br />
Befragten, „ein unterschiedliches Verständnis<br />
für Verantwortlichkeit“, welches zu Diskussionen<br />
über Zuständigkeiten führt. Mit dem Pflegepersonal,<br />
Ergotherapeuten, Heilmasseuren oder<br />
Hebammen gibt es Berufsüberschneidungen und<br />
Überlappungen von Therapiemaßnahmen, z. B.<br />
bei der Mobilisation, Geburtsvorbereitung oder<br />
Inkontinenzbehandlung.<br />
Kompetenzüberschreitungen bzw. Berufsübergriffe<br />
erfolgen auch durch andere Berufsgrup-<br />
93,4 %<br />
32,2 %<br />
4,5 %<br />
2,8 %<br />
1,8 %<br />
48,7 %<br />
0,4 %<br />
16,2 %<br />
angestellt<br />
freiberuflich<br />
intern und extern<br />
nur intern<br />
nur extern<br />
weder/noch<br />
Abbildung 10.2: Diplomierte PT/Befragung – Interne<br />
und externe Kooperationen nach Erwerbsstatus in<br />
Prozent (n = 945)<br />
Quelle: Bundesverband der Diplomierten <strong>Physio</strong>therapeutInnen<br />
Österreichs<br />
pen, die „am Gesundheitsmarkt“ tätig sind und<br />
äußern sich beispielsweise darin, dass angelernte<br />
Kräfte Elektrotherapie- oder Ultraschallbehandlungen<br />
übernehmen. Hierin sehen die<br />
befragten Diplomierten PT nicht nur einen Handlungsbedarf<br />
im Definieren von Schnittstellen<br />
gegeben, sondern auch und vor allem bezüglich<br />
eines verstärkten Bemühens um transparente<br />
Berufsbilder und Aufgabenfelder aller arbeitsrelevanter<br />
Berufsgruppen (28,7 Prozent), welches<br />
die wechselseitige Akzeptanz fachlicher Leistungen<br />
– als eine zentrale Voraussetzung gelungener<br />
Kooperation – erhöhen könnte.<br />
Zusammenfassung<br />
Um die Gesundheit Einzelner wie auch der<br />
Gesamtbevölkerung zu verbessern oder zu<br />
erhalten, ist Zusammenarbeit mit anderen Berufsgruppen<br />
notwendig. Gemeinsam mit Ärzten,<br />
Ergotherapeuten und anderen Gesundheits- und<br />
Sozialberufen bilden Diplomierte PT ein multidisziplinäres<br />
Team und/oder kooperieren in anderer<br />
Form mit relevanten Berufsgruppen. Bei der<br />
Zusammenarbeit mangelt es mitunter an klarer<br />
Kompetenzabgrenzung, welche eine verstärkte<br />
Schnittstellendefinierung und Öffentlichkeitsarbeit<br />
erfordert.<br />
39 Hierbei handelt es sich überwiegend um sogenannte<br />
zuarbeitende oder konsultative Kooperationen. Bei zuarbeitenden<br />
Kooperationen wird die zu erbringende Leistung<br />
durch eine übergeordnete Disziplin, in der Regel durch den<br />
behandelnden Arzt, festgelegt. Bei konsultativen Kooperationen<br />
besteht eine wechselseitige Hinzuziehung anderer<br />
Disziplinen unter Berücksichtigung der individuellen Versorgungsbedürfnisse<br />
(vgl. Bundesärztekammer 2001).<br />
physiotherapie <strong>Berufsprofil</strong> 40