2011 - Ziviler Friedensdienst
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Tätigkeitsbericht<br />
bende Gesellschaft schaut und von dort<br />
aus für gesellschaftlichen Wandel aktiv<br />
ist, egal ob in einem Industrieland oder<br />
in einem Entwicklungsland.<br />
Einige unserer Partner im Norden und<br />
Osten Europas litten <strong>2011</strong> stark unter<br />
der Finanzkrise. Nicht nur wurden ihre<br />
sozialen Aufgaben größer, auch standen<br />
weniger Mittel zur Verfügung, um<br />
diese Aufgaben zu bewältigen. Dort<br />
brauchte es einen intensiven Dialog<br />
mit unseren Partnern, um die Situation<br />
zu erfassen und die Konsequenzen für<br />
unsere Freiwilligen zu bedenken.<br />
In Ländern des Südens gibt es andere<br />
Schwierigkeiten. Während des Ausreisekurses<br />
wurde aus Sicherheitsgründen<br />
ein Ausreisestopp für Marokko verhängt.<br />
Acht unserer Freiwilligen waren<br />
betroffen. Sieben von ihnen nahmen<br />
ein Alternativangebot wahr, das wir<br />
ihnen spontan bieten konnten.<br />
EIRENE begrüßt den im Sommer <strong>2011</strong><br />
vom Bundesministerium für Familie,<br />
Senioren, Frauen und Jugend eingeführten<br />
Internationalen Jugendfreiwilligendienst<br />
(IJFD). Denn diese<br />
Förderung unterscheidet nicht nach<br />
Geschlecht und Wehrtauglichkeit, wie<br />
es der sogenannte andere Dienst im<br />
Ausland tat. So gelang es <strong>2011</strong>, für fast<br />
alle Einsatzplätze der jüngeren Freiwilligen<br />
eine staatliche Kofinanzierung<br />
einzuwerben. Dort, wo es nicht gelang,<br />
lagen administrative Probleme wegen<br />
der späten Bekanntgabe der Förderbedingungen<br />
vor, die wir nun im zweiten<br />
Jahr des IJFD lösen. Gerne hätten wir<br />
mehr als die bewilligte Zahl der Freiwilligen<br />
über das dezidiert entwicklungspolitische<br />
Förderprogramm weltwärts<br />
entsandt. Wir rechnen mit einem<br />
Zuwachs in den nächsten Jahren.<br />
Wir fördern Menschenrechte<br />
In Afrika und Lateinamerika arbeitet<br />
EIRENE mit Partnerorganisationen in<br />
mehrjährigen Projekten zusammen.<br />
Vier unserer Projekte in <strong>2011</strong> hatten einen<br />
Schwerpunkt auf Menschenrechte.<br />
Die Föderation der Liga der Frauenrechte<br />
FLDDF in Marokko kämpft seit<br />
mehr als 20 Jahren um die gesellschaftliche<br />
Gleichstellung der Frau.<br />
Die Aktion für Entwicklung ACFODE<br />
in Uganda setzt sich seit 25 Jahren für<br />
Frauenrechte ein. Beide Organisationen<br />
verfolgen einen ähnlich umfassenden<br />
Ansatz: Sie kümmern sich um<br />
Frauen in akuten Notsituationen und<br />
unterstützen Überlebende von sexualisierter<br />
Gewalt. Doch Diskriminierung<br />
und Gewalt gegen Frauen ist vor<br />
allem ein gesellschaftliches Problem.<br />
FLDDF und ACFODE sehen ihre Hauptaufgabe<br />
darin, die rechtliche Stellung<br />
und die gesellschaftliche Anerkennung<br />
von Frauen in ihren Ländern zu<br />
verbessern. Kein junges Mädchen soll<br />
projekt für Jugendliche und junge<br />
Erwachsene. Sie sollen Menschenrechtsarbeit<br />
erlernen und einen Beitrag<br />
zur Friedenskultur in Nicaragua<br />
leisten. Menschenrechtsarbeit durch<br />
die Zivilgesellschaft, insbesondere<br />
durch junge Menschen, ist sehr wichtig<br />
angesichts der politischen Entwicklungen<br />
im Land. Der auf nationaler<br />
Ebene auf Machtausbau konzentrier te<br />
Kurs von Präsident Daniel Ortega wurde<br />
durch die Wahlen le gitimiert, die<br />
am 06.11.<strong>2011</strong> mit der Bestätigung<br />
Ortegas im Amt endeten. Die Abstim-<br />
Vertreterinnen von FLDDF demonstrieren in Casablanca für die Rechte der Frauen.<br />
gegen ihren Willen zu sexuellen Handlungen<br />
gezwungen oder verheiratet<br />
werden, keine Frau soll nach der Verstoßung<br />
durch ihren Mann verelenden.<br />
Töchter sollen von ihren Eltern<br />
erben wie Söhne, und zwar nicht nur<br />
Vermögen, sondern vor allem auch<br />
Land. Dafür braucht es einen Wandel<br />
des sozialen Bewusstseins in beiden<br />
Ländern, der viele Jahre dauern wird.<br />
In <strong>2011</strong> haben wir mit beiden Organisationen<br />
neue Projektphasen geplant.<br />
Inzwischen wurden Kofinanzierungen<br />
durch das BMZ bewilligt und wir<br />
werden so bis 2014 weiterhin beide<br />
Organisationen mit je einer Fachkraft<br />
und finanziellen Mitteln unterstützen<br />
können.<br />
Das nicaraguanische Zentrum für<br />
Menschenrechte CENIDH war schon<br />
einmal Partner von EIRENE im Rahmen<br />
des Zivilen <strong>Friedensdienst</strong>es. Im Jahr<br />
<strong>2011</strong> haben wir eine neue Kooperation<br />
begonnen mit einem Bildungs-<br />
mung war von gewalttätigen Auseinandersetzungen<br />
überschattet, bei<br />
denen vier Menschen ums Leben kamen.<br />
Die Opposition hatte die Annullierung<br />
der Wahl gefordert, nach dem<br />
einheimische Wahlbeobachter über<br />
600 Beschwerden über Unregelmäßigkeiten<br />
öffentlich ge macht hatten. Die<br />
Bundesregierung hat inzwischen die<br />
bilaterale staatliche Entwicklungszusammenarbeit<br />
aufgekündigt. Umso<br />
wichtiger wird die Kooperation zwischen<br />
zivilgesellschaftlichen Organisationen<br />
wie CENIDH und EIRENE.<br />
Auch in Bolivien arbeiten wir in einer<br />
politisch angespannten Situation, die<br />
von starker Mobilisierung geprägt ist.<br />
Streiks, Demonstrationen, Blockaden<br />
und Proteste waren auch <strong>2011</strong> dauerhafte<br />
Rahmenbedingun gen für die Arbeit<br />
in El Alto. Dort unterstützen wir<br />
ein Projekt unseres Partners SEPAMOS,<br />
das Kinder vor sexualisierter Gewalt<br />
schützt. Auch hier begegnet uns ein<br />
JAHRESBERICHT <strong>2011</strong> 5