Rath international 03_2008 - Dr. Rath Gesundheits-Allianz
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Wie eindeutig sich es hier um schamloseste<br />
Abzocke handelt, macht der Sprecher des Spitzenverbands<br />
der gesetzlichen Krankenversicherung,<br />
Florian Lanz, deutlich. Er erklärte in Bezug<br />
auf Scheininnovationen – neue Produkte aus der<br />
Pharma-Giftküche, die angeblich besser sind,<br />
aber rein gar nichts Neues bieten, außer mehr<br />
Kosten: „Scheininnovationen sind tatsächlich<br />
teurer, aber nur scheinbar besser. Dass solche<br />
Medikamente zu oft verschrieben werden, ist<br />
einer der Hauptgründe, warum die Arzneimittelausgaben<br />
so deutlich steigen.“<br />
Und der <strong>Dr</strong>uck der Industrie auf die Ärzte zeigt<br />
Wirkung: Laut Arzneimittel-Report der Gmünder<br />
Ersatzkasse (GEK) wurden im Jahr 2007 ohne<br />
ersichtlichen Grund 11% (!) mehr Pharma-Präparate<br />
verschrieben.<br />
<strong>Rath</strong> <strong>international</strong>: Die Pharma-Industrie,<br />
ein auf Patenten beruhendes Investmentgeschäft,<br />
wird nicht von sich aus auf ihr<br />
Geschäft mit den Krankheiten verzichten –<br />
wir alle müssen es beenden, indem wir uns<br />
für ein neues <strong>Gesundheits</strong>wesen auf der<br />
Grundlage nichtpatentierbarer Naturheilverfahren<br />
einsetzen! ■<br />
ANTIBIOTIKA<br />
Sinnvoller Einsatz der Schulmedizin<br />
– und was die<br />
Pharma-Industrie davon hält<br />
Keine Frage: Bei bakteriellen Infektionen sind<br />
Antibiotika oft notwendig, manchmal sogar<br />
lebensrettend.<br />
Genauso richtig ist jedoch auch, dass Antibiotika,<br />
aus vielerlei Gründen, in der klinischen<br />
Praxis oft auch eingesetzt werden, wenn gar<br />
nicht klar ist, um was für eine Infektion es sich<br />
handelt. Eine große Zahl von Patienten nimmt<br />
so auf ärztliche Verordnung unnötigerweise<br />
Antibiotika ein – und entwickelt Resistenzen,<br />
die eine möglicherweise in der Zukunft notwendig<br />
werdende Behandlung mit diesen<br />
Substanzen schwieriger, ja unwirksam werden<br />
lassen können. Dies kann aus übergroßer ärztlicher<br />
Vorsicht geschehen, aber auch aus<br />
Nachlässigkeit oder, wie im Falle Spaniens<br />
R A T H I N T E R N A T I O N A L 3 - 0 8<br />
D O K U M E N T A T I O N A U S J E D E R M A N N Z U G Ä N G L I C H E N Q U E L L E N<br />
oder besonders auch Ländern der so genannten<br />
„<strong>Dr</strong>itten Welt“, weil Antibiotika ohne<br />
ärztliche Verordnung auf dem freien Markt<br />
erworben werden können.<br />
Eine Forschergruppe um den Hannoveraner<br />
Pneumologen Professor Tobias Welte hat jetzt<br />
eine Studie vorgelegt, die zeigt, wie diese falsche,<br />
für den Patienten mit schädlichen<br />
Nebenwirkungen und anderen negativen<br />
Konsequenzen (Antibiotika-Resistenz) behaftete<br />
Therapie vermieden werden kann. „Oft<br />
sind es Unsicherheit und Unkenntnis der<br />
Ärzte, die zum Einsatz von Antibiotika führen<br />
und somit die Patienten in die Resistenzen leiten“,<br />
weiß Professor Welte und erläutert, dass<br />
durch einen PCT (Procalcitonin)-Test schon im<br />
Vorfeld einer Infektionsbehandlung entschieden<br />
werden kann, ob eine Behandlung mit<br />
Antibiotika überhaupt indiziert ist. Bei den<br />
Versuchsreihen an verschiedenen medizinischen<br />
Hochschulen und Universitätskliniken<br />
zeigte sich, dass ein großer Teil der Patienten<br />
einen so niedrigen PCT-Wert im Blut hatte,<br />
dass eine bakterielle Infektion nahezu ausgeschlossen<br />
werden konnte. Bei den an der<br />
Medizinischen Hochschule Hannover getesteten<br />
Patienten lag dieser Wert sogar bei 92%.<br />
„Die Antibiotika können in großen Mengen<br />
eingespart werden“, zieht Professor Welte das<br />
Fazit. Und er schickt gleich hinterher, was die<br />
größte Hürde für eine solche sinnvolle Praxis<br />
des PCT-Testens ist: „Aber Einsparen ist in der<br />
Medizin nicht immer populär. Insbesondere<br />
die Pharmaindustrie mit ihren in Deutschland<br />
700 bis 800 Antibiotika-Präparaten hat mich<br />
zum Feind erkoren.“<br />
<strong>Rath</strong> <strong>international</strong>: Einsparen ist in der<br />
Medizin sicherlich sehr populär, wenn<br />
man bedenkt, dass dieses lateinische<br />
Wort „beim Volk beliebt“ bedeutet – wer<br />
wünschte sich nicht ein kostengünstigeres<br />
<strong>Gesundheits</strong>wesen? Wir möchten Professor<br />
Welte mit dem Hinweis zum Weitermachen<br />
ermutigen, dass es zweifellos<br />
ein Beleg für die Richtigkeit seiner Arbeit<br />
ist, wenn ihn die Pharmaindustrie sich<br />
zum Feind erkoren hat. ■<br />
KORRUPTION IM GESUNDHEITSWESEN<br />
Bestechung leicht gemacht<br />
Nach einer Vielzahl von Skandalen ist es<br />
längst kein Geheimnis mehr, dass Korruption<br />
zu den üblichen mafiösen Geschäfts -<br />
praktiken der Pharma-Industrie gehört – die<br />
Bestechung hat System und ist probates<br />
Mittel, um Konkurrenten aus dem Feld zu<br />
schlagen oder das Geschäft mit der Krankheit<br />
noch ein Stückchen mehr auszuweiten.<br />
Auch die Anfälligkeit von Ärzten für Korruptionsversuche<br />
der Pharma-Firmen hat<br />
sich leider immer wieder gezeigt – gegen<br />
alle Beteuerungen moralischer Aufrichtigkeit<br />
und beruflicher Anständigkeit.<br />
Der jüngste Fall des rheinländischen Unternehmens<br />
Trommsdorff aus Alsdorf bei<br />
Aachen ist in seiner Deutlichkeit exemplarisch,<br />
weshalb wir an dieser Stelle darüber<br />
berichten. Schon im Jahr 2006 wurde<br />
Trommsdorff vom Landgericht Aachen ein<br />
hohes Ordnungsgeld (250.000,- €) angedroht,<br />
wenn die Firma nicht ihre Praxis einstellte,<br />
Ärzten für die Köderung von Patienten<br />
für Pharma-Experimente Geld- oder<br />
Sachleistungen anzubieten, z. B. für 18<br />
Patienten immerhin einen Laptop-Computer.<br />
Besonders fragwürdig dabei: Trommsdorff<br />
stellt vor allem auch pädiatrische Präparate<br />
her, also Medikamente, die<br />
folgerichtig auch an Kindern getestet werden<br />
müssen.<br />
Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft, ob<br />
Trommsdorff trotz des Urteils einfach mit<br />
seiner Praxis weitergemacht hat. Wundern<br />
würde es nicht, führt man sich vor Augen,<br />
dass die Trommsdorff-Geschäftsleitung<br />
offensichtlich keinerlei Unrechtsbewusstsein<br />
besitzt. So schrieb der damalige Trommsdorff-Geschäftsführer<br />
an den Stern-Reporter<br />
und Buchautor Markus Grill: „Ich weise<br />
an dieser Stelle deutlich darauf hin, dass<br />
unabhängig von Ihrer persönlichen Auffassung,<br />
diese Regelung geltendem Recht entspricht.“<br />
Doch Trommsdorff hat, so der Verdacht<br />
der Staatsanwaltschaft, offensichtlich<br />
auch auf andere Weise Ärzte geschmiert:<br />
Ärzte sollten mit Hilfe einer „fondsorientierten<br />
Alters vorsorge“ dafür gewonnen werden,<br />
der Firma beim Geschäft mit der<br />
Krankheit zu helfen.<br />
<strong>Rath</strong> <strong>international</strong>: Wie meist bei<br />
Pharma-Skandalen wird der Sumpf laufend<br />
tiefer. Noch ermitteln die Staatsanwälte<br />
nur gegen den Konzern, doch<br />
bald könnten sich die Ermittlungen<br />
auch auf ca. tausend Ärzte ausweiten,<br />
die die Bestechungen angenommen<br />
haben sollen. ■<br />
D A S E N D E D E S P H A R M A - K A R T E L L S 27