ª1'96 - Aktuell
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Ab 1989 fuhr die gelernte Industriekauffrau dann einmal<br />
jährlich zur Kontrolle nach Niedersachsen, sonst<br />
führte sie ein ganz normales Leben.<br />
Wie hochschwanger<br />
“Soweit das eben möglich war”, sagt sie, denn im Verlauf<br />
der Erkrankung war ihr Oberbauch immer mehr<br />
angeschwollen. “Ich sah aus wie hochschwanger”,<br />
kommentiert Ulrike Sing heute schmunzelnd. Aus dem,<br />
was sich hinter ihrer Leibesfülle wirklich verbarg, habe<br />
sie dann keinen Hehl gemacht, vor allem zum Schluß<br />
nicht mehr, als sie bis auf die Bauchpartie total abgemagert<br />
war und nur noch Leggings und weite T-Shirts<br />
tragen konnte.<br />
Das war Ende 1993, als man in Hannover schon offen<br />
über eine Lebertransplantation sprach. Angst habe sie<br />
davor nie gehabt, sagt die optimistische Frau, weder als<br />
man ihren geschwächten Körper stationär auf die<br />
Transplantation vorbereitete, noch als sie mit dem<br />
Euro-Piepser ausgestattet daheim in Gmünd auf den<br />
erlösenden Anruf wartete.<br />
Vierstündige Operation<br />
Der Anruf kam bereits am 16. April 1994, kurz vor<br />
Mitternacht. Trotz ihrer seltenen Blutgruppe, so hieß es<br />
da, sei so schnell ein passendes Spenderorgan gefun-<br />
Geist der Harmonie<br />
den worden. Stunden später saß Ulrike Sing im Flugzeug,<br />
und bereits einen halben Tag danach war ihr in<br />
einer vierstündigen Operation ein neues Leben<br />
geschenkt worden. Heute erinnert Ulrike Sing nur noch<br />
die tägliche Tabletteneinnahme und die vierteljährliche<br />
Routineuntersuchung in der Klinik an ihr schweres Leiden.<br />
“Ich hab’ halt auch ein bißchen Glück gehabt”,<br />
resümiert sie; zum einen, weil laut Statistik nur bei<br />
etwa fünf Prozent aller Leberpatienten die Transplantation<br />
so optimal verläuft wie in ihrem Fall. Und zum<br />
anderen, weil für sie überhaupt und dann auch noch so<br />
schnell ein Spenderorgan gefunden wurde.<br />
Engagement für andere<br />
Deshalb stand für die Gmünderin schon im Krankenbett<br />
fest, “daß ich die Organspende zu meinem Hauptthema<br />
mache”. So sieht sie die “Selbsthilfegruppe<br />
Lebertransplantierter”, die sie Mitte 1995 für den Altkreis<br />
Gmünd initiierte, auch nicht nur als Anlaufstelle<br />
für Leberpatienten. Den derzeit noch kleinen Kreis der<br />
Betroffenen würde sie gerne um all jene erweitern, die<br />
sich generell bei dem Thema Organtransplantation<br />
angesprochen fühlen, sei es als potentielle Spender<br />
oder als Empfänger. «<br />
Aus Gmünder Tagespost vom 25.6.96,<br />
mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.<br />
Kurz nach ihrer Transplantation war sich Angelika Sohmen allerdings noch nicht<br />
so sicher, ob sie mit ihrem Schicksal an die Öffentlichkeit gehen soll. “Damals<br />
hat mir jeder geraten, die Transplantation lieber nicht zu erwähnen. Mit Krankheit<br />
wollte eben keiner etwas zu tun haben.” Heute steht Angie St. John zu ihrer<br />
Geschichte. “Jetzt, wo so viele Organspenden fehlen, ist der Zeitpunkt<br />
gekommen, an dem man etwas dazu sagen muß.” Ihr Publikum will sie auf<br />
keinen Fall bedrängen, aber einen Hinweis auf die lebensrettende Organtransplantation<br />
will sie sich bei ihren Konzerten nicht nehmen lassen. Broschüren<br />
und Organspendeausweise werden daher auch in Zukunft bei ihrer<br />
Tournee im Foyer ausliegen.<br />
Bedenken, ob man denn auch noch nicht zu alt für eine Organspende<br />
ist, räumt sie schlicht und einfach beiseite: “Wer jung<br />
genug ist, ein Organ zu empfangen, der ist auch jung genug,<br />
um ein Organ zu spenden.” «<br />
Aus KfH-Aspekte Nr. 2’96,<br />
mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.<br />
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