Modellprogramm "Erfahrungswissen für Initiativen ... - EFI
Modellprogramm "Erfahrungswissen für Initiativen ... - EFI
Modellprogramm "Erfahrungswissen für Initiativen ... - EFI
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Dokumentation der 2. Fachtagung zum <strong>EFI</strong>-Programm 2003 in Hofgeismar<br />
<strong>Modellprogramm</strong> "<strong>Erfahrungswissen</strong> <strong>für</strong> <strong>Initiativen</strong>"<br />
Dokumentation der Vorträge und der Ergebnisse der<br />
Arbeitsgruppen der 2. Fachtagung zum <strong>EFI</strong>-Programm<br />
vom 12. - 13. Juni 2003 in Hofgeismar<br />
- Rückblick auf das erste Jahr<br />
- Ziele und Aufgaben im 2. Jahr (6/03-5/04)<br />
TEIL 2: Berichte aus den Arbeitsgruppen<br />
7 Erste Erfahrungen der seniorTrainer/innen<br />
bei der Weitergabe ihres <strong>Erfahrungswissen</strong>s:<br />
die neuen Verantwortungsrollen der Älteren (AG 1)<br />
Moderation: Prof. Dr. Detlef Knopf, FH Potsdam...............................2 - 21<br />
8 Begleitung der seniorTrainer/innen bei der<br />
Ausübung ihrer Rollen: Anforderungen an die Anlaufstellen<br />
und Chancen ihrer Profilerweiterung (AG 3)<br />
Moderation: Stefan Bischoff, ISAB Köln ..........................................22 - 27<br />
9 Thematische Schwerpunkte bei der Unterstützung<br />
des freiwilligen Engagements in 32 Kommunen durch seniorTrainer/innen:<br />
Strategische Orientierungen zur<br />
Auswahl und zum Einsatz der seniorTrainer/innen (AG 4)<br />
Moderation: Dr. Elke Olbermann, ISAB Köln...................................28 - 33<br />
10 Gestaltung der lokalen Öffentlichkeitsarbeit in 32 Kommunen<br />
zur Bekanntmachung der von seniorTrainer/innen<br />
ausgeübten Verantwortungsrollen (AG 5)<br />
Moderation: Martin Link, Paritätisches Bildungswerk, Stuttgart.......34 - 38<br />
11 Qualifizierung der seniorTrainer/innen zur Wahrnehmung<br />
neuer Verantwortungsrollen im 2. Kurs: Das fortgeschriebene Rahmencurriculum<br />
und die Aufgaben von Bildungsträgern und Anlaufstellen<br />
(AG 6)<br />
Moderation: Prof. Dr. Joachim Burmeister, FH Neubrandenburg....39 - 47<br />
1
Dokumentation der 2. Fachtagung zum <strong>EFI</strong>-Programm 2003 in Hofgeismar<br />
7 „Erste Erfahrungen der seniorTrainer/innen bei der Weitergabe<br />
ihres <strong>Erfahrungswissen</strong>s: die neuen Verantwortungsrollen<br />
der Älteren“ – Zusammenfassung der Ergebnisse<br />
der AG 1<br />
Detlef Knopf & Sonja Kubisch, FH Potsdam<br />
Vorbemerkung<br />
Der nachfolgende Bericht über die AG 1 stellt einen Versuch dar, einige Qualitäten der<br />
gut besuchten Veranstaltung, die <strong>für</strong> uns bei der Vorbereitung maßgeblich waren, zum<br />
Ausdruck zu bringen: Dialog, Mehrstimmigkeit, Erfahrungsnähe. Am Anfang stehen<br />
Portraits von seniorTrainer(inne)n, mit denen Detlef Knopf im ersten Teil der AG Gespräche<br />
führte. Der zweite Teil besteht aus einer thematischen Einführung von Sonja<br />
Kubisch, die an einem Projektstandort zuvor längere Gruppendiskussionen und Interviews<br />
mit seniorTrainer/innenund Vertreter(inne)n des Bildungsträgers und der Anlaufstellen<br />
geführt und ausgewertet hatte. Im Mittelpunkt stehen Aspekte der Begegnung<br />
und der wechselseitigen Beeinflussung der verschiedenen Programmakteure – damit<br />
sollen die Erhebungen der Begleitforschung, die jeweils eine der Akteursgruppen<br />
schriftlich befragt hatte, ergänzt werden. Daran schließen sich Ausschnitte aus den<br />
Gesprächen an, die Detlef Knopf nach der Einführung mit verschiedenen Beteiligten<br />
während der AG geführt hat. Die dritte Einheit beginnt wieder mit einem einführenden<br />
Statement von Sonja Kubisch, das ebenfalls auf den Ergebnissen ihrer qualitativen<br />
Untersuchungen an einem Projektstandort beruht. Dabei und bei der anschließenden<br />
Diskussion, die Detlef Knopf leitete und aus der Äußerungen zitiert werden, geht es um<br />
erste Ansätze der selbsttätigen Organisation der seniorTrainer/innen „vor Ort“. Als vierter<br />
Abschnitt des Berichts wird das Referat von Detlef Knopf wiedergegeben, in dem er<br />
seine Sicht des Diskussionsstandes zur Profilbildung und zur neuen Verantwortungsrolle<br />
darstellt. Herzlicher Dank gilt allen Interviewpartner(inne)n und dem ISAB<br />
<strong>für</strong> die organisatorische Hilfe bei der Vorbereitung der AG.<br />
7.1 Soziale Fantasie und Verantwortungsübernahme: senior-<br />
Trainer/innen im Gespräch<br />
Heinz D. Jung, Meerbusch / Nordrhein-Westfalen<br />
Herr Jung bezeichnet sich als einen „sehr aktiven und umtriebigen“ Menschen. Bevor<br />
er im März 2003 in den Vorruhestand ging, war er als Einkaufsleiter in einer Firma tätig,<br />
die mit der Ölindustrie zu tun hat. Seit April 2003 ist er Vollrentner. Herr Jung ist<br />
verheiratet und hat eine 28jährige Tochter, allerdings noch keine Enkel.<br />
Nachdem Herr Jung während seines ganzes Berufslebens „gezwungenermaßen <strong>für</strong> die<br />
Rentenversicherung“ gearbeitet hatte, wollte er nun im Ruhestand das machen, was<br />
ihm Spaß macht. Um dabei nicht vor dem Fernseher zu „verlottern“, suchte er in der<br />
Zeitung nach Möglichkeiten ehrenamtlicher Tätigkeit. Wie er schildert, ging sein soziales<br />
Engagement bisher nicht „über’s Blutspenden hinaus“. Er wollte etwas machen, von<br />
dem andere profitieren, von dem er aber auch selbst etwas haben würde. Später ergänzt<br />
er „ehrlicherweise“ zu diesem Punkt, dass er vorrangig im Eigeninteresse handelte;<br />
seine „soziale Ader“ sei vielleicht nicht so ausgeprägt wie bei anderen. Dies<br />
misst er zunächst an seiner bisherigen Vorstellung, wonach Freiwilligenarbeit ein Teil<br />
der Sozialarbeit ist, kommt aber zu dem Schluss, dass dies nicht immer so sein müsse.<br />
Bei der Suche nach Möglichkeiten ehrenamtlichen Engagements folgt Herr Jung seinem<br />
Interesse <strong>für</strong> PC und Internet, womit er auch an frühere Tätigkeiten als Einkaufs-<br />
2
Dokumentation der 2. Fachtagung zum <strong>EFI</strong>-Programm 2003 in Hofgeismar<br />
leiter in PC-Firmen anschließt. Ihm fällt auf, dass verschiedene Institutionen Internetcafés<br />
gründen oder gegründet haben und da<strong>für</strong> Betreuer suchen. Im Rahmen seiner<br />
weiteren Suche stößt er auf die Freiwilligenzentrale in Düsseldorf, wo er von <strong>EFI</strong> erfährt.<br />
Das Projekt weckt seine Aufmerksamkeit, weil es neu ist und interessant klingt.<br />
Er nimmt an, dass er hier etwas „über eine Gemeinschaft lernen“ wird, der er dann<br />
nützlich sein könnte.<br />
Für Herrn Jung ist bereits vor dem Kurs klar, dass sein Projekt etwas mit PC und Internet<br />
zu tun haben wird, da er ein begeisterter „PC-Freak“ und Internet-Anwender ist und<br />
davon „Einiges versteht“. Nach dem Beruf fühlt er sich „endlich frei“, seinem Interesse<br />
nachzugehen.<br />
Das, was ihm das Seminar hauptsächlich vermittelt hat, ist das „Zusammenleben oder<br />
das Erlernen der Gemeinschaft“. In dem ersten Nachfolgetreffen kurze Zeit vor der<br />
Tagung stellt er mit Befriedigung fest, dass sich das Gemeinschaftsgefühl wieder einstellt<br />
- „als ob wir nie ein dreiviertel Jahr oder so getrennt gewesen wären. Die Vertrautheit<br />
war sofort wieder da. Und alleine dieses Erlernen hat mir sehr, sehr, sehr gut<br />
getan, weil ich vorher ja dieses Gemeinschaftsleben überhaupt nicht kannte in dieser<br />
Form. Der Beruf hat sein Tribut gezollt und deswegen war das <strong>für</strong> mich das wichtigste<br />
zu sehen wie funktioniert so ein Netz, wie funktioniert eine soziale Gemeinschaft“. In<br />
seiner Wohngemeinde Meerbusch kennt Herr Jung „überhaupt keinen“, da er sich während<br />
seiner Berufstätigkeit überwiegend in Düsseldorf aufhielt.<br />
Im Anschluss an den <strong>EFI</strong>-Kurs entwickelt Herr Jung eine Reihe von Projekten. Zu den<br />
derzeit laufenden gehören zwei Internetcafés beim DRK und bei der Caritas; einerseits<br />
betreibt Herr Jung hier die Cafés, andererseits gibt er PC- und Internetkurse. Bei der<br />
Diakonie hat er ein PC-Netzwerk eingerichtet; das Internetcafé wird am 1. August eröffnet.<br />
Zu diesem Zeitpunkt wird Herr Jung, der das Projekt von der Planung bis zur<br />
Realisierung gebracht hat, allerdings nicht mehr dabei sein, da er im Moment eine<br />
neue „sehr gute Idee“ hat, mit der er sich mehr beschäftigen möchte: Sein Ziel ist es,<br />
„Hortkinder an’s Netz zu bringen“. Er wird parallel Kindergärtnerinnen ausbilden und<br />
den Kindern einen Zugang zum PC eröffnen, so dass die Kindergärtnerinnen später die<br />
Ausbildung der Kinder fortführen können.<br />
Herr Jung sagt über sich, dass er eine „negative Eigenschaft“ hat: „Wenn irgendwas<br />
läuft dann interessiert’s mich nich mehr so“. Die bereits begonnenen Projekte würde er<br />
gerne abgeben, „aber es ist niemand da“. Manchmal hat Herr Jung das Gefühl mehr zu<br />
tun, als in Zeiten der Berufstätigkeit, was sich wieder ändern soll. Einerseits gibt es<br />
aber wenige ältere Menschen, „die so fit sind, dass sie ihr Wissen was PC betrifft weitergeben<br />
können“, da es nicht ausreicht, Anwender zu sein, um die Kenntnisse zu<br />
vermitteln. Andererseits fällt es Herrn Jung noch schwer „nein“ zu sagen, wenn die<br />
Kurteilnehmer/innen ihn fragen, ob er weitermacht. Er bezeichnet es als persönliches<br />
Problem, sich vielleicht zu viel zugemutet zu haben und weiß noch nicht wie er da wieder<br />
herauskommt. Herr Jung wird mit seiner Anlaufstelle besprechen, was er tun kann,<br />
um die laufenden Projekte abzugeben.<br />
Rainer Gutsche, Nürnberg / Bayern<br />
Herr Gutsche ist Diplomkaufmann. Vom Controlling kommend war er am Ende seiner<br />
Berufstätigkeit Marketingmanager. Er bezeichnet dies als interessanten, weiten und<br />
nicht ganz üblichen Weg, den er in Verbindung mit seiner Kreativität bringt, die ihm<br />
ausgeprägter zu sein scheint als bei anderen Menschen.<br />
3
Dokumentation der 2. Fachtagung zum <strong>EFI</strong>-Programm 2003 in Hofgeismar<br />
Über eine Altersteilzeitregelung stieg Herr Gutsche aus dem Berufsleben aus. Im Anschluss<br />
daran möchte er gerne ehrenamtlich in verschiedenen Bereichen tätig werden.<br />
Ein ehemaliger Kollege, mit dem er bis 1975 zusammengearbeitet hatte, gewinnt ihn<br />
<strong>für</strong> eine Gruppe, die eine Bürgerstiftung in Nürnberg gründen will. In dieser Gruppe<br />
lernt er Herrn Dr. Röbke von ISKA kennen, der dann später Informationen über das<br />
<strong>EFI</strong>-Programm in die Gruppe hineinträgt. Herr Gutsche findet Interesse an <strong>EFI</strong> und<br />
„bohrt“ weiter nach, bis er schließlich an dem Kurs teilnimmt.<br />
Herr Gutsche geht inzwischen vielen verschiedenen Aktivitäten (Hobbys und ehrenamtlichen<br />
Tätigkeiten) nach. Nur eine davon (Mitgliedschaft in einem Chor) schließt an<br />
seine Berufszeit an. Darüber hinaus ist er „Mädchen <strong>für</strong> alles“ in einem kleinen lokalen<br />
Radiosender, wo er die Sendung „Spätzünder“ mitgestaltet. Er schreibt Gedichte und<br />
hat vor kurzem das Obertonsingen entdeckt. Herr Gutsche hat sich seiner Schilderung<br />
nach viele neue Bereiche erschlossen, <strong>für</strong> die er ein Talent hat. Seine Frau ist der Meinung,<br />
dass er zu viel macht und unterstellt ihm „Flucht von zu Hause“. Wie Herr Gutsche<br />
berichtet, muss sie ihm „weiterhin den Rücken frei halten“.<br />
Sein Projekt im Rahmen von <strong>EFI</strong> heißt “BEKUS - Berührungen zwischen Künstlern und<br />
Schülern“. An seinen Enkeln im Grundschulalter hat er gesehen, dass diese noch offen,<br />
ohne Vorurteile und „berührbar“ sind; Ziel von Herrn Gutsche ist es daher, diese<br />
Altersphase zu nutzen, um die Kinder in Kontakt mit Künstlern zu bringen. Sein Projekt<br />
an einer Schule läuft nun seit Ende der Osterferien „in der ersten Serie“. Herr Gutsche<br />
hatte sich vorgenommen, das Projekt an einem Nachmittag pro Woche 1 ½ Stunden<br />
(insgesamt 11 Nachmittage) umzusetzen. Er war davon ausgegangen, dass sich 20 bis<br />
30 Kinder anmelden – es waren dann aber 125 (von insgesamt ca. 300 Schülern). Von<br />
ihnen waren nur 30 nicht an der Ausrichtung des ersten Projekts unter dem Oberbegriff<br />
„Wort“ (z.B. Schauspieler, Schriftsteller) interessiert, so dass Herr Gutsche die übrigen<br />
Schüler/innen in 5 Gruppen aufteilen musste. Insgesamt führt er nun 25 Veranstaltungen<br />
durch. Das Projekt läuft gut und macht allen Beteiligten sehr viel Spaß. Die Künstler,<br />
die Herr Gutsche über vielfältige Kontakte gewinnen konnte, berichten ihm jeweils<br />
nach den Veranstaltungen, wie es gelaufen ist.<br />
Herr Gutsche selbst hat zusammen mit Anderen vom Radiosender „Spätzünder“ einige<br />
Termine veranstaltet, in denen den Schüler/innen Wilhelm-Busch-Geschichten vorgetragen<br />
wurden. Die Zeit des Zuhörens schien allerdings zu lang <strong>für</strong> die Kinder, weshalb<br />
in der Folge ein Teil integriert wurde, in dem die Kinder etwas über das Entstehen einer<br />
Radiosendung lernten. In Kürze wird „Spätzünder“ einen Bericht über BEKUS senden,<br />
in dem auch die Kinder zu hören sein werden.<br />
Andere <strong>EFI</strong>-Teilnehmer/innen aus seiner Gruppe kann Herr Gutsche seinem Eindruck<br />
nach nicht an seinem Projekt beteiligen. Die Gruppe existiert weiter und trifft sich regelmäßig.<br />
Uwe Möller, Schwerin / Mecklenburg-Vorpommern<br />
Herr Möller kommt ursprünglich aus Pommern; seit 1945 lebt er mit Unterbrechungen<br />
(Studium in Berlin und Leipzig) in Mecklenburg-Vorpommern.<br />
Herr Möller ist Diplomhandelslehrer. Er war fast 30 Jahre in der kaufmännischen Berufsausbildung<br />
tätig, wobei er unterschiedliche Aufgaben hatte (Lehrer, Abteilungsleiter,<br />
Schulleiter). In den letzten 11 Jahre war er als Dozent bei einem großen Hamburger<br />
Bildungsunternehmen tätig. Seit 2002 ist Herr Möller nach fast 45 Arbeitsjahren<br />
„ordentlicher Altersrentner“.<br />
4
Dokumentation der 2. Fachtagung zum <strong>EFI</strong>-Programm 2003 in Hofgeismar<br />
Herr Möller schildert, dass er immer mit einem „hohen Engagement gelebt“ hat. Beim<br />
Übergang in die Rente nimmt er sich vor, eine Aufgabe zu finden, in die er alles das,<br />
was er im Laufe der Jahre gesammelt und erfahren hat, einbringen kann. Von der<br />
„Möglichkeit seniorTrainer“ erfährt er in der Presse und bewirbt sich („wie das bei uns<br />
üblich ist“). Es gibt mehr Bewerber/innen als Kursplätze – Herr Möller ist erfolgreich.<br />
Da viele Menschen in der Region vorzeitig aus dem Arbeitsprozess ausscheiden,<br />
schätzt Herr Möller die Bereitschaft zur Teilnahme an dem <strong>EFI</strong>-Programm auch weiterhin<br />
als hoch ein.<br />
Das Projekt, das er im Rahmen des Kurses entwickelt hat, ist durch „echte Teamarbeit<br />
gekennzeichnet“. Mehrere seniorTrainer/innen bringen unterschiedliche Fachkompetenzen<br />
ein. Gemeinsam soll ein Hörfunkprogramm <strong>für</strong> die Alten- und Pflegeheime der<br />
Stadt Schwerin gestaltet werden – und zwar von „Alt und Jung“ gemeinsam. Es werden<br />
Schüler/innen der 11. und 12. Klasse eines Gymnasiums einbezogen, denen so die<br />
Möglichkeit eröffnet wird, Erfahrungen zu sammeln und sich zu erproben.<br />
Mit den Vorbereitungen wurde im Januar begonnen, Ende August soll das Programm<br />
starten. Ursprünglich wollten die seniorTrainer/innen ein Patientenradio <strong>für</strong> das städtische<br />
Krankenhaus gestalten, dort fand man aber keine Kooperationspartner. Die Leitung<br />
der städtischen Alten- und Pflegeheime erweist sich dagegen als gute Ansprechpartnerin,<br />
so dass das Projekt nun hier umgesetzt werden kann.<br />
Zita Dunkel, Aachen / Nordrhein-Westfalen<br />
Frau Dunkel ist Pädagogin und war als Leiterin einer Grundschule tätig. Darüber hinaus<br />
hat sie 20 Jahre lang Kommunikationstrainings im Bildungswesen durchgeführt.<br />
Vor 8 Jahren wurde sie pensioniert, hat dann aber noch 7 Jahre „tüchtig“ in der Fortbildung<br />
gearbeitet. Im Mai des letzten Jahres beendete sie diese Tätigkeit, weil sie nicht<br />
mehr so viel unterwegs sein wollte.<br />
Über eine Zeitungsnotiz erfährt Frau Dunkel von <strong>EFI</strong>. Parallel dazu findet sie heraus,<br />
dass Kandidat(inne)n <strong>für</strong> den Seniorenbeirat gesucht werden. Zunächst ist sie noch<br />
zögerlich, aber Frau Nell, Kursleiterin beim Bildungsträger, ermutigt sie beides zu machen.<br />
Ihre mit Blick auf die Schule gewonnene Überzeugung, es gehe darum, Menschen<br />
dahin zu leiten, emanzipiert in der Gesellschaft zu leben, überträgt sie auch auf Ältere.<br />
In der Bewertung des Kurses hebt sie hervor, dass es sinnvoll ist themenzentriert zu<br />
arbeiten, um etwas Gemeinsames <strong>für</strong> alle Teilnehmer/innen anzubieten. Genauso hält<br />
sie es <strong>für</strong> erforderlich, <strong>EFI</strong> über konkrete Projekte in die Öffentlichkeit zu transportieren.<br />
Auch wenn es ihrer Meinung nach wichtig ist, dass Projekte umgesetzt werden, konzentriert<br />
sie sich allerdings selbst eher auf die Beratung der anderen seniorTrainer/innen.<br />
Einerseits führt sie auf Anfrage Kommunikationstrainings durch, andererseits<br />
vermittelt sie den seniorTrainer(inne)n ihrer Gruppe, die sich regelmäßig einmal<br />
wöchentlich in der Anlaufstelle treffen, wichtige kommunikative Kompetenzen: Sie<br />
bringt ihnen bei, wie man eine Tagungsordnung erstellt, Wortmeldungen aufnimmt und<br />
einen Prozess begleitet. Ihrer Erfahrung nach sind beispielsweise Menschen aus dem<br />
kaufmännische Bereich nicht darin geübt, Kontakt mit Menschen bewusst zu gestalten<br />
und mit individuellen Bedürfnissen und Wünschen von Teilnehmer(inne)n innerhalb<br />
einer Gruppe umzugehen. Sie glaubt nicht, dass diese Kompetenzen im Kurs vermittelt<br />
werden können, da man das Programm sonst „überfrachten“ würde. Da Frau Dunkel<br />
zunehmend häufig angefragt wird, muss sie aufpassen, dass sie nicht „mehr arbeitet<br />
als im Vollberufsleben“.<br />
5
Dokumentation der 2. Fachtagung zum <strong>EFI</strong>-Programm 2003 in Hofgeismar<br />
Auf die Frage, warum sie im Seniorenbeirat mitwirkt und ob dies in einem Zusammenhang<br />
mit <strong>EFI</strong> zu sehen ist, antwortet sie, dass es ihr wichtig ist, in diesen hineinzutragen,<br />
dass es nicht nur um behinderte und bedürftige Menschen gehen kann, deren<br />
Interessen dort bisher vorrangig diskutiert werden. Auf ihre Anregung hin besuchen die<br />
Beiratsmitglieder derzeit Altenheime. Frau Dunkel hat hier<strong>für</strong> einen Flyer entwickelt,<br />
der helfen soll, die Ressourcen der Heimbewohner/innen in den Blick zu nehmen. Sie<br />
selbst hat bei einem Besuch im Heim festgestellt, dass die Bewohner/innen immer hin-<br />
und herlaufen und ihnen offensichtlich Betätigungsmöglichkeiten und solche Räume<br />
fehlen, die der „Unordnung im Innern der Menschen“ auch äußerlich entsprechen. Frau<br />
Dunkel sieht die Tätigkeit im Beirat als eine Möglichkeit an, Vieles in der Stadt „in Bewegung<br />
zu bringen“.<br />
7.2 Irritation und Partnerschaft: Begegnungen zwischen seniorTrainer/innen<br />
und Professionellen<br />
7.2.1 Thematische Einführung 1 / Sonja Kubisch<br />
seniorTrainer/innen stellen aufgrund ihrer fachlichen und sozialen Kompetenz eine<br />
Herausforderung <strong>für</strong> Bildungsträger und Anlaufstellen dar.<br />
- seniorTrainer/innen sind „hochinteressierte Leute mit großer Energie“.<br />
- „Die Ansprüche sind unendlich hoch“.<br />
- „Die kommen mit einem unheimlichen Selbstwertgefühl und großer<br />
Kompetenz daher, Expertenwissen, sozialer Kompetenz; also die, die<br />
ich jetzt kennen gelernt habe, sind <strong>für</strong> mich wirklich richtig herausragende<br />
Persönlichkeiten – hat nichts mit beruflicher Kompetenz zu tun -<br />
Menschen, die sich ganz bewusst <strong>für</strong> diese Sachen entschieden haben,<br />
die wissen wer sie sind“.<br />
Mit diesen Worten haben Kursleiter/innen des Bildungsträgers und Mitarbeiter/innen<br />
aus den Anlaufstellen seniorTrainer/innen aus ihren Praxiserfahrungen heraus charakterisiert.<br />
Sie erlebten seniorTrainer/innen zunächst in den Auswahlgesprächen, dann in den<br />
Kursen und hatten daneben und im Anschluss die Aufgabe, sie bei der Umsetzung<br />
ihrer Projekte zu unterstützen, d.h. sie trafen die seniorTrainer/innen regelmäßig einzeln<br />
oder in Gruppen.<br />
In den Interviews wird deutlich, dass die Professionellen diese Aufgaben trotz jahrelanger<br />
– teilweise jahrzehntelanger - Erfahrung in ihrem Arbeitsbereich als enorm anstrengend<br />
und erschöpfend empfunden haben: „Also so kaputt bin ich nach drei Tagen<br />
noch nie gewesen wie bei diesem ersten Kurs“, stellte ein Kursleiter fest. Die Interviewten<br />
führen dies auf die hohen Erwartungen der Teilnehmer/innen an den Kurs wie<br />
auch an die Begleitung durch die Anlaufstellen zurück.<br />
Hinzu kommt, dass die Kurszusammensetzung durchgängig als sehr heterogen beschrieben<br />
wird, was sich unter anderem darin zeigt, dass Teilnehmer/innen Fach- und<br />
<strong>Erfahrungswissen</strong> aus höchst unterschiedlichen Bereichen mitbringen. Zudem scheinen<br />
nicht wenige von ihnen über eigene berufliche Erfahrungen in Erwachsenenbil-<br />
1 Die Einführung basiert auf Auswertungen von Gruppendiskussionen und Interviews, die mit<br />
seniorTrainer(innen), Kursleiter(inne)n und Mitarbeiter(innen) von Anlaufstellen an einem Projektstandort.<br />
Textstellen in Anführungszeichen sind Originalzitate.<br />
6
Dokumentation der 2. Fachtagung zum <strong>EFI</strong>-Programm 2003 in Hofgeismar<br />
dung, Personalführung und ähnlichem zu verfügen, was sie in die Lage versetzt, die<br />
Qualität der Kursleitung aus quasi kollegialer Perspektive zu bewerten. Der Einfluss<br />
der seniorTrainer/innen ging so weit, dass einzelne Hauptamtliche die Schwerpunkte<br />
ihrer Tätigkeit über den Kurs hinaus verändert haben und sich dabei weiterhin Unterstützung<br />
durch die seniorTrainer/innen erhoffen.<br />
Die unterschiedlichen Vorerfahrungen der seniorTrainer/innen aus Beruf und freiwilligem<br />
Engagement führten auch zu denkbar heterogenen Erwartungen an die Fortbildung<br />
und die beteiligten Akteure. Eine der Kursleiterinnen drückt es so aus: „Also wirklich,<br />
so unterschiedliche Erwartungen an drei Tage Seminar hab ich noch nie vorher in<br />
irgend‘ner Gruppe erlebt. Also da waren Manager, die’s super straight haben wollten<br />
und Frauen, die wirklich einen Rahmen brauchten zum Austausch und so weiter, und<br />
das war wirklich eine riesengroße Herausforderung, allen gerecht zu werden“.<br />
Die Zusammenarbeit mit seniorTrainer(inne)n erfordert ein partnerschaftliches<br />
Arrangement.<br />
Das kompetente Auftreten der seniorTrainer/innen hat den Professionellen einen routinehaften<br />
und erwartungssicheren Umgang deutlich erschwert. seniorTrainer/innen waren<br />
irgendwie anders als die übliche Klientel von Freiwilligenagenturen, Seniorenbüros<br />
und Bildungs-trägern. Es handelt sich beispielsweise, wie der Mitarbeiter einer Anlaufstelle<br />
sagte, nicht um Leute, die einfach irgendwie „beschäftigt werden“ wollen. Weil sie<br />
wie „völlig kompetente Partner“ erschienen, blieb auch nur die Möglichkeit, ihnen in<br />
Form partnerschaftlicher Beziehung zu begegnen.<br />
Anders als in beruflichen Routinesituationen konnten sich die Professionellen nicht auf<br />
einen deutlichen Orientierungsvorsprung stützen und berufen; alle Beteiligten waren<br />
Suchende in einem offenen Prozess. Das hat die Teilnehmenden keineswegs daran<br />
gehindert, von den Kursleitungen Leistungen einzufordern, die mit ihren Normalitätsvorstellungen<br />
von wissensvermittelnder Erwachsenenbildung im Einklang waren. Deutlich<br />
wird dies in der vom ISG berichteten Forderung nach mehr konkretem und handlungsorientiertem<br />
Wissen besonders in der Auswertung des ersten Kursmoduls.<br />
Die fachliche Kompetenz der seniorTrainer/innenund ihr selbstbewusstes Auftreten<br />
irritieren auch Professionelle in Wohlfahrtsverbänden und bei Freien Trägern<br />
außerhalb des <strong>EFI</strong>-Programms.<br />
Eine Kursleiterin beobachtete, dass sie auf diese mit „ganz anderer Fachlichkeit“ zugehen.<br />
seniorTrainer/innen brauchen ihrer Einschätzung nach „wirklich große Herausforderungen,<br />
große Aufgaben“ im Sinne von „Gestaltungsaufgaben“. Sie brauchen „andere<br />
Strukturen und diesen Raum zu suchen“.<br />
Indem seniorTrainer/innen sich selbstbewusst und kompetent im Feld bewegen und<br />
den an sie herangetragenen Anliegen unter Umständen auch mit quasi professioneller<br />
Abgrenzung begegnen, können sie dazu beitragen, dass Wohlfahrtsverbände und<br />
Freie Träger zu einer veränderten Sicht auf freiwilliges Engagement (älterer Menschen)<br />
kommen. Auch hier werden sich die Beteiligten auf die Suche nach neuen Formen<br />
partnerschaftlicher Kooperation zwischen Haupt- und Ehrenamt machen müssen, die<br />
über den „Einsatz“ von Freiwilligen im Rahmen von klar durch Hauptamtliche definierten<br />
„Stellen“ hinaus gehen.<br />
Das kompetente und selbstsichere Auftreten der seniorTrainer/innen darf jedoch<br />
nicht den Blick da<strong>für</strong> verstellen, dass diese sich in einer Lebensphase befinden,<br />
7
Dokumentation der 2. Fachtagung zum <strong>EFI</strong>-Programm 2003 in Hofgeismar<br />
die eben auch mit vielen Verunsicherungen einhergeht und Neuorientierungen<br />
auf unterschiedlichen Ebenen erfordert.<br />
Dass Kompetenz und Verunsicherung unmittelbar nebeneinander stehen können, veranschaulicht<br />
ein von den Anlaufstellen eingebrachtes Beispiel:<br />
„Ein hochkompetenter Mann - in der Öffentlichkeit gestanden, hat mir in‘nem Gespräch<br />
erzählt: Und ich bin über die Landstrasse gefahren und hab überlegt jetzt läßt‘e<br />
das Lenkrad los und fährst vor’n Baum; wer is eigentlich dann weg; interessiert doch<br />
keinen. Also Hans Dampf in allen Gassen, und gleichzeitig am Ende. Also diese beiden<br />
Dinge irgendwo aufzufangen is Teil dieses Programms. Und ich find das spannend,<br />
wenn so jemand dann sozusagen das Lenkrad neu in die Hand nimmt“.<br />
Alle Interviewten – aber auch andere Akteure, die sich zum bisherigen Programmverlauf<br />
geäußert haben – plädieren nachdrücklich <strong>für</strong> Verlangsamung und Geduld. Aus<br />
der Perspektive des Bildungsträgers ist „Verlangsamung“ erforderlich, damit die Teilnehmer/innen<br />
Gelegenheit haben, sich auf das zu besinnen, was ihnen wirklich wichtig<br />
ist, bevor sie sich der Realisierung ihrer Projektideen zuwenden. Im Sinne von Perspektivwechseln<br />
werden ursprüngliche Ideen immer wieder - auch als Reaktion auf<br />
Praxiskontakte – von unterschiedlichen Seiten aus betrachtet, bewertet und neu formuliert;<br />
die eigene Position wird in diesem Prozess überprüft und neu bestimmt.<br />
Die Rückmeldungen der anderen Teilnehmer/innen und der Kursleiter/innen, Erfahrungen<br />
mit Praxisstellen und eine zunehmend realitätsgerechte Einschätzung eigener<br />
Ressourcen führen nicht selten dazu, dass die seniorTrainer/innen eigene Ansprüche<br />
an ihr Projekt und an den Kurs reduzieren müssen. An vielen Stellen muss das Projekt,<br />
wie es eine seniorTrainerin formuliert, „runterdividiert werden“, damit es überhaupt in<br />
die Praxis umgesetzt werden kann.<br />
Diese manchmal als kränkend erlebte Erfahrung wird mitunter konflikthaft in die Kurssituation<br />
und die Auseinandersetzung mit den Kursleiter/innen übertragen - und findet<br />
vermutlich auch ihren Niederschlag in der Bewertung des Kurses.<br />
Viele ehemalige Leitungskräfte im <strong>EFI</strong>-Programm empfinden die Verlangsamung<br />
als Zumutung. Sie müssen ohne ihr im Berufsalltag selbstverständlich zur Verfügung<br />
stehendes soziales Netz auskommen.<br />
Den Statistiken des ISG zufolge finden sich in <strong>EFI</strong>-Programm überdurchschnittlich viele<br />
Menschen, die früher in Leitungspositionen tätig waren (70% der Interessent/innen).<br />
Besonders unter ihnen waren wohl einige, die die „Verlangsamung“ im Rahmen des<br />
Kurses den Schilderungen des Bildungsträgers nach als Zumutung empfanden und es<br />
stattdessen lieber „super straight“ haben wollten. Eindrücklich zeigt dies die von einer<br />
Kursleiterin zitierte metaphorische Aussage eines Teilnehmers, der im Berufsleben als<br />
Einkäufer in der ganzen Welt unterwegs war, bevor er dann frühzeitig verrentet wurde:<br />
„Ich bin mit hundertachtzig über die Autobahn gefahren und plötzlich stand ich vor der<br />
Wand“.<br />
Für ehemalige Leitungskräfte besteht ein weiteres Anpassungserfordernis darin, ohne<br />
das soziale Netz auszukommen, das ihnen im Berufsalltag selbstverständlich zur Verfügung<br />
stand: „Ich hab jetzt keine Sekretärin mehr - Sie müssen entschuldigen, das is<br />
nich so sauber geschrieben, ich musste das jetzt selbst schreiben“.<br />
Schließlich weisen die Interviewten darauf hin, dass die seniorTrainer/innen-Rolle nur<br />
eine von mehreren Rollen ist, die im Zuge des Ausscheidens aus dem Berufsleben<br />
8
Dokumentation der 2. Fachtagung zum <strong>EFI</strong>-Programm 2003 in Hofgeismar<br />
bzw. im Anschluss an die Familienphase neu gestaltet werden müssen. Auch in dieser<br />
Hinsicht braucht es also Geduld bei der Realisierung der Projekte.<br />
Schlussfolgerungen<br />
Es muss vermieden werden, im <strong>EFI</strong>-Programm dem oben skizzierten Gegensatzpaar<br />
„hochkompetent“ versus „verunsichert“ entsprechende Demarkationslinien zu ziehen.<br />
Wer die Notwendigkeit der subjektiven Bearbeitung von Umbrüchen, Kränkungen und<br />
Frustrationen unbeachtet lässt, dem werden wesentliche Momente des role-making-<br />
Prozesses als tendenziell überflüssig erscheinen.<br />
Dies mag kurzfristig den Bedürfnissen jener seniorTrainer/innen nahe kommen, die <strong>für</strong><br />
ihre hohe Kompetenz Bestätigung erwarten und möglichst nahtlos an anspruchsvolle<br />
Aktivitätsniveaus anschließen wollen. Den Herausforderungen der komplexen Handlungspraxis<br />
angemessene Profilbildung muss aber an die hohen Kompetenzen der<br />
seniorTrainer/innen anknüpfend Selbstsorge und Gewahrsein <strong>für</strong> eigene und fremde<br />
Grenzen einschließen.<br />
Wenn seniorTrainer/innen in ihrer Praxis partnerschaftliche Arrangements eingehen<br />
und herstellen wollen, gehört nicht zuletzt im sozialen Bereich ein kompetenter und<br />
empathischer Umgang mit „Inkompetenz“ – die eigene eingeschlossen! - zu den grundlegenden<br />
Voraussetzungen.<br />
Diese Fähigkeit kann nicht erlernt werden, wenn im Sinne einer zügigen Rollenübernahme<br />
von den angehenden seniorTrainer/innen vorrangig Selbstverpflichtung und<br />
„Identifikation“ mit einer angebotenen „Rolle“ verlangt werden. Die Bildungspraxis wie<br />
die der Anlaufstellen kann allemal die besonderen biographischen Anforderungen in<br />
Umbruchsituationen im Auge behalten und dennoch die seniorTrainer/innen zu Probehandeln<br />
in diversen „Rollensegmenten“ ermutigen, ohne sie dabei zu „klientelisieren“.<br />
7.2.2 Diskussion<br />
mit Beiträge von<br />
- Dr. Ursel Lutze: Förderverein Akademie 2. Lebenshälfte, Bildungsträger, Teltow/<br />
Brandenburg<br />
- Carsten Müller-Meine: Ehrenamtsagentur Trier, Anlaufstelle, Rheinland-Pfalz<br />
- Helmut Borm: seniorTrainer aus Suhl/Thüringen<br />
- Bernhard Eder: Sozialinstitut <strong>für</strong> Arbeitnehmerbildung der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung<br />
Süddeutschlands KAB, Bildungsträger, Bayern<br />
Herr Müller-Meine über Unterschiedlichkeit und hohe Erwartungen:<br />
„Es ist wirklich so, dass eine sehr hohe Erwartung da war und diese auch oft dem im<br />
Weg stand, was ja kommen sollte; oder einfach die Ungeduld - die war teilweise sehr<br />
hinderlich.“<br />
„Also ich hätte nicht mit unserem Bildungsträger tauschen wollen. Ich bin von Hause<br />
aus auch Diplompädagoge, Fachrichtung Erwachsenenbildung/Weiterbildung und<br />
konnte das ein bisschen nachfühlen, was da auf die zukam: also die Spanne der Menschen,<br />
die da waren vom Bildungsstand, von der Biographie her, die war doch sehr,<br />
sehr breit; da ein Mittel zu finden, dass alle zu ihrem Recht kommen und ihre Ungeduld<br />
auch zügeln lernen - das hätte ich nicht machen wollen“.<br />
9
Dokumentation der 2. Fachtagung zum <strong>EFI</strong>-Programm 2003 in Hofgeismar<br />
„Zu Beginn hatte ich so den Eindruck bei meinen seniorTrainerinnen: die Reflexion<br />
über sich selbst und das eigene Alter hätte man aus ihrer Sicht ruhig überspringen<br />
können. Also man hätte gleich mit knallharten Inhalten anfangen können“.<br />
Frau Dr. Lutze über den Kursbeginn:<br />
„In den ersten Minuten, in den ersten halben Stunden entscheidet sich häufig der Kontakt,<br />
den ich zu dieser Gruppe aufbaue. Deshalb war meine Strategie, die Leute schon<br />
im Vorfeld anzusprechen, dass sie Dinge, die ihnen lieb und wert sind, in den Kurs<br />
mitbringen, über die ich dann etwas über ihre Person erfahre, so dass ich nicht mehr<br />
gezwungen bin nachzufragen. Und damit war schon das Eis gebrochen und auch der<br />
Kontakt in der Gruppe hergestellt; und auch die anderen in der Gruppe wurden aufeinander<br />
neugierig; so dass nicht so sehr im Moment die Kompetenz im Mittelpunkt stand,<br />
sondern der Gegenstand, den sie mitgebracht hatten: ein Buch, ein Gedicht oder eine<br />
Arbeit, die sie gemacht haben oder ein Bild“.<br />
Herr Borm über Klärungsprozesse und sein Projekt:<br />
„Ich hab ein gutes Jahr gebraucht, um mit dem Problem klarzukommen, dich braucht<br />
keiner mehr. Und danach, als ich mich so einigermaßen erholt hatte, hab ich gedacht,<br />
du kannst doch nicht nur zu Hause sitzen.“<br />
„Ich kann eigentlich nur bestätigen, was heute morgen in den Graphiken gezeigt wurde,<br />
dass der zweite Kurs der effektivste war. Da konnten wir selbst eine Menge arbeiten<br />
in Arbeitsgruppen, es wurde <strong>für</strong> Viele klarer, was wir eigentlich wollten, das war im<br />
ersten Kurs noch gar nicht so klar. Im zweiten Kurs haben wir alle erst begriffen, was<br />
wir eigentlich wollen. Dann hat es auch richtig Spaß gemacht. (...) Das Komische (am<br />
ersten Kurs) war eigentlich, dass wir an allen diesen drei Tagen nicht so richtig wussten,<br />
was soll man. Ja, es wurde sehr viel referiert, es wurde viel diskutiert, und es war<br />
<strong>für</strong> viele Teilnehmer immer noch nicht klar, als wir wegfuhren: was wollen wir denn?<br />
Das kam beim zweiten Kurs sehr deutlich, sehr klar und da wurden wir auch sehr gefordert.“<br />
„Was wir noch gemacht haben – übrigens haben wir das in diesem zweiten Kurs gemacht<br />
–wir haben uns zu dritt hingesetzt in einer Arbeitsgruppe und haben ein Projekt<br />
erarbeitet <strong>für</strong> die Betreuung von Angehörigen demenzkranker Menschen. Und das liegt<br />
gegenwärtig im Ministerium in Erfurt, und wir warten auf die Entscheidung.“<br />
Herr Eder über Klarstellungen:<br />
„Ich hatte die Gnade des späten Beginns mit dem Kurs, das heißt ich hab mich auch<br />
erkundigt bei Kollegen und Kolleginnen, wie es im ersten Kursmodul gelaufen ist und<br />
hab festgestellt, dass es bei manchen am ersten Tag Irritationen gab. So Ende des<br />
ersten Tages. Ich habe gedacht, das kann mir auch passieren, damit muss ich einfach<br />
umgehen. Für mich war die Konsequenz, am ersten Tag zwei Dinge einzustielen. Das<br />
erste war dieser Lehr-Lern-Kontrakt: die sollen wissen, was erwartet sie in diesem<br />
Kurs, was ist offen ... ; aber auch klar zu sagen: es gibt ein Curriculum, was eine gewisse<br />
Verbindlichkeit hat <strong>für</strong> diesen Kurs. Und das zweite war, einen Lernraum zu arrangieren,<br />
dass die Leute das Gefühl haben, sie sind hier willkommen, sie sind mit ihrer<br />
Biographie, mit ihren unterschiedlichen Lebenssituationen am richtigen Ort; und es<br />
beginnt ein Gruppenbildungsprozess“.<br />
„Ich hab die seniorTrainer erlebt, dass sie sehr bereitwillig oder geduldig diesen Prozess<br />
mitgegangen sind. Ich habe nicht die Erfahrung gemacht, dass seniorTrainer gesagt<br />
haben, wann ist denn endlich der berühmte Referent da. (...) Das war nicht so,<br />
10
Dokumentation der 2. Fachtagung zum <strong>EFI</strong>-Programm 2003 in Hofgeismar<br />
sondern sie fanden das gut – mit einer Einschränkung: was ihnen wichtig war ist, dass<br />
man möglichst schnell auch zur Praxis kommt. Es war klar, sie wollten eine Projektidee<br />
oder ein Aufgabenprofil entwickeln, da wollten sie relativ bald anfangen, das war ihnen<br />
wichtig.“<br />
Frau Dr. Lutze über den Druck, ein konkretes Projekt zu beginnen:<br />
„Dieses Drängen nach einem konkreten Projekt, das war unterschiedlich. Das war bei<br />
den Leuten, die schon relativ konkrete Vorstellungen hatten, viel stärker ausgeprägt als<br />
bei Leuten, die noch auf der Suche waren. (...) Und diese Spannung mußte man in der<br />
Gruppe aushalten und mußte die Gruppe, die schon drängte, zurücknehmen, indem<br />
man auch bewusst sagte, es ist eine Gruppe, es ist ein Gruppenprozess, wir müssen<br />
das auch lernen und müssen bewusst machen, in welchem Stadium der Gruppenbildung<br />
wir sind. Und da haben mich die seniorTrainer selber, die aus dem pädagogischen<br />
Bereich kamen, sehr aktiv unterstützt. Sie haben den pädagogischen Prozess<br />
durchschaut und haben das auch, indem ich sie intensiv mit einbezogen habe, gefördert.“<br />
Herr Müller-Meine über Reflexionen zum Älterwerden:<br />
„Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Alter wurde von einer Teilnehmerin so<br />
kommentiert: ‚Ich weiß wie alt ich bin, ich guck ja jeden Morgen in den Spiegel, ich<br />
muss jetzt nicht noch darüber sprechen‘. Das hat ja eigentlich signalisiert, wie wichtig<br />
es ist, es erst recht zu tun.“<br />
Herr Eder über Risikoabschätzung und Schwierigkeiten mit der Rollendiskussion:<br />
„Was <strong>für</strong> uns als Bildungsträger wichtig war, ist bei allen Modulen Risikoabschätzung<br />
zur Sprache zu bringen, zu schauen, was passiert im Guten wie im Schlechten, wenn<br />
sie in ihrem Feld loslegen, sich engagieren. (...) Nach dem ersten Modul sind die seniorTrainer<br />
mit einer hohen Motivation und Engagementbereitschaft losgegangen, so<br />
das Gefühl: ‚wow, ich hab `ne Projektidee im Herzen oder in der Tasche, Ärmel aufkrempeln,<br />
los wo ist die Praxis?‘. Und dann aber zu sagen: ‚Vorsicht, es ist gut, wenn<br />
ihr motiviert seid, es ist gut, wenn ihr Sachen anpackt, aber bedenkt auch (...) ihr werdet<br />
nicht immer Beifall bekommen von allen Seiten‘. Das ist dann auch in die Vermittlung<br />
von Softskills eingeflossen, zum Beispiel in Form von Konfliktgesprächen, Verhandlungsgesprächen.“<br />
„Ein Punkt noch: Die Geschichte mit den Rollen oder der Rollenfindung, die jetzt sehr<br />
in den Vordergrund rückt; ich find’s schwierig, wenn diese Debatte losgelöst wird von<br />
den Aufgabenprofilen und der Engagementpraxis, dann hab ich das Gefühl, die Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmer erleben es als soziologisches Geplänkel.“<br />
11
Dokumentation der 2. Fachtagung zum <strong>EFI</strong>-Programm 2003 in Hofgeismar<br />
7.3 Handlungsfähig im Team: entstehende Kooperationsformen<br />
jenseits des Einzelkämpfertums<br />
7.3.1 Thematische Einführung 2 / Sonja Kubisch<br />
Angesichts der Anzahl von seniorTrainer(inne)n, die mit jedem neuen Jahrgang hinzukommen<br />
werden, antizipieren die Anlaufstellen, dass sie eine angemessene Begleitung<br />
in Kürze kaum noch werden leisten können. Vorrangig auf Einzelbetreuung der senior-<br />
Trainer/innen und deren Projekte orientiert, be<strong>für</strong>chten sie in einer „Flut von Projektideen“<br />
zu „ertrinken“ – ein Bild, das mehrfach in den Interviews auftauchte.<br />
Die mögliche Überforderung der Anlaufstellen hat einen Anstoß zu konzeptionellen<br />
Überlegungen gegeben, die seniorTrainer/innen als Gruppe bei der Selbstorganisation<br />
zu unterstützen und nur punktuell Einzelbegleitung anzubieten. Ziel der Anlaufstellen<br />
dabei ist, dass sich die seniorTrainer/innen von ihnen „abnabeln“ und perspektivisch<br />
vorrangig auf ihre „logistische und strukturelle Hilfe“ zurückgreifen.<br />
Für eine derartige konzeptionelle Umorientierung lassen sich weitere Argumente anführen.<br />
Warum es nicht ausreicht, nur den einzelnen seniorTrainer auszuwählen, fortzubilden<br />
und bei seinem Projektvorhaben zu begleiten, soll im Folgenden an einigen<br />
Punkten verdeutlicht werden. In allen Phasen des Kursverlaufs, der Projektumsetzung<br />
und auch in der Evaluation sollte die Gruppe der seniorTrainer/innen (einer Region)<br />
viel stärker in den Blick genommen werden als bisher.<br />
Erstens: seniorTrainer/innen entwickeln ihre Projektideen im Kursverlauf nicht jeweils<br />
<strong>für</strong> sich allein weiter. Während sie ihre Projekte auf Sinn und Umsetzbarkeit prüfen,<br />
verändern und deren Realisierung vorbereiten, befinden sie sich innerhalb der Gruppe<br />
anderer angehender seniorTrainer/innen. In diesem Prozess, in den alle gleichermaßen<br />
involviert sind, kommt es zu wechselseitigen Beeinflussungen, die Teilnehmer/innen<br />
geben sich Feedback, äußern Kritik, heben andere Aspekte hervor, bringen<br />
neue Ideen ein.<br />
Hierbei kann es geschehen – und dieser Aspekt wurde bisher weder in der Synopse<br />
des ISAB noch in der Evaluation des ISG berücksichtigt - dass sich mehrere Einzelprojekte<br />
zu einem gemeinsamen Projekt verbinden, wie an dem folgenden Beispiel<br />
gezeigt werden soll, das von den Kursleiter(inne)n geschildert wurde:<br />
Eine Teilnehmerin hatte sich zu Beginn des Kurses vorgenommen, Internetschulungen<br />
durchzuführen, wobei sie auf berufliche Kompetenzen zurückgreifen konnte. Im Zuge<br />
heftiger Auseinandersetzungen mit der Kursleiterin, in denen es vor allem darum ging,<br />
mit welchem Recht und aus welchem Wissen heraus diese über ältere Frauen rede,<br />
veränderte die Teilnehmerin nicht nur ihr Selbstbild – sie begann von sich als älterer<br />
Frau zu sprechen – sondern auch ihre Projektidee: Es war ihr wichtig geworden, die<br />
ihrem Empfinden nach nicht genügend gewürdigten Biographien älterer Frauen und<br />
deren <strong>Erfahrungswissen</strong> zu sammeln und öffentlich zu machen. Interessant ist nun,<br />
dass sich in Kooperation mit zwei anderen Teilnehmerinnen eine Verbindung zwischen<br />
ihrer ursprünglichen und der neuen Idee ergab: Zu dritt nahmen sie sich vor, Biographien<br />
älterer Frauen ins Internet zu stellen. Darüber hinaus wollen sie ein Schulungsprogramm<br />
<strong>für</strong> diese entwickeln, um die Kombination von biographischer Arbeit,<br />
Schreibwerkstatt und Internetnutzung auch anderen zugänglich zu machen. Ältere<br />
2 Die Einführung basiert auf Auswertungen von Gruppendiskussionen und Interviews, die mit<br />
seniorTrainer(innen), Kursleiter(inne)n und Mitarbeiter(innen) von Anlaufstellen an einem Projektstandort.<br />
Textstellen in Anführungszeichen sind Originalzitate.<br />
12
Dokumentation der 2. Fachtagung zum <strong>EFI</strong>-Programm 2003 in Hofgeismar<br />
Frauen sollen so angeregt werden, ihre Erfahrungen im Internet weiterzugeben und<br />
dabei etwas über die Nutzung des Internets (z.B. über die Gestaltung einer eigenen<br />
homepage) zu lernen. Es ist also etwas völlig Neues entstanden, das über die Addition<br />
dreier Einzelprojekte hinausgeht.<br />
An diesem Beispiel wird aber auch deutlich, dass es nicht immer sinnvoll sein kann,<br />
seniorTrainer/innen dazu zu bewegen, sich in jedem Fall zu zweit ein gemeinsames<br />
Projekt vorzunehmen (wie dies eine der interviewten Anlaufstellen versucht hat). Um<br />
die Entstehung gemeinsamer Projekte anzubahnen, die <strong>für</strong> alle daran Beteiligten sinnvoll<br />
und motivierend sind, sollten den seniorTrainer/innen stattdessen im Rahmen der<br />
Kurse vielfältige Möglichkeiten des gegenseitigen Austauschs, der wechselseitigen<br />
Beratung und der kooperativen Lösung von Aufgaben gegeben werden.<br />
Zweitens: Auch nach Abschluss des Kurses können seniorTrainer/innen in der Gruppe<br />
Bestätigung und Unterstützung finden. Eine seniorTrainerin drückte dies im Interview<br />
so aus:<br />
„Um etwas erfolgreich leisten oder erledigen oder leben zu können, braucht es auch<br />
`ne soziale Anbindung, braucht es auch `ne Bestätigung: Mensch das is mir gelungen,<br />
komm freu dich mit mir, oder an der Stelle bin ich nicht vorangekommen, helft mir mal;<br />
und das ist ganz wichtig, dass das in der Anlaufstelle miteinander läuft“.<br />
Die große Bedeutung, die hier den Anlaufstellen zugeschrieben wird, kommt auch in<br />
vielen Äußerungen anderer seniorTrainer/innen zum Ausdruck.<br />
Drittens: Die Art und Weise, wie sich die seniorTrainer/innen einer Region als Gruppe<br />
formieren, wird maßgeblich darüber entscheiden, wie erfolgreich sie ihre Vorhaben in<br />
die Praxis umsetzen werden. Ein handlungs- und effizienzorientiertes Modell, das die<br />
beiden interviewten seniorTrainer/innenin ihrer Gruppe zu finden scheinen und <strong>für</strong> sich<br />
als „Zukunftsperspektive“ bezeichnen, soll hier vorgestellt werden:<br />
Die beiden Frauen schildern zunächst, dass sie von anderen seniorTrainer(inne)n auch<br />
nach Abschluss des Kurses um Rat gefragt werden, wenn es darum geht, Faltblätter<br />
möglichst „adressatenbezogen“ zu formulieren. Beide bringen entsprechende Kompetenzen<br />
aus ihren beruflichen Tätigkeiten mit, von denen die anderen im Kurs erfahren<br />
haben.<br />
Von diesem Beispiel ausgehend entwickeln die beiden Frauen die Vorstellung, dass es<br />
grundsätzlich sinnvoller ist, Aufgaben an jemanden innerhalb des „Pools“ zu „delegieren“,<br />
der ein bestimmtes Wissen und Können bereits mitbringt, statt sich das Wissen<br />
erst mühsam anzueignen: „Einen Text schreibt dann nicht mehr die ganze Gruppe oder<br />
irgendjemand der da `rumstochert, sondern da suchen wir uns jemanden, der das eh<br />
immer gekonnt hat.“<br />
An ihre Erfahrungen als Leitungskräfte anknüpfend bezeichnen die beiden Frauen diesen<br />
Vorgang als „Delegieren“ – es scheint ihnen aber eher um ein kooperatives Handlungsmodell<br />
zu gehen, das es allen Beteiligten ermöglicht, bei der Umsetzung ihrer<br />
jeweiligen Projekte und bei der Entwicklung der gemeinsamen Tätigkeit auf die Kompetenzen<br />
der anderen zurückzugreifen.<br />
13
Dokumentation der 2. Fachtagung zum <strong>EFI</strong>-Programm 2003 in Hofgeismar<br />
Schlussfolgerungen<br />
Die vorgehend herausgegriffenen Aspekte aus den Interviews zeigen, dass nicht zuletzt<br />
die seniorTrainer/innen selbst der Gruppenbildung große Aufmerksamkeit schenken.<br />
Welche Schlussfolgerungen ergeben sich daraus?<br />
- Bereits die Auswahl der Teilnehmer/innen sollte auch unter dem Gesichtspunkt der<br />
Förderung selbstständiger Gruppenbildung erfolgen.<br />
Hat man als Zielvorgabe von vornherein die Gruppe der seniorTrainer/innen als<br />
eine sich selbst organisierende im Blick, stellt sich auch die Frage nach Homogenität<br />
oder Heterogenität, die das ISG kürzlich wieder aufgeworfen hat, neu. Es<br />
geht dann nicht mehr darum, ob man überhaupt Teilnehmer/innen auswählen sollte,<br />
die zum Beispiel keine Ehrenamtserfahrungen haben. Neben grundlegenden<br />
persönlichen Fähigkeiten wie Team- und Reflexionsfähigkeit stellt sich bei der<br />
Auswahl der Teilnehmer/innen dann nicht zuletzt auch die Frage, welche Gruppenzusammensetzung<br />
lernförderlich ist und wie durch wechselseitige Ergänzung<br />
gute Projekte effektiv in die Praxis umgesetzt werden können. Die Anlaufstellen<br />
haben im Rahmen ihres zentralen Workshops damit begonnen, sich entsprechende<br />
Kriterien zu erarbeiten. In den Interviews mit den Kursleiter/innen des Bildungsträgers<br />
wurden bereits einige Kompetenzen genannt, die innerhalb der<br />
Gruppe vorhanden sein sollten, damit Projekte gelingen können: Man muss beispielsweise<br />
organisieren, Geldquellen erschließen, Kommunikation gestalten und<br />
Atmosphäre schaffen können. Es braucht den „naiven Glauben“ an das Gelingen<br />
ebenso wie „Bodenständigkeit“. Solche Qualitäten werden von unterschiedlichen<br />
Teilnehmer(inne)n eingebracht: „Was nutzen denn da zehn Manager - kommt ja<br />
nichts zustande“.<br />
- Bisher werden weder gemeinschaftlich umgesetzte Projekte oder andere Kooperationsformen<br />
der seniorTrainer/innen noch Metamorphosen von Projektvorhaben im<br />
Rahmen der Kurse bzw. der Praxisphasen in der Evaluation des ISG und in der<br />
Synopse des ISAB erfasst. Daraus würde sich jedoch mitunter eine völlig andere<br />
Bewertung der einzelnen Projekte ergeben: Die Mitgliedschaft im Seniorenbeirat<br />
der Stadt unterscheidet sich zunächst nicht von herkömmlichem ehrenamtlichen<br />
Engagement; ist dagegen einer von mehreren vernetzt arbeitenden seniorTrainern<br />
in einer Kommune im Seniorenbeirat aktiv, kann dies dazu beitragen, dass die Vorschläge<br />
und Positionen der gesamten Gruppe etwa in ihrem Engagement <strong>für</strong><br />
Stadtentwicklung auch an dieser Stelle gehört werden bzw. dass dieser dort tätige<br />
seniorTrainer Zugang zu Informationen hat, die <strong>für</strong> die gesamte Gruppe, d.h. <strong>für</strong> die<br />
Realisierung verschiedener Projekte, relevant sein können.<br />
Es ist davon auszugehen, dass die seniorTrainer/innen in den verschiedenen Kommunen<br />
unterschiedliche Kooperationsformen ausbilden werden. Ebenso wie auf der individuellen<br />
Ebene gibt es hier ein role-making, weshalb es nicht sinnvoll wäre, bestimmte<br />
Formen von vornherein vorzugeben.<br />
Die interviewten seniorTrainerinnen selbst entwickeln die Idee, sich - wenn sich die<br />
örtliche Gruppe etabliert hat - in einer „kleinen Superstruktur“ darüber zu verständigen,<br />
welche Formen kooperativer Zusammenarbeit der seniorTrainer/innen sich in anderen<br />
Kommunen herausgebildet haben.<br />
14
Dokumentation der 2. Fachtagung zum <strong>EFI</strong>-Programm 2003 in Hofgeismar<br />
7.3.2 Diskussion<br />
mit Beiträgen von<br />
- Ulrich Kluge, Seniorenbüro Hamburg, Anlaufstelle<br />
- Monika Bauer, ISKA - Zentrum <strong>für</strong> aktive Bürger, Bildungsträger / Bayern<br />
- Jutta Strathmann, Pro Se, Nordrhein-Westfalen<br />
- Eduard Kuntz, seniorTrainer, Arnsberg / Nordrhein-Westfalen<br />
Herr Kluge über Tandembildung und Selbststeuerung der seniorTrainer-Gruppen:<br />
„Es sind Menschen dabei, die nicht mit großen ehrenamtlichen Erfahrungen gesegnet<br />
sind – was ich sehr positiv finde – und sich noch nicht alleine an Aufgaben trauen. Das<br />
Tandem kann dazu führen, dass jemand, der ahnt zu wissen, was man in dem Einsatzfeld<br />
tun müsste, jemanden mitnehmen könnte, der erstmal dabei sein kann. Und es<br />
schafft Entlastung: Man kann sich gegenseitig vertreten, um die gewohnten Urlaube<br />
und ähnliche Freiheiten, die im Ruhestand auch entstanden sind, nicht wieder abzugeben<br />
mit einer neuen Verantwortungsrolle. Verantwortung heißt auch, Aufgaben abgeben<br />
zu können. Der andere Punkt ist der, dass wir auch überlegen müssen, wie weit es<br />
mit der Gruppenbildung der seniorTrainer geht. Wir hatten auf der Tagung der Anlaufstellen<br />
die Diskussion darüber, inwieweit auch eine Selbststeuerung der seniorTrainer<br />
ein wesentliches Element ist. Auch das ist ein Tätigkeitsbereich in diesem <strong>Modellprogramm</strong>;<br />
aber das taucht in den Unterlagen bisher nur am Rande auf, es wird jetzt erwähnt,<br />
trotzdem wird immer noch von drei Tätigkeitsbereichen gesprochen. (...) Ich<br />
glaube, es gibt den vierten Bereich und das ist dieser Bereich, der die eigenen Aufgaben<br />
des <strong>Modellprogramm</strong>s betrifft: die eigene Darstellung nach außen hin, ich glaube<br />
auch das eigene Coaching von seniorTrainern untereinander. (....) Wir haben jetzt den<br />
Fall unserer homepage, die auch von den seniorTrainern eigenständig mit technischer<br />
Unterstützung gestaltet wird, und da treffen sich zunächst einmal Jemand, der etwas<br />
Ahnung hat vom Web-Design und Jemand, der Ahnung hat von journalistischen Bereichen.<br />
Dies miteinander zu verknüpfen ist dann zum Beispiel eine Tandembildung.“<br />
Frau Bauer über thematische Schwerpunkte:<br />
„Es ist ein interessantes Modell: ein Thema vorzugeben oder ein Thema zu favorisieren<br />
und Leute da<strong>für</strong> zu gewinnen. Der Weg in die Projekte war dann trotzdem auch<br />
nicht ganz so einfach, weil wir lauter Einzelkämpfer hatten. Also wir hatten sehr viele<br />
Leute, die eben gewohnt waren, ‚ja ich bin der Chef, ich hab die Leitung und jetzt<br />
schafft mir mal die Ehrenamtlichen her, die dann die Sachen machen‘. Dann die Erkenntnis:<br />
‚Die kann ich ja nicht kündigen, was mach ich damit?‘. Das war ein Aha-Erlebnis:<br />
‚Die Leute, die ich anheure, da muss ich eine andere Form der Zusammenarbeit<br />
finden. Also kooperative Formen finden‘. Und dann haben sich eben ganz verschiedene<br />
Formen der Zusammenarbeit entwickelt und es sind auch alles Einzelprojekte.<br />
‚BEKUS‘ haben wir vorhin vorgestellt bekommen, wir haben Hausaufgabenbetreuung,<br />
wir haben Sportprojekte. Es ist sehr, sehr unterschiedlich, aber die gegenseitige Beratung<br />
ist ja möglich. Und das war so das Grundprinzip, dass wir peergroups gebildet<br />
haben, nicht nur zum Thema Schule, sondern auch Migration war das Thema, Alt-<br />
Jung, also generationsübergreifende Arbeit. Wir haben also unterschiedliche peergroups<br />
gehabt, die sich dann im Verlauf des Kurses verändert haben, weil die Leute ja<br />
zu Anfang manchmal andere Projekte gehabt haben. Da haben sich auch die Gruppen<br />
neu zusammengesetzt. Aber ich glaube, das ist die eigentliche Chance, wirklich Gruppen<br />
thematisch zusammenzustellen von den Interessen her, und dann kann auch wirklich<br />
Gutes entstehen.“<br />
15
Dokumentation der 2. Fachtagung zum <strong>EFI</strong>-Programm 2003 in Hofgeismar<br />
„Es wurde zwar bei der Vorauswahl <strong>für</strong> das Thema geworben, aber das war nicht so<br />
eng. Die Gruppe war sehr heterogen. Die Kooperation hat eigentlich damit angefangen,<br />
dass die Gruppe sehr gut miteinander umgegangen ist. Das war wirklich bewundernswert,<br />
weil wir auch von den Bildungsgrundvoraussetzungen her wirklich eine große<br />
Spannbreite hatten. Da ist die Gruppe so gut miteinander umgegangen. Ich würde<br />
weiterhin sehr <strong>für</strong> die Heterogenität plädieren.“<br />
Frau Strathmann über Bewertungen aus Ländersicht:<br />
„Wir haben in NRW eine Stellungnahme verfasst und wir haben erstens da<strong>für</strong> plädiert,<br />
dass es in der Entwicklung des Programms, das heißt auch während des Kurses, einfach<br />
Zeit geben muss, um die Kompetenzen, die vorhanden sind, sich entwickeln zu<br />
lassen. (...) Das Entscheidende ist, dass es darum geht, auch Netzwerke zu bilden. So<br />
ein persönliches Aha-Erlebnis war <strong>für</strong> mich, beim NRW-Treffen festzustellen, dass die<br />
seniorTrainer politisch viel engagierter sind, als ich das vor 1 ½ Jahren angenommen<br />
habe. Und dass es in einigen Kommunen schon eine Selbstorganisation gibt, dass<br />
seniorTrainer wirklich ganz bewusst in den Seniorenbeirat gehen und sagen, wir wollen<br />
das Altersbild verändern. Wir wollen zeigen, was wir können, dass wir coachen können,<br />
dass wir beraten können, dass wir Sonstiges können. Und ich habe unheimlich<br />
viel Hochachtung davor und lerne, wie gesagt, selber dabei. Das zweite, was so an<br />
Ideen in NRW auch existiert ist: nicht nur Netzwerke in den Kommunen weiterzufördern<br />
und sich gegenseitig zu beraten, was ja in den einzelnen Kommunen auch schon stattfindet,<br />
sondern auch überregional Netzwerke anzugehen. Etwa durch so etwas wie<br />
einen Kompetenzpool“.<br />
Herr Kuntz über die Selbstorganisation der seniorTrainer/innen:<br />
„Das Wort ‚W.I.R.‘ hat zwei Bedeutungen, einmal das Wir-Gefühl steigern und zum<br />
andern, wenn man genau hinschaut, steht hinter jedem Buchstaben ein Punkt. Und<br />
das bedeutet: Wissen, Information und Rat. Und so nennt sich unsere seniorTrainer-<br />
Gruppe, seitdem wir in Vlotho zusammen waren, und ich muss sagen, diese Gruppe<br />
ist, wie der Herr aus Hamburg gerade sagte, so ein Tandem-Unternehmen; wir treten<br />
gern im Doppelpack auf, denn bei uns gibt es eine ganze Menge, die immer zu zweit<br />
an ein Projekt gehen - und zwar nicht deswegen, weil sie Angst haben, nicht klarzukommen,<br />
sondern vielmehr aus dem Gedanken heraus, a) wir gehen dieses Ziel gemeinsam<br />
an, wenn einer mal nicht kann, kann der andere; b) wir ergänzen uns; c) wir<br />
kritisieren uns. Es ist eine gute Zusammenarbeit und diese Zusammenarbeit ist äußerst<br />
wirksam. Ich selbst bin mit meinem Kollegen Herrn Brochner in der Öffentlichkeitsarbeit<br />
und muss sagen, wir haben eine ganze Reihe von Projekten; und da gehen<br />
wir so ähnlich vor, wie es gerade gesagt wurde: wir managen da, wir steuern, wir geben<br />
Impulse, dann kritisieren wir natürlich und sagen, wir würden das anders machen,<br />
weil ... Andererseits gehen wir auch hin und geben ganz bestimmte Denkanstöße in<br />
Form von Folien. Darüber hinaus ist es ganz klar, dass wir sehr selbstständig geworden<br />
sind, eigentlich von Anfang an schon waren. Unsere Projekte kriegen wir nicht<br />
über unsere Agenturen, sondern die sind an uns herangetragen worden, die haben wir<br />
aufgegriffen und bearbeiten die. Eine Reihe von Projekten haben wir bereits beendet,<br />
so dass wir wieder neue Projekte bedienen könnten. (...) Einer kriegt ein Projekt angetragen,<br />
der ruft den nächsten an, arbeitest‘e da mit, das ist doch vielleicht deine Sache,<br />
nee hab ich keine Zeit, ruf den nächsten an und so können wir uns gegenseitig unterstützen.<br />
Aber das geht noch etwas weiter, wenn wir zu zweit ein Projekt bearbeiten,<br />
dass wir jeden andern mit hineinziehen können und um Rat fragen können und der<br />
unterstützt uns. (...) Wir haben seit Kurzem die Gelegenheit, bei der regionalen Presse<br />
eine ganze Seite mit senior-Informationen voll zu schreiben und das ein- bis zweimal<br />
im Monat in loser Reihenfolge. Da berichten wir natürlich über unsere Tätigkeit als se-<br />
16
Dokumentation der 2. Fachtagung zum <strong>EFI</strong>-Programm 2003 in Hofgeismar<br />
niorTrainer, als Pressesprecher des Seniorenbeirats natürlich über die Dinge, die dort<br />
geschehen, aber auch über alle anderen Tätigkeiten, die wir darüber hinaus mit bewältigen.“<br />
„‘Lieber heute den richtigen Partner suchen als morgen allein dastehen‘ – das ist unser<br />
Motto bezüglich der Zusammenarbeit. Wir machen auch Kooperationen mit Netzwerken:<br />
Bei uns besteht ein Seniorennetzwerk, ein Netzwerk, das sich unter dem Namen<br />
Konsens gebildet hat, wo die Kinder- und Jugendbüros drin sind, zur Zeit arbeiten wir<br />
an einem weiteren Netzwerk im Bereich Sport, und so langsam versuchen wir, diese<br />
Netzwerke wieder miteinander zu verknüpfen.“<br />
Herr Kluge zu selbsttätigen seniorTrainer/innen:<br />
„Dass wir rein rechnerisch gesehen an die Grenze der Belastung von Anlaufstellen<br />
kommen, hilft bei der Rollenfindung, bei der Verantwortungsrollenfindung dahingehend,<br />
dass wir diese Betreuungsbereiche, die typischerweise von Seniorenbüros und Freiwilligenagenturen<br />
immer wieder übernommen worden sind, hier in diesem Fall gar nicht<br />
lange wahrnehmen können, rein rechnerisch schon nicht, von Zeitressourcen ausgehend.<br />
Ich weiß auch, dass auf der Tagung der Anlaufstellen sehr häufig das Wort fiel,<br />
dass wir sehr gerne seniorTrainer hätten, die selbstständig tätig sind. Das Wort gefällt<br />
mir auch nicht, denn selbstständig assoziiere ich mit alleingelassen, die machen dann<br />
irgendetwas. Ich glaube, die Anbindung wird Voraussetzung bleiben. (...) Von daher<br />
finde ich die Rede von selbsttätigen seniorTrainern, die jetzt in den Unterlagen zu finden<br />
war, sehr viel günstiger, weil selbsttätig heißt, im Einsatzfeld selbst tätig, aber zurückkommen<br />
zu einer Gruppe, zu einem Team, zu einer Anlaufstelle, das ist von der<br />
Vorstellung schon ein bisschen klarer.“<br />
7.3.3 Diskussionsbeiträge aus dem Publikum<br />
Ein seniorTrainer über die Unterstützung durch die Anlaufstellen:<br />
„Wir sind noch nicht mal ein Jahr im Amt. Unsere Anlaufstellen sind das Gremium, der<br />
Ort, wo wir Sieben uns finden. Sicherlich können wir auch zu zweit, zu dritt das eine<br />
oder andere machen, aber noch sind wir nicht so weit, wir sind noch nicht bei ‚W.I.R.‘<br />
Die Anlaufstellen haben am Anfang noch die Aufgabe, <strong>für</strong> die seniorTrainer da zu sein.<br />
Wir seniorTrainer haben auch die Aufgabe, <strong>für</strong> die Anlaufstellen da zu sein. Es kann<br />
nur ein Miteinander geben.“<br />
Frau Dunkel (seniorTrainerin aus Aachen, Nordrhein-Westfalen) über die Unterstützung<br />
durch eine Institution:<br />
„Ich kann als Ehrenamtliche, selbst wenn ich einen Schein als seniorTrainerin habe,<br />
nicht mit Behörden umgehen. Ich brauche eine Institution, so ist unsere Gesellschaft<br />
strukturiert, ich brauche jemanden im Rücken, über den ich Türen öffnen kann. Die<br />
Anlaufstelle muss mir auch Kooperationspartner suchen und bereitstellen. Es geht<br />
nicht ohne die Professionellen, sonst fühlen wir uns allein gelassen.“<br />
Frau Dr. Notz (wissenschaftlicher Beirat) über Haupt- und Ehrenamt:<br />
„Es ist einfach so, dass dort, wo neue ehrenamtliche Arbeit auftaucht, dass dort auch<br />
die Hauptamtlichen belastet werden.“<br />
17
Dokumentation der 2. Fachtagung zum <strong>EFI</strong>-Programm 2003 in Hofgeismar<br />
Frau Nell (Evangelisches Erwachsenenbildungswerk Nordrhein-Westfalen) über<br />
die „Liberos“:<br />
„Mir gefällt es sehr, dass hier so auf die Vernetzung eingegangen wird, denn ich sehe<br />
darin eine große Chance. Ich möchte aber noch ein Plädoyer halten <strong>für</strong> die ‚Liberos‘<br />
und auch da<strong>für</strong> plädieren, dass wir nicht alle in Gruppen zusammenfassen. Es gibt<br />
einfach Menschen, die mögen das nicht. Gruppen leben ja auch von den Menschen,<br />
die außerhalb stehen und dann vielleicht ein bisschen stänkern, ein bisschen meckern,<br />
vielleicht auch mal ein dickes Lob geben, also diese Position der Liberos, die würd ich<br />
gerne haben bei aller Sympathie zur Vernetzung.“<br />
7.4 Der Profilbildung auf den Fersen – seniorTrainer/in als<br />
neue Rolle im Gemeinwesen<br />
Detlef Knopf<br />
1. seniorTrainer/innen übernehmen Verantwortung <strong>für</strong> Gemeinwohlbelange 3 , indem<br />
sie bürgerschaftliche Engagementbereitschaft – eigene und fremde – mobilisieren,<br />
„einsetzen“ und gemeinschaftlich Lösungen anstreben. Dieser Idee widerspricht die<br />
Vorstellung, seniorTrainer/innen seien heteronom bestimmten Bedarfen entsprechend<br />
„einzusetzen“ und damit auch eine Praxis, mit der „Anlaufstellen“ als Vermittlungsagenturen<br />
vertraut sind. Es ist sehr zu begrüßen, dass diese sich im Rahmen des <strong>Modellprogramm</strong>s<br />
ergänzend auch ein Selbstverständnis als Unterstützerinnen von<br />
Selbstorganisationsprozessen erarbeiten.<br />
2. seniorTrainer/innen bilden (lokale) Kompetenznetzwerke, die Problem- und Defizitsituationen<br />
und Entwicklungschancen im Gemeinwesen eigenständig „ausfindig machen“<br />
und benennen, sich aber auch mit an sie herangetragenen „Bedarfen“ auseinandersetzen.<br />
In welcher konkreten Form der Assoziation die seniorTrainer/innen in lokalen<br />
Zusammenhängen auch auftreten werden: Verbindung und Abstimmung der individuellen<br />
Aktivitäten sollten nach Möglichkeit infrastrukturell unterstützt werden. Die Profilbildung<br />
muss folglich sowohl individuell wie auch kollektiv erfolgen. In der Zusammenarbeit<br />
können die rezeptiven, problemerschließenden und -entdeckenden Potenziale<br />
der Kompetenznetzwerke besonders gut genutzt werden.<br />
3. Individuelle Talente, Kompetenzen und Vorlieben werden in ein jeweils gemeinschaftlich<br />
darzustellendes Gesamtprofil der seniorTrainer/innen im lokalen Kontext<br />
eingebracht. Individualität wird nicht in einen fragwürdigen Kontrast zu kollektiven Anliegen<br />
gestellt, sondern kann als Beitrag zur gemeinsamen Profilbildung und Positionsbestimmung<br />
der seniorTrainer/innen wahrgenommen werden. Voraussetzung da<strong>für</strong> ist<br />
eine deutliche Akzentuierung von Gruppenbildungsprozessen, Perspektivwechseln,<br />
gegenseitigem Feedback und anderen Möglichkeiten der Teambildung durch die Bildungsträger<br />
und die „Anlaufstellen“. Schon bei der Auswahl der Interessent(inn)en sollten<br />
deshalb auch Kompetenzen und Motivationen, die Beiträge zur Gruppenbildung,<br />
zum Aufbau einer geeigneten lokalen Infrastruktur selbstorganisierten Engagements<br />
darstellen können, berücksichtigt werden.<br />
4. Kompetenznetzwerke der seniorTrainer/innen leben vom Produktivwerden der Unterschiedlichkeit.<br />
Der von der wissenschaftlichen Begleitung (ISG) berichtete Wunsch<br />
3 Vgl. zu diesem Begriff: Schuppert, G.F.; F. Neidhardt: Gemeinwohl – Auf der Suche nach<br />
Substanz. WZB-Jahrbuch. Berlin 2002<br />
18
Dokumentation der 2. Fachtagung zum <strong>EFI</strong>-Programm 2003 in Hofgeismar<br />
einiger seniorTrainer/innen nach anderen Zusammensetzungen der Gruppen ist sorgfältig<br />
zu prüfen: Unterschiedlichkeit wahrzunehmen, aufzugreifen und fruchtbar zu machen<br />
kann eine Fähigkeit darstellen, die bei vielfältigen Formen des Engagements<br />
unverzichtbar ist. Auf den ersten Blick fragwürdige dominante persönliche Stile (z.B.<br />
männlich geprägtes Leitungsgebaren) oder individuelle Vorlieben (Einzelkämpfer, „Liberos“)<br />
können im Kontext ausbalancierender Kooperationsformen durchaus sinnvolle<br />
Facetten einer im Ganzen überzeugenden Performanz darstellen.<br />
5. seniorTrainer/innen sind vordergründig nicht an der Art ihrer Tätigkeiten zu erkennen.<br />
Ohne Kenntnis des lokalen Umfeldes und regionaler Besonderheiten kann nicht<br />
deutlich werden, ob das Distinktionsgebot zu herkömmlicher ehrenamtlicher Arbeit berücksichtigt<br />
ist oder welche Relevanz ein Projektvorhaben <strong>für</strong> wen und was aufweisen<br />
mag. Diese Tatsache macht die Bewertung der bislang vorliegenden Tätigkeits- und<br />
Projektsynopsen schwierig. Aus ihnen lassen sich bislang in erster Linie Rollensegmente<br />
4 ableiten, die seniorTrainer/innen ausfüllen (wollen):<br />
- bestehende Gruppen, <strong>Initiativen</strong> und Vereine unterstützen<br />
- neue Gruppen, <strong>Initiativen</strong> und Projekte aufbauen und gründen<br />
- Entwicklungen des Gemeinwesens fördern<br />
- (Fach)Themen vermitteln<br />
oder beispielhaft zugehörige Tätigkeiten entnehmen:<br />
- Beratung, Begleitung (bei Gruppenprozessen, Konflikten, Projektentwicklung,<br />
Öffentlichkeitsarbeit, Rechtsfragen u.a.)<br />
- Initiierung und Leitung von Gruppen<br />
- Anregung und Vernetzung von Engagement im lokalen Umfeld<br />
- Vortragen, Erzählen, Unterrichten in bestimmten Themenbereichen. 5<br />
Dieses Tätigkeitsspektrum findet sich in den Projektdarstellungen, die in die Synopse<br />
aufgenommen wurden, wieder. Nicht berücksichtigt dagegen sind konstruktive Beiträge<br />
zur Selbstgestaltung der Rollenfindungsprozesse, zur (Selbst-)Organisation der seniorTrainer/innen<br />
als Gruppe oder zum Aufbau der Rahmenbedingungen <strong>für</strong> die gemeinsame<br />
Tätigkeit. Bliebe es dabei, würde ein wesentlicher Bereich der Entwicklung<br />
„neuer Verantwortungsrollen von unten“ vernachlässigt.<br />
4 Rollensegmente bezeichnen in der Soziologie „Ausschnitte aus den Rollenbeziehungen eines<br />
Rollenträgers“ (vgl. Werner Fuchs u.a.: Lexikon zur Soziologie 2, Reinbek b. Hamburg 1975, S.<br />
577). Während eine Rolle „die Summe der Erwartungen (darstellt), die dem Inhaber einer sozialen<br />
Position über sein Verhalten entgegengebracht“ wird, stellen Rollensegmente deren Untergliederungen<br />
dar. In unserem Verständnis wird die Rolle „seniorTrainer/in“ die genannten und<br />
womöglich weitere Rollensegmente aufnehmen.<br />
5 Das Curriculumteam (Burmeister u.a.) unterscheidet: 1. seniorTrainer als Unterstützer von<br />
(bestehenden) Gruppen, <strong>Initiativen</strong>, Vereinen u.ä. in einem der Tätigkeitsfelder <strong>für</strong> bürgerschaftliches<br />
Engagement; 2. seniorTrainer als Gründer von (neuen) Gruppen, <strong>Initiativen</strong>, Vereinen<br />
u.ä.; 3. seniorTrainer als Gemeinwesenförderer; 4. seniorTrainer als Experte <strong>für</strong> Themen der<br />
Lebenserfahrung wie auch Fachthemen unterschiedlicher Art (Mai 2003).<br />
Die aktuelle „Information der wissenschaftlichen Begleitung“ (Nr. 15, Juni 2003) nennt drei „Verantwortungsrollen“:<br />
1. seniorTrainer/in als Unterstützer von (bestehenden) Organisationen des<br />
freiwilligen Engagements; 2. seniorTrainer/in als Initiator neuer <strong>Initiativen</strong> und Projekte; 3. seniorTrainer/in<br />
als Anreger und Vernetzer von bürgerschaftlichem Engagement. Ausgangspunkte<br />
in diesem Papier sind vorrangig das freiwillige Engagement in der Kommune und der „örtliche<br />
Bedarf im Freiwilligenbereich“.<br />
19
Dokumentation der 2. Fachtagung zum <strong>EFI</strong>-Programm 2003 in Hofgeismar<br />
6. Die Rolle seniorTrainer/in ist Funktion eines Feldes, das bislang keine eindeutige<br />
gesellschaftliche Positionsbestimmung ermöglicht und damit keine „Rollenübernahme“<br />
in dem Sinne erlaubt, dass die angehenden seniorTrainer/innen in ein vorgegebenes<br />
„Kostüm“ schlüpfen können. Der hohe Stellenwert der eigenständigen Rollenfindung<br />
(role making) der seniorTrainer/innen ist immer wieder betont worden. Naturgemäß<br />
sind diese Prozesse aber nicht voraussetzungslos, sondern beeinflusst durch Feldbedingungen<br />
wie regionale kulturelle und soziale Traditionen, die Situation des professionellen<br />
Systems, Aspirations- und Anspruchsniveaus sowie Kräfteverhältnisse mit Blick<br />
auf bürgerschaftliches und ehrenamtliches Engagement, kommunale und regionale<br />
Politiken und das Selbstverständnis der mit den angehenden seniorTrainer/innen unmittelbar<br />
interagierenden „Stellen“. Bereits das Zusammenspiel der offiziellen Akteure<br />
des Bundesmodellprogramms ist geprägt durch unterschiedliche Akzentsetzungen und<br />
Wirkabsichten: Öffnung <strong>für</strong> biographische Prozesse, Gegensteuerung bei Beschleunigungstendenzen,<br />
Wertschätzung von Suchbewegungen; besorgtes Anmahnen von<br />
Verbindlichkeit, Selbstverpflichtung, vorzeigbaren Ergebnissen und Orientierung an<br />
„wirklichem“ gesellschaftlichen Bedarf, die es erlaubt, die Tätigkeit der seniorTrainer/innen<br />
öffentlichkeitswirksam zu „vermarkten“. Mit Recht wird immer wieder gesagt,<br />
dass diese Spannung „ausgehalten“ und fruchtbar gemacht werden muss.<br />
7. Wo seniorTrainer/innen ihre Bereitschaft zur Verantwortungsübernahme öffentlich<br />
erklären und durch ihr Handeln zunehmend identifizierbar werden, entstehen auf mittlere<br />
Sicht Erwartungsstrukturen, die die Herausbildung einer im lokalen Kontext und<br />
auf gesellschaftlicher Ebene sichtbaren Rolle verstärken. Die Erwartbarkeit ihres Handelns<br />
und die Verlässlichkeit und Erkennbarkeit der institutionellen Formen, die sie <strong>für</strong><br />
ihre Tätigkeit entwickeln, werden als wichtige Faktoren diesen Prozess beeinflussen.<br />
Sie verdienen schon jetzt große Aufmerksamkeit. Es ist unbedingt erforderlich, dass<br />
der Selbstgestaltungsspielraum der seniorTrainer/innen nicht durch Modellvorstellungen<br />
eingeschränkt wird, die institutionelle Formen des Wohlfahrtssektors („ehrenamtliche<br />
Dienste“) oder des Marktes („Angebote und Nachfrage“) nur abbilden. Die Mehrzahl<br />
der seniorTrainer/innen bringt Leitungs- und Organisationserfahrungen aus der<br />
Arbeitswelt mit, die zur Entwicklung neuer und ihre Tätigkeit tragender Strukturierungen<br />
herangezogen werden können.<br />
8. Es sollte nicht übersehen werden, dass die Unterscheidbarkeit der seniorTrainer/innen<br />
nicht in der besonderen Güte ihres ehrenamtlichen Engagements begründet<br />
sein kann – sehr viele Ehrenamtliche leisten hervorragende Arbeit! – oder in außergewöhnlichen<br />
Projekten – irgendwo und irgendwann sind ähnliche Projekte realisiert worden!<br />
Es wird vielmehr die neu entstehende (Verantwortungs-)Rolle sein, die Aktivitäten,<br />
Projekten und Engagementformen der seniorTrainer/innen letztlich ihren unverwechselbaren<br />
Stempel aufdrückt. Angesichts der notwendigen und sinnvollen Versuche,<br />
vorläufige Rollenprofile und gar „Rollenkonzepte“ 6 zu formulieren, die künftig in gewisser<br />
Hinsicht verbindlich gemacht werden sollen, ist daran zu erinnern, dass offengelegt<br />
werden muss, welche Erwartungen durch welche Verfahren, Interpretationen, empirischen<br />
Einsichten legitimiert werden.<br />
Die von Klages entlehnte Denkfigur, man habe Rollen zu entwickeln, „die es erlauben,<br />
Menschen im Alltag auf wirksame Weise in die Verantwortung zu stellen“ (Info Nr. 15,<br />
S. 5), lässt im Kontext des <strong>Modellprogramm</strong>s offen, von wem oder durch was eben<br />
jenes „in die Verantwortung Stellen“ realisiert werden soll. Die von wem auch immer<br />
formulierte Rolle sollen dieser Vorstellung entsprechend dann die sie ausübenden Personen<br />
mit intrinsischer Motivation, Kreativität und Eigenverantwortung füllen. Die<br />
Hauptsorge gilt der „Identifikation mit der neuen Verantwortungsrolle (..) unter dem<br />
Leitbild seniorTrainer/in“ und der „Bereitschaft zur Weitergabe ihres <strong>Erfahrungswissen</strong>s<br />
6 Die Info Nr. 15 spricht von „formulierbaren Rollenkonzepten“ (S. 2).<br />
20
Dokumentation der 2. Fachtagung zum <strong>EFI</strong>-Programm 2003 in Hofgeismar<br />
in den verschiedenen Rollen“ (S. 7). In dieser sich als soziologisch verstehenden Perspektive<br />
(S. 4) zählt vorrangig, dass die seniorTrainer/innen nach fünf Monaten „Qualifizierung“<br />
klar angeben können, welche Rolle sie zur Weitergabe ihres <strong>Erfahrungswissen</strong>s<br />
in der Praxis gewählt haben.<br />
9. Die bisherigen Versuche, Rollenprofile zu konkretisieren, erlauben noch nicht endgültig,<br />
gehaltvoll von einer „Rolle seniorTrainer/in“ zu sprechen. Sie sind aber – wie im<br />
„fortgeschriebenen Rahmencurriculum“ (Info Nr. 14) aus gutem Grund vorgeschlagen<br />
wird – unbedingt geeignet, klärendes Lernen und Erprobungshandeln angehender seniorTrainer/innen<br />
zu veranlassen und sollten deshalb in den Kursen wie in den Praxisphasen<br />
während der und nach den Kursen systematisch aufgegriffen werden. Damit<br />
werden sie zu wichtigen Einflussgrößen innerhalb des Feldes, mit dem sich die senior-<br />
Trainer/innen auseinandersetzen. Bestrebungen allerdings „Klarheit“ 7 anzubieten, wo<br />
noch Klärung aufmerksam verfolgt und begleitet werden muss, können problematisch<br />
sein. Selbstverständigungsprozesse in der Auseinandersetzung mit formulierten Erwartungen<br />
sind ja nicht dann erfolgreich, wenn sie ohne Umstände in ein erwartungskonformes<br />
Engagement münden. Stünden die Aufgaben fest, wäre die Rolle arbeits-<br />
und stellenförmig organisiert und organisierbar, ließe sich zielgenerierende Fortbildung<br />
im Sinne der Rahmencurricula durch ergebnisfixierte Qualifizierung ersetzen: der Fortschritt<br />
auf dem Wege zu einer „neuen Verantwortungsrolle“ wäre allerdings gering. Das<br />
<strong>Modellprogramm</strong> soll die Entwicklung einer Rolle <strong>für</strong> ältere Menschen befördern, die<br />
ihnen einen ihren Erfahrungen und Intentionen entsprechenden Beitrag zur Bürgergesellschaft<br />
ermöglicht.<br />
7 Vgl. zum Beispiel die Rede von der „klar beschriebenen Rolle“ (Info Nr. 15, S. 7)<br />
21
Dokumentation der 2. Fachtagung zum <strong>EFI</strong>-Programm 2003 in Hofgeismar<br />
8 Begleitung der seniorTrainer/innen bei der Ausübung ih-<br />
rer Rollen: Anforderungen an die Anlaufstellen und Chancen<br />
der Profilerweiterung<br />
Moderation: Stefan Bischoff, ISAB-Institut Köln<br />
Input: Christine Günther, Seniorenbüro 55plus, Jena: Positionspapier der Anlaufstellen<br />
im Bundesmodellprogramm "<strong>Erfahrungswissen</strong> <strong>für</strong> <strong>Initiativen</strong>"<br />
(<strong>EFI</strong>)<br />
Beratungs-<br />
grundlage: Informationen der wissenschaftlichen Begleitung Nr. 13:<br />
Handreichungen <strong>für</strong> die Anlaufstellen und die Bildungsträger zur Gewinnung,<br />
Qualifizierung und zum Einsatz der seniorTrainer sowie zur Öffentlichkeitsarbeit<br />
<strong>für</strong> die Verantwortungsrollen der seniorTrainer<br />
Das Ende des ersten Kursjahres bedeutet <strong>für</strong> die Arbeit der Anlaufstellen eine Zäsur in<br />
zweifacher Weise:<br />
die seniorTrainer/innen die den ersten Kurs abgeschlossen haben beginnen<br />
jetzt mit ihrer praktischen Arbeit und benötigen eine Unterstützung<br />
durch die Anlaufstellen;<br />
die bisherigen Auswahlkriterien sind zu überdenken. Dies hat Auswirkungen<br />
auf den Auswahlprozess <strong>für</strong> die Teilnehmer/innen des 2. Kurses.<br />
die Strategien der Begleitung der sT sind auf ihre Wirksamkeit und<br />
Zielgenauigkeit hin zu überprüfen und ggf. zu verändern.<br />
Die AG 3 beschäftigte sich mit der Frage, ob ein gemeinsames Begleitverständnis und<br />
ein <strong>für</strong> alle Anlaufstellen leistbarer Mindeststandard an Unterstützungsleistungen festgelegt<br />
werden kann.<br />
Zur Klärung u.a. dieser Frage, erarbeiteten die Anlaufstellen unter Federführung des<br />
von ihnen gewählten Sprecherrates ein Positionspapier, das neben der Info Nr. 13 Diskussionsgrundlage<br />
<strong>für</strong> die AG 3 war.<br />
8.1 Protokoll der Arbeitsgruppe 3<br />
Stefan Bischoff, ISAB-Institut Köln<br />
In der AG 3 wurde zunächst auf der Basis des Positionspapiers der Anlaufstellen (vgl.<br />
Zi. 8.2) darüber diskutiert, wie die Anlaufstellen zukünftig enger in die konzeptionelle<br />
Weiterentwicklung des <strong>Modellprogramm</strong>s eingebunden werden können.<br />
Dies wird <strong>für</strong> erforderlich erachtet, da sie an entscheidender Stelle da<strong>für</strong> zuständig<br />
sind, ob das <strong>Modellprogramm</strong> sich in der Praxis bewährt, ob also die seniorTrainer/innentatsächlich<br />
zu einer neuen Verantwortungsrolle finden und <strong>Initiativen</strong> mit ihrem<br />
<strong>Erfahrungswissen</strong> unterstützen.<br />
Es gab einen breiten Konsens, dass die Anlaufstellen Vertreten durch den Sprecherrat<br />
in folgende Prozesse / Gremien eingebunden werden sollen:<br />
- Programmsteuerung / Bund-Länder-Treffen<br />
- Konzeptionelle Weiterentwicklung des Programms / Beirat<br />
- Entwicklung des Rahmencurriculums / Workshops mit Bildungsträgern<br />
22
Dokumentation der 2. Fachtagung zum <strong>EFI</strong>-Programm 2003 in Hofgeismar<br />
Ferner wird ein jährlicher Erfahrungsaustausch der Anlaufstellen im <strong>EFI</strong>-Programm (2tägig)<br />
in Ergänzung zur <strong>EFI</strong>-Jahrestagung <strong>für</strong> wichtig erachtet.<br />
Ein zweiter Diskussionsschwerpunkt betraf die Frage der Begleitung der seniorTrainer/innen<br />
während ihrer Tätigkeit.<br />
Die Begleitung der seniorTrainer/innen bei ihren Tätigkeiten ist eine wichtige Aufgabe<br />
der Anlaufstellen, die sich von der Begleitung während der seniorTrainer/innen-Fortbildung<br />
in inhaltlicher und organisatorischer Hinsicht deutlich unterscheidet.<br />
Die Diskussion machte deutlich, dass der "role-making"-Prozess <strong>für</strong> die einzelnen seniorTrainer/innen<br />
nach Beendigung des Kurses in der Regel nicht abgeschlossen ist.<br />
sT müssen in ihrer Kommune/Region ihren Platz finden. Damit dieser Rollenfindungsprozess<br />
zu einem <strong>für</strong> alle sT befriedigend Ergebnis kommt, d. h. dass sT auch tatsächlich<br />
in ihren Kommunen tätig werden, braucht es örtliche Rahmenbedingungen und<br />
eine Begleitung der sT.<br />
Weiterhin berichten Anlaufstellen darüber, dass die seniorTrainer/innen bei ihrem Einsatz<br />
ein breites Spektrum von Leistungen bei den Anlaufstellen nachfragen. Es können<br />
jedoch nicht alle Unterstützungserwartungen von den Anlaufstellen erfüllt werden.<br />
Welche Begleit-Leistungen von den Anlaufstellen letztlich erbracht werden können, ist<br />
auch von den unterschiedlichen Rahmenbedingungen und Leistungsmöglichkeiten der<br />
Anlaufstellen abhängig. Da diese sehr unterschiedlicher sind, soll im Interesse der<br />
Leist- und Vergleichbarkeit ein gemeinsames Begleitverständnis entwickelt werden,<br />
das den im Rahmencurriculum angelegten Gedanken der Selbstorganisation örtlicher<br />
sT-Gruppen aufgreift und zu einem zentralen Instrument der Begleitung der seniorTrainer/innen<br />
macht.<br />
Die Anlaufstellen sollen so zu "kollegialen Beratern", "Prozessbeobachern/-begleitern"<br />
und "Moderatorn" der örtlichen seniorTrainer/innen-Gruppen werden. Diese sollen<br />
weitgehend selbständig und als Gruppe strukturbildend arbeiten, indem sie unterschiedliche<br />
Leistungen selbst erbringen bzw. auf weitere Ressourcen zurückzugreifen.<br />
Die Anlaufstellen werden selbst Teil eines Lernprozess, der sie mit neuen Herausforderungen<br />
der Prozessbegleitung, des Coachings, der Moderation von selbstorganisierenden<br />
Gruppen konfrontiert. Sie werden gleichsam zu Input-Gebern und -nehmern und<br />
sind gefordert, neue Formen der Zusammenarbeit mit ehrenamtlich arbeitenden sT zu<br />
entwickeln. Dies kann entscheidend zur Profilerweiterung der Anlaufstellen beitragen.<br />
Damit die Selbstorganisation/Selbststeuerung örtlicher sT-Gruppen möglich wird, soll<br />
bei der Auswahl der sT <strong>für</strong> den 2. Kurs darauf geachtet werden, dass diese eine hohe<br />
Bereitschaft zur Selbständigkeit, Selbstorganisation und Teamarbeit mitbringen. Es<br />
empfiehlt sich, gezielt auch solche Menschen zu suchen, die durch spezifische Leistungen<br />
die örtliche Gruppenbildung voranbringen können (Rolle 3: Vernetzer und interner<br />
Unterstützer). Neben individuellen Merkmalen der Interessenten können auch<br />
thematische Schwerpunktsetzungen und Bedarfslagen im Freiwilligenbereich der 32<br />
Kommen bei der Auswahl berücksichtigt werden.<br />
Bei der Auswahl sollten nach mehrheitlicher Auffassung, sT des 1. Kurses mitwirken.<br />
Ein solches Verfahren wird auch von seniorTrainer/innen begrüßt und gewünscht. Die<br />
Auswahlverfahren und die Auswahlkriterien sollen zwischen Anlaufstellen und Bildungsträgern<br />
kommuniziert werden, um zu erreichen, dass dies in den Kursen angemessen<br />
aufgegriffen werden können.<br />
23
Dokumentation der 2. Fachtagung zum <strong>EFI</strong>-Programm 2003 in Hofgeismar<br />
Die Informierung der seniorTrainer/innen <strong>für</strong> den 2. Kurs soll verbessert werden. Interessenten<br />
am <strong>EFI</strong>-Programm und der Fortbildung zum seniorTrainer sollten über folgende<br />
Bereiche informiert sein (Infomappe <strong>für</strong> Interessenten):<br />
Ziele, Ablauf und Struktur des <strong>EFI</strong>-Programms (Programmunterlagen, Merkblätter<br />
der wissenschaftlichen Begleitung)<br />
Elemente der seniorTrainer/in- Fortbildung und Aufgaben von Bildungsträgern<br />
und Anlaufstellen (Leistungskatalog: sT-Fortbildung)<br />
Unterstützung der seniorTrainer/innen bei ihrem Einsatz (Unterstützungsleistungen<br />
der Anlaufstellen sollten beschrieben sein)<br />
Anforderungen/Erwartungen an die zukünftigen seniorTrainer/innen<br />
8.2 Positionspapier der Anlaufstellen im Bundesmodellpro-<br />
gramm "<strong>Erfahrungswissen</strong> <strong>für</strong> <strong>Initiativen</strong>" (<strong>EFI</strong>)<br />
Sprecher/innen der Anlaufstellen im <strong>EFI</strong>-<strong>Modellprogramm</strong>:<br />
Marita Gerwin, Wendepunkt Arnsberg;<br />
Christine Günther, Seniorenbüro Jena;<br />
Ulrich Kluge, Seniorenbüro Hamburg;<br />
Hans Lucas, Leitstelle "Älter werden" des Kreises Offenbach<br />
Der nachfolgende Text wurde als ein Ergebnis der Tagung <strong>für</strong> die Anlaufstellen im <strong>EFI</strong>-<br />
Programm vom 12.5.03 – 13.05.03 entwickelt. Bei dieser Tagung war ein Großteil der<br />
Anlaufstellen anwesend. Der endgültige hier nun vorliegende Text ist per E-Mail Befragung<br />
mit allen Anlaufstellen abgestimmt.<br />
Präambel<br />
Nach Ablauf der ersten Staffel mit der Qualifizierung von bundesweit über 200 senior-<br />
Trainer/innenwird immer deutlicher, welchen zentralen Stellenwert die Anlaufstellen im<br />
Bundesmodellprogramm „<strong>EFI</strong>“ haben. Sie wählen nicht nur die zukünftigen seniorTrainer/innenaus<br />
und begleiten sie zwischen den Kursen, sie sind vor allem auch verantwortlich<br />
<strong>für</strong> die Begleitung der seniorTrainer/innen nach der Qualifizierungsphase. Sie<br />
sind somit an entscheidender Stelle da<strong>für</strong> zuständig, ob das <strong>Modellprogramm</strong> sich in<br />
der Praxis bewährt, ob also die seniorTrainer/innentatsächlich zu einer neuen Verantwortungsrolle<br />
finden und <strong>Initiativen</strong> mit ihrem <strong>Erfahrungswissen</strong> unterstützen. Mit diesem<br />
Positionspapier wollen wir deutlich machen, dass den Anlaufstellen zukünftig ein<br />
anderer Stellenwert im <strong>Modellprogramm</strong> eingeräumt werden muss. Wie dies geschehen<br />
kann, dazu werden im Folgenden einige Vorschläge unterbreitet<br />
1. Einbeziehung in die bundesweite Steuerung des <strong>Modellprogramm</strong>s<br />
Trotz ihrer zentralen Rolle sind die Anlaufstellen in den Steuerungsorganen des <strong>Modellprogramm</strong>s<br />
nicht vertreten. Als Folge davon werden auch <strong>für</strong> die Anlaufstellen bedeutende<br />
Entscheidungen ohne sie getroffen. Dies möchten wir gerne ändern und fordern<br />
daher:<br />
- Einbeziehung der Anlaufstellen in konzeptionelle Weiterentwicklung des Programms<br />
- Beteiligung an der Entwicklung des Rahmencurriculums<br />
24
Dokumentation der 2. Fachtagung zum <strong>EFI</strong>-Programm 2003 in Hofgeismar<br />
- Beteiligung an der Auswahl und Gestaltung der Instrumente der wissenschaftlichen<br />
Begleitung<br />
- Ein Sitz im Beirat <strong>für</strong> eine/n Sprecher/in der Anlaufstellen<br />
2. Unterschiedliche Rahmenbedingungen<br />
Der Ausgangspunkt <strong>für</strong> den Einsatz und die spezifischen Betätigungsmöglichkeiten<br />
neben den im Curriculum vorgeschlagenen Inhalten muss immer die besondere Situation<br />
vor Ort und die dortigen Möglichkeiten und Notwendigkeiten sein. Auch "kleinere"<br />
Projektideen und deren direkte Umsetzung durch die seniorTrainer/innen sollten Würdigung<br />
erfahren, wenn vor Ort damit ein Beitrag <strong>für</strong> die Förderung des ehrenamtlichen<br />
Engagements geleistet wird. Von einem Scheitern des Programms kann nicht gesprochen<br />
werden, wenn es von Curriculumszielen vereinzelt abweichende Entscheidungen<br />
der SeniorTrainer/innengibt. In manchen Regionen ist es nicht möglich und auch nicht<br />
sinnvoll, dass die einzelnen SeniorTrainer/innensich zu Projektgruppen zusammenschließen.<br />
3. Änderung der Finanzierungsmodalitäten<br />
In Bezug auf die Finanzierung muss die Frage gestellt werden, ob die finanziellen Zuwendungen<br />
weiterhin pauschal oder nach erbrachter Leistung bezahlt werden.<br />
Zurzeit werden Pauschalen <strong>für</strong> Personal- und Sachleistungen pro Anlaufstelle gezahlt.<br />
Wie der Austausch des letzten Jahres jedoch zeigte, werden unterschiedlich viele seniorTrainer/innen<br />
je Anlaufstelle begleitet. Da die Information, Beratung, Begleitung<br />
und Unterstützung jedes/r einzelnen seniorTrainers/in ein erweitertes Zeitbudget erfordert,<br />
ist der Arbeitsaufwand jeder einzelnen Anlaufstelle auch sehr unterschiedlich.<br />
Die Anlaufstellen unterstützten zwischen 2 und 10 seniorTrainer/innen. Daraus lässt<br />
sich zwangsläufig erkennen, dass sowohl der Personaleinsatz als auch die Sachleistungen<br />
einen völlig unterschiedlichen Umfang haben. Um einen einheitlichen Qualitätsstandard<br />
gewährleisten zu können ist es erforderlich, eine auf die erbrachte Leistung<br />
angepasste Finanzierung zu gewährleisten. Es kann nicht sein, dass einige Anlaufstellen<br />
den fünffachen Arbeits- und Sachaufwand in der ersten Staffel geleistet haben,<br />
die Pauschalleistung von Land und Bund jedoch bei allen gleich hoch ist.<br />
Es wird daher angeregt, über eine Änderung der Finanzierung nachzudenken. Das<br />
Programm „<strong>Erfahrungswissen</strong> <strong>für</strong> <strong>Initiativen</strong>“ sollte nicht nur in erster Linie einen einheitlichen<br />
Standard <strong>für</strong> die Qualifizierung von seniorTrainer/innen gewährleisten, sondern<br />
dies auch den Anlaufstellen bei der Auswahl und Begleitung zugestehen.<br />
4. Planung von Veranstaltungen<br />
Bei der Planung und Vorbereitung von Veranstaltungen sollte künftig beachtet werden,<br />
sie zeitlich so aufeinander abzustimmen, dass Ergebnisse einer Veranstaltung in die<br />
jeweils nächste einfließen können bzw. sollten diese bereits bei der Themenstellung<br />
der nächsten Tagung einbezogen werden.<br />
5. Zweitägiger Workshop <strong>für</strong> Anlaufstellen pro Jahr<br />
Wie die Tagung vom 12. und 13.05.03 in Bonn zeigte, ist es dringend erforderlich, dass<br />
sich die in der Praxis tätigen Einrichtungen, also die Anlaufstellen, mindestens einmal<br />
jährlich zu einem zweitägigen Workshop zusammen kommen.<br />
25
Dokumentation der 2. Fachtagung zum <strong>EFI</strong>-Programm 2003 in Hofgeismar<br />
In den Anlaufstellen wird die Arbeit vor Ort geleistet. Stärken und Schwächen eines<br />
Programms werden hier als erstes gesehen und erkannt. Ein <strong>Modellprogramm</strong> bedingt<br />
eine ausreichende Testphase, bei denen die Erfahrungen der Anlaufstellen an die Wissenschaft<br />
zurückgespiegelt werden müssen.<br />
Um den Erfolg eines vorerst theoretisch erarbeiteten Programms zu gewährleisten, ist<br />
ein regelmäßiger Austausch zwischen wissenschaftlicher Begleitung, Bildungsträgern<br />
und Anlaufstellen erforderlich. Nur so kann gewährleistet werden, dass das <strong>Modellprogramm</strong><br />
den Erfordernissen vor Ort angepasst wird. Hierbei macht es keinen Sinn, an<br />
den Menschen vorbei zu agieren.<br />
6. Präsentation des <strong>Modellprogramm</strong>s<br />
Zur Optimierung der Arbeit haben die Anlaufstellen drei Vorschläge:<br />
• Die Ziele und Besonderheiten des <strong>EFI</strong>-Programms müssen in eine Sprache<br />
und in Bilder gefasst werden, die zukünftige SeniorTrainerInnen, MedienvertreterInnen,<br />
Organisationen und kommunale Akteure verstehen<br />
Aufgrund der vorliegenden Materialien zur Öffentlichkeitsarbeit erreichen Anlaufstellen<br />
sehr häufig Rückmeldungen, die verwandten Begriffe und Erläuterungen seien „abgehoben“,<br />
„schwer verständlich“ und „zu wenig fassbar“. Insbesondere erweisen sich die<br />
zentralen Begriffe des Programms, „<strong>Erfahrungswissen</strong>“ und „Verantwortungsrolle“, als<br />
unzureichend anschaulich beschrieben. Unterschiedliche Akteure stoßen auf die<br />
Schwierigkeit, die Kernaussagen des Programms <strong>für</strong> MedienvertreterInnen, bei der<br />
Auswahl von SeniorTrainer/innenund im Kontakt mit <strong>Initiativen</strong> praxisnah und der Bedeutung<br />
angemessen vermitteln zu müssen. Das gelingt auf Grundlage des vorliegenden<br />
bundesweiten Materials zur Öffentlichkeitsarbeit selten.<br />
Nach Ablauf des ersten Jahres sollten sich die Kernaussagen des Programms bildhafter<br />
und an Beispielen orientiert darstellen lassen. Ziel einer Öffentlichkeitsarbeit auf<br />
Grundlage der Erfahrungen der Anlaufstellen und aller Akteure des Programms sollte<br />
es sein, eine Sprache <strong>für</strong> die besondere Rolle der SeniorTrainer/innenzu finden, die<br />
lebendig und motivierend ist. Sie soll Lust wecken, an dem Programm auf unterschiedlicher<br />
Ebene teilzuhaben. Die Darstellung soll darin bestärken, SeniorTrainer/innen<strong>für</strong><br />
Praxiseinsätze anzufragen, aber auch Interessierten ein Vokabular <strong>für</strong> die neue Rolle<br />
in der Gesellschaft zu bieten, das sie gewinnend einsetzen können. Hier<strong>für</strong> ist in einer<br />
neuen Auflage der vorliegenden Materialien eine Anpassung anhand der Erfahrungen<br />
des ersten Jahres zwingend erforderlich.<br />
• Für die Überreichung der Seneka sollte ein Rahmen geschaffen werden, der<br />
länderübergreifend einheitlich ist.<br />
Bei einer ersten Rückschau auf den Rahmen, in dem die SENEKA an die SeniorTrainer/innenformell<br />
überreicht wurde, ist die Unterschiedlichkeit der jeweils gewählten Ansätze<br />
deutlich geworden. Hierbei muss die Anerkennung des bürgerschaftlichen Engagements<br />
der SeniorTrainer/innenabgekoppelt betrachtet werden. Diskutiert wurde in<br />
diesem Zusammenhang die Frage nach dem Zeitraum <strong>für</strong> eine öffentliche Anerkennung<br />
der Tätigkeit des/der seniorTrainerIn. Überwiegend zugestimmt wurde der Vorgehensweise,<br />
nach einem längeren Zeitraum, etwa ein Jahr nach Beginn der Fortbildung,<br />
eine medien- und öffentlichkeitswirksame Form im Sinne einer Ehrung zu finden.<br />
Dies hätte den Vorteil, dass es sehr wahrscheinlich erfolgreiche Tätigkeiten gibt, über<br />
die bereits berichtet werden könnte. Der Abschluss der Fortbildung zum/zur senior-<br />
26
Dokumentation der 2. Fachtagung zum <strong>EFI</strong>-Programm 2003 in Hofgeismar<br />
TrainerIn <strong>für</strong> sich alleine wurde überwiegend als nicht ausreichend <strong>für</strong> eine gebührende<br />
öffentliche Wahrnehmung angesehen.<br />
Wünschenswert wäre es, ein bundesweit vergleichbares Procedere zu finden, das regional<br />
medien- und öffentlichkeitswirksam durchgeführt werden könnte und wichtige<br />
kommunale Akteure des Programms einbezieht. Insbesondere soll durch eine praxisnahe<br />
Darstellung auch das Interesse von Projekten und <strong>Initiativen</strong> an den Tätigkeiten<br />
der SeniorTrainer/innenverstärkt werden.<br />
• Die positiven Aspekte und Ergebnisse, die „Highlights“, sollten auch in den<br />
Bewertungen und der Präsentation von „<strong>EFI</strong>“ hervorgehoben werden<br />
Das erste vorliegende Material mit Analysen und zu Ergebnissen des <strong>Modellprogramm</strong>s<br />
betonte sowohl Fakten, aber auch Defizite der Fortbildung zum/zur senior-<br />
TrainerIn und bei der Überleitung in Praxisfelder. Dies ist zur Fortentwicklung des Curriculums<br />
und zur Vorbereitung der Rollenübernahme als seniorTrainerIn wichtig. Ebenso<br />
sind die Evaluation der Tätigkeitsfelder in der Praxis, Erfahrungen beim Einsatz des<br />
<strong>Erfahrungswissen</strong>s und die Orientierung an „Erfolgskriterien“ zur genaueren Beschreibung<br />
der Verantwortungsrolle älterer Menschen <strong>für</strong> die weitere Arbeit der Anlaufstellen<br />
von zentraler Bedeutung.<br />
Bislang fehlte jedoch eine Heraushebung der zweifelsfrei erbrachten Leistungen und<br />
der ersten erfolgreich absolvierten Etappen des Programms. Beim Kontakt mit Medien<br />
müssen Zwischenergebnisse zeitnah präsentiert werden können. Insbesondere zu<br />
nennen ist aus Sicht der Anlaufstellen das geweckte hohe Engagementpotenzial älterer<br />
Menschen, das schon jetzt absehbar vielfältig aktivierte <strong>Erfahrungswissen</strong>, das vorgefundene<br />
Lerninteresse, sowie das sich Einlassen auf neue, zeitlich begrenzte Herausforderungen<br />
und offene Kontexte. Dies sind bereits jetzt Erfahrungen, die das gesellschaftlich<br />
bestimmte Bild vom Altern positiv beeinflussen werden.<br />
Mit den vorliegenden Arbeitsmaterialien (Nr. 13 -15) der Wissenschaftlichen Begleitung<br />
werden nun in der Zwischenbilanz erste Erfolge präsentiert und können von den Anlaufstellen<br />
medienwirksam verwertet werden. Ein Wandel in der Gesamtdarstellung<br />
des Programms, beispielsweise auf der Homepage, sollte die aktuell positiven Ergebnisse,<br />
Praxisbeispiele, stattdessen weniger die Vorhaben betonen.<br />
27
Dokumentation der 2. Fachtagung zum <strong>EFI</strong>-Programm 2003 in Hofgeismar<br />
9 Thematische Schwerpunkte bei der Unterstützung des<br />
freiwilligen Engagements in 32 Kommunen durch senior-<br />
Trainer/innen: Strategische Orientierungen <strong>für</strong> Anlaufstellen<br />
zur Auswahl und Begleitung der seniorTrainer<br />
Moderation: Dr. Elke Olbermann, ISAB-Institut<br />
Inputs: Dr. Thomas Roebke, Institut <strong>für</strong> soziale und kulturelle Arbeit, Nürnberg:<br />
Themenschwerpunkt „Jugend, Schule, Ausbildung“ im ersten <strong>EFI</strong>-Jahr -<br />
Erfahrungen und Ergebnisse<br />
Beate Dietrich, Sozialministerium des Landes Mecklenburg-Vorpommern:<br />
Themenschwerpunkt „Internet“ in 2003 - Vorgehensweise und<br />
Rahmenbedingungen<br />
Beratungs-<br />
grundlage: Informationen der wissenschaftlichen Begleitung Nr. 13:<br />
Handreichungen <strong>für</strong> die Anlaufstellen und die Bildungsträger zur Gewinnung,<br />
Qualifizierung und zum Einsatz der seniorTrainer sowie zur Öffentlichkeitsarbeit<br />
<strong>für</strong> die Verantwortungsrollen der seniorTrainer<br />
Informationen der wissenschaftlichen Begleitung Nr. 15:<br />
Die Verantwortungsrollen der seniorTrainer: Orientierungen und Ergebnisse<br />
nach dem ersten <strong>EFI</strong>-Jahr.<br />
Im ersten <strong>EFI</strong>-Jahr wurden unterschiedliche Strategien der Auswahl und der Begleitung<br />
der Seniortrainer/innen angewendet. Dabei zeigte sich, dass jährliche thematische<br />
Schwerpunktsetzungen ein vielversprechender Ansatz der Umsetzung des <strong>EFI</strong>-Programms<br />
und der Förderung der Freiwilligenarbeit vor Ort darstellen. Thematische<br />
Schwerpunktsetzung bedeutet, dass die Anlaufstellen innerhalb eines Jahres in ihren<br />
<strong>EFI</strong>-Aktivitäten nicht das ganze Spektrum möglicher Engagementfelder einbeziehen,<br />
sondern diese pro Jahr auf jeweils unterschiedliche ausgewählte Engagementbereiche<br />
ausrichten. Die Fokussierung auf bestimmte Engagementbereiche ermöglicht den Anlaufstellen<br />
u.a. eine gezielte Unterstützung der seniorTrainer/innen hinsichtlich ihres<br />
Einsatzes und eine themenorientierte Öffentlichkeitsarbeit zur Förderung der Akzeptanz<br />
und Anerkennung der neuen Verantwortungsrollen der Älteren.<br />
Thematische Schwerpunktsetzungen in jeder der 32 Kommunen des <strong>EFI</strong>-Programms<br />
können nach unterschiedlichen Kriterien erfolgen (z.B. örtliche Bedarfe im Freiwilligensektor,<br />
Profile, Ressourcen und Entwicklungsperspektiven der Anlaufstellen, bundes-<br />
bzw. landespolitische Schwerpunkte).<br />
Im Hinblick auf zukünftige Schwerpunkte sollten die Anlaufstellen berücksichtigen,<br />
dass die bundesweite Darstellung des <strong>EFI</strong>-Programms in den kommenden Jahren anhand<br />
folgender Schwerpunktthemen erfolgt: Alter und neue Medien (2003), Alt hilft<br />
Jung (2004), Aktiv im Gemeinwesen (2005) und Pflegeergänzende Dienstleistungen<br />
(2006). Dies schließt die Durchführung bundesweiter Tagungen, Wettbewerbe, Fachkurse<br />
etc mit ein.<br />
Ziele der Arbeitsgruppe war es, Klärungen über thematische Schwerpunktsetzungen in<br />
den Anlaufstellen bzw. Ländern in 2003, in 2004 und in 2005 zu initiieren und zu unterstützen.<br />
Die Umsetzung von thematischen Schwerpunktsetzungen wurde an zwei Beispielen<br />
verdeutlicht: Themenschwerpunkt "Jugend, Schule, Ausbildung" in Nürnberg (Herr Roebke<br />
vgl. 9.2) und Themenschwerpunkt "Internet" in Mecklenburg-Vorpommern (Frau<br />
Beate Dietrich vgl. 9.3)<br />
28
Dokumentation der 2. Fachtagung zum <strong>EFI</strong>-Programm 2003 in Hofgeismar<br />
9.1 Protokoll der Arbeitsgruppe 4<br />
Dr. Elke Olbermann, ISAB-Institut<br />
Ausgehend von den Erfahrungen des ersten <strong>EFI</strong>-Jahres wurde in der Arbeitsgruppe 4<br />
die Frage erörtert, wie thematische Schwerpunktsetzungen die Umsetzung des <strong>EFI</strong>-<br />
Programms in der anstehenden 2. Phase, aber auch darüber hinaus, unterstützen<br />
können. Die Diskussion bezog sich vor allem auf folgende Aspekte:<br />
1. Den Nutzen thematischer Schwerpunktsetzungen<br />
2. Die konkrete Vorgehensweise bei thematischen Schwerpunktsetzungen in einer<br />
Kommune<br />
Zu 1: Die Erörterungen in der Arbeitsgruppe machten deutlich, dass die Festlegung<br />
thematischer Schwerpunkte eine Reihe von Vorteilen <strong>für</strong> die Umsetzung des <strong>EFI</strong>-Programms<br />
mit sich bringt. Demnach kann sich die Fokussierung auf bestimmte Engagementbereiche<br />
pro Jahr positiv sowohl auf die Arbeit der Anlaufstellen, als auch auf die<br />
Rollenfindung und Vernetzung der seniorTrainer/innen sowie die Kursdurchführung<br />
auswirken.<br />
- So wurde darauf hingewiesen, dass es angesichts der verfügbaren Personal- und<br />
Zeitkapazitäten der Anlaufstellen <strong>für</strong> das <strong>EFI</strong>-Programm kaum leistbar sei, innerhalb<br />
eines Jahres sieben bzw. bezogen auf drei Jahre 20 seniorTrainer/innen in jeweils unterschiedlichen<br />
Engagementbereichen effektiv zu unterstützen. Die Auswahl jährlicher<br />
thematischer Schwerpunkte ermöglicht es den Mitarbeiter/innen der Anlaufstellen ihre<br />
Arbeit im <strong>EFI</strong>-Programm auf bestimmte Engagementbereiche zu konzentrieren. Dies<br />
gewährleistet eine gezieltere Unterstützung der seniorTrainer/innen. Thematische<br />
Schwerpunktsetzungen sind daher auch als eine Strategie der Qualitätssicherung zu<br />
verstehen. Sie bieten zudem eine bessere Grundlage <strong>für</strong> die lokale Öffentlichkeitsarbeit.<br />
Die Rollen und Tätigkeiten von seniorTrainer/innen können bezogen auf ausgewählte<br />
Engagementbereiche anschaulich dargestellt werden. Mit thematischen<br />
Schwerpunktsetzungen kann somit eine höhere Aufmerksamkeit <strong>für</strong> das <strong>EFI</strong>-Programm<br />
erreicht und die Vermittlung der neuen Verantwortungsrolle „seniorTrainer/in“ in<br />
die Öffentlichkeit erleichtert werden.<br />
- Darüber hinaus wurde festgestellt, dass thematische Schwerpunktsetzungen die Rollenfindungsprozesse<br />
von seniorTrainer/innen fördern können. Sie bieten denjenigen,<br />
die keine konkreten Vorstellungen haben, in welchen Bereichen sie tätig werden wollen,<br />
Orientierungen und Ansatzpunkte <strong>für</strong> ihre Tätigkeit als seniorTrainer/in. Bündelungen<br />
von seniorTrainer/innen-Tätigkeiten innerhalb bestimmter Engagementbereichs<br />
erleichtern zudem die Peergroup-Bildung. Durch thematische Fokussierung wird<br />
die Netzwerkbildung auf kommunaler Ebene, aber auch überregional angeregt. Diesbezüglich<br />
wurde angemerkt, dass die Peergroup-Bildung kein Selbstläufer sei, und<br />
thematische Schwerpunktsetzungen allein keine ausreichende Bedingung <strong>für</strong> die Zusammenarbeit<br />
und Selbstorganisation der seniorTrainer/innen darstellen.<br />
- Thematische Schwerpunktsetzungen wurden auch im Hinblick auf die Kursdurchführung<br />
überwiegend positiv bewertet. Folgende Aspekte wurden dabei hervorgehoben:<br />
Die Komplexität der Kurssituation wird reduziert. Dies schafft Freiräume und ermöglicht<br />
es einzelne Themen intensiver zu behandeln. Thematische Schwerpunkte bilden gemeinsame<br />
Interessens- und Orientierungsgrundlagen der Kursteilnehmer und ermöglichen<br />
es Lerninhalte praxisbezogener zu vermitteln. Durch die Themenzentrierung wird<br />
die lernförderliche Zusammensetzung der Gruppe erhöht.<br />
zu 2: Der zweite Diskussionsschwerpunkt der Arbeitsgruppe bezog sich auf die konkrete<br />
Vorgehensweise bei thematischen Schwerpunktsetzungen. Hierzu wurden eine<br />
29
Dokumentation der 2. Fachtagung zum <strong>EFI</strong>-Programm 2003 in Hofgeismar<br />
Reihe von Fragen geklärt, Anregungen formuliert und Perspektiven <strong>für</strong> die weitere Programmdurchführung<br />
vor Ort aufgezeigt.<br />
Übereinstimmung bestand darüber, dass die Auswahl thematischer Schwerpunkte <strong>für</strong><br />
die Umsetzung des <strong>EFI</strong>-Programms in jeweils einem Jahr von der örtlichen Anlaufstelle,<br />
also den Mitarbeiter/innen der Freiwilligenagenturen, Seniorenbüros und Selbsthilfekontaktstellen<br />
erfolgen sollte. Die Schwerpunktsetzungen sollten in den Koordinierungstreffen<br />
auf Landesebene mit den anderen Anlaufstellen, dem Bildungsträger und<br />
dem/r Ländervertreter beraten werden.<br />
Die Anlaufstellen sollten bei der Festlegung jährlicher Schwerpunkte von der konkreten<br />
Situation in den Kommunen ausgehen, d.h. sie sollten prüfen, welche Bedarfslagen<br />
vordringlich erscheinen bzw. in welchen Engagementbereichen ein besondere Unterstützungs-<br />
und Förderbedarf besteht. Legitim ist auch, dass die Anlaufstellen bei der<br />
Fokussierung bestimmter Engagementbereiche bereits bestehende Schwerpunkte ihrer<br />
Arbeit aufgreifen bzw. diese dazu nutzen ihr Profil weiter zu entwickeln, d.h. bei der<br />
Schwerpunktwahl sollten die jeweiligen Kompetenzen, Ressourcen und Entwicklungsperspektiven<br />
der Anlaufstellen reflektiert und einbezogen werden. Die Anlaufstellen<br />
sollten dabei prüfen, inwieweit sie die jährlichen bundespolitischen – und soweit vorhanden<br />
- landespolitischen Schwerpunktsetzungen aufgreifen können. Diese sind also<br />
nicht als verbindliche Vorgaben <strong>für</strong> die Schwerpunktsetzungen vor Ort zu verstehen.<br />
Sie schaffen jedoch günstige Rahmenbedingungen und bieten zusätzliche Maßnahmen<br />
und Angebote <strong>für</strong> die Entwicklung neuer Verantwortungsrollen in bestimmten Engagementbereichen<br />
(z.B. durch die bundesweite Öffentlichkeitskampagne, Fachtagungen,<br />
Workshops etc.), von denen sowohl die Anlaufstellen als auch die seniorTrainer/innen<br />
in ihrer Arbeit bzw. ihrem Engagement profitieren können.<br />
Um nicht frühzeitig eine große Zahl von Interessierten auszuschließen, wurde angeregt,<br />
die thematischen Schwerpunktsetzungen nicht schon bei der Werbung <strong>für</strong> interessierte<br />
Senioren/innen, sondern erst bei der Auswahl einzubeziehen. Es wurde darauf<br />
hingewiesen, dass mit der Schwerpunktsetzung nicht von vornherein andere Engagementbereiche<br />
ausgeschlossen werden, d.h. sie sind ein einzusätzliches, aber nicht das<br />
einzige Kriterium bei der Auswahl der seniorTrainer/innen <strong>für</strong> die Kurse.<br />
In der Schlussrunde wurde die Strategie thematische Schwerpunkte zu setzen überwiegend<br />
begrüßt und positiv bewertet. Die meisten Anlaufstellen gaben an, <strong>für</strong> die<br />
nächste Programmphase Schwerpunktsetzungen zu planen bzw. bereits ausgewählt<br />
zu haben. Als Schwerpunkte <strong>für</strong> 2003 wurden u.a. die Themen Internet, Vernetzung im<br />
Freiwilligenbereich, Migrationsarbeit genannt.<br />
9.2 Themenschwerpunkt „Jugend, Schule, Ausbildung“ im<br />
ersten <strong>EFI</strong>-Jahr: Erfahrungen und Ergebnisse<br />
Dr. Thomas Roebke, Institut <strong>für</strong> soziale und kulturelle Arbeit,<br />
Nürnberg<br />
In Nürnberg hat man sich, entgegen den meisten anderen Anlaufstellen, da<strong>für</strong> entschieden,<br />
den künftigen SeniorTrainer/innenvon Anfang an eine thematische Schwerpunktbildung<br />
vorzuschlagen. Wir wussten, dass wir hiermit eigentlich vom „reinen<br />
Buchstaben“ der SeniorTrainerInnen-Ausbildung“ abwichen, deren Motto ja war und ist,<br />
dass man je nach den Interessen, Vorstellungen und Ideen, die die SeniorTrainer/innenmitbringen,<br />
sozusagen „tausend Blumen“ blühen lassen sollte. Diese Vorgabe<br />
hat natürlich den Vorteil des Innovativen. Wer die Phantasie nicht einengt, wird vielleicht<br />
auf Ideen stoßen, die durch thematische Konzentration nicht geboren würden.<br />
30
Dokumentation der 2. Fachtagung zum <strong>EFI</strong>-Programm 2003 in Hofgeismar<br />
Andererseits gibt es bei diesem subjektiv offenen Verfahren aber auch Nachteile: Zum<br />
einen kann es dann sein, dass die verfolgten Projektideen der SeniorTrainer/innennicht<br />
zum strategischen „Geschäftslauf“ der Anlaufstellen passen oder gar als<br />
interessante „Phantasiegebilde“ in der Luft hängen und keine örtliche Bodenhaftung<br />
bekommen. Jede Anlaufstelle, die schon langjährig und erfolgreich arbeitet, muss <strong>für</strong><br />
die eigene Arbeit inhaltliche Schwerpunkte und Projektziele setzen. Kommen nun<br />
Ideen der SeniorTrainer/innenauf Sie zu, die völlig jenseits ihrer eigenen Geschäftentwicklung<br />
liegen, ist natürlich ein erheblicher zusätzlicher Zeitaufwand <strong>für</strong> die Betreuung<br />
und Begleitung der SeniorTrainer/innennötig. Man muss sich in die Themen neu einarbeiten,<br />
muss neue Netzwerke knüpfen, Informationen einholen.<br />
Zum anderen schien uns die Betonung der objektiven Bedarfseite auch wichtig. Es gibt<br />
in den Städten und Regionen, in denen die SeniorTrainer/innenwirken sollen, möglicherweise<br />
bestimmte Projekte und Vorhaben, die sie durch ihre Kompetenz zum Erfolg<br />
führen können, wenn die SeniorTrainer/inneneben um ihre Mitarbeit gebeten werden.<br />
So etwas bot sich in Nürnberg an, weil einíge Kindergärten und Schulen, aufgeschreckt<br />
durch die Diskussion um PISA, sich Gedanken machten, wie sie die Situation der individuellen<br />
Lernförderung der Kinder verbessern könnten. So entstand ein reger Kontakt<br />
zum Zentrum Aktiver Bürger. Und so entstand die Idee, im Bereichen der schulischen<br />
und vorschulischen Bildung bei den Nürnberger SeniorTrainer/inneneinen Schwerpunkt<br />
zu setzen.<br />
Von den sieben Nürnberger SeniorTrainer/innenhaben sich fünf <strong>für</strong> das Einsatzfeld<br />
Schule und Kindergärten entschieden, zwei weitere wollten eher im Bereich der Gemeinwesenarbeit<br />
und Nachbarschaftshilfe tätig werden. Der vorgegebene Schwerpunkt<br />
war also nur eine Kategorie bei der Auswahl der SeniorTrainerInnen. Selbstverständlich<br />
war das vorrangige Auswahlkriterium nicht die inhaltliche Schwerpunktsetzung,<br />
aber es war neben den mitgebrachten Kompetenzen und menschlichen Eigenschaften<br />
auch ein Kriterium.<br />
Zusammenfassend versprachen wir uns dadurch folgende Vorteile:<br />
• Gemeinsame Schwerpunktbildung erleichtert die Zusammenarbeit zwischen den<br />
SeniorTrainer/innenvor Ort; Stichwort Peergroupbildung.<br />
• Schwerpunktsetzung verbessert das Zusammenspiel von Anlaufstellen und SeniorTrainerInnen.<br />
SeniorTrainer/innenkönnen intensiv <strong>für</strong> die weitere Qualitäts- und<br />
Tätigkeitsfeldentwicklung der Anlaufstellen eingesetzt werden.<br />
• In einer Zeit, in der bürgerschaftliches Engagement nicht nur das zusätzliche „Sahnehäubchen“<br />
ist, sondern zunehmend ein ernsthafter Faktor in der sozialen Infrastruktur<br />
einer Region oder einer Stadt, muss auch stärker auf den objektiven Bedarf<br />
geachtet werden; Topf und Deckel müssen zusammenpassen, es muss nicht nur<br />
das subjektive Projekt stimmen, sondern auch die objektive Einsatzstelle entsprechende<br />
Möglichkeiten der Entfaltung und Sinnhaftigkeit in einer gewachsenen „Soziallandschaft“<br />
offerieren.<br />
• Durch die intensivere Begleitung der Anlaufstellen können SeniorTrainer/innenals<br />
Mentoren in die Anlaufstellen dauerhaft mit einbezogen werden. Sie erhalten dadurch<br />
<strong>für</strong> ihre Arbeit ein dauerhaftes institutionelles Rückgrat. Gerade der Begleitungsaufwand<br />
der SeniorTrainer/innenwar ja auch immer wieder ein Problem der<br />
Anlaufstellen. Durch die gemeinsame Schwerpunktsetzung gelingt es Synergien zu<br />
erzeugen.<br />
Im eigentlichen Kurs wurde das Thema Kindergarten und Schule zum Teil in Rollenspielen<br />
aufgenommen, aber ansonsten nicht weiter thematisiert und auch nicht über<br />
Gebühr hervorgehoben. In diesem Kurs kamen ja auch mit den weiteren SeniorTrainer/innenaus<br />
Würzburg und Augsburg neue Ideenpools hinzu. Wo die Schwerpunkt-<br />
31
Dokumentation der 2. Fachtagung zum <strong>EFI</strong>-Programm 2003 in Hofgeismar<br />
setzung allerdings eine Rolle spielte, das war die Nürnberger Praxisphase. Durch die<br />
schon bestehenden guten Kontakte zu Schulen und Kindergärten, konnten die Senior-<br />
Trainer/innenschnell interessante Kontakte in ihrem vermeintlichen neuen Einsatzfeld<br />
knüpfen.<br />
Die Praxisprojekte, die die Nürnberger SeniorTrainer/innenvorschlugen, waren <strong>für</strong> uns<br />
höchst spannend. Rainer Gutsche entwickelte zusammen mit 18 Nürnberger Schriftstellern<br />
ein Programm mit Namen BEKUS (Berührungen zwischen Kunst und Schule),<br />
das sehr erfolgreich verlief und im kommenden Schuljahr fortgesetzt wird. Klaus Peter<br />
Nachtweh organisierte eine Gruppe von mittlerweile acht weiteren Ehrenamtlichen <strong>für</strong><br />
eine kontinuierliche Hausaufgabenbetreuung und Leseförderung in einer Grundschule.<br />
Zudem wurden an dieser Schule von ihm zwei Partnerschaftstage mit Nürnberger Firmen<br />
initiiert, die die Schulhofgestaltung zum Ziel hatten. Zwei weitere SeniorTrainer/innenschufen<br />
ein Bewerbungstrainings-Angebot <strong>für</strong> Schulabgänger. Weniger erfolgreich<br />
verlief der Einsatz von Heinz-Günter Hey. Obwohl sein früherer Beruf als<br />
Sportlehrer ihm zu ehemaligen Kollegen gute Kontakte eröffnete, gab es immer wieder<br />
Probleme mit seinem Bewegungsangeboten an Schulen. Aufsichtspflicht- und Versicherungsfragen<br />
konnten nie ganz zufriedenstellend geklärt werden, und dies ließ die<br />
Ehrenamtlichen in einer Ungewissheit, die dann schließlich zur Aufgabe des Vorhabens<br />
führte. Herr Hey berät nun ein Nürnberger Seniorentheater bei der Öffentlichkeitsarbeit,<br />
was ihm mehr Spaß macht.<br />
Das Fazit der vorgenommenen Schwerpunktsetzung fällt also nicht eindeutig positiv<br />
auf. Man kann folgende kritische Punkte einwenden:<br />
• Schwerpunktsetzungen alleine können die Peergroupbildung unterstützen, sie stellen<br />
sie aber nicht automatisch her. Es war auffällig, dass sich alle SeniorTrainer/innenan<br />
verschiedenen Schulen engagierten, die meist in ihrer eigenen Nachbarschaft<br />
lagen. Hätten sie sich von vorneherein als Team zusammengetan, so<br />
hätten sie sich besser gegenseitig vertreten können. Dadurch kam es zu „Verantwortungsüberforderungen“,<br />
die dann zum Teil im persönlichen Rückzug der SeniorTrainer/innenmündete.<br />
Wir werden also beim kommenden Kurs die Gruppenbildung<br />
von vorneherein noch wichtiger nehmen. Das gemeinsame Thema allein<br />
schweißt nicht zusammen. Durch die unterschiedlichen Einsatzorte kam unter den<br />
SeniorTrainer/innenauch manchmal eine eigenartige Konkurrenz auf, nach dem<br />
Motto: „Wie erfolgreich bist du an Deiner Schule?“<br />
• Gerade Schulen als Einsatzfelder <strong>für</strong> bürgerschaftliches Engagement zu wählen, ist<br />
nicht ganz unkompliziert. Es gibt starre Vorschriften und Regeln, klare hauptamtliche<br />
Strukturen, schwierige Haftungs- und Aufsichtspflichtfragen, die oft nicht die<br />
Permissivität und Offenheit haben, die erfolgreiches bürgerschaftliches Engagement<br />
braucht. Viel Kraft wurde benötigt, um die Schulstrukturen ein wenig zu öffnen,<br />
also überhaupt erst einmal den Einsatzort zu erkämpfen. Dennoch ist es wichtig,<br />
auch in diese professionellen „Kernbereiche“ und Pflichtaufgaben vorzudringen.<br />
Es geht um eine neue Verantwortungskultur des Ehrenamtes.<br />
• Durch die starke Festlegung auf ein Thema, fiel es manchen schwer zu sagen,<br />
dass Sie sich doch gerne <strong>für</strong> ein anderes Betätigungsfeld entscheiden wollten. Wir<br />
lernen daraus, die thematische Festlegung bei der nächsten seniorTrainerInnen-<br />
Gruppe offener und lockerer zu gestalten ohne sie ganz aufzugeben.<br />
Alles in allem bleiben wir aber bei der Meinung, dass eine gewisse thematische Bündelung<br />
die Kooperation zwischen den SeniorTrainer/innenstärken kann und vor allem<br />
auch sinnvolle Betätigungsfelder sichern hilft. Insofern werden wir mit gewissen Modifikationen<br />
an der Schwerpunktbildung festhalten.<br />
32
Dokumentation der 2. Fachtagung zum <strong>EFI</strong>-Programm 2003 in Hofgeismar<br />
9.3 Themenschwerpunkt „Internet“ in 2003: Vorgehensweise<br />
und Rahmenbedingungen<br />
Beate Dietrich, Sozialministerium des Landes Mecklenburg-<br />
Vorpommern<br />
33
Dokumentation der 2. Fachtagung zum <strong>EFI</strong>-Programm 2003 in Hofgeismar<br />
10 Gestaltung der lokalen Öffentlichkeitsarbeit in 32 Kommunen<br />
zur Bekanntmachung der von seniorTrainer/innen<br />
ausgeübten Verantwortungsrollen<br />
Moderation: Martin Link, Paritätisches Bildungswerk, Stuttgart<br />
Inputs: Eduard Kuntz, seniorTrainer, Arnsberg: Öffentlichkeitsarbeit von senior-<br />
Trainer/innen am Beispiel der Stadt Arnsberg<br />
Beratungs-<br />
grundlage: Informationen der wissenschaftlichen Begleitung Nr. 13:<br />
Handreichungen <strong>für</strong> die Anlaufstellen und die Bildungsträger zur Gewinnung,<br />
Qualifizierung und zum Einsatz der seniorTrainer sowie zur Öffentlichkeitsarbeit<br />
<strong>für</strong> die Verantwortungsrollen der seniorTrainer<br />
Die AG 5 beschäftigte sich mit den folgenden Leitfragen:<br />
- Wie finden seniorTrainer/innen Zugang zu<br />
- Netzwerken<br />
- <strong>Initiativen</strong><br />
- Verbänden<br />
- Vereinen<br />
- anderen gemeinnützigen Strukturen<br />
- Wie wirken seniorTrainer/innen in ihrer eigenen Generation<br />
- Wo und wie wird das Konzept politisch diskutiert<br />
10.1 Protokoll der Arbeitsgruppe 5<br />
Stefan Bischoff, ISAB-Institut<br />
Die Öffentlichkeitsarbeit zum <strong>Modellprogramm</strong> und zur Bekanntmachung der senior-<br />
Trainer/in-Rollen und ihrer Tätigkeiten erfolgt auf 3 Ebenen, <strong>für</strong> die jeweils unterschiedliche<br />
Akteure des Programms zuständig sind:<br />
- Bundesebene: BMFSFJ + Programmsteuerung<br />
- Länderebene: zuständige Referenten der Bundesländer in Abstimmung<br />
mit Bund<br />
- Kommunale Ebene: Anlaufstellen ggf. mit Unterstützung der Bildungsträger<br />
Während in der ersten Phase der örtlichen Öffentlichkeitsarbeit die Gewinnung von<br />
Interessenten <strong>für</strong> die seniorTrainer/in-Fortbildung im Zentrum stand, wird in der nächsten<br />
Phase der Öffentlichkeitsarbeit die örtliche Bekanntmachung der neuen Verantwortungsrollen<br />
und der von seniorTrainer/innen wahrgenommenen bzw. geplanten<br />
Tätigkeiten im Vordergrund stehen.<br />
Die bundes- und landespolitische Öffentlichkeitsarbeit hat hierbei eine wichtige unterstützende<br />
und flankierende Rolle. Eine zielorientierte, den örtlichen Voraussetzungen<br />
entsprechende Öffentlichkeitsarbeit ersetzt sie jedoch nicht. Diese sollten auch die<br />
thematischen Schwerpunkten <strong>für</strong> 2003, 2004, 2005 mit berücksichtigen.<br />
34
Dokumentation der 2. Fachtagung zum <strong>EFI</strong>-Programm 2003 in Hofgeismar<br />
Um der jeweils spezifischen lokalen Situation Rechnung zu tragen, wird es nach Einschätzung<br />
der Anlaufstellen darauf ankommen, in den 35 Kommunen/Regionen unterschiedliche,<br />
adressatenspezifische Anspracheformen und Öffentlichkeitsinstrumente zu<br />
entwickeln.<br />
Ein Erfolgsindikator <strong>für</strong> die Öffentlichkeitsarbeit der Anlaufstellen ist es, dass die Diskussion<br />
über die Verantwortungsrollen der Älteren Eingang in Presseartikel der lokalen<br />
Presse finden und dass die Diskussion über die Leistungen der Älteren in Gremien und<br />
Organisationen angestoßen und geführt werden. Wie dies erfolgreich umgesetzt werden<br />
kann, zeigte beispielhaft Herr Kuntz, seniorTrainer aus Arnsberg in seinem Impulsreferat<br />
auf (vgl. Zi. 10.2).<br />
Besonders hilfreich ist es, wenn die Profile der seniorTrainer/innen und ihre Leistungen<br />
auch auf der Internetseite jeder Anlaufstelle oder landesweit auf einer Homepage präsentiert<br />
werden. Auf der <strong>EFI</strong>-Homepage wird auf diese Seiten verlinkend hingewiesen,<br />
um den bundesweiten Diskussionsprozess zu fördern.<br />
Nicht zuletzt, und auch das wurde am Beispiel der Stadt Arnsberg deutlich, spielt <strong>für</strong><br />
eine erfolgreiche örtliche Öffentlichkeitsarbeit auch eine erkennbare und transparente<br />
Gesamtstrategie eine wichtige Rolle.<br />
10.2 Öffentlichkeitsarbeit von seniorTrainer/innen am Beispiel<br />
der Stadt Arnsberg<br />
Eduard Kuntz, seniorTrainer, Stadt Arnsberg<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
ist ein Begriff <strong>für</strong> eine der vielseitigsten Aufgaben und Arbeiten im Bereich Marketing.<br />
Die Verwaltung,<br />
besonders die Seniorenkoordination, jetzt „Agentur“ <strong>für</strong> seniorTrainerin unter der Leitung<br />
von Frau Marita Gerwin, hat frühzeitig die Notwendigkeit zur Mitarbeit in diesem<br />
Projekt erkannt.<br />
Pilotprojekt <strong>EFI</strong><br />
Nach anfänglichen Verständnisproblemen haben sich so viele Interessenten gemeldet,<br />
dass eine Auswahl erfolgen mußte.<br />
Potentielle seniorTrainerin<br />
Bei den Teilnehmern waren Wolfgang Rochna und Eduard Kuntz aus Berufsgründen<br />
mit der Öffentlichkeitsarbeit vertraut und die meisten anderen aus Arnsberg kommenden<br />
Teilnehmer daran interessiert.<br />
Aktive Öffentlichkeitsarbeit<br />
Damit begann die eigentliche seniorTrainerin Arbeit im Bereich Öffentlichkeit mit folgenden<br />
Aktionen:<br />
• Alle Bereiche in der Verwaltung wurden durch die Seniorenkoordination (Agentur)<br />
informiert.<br />
• Bei öffentlichen Vorträgen wird der seniorTrainerin bekannt gemacht und erläutert.<br />
35
Dokumentation der 2. Fachtagung zum <strong>EFI</strong>-Programm 2003 in Hofgeismar<br />
• Bei privaten Gesprächen und auf Festen wird der seniorTrainerin bekannt gemacht<br />
und erläutert.<br />
• Es wird im Kreise der Vereine über die seniorTrainerin gesprochen.<br />
• Es werden mehrere Presseartikel in den unterschiedlichsten Medien veröffentlicht.<br />
• In der hauseigenen Seniorenzeitschrift „SICHT“ wurde mehrfach berichtet.<br />
• Es werden Interviews mit Radio Sauerland gemacht.<br />
• Bei Erhalt der „SENEKA“ durch den Bürgermeister H.-J. Vogel ist die gesamte<br />
örtliche Presse zugegen gewesen, mit umfangreicher Berichterstattung.<br />
• Auch Radio Sauerland machte dabei diverse Interviews.<br />
• Die seniorTrainerin eröffneten mit dem 18.03.03 eine Informations-Veranstaltung,<br />
die gut besucht wurde und bei der sich neue Anwärter <strong>für</strong> den zweiten <strong>EFI</strong>-Kurs<br />
meldeten.<br />
• Es wurden viele Projekte, im besonderen im Bereich Öffentlichkeit bei Schulen-<br />
Sport-Publikationen begonnen und zum Teil schon beendet!<br />
• Die Westfalenpost eröffnete mit einer X-Seite pro Monat den seniorTrainerin eine<br />
neue Plattform <strong>für</strong> Senioren.<br />
Folie 1<br />
Bundesmodellprojekt <strong>EFI</strong><br />
Was verbirgt sich hinter dem Modellprojekt „<strong>EFI</strong>“?<br />
<strong>EFI</strong> bedeutet: <strong>Erfahrungswissen</strong> <strong>für</strong> <strong>Initiativen</strong><br />
ist ein bundesweites Projekt des Bundesministeriums an dem<br />
neun Bundesländer beteiligt sind, unter anderen NRW<br />
ist auf fünf Jahre angelegt, <strong>für</strong> den Zeitraum: 2002 bis 2006<br />
ermöglicht jährlich sieben älteren Menschen eine wissenschaftlich begleitete<br />
Weiterbildung<br />
Entstehen der / dem seniorTrainerin Kosten <strong>für</strong> die Weiterbildung?<br />
NEIN! Das Projekt wird je zur Hälfte vom Bund und Land NRW finanziert<br />
Welche Städte in NRW sind daran beteiligt?<br />
Im Land NRW sind es sechs Anlaufstellen in unterschiedlicher Trägerschaft:<br />
Arnsberg, Aachen, Düsseldorf, Köln, Herford und Minden.<br />
Die kommunale Anlaufstelle in Arnsberg ist die einzige im Regierungsbezirk.<br />
Was ist die „SENEKA“? Wer bekommt Sie?<br />
SENEKA bedeutet: Senioren-Ehrenamts-Karte<br />
Sie beinhaltet den umfassenden Versicherungsschutz während des Einsatzes<br />
als seniorTrainerin<br />
Sie legitimiert die Teilnehmer / Teilnehmerinnen als seniorTrainerin<br />
Sie wird nur nach Abschluss der Ausbildung überreicht<br />
© Eduard Kuntz, Arnsberg, 2003<br />
36
Dokumentation der 2. Fachtagung zum <strong>EFI</strong>-Programm 2003 in Hofgeismar<br />
Warum ich seniorTrainerin werden will?<br />
Folie 2<br />
Was sind seniorTrainer/innen?<br />
• Wir wollen das persönliche <strong>Erfahrungswissen</strong>, das nicht unbedingt berufsbedingt geprägt<br />
sein muss, ehrenamtlich weitergeben.<br />
• Wir haben Freude an der neuen Verantwortungs-Rolle.<br />
• Wir möchten diese Aufgaben in der Gruppe mit anderen wahrnehmen.<br />
Wer kann seniorTrainerin werden?<br />
Männer und Frauen, die bereits im Ruhestand sind, demnächst aus dem Berufsleben ausscheiden,<br />
die aktive Familienphase beendet haben und/oder bereits ehrenamtlich tätig sind<br />
Wie werde ich seniorTrainerin?<br />
Sprechen Sie uns an! Oder tragen Sie sich in die ausgelegten Listen ein. Nehmen Sie Kontakt<br />
zu unserer Anlaufstelle aus, Sie können sicher sein: Sie werden zu einem persönlichen<br />
Gespräch eingeladen.<br />
Wie bringe ich mich als seniorTrainerin ein?<br />
Mitwirken, wo immer es im Gemeinwesen notwendig ist, und zwar dort, wo Sie Ihre Interessen<br />
und Erfahrungen einbringen möchten.<br />
Was tun seniorTrainerin jetzt?<br />
Zum Start des Projektes sind unsere Ziele:<br />
• uns den Bürgern bekannt zu machen<br />
• über unsere Kompetenzen, Erfahrungen und neuen Aufgaben zu informieren<br />
• Kooperationspartner und „Mitstreiter“ zu finden<br />
• uns als Gruppe zu finden, die sich selbst organisiert und stützt<br />
Warum nennen sich die seniorTrainerin: „W.I.R.“?<br />
Weil wir mit diesem Namen verbinden:<br />
W. - wie Wissen<br />
I. - wie Initiative<br />
R. - wie Rat<br />
<strong>für</strong> uns selbst und unser bürgerschaftliches Engagement<br />
Wer sind die seniorTrainerinnen in Arnsberg?<br />
Unser Team, besteht momentan aus vier Frauen und vier Männern. Mit viel Freude und Engagement<br />
stellen wir ehrenamtlich unser <strong>Erfahrungswissen</strong> in den Dienst unserer Mitmenschen.<br />
Wo und wann treffen sich die seniorTrainerin in Arnsberg?<br />
Jeden ersten Freitag im Monat von 10:00 Uhr bis 12:00 Uhr, im Wendepunkt –<br />
Erdgeschoss-, Lange Wende 16 a, 59757 Arnsberg, Stadtteil Neheim, Parkplatz unterhalb<br />
des St. Johannes Hospitals.<br />
Wo finden Sie die Arnsberger Anlaufstelle seniorTrainerin ? Wer ist Ihr Ansprechpartner???<br />
Stadt Arnsberg, F.D. 1.5. Marita Gerwin, Lange Wende 16a, 59755 Arnsberg, Tel.: 02932-<br />
529053 FAX: 02932-529054, E-Mail-Adresse: m.gerwin.efi@arnsberg.de<br />
© Eduard Kuntz, Arnsberg, 2003<br />
37
Dokumentation der 2. Fachtagung zum <strong>EFI</strong>-Programm 2003 in Hofgeismar<br />
Fazit<br />
Die Handlungsfähigkeit im TEAM und entstehende Kooperationsformen jenseits des<br />
Einzelkämpfertums sind auch wichtige Voraussetzungen <strong>für</strong> eine gelungene Öffentlichkeitsarbeit.<br />
Eine lebendige Öffentlichkeitsarbeit bringt Resonanz und Imagezuwachs<br />
auf allen Ebenen. Es lohnt sich, soviel Engagement zu investieren zum Vorteil der älteren<br />
Menschen, zu denen wir bereits zählen und unsere Kinder bald auch. Durch diesen<br />
bereits erreichten Bekanntheitsgrad werden wir von vielen Menschen in Not und denen,<br />
die diesen helfen wollen angesprochen.<br />
seniorTrainerin: Kleine Kooperationen und Netzwerke<br />
Die Zusammenarbeit der seniorTrainerin in Arnsberg zeigt, dass die Arbeit in den<br />
einzelnen Projekten eine höhere Effektivität und Effizienz erreicht.<br />
Medien<br />
Durch kontinuierliche Medienarbeit und Berichterstattung entsteht eine Zusammenarbeit.<br />
Seniorensprecher der Vereine usw.<br />
Die schwerste Aufgabe ist das WIR-Gefühl der Senioren aller Gruppierungen hervorzurufen!<br />
Es wird eine Langzeitaufgabe sein und treibt z.Zt. erst kleine Triebe in Form<br />
von Einladungen des Seniorenbeirates zu deren internen Veranstaltungen.<br />
Leiterinnen der Altenstuben<br />
Regelmäßige Treffen mit den Kleinen Räten (6 Stück) von Arnsberg ergeben einen<br />
guten Informationsfluss. Auch neue Aktivitäten.<br />
Mitarbeiter der Fachabteilungen der Stadtverwaltung<br />
Die Agentur in Arnsberg hat als Türöffner viele Wege zu den Abteilungen und zuständigen<br />
Personen geebnet, was erheblich dazu beiträgt Schwellen abzubauen und Senioren<br />
einzubeziehen.<br />
Sport-Verantwortliche<br />
Die Zusammenarbeit mit dem Kreis-Jugendsportwart und dem Büro <strong>für</strong> Kinder und<br />
Jugend der Stadt, sowie Beteiligung an der Gewaltprävention, zeigen Wirkung bezüglich<br />
der Anerkennung der Senioren-Arbeit.<br />
Netzwerke<br />
In Arnsberg besteht das „Seniorennetzwerk“ bereits seit 1990 und funktioniert mit<br />
steigendem Erfolg. Der Grund da<strong>für</strong> liegt eindeutig in den aktiven Menschen, die daran<br />
beteiligt sind. Sei es bei der Seniorenkoordination oder bei den Initiatoren der Projekte,<br />
wie Öffentlichkeitsarbeit, Musikgruppe, SOL, u.a.m.<br />
Daneben gibt es das Netzwerk „KONSENS“, das Schulen, Institute, Institutionen,<br />
Sport, Unternehmen uvm. miteinander verknüpft.<br />
Alle diese erfolgreichen Aktivitäten sind ein Beleg da<strong>für</strong>, dass man erkannt hat, dass<br />
Kooperationen erfolgreich sind und Einzelkämpfertum vergeudete Kraft bedeutet.<br />
38
Dokumentation der 2. Fachtagung zum <strong>EFI</strong>-Programm 2003 in Hofgeismar<br />
11 Qualifizierung der seniorTrainer/innen zur Wahrnehmung<br />
neuer Verantwortungsrollen im 2. Kurs: Das fortgeschriebene<br />
Rahmencurriculum und die Aufgaben von Bildungsträgern<br />
und Anlaufstellen (AG 6)<br />
Moderation: Prof. Dr. Joachim Burmeister, FH Neubrandenburg<br />
Inputs: Anne Heller, FH Neubrandenburg, Mitarbeiterin Curriculumentwicklung<br />
Hans Lucas, Leitstelle "Älter werden" des Kreises Offenbach: Selbststeuerung<br />
am Beispiel des Projektes "Profund e.V." (11.2)<br />
Marita Gerwin, Wendepunkt Arnsberg: Selbststeuerung am Beispiel der<br />
sT-Gruppe aus Arnsberg (11.3)<br />
Beratungsgrundlage:<br />
Info der wissenschaftlichen Begleitung Nr. 14:<br />
Fortschreibung des Rahmencurriculums <strong>für</strong> die Qualifizierung der serniorTrainer/innen<br />
im zweiten Kurs (9/03 - 2/04)<br />
1. Im ersten Jahr des <strong>EFI</strong> – <strong>Modellprogramm</strong>s wurde zur Fortbildung von senior-<br />
Trainern ein Rahmencurriculum vorgelegt, das umfangreiche Empfehlungen zu Zielen,<br />
Inhalten und Methoden enthält und von den beteiligten Akteuren in der Bildungsarbeit<br />
mit angehenden seniorTrainern ausgiebig genutzt worden ist. Bildungsträger / Kursleiter<br />
und -teilnehmer, Mitarbeiter von Anlaufstellen (Agenturen), Beobachter und wissenschaftliche<br />
Begleiter haben die im Ausgangscurriculum begründeten und formulierten<br />
Interessen-, Projekt- und Anwendungsbezüge nach lokalen oder situationsbezogenen<br />
Gesichtspunkten in konkrete Kursmodule und Praxisphasen umgesetzt.<br />
Nach Ende des ersten Kursjahres stellt sich die Frage, ob die ersten <strong>EFI</strong> - Fortbildungsteilnehmer<br />
„das Richtige“ gelernt haben und „richtig“ qualifiziert worden sind. Die<br />
Befragungen der an den Kursen Beteiligten, hier insbesondere der Bildungsträger,<br />
Kursleiter und seniorTrainer sowie die Analyse und Vergleiche von Kursprogrammen<br />
und -verläufen durch das Curriculumteam, ermöglichen eine kritische Zwischenbilanz,<br />
an die das nun vorliegende <strong>EFI</strong> – Rahmencurriculum 2003 anschliesst. Es werden darin<br />
erweiterte Empfehlungen zu folgenden Kernpunkten gegeben, die in der AG aufgenommen<br />
und gemeinsam mit Vorstellungen der Tagungsteilnehmer u.a. diskutiert<br />
werden sollten: (Soziale) Erfahrungen, <strong>Erfahrungswissen</strong> und Identität, Verwendungszusammenhänge,<br />
Praxisphasen als Lernphasen, Zusammenarbeit von Kursleitern und<br />
Agenturmitarbeitern, Rollenangebot von seniorTrainern.<br />
2. In einer besonderen Akzentuierung wird in der AG die Frage, welche Aufgaben<br />
und Perspektiven der Zusammenarbeit Bildungsträger und Anlaufstellen haben (sollen),<br />
aufgenommen. Es wird insbesondere darum gehen, die Lerngruppen der senior-<br />
Trainer bei „Selbstlern- und Selbstorganisierungsprozessen“ zu unterstützen, die sich<br />
sowohl auf ihre Zusammenarbeit untereinander als auch auf Erschließung und Erprobung<br />
von seniorTrainer – Rollen bezieht.<br />
Hierzu werden im Form von Impulsreferaten zwei Handlungsstrategien vorgestellt: das<br />
Beispiel „Profund e.V.“ (Herr Lucas) und ein Bericht der seniorTrainer – Gruppe in der<br />
Stadt Arnsberg (Frau Gerwin).<br />
39
Dokumentation der 2. Fachtagung zum <strong>EFI</strong>-Programm 2003 in Hofgeismar<br />
11.1 Protokoll der Arbeitsgruppe 6<br />
Anne Heller, FH Neubrandenburg<br />
Gegenstand der AG war es, ausgehend von einer kritischen Zwischenbilanz des ersten<br />
<strong>EFI</strong> - Kursjahres, das fortgeschriebene <strong>EFI</strong> - Rahmencurriculum 2003 zu diskutieren.<br />
Zentral waren verschiedene Schwerpunkte, zu denen es einen regen Austausch unter<br />
den TeilnehmerInnen gab.<br />
Ein Kernpunkt war die Gestaltung der Praxisphasen als Lernphasen sowie ihre Verbindung<br />
mit den Theoriemodulen. In diesem Zusammenhang wurde insbesondere das<br />
neue bzw. erweiterte Aufgabenspektrum der MitarbeiterInnen der Agenturen thematisiert.<br />
KursleiterInnen, AgenturmitarbeiterInnen und seniorTrainer/innen stellten fest, dass die<br />
Empfehlungen im fortgeschriebenen RC darauf zielten, die Praxisphase zum „notwendigen<br />
Bestandteil“ der Fortbildung werden zu lassen, was nicht zuletzt durch eine genauere<br />
„Definition und Struktur“ der Praxisphasen unterstützt würde. Dahingehend<br />
bekämen Praxisphasen und theoretische Module eine „Logik zueinander“, welche<br />
wiederum grundlegend <strong>für</strong> die Zusammenarbeit von Agenturen und Bildungsträgern<br />
sei. Betont wurde zum einen, dass die gemeinsame Arbeit in den einzelnen Phasen<br />
der Fortbildung mehr Kenntnis voneinander ermögliche, diese zum anderen auch notwendig<br />
einfordere. Vor diesem Hintergrund sollten die Zusammenarbeit sowie die<br />
Kontakte zwischen Bildungsträgern und Agenturen auch weiterhin entwickelt und ausgebaut<br />
werden.<br />
MitarbeiterInnen von Agenturen beschrieben ihr im RC 03 empfohlenes Aufgabenspektrum<br />
<strong>für</strong> die Praxisphasen als „strukturiert und klar“. Es gab jedoch auch die Be<strong>für</strong>chtung<br />
eines Mehraufwands, welcher die Kapazitäten der Agenturen überfordern<br />
würde. Insbesondere die Vorbereitung von Praktika und Hospitationen <strong>für</strong> die sT erfordere<br />
umfangreiche Organisation, die arbeitsökonomisch bewältigt werden müsse.<br />
Angeregt wurde u.a. vom ISAB, die bereits „fertigen“ sT in diesen Prozess mit einzubeziehen<br />
und deren Kompetenzen zu nutzen. Sie könnten Kontakte herstellen bzw. vermitteln<br />
und auf diesem Weg die Agenturen entlasten. Ein Bildungsträger aus Nordrhein-Westfalen,<br />
dessen erstes Modul bereits abgeschlossen war, unterstützte diesen<br />
Vorschlag anhand erster neuer Erfahrungen. So gab es zwischen „alten und neuen“ sT<br />
bereits vor der Fortbildung vielfältige Kontakte, die sich besonders <strong>für</strong> die Organisation<br />
der Praxisphasen bewährt haben. Die „fertigen“ sT haben sich auch ohne Anregung<br />
oder Nachfrage von außen sehr engagiert, ihre Erfahrungen eingebracht und so Agenturen<br />
und auch Bildungsträger entlasten können.<br />
Einen weiteren Schwerpunkt in der Diskussion bildeten die Anregungen im fortgeschriebenen<br />
RC zur Rollenfindung der sT. Die Empfehlungen, insbesondere in Form<br />
der Rollenspiele, welche zur Schärfung individueller Rollenprofile beitragen sollen,<br />
wurden als gute „Erprobungsmöglichkeit“ eingeschätzt. Der vorgesehene Proberaum<br />
wäre realistischer in Bezug auf die zukünftige sT Tätigkeit und würde einen gewissen<br />
„Druck“ aus der Fortbildung nehmen. Angeregt wurde, die vorgeschlagenen Rollenspiele<br />
noch einmal dahingehend zu überprüfen, ob sie nicht von vornherein zu sehr auf<br />
bestimmte Rollen fixiert wären, was den Suchprozess der TeilnehmerInnen einengen<br />
würde. Es sollte entsprechend der vielfältigen individuellen Fähigkeiten die Chance<br />
eingeräumt werden, als sT verschiedene Rollen anzubieten und diese in der Fortbildung<br />
auch auszuprobieren. In diesem Kontext wurde der Begriff des „Rollensegments“<br />
eingebracht, der auch begrifflich mehr Offenheit zuließe. Außerdem wurde angeregt,<br />
eine Rolle „offen zu lassen“ <strong>für</strong> Ideen und Pläne von TN, die neu sind und aktuell noch<br />
nicht erfasst oder beschrieben wurden.<br />
40
Dokumentation der 2. Fachtagung zum <strong>EFI</strong>-Programm 2003 in Hofgeismar<br />
Die Bearbeitung des Themas Bürgerschaftliches Engagement in der Fortbildung ist<br />
positiv aufgenommen worden. Vorgeschlagen wurde, den Akzent noch stärker in Richtung<br />
konkreter kommunaler, politischer und finanzieller Bedingungen vor Ort zu setzen<br />
und so die Thematik möglichst realitätsnah zu bearbeiten. Auf diese Weise könnten<br />
zukünftige sT insbesondere auf mögliche Schwierigkeiten und Probleme, die sie in<br />
ihrem zukünftigen Tätigkeitsfeld erwarten, vorbereitet oder zumindest sensibilisiert werden.<br />
11.2 Beschreibung einer selbstgesteuerten Gruppe am Beispiel<br />
„Profund e.V“<br />
Hans Lucas, Leitstelle "Älter werden" des Kreises Offenbach<br />
Kurzbeschreibung „Profund e.V.“<br />
Ziel von Profund ist einerseits engagierten Fach- und Führungskräften aus verschiedenen<br />
Bereichen der Wirtschaft im Anschluss an die berufliche Arbeit ein sinnvolles Betätigungsfeld<br />
zu bieten und andererseits die umfangreichen Kenntnisse dieser Experten/innen<br />
<strong>für</strong> soziale Organisationen nutzbar zu machen. Profund bietet diesen Organisationen<br />
ein Beratungsangebot <strong>für</strong> die Bereiche:<br />
• Marketing<br />
• Fundraising<br />
• Öffentlichkeitsarbeit<br />
• Finanzierung<br />
• Datenverarbeitung<br />
• Versicherungen <strong>für</strong> Vereine<br />
• Betriebswirtschaft<br />
• Organisation<br />
• Personalwesen<br />
Profund leistet eine Projektbezogene Beratung, die vertraglich festgelegt und <strong>für</strong> einen<br />
klar abgegrenzten Zeitraum gewährt wird.<br />
Entwicklung des Projektes<br />
Die Idee zu „Profund“ wurde von einem Kreis hauptamtlich tätiger Personen entwickelt.<br />
Daran beteiligt waren zwei Seniorenbüros, Geschäftsführerin des Paritätischen Wohlfahrtsverbands,<br />
eine Sozialwissenschaftlerin, ein Experte <strong>für</strong> Öffentlichkeitsarbeit und<br />
ein Fachberater <strong>für</strong> Altenarbeit des Landkreises. Der Kern dieser Gruppe hatte bereits<br />
eine Reihe anderer Projekte gemeinsam durchgeführt. Für die erste Phase war kennzeichnend,<br />
dass die Gruppe der Initiatoren/innen sich sehr viel Zeit nahm aus der Idee<br />
ein tragfähiges Konzept zu entwickeln. Dieses Konzept wurde dann einem ausgewählten<br />
Kreis von potentiellen Interessenten/innen vorgestellt, aus denen sich ein Teil<br />
der Anfangsgruppe herauskristallisierte. Zunächst wurde ein Arbeitskreis aus Interessierten<br />
gebildet. Bereits in diesem Arbeitskreis machten die Initiatoren/innen deutlich,<br />
dass die Gruppe eigenständig bestimmen soll, was sie tun will und in welcher Organisationsform.<br />
Die Gruppe hat dies von Anfang an sehr positiv aufgenommen und in der<br />
Folgezeit verschiedene Instrumente der Selbststeuerung entwickelt, die kurz dargestellt<br />
werden sollen.<br />
Organisationsform „Verein“ als strukturelle Basis<br />
Der gebildete Arbeitskreis hat sich ganz bewusst und nach langer Diskussion <strong>für</strong> die<br />
Organisationsform des Vereins entschieden. Hauptgrund war der Anspruch der Gruppe<br />
41
Dokumentation der 2. Fachtagung zum <strong>EFI</strong>-Programm 2003 in Hofgeismar<br />
sich in weiten Teilen selbst zu tragen und die nüchterne Erkenntnis, dass dies nicht<br />
ohne Spenden und auch in kleinen Teilen Zuschüsse möglich ist, <strong>für</strong> die eine formalisierte<br />
Organisation nötig ist. Die Mitgliedschaft als Untergruppe in einem anderen Verein<br />
kam nicht in Frage, da dadurch die Selbständigkeit gefährdet wäre, die dem Arbeitskreis<br />
sehr wichtig war. Durch die Gründung des Vereins wurde gleichzeitig die<br />
Verantwortung <strong>für</strong> das Projekt von den Hauptamtlichen auf die Vereinsmitglieder übertragen.<br />
Dies war <strong>für</strong> den Selbststeuerungsprozess von enormer Bedeutung. Durch die<br />
Vereinsgründung sind zwar bestimmte Aufgaben formal vergeben, dennoch werden<br />
anders als in anderen Vereinen die Entscheidungen weiterhin in einer Runde getroffen,<br />
die sich jede Woche zusammensetzt und den Namen „Projektteam“ trägt.<br />
Das Projektteam als Entscheidungsorgan<br />
Das Team setzt sich aus an der Arbeit des Projektes interessierten Experten und Expertinnen<br />
zusammen. Hier kann jeder/r teilnehmen. Es sind aber vor allen Dingen die<br />
Mitglieder vertreten, die an der praktischen Arbeit des Projektes kontinuierlich beteiligt<br />
sind. Im Projektteam werden alle wichtigen Entscheidungen getroffen. So wird entschieden<br />
und berichtet über<br />
• Anfragen von Organisationen und Auftragsvergabe<br />
• Laufende Aufträge<br />
• Öffentlichkeitsarbeit des Projektes<br />
• Organisationsstruktur<br />
• Größere Anschaffungen<br />
• Durchführung von Veranstaltungen und Fortbildungen<br />
Das Projektteam hat sich als Instrument sehr bewährt. Auch wenn nicht in jeder Woche<br />
„weltbewegendes“ besprochen wird, so tragen die regelmäßigen Treffen zur Kontinuität<br />
der Arbeit bei. Auftretende Probleme und Konflikte können unmittelbar bearbeitet werden.<br />
Für hinzukommende Mitglieder besteht eine gute Chance sich in relativ kurzer<br />
Zeit einzugewöhnen. Auch Aufträge und Anfragen können zügig beantwortet werden.<br />
Entscheidungen werden ohne dass dies so festgelegt ist, in der Regel im Konsens getroffen.<br />
Ein wichtiger Punkt <strong>für</strong> die Arbeit des Projektteams ist, dass die Routinearbeiten<br />
ausgelagert sind. Sie werden von den Projektgruppen wahrgenommen. Projektgruppen<br />
sind zuständig <strong>für</strong> die Gewinnung und Betreuung von ExpertInnen, Öffentlichkeitsarbeit,<br />
administrative Aufgaben, Weiterbildung der Mitglieder und Abwicklung der<br />
Beratungsaufträge. Jede Projektgruppe bearbeitet ihren Aufgabenbereich völlig autonom<br />
und eigenständig. Nur Dinge aus der Projektgruppenarbeit, die <strong>für</strong> alle wichtig<br />
sind, werden im Projektteam besprochen und entschieden.<br />
Die Rolle der Hauptamtlichen<br />
Die Hauptamtlichen sind bei Profund „Gleiche unter Gleichen“. Sie sind als Person<br />
Mitglieder des Vereins. Eine Kerngruppe von drei der Initiatoren/innen nimmt regelmäßig<br />
an den Projektteamsitzungen teil. Sie sind voll in die Struktur eingebunden und<br />
nehmen entsprechend ihren Fähigkeiten Aufgaben war. Als Projektgruppe sind sie<br />
zuständig <strong>für</strong> Fortbildungen und Außenkontakte. Diese Einbindung macht das partnerschaftliche<br />
und kooperative Verhältnis von haupt- und ehrenamtlichen in diesem Projekt<br />
deutlich. Durch die fachlichen Kenntnisse haben die Hauptamtlichen im Projekt<br />
eine besondere Rolle. Sie sind die „Lotsen/innen“, die die Experten/innen aus der Wirtschaft<br />
durch den Dschungel des sozialen Systems begleiten.<br />
42
Dokumentation der 2. Fachtagung zum <strong>EFI</strong>-Programm 2003 in Hofgeismar<br />
11.3 Selbststeuerung am Beispiel der sT-Gruppe aus Arnsberg<br />
Marita Gerwin, Wendepunkt Arnsberg<br />
Ziele des <strong>EFI</strong> - Projektes <strong>für</strong> Arnsberg<br />
• Welche Entwicklungen<br />
gibt es in der Stadt<br />
Arnsberg<br />
• Notwendige Veränderungen und Entwicklungen<br />
im Prozess der selbstorganisierten und<br />
selbstgesteuerten <strong>EFI</strong> - Gruppe<br />
• Nutzen <strong>für</strong> dieSeniorTrainer<br />
selbst<br />
• Nutzen <strong>für</strong> Gruppen, Vereine<br />
<strong>Initiativen</strong> und freiwillig<br />
Engagierte<br />
• Nutzen <strong>für</strong> die Gesellschaft<br />
Integration in das Leitbild der Stadt Arnsberg<br />
– Rollen- und Aufgabenprofile der Anlaufstelle<br />
– interne Strukturen und Organisationsebenen in der<br />
Gruppe der SeniorTrainerInnen<br />
• Ausblick auf die nächsten Jahre<br />
Kein Patentrezept!!!<br />
43
Dokumentation der 2. Fachtagung zum <strong>EFI</strong>-Programm 2003 in Hofgeismar<br />
• Welche Entwicklungen<br />
gibt es in der Stadt<br />
Arnsberg<br />
• Notwendige Veränderungen und Entwicklungen<br />
im Prozess der selbstorganisierten und<br />
selbstgesteuerten <strong>EFI</strong> - Gruppe<br />
– Rollen- und Aufgabenprofile der Anlaufstelle<br />
– interne Strukturen und Organisationsebenen in der<br />
Gruppe der SeniorTrainerInnen<br />
• Ausblick auf die nächsten Jahre<br />
Aktueller Stand in der Stadt Arnsberg<br />
Kein Patentrezept!!!<br />
• 8 SeniorTrainerInnen- teilweise als Projekt-Team<br />
• 5 Projekte<br />
• eigene Namensgebung W.I. R .<br />
• eigene Öffentlichkeitsarbeit<br />
• Regelmäßige Treffen der <strong>EFI</strong>-Akteure und weiterer<br />
Interessierter<br />
– fester Termin : jeden 1. Freitag im Monat von 10.00 bis 12.00 Uhr<br />
– Ziele: Informations- u. Erfahrungsausstausch , Diskussion,Werbung<br />
– gegenseitige Unterstützung und fachliche Beratung<br />
– Gewinnung von Projektpartnern und „ Mitstreitern“<br />
44
Dokumentation der 2. Fachtagung zum <strong>EFI</strong>-Programm 2003 in Hofgeismar<br />
Notwendige Veränderungen und Entwicklungen im<br />
Prozess der selbstorganisierten und selbstgesteuerten<br />
<strong>EFI</strong>-Gruppe in der Stadt Arnsberg<br />
Um nach Beendigung der Ausbildung ein<br />
selbständiges und selbstorganisiertes Arbeiten<br />
der SeniorTrainerIn zu gewährleisten, bedarf es<br />
Strukturen zur Unterstützung der Gruppe.<br />
Teambegleitungs-Prozesse zur Stärkung der<br />
inhaltlichen und persönlichen Weiterentwicklung<br />
sind Eckpunkte <strong>für</strong> den Erfolg des <strong>EFI</strong> -Projektes<br />
in der Stadt Arnsberg.<br />
Rollen- und Aufgabenprofile der Anlaufstelle<br />
Was bringt die Anlaufstelle in das Projekt ein?<br />
•Projektsteuerung<br />
•Weiterbildung<br />
•Ansprechpartner<br />
•Räumlichkeiten<br />
•Kontinuität<br />
•Unterstützung<br />
•klare Strukturen<br />
•Arbeitsmöglichkeiten<br />
•finanzielle<br />
Ressourcen<br />
45<br />
Nach Ablauf der<br />
ersten Staffel wird<br />
deutlich:<br />
Garant <strong>für</strong> die<br />
Effektivität des <strong>EFI</strong>-<br />
Projektes in Arnsberg<br />
ist eine Gruppen-<br />
Identität !<br />
Daher ist bei der<br />
Auswahl der<br />
BewerberInnen u.a.<br />
die Teamfähigkeit<br />
<strong>für</strong> uns ein wichtiger<br />
Indikator.
Dokumentation der 2. Fachtagung zum <strong>EFI</strong>-Programm 2003 in Hofgeismar<br />
Rollen- und Aufgabenprofile der Anlaufstelle<br />
Was bringt die Anlaufstelle in das Projekt ein?<br />
•Projektsteuerung<br />
•Weiterbildung<br />
•Ansprechpartner<br />
•Räumlichkeiten<br />
•Kontinuität<br />
•Unterstützung<br />
•klare Strukturen<br />
•Arbeitsmöglichkeiten<br />
•finanzielle<br />
Ressourcen<br />
Rollen- und Aufgabenprofile der Anlaufstelle<br />
Was bringt die Anlaufstelle in das Projekt ein?<br />
•Projektsteuerung<br />
•Weiterbildung<br />
•Ansprechpartner<br />
•Räumlichkeiten<br />
•Kontinuität<br />
•Unterstützung<br />
•klare Strukturen<br />
•Arbeitsmöglichkeiten<br />
•finanzielle<br />
Ressourcen<br />
46<br />
Nach Ablauf der<br />
ersten Staffel wird<br />
deutlich:<br />
Garant <strong>für</strong> die<br />
Effektivität des <strong>EFI</strong>-<br />
Projektes in Arnsberg<br />
ist eine Gruppen-<br />
Identität !<br />
Daher ist bei der<br />
Auswahl der<br />
BewerberInnen u.a.<br />
die Teamfähigkeit<br />
<strong>für</strong> uns ein wichtiger<br />
Indikator.<br />
Nach Ablauf der<br />
ersten Staffel wird<br />
deutlich:<br />
Garant <strong>für</strong> die<br />
Effektivität des <strong>EFI</strong>-<br />
Projektes in Arnsberg<br />
ist eine Gruppen-<br />
Identität !<br />
Daher ist bei der<br />
Auswahl der<br />
BewerberInnen u.a.<br />
die Teamfähigkeit<br />
<strong>für</strong> uns ein wichtiger<br />
Indikator.
Dokumentation der 2. Fachtagung zum <strong>EFI</strong>-Programm 2003 in Hofgeismar<br />
Rollen- und Aufgabenprofile der Anlaufstelle<br />
Was bringt die Anlaufstelle in das Projekt ein?<br />
•Projektsteuerung<br />
•Weiterbildung<br />
•Ansprechpartner<br />
•Räumlichkeiten<br />
•Kontinuität<br />
•Unterstützung<br />
•klare Strukturen<br />
•Arbeitsmöglichkeiten<br />
•finanzielle<br />
Ressourcen<br />
Rollen- und Aufgabenprofile der Anlaufstelle<br />
Was bringt die Anlaufstelle in das Projekt ein?<br />
•Projektsteuerung<br />
•Weiterbildung<br />
•Ansprechpartner<br />
•Räumlichkeiten<br />
•Kontinuität<br />
•Unterstützung<br />
•klare Strukturen<br />
•Arbeitsmöglichkeiten<br />
•finanzielle<br />
Ressourcen<br />
47<br />
Nach Ablauf der<br />
ersten Staffel wird<br />
deutlich:<br />
Garant <strong>für</strong> die<br />
Effektivität des <strong>EFI</strong>-<br />
Projektes in Arnsberg<br />
ist eine Gruppen-<br />
Identität !<br />
Daher ist bei der<br />
Auswahl der<br />
BewerberInnen u.a.<br />
die Teamfähigkeit<br />
<strong>für</strong> uns ein wichtiger<br />
Indikator.<br />
Nach Ablauf der<br />
ersten Staffel wird<br />
deutlich:<br />
Garant <strong>für</strong> die<br />
Effektivität des <strong>EFI</strong>-<br />
Projektes in Arnsberg<br />
ist eine Gruppen-<br />
Identität !<br />
Daher ist bei der<br />
Auswahl der<br />
BewerberInnen u.a.<br />
die Teamfähigkeit<br />
<strong>für</strong> uns ein wichtiger<br />
Indikator.