[MEET THE EXPERT] - Medical Cluster
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Nutzen additiver Fertigung von patientenspezifischen Implantaten<br />
A. Weipert, OS Orthopedic Services GmbH, Mainhausen, Deutschland<br />
EINFÜHRUNG: In den immer häufiger auftretenden<br />
Fällen von wiederholten Hüftpfannen-<br />
Revisionen oder bei Beckentumoren liegen zum<br />
Teil erhebliche Knochendefekte vor, die an die<br />
benötigten Implantate sehr unterschiedliche<br />
Anforderungen stellen. Auf der Basis von CT-<br />
Bildern lassen sich die Reste des noch tragfähigen<br />
vitalen Knochens rekonstruieren, woran direkt die<br />
Implantate angepasst werden. Speziell bei Tumorversorgungen<br />
spielt die Herstellzeit eine<br />
wesentliche Rolle. Die additiven Verfahren bieten<br />
hier grundlegend neue Möglichkeiten.<br />
METHODIK: Basis für die Planung und<br />
Herstellung der Beckenteilersatzprothesen ist<br />
grundsätzlich eine CT-Untersuchung nach<br />
speziellen Richtlinien des Herstellers, wobei die<br />
CT-Scans zu einem virtuellen 3D-Modell des<br />
Beckens rekonstruiert werden. Dieses Modell dient<br />
zunächst der biomechanischen Planung zur<br />
Herstellung möglichst anatomischer Verhältnisse<br />
und ermöglicht es auch, die Verankerungsflächen<br />
des Implantats individuell an den noch<br />
vorhandenen Knochen anzupassen.<br />
Sowohl das Implantat (Material: Reintitan) als<br />
auch reale Beckenmodelle (Material: PA) oder<br />
zugehöriges Instrumentarium können dann im<br />
additiven Fertigungsverfahren hergestellt werden.<br />
Die Bauteile werden nach der virtuellen<br />
Anformung an den Knochen direkt im STL-Format<br />
ausgegeben und können mit einer speziellen<br />
Software für den schichtweisen Aufbau in der<br />
Maschine positioniert und mit entsprechenden<br />
Stützelementen versehen werden.<br />
Dank der SLM-Technik (Selective Laser Melting)<br />
lassen sich erstmals Titanimplantate mit sehr<br />
komplexem Design und stark strukturierten<br />
Oberflächen in nur wenigen Tagen herstellen.<br />
VORTEILE/NACHTEILE: Die Vorteile des<br />
SLM-Verfahrens gegenüber alternativer Verfahren<br />
wie z. B. Guss, Spanabhebung oder Blechkonstruktionen<br />
liegen vor allem in der Möglichkeit nahezu<br />
beliebig komplexe Designs inklusive Oberflächenstrukturierung<br />
zu generieren. Der<br />
wesentlich geringere zeitliche Aufwand zur<br />
Herstellung spielt insbesondere bei Tumorversorgungen<br />
eine wesentliche Rolle. Die Oberflächenstrukturierung<br />
in Titan mit einer geringeren,<br />
dem Knochen besser angepassten Steifigkeit und<br />
der Verzahnungsmöglichkeit mit dem Knochen ist<br />
noch alternativlos.<br />
Nachteile der Methode sind sicherlich im<br />
Vergleich mit den genannten Alternativmethoden<br />
die höheren Herstellkosten, sofern ohne<br />
Oberflächenstrukturierung gearbeitet wird und die<br />
etwas geringeren Materialfestigkeitswerte. Letztere<br />
lassen sich jedoch konstruktiv berücksichtigen, so<br />
dass dadurch kein echter Nachteil entsteht.<br />
ERGEBNISSE: Beckenteilersatzimplantate, die<br />
rein mit virtueller Planung und im SLM-Verfahren<br />
hergestellt werden, sind bereits seit über zwei<br />
Jahren im Einsatz und haben gerade in<br />
katastrophalen Fällen die Überlegenheit gegenüber<br />
konventioneller Techniken zeigen können. Die<br />
klinischen Ergebnisse rechtfertigen auch den<br />
entsprechend höheren Preis.<br />
SLM-Beckenteilersatz als Pfannenrevisionsimplantat<br />
mit teilweiser Oberflächenstrukturierung<br />
www.os-gmbh.com<br />
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