15.01.2013 Aufrufe

VERANSTALTUNGEN - Jena

VERANSTALTUNGEN - Jena

VERANSTALTUNGEN - Jena

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

in der Kunst bereits ihre „Schatten“ voraus.<br />

Die Mondsichel gilt jedenfalls als<br />

Symbol für Veränderung.<br />

Die trat wenige Jahre später ein und<br />

brachte paradoxerweise das Kunstwerk<br />

in große Gefahr. Ab 1523 predigte in<br />

Orlamünde Dr. Andreas Bodenstein,<br />

genannt Karlstadt, Luthers Mitstreiter<br />

und Gegenspieler zugleich. Deutsch und<br />

eine radikale Befreiung der Gotteshäuser<br />

von abgöttischen Bildern. Gottseidank<br />

gab es neben Anhängern des „Bilderstürmers“<br />

auch besonnene Dienstädter.<br />

Die schlugen ihm ein Schnippchen und<br />

versteckten ihren Altar irgendwo unter<br />

Heu und Stroh. Nicht nur, weil sie dafür<br />

viel Geld hatten ausgeben müssen. Sie<br />

ahnten, dass sie da etwas nicht Alltägliches<br />

besaßen. Anfang der 50er Jahre<br />

stellte ihn Pfarrer Peter Meusler wieder<br />

auf, ließ ihn aber wegen einer amtskirchlichen<br />

Rüge einhausen. Glücklicherweise<br />

überstand der Altar den<br />

Dreißigjährigen Krieg, wenn auch mit<br />

Schäden. Danach entsprachen die spätgotischen<br />

Schnitzaltäre nicht mehr dem<br />

Zeitgeschmack und wichen modernen<br />

Kanzelaltären. Auch die Dienstädter<br />

bauten in der Kirche um, im vorderen<br />

Teil des Chores eine Art Sakristei ein,<br />

den Altar ab und bewahrten seine Einzelteile<br />

dort auf. So völlig aus dem Blick<br />

geraten, kamen diese erst 1888 beim Abbau<br />

der Sakristei wieder ans Tageslicht.<br />

Paul Lehfeldt nahm den Altar sofort als<br />

besonders wertvoll in sein Werk „Bau-<br />

und Kunstgeschichte Th üringens“ auf<br />

und weckte damit Begehrlichkeiten. Als<br />

HIGHLIGHTS<br />

ihn die Eisenacher Museumswerkstätten<br />

1935 restaurierten, zögerten sie die<br />

Arbeiten fast drei Jahre hin, off ensichtlich<br />

mit dem Hintergedanken, ihn für<br />

die Sammlung des Museums zu ergattern.<br />

Auch anlässlich einer Ausstellung<br />

thüringischer Schnitzaltäre 1957 ebenda<br />

fl ackerten die Begehrlichkeiten wieder<br />

auf. Doch die Dienstädter Kirchgemeinde<br />

und ihre engagierten Pfarrer konnten<br />

ihren Besitzstand gegen alle Widerstände<br />

wahren. Bei der jüngsten sensiblen<br />

Restaurierung 1993 bis 1996 durch die<br />

Kirchlichen Werkstätten in Erfurt gab es<br />

keinerlei Querelen.<br />

Dem spätgotischen Schnitzaltar im<br />

Chor steht als kunstvoller Kontrapunkt<br />

die Barockorgel auf der Westempore<br />

gegenüber. Vom Lindiger<br />

Orgelbauer Justin Ehrenfried Gerhardt<br />

1736 geschaff en, gilt sie als eine der bedeutendsten<br />

im Saale-Holzland-Kreis.<br />

Sie blieb im wesentlichen original erhalten.<br />

Bis auf die erneuerungsbedürft igen<br />

Prospektpfeifen und die Manualklaviatur.<br />

Den Orgelprospekt restaurierte die<br />

Firma Volkland aus Bad Klosterlausnitz<br />

sehr sensibel, dem Stil der Dorfk irche<br />

angepasst. So erklingt seit ihrer Wiedereinweihung<br />

im Jahre 2007 mit einem<br />

Festkonzert, das der Altenburger KMD<br />

i. R. Albrecht Dietl bestritt, nun wieder<br />

regelmäßig Orgelmusik zu den Gottesdiensten<br />

und zu exklusiven Konzerten,<br />

so zur „Orgelarena“ im vergangenen<br />

Jahr, mit Matthias Grünert, dem Kantor<br />

an der Dresdener Frauenkirche. In der<br />

Kirche St. Sebastian zu Dienstädt, die ursprünglich<br />

im 13. Jahrhundert aus dem<br />

quadratischen Raum zwischen dem gotischen<br />

Chor und dem im 17. Jahrhundert<br />

in der heutigen Gestalt errichteten<br />

Langhaus bestand, der als Kapelle der in<br />

Th üringen seit eh und je verehrten Heiligen<br />

Elisabeth geweiht war, der legendär<br />

mildtätigen ungarischen Königstochter<br />

und Gemahlin des Landgrafen Ludwig<br />

IV., deren Andenken ihr geschnitztes<br />

Porträt am Dienstädter Altar bewahrt.<br />

Wilhelm Schaff er<br />

Ev.-Luth. Kirchgemeinde Dienstädt<br />

Ev.-Luth. Pfarramt Orlamünde<br />

Burgstraße 65<br />

07768 Orlamünde<br />

Tel.: 036423 22403<br />

pfarrer.freund@web.de<br />

Artikel wurde im Auftrag des Schulver waltungs-<br />

und Kulturamtes des SHK erstellt.<br />

17

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!