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1997 - Fachgebiet Hochspannungstechnik - Schering-Institut

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Dr.-Ing. C.-D. Ritschel<br />

- 16 -<br />

"Blitzschutzuntersuchungen an CFK-Flugzeugkomponenten"<br />

Die Anwendung der CFK-Technologie bietet im Flugzeugbau eine Reihe von überzeugenden<br />

Vorteilen gegenüber der herkömmlichen Bauweise. Für die sich in der Entwicklung befindenden<br />

Tragflächen eines großen Passagierflugzeuges bedeutet dies: 15 bis 20 Prozent Gewichtsersparnis,<br />

günstige Beeinflussung des elastischen Verhaltens durch entsprechenden Laminataufbau,<br />

geringes Ermüdungsverhalten und keine Korrosion.<br />

Allerdings erfordert der strukturelle Aufbau dieses Verbundwerkstoffes mit seinen charakteristischen<br />

elektrischen Eigenschaften, insbesondere seiner geringen Stromtragfähigkeit, ein<br />

geeignetes Blitzschutzkonzept.<br />

Es kommt hierbei darauf an, grobe Strukturschäden im Falle<br />

eines Blitzschlages so gering zu halten, daß das Flugzeug flugfähig<br />

bleibt und strukturmechanisch zwar unbedeutende, aber<br />

für den Integraltankbereich äußerst gefährliche Effekte wie die<br />

Entstehung von Zündfunken und hot spots zu verhindern.<br />

Für die Detektion von Zündfunken bewährt sich seit etwa zwei<br />

Jahren ein Videosystem mit Mikro-Kamera. Neu am <strong>Schering</strong>-<br />

<strong>Institut</strong> ist der Einsatz einer Infrarotkamera, durch<br />

Unterstützung des <strong>Institut</strong>s für Elektrowärme der Universität<br />

Hannover, zur Temperaturmessung an CFK-Elementen unter<br />

Blitzbeanspruchung, wodurch die Palette der Hilfsmittel zur<br />

Prüfung der Wirksamkeit von Blitzschutzmaßnahmen erweitert<br />

wurde. Der Vorteil dieser Temperaturmeßmethode liegt darin,<br />

daß die transienten Temperaturvorgänge an der CFK-<br />

Oberfläche berührungslos, flächig und zeitaufgelöst aufgenommen<br />

werden können.<br />

CFK-Komponente<br />

IR-Kamera<br />

Bild 1 Schematische<br />

Darstellung des<br />

Versuchaufbaus<br />

Das verwendete IR-Kamerasystem hat einen kurzwelligen Halbleiterdetektor mit einem spektralen<br />

Empfindlichkeitsbereich von 2 bis 5 µm. Die Prüflingsoberfläche wird mit 85 x 130<br />

Bildpunkten mit Hilfe eines in der Kamera vorhandenen Spiegelsystems abgetastet. Die Bildfolgefrequenz<br />

beträgt 6,25 Hz. Bei einer Entfernung von 1 m vom Meßobjekt und einem Bildwinkel<br />

von 7° sind die Abmessungen des Blickfeldes etwa 10 cm x10 cm und die des<br />

kleinsten auflösbaren Punktes etwa 1,2 mm x 0,8 mm. Die Kamera besitzt einen analogen<br />

Videoausgang, dessen Signal über eine 10-m-Leitung zur A/D-Wandlerkarte des in der geschirmten<br />

Kabine befindlichen PC gelangt. Hier werden die Rohdaten auf einer Festplatte<br />

gespeichert und im Anschluß an den<br />

200<br />

2 Versuch ausgewertet. Unter Berück-<br />

kA<br />

100<br />

kA<br />

1<br />

sichtigung einer 8-Bit-Quantisierung<br />

bei der digitalen Bildverarbeitung<br />

liegt die thermische Auflösung bei<br />

etwa 0,5 K.<br />

0<br />

0<br />

Um eine Oberfläche zu gewährleisten,<br />

die eine homogene Wärme-<br />

-100<br />

-1 strahlung emittiert, werden die<br />

unterschiedlichen Oberflächen-<br />

-200<br />

-2<br />

0 0,5 100 200 300 400 500 600 700 ms<br />

Bild 2 Blitzstromverlauf<br />

abschnitte der Proben mit einem von<br />

der PTB zertifizierten Schwärzungslack<br />

(Emmissionsgrad ε = 0,95)<br />

beschichtet.<br />

- 17 -<br />

Der prinzipielle Versuchsaufbau geht aus der<br />

Skizze in Bild 1 hervor. Das im Schnitt dargestellte<br />

CFK-Bauteil wird über einen kurzen<br />

Lichtbogen mit dem Blitzstrom beaufschlagt.<br />

Die IR-Kamera erfaßt die Erwärmung der<br />

dem Lichtbogen abgewandten Rückwandoberfläche.<br />

Der Blitzstrom setzt sich zusammen aus einem<br />

oszillierenden Stoßstromanteil, der innerhalb<br />

von 500 µs abgeklungen ist, mit Amplituden<br />

zwischen 100 kA und 200 kA sowie<br />

einem Langzeitanteil von einigen hundert<br />

Ampere und einer Dauer von 80 bis 800 ms,<br />

was Ladungsmengen von etwa 30 bis 300 C<br />

entspricht (Bild 2).<br />

Ein Beispiel für die Temperaturverteilung an<br />

einer CFK-Rückwand im Zeitaugenblick der<br />

Bild 3 Temperaturverteilung auf der CFK-<br />

Rückwandoberfläche<br />

maximalen Temperatur zeigt Bild 3. Der Ort der Maximaltemperatur ist durch ein weißes Fadenkreuz<br />

markiert. Entlang dieser weißen Linien verläuft das unterhalb bzw. rechts des Isothermendiagramms<br />

dargestellte Temperaturprofil. Im waagerechten Profil sind die durch unterschiedliche<br />

Wanddicken bedingten Temperaturstufen zu erkennen.<br />

Der zeitliche Temperaturverlauf im Oberflächenpunkt der Maximaltemperatur ergibt sich aus<br />

den mit der Bildfrequenz von 6,25 Hz aufeinanderfolgenden Einzelwerten (Bild 4). An den<br />

hier dargestellten Kurven ist eine deutliche Abhängigkeit von der Höhe der Blitzbelastung zu<br />

erkennen, wobei sich der Langzeitanteil des Blitzstromes mit 184 C durch Zerstörung des<br />

Blitzschutzsystems sehr stark auswirkt (Kurve 1). Bemerkenswert ist weiterhin die schwache<br />

Wärmeleitfähigkeit des CFK (langsamer Temperaturanstieg, Kurve 3) gegenüber der eines<br />

Schraubverbindungselementes aus Titan (schneller Temperaturanstieg, Kurve 2).<br />

Ein Vergleich der Zeitachsen in Bild 2 und Bild 4 läßt erkennen, daß der Temperaturanstieg<br />

erst nach dem vollständigen Abklingen des Blitzstromes verzögert einsetzt.<br />

Die umfassende Auswertung aller Ver-<br />

120<br />

suche zeigt, daß die Temperaturerhö-<br />

°C<br />

100<br />

1<br />

hung ∆T gegenüber einer Umgebungstemperatur<br />

von 17°C je nach Wanddicke<br />

und Blitzbelastung zwischen 6°C<br />

80<br />

und 21°C liegt. Metallische Verbindungselemente<br />

erreichen maximal ∆T =<br />

60<br />

40<br />

2<br />

46°C. Zerstört der Lichtbogen das Blitzschutzsystem<br />

oder ist der Blitzschutz<br />

bereits vorgeschädigt, so daß der<br />

Blitzstrom in die Struktur eindringt, so<br />

20<br />

3 erwärmt sich die Struktur auf der<br />

Rückwand je nach Wanddicke und<br />

0<br />

0 10 20 30 40 s 50<br />

Blitzbelastung bis auf ∆T = 84°C. In<br />

keinem Fall wird die kritische Entzündungstemperatur<br />

eines Kraftstoff/Luft-<br />

Bild 4 Zeitlicher Verlauf der Maximaltemperatur Gemisches von 220°C erreicht.<br />

1 CFK-Rückwand 94 kA, 0,33 MJ/Ω, 184 C<br />

2 Verbindungselement 186 kA, 1,93 MJ/Ω, 30 C<br />

3 CFK-Rückwand 94 kA, 0,33 MJ/Ω, 29 C

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