1997 - Fachgebiet Hochspannungstechnik - Schering-Institut
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Durchschlagspannung<br />
U<br />
D<br />
300<br />
250 kV<br />
200<br />
150<br />
- 20 -<br />
100<br />
50<br />
E neg. Pol.Reinöl<br />
gweite pos. sPol.Reinöl<br />
neg. Pol.Rußöl<br />
0<br />
pos. Pol.Rußöl<br />
0 10 20 30 40 50 mm 60 70<br />
Dem Diagramm kann entnommen<br />
werden, daß sich für Reinöl und<br />
Rußöl bei einer Beanspruchung mit<br />
positiver Blitzstoßspannung geringere<br />
Festigkeitswerte ergeben als<br />
bei negativer Polarität. Dieses Verhalten<br />
ist auf die unterschiedliche<br />
Beschleunigungsrichtung der Ladungsträger<br />
zurückzuführen. Bei<br />
negativer Polarität werden Elektronen<br />
von der Nadelspitze in die<br />
jeweilige Flüssigkeit emittiert, bei<br />
positiver Polarität werden dagegen<br />
negative Ladungsträger aus dem<br />
Flüssigkeitsvolumen in Richtung<br />
Nadel bewegt.<br />
Darüber hinaus kann aus den Kurven<br />
abgeleitet werden, daß bei ne-<br />
gativer Blitzstoßspannung die Festigkeitswerte des Rußöls im gesamten betrachteten Schlagweitenbereich<br />
ca. 20 % unter den korrespondierenden Durchschlagspannungen von Reinöl<br />
liegen. Ursächlich hierfür ist die positive Polarität der Rußpartikel, die den Ruß bei Impulsbeanspruchung<br />
als eine positive Raumladung im Öl erscheinen läßt. Bei Beanspruchung mit<br />
negativer Blitzstoßspannung bedeutet dies eine virtuelle Verschiebung der Anode in Richtung<br />
der Kathode, was mit einer Reduktion der Schlagweite vergleichbar ist. Ferner führt die Anwesenheit<br />
der positiv geladenen Rußteilchen vor der Nadelkathode zu einer zusätzlichen Feldüberhöhung<br />
an der Nadelspitze und folglich zu einer verstärkten Elektroneninjektion, so daß<br />
sich deutlich niedrigere Festigkeitswerte ergeben als bei Reinöl.<br />
Dipl.-Ing. M. Krins<br />
Schlagweite s<br />
Bild 1 Durchschlagspannungen UD von Rein- und<br />
Rußöl in Abhängigkeit von der Schlagweite s<br />
bei negativer bzw. positiver Blitzstoßspannungs-Polarität<br />
"Überschlagverhalten verschiedener Feststoffmaterialien in verrußtem Mineralöl"<br />
Die Entstehung von verrußtem Mineralöl in Anlagen der <strong>Hochspannungstechnik</strong> unter<br />
normalen Betriebsbedingungen ist in Deutschland mehr oder weniger auf Stufenschalter von<br />
Transformatoren begrenzt. Während der Schalthandlungen tritt ein Lichtbogen auf, der zu<br />
einer pyrolytischen Zersetzung des Schaltöls unter der Bildung von Rußpartikeln führt.<br />
Bedingt durch die elektrischen Feldkräfte können sich diese Rußteilchen auf den Oberflächen<br />
der eingesetzten Feststoffmaterialien, z. B. glasfaserverstärktes<br />
Epoxidharz, absetzen und das<br />
1<br />
2<br />
∅ 10 mm<br />
���� �<br />
����<br />
���� �<br />
�<br />
(1) Rogowski-Profil-Elektrode<br />
(2) Prüfling<br />
Schlagweite<br />
s<br />
Bild 1 Verwendete Elektrodenanordnung<br />
Überschlagverhalten entlang der Feststoff/Flüssigkeits-Grenzfläche<br />
beeinflussen.<br />
Vor diesem Hintergrund wurde in der in Bild 1<br />
dargestellten Elektrodenanordnung im homogenen<br />
Feld zwischen zwei Rogowski-Profil-<br />
Elektroden das Überschlagverhalten von verschiedenen<br />
Feststoff/Öl-Grenzflächen bei<br />
Wechselspannungsbeanspruchung mit einer<br />
Spannungssteigerungsgeschwindigkeit von<br />
1 kV/s näher untersucht. Im Mittelpunkt des<br />
Interesses stand dabei die Fragestellung,<br />
welchen Einfluß eine Variation der Feststoff-<br />
Permittivität sowie der Struktur der Feststoff-<br />
- 21 -<br />
Oberfläche auf die elektrische Festigkeit des Mehrstoffsystems insbesondere bei Anwesenheit<br />
von Rußpartikeln hat. Als Prüflinge kamen glasfaserverstärkte Isolierstoffstäbe aus Polyesterharz<br />
und lackiertem Epoxidharz sowie Polyethylen-Stäbe, jeweils mit einem Durchmesser von<br />
10 mm, zum Einsatz (s. Tabelle 1). Neben Reinöl gelangte als weitere Isolierflüssigkeit ein<br />
Rußöl zur Anwendung. Die Ölfeuchte betrug bei allen Versuchsreihen 20 ppm, die<br />
Temperatur variierte zwischen 18 und 21 °C.<br />
Material εr Ra [µm]<br />
Polyesterharz 4,8 1,8<br />
lackiertes Epoxidharz 4,5 2,2<br />
Polyethylen 2,3 0,6<br />
Tabelle 1 Dielektrizitätszahl εr und arithmetischer Mittenrauhwert Ra der untersuchten<br />
Materialien<br />
In Bild 2A sind die unter Reinöl ermittelten Überschlagspannungen der drei untersuchten<br />
Materialien in Abhängigkeit von der Schlagweite dargestellt. Darüber hinaus wurden zu Vergleichszwecken<br />
zusätzlich die korrespondierenden Durchschlagspannungen der reinen Ölstrecke<br />
ohne Prüfling in das Diagramm mit aufgenommen.<br />
Der Darstellung läßt sich entnehmen, daß mit dem Einbringen eines Polyester- bzw. eines<br />
lackierten Epoxidharz-Prüflings in die Ölstrecke eine signifikante Festigkeitseinbuße im<br />
Vergleich zur freien Ölstrecke verbunden ist, die mit zunehmender Schlagweite ausgeprägter<br />
Durch-/Überschlagspannung<br />
U<br />
D/Ü<br />
Durch-/Überschlagspannung<br />
U<br />
D/Ü<br />
200<br />
160 kV<br />
120<br />
A<br />
80<br />
40<br />
freie Ölstrecke<br />
Polyethylen<br />
lack. Epoxidharz<br />
0<br />
Polyesterharz<br />
0 10 20 30 40 50 mm 60 70<br />
200<br />
160 kV<br />
120<br />
B<br />
Schlagweite s<br />
80<br />
40<br />
freie Ölstrecke<br />
Polyethylen<br />
lack. Epoxidharz<br />
0<br />
Polyesterharz<br />
0 10 20 30 40 50 mm 60 70<br />
Schlagweite s<br />
Bild 2 Durch- bzw. Überschlagspannungen UD/Ü<br />
in Abhängigkeit von der Schlagweite s<br />
(A) Reinöl<br />
(B) Rußöl<br />
wird. Dabei ergibt sich im Falle der<br />
Polyesterharz-Stäbe die stärkste<br />
Reduktion der Festigkeit, die bezogen<br />
auf die Durchschlagspannung der<br />
reinen Ölstrecke mit 25 bis 30 %<br />
angegeben werden kann. Eine<br />
Ursache für dieses Verhalten ist in<br />
dem Permittivitäts-Unterschied<br />
zwischen dem Polyesterharz mit<br />
einer Dielektrizitätszahl von 4,8 und<br />
der Isolierflüssigkeit mit einer<br />
Dielektrizitätszahl von 2,2 in Kombination<br />
mit Oberflächenrauhigkeiten<br />
zu sehen. In diesem Zusammenhang<br />
durchgeführte Untersuchungen des<br />
Oberflächenfeinprofils haben gezeigt,<br />
daß an der Oberfläche der beiden<br />
faserverstärkten Materialien lokal<br />
Stellen mit sehr großer Oberflächenrauhigkeit<br />
auftreten und folglich die<br />
beanspruchte Feststoff/Öl-Grenzfläche<br />
nicht als eine ideale<br />
Parallelschaltung, sondern vielmehr<br />
als eine teilweise Reihenschaltung<br />
von glasfaserverstärktem Material<br />
und flüssigem Dielektrikum zu betrachten<br />
ist. Bedingt durch die<br />
geringere Dielektrizitätszahl des Öls<br />
führt dies zu Feldüberhöhungen im<br />
Ölvolumen in der Nähe der Grenzfläche<br />
und somit zu der im Vergleich<br />
zur freien Ölstrecke niedrigeren<br />
Festigkeit des Mehrstoffsystems. Die<br />
Richtigkeit dieser Theorie wird durch<br />
die Tatsache gestärkt, daß bei Ver-