DIE INSCHRIFTEN
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DIE INSCHRIFTEN
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6<br />
Ego · sum · alpha · et · O(mega) · principium · et finis 2) · /Origo . O rex · glorie veni ·<br />
cum pace + Hanc · campanam · / fecit · magister · iohannes · de · wertheim + anno ·<br />
domini · Mill(esi)mo · ccccmo · undecimo · a)<br />
Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende und der Ursprung. O König der Herrlichkeit, komme in Frieden.<br />
Diese Glocke machte Meister Johannes von Wertheim im Jahre des Herrn 1411.<br />
Ob der Gießer aus Wertheim im badischen Kreis Mosbach oder aus Wertheim am Ammersee in Bayern<br />
stammt, ist unbekannt. Seine Schrift weist folgende Eigenheiten auf: Die Majuskeln sind mit Schwellungen<br />
in dreieckiger Ausführung versehen, außer bei E, das die für die Mitte des 14. Jh. typische, geschlossene<br />
Form aufweist. Die Minuskel c ist einmal in principium leicht vergrößert, indem der Buchstabe in der<br />
Form eines langen s ausgeführt wurde, das selbst ohne reguläre obere Brechung gebildet ist, sondern eine<br />
schräge, nach rechts oben weisende, gerundete Fahne trägt. Die Schrift weist weite Buchstabenabstände in<br />
der ersten Zeile auf.<br />
Der Spruch ist ein im späten Mittelalter häufig auf kirchlichen Bronzeguß-Objekten verwendeter<br />
Friedensruf. 3)<br />
a) Bei Möckesch falsche Lesung: Ego sum alpha et O cruci pium et tuis. / Hanc campanam, origo o rex glorie, / Fecit<br />
magister Johannes de Wertheim sub / anno domini Mil(lesi)mo CCCC-(gesi)mo VII decimo. Müller und Roth<br />
übernahmen die Überlieferung von Möckesch. Bei Reissenberger fehlt nur O(mega); über Origo setzte er ein<br />
Fragezeichen.<br />
1) Vgl. Seivert, Prov. Bürgermeister 97: „Die Glocke ist viele Jahrhunderte lang um 8 Uhr abends geläutet worden.<br />
Dieses Läuten diente zum Zeichen, daß die Handwerker von ihrer Arbeit ruhen, kein Wein mehr geschenkt werden,<br />
alle Gesellschaft aus einander gehen und sich niemand mehr auf der Gasse sollte sehen lassen.“<br />
2) Apc. 1,8.<br />
3) Vgl. Walter, Glockenkunde 162ff. S.a. Kat. Nr. 2 (Stundenglocke 2.H.14.Jh.), Kat. Nr. 5 (Glocke von 1424) und<br />
Kat. Nr. 8 (Taufbecken von 1438) sowie DI 1 (Main- und Taubergrund) Nr. 441, DI 34 (Bad Kreuznach) Nr. 32,<br />
193.<br />
Möckesch, Pfarrkirche § 145. - Müller, Schriften Bl. 67 v , 99. - Müller, Glockenkunde 216. - Reissenberger,<br />
Glockenkunde Bl. 4 v und 5 r - Roth, Kunstgewerbe 7. - Walter, Glockenkunde 229.<br />
4 Kreuzkapelle, vom ehem. Dominikanerkloster 1417<br />
Kruzifix aus hellem Sandstein, bemalt, im Chor der Kapelle, früher in der Dominikanerkirche. 1) Das<br />
Kruzifix ist Teil der sich dort befindenden Kreuzigungsgruppe. Die drei Figuren sind im spätgotischen Stil<br />
gearbeitet worden, Jesus am Kreuz in anderthalbfacher Lebensgröße, Maria links und Johannes rechts in<br />
halber Lebensgröße in Nischen angebracht. Die Meisterinschrift (A) befindet sich auf der rechten und das<br />
Herstellungsjahr (B) auf der linken Seite des Kruzifixfußes, jeweils in gerahmten und vorlinierten fünf-<br />
bzw. vierzeiligen Tafeln. An den Kreuzenden sind die symbolischen Bilder der vier Evangelisten -<br />
Johannesadler oben, Matthäusengel links, Lukasstier rechts und Markuslöwe unten - in Relief aufgelegt<br />
und je mit einem gemalten Spruchband (C) versehen. Über dem Kreuzstamm unterhalb des oberen<br />
Symboles Titulus (D). Worttrenner in (B, C) drei übereinandergestellte Quadrangeln mit Zierstrichen.<br />
H. 310, B. 230, Bu. 6,5 (A), 6 (B), ca. 4 (C) cm. - Gotische Minuskel, erhaben, mit Versalien in gotischer<br />
Majuskel (A-C); Gotische Majuskel (D), erhaben. Abb. 4<br />
A Hoc a) op(us) / fecit b) petr(us) / la(n)treg/en von / oestereich c)<br />
B Anno � / dom(in)i mi/lesimo / cccc o xvii<br />
C S · Johannes · ewa(n)gelista // · S · Mathevs · ewa(n)gelista // S · lucas · ewa(n)gelista<br />
//s · marc(us) · ewa(n)gelista