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Ausgabe 1/2012 - Kurstadt Bad Berka

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14. Januar <strong>2012</strong> – Amtsblatt 1/<strong>2012</strong> - 12 -<br />

damit das Nationalbewusstsein stärken sowie ein von Fremdwörtern<br />

gereinigtes Deutsch reden und schreiben. Sie strebten die Verfeinerung<br />

der Ausdrucksmittel an und versuchten Regeln der Sprachrichtigkeit<br />

zu formulieren. Ihr Wahlspruch lautete: „Alles zum Nutzen“, ihr Wappenbild<br />

zeigte eine Palme als Sinnbild der „Nützlichkeit und Fruchtbarkeit“<br />

ihres Wirkens.<br />

Sicher auch durch die schrecklichen Jahre des 30-jährigen Krieges wesentlich<br />

behindert, erreichten die Mitglieder keines ihrer Ziele oder<br />

blieben in den Anfängen stecken. Schon zu Zeiten Herzog Wilhelm IV.<br />

gab es die Fruchtbringende Gesellschaft nur noch als höfischen Orden,<br />

1680 war er nicht mehr existent.<br />

Unterstellt man, dass <strong>Berka</strong> 1674 das Wappen verliehen bekam, so ergibt<br />

sich die Frage, was den damals regierenden Herzog Johann Ernst<br />

II. dazu bewogen haben mag, der damals kleinen und sicher unbedeutenden<br />

Stadt <strong>Berka</strong> dieses besondere Wappenzeichen zu verleihen?<br />

Die Historiker der 1930er Jahre begründeten es mit Verdiensten der<br />

Stadt für diesen Orden. Welcher Art die Verdienste waren, konnte<br />

allerdings nie ermittelt werden. Nach neueren Erkenntnissen wissen<br />

wir, dass der Fürst zwar Mitglied, aber nicht wie sein Vater Herzog<br />

Wilhelm IV. Oberhaupt der Gesellschaft und somit auch nicht berechtigt<br />

war, das originale Ordenskleinod der „Fruchtbringenden Gesellschaft“<br />

der Stadt <strong>Berka</strong> zu verleihen. Auch ist die Behauptung von<br />

Dr. Engel zur „Übereinstimmung“ beider Wappen nicht nachweisbar,<br />

es findet sich lediglich eine Ähnlichkeit. Dr. Engel stilisierte das<br />

ursprüngliche Wappenbild von 1674 um und prägte 1930 die noch<br />

heute gültige Form. Damit erhielt die Palme ein wesentlich anderes<br />

Aussehen als auf dem frühesten Siegelbild. Die von Dr. Engel erarbeitete<br />

heraldische Beschreibung und Begründung nahm der Stadtrat in<br />

einem Ortsgesetz am 14.Juni 1934 an. 1952 erfolgte eine geringfügige<br />

Änderung an der Tingierung des Wappenbildes. Auch dies wurde am<br />

26. August 1952 in einer Ortssatzung festgeschrieben.<br />

Um Licht in dieses Dunkel zu bringen, initiierte das Stadtarchiv <strong>Bad</strong><br />

<strong>Berka</strong> in den letzten Jahren eine intensive Suche nach einer Verleihungsurkunde,<br />

Diplom oder einer Erklärung zur Verleihung des<br />

Wappens. Leider ohne Erfolg. Konnten Historiker vor 150 Jahren<br />

schon keine Erfolge vorweisen, ist dies für uns heute fast aussichtslos.<br />

Erschwerend ist auch, dass umfangreiche <strong>Bad</strong> <strong>Berka</strong>er Aktenbestände<br />

zum Ende des 2. Weltkrieges in einem Außenlager des Thüringischen<br />

Hauptstaatsarchivs Weimar durch Feuer vernichtet wurden.<br />

Nach neuerlichen Konsultationen des Stadtarchivs <strong>Bad</strong> <strong>Berka</strong> mit den<br />

Mitarbeitern des Thüringischen Hauptstaatsarchivs Weimar mussten<br />

wir erfahren, dass man in Weimar von den einstigen Untersuchungsergebnissen<br />

des Dr. Engel völlig abgerückt ist. Zum einen hatte der<br />

Palmorden, wie schon beschrieben, im Zeitraum der Verleihung kaum<br />

noch Bestand. Zum anderen fänden sich zu <strong>Berka</strong> keinerlei Verbindungen.<br />

Da auch wir vom Stadtarchiv <strong>Bad</strong> <strong>Berka</strong> erkennen müssen, dass die<br />

Annahme, der „Palmorden“ habe Pate für unser Wappen gestanden,<br />

nicht möglich ist, trennen wir uns von der Erklärung des Herrn Dr. Engel<br />

aus dem Jahre1930.<br />

Erneut stellt sich aber für uns nun die Frage nach der Palme im <strong>Bad</strong><br />

<strong>Berka</strong>er Wappen. Versetzen wir uns zunächst in die Lage des damaligen<br />

Herzogs Johann Ernst II. von Weimar. Alle Städte seines Herzogtums<br />

besaßen ansehnliche, zum Teil alte, historisch belegte Stadtwappen.<br />

Nur in <strong>Berka</strong> hatte man, so wird berichtet, nur ein einfaches<br />

Tartschenschild mit einem großen „B“ als Wappen. Da <strong>Berka</strong> immerhin<br />

Sitz einer Amtsbezirksverwaltung war, sah der Herzog es sicherlich<br />

als notwendig an, <strong>Berka</strong> ein Wappen mit entsprechender Symbolkraft<br />

zu verleihen. Welches Bild sollte aber nun das Wappen tragen?<br />

Dazu muss man die Situation betrachten, in der sich <strong>Berka</strong> in jener<br />

Zeit befand. Wie viele der Städte und Dörfer des Fürstentums Weimar<br />

hatte auch <strong>Berka</strong> in der Zeit des 30jährigen Krieges viel Schaden genommen.<br />

Wir wissen, dass das Rathaus stark beschädigt, unbenutzbar<br />

und vom Wirt verlassen war. Auch der Freihof und der Gasthof am<br />

Markt waren zerstört. Aus Erhebungen geht weiterhin hervor, dass<br />

Felder aus Mangel von Zugvieh unbestellt und zahlreiche Häuser unbewohnt<br />

bzw. zerstört waren. Es herrschte große Armut. Zahlreiche<br />

Bürger hatten aus Not den Ort verlassen. Auch nach über 20 Jahren<br />

waren die Wunden noch nicht verheilt. Noch immer stand der im Jahre<br />

1608 abgebrannte Kirchturm als eine hässliche Ruine im Ort, die<br />

Kirche war nach dem Brande nur notdürftig wieder hergestellt worden.<br />

Obwohl Herzog Wilhelm Hilfe zum Wiederaufbau zugesichert<br />

hatte, mussten die <strong>Berka</strong>er im Jahr 1660 Steine von der Ruine des<br />

Kirchturmes herunternehmen und als Baufrone zum Schlossbau nach<br />

Weimar transportieren. Überhaupt bürdeten die Weimarer Fürsten in<br />

dieser Zeit den <strong>Berka</strong>ern umfangreiche zusätzliche Abgaben und<br />

Froneleistungen auf. So waren über mehrere Jahre auswärtige Handwerker,<br />

vorrangig Steinhauer und Steinmetze, in den Sommermonaten<br />

in <strong>Berka</strong> ansässig, um Steine in den Brüchen der Umgebung für Weimarer<br />

Bauten zu gewinnen. Die fremden Handwerker mussten auf<br />

Kosten der Stadt untergebracht und verpflegt werden. Die <strong>Berka</strong>er hatten<br />

die Steine mit ihren wenigen Zugtieren nach Weimar zu transportieren.<br />

Unmut machte sich unter den Betroffenen breit.<br />

1674 war endlich nach jahrelanger Bauzeit das Rathaus wieder fertig<br />

gestellt. Zu seiner Finanzierung hatte man einen größeren Geldbetrag<br />

erborgen müssen. Stolz auf das neue Rathaus, baten die <strong>Berka</strong>er möglicherweise<br />

selbst beim Herzog um ein neues Wappen. Da brach erneut<br />

Unheil über den Ort herein. Gleich nach Mitternacht des 20. Juli<br />

1674 zündete der Blitz bei einem schweren Gewitter inmitten der<br />

Stadt und 44 der besten Wohnhäuser, 16 Scheunen und 60 Ställe wurden<br />

ein Raub der Flammen. Besonders tragisch: Neben den beiden<br />

Backhäusern, die dringend zur Brotversorgung gebraucht wurden, lag<br />

erneut das neu errichtete Rathaus in Schutt und Asche. Zahlreiche<br />

Familien kamen um ihren gesamten Besitz und waren mittellos. Auch<br />

das hölzerne Glockenhaus brannte nieder. Die darin untergebrachten<br />

Glocken nahmen großen Schaden, sodass sie umgegossen werden<br />

mussten. Insgesamt hatte sich die Armut im Ort erneut vergrößert.<br />

Aber auch das Verhältnis der Menschen untereinander ließ in dieser<br />

Zeit vermutlich erheblich zu wünschen übrig. Kleinlicher Streit und<br />

Auseinandersetzungen untereinander führten zu Hass; Neid und zu<br />

Verdächtigungen und dümmlichen, aber gefährlichen Beschuldigungen<br />

der Hexerei. Von der Obrigkeit wurde jedes Mal hart zugegriffen.<br />

So sind aus dem Zeitraum 1671 - 1674 allein vier Inquisitionsprozesse<br />

in <strong>Berka</strong> bekannt. Eine der als Hexe verdächtigten Frauen, Elisabeth<br />

Salzmann, genannt die alte Glasern, musste dabei den Feuertod erleiden.<br />

Natürlich blieben auch dem Herzog die Situation, die Not und der Verdruss<br />

der Bürger in dem erst vor wenigen Jahrzehnten zur Amtsstadt<br />

erhobenen <strong>Berka</strong> nicht verborgen. Nun wollte er dieser Stadt auch<br />

noch ein Wappen verleihen. Welches Bild, welches Symbol sollte er<br />

wählen für einen Ort, der fast zur Hälfte in Schutt und Asche lag, wo<br />

untereinander Unfrieden herrschte, aber auch Aufsässigkeit gegen ihn,<br />

seiner hohen Steuern und Abgabenforderungen wegen?<br />

Seine Möglichkeiten der materiellen Hilfe waren gering. Auch im herzoglichen<br />

Hause waren die Kassen leer. Neben Holz aus den herrschaftlichen<br />

Wäldern, was zunächst kostenlos zur Verfügung gestellt,<br />

später aber zinslos zurück gezahlt werden musste, konnte er den Abgebrannten<br />

lediglich Lehngeld- und Steuerzahlungen für die Zeit des<br />

Wiederaufbaues erlassen.<br />

So blieb ihm nur die Möglichkeit den <strong>Berka</strong>ern Hoffnung zu geben,<br />

Hoffnung mit einer Palme. Sie war nicht nur das Emblem der fruchtbringenden<br />

Gesellschaft, sondern allgemein ein Symbol der Fruchtbarkeit,<br />

was sich damals auch in vielen Familienwappen und Hauszeichen<br />

fand. Vielleicht ist ihm eingefallen, was einst sein Vater, Herzog<br />

Wilhelm, über die Palme sagte: „....Da wo die Palme grünt, herrschtenFruchtbarkeit<br />

und Wohlstand, ist eine Oase der Erholung und<br />

Schönheit. Allein im Garten der Palme gedeiht der Mensch, bringt<br />

Frucht, wird Kultur gefördert. Draußen, jenseits des Gartens ist Wüste<br />

und Barbarei“.<br />

So mag denn damals Herzog Johann Ernst der Stadt einen „sprossenden<br />

Palmenbaum“ als Symbol der Fruchtbarkeit für ihr neues Wappen<br />

verliehen haben, verbunden mit dem Wunsch, dass <strong>Berka</strong> wieder aufblühen,<br />

dass Frieden und Eintracht Einzug halten mögen. Die Palme<br />

steht dabei in einer für <strong>Berka</strong> typischen, hügeligen Landschaft, die<br />

Burg auf einem der Berge dokumentiert den Sitz ehemaliger <strong>Berka</strong>er<br />

Grafen- und Herrengeschlechter.<br />

Ludwig Häfner<br />

Beratungsservice der Rentenversicherung<br />

Die nächste Sprechstunde des Versichertenberaters Ingo Torborg findet<br />

in <strong>Bad</strong> <strong>Berka</strong> wie folgt statt:<br />

Mittwoch, 08.02.<strong>2012</strong><br />

von 16:30 bis 18:00 Uhr im Rathaus <strong>Bad</strong> <strong>Berka</strong><br />

Versicherte der Deutschen Rentenversicherung erhalten gebührenfrei<br />

Rat und Auskunft zu versicherungsrechtlichen Fragen sowie Hilfe bei<br />

Anträgen auf Kontenklärung oder Rente. Es wird dringend gebeten,<br />

Termine rechtzeitig zu vereinbaren. Herr Torborg ist zu diesem Zweck<br />

wie folgt erreichbar:<br />

Telefon: 03644 563660<br />

(montags bis donnerstags 19:30 bis 20:30 Uhr)<br />

e-Mail: ingo.torborg@gmx.de

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