April 2012 - Marienhospital Stuttgart
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Medizin<br />
Dr. Fischer mit Bildern seines Patienten vor der OP. Um die fehlende äußere Nase neu zu modellieren, wurde unter<br />
anderem Haut benötigt. Diese wurde gewonnen, indem unter die Stirn ein Ballon implantiert wurde<br />
marien 2/<strong>2012</strong><br />
Zunächst war es ja nur Nasenbluten<br />
Wie das Martyrium von Jens Greiner nach 17 Jahren im <strong>Marienhospital</strong> ein gutes Ende fand<br />
Die lange Leidensgeschichte von Jens Greiner begann ganz plötzlich an einem Dezembertag im Jahr<br />
1994. Der damals 30-jährige sportliche und gesunde junge Mann bekam starkes Nasenbluten. Er<br />
wusste nicht, dass damit eine 17-jährige schwere Krankheitsgeschichte ihren Anfang nahm.<br />
Jens Greiner stammt aus dem thüringischen<br />
Steinach. Nach der<br />
Wende im Jahr 1989, als die Wirtschaft<br />
im Osten am Boden lag, verlor<br />
auch Jens Greiner seine Arbeit als Metallbaumeister.<br />
Er fand beim Fernseherproduzenten<br />
Loewe einen neuen Job in<br />
der Versandabteilung. „Ich saß im Jahr<br />
1994 wenige Tage vor Weihnachten<br />
bei Loewe auf dem Gabelstapler. Und<br />
urplötzlich bekam ich Nasenbluten,<br />
das einfach nicht aufhören wollte“, erinnert<br />
sich der heute 47-Jährige. Eine<br />
Kollegin bestellte geistesgegenwärtig<br />
den Krankenwagen.<br />
„Der Arzt war anschließend rot“<br />
Drei Liter Blut verlor Jens Greiner, bis<br />
er auf der Intensivstation eines Krankenhauses<br />
in der Nähe seines Heimatortes<br />
behandelt werden konnte. „Die<br />
Ärzte haben mir eine Tamponade in die<br />
Nase geschoben, wodurch die Blutung<br />
gestoppt wurde“, erinnert sich Jens<br />
Greiner. Tags drauf wurde er entlassen.<br />
„Drei Tage später, am zweiten Weihnachtsfeiertag<br />
fing die Nase nachts<br />
aber nochmals heftig an zu bluten, und<br />
wieder wurde ich mit dem Krankenwagen<br />
in die Klinik eingeliefert.“ Die<br />
Nase wurde aufwendiger tamponiert<br />
als beim ersten Mal. „Der Arzt, der mir<br />
geholfen hat, war anschließend von<br />
Kopf bis Fuß rot von meinem Blut.“<br />
Furcht, im Schlaf zu verbluten<br />
14 Tage blieb Jens Greiner im Krankenhaus.<br />
Als es ihm besser ging, ließ er<br />
sich in einer größeren Klinik untersuchen,<br />
und die dortigen Ärzte verödeten<br />
einige Blutgefäße, die sie für das starke<br />
Nasenbluten verantwortlich machten.<br />
Zwei Jahre lang hatte Jens Greiner<br />
nach dem Eingriff Ruhe. Aber eines<br />
Nachts im Jahr 1996 blutete seine Nase<br />
wieder heftig, und das war der Anfang<br />
einer schier endlosen Kette weiterer<br />
schwerster Blutungen und Klinikeinweisungen.<br />
Diese Zeit wurde für den<br />
sportlichen und bis auf das Nasenbluten<br />
kerngesunden Mann ein Martyrium.<br />
Immer wieder bekam er Nasenbluten,<br />
und zwar besonders häufig nachts<br />
im Schlaf. Und immer waren die<br />
Blutungen derart schwer zu stoppen,<br />
dass er auf Intensivstationen diverser<br />
Krankenhäuser eingeliefert werden<br />
musste. „Ich habe in dieser Zeit massive<br />
Schlafstörungen bekommen, weil<br />
ich jeden Abend Angst vorm Einschlafen<br />
hatte. Denn das Nasenbluten kam<br />
meistens nachts, und ich befürchtete,<br />
im Schlaf zu verbluten.“ Dazu kam,<br />
dass Jens Greiner sich inzwischen mit<br />
einer Firma für Wasseraufbereitungsanlagen<br />
selbstständig gemacht hatte.<br />
„Ich war deshalb oft unterwegs und<br />
weit weg von meiner Frau und meinem<br />
Sohn, die mir während einer Blutung<br />
hätten helfen können. Das hat meine<br />
Angst natürlich noch verstärkt.“<br />
Lungenentzündungen kamen hinzu<br />
Auch die Klinikaufenthalte wurden immer<br />
unangenehmer, denn meist reichte<br />
keine normale Tamponade mehr, um<br />
die schweren Blutungen zu stoppen.<br />
„Ich bekam einen mit Wasser aufblasbaren<br />
Ballon in die Nase gesteckt, der<br />
schlimme Schmerzen verursachte,<br />
wenn er mit großem Druck aufgedehnt<br />
wurde. Aber sonst wäre ich verblutet“,<br />
erinnert sich der Techniker. Weil ihm<br />
jedes Mal Blut in die Lunge lief, be-