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Juni 2011 - Deutsch-Polnische Gesellschaft der BRD eV

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POLITIK<br />

NEUES JAHR, NEUE STEUER<br />

Die Mehrwertsteuer-Erhöhung trifft Familien beson<strong>der</strong>s hart<br />

Von n-ost-Korrespondentin Ines Igney<br />

Görlitz / Zgorzelec (n-ost) – Eiskalt ist<br />

sein Arbeitsplatz und sehr zugig. Trotzdem<br />

eilt Lukasz freundlich auf neue Kunden<br />

zu und fragt in holprigem <strong>Deutsch</strong>: „Tank<br />

voll?“. Mancher blickt misstrauisch auf die<br />

Preisliste, die hier wie an je<strong>der</strong> Tankstelle<br />

nahe <strong>der</strong> Einfahrt thront. Zum 1. Januar ist<br />

Benzin in Polen teurer geworden. Ein Liter<br />

Pb95 nähert sich <strong>der</strong> Fünf-Zloty-Marke,<br />

<strong>der</strong>zeit etwa 4,82 Zloty, umgerechnet sind<br />

das etwa 1,25 Euro. Zum Vergleich: Vor einem<br />

Jahr kostete er noch etwa 4,40 Zloty,<br />

also knapp 1,13 Euro.<br />

Nicht nur die jährlich steigende Benzinabgabe<br />

ist dafür verantwortlich, son<strong>der</strong>n<br />

vor allem die jüngste Erhöhung <strong>der</strong> Mehrwertsteuer.<br />

Erst Ende Oktober waren die<br />

neuen Steuersätze vom polnischen Sejm<br />

verabschiedet worden, keine zwei Wochen<br />

vor Weihnachten unterschrieb sie <strong>der</strong> polnische<br />

Präsident Bronislaw Komorowski.<br />

Seit 1. Januar <strong>2011</strong> ist die Mehrwertsteuer<br />

in Polen für fast alle Produkte um mindestens<br />

ein Prozent gestiegen. Für einige Waren<br />

fällt sie noch wesentlich höher aus.<br />

Schon vor <strong>der</strong> Silvesternacht galt in Polen<br />

einer <strong>der</strong> höchsten „VAT“-Sätze (die<br />

Abkürzung für „Value Added Tax“ ist aus<br />

dem Englischen übernommen) in <strong>der</strong> Europäischen<br />

Union: 22 Prozent. Jetzt sind<br />

22 POLEN und wir 2/<strong>2011</strong><br />

es 23 Prozent. Der ermäßigte Steuersatz<br />

stieg von sieben auf acht Prozent. Und für<br />

einige Waren, für die bisher null o<strong>der</strong> drei<br />

Prozent galten – beispielsweise „bildungsnahe<br />

Leistungen“ wie Schulessen o<strong>der</strong><br />

auch Bücher – gibt es jetzt einen neuen<br />

Satz von fünf Prozent. Beson<strong>der</strong>s betroffen<br />

sind Babykleidung und -schuhe. Um Familien<br />

zu unterstützen, waren in Polen dafür<br />

bislang nur sieben Prozent fällig. Dieser<br />

Steuersatz wi<strong>der</strong>spricht aber Regelungen<br />

<strong>der</strong> Europäischen Union, weshalb diese<br />

das Mitgliedsland drängte, den Standardwert<br />

zu verwenden: also jetzt 23 Prozent.<br />

Waren Bücher bisher steuerbefreit, zahlen<br />

die Kunden seit Anfang des Jahres fünf<br />

Prozent. „Es soll eine Übergangsphase bis<br />

Ende April geben“, erzählt Jadwiga Sobol,<br />

Backwarenkiosk-Betreiberin Anna Komar hält eine <strong>der</strong> ganz wenigen Ausnahmen ins Bild: Die Mehrwertsteuer<br />

auf Brot ist in Polen zum neuen Jahr gefallen, von sieben auf fünf Prozent.<br />

Foto: Ines Igney<br />

Eigentümerin des Buchladens Verbum in<br />

Zgorzelec. „Im alten Jahr gedruckte Bücher<br />

dürfen bis dahin noch zum alten Steuersatz<br />

verkauft werden. Auch Zigaretten können<br />

eine Zeitlang noch zum alten aufgedruckten<br />

Preis verkauft werden“, erklärt sie.<br />

Für einige wenige Produkte ist die Mehrwertsteuer<br />

aktuell sogar gesunken. So gilt<br />

für viele Lebensmittel wie Käse, Brot und<br />

Joghurt künftig ein Steuersatz von fünf Prozent,<br />

während für diese „leicht verarbeitete<br />

Produkte“ bisher sieben Prozent fällig<br />

waren. Aber sinken werden die Preise auch<br />

hier vermutlich nicht. Die Kosten für die<br />

Umstellung <strong>der</strong> Kassensysteme schlagen<br />

Händler auf die Lebensmittelpreise um.<br />

Verbunden mit <strong>der</strong> neuen Mehrwertsteuer<br />

rechnet allein <strong>der</strong> Supermarktbetreiber<br />

Tesco mit Zusatzkosten von etwa 1 Million<br />

Zloty. Die britische Handelskette betreibt<br />

etwa 360 Supermärkte in Polen. Außerdem<br />

wird durch die steigenden Benzinpreise voraussichtlich<br />

<strong>der</strong> Transport sämtlicher Waren<br />

teurer.<br />

Laut <strong>der</strong> Wirtschaftszeitung „Gazeta Polska“<br />

müsse je<strong>der</strong> einzelne Pole, vom Baby<br />

bis zum Greis, täglich 36 Groszy (neun<br />

Cent) mehr ausgeben, damit <strong>der</strong> Staat allein<br />

im laufenden Jahr auf seine geplanten<br />

Mehreinnahmen von 5,5 Milliarden Zloty<br />

(1,3 Mrd. Euro) kommt. Der Fünf-Prozent-<br />

Satz gilt unbefristet, während die acht<br />

und 23 Prozent auf drei Jahre befristet beschlossen<br />

worden sind. Sollte es bis Ende<br />

2013 keine neuen Entscheidungen geben,<br />

könnte danach wie<strong>der</strong> ein Mehrwertsteuersatz<br />

von sieben und 22 Prozent gelten.<br />

Daran mag aber niemand so recht glauben.<br />

Lukasz lächelt und nickt dem nächsten<br />

Kunden zu. „Tank voll!“ Die Zapfsäule<br />

zeigt über 240 Zloty an, das sind mehr als<br />

62 Euro. Murrend kramt <strong>der</strong> Kunde nach<br />

seiner Geldbörse. ��<br />

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