BBQ-Geschäftsbericht 2011/2012

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Mit M+E-Einstieg den Fachkräftenachwuchs sichern Das Pilotprojekt M+E-Einstieg des Arbeitgeberverbands Südwestmetall zeigt neue Wege bei der Berufsintegration von Jugendlichen mit schwieriger persönlicher Ausgangslage auf. Das von BBQ entwickelte Konzept verknüpft in einem modularen Konzept verschiedene Förderbereiche in Schule, Berufsorientierung und Ausbildung und entwickelt so eine nachhaltige Bildungskette. 28 Auslandspraktika für Auszubildende ermöglichen Um mehr Auszubildenden einen Teil der Erstausbildung im europäischen Ausland zu ermöglichen, wurde im Herbst 2008 die Servicestelle Go.for. europe initiiert. Sie unterstützt die Internationalisierung der Berufsausbildung in Baden-Württemberg. Go.for.europe bietet eine kontinuierliche Beratung für Unternehmen und Auszubildende. Das Projekt unterstützt BBQ hat Lukas zweimal beim Start in Ausbildung unterstützt. Das erste Mal, als er in der 8. Klasse von der Schule abging. Seine Noten waren miserabel, sein Verhältnis zu fast allen Lehrern zer - rüttet. „Die 9. hätte ich niemals gepackt“, sagt er bei einem Besuch bei Doris Menzel in der Ludwigsburger Niederlassung von BBQ. Im Gespräch erzählen die beiden, wie sich das Sorgenkind Lukas zum Azubi Lukas gewandelt hat. Moritz Röschel, Auszubildender bei Wohlhaupter GmbH in Frickenhausen, absolvierte innerhalb seiner Ausbildung ein vierwöchiges Betriebspraktikum in Brescia/Italien Azubi-Pool: Die zweite Chance bei der Konzeption, Durchführung und Nachbereitung von Auslandsprak tika. In Seminaren werden die Auszubildenden auf ein vierwöchiges Praktikum vorbereitet und in ein europäisches Partnerunternehmen vermittelt. Seit Juli 2011 werden neben der Entsendung von Auszubildenden in europäische Partnerunternehmen jetzt auch Praktika für Auszubildende aus dem europäischen Ausland in deutschen Unternehmen angeboten. Gemeinsame Träger der Servicestelle sind der Arbeitgeberverband Südwest - metall, der Baden-Württembergische Industrie- und Handelskammertag und der Baden-Württembergische Handwerkstag. Das Projekt wird gefördert vom Ministerium für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württemberg aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds. BBQ unterstützt bei der Umsetzung und Verwaltung der Servicestelle. Lukas musste zweimal die Schule verlassen. Trotzdem beginnt er bald eine Lehre. Unterstützung erhielt er von BBQ. Nach dem Abgang von der Hauptschule fand sich Lukas in dem BBQ-Projekt „Berufsvorbereitung in Kooperationsklassen“ (BIK) wieder. Statt 29 Klassenkameraden hatte er jetzt nur noch 15. Lukas musste weniger Theorie büffeln, dafür durfte er für Praktika und Projekt - arbeiten in Betriebe hineinschnuppern. Eine Sozialpädagogin half Lukas bei der Berufsorientierung und trainierte mit ihm, wie man sich in Bewerbungsgesprächen verhält. „Auf einmal hat
mir Schule wieder Spaß gemacht“, sagt er. Doris Menzel zieht eine Kopie seines Abschlusszeugnisses hervor – Mathe: 1, Deutsch: 3, Englisch: 3. Danach wollte Lukas auf der Wirt schafts - schule weiterlernen. Zu Beginn lief es gut, aber bald rauschten seine Noten erneut in den Keller und die Einträge im Klassenbuch häuften sich. „Ich hatte viele Probleme zuhause, konnte mich nicht so auf die Schule konzentrieren“, erklärt er. Er musste zum zwei ten Mal die Schule verlassen, dann setzte ihn auch noch sein Vater vor die Tür. Lukas erinnert sich gut an das letzte Gespräch mit seinem Informatik-Lehrer, dem Studiendirektor der Schule. „Der hat mir die Nummer von Frau Menzel hier bei BBQ aufgeschrieben und gesagt, ich soll da mal anrufen.“ Um Geld zu verdienen, meldete sich Lukas bei einer Zeitarbeitsfirma. Ein paar Monate schlug er sich als Produktionshelfer durch. Dann vermittelte ihm die Agentur für Arbeit eine Stelle im Rahmen eines Einstiegsqualifizierungs - jahres. Eine Firma, die Oldtimer repariert, sei an ihm interessiert. Nachdem Lukas per Handschlag die Zusage erhalten hatte, kündigte er seinen Zeitarbeitsvertrag. Zu früh, wie sich herausstellen sollte: „Der Chef von der Oldtimerfirma hat angerufen und einfach gesagt, wir nehmen dich doch nicht.“ Jetzt hatte Lukas keine Lust mehr. Er verbrachte die Zeit abwechselnd in der Wohnung seiner Freundin und bei einem Freund. „Aber nach acht Wochen hab ich gedacht, so kann das nicht weitergehen. Da drehst’de ja durch, wenn du gar nichts zu tun hast.“ Lukas zog den Zettel mit der Telefonnummer aus seinem Geldbeutel und griff zu seinem Handy. Doris Menzel lud ihn daraufhin zu einem Gesprächstermin ein. Die beiden besprachen, was Lukas kann, und was er sich für seine berufliche Zukunft wünschte. Die ausgebildete Grundund Hauptschullehrerin nahm den Jungen in das Projekt Azubi-Pool – passgenaue Vermittlung auf. Darin sammelt sie seit Sommer 2011 die Profile junger Menschen, die einen Ausbildungs platz finden wollen und Stellenbeschreibungen von offenen Ausbildungsplätzen regionaler Unternehmen. „Wir suchen dann für jeden einzelnen genau die Stelle, die zu ihm passt“, erklärt Doris Menzel. Viele scheiterten nämlich ganz einfach deshalb, weil sie sich ständig um die falschen Stellen bewerben. Ganz oben auf Lukas’ Hitliste der Wunschberufe stand KFZ-Mechatroniker. Aber Doris Menzel riet ihm ab. „Das wollen sehr viele werden – und bei seinen Noten hätte er gegen diese Konkurrenz keine Chance gehabt.“ Alternativen waren Zweiradmechaniker und Fachkraft für Lagerlogistik. Die BBQ-Mitarbeiterin recherchierte im Firmenpool und konnte auf einen Zwei rad-Händler in Ludwigsburg zurückgreifen, keine zwei Gehminuten von der Wohnung von Lukas’ Freundin entfernt. Der Chef der kleinen Firma lud Lukas ein, eine Woche zur Probe zu arbeiten. Der 19-Jährige lernte, Brems- klötze zu montieren und Gangschaltungen einzustellen. Sogar den Motor eines Motorrades ließ ihn der Chef drosseln. Am Ende bot er ihm einen Ausbildungsplatz als Fahrradmonteur an. Wenn er sich in den ers ten zwei Lehrjahren bewährt, kann er sogar noch um ein weiteres verlängern und sich zum Zweiradmechaniker mit Schwerpunkt Fahrrad weiterqualifizieren. Lukas Herz schlägt zwar eher für Fahrzeuge mit Motor. Aber er fühlt sich wohl bei seinem neuen Chef, dessen Frau und den beiden Kollegen in der Werkstatt. „Ich wäre ja bescheuert, wenn ich das jetzt nicht durchziehen würde“, sagt er. Auch Doris Menzel ist zuversichtlich. Lukas wird seine Chance nutzen: er ist motiviert. Azubi-Pool wird finanziert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF), der europäischen Union und durch den Arbeitgeberverband Südwestmetall. Doris Menzel auf der Berufsausbildungsmesse bam im Gespräch 29
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