Trevor J. Roling überlegte eine Weile lang, welches Timbre er anschlagen sollte, bevor er den Kommentar für einen Dokfilm über den LSD-Entdecker Albert Hofmann sprach. Im Tonstudio probierte er es schliesslich mit einer Prise Rauheit in der Stimme. «Das öffnet eine Bandbreite, die Platz lässt für Nostalgie wie auch subtile Kritik», sagt der Profisprecher. Beim Regisseur des Films traf er damit ins Schwarze. Als es der 57-Jährige in einem nächsten Projekt erneut mit jener «poetischen Heiserkeit» versuchte, seien die Reaktionen weniger enthusiastisch ausgefallen. «Nimm einen Schluck Wasser», hiess es da nur. «Zum Teil ist die Klangfarbe Geschmackssache», sagt Roling. Er sitzt im Restaurant Frohsinn in Rickenbach, seinem Wohnort. Im Hintergrund dudelt morgens um zehn Uhr das Radio, am Nebentisch raschelt einer mit dem «Blick», einen Tisch weiter hinten quiet- WIE MUSIK IN DEN OHREN schen Maler beim Aufstehen mit den Stühlen auf dem Plättliboden. Wüsste man es nicht besser, könnte man Roling äusserlich betrachtet ebenfalls für einen Angehörigen des lokalen Gewerbes halten. Im fantastisch-übertriebenen Swisscom-TV-Spot, in welchem ein junger Mann im Tram über sein Smartphone einen Malediven-Flug bucht, ist Roling die sonore und etwas raue Stimme, die am Schluss in reinstem BBC-Englisch sagt: «Fast Mobile Internet. Wherever, whenever you need it»; eine Stimme, die nach Hemd und grauen Schläfen, gesundem Teint und ein paar Fältchen, mithin nach Kompetenz, Erfahrung und Attraktivität klingt. Roling ist ein lebhafter Erzähler, «ein Frontschwein», wie er selber sagt. Chorleiter, Komponist einer Messe, ehemaliger Orchestermusiker – Rolings Gehör für Musik ist geschult. Er war Moderator der ersten Stunde bei Radio Eulach und kam so zu ersten Sprechaufträgen. Heute Die Stimmen aus dem Off Man kennt sie nur als Stimme: Off-Sprecher erklären uns aus dem Hintergrund die Welt. Männer sollen erfahren, Frauen jung klingen. Von Ueli Abt (Text) und Peter Würmli (Bilder) ist der gebürtige Brite auf englische Off- Kommentare spezialisiert. Seine Stimme ist in zahlreichen Industriefilmen zu hören, in der Rhätischen Bahn und auf Swiss-Flügen, zuweilen auch im Rahmen von kommerziellen Beiträgen auf CNN. Der Freelancer hat sich an diesem Morgen Zeit genommen, um einem Aussenstehenden darzulegen, worauf es beim Klang einer Stimme aus dem Lautsprecher ankommt. Ob es gut klingt, misst Roling am Kriterium der Glaubwürdigkeit: Es muss so tönen, als wäre er einer von der Firma, kein Externer, Beigezogener – der er in Tat und Wahrheit ist. Man muss verstehen, wovon man spricht. Da hilft es, wenn man in kürzester Zeit Sach- bis zur Webmaschine, von der Knieoperation bis zum Handy. «Natürlich, man muss eine gute Stimme haben, aber damit fängt es erst an», sagt Roling, während am Nebentisch aus Versehen ein Colaglas mit einem Knall in Brüche geht. Wo wenige Bässe sind, hilft heute oftmals Studiotechnik nach. «Meine Stimme hat von Natur aus Mittellage. Wenn es sein muss, kann ich eine Bassstimme produzieren», sagt Roling, und dabei klingt seine Stimme gleich etwas sonorer. Übertreiben will er es nicht. Ihn nervt, wenn ein Sprecher in einer Autowerbung im Fernsehen die Bässe bis zum Maximum ausreizt und dabei «noch über das Ende des Satzes hinaus weitergrunzt», wie Roling sagt. Weil die sonore Bassstimme nicht nur in Autospots häufig zum Einsatz kommt, <strong>JUBILÄUMSMAGAZIN</strong> verhalte erfassen und sich in Produkte <strong>DAS</strong> – 24 175 hineindenken kann, vom Waschmittel Christian Sollberger, Neftenbach [… BESTE UNTERHALTUNG – INTERNET, TELEFONIE UND DIGITALES FERNSEHEN. DREI PRODUKTE ZUM PREIS VON ZWEI. JETZT BESTELLEN UND PROFITIEREN. …]
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