Zweckbezogenes, gemeinwohlorientiertes Investieren ist ein Anlageverhalten, dessen Koordinaten Mut zu ungewohnten Wegen, Entwicklung von Kontinuität mit stetem Blick auf den Stiftungsauftrag <strong>und</strong> die Erhöhung der individuellen Wirkung heißen.
Grußwort. Sehr geehrte, liebe Leserinnen, sehr geehrte, liebe Leser, wieder stehen wir an der Schwelle eines neuen Jahres. 2012 geht zu Ende. Wie werden wir es in Erin ne rung behalten? Will man den Rubriken Politik oder Wirt schaft der Medien Glauben schenken, war es ein Krisenjahr. Der Euro sei ins Trudeln gekommen, ist zu lesen. Vielstimmig der Chor der Experten, die Rezepte für ein Krisenmanagement parat haben. Mir sind kürzlich Abraham Lincolns Thesen aus dem Jahre 1864 in die Hände gefallen: »Man kann nicht Wohlstand schaffen, indem man die Lust am Sparen nimmt. Man kann nicht Charakter <strong>und</strong> Mut schmieden, indem man Initiative <strong>und</strong> Unabhängigkeit lähmt. Man kann dem Menschen nicht helfen, indem man für ihn tut, was er selbst tun könnte <strong>und</strong> müsste.« Die Aktualität dieser Sätze ist für mich erstaunlich. Meines Erachtens liegt der Ball jetzt im Feld der euro - päischen Politik, denn es geht um einen modernen, funktionsfähigen Gesellschaftsentwurf für ein gemeinsames Europa, in dem sich die Menschen zu Hause fühlen. Hoffen wir, dass 2013 zu einem Jahr mit Perspektiven wird. In den letzten zwölf Monaten war unser Haus im Stif - tungsbereich in verschiedenste Frage- <strong>und</strong> Problemstellungen involviert. Denn besonders in wirtschaftlich <strong>und</strong> gesellschaftlich anspruchsvollen Zeiten wächst für uns als langfristiger Partner die Verantwortung im Begleiten von Stiftungsverantwortlichen. Gleich zu Beginn des Deutschen StiftungsTags in Erfurt kamen deshalb im Workshop »Impulse für wirkungsvolles Stiftungsvermögen« über 200 Interessierte zusammen, um mit Spezialisten nach tragfähigen Ansätzen <strong>und</strong> Lösungen für nachhaltige Zukunftskonzepte zu suchen. Zweckbezogenes, gemeinwohlorientiertes Investieren ist ein Anlageverhalten, dessen Koordinaten Mut zu ungewohnten Wegen, Entwicklung von Kontinuität mit stetem Blick auf den Stiftungsauftrag <strong>und</strong> die Erhöhung der individuellen Wirkung heißen. Es geht dabei um ein ganz heitliches Stiftungsmanagement, d. h. die strikte Trennung zwischen Zweckverfolgung <strong>und</strong> Vermögensbewirtschaftung aufzugeben <strong>und</strong> vielmehr deren An sätze zu verbinden bzw. zu kombinieren. Um dieser Thematik eine breite Öffentlichkeit bzw. Gr<strong>und</strong>lage zur Diskussion zu verschaffen, hat unser Haus die Herausgabe der Studie »Mission Investing im deutschen Stiftungssektor« gefördert. Der B<strong>und</strong>esverband Deutscher Stiftungen stellte in Erfurt mit Melinda Weber, der Autorin der Studie, die Ergebnisse vor. Im Anschluss diskutierten Experten über Chancen <strong>und</strong> Grenzen dieser Anlageform. Der vorgestellte Praxisleitfaden beinhaltet einerseits eine Bestandsaufnahme wirkungsorientierten Anlageverhaltens in Deutschland <strong>und</strong> ermutigt andererseits zur Entwicklung einer Kultur zweckbezogenen Investierens. Deshalb freut es mich besonders, dass Dr. Hermann Falk, stellvertretender Generalsekretär des B<strong>und</strong>esverbands Deutscher Stiftungen, Ihnen in dieser Ausgabe dazu einen Überblick geben wird. Darüber hinaus berichten Gerhard Bissinger, Stifter <strong>und</strong> Vorstand der Social Business Stiftung, <strong>und</strong> Dr. Jesco Kreft, Geschäftsführer der Hamburger Stiftung für Wirtschaftsethik, über ihre Erfahrungen im Hinblick auf eine mögliche Vervielfachung der Wirkung von Stiftungen. 3