Luzerner Cercle ist heiss auf Nationalmannschaft - Hotel & Gastro ...
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Regionalequipen – Teil 2<br />
<strong>Luzerner</strong> <strong>Cercle</strong> <strong>ist</strong> <strong>heiss</strong><br />
<strong>auf</strong> <strong>Nationalmannschaft</strong><br />
Wer stellt die nächste Kochnationalmannschaft? Vier Regionalmannschaften haben<br />
sich für das Nominationsrennen angemeldet. Zu ihnen zählt das Team des <strong>Cercle</strong><br />
des Chefs de Cuisine Lucerne (CCCL). «Food & Beverage» stellt die Mitglieder vor.<br />
Von links: Patricia Zimmermann, Denise Fallegger,<br />
Adrian Bürki, Bernd Hess, Captain Roland Schwarzenbach,<br />
Teamchef Shaun Leonard, Dashin Mullins Kammer,<br />
Stephan Stemminger und Martina Tempel.
Am Culinary World Cup 2010 gehörte<br />
die Regionalmannschaft<br />
des <strong>Cercle</strong> des Chefs de Cuisine<br />
Lucerne (CCCL) zu den ganz grossen<br />
Überraschungen. Mit einer Goldmedaille<br />
und Platz 5 im Gesamtranking im<br />
Wettbewerb der Regionalequipen übertraf<br />
das Team um Shaun Leonard und<br />
Roland Schwarzenbach die kühnsten<br />
Erwartungen. Denn eigentlich sind die<br />
<strong>Luzerner</strong> (noch) Greenhorns im internationalen<br />
Wettbewerbsgeschehen. 2009<br />
neu formiert, trat das Team erst an zwei<br />
bedeutenden Ausstellungen an.<br />
Dieses Jahr fokussiert sich die Mannschaft<br />
<strong>auf</strong> die Igeho in Basel. 2012 will<br />
man an der Intergastra in Stuttgart, an<br />
der ZAGG in Luzern und an der offiziellen<br />
Ausscheidung um die neue Schweizer<br />
Kochnationalmannschaft teilnehmen.<br />
«Das wird happig», meint Teamchef<br />
Shaun Leonard, fügt aber im Brustton<br />
des selbstbewussten Leaders hinzu:<br />
«Den Grossen wollen wir in die Hacken<br />
beissen!»<br />
Wie sie das anstellen wollen und was<br />
sie überhaupt von Kochkunst halten,<br />
erzählen die Mitglieder selbst:<br />
Teamchef Shaun Leonard (37),<br />
Küchenchef und F&B-Direktor in der<br />
<strong>Hotel</strong>fachschule IMI, Kastanienbaum<br />
«Wo immer ich vorher gearbeitet habe,<br />
in meiner Heimat England, in Deutschland<br />
oder in Spanien, habe ich eine ak-<br />
tive Rolle in Kochverbänden gespielt<br />
und wollte meinen Teil zur Entwicklung<br />
der Branche beitragen. Als ich dem <strong>Cercle</strong><br />
des Chefs de Cuisine Lucerne beigetreten<br />
war, stellte ich fest, dass es<br />
keine aktive Ausstellungsmannschaft<br />
gab, dass sie aber jemanden suchten,<br />
der die Arbeit wieder <strong>auf</strong>nimmt und ein<br />
neues Team gründet und <strong>auf</strong>baut. Durch<br />
die Kontakte des Vorstands habe ich unseren<br />
jetzigen Teamcaptain Roland<br />
Schwarzenbach vom Restaurant Wiederkehr<br />
in Luzern angefragt, und zusammen<br />
haben wir dann weitere Mitglieder<br />
für das Team rekrutiert. Uns gelang<br />
es glücklicherweise, ein hochmotiviertes<br />
und fähiges Team zusammenzustellen,<br />
und gleich in unserem Gründungsjahr<br />
holten wir die Silbermedaille<br />
an unserem ersten Wettkampf an der<br />
Igeho in 2009. Wir waren bege<strong>ist</strong>ert.<br />
Seither gab es ein paar Team-Änderungen,<br />
aber die anfängliche Leidenschaft<br />
hat sich gehalten. Wir wollen Luzern<br />
und die Zentralschweiz stolz machen<br />
mit unserer kleinen Revoluzzer-Mannschaft.<br />
Unser Team trainiert bei mir am Arbeitsplatz<br />
im IMI University Centre. Mein<br />
Arbeitgeber <strong>ist</strong> grossartig und zeigt<br />
viel Interesse an unserer Arbeit. Genauso<br />
übrigens wie meine Familie, die viel<br />
Verständnis und Bege<strong>ist</strong>erung für<br />
meine Arbeit hat. Man muss sich nur hin<br />
und wieder kleine ‹Inseln› wie ein langes<br />
Wochenende oder Ferien schaffen, sodass<br />
man zusammen wieder <strong>auf</strong>tanken<br />
und Zeit miteinander verbringen kann.<br />
Aber so geht es eigentlich allen Kollegen<br />
in der <strong>Gastro</strong>nomie.»<br />
Teamcaptain Roland Schwarzenbach<br />
(32), Küchenchef im Restaurant<br />
Wiederkehr in Luzern<br />
«Kochkunst macht Spass, sie nimmt<br />
viel, gibt aber auch sehr viel. Man lernt<br />
immer wieder neue Sachen, die ich bei<br />
der täglichen Arbeit einsetzen kann.<br />
Ich lerne neue Leute kennen, die das<br />
gleiche Hobby pflegen. Kochkunst <strong>ist</strong><br />
Leidenschaft! Natürlich <strong>ist</strong> sie auch mit<br />
harter Arbeit verbunden, aber man muss<br />
sich halt ein bisschen organisieren. Bei<br />
mir im Betrieb geht das ganz gut, da wir<br />
zwei Tage in der Woche geschlossen<br />
haben und unsere Probeläufe an diesen<br />
Tagen stattfinden.<br />
An den Wettbewerbstagen wird es<br />
dann manchmal schon schwierig, weil<br />
wahrscheinlich genau dann noch die<br />
Hölle los <strong>ist</strong> im Betrieb. Ich habe<br />
aber auch das Glück, einen Patron zu<br />
haben, der mich zu hundert Prozent<br />
unterstützt. Ziele in den nächsten zwei<br />
Jahren gibts einige. Für uns stehen<br />
natürlich die ZAGG und die Internationale<br />
Koch-Olympiade in Erfurt zuoberst<br />
<strong>auf</strong> der L<strong>ist</strong>e. Und natürlich <strong>ist</strong><br />
auch die Ausscheidung für die Nati ein<br />
Thema. Als Aussenseiter <strong>ist</strong> der Druck<br />
Friandises aus dem Luxemburger Programm des <strong>Luzerner</strong> <strong>Cercle</strong>. Macaron mit Innerschweizer Birnenbrand, Art on Rigispitzli und<br />
ein verführerisches Duett von Marroni und Mandeln.<br />
46 Food & Beverage 1/2011<br />
Teamwork mit Pinzette und Holzstocher. Stephan Stemminger (links) und Adrian<br />
Bürki beim «Basteln» während der kalten Show am Culinary World Cup.<br />
nicht ganz so gross, und wir hoffen, viel<br />
von dieser Ausscheidung profitieren zu<br />
können.»<br />
Pâtissière Martina Tempel (39),<br />
Chef pâtissier im Parkhotel Weggis<br />
«Ich bin gelernte Konditorin und habe<br />
mein Hobby zum Beruf gemacht.<br />
Kochkunst beziehungsweise Pâtisserie<br />
<strong>ist</strong> für mich Leidenschaft mit Liebe,<br />
Freude und Spannung <strong>auf</strong> immer etwas<br />
Neues. Mein Chef und meine Kochkollegen<br />
sind sehr offen für Neues und<br />
Innovatives, wir stehen füreinander ein.<br />
In meiner Familie sind alle entweder<br />
Konditor oder Koch, wir teilen uns<br />
diese Leidenschaft. Ich wünsche mir,<br />
dass dieses Team so zusammenbleibt<br />
wie es <strong>ist</strong>, und dass unsere schönen,<br />
verrückten und wundervollen Ideen so<br />
weitersprudeln wie bisher.»<br />
Teammitglied Bernd Hess (31),<br />
Chef tournant im <strong>Hotel</strong> Pilatus<br />
in Hergiswil<br />
«Mein Interesse galt schon lange der<br />
Kochkunst. Mein Küchenchef <strong>ist</strong> Mit-<br />
glied des <strong>Luzerner</strong> <strong>Cercle</strong>, und über ihn<br />
habe ich erfahren, dass ein neues Team<br />
gebildet wird. Das war 2009. Ich hatte<br />
mich zu diesem Zeitpunkt beim Teamchef<br />
beworben und das Glück, <strong>auf</strong>genommen<br />
zu werden.<br />
Kochkunst <strong>ist</strong> eine Abwechslung<br />
zum A-la-carte-Geschäft. Man kann viele<br />
Dinge ausprobieren, die so im Betrieb<br />
nicht funktionieren würden. Für mich <strong>ist</strong><br />
das ein wichtiger Ausgleich. Was ich für<br />
meine Arbeit übernehmen kann, <strong>ist</strong> die<br />
Genauigkeit. Viele Techniken habe ich<br />
für mich entdecken können.<br />
Familiär <strong>ist</strong> die Kochkunst natürlich<br />
ein Problem. Es wird Freizeit geopfert,<br />
die ich dann für meine Familie nicht<br />
habe. Ich bin dankbar dafür, dass meine<br />
Familie für mein Hobby Verständnis<br />
<strong>auf</strong>bringt. Ohne dieses Verständnis wäre<br />
eine Teilnahme in der Mannschaft<br />
nicht möglich.<br />
Auch mein Küchenchef macht für<br />
mich sehr viel möglich. Sicherlich gehen<br />
die betrieblichen Interessen vor. Bis jetzt<br />
lag es aber immer drin, an Probeläufen<br />
und Ausstellungen teilzunehmen.»<br />
Teammitglied Karin Lustenberger (23),<br />
Köchin im <strong>Hotel</strong> Thorenberg in Littau<br />
«Kochkunst bedeutet für mich, mit<br />
vielen gleichgesinnten Köchen, die ihren<br />
Beruf lieben, zusammenzuarbeiten.<br />
Kochkunst <strong>heiss</strong>t für mich aber auch,<br />
neue Produkte kennen zu lernen, Ideen<br />
umzusetzen, Teamwork. Ich finde, Kochen<br />
darf nicht nur ein Beruf sein. Du<br />
musst es lieben und auch zu deinem<br />
Hobby machen. Man investiert sehr viel<br />
Zeit. Da ich in Ausstellungszeiten me<strong>ist</strong>ens<br />
im Familienbetrieb gearbeitet habe,<br />
war das für mich nie ein grosses Problem.<br />
Meine Eltern unterstützen mich,<br />
wo sie können. Somit bekomme ich alles<br />
sehr gut geregelt. Wäre das nicht der<br />
Fall, könnte es manchmal echt schwierig<br />
werden.<br />
Ich finde, wir haben schon viel erreicht.<br />
Die nächsten Ziele sind die Olympiade<br />
und die ZAGG nächstes Jahr.<br />
Schön wäre es, Gold zu gewinnen. Und<br />
ein entferntes Ziel wäre natürlich, die<br />
<strong>Nationalmannschaft</strong> stellen zu dürfen.<br />
Wir haben ein tolles Team, das auch in<br />
schwierigen Zeiten zusammenhält.»<br />
Adrian Bürki (26), Chef de partie<br />
im Restaurant Seven in Ascona<br />
«Zur Mannschaft bin ich durch meinen<br />
ehemaligen Küchenchef Roland<br />
Schwarzenbach (Teamcaptain) gestossen.<br />
Ich habe mit ihm im Restaurant<br />
Wiederkehr gearbeitet. Einmal <strong>ist</strong> er<br />
nach getaner Arbeit <strong>auf</strong> mich zugekommen<br />
und hat mich gefragt, welche Pläne<br />
ich an meinem freien Tag habe. Dar<strong>auf</strong><br />
entgegnete ich ‹keine› und er meinte:<br />
‹Super! Jetzt hast du was vor. Wir<br />
wollen morgen die zukünftige <strong>Luzerner</strong><br />
Kochmannschaft gründen!› Er fügte nur<br />
noch an, dass es ab und zu auch freie<br />
Tage in Anspruch nehmen würde. Bis<br />
jetzt habe ich es nicht bereut! Kochkunst<br />
<strong>heiss</strong>t für mich, Modernes, Kreatives<br />
<strong>auf</strong> den Teller bringen. Ob sich<br />
Kochkunst immer mit dem Privatleben<br />
vereinbaren lässt? Wie soll ich das sagen?<br />
Sonntagmorgen das Frühstück<br />
holen und zweimal in der Woche für die<br />
Freundin kochen, und alles <strong>ist</strong> vergessen!<br />
Man muss halt immer versuchen,<br />
Food & Beverage 1/2011 47
«Diesen Moment werden wir nie vergessen!» Die Regionalmannschaft des <strong>Luzerner</strong> <strong>Cercle</strong> jubelt über unverhofftes Gold am<br />
Culinary World Cup in Luxemburg.<br />
alles im Gleichgewicht zu halten: Freundin,<br />
Familie und Kollegen. Zudem<br />
kommt mir mein Chef Ivo Adam sehr<br />
entgegen. Er war früher selber Teil einer<br />
Kochmannschaft und unterstützt mich<br />
voll und ganz. Ich erhalte von ihm die nötige<br />
Freiheit, um Teil der Kochmannschaft<br />
zu sein. Ich kann mich sehr glücklich<br />
schätzen.<br />
Ein grosser Traum von mir <strong>ist</strong>, einmal<br />
im Ausland zu kochen, wo unterschiedliche<br />
Kulturen und Traditionen die Küche<br />
prägen. Städte wie Singapur, Dubai,<br />
Chicago reizen mich sehr!»<br />
Stephan Stemminger (32), freischaffender<br />
Störkoch<br />
«Durch einen grossen Anlass in Zürich<br />
habe ich Roland Schwarzenbach kennen<br />
gelernt. Ich war einer der Küchenchefs<br />
im VIP-Zelt und Roland war<br />
Küchenchef im A-la-carte-Zelt. Wir haben<br />
mehrere Tage zusammengearbeitet.<br />
Dann wurde ich von Roland an die<br />
Messe Luga 2010 eingeladen. Dort habe<br />
ich für den <strong>Cercle</strong>-Auftritt einen kleinen<br />
Teil des molekularen Apéros angeboten.<br />
Nachher gings zum Galadiner,<br />
das ich und meine Freundin geniessen<br />
durften. Es war herrlich! Da habe ich<br />
auch Shaun Leonard und das ganze<br />
Team inklusive Vorstand kennen gelernt.<br />
Ich wurde angesprochen, ob ich Lust<br />
und Zeit hätte, in der Mannschaft mitzumachen.<br />
‹Ja, sehr viel Lust›, sagte<br />
ich, ‹aber wenig Zeit!› Aber irgendwie<br />
ging es immer.<br />
Als Helfer dabei zu sein, inspiriert<br />
mich. Ich staune manchmal, was wir da<br />
für Kreationen und Farbbilder schaffen.<br />
Da ich selber mit meinem Geschäft mystarkoch.ch<br />
Sponsor des CCCL-Teams<br />
bin, freut es mich noch viel mehr, an den<br />
gemeinsamen Erfolgen teilzuhaben. Natürlich<br />
<strong>ist</strong> es auch eine immer neue Herausforderung.<br />
Meine erste Ausstellung überhaupt<br />
war die ZAGG 2010, da gab es mit dem<br />
Team gleich Gold. In der Arena trat ich<br />
dann noch im Kochduell gegen Teamcaptain<br />
Roland Schwarzenbach an, habe<br />
dort noch eine Silbermedaille gewonnen.<br />
Wow! Und dann die Weltme<strong>ist</strong>erschaft<br />
in Luxemburg: nochmals<br />
Gold. Das <strong>ist</strong> überwältigend. Jetzt wissen<br />
wir, wo wir stehen und wo genau wir<br />
hinwollen.»<br />
Teamhelferin Dashin Mullins Kammer,<br />
(23), Lernende im <strong>Hotel</strong> Sternen in Horw<br />
«Zum Team bin ich durch meinen<br />
Küchenchef Rudolf Hager gestossen.<br />
Er gehörte ganz am Anfang zur Mannschaft.<br />
Die Kochkunst bedeutet mir sehr<br />
viel. Ich verbinde sie mit Kreativität und<br />
Perfektionismus. Ausserdem ermöglicht<br />
sie mir gute Kontakte mit Gleichgesinnten.<br />
Das Ganze <strong>ist</strong> zwar ein grosser Aufwand,<br />
bereitet mir aber Freude. Darum<br />
finde ich dafür immer Zeit.<br />
Mein Lehrbetrieb unterstützt mich<br />
sehr, und das erhoffe ich mir auch von<br />
zukünftigen Arbeitgebern. Auch die<br />
Familie hat Freude an dem, was ich mache.<br />
Was ich mir noch wünsche? Mit<br />
dem Team viele schöne, gemeinsame<br />
Stunden des Erfolges erleben und dabei<br />
viel Neues kennen lernen.»<br />
Teamhelferin Denise Fallegger (20),<br />
Ferienart Resort & Spa in Saas Fee<br />
«Kochen und Kochkunst sind meine<br />
grosse Leidenschaft. Reto Sigr<strong>ist</strong>, einst<br />
in der <strong>Cercle</strong>-Mannschaft, hat mich ins<br />
Team geholt. Er hat mir auch viele Tipps<br />
gegeben und Tricks gezeigt. Momentan<br />
mache ich eine kleine Kochkunst-Pause.<br />
Eventuell werde ich nächstes Jahr<br />
wieder einsteigen. Ich hoffe für das<br />
Team, dass es die zukünftige Kochnationalmannschaft<br />
stellt.»<br />
joerg.ruppelt@gastronews.ch<br />
Fotos: René Frauenfelder, Jörg Ruppelt<br />
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