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Die spezialitäten aus dem kalten rauch von Metzger - Hotel & Gastro ...

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Vonder<br />

Buurehamme<br />

biszuralten<br />

<strong>Metzger</strong>kiste<br />

<strong>Die</strong> <strong>spezialitäten</strong> <strong>aus</strong> <strong>dem</strong><br />

<strong>kalten</strong> <strong>rauch</strong> <strong>von</strong> <strong>Metzger</strong>meister<br />

wüthrich <strong>aus</strong><br />

ostermundigen sind weit<br />

herum gefragt. <strong>Die</strong>ses<br />

Jahr feiert sein Betrieb das<br />

125-Jahr-Jubiläum.<br />

Text: Jörg Ruppelt<br />

Fotos: René Frauenfelder, zVg.<br />

– 22 –


– 23 –<br />

Jürg Wüthrichs<br />

H<strong>aus</strong>salami und<br />

Buurehamme<br />

im <strong>kalten</strong> Rauch.


«Auf so<br />

einen Kampf<br />

wie David<br />

gegen Goliath<br />

lasse ich mich<br />

erst gar nicht ein.»<br />

Jürg Wüthrich<br />

ürg Wüthrich ist ein <strong>Metzger</strong>meister<br />

wie <strong>aus</strong> <strong>dem</strong><br />

Bilderbuch. Gut einsneunzig<br />

gross, kräftig, rotwangig.<br />

Finger so lang wie Bratwürste.<br />

Handflächen so breit wie<br />

schön geklopfte Schnitzel. Ein<br />

Prachtskerl und eine Frohnatur mit<br />

einladen<strong>dem</strong> Lächeln. <strong>Die</strong>ses Jahr<br />

feiert seine <strong>Metzger</strong>ei an der Bernstrasse,<br />

Ecke Untere und Obere Zollgasse<br />

im Zentrum Ostermundigens,<br />

das 125-Jahr-Jubiläum. Für den<br />

Familienbetrieb, der neben Fleischund<br />

Wurst<strong>spezialitäten</strong> auch Käse<br />

verkauft, ein Grund zum Feiern.<br />

Im April beispielsweise verarbeitete<br />

der Eggiwiler Störkäser Christian<br />

Brunner vor <strong>dem</strong> Ladengschäft<br />

240 Liter Milch zu herzhaftem<br />

Käse, der im Herbst gekauft werden<br />

kann. Im Juli wird <strong>Metzger</strong> Wüthrich<br />

einen Messerschmied engagieren,<br />

der vor den Augen der Kunden<br />

Spiesse <strong>aus</strong> Chromstahl schmiedet.<br />

Wer will, kann seinen Spiess<br />

anschliessend im Geschäft gleich<br />

mit Fleisch bestücken lassen.<br />

«Das», so Jürg Wüthrich, «sind<br />

nur zwei Events, die wir übers Jahr<br />

geplant haben.» Auf die Geschichte<br />

seines <strong>Metzger</strong>eigeschäfts ist er<br />

stolz. Und wer sein Ladengeschäft<br />

betritt, darf das ruhig sehen. An<br />

der Wand hängt eine Familienchronik,<br />

an der zuoberst die Namen<br />

Kaspar und Katharina Wüthrich<br />

stehen. <strong>Die</strong> Ur-Urgrosseltern<br />

<strong>von</strong> Jürg «bauerten» Mitte des 19.<br />

Jahrhunderts im Wald oberhalb Ostermundigens<br />

und verdienten sich<br />

ein Zubrot, in<strong>dem</strong> sie mit Ross und<br />

Wagen Sandsteinblöcke <strong>aus</strong> <strong>dem</strong><br />

nahe gelegenen Steinbruch nach<br />

Bern kutschierten. Nach <strong>dem</strong> Bau<br />

einer Zahnradbahn, welche die Blöcke<br />

schneller und effizienter zum<br />

Ostermundiger Bahnhof transportierten,<br />

musste sich das Ehepaar<br />

Wüthrich nach einem neuen Erwerbszweig<br />

umschauen. «Da hat er<br />

halt angefangen, seine Kühe, Säue<br />

und Schafe selbst zu metzgen», erzählt<br />

Jürg Wüthrich.<br />

Kaspars Sohn Karl habe das<br />

Standbein <strong>Metzger</strong>ei weiter <strong>aus</strong>gebaut.<br />

1894 errichtete er an der<br />

Ostermundiger Bernstrasse das<br />

Bauernh<strong>aus</strong>, in <strong>dem</strong> die <strong>Metzger</strong>ei<br />

mit Laden untergebracht ist und<br />

– 24 –<br />

<strong>Die</strong>Gebrüder<br />

Peterund<br />

Hansulrich<br />

Wüthrich im<br />

Ladenanno<br />

1954.<br />

die Familie Wüthrich heute noch<br />

lebt. So richtig in Schwung kam<br />

das <strong>Metzger</strong>geschäft aber erst unter<br />

Karls Sohn. Und unter Hansulrich<br />

Wüthrich, <strong>dem</strong> Vater des<br />

heutigen <strong>Metzger</strong>meisters. Auf Spezialitäten,<br />

für die Jürg Wüthrich<br />

heute bekannt ist, habe sich Hansulrich<br />

allerdings nicht konzentrieren<br />

können. «Mein Vater musste Zeit<br />

seines Lebens sowohl zum Geschäft<br />

als auch zu meiner an Multiplesklerose<br />

erkrankten Mutter schauen.<br />

Das hat sehr viel Kraft gekostet», erzählt<br />

Jürg Wüthrich.<br />

Für ihn selbst kam <strong>von</strong> Anfang<br />

an nur ein Beruf infrage: <strong>Metzger</strong>.<br />

Nach der Lehre bei Bell in Basel arbeitete<br />

er zunächst weiter im Grossunternehmen<br />

als Troubleshooter.<br />

Danach zog es ihn nach Jona, wo er<br />

unter <strong>Metzger</strong>meister Ernst Brön-


Aufschnittmaschine<br />

<strong>aus</strong>den<br />

frühen<br />

50er-Jahren.<br />

nimann das Wursten lernte. Ende<br />

der 70er-Jahre zog es ihn zurück<br />

in den elterlichen Betrieb. Er absolvierte<br />

die Meisterprüfung und übernahm1986die<strong>Metzger</strong>ei.Schrittfür<br />

Schritt hat er den Betrieb modernisiert<br />

und in neue Maschinen, etwa<br />

einen computergestützten Wurstfüller,<br />

investiert. Aber auch Altes,<br />

Traditionelles lässt er seit Jahren<br />

wieder aufleben. Im alten Bauern<strong>rauch</strong>,<br />

der sieben Meter hoch bis<br />

zum Dachstock reicht, mischt er im<br />

– 25 –<br />

Herbst Sägemehl mit Tannennadeln<br />

und Buchensplitt, kühlt die schwelende<br />

Glut mit Wasser und überlässt<br />

den mit Gewürzen, Kräutern und<br />

Salz eingeriebenen Buurehamme<br />

(Schinken) sowie Salami, Rohspeck<br />

und Schinken längere Zeit <strong>dem</strong> <strong>kalten</strong><br />

Rauch. In einer kleineren Anlage<br />

räuchert er Schweinswürste,<br />

Zungen- und Kümmelwürste – weniger<br />

lang zwar, aber ebenfalls im<br />

<strong>kalten</strong> Rauch.<br />

Des <strong>Metzger</strong>meisters Spezialitäten<br />

haben sich in den letzten Jahren<br />

herumgesprochen. Nicht nur<br />

Ostermundiger kaufen bei ihm ein,<br />

sondern auch Kunden vom Murtensee,<br />

<strong>aus</strong> Gümligen und <strong>aus</strong> Muri. An<br />

der <strong>Metzger</strong>fach<strong>aus</strong>stellung gab es<br />

für seine Schweinswürste dreimal<br />

Gold und für seinen Ofenfleischkäse<br />

gleich noch einmal. Seit vielen<br />

Jahren ist er Fleischlieferant des renommierten<br />

Kochwettbewerbs «La<br />

Cuisine des Jeunes», eines Wettstreites,<br />

bei <strong>dem</strong> Jungköche Schweizer<br />

Fleischkreationen zubereiten.<br />

Abnehmer seiner Produkte sind<br />

auch <strong>Gastro</strong>betriebe und Caterer<br />

<strong>aus</strong> <strong>dem</strong> gehobeneren Bereich. Zu<br />

seinen Partnern zählen unter anderen<br />

Urs Hauri und weitere


Kochschulen. Kunden wie das Restaurant<br />

Engel in Fribourg holen<br />

die Bestellungen sogar persönlich<br />

ab. Obwohl die <strong>Gastro</strong>nomie-Belieferung<br />

ihm am Herzen liegt, will<br />

der <strong>Metzger</strong>meister nicht auf jeden<br />

neuen <strong>Gastro</strong>betrieb «aufgumpen».<br />

«Wenige, dafür gute <strong>Gastro</strong>nomiekunden,<br />

die exquisite Qualität schätzen»<br />

– das ist sein Credo. Gross einsteigen<br />

in den Engros-Markt, wie es<br />

die einst in Ostermundigen beheimatete<br />

und jetzt in Zollikofen produzierende<br />

<strong>Metzger</strong>ei Spahni getan<br />

hat, kommt für ihn nicht infrage.<br />

«Auf so einen Kampf wie David gegen<br />

Goliath lasse ich mich erst gar nicht<br />

ein», so Jürg Wüthrich.<br />

Lieber forciert er seine Spezialitäten:<br />

Würste und Schinken, Grilladen,<br />

individuelle Fleischplatten.<br />

Dabei verarbeitet er nur Fleisch <strong>von</strong><br />

Tieren, die artgerecht und liebevoll<br />

aufgezogen und nicht Hunderte<br />

<strong>von</strong> Kilometern transportiert werden.<br />

Aus diesem Grund kauft er nur<br />

<strong>Die</strong> <strong>Metzger</strong>ei<br />

Wüthrich<br />

an der Ostermundiger<br />

Bernstrasse.<br />

– 26 –<br />

«Mein Credo:<br />

Wenige,<br />

dafür gute<br />

Kunden,<br />

die exquisite<br />

Qualität schätzen.»<br />

Jürg Wüthrich<br />

Erinnerung an<br />

die «gute, alte<br />

Zeit». Erst<br />

beförderte<br />

<strong>Metzger</strong> Kaspar<br />

Wüthrich<br />

Ostermundiger<br />

Sandsteinblöcke<br />

mit Pferd<br />

und Wagen,<br />

später war es<br />

eine Zahnradbahn,<br />

deren Lok<br />

und ein Wagen<br />

heute neben<br />

der <strong>Metzger</strong>ei<br />

Wüthrich <strong>aus</strong>gestellt<br />

sind.


ei Bauern <strong>aus</strong> der Region ein. Wie<br />

etwa bei Robert Bigler, der Kälber<br />

nur mit hofeigener Milch aufzieht<br />

und bei <strong>dem</strong> sich jederzeit Besucher<br />

über die Aufzucht und Haltung auf<br />

<strong>dem</strong> Hof informieren können. Kunden,<br />

die nach der Herkunft des Fleisches<br />

fragen, empfiehlt Jürg Wüthrich<br />

einen Besuch bei Bauer Bigler.<br />

Auskünfte über die nostalgischen<br />

Gerätschaften, die er zum<br />

125-Jahr-Jubiläum im Laden <strong>aus</strong>stellt,<br />

gibt der <strong>Metzger</strong>meister hingegen<br />

selber. Zum Beispiel über die<br />

blitzblanke, noch wie geschmiert<br />

laufende Aufschnittmaschine <strong>aus</strong><br />

den frühen Fünfzigerjahren, mit<br />

der einst sein Vater und sein Onkel<br />

Peter arbeiteten. Oder die einen<br />

Meter lange, gut 15 Zentimeter<br />

Meter breite und gut 30 Kilo<br />

schwere <strong>Metzger</strong>kiste. Eine Rarität<br />

der Schweizer Armee <strong>aus</strong> <strong>dem</strong><br />

Jahre 1909. Komplett bestückt mit<br />

allem, was ein <strong>Metzger</strong> im Militär<br />

bis Mitte des 20. Jahrhunderts<br />

für die Schlachtung im Wald und<br />

auf der Wiese so b<strong>rauch</strong>te: Viehschussapparat<br />

mit Schlagbolzen,<br />

Schlaghammer, ein Paket mit<br />

20 Schlachtpatronen, Stechmesser,<br />

Fleischsäge, Haken und Bindstricke.<br />

Wie man damit ein Rind zu töten<br />

habe, zeigt eine kleine, an der Kiste<br />

aufgeklebte Grafik. «Übel für das<br />

Tier und wahrscheinlich nicht ganz<br />

ungefährlich für die damaligen <strong>Metzger</strong>»,<br />

so der trockene Kommentar<br />

<strong>von</strong> <strong>Metzger</strong>meister Wüthrich.<br />

kontakt: metzgerei wüthrich<br />

Bernstrasse 56, 3072 Ostermundigen<br />

Tel. 031 931 10 11<br />

www.metzgereiwuethrich.ch<br />

<strong>Metzger</strong>meister<br />

Jürg<br />

Wüthrich<br />

mit Buurehamme.<br />

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