– 23 – Jürg Wüthrichs H<strong>aus</strong>salami und Buurehamme im <strong>kalten</strong> Rauch.
«Auf so einen Kampf wie David gegen Goliath lasse ich mich erst gar nicht ein.» Jürg Wüthrich ürg Wüthrich ist ein <strong>Metzger</strong>meister wie <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Bilderbuch. Gut einsneunzig gross, kräftig, rotwangig. Finger so lang wie Bratwürste. Handflächen so breit wie schön geklopfte Schnitzel. Ein Prachtskerl und eine Frohnatur mit einladen<strong>dem</strong> Lächeln. <strong>Die</strong>ses Jahr feiert seine <strong>Metzger</strong>ei an der Bernstrasse, Ecke Untere und Obere Zollgasse im Zentrum Ostermundigens, das 125-Jahr-Jubiläum. Für den Familienbetrieb, der neben Fleischund Wurst<strong>spezialitäten</strong> auch Käse verkauft, ein Grund zum Feiern. Im April beispielsweise verarbeitete der Eggiwiler Störkäser Christian Brunner vor <strong>dem</strong> Ladengschäft 240 Liter Milch zu herzhaftem Käse, der im Herbst gekauft werden kann. Im Juli wird <strong>Metzger</strong> Wüthrich einen Messerschmied engagieren, der vor den Augen der Kunden Spiesse <strong>aus</strong> Chromstahl schmiedet. Wer will, kann seinen Spiess anschliessend im Geschäft gleich mit Fleisch bestücken lassen. «Das», so Jürg Wüthrich, «sind nur zwei Events, die wir übers Jahr geplant haben.» Auf die Geschichte seines <strong>Metzger</strong>eigeschäfts ist er stolz. Und wer sein Ladengeschäft betritt, darf das ruhig sehen. An der Wand hängt eine Familienchronik, an der zuoberst die Namen Kaspar und Katharina Wüthrich stehen. <strong>Die</strong> Ur-Urgrosseltern <strong>von</strong> Jürg «bauerten» Mitte des 19. Jahrhunderts im Wald oberhalb Ostermundigens und verdienten sich ein Zubrot, in<strong>dem</strong> sie mit Ross und Wagen Sandsteinblöcke <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> nahe gelegenen Steinbruch nach Bern kutschierten. Nach <strong>dem</strong> Bau einer Zahnradbahn, welche die Blöcke schneller und effizienter zum Ostermundiger Bahnhof transportierten, musste sich das Ehepaar Wüthrich nach einem neuen Erwerbszweig umschauen. «Da hat er halt angefangen, seine Kühe, Säue und Schafe selbst zu metzgen», erzählt Jürg Wüthrich. Kaspars Sohn Karl habe das Standbein <strong>Metzger</strong>ei weiter <strong>aus</strong>gebaut. 1894 errichtete er an der Ostermundiger Bernstrasse das Bauernh<strong>aus</strong>, in <strong>dem</strong> die <strong>Metzger</strong>ei mit Laden untergebracht ist und – 24 – <strong>Die</strong>Gebrüder Peterund Hansulrich Wüthrich im Ladenanno 1954. die Familie Wüthrich heute noch lebt. So richtig in Schwung kam das <strong>Metzger</strong>geschäft aber erst unter Karls Sohn. Und unter Hansulrich Wüthrich, <strong>dem</strong> Vater des heutigen <strong>Metzger</strong>meisters. Auf Spezialitäten, für die Jürg Wüthrich heute bekannt ist, habe sich Hansulrich allerdings nicht konzentrieren können. «Mein Vater musste Zeit seines Lebens sowohl zum Geschäft als auch zu meiner an Multiplesklerose erkrankten Mutter schauen. Das hat sehr viel Kraft gekostet», erzählt Jürg Wüthrich. Für ihn selbst kam <strong>von</strong> Anfang an nur ein Beruf infrage: <strong>Metzger</strong>. Nach der Lehre bei Bell in Basel arbeitete er zunächst weiter im Grossunternehmen als Troubleshooter. Danach zog es ihn nach Jona, wo er unter <strong>Metzger</strong>meister Ernst Brön-