Beitrag zu einer Systematik und zum Verständnis ...
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„anwendungsbereites“ Wissen verstanden werden, gleichwohl kann sie <strong>zu</strong>r<br />
Erweiterung des praktischen <strong>und</strong> theoretischen Wissens der Therapeutin/des<br />
Therapeuten beitragen.<br />
Angesichts dieses Spielraums in den therapeutischen Möglichkeiten erweist sich<br />
die Festlegung von Zielen <strong>und</strong> Indikationen – Kontraindikationen sowie die<br />
Isolierung von Wirkfaktoren für die einzelnen maltherapeutischen Methoden als<br />
problematisch: durch den ganzheitlichen Charakter von Kunsttherapie lassen sich<br />
ihre Methoden nur teilweise mit solchen Kategorien erfassen. Denn gerade im<br />
Spiel (im Schillerschen Sinne) <strong>und</strong> in der Freiheit <strong>und</strong> Freude dieses Spiels liegt<br />
eine wesentliche therapeutische Chance künstlerischen Schaffens. Dies ist nicht<br />
mit der genauen Festlegung von Zielen <strong>und</strong> symptom- bzw. krankheitsbezogenen<br />
Indikationen <strong>zu</strong> vereinbaren; dafür erwies sich der Begriff <strong>einer</strong> adaptiven<br />
prozessbezogenen Indikation als fruchtbar.<br />
Es gibt eine Ausnahme, bei der wohl die Orientierung an Symptomen <strong>und</strong> die<br />
Festlegung von Indikationen sinnvoll sein können; sie betrifft PatientInnen, die an<br />
neuro-psychologischen Defiziten leiden. Ein Teil der beschriebenen Methoden <strong>und</strong><br />
der da<strong>zu</strong>gehörigen Therapiebeispiele bezieht sich auf diese PatientInnengruppe.<br />
Für sie bietet die Maltherapie wenig eingesetzte <strong>und</strong> erforschte therapeutische<br />
Möglichkeiten.<br />
Von dieser Ausnahme abgesehen zeigen sowohl die erarbeiteten theoretischen<br />
Gr<strong>und</strong>lagen als auch die Darstellung maltherapeutischer Methoden, dass ein auf<br />
Pathologie gerichtetes Denken der Kunsttherapie nicht gerecht wird. Inwieweit<br />
salutogenetische, auf Ges<strong>und</strong>heit ausgerichtete Konzepte für die Kunsttherapie<br />
fruchtbar sein könnten, ist eine <strong>zu</strong>künftige Forschungsaufgabe.<br />
Nun möchte ich auf die Frage der Wirkfaktoren von Maltherapie eingehen, die<br />
Ergebnisse dieser Arbeit <strong>zu</strong>sammenfassen <strong>und</strong> <strong>zu</strong> psychotherapeutischen<br />
Wirkfaktoren in Beziehung setzen.<br />
Nach Riedel haben wir es in der Maltherapie mit vier Wirkfaktoren <strong>zu</strong> tun: dem<br />
Besprechungs-, Beziehungs-, Symbolisierungs- <strong>und</strong> Gestaltungsvorgang. Auf dem<br />
letzteren liegt der Schwerpunkt dieser Arbeit; er lässt sich anhand des im Kapitel I<br />
– II Dargestellten in folgende Prozesse differenzieren, die ich im Folgenden – je<br />
nach ihrem Schwerpunkt – den Schillerschen Konzeptionen von Stoff,-, Form- <strong>und</strong><br />
Spieltrieb <strong>zu</strong>ordnen möchte.<br />
• Farbe <strong>und</strong> Form wahrnehmender <strong>und</strong> schaffender Prozess<br />
• Licht <strong>und</strong> Dunkelheit erzeugender Prozess<br />
• formschaffender <strong>und</strong> –auflösender Prozess<br />
• Ausdrucks- <strong>und</strong> Einbildungsprozess<br />
• Raum, Perspektive, Distanz, Tiefe schaffender Prozess<br />
• Jahres-, Tageszeiten <strong>und</strong> Zeit schaffender <strong>und</strong> erlebender Prozess<br />
• Lernprozess, wiederholender <strong>und</strong> übender Prozess<br />
• harmonisierender, Polaritäten ausgleichender, Gleichgewicht<br />
herstellender Prozess<br />
• improvisatorischer <strong>und</strong> kompositorischer Prozess<br />
• Entdeckungs-, Erfindungs- <strong>und</strong> Verwandlungsprozess<br />
• spielerischer Prozess <strong>und</strong> Phantasie anregender Prozess<br />
• Wiedererkennungs- <strong>und</strong> Erinnerungsprozess<br />
• planender <strong>und</strong> Entscheidungsprozess