BLICK NACH INNEN - pro mente Steiermark

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4 titElgESCHICHTE Masken. Abbilder unseres Selbst. Spiegel der eigenen inneren Welt. Ein Erfahrungsbericht des Anfang Februar abgehaltenen Workshops. Der Arbeitsauftrag mit Ton zu arbeiten und daraus eine Maske zu formen schien anfangs eine komplexe und vielschichtige Aufgabe zu sein. Was sie schlussendlich auch war. Eine Woche voller Konzentration beschäftigten wir uns im Kollektiv mit unseren selbst gestalteten „Avataren“. Formten, strichen und kneteten den Ballen Ton, der vor uns auf der Arbeitsfläche lag zu etwas, das über die Zeit einem Antlitz immer ähnlich wurde. Geisterhafte Wesen schienen ihren Weg in die Wirklichkeit gebahnt zu haben. Passend zur Faschingszeit versuchten wir uns mit den eigenen, inneren (natürlich guten) Geistern zu arrangieren. Jede der dabei entstandenen Masken ist einzigartig in Form und Wirkung. Keine gleicht der anderen. Jede ist ein Produkt der eigenen Fantasie, entsprungen aus der jeweils eigenen Vorstellungskraft. Nach Erstellen der Tonmaske wurde die eigentliche Pappmachémaske in mehreren Schichten aufgetragen und nach dem Trocknen des Kleisters vorsichtig von der Tonform abgenommen. Nun hatte man eine leichte Version der Tonmaske in seinen Händen und konnte schon erste Erfahrungen beim Tragen der Maske sammeln. Inwiefern bewege ich mich anders mit meiner Maske? Was verändert sich an mir? Was passiert, wenn ich kurz mal wer anders bin? Nach dem eher trockenen Teil der Arbeit mit Pappmaché folgte abschließend die malerische Gestaltung der Maske ganz nach eige- SCHRÄG STRICH TITELGESCHICHTE ner Vorstellung. Da traten grüne Lippen mit roten Augen hervor, wurde Silberschmuck zur zweiten Haut und ganze Wollknäuel zu Haaren verarbeitet. Sichtlich zufrieden mit dem Ergebnis des Workshops präsentierten wir uns gegenseitig die jeweils anderen Masken, mit denen wir uns in dieser Woche mehr und mehr angefreundet haben.
intERVIEw DSA Andrea Zeitlinger, fachliche Geschäftsführerin der pro mente steiermark GmbH, erzählt, wie alles begann und spricht über „künstlerische“ Visionen. Fr. Zeitlinger, Sie sind die Gründerin des Vereins pro mente, der bereits 1989 entstanden ist. Würden Sie bitte kurz über den Anfang von pro mente erzählen, z.B. was die Grundidee dahinter war? Vor 20 Jahren arbeitete ich als alleinerziehende Mutter in einem Frauen- und Kulturprojekt, das sich für Kinderbetreuung während der Arbeit einsetzte. Dann wurde ich selbst arbeitslos. In dieser Zeit trat das AMS mit der Aufgabe, in der Rehabilitation für Menschen mit psychischen Problemen zu arbeiten, an mich heran. Ich war neugierig, weil ich auch im eigenen Umfeld psychisch Erkrankte hatte und mich immer faszinierte, wie diese Menschen ihre Alltagsprobleme schaffen. Die Vorgabe war, etwas außerhalb von Graz zu errichten. Das wollte ich nicht; ich war der Meinung, eine zentrale Lage, in die Innenstadt integriert, wäre besser; nicht am Rande und stigmatisiert. So entstand, anfangs mit acht MitarbeiterInnen, die erste Werkstätte in der Babenbergerstraße in Graz. Mir war vor allem immer wichtig, dass auch selbst Betroffene im Team arbeiten. Ich finde eine multiprofessionelle Betreuung besser, die die Individualität des Menschen belässt, ressourcenorientiert ist und die Stärken der Betroffenen fördert. Mittlerweile, nach 20 Jahren, hat sich pro mente ziemlich erweitert, nicht nur von den Standorten, sondern auch durch Einrichtungen verschiedenster Art. Eines der SCHRÄG STRICH letzteren Projekte ist per arte, wie entstand die Idee dafür? Arbeit mit psychisch Erkrankten ist für mich ganz deutlich vom klassischen Behindertenbereich abzugrenzen. Ich sehe Kunst und Kultur als Ausdrucksmittel. Denken wir auch mal, wie viele schaffende Künstler von psychischen Erkrankungen betroffen sind. Kreativität sollte genutzt werden. Eine Zeitung zu gestalten, Darstellung übers Theater, Ausstellungen, Radio - da ist viel Produktivität drin. Und es kann darin auch eine kritische Auseinandersetzung mit unserer Gesellschaft möglich sein. per arte heißt übersetzt „mit der Kunst“. Welche Bedeutung hat dieser Begriff für Sie im Zusammenhang mit der Einrichtung per arte? Unsere Gesellschaft wird immer normierter und uniformierter, siehe Mode. Die Menschen gleichen sich optisch immer mehr. Die inhaltliche Fülle nimmt schwer Platz. Fülle bedeutet auch Wissen und Können und ebenso Vermittlung von Wissen und Können. Das darf auch schräg sein, schrill und farbenfroh. Psychische Erkrankungen haben viele Facetten. Mir geht es um den Umgang mit der eigenen Erkrankung und hier eine Breite von Möglichkeiten zu schaffen, also mit der Erkrankung zu arbeiten und darin Wertschätzung zu geben. per arte ist ja auch eine Tagesstruktur. Wie INTERVIEW 5
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