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BLICK NACH INNEN - pro mente Steiermark

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BliCk nACH <strong>INNEN</strong><br />

Du hast schon gelebt<br />

Du hast schon gelebt. Ich nicht. Seit meinem<br />

15. Lebensjahr habe ich schon Psychosen, bis<br />

jetzt. Wenn du dich beängstigt fühlst, musst<br />

du weiter leben, dich wehren.<br />

Angst. Zeitlos werden, damit sie deinen<br />

Schmerz nicht sehen. 18.00 Uhr - bumm<br />

bumm... Drei Polizisten und drei Kriminalbeamte<br />

stehen vor der Tür. „Schweiger Martin?“<br />

Ja! Das Leben scheint still zu stehen.<br />

Sie schnallen mir die Handschellen auf den<br />

Rücken. Es geht weiter. Sie durchsuchen alles.<br />

Fragen mich irgendwelche Sachen wegen<br />

einem Überfall. Ich habe keine Ahnung.<br />

Sie nehmen mich mit aufs Revier. Die Zelle<br />

2 mal 3,5 Meter. Stunden vergehen. Angstzustände.<br />

Dann Verhör. „Waren Sie schon<br />

einmal im Café Acapulco?“ Nein! Also bin ich<br />

unschuldig. Sie haben meine DNA an einer<br />

Flasche gefunden. Meine! MEINE? „Es wurde<br />

im Café Acapulco eingebrochen. Waren Sie<br />

es?“ Nein! Sie sperren mich wieder ein. Sie<br />

behalten mich hier. In der Zelle immer Licht.<br />

SCHRÄG STRICH<br />

<strong>BLICK</strong> <strong>NACH</strong> <strong>INNEN</strong><br />

Terror. Schlafen keine Stunde. Sie haben keine<br />

Beweise, ich bin unschuldig.<br />

Am nächsten Tag bringen sie mich in die Justizanstalt<br />

Jakomini. Überall verschlossene<br />

Türen, Gitter. Hilflos und vergessen. Sie sagen:<br />

„Ausziehen!“. Sie durchsuchen mich. Immer<br />

diese unangenehme Spannung die ganze<br />

Zeit. Sie lassen mich nicht in Ruhe. Zum Glück<br />

komme ich in eine Zelle mit zwei weiteren<br />

Gefangenen, Dido und Thomas. Ich komme<br />

zum Arzt, weil es mir so schlecht geht. Verzweiflung<br />

und Unruhe plagen meinen Geist.<br />

Immer wieder diese Ungerechtigkeit. Dido<br />

beruhigt mich, er hat nämlich noch 24 Jahre<br />

vor sich. Ich habe seit gestern nichts gegessen<br />

und am Abend gab es Eintopf. „Häfenessen“<br />

halt.<br />

Der nächste Morgen. Ich komme zum Kommandant.<br />

Völlig umsonst der Report. Wenig<br />

später werde ich dem U-Richter vorgeführt.<br />

Die gleichen Fragen, die gleichen Antworten.<br />

Ich war es nicht! „Warum ist Ihre DNA gefunden<br />

worden?“ Der dritte Tag. Alles würde ich<br />

dafür geben, dass ich hier rauskomme. Der<br />

U-Richter muss mich wegen mangelnder Beweise<br />

wieder freilassen. Gleich danach habe<br />

ich meinen Rechtsbeistand (Dr. Schwentner)<br />

und meinen Bewährungshelfer benachrichtigt,<br />

was vorgefallen ist. Einige Wochen später<br />

bekomme ich ein Schreiben in dem steht,<br />

dass meine Anklage fallen gelassen wird. Bis<br />

dorthin konnte ich nicht in Sicherheit leben<br />

und war verzweifelt.<br />

Nitram Morning<br />

9

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