Vier Wiegen Wir geniessen den Zolliker Markt. Spüren den Ursprüngen des Dorfes nach. Baden im See. Und dann nehmen wir das Schiff. Auf einen Blick: Gehzeit: 1 Stunde Höhen: 40 m aufwärts, 150 m abwärts Route: Rehalp - Friedhof Enzenbühl - Zollikon Oberdorf - Dorfkern - Chleidorf - Gstad - Strandbad - Schifflände - (Schiffahrt) - Zürich Bürkliplatz. Zurück Detaillierte Beschreibung Zur Karte
Vier Wiegen Ab Station Rehalp folgen wir dem efeubewachsenen Zaun des Friedhofs Enzenbühl Richtung Zollikon. Nach 100 Metern geht es rechts hinunter zur Rebwiesstrasse und dann immer der Nase nach in den Witellikerweg und abwärts bis <strong>zum</strong> Aussichtsbänklein bei der Wybüelstrasse. Hier verweilen wir über einem der wenigen Zolliker Rebhänge und geniessen die Aussicht. Ursprünglich bestand Zollikon aus vier kleinen Siedlungen, nennen wir sie "Wiegen": Oberdorf, Chirchhof, Chleidorf und Gstad. Die dezentrale Anordnung ist typisch für ehemalige Winzerdörfer; die Winzer wohnten gern nah bei ihren Reben, die viel Pflege verlangen. Eingangs des Oberdorfs erinnert eine Trotte an vergangene Zeiten. Die Oberdorfstrasse ist gesäumt von gut erhaltenen Häusern aus frühen Jahren. Besondere Beachtung verdient das "Haus im Felsengrund" Nr. 12/14. Es wurde 1528 von einem Winzer gebaut und ist eines der ältesten in der Gemeinde. Über dem Eingang entdeckt man die in Stein gemeisselte Figur eines Weinbauern. Unten, bei der Metzgerei Ledermann, kommt der Kirchturm in Sicht. Er weist uns auf der Alten Landstrasse den Weg zur zweiten Zolliker Wiege, dem „Chirchhof“, wie der Ortskern mit der reformierten Kirche und den Riegelhäusern früher hiess. Im 1572 erbauten Gasthaus <strong>zum</strong> Rössli trafen sich die Männer nach der Arbeit, stiegen Handwerksgesellen ab, fanden die Gemeindeversammlungen, Hochzeiten und Totenmahle statt. Die Chronik berichtet, dass die Sitten mit der Zeit verwilderten und sich die Geschlechter nach Feierabend allzu oft allzu nahe kamen. Schliesslich schämten sich die Zolliker für ihr „Rössli“ dermassen, dass sie es 1837 für 7000 Gulden an Private verkauften. Die reformierte Kirche ist Gotik mit bemerkenswerten Chorfenstern. Der Turm von 1795 mit dem Helmdach und den vier Zifferblättern ist nach dem Vorbild des Zürcher Fraumünsterturms entstanden. Auf dem nahen Dorfplatz findet jeweils samstags von 8 bis 13 Uhr der Wochenmarkt statt. Leckerer Käse, chüschtige Brote, Früchte vom Bauernhof - man fühlt sich wie im Süden. Bei Luigia de Luca, seit 1991 auf dem Zolliker Markt, können wir uns ein Plättli mit italienischen Spezialitäten zusammenstellen, um dann von einem Mäuerchen aus den Betrieb auf dem Platz zu beobachten. Gestärkt gehen wir einige Meter ostwärts zur Rotfluhstrasse, wo wir den Wanderweg seewärts einschlagen, die Zollikerstrasse überqueren und ins Chleidorf kommen, die dritte Wiege. In der Senke befand sich früher ein kleiner Speichersee, der Wasserkraft für die Sägerei lieferte. Das Wasser floss in einem Kanal durch den engen Durchgang zwischen den Häusern Kleindorf 19 und 17, dem "Meierhöfli", einem Bijou. Hier zweigen wir vom Wanderweg nach rechts Richtung Sägegasse ab, wo der Kanal hinter dem Haus Sägegasse 28 um die Ecke bog, den Brunnen füllte und das Wasser dann die Gasse hinunterschickte, um die "Sagi" anzutreiben. Das Haus Sägegasse 30 war das erste Schulhaus in Zollikon. Die Kinder wurden dort von 1717 bis 1828 unterrichtet. Wir folgen der von Villen gesäumten Zollikerstrasse bis <strong>zum</strong> Haus 92 und gehen den Kirchweg hinunter über die Bahnhofstrasse. Auf diesem Weg kehrten früher die Kirchgänger in ihren Dorfteil Gstad zurück, die vierte Wiege Zollikons. Es sind etliche Häuser aus jener Zeit erhalten. Eine Gedenktafel über dem Torbogen der Gstadstrasse 23/25 erinnert an die Wiedertäufer. Die Inschrift lautet: “Der Gedanke des Freikirchentums wurde in Zollikon durch die Täufer-Bewegung erstmals erwirklicht. In diesem Hause fand am 25. Januar 1525 eine der frühesten Versammlungen statt." Viele Wiedertäufer bezahlten ihr Bekenntnis mit dem Tod. An der Gstadstrasse, neben der früher ein Bach floss, wohnten vor allem Taglöhner und Handwerker. In vielen Stuben standen Webstühle. Um 1900 lebten und arbeiteten hier in 24 Häusern: ein Schreiner, zwei Schuhmacher, ein Coiffeur, ein Bäcker, ein Milchmann, ein Velomechaniker, zwei Wirte, eine Glätterin, ein Küfer, ein Schlosser und ein Gärtner. Es gab sogar eine Post. Das Gstad war eine kleine Welt für sich, die mit dem Bau der Eisenbahnlinie zerschnitten und mit der Aufschüttung für die Seestrasse vom Seeufer abgetrennt wurde. Die alte Seebadi - nach der Unterführung 200 Meter auf der Seestrasse Richtung Rapperswil - verspricht Erfrischung. Beim Warten auf das Schiff, das stündlich Richtung Bürkliplatz fährt, leistet uns die massige Bronzeskulptur "Toro" des Bildhauers Franz Fisch Gesellschaft.