Unterfränkische Schule - BLLV
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Juni 2010 4. Jahrgang<br />
12<br />
<strong>Unterfränkische</strong> <strong>Schule</strong><br />
Zeitschrift des <strong>Unterfränkische</strong>n LEHRER- UND LEHRERINNENVERBANDES - BEZIRKSVERBAND des <strong>BLLV</strong><br />
Leistung in der <strong>Schule</strong>?<br />
Würzburger Lehrertag 2010
Editorial/Inhalt<br />
2 <strong>Unterfränkische</strong> <strong>Schule</strong> Ausgabe 12 Juni 2010<br />
Liebe Leser,<br />
das Thema „Leistung in der<br />
<strong>Schule</strong>“ findet in letzter Zeit<br />
wieder verstärkt Beachtung.<br />
Seien es die Neuregelungen<br />
beim Übertritt<br />
von der Grundschule in die<br />
weiterführenden <strong>Schule</strong>n<br />
oder die Forderung nach<br />
möglichst individueller Förderung<br />
jedes einzelnen Kindes oder die hochaktuelle Problematik<br />
der Inklusion – immer stellt sich die Frage, ob wir mit der<br />
aktuellen Definition von schulischer Leistung noch weiterkommen.<br />
Für mich steht die Antwort fest: Unsere derzeitige Notengebung<br />
ist längst überholt. Sie basiert auf einem falschen Leistungsbegriff,<br />
den schon Johann Heinrich Pestalozzi im Jahre 1790 als<br />
schädlich erkannte als er feststellte: „Ich vergleiche nie ein Kind<br />
mit einem anderen, sondern immer nur jedes Kind mit ihm<br />
selbst.“<br />
Wir vergleichen ständig die Kinder miteinander, bei jeder Probearbeit,<br />
bei jeder Schulaufgabe, bei den Orientierungsarbeiten,<br />
bei den VERA-Tests, beim Übertritt auf weiterführende <strong>Schule</strong>n,<br />
... Nie geht es darum, ob der Einzelne verglichen mit sich selbst<br />
einen Lernfortschritt erzielt hat; immer geht es nur um diesen<br />
Vergleich mit den anderen!<br />
Wir übersehen, dass dadurch dem leistungsschwächeren Schüler,<br />
gerade dem, der besonderer Förderung bedarf, tagtäglich<br />
von Neuem vor Augen geführt wird: Du bist schlecht! Du bist<br />
ein Versager! Die anderen sind besser als du! Wir produzieren<br />
damit ohne Not permanentes Leistungsversagen, permanentes<br />
Schulversagen.<br />
Und ich gehe noch einen Schritt weiter: Dieser pervertierte Leistungsbegriff<br />
in Verbindung mit dem auf die Spitze getriebenen<br />
Notenfetischismus und der permanenten Selektion behindert<br />
eine positive Einstellung zum Lernen, zur <strong>Schule</strong> als Institution<br />
und zu uns Lehrerinnen und Lehrern. Dürften wir wirklich allen<br />
Kindern individuell helfen, sie während ihres Schullebens positiv<br />
verstärken, ihnen anhaltend Lernfreude und individuellen Lernerfolg<br />
vermitteln, dürften wir sie in ihrer Persönlichkeitsentwicklung<br />
positiv voranbringen, unser Ansehen bei den Kindern, bei den<br />
Eltern und in der Gesellschaft wäre ein weitaus besseres.<br />
Gerhard Bleß<br />
<strong>Unterfränkische</strong> <strong>Schule</strong> im Internet<br />
Die vergangenen Ausgaben der Zeitung finden Sie im Web<br />
unter: http://unterfranken.bllv.de/usch/index.shtml<br />
Inhalt<br />
THEMA<br />
03 Für das Leben lernen<br />
04 PÄDAGOGISCHE LEISTUNGSDIAGNOSE<br />
und individuelle Förderung<br />
06 Persönlicher Eindruck entscheidet<br />
07 Auslese für Südafrika<br />
08 Reife Leistungen<br />
VERBAND<br />
09 <strong>BLLV</strong>-Gesundheitstag<br />
10 Universität analysiert Lehrerbildung<br />
12 Einladung für Pensionistentag<br />
13 <strong>BLLV</strong>-Kindergarten-Grundschultag<br />
14 Würzburger Lehrer- und Erziehertag<br />
16 Interview mit Dr. Christoph Bosch<br />
17 Auf den Spuren der deutschen Klassik<br />
18 Landesfachgruppe verabschiedet Gabi Krista<br />
TIPPS/ TERMINE<br />
20 Ausflugstipp<br />
Ruine Trimburg<br />
IMPRESSUM:<br />
Herausgeber: Bezirksverband Unterfranken des Bayerischen Lehrer- und<br />
Lehrerinnenverbandes <strong>BLLV</strong>, www.unterfranken.bllv.de<br />
Vorsitzender: Gerhard Bleß<br />
Hinterer Rosengarten 11; 97253 Gaukönigshofen<br />
Telefon privat: 09337 2293; Telefon dienstl.: 0931 380-1762<br />
Referat Öffentlichkeitsarbeit: Peter Nossol, Adalberostraße 1,<br />
97072 Würzburg, Tel.: 0931/72778; E-Mail: nossol@t-online.de<br />
Redaktion: Joachim Huppmann, Linsenweg 7, 97332 Gaibach,<br />
Tel.: 09381 715773, Fax: 09381 715773,<br />
E-Mail: schule.unterfranken@t-online.de<br />
Druck und Layout: Druckerei Lang, Storchengasse 12-14,<br />
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Der Bezugspreis ist für Verbandsmitglieder im Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />
Für Nichtmitglieder beträgt der Bezugspreis jährlich 8 €. Nichtmitglieder können<br />
die „<strong>Unterfränkische</strong> <strong>Schule</strong>“ bei der Redaktion bestellen. Namentlich<br />
gekennzeichnete Artikel stellen die Meinung der Verfasser dar. Die Zeitschrift<br />
erscheint jährlich viermal.<br />
Hinweis:<br />
Adressänderungen und sonstige Personalia bitte an:<br />
Referat Mitgliederverwaltung und Statistik<br />
Peter Kiesel, Wurmerich 14, 97720 Nüdlingen<br />
Telefon privat: 0971 6993267, Telefax privat: 0971 69523<br />
E-Mail: peterkiesel@t-online.de
Vor mehr als 2000 Jahren kritisierte der<br />
römische Philosoph Lucius Annaeus<br />
Seneca das damalige Bildungssystem mit<br />
der Aufforderung, es solle für das Leben<br />
und nicht ausschließlich für die <strong>Schule</strong><br />
gelernt werden. Heute, im Jahr 2010<br />
scheint das deutsche Schul- und Bildungssystem<br />
weiter entfernt von diesem<br />
Ideal als je zuvor.<br />
Bereits in den ersten Grundschuljahren,<br />
spätestens aber vor dem Übertritt, spüren<br />
die Schüler/innen, aber auch deren Eltern<br />
und Lehrkräfte einen erheblichen Prüfungsdruck,<br />
der nicht wenigen schlaflose<br />
Nächte bereitet. Anstatt selbstständig das<br />
Wissen zu vertiefen, besteht die Vorbereitung<br />
auf die Prüfungen in dem kurzfristigen<br />
Einpauken großer Mengen an Faktenwissen.<br />
Kaum legt der Prüfling nach getaner<br />
Arbeit den Stift aus der Hand, scheint<br />
das mühsam Erlernte sofort aus den Hirnwindungen<br />
zu verschwinden, zumindest ist<br />
es wenige Tage später häufig nicht mehr<br />
abrufbar. Kritisches Prüfen und eine<br />
selbstständige Auseinandersetzung mit<br />
dem Lernstoff sind häufig nicht erwünscht<br />
bzw. sogar hinderlich bei dem Versuch,<br />
sich sämtliche Inhalte in möglichst kurzer<br />
Zeit anzueignen.<br />
”<br />
Ist eine selbständige Auseinander<br />
“<br />
-<br />
setzung mit dem Lernstoff nicht<br />
erwünscht?<br />
Gleichzeitig werden dem Schulsystem<br />
durch die internationalen Vergleichsuntersuchungen<br />
wie PISA weiterhin eher mittelmäßige<br />
Noten ausgestellt. Ein Blick auf<br />
die „Siegerstaaten“, z. B. die skandinavischen<br />
Länder, fördert Erstaunliches zutage.<br />
Dort ist es üblich, schulische Inhalte<br />
im Sinne einer Zielvereinbarung gemeinsam<br />
mit den Schüler/innen festzulegen,<br />
individuelle Wochen- oder Tagespläne zu<br />
erstellen, schwächere Schüler/innen<br />
gezielt zu fördern und dennoch den Leis-<br />
tungsstarken ebenfalls genug „Futter“ zu<br />
bieten.<br />
Jedoch greift der Versuch zu kurz, lediglich<br />
oberflächliche Merkmale als konkrete<br />
Handlungs- und Veränderungsempfehlungen<br />
zu betrachten. Die Einführung von<br />
Ganztagsschulen, jahrgangsübergreifendem<br />
Unterricht und Wochenplänen hat<br />
wenig Wirkung, wenn nicht gleichzeitig<br />
tiefgreifende strukturelle Veränderungen<br />
vorgenommen werden. Ein wirksames und<br />
anregendes Bildungssystem erfordert<br />
erhebliche finanzielle, zeitliche und personelle<br />
Investitionen und lässt sich nicht<br />
durch kurzfristige Einzelmaßnahmen nach<br />
Belieben formen.<br />
Gerade im Zeitalter der täglichen Informationsüberflutung<br />
scheint es notwendiger<br />
denn je, „fürs Leben“ zu lernen und sich<br />
eigenständig mit Sachverhalten auseinander<br />
zu setzen, anstatt Fakten zu pauken.<br />
Es ist eine Herausforderung, ein Schulsystem<br />
zu gestalten, das wissenschaftliche<br />
Erkenntnissen über das Lehren und Lernen<br />
miteinbezieht, das Schüler fordert,<br />
aber nicht überfordert und zum kritischen<br />
Hinterfragen anregt.<br />
Thema<br />
Für das Leben lernen, nicht für die Prüfung<br />
Kommentar von Dr. Nicole Berger, Universität Würzburg<br />
Dr. Nicole Berger<br />
Solche Veränderungen können nur gelingen,<br />
wenn Bildung als Kulturgut hoch<br />
geschätzt wird und Investitionen in das<br />
Schul- und Bildungssystem als Investitionen<br />
in die Zukunft betrachtet werden. Der<br />
Weg dorthin scheint vom Status quo<br />
betrachtet noch weit, in jedem Fall aber<br />
lohnenswert.<br />
Dr. Nicole Berger …<br />
arbeitet am Lehrstuhl Psychologie IV<br />
der Würzburger Universität<br />
Forschungsinteressen<br />
• Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten<br />
und deren Behebung, Lernstrategien<br />
und „Lernen lernen“,<br />
sowie Hochbegabung<br />
• Lese-Rechtschreibschwierigkeiten:<br />
Prävention und die Behandlung<br />
von Lese-Rechtschreibschwierigkeiten<br />
im Rahmen des Regelunterrichts<br />
in Grundschulen. In Zusammenarbeit<br />
mit dem Cornelsen Entwicklung<br />
des Trainingsprogramms<br />
WorT (Würzburger orthographisches<br />
Rechtschreibtraining).<br />
Hochbegabung<br />
• Diagnostik und Förderung von<br />
Hochbegabung bei Kindern und<br />
Jugendlichen. Mitarbeit an der<br />
Begabungspsychologischen Beratungsstelle<br />
der Universität Würzburg:<br />
www.begabungsberatungsstelle.<br />
uni-wuerzburg.de<br />
• Lernstrategien und “Lernen lernen”:<br />
Diplomarbeit zur Vermittlung von<br />
grundlegenden Lernstrategien und<br />
-techniken für Studenten.<br />
<strong>Unterfränkische</strong> <strong>Schule</strong> Ausgabe 12 Juni 2010<br />
3
Thema<br />
Pädagogische Leistungsdiagnose<br />
und individuelle Förderung der Schüler<br />
Professor Dr. Werner Sacher aus Erlangen zum Thema Leistung<br />
Individuelle Förderung bedarf eines adaptiven<br />
Unterrichts, der auf die Lernvoraussetzungen<br />
der Schüler abgestimmt ist. Er<br />
kann nur gelingen, wenn Lehrkräfte über<br />
dreierlei Kompetenzen verfügen:<br />
• die Kompetenz zur Schülerdiagnose,<br />
das heißt die Kompetenz, den Lernstand<br />
und die Lernvoraussetzungen der<br />
Schüler zutreffend zu erkennen<br />
• Methodenkompetenz, das heißt die<br />
Beherrschung eines umfangreiches<br />
Repertoires verschiedenster Fördermaßnahmen<br />
• die Kompetenz zur Methodendiagnose,<br />
das heißt Fördermaßnahmen hinsichtlich<br />
ihrer Passung zu den Lernvoraussetzungen<br />
der Schüler richtig einzuschätzen<br />
Damit Leistungsdiagnose der individuellen<br />
Förderung zugute kommt, genügt es nicht,<br />
dass sie Schülerleistungen möglichst<br />
zutreffend und präzise abbildet. Sie muss<br />
ausdrücklich auf Förderung ausgerichtet<br />
sein. Dazu muss sie z. T. anders ansetzen<br />
und andere Methoden benutzen als eine<br />
Diagnose, die vor allem einer gerechten<br />
Selektion, der Bildungsplanung und dem<br />
Bildungsmonitoring und der Schul- und<br />
Unterrichtsentwicklung dient:<br />
Pädagogische Leistungsdiagnose muss<br />
mit einem erweiterten Leistungsbegriff<br />
arbeiten: Sie muss neben fachlich-inhaltlicher<br />
Leistung (Wissen, Verstehen, Erkennen,<br />
Beurteilen von Tatsachen und Zusammenhängen)<br />
auch methodisch-strategische<br />
Leistungen (Exzerpieren, Nachschlagen,<br />
Organisieren, Planen usw.), sozialkommunikative<br />
Leistungen (Zuhören,<br />
Argumentieren, Diskutieren, Kooperieren<br />
usw.) und persönliche Leistungen (Selbstvertrauen<br />
gewinnen, ein günstiges Selbstkonzept<br />
entwickeln, Werthaltungen aufbauen<br />
usw.) erfassen und rückmelden.<br />
4 <strong>Unterfränkische</strong> <strong>Schule</strong> Ausgabe 12 Juni 2010<br />
Pädagogische Leistungsdiagnose muss<br />
neben Lernergebnissen Lern- und Arbeitsprozessen<br />
viel mehr Beachtung schenken,<br />
als es bisher üblich ist. Beurteilungen<br />
während des Lern- und Arbeitsprozesses<br />
können viel unmittelbarer für das weitere<br />
Lernen fruchtbar werden als solche nach<br />
seinem Abschluss. Dabei genügt es nicht,<br />
lediglich häufiger den zwischenzeitlichen<br />
Lernstand zu diagnostizieren. Das<br />
Schwergewicht der Prozessdiagnose<br />
muss vielmehr auf jenen Qualitäten des<br />
Arbeitens und Lernens liegen, die an den<br />
Ergebnissen und Produkten nicht mehr<br />
Prof. Dr. Werner Sacher, bis 2008 Inhaber des<br />
Lehrstuhls für Schulpädagogik an der Universität<br />
Erlangen-Nürnberg<br />
ohne Weiteres zu erkennen sind – also<br />
auf psychodynamischen Qualitäten (Motiviertheit,<br />
Konzentration, Beharrlichkeit,<br />
Ausdauer, Zuverlässigkeit usw.), metakognitiven<br />
Qualitäten (Reflexionsniveau und<br />
Selbständigkeit, Eigeninitiative, Zielstrebigkeit,<br />
Methodenbewusstsein usw.) und<br />
sozialen Qualitäten (Solidarität, Kooperation,<br />
Konfliktfähigkeit, kommunikative Kompetenz<br />
usw.).<br />
Pädagogische Leistungsdiagnose verwendet<br />
eine große Vielfalt von Erhebungsmethoden<br />
– neben den üblichen<br />
schriftlichen und mündlichen Leistungsüberprüfungen<br />
Beobachtungen durch<br />
Lehrkräfte und Mitschüler sowie Selbstbeobachtungen,<br />
Inhalts- und Dokumentenanalysen<br />
von Heften, Protokollen, Berichten,<br />
Portfolios und Werkstücken sowie<br />
Befragungen der Schüler und ihrer Mitschüler,<br />
die in Beurteilungs-, Lern- und<br />
Entwicklungsgespräche münden.<br />
Pädagogische Leistungsdiagnose unterscheidet<br />
klar zwischen Situationen, in<br />
denen das Lernen im Vordergrund steht<br />
und solchen, in denen erworbene Kompetenzen<br />
gezeigt, bewertet und benotet werden<br />
sollen. Die Schülerinnen und Schüler<br />
müssen jederzeit wissen, in welcher der<br />
beiden Situationen sie sich befinden.<br />
Andernfalls werden sie sich strategisch<br />
verhalten, Schwächen kaschieren, mangelndes<br />
Verständnis vertuschen, sich in<br />
vage Aussagen flüchten usw. Nur wenn<br />
sie nicht fürchten müssen, dass alles, was<br />
sie sagen, schreiben und tun, gegen sie<br />
verwendet wird, legen sie ihren Lernstand<br />
und ihre Lernprozesse wirklich offen – die<br />
unabdingbare Voraussetzung jeder Förderung.<br />
Pädagogische Leistungsdiagnose unterscheidet<br />
zwischen Lern- und Prüfungsaufgaben.<br />
Prüfungsaufgaben dienen der<br />
Überprüfung vorhandener Kompetenzen,<br />
Lernaufgaben der Entwicklung von Kompetenzen.<br />
Eine typische Prüfungsaufgabe<br />
ist: „Ein Auto prallt mit 108 km/h gegen<br />
eine feste Mauer. Aus welcher Höhe<br />
müsste es frei herabfallen, um die gleiche<br />
zerstörende Energie zu bekommen?“ (Uni<br />
Regensburg) Eine Lernaufgabe wäre z. B.<br />
„In einem Boot auf einem See befinden<br />
sich ein Stein, ein Holzstück, ein Eimer mit<br />
Wasser, ein Eimer mit Sand, ein Eisblock.<br />
Steigt oder sinkt der Wasserspiegel, wenn<br />
die eine oder andere Ladung ins Wasser<br />
geworfen wird? Oder bleibt er gleich? Bildet<br />
Hypothesen und begründet sie!“
(Nach Leisen) Wenn nicht hinreichend<br />
zwischen Lern- und Prüfungsaufgaben<br />
unterschieden wird, besteht die Gefahr,<br />
dass der Unterricht zum „teaching to the<br />
test“ missrät. Schüler lernen dann Prüfungsaufgaben<br />
zu bewältigen statt dass<br />
sie fachliche und überfachliche Kompetenzen<br />
erwerben.<br />
Pädagogische Leistungsdiagnose setzt<br />
nach Möglichkeit bei Stärken der Schüler<br />
an und entwickelt sie weiter. Aber auch<br />
Defizite und Schwächen werden in den<br />
Blick genommen, und es werden in<br />
unmmittelbarer Reichweite der Schüler liegende<br />
nächste Schritte (proximale Ziele)<br />
vereinbart, die zu ihrer Behebung führen.<br />
Dazu bedarf es einer neuen Fehlerkultur,<br />
die „Fehler“ nicht mehr geradezu kriminalisiert,<br />
sondern unaufgeregt als natürliche<br />
Unvollkommenheiten in frühen Stadien des<br />
Lernprozesses und als Lernchancen<br />
begreift.<br />
Pädagogische Leistungsdiagnose verwendet<br />
anstelle der sozialen die kriteriale und<br />
individuelle Bezugsnorm. D. h. sie bewertet<br />
Leistungen nicht nach ihrer Lage zum<br />
Gruppendurchschnitt, sondern nach sachlich<br />
und fachlich begründeten Anforderungen,<br />
und sie berücksichtigt bei der Bewertung<br />
auch die Leistungsentwicklung der<br />
einzelnen Schüler.<br />
Hinsichtlich sachlich und fachlich begründeter<br />
Anforderungen orientiert sich pädagogische<br />
Leistungsdiagnose an Kompetenzmodellen,<br />
Bildungsstandards und<br />
Beurteilungsrastern. Dabei ist entscheidend,<br />
dass den Schülerinnen und Schülern<br />
die Beurteilungskriterien auch schon<br />
während des Lernens und Arbeitens<br />
bekannt sind, damit sie sich an ihnen orientieren<br />
können. Beurteilungskriterien, die<br />
bereits das Lernen steuern wollen, müssen<br />
sehr einfach und allgemeinverständlich<br />
gefasst sein. Am besten werden sie<br />
zusammen mit den Schülerinnen und<br />
Schülern entwickelt, mindestens aber mit<br />
ihnen diskutiert.<br />
Da letztlich die Schüler selbst die Akteure<br />
ihres Lernens sind, muss pädagogische<br />
Leistungsdiagnose sie auch an der Beurteilung<br />
ihres Lernens und ihrer Leistungen<br />
beteiligen. Die meisten Lernprozesse sind<br />
interne mentale Vorgänge, die für einen<br />
externen Beobachter nicht zugänglich<br />
sind. Dazu kommt, dass Lehrkräfte Schüler<br />
im differenzierenden und individualisierenden<br />
Unterricht, bei Freiarbeit und bei<br />
kooperativem Lernen in Gruppen und Projekten<br />
nur sporadisch beobachten können.<br />
Die einzigen, die uneingeschränkten Einblick<br />
in alle Lernprozesse und Lernergebnisse<br />
haben, sind die Schülerinnen und<br />
Schüler selbst. Sie müssen also unbedingt<br />
als Verbündete bei der Leistungsbeurteilung<br />
gewonnen werden. Allerdings<br />
bedarf es dazu auch ihrer Sensibilisierung<br />
und Schulung. Wechselseitige Beurteilung<br />
der Schüler ist bedeutsam, weil für Kinder<br />
und Jugendliche das Urteil der Altersgenossen<br />
oft gewichtiger ist als das der<br />
Erwachsenen. Auch kann so jeder Schüler<br />
ungleich mehr zeitnahe Rückmeldungen<br />
erhalten als von der Lehrkraft. Das<br />
Schwergewicht der Schülerselbstbeurteilung<br />
und der wechselseitigen Schülerbeurteilung<br />
sollte nicht auf der Bewertung<br />
von Fachleistungen liegen, die letztendlich<br />
sowieso in der Verantwortung der Lehrkräfte<br />
bleiben muss, sondern in der Beurteilung<br />
von Beziehungen zwischen Lernergebnissen<br />
und Qualitäten vorangehender<br />
Lernprozesse, Lernmethoden, Lernstrategien<br />
und Lernzielen. Schüler sollen<br />
dadurch ihr eigenes Lernen besser kennen<br />
lernen und in den Stand versetzt werden,<br />
es effektiver zu steuern.<br />
So verstandene pädagogische Leistungsdiagnose<br />
wird in vielen Fällen nicht zu<br />
Noten führen. Sie wären als Förderimpulse<br />
auch viel zu allgemein und abstrakt.<br />
Pädagogische Leistungsdiagnose verträgt<br />
Thema<br />
sich überhaupt schlecht mit Selektionsabsichten.<br />
Natürlich können Lehrkräfte sich<br />
nie ganz dem Selektionsauftrag entziehen.<br />
Ein Widerspruch zwischen pädagogischer<br />
Förderdiagnose und selektierender Diagnose<br />
lässt sich aber vermeiden, wenn<br />
pädagogische Leistungsdiagnose hauptsächlich<br />
in früheren Phasen des Lernprozesses<br />
praktiziert wird und selektierende<br />
Diagnose möglichst der abschließenden<br />
Überprüfung des Lernerfolgs nach längeren<br />
Unterrichtssequenzen vorbehalten<br />
bleibt.<br />
Weiterführende Literatur<br />
Josef Leisen: Lernaufgaben als Lernumgebung<br />
zur Steuerung von Lernprozessen.www.leisen.studienseminarkoblenz.de<br />
Eiko Jürgens und Werner Sacher:<br />
Leistungserziehung und Pädagogische<br />
Diagnostik in der <strong>Schule</strong>.<br />
Stuttgart: Kohlhammer 2008.<br />
Werner Sacher: Leistungen entwickeln,<br />
überprüfen und beurteilen.<br />
Bewährte und neue Wege für die<br />
Primar- und Sekundarstufe. 5.,<br />
überarb. u. erw. Aufl. Bad Heilbrunn:<br />
Klinkhardt 2009.<br />
Werner Sacher und Felix Winter<br />
(Hrsg.): Lerndiagnostik, Leistungsdiagnostik,<br />
Leistungsbeurteilung im<br />
Unterricht. Baltmannsweiler:<br />
Schneider (im Druck)<br />
Universität Regensburg<br />
Fachdidaktik Physik: Lernaufgaben.<br />
www.physik.uni-regensburg.de<br />
<strong>Unterfränkische</strong> <strong>Schule</strong> Ausgabe 12 Juni 2010<br />
5
Thema<br />
Persönlicher Eindruck entscheidet<br />
Gespräch mit Alexandra Van Houtte von der Würzburger Medienakademie<br />
Sehr geehrte Frau Van Houtte. Jugendliche<br />
haben vielleicht ein passables<br />
Abschlusszeugnis ihrer <strong>Schule</strong> in Händen<br />
und bekommen dennoch den Traumjob<br />
nicht. Oftmals attestiert man ihnen eine<br />
mangelnde Ausbildungsreife. Welche<br />
Rolle spielen die Schulnoten überhaupt<br />
noch in der Bewerberaus wahl?<br />
Die Schulnoten dienen in erster Linie<br />
dazu, dass man bei der Masse der Bewerbungen<br />
eine grobe Vorauswahl treffen<br />
kann. Allerdings hat ein Bewerber durchaus<br />
einen Vorteil, wenn seine Bewerbung<br />
durch besondere Gestaltung auffällt.<br />
Darüber hinaus berücksichtigen wir, ob die<br />
Jugendlichen in ihrer Freizeit sozialen Aktivitäten<br />
nachgehen. Darunter verstehen wir<br />
u. a. Betätigung in einem Ehrenamt, Mitgliedschaften<br />
in Vereinen oder die Ausübung<br />
des Klassensprecheramts in der<br />
<strong>Schule</strong>.<br />
Wie findet die Würzburger Medienakademie<br />
GmbH raus, wer der richtige Auszubildende<br />
ist?<br />
Die Würzburger Medienakademie GmbH<br />
hat auf Grund der jahrelangen Ausbildungserfahrungen<br />
aus den kooperierenden<br />
Betrieben (Unternehmensfamilie<br />
Krick, Mediengruppe Main-Post,<br />
Stürtz GmbH, Vogel Business<br />
Media) ausgezeichnete Ergebnisse bei der<br />
Auszubildenden-Auswahl durch Wissenstests,<br />
Assessment-Center und dem klassischen<br />
Vorstellungsgespräch erzielt. Durch<br />
das Assessment-Center erhalten wir einen<br />
guten Eindruck von den Bewerbern,<br />
die mittels unterschiedlicher Aufgaben in<br />
Präsentationen, Rollenspielen und Gruppenarbeiten<br />
ihre Talente zum Vorschein<br />
bringen. Dabei erkennen wir, welche persönlichen<br />
Schlüsselqualifikationen wie z.<br />
B. Kooperation, Engagement, Sprachkompetenz<br />
und Selbstdisziplin der Bewerber<br />
mitbringt. Die letzte Gewissheit erlangen<br />
wir jedoch immer noch im persönlichen<br />
Gespräch mit dem Bewerber, denn da<br />
kommt es nochmals darauf an, dass der<br />
Bewerber sich mit dem Beruf identifiziert<br />
6 <strong>Unterfränkische</strong> <strong>Schule</strong> Ausgabe 12 Juni 2010<br />
und mit unserer Branche. Davon sollte er<br />
uns überzeugen können.<br />
Abschlusszeugnisse, die nicht das halten,<br />
was sie versprechen. Arbeitet die <strong>Schule</strong><br />
an den Bedürfnissen der Arbeitgeber vorbei?<br />
Wir arbeiten sehr intensiv mit allen <strong>Schule</strong>n<br />
in der Region zusammen, um die<br />
betrieblichen Forderungen letztendlich in<br />
den praxisorientierten Unterricht einfließen<br />
zu lassen. Die Würzburger medienakademie<br />
GmbH ist auf Berufsinformationstagen<br />
in <strong>Schule</strong>n vertreten, plant derzeit eine<br />
Inhouse-Messe, zu der die <strong>Schule</strong>n aus<br />
der Region eingeladen werden und steht<br />
Alexandra Van Houtte, Leiterin der Aus- und Weiterbildung<br />
der Würzburger Medienakademie<br />
in persönlichem Austausch mit den Lehrern.<br />
Auf Grund unseres Auswahlverfahrens<br />
ist es uns bisher immer möglich<br />
gewesen herauszufinden, ob die schulischen<br />
Leistungen tatsächlich zum Bewerber<br />
passen. Deshalb stellen wir fest, dass<br />
<strong>Schule</strong> und Bedürfnisse der Arbeitgeber<br />
durchaus harmonieren, wenngleich die<br />
Bemühungen der <strong>Schule</strong> weiterhin intensiviert<br />
werden müssen, um die Schüler fit<br />
zu machen, damit diese den betrieblichen<br />
Anforderungen gewachsen sind.<br />
www.wuerzburgermedienakademie.de<br />
Was sollte sich aus Ihrer Sicht an den<br />
schulischen Bildungsinhalten/Bildungsmethoden<br />
ändern?<br />
Wichtig wäre aus unserer Sicht, dass<br />
Schüler mehr gefordert werden, nach dem<br />
Motto “Lust auf Leistung”. Hinzu kommt,<br />
dass gerade die sozialen Kompetenzen,<br />
wie z. B. Motivation, Empathie, Kompromissfähigkeit<br />
und Kommunikation im<br />
Betrieb einen höheren Stellenwert erlangt<br />
haben. Hier wünschen wir uns von den<br />
<strong>Schule</strong>n mehr Unterstützung. Ein aus<br />
unserer Sicht richtiger Schritt war die<br />
Zusammenlegung einzelner Fächer zu<br />
einem fächerübergreifenden Lehrangebot.<br />
Dabei wird das vernetzte Denken, das im<br />
Betrieb unabdingbar ist, unterstützt. Auch<br />
das selbstständige Erarbeiten von Themen<br />
und Präsentationen vor der Klasse ist der<br />
richtige Ansatz. Allerdings müsste aus<br />
unserer Sicht auch hier die Messlatte<br />
etwas höher gelegt werden. Wenn z. B.<br />
erkannt wird, dass die Themen ohne<br />
Nachbearbeitung aus dem Internet heruntergeladen<br />
wurden, sollte das schon Auswirkungen<br />
auf die Note haben, aber auch<br />
ein kritisches Feedbackgespräch, damit<br />
der Jugendliche erkennt, dass die Qualität<br />
seiner Arbeit ernst genommen wird und er<br />
seine Leistung durchaus durch Fleiß und<br />
Engagement beeinflussen kann.<br />
Würde das einem ganzheitlichen humanistischen<br />
Bildungsideal widersprechen?<br />
Ganz im Gegenteil! Eine der Grundüberzeugungen<br />
aus humanistischer Sicht ist,<br />
dass der Mensch die Fähigkeit hat sich zu<br />
bilden und weiterzuentwickeln. Genau hier<br />
setzen wir aus betrieblicher Notwendigkeit<br />
an, unter dem Aspekt “fördern und fordern”.<br />
Junge Menschen wachsen durch<br />
Herausforderungen. Talente müssen rechtzeitig<br />
erkannt und gefördert werden, damit<br />
diese in die entsprechende Handlungskompetenz,<br />
die im Unternehmen wichtig<br />
ist, umgesetzt werden kann. Letztendlich<br />
ist das auch der Garant, dass junge<br />
Menschen eine Zukunft haben.<br />
Das Interview führte Joachim Huppmann
Auslese für Südafrika<br />
Beratungslehrer Andreas Liebald zum Thema Leistung<br />
Jetzt ist es wieder soweit. Alles dreht<br />
sich um einen runden Gegenstand, der in<br />
ein Netz getrieben werden soll. Und jetzt<br />
schon bewegt die Fußballweltmeisterschaft<br />
die Gemüter: Hat Jogi Löw den<br />
richtigen Kader gewählt? Hütet der richtige<br />
Torhüter das Netz? Entscheidend für<br />
die Auswahl der Spieler ist eindeutig das<br />
Leistungsprinzip. Wer in der Liga Spitzenleistungen<br />
bringt, darf mitspielen.<br />
Leistung lohnt sich. Dieses Prinzip ist<br />
beim Fußball unumstritten. Obwohl ...<br />
Warum fährt Kevin Kuranyi eigentlich nicht<br />
mit? Gute Leistung bringt er definitiv und<br />
die Mitbewerber sitzen oft nur auf der<br />
Reservebank. Aber da gab es einen kleinen<br />
Vorfall, der den Bundestrainer auf die<br />
Palme gebracht hat. Republikflucht oder<br />
so ähnlich lautete der Vorwurf. Die Spieler<br />
müssen also Leistung bringen und sich<br />
auch in das System fügen. Das System,<br />
die Philosophie, das war auch das Argument,<br />
mit dem bei der letzten Weltmeisterschaft<br />
Oliver Kahn seinen Platz im Tor an<br />
Jens Lehmann abtreten musste.<br />
Gefragt ist also Leistung und Konformität.<br />
Wie schwer es ist, bei diesem Geschäft<br />
mitzuschwimmen und ständig Höchstleistung<br />
zu geben, hat nicht zuletzt der tragische<br />
Selbstmord von Robert Enke<br />
gezeigt. Ein sensibler Mensch hat es nicht<br />
mehr ausgehalten, ständig in bester Form<br />
zu sein, ständig in der Kritik zu<br />
stehen, ständig sich behaupten zu<br />
müssen. Das System Fußball verlangt<br />
seine Opfer. Nicht jeder<br />
kann ständig unter Anspannung<br />
leben und die eigenen Möglichkeiten<br />
ausreizen.<br />
Das was im Leistungssport verlangt<br />
wird, ist nicht weit entfernt<br />
von dem, was unser Schulsystem<br />
von den Kindern verlangt. <strong>Schule</strong><br />
ist kein Schonraum, in dem Kinder<br />
in Ruhe lernen können, in dem sie<br />
die Grundfertigkeiten für ihr Leben<br />
erwerben. Schon vor Beginn der<br />
Schulzeit steht für viele Eltern die<br />
Frage der richtigen <strong>Schule</strong> im Vordergrund.<br />
Manche Eltern wollen<br />
ihr Kind um ein Jahr zurückstellen, weil<br />
früh eingeschulte Kinder mit einer geringeren<br />
Wahrscheinlichkeit ans Gymnasium<br />
oder an die Realschule wechseln als später<br />
eingeschulte. Die Grundschule wird zur<br />
Rennstrecke fürs Gymnasium.<br />
Und wie immer in leistungsorientierten<br />
Systemen gibt es Gewinner und Verlierer.<br />
Die Gewinner setzen sich durch und bringen<br />
die geforderte Leistung, die Verlierer<br />
fallen immer weiter zurück. Die Entwicklungspsychologie<br />
kennt den Begriff der<br />
„sich kumulierenden Vorkenntnisdefizite“.<br />
Unterschiede in der Leistungsfähigkeit<br />
werden im Lauf der Schulzeit nicht kleiner<br />
sondern größer. Defizite bei der Einschulung<br />
führen zu immer größeren Rückständen.<br />
Sollte <strong>Schule</strong> nicht eigentlich Defizite ausgleichen<br />
und Schwächen fördern? Auch<br />
internationale Studien belegen, dass in<br />
Deutschland die Unterschiede in der<br />
sozialen Herkunft durch die <strong>Schule</strong> verstärkt<br />
und nicht abgebaut werden. Welche<br />
Anstrengungen unternehmen die Kultuspolitiker,<br />
um Rückstände auszugleichen,<br />
statt sie zu verstärken? Möglich ist es, das<br />
zeigt uns der Blick in andere Länder. Dazu<br />
Thema<br />
sind allerdings Maßnahmen erforderlich,<br />
zu denen besonders die bayerischen Politiker<br />
nicht bereit sind. Es gibt zu wenige<br />
Fördermöglichkeiten durch Förderlehrer,<br />
durch den mobilen sonderpädagogischen<br />
Dienst und andere Fachdienste. Die Klassenlehrer<br />
schauen genau hin, sie sehen,<br />
wo Förderung nötig ist. Wenn sie sich<br />
aber zu viel Zeit für die Schwächeren nehmen,<br />
sitzen ihnen die Eltern im Nacken,<br />
die nur den Übertritt im Auge haben.<br />
Wenn schon zu Beginn der Grundschulzeit<br />
auf die Schullaufbahn nach der vierten<br />
Klasse geschielt wird, statt alle Kinder<br />
angemessen zu fördern, kommen zwangsläufig<br />
die Kinder unter die Räder, die Zeit<br />
brauchen, die Defizite haben, die nicht in<br />
das Leistungssystem passen.<br />
Ein Schulsystem, das zehnjährige Kinder<br />
sortiert, kann nicht angemessen fördern.<br />
Es ist höchste Zeit, dass sich Politiker<br />
weniger um Selektion kümmern, sondern<br />
dass sie Kindern in einem fördernden Rahmen<br />
Zeit geben, ihre Stärken zu entwickeln<br />
und Defizite auszugleichen, statt<br />
immer die Verlierer zu bleiben. Unsere Kinder<br />
haben es alle verdient, dass sie mitspielen<br />
und nicht auf der Reservebank sitzen.<br />
<strong>Unterfränkische</strong> <strong>Schule</strong> Ausgabe 12 Juni 2010<br />
7
Thema<br />
Reife Leistung 1<br />
Prüfungsmarathon mit Kindern<br />
Vierte Klasse, mehr als 22 Proben in<br />
sieben Monaten!<br />
Ziel: Der Übertritt.<br />
Probearbeitsfreie Zeiträume werden zu<br />
Anfang des Schuljahres festgelegt und<br />
sollen so, laut Kultusministerium „die<br />
Kinder entlasten“.<br />
Die Grundschullehrer/innen trennen,<br />
vom Kultusministerium verordnet, die<br />
Spreu vom Weizen.<br />
Auswirkungen: Die Kinder gehen in<br />
einen Prüfungsmarathon, der erst nach<br />
sieben Monaten endet. Seelenloser<br />
Stress, Quälerei, Selbstzweifel und<br />
Nachhilfeinstitute prägen diese Zeit.<br />
Aussieben ist angesagt. Für nachhaltiges<br />
sinnhaftes Lernen, die Arbeit mit<br />
schwachen Kindern, bleibt da keine<br />
Zeit.<br />
Ist die eine Probe erledigt, heißt es auf,<br />
ohne Hurrah, zum nächsten Test.<br />
Rückwärtsperistaltik des Gehirns hilft.<br />
Vergessen! Alles raus aus dem kleinen<br />
Köpfchen. Platz machen für die nächste<br />
Probe. Etwas haben die Kleinen doch<br />
gelernt. Denn kaum ist Anfang Mai das<br />
Übertrittszeugnis in Sicht, kommt die<br />
kindliche Gretchenfrage zur Sinnhaftigkeit<br />
dieser Zeit:<br />
„Gehört das noch zum Übertritt?<br />
Müssen wir das noch lernen?“<br />
8 <strong>Unterfränkische</strong> <strong>Schule</strong> Ausgabe 12 Juni 2010<br />
Reife Leistung 2<br />
Schlangestehen für die Zukunft<br />
Dass Eltern viel oder nahezu alles für<br />
den Übertritt ihres Kindes tun, wissen<br />
wir nun. Nur nicht auf die schlechtere<br />
<strong>Schule</strong>! Selbst bei Gymnasien werden<br />
Unterschiede gemacht. Ein Privatgymnasium<br />
ist sicherlich besser als ein<br />
staatliches. Welche Leistung bringt uns<br />
nun dahin?<br />
Wer glaubt, dass die 60 besten Viertklässler<br />
die heiligen Hallen dieser bestreputierten<br />
Anstalt besuchen dürfen,<br />
der irrt.<br />
Schlangestehen ist angesagt. Wer<br />
zuerst kommt, mahlt zuerst. Sprich: Am<br />
Sonntagnachmittag treten die ersten<br />
übertrittswilligen Eltern mit Feldbett,<br />
Thermoskanne und Sonnenschirm an,<br />
um eine Warteschlange zu bilden. Ein<br />
Listenführer wird auserkoren. Seine Aufgabe<br />
ist es, die später ankommenden<br />
Elternteile in der richtigen Reihenfolge<br />
einzutragen. Vordrängeln wird verhindert.<br />
In der durchwachten Nacht mit Campingplatzatmosphäre,<br />
Montag früh etwa<br />
gegen vier, verteilt der Rektor Kärtchen.<br />
Durchnummeriert von Eins bis Sechzig.<br />
Wer eine solche hat, der kommt weiter.<br />
Der darf dann sein Kind anmelden.<br />
Reife Leistung 3<br />
Mit Vollgas an die Wand<br />
Testen am Kunden. Wirtschaftsunternehmen,<br />
die vom eigenen Innovationseifer<br />
überholt werden praktizieren dies<br />
täglich. Klemmende Gaspedale, da sind<br />
wir Automobilisten uns einig, sind keine<br />
Bagatelle und schon gar kein Fortschritt.<br />
Schmerzlich war es für einen<br />
bekannten Autokonzern, seine sonst so<br />
soliden Produkte wegen Gefährdung<br />
der eigenen Kunden in die Werkstätten<br />
zurückzubeordern und öffentlich Buße<br />
zu tun. Werden nun in Bayern die Viertklässler<br />
mit einem Übertrittsverfahren<br />
beglückt, das besser als das vorherige<br />
ist, so scheint das fortschrittlich. Und<br />
laut Kultusministerium besser als das<br />
vorherige, das seinerseits schon das<br />
beste war, - laut KM.<br />
Das alles festgelegt, in einem Kultusministeriumsrundschreiben<br />
(KMS) im September<br />
2009. 22 angekündigte Proben<br />
von September bis Ende April sollten<br />
die Kinder „entlasten“. Kaum waren die<br />
Fortschritte den glücklichen Eltern verkündet,<br />
wurde in einem weiteren KMS<br />
das bis dahin beste Übertrittsverfahren<br />
noch verbessert. Die 22 sei nur noch<br />
eine Richtzahl. Sieben lange leidensschwangere<br />
Monate später: Jedes der<br />
gestressten Kinder hatte ein mehr oder<br />
minder wertvolles Übertrittszeugnis in<br />
Händen. Ende Mai dann, sollten Eltern<br />
und Lehrer über das bis dahin beste<br />
Übertrittsverfahren in einer Onlineumfrage,<br />
die von den Fragestellungen eine<br />
eindeutige Zielrichtung hatte, ihre Meinung<br />
dazu kundtun.<br />
Das Ergebnis war wie bestellt. Man<br />
klopfte sich wie gewohnt selbst auf die<br />
Schulter. Es sei ein echter Fortschritt,<br />
das beste Übertrittsverfahren in Bayern.<br />
Wirklichkeit ist: Viertklässler, die bulimisches<br />
Lernen gelernt haben, gestresste<br />
Eltern und Lehrer, nichtgeförderte<br />
Hauptschulkandidaten, reichere Nachhilfeinstitute<br />
und Gymnasien, die sich<br />
über Viererschüler freuen. Wo bleibt da<br />
die Rückrufaktion!<br />
Joachim Huppmann
Schwierige Schüler - was tun?<br />
<strong>BLLV</strong>-Gesundheitstag in Bad Königshofen<br />
In Arbeitskreisen mit praktischen Übungen wurde das Thema „Umgang mit schwierigen Schülern“ vertieft.<br />
Bad Königshofen. Bei den Gesundheitstagen<br />
des Bayerischen Lehrer- und<br />
Lehrerinnenverbandes (<strong>BLLV</strong>) stand in diesem<br />
Jahr das Thema Umgang mit schwierigen<br />
Schülern im Mittelpunkt. Über 60<br />
interessierte Pädagoginnen und Pädagogen<br />
trafen sich Ende April im Haus St.<br />
Michael in Bad Königshofen.<br />
Störungen im Unterricht, Arbeitsverweigerung,<br />
verbale Aggression, verletzende<br />
oder beleidigende Äußerungen bis hin zur<br />
Androhung körperlicher Gewalt, Lehrermobbing<br />
durch Schüler – das alles ist laut<br />
dem <strong>BLLV</strong>-Bezirksvorsitzenden Gerhard<br />
Bleß „keine Erfindung übersensibler Pädagogen,<br />
sondern traurige Realität“. Fast<br />
jeder Lehrer komme in seinem beruflichen<br />
Alltag mit solchen Verhaltensweisen einzelner<br />
Schüler in Berührung. Nicht allen<br />
gelinge es aber, darauf angemessen zu<br />
reagieren. „Wir wissen, dass zahlreiche<br />
Kolleginnen und Kollegen unter dieser<br />
Situation leiden. Manche sind überfordert,<br />
andere fühlen sich den Problemen hilflos<br />
ausgeliefert und wieder andere werden<br />
krank“, sagte Bleß in seiner Begrüßung.<br />
Es komme auch vor, dass Lehrkräfte an<br />
sich selbst zweifeln, weil sie diese Herausforderungen<br />
scheinbar nicht meistern können.<br />
Weil sie selten Unterstützung erfahren,<br />
fühlten sie sich allein gelassen.<br />
Das Angebot des <strong>BLLV</strong>-Gesundheitstages<br />
setzte genau an diesem Punkt an. Der<br />
Lehrerverband wollte Möglichkeiten aufzeigen,<br />
die den Umgang mit schwierigen<br />
Schülern erleichtern können. Auftakt der<br />
Veranstaltung war ein Referat von Dr. Jürgen<br />
Blumenberg. Der Freiburger Diplompsychologe<br />
und Familientherapeut setzte<br />
sich mit dem Thema „Umgang mit schwierigem<br />
Schülerverhalten: Zwischen Beziehungsgestaltung<br />
und professioneller Distanz“<br />
auseinander.<br />
Am Nachmittag wurden drei Arbeitskreise<br />
mit praktischen Übungen angeboten.<br />
Dabei ging es unter Leitung von Dr. Blumenberg<br />
um „Gesunde Distanz im<br />
Umgang mit Schülern“. Dr. Georg Gettler,<br />
ehemals Chefarzt der Psychosomatischen<br />
Klinik Alpenblick in Isny, machte den<br />
„Umgang mit aggressivem Verhalten von<br />
Schülern“ zum<br />
Thema und Dr. Volker<br />
Reinken, Chefarzt<br />
der Psychosomatischen<br />
Privatklinik<br />
Bad Grönenbach,<br />
thematisierte den<br />
„Umgang mit Eltern<br />
erziehungsschwieriger<br />
Kindern“. Für<br />
viele Lehrkräfte sei es<br />
sehr schwierig und<br />
enorm belastend, mit<br />
Eltern offen über<br />
Erziehungsschwierigkeiten<br />
und -probleme<br />
zu sprechen. Viele<br />
Eltern erlebten solche<br />
Gespräche als<br />
Verband<br />
Angriff auf ihre Erziehungskompetenz und<br />
reagierten defensiv. Im Workshop wurden<br />
Strategien erarbeitet, wie solche Gespräche<br />
konstruktiv und erfolgreich geführt<br />
werden können.<br />
„Die Gesundheitstage werden in allen<br />
bayerischen Bezirken einmal pro Jahr veranstaltet“,<br />
erklärte Joachim Dutz, der stellvertretende<br />
Leiter der Abteilung Dienstrecht<br />
und Besoldung im ULLV. „Ziel ist die<br />
Prävention. Wir wollen den Lehrerinnen<br />
und Lehrern, aber auch allen anderen<br />
Fachkräften aus pädagogischen Berufen,<br />
professionelle Hilfen an die Hand geben,<br />
die es ermöglichen, die vielfältigen<br />
Herausforderungen ihres beruflichen Alltags<br />
meistern zu können und dabei die<br />
Gesundheit zu schonen.“<br />
Dutz hatte den Gesundheitstag gemeinsam<br />
mit dem <strong>BLLV</strong>-Kreisvorsitzenden<br />
Hubertus Schneider vorbereitet. Beide<br />
zeigten sich sehr zufrieden mit der großen<br />
Resonanz: Die Plätze waren schon<br />
Wochen vorher ausgebucht. Veranstalter<br />
der Gesundheitstage ist das vor fünf Jahren<br />
vom <strong>BLLV</strong>-Landesverband in München<br />
gegründete „Institut für Gesundheit in<br />
pädagogischen Berufen“ (IGP). Unterstützt<br />
wird das Projekt von der Bayerischen<br />
Beamtenkrankenkasse.<br />
Peter Nossol<br />
Die Referenten des <strong>BLLV</strong>-Gesundheitstages Dr. Volker Reinken, Dr. Georg<br />
Glettler, Dr. Jürgen Blumenberg mit dem stellvertretender ULLV-Abteilungsleiter<br />
für Dienstrecht und Besoldung, Joachim Dutz (von links)<br />
<strong>Unterfränkische</strong> <strong>Schule</strong> Ausgabe 12 Juni 2010<br />
9
Verband<br />
Universität Würzburg analysiert Lehrerbildung<br />
Befragung der der Lehramtsanwärter/Innen im Bezirk Unterfranken<br />
Würzburg. Im Schuljahr 2008/09 führte<br />
die Universität Würzburg in Kooperation<br />
mit der LMU München, dem ULLV und<br />
dem Zentrum für Lehrerbildung eine Befragung<br />
der Lehramtsanwärter/Innen der<br />
Grund- und Hauptschule in Unterfranken<br />
durch, die eine Bewertung der Qualität<br />
der universitären Lehrerbildung aus der<br />
Retroperspektive der Lehramtsanwärter/Innen<br />
spiegeln sollte. Die Befragung<br />
orientierte sich an den 2004 verabschiedeten<br />
bildungswissenschaftlichen KMK-<br />
Standards für die Lehrerbildung, wobei<br />
nur die für die erste Phase aufgeführten<br />
Standards für die Itembildung der Befragung<br />
von Bedeutung waren. Die KMK<br />
gliedert die Standards für die Lehrerbildung<br />
in vier Kompetenzbereiche: Unterrichten,<br />
Erziehen, Beurteilen und Innovieren.<br />
Die Stichprobe der Befragung setzte<br />
sich aus 123 Grundschullehramtsanwärter/Innen<br />
(ca. 48% aller Grundschullehramtsanwärter/Innen<br />
in Unterfranken im<br />
Schuljahr 08/09) und 58 Hauptschullehramtsanwärter/Innen<br />
(ca. 61% aller Hauptschullehramtsanwärter/Innen<br />
in Unterfranken<br />
im Schuljahr 08/09) zusammen, die<br />
an unterschiedlichen bayrischen Universitäten<br />
ihr Studium absolviert haben. Durch<br />
verschiedene Ausprägungsgrade der einzelnen<br />
Items konnten die Lehramtswärter/Innen<br />
aus ihrer Perspektive die Qualität<br />
der universitären Lehrerbildung einschätzen.<br />
Einzelne Aspekte sollen in ihren Ergebnissen<br />
dargestellt werden.<br />
Kompetenzbereich Unterrichten<br />
Der Kompetenzbereich „Unterrichten“ wird<br />
sehr unterschiedlich von den Lehramtsanwärter/Innen<br />
bewertet. Bereiche wie die<br />
Auszug aus dem Fragebogen<br />
10 <strong>Unterfränkische</strong> <strong>Schule</strong> Ausgabe 12 Juni 2010<br />
Kenntnis unterschiedlicher Unterrichtsmethoden<br />
(GS: 77,2% und HS: 79,3%) oder<br />
die Kenntnis von Lerntheorien (GS: 91,1%<br />
und HS: 82,4%) werden sehr positiv<br />
bewertet, d.h. die Universität hat in diesen<br />
unterrichtlich relevanten Bereichen eine<br />
ausreichende Basis aus Sicht der Lehramtsanwärter/Innen<br />
für die weiteren Phasen<br />
der Lehrerbildung geschaffen. Als<br />
defizitär werden in diesem Kompetenzbereich<br />
v.a. Bereiche der Medienpädagogik<br />
bewertet. Die Kenntnis von Konzepten der<br />
Medienpädagogik, die an der Universität<br />
erworben werden sollten, wird von 77,2%<br />
der Grundschullehramtsanwärter/Innen<br />
und von 73,7% der Hauptschullehramtsanwärter/Innen<br />
eher negativ ausgewiesen.<br />
Auch im Bereich von Evaluationsverfahren<br />
für die Beurteilung der Unterrichtsqualität<br />
wird die Wissensbasis aus Sicht der Lehramtswärter/Innen<br />
eher negativ rückgemeldet<br />
(GS: 74% und HS: 82,8%).<br />
Kompetenzbereich Erziehen<br />
Das Feedback für den Kompetenzbereich<br />
„Erziehen“ meldet positiv die Kenntnis<br />
pädagogischer, soziologischer und psychologischer<br />
Theorien der Entwicklung<br />
von Kindern zurück. Auch das Wissen um<br />
etwaige Benachteiligungen von Schüler/Innen<br />
im Lernprozess wird von den<br />
Lehramtswärtern positiv gewertet (GS:<br />
82,9% und HS: 54,4%). Kritisch stehen<br />
die Lehramtsanwärter/Innen eher dem<br />
theoriebasierten Anwendungswissen dieses<br />
Bereiches gegenüber, wie z.B. der<br />
Kenntnis von Methoden der konstruktiven<br />
Konfliktbearbeitung. So erfährt dieser<br />
Aspekt von 79,6% der Grundschullehramtsanwärter/Innen<br />
und von 75,4% der<br />
Hauptschullehramtsanwärter/Innen eine<br />
eher negative Bewertung.<br />
Kompetenzbereich Beurteilen<br />
Grundschullehramtsanwärter/Innen bewerten<br />
die Frage nach dem erworbenen Wissen<br />
um die Berücksichtigung unterschiedlicher<br />
Lernvoraussetzungen im Unterricht<br />
eher positiv (65,1%), während ihre Hauptschulkollegen/Innen<br />
hier nur mit 28,6%<br />
eine eher positive Bewertung vornehmen.<br />
Nachbesserungsbedarf gibt es an der Universität<br />
in diesem Kompetenzbereich aus<br />
der Sicht der Lehramtswärter z.B. in dem<br />
Wissen um Prinzipien der Beratung von<br />
Eltern. So wünschen ca. 83% der Grundschullehramtsanwärter/Innen<br />
eine Verbesserung<br />
der universitären Lehre, bei den<br />
Hauptschullehramtsanwärter/Innen sogar<br />
94,7%.<br />
Kompetenzbereich Innovieren<br />
Für den Bereich „Innovieren“ erhält die<br />
universitäre Ausbildung von unterfränkischen<br />
Lehramtsanwärtern/Innen das kritischste<br />
Feedback. Die von den KMK-<br />
Standards geforderte Kenntnis von den<br />
rechtlichen Rahmenbedingungen (Schulgesetzen)<br />
scheint kein Inhalt der universitären<br />
Ausbildung zu sein. Für die Grundschule<br />
vertreten diese Ansicht 91,9%, für
die Hauptschule 87,8%. Auch die Inhalte<br />
der Ziele (GS: 55,3% und HS: 71,4%)<br />
und Methoden (GS: 72,4% und HS:<br />
80,3%) der <strong>Schule</strong>ntwicklung werden in<br />
der Bewertung der universitären Lehrerbildung<br />
aus Sicht der Lehramtsanwärter/Innen<br />
eher negativ angegeben. Eine<br />
inhaltliche Nachbesserung des Kompetenzbereiches<br />
„Innovieren“ wäre für die<br />
universitäre Ausbildung wünschenswert.<br />
Bewertung von eher theoretischen<br />
Grundlagenwissen und eher theoriebasiertem<br />
Anwendungswissen<br />
Gliedert man die erfragten Items in eher<br />
theoretisches Grundlagenwissen und<br />
theoriebasiertes Anwendungswissen, so<br />
fällt die eher positive Bewertung des an<br />
der Universität erlangten Wissens zugunsten<br />
des theoretischen Grundlagenwissens<br />
aus.<br />
Die eher negative Bewertung für das theoriebasierte<br />
Anwendungswissen stützt die<br />
Aussagen des erhobenen qualitativen Fragenteils<br />
der Umfrage, der den Wunsch<br />
nach einem größeren Praxisbezug, z.B.<br />
durch eine Erhöhung der Praktika, deutlich<br />
werden lässt. Bereits in der neuen LPO<br />
findet sich durch die Erhöhung von 70<br />
Unterrichtsstunden der zu absolvierenden<br />
Stundenzahl der Praktika eine Nachbesserung<br />
auf ministerieller Seite. Für die Universität<br />
Würzburg ist eine Intensivierung<br />
der Praktikumsbetreuung in Planung. Auch<br />
das entspricht den Wunschvorstellungen<br />
der Lehramtswärter/Innen.<br />
Fazit<br />
Insgesamt wird die universitäre Ausbildung<br />
in den einzelnen Items sehr unterschiedlich<br />
bewertet. Eine schulartspezifische<br />
Tendenz findet sich bei den Hauptschullehramtsanwärter/Innen,<br />
die in allen<br />
Kompetenzbereichen, aber auch in den<br />
meisten Einzelitems die universitäre Lehrerbildung<br />
kritischer betrachten als ihre<br />
Grundschulkollegen/Innen. Interpretationen<br />
für diese Tendenz könnten sowohl am<br />
Auszug aus dem Fragebogen<br />
mangelnden Vorhandensein einer speziellen<br />
universitär angesiedelten Hauptschulpädagogik-<br />
und didaktik zur Zeit des Studiums<br />
der Befragten liegen, vergleichsweise<br />
wie der Grundschulpädagogik und –<br />
didaktik, zum anderen an der spezifischen<br />
aktuellen Situation der Hauptschule, die in<br />
ihrer Problematik möglicherweise aus der<br />
Sicht der Hauptschullehramtsanwärter/Innen<br />
an der Universität zu wenig<br />
Beachtung findet. Wie bereits von Sigel<br />
gefordert fehlt es in der Lehrerbildungsforschung<br />
in Bayern an detaillierten Untersuchungen,<br />
die die Effektivität der Lehrerbildung<br />
erfassen (vgl. Sigel 2009,11). Bezogen<br />
auf die KMK-Standards ist anzumerken,<br />
dass in keiner aktuellen Studien- oder<br />
Prüfungsordnung für die Lehrerbildung,<br />
ausgenommen Rheinland-Pfalz, nach den<br />
Angaben von Oelkers, die Standards in<br />
ihrer Begrifflichkeit bzw. Inhaltlichkeit auftauchen<br />
(vgl. Oelkers 2009, 25), stattdessen<br />
finden sich mehr oder weniger eigene<br />
Taxonomien. Im Rückschluss wäre eine die<br />
Inhalte der bayrischen Studien- und Prüfungsordnung<br />
betreffende Umfrage von<br />
Interesse, die eine etwaige veränderte Formulierung<br />
und Schwerpunktsetzung der<br />
Einzelitems nach sich ziehen würde. Ein<br />
weiteres Forschungsdesiderat wäre eine<br />
vergleichbare Untersuchung der unter<br />
modularisierten Bedingungen studierten<br />
Lehramtsanwärter/Innen sowie eine Studie<br />
zur Betrachtung der Qualität der zwei-<br />
Verband<br />
ten Lehrerbildungsphase anhand der<br />
KMK-Standards aus der Perspektive der<br />
Lehramtsanwärter/Innen. Insgesamt kann<br />
die durchgeführte Untersuchung helfen,<br />
die Schwerpunkte universitärer Inhalte aufgrund<br />
der angesprochenen Defizite zu<br />
bedenken und positiv bewertete Inhalte<br />
auch unter modularisierten Bedingungen<br />
beizubehalten.<br />
Katharina Krenig<br />
wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl<br />
für Grundschulpädagogik und -<br />
didaktik der Universität Würzburg<br />
Literatur<br />
Oelkers, J. (2009): „I wanted to be a<br />
good teacher…“. Zur Ausbildung von<br />
Lehrkräften in Deutschland. Berlin.<br />
Sigel, R. (2009): Qualität der universitären<br />
Lehrerbildung in Bayern aus<br />
der Perspektive von Referendaren und<br />
Lehramtsanwärtern. Eine <strong>BLLV</strong>-Studie.<br />
Unter:<br />
http://www.bllv.de/fileadmin/Dateien/<br />
Land-PDF/Pressemitteilungen/<br />
Pressekonferenzen/2009-Lehrerbildung/Artikel_Referentenbefragung.pdf<br />
(abgerufen am 18.3.2010).<br />
<strong>Unterfränkische</strong> <strong>Schule</strong> Ausgabe 12 Juni 2010<br />
11
12<br />
Verband<br />
An alle<br />
- Kolleginnen und Kollegen im Ruhestand<br />
- Schutzmitglieder<br />
<strong>Unterfränkische</strong>r Pensionistentag 2010<br />
Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,<br />
<strong>Unterfränkische</strong> <strong>Schule</strong> Ausgabe 12 Juni 2010<br />
<strong>Unterfränkische</strong>r Lehrer- und<br />
Lehrerinnenverband e. V.<br />
Referat Pensionistenbetreuung<br />
Reinhold Breunig, Gertholzweg 17, 97340 Marktbreit<br />
Tel.: 09332/9668, E-Mail: ar.breunig@t-online.de Marktbreit, 28.06.2010<br />
der <strong>Unterfränkische</strong> Lehrer- und Lehrerinnenverband lädt alle Kolleginnen und Kollegen im Ruhestand, deren Partner(innen)<br />
sowie die Schutzmitglieder herzlich ein zum<br />
Programm<br />
<strong>Unterfränkische</strong>n Pensionistentag 2010<br />
am Dienstag, 05.10.2010,<br />
in den Mainfrankensälen Veitshöchheim/Würzburg.<br />
ab 9.30 Uhr Eintreffen der Teilnehmer in Veitshöchheim; Begrüßungskaffee<br />
10.00 Uhr Begrüßung, Grußworte<br />
Kurzreferat des Referatsleiters „Gemeinschaft der Senioren im <strong>BLLV</strong>“, Klaus Neumann<br />
11.30 Uhr gemeinsames Mittagessen (Buffet)<br />
13.15 Uhr Schifffahrt nach Würzburg<br />
ca. 14.00 Uhr Ankunft in Würzburg<br />
14.15 Uhr Unternehmungen in Würzburg nach Wahl:<br />
A: Stadtführung „Streifzug durch die Würzburger Altstadt“<br />
B: Führung im „Kulturspeicher“ Würzburg<br />
(Städt. Sammlung 19. - 21. Jh./Sammlung Ruppert (konkrete Kunst))<br />
C: Führung im „Museum am Dom“<br />
(Religiöse Kunstwerke 19. - 21. Jh.)<br />
D: Führung im Neumünster und im Dom<br />
E: Zeit zur freien Verfügung in Würzburg<br />
16.45 Uhr Rückfahrt mit dem Schiff nach Veitshöchheim<br />
Abschluss der Veranstaltung<br />
ca. 17.30 Uhr Ankunft in Veitshöchheim<br />
Bitte melden Sie Ihre Teilnahme mit Angabe der ausgewählten Unternehmung in Würzburg bis spätestens<br />
26.07.2010 an Ihren Kreisverband. Ein Vordruck ist der Einladung beigefügt.<br />
Im Hinblick auf die erforderlichen Vorplanungen bitten wir Sie um termingerechte und verbindliche Anmeldung. Sollten sich<br />
nach dem Meldetermin unvorhersehbare Änderungen ergeben, so informieren Sie bitte umgehend Ihren Kreisverband.<br />
Wir freuen uns auf eine rege Beteiligung und auf eine erfolgreiche Veranstaltung.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Reinhold Breunig Robert Bräutigam Sigbert Mantel
Stärker miteinander verknüpfen<br />
Verband<br />
<strong>BLLV</strong>-Kindergarten-Grundschul-Tag an der Volksschule Winzenhohl<br />
Aufmerksame Teilnehmerinnen an der Volksschule Winzenhohl<br />
Hösbäch. „Miteinander. Was Kindergarten<br />
und <strong>Schule</strong> voneinander wissen sollten“.<br />
Unter diesem Motto hatten der Bayerische<br />
Lehrer- und Lehrerinnenverband<br />
(<strong>BLLV</strong>) und die Stiftung Lernen der Zeitschrift<br />
Flohkiste zum Kindergarten-Grundschul-Tag<br />
eingeladen.<br />
130 Teilnehmerinnen folgten der Einladung<br />
an die Volksschule Winzenhohl, sehr zur<br />
Freude von Carina Herteux. Die <strong>BLLV</strong>-Mitarbeiterin<br />
und Grundschullehrerin hatte<br />
zusammen mit Julia Schuck von der <strong>BLLV</strong>-<br />
Abteilung Berufswissenschaft sowie Franka<br />
Popp von der <strong>BLLV</strong>-Fachgruppe Fachlehrer<br />
E/G und den <strong>BLLV</strong>-Kreisvorsitzenden<br />
Cornelia Fuchs, Frank Rabenstein<br />
und Franz Werthmann die Veranstaltung<br />
vorbereitet.<br />
Für Herteux und ihr Team war klar:<br />
„Voraussetzung für die gelingende Zusammenarbeit<br />
zwischen Kindergarten und<br />
<strong>Schule</strong> sind Begegnungen auf Augenhöhe,<br />
gegenseitige Wertschätzung sowie<br />
gegenseitige Einblicke in die Arbeit des<br />
anderen“. Ziel der Tagung sollte es deshalb<br />
sein, eine gemeinsame Informationsgrundlage<br />
für die Pädagoginnen und<br />
Pädagogen in Kindergarten und Grundschule<br />
zu schaffen sowie die Möglichkeit<br />
zu einem intensiven und lebendigen fachli-<br />
chen Gedankenaustausch zu bieten.<br />
Wie die Zusammenarbeit zwischen Kindergarten<br />
und Grundschule aktuell funktioniert,<br />
darüber informierte Regierungsschulrätin<br />
Doris Grimm von der Regierung von<br />
Unterfranken. Über das Thema „Was Kindergarten<br />
und <strong>Schule</strong> voneinander wissen<br />
sollten“ sprachen zwei Kooperationsbeauftragte,<br />
Petra Bauer aus Sicht der Kindergartenleiterin<br />
und Claudia Schüßler aus<br />
der Perspektive der Grundschullehrerin.<br />
Rektor Leonhard Blaum (Heuchelhof-<br />
Grundschule Würzburg) schloss den Info-<br />
Block mit einem Vortrag über Inklusion in<br />
der Grundschule .<br />
Zuvor hatte Gerhard Bleß die Verantwortlichen<br />
in der Politik zum Handeln aufgefordert.<br />
Beide Berufsgruppen - Erzieherinnen<br />
und Erzieher wie Lehrerinnen und<br />
Lehrer - brauchen nach den Worten des<br />
<strong>BLLV</strong>-Bezirksvorsitzenden „deutlich mehr<br />
zeitliche Ressourcen und mehr personelle<br />
Unterstützung zur Umsetzung der gesteckten<br />
Ziele“. Ein mittelfristiges Ziel müsse es<br />
zudem sein, Kindergarten und Grundschule<br />
auch institutionell miteinander zu verknüpfen.<br />
Dazu bräuchte es endlich den<br />
Mut, die Kindergärten und Kindertagesstätten<br />
klar dem Bildungsbereich zuzuordnen.<br />
Die vor kurzem etablierten Kooperationsbeauftragten,<br />
welche die wichtige Aufgabe<br />
haben, die Zusammenarbeit zwischen<br />
Grundschullehrern/innen und Erziehern/innen<br />
zu begleiten und zu koordinieren,<br />
seien ein erster Schritt zu einer besseren<br />
Verzahnung. Diese seien zwar kostengünstig<br />
zu haben, reichten aber bei<br />
Weitem nicht aus, um die wirklich ehrgeizigen<br />
Ziele zu erreichen. Überall herrsche<br />
der Mangel: Es gebe vor allem zu wenig<br />
Personal, um Kinder entsprechend zu fördern.<br />
Die Folge: „Benachteiligte Kinder<br />
bekommen nicht die Zuwendung, die sie<br />
bräuchten“, so Bleß.<br />
Der OECD-Durchschnitt im Elementarbereich<br />
betrage 15 Kinder pro Betreuungsperson,<br />
die Spitzenländer liegen bei 9 Kindern<br />
und weniger. In Bayern seien derzeit<br />
eine Erzieherin und eine Kinderpflegerin<br />
für durchschnittlich 25 Kinder zuständig.<br />
Der <strong>BLLV</strong>-Bezirksvorsitzende plädierte für<br />
das rasche Umsetzen eines Anstellungsschlüssels<br />
von 1:10 in Bayern.<br />
Nach dem Mittagessen hatten die Teilnehmerinnen<br />
und die wenigen Teilnehmer die<br />
Wahl zwischen acht verschiedenen Workshops.<br />
Angeboten wurden die Themen:<br />
Screening-Verfahren bei der Einschulung,<br />
Beobachtung und Dokumentation in Kitas,<br />
Naturprojekt für Kindergarten und <strong>Schule</strong>,<br />
Portfolio-Gespräche und Bildungsbegleitung,<br />
Lern- und Lebensfreude wecken,<br />
Kinder mit schwierigem Verhalten, Kinder<br />
lernen aus den Folgen.<br />
Peter Nossol<br />
Die Kooperationsbeauftragten Petra Bauer und<br />
Claudia Schüßler<br />
<strong>Unterfränkische</strong> <strong>Schule</strong> Ausgabe 12 Juni 2010<br />
13
Verband<br />
Mehr pädagogische Freiheiten<br />
31. Würzburger <strong>BLLV</strong>-Lehrer- und Erziehertag am Heuchelhof<br />
Würzburg. <strong>Schule</strong> braucht Freiheit –<br />
unter diesem Motto stand der 31. Würzburger<br />
Leh rer- und Erziehertag an der<br />
Heuchelhof-Haupt schule in Würzburg.<br />
Eingeladen hatten der ULLV, die <strong>BLLV</strong><br />
Kreisverbände Würzburg-Stadt, Würzburg-Land,<br />
Ochsenfurt und die ABJ Unterfranken.<br />
<strong>BLLV</strong>-Bezirksvorsitzender Gerhard Bleß<br />
appellierte, die Freiheit der <strong>Schule</strong>n zu<br />
pflegen und zu verteidigen. Eine freiheitlich<br />
demokratische Grundordnung sei<br />
ohne ein Bildungssystem, das auf dem<br />
Fundament von Freiheit stehe, nicht denkbar.<br />
Als Gäste begrüßte Bleß neben Lehrkräften<br />
und Erziehern aus ganz Unterfranken<br />
auch Verantwortliche aus Politik und Verwaltung,<br />
darunter den Bundestagsabgeordneten<br />
Paul Lehrieder (CSU), die Landtagsabgeordneten<br />
Berthold Rüth (CSU)<br />
und Sabine Dittmar (SPD) sowie Würzburgs<br />
Oberbürgermeister Georg Rosenthal<br />
und seinen Kultur-, Schul- und Sportreferenten<br />
Muchtar al Ghusain.<br />
Als Hauptreferenten hatte der <strong>BLLV</strong> Dr.<br />
Christoph Bosch gewonnen. Der Enkel<br />
des Firmengründers ist Kurator der<br />
Robert-Bosch-Stiftung, die sich vor allem<br />
für Bildungsprojekte engagiert. Er wünscht<br />
Breites Angebot: Ausstellung der Schulbuchverlage in der Turnhalle.<br />
14 <strong>Unterfränkische</strong> <strong>Schule</strong> Ausgabe 12 Juni 2010<br />
Gute Laune beim Würzburger Lehrer- und Erziehertag: <strong>BLLV</strong>-Bezirksvorsitzender Gerhard Bleß, Würzburgs<br />
Kultur-, Schul- und Sportreferent Muchtar al Ghusain, CSU-Bundestagsabgeordneter Paul Lehrieder, Würzburgs<br />
Oberbürgermeister Georg Rosenthal und Bernd Kellner, Schulleiter am Heuchelhof.<br />
sich für die <strong>Schule</strong>n „eine Balance, ein<br />
dynamisches Gleichgewicht aus Freiheit<br />
und Gerechtigkeit“, beobachtet aber im<br />
deutschen Bildungssystem die Tendenz,<br />
immer mehr regeln zu wollen. Die Reglementierung,<br />
nach Bosch die strenge Form<br />
der Gerechtigkeit, ersticke Kreativität und<br />
die Lust, Neues zu wagen. „Sie verhindert,<br />
dass Lehrerinnen und Lehrer das tun, für<br />
was ihr Herz schlägt“. <strong>Schule</strong>ntwicklung<br />
bedeutet für Bosch individuelle, passgenaue<br />
Lösungen für die <strong>Schule</strong> vor Ort zu<br />
entwickeln.<br />
Im Einzelnen plädierte Bosch für mehr<br />
pädagogische Freiheiten, um fern von<br />
Lehrplänen und Stundentafeln Zeit und<br />
Raum für die ethische Bildung der Schüler<br />
zu haben, und für mehr finanzielle Freiheiten.<br />
Dazu gehöre nicht nur mehr Geld pro<br />
Schüler, sondern auch die selbstständige<br />
Mittelbewirtschaftung durch die einzelne<br />
<strong>Schule</strong>. Weiter forderte er ein Mehr an<br />
organisatorischen und personellen Freiheiten.<br />
Er wünsche sich eine gesunde Konkurrenz<br />
um gute Lehrerinnen und Lehrer<br />
und für die Schulleiter mehr Freiheiten, um<br />
gute Kräfte intensiv zu fördern.<br />
Nach dem gemeinsamen Mittagessen, das<br />
wie jedes Jahr die Hauptschüler vom Heuchelhof<br />
zubereitet hatten, konnten die Teilnehmer<br />
des Lehrer - und Erziehertages<br />
zwischen verschiedenen Workshops wählen<br />
und die Ausstellung der Schulbuchverlage<br />
besuchen.<br />
Peter Nossol
Workshop: Grundlagen der Zauberkunst mit Bernd Zehnter.<br />
Gern gesehener Gast: Würzburgs Oberbürgermeister<br />
Georg Rosenthal.<br />
Nicht nur farblich auf einer Linie: Franz Wolf, Fachgruppe<br />
Schulleitung, und Dr. Christoph Bosch.<br />
Keine Gymnastik, sondern: Learning through the<br />
arts mit Dr. Petra Weingart<br />
Verband<br />
Strahlemänner: Stephan Debes, Kreisvorsitzender<br />
Würzburg-Land und ULLV-Ehrenvorsitzender Fritz<br />
Schäffer.<br />
Stimmgewaltig: Chor der Hauptschule Heuchelhof.<br />
Junglehrer: der Vorsitzende der ABJ Unterfranken<br />
Kai Feser und sein Stellvertreter Jochen Wahlen.<br />
Zwei mit Organisationstalent: Julia Schuck, stellvertretende Abteilungsleiterin Berufswissenschaften und<br />
Renate Paul, Kreisvorsitzende Würzburg-Stadt. Alle Fotos: Rudi Merkl<br />
<strong>Unterfränkische</strong> <strong>Schule</strong> Ausgabe 12 Juni 2010<br />
15
Verband<br />
Balance zwischen Freiheit und Gerechtigkeit<br />
Interview mit Dr. Christoph Bosch, Kurator der Robert-Bosch-Stiftung<br />
Dr. Christoph Bosch<br />
USCH: „Weshalb braucht <strong>Schule</strong> eine<br />
Balance zwischen Freiheit und<br />
Regulierung?“<br />
Dr. Bosch: „Genauer gesagt geht es um<br />
eine Balance zwischen den beiden fundamentalen<br />
Zielen der Freiheit und der<br />
Gerechtigkeit. Eine Regulierung kann ja<br />
dem Ausgleich zwischen diesen beiden<br />
Zielen dienen. Was wir aber gegenwärtig<br />
erleben, ist eine Überregulierung an den<br />
<strong>Schule</strong>n, ein Versuch, aktuelle Probleme<br />
durch eine Vielzahl häufig widersprüchlicher<br />
Vorschriften zu lösen. Dieser Ansatz<br />
erreicht weder einen verantwortlichen<br />
Umgang mit der Freiheit noch eine größere<br />
Gerechtigkeit unter den Beteiligten. Er<br />
bewirkt stattdessen eine Distanzierung der<br />
Mitwirkenden von einem Schulsystem, mit<br />
dem sie sich immer weniger identifizieren<br />
können.<br />
Die Balance in der Vermittlung von Freiheit<br />
und Gerechtigkeit ist in der Pädagogik<br />
zentral, denn ein dynamisches Gleichgewicht<br />
zwischen Freiheit und Gerechtigkeit<br />
ist für die Qualität einer modernen Gesellschaftsordnung<br />
entscheidend.<br />
Die wichtigste Voraussetzung für eine solche<br />
Balance sind Bürger, die selbständig<br />
und verantwortlich denken und handeln<br />
können. Wie sollte sonst eine Demokratie<br />
16 <strong>Unterfränkische</strong> <strong>Schule</strong> Ausgabe 12 Juni 2010<br />
funktionieren, wie sollte sich sonst eine<br />
Gesellschaft flexibel den Anforderungen<br />
der sich rasch wandelnden globalisierten<br />
Welt stellen, ohne ihre Identität zu verlieren?<br />
Wenn wir die nächste Generation zu selbständigen,<br />
verantwortlichen Bürgern,<br />
erziehen wollen, dann können wir das nur,<br />
indem wir ihr ein solches Modell vorleben.<br />
Dann müssen die Kinder und Jugendlichen<br />
in ihrer <strong>Schule</strong> genau das erleben:<br />
Freiheit, Gerechtigkeit und die Möglichkeit<br />
zum selbständigen Handeln in Übereinstimmung<br />
mit beiden.“<br />
USCH: „Wo stehen aus Ihrer Sicht die<br />
bayrischen <strong>Schule</strong>n in diesem<br />
Gleichgewicht? (Aus Freiheit und Ordnung)“<br />
Dr. Bosch: „Viele Bayerischen <strong>Schule</strong>n<br />
gehören zu den leistungsfähigsten in<br />
Deutschland und das ist sehr erfreulich.<br />
Dies bedeutet auch, dass Bayern in der<br />
Schulpolitik vieles gut gemacht hat. Aber<br />
in Hinblick auf die Freiheit der <strong>Schule</strong>n hat<br />
Bayern einen schlechten Stand. Trotz<br />
durchaus zukunftsweisender Ansätze, z.B.<br />
im Modus 21 Programm bewegt sich in<br />
der Breite der <strong>Schule</strong>n viel zu wenig. Es<br />
wird zwar intensiv reformiert, aber für mich<br />
ist absolut nicht erkennbar, dass die<br />
gegenwärtigen Reformen in der Praxis zu<br />
selbständigeren <strong>Schule</strong>n führen, in denen<br />
die Akteure tatsächlich freier und selbstverantwortlicher<br />
handeln können.“<br />
USCH: „Warum braucht unser Schulwesen<br />
mehr Freiheit. Wie könnte das<br />
aussehen?“<br />
Dr. Bosch: „Einerseits, weil Freiheit und<br />
Gerechtigkeit die zentralen Werte unserer<br />
freiheitlich-demokratischen Grundordnung<br />
sind.<br />
Wenn unsere Kinder ihre Schulzeit beenden,<br />
dann ist das Wissen wichtig, das sie<br />
sich angeignet haben.<br />
Aber wichtiger als alle Fakten und Metho-<br />
den, die sie gelernt haben ist ein Verständnis<br />
über den Zusammenhang von<br />
Freiheit und Gerechtigkeit.<br />
Ein anderes Wort dafür ist Verantwortung.<br />
Andererseits, weil die <strong>Schule</strong>n mehr Freiheit<br />
brauchen, um ihre Aufgaben effizient<br />
erfüllen zu können. Wir wissen heute,<br />
dass die einzelnen <strong>Schule</strong>n - gewissermaßen<br />
als Organismus - die entscheidenden<br />
Träger der Qualität von <strong>Schule</strong> sind.<br />
<strong>Schule</strong>n müssen in der Lage sein, direkt<br />
vor Ort ihre Potentiale zu nutzen und ihre<br />
Schwächen zu bearbeiten. Sie brauchen<br />
„Ellenbogenfreiheit“ im Umgang mit ihrem<br />
gesellschafltlichen Umfeld. Sie brauchen<br />
Freiheit um sich profilieren zu können, um<br />
ihre Charakter zu entwickeln. Sie brauchen<br />
natürlich auch allgemeingültige<br />
Regeln, aber diese müssen so einfach und<br />
klar als irgend möglich sein. Sie brauchen<br />
selbstverständlich auch Kontrolle, aber<br />
diese muss sich an der Erfüllung der zentralen<br />
pädagogischen Ziele orientieren<br />
und nicht am Klein-Klein der Regelhaftigkeit<br />
des Schulalltags. Das ist eigentlich<br />
eine Binsenweisheit: Wir müssen auf die<br />
Erreichung der Ziele schauen, wenn wir<br />
Erfolg fördern wollen.<br />
Und Drittens: Es ist oft schmerzhaft zu<br />
erleben, wie sehr unsere <strong>Schule</strong>n von<br />
Angst bestimmt sind. Angst kann eine<br />
wirksame Motivation sein, um uns von<br />
etwas Schädlichem abzuhalten, denn das<br />
ist ihre eigentliche Funktion, aber sie ist<br />
wenig tauglich, wenn es darum geht<br />
große Aufgaben in Angriff zu nehmen. Sie<br />
macht uns nicht kreativ, sie schafft keine<br />
Begeisterung, sie hemmt unsere Gestaltungsfähigkeit<br />
und mindert durch ihre<br />
Fixierung auf mögliche Gefahren die<br />
Objektivität unserer Wahrnehmung. Zupackendes<br />
Handeln wird geschwächt,<br />
Unbeweglichkeit verstärkt. Angstreaktionen<br />
sind und gehören zum Leben, aber im<br />
Bayerischen Schulsystem finden wir oft<br />
geradezu eine Kultur der Angst - und<br />
zwar bei allen beteiligten Gruppen, bei<br />
Lehrern, Eltern, Schülern und in der Administration.<br />
Angst vor schlechten Noten,
Angst vor Regelverstößen, Angst vor<br />
Beschämung, Angst vor Repressalien,<br />
Angst vor unkontrollierten Entwicklungen.<br />
Nur die systematische Stärkung der Freiheit<br />
im ganzen System kann dem entgegenwirken.“<br />
USCH: „Welche Rolle sollte dabei die<br />
Schulaufsicht spielen?“<br />
Dr. Bosch: „Die Schulaufsicht bleibt auch<br />
dann wichtig, wenn die <strong>Schule</strong>n eigenständig<br />
handeln dürfen und von gestärkten<br />
Schulleitungen geführt werden. Sie ist<br />
die Instanz im Hintergrund, die über die<br />
Freiheit der <strong>Schule</strong>n wacht. Freiheit wird ja<br />
Auf den Spuren der deutschen Klassik<br />
Weimar. Auf die Spuren der deutschen Klassik begaben sich<br />
45 <strong>BLLV</strong>-Mitglieder aus dem Landkreis Main-Spessart. Ziel der<br />
Fahrt war die europäische Kulturhauptstadt Weimar. Weil Adi<br />
Krebs die Reise langfristig geplant hatte, konnte man sogar die<br />
weltberühmte Anna Amalia Bibliothek besuchen. Dies ist eine<br />
vor allem dadurch gefährdet, dass einzelne<br />
Elemente eines Systems Übermacht<br />
gewinnen und anderen Elementen ihre<br />
Freiheit nehmen. Freiheit ohne Gerechtigkeit<br />
ist unmöglich, genauso wie Gerechtigkeit<br />
ohne Freiheit.<br />
Die Schulaufsicht begleitet die <strong>Schule</strong>n im<br />
Hintergrund und wird tätig, wenn die<br />
Selbststeuerung der <strong>Schule</strong>n versagt,<br />
wenn die grundlegenden Regeln des<br />
Schulbetriebs verletzt werden und besonders<br />
wenn Machtmissbrauch in irgend<br />
einer Form erkennbar wird.<br />
Neben dieser Kontrollfunktion hat sie eine<br />
Lenkungs- und Beratungsfunktion, sie<br />
stellt der <strong>Schule</strong> Kompetenz zur Verfü-<br />
Verband<br />
gung, die vor Ort fehlt. Sie gibt Anleitung<br />
und Hinweise zur <strong>Schule</strong>ntwicklung indem<br />
sie mit der Schulleitung und dem Kollegium<br />
einen Dialog über die spezifischen Verhältnisse<br />
an der jeweiligen <strong>Schule</strong> führt.<br />
Der Dialog ist notwendigerweise assymetrisch,<br />
aber die Autorität der Schulaufsicht<br />
muss sich stets aus ihrer inhaltichen<br />
Kompetenz und ihrer Verantwortung für<br />
den größeren Zusammenhang begründen,<br />
sie muss stets nachvollziehbar und<br />
begründbar bleiben. Dann kann sie als<br />
Garant der Freiheit handeln.“<br />
Das Interview führte<br />
Joachim Huppmann<br />
große Seltenheit, denn aus Gründen<br />
des Denkmalschutzes ist die tägliche<br />
Besucherzahl auf 300 begrenzt.<br />
Diese Bibliothek wurde 2004 durch<br />
einen Brand zerstört. Manche Kulturgüter<br />
sind für immer verloren. Das<br />
meiste wurde aber gerettet oder in<br />
mühseliger Kleinarbeit wieder hergestellt.<br />
Heute erstrahlt die Bibliothek wieder<br />
in neuem Glanz. Mit großem Interesse<br />
besichtigten die Teilnehmer auch die<br />
Wohnhäuser und die Hinterlassenschaften<br />
der deutschen Dichterfürsten<br />
Goethe und Schiller. In der Herderkirche<br />
besichtigte man abschließend<br />
das berühmte Altarbild des<br />
Malers Lukas Cranach. Das Foto<br />
zeigt die Reisegruppe des Bayerischen<br />
Lehrer- und Lehrerinnenvereins vor dem Nationaltheater<br />
in Weimar. Hier tagte nach dem ersten Weltkrieg der deutsche<br />
Reichstag und hier wurde auch die Verfassung der ersten deutschen<br />
Republik beschlossen.<br />
Arnold Väth<br />
<strong>Unterfränkische</strong> <strong>Schule</strong> Ausgabe 12 Juni 2010<br />
17
Verband<br />
Überaus qualifizierte Fachlehrerin für Englisch<br />
Landesfachgruppe verabschiedet Bezirksreferentin Gabi Krista<br />
Blumen für die Dame: Landesfachgruppenleiter Jochen Vatter verabschiedet Bezirksreferentin Gabi Krista<br />
Parsberg. Bei der Landesfachtagung der<br />
Fachgruppe Fremdsprachen Ende April in<br />
Parsberg verabschiedete der Landesfachgruppenleiter<br />
Jochen Vatter Gabi Krista<br />
als Bezirksreferentin des Bezirks Unterfranken<br />
aus dem Landesfachgruppenausschuss.<br />
Vatter hob dabei die jahrzehntelange, sehr<br />
engagierte Arbeit der Kollegin für die<br />
Fachgruppe und deren Anliegen hervor.<br />
Ihre Erfahrungen und ihr überaus reichhaltiges<br />
Wissen schöpfte sie aus ihren<br />
umfangreichen Tätigkeiten im Rahmen der<br />
Lehrerfortbildung auf allen Ebenen, unter<br />
anderem im Schulamtsbereich, an der<br />
Regierung, im ISB und an der Akademie<br />
für Lehrerfortbildung in Dillingen.<br />
Als überaus qualifizierte Fachlehrerin für<br />
Englisch war sie zudem sowohl in der<br />
Lehrerfortbildung der Hauptschule als<br />
auch der Grundschule tätig.<br />
18 <strong>Unterfränkische</strong> <strong>Schule</strong> Ausgabe 12 Juni 2010<br />
Tischtennis: Kitzingen siegt<br />
Arnshausen. Bei den 20. ULLV-<br />
Bezirksmeisterschaften im Tischtennis<br />
am 13. April in Arnshausen siegte die<br />
Mannschaft aus Kitzingen. Sie setzten<br />
sich in den Partien gegen die Spieler<br />
aus Bad Kissingen mit 9:5 (31:19)<br />
Fußballturnier im Juli<br />
Lohr. Wolfgang Schmitt, der Referatsleiter<br />
Sport im ULLV, lädt alle<br />
Aktiven zum Fußball-Kleinfeldturnier<br />
auf Bezirksebene. Gespielt wird am<br />
Donnerstag, 8. Juli, ab 15.30 Uhr, in<br />
Münnerstadt. Eine Mannschaft<br />
besteht aus sechs Feldspielern und<br />
einem Tormann.<br />
Nähere Informationen:<br />
Wolfgang Schmitt,<br />
Sackenbacher Straße 36<br />
97816 Lohr<br />
Telefon 09352-508884 (<strong>Schule</strong>)<br />
E-Mail info@schmitt-lohr.de<br />
durch. Horst-Günther Ziegler (links im<br />
Bild), der die Wettbewerbe organisierte,<br />
gratulierte den Kitzingern und bedauerte<br />
das Fehlen der Teams aus Miltenberg,<br />
Würzburg und Schweinfurt.
Anzeige<br />
<strong>Unterfränkische</strong> <strong>Schule</strong> Ausgabe 12 Juni 2010<br />
19
Tipps/Termine<br />
Der Ausflugstipp<br />
Die Trimburg - eine lebendige Ruine<br />
20 <strong>Unterfränkische</strong> <strong>Schule</strong> Ausgabe 12 Juni 2010<br />
Hoch über dem Saaletal auf dem Pfaffenberg<br />
bei Elfershausen gelegen, thront die<br />
Burgruine der einstigen Herren von Trimberg.<br />
Einst gebaut als Trutzburg gegen<br />
ungebetene Gäste lädt sie heute ihre<br />
Besucher zum Verweilen ein. Zu verdanken<br />
ist dieser Umstand wohl größtenteils<br />
dem Verein `Freunde der Trimburg`, der<br />
sich den Ausbau und Erhalt der Ruine<br />
sowie die Durchführung von kulturellen<br />
Veranstaltungen zur Aufgabe gemacht hat.<br />
Hier ein Auszug aus dem diesjährigen Veranstaltungskalender:<br />
Sonntag. 20. Juni:<br />
Jazz auf der Trimburg<br />
Samstag/Sonntag, 10./11. Juli:<br />
Mittelaltermarkt mit Heerlager<br />
Samstag 24 Juli, 20.30 Uhr:<br />
Nacht der Poesie<br />
Von Mai bis Oktober ist die Burg jeden<br />
Sonn- und Feiertag geöffnet. Die Vereine<br />
der umliegenden Gemeinden wechseln<br />
Bezirksverband Unterfranken <strong>BLLV</strong> · Linsenweg 7 · 97332 Gaibach<br />
PvSt. · Deutsche Post AG · Entgelt bezahlt<br />
Datum Veranstaltung Veranstaltungsort Veranstalter<br />
Juni<br />
24.06.2010 Kitzinger Lehrertag mit Professor Struck, Uni Hamburg<br />
„15 Gebote des Lernens” VS Iphofen KV Kitzingen<br />
26.06.2010 Pensionistenstammtisch Bürgerspital Dachcafe KV Würzburg Stadt<br />
Juli<br />
17.07.2010 Theaterbesuch in Meiningen „Ein Sommernachtstraum” Meiningen KV Bad Kissingen<br />
20.07.2010 Sitzungs des Kreisausschusses<br />
und der Schulvertrauensleute Zell a. Main, Maintalhalle KV Würzburg Land<br />
23.07.2010 Theaterfahrt Maßbach Maßbach KV Würzburg Stadt<br />
26.07.2010 Pensionistenstammtisch Bürgerspital Dachcafe KV Würzburg Stadt<br />
Juli Theaterfahrt nach Bamberg „Calderon Festspiele” Bamberg KV Würzburg Land<br />
sich mit der Bewirtung ab. So werden in<br />
der Vorburg einfache, zum Teil auch<br />
warme Speisen angeboten. Im Echterbau<br />
angekommen, sollte man sich unbedingt<br />
ein Stück selbstgebackenen Kuchen gönnen.<br />
Empfehlenswert ist aber auch ein<br />
Spaziergang durch die verwinkelte Burganlage,<br />
um mehr über die Geschichte und<br />
die einstigen Bewohner der Trimburg zu<br />
erfahren. Zudem hat man vom Bergfried<br />
aus einen wunderbaren Ausblick über das<br />
Saaletal. Führungen können von interessieren<br />
Besuchern bei der Gemeinde<br />
Elfershausen bestellt werden.<br />
Zu erreichen ist die Trimburg mit dem<br />
Auto über die Autobahn A7, Abfahrt Bad<br />
Kissingen/ Elfershausen. Auf der B 287<br />
weiter in Richtung Bad Kissingen. Ungefähr<br />
1 km nach dem Örtchen Trimberg<br />
rechts abbiegen und bis zum unweit der<br />
Burg gelegenen Parkplatz weiterfahren.<br />
Fußgänger können auch vom Ort Trimberg<br />
aus über einen steilen Treppenweg zur<br />
Burgruine hinaufsteigen. Kerstin Hahn