Unterfränkische Schule - BLLV

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Editorial/Inhalt 2 Unterfränkische Schule Ausgabe 12 Juni 2010 Liebe Leser, das Thema „Leistung in der Schule“ findet in letzter Zeit wieder verstärkt Beachtung. Seien es die Neuregelungen beim Übertritt von der Grundschule in die weiterführenden Schulen oder die Forderung nach möglichst individueller Förderung jedes einzelnen Kindes oder die hochaktuelle Problematik der Inklusion – immer stellt sich die Frage, ob wir mit der aktuellen Definition von schulischer Leistung noch weiterkommen. Für mich steht die Antwort fest: Unsere derzeitige Notengebung ist längst überholt. Sie basiert auf einem falschen Leistungsbegriff, den schon Johann Heinrich Pestalozzi im Jahre 1790 als schädlich erkannte als er feststellte: „Ich vergleiche nie ein Kind mit einem anderen, sondern immer nur jedes Kind mit ihm selbst.“ Wir vergleichen ständig die Kinder miteinander, bei jeder Probearbeit, bei jeder Schulaufgabe, bei den Orientierungsarbeiten, bei den VERA-Tests, beim Übertritt auf weiterführende Schulen, ... Nie geht es darum, ob der Einzelne verglichen mit sich selbst einen Lernfortschritt erzielt hat; immer geht es nur um diesen Vergleich mit den anderen! Wir übersehen, dass dadurch dem leistungsschwächeren Schüler, gerade dem, der besonderer Förderung bedarf, tagtäglich von Neuem vor Augen geführt wird: Du bist schlecht! Du bist ein Versager! Die anderen sind besser als du! Wir produzieren damit ohne Not permanentes Leistungsversagen, permanentes Schulversagen. Und ich gehe noch einen Schritt weiter: Dieser pervertierte Leistungsbegriff in Verbindung mit dem auf die Spitze getriebenen Notenfetischismus und der permanenten Selektion behindert eine positive Einstellung zum Lernen, zur Schule als Institution und zu uns Lehrerinnen und Lehrern. Dürften wir wirklich allen Kindern individuell helfen, sie während ihres Schullebens positiv verstärken, ihnen anhaltend Lernfreude und individuellen Lernerfolg vermitteln, dürften wir sie in ihrer Persönlichkeitsentwicklung positiv voranbringen, unser Ansehen bei den Kindern, bei den Eltern und in der Gesellschaft wäre ein weitaus besseres. Gerhard Bleß Unterfränkische Schule im Internet Die vergangenen Ausgaben der Zeitung finden Sie im Web unter: http://unterfranken.bllv.de/usch/index.shtml Inhalt THEMA 03 Für das Leben lernen 04 PÄDAGOGISCHE LEISTUNGSDIAGNOSE und individuelle Förderung 06 Persönlicher Eindruck entscheidet 07 Auslese für Südafrika 08 Reife Leistungen VERBAND 09 BLLV-Gesundheitstag 10 Universität analysiert Lehrerbildung 12 Einladung für Pensionistentag 13 BLLV-Kindergarten-Grundschultag 14 Würzburger Lehrer- und Erziehertag 16 Interview mit Dr. Christoph Bosch 17 Auf den Spuren der deutschen Klassik 18 Landesfachgruppe verabschiedet Gabi Krista TIPPS/ TERMINE 20 Ausflugstipp Ruine Trimburg IMPRESSUM: Herausgeber: Bezirksverband Unterfranken des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes BLLV, www.unterfranken.bllv.de Vorsitzender: Gerhard Bleß Hinterer Rosengarten 11; 97253 Gaukönigshofen Telefon privat: 09337 2293; Telefon dienstl.: 0931 380-1762 Referat Öffentlichkeitsarbeit: Peter Nossol, Adalberostraße 1, 97072 Würzburg, Tel.: 0931/72778; E-Mail: nossol@t-online.de Redaktion: Joachim Huppmann, Linsenweg 7, 97332 Gaibach, Tel.: 09381 715773, Fax: 09381 715773, E-Mail: schule.unterfranken@t-online.de Druck und Layout: Druckerei Lang, Storchengasse 12-14, 97616 Bad Neustadt, Telefon 09771 6233-0, www.langdruck.de Der Bezugspreis ist für Verbandsmitglieder im Mitgliedsbeitrag enthalten. Für Nichtmitglieder beträgt der Bezugspreis jährlich 8 €. Nichtmitglieder können die „Unterfränkische Schule“ bei der Redaktion bestellen. Namentlich gekennzeichnete Artikel stellen die Meinung der Verfasser dar. Die Zeitschrift erscheint jährlich viermal. Hinweis: Adressänderungen und sonstige Personalia bitte an: Referat Mitgliederverwaltung und Statistik Peter Kiesel, Wurmerich 14, 97720 Nüdlingen Telefon privat: 0971 6993267, Telefax privat: 0971 69523 E-Mail: peterkiesel@t-online.de
Vor mehr als 2000 Jahren kritisierte der römische Philosoph Lucius Annaeus Seneca das damalige Bildungssystem mit der Aufforderung, es solle für das Leben und nicht ausschließlich für die Schule gelernt werden. Heute, im Jahr 2010 scheint das deutsche Schul- und Bildungssystem weiter entfernt von diesem Ideal als je zuvor. Bereits in den ersten Grundschuljahren, spätestens aber vor dem Übertritt, spüren die Schüler/innen, aber auch deren Eltern und Lehrkräfte einen erheblichen Prüfungsdruck, der nicht wenigen schlaflose Nächte bereitet. Anstatt selbstständig das Wissen zu vertiefen, besteht die Vorbereitung auf die Prüfungen in dem kurzfristigen Einpauken großer Mengen an Faktenwissen. Kaum legt der Prüfling nach getaner Arbeit den Stift aus der Hand, scheint das mühsam Erlernte sofort aus den Hirnwindungen zu verschwinden, zumindest ist es wenige Tage später häufig nicht mehr abrufbar. Kritisches Prüfen und eine selbstständige Auseinandersetzung mit dem Lernstoff sind häufig nicht erwünscht bzw. sogar hinderlich bei dem Versuch, sich sämtliche Inhalte in möglichst kurzer Zeit anzueignen. ” Ist eine selbständige Auseinander “ - setzung mit dem Lernstoff nicht erwünscht? Gleichzeitig werden dem Schulsystem durch die internationalen Vergleichsuntersuchungen wie PISA weiterhin eher mittelmäßige Noten ausgestellt. Ein Blick auf die „Siegerstaaten“, z. B. die skandinavischen Länder, fördert Erstaunliches zutage. Dort ist es üblich, schulische Inhalte im Sinne einer Zielvereinbarung gemeinsam mit den Schüler/innen festzulegen, individuelle Wochen- oder Tagespläne zu erstellen, schwächere Schüler/innen gezielt zu fördern und dennoch den Leis- tungsstarken ebenfalls genug „Futter“ zu bieten. Jedoch greift der Versuch zu kurz, lediglich oberflächliche Merkmale als konkrete Handlungs- und Veränderungsempfehlungen zu betrachten. Die Einführung von Ganztagsschulen, jahrgangsübergreifendem Unterricht und Wochenplänen hat wenig Wirkung, wenn nicht gleichzeitig tiefgreifende strukturelle Veränderungen vorgenommen werden. Ein wirksames und anregendes Bildungssystem erfordert erhebliche finanzielle, zeitliche und personelle Investitionen und lässt sich nicht durch kurzfristige Einzelmaßnahmen nach Belieben formen. Gerade im Zeitalter der täglichen Informationsüberflutung scheint es notwendiger denn je, „fürs Leben“ zu lernen und sich eigenständig mit Sachverhalten auseinander zu setzen, anstatt Fakten zu pauken. Es ist eine Herausforderung, ein Schulsystem zu gestalten, das wissenschaftliche Erkenntnissen über das Lehren und Lernen miteinbezieht, das Schüler fordert, aber nicht überfordert und zum kritischen Hinterfragen anregt. Thema Für das Leben lernen, nicht für die Prüfung Kommentar von Dr. Nicole Berger, Universität Würzburg Dr. Nicole Berger Solche Veränderungen können nur gelingen, wenn Bildung als Kulturgut hoch geschätzt wird und Investitionen in das Schul- und Bildungssystem als Investitionen in die Zukunft betrachtet werden. Der Weg dorthin scheint vom Status quo betrachtet noch weit, in jedem Fall aber lohnenswert. Dr. Nicole Berger … arbeitet am Lehrstuhl Psychologie IV der Würzburger Universität Forschungsinteressen • Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten und deren Behebung, Lernstrategien und „Lernen lernen“, sowie Hochbegabung • Lese-Rechtschreibschwierigkeiten: Prävention und die Behandlung von Lese-Rechtschreibschwierigkeiten im Rahmen des Regelunterrichts in Grundschulen. In Zusammenarbeit mit dem Cornelsen Entwicklung des Trainingsprogramms WorT (Würzburger orthographisches Rechtschreibtraining). Hochbegabung • Diagnostik und Förderung von Hochbegabung bei Kindern und Jugendlichen. Mitarbeit an der Begabungspsychologischen Beratungsstelle der Universität Würzburg: www.begabungsberatungsstelle. uni-wuerzburg.de • Lernstrategien und “Lernen lernen”: Diplomarbeit zur Vermittlung von grundlegenden Lernstrategien und -techniken für Studenten. Unterfränkische Schule Ausgabe 12 Juni 2010 3
Seite 1: Juni 2010 4. Jahrgang 12 Unterfrän
Seite 5 und 6: (Nach Leisen) Wenn nicht hinreichen
Seite 7 und 8: Auslese für Südafrika Beratungsle
Seite 9 und 10: Schwierige Schüler - was tun? BLLV
Seite 11 und 12: die Hauptschule 87,8%. Auch die Inh
Seite 13 und 14: Stärker miteinander verknüpfen Ve
Seite 15 und 16: Workshop: Grundlagen der Zauberkuns
Seite 17 und 18: Angst vor Regelverstößen, Angst v
Seite 19 und 20: Anzeige Unterfränkische Schule Aus

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