Unterfränkische Schule - BLLV

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Verband Universität Würzburg analysiert Lehrerbildung Befragung der der Lehramtsanwärter/Innen im Bezirk Unterfranken Würzburg. Im Schuljahr 2008/09 führte die Universität Würzburg in Kooperation mit der LMU München, dem ULLV und dem Zentrum für Lehrerbildung eine Befragung der Lehramtsanwärter/Innen der Grund- und Hauptschule in Unterfranken durch, die eine Bewertung der Qualität der universitären Lehrerbildung aus der Retroperspektive der Lehramtsanwärter/Innen spiegeln sollte. Die Befragung orientierte sich an den 2004 verabschiedeten bildungswissenschaftlichen KMK- Standards für die Lehrerbildung, wobei nur die für die erste Phase aufgeführten Standards für die Itembildung der Befragung von Bedeutung waren. Die KMK gliedert die Standards für die Lehrerbildung in vier Kompetenzbereiche: Unterrichten, Erziehen, Beurteilen und Innovieren. Die Stichprobe der Befragung setzte sich aus 123 Grundschullehramtsanwärter/Innen (ca. 48% aller Grundschullehramtsanwärter/Innen in Unterfranken im Schuljahr 08/09) und 58 Hauptschullehramtsanwärter/Innen (ca. 61% aller Hauptschullehramtsanwärter/Innen in Unterfranken im Schuljahr 08/09) zusammen, die an unterschiedlichen bayrischen Universitäten ihr Studium absolviert haben. Durch verschiedene Ausprägungsgrade der einzelnen Items konnten die Lehramtswärter/Innen aus ihrer Perspektive die Qualität der universitären Lehrerbildung einschätzen. Einzelne Aspekte sollen in ihren Ergebnissen dargestellt werden. Kompetenzbereich Unterrichten Der Kompetenzbereich „Unterrichten“ wird sehr unterschiedlich von den Lehramtsanwärter/Innen bewertet. Bereiche wie die Auszug aus dem Fragebogen 10 Unterfränkische Schule Ausgabe 12 Juni 2010 Kenntnis unterschiedlicher Unterrichtsmethoden (GS: 77,2% und HS: 79,3%) oder die Kenntnis von Lerntheorien (GS: 91,1% und HS: 82,4%) werden sehr positiv bewertet, d.h. die Universität hat in diesen unterrichtlich relevanten Bereichen eine ausreichende Basis aus Sicht der Lehramtsanwärter/Innen für die weiteren Phasen der Lehrerbildung geschaffen. Als defizitär werden in diesem Kompetenzbereich v.a. Bereiche der Medienpädagogik bewertet. Die Kenntnis von Konzepten der Medienpädagogik, die an der Universität erworben werden sollten, wird von 77,2% der Grundschullehramtsanwärter/Innen und von 73,7% der Hauptschullehramtsanwärter/Innen eher negativ ausgewiesen. Auch im Bereich von Evaluationsverfahren für die Beurteilung der Unterrichtsqualität wird die Wissensbasis aus Sicht der Lehramtswärter/Innen eher negativ rückgemeldet (GS: 74% und HS: 82,8%). Kompetenzbereich Erziehen Das Feedback für den Kompetenzbereich „Erziehen“ meldet positiv die Kenntnis pädagogischer, soziologischer und psychologischer Theorien der Entwicklung von Kindern zurück. Auch das Wissen um etwaige Benachteiligungen von Schüler/Innen im Lernprozess wird von den Lehramtswärtern positiv gewertet (GS: 82,9% und HS: 54,4%). Kritisch stehen die Lehramtsanwärter/Innen eher dem theoriebasierten Anwendungswissen dieses Bereiches gegenüber, wie z.B. der Kenntnis von Methoden der konstruktiven Konfliktbearbeitung. So erfährt dieser Aspekt von 79,6% der Grundschullehramtsanwärter/Innen und von 75,4% der Hauptschullehramtsanwärter/Innen eine eher negative Bewertung. Kompetenzbereich Beurteilen Grundschullehramtsanwärter/Innen bewerten die Frage nach dem erworbenen Wissen um die Berücksichtigung unterschiedlicher Lernvoraussetzungen im Unterricht eher positiv (65,1%), während ihre Hauptschulkollegen/Innen hier nur mit 28,6% eine eher positive Bewertung vornehmen. Nachbesserungsbedarf gibt es an der Universität in diesem Kompetenzbereich aus der Sicht der Lehramtswärter z.B. in dem Wissen um Prinzipien der Beratung von Eltern. So wünschen ca. 83% der Grundschullehramtsanwärter/Innen eine Verbesserung der universitären Lehre, bei den Hauptschullehramtsanwärter/Innen sogar 94,7%. Kompetenzbereich Innovieren Für den Bereich „Innovieren“ erhält die universitäre Ausbildung von unterfränkischen Lehramtsanwärtern/Innen das kritischste Feedback. Die von den KMK- Standards geforderte Kenntnis von den rechtlichen Rahmenbedingungen (Schulgesetzen) scheint kein Inhalt der universitären Ausbildung zu sein. Für die Grundschule vertreten diese Ansicht 91,9%, für
die Hauptschule 87,8%. Auch die Inhalte der Ziele (GS: 55,3% und HS: 71,4%) und Methoden (GS: 72,4% und HS: 80,3%) der Schulentwicklung werden in der Bewertung der universitären Lehrerbildung aus Sicht der Lehramtsanwärter/Innen eher negativ angegeben. Eine inhaltliche Nachbesserung des Kompetenzbereiches „Innovieren“ wäre für die universitäre Ausbildung wünschenswert. Bewertung von eher theoretischen Grundlagenwissen und eher theoriebasiertem Anwendungswissen Gliedert man die erfragten Items in eher theoretisches Grundlagenwissen und theoriebasiertes Anwendungswissen, so fällt die eher positive Bewertung des an der Universität erlangten Wissens zugunsten des theoretischen Grundlagenwissens aus. Die eher negative Bewertung für das theoriebasierte Anwendungswissen stützt die Aussagen des erhobenen qualitativen Fragenteils der Umfrage, der den Wunsch nach einem größeren Praxisbezug, z.B. durch eine Erhöhung der Praktika, deutlich werden lässt. Bereits in der neuen LPO findet sich durch die Erhöhung von 70 Unterrichtsstunden der zu absolvierenden Stundenzahl der Praktika eine Nachbesserung auf ministerieller Seite. Für die Universität Würzburg ist eine Intensivierung der Praktikumsbetreuung in Planung. Auch das entspricht den Wunschvorstellungen der Lehramtswärter/Innen. Fazit Insgesamt wird die universitäre Ausbildung in den einzelnen Items sehr unterschiedlich bewertet. Eine schulartspezifische Tendenz findet sich bei den Hauptschullehramtsanwärter/Innen, die in allen Kompetenzbereichen, aber auch in den meisten Einzelitems die universitäre Lehrerbildung kritischer betrachten als ihre Grundschulkollegen/Innen. Interpretationen für diese Tendenz könnten sowohl am Auszug aus dem Fragebogen mangelnden Vorhandensein einer speziellen universitär angesiedelten Hauptschulpädagogik- und didaktik zur Zeit des Studiums der Befragten liegen, vergleichsweise wie der Grundschulpädagogik und – didaktik, zum anderen an der spezifischen aktuellen Situation der Hauptschule, die in ihrer Problematik möglicherweise aus der Sicht der Hauptschullehramtsanwärter/Innen an der Universität zu wenig Beachtung findet. Wie bereits von Sigel gefordert fehlt es in der Lehrerbildungsforschung in Bayern an detaillierten Untersuchungen, die die Effektivität der Lehrerbildung erfassen (vgl. Sigel 2009,11). Bezogen auf die KMK-Standards ist anzumerken, dass in keiner aktuellen Studien- oder Prüfungsordnung für die Lehrerbildung, ausgenommen Rheinland-Pfalz, nach den Angaben von Oelkers, die Standards in ihrer Begrifflichkeit bzw. Inhaltlichkeit auftauchen (vgl. Oelkers 2009, 25), stattdessen finden sich mehr oder weniger eigene Taxonomien. Im Rückschluss wäre eine die Inhalte der bayrischen Studien- und Prüfungsordnung betreffende Umfrage von Interesse, die eine etwaige veränderte Formulierung und Schwerpunktsetzung der Einzelitems nach sich ziehen würde. Ein weiteres Forschungsdesiderat wäre eine vergleichbare Untersuchung der unter modularisierten Bedingungen studierten Lehramtsanwärter/Innen sowie eine Studie zur Betrachtung der Qualität der zwei- Verband ten Lehrerbildungsphase anhand der KMK-Standards aus der Perspektive der Lehramtsanwärter/Innen. Insgesamt kann die durchgeführte Untersuchung helfen, die Schwerpunkte universitärer Inhalte aufgrund der angesprochenen Defizite zu bedenken und positiv bewertete Inhalte auch unter modularisierten Bedingungen beizubehalten. Katharina Krenig wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Grundschulpädagogik und - didaktik der Universität Würzburg Literatur Oelkers, J. (2009): „I wanted to be a good teacher…“. Zur Ausbildung von Lehrkräften in Deutschland. Berlin. Sigel, R. (2009): Qualität der universitären Lehrerbildung in Bayern aus der Perspektive von Referendaren und Lehramtsanwärtern. Eine BLLV-Studie. Unter: http://www.bllv.de/fileadmin/Dateien/ Land-PDF/Pressemitteilungen/ Pressekonferenzen/2009-Lehrerbildung/Artikel_Referentenbefragung.pdf (abgerufen am 18.3.2010). Unterfränkische Schule Ausgabe 12 Juni 2010 11
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