Gesamtausgabe 2011-1 - Pastoraltheologische Informationen
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4. Ausblick<br />
Bernhard Spielberg<br />
Was vom Beschluss übrig blieb: Die Richtlinien und Eingriffe, die nach der<br />
Synode über die „Laienpredigt“ hereinbrachen, wurden dem integralen Konzept<br />
des Beschlusses nicht gerecht. Der Frage nach der Realisierung der<br />
Verantwortung aller Getauften – und damit die Eröffnung einer neuen pastoralen<br />
Arena – wurde durch den Rückzug auf die alten Konfliktlinien ihre Kraft<br />
genommen. Trotzdem: Die Synode war ein Modus, mit kirchlichen und gesellschaftlichen<br />
Veränderungen umzugehen. Daraus lässt sich auch vierzig<br />
Jahre danach lernen. Das wesentliche Desiderat ist eine Orientierung an den<br />
Gaben. Sie ist heute gefragter denn je: im Stil des Umgangs und in der pastoralen<br />
Praxis. Eine Kirche, die sich Mission auf die Fahnen schreibt, braucht<br />
eine Sensibilität für ihre Charismen.<br />
Dr. theol. Bernhard Spielberg<br />
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Pastoraltheologie<br />
Universität Würzburg<br />
Neubaustraße 11<br />
D-97070 Würzburg<br />
Fon: +49 (0)931 31860-13<br />
Fax: +49 (0)931 31860-12<br />
eMail: bernhard.spielberg(at)mail.uni-wuerzburg(dot)de<br />
urn:nbn:de:hbz:6-93449616798 PThI, 31. Jahrgang, <strong>2011</strong>-1, S. 189–210<br />
Christoph Lienkamp<br />
Praktische Theologie und Bibelwissenschaft<br />
Überlegungen zur Neufundierung ihres Verhältnisses<br />
unter besonderer Berücksichtigung des Ersten/Alten Testaments<br />
Seit geraumer Zeit herrscht eine umfassende Funkstille zwischen Bibelwissenschaft<br />
und Praktischer Theologie. So war in der Einleitung eines neueren<br />
Themenheftes der (evangelisch-theologischen) Zeitschrift Praktische Theologie<br />
zu lesen, „dass sich schon seit geraumer Zeit Praktische Theologie und<br />
exegetische Wissenschaft – von einzelnen Arbeiten abgesehen – wechselseitig<br />
kaum wahrnehmen“ 1 . Dies gilt mutatis mutandis auch für die katholische<br />
Theologie. Die folgenden Ausführungen verstehen sich daher als ein Beitrag<br />
zur Neufundierung ihres Verhältnisses.<br />
Eine praktisch-theologische Hermeneutik kann sich dabei jedoch nicht<br />
allein mit einer Aufarbeitung der akademisch-theologischen Diskussion begnügen,<br />
sondern muss als Bezugspunkt ebenso sehr die christliche Praxis<br />
wie die kirchlichen Erklärungen wählen und deren Umgang mit der Bibel, sowohl<br />
in ihren spirituell-liturgisch-gemeindlichen als auch in ihrer ethischdiakonisch-politischen<br />
Dimensionen, reflektieren.<br />
1. Christliche Praxis/Pastoral und Bibel –<br />
Eckdaten eines neuen Verhältnisses<br />
Der entscheidende Aufbruch im Umgang mit der Bibel geschah in der römisch-katholischen<br />
Kirche durch das II. Vatikanum. 2 Der irische Theologe<br />
1 Christian Fechtner – Friedrich Wilhelm Horn, Neutestamentliche Exegese und Praktische<br />
Theologie – ein Brückenschlag, in: Praktische Theologie 42 (2007) 2, 83f., hier 83. Das<br />
gesamte Themenheft der Praktischen Theologie 42 (2007) beschäftigt sich mit dem Verhältnis<br />
Praktische Theologie – Exegese, allerdings nur mit Blick auf das Neue Testament.<br />
Nur ein Beitrag kommt aus der Praktischen Theologie selbst, die übrigen sind von<br />
Exegeten verfasst. Diese gegenseitige Nicht-Wahrnehmung gilt jedoch nicht in gleichem<br />
Maße für alle Disziplinen der Praktischen Theologie, d. h. wenn man Religionspädagogik,<br />
Homiletik, Liturgie, Diakonik/Caritaswissenschaft und Kirchenrecht mit berücksichtigt.<br />
2 Natürlich soll dabei die Bedeutung der Entwicklungen, die zum II. Vatikanum hinführten –<br />
hier seien insbesondere die Bibelbewegung und die Enzyklika Divino afflante Spiritu von<br />
1943 genannt – nicht vernachlässigt werden. Vgl. dazu besonders Thomas Söding, Aufbruch<br />
zu neuen Ufern. Bibel und Bibelwissenschaft in der katholischen Kirche bis zum<br />
PThI, 31. Jahrgang, <strong>2011</strong>-1, S. 211–224 urn:nbn:de:hbz:6-93449615563