Zeitschrift des Fanclub Galopp - Fanclub-galopp.org
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sem Jahr gleich gegen Andreas Suborics das Lehrlingschampionat,<br />
dem noch zwei weitere folgten.<br />
Als ihm, wie vielen seiner Kollegen, die Heimat zu klein<br />
wurde, ging er 1993 – auf Wunsch keines Geringeren als<br />
Helmuth von Finck, der damals einige Pferde bei Trainer<br />
Harald Ziese trainieren ließ – nach München. Gemeinsam<br />
übrigens mit Andi Suborics, der ebenfalls erstmals in der<br />
bayrischen Metropole ein Engagement hatte.<br />
Nach einer weiteren Saison in Wien bei Gerard Martin<br />
landete Erwin bei Walter Buick in Iffezheim und ab 1996<br />
schließlich für drei Jahre als zweiter Mann bei Andreas<br />
Wöhler in Bremen. Als erster Jockey agierte dort der<br />
heutige Ebreichsdorfer Rennleitungsobmann Andreas<br />
Boschert („von seinen Ratschlägen profitierte ich enorm“),<br />
der amtierende deutsche Jockeychampion Eduardo<br />
Pedroza war Lehrling im Stall Wöhler. „Hier lernte ich<br />
natürlich am meisten. Wir hatten 140 Pferde im Training,<br />
und mehrere Renntage in der Woche. Da kann man auch<br />
mit guten Pferden – so durfte ich Silvano (das beste Pferde,<br />
das ich je unter dem Sattel hatte) beim ersten Lebensstart<br />
reiten – Routine sammeln.“<br />
Nach drei erfolgreichen Jahren in Bremen erhielt<br />
Erwin ein Jobangebot von Manfred Hofer, zog es aber<br />
vor, wieder in seiner Heimat bei Gerard Martin tätig zu<br />
sein, wo er gleich wieder Champion wurde und einige<br />
schöne Erfolge feierte. Trotzdem zog es ihn 1990 noch<br />
einmal nach München zu seinem Landsmann Werner<br />
Glanz, wo es allerdings nicht nach Wunsch lief.<br />
Zurück in Wien folgten fünf schöne Jahre bei Gerard<br />
Martin, den Höhepunkt bildete natürlich der Derbysieg<br />
mit Gazduram in der Freudenau. Auch nach dem Umzug<br />
nach Ebreichsdorf lief es Anfangs ausgezeichnet,<br />
besonders auf der Sandbahn. Obwohl Erwin prinzipiell<br />
lieber auf Gras reitet, wo die Pferde nicht so stark vom<br />
Rennverlauf abhängig sind.<br />
Im Dezember 2005 schlug – ausgerechnet zu Beginn<br />
seines Engagements in Neuseeland - dann erstmals<br />
das Verletzungspech zu: Ein Sprung von einem Pferdetransporter<br />
endete mit einem Meniskusschaden, einem<br />
Kreuzbandriss und dem Bruch der Hand, was Anfangs<br />
allerdings übersehen wurde. Zurück in Wien folgten zwei<br />
Operationen am Knie und drei Monate mit Gipshand und<br />
eine Gewichtszunahme auf 63 Kilo! („Wiener Schnitzel<br />
und Kartoffelsalat sind mein Leibgericht“) - die Saison<br />
2006 war somit gelaufen.<br />
Nach 14 Monaten Rennpause wagte Erwin bei<br />
Trainerin Anneliese Mathis sein Comeback. Der Wiedereinstieg<br />
(mit Schmerzen) fiel ihm nicht leicht: „Die Erwartungshaltungen<br />
waren auch von meiner Seite sehr<br />
hoch, du wirst schließlich nur an den Erfolgen gemessen!“<br />
Und diese stellten sich gottseidank sofort wieder<br />
ein. Im vergangenen Jahr, in dem er sich erneut das<br />
Championat holte, gelang ihm das seltene Kunststück,<br />
an einem Ebreichsdorfer Renntag alle vier <strong>Galopp</strong>erbewerbe<br />
zu gewinnen.<br />
Erwin Dubravka feierte bisher über 400 Siege. Wie<br />
lange er noch in den Sattel steigen wird, weiß er noch<br />
nicht: „Hoffentlich nicht so lange wie Pauli Kallai! Das<br />
wichtigste ist auf alle Fälle, dass man gesund bleibt. Wie<br />
man leider bei Peter Heugl - mit dem ich in der Freudenau<br />
groß geworden bin - sieht, kann so schnell etwas passieren,<br />
da beginnt man schon kurz nachzudenken….“.<br />
Sein Vorbild als Jockey ist übrigens Lanfranco Dettori:<br />
“Er ist für mich ein phantastischer Stilist, unheimlich ruhig<br />
und seine Pferde gehen immer vorwärts.“<br />
Auch eine Trainerkarriere ist derzeit nicht in Sicht,<br />
ausschließen will er sie jedoch nicht. Als seine größte<br />
Schwäche nennt er den fehlenden Ehrgeiz, Werbung in<br />
eigener Sache zu machen – wie es zum Beispiel Andi<br />
Suborics perfekt beherrscht – liegt im nicht so sehr. Seine<br />
große Stärke ist seine Ruhe, selbst vor einem Derby<br />
kennt er keine Nervosität.<br />
Erwin Dubravka gilt als ehrlicher Jockey, was sich<br />
allerdings nicht immer als Vorteil für die Karriere erwiesen<br />
hatte. Er vertritt stets seine persönliche Meinung und<br />
traut sich diese auch immer gegenüber einflussreichen<br />
und (ge)wichtigen Herren im Rennsport zu äußern. In<br />
Ebreichsdorf vermisst er öfters den Zusammenhalt zwischen<br />
Jockeys, Besitzern und Trainern, ebenso jenen<br />
zwischen dem Traber- und <strong>Galopp</strong>erlager.<br />
Überaus professionell ist auch seine Einstellung zur<br />
Öffentlichkeitsarbeit und zur Presse: Schon als Lehrling<br />
stellte er sich beim damals mit großen Erfolg in der<br />
Freudenau durchgeführten Ferienspiel stets den Fragen<br />
der interessierten Kinder und konnte durch seine launige<br />
Art sicher einige junge Leute für den Rennsport begeistern.<br />
Auch heute steht er stets bereitwillig für Interviews<br />
zur Verfügung und macht so für den in den Medien<br />
kaum vorhandenen <strong>Galopp</strong>rennsport beste Werbung:<br />
“Ich will, dass es unseren Sport noch lange gibt und dafür<br />
werde ich alles mir Mögliche geben!“<br />
Die heimischen <strong>Galopp</strong>erfans können sich auf alle<br />
Fälle glücklich schätzen, einen Erwin Dubravka -<br />
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GALOPPEXPRESS 99/2009