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abo - Sailing Journal

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gehissten Segeln doch noch freizukommen, rutschte<br />

der Kat nur noch mehr auf die scharfzackige Unterwasserbank.<br />

Aus dem stolzen Segelschiff ARUBA<br />

war binnen kürzester Zeit ein löchriges Wrack geworden,<br />

das aufgegeben werden musste. – Dass das<br />

Segeln im Karibischen Meer südlich Kubas zwischen<br />

der Halbinsel Yucatan im Westen, Jamaica im Süden<br />

und dem östlich vorgelagerten Hispaniola nicht immer<br />

ganz ungefährlich ist, bestätigt auch Adolf Platten.<br />

Seit acht Jahren betreibt der 68-jährige Segler<br />

eine von insgesamt zwei auf Kuba ansässigen Yachtcharteragenturen<br />

in Cienfuegos, zu der auch die havarierte<br />

ARUBA zählte. „Kuba ist seglerisch ein sehr<br />

anspruchsvolles Revier“, sagt Platten, der im Jahr<br />

2002 den Charterbetrieb mit nur drei Segelbooten<br />

auf der größten Karibikinsel begann und 2009 bereits<br />

elf Boote vermietet. Nun sind es – ohne die ARUBA<br />

– nur noch zehn. Schon Alexander von Humboldt<br />

beschrieb den Umriss Kubas – ebenso wie der kubanische<br />

Nationaldichter Nicolás Guillén – als Krokodil:<br />

gefährlich und bedrohend. Der drahtige Geschäftsmann<br />

sieht das ähnlich: Er begründet die Gefährlichkeit<br />

des Reviers mit dem Auftreten von Hurricans in<br />

den späten Sommermonaten, teils starken Winden,<br />

der spärlichen Betonnung, vor allem aber mit den<br />

unzähligen Untiefen und Riffs inmitten des Archipels.<br />

Aus diesem Grund erließ Platten für seine Charteryachten<br />

auch ein generelles Nachtfahrverbot für das<br />

Befahren von Riffzonen. Es sei denn, ein einheimischer<br />

Skipper ist mit an Bord – der einfach zum<br />

Boot dazu gebucht werden kann. Doch selbst dann<br />

ist Vorsicht geboten, wie der Fall der ARUBA zeigt:<br />

Trotz eines erfahrenen Schiffsführers an Bord musste<br />

diese Crew abgeborgen werden – und flog unverrichteter<br />

Dinge zurück nach Hause.<br />

Kuba und das Meer – das Meer und Kuba. Verschmolzen<br />

zu einer Ansicht. Und zu Tragödien: „Wird das Meer<br />

nie fortgehen?“, fragt Zoé Valdés in ihrer wütenden Liebeserklärung<br />

an das Land ihrer Väter. „Warum, anstatt<br />

sich zurückzuziehen, steigt es im Gegenteil noch an, tritt<br />

über seine Ufer, lässt die Mauer verschwinden, die Häuser,<br />

raubt Gegenstände und Menschenleben? Für welche<br />

Sünde fordert das Meer immer erbitterter einen immer<br />

größer werdenden Tribut ein? Warum geht das Meer<br />

nicht fort, warum verschwindet es nicht, und da, wo es<br />

einmal war, wachsen Blumen? […] Das Meer hat in letzter<br />

Zeit eine Stinkwut. Und wegen des Meeres war Hernia,<br />

meine Nachbarin, in Behandlung in einer Tagesklinik für<br />

Geisteskranke, weil sie im Parterre wohnt und das Meer<br />

beim Wirbelsturm des Jahrhunderts bei ihr eingedrungen<br />

ist und die Wohnung bis zur Decke unter Wasser gesetzt<br />

hat, und sie hat ihre Möbel verloren, […] den Farbfernseher<br />

– jetzt kann sie nicht mehr die brasilianische Telenovela<br />

sehen, wenn Licht ist; […]“ Das Meer ist Segen und<br />

Fluch für die Kubaner gleichermaßen: Es spült Touristen<br />

an die weißen Strände und in die alten, halb zerfallenen<br />

Städte. Nur dass die Einheimischen an die meisten dieser<br />

Strände auf den Hunderten vorgelagerter Inseln und<br />

Inselchen nicht dürfen. Und dass sie in den alten abgewohnten<br />

Häusern dauerhaft leben müssen. Das Meer<br />

verbindet gleich oberhalb von Matanzas und Cárdenas<br />

über die Meeresstraße von Florida das Krokodil Kuba mit<br />

Key West, unweit davon reihen sich schon wie Perlen auf<br />

eine Schnur Miami Beach, Hollywood, Fort Lauderdale<br />

und Boca Raton aneinander, so nah und doch so unerreichbar<br />

fern … Wir hörten von einer deutschen (männlichen)<br />

Segelchartercrew, die abends kubanischen Damenbesuch<br />

an Bord hatte: Natürlich fl og das Tête-à-Tête<br />

auf. Auf Kuba gibt es viele Augen. Die Segler wurden<br />

ausgewiesen. Und die Frauen? Die kamen ins Gefängnis.<br />

„ALLES, WAS WIR ÜBER HAVANNA WUSSTEN, WAR, DASS DIE LICHTER AUF<br />

DEM PRADO NIEMALS ERLOSCHEN UND DASS MAN EINE VERDAMMT GUTE<br />

CHANCE HATTE, DORT DIE BESTE ZEIT SEINES LEBENS ZU VERBRINGEN.“<br />

(Jack Weil im Sydney-Pollack-Streifen „Havanna“ mit R.Redfort und L.Olin)<br />

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cuba travel<br />

Vier Plätze sollte man in Habana Vieja gesehen haben: Neben dem Plaza de Armas sind das der neugestaltete Plaza de San Francisco,<br />

der fast fertig sanierte Plaza Vieja und – im krassen Gegensatz dazu - der völlig heruntergekommene, noch unsanierte Plaza del Cristo.

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