abo - Sailing Journal
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Das Vorantreiben des Bootes durch Schwimmstöße ist<br />
jedoch laut Wettfahrtleitung nicht erlaubt. Nur Meckern<br />
ist erlaubt. Und beten. Von Langeweile ist jedoch keine<br />
Spur – ob nun Flaute oder nicht. Von manchen Yachten<br />
ertönt Musik – entweder aus Boxen oder selbst<br />
gemacht. Lautes Gelächter dröhnt von einigen Schiffen.<br />
Und das erst recht, wenn wieder mal einer „Land<br />
gekauft“ hat. Es gibt eine Spezies, die es unbedingt<br />
wissen will; denn man könnte ja vielleicht ein bisschen<br />
Weg einsparen. Oft bekommt derjenige dann die Rechnung<br />
– er sitzt hoch und trocken! Auch zu solch einem<br />
Anlass geht dann meist einer von denen baden. Deshalb<br />
an dieser Stelle der gut gemeinte Rat: Beherzigen<br />
Sie die alte, tranige Seglerweisheit: Immer mindestens<br />
eine Handbreit Wasser unter dem Kiel (oder Schwert)<br />
haben. Sonst wird’s eng. Es geht aber auch anders:<br />
„Uns ist der Sprit ausgegangen, habt ihr noch was?“<br />
Früher hat man das Wettsegeln bei dieser Regatta nicht<br />
so ernst genommen wie heute. Die Vorbereitungen auf<br />
diese ungeduldig erwartete Veranstaltung begannen<br />
meist mit der „Proviantierung“ – nämlich der Ladung<br />
von Bierkästen an Bord. Gleich danach kamen die Bou-<br />
letten (Frikadellen, Fleischpfl anzerl) und Stullen (Brote,<br />
Brotzeit), die Ehefrauen, Freundinnen und Mütter für<br />
die Crew vorher zu fabrizieren hatten. Heute hingegen<br />
gibt es tatsächlich Skipper, die auf jedes Kilo zu viel<br />
an Bord verzichten wollen. Da werden halbe Inneneinrichtungen<br />
ausgebaut und auf den Stegen abgelegt,<br />
um leichter und damit schneller zu sein. Und allenfalls<br />
gibt’s ne Flasche Sherry, um Neptun gnädig zu stimmen.<br />
Ob bei solchen Racern gänzlich auf Verpfl egung<br />
verzichtet wird, bleibt deren Geheimnis.<br />
„Kultur muss sein!“, berichtet Achim Görs, Eigner einer<br />
Grand Soleil. „Damals segelten wir noch auf einer Dufour<br />
24. Meine Frau und ich hatten ein befreundetes Ehepaar<br />
eingeladen, das mit uns gemeinsam das Naturschauspiel<br />
und die herrlichen Farben der untergehenden Sonne bewunderte.<br />
Während der Nacht wechselten wir uns ab. Die<br />
Dunkelheit hält ja nie lange an; denn der Termin der 60 Seemeilen<br />
liegt meist sehr nahe an dem der kürzesten Nacht<br />
des Jahres. Die früh aufgehende Sonne (in so herrlichen<br />
Farben hinter den Wäldern auftauchend) machte uns Appetit<br />
auf frisch gekochte Eier und gefi lterten Bohnenkaffee.<br />
60 sm berlin szene