Sprachblockaden: Hintergründe und ... - Sodalitas
Sprachblockaden: Hintergründe und ... - Sodalitas
Sprachblockaden: Hintergründe und ... - Sodalitas
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Ao. Univ. Prof. Dr. Georg Gombos<br />
Bildungshaus <strong>Sodalitas</strong>, Tainach/Tinje, 17.1.2006<br />
Unsere bisherigen Erfahrungen lassen sich folgender Maßen zusammenfassen: Menschen sind<br />
komplexe Wesen, die in komplexen Beziehungen leben, wo es viele Themen gibt, die sich<br />
miteinander vermischen können, die einander überlagern können, die das eine im<br />
Vordergr<strong>und</strong> erscheinen lassen, während ein anderes Thema unbewusst im Hintergr<strong>und</strong><br />
stehen kann. Dies gilt selbstverständlich auch für die Sprach(lern)blockaden unserer<br />
TeilnehmerInnen: sie erleben eine Blockade, können sich nur schwer erklären, woher sie<br />
kommt, haben schon alles Mögliche zu ihrer Behebung probiert <strong>und</strong> wissen nicht weiter. Die<br />
lösungsfokussierte Arbeit ermöglicht es, dass die TeilnehmerInnen sich mit den dahinter<br />
liegenden Themen auseinandersetzen <strong>und</strong> eine Lösungsmöglichkeit finden, die sich dann im<br />
Alltag in der einen oder anderen Form umsetzen lässt. Es lassen sich einige Muster<br />
beobachten:<br />
• ist eine Sprache durch negative biographische Erfahrungen besetzt, so wird sich der<br />
Klient/die Klientin schwer tun, locker <strong>und</strong> kreativ mit der Sprache umzugehen.<br />
Negative biographische Erfahrungen sind immer durch Menschen vermittelt. D.h. zum<br />
Beispiel, dass ein kränkender, abwertender, streng beurteilender Sprachenlehrer sich<br />
zwischen den Klienten bzw. der Klientin schieben kann. Hier muss eine symbolische<br />
Trennung passieren, damit der Klient bzw. die Klientin die Sprache unbelastet erleben<br />
kann <strong>und</strong> für sich entscheiden kann, ob <strong>und</strong> wie er bzw. sie damit umgehen möchte.<br />
Das weiter oben präsentierte Fallbeispiel Nora zeigt dies: die „windische“ Sprache war<br />
mit dem strengen Großvater verb<strong>und</strong>en (er sprach immer von „Windisch“, während<br />
Slowenisch mit dem Onkel verb<strong>und</strong>en war. Die Klärung der Erfahrungen mit den<br />
beiden Männern führte dazu, dass sie Slowenisch nun hören kann, ohne Aggressionen<br />
zu bekommen <strong>und</strong> dass sie nun ihrem Wunsch nachgehen kann, sich der Sprache<br />
wieder zu nähern. Wie bereits erwähnt ist es bemerkenswert, dass durch diese Arbeit<br />
auch Energien frei wurden, die die Klientin selbstbewusster werden lassen.<br />
• Während der erste Fall eine Überlagerung darstellt, bei der eine negative Erfahrung<br />
mit einer Bezugsperson im Vordergr<strong>und</strong> steht, gibt es andererseits auch Fälle, in denen<br />
aus Loyalität zu einer Person die eigenen (Lern-)Interessen leiden können. Dafür ist<br />
Daniela ein Beispiel: Ihr Bruder war an Englisch in der Schule gescheitert. Im<br />
Nachinterview sagt sie, dass der Prozess der Differenzierung von Englisch des<br />
Bruders <strong>und</strong> ihrem Englisch (In der Aufstellung ging das ursprüngliche Englisch zu<br />
ihm <strong>und</strong> es war eine Lücke da, in der ihr Englisch auftauchte). Ihre unbewusste<br />
Loyalität zum Bruder, gepaart mit ihren schlechten Schulerfahrungen, Englisch<br />
betreffend (sie fühlte sich gedemütigt), hat sie massiv dabei behindert, ihre passiven<br />
Englischkenntnisse auch aktiv in ihrem Beruf umzusetzen.<br />
3. Lösungsmöglichkeiten: Das Konzept der Babylon-Seminare<br />
Während wir bei den ersten Seminaren hauptsächlich für einzelne KlientInnen Systemische<br />
Strukturaufstellungen® durchführten, haben wir nun ein Seminarkonzept entwickelt, dass es<br />
uns erlaubt, mit allen SeminarteilnehmerInnen gleichzeitig an den jeweiligen Themen zu<br />
arbeiten. Wir verwenden dazu Elemente aus der Gestaltpädagogik <strong>und</strong> Gestalttherapie <strong>und</strong><br />
integrieren sie in einen systemischen Ansatz. Systemisch meint hier, dass wir den KlientInnen<br />
die Möglichkeit geben, sich das System oder die Systeme anzusehen, die für ihre<br />
biographischen Erfahrungen, Sprachen betreffend, maßgebend waren. Dabei gilt es die<br />
Beziehungen, die Verhältnisse der einzelnen Systemelemente zu betrachten <strong>und</strong> auf<br />
Veränderungsmöglichkeiten hin zu prüfen. In den Seminaren findet somit einerseits eine<br />
Reflexion der biographischen Erfahrungen unter systemischen Gesichtspunkten statt,<br />
andererseits werden Veränderungsmöglichkeiten angedacht <strong>und</strong> probehandelnd umgesetzt.<br />
10