Sprachblockaden: Hintergründe und ... - Sodalitas
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Ao. Univ. Prof. Dr. Georg Gombos<br />
Bildungshaus <strong>Sodalitas</strong>, Tainach/Tinje, 17.1.2006<br />
Wir nutzen dazu unsere Erfahrungen mit Systemischen Strukturaufstellungen® ebenso wie<br />
mit anderen Aufstellungsformen (etwa Siegfried Essens Autopoetische Aufstellungen), sowie<br />
Erfahrungen mit Gestaltpädagogik <strong>und</strong> Gestalttherapie.<br />
Wir werden im Februar ein Babylon-Seminar hier in Tainach/Tinje anbieten. Wir hoffen sehr,<br />
dass wir wieder unterschiedlichste Anliegen bearbeiten können. D.h. wir laden Menschen ein,<br />
die etwas an ihrem Umgang mit einer Sprache – sei es ihre Muttersprache, sei es eine<br />
Fremdsprache oder sei es eine Minderheitensprache – ändern wollen. Mein besonderes<br />
Interesse hier in Kärnten gilt allerdings Menschen, die ihren Zugang zur zweiten Sprache<br />
Slowenisch verbessern wollen – ähnlich wie dies Nora im obigen Fallbeispiel formuliert hat.<br />
Ich bin überzeugt davon, dass es in Kärnten sehr viele Menschen gibt, deren Vorfahren<br />
Slowenisch gesprochen haben <strong>und</strong> die insofern gespalten sind, als dass ein Teil von ihnen den<br />
Zugang zu Slowenisch sucht, während ein anderer Teil sie dabei behindert. In den Babylon-<br />
Seminaren trachten wir danach, Überlagerungen zu entflechten, Loyalitäten wertschätzend zu<br />
bearbeiten, damit die Menschen frei werden, ihren Zugang zu Slowenisch selbst zu wählen.<br />
Wenn ich davon spreche, dass „ein Teil von ihnen“ sie behindert, dann meine ich keinesfalls,<br />
dass diese Menschen Schuld daran hätten. Ich meine viel eher, dass sie in privaten, aber auch<br />
in gesellschaftlichen Systemen aufgewachsen sind <strong>und</strong> leben, die ihren Zugang zur Sprache<br />
ihrer Vorfahren zum Teil beträchtlich erschweren. Es ist unser Anliegen, diesen Menschen zu<br />
helfen, ihre eigenen Ressourcen zu stärken, damit sie individuelle, persönliche Lösungen<br />
finden können <strong>und</strong> ihren Lebensweg befreiter, kreativer, selbstbestimmter gehen können. Dies<br />
ist keine Absage oder Abkehr vom Anspruch, über gesellschaftliche Missstände der<br />
Vergangenheit <strong>und</strong> der Gegenwart aufzuklären <strong>und</strong> an einer Verbesserung dieser Verhältnisse<br />
mitzuwirken. Es ist nur ein anderer Weg, der besonders jene ansprechen soll, die in ihren<br />
biographischen Erfahrungen verstrickt sind, aber einen Wunsch, eine Sehnsucht nach der<br />
Sprache ihrer Vorfahren verspüren. Dabei können schmerzhafte Erfahrungen in den Familien<br />
wachgerufen werden <strong>und</strong> behutsam einer Klärung, einer Versöhnung, einer seelische Heilung<br />
zugeführt werden.<br />
In den Babylon-Seminaren arbeiten wir nach einander auf sechs Ebenen. Auf allen Ebenen<br />
werden der Ist-Stand an Erfahrungen <strong>und</strong> die Muster des Umgangs mit Sprache(n) reflektiert<br />
<strong>und</strong> es werden Lösungsmöglichkeiten gesucht <strong>und</strong> erprobt. Die sechs Ebenen sind:<br />
Die Biographie: Wir erk<strong>und</strong>en, welche Erlebnisse aus der Lebensgeschichte der<br />
TeilnehmerInnen sich als Hindernis im Umgang mit fremden Sprahen<br />
auswirken <strong>und</strong> welche Fähigkeiten sie erworben haben, die für das<br />
Lernen <strong>und</strong> Sprechen einer fremden Sprache nützlich sein können.<br />
Der Kontext: Wir betrachten das Umfeld, in dem die TeilnehmerInnen die Sprache<br />
verwenden wollen <strong>und</strong> entwickeln Ideen, wie sie Gelegenheiten<br />
schaffen <strong>und</strong> finden können, wo es ihnen Freude macht, die Sprache zu<br />
üben.<br />
Die Vision: Die TeilnehmerInnen entwickeln eine klare Vorstellung, welchen<br />
Nutzen ihnen die neue Sprache bringt <strong>und</strong> welche Ansprüche sie an ihre<br />
Sprachkenntnisse stellen.<br />
Die Werte: Die TeilnehmerInnen erforschen Ihre (Vor-)Urteile <strong>und</strong> Glaubenssätze<br />
in Bezug auf die verschiedenen Sprachen, die sie kennen <strong>und</strong> entdecken<br />
neue Aspekte der fremden Sprache <strong>und</strong> Kultur.<br />
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