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Pierre Botta, am 26. September 1926 in Biel - Schweizerische ...

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<strong>Pierre</strong> <strong>Botta</strong>, <strong>am</strong> <strong>26.</strong> <strong>September</strong> <strong>1926</strong> <strong>in</strong> <strong>Biel</strong> geboren, zweisprachig<br />

französisch und deutsch aufgewachsen. Verheiratet mit Trudi <strong>Botta</strong>-<br />

Rüegger und Vater von fünf K<strong>in</strong>dern. Seit <strong>September</strong> 2010 verwitwet.<br />

Me<strong>in</strong> Vater eröffnete 1932 <strong>in</strong> <strong>Biel</strong> e<strong>in</strong>en Betrieb als<br />

Orthopädiemechaniker. 1942, mitten im graus<strong>am</strong>en zweiten Weltkrieg,<br />

trat ich im elterlichen Betrieb me<strong>in</strong>e Lehre an und schloss sie 1946 mit<br />

Bestnoten ab.<br />

In dieser dunklen Zeit fand ich zum Glauben an Gott. Aus se<strong>in</strong>er Hand<br />

durfte ich me<strong>in</strong> Leben lang Kraft und Führung empfangen.<br />

1948 beteiligte ich mich unter der Leitung von Prof. Louis Nicod an<br />

Rotkreuz-Missionen, zuerst <strong>in</strong> Lyon und anschliessend <strong>in</strong> Algerien und<br />

Marokko.<br />

Ich suchte mit voller H<strong>in</strong>gabe nach Ideen, wie Be<strong>in</strong>prothesen zu verbessern<br />

wären.<br />

So habe ich gegen das chronische Ödem der Stumpfspitze, der d<strong>am</strong>aligen<br />

Lehre zum Trotz, den Vollkontaktschaft entwickelt.<br />

Die <strong>in</strong> Kalifornien Ende der 60er Jahre entwickelte PTB (patella tendo<br />

bear<strong>in</strong>g) Unterschenkelkurzprothese, verbesserte ich mit e<strong>in</strong>em Soft-Socket<br />

mit Endbelastung. Auf e<strong>in</strong>e Aufhängeschlaufe oder e<strong>in</strong>en seitlichen Keil<br />

wollte ich verzichten.<br />

Ich setzte mich mit Begeisterung dafür e<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>e bessere Kosmetik und<br />

e<strong>in</strong>en höheren Tragkomfort zu schaffen. So entstanden entsprechend der<br />

Gegenseite des Amputierten, <strong>in</strong>dividuell nachgebildete Waden- und<br />

Fussformen. Aus der Spraydose lässt sich die Farbgebung persönlich<br />

gestalten.<br />

Es stand <strong>in</strong> den Büchern, die Knieexartikulation sei wegen ihrer Länge<br />

und ihrer Form prothetisch nicht versorgbar. Um die Prothese an-und<br />

ausziehen zu können entwickelte ich die Lösung, den birnenförmigen<br />

Stumpf mit e<strong>in</strong>em Weichwandschaft „Soft-Socket“ <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

zyl<strong>in</strong>drische Form umzuwandeln.<br />

1985 wurde deutlich, dass die bis anh<strong>in</strong> unantastbare querovale<br />

Oberschenkel- Schaftform falsch ist. Der Prothesenschaft muss e<strong>in</strong>e<br />

sitzbe<strong>in</strong>umgreifende und nicht e<strong>in</strong>e sitzbe<strong>in</strong>unterstützende Form aufweisen,<br />

die sogenannte „Cat-C<strong>am</strong>“ Form (Contoured adducted<br />

trochanteric controlled alignement method). Ich formte diese „Cat-C<strong>am</strong>“-<br />

Schäfte aus Holz und durfte erfahren, dass die Prothese nicht mehr nach<br />

lateral kippte und me<strong>in</strong>e Patienten und Patient<strong>in</strong>nen weniger h<strong>in</strong>ken


mussten! Diese E<strong>in</strong>bettung gilt auch für Patienten und Patient<strong>in</strong>nen mit<br />

e<strong>in</strong>er Hüftexartikulation.<br />

Angeborene Fehlbildungen stellen mit ihrer Komplexität die Betroffenen<br />

und die Orthopädie vor grosse Herausforderungen. Ich habe mich mit<br />

Demut dafür e<strong>in</strong>gesetzt, Orthoprothesen zu entwickeln, welche nicht nur<br />

die Beh<strong>in</strong>derung verbergen, sondern funktionell und ästhetisch s<strong>in</strong>d.<br />

Die Zus<strong>am</strong>menarbeit mit Prof. René Baumgartner hat 1966 <strong>in</strong> Genf<br />

begonnen, als er als Oberarzt bei Prof. Willy Taillard war. Wir trafen uns oft<br />

als Vorstandsmitglieder an den APO Sitzungen (Association Prothese-<br />

Orthese). Zus<strong>am</strong>men unternahmen wir viele Studienreisen <strong>in</strong> Europa, USA<br />

und Kanada. An vielen <strong>in</strong>ternationalen Kongressen habe ich Vorträge<br />

gehalten.<br />

An erster Stelle me<strong>in</strong>er Lehrtätigkeit stehen die Bücher über Amputation<br />

und Prothesenversorgung, welche mit Prof. R. Baumgartner entstanden<br />

„René Baumgartner, <strong>Pierre</strong> <strong>Botta</strong>: Amputation und Prothesenversorgung,<br />

Thieme, 3. Auflage, 2007“<br />

1989 durfte ich mit Prof. R. Baumgartner für das erste Lehrbuch den „Carl-<br />

Rabl Preis“ der Vere<strong>in</strong>igung süddeutschen Orthopädengesellschaft empfangen.<br />

1999 verlieh mir die DGOT (Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und<br />

Traumatologie), die „Georg Hohmann Plakette“ und die Ehrenmitgliedschaft.<br />

Auch die schweizerische APO, die österreichische ISPO (International<br />

Society for Prosthetics and Orthetics) und der schweizerische Verband der<br />

Orthopädietechniker ernannten mich zum Ehrenmitglied.<br />

Heute geben <strong>in</strong> der <strong>Botta</strong> Orthopädie <strong>in</strong> <strong>Biel</strong> neue Materialien,<br />

hervorragende L<strong>in</strong>er, zweckmässige Gelenke, Datenbank und CNC-<br />

Masch<strong>in</strong>en unseren Patienten und Patient<strong>in</strong>nen mehr Komfort und mehr<br />

Sicherheit.<br />

Ich freue mich, dass me<strong>in</strong>e beiden Söhne, Rémy und Michel, mit über<br />

zwanzig ausgebildeten, treuen Mitarbeitern sich für das Wohl betroffener<br />

Menschen e<strong>in</strong>setzen.<br />

Ich danke Gott, me<strong>in</strong>em Schöpfer, für me<strong>in</strong>en Lebensauftrag und für die<br />

Kraft, die er mir gab.<br />

In dankbarer Er<strong>in</strong>nerung an me<strong>in</strong>e liebe Gatt<strong>in</strong>, Trudi <strong>Botta</strong>-Rüegger.<br />

<strong>Pierre</strong> <strong>Botta</strong>

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