14. Elektronenmikroskopische Fraktographie - Möser, Martin
14. Elektronenmikroskopische Fraktographie - Möser, Martin
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Stähle mit Festigkeiten unter 1250 MPa, ungünstigenfalls liegt diese Grenze bei ca. 1000 MPa,<br />
sind gegenüber von außen eindringendem Wasserstoff, der beim elektrolytischen Plattieren oder<br />
durch Korrosionsvorgänge entsteht, wenig empfindlich. Trotzdem wird auch bei diesen Stählen<br />
Wasserstoffrissigkeit gefunden. Offensichtlich ist dies an zwei Voraussetzungen gebunden:<br />
– Das Wasserstoffangebot muss hoch sein. Das ist der Fall, wenn Wasserstoff mit der Schmelze<br />
aufgenommen wurde, oder wenn eine Korrosion in Gegenwart von Verbindungen abläuft, die<br />
die Rekombination des Wasserstoffes behindern, wie das bei der Korrosion durch Schwefelwasserstoff<br />
der Fall ist (s. [24, 26]). Außer Schwefelwasserstoff sind unter anderem<br />
Verbindungen des Phosphors (z. B. als PH3), des Arsens (As2O3), des Selens und auch Cyanide<br />
als Reaktionsgifte bzw. Promotoren bekannt [27].<br />
– Der im Gitter bewegliche, atomare Wasserstoff hat zwar einen gewissen versprödenden<br />
Einfluss, aber er ist zunächst nicht in der Lage, rissauslösend zu wirken. Vielmehr muss er erst<br />
extrem konzentriert werden. Das kann über die schon erwähnte molekulare Zwischenspeicherung<br />
in Poren und Einschlusshohlräumen erreicht werden.<br />
Zur Rissbildung kommt es dann, wenn diese relativ große Wasserstoffmenge in den atomaren<br />
Zustand zurückversetzt wird, was durch Fließvorgänge bewirkt werden kann. Dieser Effekt zeigt<br />
sich am deutlichsten bei den vom Schweißen her bekannten Fischaugen, die nachweislich erst<br />
beim Erreichen der Fließgrenze entstehen; man findet sie hauptsächlich auf den Bruchflächen<br />
von Schweißbiegeproben (Abb.<strong>14.</strong>9a). Über ihren Entstehungsmechanismus existiert folgende<br />
Vorstellung:<br />
a) b)<br />
Abb. <strong>14.</strong>9 „Fischauge“ in Schweißnaht<br />
a) Der Wasserstoff hatte sich an einem Einschluss gesammelt und eine Pore gebildet.<br />
b) Feine Bruchfacetten, von Mikroporen durchsetzt