14. Elektronenmikroskopische Fraktographie - Möser, Martin
14. Elektronenmikroskopische Fraktographie - Möser, Martin
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Beim nachträglichen Aufbrechen des Risses sind die metallischen Zwischenstege wieder unter<br />
Ausbildung von Wabenstruktur, also duktil, aufgetrennt worden (Abb. <strong>14.</strong>10b).<br />
Im Fall der Wasserstoffbeladung durch Schwefelwasserstoffangriff (Petrolchemie!) sind<br />
ebenfalls (Sulfid-) Einschlüsse bzw. deren Hohlräume der Ort der Wasserstoffansammlung. Da<br />
hier Wasserstoff kontinuierlich und in großen Mengen in den Stahl eindringt, können solch hohe<br />
Innendrücke aufgebaut werden, dass es durch Überlagerung mit der Lastspannung zum<br />
Fischaugeneffekt auch dann kommt, wenn die Einschlüsse weniger günstig für die<br />
Rissentstehung liegen als bei den Unternahtrissen. Das wird in Abb. <strong>14.</strong>11 an einer mit H2S-<br />
Lösung beaufschlagten Zugprobe gezeigt, die in Walzrichtung belastet worden war: Die<br />
Bruchfacette nimmt eindeutig ihren Ausgang an einer aufgeweiteten Einschlussspalte.<br />
Abb. <strong>14.</strong>11 Von aufgeweitetem<br />
Einschlusshohlraum<br />
ausgehende Bruchfacette in<br />
H2S-beaufschlagter<br />
Zugprobe<br />
<strong>14.</strong>2. Untersuchungen von Gefügeinhomogenitäten im REM<br />
(Bruchmetallographie)<br />
Sulfidverspritzungen. In geschweißten Platten aus höherfestem Baustahl wurden<br />
interkristalline Risse gefunden, die sich von der wärmebeeinflussten Zone des Grundwerkstoffes<br />
über die Schmelzlinie in das Schweißgut hinein erstreckten und eine Länge von bis zu 1 mm<br />
erreichten. Für die Untersuchung im REM wurden diese Risse aufgebrochen. In ihrer<br />
Nachbarschaft fanden sich im Grundwerkstoff Anhäufungen flacher Einschlüsse in der Art, wie<br />
sie bereits in Abb. <strong>14.</strong>10b gezeigt wurden. Auch hier handelte es sich im Wesentlichen um<br />
Sulfide (Eisen-Mangan-Sulfide). Entlang der Schmelzlinie waren die Sulfideinschlüsse auf- oder<br />
angeschmolzen und die Schmelze unter dem Einfluss der Schrumpfspannung auf die<br />
Austenitkorngrenzen ,,verspritzt“ worden [31, 32]. Das führte dort zur Entstehung flacher<br />
Mikrolunker mit farn- oder rosettenartigen Sulfid-Erstarrungsstrukturen (Abb. <strong>14.</strong>12a).<br />
Ähnliche Erscheinungen fanden sich in geschmiedeten Bauteilen, die überhitzt worden waren<br />
(Abb. <strong>14.</strong>12b). Da es sich um einen relativ reinen Stahl handelte, musste der Schwefel erst aus<br />
dem Korninneren an die Korngrenzen diffundieren, um sich dort als Schmelze zu sammeln.<br />
Denkbar ist auch, das bei der starken Kornvergröberung, die hier stattgefunden hatte, der